Mainzer Bistumsnachrichten Nr. 17

4. Mai 2005

Mainz, 30.4.2005: Diskutierten im Erbacher Hof über die EU-Osterweiterung: (v.l.) Volker Fasbender, Stefan Schröder und Ernst-Ludwig Laux. (c) am (MBN)
Mainz, 30.4.2005: Diskutierten im Erbacher Hof über die EU-Osterweiterung: (v.l.) Volker Fasbender, Stefan Schröder und Ernst-Ludwig Laux.
Datum:
Mi. 4. Mai 2005
Von:
MBN

Bischöfliche Pressestelle Mainz, Leiter: Tobias Blum, Bischofsplatz 2, 55116 Mainz Postanschrift: Postfach 1560, 55005 Mainz, Tel. 06131/253-128 oder 129, Fax 06131/253-402.
E-Mail: pressestelle@bistum-mainz.de

Berichte

  • Lehmann warnte vor Europa-Skepsis 
  • Giebelmann diskutierte zum Thema „Menschenwürde“ 
  • 15 Jahre Mainzer Hospizgesellschaft 
  • Ausstellung „Lebenswege in Stein“ (bis 17.6.)

Stichwort

  • Stichwort: Christi Himmelfahrt

Vorschau

  • Zweiter Ökumenischer Kirchentag 2010 in München 
  • Wallfahrten nach Dieburg (7.5. und 22.5.) 
  • Domvortrag von Dr. Martin Weber (11.5.) 
  • „Wirtschaftsethische Betrachtungen“ (ab 12.5.) 
  • Nacht der Kirchen in Offenbach (14.5.)

Personalien

  • Sozialberater Ewald Vogl verabschiedet

Publikationen

  • Dissertation von Manfred Göbel erschienen

Dokumentation

  • Dokumentation: 60. Jahrestag des Kriegsendes

Berichte

Warnung vor Europa-Skepsis

Traditionelle Begegnung am Vorabend zum Tag der Arbeit mit Kardinal Lehmann

Mainz. Vor Europa-Skepsis hat der Bischof von Mainz, Kardinal Karl Lehmann, ein Jahr nach der so genannten EU-Osterweiterung gewarnt. Die Schwierigkeiten, die sich aus dem Beitritt der zehn ost- und südosteuropäischer Staaten am 1. Mai 2004 zur Europäischen Union (EU) ergäben hätten, müssten gemeinsam gelöst werden. So komme es jetzt beispielsweise darauf an, dass „wir miteinander einen europäischen Sozialstaat schaffen“. Lehmann äußerte sich während eines Gottesdienstes am Samstag, 30. April, im Mainzer Dom. Der Gottesdienst war Auftakt der traditionellen Begegnung am Vorabend zum Tag der Arbeit (1. Mai) im Bistum Mainz. Veranstaltet wurde der Begegnungsabend von der Katholischen Arbeitnehmerbewegung (KAB), dem Kolpingwerk und dem Referat Berufs- und Arbeitswelt des Bischöflichen Ordinariates.

Die EU-Osterweiterung habe bewusst gemacht, dass Europa von vielen Kulturen geprägt sei, sagte Lehmann weiter. Beispielsweise sei die slawische Kultur stets ein Teil der europäischen Kultur gewesen. Der Beitritt der ost- und südosteuropäischen Staaten zur EU zeige, dass Europa immer aus einem westlichen und aus einem östlichen Teil bestanden habe. „Europa atmet aus zwei Lungen“, sagte der Kardinal wörtlich. Dies habe auch der verstorbene Papst, Johannes Paul II., immer wieder betont.

Preise der Pfarrer Röper-Stiftung verliehen

Bei der Begegnung im Erbacher Hof überreichte Kardinal Lehmann an drei Unternehmer aus dem Gebiet des Bistums Mainz den Preis der Pfarrer Röper-Stiftung, der im letzten Jahr erstmals vergeben wurde. Gemeinsam mit der KAB und dem Kolpingwerk hat die Stiftung diesen Preis ausgeschrieben, um Unternehmen zu würdigen, die sich in besonderer Weise um benachteiligte Jugendliche kümmern und ihnen einen Ausbildungsplatz bieten.

Die Ausgezeichneten erhielten als Ausdruck der Anerkennung eine kleine Bronzeplastik des Künstlers Karlheinz Oswald, die den Titel „Caritas“ trägt. Die Preisträger sind: Cornelia Becht, die ein Floristikgeschäft in Mainz betreibt, sowie der Mainzer Bauunternehmer Hermann Karrie. Den dritten Preis erhielt Franz-Josef Fischer, Geschäftsführer der Firma Eltepro in Reichelsheim, der mit seiner „Strahlemann-Initiative“ Kinderprojekte in Deutschland und in aller Welt unterstützt.

Podiumsdiskussion über EU-Osterweiterung

Vor der Preisverleihung hatten Volker Fasbender, Hauptgeschäftsführer der Vereinigung der hessischen Unternehmerverbände, und Ernst-Ludwig Laux, stellvertretender Bundesvorsitzender der IG Bauen-Agrar-Umwelt, über das Thema „Die EU Osterweiterung – ein Jahr danach“ diskutiert. Fasbender betonte, dass es durch die Erweiterung der EU – auch in Deutschland – einen großen Wachstums- und Beschäftigungsimpuls gegeben habe. Es sei aber auch zu Arbeitsplatzverlagerungen in den Osten Europas gekommen. Gleichzeitig warnte Fasbender vor deutschen Abschottungsbestrebungen und nannte Mindestlohn oder ein Entsendegesetz „falschen Protektionismus“, da dadurch die Verlagerung von Arbeitsplätzen nach Osteuropa noch zunehme könne. Zudem mahnte er eine Reduzierung von EU-Normen an.

Laux hingegen bedauerte, dass die großen Volksparteien in Deutschland keine Diskussion über die EU-Verfassung angestoßen hätten, die in Kürze vom Bundestag verabschiedet werden soll. „Dies hätte uns in die Lage versetzt, dass eine oder andere besser einzuschätzen“, sagte er. In Frankreich hingegen habe jeder Bürger ein Exemplar der Verfassung erhalten. Dort sei man sich beispielsweise bewusst, dass die EU-Verfassung zu wenig soziale Rechte beinhalte. Ein Folge davon könnte sein, dass die französische Bevölkerung deswegen die Verfassung ablehne.

Die Moderation der nachfolgenden, teilweise sehr lebhaften Podiumsdiskussion hatte der stellvertretende Chefredakteur der Mainzer Allgemeinen Zeitung, Stefan Schröder, übernommen. Begrüßt hatte die rund 300 Teilnehmer der Veranstaltung Thomas Domnick, Leiter des Referates Berufs- und Arbeitswelt im Bischöflichen Ordinariat. Von Seiten der Bistumsleitung nahmen unter anderen die Weihbischöfe Dr. Werner Guballa und Dr. Ulrich Neymeyr, Generalvikar Dietmar Giebelmann sowie der Leiter des Seelsorgeamtes, Domdekan Heinz Heckwolf, an dem Begegnungsabend teil.

am (MBN)

 

Giebelmann: „Die Osterbotschaft des Jahres“

Diskussion mit dem Bundestagsabgeordneten Hartmann zum Thema „Menschenwürde“

Mainz. Die Geste von Papst Johannes Paul II. beim diesjährigen Ostersegen „hat die Welt verändert, ohne dass ein Wort gefallen ist“. Das sagte der Mainzer Generalvikar, Dietmar Giebelmann, am Donnerstag, 26. April, bei einer Podiumsdiskussion in Mainz. Der Papst habe damit gezeigt, „dass auch ein kranker Mensch Menschenwürde hat. Das war für mich die Osterbotschaft des Jahres.“ Papst Johannes Paul II. war am Ende des Ostergottesdienstes zu schwach gewesen, um den Segen „Urbi et Orbi“ zu sprechen. Er hatte den Segen lediglich durch ein Kreuzzeichen erteilt. Giebelmann äußerte sich bei einer Podiumsdiskussion zum Thema „Die Menschenwürde vom Anfang bis zum Ende eines irdischen Lebens“ mit dem Mainzer SPD-Bundestagsabgeordneten Michael Hartmann in der Mundus-Seniorenresidenz in Mainz. Veranstaltet wurde die Diskussion von der Mainzer Arbeitsgemeinschaft „SPD 60 plus“.

„Wer einmal anfängt, menschliches Leben zu instrumentalisieren, wer zwischen lebenswertem und lebensunwertem Leben unterscheidet, der ist auf einer Bahn ohne Halt“, sagte der Generalvikar. Die christlich-jüdische Tradition begründe die Würde des Menschen mit seinem „Geschaffensein von Gott. Jeder Mensch ist von Gott gewollt.“ Die Menschenwürde sei jedoch „kein christliches Sondergut, sondern sie ist das Gut einer menschlichen Gesellschaft“. Die Würde werde dem Menschen nicht von einem anderen verliehen, „sondern jeder Mensch behält seine Würde vom ersten bis zum letzten Atemzug“, erläuterte Giebelmann.

Derzeit sei die Menschenwürde jedoch in vielen Bereichen bedroht, da der Mensch zunehmend an seiner Leistung gemessen und als Kostenfaktor betrachtet werde. „Das ist eine Fehlentwicklung“, sagte Giebelmann. Er räumte ein, dass es heute schwieriger werde von der Menschenwürde zu reden, da diese Begründung oftmals keine Rolle mehr spiele. Im weiteren Verlauf der Diskussion empfahl Giebelmann die Christliche Patientenverfügung als wichtige Hilfe beim Umgang mit der letzten Lebensphase. Die Christliche Patientenverfügung wurde von katholischer und evangelischer Kirche gemeinsam erarbeitet.

Hartmann verwies darauf, dass der Eingangsartikel des deutschen Grundgesetztes die Unantastbarkeit der Menschenwürde festschreibe. „Es ist etwas besonderes, dass wir das zum Eingangstor unseres Grundgesetzes gemacht haben. Diese Grundmelodie über dem ganzen Grundgesetz ist eine besonders positive Leistung.“ Sie mache deutlich, dass dem Menschen aufgrund seines Menschseins Würde zukomme, und der Staat darauf zu achten habe, dass „ein Schutzraum für die Menschenwürde erhalten bleibt“. Weiter sagte Hartmann: „Die Diskussion über aktive Sterbehilfe verbietet sich von selbst, wenn wir den Auftrag des Grundgesetzes ernst nehmen.“ Die Politik müsse sich „davor hüten, einfache Regeln vorzugeben, wo es um Fragen der Selbstbestimmung geht“. Moderiert wurde die Diskussion von der ehemaligen Gesundheitsdezernentin der Stadt Mainz, Dr. Gisela Thews.

tob (MBN)

 

Schwerstkranke, Sterbende und Trauernde begleiten

Die Mainzer Hospizgesellschaft feierte 15-jähriges Bestehen / Feierstunde im Erbacher Hof

Mainz. „Mit 17 Mitgliedern haben wir vor 15 Jahren die Mainzer Hospizgesellschaft gegründet. Unser gemeinsames Interesse war es, leidenden Menschen zu helfen. Heute sind es rund 1.300 Mitglieder.“ Das sagte Lieselotte Grohmann von der Mainzer Hospizgesellschaft anlässlich einer Feierstunde zum 15-jährigen Bestehen der Gesellschaft am Montag, 2. Mai, im Erbacher Hof. Die Feierstunde, die unter der Überschrift „15 Jahre Hospizarbeit in Mainz – Schwerstkranke, Sterbende und Trauernde begleiten“ stand, wurde gemeinsam von der Mainzer Hospizgesellschaft Christopherus e.V. und der Bezirksärztekammer Rheinhessen veranstaltet. Umrahmt wurde die Veranstaltung von einer fotografischen Hommage an schwerstkranke und sterbende Menschen.

Weiter sagte Grohmann, dass es bei der Gründung der Hospizgesellschaft am 15. Mai 1990 eine „große Portion Mut und Begeisterungsfähigkeit gebraucht hat, sich auf dieses Abenteuer einzulassen“. Schließlich habe man weder über entsprechende Räumlichkeiten noch über angemessene Geldmittel verfügt. 1992 habe die Hospizgesellschaft aber ihre Geschäftsstelle in der Gaustraße eröffnen können; zudem sei der finanzielle Jahresplan von anfangs 10.000 D-Mark auf heute 443.000 Euro angewachsen. Allein zwischen 2000 und 2005 seien insgesamt rund 6.000 Spenden bei der Hospizgesellschaft eingegangen.

In den 15 Jahren ihres Bestehens habe die Hospizgesellschaft rund 1.400 Patienten betreut und in elf Fortbildungskursen 116 ehrenamtliche Hospizhelfer ausgebildet. Ein weiterer großer Schritt sei die Gründung des stationären Hospizes in Mainz-Drais im Jahr 2002 gewesen, wo bisher 332 Menschen betreut wurden. Ausdrücklich dankte Grohmann allen ehrenamtlichen und hauptamtlichen Mitarbeitern, die die Arbeit der Mainzer Hospizgesellschaft unterstützten.

Die Veranstaltung, die von Dr. Martin Weber, Vorsitzender der Mainzer Hospizgesellschaft, moderiert wurde, war mit einem Vortrag von Dr. Peter Wöhrlin, Vorsitzender des Öffentlichkeitsausschusses der Bezirksärztekammer Rheinhessen, eröffnet worden. Wöhrlin sprach zum Thema „Tod und Streben im Gesundheitssystem“. Dabei betonte er, dass Leben nicht nur über Körperfunktionen definiert werden könne. Vielmehr bleibe die Definition, was menschliches Leben ist, letztendlich unbestimmbar, da sich die körperlichen und geistigen Aspekte der menschlichen Existenz einander durchdringen würden.

Den Abschluss der Feierstunde bildete eine Podiumsdiskussion, bei der Angehörige, Pflegekräfte und Ärzte über ihre Erfahrungen und Erlebnisse bei der Begleitung schwerstkranker Menschen im ambulanten bzw. stationären Hospiz berichteten. Moderiert wurde die Diskussion von Martin Weber.

am (MBN)

 

Heckwolf: „Beitrag für europäisches Kulturerbe“

Steinmetz-Ausstellung in der IHK, im Mainzer Dom und im Mainzer Kolpinghaus

Mainz. „Das Projekt leistet einen Beitrag zum Erhalt des europäischen Kulturerbes, indem durch den Brückenschlag zwischen Vergangenheit und Zukunft das Bewusstsein für europäische Kulturtraditionen geweckt wird. Durch die Wiederbelebung traditioneller Handwerkstechniken kann eine qualitativ hochwertige Restaurierung wichtiger Sakralbauten mittelfristig sichergestellt werden.“ Das sagte der Mainzer Domdekan, Heinz Heckwolf, bei der Ausstellungseröffnung „Lebenswege in Stein“ in der Industrie- und Handwerkskammer Rheinhessen (IHK) am Donnerstag, 28. April.

Die Ausstellung zeigt Arbeiten ungarischer Steinmetze, die im Rahmen eines von der Europäischen Union geförderten Austauschprogramms im Herbst 2004 für vier Wochen in der Mainzer Dombauhütte gearbeitet hatten. Zu sehen ist die Ausstellung derzeit im südlichen Querhaus des Mainzer Domes (noch bis Sonntag, 22. Mai), danach im Mainzer Kolpinghaus (24. Mai bis 17. Juni). Partner des Austauschsprojektes waren unter anderen die kirchliche Denkmalpflege im Bistum Mainz, die Handwerkskammer Rheinhessen, das Berufsbildungszentrum Mainz, die ungarische Landesinnung für Steinmetze und Kunststeinhersteller sowie die europäische Vereinigung der Dom-, Münster- und Hüttenbaumeister.

Im Mittelpunkt des Austauschprojektes hätten die Kapitelle an der Ostapsis des Mainzer Domes gestanden, sagte Heckwolf weiter. Ziel sei es gewesen, die mittelalterlichen Bauwerkstraditionen in ihrem europäischen Kontext zu erfassen und mittels des Erfahrungs- und Wissensaustausches verschüttete Handwerkstraditionen und -techniken zu erhalten und in die restauratorische Praxis zu übernehmen. So haben die ungarischen Steinmetze Kopien von romanischen Basen, Säulen und Kapitellen des Mainzer Doms geschaffen. Diese Kopien seien frei erarbeitet worden, das heißt nur mit Hilfe von Zeichnungen und dem Ersehen und Erkennen der Form, betonte Steinbildhauer Jörg Walter von der Mainzer Dombauhütte.

Neben den Steinarbeiten stellt die Ausstellung auf Stellwänden die Wege eines Steinmetzmeisters und einer Gruppe von Steinmetzen im Mittelalter vor. Zum einen den so genannten „Naumburger Meister“, der vor allem durch seine Stifterfiguren im Chor des Naumburger Domes berühmt wurde. In Mainz schuf der Meister um 1240 sein erstes eigenständiges Werk: Der Entwurf des Mainzer Lettners stammt von ihm; auch tragen die Hauptfiguren seine künstlerische Handschrift. Zum anderen wird auf den Stellwänden die Arbeit Lombardischer Bildhauer erklärt, die über Speyer nach Mainz kamen und hier Kapitellfriese gestalteten, die später von anderen Steinmetzen nachgeahmt wurden. Bei der Ausstellungseröffnung zeichnete Juliane Schwoch, die das Austauschprojekt wissenschaftlich betreut hatte, beide Lebenswege in ihrem Vortrag „Bildhauerwanderungen und Motivübernahmen im Mittelalter“ nach.

am (MBN) 

 

Stichwort

Christi Himmelfahrt

40 Tage nach Ostern feiern die Christen das Fest „Christi Himmelfahrt“ (in diesem Jahr am Donnerstag, 5. Mai). Die Aussage des Himmelfahrtstages ist unmittelbar mit dem Osterfest verbunden: Jesus ist erhöht und bei Gott. So heißt es im Evangelium nach Markus: „Jesus, der Herr, wurde in den Himmel aufgenommen und setzte sich zur Rechten Gottes“. Im katholischen Erwachsenenkatechismus heißt es zur Bedeutung des Festes: „Die Himmelfahrt Jesu darf selbstverständlich nicht nach Art einer Weltraumfahrt verstanden werden. Die Wolke, die Jesus den Blicken der Jünger entzieht, ist schon im Alten Testament ein Symbol der machtvollen Erscheinung und Gegenwart Gottes. Gemeint ist also, dass Jesus in die raum- und zeitüberschreitende Welt Gottes, in die Herrlichkeit Gottes eingegangen ist. (...) Die Himmelfahrt wie die Erhöhung stellt kein von der Auferstehung gelöstes Geschehen dar, sondern hebt nur einen bestimmten Aspekt hervor.“

In der Apostelgeschichte wird das Geschehen folgendermaßen geschildert: „Als er das gesagt hatte, wurde er vor ihren Augen emporgehoben, und eine Wolke nahm ihn auf und entzog ihn ihren Blicken. Während sie unverwandt ihm nach zum Himmel emporschauten, standen plötzlich zwei Männer in weißen Gewändern bei ihnen und sagten: Ihr Männer von Galiläa, was steht ihr da und schaut zum Himmel empor? Dieser Jesus, der von euch ging und in den Himmel aufgenommen wurde, wird ebenso wiederkommen, wie ihr ihn habt zum Himmel hingehen sehen.“ (Apg 1,9-11)

Noch bis Ende des vierten Jahrhunderts wurden Himmelfahrt und die Sendung des Heiligen Geistes am Pfingsttag gefeiert. Aber bereits in dieser Zeit bildete sich ein eigenständiges Fest heraus. Christi Himmelfahrt ist in Deutschland ein gesetzlicher Feiertag.

am (MBN) 

 

Vorschau

Zweiter Ökumenischer Kirchentag 2010 in München

Zustimmung von DEKT-Präsidium und Vollversammlung des ZdK

Fulda/Bonn. Das Präsidium des Deutschen Evangelischen Kirchentages (DEKT) und die Vollversammlung des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK) haben am Freitag, 29. April, bei Sitzungen in Fulda und in Bonn jeweils einstimmig beschlossen, den zweiten Ökumenischen Kirchentag im Jahr 2010 in München durchzuführen. Die beiden Gremien gehen davon aus, „dass eine gemeinsame Einladung der Ortskirchen erfolgt und die finanziellen Rahmenbedingungen für eine entsprechende Großveranstaltung geschaffen werden können“, heißt es in einer von DEKT und ZdK verbreiteten Pressemitteilung vom gleichen Tag.

tob (MBN)

 

Wallfahrten nach Dieburg (7.5. und 22.5.)

Behinderte und Heimatvertriebene pilgern zum Heiligtum der schmerzhaften Muttergottes

Dieburg. Am Samstag, 7. Mai, findet die 23. Wallfahrt der Behinderten der Diözese Mainz zum Heiligtum der schmerzhaften Muttergottes in Dieburg statt. Die Wallfahrt beginnt um 9.45 Uhr mit Beichtgelegenheit in der Wallfahrtskirche; um 10.30 Uhr folgt ein Festgottesdienst mit Predigt. Um 15.00 Uhr erklingt in der Wallfahrtskirche ein Geistliches Konzert, dem sich um 16.00 Uhr eine Marienandacht mit Ansprache anschließt, es spricht Geistlicher Rat Helmut Bellinger, Behindertenseelsorger der Diözese Mainz.

Die 117. Wallfahrt der Heimatvertriebenen nach Dieburg findet am Sonntag, 22. Mai statt. Sie beginnt um 8.30 Uhr mit einer Eucharistiefeier. Es predigt Geistlicher Rat Dr. Wolfgang Stingl, Diözesan-Vertriebenenseelsorger. Um 10.00 Uhr folgt ein feierliches Hochamt mit Predigt von Guardian Pater Wolfgang Drews, OFM Cap., Dieburg. Um 13.00 Uhr ist Rosenkranzandacht, um 14.00 Uhr Marienandacht. Um 15.30 Uhr schließt sich die 53. Christopherus-Weihefahrt mit Segnung der Teilnehmer und ihrer Fahrzeuge an, die Ansprache hält Geistlicher Rat Lorenz Eckstein, Dieburg.

am (MBN)

 

Unerträgliches Leid (11.5.)

Vortrag von Dr. Martin Weber im Mainzer Dom

Mainz. „Der Arzt im Angesicht von unerträglichem Leid am Ende des Lebens – Helfer im Sterben oder Helfer zum Sterben?“ heißt ein Vortrag im Mainzer Dom am Mittwoch, 11. Mai, um 19.30 Uhr. Referent ist Dr. med. Martin Weber vom Mainzer St. Christopherus-Hospiz. Veranstalter ist der Erbacher Hof, die Akademie des Bistums Mainz. Der Vertrag ist der erste Beitrag zum Thema „Des Menschen Grenzen überschritten ...? Die Diskussion um neuere Entwicklungen in der Sterbehilfe“.

am (MBN)

 

„Wirtschaftsethische Betrachtungen“ (ab 12.5.)

Neue Veranstaltungsreihe des Referates Berufs- und Arbeitswelt im Bistum Mainz

Mainz. An vier Abenden lädt das Referat Berufs- und Arbeitswelt des Bistums Mainz zu einer neuen Veranstaltungsreihe in das Haus am Dom in Mainz ein. Sie steht unter der Überschrift „Wirtschaftsethische Betrachtungen“, die Abende beginnen jeweils um 18.30 Uhr. Im Einladungstext heißt es: „Um die Herausforderungen zu meistern, vor denen unsere Gesellschaft steht, ist es wichtig, dass Vertreter von Unternehmen und Arbeitnehmervertreter die gesellschaftlichen Rahmenbedingungen aktiv gestalten. Das setzt voraus, dass Verantwortliche aus Wirtschaft, Betriebsräten und Gewerkschaften, wie auch ihre Partner im kirchlichen, sozialen und politischen Bereich über ihre Wertvorstellungen nachdenken. (...) Die Veranstaltungsreihe lädt zur Diskussion über eine Bandbreite von Ansätzen ein, die Wirtschaft und Ethik zusammendenken wollen.“

Die Reihe beginnt am Donnerstag, 12. Mai, mit einem Vortrag von Pater Professor Friedhelm Hengsbach SJ zum Thema „Warum der menschliche Faktor mehr Respekt verdient“. Am 16. Juni wird Professor Andreas Suchanek über „Verantwortung im Wettbewerb – geht das?“ referieren. Dr. Stefan Streiff spricht am 8. September über „Leistung und der ,moral point of view’. Leistungsdruck und Leistungsforderung in ethischer Perspektive“. Den Abschluss der Reihe bildet am 16. November ein Vortrag von Professor Albert Löhr, der sich als Vorsitzender des Deutschen Netzwerkes für Wirtschaftsethik mit ethischen Fragen der Globalisierung und freiwilliger Selbstbindung von Unternehmen auseinandersetzt.

Hinweis: Weitere Informationen beim Referat Berufs- und Arbeitswelt im Bistum Mainz, Welschnonnengasse 2, 55116 Mainz, Tel.: 06131/6270-843, Fax: -844, E-Mail: betriebsseelsorge@bistum-mainz.de  

am (MBN)

 

Nacht der Kirchen (14.5.)

In Offenbach sind in der Pfingstnacht von 20.00 bis 24.00 Uhr zwölf Kirchen geöffnet

Offenbach. In der Pfingstnacht am Samstag, 14. Mai, findet in Offenbach die „Nacht der Kirchen“ statt. Zwischen 20.00 und 24.00 Uhr sind zwölf Offenbacher katholische und evangelische Kirchen geöffnet. In den Kirchen findet jeweils ein Programm statt (Musik, Lesungen, Meditationen), das in Regel halbstündlich oder stündlich wiederholt wird. In einigen Kirchen werden auch Getränke und Gebäck angeboten. Zudem wird ein kostenloser Shuttle Verkehr mit Kleinbussen zwischen den Kirchengebäuden angeboten. Folgende katholische Pfarrkirchen sind während der Nacht der Kirchen geöffnet: St. Paul (Kaiserstraße 60), St. Marien (Bieberer Straße 55), St. Peter (Berliner Straße 270), St. Elisabeth (Richard-Wagner-Straße 73) sowie St. Josef (Brüder-Grimm-Straße 5).

Hinweis: Weitere Informationen beim Dekanatsbüro Offenbach, Taunusstraße 4-8, Tel.: 069/815550, Fax: 069/821484, E-Mail: Kath.DekanatOF@t-online.de, Internet: http://www.kath-dekanat-offenbach.de/  

am (MBN) 

 

Personalien

Sozialberater Ewald Vogl verabschiedet

 

Medaille „Dank und Anerkennung des Bistums Mainz“ / Ehrenbrief der Stadt Offenbach

Offenbach. Ewald Vogl aus Hanau, Sozialberater der Katholischen Arbeitnehmer-Bewegung (KAB), ist am Donnerstag, 28. April, anlässlich seiner Verabschiedung im Offenbacher Caritashaus für sein Wirken mit der Medaille „Dank und Anerkennung des Bistums Mainz“ ausgezeichnet worden. Pfarrer Kurt Sohns, Offenbach, überreichte die von Kardinal Karl Lehmann verliehene Auszeichnung. Die Stadt Offenbach dankte Vogl für sein Wirken mit dem Ehrenbrief der Stadt Offenbach. Die Auszeichnung wurde von Hans-Günter Neidel, Leiter des Offenbacher Sozialamtes, überreicht.

ak (MBN)

 

Publikationen

„Katholische Jugendverbände und Freiwilliger Arbeitsdienst“

Dissertation von Studiendirektor Manfred Göbel im Schöningh-Verlag erschienen

Mainz/Paderborn. Im Rahmen der Veröffentlichungen der Kommission für Zeitgeschichte im Schöningh-Verlag ist jetzt die Dissertation von Studiendirektor i. K. Manfred Göbel erschienen. Die Studie trägt den Titel „Katholische Jugendverbände und Freiwilliger Arbeitsdienst (1931-1933)“. Der Band von Göbel bietet anhand zahlreicher Quellen eine Gesamtdarstellung des Freiwilligendienstes zur Bekämpfung der Jugendarbeitslosigkeit, an dem sich die katholischen Jugendverbände stark engagierten. Die Studie beschreibt die Motive der beteiligten Verbände, dokumentiert die rechtlichen Bestimmungen des Dienstes und widmet sich der kurzen Praxisphase.

Die gesetzliche Grundlage für den Freiwilligendienst entstand 1931. Nur zwei Jahre später wurde der Dienst aufgehoben und durch den Reichsarbeitsdienst der Nationalsozialisten verdrängt. Der Freiwilligendienst war in das große Engagement der Verbände bei der Arbeitslosenhilfe eingebettet. In Mainz wurde unter anderem das Jugendhaus Don Bosco unter maßgeblicher Hilfe des Freiwilligendienstes durch den Katholischen Jungmännerverband errichtet. Der Autor arbeitet als Studiendirektor im Dezernat Schulen und Hochschulen des Bischöflichen Ordinariates Mainz.

Hinweis: Manfred Göbel, Katholische Jugendverbände und Freiwilliger Arbeitsdienst (1931-1933). (Veröffentlichungen der Kommission für Zeitgeschichte. Reihe B, Band 103), Schöningh-Verlag, Paderborn 2005, 346 Seiten, 48 Euro. ISBN 3-506-71351-1.

tob (MBN)

 

Dokumentation

Wer das Gedächtnis verliert, verliert die Orientierung

Ein Wort der christlichen Kirchen zum 60. Jahrestag des Endes des Zweiten Weltkrieges

In einem gemeinsamen Schreiben haben die christlichen Kirchen am Freitag, 27. April, an den 60. Jahrestag des Endes des Zweiten Weltkrieges (8. Mai) erinnert. Im Folgenden dokumentieren wir den Wortlaut des Textes von Bischof Dr. Wolfgang Huber, Vorsitzender des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland, Kardinal Karl Lehmann, Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz, und Bischof Dr. Walter Klaiber, Vorstand der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen in Deutschland (ACK). Am Sonntag, 8. Mai, laden die katholische und die evangelische Kirche in Verbindung mit der ACK zu einem ökumenischen Gottesdienst in die St. Hedwigs-Kathedrale in Berlin ein. Bei dem Gottesdienst, den die ARD live überträgt, hält Kardinal Lehmann die Predigt.

„Zum sechzigsten Male jährt sich am 8. Mai 2005 das Ende des Zweiten Weltkrieges. Die Völker Europas und der Welt und mit ihnen wir Deutschen waren mit diesem Tag endgültig von der nationalsozialistischen Schreckensherrschaft befreit. Die Leiden des Krieges wirkten noch lange nach. Die Botschaft von der Versöhnung fand nur zögernd Gehör. Und doch ging von diesem Datum eine Epoche aus, in welcher der Frieden in Europa Gestalt gewinnen konnte. Botschafter der Versöhnung und des Friedens wollen wir als Kirchen auch heute, sechzig Jahre nach Kriegsende, sein.

Wir erinnern uns, damit wir uns unserer eigenen Verantwortung bewusst werden.

Immer weniger Menschen leben unter uns, die die Schrecken des Krieges, seine Vorgeschichte und den neuen Anfang nach der Katastrophe noch selbst erlebt haben und aus eigener Anschauung davon erzählen können. Umso stärker sind die Bemühungen geworden, die Geschehnisse historisch darzustellen und persönliche Erinnerungen der Zeitzeugen aufzubewahren. Zahlreiche neue Filme, Fernsehsendungen und Bücher belegen dies. Die Gewaltgeschichte, die von Deutschland ausging und auf Deutschland zurückschlug, nimmt immer noch, sei es bewusst oder unbewusst, Einfluss auf das Leben, Denken und Empfinden der Menschen. So verlangt unsere Geschichte immer neu nach Auseinandersetzung und Deutung. Wer das Gedächtnis verliert, verliert die Orientierung.

Wir gedenken der Unheils- und Schuldgeschichte nicht, um auf ewig an sie gefesselt zu bleiben, sondern um ihren Bann zu brechen. Als Christen wissen wir: Der Glaube an Gottes Güte macht frei, sich auch den dunklen Seiten der eigenen Biographie und der Schuldgeschichte des eigenen Volkes zu stellen.

Wir erinnern uns, damit die Schrecken des Zweiten Weltkrieges und der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft ihre mahnende Kraft behalten.

Der Zweite Weltkrieg hat mehr als fünfzig Millionen Tote gefordert. Im Osten Europas, wo der deutsche Feldzug als rassistischer Vernichtungskrieg geführt wurde, aber auch in Deutschland blieben zahllose Städte und Dörfer verwüstet zurück. In den deutschen Konzen-trationslagern geschahen unfassbare Verbrechen. Die planmäßige Judenvernichtung übersteigt noch heute jede Vorstellungskraft. So schwer es den Zeitgenossen und auch den Nachgeborenen fallen mag, sich diese Geschehnisse immer wieder vor Augen zu führen - wir halten damit die Mahnung wach, alles in unseren Kräften Stehende zu tun, um eine Wiederholung solchen Schreckens unmöglich zu machen.

Wir erinnern uns, damit wir uns über die Verführbarkeit des Menschen, seine Fähigkeit zu unmenschlichen Taten und seinen Mangel an Mut nicht täuschen.

Der Erinnerung an die von Deutschen begangenen Untaten ist in den vergangenen Jahren verstärkt die Erinnerung an den deutschen Widerstand zur Seite gestellt worden. Die Verschwörer des 20. Juli, die Mitglieder der „Weißen Rose“, Männer und Frauen wie Dietrich Bonhoeffer, Alfred Delp, Bernhard Lichtenberg oder Sophie Scholl - sie sind Zeugen einer besseren Welt und bleiben leuchtende und ermutigende Vorbilder für den Aufstand des Gewissens gegen Unrecht und Gewalt.

Es gab auch viele Formen eines kleinen Widerstands im Alltag. Jedoch dürfen die Proportionen nicht aus dem Blick geraten: Die Bereitschaft zum Widerspruch gegen die Barbarei und gar der Einsatz des eigenen Lebens im Widerstand waren das Außergewöhnliche. Verbreitet und „normal“ hingegen waren - auch unter den Christen - das Mitmachen, das Schweigen, das Nicht-Sehen-Wollen. Die nationalsozialistische Schreckensherrschaft konnte für so lange Zeit wirkungsvoll funktionieren, weil wir Menschen oft für das Böse blind, zur Unterstützung des Bösen verführbar, zum Widerspruch gegen das Böse zu feige und zu eigenen bösen Taten fähig sind. Als Christen machen wir uns über den Menschen keine Illusionen: Er ist dazu berufen, Gottes Mitarbeiter zu sein, aber immer wieder wird er vom Teufel geritten.

Wir erinnern uns, damit dem Unrecht, das den Opfern zugefügt wurde, nicht auch die Auslöschung ihres Gedächtnisses folgt.

Das nationalsozialistische Regime, der Zweite Weltkrieg und die Kriegsfolgen haben Millionen Menschen zu Opfern von Unrecht und Gewalt werden lassen. Es ist eine bleibende Verpflichtung, das Gedächtnis dieser Opfer zu bewahren und sie, wo immer möglich, aus der Namenlosigkeit herauszuholen. Das Unrecht, durch das sie ihr Leben verloren, soll nicht darin noch einen späten Triumph feiern, dass auch die Erinnerung an sie ausgelöscht wird.

Zeitweise bestand in Deutschland eine große Scheu, über den Kreis der vom nationalsozialistischen Regime Verfolgten hinaus auch andere deutsche Opfer, vor allem die Opfer von Bombenkrieg, Flucht und Vertreibung, in das Gedenken einzubeziehen. Es gab eine verständliche Besorgnis, auf diese Weise könnten die einen gegen die anderen Opfer aufgerechnet und so würde die deutsche Schuld relativiert werden. Jenen ewig Gestrigen und ihren jungen Nachahmern, die sich heute wieder des Leidens der deutschen Zivilbevölkerung zu ihren Zwecken bemächtigen wollen, würden wir jedoch durch das Verschweigen dieser Opfer bloß in die Hände spielen. Wichtiger noch: Es gibt eine historisch-moralische Verantwortung, allen Opfern gerecht zu werden und sich der Geschichte unverkürzt zu erinnern. Nur wo dies geschieht, können auch die Nachgeborenen ein angemessenes Verhältnis zu ihrer eigenen Herkunft, die tief in der Geschichte unseres Volkes wurzelt, gewinnen. Ohne Ursache und Folgen zu verwischen, werden wir so des Fluchs der sich fortzeugenden Gewalt gewahr, die bis heute das Leben vieler Menschen belastet.

Wir erinnern uns, damit wir dankbar bleiben.

Über alles Bitten und Verstehen hinaus ist Deutschland von vielen Folgen befreit worden, die die nationalsozialistische Schuldgeschichte über uns heraufbeschworen hatte. Der Westen Deutschlands erhielt schon bald die Chance, eine freiheitliche Ordnung aufzubauen und Wohlstand zu erwerben. Nach langen Jahrzehnten der auch als Folge des Zweiten Weltkriegs in ganz Mittel- und Osteuropa und auch im Osten Deutschlands errichteten kommunistischen Diktatur ist Europa - trotz aller nachwirkenden Probleme - in eine neue hoffnungsvolle Phase seiner Geschichte eingetreten. Die Teilung Deutschlands in zwei Staaten wurde überwunden. Aber wir Menschen sind vergesslich. Wir neigen dazu, das, was wir heute genießen, als selbstverständlich zu betrachten. Wir vergessen leicht, woher wir kommen und in welcher Situation sich unser Land und Volk vor gerade zwei Generationen befand. Erinnerung vertreibt den falschen Schein der Selbstverständlichkeit. Sie macht dankbar für das Erreichte und mahnt zugleich, den Segen, der auf uns gelegt wurde, nicht wieder zu verspielen.

Wir erinnern uns, damit wir nicht nachlassen in dem Bemühen, den Frieden in Gegenwart und Zukunft zu sichern und zu fördern.

Auch sechzig Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges bleibt es unsere zentrale Aufgabe, den Frieden zu wahren, zu fördern und zu erneuern. Wir wissen: Es gibt keinen dauerhaften Frieden ohne Gerechtigkeit, ohne den Schutz der Menschenrechte, ohne Freiheit und ohne die Achtung des Rechts. Damit sind zugleich die Herausforderungen bezeichnet, vor denen wir nach innen und nach außen stehen.

Nach innen gilt es, die kostbare Errungenschaft des freiheitlichen und demokratischen Rechtsstaates zu bewahren und zu stärken. Nach außen muss Deutschland seinen Weg friedlicher Nachbarschaft und der Mitarbeit in einem sich enger zusammenschließenden Europa fortsetzen. Wir dürfen dankbar sein, dass in einem großen Teil Europas die Außenbeziehungen separater Nationalstaaten schon weitgehend zu Innenbeziehungen in einer politischen Union geworden sind. In jenem Kontinent, von dem im 20. Jahrhundert zwei Weltkriege ihren Ausgang genommen haben, ist auf diese Weise eine gute Grundlage für eine dauerhafte Friedensordnung geschaffen worden. Für die Europäische Union kommt es jetzt darauf an, die Balance zu finden zwischen einer Vertiefung der Gemeinschaft unter den derzeitigen Mitgliedern und der behutsamen Fortsetzung ihrer Erweiterung. Zugleich kommt uns Europäern eine große, wahrscheinlich sogar wachsende Verantwortung zu, internationale Probleme zu bewältigen und dabei der Herrschaft des Rechts Geltung zu verschaffen. Die Erfahrung des Zweiten Weltkrieges mahnt uns, alle Kräfte für die Schaffung eines gerechten Friedens einzusetzen.

Der 8. Mai ist in diesem Jahr der Sonntag vor dem Pfingstfest. Die Erwartung der christlichen Gemeinde richtet sich bereits an diesem Sonntag auf das Kommen des Heiligen Geistes. Von ihm bekennen die Christen über die Jahrhunderte und über alle Grenzen hinweg: „Wir glauben an den Heiligen Geist, der Herr ist und lebendig macht.“ Die Leben schaffende Kraft Gottes hat sich uns gerade in dem neuen Anfang nach der Katastrophe des Zweiten Weltkriegs gezeigt. Auf sie dürfen wir auch in Gegenwart und Zukunft vertrauen.

Hannover/Bonn/Frankfurt am Main, 27. April 2005

Bischof Dr. Wolfgang Huber, Vorsitzender des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland

Karl Kardinal Lehmann, Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz

Bischof Dr. Walter Klaiber für den Vorstand der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen in Deutschland“

(MBN)