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Mainz. Im Rahmen seines „Sofortprogramms" hat das Bistum Mainz in den vergangenen 20 Jahren durch Finanzhilfen insgesamt 772 Jugendlichen zu einem Ausbildungsplatz verholfen. Das Bistum sorgte dafür, dass zusätzliche Ausbildungsstellen geschaffen wurden und vor allem benachteiligte Jugendliche einen Ausbildungsplatz erhielten. Diese Bilanz zog der Leiter des Referats Berufs- und Arbeitswelt im Bischöflichen Ordinariat Mainz, Thomas Domnick, am Freitagabend, 19. März, im Rahmen einer Feierstunde zum 20-jährigen Bestehen des Sofortprogramms für arbeitslose Jugendliche im Haus am Dom in Mainz.
Die Feierstunde stand unter dem Motto „Hoffnungsfunken weitertragen – Ausbildungsplätze für Jugendliche". Der Vorsitzende des Diözesan-Caritasverbandes und Dezernent für Caritas- und Sozialarbeit im Bischöflichen Ordinariat, Domkapitular Msgr. Hans-Jürgen Eberhardt, verlas ein Grußwort von Kardinal Karl Lehmann. Der Mainzer Bischof erinnerte in dem Grußwort daran, dass der damalige Kapitularvikar des Bistums Mainz, Weihbischof Wolfgang Rolly, das Sofortprogramm für arbeitslose Jugendliche im Juli 1983 gestartet hat. Hauptziel des Programms war es, zusätzliche Ausbildungsstellen zu schaffen. Dabei sollten besonders auch benachteiligte Jugendliche berücksichtigt werden.
Der Kardinal stellte fest, dass sich die Situation auf dem Arbeits- und Ausbildungsmarkt leider noch nicht entspannt, sondern eher sogar verschärft habe. Deshalb sei es konsequent, das Sofortprogramm auch in Zukunft fortzuführen, unterstrich er. „Wir wollen alle in der nächsten Zeit das Thema ‚Jugend und Ausbildung‘ zu einem Schwerpunkt unserer Arbeit machen", kündigte er an. Es sei ganz entscheidend, „dass junge Leute in der konkreten Gesellschaft erfahren können, dass man sie braucht und dass sie in ihren Fähigkeiten, auch wenn sie noch entwickelt werden müssen, anerkannt und bejaht werden", bekräftigte er.
In seinem schriftlichen Grußwort dankte Lehmann allen sehr herzlich, die sich in den vergangenen 20 Jahren für die Aufrechterhaltung des Sofortprogramms eingesetzt haben. Dazu nannte er neben Weihbischof Rolly den Leiter des Dezernates Seelsorge, Domdekan Prälat Heinz Heckwolf, und Thomas Domnick mit allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern im Referat Berufs- und Arbeitswelt im Bistum Mainz. Für die Zeit der Gründung sei besonders Domkapitular em. Prälat Josef Seuffert, dem schon früh verstorbenen früheren Leiter des Referates Berufs- und Arbeitswelt, Pfarrer Msgr. Manfred Gärtner, Dieburg, und dem damaligen Diözesan-Caritasdirektor, Domkapitular Prälat Günter Emig, zu danken, die vieles gemeinsam in die Wege geleitet haben. Ein besonderer Dank gelte auch dem Referenten für Arbeitslosenseelsorge, Bruno Schumacher. Ganz besonders dankte der Bischof auch den vielen Spendern, die es ermöglichten, das Werk auch in schwierigeren Zeiten fortzusetzen. „Es ist wirklich ein Funke der Hoffnung, der ein Signal in unsere Gesellschaft setzt", betonte Lehmann.
In seiner Bilanz des Sofortprogramms teilte Domnick weiter mit, dass im Verlauf der vergangenen 20 Jahre insgesamt 3,15 Millionen Euro aus Haushaltsmitteln des Bistums in das Sofortprogramm investiert wurden. Außerdem seien mehr als eine Million Euro als Spenden aufgebracht worden. Neben zahlreichen Einzelspenden gab es, wie Domnick berichtete, Erlöse von Pfarrfesten, Benefizkonzerten oder Aktionen der Jugendverbände wie auch der katholischen Sozialverbände, Katholischer Arbeitnehmer-Bewegung (KAB) und Kolping. Mit diesem Geld wurden nicht nur Ausbildungsplätze mitfinanziert. Es kam auch einer Reihe von Initiativen und Projekten für Arbeitslose zugute, insbesondere dem „Gelben Haus" in Offenbach, dem Ketteler-Cardijn-Werk in Griesheim und dem „Förderband Mainz".
Domnick erklärte, dass die Ausbildungsstellen, die gefördert werden, ein breites Spektrum abdecken. Die Berufe reichen von Floristen und Tischlern, Apotheken- und Arzthelferinnen über Fotografen, Bäcker, Buchhändler, Bauzeichner, Friseure, Verkäuferinnen, Kfz-Mechaniker, Bürokaufleute und Schlosser bis zu Metallinstrumentenbauern und Pferdewirtinnen. Auch das Bistum Mainz selbst stellte in seiner Verwaltung, seinen Einrichtungen und den Einrichtungen der Caritas Ausbildungsplätze zur Verfügung. Aktuell werden nach Angaben Domnicks im Rahmen des Sofortprogramms 35 Auszubildende unterstützt, 18 von ihnen im Mainzer Raum.
Die Gründungsphase des Sofortprogramms im Jahre 1983 wurde durch eine Talkrunde mit Frauen und Männern der ersten Stunde lebendig. Zu den Gesprächsteilnehmern gehörten unter der Moderation des Leiters der Öffentlichkeitsarbeit, Ordinariatsrat Thomas Klumb, Domkapitular em. Prälat Josef Seuffert, damals Leiter des Bischöflichen Seelsorgeamtes, Bruno Schumacher, damals CAJ-Sekretär im Bistum Mainz, der schon bald als Referent für Arbeitslosenseelsorge eingestellt wurde. Zur Runde gehörten auch zwei Ausbilder von damals, die Floristin Helga Bartosch, Worms, mit ihrer damaligen Azubi Simone Schreiner, und der Bäckermeister Martin Berg, Mainz-Gonsenheim, mit dem Lehrling Frank Corneli.
Seuffert berichtete, er sei damals so etwas wie eine „Hebamme" für das Sofortprogramm geworden. Es sei ihm gelungen, die Dezernentenkonferenz von dem Anliegen zu überzeugen und auch den Diözesan-Kirchensteuerrat für das Projekt zu gewinnen. Zusammen mit Emig und Gärtner habe er die Sache in die Hand genommen, unterstützt von Bruno Schumacher. Im Blick auf die Wohlstandsverwahrlosung vieler Jugendlicher sei es wichtig gewesen, den Jugendlichen nicht nur eine Lehrstelle zu vermitteln, sondern sie auch zu begleiten. Seuffert wertete es als großen Erfolg, dass trotz der vielen „schwierigen" Jugendlichen, die vermittelt wurden, es nur einen einzigen „Abbrecher" gab, der die Ausbildung nicht abgeschlossen hat. Es galt, wie Seuffert unterstrich, mit den Handwerksmeistern persönlich zu sprechen und Vertrauen aufzubauen.
Er unterstrich, dass das Sofortprogramm im Wesentlichen drei Säulen hatte: die Einrichtung von Ausbildungsplätzen, die Errichtung des Gelben Hauses und die Bereitstellung von Ausbildungsplätzen in bistumseigenen Einrichtungen. Es sei auch gelungen, mehrere Jahres-Praktikanten aufzunehmen, die als Sozialarbeiter eine berufliche Existenz suchten. Seuffert dankte im Rückblick auf seine aktive Zeit im Sofortprogramm besonders seiner damaligen Sekretärin Inge Faber und dem Geschäftsführer des Seelsorgeamtes, Gerd Müller.
Schumacher ergänzte, dass über die Ausbildungsstellen hinaus, die finanziell gefördert wurden, durch die Initiative des Bistums viele Handwerksmeister und Betriebe sich bereit erklärten, zusätzliche Ausbildungsplätze zu schaffen, ohne dafür unterstützende Fördermittel zu beanspruchen. Insgesamt sei das Echo in den Gemeinden sehr positiv gewesen. Geistliche verzichteten auf ihr Weihnachtsgeld und einige Pfarrer bedachten auch in ihrem Testament das Sofortprogramm, berichtete Seuffert. Die Floristin und der Bäckermeister legten dar, wie sie sich um eine qualitativ gute Ausbildung bemühten und auch Schwierigkeiten überwinden halfen. Bartosch, die insgesamt 17 Floristinnen ausgebildet hat, verwies darauf, dass die Ausbildung zunehmend schwieriger und teurer geworden sei, so dass sie heute keine Mädchen mehr ausbilde.
Schumacher berichtete, dass er 1983, also bereits einige Jahre vor dem Start des Sofortprogramms, mit dem Einsatz für Arbeitslose begonnen habe. Mit Seuffert und Gärtner habe er das Hessische Landesarbeitsamt aufgesucht. Der damalige Leiter, Oldenburg, habe dem Bistum empfohlen, kleinen Betrieben einen finanziellen Anreiz zu geben. Dies sei dann auch umgesetzt worden. Er sei durch die Diözese gereist und habe mit Pfarrern und Pfarrgemeinderäten gesprochen und versucht, Haupt- und Ehrenamtliche zu motivieren, Betriebe zu besuchen und sich für zusätzliche Ausbildungsstellen einzusetzen. „Dieses direkte Zugehen auf die Betriebe führte zum Erfolg", betonte er. Im Gelben Haus sei ihm die Verbindung von CAJ-Arbeiterjugendtreff mit schulischer und handwerklicher Förderung besonders wichtig gewesen. Zurzeit werden im Gelben Haus 73 Jugendliche betreut und auf den Einstieg in das Berufsleben vorbereitet.
Zu den Gästen der Feierstunde gehörten auch der Bundestagsabgeordnete Michael Hartmann, MdB (SPD), der Vorsitzende des Gewerkschaftsbundes Rheinland-Pfalz/Saarland, Dietmar Muscheid, und der Leiter der Industrie- und Handelskammer (IHK) Rheinhessen, Theo Welter. Welter betonte, durch sein Dabeisein wolle er diese Initiative für die Zukunft unterstützen. Die IHK habe ihr „Lotsenprogramm" und die Kirche das Sofortprogramm und jetzt auch die Initiative „SymPaten". Es gelte für alle das Motto: „Praktiziere, was du predigst!"
Um für die weitere Unterstützung des Sofortprogramms zu werben, hat das Referat Berufs- und Arbeitswelt einen Flyer herausgegeben, den Domnick an diesem Abend vorstellte. Er hat das Motto „ Hoffnungsfunken weitertragen". Dabei verwies Domnick besonders auf die neue Initiative „SymPaten", in deren Rahmen Ehrenamtliche als Paten junge Menschen in Ausbildung und Berufseinstieg begleiten. Domnick betonte: „ Die Zukunftschancen von Jugendlichen und jungen Erwachsenen sowie deren Anspruch auf Ausbildung und Arbeit sind uns ein wichtiges Anliegen."
Sk (MBN)
Dijon/Mainz. Eine Delegation der Pfarrgemeinde Mainz-Bretzenheim St. Bernhard hat in diesem Jahr, wie bereits in den vergangenen Jahren, wieder Osterkerzen mit der französischen Partnergemeinde Saint Bernard de Dijon in Burgund als Symbol gegenseitiger Verbundenheit getauscht. Eine Kerze wurde, wie die Delegationsleiterin, Rose Marie Reinhardt, nach ihrer Rückkehr am Dienstag, 23. März, in Mainz berichtete, in der Krypta der Pfarrkirche Saint Bernard im Beisein zahlreicher Gemeindemitglieder getauscht. Auch in der Kathedrale Saint Bénigne von Dijon wurden große, verzierte Kerzen zum Altar getragen und im Rahmen eines feierlichen Gottesdienstes getauscht.
Die Delegation überbrachte außerdem eine schlichte weiße Kerze in das über 900 Jahre alte Zisterzienser-Kloster Cîteaux. In einer herzlichen Begegnung wurde sie dem Abt des Klosters, Dom Olivier Quenardel, und der Mönchsgemeinschaft übergeben. Bei dieser Gelegenheit wurde auch ein Stein aus Clairvaux an das Mutterkloster überreicht, den Kurt Lenz aus Mainz-Bretzenheim mit dem Wappen des Klosters und des hl. Bernhard von Clairvaux geschmückt hat.
Höhepunkt der Besuchsreise war in diesem Jahr die Teilnahme an der Weihe des neuen Erzbischofs der Erzdiözese Dijon, Msgr. Prof Dr. Roland Minnerath. An der festlichen Liturgie am Sonntag, 21. März, nahmen rund 3.000 Gläubige teil. Der Bischof von Mainz, Kardinal Karl Lehmann, gehörte zu den Konzelebranten im Weihegottesdienst des neuen Erzbischofs der Mainzer Partnerdiözese. Insgesamt waren bei der feierlichen Liturgie 30 Erzbischöfe, Bischöfe und Äbte sowie 120 Priester zugegen. Musikalisch gestaltet wurde der Gottesdienst von drei Chören.
Die Mainzer Delegation wurde in der Kathedrale herzlich begrüßt und nahm anschließend an dem Empfang teil, zu dem die Erzdiözese eingeladen hatte. Die Pilger aus Mainz überbrachten dabei auch die Glückwünsche von Landtagspräsident Christoph Grimm an den neuen Oberhirten der Erzdiözese Dijon. Minnerath verabschiedete die Mainzer Gäste mit den Worten „Auf Wiedersehen in Mainz".
Zum Programm der Reise zwischen dem 18. und 22. März gehörte eine Führung durch das Klostergelände von Cîteaux durch Altabt Dom Loys Samson zu den historischen Gebäuden. Von dem frühen Glanz und Reichtum künden noch drei historische Bauten, die Bibliothek aus dem 15. Jahrhundert, das Definitorium aus dem 16. Jahrhundert und der Lenoir-Bau aus dem 18. Jahrhundert. Heute gehören zur Klostergemeinschaft 35 Mönche.
Die unter großen Opfern neu errichtete Klosterkirche hat Risse in den Wänden bekommen, sodass sie derzeit saniert wird. So wurden die Mainzer Gäste zur Vesper in den großen Saal eingeladen, der ansonsten Teil der strengen Klausur ist. Freundliche Aufnahme fanden die Gäste auch im Trappistinnenkloster Altbronn/Elsass. Dort wurden sie von der neuen Äbtissin herzlich begrüßt. Sie besuchten das Dorf Corcelles-lès-Cîteaux, in dessen Gemarkung im Jahr 2000 der „Wald des Jahrtausends" mit einem „Carré de Mayence" angelegt wurde. Er wird durch 336 Baumpaten aus Mainz mitgetragen. Auf der Rückreise besuchten sie das ehemalige Zisterzienser-Kloster Morimond, von dem über 300 Klostergründungen in ganz Europa ausgingen.
RMR/Sk (MBN)
Bonn/Hamburg/Mainz. Die Deutsche Bischofskonferenz vergibt in diesem Jahr zum zweiten Mal den „Katholischen Medienpreis". Die Auszeichnung steht in der Nachfolge des seit 1974 verliehenen „Katholischen Journalistenpreises". Der Preis soll dazu beitragen, Journalistinnen und Journalisten auch künftig zu qualitäts- und werteorientiertem Journalismus zu motivieren. Verliehen wird der „Katholische Medienpreis" am 4. Oktober 2004 in Hamburg durch den Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz, den Mainzer Bischof Kardinal Karl Lehmann.
Ausgezeichnet werden Beiträge, welche die Orientierung an christlichen Werten sowie das Verständnis für Menschen und gesellschaftliche Zusammenhänge fördern, das humanitäre und soziale Verantwortungsbewusstsein stärken und zum Zusammenleben unterschiedlicher Gemeinschaften, Religionen, Kulturen und Einzelpersonen beitragen. Es besteht ein besonderes Interesse der Förderung von Beiträgen junger Autorinnen und Autoren. Der Preis ist nicht teilbar und wird mit jeweils 5.000 Euro in den Kategorien Elektronik und Print verliehen.
Der Jury, die über die Verleihung des Katholischen Medienpreises entscheidet, gehören jeweils zwei Mitglieder bzw. Vertreter der Deutschen Bischofskonferenz (Vorsitzender: Weihbischof Friedrich Ostermann, Münster; Dr. Claudia Nothelle, ARD-Hauptstadtstudio Berlin), der Gesellschaft Katholischer Publizisten Deutschlands (Gisela Steinhauer, WDR-Hörfunk, Köln; Gernot Facius, „Die Welt", Bonn) und des Katholischen Medienverbandes (Bernhard Remmers, „Kirchenbote Osnabrück"; Ulrich Engelberg, „Ruhrwort", Essen) an.
Für den „Katholischen Medienpreis" sind deutschsprachige Beiträge aus den Bereichen Fernsehen, Film, Hörfunk, Printmedien und Internet (sofern es sich um einen ausschließlich journalistischen Beitrag handelt) zugelassen, die zwischen dem 1. Juli 2003 und dem 15. Juni 2004 in einem Medium des deutschen Sprachraums veröffentlicht wurden. Wissenschaftliche Arbeiten, theologische Abhandlungen und Verkündigungssendungen sind ausgeschlossen. Die Einreichung kann entweder von der Autorin/dem Autor selbst oder von einer natürlichen juristischen Person erfolgen. Den Arbeiten sind die Angaben zur Person (berufliche Position etc.) der Autorin/des Autors beizufügen.
Die elektronischen Arbeiten (Tonkassette, CD-Rom, VHS, Filmrolle) sind in einfacher Ausfertigung, die Printarbeiten (DIN-A4-Kopien der Printversionen im Originaldruck, bei Internetbeitrag auch Verweis auf die Fundstelle) in sechsfacher Ausfertigung an die Geschäftsstelle des „Katholischen Medienpreises", Bonner Talweg 177, 53129 Bonn, einzusenden. Die eingereichten Beiträge verbleiben im Sekretariat der Deutschen Bischofskonferenz. Einsendeschluss ist der 18. Juni 2004. Der Preis wird unter Ausschluss des Rechtsweges verliehen. Die Entscheidungen sind nicht anfechtbar.
Hinweis: Weitere Einzelheiten bei der Geschäftsstelle des „Katholischen Medienpreises" im Sekretariat der Deutschen Bischofskonferenz unter Tel.: 0228/103243, E-Mail: gesellschaft@dbk.de - Auschreibungsflyer im Internet unter www.dbk.de/aktionen/katholischer-medienpreis/Faltblatt_Medienpreis_2004.pdf
SDBK (MBN)
Darmstadt. Das Land Hessen, die Stadt Darmstadt, die Evangelische Kirche in Hessen und Nassau (EKHN) und das Bistum Mainz fördern gemeinsam die Sanierung der Russischen Kapelle auf der Mathildenhöhe in Darmstadt. Im Rahmen einer Pressekonferenz wurde am Montag, 22. März, am Darmstädter Wahrzeichen der erste Bauabschnitt der Sanierung offiziell gestartet. Oberbürgermeister Peter Benz, Vorsitzender des Kuratoriums zur Sanierung der Russischen Kapelle, und der hessische Minister für Wissenschaft und Kunst, Udo Corts, nahmen an der Enthüllung der Bautafel durch den Bischof der Russisch-Orthodoxen Diözese von Berlin und Deutschland, Agapit, teil. Die evangelische und die katholische Kirche waren vertreten durch Kirchenbaudirektor Dieter Blechschmidt (EKHN) und Generalvikar Prälat Dietmar Giebelmann (Bistum Mainz).
Giebelmann überbrachte die Grüße des Bischofs von Mainz, Kardinal Karl Lehmann, der dem Kuratorium zur Sanierung der Russischen Kapelle angehört. In diesem Gremium haben sich drei christliche Kirchen, das Land Hessen und die Stadt Darmstadt zusammen getan, um den Erhalt dieses Gotteshauses zu sichern. „Drei christliche Kirchen mit ihren verschiedenen eigenen Traditionen und spirituellen Akzentuierungen haben sich zusammengeschlossen, um ein bedrohtes Gotteshaus zu bewahren, das zugleich ein Ort der kulturellen und konkret politischen Geschichte unserer europäischen Vergangenheit und vielleicht auch Zukunft darstellen kann", erklärte der Generalvikar.
Die drei beteiligten Kirchen dienten in unterschiedlicher Weise dem einen gemeinsamen Ziel, Jesus Christus als den auferstandenen Sohn Gottes zu verkünden und so den Menschen in Darmstadt eine Botschaft zuzusprechen. Sie erinnerten daran, dass sie entgegen den allgemeinen Beurteilungskriterien der Gesellschaft „einen Wert jenseits ihrer ökonomischen Leistungsfähigkeit haben". Durch ihre Beteiligung wollten die Kirchen der Kapelle zu einem noch größeren Glanz verhelfen, stellte er fest. Dieser Glanz werde auch das profane Leben Darmstadts bereichern, fügte er hinzu. Durch die Beteiligung Darmstadts und des Landes Hessen werde deutlich, „dass diese sich des gemeinsamen geistigen Grundes im Christentum bewusst sind und auch auf diesen aufmerksam machen wollen", sagte Giebelmann. Wenn dabei durch die sanierte Kapelle ein weiterer touristischer Glanzpunkt der Stadt hinzugefügt werde, sei dies durchaus positiv zu bewerten. Das Bistum Mainz beteiligt sich mit 20.000 Euro an der Finanzierung der Sanierung der russischen-orthodoxen Kapelle der heiligen Maria Magdalena. Der Ökumenereferent des Bistums Mainz, Prälat Dr. Klaus-Leo Klein, habe den Scheck am 22. Dezember des vergangenen Jahres dem Pfarrer der russisch-orthodoxen Gemeinde übergeben, teilte der Generalvikar mit.
Das Land Hessen übernimmt ein Drittel der Gesamtkosten der Sanierung in Höhe von 923.000 Euro. Minister Corts übergab vor Ort den Zuwendungsbescheid des Landes mit einer Summe von 235.000 Euro an Bischof Agapit. Das Land werde für den dritten Bauabschnitt, die für 2006 vorgesehene Innenrestaurierung, weitere 73.000 Euro aus Mitteln der Denkmalpflege beisteuern, teilte er mit. Kirchenbaudirektor Blechschmidt überreichte einen Scheck der EKHN in Höhe von 25.000 Euro. Die Stadt Darmstadt hatte bereits im vergangenen Jahr einen Investitionszuschuss in Höhe von 300.000 Euro bewilligt.
„Die Russische Kapelle ist nicht nur ein Wahrzeichen Darmstadts und ein faszinierendes Bauwerk. Sie ist auch ein sichtbares Zeichen für die traditionsreichen Beziehungen zwischen Deutschland und Russland und daher kulturpolitisch von Bedeutung", erklärte Corts. Er freue sich, dass durch das Kulturinvestitionsprogramm des Landes der Bestand solcher Kulturgüter gesichert werden könne, unterstrich er. Oberbürgermeister Benz bekannte, er sei erleichtert, dass die Schäden an Mauerwerk und Dach jetzt umgehend behoben und damit der Verfall dieses unvergleichlichen Baudenkmals abgewendet werden könne. Für die Bevölkerung werde die Russische Kapelle auch in der Zukunft ein glanzvolles Wahrzeichen bleiben.
Die Dachdecker beginnen jetzt mit der Erneuerung der Bleichblechdeckungen an den beiden Haupttürmen der Kirche und an der Apsis. Parallel werden dazu die Fassaden der Türme überarbeitet. Mit der Erneuerung des Glockenturmdaches und der Restaurierung der Glockenturmfassaden wird der erste Bauabschnitt bis Ende Juni 2004 abgeschlossen sein. Dann beginnt der zweite Bauabschnitt, der u.a. die Reparaturen an den Glasmosaiken an den Außentüren sowie die Erneuerung der Heizung-, Sanitär- und Elektroinstallationen umfasst. Wie die Stadt mitteilte, werden für die Innenrestaurierung noch etwa 220.000 Euro benötigt, die über Spenden erbracht werden.
Die Russische Kapelle wurde 1899 im Auftrag des letzten russischen Zaren, Nikolaus II., und Zarin Alexandra (Prinzessin Alix von Hessen-Darmstadt), auf der Mathildenhöhe fertiggestellt. Architekt war der Petersburger Kirchenbaumeister Louis Benois. Die russisch-orthodoxe Gemeinde hat zurzeit rund 2.500 Mitglieder. Die Baumaßnahme wird von dem Architekten Hansjürgen Westermeyer geleitet.
Ein Benefizkonzert für die Sanierung der Russischen Kapelle ist für Sonntag, 13. Juni 2004, um 11.00 Uhr im Platanenhain auf der Mathildenhöhe in Darmstadt geplant. Es spielt die Philharmonie Merck in unmittelbarer Nähe der Kapelle. Auf dem Programm stehen Richard Wagners Ouvertüren zu „Der Fliegende Holländer" und „Die Meistersinger von Nürnberg" sowie „Siegfrieds Rheinfahrt" und „Waldweben", außerdem Mendelssohns „schottische" Sinfonie Nr. 3 a-Moll unter Leitung von Wolfgang Heinzel. Das Konzert wird von der Wissenschaftsstadt Darmstadt und dem Kuratorium zur Sanierung der Russischen Kapelle veranstaltet. Der Eintritt kostet 20 Euro. Mit dem Erlös soll die Innenrestaurierung unterstützt werden. Oberbürgermeister Benz dankte im Namen des Kuratoriums allen Spendengebern und Initiativen, die sich für die Erhaltung der Russischen Kapelle einsetzen. Die Spendenaktion wird unterstützt vom Verein Ehrenamt für Darmstadt, dem Förderkreis Hochzeitsturm e.V., der Fachhochschule Darmstadt und der Akademie für Tonkunst Darmstadt.
Hinweis: Das Spendenkonto für die Kapellensanierung lautet: Konto 500 6082 bei der Sparkasse Darmstadt, BLZ 508 501 50 .
Sk (MBN)
Mainz. Der diözesane Weltjugendtag am Samstag, 3. April 2004, ist offizieller Startschuss für die Vorbereitungen des Bistums Mainz auf den Weltjugendtag vom 11. bis 21. August 2005 in Deutschland. Das Bistum Mainz lädt deshalb am Samstag vor Palmsonntag Jugendliche und junge Erwachsene zwischen 14 und 30 Jahren aus der Diözese zu einem gemeinsamen Tag mit Kardinal Karl Lehmann nach Mainz ein. Der Tag steht unter dem Leitwort „Wir wollen Jesus sehen!" (Joh 12,21)
„Der diözesane Weltjugendtag am 3. April ist ein deutlicher Vorgeschmack auf das, was uns 2005 erwarten wird. Wer noch nie auf einem Weltjugendtag war, findet dort eine gute Möglichkeit zu erfahren, welcher Geist auf Weltjugendtagen herrscht", sagt Pfarrer Hubert Hilsbos, Diözesanbeauftragter des Bistums Mainz für den Weltjugendtag. Etwa 1.000 Jugendliche werden nach seinen Angaben zum diözesanen Weltjugendtag in Mainz erwartet. Bisher haben sich schon fast 500 Jugendliche aus dem gesamten Bistum Mainz angemeldet. „Über zwei Wochen vor der eigentlichen Veranstaltung ist das ein sehr guter Wert."
Jugendliche mit orangefarbenen Halstüchern werden am 3. April die Mainzer Innenstadt prägen. Denn jeder Teilnehmer bekommt ein solches Halstuch als Erkennungszeichen. Außerdem bekommt jede Pfarrgemeinde des Bistums, die beim diözesanen Weltjugendtag vertreten ist, am Ende der Eucharistiefeier mit Kardinal Lehmann eine Weltjugendtagsfahne überreicht. Die Fahne mit dem Logo des Weltjugendtages soll dann an einem gut sichtbaren Platz in den einzelnen Gemeinden gehisst werden und auf den Weltjugendtag aufmerksam machen. Pfarrgemeinden, die am 3. April nicht in Mainz vertreten sein werden, erhalten die Fahnen über die jeweilige Katholische Jugendzentrale zugeleitet.
Unterstützt wird der diözesane Weltjugendtag durch die Mainzer Bäckerei Werner. Sie wird für die erwarteten 1.000 Teilnehmer am Nachmittag vor der Palmprozession süße Teilchen und Backwaren bereitstellen. Für das Mittagessen der Jugendlichen in der Maria-Ward-Schule sorgt der Malteser Hilfsdienst (MHD). Die Teilnehme ist kostenlos. Es entstehen lediglich Kosten in Höhe von drei Euro für das Mittagessen.
Zum Auftakt des Tages findet im Mainzer Dom um 10.30 Uhr eine Katechese mit Kardinal Lehmann statt. Danach besteht die Möglichkeit zum Gespräch mit dem Mainzer Bischof. Die Moderation übernimmt der Kapuzinerbruder Paulus Terwitte, Frankfurt. Für den musikalischen Rahmen sorgt die Gruppe „Soul Savior" aus Offenbach. Nach dem Mittagessen finden ab 14.00 Uhr über zwei Dutzend verschiedene Workshops in den Räumen der Maria-Ward-Schule und des Willigis-Gymnasiums statt. Die Anmeldung zu den Workshops erfolgt in der Mittagspause ab 12.30 Uhr im Hof der Maria-Ward-Schule.
Die Workshops sind in die Rubriken „glauben", „begegnen", „sehen", „hören", „engagieren" und „gestalten" unterteilt. Neben Gesprächskreisen zu den unterschiedlichsten Themen, sollen in den Workshops unter anderem auch Kurzfilme gedreht werden oder individuelle Flaggen für den Weltjugendtag gestaltet werden. In einem Gesangs-Workshop werden christliche Songs von Künstlern wie Laith Al-Deen und Xavier Naidoo einstudiert. Außerdem wird an diesem Tag in der Kirche St. Stephan ein geistliches Zentrum eingerichtet. Dort besteht die Möglichkeit zum persönlichen Gebet und zur Beichte. Um 14.15 Uhr und 15.15 Uhr finden im Kreuzgang von St. Stephan Kreuzwegandachten statt.
Zum Abschluss des Tages begeben sich die Jugendlichen vom Ballplatz aus in einer Palmprozession zum Mainzer Dom, wo sie zusammen mit Kardinal Lehmann die Eucharistie feiern werden. Am Ende des Gottesdienstes werden die Weltjugendtagsfahnen an die Pfarrgemeinden des Bistums übergeben. Der Tag endet gegen 18.30 Uhr.
Vom 11. bis 21. August 2005 lädt Papst Johannes Paul II. die Jugend der Welt zum 20. Weltjugendtag nach Deutschland ein. Das Leitwort heißt: „Wir sind gekommen, ihn anzubeten." (Mt 2,2) Der Papst wird selbst zum Weltjugendtag nach Köln kommen. Mit ihm werden rund 800.000 junge Menschen zwischen 16 und 30 Jahren, 600 Bischöfe und 4.000 Journalisten aus aller Welt erwartet. Dem eigentlichen Weltjugendtag in Köln (16. bis 21. August 2005) gehen „Tage der Begegnung" in allen deutschen Diözesen voraus (11. bis 15. August 2005). Das Bistum Mainz erwartet dazu zwischen 15.000 und 20.000 Jugendliche.
In einem Hirtenwort haben die deutschen Bischöfe bereits Anfang Januar zum Weltjugendtag 2005 eingeladen. Dort heißt es: „Die Vorbereitung dieses Ereignisses soll zu einem geistlichen Aufbruch unserer Kirche werden." Und weiter: „Wir müssen die Zeichen der Zeit und unsere Verantwortung erkennen, uns selbst im Glauben zu erneuern und missionarisch Kirche zu sein. Der Weg zum Weltjugendtag ist hierbei eine außerordentliche Chance und Verpflichtung." Abschließend schreiben die Bischöfe an die Gläubigen: „Machen Sie den Weltjugendtag zu Ihrem persönlichen Anliegen und helfen Sie, dass er in Ihrer Umgebung und in unserem ganzen Land zu einem großen Thema wird!"
Hinweise:
tob (MBN)
Mainz. Das traditionelle Domkonzert zur Passionszeit am Sonntag, 28. März, um 17.00 Uhr im Mainzer Dom bietet in diesem Jahr wieder selten zu hörende, jedoch bedeutende Werke der Kirchenmusik, wie Domkapellmeister Prof. Mathias Breitschaft in der Einladung schreibt. Auf dem Programm stehen das „Stabat Mater" von Giovanni Battista Pergolesi, Gioacchino Rossinis Psalm 50 „Miserere" und Felix Mendelssohn-Bartholdys Choralkantate „O Haupt voll Blut und Wunden". Pergolesis „Stabat Mater" aus dem Jahr 1736 wurde im Mainzer Dom zuletzt 1986 von den Knabenstimmen des Domchors aufgeführt. In diesem Jahr singt es der Mädchenchor am Dom und St. Quintin unter der Leitung von Domkantor Andreas Bollendorf. Den Instrumentalpart hat das Mainzer Kammerorchester übernommen. Das Werk ist für Sopran- und Altstimmen sowie für Streichorchester geschrieben.
In Rossinis „Miserere" wirken die Männerstimmen von Domchor und Domkantorei St. Martin zusammen. Bei Mendelssohns Choralkantate gesellen sich zu den Männerstimmen noch der Mädchenchor am Dom und St. Quintin und die Frauenstimmen der Domkantorei hinzu. Als Solisten wirken in dem Konzert mit: Sabine Götz, Mannheim (Sopran), Barbara Arneke, Mainz (Alt), Thomas Dewald, Mainz (Tenor ), Daniel Sans, Frankfurt (Tenor) und Friedemann Kunder, Darmstadt (Bariton).
Domkapellmeister Breitschaft, der die Gesamtleitung des Konzertes hat, erklärt zu Pergolesis „Stabat Mater": „Der Stil des Werkes ist wesentlich von der weltlichen italienischen Solokantate und vom Kammerduett geprägt und führt so aus der Sphäre der traditionellen Kirchenmusik heraus." Noch stärker sei Rossinis Sakralmusik vom Opernstil beeinflusst. Das „Miserere" sei der Gattung der geistlichen Kantate zuzuordnen. Bis heute streite man um die Einordnung seines Sakralstils, der den einen als „fromme, authentische Kirchenmusik" gelte und anderen als ästhetisch „verweltlichte" Musik. Nicht diskutiert werden könne über die Verkündigungskraft der Choralkantate von Mendelssohn-Bartholdy, betont Breitschaft. Der junge Komponist habe sie unter dem Eindruck seines Studiums der Werke von Johann Sebastian Bach geschrieben, dessen Kantatenstil er in geradezu kongenialer Weise adaptiert habe.
Der Eintritt zum Domkonzert ist wie gewohnt frei. Die Besucher sind gebeten, die Musica Sacra am Dom am Ende des Konzertes mit einer großzügigen Spende etwa in der Höhe einer vergleichbaren Konzertkarte zu unterstützen.
Sk (MBN)
Mainz. Alexander Ritter, Mitarbeiter des Instituts für Geschichtliche Landeskunde an der Universität Mainz, hat in Zusammenarbeit mit dem Interdisziplinären Arbeitskreis Gesangbuchforschung an der Johannes Gutenberg-Universität ein historisches Gesangbuch aus dem Jahre 1666 als Faksimile neu herausgegeben. Das „Rheinfelsische Gesangbuch" ist ein bedeutendes Dokument für frühe Bemühungen um Aussöhnung der Konfessionen und damit der Ökumene im 17. Jahrhundert, erklärte Ritter am Dienstag, 23. März, bei der Präsentation des Faksimilenachdrucks in der Martinus-Bibliothek in Mainz. Ergänzt wird der Nachdruck durch einen Kommentarband.
Der Herausgeber des Rheinfelsischen Gesangbuchs, Landgraf Ernst von Hessen-Rheinfels (1623-1693), war im Jahr 1652 in Köln von der reformierten zur katholischen Kirche übergetreten. In seinem Territorium, der Niedergrafschaft Katzenelnbogen mit Sitz auf der Festung Rheinfels bei St. Goar, blieb jedoch die Mehrheit der Bevölkerung lutherisch und reformiert. Landgraf Ernst wollte niemanden zum Übertritt in die katholische Kirche zwingen, obwohl damals der Landesherr die Konfession seiner Untertanen zu bestimmen hatte. Dieses Prinzip war nach dem Ende des 30-jährigen Krieges gelockert worden, galt aber noch. Die Niedergrafschaft Katzenelnbogen gehörte zur Regentschaft Hessen-Kassel, die reformiert war. Mit dem Druck des Rheinfelsischen Gesangbuchs wollte Landgraf Ernst jedoch den Übertritt und das Heimischwerden in der alten Kirche erleichtern, erklärte Ritter.
Das Rheinfelsische Gesangbuch enthält insgesamt 179 Lieder, von denen knapp 100 aus nichtkatholischer Feder stammen. Landgraf Ernst wollte damit auch bei den Angehörigen der alten Kirche um Anerkennung für das protestantische Liedgut werben und die katholische Frömmigkeit durch einen erweiterten Liedschatz bereichern. Das Gesangbuch war zum großen Teil ein Nachdruck der „Davidischen Harmoni", eines 1659 von katholischer Seite in Wien herausgegebenen Gesangbuchs. Die meisten evangelischen Lieder im Rheinfelsischen Gesangbuch stammen von Martin Luther, wie z.B. „Nun komm, der Heiden Heiland", „Vom Himmel hoch, da komm ich her" oder „Aus tiefer Not schrei ich zu dir".
Die meisten katholischen Lieder wurden von dem Jesuiten Friedrich Spee (1591-1635), dem Kämpfer gegen den Hexenwahn, gedichtet und vertont, z. B. „Zu Bethlehem geboren" und „O Heiland reiß die Himmel auf". Letzteres wird heute noch nach der Melodie gesungen, wie sie im Rheinfelsischen Gesangbuch enthalten ist, erklärte Mitautor Stephan Christian Müller. Offensichtlich sei dieses Gesangbuch im 19. Jahrhundert bei der Gestaltung neuer Gesangbücher verwendet worden, stellte er fest. Das Rheinfelsische Gesangbuch wurde allerdings für den Gottesdienst nie zugelassen, da der am Druckort Augsburg zuständige damalige Weihbischof Kaspar Zeiler die kirchliche Druckerlaubnis, das „Imprimatur", - im Unterschied zur „Davidischen Harmoni" in Wien - verweigerte. Dennoch wurden etliche Exemplare gedruckt, von denen zwei, eines in München, ein zweites in Stuttgart, vollständig erhalten sind. Bei einem weiteren Exemplar in Köln fehlen die 30 ersten Seiten, berichtete Ritter.
33 Lieder des Rheinfelsischen Gesangbuchs sind im heutigen Einheitsgesangbuch „Gotteslob" enthalten, einige weitere in den Bistumsanhängen von Köln, Limburg und Mainz, sehr viele auch in evangelischen Gesangbüchern. Der Nachdruck ist aus Anlass der 350-Jahrfeiern der drei katholischen Pfarrgemeinden St. Goar, Nastätten und Bad Schwalbach erschienen. Der Reichstag von Regensburg hatte 1653 die konfessionellen Bestimmungen gelockert und den Kult anderer Konfessionen in den jeweiligen konfessionell bestimmten Herrschaften zugelassen. So konnten die drei genannten katholischen Gemeinden damals gegründet werden, die im Januar 2004 ihr 350-jähriges Bestehen gefeiert haben. Die Bischöfe von Mainz, Kardinal Karl Lehmann, Limburg, Dr. Franz Kamphaus, und Trier, Dr. Reinhard Marx, in deren Bistümern die Gemeinden liegen, haben zu den Jubiläumsfeiern Grußworte geschrieben. Vor dem jetzigen Kommentarband gab es erst eine wissenschaftliche Arbeit über das Rheinfelsische Gesangbuch, eine Lizentiatsarbeit des Benediktiners Columban Gschwend OSB aus dem Jahr 1959 an der Theologischen Fakultät Trier.
Kardinal Lehmann schrieb in seinem Grußwort: „Das gemeinsam gesungene Wort kann helfen, Trennungen zu überwinden und Verletzungen zu heilen." Auf dem Weg zur Einheit der Kirchen sei die Musik eine besondere Mittlerin und ein wichtiges Werkzeug. Bischof Marx würdigte besonders den Kommentarband zu dem Nachdruck. Es sei für die Gegenwart und die Zukunft wichtig, „um Vergangenes zu wissen". Bischof Kamphaus nahm die Gelegenheit wahr, „die frommen Wünsche und Sehnsüchte des Landgrafen Ernst hinsichtlich der Einheit der Christenheit zu bekräftigen".
Hinweis: Ernst von Hessen-Rheinfels. Rheinfelsisches Gesangbuch. Nachdruck der Ausgabe von 1666 zum 350-jährigen Bestehen der katholischen Kirchengemeinden zu St. Goar, Bad Schwalbach und Nastätten, hrsg. und kommentiert von Alexander Ritter, mit Beiträgen von Stephan Christoph Müller und Winfried Schüler, bearbeitet von Carolin Ritter. 2 Bände, Verlag Monsenstein&Vannerdat, Münster 2003, 31 Euro. Preis für die limitierte handgebundene Sonderausgabe 59,90 Euro. ISBN 3-936600-62-7.
Sk (MBN)
Mainz/Trier. – Als „politisch hochaktuell" hat der rheinland-pfälzische Ministerpräsident Kurt Beck am Dienstag, 23. März, in der Mainzer Staatskanzlei das Buch „Gerechtigkeit ist möglich – Zwischenrufe zur Lage des Sozialstaates" von Bischof Dr. Reinhard Marx, Trier, und Ordinariatsdirektor Bernhard Nacke, Leiter des Katholischen Büros Mainz, vorgestellt. Seiner Ansicht nach sollte es von all denen gelesen werden, die sich ernsthaft für eine „gerechte und sozialgerechte Gesellschaft" einsetzen.
Ausgehend von sozialethischen Grundlagen werden in dem Buch Kriterien erarbeitet, die für einen zu reformierenden Sozialstaat genutzt werden könnten, sagte Beck. Zu Recht werde von den Autoren eine „Sozialpolitik nach Kassenlage" abgelehnt. Ein verlässlicher Sozial-staat müsse Rahmenbedingungen für den Einzelnen, aber auch für die Unternehmen bieten. Trotzdem müsse die Finanzierbarkeit und die Wirtschaftlichkeit der einzelnen Sozialversicherungssysteme immer wieder kritisch geprüft werden. Das Buch mache deutlich, dass sich eine Gesellschaft hüten müsse, alles nur unter wirtschaftlichen Gesichtspunkten zu sehen. „Ich habe auch die Kritik an der Kurzatmigkeit der Politik nicht überlesen", bekannte der Ministerpräsident. Es gebe tatsächlich eine solche „Kurzatmigkeit". Politiker würden sich oft von Wahlterminen oder der öffentlichen Meinung treiben lassen. Das Buch sei „geprägt von den Prinzipien der Katholischen Soziallehre und vom christlichen Menschenbild" und lasse die Gerechtigkeit als oberstes Orientierungsziel nicht aus dem Auge. Beck: „Es lohnt sich, dieses Buch zu lesen."
„Das Buch enthält keine Patentrezepte, sondern will in der aktuellen Debatte eine Neuorientierung bieten", erläuterte Bischof Marx. Er hoffe, dass diese „Zwischenrufe" dazu beitragen, Unübersichtlichkeiten abzubauen. Eine Politik sei nötig, die über den Tag hinaus langfristiger orientiert sei. Der Sozialstaat könne nicht vom Punkt Null an ganz neu aufgebaut werden. Er sei vielmehr eingebettet in eine Sozialkultur, in ein bestimmtes Wertesystem. Marx vermisst in der aktuellen Debatte ein Gesamtkonzept und auch eine Beziehung der Reform-debatten untereinander. Von einer langfristigen Perspektive sei nicht viel zu erkennen.
Marx: „Unser Büchlein möchte in diesem Sinne zur Diskussion beitragen, aber vor allem dazu ermutigen, auch unter veränderten Bedingungen den Gedanken und die Perspektive der Gerechtigkeit bei allem Umbau nicht aus dem Blick zu verlieren. Eine Gesellschaft ohne diese Leitidee wäre inakzeptabel." Bernhard Nacke unterstrich die Bedeutung einer engen Verknüpfung von Staat, Markt und Sozialkultur. Zur Überwindung des Dualismus von Staat und Markt sei eine „neue Sozialkultur" notwendig. Hier müsse die Politik die richtigen Anreize setzen. „Wir müssen wieder von der eigenen Verantwortung für sich selbst und der Verantwortung für andere reden, bei dem die Starken mehr Lasten tragen als die Schwachen." Das Ziel bleibe: „Keiner darf durch das soziale Netz fallen." Im gemeinsamen Vorwort schreiben die Autoren, zur Lösung der anstehenden Probleme sei mehr als Pragmatismus notwendig. Deshalb werde dieses Buch zwar alle enttäuschen, die von ihm detaillierte Konzepte erwarten. Es werde aber hoffentlich „diejenigen ermutigen und bestärken, die nach Kriterien für verantwortbare Entscheidungen und veränderndes Handeln fragen".
Hinweis: Reinhard Marx/Bernhard Nacke: „Gerechtigkeit ist möglich – Zwischenrufe zur Lage des Sozialstaates", Verlag Herder, Freiburg 2004, 142 Seiten, 12,90 Euro.
AW (MBN)