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Berichte
Breuberg-Sandbach. „Eine große Geschichte des Segens liegt über diesem Haus.“ Das sagte der Mainzer Bischof, Kardinal Karl Lehmann, am Samstag, 2. September, bei einem Festgottesdienst anlässlich des 150-jährigen Bestehens des St. Marienhauses in Breuberg-Sandbach. „Wir blicken mit großem Dank zurück auf die Zeit, als das Marienhaus fast 100 Jahre lang als Waisenhaus genutzt wurde.“ Es sei „eine gute Fügung“ und „auch ein kleines Wunder“, dass sich die Barmherzigen Schwestern von Alma inzwischen in Breuberg niedergelassen haben, sagte Lehmann. Konzelebranten des Gottesdienstes waren Weihbischof Dr. Werner Guballa, Bischofsvikar für die Geistlichen und Ordensleute im Bistum Mainz, Generalvikar Dietmar Giebelmann und zahlreiche Geistliche aus dem Dekanat Erbach mit Dekan Heinz Kußmann, Erbach, an der Spitze. Zu dem Festgottesdienst waren mehrere hundert Gläubige auf das Gelände vor dem St. Marienhaus gekommen.
„Was war das damals für ein Mut von den Schwestern, Bischof Ketteler und der Familie von Löwenstein, von der Ketteler viel Hilfe bei der Gründung erhalten hat“, sagte Lehmann. Er wies darauf hin, dass der Mainzer Bischof, Wilhelm Emmanuel von Ketteler, das Marienhaus als seinen Lieblingsort im Bistum bezeichnet habe und dort auch gern seinen Urlaub verbracht habe. Weiter sagte er in Richtung von Schwester Lydia Allen, die als erste Oberin in Breuberg gewirkt hat: „Ich habe es immer als sehr mutige Tat empfunden, dass sie nach Breuberg gekommen sind. Sie haben dem Haus einen neuen Sinn gegeben. Es ist auch die Kraft der Liebe, die dieses Haus auszeichnet.“
Das Marienhaus habe Naturkatastrophen und Weltkriege überstanden, sagte Mutter Mary Quentin Sheridan, Generaloberin der Barmherzigen Schwestern von Alma/Michigan, USA (Religious Sisters of Mercy) in ihrer Begrüßung, und zwar „nicht nur weil es stabil gebaut ist, sondern weil Jesus Christus hier gegenwärtig ist“. Weiter sagte sie: „Wir sind sehr dankbar, dass wir hier von Ihnen akzeptiert worden sind und wir hoffen, dass wir mit Ihnen zum Wachstum der Kirche im Bistum Mainz und hier im Marienhaus beitragen können.“ Einen besonderen Dank richtete Mutter Mary Quentin Sheridan an Kardinal Lehmann, der den Orden „auf jede erdenkliche Art und Weise unterstützt hat“.
Schwester Liberata Ricker, Provinzoberin der Schwestern von der Göttlichen Vorsehung, wies auf die große Bedeutung hin, die das Marienhaus für ihren Orden habe, da mit Mutter Maria die Mitbegründerin und erste Oberin des Ordens dort begraben sei. Sie dankte den Barmherzigen Schwestern von Alma, dass sie diese Ruhestätte in Ehren halten und „immer ein offenes Ohr für uns haben“.
Am Ende des Festgottesdienstes gingen Schwestern aus beiden Ordensgemeinschaften zusammen mit den Zelebranten zum Grab von Mutter Maria (1812-1857), der ersten Oberin des Ordens von der Göttlichen Vorsehung (bürgerlich: Fanny de la Roche-Starkenfels). Anlässlich des 149. Todestages von Mutter Maria (1. August) segnete Kardinal Lehmann das Grab. Nach dem Gottesdienst fand im Hof des Marienhauses ein Empfang statt. Im Rahmen der Festveranstaltung wurde auch eine kleine Ausstellung zur 150-jährigen Geschichte des St. Marienhauses gezeigt, die von der Abteilung Öffentlichkeitsarbeit im Bischöflichen Ordinariat gestaltet wurde. Musikalisch gestaltet wurde der Gottesdienst von den Barmherzigen Schwestern und Markus Heinrich (Orgel).
Der Mainzer Bischof, Wilhelm Emmanuel von Ketteler, hat das St. Marienhaus am 24. August 1856 als Waisenhaus der Schwestern von der Göttlichen Vorsehung eingeweiht. 1941 wurde das Haus in eine Tuberkuloseheilanstalt umgewandelt. Ab 1959 wurde das St. Marienhaus als Altersheim genutzt. Ende 1992 haben die Barmherzigen Schwestern von Alma die Einrichtung übernommen und einen geistlichen Ort für Priester, Ordensangehörige und die Menschen im Odenwald geschaffen.
tob (MBN)
Mainz. Im Ratssaal des Mainzer Rathauses wurde am Freitag, 1. September, das Werk „Ort der Stille - Von der Kraft der Endlichkeit“ zum 200. Jubiläum des Mainzer Hauptfriedhofes vorgestellt. Das Buch ist Ergebnis einer Projektarbeit von 500 Mainzer Bürgern zwischen sieben und 84 Jahren, die sich in Wort und Bild intensiv mit dem so genannten Aureus auseinandergesetzt haben. Bei der Feierstunde waren neben 300 der Autoren und Fotografen des Buches auch die Schirmherren des Aureus-Bürgerprojektes, der Mainzer Bischof, Kardinal Karl Lehmann, sowie der Mainzer Oberbürgermeister Jens Beutel, anwesend. Beide würdigten das Werk in ihren Ansprachen und hoben besonders das Herausgeberpaar Rupert Krömer und Professorin Sabine Theis-Krömer hervor, die sich mit viel Elan und Engagement dem Projekt und der Erstellung des Buches gewidmet hätten.
Die Präsentation wurde von den drei jüngsten Autorinnen mit Zitaten aus ihren Beiträgen eröffnet. Oberbürgermeister Beutel nannte das Buch in seiner Begrüßung „opulent, intensiv und historisch in der Stadt verwurzelt“, es sei das Ergebnis eines „Bürgerprojektes, das alle Generationen umfasst“. Die Atmosphäre des Friedhofs habe sich durch seine neue Bedeutung, die er durch das intensive Interesse der Bürger erhalten habe, gewandelt, hielt Beutel fest. Herausgeber Rupert Krömer führte in die Thematik ein. Exemplarisch trugen 21 der anwesenden Autoren kurze Passagen aus ihren Beiträgen vor.
Das Buch enthält rund 600 Bilder des Fotowettbewerbs zum Aureus sowie Beiträge von Mainzer Bürgern und Repräsentanten aus Politik und Gesellschaft. Zu den Autoren gehören neben Kardinal Lehmann und Oberbürgermeister Beutel auch Monsignore Klaus Mayer, Karl Holzamer (ehemaliger ZDF-Intendant), Barbara Wolf-Gröninger (Initiative Trauernde Eltern), Johannes Reiter (Moraltheologe) und Thomas Klumb (Leiter der Öffentlichkeitsarbeit im Bistum Mainz).
Hinweis: Das Buch ist für 39,90 Euro im Handel erhältlich: „Ort der Stille - Von der Kraft der Endlichkeit - 2000 Jahre Heiliges Tal, 200 Jahre Mainzer Aureus. Ein Bürgerprojekt“. Herausgegeben von Rupert Krömer und Sabine Theis-Krömer. Mainz, Vitruv-Verlag 2006. 470 Seiten, rund 600 Fotos. ISBN 3-937562- 00-1.
edh (MBN)
Mainz. Die drei Pfarrgemeinden in Mainz-Mombach, St. Nikolaus und die beiden Filialgemeinden Herz Jesu und Heilig Geist (1953 und 1969 gegründet), haben sich zur neuen Pfarrei St. Nikolaus zusammengeschlossen. Am Sonntag, 3. September, fand aus diesem Anlass in der St. Nikolaus-Kirche in Mainz-Mombach ein Festhochamt statt. Hauptzelebrant war der Mainzer Generalvikar, Prälat Dietmar Giebelmann. Durch ein Dekret des Bischofs von Mainz, Kardinal Karl Lehmann, waren die Gemeinden zum 1. September aufgelöst und neu gegründet worden. Alter und neuer Pfarrer von St. Nikolaus ist Gottfried Keindl (seit November 2004).
In seiner Predigt gratulierte Giebelmann der Gemeinde zur erfolgreichen Fusion und verlas das Dekret des Bischofs. „Es muss unser Ziel als Kirche sein, dort zu sein, wo die Menschen sind. Darum ist die Neugründung dieser Pfarrei kein Rückzug, sondern ein Fortschritt. Wir haben Mut, weil wir wissen, dass Gott auf unserer Seite ist“, betonte Giebelmann.
„Jetzt ist es soweit - Mombach ist eine Pfarrei mit drei lebendigen Zentren“, sagte Gottfried Keindl sichtlich zufrieden in seiner Ansprache beim Festakt. Zuvor waren ihm im Festhochamt nach seinem vor dem Generalvikar erneuerten Amtsversprechen von Vertretern der drei Gemeindeteile symbolisch die Schlüssel der Kirchen überreicht worden, die er zu einem einzigen, neuen verband. „Fürchtet euch nicht, habt Mut, Gemeinde zu sein“ - dieses von Keindl geprägte Motto griff auch Ingrid Centmeyer, die Vorsitzende des Pfarrgemeinderates, in ihrer Ansprache auf. Besonders dankte sie Pfarrer Keindl für sein Engagement bei der Entwicklung der Fusionspläne: „Mit Ihrem Elan, Ihren Ideen, Ihrem Mut und insbesondere dem Talent, andere zu begeistern, wird auch künftig ein lebendiges Gemeindeleben hier in Mombach gelingen. Wir freuen uns darauf und möchten Sie nach Kräften unterstützen.“ Als Dankeschön der Gemeinden überreichte sie dem Priester eine Stola und ein Messgewand.
Der Mainzer Oberbürgermeister Jens Beutel, selbst in Mainz-Mombach zu Hause, erhob die Fusion der drei Gemeinden in seiner Ansprache zum Vorbild für andere Gemeinden und lobte den optimistischen Auftakt. An Giebelmann gewandt sprach er die Hoffnung der Gemeinde aus, dass man in diesem Jahr vielleicht noch einen neuen Glockenturm bauen könne, welcher in St. Nikolaus bisher noch fehlt. Auch Thomas Busch von der Evangelischen Friedenskirche und Ortsvorsteherin Dr. Eleonore Lossen-Geißler banden diese Bitte in ihr Grußwort mit ein, was der Generalvikar mit wissendem Lächeln quittierte. Am Schluss des Festaktes stand die humorvoll gestaltete Festrede Heinz Schliers. Der Mombacher Bürger berichtete den Anwesenden auf unterhaltsame Weise, warum es so passend sei, dass die Fusion ausgerechnet mit der 750-Jahrfeier des Stadtteils Mainz-Mombach zusammenfalle, denn die Geschichte von Ort und Gotteshaus sei eng miteinander verwoben.
Mit Giebelmann zelebrierten beim Gottesdienst neben Keindl auch Pfarrer i.R. Norbert Pfaff, Pater Joschi Mertz OT sowie Pfarrer i.R. Reinhard Geisse. Die musikalische Gestaltung hatten der Ökumenische Kirchenchor und der Kirchenchor Herz Jesu unter der Leitung von Mechthild Schade-Busch und Andrea Ackermann übernommen. Der Wunsch zur Fusion bestand seit zwei Jahren. Die drei Pfarrgemeinderäte bildeten schon seit März 2006 einen Gesamt-Pfarrgemeinderat, der bis zur Neuwahl im nächsten Jahr weiter amtiert. Die Verwaltungsräte waren bis 31. August diesen Jahres im Amt, bis zu ihrer Neuwahl Mitte September ist Keindl als Vermögensverwalter eingesetzt. Insgesamt leben in der neuen großen Pfarrei 4.952 Katholiken.
edh (MBN)
Mainz. Der Mainzer Weihbischof, Dr. Werner Guballa, hat dazu aufgerufen, die größeren pastoralen Räume der Strukturreform im Bistum Mainz als Chance zu sehen und zu nutzen. Wörtlich sagte Guballa: „Unsere Seelsorgeräte wären eine Totgeburt, bevor sie richtig wirksam würden, würden wir in ihnen ein Konkurrenzunternehmen zum Pfarrgemeinderat sehen. Die Pfarrgemeinderäte bestimmen nicht, was der Seelsorgerat behandeln darf, sondern beide arbeiten aufeinander zu, der eine für den anderen.“ Guballa äußerte sich am Dienstag, 29. August, im Gemeindehaus St. Bonifaz in Mainz bei der Schlusskonferenz der Visitation im Bezirk I des Dekanates Mainz-Stadt. Guballa hatte die elf Pfarreien sowie fünf Gemeinden anderer Muttersprache im Zeitraum vom 13. März bis 17. Juli visitiert.
Der Weihbischof betonte vor den hauptamtlichen Mitarbeitern, dass die Strukturreform auch Auswirkungen auf das Berufsprofil von Priestern und pastoralen Mitarbeitern haben werde: „Diese werden weniger Ausführende als vielmehr Anleitende und Begleitende für Personen und Gruppen vor Ort sein, und diese ehrenamtlichen Mitarbeiter sind nicht die Ausführungsgehilfen von Hauptamtlichen, sondern unter fachlicher Begleitung eigenständig und verantwortlich für die Aufgaben, die sie wahrnehmen können und die ihnen übertragen sind.“
Guballa regte an, ein pfarreiübergreifendes Konzept für Erwachsene zu erarbeiten, die sich auf die Taufe vorbereiten. Die grundsätzliche Frage für die Seelsorge auch in der Mainzer Innenstadt laute: „Wie werden wir fähig, jeder und jedem ‚Rede und Antwort zu stehen, die uns nach unserer Hoffnung fragen? (1 Petr 3,15)’“. Notwendig seien dazu gerade in der Innenstadt „Orte in den Gemeinden und in anderen Einrichtungen unserer Kirche, an denen wir das Leben teilen wie das tägliche Brot, an denen wir über das sprechen, was uns bewegt und wo wir unsere Sprache und Kommunikationsfähigkeit in das Miteinander einbringen“.
Die katholischen Kindertagesstätten bezeichnete er als „eminent wichtige Räume der Glaubensweitergabe und des pastoralsozialen Handelns“. Guballa wies darauf hin, dass nach seiner Wahrnehmung bei den Pfarreien das Bewusstsein schwinde, für eine Kindertagesstätte verantwortlich zu sein. Es sei Aufgabe, für den künftigen Seelsorgerat in der Neustadt und der Innenstadt zu überlegen, ob es nicht eine eigene Trägerstruktur für die dortigen Kindertagesstätten geben müsse. Auf jeden Fall sei eine engere Zusammenarbeit erforderlich, sagte Guballa.
Guballa betonte die Notwendigkeit, öffentlich für den eigenen Glauben einzustehen. Wörtlich sagte er: „Wir sind als Kirche in der Stadt eine Gemeinschaft geistig geistlicher Präsenz und mischen uns ein in die Auseinandersetzungen um die zentralen Lebens- und Überlebensfragen, die es in unserer Gesellschaft gibt, weil wir davon überzeugt sind, dass Religion nicht nur Privatsache ist, kein Selbstzweck, und wir als Kirche nicht Nischenanbieter auf dem Markt religiöser Sinnangebote. Kirche ist nicht nur für sich selbst da, sondern für die Welt und der schulden wir das Evangelium vom Reich Gottes, nicht mehr und nicht weniger.“
Der Weihbischof wies darauf hin, dass der Charakter der Innenstadt „als Einkaufszentrum und Freizeitpark“ zum einen eine Herausforderung für die Kirchen sei, mit den eigenen Angeboten überhaupt wahrgenommen zu werden. Zum anderen hätten die Pfarrgemeinden auch „anwaltschaftliche Funktion, wenn es darum geht, die Kultur einer Innenstadt nur noch von außen und nicht mehr in einem gesunden Gleichgewicht auch von denen mitbestimmen zu lassen, die dort wohnen und leben“. Weiter sagte er: „Die Rücksichtslosigkeit, mit der etwa bei Großereignissen wie der Übertragung der Fußballweltmeisterschaft auf Großbildleinwänden vorgegangen wird, ist erschreckend. Beim Aufstellen der Großbildleinwand am Ernst-Ludwig-Platz gab es keine Absprache mit der benachbarten St. Peterskirche, so dass die Gemeindegottesdienste deutlich gestört wurden bzw. die Samstagabend-Vorabendmesse an manchen Tagen gar nicht stattfinden konnte.“ Auch Trauungen in St. Peter seien beeinträchtigt worden.
Gleiches gelte für die Öffnung der Geschäfte an Sonntagen. „Warum das an Sonntagen der Fußballweltmeisterschaft unbedingt sein musste, darf zumindest mal als Frage gestellt werden.“ Guballa wies auch darauf hin, dass beim Mainzer Marathonlauf Gottesdienstbesucher kaum eine Möglichkeit hätten, am Sonntagvormittag nach St. Peter, St. Quintin, St. Ignaz, in den Dom oder in die Augustinerkirche zu kommen. Wörtlich sagte er: „Hier erwarte ich vom Seelsorgerat auch einen deutlicheren Einspruch, denn es geht ja nicht um Spielverderberei, sondern um eine Kultur des Feierns, die auch mit Lautstärke zu tun hat und auch mit der Frage: Wer macht den ganzen Dreck weg? Und mit den Ängsten: Was wird denn heute Abend und heute Nacht wieder passieren, wo wird wieder was zerstört?“
Im November 2005 ist die Einteilung der 345 Pfarreien des Bistums in die neuen pastoralen Einheiten (81 Pfarrgruppen und 39 Pfarreienverbünde) im Rahmen der Strukturreform vorgestellt worden. Wichtigste Neuerung ist dabei die Einführung eines Seelsorgerates für jede der neuen pastoralen Einheiten, der für die Koordinierung und Kontinuität in der Zusammenarbeit der zusammengeschlossenen Pfarreien sorgt. Derzeit werden die Statuten für die neuen Strukturen erarbeitet, die bei der Diözesanversammlung im kommenden Oktober verabschiedet werden.
tob (MBN)
Rüsselsheim. Das Jahresprogramm 2006/2007 des Katholischen Bildungswerkes in Südhessen ist erschienen. In seinem Vorwort schreibt Reinhold Schäfer, pädagogischer Leiter des Bildungswerkes Südhessen: „Wir sprechen Menschen an, die Sinn suchen, Krisen bewältigen, sich austauschen und Akzeptanz erfahren wollen. So möchten wir dazu beitragen, dass Menschen kontaktfähiger, solidarischer, handlungsfähiger werden und einen befreienden Zugang zum Glauben finden.“ Das Programm ist erhältlich beim Katholischen Bildungswerk Südhessen, Platanenstraße 63, 65428 Rüsselsheim, Tel.: 06142/14404.
tob (MBN)
Mainz. Bei der ersten ökumenischen „Nacht der offenen Kirchen“ in Mainz waren in der Nacht von Freitag, 1. September, auf Samstag, 2. September, nach Angaben der Veranstalter rund 4.000 Menschen in der Innenstadt unterwegs und nutzten die vielfältigen Programme der 15 Gotteshäuser, die ihre Pforten von 20.00 Uhr bis Mitternacht geöffnet hatten. Die Auftaktveranstaltung fand um 19.30 Uhr in der evangelischen Kirche St. Johannis statt - schon hier waren alle Bänke bis auf den letzten Platz besetzt. Pfarrer Stephan Müller-Kracht, der stellvertretende evangelische Dekan, begrüßte die Anwesenden und wünschte ihnen viel Spaß beim Besuch der verschiedenen Gotteshäuser. Nachdem die Vertreter der Pfarreien Rucksäcke mit Material und Gästebüchern erhalten hatten, machten sich auf den Weg zu ihren Positionen. Dazu erklang das gemeinsame Geläut aus allen Kirchen.
In der Altenheimkapelle St. Josef stand die Nacht unter dem Motto „Bilder des Helfens und Heilens“. Pfarrerin Heidemarie Beier, die evangelische Altenheimseelsorgerin, erzählte von der Geschichte der Kapelle und wies die Gäste auf die beiden Kirchenfenster hin, die der Künstler Hans Kohl Mitte des 20. Jahrhunderts geschaffen hat. Ein Fenster zeigt den Barmherzigen Samariter, das andere den Hl. Martin. Diese Bilder hätten das Helfen und Heilen als Zeichen für die Aufgaben der Altenpflege zum Thema, erklärte Beier. Während einer Diashow wurde aus dem zehnten Kapitel des Lukasevangeliums und der Legende des Hl. Martin vorgelesen.
Nicht weit entfernt, in der Christophskirche, ging es ähnlich ruhig zu. Unter dem Motto „DurchKREUZtes Leben“ waren die Gäste inmitten von kunstvollen floristischen Arrangements vor dem über 600 Jahre alten Gnadenkreuz zu Gebet und Meditation eingeladen. Auch Pfarrer Michael Baunacke von der katholischen Cityseelsorge war in der Kapelle der Ruinenkirche anwesend. Seine erste Zwischenbilanz des Abends gegen 20.30 Uhr war durchaus positiv: „Wir haben vor allem ein Riesenglück mit dem Wetter. Weil es so mild ist, macht es den Leuten noch mal so viel Spaß, durch die Stadt zu schlendern und die Kirchen zu entdecken“, sagte er zufrieden.
Was die vielen Gäste sicherlich auch in die Gotteshäuser zog, war der herzliche Empfang, der ihnen überall bereitet wurde. Es gab nicht eine Veranstaltung, bei der die Besucher nicht mit einem warmherzigen „Schön, dass Sie da sind!“ von den jeweiligen Organisatoren begrüßt wurden. So war es auch in St. Bonifaz. Dort hatten Gemeinde und Dominikanerorden gemeinsam zur „Nacht der Liebenden“ eingeladen. Ab 20.00 Uhr konnte man Liebesgedichte mit Musikuntermalung hören, um 21.00 Uhr wurde ein Segensgottesdienst für Paare angeboten. Ungefähr 40 Paare saßen in den Bänken und sangen gemeinsam mit den Patres moderne Kirchenlieder. Pater Phillip Wagner OP von den Dominikanern zeigte sich begeistert von der Atmosphäre: „Es herrscht eine ganz besondere Stimmung hier heute Abend.“ Später wurde – passend zum Thema – noch das „Hohelied der Liebe“ rezitiert und musikalisch untermalt. Mit einem Konzert bei Kerzenschein schloss die Nacht der Liebenden in der Bonifatiuskirche.
Voller als an manchem Sonntagmorgen war es gegen 22.00 Uhr noch in St. Stephan. In die Kirche mit den Chagallfenstern zog es viele Besucher schon wegen ihrer Berühmtheit. Zu einer meditativen Lichtershow, die das Gotteshaus auf immer neue Seiten zeigte, hörten die Gäste die Schöpfungsgeschichte aus dem Buch Genesis und Zitate aus der Offenbarung des Johannes. Manchmal war es fast dunkel, dann erstrahlte der Altarraum wieder in farbigem Licht. Das Konzept des Projektes „Schöpfung im Licht“ war von der Abteilung Öffentlichkeitsarbeit im Bischöflichen Ordinariat entwickelt und zusammen mit der Firma „Geschichte im Licht“ aus Lorch umgesetzt worden.
Viele Besucher trugen sich in die in allen Kirchen bereitliegenden Gästebücher ein, aus denen in der Abschlussveranstaltung um Mitternacht in der Kirche St. Quintin zitiert wurde. „Eine wunderschöne Nacht!“ – so lauteten viele Einträge der beeindruckten Besucher. Auch Sätze wie „Bitte ab jetzt jedes Jahr eine Nacht der offenen Kirchen!“ waren nicht selten. „Es ist ganz klar, dass wir die „Nacht der offenen Kirchen“ nach dieser großen Resonanz in Zukunft wieder ausrichten werden“, sagte Michael Baunacke nach der Veranstaltung. Nur in welchem Rhythmus, das sei noch zu überlegen.
edh (MBN)
Bensheim. Der Mainzer Weihbischof, Dr. Werner Guballa, Bischofsvikar für die Caritas, hat am Freitag, 1. September, das neue Caritaszentrum in Bensheim eingeweiht. Das Franziskushaus diente zuvor als Jugendwohnheim und war für zwei Millionen Euro von Grund auf saniert und umgebaut worden. Die Einrichtung beherbergt ein Bistro-Café mit Begegnungsstätte, betreutes und intensiv betreutes Wohnen für zwölf psychisch kranke Menschen, den Migrationsdienst der Caritas für den Landkreis Bergstraße, die Allgemeine Lebensberatung mit den Bereichen Sozialberatung, Schwangerenberatung und Schuldnerberatung sowie die Suchtberatung und den Arbeitslosen-Treff „Lichtblick“.
Das neue Caritaszentrum solle an jeden Besucher die Botschaft ausstrahlen: „Hier kann ich heil werden. Das Franziskushaus, das gesegnet wird, möge ein Segen sein“, sagte Guballa. Der Darmstädter Caritasdirektor Franz-Josef Kiefer hatte die zahlreichen Gäste begrüßt. Der Bensheimer Bürgermeister Thorsten Herrmann und der Pfarrer von St. Georg in Bensheim, Dekan Thomas Groß, sprachen Grußworte.
Von den rund zwei Millionen Euro, die Umbau und Sanierung des Franziskushauses gekostet haben, hat der Caritasverband Darmstadt 1,45 Millionen Euro aus Eigenmitteln aufgebracht, von denen das Bistum Mainz 300.000 Euro übernommen hat. 350.000 Euro finanzierte die „Aktion Mensch“ und 200.000 Euro übernahm die Stadt Bensheim aus einer zweckgebundenen Erbschaft. Insgesamt arbeiten rund 20 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus unterschiedlichen Berufen im neuen Caritaszentrum.
Hinweis: Franziskushaus, Klostergasse 5a, 64625 Bensheim, Tel.: 06251/85425-19, E-Mail: franziskushaus@caritas-bergstrasse.de
jow (MBN)
Mainz. Am Freitag, 8. September, wird der Brotkorb im Stadtteiltreff Elsa-Brandström-Straße in Mainz-Gonsenheim offiziell vorgestellt. Über 30 ehrenamtliche Helfer zwischen 16 und 76 Jahren versorgen hier jeden Donnerstagnachmittag 100 Bedürftige mit Lebensmitteln. Bei der Vorstellung werden die Projektpartner auch einen Kooperationsvertrag unterzeichnen. Die Projektgruppe setzt sich zusammen aus dem Stadtteiltreff, der Evangelischen Kirchengemeinde Mainz-Gonsenheim, den katholischen Pfarrgemeinden St. Stephan und St. Petrus Canisius in Mainz-Gonsenheim, der Evangelisch-Freikirchlichen Gemeinde Mainz (Baptisten) und der Freien Evangelischen Gemeinde Mainz. Der Gonsenheimer Brotkorb ist nach dem seit zwei Jahren bestehenden Vorbild in Mainz-Kastel nun mit Mainz-Weisenau der dritte Brotkorb mit katholischer Beteiligung in Mainz.
Das Prinzip des Brotkorbs ist dem der in vielen Städten verbreiteten „Tafeln“ ähnlich, doch über die Lebensmittelausgabe hinaus leisten die Ehrenamtlichen beim Brotkorb in Kastel noch weitere Hilfe. Sie unterstützen die Menschen beispielsweise beim Gang zu Ämtern, beraten in schwierigen Lebenslagen und bringen Menschen, die nicht mehr mobil sind, die Lebensmittel nach Hause. Gebrauchte Möbel aus Wohnungsauflösungen werden über das Team vermittelt und auch bei der Suche nach einem Arbeitsplatz stehen die Helfer vielen Ratsuchenden zur Seite.
Angefangen hat alles im September 2004, als der damalige Kasteler Pastoralreferent Winfried Reininger die Idee hatte, angesichts steigender Arbeitslosen- und Bedürftigenzahlen eine Lebensmittelausgabe im Gemeindezentrum St. Elisabeth zu organisieren. Sieben Besucher waren die ersten Kunden des AKK-Brotkorbs. „Heute stehen jeden Dienstagvormittag 80 bis 100 Menschen bei uns an, um Brot, Obst, Gemüse und andere Lebensmittel für sich und ihre Familien abzuholen“, berichtet Karl Heinz Nowak, der ehrenamtliche Leiter des AKK-Brotkorbs. Der 57-jährige Hausmann und ehemalige Grafikdesigner hat sich neben der Erziehung seiner zehnjährigen Tochter von Anfang an beim Brotkorb engagiert. Auch Gisela Diehl (54) gehört zu den 14 Helfern, die täglich große Einkaufsmärkte der Gegend mit ihren Privatautos abfahren und dort Waren entgegennehmen. „Wir nehmen alles mit, was die Läden aus irgendwelchen Gründen nicht mehr verkaufen können, aber noch von guter Qualität und zum Verzehr geeignet ist“, sagt sie. Dann werden die Lebensmittel sortiert und in die Räume des Kasteler Gemeindezentrums gebracht. Bei der Ausgabe muss ein Ausweis vorgelegt werden, der die Bedürftigkeit bestätigt und auf dem die Anzahl der Familienmitglieder vermerkt ist. „Wir möchten den Bedürftigen so wenig Bürokratie wie möglich zumuten, darum können sie die Lebensmittel ganz umsonst mit nach Hause mitnehmen“, erklärt Gisela Diehl.
Die Arbeit im Brotkorb bringt viele positive Erfahrungen mit sich, da sind sich die beiden Ehrenamtlichen einig. Doch nach zwei Jahren intensiven Engagements macht sich manchmal auch Resignation breit: „Wir bräuchten dringend eine Lobby“, klagt Nowak, „denn wenn es große Firmen gäbe, die uns unterstützen oder uns vielleicht größere Räumlichkeiten zur Verfügung stellen würden, könnten wir den Bedürftigen noch viel besser helfen.“ Doch es sind eher die kleinen Unternehmen und ansässige Bürger, die den Brotkorb mit ihren Spenden am Leben erhalten. So wiegt zum Beispiel die „Weight-Watchers“-Gruppe vom Kostheimer Maria-Hilf-Gemeindezentrum alle Pfunde, die ihre Teilnehmer während des Diätprogramms verlieren, in Lebensmitteln auf und spenden diese für die gute Sache. Die Bäckerei Eckstein aus Ginsheim liefert wöchentlich frische Backwaren in größeren Mengen und will nicht mal eine Spendenquittung. Auf der anderen Seite scheuen sich große Unternehmen, ihre leerstehenden Hallen für die Lebensmittelausgabe zur Verfügung zu stellen, weil sie durch die Verbindung mit sozial schlecht gestellten Menschen einen Nachteil befürchten. Dabei wäre es dringend nötig, dass der AKK-Brotkorb mehr Platz und Räume ganz für sich allein hätte. Im Gemeindezentrum sind die Helfer nur eine von vielen Gastgruppen, die die Räume für ihre Zwecke nutzen können. Doch eine Alternative ist bisher nicht in Sicht. Da hilft es den Ehrenamtlichen nur, an die Öffentlichkeit zu appelieren und weiter „Klinken zu putzen“. „Manchmal bin ich richtig frustriert“, sagt Gisela Diehl.
Aufbruchstimmung und große Motivation herrschen derweil in Mainz-Gonsenheim. Auch im 4.500 Bewohner starken Stadtteil Elsa-Brandström-Straße haben sich die steigenden Lebenshaltungskosten und die Einführung von Hartz IV bemerkbar gemacht. „Wir haben schon früher vom Stadtteiltreff aus Lebensmittelgutscheine von der Gemeinde St. Stephan verteilt. Doch gerade im vergangenen Jahr ist uns aufgefallen, dass der Bedarf enorm gestiegen ist“, berichtet die Mitarbeiterin des Stadtteiltreffs, Sozialpädagogin Monika Schneider. „Also haben wir, der Stadtteiltreff und St. Stephan, das Thema im Vernetzungsteam der christlichen Gemeinden zur Sprache gebracht.“ Dort gab es viel Zuspruch, alle fünf Kirchengemeinden waren sofort bereit, einen Brotkorb zu organisieren. Und viele Ehrenamtliche waren auch gleich mit dabei. „Wir sind hochmotiviert und ich finde es toll, dass wir das Projekt mit solch einem bunten Blumenstrauß von Helfergremien alle gemeinsam auf die Beine gestellt haben“, schwärmt Schneider. Ein Jahr lang habe man zunächst Informationen gesammelt und den Brotkorb vorbereitet. „Da haben wir natürlich auch viel von den Ehrenamtlichen anderer Projekte gelernt.“ Besonders gut gefällt der 38-Jährigen, die seit acht Jahren in Gonsenheim arbeitet, dass das Konzept des Brotkorbs ganz mit dem des Stadtteiltreffs der Elsa-Brandström-Straße übereinstimme. Die „Hilfe zur Selbsthilfe“ sei schon zuvor von ihrer Einrichtung angeboten worden und nun durch den Brotkorb optimal ergänzt.
Am 1. Juni diesen Jahres fand in den Räumen des Stadtteiltreffs die erste Lebensmittelausgabe statt. Seither haben die Helfer während der Ausgabestunde keine ruhige Minute. Anders als beim Konzept der „Tafeln“ werden die Waren bei den Brotkörben nicht vor der Verteilung in Tüten gepackt, sondern die Kunden können sich selbst aussuchen, was sie möchten. Das wird dann von den Helfern für sie zusammengestellt. Als eine Art Schutzgebühr werden für jeden im Haushalt lebenden Erwachsenen 50 Cent berechnet. „Das entspricht zwar nicht dem tatsächlichen Warenwert, doch es gibt den Menschen ein bisschen das Gefühl, dass sie einkaufen gehen. Das halten wir für wichtig, um sie möglichst würdevoll zu behandeln“, erklärt Schneider. Ehrenamtlicher Leiter des Gonsenheimer Brotkorbs ist Manfred Bösche, ein pensionierter Diplom-Ingenieur, der sich schon lange sozial und kirchlich engagiert. Der 66-Jährige gehört der Baptistengemeinde an und engagiert sich wie seine Kollegen mit sichtbarer Freude für die Kunden des Brotkorbs. „Die meisten Besucher zeigen uns ganz deutlich, wie froh sie sind, dass wir sie unterstützen. Diese Dankbarkeit motiviert uns unheimlich“, sagt er und strahlt über das ganze Gesicht.
Auch Ina strahlt. Die vierfache junge Mutter hat beim Stadtteiltreff vom Brotkorb erfahren und ist glücklich, für einen Euro pro Woche so viele Lebensmittel für ihre Familie erstehen zu können. „Ich habe viele Schulden und bin auf Jobsuche“, berichtet sie. „Da bin ich besonders froh, wenn ich durch den Brotkorb zwanzig Euro pro Woche sparen kann. Die bieten hier viel an, was wir uns sonst gar nicht leisten könnten. Die Helfer sind alle so freundlich und die Sachen sind immer frisch und lecker.“
Damit das gewährleistet ist, werden die Helfer des Gonsenheimer Projektes von den Landwirten aus Ginsheim und Mainz-Finthen und alteingesessenen Gonsenheimer Firmen großzügig mit Lebensmitteln versorgt und durch Firmenspenden finanziell unterstützt. Mit Weisenau teilen sie sich bereits ein Fahrzeug - gestiftet von den Mainzer Stadtwerken - mit Fahrer für die Touren zu den Märkten. Die großen Bäckereien Ditsch und Werner spenden Waren und werben mit dem Brotkorb-Logo auf ihren Firmenfahrzeugen.
Die Gonsenheimer haben sie, die Lobby, von der die Kasteler noch träumen. Doch das soll sich ändern: „Wir werden uns bald mit allen drei Brotkörben zusammensetzen und überlegen, wie wir noch besser zusammenarbeiten und einander unterstützen können“, sagt Monika Schneider.
Hinweise:
edh (MBN)
Mainz. Mit einem Begrüßungstag sind am Freitag, 1. September, im Mainzer Jugendhaus Don Bosco rund 140 junge Männer und Frauen empfangen worden, die ihr Freiwilliges Soziales Jahr (FSJ) beim Bund der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ) im Bistum Mainz absolvieren. Weihbischof Dr. Ulrich Neymeyr, Diözesancaritasdirektor Peter Deinhart und BDKJ-Diözesanvorsitzender Martin Gönnheimer begrüßten die rund 110 jungen Frauen und 30 Männer, die ihren Dienst in verschiedenen Einrichtungen, vor allem bei der Caritas, leisten werden.
Hinweis: Weitere Informationen zum FSJ oder zur Sozialen Bildung beim BDKJ, Referat für Soziale Bildung, Am Fort Gonsenheim 54, 55122 Mainz, Tel.: 06131/253-639, Fax: 06131/253-665, E-Mail: fsj@bistum-mainz.de, Internet: http://www.bdkj-mainz.de/
os (MBN)
Vorankündigungen
Mainz. In diesem Jahr steht der „Tag des offenen Denkmals“, der bundesweit am Sonntag, 10. September, begangen wird, unter dem Motto „Rasen, Rosen und Rabatten - Historische Gärten und Parks“. Am Mainzer Dom wird an diesem Tag von 13.00 bis 18.00 Uhr der Domfriedhof geöffnet sein. Außerdem bietet Domdekan Heinz Heckwolf zusammen mit Steinbildhauer Jörg Walter von der Dombauhütte an diesem Tag um 17.00 Uhr eine Domführung mit Schwerpunkt auf den Bauverzierungen im Dom an.
Außerdem wird am Vortag, Samstag, 9. September, von 10.00 bis 17.00 Uhr der „Tag der offenen Dombauhütte“ veranstaltet, an dem die Werkstätten der Dombauhütte (Grebenstraße 9) einen Einblick in ihre Arbeit ermöglichen. Dabei werden von 10.00 bis 16.00 Uhr jeweils zur vollen Stunde Turmbesteigungen im Mainzer Dom angeboten. An diesem Tag findet außerdem um 12.00 Uhr eine Orgelmatinee mit Domorganist Albert Schönberger statt. Um 20.00 Uhr leiten Domkapellmeister Mathias Breitschaft und Domkantor Karsten Storck im Kreuzgang des Mainzer Domes eine musikalische Soirée mit Domchor, Mädchenchor und Dombläsern. Bei Einbruch der Dunkelheit wird der Mainzer Bürgermeister und Baudezernent Norbert Schüler die neue Dombeleuchtung anschalten.
tob (MBN)
Bad Wimpfen. Am Donnerstag, 14. September, findet in der Pfarrei Heilig Kreuz in Bad Wimpfen die traditionelle Wallfahrt zum Heiligen Kreuz statt. Beim Festgottesdienst um 10.00 Uhr wird der Mainzer Domkapitular, Prälat Jürgen Nabbefeld, predigen. Nabbefeld leitet im Bischöflichen Ordinariat Mainz das Dezernat Weiterbildung. Am Wallfahrtstag besteht von 8.30 bis 9.30 Uhr Beichtgelegenheit. Nach dem Festgottesdienst wird eine Kirchenführung angeboten.
Die Kreuzwallfahrt in Bad Wimpfen fand erstmals im Jahr 1719 zum Fest Kreuzauffindung (3. Mai) statt. Beim Umbau (1715-1719) der im 13. Jahrhundert erbauten Kirche wurde im Altar eine Kreuzreliquie entdeckt. Es handelt sich um ein kleines Metallkreuz aus dem 13. Jahrhundert. In das mit vier Edelsteinen geschmückte Kreuz ist ein Splitter des Kreuzes Jesu Christi eingefasst. Die Inschrift auf der Rückseite lautet: „De ligno Domini“ - „Vom Kreuz des Herrn“. Der Überlieferung nach soll die Altarreliquie vom Regensburger Bischof Albertus Magnus (1200-1280) stammen. Der später heilig gesprochene Dominikanermönch und Kirchenlehrer soll es als Bischofskreuz getragen haben. Das Kreuz wurde in eine Barockmonstranz eingefasst, in der es den Gläubigen am Wallfahrtstag bis heute gezeigt wird.
Das Fest der Kreuzerhöhung am 14. September stellt das Kreuz als Zeichen von Erlösung und Auferstehung in den Mittelpunkt. Das Fest hat seinen Ursprung in der Grabeskirche in Jerusalem, wo es bereits im vierten Jahrhundert gefeiert wurde. Es erinnert an die Auffindung des Kreuzes Jesu, die Helena, der Mutter des römischen Kaisers Konstantin zugeschrieben wird. Das Fest verbreitet sich rasch. Allerdings rückt mit der Zeit der Ritus, dass das Kreuz an diesem Tag den Gläubigen zur Verehrung gezeigt wird (exaltatio crucis - Kreuzerhöhung), gegenüber der Erinnerung an sein Auffinden in den Vordergrund. Bis 1960 gab es im Kirchenjahr am 3. Mai noch ein eigenes Fest Kreuzauffindung.
tob (MBN)
Bingen. Die diesjährige Diözesanversammlung des Kolpingwerkes, Diözesanverband Mainz, findet am Samstag, 9. September, ab 9.30 Uhr in der Fachhochschule Bingen statt. Auf der Tagesordnung steht neben dem Bericht des Diözesanvorsitzenden Toni Brunold, Alzey, auch ein Impulsreferat von Stephan Kowoll vom Kolping-Bundesvorstand. Der Mainzer Generalvikar Dietmar Giebelmann wird auf der Versammlung am Nachmittag ein Grußwort sprechen. Zum Abschluss feiern die Teilnehmer um 17.30 Uhr einen Gottesdienst in der Pfarrkirche St. Aureus und Justina in Bingen-Büdesheim.
tob (MBN)
Mainz/Hochheim. Am Samstag, 23. September, findet eine Wanderung auf den Spuren des heiligen Bonifatius von Mainz nach Hochheim statt. Startpunkt der rund neun Kilometer langen Strecke auf der Bonifatius-Route ist um 12.45 Uhr der Mainzer Leichhof vor der Johanniskirche, wo im Juli 2004 die erste Stationstafel der Bonifatius-Route enthüllt worden ist. Nach einem Reisesegen des Mainzer Generalvikars Dietmar Giebelmann im Mainzer Dom wandert die Gruppe über die Theodor-Heuss-Brücke nach Kastel und Kostheim. Abschluss der Wanderung ist in der Kirche St. Peter und Paul in Hochheim. Verpflegung und Rückfahrt sind selbst zu organisieren. Geführt wird die Wanderung von Thomas Klumb, Leiter der Abteilung Öffentlichkeitsarbeit im Bischöflichen Ordinariat, und Bert Worbs, Schriftführer des Vereins Bonifatius-Route.
Hinweis: Teilnahme nur nach Anmeldung bis Mittwoch, 20. September, beim Main-Taunus-Kreis, c/o Bert Worbs, Am Kreishaus 1-5, 65739 Hofheim, Tel.: 06192/201-1638, E-Mail: Bert.Worbs@mtk.org, Internet: http://www.bonifatius-route.de
tob (MBN)
Osnabrück/Mainz/Offenbach/Rüsselsheim. „Miteinander Zusammenleben gestalten“ lautet das Motto, unter dem die Kirchen zur diesjährigen „Woche der ausländischen Mitbürger / Interkulturelle Woche“ aufrufen, die von Sonntag, 24., bis Samstag. 30. September, stattfindet. Eröffnet wird die Woche am Freitag, 22. September, um 17.00 Uhr mit einem Ökumenischer Gottesdienst im Osnabrücker Dom. In ihrem gemeinsamen Wort, das im Juni veröffentlicht wurde, fordern der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz und Bischof von Mainz, Kardinal Karl Lehmann, der Vorsitzende des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Bischof Dr. Wolfgang Huber, und Metropolit Augoustinos, Griechisch-Orthodoxer Metropolit von Deutschland, dazu auf, sich „den immer wieder zu Tage tretenden Tendenzen von Ausgrenzung, Diskriminierung und Gewalt in unserer Gesellschaft gemeinsam zu widersetzen“. Im Bistum Mainz finden u.a. in Mainz, Offenbach und Rüsselsheim anlässlich der Interkulturellen Woche zahlreiche Veranstaltungen statt.
In Mainz finden die Veranstaltungen der Interkulturellen Woche von Samstag, 16. September, bis Sonntag, 24. September, statt. Unter anderem feiern die katholischen Gemeinden anderer Muttersprache mit den deutschen Gemeinden am Sonntag, 17. September, um 11.30 Uhr einen Gottesdienst im Mainzer Dom zum Thema „Miteinander reden - miteinander glauben“. Zelebranten sind Dekan Markus Kölzer und die Pfarrer der katholischen Gemeinden anderer Muttersprache in Mainz.
In Offenbach finden die Veranstaltungen der Interkulturellen Woche von Donnerstag, 14. September, bis Sonntag, 8. Oktober, statt. Zum Auftakt wird unter anderem am Samstag, 16. September, um 17.45 Uhr in der Pfarrgemeinde St. Marien (Mathildenplatz) ein ökumenischer Eröffnungsgottesdienst zum Leitthema „In Offenbach sind alle Sprachen zu Hause“ gefeiert. Am Dienstag, 19. September, spricht Dr. Gabriele Lautenschläger, Beauftragte für den interreligiösen Dialog im Bistum Würzburg, zum Thema „Wie können Christen den Koran lesen?“. Die Veranstaltung im Deutschen Ledermuseum (Frankfurter Straße 86) beginnt um 20.00 Uhr. „Alle sprechen eine Sprache, wenn ein Mensch den anderen liebt“ ist ein katholischer Gottesdienst am Sonntag, 1. Oktober, in der Kirche St. Paul (Kaiserstraße 60) überschrieben.
In Rüsselsheim finden die Veranstaltungen der Interkulturellen Woche von Sonntag, 10. September, bis Sonntag, 24. September, statt. Unter anderem steht am Montag, 18. September, um 20.00 Uhr in der Alten Synagoge (Mainzer Straße 19) ein Interreligiöser Gesprächsabend zum Thema „Was ist uns heilig?“ auf dem Programm. Auf dem Löwenplatz findet zum Abschluss am Sonntag, 24. September, um 15.00 Uhr ein Friedensgebet statt.
Hinweis: Geschäftsstelle des Ökumenischen Vorbereitungsausschusses, Postfach 160646, 60069 Frankfurt, Fax: 069/230650, E-Mail: info@interkulturellewoche.de, Internet: http://www.interkulturellewoche.de/
tob (MBN)
Koblenz. Die Wallfahrt der Polizeiseelsorge im südwestdeutschen Raum, zu der unter anderem die Polizeiseelsorge in Hessen einlädt, führt in diesem Jahr nach Koblenz. Am Sonntag, 24. September, steht für die Polizisten und ihre Familien unter anderem um 11.30 Uhr ein Pontifikalamt mit dem Trierer Bischof, Dr. Reinhard Marx, in St. Kastor auf dem Programm. Am Ende des Tages feiern die Teilnehmer eine ökumenische Abschlussandacht in der Florinskirche, die vom Polizeiorchester Rheinland-Pfalz musikalisch gestaltet wird.
Hinweis: Katholische Polizeiseelsorge in Hessen, Tel.: 06258/55399, E-Mail: hessen@polizeiseelsorge.de, Internet: http://www.polizeiseelsorge.org/
tob (MBN)
Dokumentation
Bonn. Der Mainzer Bischof und Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Karl Lehmann, hat am Dienstag, 5. September, die Predigt beim Pontifikalrequiem für den ehemaligen Bundestagspräsidenten Dr. Rainer Barzel gehalten. Am dem Gottesdienst im Bonner Münster nahm unter anderen auch Bundeskanzlerin Dr. Angela Merkel teil. Nach dem Requiem fand auf dem Bad Godesberger Zentralfriedhof die Beerdigung statt. Rainer Barzel war am Samstag, 26. August, im Alter von 82 Jahren in München gestorben. Der Deutsche Bundestag wird des CDU-Politikers am Freitag, 22. September, mit einem Staatsakt gedenken. Im Folgenden dokumentieren wir das Predigtmanuskript von Kardinal Lehmann:
Jedes Leben ist einmalig, und jeder Tod ist einzigartig, auch wenn wir im Leben und im Tod immer wieder spüren, dass wir alle endliche, kreatürliche und darum eben auch sterbliche Wesen sind. Bei Menschen, die besonders viele Gaben erhalten und sich auch erworben haben, kommt dies gewiss mit besonderer Deutlichkeit an den Tag.
Es kommt noch ein anderes Moment hinzu. Rainer Candidus - so hieß schon sein Vater - Barzel, am 20. Juni 1924 geboren, hat ein ungewöhnlich herausforderndes Leben gehabt, das vor allem auch durch die großen und schlimmen geschichtlichen Ereignisse des 20. Jahrhunderts geprägt war. Er hat als blutjunger Soldat den Krieg erfahren (1941-1945); am Ende war er Fliegerleutnant. Rasch beendete er vor allem an der Universität Köln das Studium der Rechtswissenschaften und der Volkswirtschaft (1945-1948, Promotion 1949). Sofort danach wurde er in der Landesregierung von Nordrhein-Westfalen tätig und war mit 30 Jahren bereits Beauftragter Nordrhein-Westfalens bei der Montanbehörde in Luxemburg. Sein großer Gönner, dem er aber auch viel zuarbeitete, war kein Geringerer als Ministerpräsident Karl Arnold.
Die Erfahrungen des Nationalsozialismus und des Krieges ließen Dr. Barzel intensiv nach vorne schauen. Er trat 1954 in die CDU ein und war zwei Jahre später bereits geschäftsführendes Mitglied des CDU-Landespräsidiums. Es drängte ihn in die gestaltende Politik. Ein Jahr später war er Bundestagsabgeordneter. 30 Jahre hat er diesen Dienst, und bald an verantwortlichen Stellen, unserem Volk geleistet. Alles Übrige ist eher bekannt und braucht nur kurz erinnert zu werden. Er wurde Vorsitzender der CDU-/CSU-Fraktion (1964-1973), zweimal war er Minister in verschiedenen Kabinetten für gesamtdeutsche Fragen bzw. innerdeutsche Beziehungen (1962-1963; 1982-1983). In schwieriger Zeit wurde er Vorsitzender der CDU in der Bundesrepublik Deutschland (1971-1973). Sein politisches Leben gelangte zu einem Höhepunkt, als er das zweithöchste Amt in unserem Staat übernommen hatte, nämlich Bundestagspräsident (1983-1984). Es ist ganz selbstverständlich, dass er mit diesen Funktionen zugleich viele andere Aufgaben im Bundestag und auch in seiner Partei erfüllt hat, so im Auswärtigen Ausschuss, in den deutsch-französischen Beziehungen und auch in wirtschaftlichen Belangen.
Es war also ein rastloses, geradezu rasantes Leben mit vielen Höhen und Tiefen. Auch wenn er in diesen Jahrzehnten viel gelitten hat, so blieb er durch und durch von Dankbarkeit bestimmt für all das, was ihm gelungen war. Dies galt grundsätzlich, wie er in einer bemerkenswerten Predigt in der evangelischen Kirchengemeinde Ansgar in Hamburg am 11. Dezember 2005 zum Ausdruck brachte. „Wir haben mehr Anlass zu danken als zu klagen!“ Er sah vor allem auch die neuerstandene Demokratie in unserem Land als ein einzigartiges Geschenk und hat die Worte des Historikers Hans-Peter Schwarz sich zu eigen gemacht, dass unsere Demokratie „das erstaunlichste Phänomen der deutschen Geschichte“ ist. Dies war der tiefste Grund, warum er bei allen Verletzungen, Machtspielen und Niederlagen unablässig das Wohl unseres Volkes suchte.
Gerade die Wandlungen, die besonders später auch mit herben Schicksalsschlägen verbunden waren, haben in ihm die uralte biblische Weisheit bestärkt: „Alles hat seine Zeit!“ Dabei hat ihn immer der Glaube gestützt. Dies gilt gerade auch in den fast unerträglichen Schlägen, die er über Jahrzehnte hinnehmen musste. 1980 starb seine erste Frau Kriemhild (geb. Schumacher), die er 1948 heiratete; 1995 wurde ihm seine zweite Ehegattin, Frau Dr. Helga Henselder, mit der er 1982 einen neuen Bund fürs Leben schloss, durch einen tödlichen Unfall entrissen. Im Jahr 1977 musste er seine Tochter Claudia verlieren. Sie, Frau Ute Barzel, geb. Cremer, haben ihm als dritte Ehefrau in den letzten neun Jahren wieder zur Hoffnung und zur Lebensfreude verholfen.
Schlimme politische Niederlagen musste gerade dieser hochbegabte und den meisten überlegene Mann hinnehmen. Es war immer wieder eine eigentümliche Mischung von Missgunst und intrigenhaftem Verhalten, die ihm zusetzten und ihn in seinem Amt z. T. zu Fall brachten: als Vorsitzender der CDU-/CSU-Fraktion, als Bundesvorsitzender und ganz besonders als Bundestagspräsident. Zwei Dinge müssen auch im Gottesdienst und am Grab gesagt werden: Das konstruktive Misstrauensvotum scheiterte im Jahr 1972, weil zwei Leute aus der eigenen Fraktion ihm die Gefolgschaft versagten. „Die Einflussnahme des Ministeriums für Staatssicherheit der DDR darf inzwischen als gesichert gelten.“ (M. Agethen) Schließlich wurde er als Bundestagspräsident nach kurzer Zeit in die sogenannte Flick-Affäre hineingezogen und belastet. Heute steht in jedem Geschichtsbuch, dass es eine ungerechte Anklage war. Kein Geringerer als Helmut Schmidt schreibt, wie viele andere, dass er nach zwei Jahren „voll rehabilitiert“ war (Weggefährten, Berlin 1996, 512). So zog er sich im Jahre 1987 aus dem Bundestag zurück, blieb aber durch seine ca. 20 Bücher, einige Filme und nicht zuletzt durch sein immer noch mächtiges und eindrucksvolles Wort in der politischen Welt präsent, geschätzt und gefürchtet.
Andere wären daran vollends zerbrochen. Aber es war für ihn eine besondere Gnade, dass sein Glaube ihn gehalten und erhalten hat. Tief war er von der konkreten Gegenwart Gottes in allen Lebenslagen überzeugt. Im Blick auf eine schwere Krankheit sagte er: „Ich erfuhr: Gott ist immer da. Er hat immer Zeit! Gott war bei mir und mit mir, als ich daniederlag, als ich wieder aufstehen konnte. Beides habe ich erfahren. Und ich danke dafür.“ (Predigt am 11.12.2005) Einer hat immer Zeit - davon war er ein Leben lang überzeugt. Wie ein Refrain geht dieser Satz durch die Predigt vom Dezember 2005. Dieser Glaube ist stocknüchtern und zugleich voller Zuversicht, wenn er zum Beispiel sagt: „Oft kann ich Gott nicht verstehen. Aber immer vertraue ich ihm.“ Und immer wieder hört und liest man ein Psalmwort, das geradezu zu einem Leitwort seines Lebens wurde: „Du gabst meinen Schritten weiten Raum, ließt meine Füße nicht wanken.“ (Ps 18,37 vgl. 4,2) Er kannte das Kreuz im Leben.
Diese Gewissheit gab Rainer Barzel mitten in allen Schicksalsschlägen eine geradezu überirdische Kraft. Damit hat er den Verlust seiner Heimat im Ermland - er ist in Braunsberg geboren -, das drückende Unrecht des Nationalsozialismus, die Zerstörung weiter Teile Deutschlands, die Schicksalsschläge in seiner Familie und auch die Machenschaften sowie Arglist in seinem politischen Leben ertragen und bewältigt. Dies gab ihm auch die Kraft, trotz des Verlustes seiner Heimat intensiv an der Versöhnung mit Polen zu arbeiten. Er hat - was eine schwierige Entscheidung war - durch die Enthaltung seiner Fraktion die Ratifikation der Ostverträge ermöglicht. Er wusste, dass man das Verhältnis zur Sowjetunion und den osteuropäischen Staaten neu gestalten muss. Den Beitritt Deutschlands zu den Vereinten Nationen sah er als unerlässlich an. Sein Glaube hat Rainer Barzel diese unerschütterliche Kraft der Hoffnung und der Versöhnung geschenkt. Dies hat ihm, bei aller Klarheit seiner Positionen, auch die Zusammenarbeit in der damaligen Großen Koalition von innen her ermöglicht, sodass sein Kollege im Fraktionsvorsitz der SPD, Bundeskanzler Helmut Schmidt, noch nach vielen Jahren „Sympathie und Freundschaft für Rainer Barzel“ (Weggefährten, 512) empfand und empfindet.
Rainer Barzel hat uns heute noch viel zu sagen. Er hat uns auch viele Gedanken in seinen Schriften hinterlassen. Dazu gehört auch die tiefe Überzeugung, dass der christliche Glaube seine reife politische Fruchtbarkeit erweist im Einsatz für Freiheit und Gerechtigkeit. Hier spürt man das Erbe von Ministerpräsident Karl Arnold. So glaube ich, dass er in seiner schon genannten Ansgar-Predigt auch in bemerkenswerter Weise sein politisches Vermächtnis hinterlassen hat: „Freiheit verpflichtet zu Gemeinsinn. Sie ist ein hohes Gut. Wo sie mit sozialer Gerechtigkeit einhergeht und so für alle real wird, gedeiht menschenwürdiges Leben.“ Und schließlich zusammenfassend die Worte: ‚„Freiheit durch soziale Gerechtigkeit’, so mein Motto.“
Aber er wusste immer, dass es noch eine andere Weisheit und vor allem Gewissheit über den Sinn des Lebens gibt. Und so möchte ich schließen mit dem Schluss seiner Hamburger Predigt vom Dezember des letzten Jahres: „Ich schließe mit der Gewissheit des 9. und des 25. Psalms: ‚Du, Herr, verlässt keinen, der dich sucht - Niemand, der auf dich hofft, wird zuschanden!’ Diese Gewissheit hat immer ihre Zeit! Der begnadete Dietrich Bonhoeffer sagte es moderner, so: ‚Gott ist mit uns am Abend und am Morgen. Und ganz gewiss an jedem neuen Tag.’ Amen.“
(MBN)