Mainzer Bistumsnachrichten Nr. 19

19. Mai 2005

Mainz, 17.5.2005: Kardinal Karl Lehmann mit dem Erstdruck der Sondermarke
Mainz, 17.5.2005: Kardinal Karl Lehmann mit dem Erstdruck der Sondermarke "Johannes Paul II."
Datum:
Do. 19. Mai 2005
Von:
MBN

Bischöfliche Pressestelle Mainz, Leiter: Tobias Blum, Bischofsplatz 2, 55116 Mainz Postanschrift: Postfach 1560, 55005 Mainz, Tel. 06131/253-128 oder 129, Fax 06131/253-402.
E-Mail: pressestelle@bistum-mainz.de

Berichte

  • Sonderbriefmarke „Papst Johannes Paul II.“ vorgestellt 
  • Stiftertag der „Stiftung Hoher Dom zu Mainz“ 
  • Der Arzt als „Helfer im Sterben“ 
  • Bruder Paulus Terwitte über Ethik im Alltag 
  • Theologentag bei Boehringer Ingelheim 
  • „Tag der Arbeitswelt“ mit Weihbischof Neymeyr

Dokumentation

  • Dokumentation: Pfingstpredigt von Kardinal Lehmann

Vorschau

  • KAB-Diskussionsrunde zum Thema Rente (21.5.) 
  • Domvortrag von Kardinal Lehmann (30.5.) 
  • MAV-Wahlen im Bistum Mainz (30.5.-3.6.)

Berichte

Sonderbriefmarke „Papst Johannes Paul II.“ vorgestellt

Bundesfinanzminister Hans Eichel übergab Album mit Erstdruck an Kardinal Karl Lehmann

Mainz. Die Sonderbriefmarke „Papst Johannes Paul II.“ ist am Dienstag, 17. Mai, von Kardinal Karl Lehmann und Bundesfinanzminister Hans Eichel im Rahmen einer Feierstunde im Erbacher Hof in Mainz vorgestellt worden. In seiner Festansprache sagte der Kardinal: „Johannes Paul II. hat in besonderer Weise das, was die Briefmarke darstellt, durch sein Leben verwirklicht: nämlich Kommunikation geschaffen und Menschen näher zusammengebracht.“

Weiter sagte der Kardinal, dass der verstorbene Papst ein „Genie der Kommunikation“ gewesen sei, der in ganz außerordentlicher Weise die modernen Kommunikationsmittel genutzt habe. Lehmann würdigte Johannes Paul II. als „weltweiten Kommunikator“, der in den 26 Jahren seines Wirkens „so viele Milliarden Menschen erreicht hat, wie wenige andere vor ihm“. Dank Nutzung der modernen Medien habe der verstorbene Papst „die katholische Kirche zu einer wirklich weltweiten Gemeinschaft gestaltet“.

Lehmann: Marke ist Ausdruck der Dankbarkeit

Die Sondermarke sei ein „Ausdruck unserer Dankbarkeit, die wir von Deutschland aus diesem Kirchenmann schulden“. Der verstorbene Papst sei Deutschland, der deutschen Sprache und Kultur trotzt der nationalsozialistischen Gräuel, die er in seinem Heimatland erlebt hatte, treu geblieben. Insbesondere habe Deutschland Johannes Paul II. dafür zu danken, dass er einen wirksamen Beitrag zum Abbau der Feindseligkeiten zwischen Ost und West, zur deutschen Wiedervereinung und zur deutsch-polnischen Aussöhnung geleistet habe. Der Kardinal dankte Finanzminister Eichel für die Herausgabe der Sondermarke: „Mit der Herausgabe dieser Briefmarke sprechen Sie vielen Menschen in unserem Land weit über die Grenzen der Kirche hinaus aus dem Herzen.“

Eichel: „Papst Johannes Paul II. war ein Papst der Jugend“

Bundesfinanzminister Hans Eichel würdigte Johannes Paul II. als einen Mann, der für viele Menschen ein Vorbild, ein „spiritueller Führer“ gewesen sei. Auch sei der Papst ein „Freund der Jugend“ gewesen. Wörtlich sagte Eichel: „Es ist ihm in einer schwierigen Phase gesellschaftlicher Orientierung gelungen, die Jugend für die Kirche zu begeistern. Sein soziales Engagement, politisches Handeln und karitatives Auftreten haben die junge Generation beeindruckt.“

Weiter bezeichnete Eichel den verstorbenen Pontifex als „großen Freund Deutschlands“, der sich nachdrücklich für die Versöhnung zwischen dem polnischen und dem deutschen Volk eingesetzt habe. Seine Verdienste um den friedlichen demokratischen Umbruch in Mittel- und Osteuropa hätten die Grundlage für die Wiedervereinigung Deutschlands gelegt. Im Anschluss an seine Ansprache übergab der Finanzminister Erstdrucke der Sonderbriefmarke an den Mainzer Bischof, Kardinal Karl Lehmann, den Ministerpräsidenten von Rheinland-Pfalz, Kurt Beck, sowie an Nuntiaturrat Monsignore Dr. Marek Zalewski, für Papst Benedikt XVI. Zalewski war in Vertretung des Apostolischen Nuntius, Erzbischof Erwin Josef Ender, nach Mainz gekommen.

Briefmarke erscheint in Auflage von 30 Millionen Stück

Die Sondermarke, die vom Bundesfinanzministerium herausgegeben wird, hat einen Wert von 55 Cent und ist bereits seit Donnerstag, 12. Mai, erhältlich. Sie erscheint in einer Auflage von 30 Millionen Stück. Auf der Briefmarke ist der verstorbene Papst in einer Fotografie der Katholischen Nachrichtenagentur (KNA) zu sehen, die dem Frankfurter Grafiker Werner Hans Schmidt als Grundlage für die Gestaltung der Marke diente. In seiner Festrede beschrieb Kardinal Lehmann die Briefmarke mit den Worten: „Sie zeigt im Hintergrund mit dem tiefen Blau des Himmels, das wir von Marc Chagall von St. Stephan in Mainz besonders gut kennen, die weltweite Bedeutung und Ausstrahlung dieses Mannes und seiner Botschaft. Störende Wolken werden nicht geleugnet, aber sie verändern nicht den Gesamteindruck. Papst Johannes Paul II. schaut in einer für ihn bezeichnenden Weise in die Welt: Der Grundton seines Blickes ist positiv, vertrauend und zuversichtlich; aber zugleich gibt es bei allem feinen Lächeln auch einen Schuss Skepsis. Noch ist nicht aller Tage Abend. Er weiß um das Leid der Welt. Darum stützt er sich, wie so oft in seinem Leben und Wirken, ganz besonders auch am Ende, auf das Kreuz, das ihn trägt und hält.“

Begrüßung durch Generalvikar Giebelmann

Zu Beginn der Feierstunde hatte Generalvikar Prälat Dietmar Giebelmann die Anwesenden begrüßt. Giebelmann hieß unter anderen die Mainzer Weihbischöfe Dr. Werner Guballa und Dr. Ulrich Neymeyr, die Mitglieder des Mainzer Domkapitels und der Dezernentenkonferenz des Bischöflichen Ordinariates sowie zahlreiche Vertreter aus der Politik willkommen. Musikalisch wurde die Feierstunde von Schülerinnen des Bischöflichen Gymnasiums der Marienschule in Offenbach gestaltet. Die Veranstaltung schloss mit einem Dankwort von Prälat Dr. Karl Jüsten, Leiter des Komissariates der deutschen Bischöfe in Berlin.

am (MBN)

 

Stiftertag der „Stiftung Hoher Dom zu Mainz“

Kapital von zwei Millionen Euro anvisiert / Kardinal Lehmann überreichte Stifterbriefe

Mainz. Gut ein Jahr nach Errichtung der „Stiftung Hoher Dom zu Mainz“ ist das Stiftungskapital bereits auf rund 783.000 Euro angewachsen. Das sagte der Vorstandsvorsitzende der Stiftung, ZDF-Intendant Markus Schächter, am Mittwoch, 18. Mai, beim Stiftertag im Kasinogebäude des ZDF. Als Ziel sei anvisiert, bereits im kommenden Jahr ein Stiftungskapital von zwei Millionen Euro zu erreichen. Mit der Finanzierung von Projekten am Mainzer Dom soll im vierten Jahr nach Errichtung der 2004 ins Leben gerufenen Stiftung begonnen werden.

Anlässlich des Stiftertages überreichte der Mainzer Bischof, Kardinal Karl Lehmann, der Vorsitzender des Stiftungsrates und des Stiftertages ist, die Stifterbriefe als Ausdruck des Dankes für herausragendes finanzielles Engagement an: Helma Frenz, Mainz; Dr. Heribert Johann, Vorsitzender des Gesellschafterausschusses von C. H. Boehringer Sohn, Ingelheim; Fernsehmoderator Johannes B. Kerner, Hamburg; Arbeitsdirektor Herbert Mai, Vorstandsmitglied der Fraport AG, Frankurt, und Dr. Werner Verbockett, Geschäftsführer der Commerzbank-Stiftung, Frankfurt. Verhindert waren an diesem Tag: Arthur Cohn, Basel, und Peter Ditsch von der Mainzer Brezelbäckerei Ditsch. Alle diese innerhalb des ersten Jahres hinzukommenden Stifter haben den Status von Gründungsstiftern.

Stiftung Hoher Dom zu Mainz

Die „Stiftung Hoher Dom zu Mainz“ war am 21. November 2003 von Kardinal Karl Lehmann und Markus Schächter der Öffentlichkeit vorgestellt worden. Die Stiftung wurde am 22. Januar 2004 errichtet. Sie soll in Ergänzung zum Dombauverein, der 1999 gegründet wurde, den Erhalt der mehr als 1000 Jahre alten Bischofskirche nachhaltig sichern helfen. Mit der Stiftung soll ein auf Dauer angelegtes Vermögen aufgebaut werden, aus dessen Verzinsung ein verlässlicher Betrag für den baulichen Erhalt des Domes sichergestellt werden soll. „Wie zwei Schwestern“ hatte Kardinal Lehmann das Verhältnis von Dombauverein und Domstiftung bei der Gründung bezeichnet. So spricht die Stiftung beispielsweise auch überregional potenzielle Stifter an, während der Dombauverein lokal begrenzt agiert.

Den Vorstand der Dom-Stiftung bilden neben Markus Schächter als Vorsitzendem der Mainzer Generalvikar, Prälat Dietmar Giebelmann als stellvertretender Vorsitzender, Bankdirektor i.R. Anton Issel und Caritasdirektor i.R. Wilhelm Schulze. Mitglieder des Stiftungsrates sind neben Kardinal Lehmann: Dr. Friedhelm Plogmann, Vorstandsvorsitzender der Landesbank Rheinland-Pfalz, Helga Hammer, Vizepräsidentin des rheinland-pfälzischen Landtages, der Mainzer Bundestagsabgeordnete Michael Hartmann, Direktor i.R. Hans-Josef Wucher, Hans-Werner Diehl, Vorstandsvorsitzender der Mainzer Volksbank, und der Bauunternehmer Dirk Gemünden, sowie Domdekan Heinz Heckwolf und Dompfarrer Dr. Franz-Rudolf Weinert.

Hinweis: Stiftung Hoher Dom zu Mainz, Bischofsplatz 2, 55116 Mainz - Stiftungssekretariat: Doris Gensler, Tel.: 06131/253-108, Fax: 06131/253-113.

tob (MBN)

 

Der Arzt als „Helfer im Sterben“

Domvortrag des Mainzer Hospizarztes Dr. Martin Weber

Mainz. Gegen die Zulassung von aktiver Sterbehilfe auch in Fällen unerträglichen Leids hat sich der Mainzer Hospizarzt Dr. Martin Weber ausgesprochen. Bei seinem Domvortrag am Mittwoch, 11. Mai, im Mainzer Dom sagte er: „Eine gesetzliche Einräumung der Möglichkeit, in Fällen unerträglichen Leids von Strafe abzusehen, wie sie die rheinland-pfälzische Kommission empfiehlt, kann deshalb in letzter Konsequenz zu nichts anderem führen als zu einer generellen Freistellung von Strafe bei Tötung auf ernsthaftes und ausdrückliches Verlangen eines schwertskranken Menschen.“ Würde unerträgliches Leid zum Maßstab in dieser Frage gemacht, so würden „Grenzziehungen letztlich unmöglich werden, weil das, was der je einzelne in seinem Leid als unerträglich erfährt, doch nur von ihm gemessen und bewertet werden kann“. Weber sprach zum Thema „Der Arzt im Angesicht von unerträglichem Leid am Ende des Lebens - Helfer im Sterben oder Helfer zum Sterben?“.

Ärzte dürften nicht „Helfer zum Sterben“ sein, sondern müssten „Helfer im Sterben“ sein, sagte Weber. Grundlagen dabei seien zum einen die Achtung der Autonomie des Patienten sowie die Ausrichtung am Wohl des Patienten sein. Er führte aus, dass die Grundsätze der Bundesärztekammer und zahlreiche Urteile deutscher Gerichte erlaubten, bei Sterbenden Maßnahmen zur Verlängerung des Lebens zu unterlassen oder nicht weiterzuführen. Dies sei zulässig, wenn diese Maßnahmen nur den Todeseintritt verzögerten, und die Krankheit in ihrem Verlauf nicht mehr aufgehalten werden könne. Außerdem dürfe auch eine „möglicherweise unvermeidbare Lebensverkürzung“ durch Maßnahmen zur Linderung des Leidens hingenommen werden.

Ein todkranker Mensch, „dessen Lebensverlängerung mit Hilfe technischer Geräte unzweifelhaft nur eine Verlängerung des Sterbevorgangs bedeutet“, könne verlangen, dass solche Maßnahmen unterbleiben oder abgebrochen werden. „Jemand, der diesem Verlangen nachkommt, gleichgültig, ob durch Unterlassen oder durch aktives Tun, tötet nicht auf Verlangen, sondern leistet Beistand im Sterben.“ Und weiter: „Leider sind auch heute noch viele Ärzte unsicher, ob ein solches Vorgehen rechtlich und ethisch erlaubt ist.“

Der mutmaßliche Patientenwille muss das maßgebliche Kriterium sein

Der Abbruch solcher Maßnahmen könne auch dann zulässig sein, wenn der Sterbeprozess noch nicht eingesetzt habe. „Entscheidend ist der mutmaßliche Wille des Patienten: Dieser stellt das maßgebliche Kriterium dar.“ Weber kritisierte in diesem Zusammenhang den Zwischenbericht der Enquete-Kommission des Deutschen Bundestages vom September 2004. Darin werde gefordert, dass Patientenverfügungen, mit denen der mutmaßliche Wille von Patienten bestimmt werden könne, nur dann gelten sollten, wenn die Krankheit unumkehrbar sei und trotz medizinischer Behandlung zum Tode führen werde.

Dazu sagte Weber: „Ich bin mir sicher, dass eine Haltung, die mit Lebensschutz-Ideologie in restriktiver Weise jedem nur denkbaren Missbrauch Riegel vorschieben möchte, genau das Gegenteil erreichen wird, was doch eigentlich bewirkt werden soll. Wenn die Menschen das Gefühl haben, dass am Ende doch andere entscheiden, und dass es auf den eigenen Willen letztlich nicht ankommt, dann wird das zu einer Radikalisierung der Ansichten führen und wird Wasser auf die Mühlen derjenigen sein, die für die Freigabe der aktiven Sterbehilfe eintreten. Wir dürfen nicht zulassen, dass die moderne Medizin gegen den Willen der Betroffenen Leiden und Sterben künstlich verlängert.“ Weber wies darauf hin, dass die „Christliche Patientenverfügung“, die von Evangelischer und Katholischer Kirche gemeinsam herausgeben wird, „in wichtigen Aspekten, gerade was die künstliche Ernährung über Magensonde angeht, leider sehr vage formuliert“ und deshalb für ihn als Arzt in vielen Situationen „nicht hilfreich“ sei.

Der Arzt als „Helfer im Sterben“ müsse derjenige sein, „der im Einklang mit dem Willen seines Patienten auch dem natürlichen Sterben seinen Lauf lässt“. Dabei spiele auch die Palliativmedizin zur Linderung und Erleichterung von Schmerzen eine wichtige Rolle. „Manches Leid, das unerträglich erscheint, kann hierdurch erträglich werden.“ Weber bedauerte, dass die Palliativmedizin bisher noch an kaum einer Universität zum festen Lehrstoff gehörte, „allen Beteuerungen und Beschwörungen und Appellen der im Gesundheitswesen Verantwortlichen zum Trotz“.

Wege im Leid sind möglich

Gleichzeitig müsse sich der Arzt mit der existenziellen Frage des Leides auseinandersetzen, wenn er „Helfer im Sterben“ sein wolle. Die weit verbreiteten Vorstellungen vom Leiden als Prüfung und Leiden als Läuterung seien dabei jedoch „nicht mehr tragfähig“. Sie seien „vorschnelle Sinnantworten“, die eine wirkliche Gottesbegegnung eher behinderten als förderten. Weber sagte: „Als Ärzte und Pflegende, als haupt- und ehrenamtliche Hospizmitarbeiter können wir eine erstaunliche Erfahrung bezeugen: Leid kann ‚be-standen’ werden, ohne ‚ver-standen’ zu werden. Ja, es ist tatsächlich wahr, was Viktor Frankl, jüdischer Arzt und Überlebender von vier Jahren Konzentrationslager, sagt: Das Leiden macht den Menschen hellsichtig und die Welt durchsichtig. Noch einmal: Das erklärt nicht den Sinn dieses oft so unendlichen Leids. Aber es zeigt, dass Wege im Leid möglich sind, es zeigt, dass auch und vielleicht manchmal gerade im Leid Schlüssel gefunden werden können, die uns Türen zu neuen Räumen öffnen.“

Möglichkeiten für Hospiz-Mitarbeiter, solche Wege im Leid zu finden, seien zum einen das Überwinden der Sprachlosigkeit. „Indem der Arzt das, was der Patient an schwerer, ja als unerträglich empfundener Last trägt, allein schon durch sein Anhören würdigt, gibt er dem Gesagten auch Bedeutung.“ Zum anderen seien Rituale von großer Bedeutung, angefangen von Begrüßung und Verabschiedung des Patienten bis hin zu einer sorgfältigen Untersuchung. Wörtlich sagte Weber: „Der Arzt wendet sich mit aller Sorgfalt und Achtsamkeit weiterhin ganz persönlich, mit seinen Händen und Sinnen, jenem tödlich verwundeten, oft so entstellten Körper zu. Er kündet so von der Ordnung des Lebens und der Schöpfung, auch im Sterben.“

Domvortrag von Kardinal Lehmann am 30. Mai

Der Vortrag war der Auftakt der diesjährigen Domvorträge der Akademie des Bistum Mainz, Erbacher Hof. Die Reihe steht im diesem Jahr unter der Überschrift „Des Menschen Grenzen überschritten...? Die Diskussion um neuere Entwicklungen in der Sterbehilfe“. Anlass der Reihe ist der im vergangenen Jahr vorgestellte Bericht der Bioethik-Kommission des Landes Rheinland-Pfalz zum Thema Sterbehilfe und Sterbebegleitung. Dort wird die These formuliert, dass in „extremen Ausnahmefällen“ ausnahmsweise auch eine aktive Sterbehilfe ethisch und rechtlich toleriert werden könne, und der Gesetzgeber die Möglichkeit einräumen solle, in solchen Fällen von einer Strafe abzusehen. Der Mainzer Bischof, Kardinal Karl Lehmann, wird in der Reihe der Domvorträge am Montag, 30. Mai, um 19.30 Uhr im Mainzer Dom zum Thema „Wann darf ein Mensch sterben?“ sprechen.

tob (MBN)

 

Ethik im Alltag

Kreuzganggespräch mit Bruder Paulus Terwitte in Worms

Worms. „Es ist meine Grundüberzeugung, dass Ethik und Moral die größte Freiheitsleistung des Menschen sind.“ Das sagte der Kapuziner, Bruder Paulus Terwitte OFMCap, am Dienstag, 17. Mai, im Wormser Dominikanerkloster St. Paulus. „Wenn der Mensch ethisch und moralisch handelt, dann tut er etwas, das er nicht tun müsste. Er tut es, weil er es will.“ Diese Freiheitsleistung gerade in der heutigen Zeit zu erbringen, bedeute jedoch auch eine Anstrengung, sagte Terwitte. Wörtlich sagte er: „Die größte Herausforderung der Seelsorge heute ist es, eine Botschaft zu verkünden, die einerseits von Freiheit redet und andererseits die Pflicht nicht leugnet.“

Terwitte sprach zum Thema „Ethik praktisch: Steuerhinterziehung und andere Kavaliersdelikte...“. Die Veranstaltung fand in der Reihe Kreuzganggespräche der Wormser Dominikaner statt, die in diesem Frühjahr unter der Überschrift „Wirtschaft und Moral“ steht.

Erst im richtigen und guten Handeln verwirkliche der Mensch überhaupt sein Menschsein, sagte der Kapuziner, der seit 1998 als Guardian das Frankfurter Kapuzinerkloster Liebfrauen leitet. Dahinter stehe auch das Gebot, die Mitmenschen darin zu unterstützen, das Richtige und Gute zu tun sowie sie zu kritisieren, wenn sie Falsches oder Schlechtes tun. „Das ist eine Pflicht, die sich aus dem Liebesgebot ergibt.“ Richtig handeln zu wollen, sei ein Wunsch, den jeder Mensch habe, nicht etwas spezifisch Christliches. Dabei sei das Gewissen als Möglichkeit zur Selbstdistanzierung der Ort, an dem der Mensch sich seines Handelns gewiss werden könne. Diese Fähigkeit des Menschen ist „die Hochform des Menschseins“. Und weiter: „Dass wir ein Gewissen haben, ist für mich letztlich ein Gottesbeweis.“

Ein guter Mensch sei jemand, „der nicht selbstsüchtig handelt, der weniger Sorge um sich hat als Sorge um den anderen“. Ein sittlich handelnder Mensch sei deswegen zugleich auch immer ein politischer Mensch. Allerdings gebe es „kein gut sein ohne Opfer“. Das bedeute, dass man dafür auch von gewohnten Verhaltensweisen abrücken müsse. Ein schlechter Mensch dagegen betrachte sich als „Nabel der Welt“. Die einfachste Hilfe für konkrete Fragen der Alltagsethik sei die Generalisierung: „Was würde passieren, wenn alle so handeln würden?“ Außerdem müsse die Frage, ob eine Handlung gerecht sei, und ob sie vielleicht nicht nur der eigenen Person diene, mitbedacht werden. Terwitte verdeutlichte seine Erläuterungen zur Alltagsethik an verschiedenen Beispielen.

Pater Max Cappabianca OP, der die Kreuzganggespräche leitet, hatte rund 100 Besucher zu dem Abend im Kreuzgang von St. Paulus begrüßt. Beim nächsten Termin am Dienstag, 24. Mai, um 20.00 Uhr spricht Pater Thomas Mühlberger OSFS zum Thema „Fairantwortung in der Wirtschaft - Schließen ökonomisches und christliches Streben einander aus?“. Die Frühjahrsreihe endet am Dienstag, 31. Mai, mit einem Vortrag von Professor Wolfgang Ockenfels OP unter der Überschrift „Welche Werte zählen noch?“

Hinweis: Weitere Informationen unter http://www.dominikaner-worms.de/

tob (MBN)

 

Theologentag als Begegnung von Kirche und Arbeitswelt

Boehringer Ingelheim überzeugt durch Ausbildung und Qualifizierung

Ingelheim. Die Begegnung von Kirche und Arbeitswelt stand im Mittelpunkt des diesjährigen „Theologentags“ im Bistum Mainz. Vor rund 50 Studierenden der Katholischen Theologie, die einen pastoralen Beruf anstreben, erläuterte der Leiter des Referats Berufs- und Arbeitswelt im Bischöflichen Ordinariat Mainz, Thomas Domnick, im St. Kilianshaus in Ingelheim Zielsetzung und Arbeitsweise der Betriebsseelsorge. Ihr geht es vor allem darum, Brücken zwischen dem beruflichen Alltag und dem kirchlichen Leben zu schlagen. Dazu gehöre es, betonte Domnick, Menschen aus der Arbeitswelt zusammen zu führen und zu begleiten.

Durch ihre Präsens in der Arbeitswelt nehme die Betriebsseelsorge teil an der prophetischen, solidarischen und missionarischen Sendung der Kirche. Im Bistum Mainz gibt es die Einrichtung der Betriebsseesorge seit mehr als 40 Jahren. Die Mitarbeiter der Betriebsseelsorge pflegen eine enge Zusammenarbeit mit den Betriebsräten und bieten bei Betriebsschließungen Hilfen für die Betroffenen an. Das Referat Berufs- und Arbeitswelt umfasst auch die Arbeitslosenseelsorge und den Bereich Wirtschaft mit vielen Kontakten zu Unternehmensleitungen.

Zehn Prozent ohne Schulabschluss

In den Jahren 2004/2005 hat die Mainzer Betriebsseelsorge das Schwerpunktthema „Jugend und Arbeit“. Es wurde auch im Blick auf den Weltjugendtag 2005 gewählt. Besondere Sorge mache es, berichtete Domnick, dass Jugendliche ohne Arbeit von der Kirche besonders schwer zu erreichen seien. Geradezu erschreckend sei die Tatsache, dass zehn Prozent der Jugendlichen in Deutschland die Schule ohne Abschluss verlassen. Zu den positiven Anätzen und konkreten Hilfen gehöre es, dass im Rahmen des Projekts „SymPaten“ Jugendliche durch ehrenamtliche, in ihren Berufen bewährte „Paten“ bei der Berufsausbildung und beim Einstieg in ein Berufsleben begleitet und damit gestützt und gefördert werden.

Kritisch merkte Domnick an, dass das Bewusstsein für die Probleme der Arbeitswelt im Leben vieler Pfarrgemeinden zu wenig ausgeprägt sei. Wünschenswert seien intensivere Kontakte der Haupt- und Ehrenamtlichen in den Gemeinden zu den Betrieben vor Ort. Der Pfarrer von Ingelheim-St. Remigius, Bernd Weckwerth, legte vor diesem Hintergrund dar, welche Auswirkungen ein Großbetrieb auf die Seelsorge in der Pfarrei hat. Er berichtete, dass es in seiner Gemeinde viele Wegzüge und Zuzüge gab, als die Firma Boehringer vor einigen Jahren entschied, die Forschung ganz nach Biberach und die Produktion nach Ingelheim zu verlagern. Wichtig sei für seine Pfarrei auch die Unterstützung eines örtlichen Arbeitslosenprojekts durch die Vergabe von Aufträgen.

Mit Domnick diskutierten die Theologiestudentinnen und –studenten, die sich durch ihr Studium an der Mainzer Universität und der Katholischen Fachhochschule Mainz auf ihre künftigen Berufe als Priester, Pastoralreferenten oder Gemeindereferenten vorbereiten, auch eigene Zukunftsperspektiven und mögliche Alternativen, wenn der angestrebte Beruf nicht erreicht werden kann. In der Diskussion ging Domnick auch auf die aktuelle Kapitalismuskritik ein. Er wandte sich gegen Pauschalisierungen dieser Kritik und fand es problematisch, diese Diskussion im Wahlkampf zu instrumentalisieren. Die kirchliche Position sei seit langem klar. In den kirchlichen Erklärungen, z.B. in den Enzykliken Papst Johannes Paul II., werde eindeutig der Vorrang der Arbeit vor dem Kapital herausgestellt. Bedauernd stellte Domnick fest, dass der „klassische Unternehmer mit sozialer Verantwortung immer seltener wird“.

Unternehmenskultur fördert Mitarbeiter

So war es hilfreich, dass der zweite Teil des Studientags, an dem auch Führungskräfte und Ausbilder des Bistums, an der Spitze Kardinal Karl Lehmann und Generalvikar Dietmar Giebelmann teilnahmen, dem Besuch des Pharma-Unternehmens Boehringer Ingelheim GmbH gewidmet war. Professor Marbod Muff von der Unternehmensleitung betonte, für sie sei es wichtig, dass die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter die Erfahrungen machen, „dass sie gebraucht werden“. Er unterstrich: „Wer Menschen führen will, muss die Menschen mögen.“ Der Vorsitzende der Geschäftsführung, Ulrich Pitkamin, bekräftigte, dass die Unternehmenskultur bei Boehringer einen besonders hohen Stellenwert habe. „Entscheidend ist, wie wir miteinander umgehen. Ohne Mitarbeiter gibt es keinen Erfolg“, stellte er fest. Personalgeschäftsführer Mark Hagmann verwies dazu besonders auf die Weiterbildungsmöglichkeiten für alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.

Beispielhaft berichtete der Vorsitzende des Gesamtbetriebsrates, Axel Baumann, über den sozialverträglichen Abbau von 1.200 Arbeitsplätzen innerhalb von acht Jahren (1994-2002). Es sei zu keiner einzigen betriebsbedingten Kündigung gekommen. Durch Fluktuation und Umschulungen habe das Problem bewältigt werden können. Entscheidend sei für sie in diesem „knallharten Geschäft“ die gegenseitige Verantwortung füreinander. Ihr Geheimnis der Konfliktlösung bestehe darin, kontinuierlich miteinander zu sprechen. Deshalb sei der Betrieb zu Recht stolz auf das „Zukunftsforum“, in dem Planungen in gegenseitigem Vertrauen besprochen würden. Als Familienbetrieb sei Boehringer auch flexibler als andere Großbetriebe. So sei es gelungen, eine Kinderkrippe für Mitarbeiter des Unternehmens einzurichten. Im Blick auf die Zukunft bemühe sich Boehringer durch Ausbildungs- und Weiterbildungsmaßnahmen, dem zu erwartenden Facharbeitermangel gegenzusteuern.

Lehmann: Die Kontakte helfen uns ungemein

Kardinal Lehmann sagte in seinem Dank an die Unternehmensleitung und die Boehringer-Mitarbeiter, es sei für das Bistum ganz wichtig, Einblicke in ganz verschiedene Arbeitswelten, in gute und schwierige Situationen, zu bekommen. „Die Kontakte helfen uns ungemein“, unterstrich er und bekannte, er sei besonders beeindruckt von den Qualifizierungsangeboten. Darin komme ein starkes Vertrauen in die Menschen und ihre Leistungsfähigkeit zum Ausdruck.

Zum Abschluss des Tages konnten sich die Besucher in der Lernwerkstatt darüber informieren, welche Anstrengungen das Unternehmen leistet, um junge Menschen auszubilden. In den verschiedenen Berufen, wie z. B. Chemielaboranten, Pharmakanten, kaufmännische und technische Berufe, werden zur Zeit 365 junge Menschen ausgebildet. Auf die jetzt zu vergebenden 128 Ausbildungsplätze haben sich 1.700 junge Menschen beworben. Um auch schwächeren Jugendlichen eine Chance zu geben, hat Boehringer acht Ausbildungsplätze bereit gestellt. In Kontakten mit Schulen versucht Boehringer für technisch-naturwissenschaftliche Berufe zu begeistern und für die diesbezüglichen Schulfächer zu werben, die von der Mehrheit leider vernachlässigt würden.

Sk (MBN)

 

Pendler im Mittelpunkt

„Tag der Arbeitswelt“ mit Weihbischof Neymeyr beim Pharmaunternehmen Engelhard

Niederdorfelden. Der traditionelle „Tag der Arbeitswelt“ anlässlich der Visitation des Dekanates Wetterau-Ost hat am Mittwoch, 18. Mai, beim Pharmaunternehmen Engelhard Arzneimittel stattgefunden. Weihbischof Dr. Ulrich Neymeyr besuchte die mittelständische Firma gemeinsam mit 20 hauptamtlichen Mitarbeitern aus dem Dekanat und dem Bischöflichen Ordinariat. Organisiert wurde der „Tag der Arbeitswelt“ vom Referat Berufs- und Arbeitswelt im Bistum Mainz sowie von der Regionalstelle für Arbeitnehmer- und Betriebsseelsorge Oberhessen.

"Wir veranstalten den ,Tag der Arbeitswelt’, um die Berufs- und Arbeitswelt der Gläubigen kennen zu lernen“, unterstrich Neymeyr zum Beginn des Tages. Die Firma Engelhard Arzneimittel liegt nicht auf dem Gebiet des Bistums Mainz, sondern auf dem des Bistums Fulda. „Wir wollen damit deutlich machen, dass viele Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer aus dem Dekanat Wetterau-Ost gezwungen sind, zu ihrem Arbeitsplatz zu pendeln“, betonte Betriebsseelsorger Richard Kunkel aus Bad Nauheim.

Engelhard Arzneimittel wurde 1872 in Frankfurt gegründet und befindet sich auch heute noch im Familienbesitz, wie der pharmazeutische Bereichsleiter Dr. Jörg Amborn erläuterte. Die Firma beschäftigt rund 200 Mitarbeiter und produziert unter anderem das älteste Fertigarzneimittel in Deutschland, das so genannte „Isla Moos“. Das wichtigste Standbein der Firma aber sei das Hustenpräparat „Prospan“, das 50 Prozent des Umsatzes ausmache, unterstrich Amborn. Der Umsatz von Engelhard Arzneimittel belaufe sich insgesamt auf rund 40 Millionen Euro. Bei der Präsentation des Unternehmens wies Amborn zudem auf die sorgfältige Personalpolitik hin. Viele Mitarbeiter gehörten der Firma sehr lange an: „Wir feiern hier viele Arbeitsjubiläen“, sagte er.

Anschließend besichtigten die Teilnehmer die verschiedenen Anlagen und Produktionsabläufe des Unternehmens: die Verpackungsanlagen, den Einwaageraum, die Qualitätskontrolle und die Lagerräume. Der Besichtigung folgte ein Mittagessen und ein Gespräch mit der Unternehmensleitung und dem Betriebsrat. Hier kam es unter anderem zu einem Austausch über Erfahrungen mit Zielvereinbarungsgesprächen; zudem wurde über die Ausbildungssituation bei Engelhard Arzneimittel gesprochen. Derzeit bildet das Unternehmen sechs junge Erwachsene aus.

Hinweis: Weitere Informationen zum Unternehmen unter http://www.engelhard-am.de

am (MBN)

 

Dokumentation

„Freiheit aus dem Geist“

Predigt von Kardinal Lehmann an Pfingsten

Der Mainzer Bischof, Kardinal Karl Lehmann, hat seine Predigt im Pontifikalgottesdienst am Pfingstsonntag, 15. Mai, im Mainzer Dom unter die Überschrift „Freiheit aus dem Geist“ gestellt. Predigttext war eine Perikope aus dem zweiten Korintherbrief: „Der Herr aber ist der Geist, und wo der Geist des Herrn wirkt, da ist Freiheit.“ (2 Kor 3, 17). Wir dokumentieren im Folgenden den Wortlaut seiner Predigt:

 

Freiheit aus dem Geist

Den Gottesgeist kann man nur wirklich verstehen, wenn man ihn aus einer doppelten Perspektive zu erkennen sucht. Der Geist gehört in die innerste Beziehung Gottes selbst zwischen Vater und Sohn, darum beten wir auch mit Recht im Großen Glaubensbekenntnis: „Wir glauben an den Heiligen Geist, der Herr ist und lebendig macht, der aus dem Vater und dem Sohn hervorgeht, der mit dem Vater und dem Sohn angebetet und verherrlicht wird, der gesprochen hat durch die Propheten.“ Darum nennen wir ihn auch gerne die dritte göttliche Person. Zugleich sehen wir auch seine eigene Aufgabe, seine „Funktion“, dass er nämlich hineinwirkt aus der Sphäre Gott in unsere Welt und in die Geschichte. Beides gehört hier ganz eng zusammen, Person und Funktion.

Es gibt einen kleinen Vers im 2. Korintherbrief des heiligen Paulus, wo er vom neuen Verständnis der Heiligen Schrift durch den christlichen Glauben spricht, der nun nicht bloßer Dienst am Buchstaben, sondern im Geist ist. Hier heißt es: „Der Herr aber ist der Geist, und wo der Geist des Herrn wirkt, da ist Freiheit.“ (2 Kor 3, 17) Ich meine, dass die beiden genannten Perspektiven in dieser dichten Aussage erkennbar sind. Aber das Satz ist nicht so einfach. Deswegen geht man oft an ihm vorbei. Ist das denn nicht eine unklare Konfusion, wenn der Herr und der Geist offenbar in eins gesetzt, regelrecht identifiziert werden?

Dies wird man so nicht annehmen dürfen. Dem heiligen Paulus kommt es darauf an zu erklären, dass der Herr, womit zweifellos Jesus Christus gemeint ist, uns gegenüber seine ganze Kraft erweist im Geist. Der Geist ist aber nicht nur ein endliches Medium, sondern weil er aus Gott selbst kommt „und mit dem Vater und dem Sohn angebetet und verherrlicht wird“, darum kann er auch Gott selbst bei uns, d.h. in der Endlichkeit und Vergänglichkeit der Welt und der Geschichte, vergegenwärtigen, ohne dass Gott selbst, der im Sohn ganz in unsere Welt kommt, seine Göttlichkeit verliert und ein Stück unserer Welt und unserer Wünsche wird. Der Herr wird unter uns voll in seiner ganzen Dynamik offenbar, gegenwärtig und wirksam durch den Geist und in ihm. In einer extremen Knappheit und Zuspitzung kann man dann sagen: „Der Herr aber ist der Geist.“ Man könnte von so etwas wie dynamischer Einheit sprechen. Jedenfalls ist es keine simple Identifizierung.

Von diesem Geist wird nun gesagt: „... wo der Geist des Herrn wirkt, da ist Freiheit“. Ähnliche Gedanken finden sich öfter beim heiligen Paulus. (vgl. z.B. Röm 8, 1f; 1 Kor 6, 17; Gal 5, 13ff) Jedenfalls bringt der Geist Gottes Leben zu uns, und zwar in der unverminderten Kraft Gottes selbst. Darum bekennen wir auch: „ ... der Herr ist und lebendig macht.“ Nachdem Jesus zum Vater heimgegangen ist und nicht mehr leibhaftig unter uns ist, lässt er uns nicht als Waisen zurück. Schließlich verheißt er uns bei seiner Erhöhung in den Himmel: „Aber ihr werdet die Kraft des Heiligen Geistes empfangen, der auf euch herabkommen wird; und ihr werdet meine Zeugen sein ...“ (Apg 1, 8) Der Geist bringt, wie Jesus in den Abschiedsreden des Johannesevangeliums immer wieder deutlich macht nichts Neues, vielmehr führt er immer tiefer in das Geheimnis Jesu ein: „Wenn aber jener kommt, der Geist der Wahrheit, wird er euch in die ganze Wahrheit führen. Denn er wird nicht aus sich selbst heraus reden, sondern er wird sagen, was er hört, und euch verkünden, was kommen wird. Er wird mich verherrlichen; denn er wird von dem, was mein ist, nehmen und es euch verkünden.“ (Joh 16, 13f)

Dies gilt ganz grundsätzlich, aber auch sehr konkret. Paulus spricht darum auch von der „Frucht des Geistes“, die wir empfangen dürfen. Diese Frucht ist die Auswirkung der Gabe Gottes im Leben der Menschen. Die Macht, die diese Frucht hervortreibt, ist bei Paulus der Heilige Geist. Sie heben sich ab von den Werken der Finsternis (vgl. Eph. 5, 8ff) oder auch von den „Werken des Fleisches“. (vgl. Gal 5, 13ff, bes. 5, 19f) So heißt es im Blick auf die positiven Gaben Gottes: „Die Frucht des Geistes aber ist Liebe, Freude, Friede, Langmut, Freundlichkeit, Güte, Treue, Sanftmut und Selbstbeherrschung.“ (Gal 5, 22) Ihnen setzt Paulus Unzucht und ausschweifendes Leben, Götzendienst und Streit, Eigennutz und Spaltungen, Neid und Missgunst entgegen, und er weiß, dass noch vieles aufzuzählen wäre. Darum verlangt er, dass wir die Geister unterscheiden und uns selbst entscheiden: „Wenn wir aus dem Geist leben, dann wollen wir dem Geist auch folgen.“ (Gal. 5, 25)

In diesen Zusammenhang gehört auch die eingangs angeführte Aussage des heiligen Paulus: „... und wo der Geist des Herrn wirkt, da ist Freiheit.“ Es wird nicht einfach gesagt, dass die Freiheit als solche eine Frucht des Geistes ist. Sie zählt offenbar zur Grundausstattung des Menschen durch die Erschaffung. Sie gehört zum Menschen. Aber es kommt darauf an, dass wir den rechten Gebrauch von ihr machen. Durch Glaube und Taufe hat der Christ die Kraft erhalten, den versklavenden Mächten der Unfreiheit eine Absage zu erteilen: „Zur Freiheit hat uns Christus befreit. Bleibt darum fest und lasst euch nicht von neuem das Joch der Knechtschaft auflegen!“ (Gal 5, 1) Immer wieder warnt er: „Ihr seid zur Freiheit berufen, Brüder. Nur nehmt die Freiheit nicht zum Vorwand für das Fleisch, sondern dient einander in Liebe ... Lasst euch vom Geist leiten.“ (Gal 5, 13.16)

Es ist nicht selbstverständlich, dass wir von der Freiheit den richtigen Gebrauch machen, deshalb müssen wir immer wieder zur wahren Freiheit befreit werden. Wir berufen uns oft auf die Freiheit, verbergen aber darunter unsere Willkür. Die Heilige Schrift warnt auch an anderer Stelle vor dieser elementaren Versuchung des Menschen: „Handelt als Freie, aber nicht als solche, die die Freiheit als Deckmantel für das Böse nehmen.“ (1 Petr 2, 16) Es wird gewarnt vor denen, die den Menschen „Freiheit versprechen und doch selbst Sklaven des Verderbens sind“ (2 Petr 2,19). Zur Freiheit gehört es, dass man sich und seine selbstsüchtigen, egozentrischen Tendenzen überwindet und über sich hinausdenkt. Dies ist aber in ganz besonderer Weise Sache des Geistes, der uns von uns selbst befreit und fähig macht zum Einsatz für andere und ganz besonders zur Liebe. Darum kann Paulus sehr genau und gezielt sagen: „... und wo der Geist des Herrn wirkt, da ist Freiheit“, da ist wahre Freiheit. In diesem Sinne ist das Gelingen der Freiheit Geschenk und Frucht des Geistes.

Ein wichtiges Kriterium für den heiligen Paulus ist dabei - wir haben es schon gehört - der Maßstab der Liebe. So „fasst er“ alles, was man vom Menschen sinnvoll ethisch verlangen kann (das „Gesetz“), „in einem Wort zusammen: Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst!“ (Gal 5, 14)

Der Geist hilft uns, uns besser zu erkennen. In ihm und mit ihm können wir miteinander und einzeln den Verführungen einer Freiheit, auf die wir uns gerne berufen, die uns aber auch oft einfach übermächtigt, überwinden. Auch in unserer Schwachheit ist der Geist bei uns: „So nimmt sich auch der Geist unserer Schwachheit an. Denn wir wissen nicht, worum wir in rechter Weise beten sollen; der Geist selbst tritt jedoch für uns ein mit Seufzen, das wir nicht in Worte fassen können. Und Gott, der die Herzen erforscht, weiß, was die Absicht des Geistes ist: Er tritt so, wie Gott es will, für die Heiligen ein.“ (Röm 8, 24ff)

So ist unsere Freiheit gut aufgehoben und gegen alle selbstzerstörerischen Mächte geschützt durch Gottes Geist, der uns immer wieder an die Ordnungen des Lebens bindet und an „den Glauben, der in der Liebe wirksam ist“. (Gal 5,6)

Amen.

 

Vorschau

„Die Rente ist sicher!!??“ (21.5.)

Diskussionsrunde der KAB im Haus Nr. 10 - Kirche am Markt

Mainz. Unter der Überschrift „Die Rente ist sicher!!?? - Rentenmodelle in der Diskussion“ findet am Samstag, 21. Mai, im Haus Nr. 10 - Kirche am Markt von 10.00 bis 12.00 Uhr eine Diskussionsrunde statt. Veranstalter ist die Katholische Arbeitnehmer-Bewegung (KAB), Bezirksverband Mainz. Die Diskussionspartner sind: Theo Heeck, Familieninstitut der KAB, Haltern, Marianne Grosse (MdL), SPD, Nackenheim, Professor Michael Pietsch, CDU, Mainz, Thomas Pensel, Bündnis 90/Die Grünen, Mainz. Es moderiert Ludwig Braun von der KAB Mainz.

am (MBN)

 

Wann darf ein Mensch sterben? (30.5.)

Vortrag von Kardinal Lehmann im Mainzer Dom

Mainz. Der Bischof von Mainz, Kardinal Karl Lehmann, spricht am Montag, 30. Mai, um 19.30 Uhr im Mainzer Dom zum Thema „Wann darf ein Mensch sterben?“. Veranstalter des Abends ist der Erbacher Hof, die Akademie des Bistums Mainz. Der Vortrag ist der zweite Beitrag zum diesjährigen Jahresthema der Domvorträge „Des Menschen Grenzen überschritten ...? Die Diskussion um neuere Entwicklungen in der Sterbehilfe“.

am (MBN)

 

Aufruf des Kardinals (30.5.-3.6.)

Wahlen für die Mitarbeitervertretungen im Bistum Mainz

Mainz. In der Zeit von Montag, 30. Mai, bis Freitag, 3. Juni, finden die Wahlen für die Mitarbeitervertretungen (MAV) im Bistum Mainz statt. Für den Bereich der MAV des Bischöflichen Ordinariates wurde der Wahltag auf Dienstag, 31. Mai, gelegt. In seinem Wahlaufruf schreibt der Bischof von Mainz, Kardinal Karl Lehmann: „Ich spreche die herzliche Bitte an Sie aus, sich bei den Wahlen zu Ihrer Mitarbeitervertretung als Kandidatin und Kandidat zur Verfügung zu stellen und von Ihrem Wahlrecht gebrauch zu machen. Eine hohe Wahlbeteiligung ist ein sichtbares Zeichen Ihres Willens zur Mitgestaltung der Dienstgemeinschaft.“

Im Bistum Mainz sind rund 10.000 kirchlich Bedienstete in ca. 170 kirchlichen Einrichtungen tätig. Die über 500 Mitarbeitervertreter setzen sich unter anderem für arbeitsrechtliche Fragen kirchlicher Mitarbeiter ein. Die MAV des Bischöflichen Ordinariates in Mainz wird beispielsweise aus 13 Mitgliedern bestehen, die Amtsperiode aller Mitarbeitervertretungen beträgt vier Jahre.

Aktives Wahlrecht haben alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die am Wahltag des 18. Lebensjahr vollendet haben und mindestens sechs Monate ohne Unterbrechung in einer Einrichtung desselben Dienstgebers tätig sind. Wählbar sind diejenigen Mitarbeiter, die am Wahltag seit mindestens einem Jahr ohne Unterbrechung im kirchlichen Dienst stehen und davon mindestens seit sechs Monaten in einer Einrichtung desselben Dienstgebers tätig sind.

Hinweis: Aktuelle Hinweise zur Wahl unter der Internetadresse http://www.diag-mav-mainz.de/75.MAV-Wahlen

am (MBN)