Mainzer Bistumsnachrichten Nr. 14

7. April 2004

Datum:
Mi. 7. Apr. 2004
Von:
MBN

Bischöfliche Pressestelle Mainz, Leiter: Jürgen Strickstrock, Bischofsplatz 2, 55116 Mainz
Postanschrift: Postfach 1560, 55005 Mainz, Tel. 06131/253-128 oder 129, Fax 06131/253-402.
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Berichte

  • Weltjugendtag mit mehr als 2000 Teilnehmern
  • Die Workshops des diözesanen Weltjugendtags in Mainz
  • Ölweihmesse: Salbung zum Glaubenszeugnis
  • 70. Geburtstag von Nuntius Erzbischof Rauber
  • Lehmann und Beck eröffneten Kreuzzugsausstellung
  • Steinmetz-Ausbildung weiter gesichert
  • Verzicht auf das Auto eine echte Alternative
  • Mentoren künftiger Religionslehrer tagten

Personalien

  • Schönhöffer im Vorstand von „Kairos Europa“

Berichte aus dem Heiligen Land

  • Solidarität mit den Christen im Heiligen Land
  • Schulen für den Frieden
  • Benediktinische Identität inmitten von Gewalt
  • Gerster: Nur zwei Staaten können zum Frieden führen
Berichte

Diözesaner Weltjugendtag übertrifft alle Erwartungen

Über 2.000 Jugendliche bei Auftaktveranstaltung mit Kardinal Lehmann im Mainzer Dom

Mainz. Mit 2.054 eingegangenen Anmeldungen zum diözesanen Weltjugendtag in Mainz übertraf die Veranstaltung am Samstag, 3. April, alle Erwartungen des Vorbereitungsteams. Bei Pfarrer Hubert Hilsbos, dem Beauftragten des Bistums Mainz für den Weltjugendtag, waren noch bis zum Vorabend Anmeldungen aus dem gesamten Bistum Mainz eingegangen. Im Mainzer Dom gab es selbst in den Seitenkapellen keinen freien Platz mehr, als um 10.30 Uhr die Auftaktveranstaltung mit dem Mainzer Bischof Kardinal Karl Lehmann begann. Bei den Planungen für den diözesanen Weltjugendtag war mit 1.000 Teilnehmern aus dem gesamten Bistum Mainz gerechnet worden. Der diözesane Weltjugendtag war offizieller Startschuss für die Vorbereitungen des Bistums Mainz auf den Weltjugendtag vom 11. bis 21. August 2005 in Deutschland. Der Tag stand unter dem Leitwort „Wir wollen Jesus sehen!“ (Joh 12,21)

„Das Evangelium unter die Menschen zu bringen, gehört entscheidend dazu“

Kardinal Lehmann erläuterte bei der Auftaktveranstaltung die Botschaft von Papst Johannes Paul II. zum Weltjugendtag: „Wir sollen mutiger werden und uns abarbeiten für eine bessere Welt. Das steckt hinter dem Konzept des Papstes für den Weltjugendtag“, sagte der Mainzer Bischof. Jede Religion habe das Bestreben, „dass man das, was einem etwas wert ist, anderen mitteilt. Das Evangelium unter die Menschen zu bringen, gehört deshalb entscheidend dazu.“

Zuvor hatte Lehmann Auszüge aus der Botschaft von Papst Johannes Paul II. zum Weltjugendtag zitiert. Dort heißt es unter anderem: „ Liebe Jugendliche, ich vertraue euch das Kreuz Christi an! Tragt es durch die ganze Welt als ein Zeichen für Christi Liebe zur Menschheit, und verkündet allen, dass wir nur im Tod und der Auferstehung Christi Heil und Erlösung finden können. Eure Zeitgenossen erwarten von euch, dass ihr Zeugen dessen seid, den ihr gefunden habt und der euch leben lässt. In der Wirklichkeit des Alltags werdet ihr zu unerschrockenen Zeugen der Liebe, die kräftiger ist als der Tod. Nun liegt es an euch, diese Herausforderung anzunehmen. ... Fühlt euch für die Evangelisierung eurer Freunde und all eurer Altersgenossen verantwortlich.“

Lehmann erinnerte daran, dass die Weltjugendtage „zu den allergrößten Veranstaltungen gehören, welche die Welt je erlebt hat“. So seien in Manila 1995 rund vier Millionen Menschen zusammengekommen. Von seinen vier bisherigen Besuchen auf Weltjugendtagen „habe ich die große Begeisterung der jungen Menschen als riesige Ermutigung für mein eigenes Tun empfunden“, sagte Lehmann. „Es ist Mut machend, dass junge Leute entgegen allen Prognosen, Interesse am Glauben haben.“

Neue Motivation für das Vorbereitungsteam

In verschiedenen Interviews nach der Auftaktveranstaltung zeigte sich Kardinal Lehmann sehr erfreut über das große Interesse am Weltjugendtag: „1.000 Teilnehmer zu erwarten war kühn, aber dass über 2.000 gekommen sind, ist ein kleines Wunder. Das gibt allen, die den Weltjugendtag in unserem Bistum vorbereiten, neue Motivation für ihre Aufgabe.“ Insgesamt werte er das Treffen als „ausgezeichnete Bestätigung dafür, dass wir so etwas öfter machen sollten“.

Für den musikalischen Rahmen der Auftaktveranstaltung sorgte die Gruppe „Soul Savior“ aus Offenbach. Die Moderation hatte der Kapuzinerbruder Paulus Terwitte, Frankfurt, übernommen. Nach dem Mittagessen, für das der Malteser-Hilfsdienst gesorgt hatte, fanden ab 14.00 Uhr rund drei Dutzend verschiedene Workshops in den Räumen der Maria-Ward-Schule und des Willigis-Gymnasiums statt. Neben Gesprächskreisen zu den unterschiedlichsten Themen, wurden zum Beispiel auch Kurzfilme gedreht oder eigene Fahnen für den Weltjugendtag gestaltet. In einem Gesangsworkshop wurden christliche Lieder von Künstlern wie Laith Al-Deen und Xavier Naidoo einstudiert. In der Kirche St. Stephan war ein geistliches Zentrum eingerichtet. Dort bestand Gelegenheit zum persönlichen Gebet und zur Beichte.

Zum Abschluss des Tages begaben sich die Jugendlichen von St. Stephan aus in einer Palmprozession zum Mainzer Dom, wo sie zusammen mit Kardinal Lehmann die Eucharistie feierten. Am Ende des Gottesdienstes wurden über 350 Weltjugendtagsfahnen an die Pfarrgemeinden des Bistums übergeben, die Kardinal Lehmann zuvor gesegnet hatte. Die Fahnen mit dem Weltjugendtagslogo sollen an einem gut sichtbaren Platz in den einzelnen Gemeinden gehisst werden und auf den Weltjugendtag aufmerksam machen. „Die Fahnen sollen uns in den kommenden Monaten daran erinnern, was wir feiern und auf was wir uns vorbereiten“, sagte Lehmann.

Neymeyr: Weltjugendtag wird vom Bistum mitgetragen

Weihbischof Ulrich Neymeyr wertete die hohe Teilnehmerzahl „als vollen Erfolg“. „Der große Zuspruch zeigt, dass der Weltjugendtag vom ganzen Bistum mitgetragen wird“, sagte der Jugenddezernent des Bistums Mainz. Insgesamt sei er vom diözesanen Weltjugendtag „begeistert“, sagte Neymeyr nach dem Abschlussgottesdienst, „zum einen weil so viele gekommen sind und zum anderen weil sie so engagiert bei der Sache waren“. Der Tag sei „sehr ermutigend für mich“ gewesen und für alle, die an der Organisation des Ereignisses beteiligt gewesen sind.

Hubert Hilsbos schreibt dem diözesanen Weltjugendtag „Signalwirkung“ zu. „Es ist ein gutes Zeichen, dass wir uns in so kurzer Zeit auf 1.000 weitere Teilnehmer haben einstellen können und der gesamte Tag ohne Probleme verlaufen ist. Dafür gilt allen, die an der Vorbereitung des Tages mitgewirkt haben, großer Dank.“ Aus zahlreichen Rückmeldungen habe er herausgehört, dass vor allem die Palmprozession „für viele Jugendliche ein besonders emotionaler Punkt gewesen ist. Den Glauben in Gemeinschaft öffentlich zu bekennen, war für viele eine neue Erfahrung.“ Das Vorbereitungsteam werde sich jetzt „optimistisch und mit gutem Mut“ den anstehenden Aufgaben widmen. Das Bistum Mainz erwartet zu den „Tagen der Begegnung“ (11. bis 15. August 2005), die dem eigentlichen Weltjugendtag in Köln (16. bis 21. August 2005) vorausgehen, zwischen 15.000 und 20.000 Jugendliche aus aller Welt.

Am Palmsonntag, 4. April, startete das Weltjugendtagskreuz seinen Pilgerweg durch Deutschland. Das ZDF übertrug den Auftaktgottesdienst live aus der Johannesbasilika in Berlin-Kreuzberg. Weihbischof Neymeyr und Diözesanjugendseelsorger Markus W. Konrad waren für das Bistum Mainz in Berlin mit dabei. Von Berlin wird es seine Pilgerreise unter dem Motto „kreuzbewegt“ durch alle deutschen Diözesen fortsetzen, bis es zum Weltjugendtag im August 2005 Köln erreicht. Vom 21. Februar bis 7. März 2005 wird das Weltjugendtagskreuz im Bistum Mainz Station machen.

tob (MBN)

 

„Wir wollen Jesus sehen“

Die Workshops des diözesanen Weltjugendtags eröffneten viele Wege der Christusbegegnung

Mainz. „Christen behalten ihre Freude nicht für sich, sondern geben sie an andere weiter.“ Dafür sollten die Weltjugendtagsfahnen, die am Ende des diözesanen Weltjugendtags, Samstag, 3. April, an die Vertreter der 350 Pfarrgemeinden im Bistum Mainz verteilt wurden, ein Zeichen sein, erklärte Kardinal Karl Lehmann in seinem Abschiedswort nach der Eucharistiefeier im Dom. „Habt ein offenes Herz, wenn ihr Euch auf den Weg macht“, rief er den rund 2000 Jugendlichen und jungen Erwachsenen zu.

Sie sollten ihre Erfahrungen, die Begeisterung dieses Tages, von der sie ergriffen waren, weitersagen. Im Mittelpunkt stand dabei die Christusbegegnung, die nicht nur die beiden zentralen Feiern mit Kardinal Lehmann im Dom, sondern die vielen Workshops in unterschiedlichster Form ermöglicht hatten. Es ging jeweils um die Konkretisierung des Leitworts dieses Tages „Wir wollen Jesus sehen“, ein Wunsch griechischer Pilger, den sie den Jüngern beim feierlichen Einzug Jesu in Jerusalem vortrugen (Johannes 12,21). Papst Johannes Paul II. schrieb in seiner Botschaft zum diözesanen Weltjugendtag, die Kardinal Lehmann im Dom vorlas: „Die Sehnsucht, Gott zu sehen, lebt im Herzen eines jeden Mannes und jeder Frau. Liebe Jugendliche, lasst Euch von Jesus in die Augen schauen, damit in Euch die Sehnsucht wächst, das Licht zu sehen, den Glanz der Wahrheit zu kosten.“ Der Papst fragt: „Wollt ihr die Schönheit dieses Angesichtes betrachten?“ und fügt hinzu: „Gebt darauf keine zu schnelle Antwort. ... Lasst aus der Tiefe des Herzens diese brennende Sehnsucht, Gott zu sehen, aufsteigen und Ihr werdet die wunderbare Erfahrung der Begegnung mit Jesus machen.“

Der Workshop „Zwischen Bibel und Hollywood – Medienbilder von Jesus Christus“ leitete die Jugendlichen an, sich ihrer eigenen Jesus-Bilder bewusst zu werden. Nick Jackob, wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Publizistik der Mainzer Universität, legte dar, wie stark die Vorstellungen der Menschen von der Welt durch die Medien beeinflusst werden. Das gelte auch vom Bild von Jesus, das durch das „Medium Bibel“ und im Lauf der Jahrhunderte bis heute durch viele weitere Medien vermittelt wurde. Mit Filmbeispielen zeigte Jackob die lange „Tradition der Fremdvermittlung“ von Jesusbildern auf, die mit den Evangelien begonnen habe. Dies spreche nicht gegen den Christus des Glaubens und seine lebendige Gegenwart, mache aber deutlich, „dass wir nicht wissen, wie der historische Jesus ausgesehen hat“.

Jackob legte dar, dass im Judentum bildliche Darstellungen verboten waren und dass die ersten Jesusbilder im 3. Jahrhundert in den römischen Katakomben gemalt wurden und Kreuzesdarstellungen erst ab dem 5. Jahrhundert entstanden Ausführlich ging der Referent auf den Jesus-Film von Mel Gibson „Die Passion Christi“ ein und zeigte auf, dass er keineswegs eine „realistische“ Darstellung biete. Die „drastische Optik“ von Blut und Wunden könne nicht über die Tatsache hinwegtäuschen, „dass inhaltlich in Gibsons Film nur eine weitere Version einer längst verselbstständigten Medienfiktion vorliegt“. Jackob appellierte an die jugendlichen Teilnehmer des Workshops, diese Unterscheidung zwischen dem Christus des Glaubens und dem Medien-Christus bei ihrem Beten und Meditieren im Blick zu behalten.

Wie sehr es beim Jesus-Sehen auf das Auge des Herzens ankommt, wurde beim Workshop „Jesus anbeten ... und fröhlich werden“ in der Begegnung mit den Klarissen-Kapuzinerinnen im Kloster von der Ewigen Anbetung deutlich. Die Äbtissin, Schwester Theresia, und die Novizenmeisterin, Schwester Franziska Katharina, erklärten den Mädchen und Jungen und den jungen Erwachsenen, die in größerer Zahl gekommen waren, wie sie beten, welche Bedeutung die ewige Anbetung für das Heil der Menschen hat und welchen Wert das Gebet auch für sie persönlich hat. Der Sinn ihres Lebens in der Abgeschiedenheit des Klosters mitten in der Stadt bestehe darin, für Gott und für die Menschen da zu sein. Schwester Theresia erklärte: „Unsere Gemeinschaft wurde von Bischof Ketteler gegründet, um für die Anliegen des Bistums Mainz zu beten, bei Gott für die Kirche und für die Welt einzutreten.“

Für die Schwestern gebe es nichts Schöneres, als im Beten Gott nahe zu sein. Deshalb sei für sie das Gebet keine lästige Pflicht, sondern eine Freude. Die Schwestern haben sich mit der Ewigen Profess „im Herzen von allem verabschiedet, was nicht Gott ist“. Dies werde auch im Verzicht auf viele Annehmlichkeiten des Lebens deutlich. Im lebendigen Gespräch mit den jungen Leuten bezeugten sie, dass das Leben im Kloster eine überzeugende und attraktive Form des Christseins sein kann.

In einigen anderen Workshops ging es darum, zu lernen, in jedem Menschen Jesus zu sehen, zum Beispiel in den Obdachlosen bei der Pfarrer Landvogt-Hilfe oder in der älteren Bewohnern im Bruder-Konrad-Stift oder in Menschen anderer Kultur, Hautfarbe oder Religion, wie es der Workshop „Klarkommen mit Rassismus?“ nahe legte. Besonders beliebt und rasch ausgebucht waren die vielen Gesangsworkshops. Andere gingen auf die Suche nach Jesus beim Bemalen der Weltjugendtagsflaggen, beim Bibel-Pflastermalen, beim Foto-Workshop oder beim Erstellen eines Kurzvideos zum Weltjugendtag.

Kardinal Lehmann betonte in einer vorläufigen Bilanz dieses diözesanen Weltjugendtages, aus den Begegnungen und dem Miteinander dieses Tages würden die Jugendlichen gestärkt und ermutigt, in Schwierigkeiten nicht zu resignieren und aufzugeben, sondern durch ihr Leben Zeugnis zu geben. In Christus und im Leben der Kirche fänden sie eine Freiheit, die es in dieser Form sonst nicht gebe: „Der Glaube kann wirklich befreien“, unterstrich er. Die Jugendlichen spürten selbst am besten, wo sie entmündigt oder für bestimmte Zwecke instrumentalisiert werden sollten. Der Weg des Weltjugendtags sei demgegenüber ein Weg der Freiheit und der Befreiung zu sich selbst, ein Weg des Freiwerdens für Gott und für die Mitmenschen.

Begegnen, beten und gestalten

Kreativ, nachdenklich, musikalisch, besinnlich und politisch ging es bei den Workshops des Weltjugendtages zu. Für alle Interessen war unter den Überschriften Glauben, Begegnen, Sehen, Hören, Engagieren und Gestalten etwas dabei. Christliche Songs von Laith Al-Deen und Xavier Naidoo sangen über 70 Jugendliche beim Workshop von Peter Krausch. Gesänge aus Taizé interpretierte Daniel Wolf in einem anderen Workshop.

Atem holen, beten und den Kreuzweg meditieren waren Angebote im Geistlichen Zentrum in St. Stephan. „Jesus – aber ungeschminkt“ suchte Diakon Thomas Gensler, Referent für Ministrantenarbeit und Religiöse Bildung im BDKJ und BJA. Er fragte, wie die Botschaft Jesu auf den eigenen Lebensentwurf passe. In einem anderen Workshop berichteten junge Seminaristen von ihrem Weg zum Priestersein. Nachwuchsregisseure und junge Kameramänner waren überall in Mainz unterwegs. In verschiedenen Filmprojekten erstellten Jugendliche Interviews mit Passanten für einen Film über Deutschland als Gastgeberland des Weltjugendtages und einen Werbefilm.

„Nach der Schule etwas Sinnvolles tun?“ Das fragte BDKJ-Referent Martin Jobst in seinem Workshop unter dem Motto „Gut für mich, wertvoll für andere“. Er stellte verschiedene Angebote zum sozialen Engagement wie das Freiwillige Soziale Jahr (FSJ) vor. Über 40 Teilnehmer ließen sich von der Katholischen Landjugendbewegung (KLJB) bei einer Fair-Trade-Party über fair gehandelte Produkte informieren. Flagge zeigen hieß es für 15 Jugendliche beim Gestalten einer über zehn Quadratmeter großen Fahne. Unter der Leitung des BDKJ-Dekanatsvorstands aus Worms gestalteten sie Motive wie Friedenstauben, Regenbogen und Hände um das Weltjugendtagslogo.

Selbst erleben, wie Rassismus sich anfühlt, war Thema im Workshop „Klarkommen mit Rassismus“ unter der Leitung von Sabine Diedrich von der Jugendbegegnungsstätte Anne Frank. Kreativ mit der Bibel umgehen hieß es bei einem Workshop der Katholischen Jungen Gemeinde (KJG). Die Teilnehmer überlegten gemeinsam, wie Bibelstellen heute aussehen würden und malten sie mit Kreide auf den Mainzer Ballplatz. Außerdem gab es unter anderem Stadtrallyes, Dom- und Stadtführungen. Organisiert und koordiniert wurden die Angebote von Matthias Weber, Christine Wolf-Arnold und Markus Schlindwein vom BDKJ und Bischöflichen Jugendamt.

Sk/OS (MBN)

 

Lehmann: Jesus will das Heil für Leib und Seele

Weihe der heiligen Öle im Dom zur Stärkung und zum Zeugnis

Mainz. „Gott hat mir das wunderbare Leben geschenkt. Ich freue mich schon auf die Osternacht im Dom, in der ich die Sakramente der Taufe, der Firm ung und die Erstkommunion empfange.“ Dies erklärte Sabine Brodt (38), Mörfelden, zu Beginn der Ölweihmesse („Missa Chrismatis“) am Montag der Karwoche, 5. April, im Mainzer Dom. Die Mutter von drei Kindern hat sich zusammen mit sechs weiteren Bewerbern im Katechumenat auf die Erwachsenentaufe vorbereitet, die sie in ihrer Heimatpfarrei empfangen wird.

Bei der Missa Chrismatis stand in diesem Jahr die Taufe thematisch im Mittelpunkt. Der Bischof weiht traditionsgemäß an diesem Tag das Katechumenenöl (mit dem der Täufling gesalbt wird), das Krankenöl (zur Spendung der Krankensalbung) und das Chrisam (das bei der Spendung des Firmsakramentes und der Priesterweihe Verwendung findet). An der Ölweihmesse nahmen rund 1000 Gläubige aus dem gesamten Bistum teil, unter ihnen viele Jugendliche aus Firmgruppen. Am Ende des Gottesdienstes nahmen die Vertreter der Dekanate die heiligen Öle in Empfang, um sie in die Pfarrgemeinden mitzunehmen.

Kardinal Karl Lehmann sagte nach dem beeindruckenden Bekenntnis von Frau Brodt, dieser Weg der Erwachsenentaufe werde künftig wohl noch häufiger beschritten als bisher. Er dankte der Taufbewerberin, ihrer Familie und ihrer Patin für dieses „wichtige Zeugnis“. Die heiligen Öle verwiesen auf Leben, Leiden und den Tod Jesu, unterstrich er. In seiner Predigt hob der Kardinal hervor, dass in den Salbungen mit den heiligen Ölen sichtbar werde, „dass Jesus das Heil des Menschen für Leib und Seele will“. Die Salbung bringe zum Ausdruck, dass das Heil von Gott kommt, gemäß seiner Frohen Botschaft. Christus sei der Messias, der Gesalbte. Die Christen benennen sich nach ihm, stellte Lehmann fest.

Das kostbare Öl sei Zeichen der Vergebung und der Gnade, der Stärke und der Abwehr des Bösen, erklärte er weiter. Es mache stark zum Zeugnis. „Wir werden als Person hinein genommen in die neue Wirklichkeit“, bekräftigte der Bischof und rief den Gläubigen zu: „Wir dürfen uns nicht entmutigen lassen, wenn wir scheitern, sondern sollen aufstehen, wenn wir gefallen sind.“

Sk (MBN)

 

70. Geburtstag von Erzbischof Rauber, Apostolischer Nuntius in Belgien

Festliches Pontifikalamt im Mainzer Dom – Die Predigt hält Kardinal Lehmann

Mainz. Erzbischof Dr. Karl-Josef Rauber, Apostolischer Nuntius in Belgien und Luxemburg, feiert anlässlich seines 70. Geburtstages am Ostermontag, 12. April, im Mainzer Dom einen festlichen Dankgottesdienst. Hauptzelebrant ist der Jubilar, der das 70. Lebensjahr am Vortag, 11. April, vollendet. Die Predigt hält der Bischof von Mainz, Kardinal Karl Lehmann. Zu den Konzelebranten, bzw. Mitfeiernden, gehören u.a. die Mainzer Weihbischöfe Dr. Werner Guballa und Dr. Ulrich Neymeyr, der emeritierte Weihbischof Wolfgang Rolly, Generalvikar Prälat Dietmar Giebelmann und weitere Mitglieder des Domkapitels. Im Anschluss an das Pontifikalamt findet im Erbacher Hof ein Empfang zu Ehren des Jubilars statt. Rauber ist Priester des Bistums Mainz. Er hat seinen Dienstsitz in Brüssel seit 2003, zuvor war er Apostolischer Nuntius in Ungarn und Moldavien.

Karl-Josef Rauber wurde am 11. April 1934 in Nürnberg geboren. Nach dem Studium der Philosophie und Theologie wurde er am 28. Februar 1959 im Mainzer Dom durch Bischof Dr. Albert Stohr zum Priester geweiht. Nach Kaplansjahren in Nidda studierte er von 1962-1966 Kirchenrecht an der Päpstlichen Universität Gregoriana in Rom. Gleichzeitig absolvierte er die Ausbildung an der Päpstlichen Diplomaten-Akademie. 1966 begann Rauber seine Diplomaten-Laufbahn als Nuntiatur-Sekretär im Staatssekretariat unter Erzbischof Giovanni Bennelli. 1977 wurde er Mitarbeiter in der Apostolischen Nuntiatur in Belgien, zuletzt als Nuntiatur-Rat.

Nach relativ kurzer Zwischenstation an der Nuntiatur in Athen (1981) hatte der Geistliche eine besonders harte Zeit in Kampala/Uganda und dort war er 1982-1990 zunächst Geschäftsträger, dann als Pro-Nuntius. Papst Johannes Paul II. rief Erzbischof Rauber nach 1990 als Präsidenten der Päpstlichen Diplomaten-Akademie zurück nach Rom und ernannte ihn drei Jahre später (1993) während der Auseinandersetzungen um den damaligen Bischof von Chur, Wolfgang Haas, zum Apostolischen Nuntius in der Schweiz und in Liechtenstein mit Sitz in Bern. Dort war sein diplomatisches Geschick besonders gefragt. 1997 entsandte Johannes Paul II. ihn als Nuntius nach Ungarn und Moldavien.

Rauber wurde im Januar 1983 zum Titular-Erzbischof von Jubaltiana ernannt und am 6. Januar 1983 in Rom zum Bischof geweiht. Sein Wahlspruch als Bischof lautet: „Die Liebe Christi drängt uns“ (2 Kor,14). Am Tag seiner Bischofsweihe erklärte Rauber: „In gewisser Hinsicht ist die Tätigkeit eines päpstlichen Vertreters schon eine Tätigkeit, die dem Missionar gleichkommt.“ So wie der Missionar „von der Liebe Christi gedrängt“ in die Welt hinausgehe, so gebe auch der päpstliche Vertreter etwas von der Liebe des Stellvertreters Christi an die Ortskirchen weiter. Dieser Gedanke kommt auch in seinem Hirtenstab zum Ausdruck, in dessen Rundung eine Nachbildung des Kreuzstabes von Papst Johannes Paul II. zu sehen ist.

Sk (MBN)

 

Lehmann und Beck eröffneten einzigartige Kreuzzugs-Ausstellung

Kardinal Lehmann: „Die Zwiespältigkeit der damaligen Ereignisse hinterfragen“

Mainz. Der Bischof von Mainz, Kardinal Karl Lehmann, und der Ministerpräsident von Rheinland-Pfalz, Kurt Beck, haben am Freitagabend, 2. April, im Bischöflichen Dom- und Diözesanmuseum in Mainz als Schirmherren die Ausstellung „Kein Krieg ist heilig. Die Kreuzzüge“ eröffnet. Es ist das erste Mal, dass ein Museum in Deutschland die Kreuzzüge zum Thema einer großen internationalen Ausstellung gemacht hat. Zahlreiche nationale und internationale Museen, Bibliotheken, Kirchen, Klöster und private Sammler haben sich, wie Museumsdirektor Dr. Hans-Jürgen Kotzur betonte, für einen großzügig bemessenen Zeitraum von ihren kostbaren Exponaten getrennt und so erst diese anschauliche, umfassende und in zahllosen Details authentische Darstellung der sieben Kreuzzüge zwischen 1095 und 1291 ins Heilige Land ermöglicht.

Lehmann stellte fest, es bestehe ein großes Bedürfnis, nicht nur aus Gründen der historischen Klärung, sondern auch im Blick auf die oft fatale Wirkungsgeschichte bis in die jüngste Gegenwart hinein, das komplexe Phänomen Kreuzzüge aufzuklären. Diese längst fällige Aufklärung werde in dieser ersten Kreuzzugsausstellung in Deutschland anschaulich umgesetzt. Der Kardinal verwies auf die tiefe Ambivalenz des Phänomens Kreuzzüge zwischen glühender Glaubensbereitschaft und blutiger Gewalt, zwischen einer heute unvorstellbaren Begeisterung und den fürchterlichen Wirkungen dieser Kriege. Es sei notwendig, sich durch die in der Ausstellung gezeigten Exponate und zeitgenössischen Zeugnisse herausfordern zu lassen und die Zwiespältigkeit der damaligen Ereignisse zur Kenntnis zu nehmen und zu hinterfragen. Für die Kirche gehörten die Kreuzzüge zur Last ihrer Vergangenheit, betonte Lehmann und verwies auf das berühmte Schuldbekenntnis von Papst Johannes Paul II. im Heiligen Jahr 2000, der dabei die Kreuzzüge ausdrücklich angesprochen habe.

Er wünsche im Blick auf die Ausstellung, erklärte Lehmann, „dass wir lernen, noch sensibler mit der Verführung zu Gewalt und Krieg umzugehen“. Der provozierende Obertitel heiße ja „Kein Krieg ist heilig.“ Die Ausstellung solle aber auch dazu helfen, das Verhältnis von Christentum und Islam neu ins Auge zu fassen, damit es nicht länger „eine Geschichte gescheiterter Beziehungen“ bleibe. Die Ausstellung zeige ja auch überzeugend, dass es ein fruchtbares Wechselspiel zwischen Ost und West gibt. Europa habe nicht nur einen großen Einfluss des Islam auf seine Geschichte erfahren. Der Islam habe Europa auch den Anstoß gegeben, „ein neues Bild von sich selbst zu entwerfen“. Diese Einsicht passe besonders gut in die aktuelle Situation. Der Kardinal dankte allen, die diese einzigartige Ausstellung ermöglicht und unterstützt haben.

Diesem Dank schloss sich Ministerpräsident Beck nachdrücklich an. Besonders dankte er den Leihgebern, welche die Exponate zur Verfügung gestellt haben. Denn es werde zunehmend schwerer, Exponate für solche Ausstellungen zu bekommen. Aber ohne sie sei eine Gesamtschau geschichtlicher und kultureller Entwicklungen kaum noch möglich. Im Entsetzen und Unverständnis gegenüber den Terroranschlägen der Gegenwart werde im Blick auf die Ausstellung bewusst, dass Gewalt nicht nur ein Phänomen der Vergangenheit ist. Eines sei klar: „Gott will nicht, dass wir mit Gewalt aufeinander losgehen. Er will vielmehr, dass wir geistige und gesellschaftliche Brücken zwischen den Kulturen bauen“, sagte Beck. Deshalb danke er allen, die bei der Ausstellung mitgewirkt haben, besonders auch den Sponsoren. „Solche gemeinsamen Anstrengungen brauchen wir“, bekräftigte der Ministerpräsident.

Kotzur betonte, dass die Kreuzzüge Kriege waren, „die niemals heilig“ seien, „auch ein christlicher Kreuzzug nicht“. Johannes Paul II. bezeichne die Kriege als „Niederlagen der Menschheit“. Am 5. Mai 2001 habe er in Athen um Vergebung für die Sünden der Katholiken an den orthodoxen Christen gebeten und dabei ausdrücklich die Eroberung Konstantinopels durch die Kreuzfahrer im Jahr 1204 erwähnt. Anschließend habe er die Omajjaden-Moschee in Damaskus besucht und sei für einen respektvollen Dialog zwischen den beiden Religionen eingetreten. Kotzur knüpfte daran die Hoffnung: „Das Wissen voneinander kann der Schlüssel zu einem friedvollen verständigen Miteinander der Kulturen sein“, zu dem die Kreuzzugsausstellung beitragen möchte.

Seinen Dank richtete Kotzur an das Land, die Stadt Mainz und an das Bistum Mainz, an die Sponsoren aus der Wirtschaft und aus dem öffentlich-rechtlichen Bereich, an das Mainzer Domkapitel, die Dombauhütte und die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im eigenen Haus für ihr außergewöhnliches Engagement und an alle Leihgeber. Besonderen Dank schulde er dem Musée des Monuments in Paris und dem Frankfurter Institut für Geschichte der Arabisch-Islamischen Wissenschaften. Ohne ihre uneigennützige und großzügige Unterstützung wäre die Ausstellung so nicht möglich gewesen.

Sie beleuchtet die wichtigsten Ereignisse und Hauptakteure der sieben Kreuzzüge auf beiden Seiten, gibt Einblick in die Lebensumstände und die Frömmigkeit der Zeit, zeigt schonungslos die Schrecken des Krieges, klärt über Festungsbauten und Eroberungstechniken auf, macht Waffen und Kleidung anschaulich, die damals getragen wurden. Darüber hinaus gibt sie Einblick in die hohe Blüte von Kunst, Kultur, Medizin und Wissenschaft der damaligen islamischen Welt, von der die Kreuzfahrer und ihre Heimatländer aufs stärkste beeindruckt und beeinflusst wurden. Das Aufeinanderprallen von Abendland und Morgenland war nach den Worten Kotzurs nicht nur zerstörerisch, sondern zumindest in Teilen auch ein fruchtbarer Dialog. Diesem Aspekt fühle sich die Ausstellung besonders verpflichtet.

Sk (MBN)

 

„Kolping bietet mehr als ein Dach über dem Kopf“

Vertrag über Ausbildung und Betreuung von jungen Steinmetzen in Mainz verlängert

Mainz. Die Handwerkskammer Rheinhessen und die Kolpingsfamilie Mainz-Zentral haben ihre Zusammenarbeit bei der Steinmetz- und Steinbildhauerausbildung verlängert. Am Montag, 5. April, haben Karl Josef Wirges, Präsident der Handwerkskammer Rheinhessen, Günther Tartter, Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer Rheinhessen, Bundesinnungsmeister Martin Schwieren und Pfarrer Egon Retsch, Präses der Kolpingsfamilie Mainz, im Mainzer Kolpinghaus mehrere Verträge über die künftige Zusammenarbeit unterschrieben. Die Vereinbarungen haben eine Laufzeit von Juli 2004 bis Juli 2007. Sie regeln die Unterbringung im Kolpinghaus. Jährlich werden rund 500 Steinmetz- und Steinbildhauer-Lehrlinge im Mainzer Kolpinghaus während ihrer überbetrieblichen Ausbildung untergebracht, verpflegt und pädagogisch betreut. Sie besuchen zum einen überregionale Fachklassen der Mainzer Berufsschule und zum anderen das Berufsbildungszentrum der Handwerkskammer in Mainz-Hechtsheim. Die Lehrlinge stammen aus Baden-Württemberg, Hessen, Rheinland-Pfalz und dem Saarland. Seit September 1978 ist das Mainzer Kolpinghaus in diesem Bereich engagiert.

„Bei diesem Projekt geht es darum, die berufliche Zukunft von Jugendlichen zu sichern in Zusammenarbeit zwischen Handwerk und Kirche, und das in einer Zeit, in der alle Prognosen davon ausgehen, dass sich die Jugendarbeitslosigkeit weiter verschärfen wird“, erklärte Domdekan Heinz Heckwolf, Seelsorgedezernent des Bistums Mainz. Das Bistum Mainz engagiere sich beim Thema Jugendausbildung, „weil jeder Mensch ein Geschöpf Gottes ist und seine Chance bekommen soll, seine Fähigkeiten zu entfalten und einbringen zu können“.

Heckwolf erinnerte daran, dass sich das Bistum Mainz neben der Unterstützung im Kolpinghaus noch mit weiteren Projekten in der Jugendausbildung engagiere. Als Beispiele nannte er das seit 20 Jahren bestehende „Sofortprogramm, das mittlere und kleinere Betriebe fördert, die zusätzliche Ausbildungsplätze anbieten“. In den vergangenen 20 Jahren seien dabei mit über vier Millionen Euro über 770 Ausbildungsplätze gefördert worden. Mit der neuen Aktion „SymPaten“ werden Jugendlichen Wegbegleiter auf dem Weg ins Berufsleben zur Seite gestellt.

Karl Josef Wirges bezeichnete das Kolpinghaus als „verlässlichen Partner, der ein echtes Zuhause bietet“. Das Haus leiste mit seinem Team „vorbildliche Arbeit für das Handwerk“. Die enge Verzahnung zwischen Kolpinghaus, Betrieb und Berufsschule sei „ein Garant für einen erfolgreichen Berufsstart“. Mit den Verträgen würden für die nächsten drei Jahre „die Weichen für eine optimale Versorgung der Steinmetze und Steinbildhauer gestellt“.

Bundesinnungsmeister Martin Schwieren nannte die Vereinbarung eine „gute und für alle tragbare Lösung, die Planungssicherheit für die nächsten drei Jahre bietet“. Gerade in einer Zeit, in der Vieles in Frage gestellt werde, sei der Vertragsabschluss sehr wichtig. Schwieren nahm als Vertreter des Bundesinnungsverbandes des Deutschen Steinmetz-, Stein- und Holzbildhauerhandwerks und für das Berufsbildungswerk des Steinmetz- und Bildhauerhandwerks Wiesbaden an der Unterzeichnung teil. Pfarrer Egon Retsch hatte zu Beginn der Vertragsunterzeichnung die Anwesenden begrüßt und lobte die Arbeit des Kolpinghauses als „überzeugend“. Wörtlich sagte er: „Ich bin fasziniert von der Arbeit, die ich in den letzten Jahren in dieser Einrichtung verfolgen kann.“

Fast alle Auszubildenden erreichen ihr Ziel

„Kolping bietet mehr als ein Dach über dem Kopf“, betonte der Leiter des Kolpinghauses, Bosiljko Jurkic. „Eine solche pädagogische Betreuung wie bei uns gibt es in anderen Häusern nicht. Das ist unser großes Plus.“ Jurkic wies darauf hin, dass Experten heute davon ausgingen, dass etwa jeder vierte Ausbildungsvertrag in Deutschland vorzeitig aufgelöst werde. „Dies trifft bei uns nicht zu. Fast alle Auszubildenden erreichen ihr Ziel.“ Auftretende Probleme könnten im Haus von den pädagogischen Mitarbeitern angesprochen und geklärt werden. Wichtig für das Konzept des Hauses sei auch die Einbeziehung von Eltern, Lehrern und Ausbildern.

Die Jugendlichen kommen während ihrer dreijährigen Ausbildung insgesamt für 16 Wochen nach Mainz, um im Berufsbildungszentrum der Handwerkskammer in Mainz-Hechtsheim zu lernen. Elf Wochen pro Ausbildungsjahr verbringen sie für den Besuch der überregionalen Fachklassen der Mainzer Berufsschule in Mainz. An diesem Angebot nehmen Auszubildende aus Baden-Württemberg nicht teil, da sie die Berufsschule in Freiburg absolvieren, erklärte Jurkic. Das Mainzer Kolpinghaus hat insgesamt 150 Betten in Einzel- und Doppelzimmern. Neben den Steinmetzen und Steinbildhauern wohnen noch zahlreiche weitere Auszubildende aus anderen Berufen im Kolpinghaus, die an ihrem Heimatort keinen Ausbildungsplatz finden.

tob (MBN)

 

Verzicht auf das Auto eine echte Alternative

Teilnehmer der Aktion AutoFasten berichteten über ihre Erlebnisse

Mainz. „Wir haben das Auto wirklich nicht genutzt, keine Minute, sondern wollten das Autofasten zu Hundert Prozent durchziehen.“ Dies erklärten die Eheleute Lorenz aus Mainz-Hechtsheim beim öffentlichen Auswertungstreffen des diesjährigen Autofastens am Donnerstagabend, 1. April, in Mainz. Zu der Aktion AutoFasten 2004 haben die Kirchen in Rheinland-Pfalz und im Saarland vom 7. März bis 7. April aufgerufen. Neun der 259 Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus dem Bereich Mainz-Rheinhessen hatten sich im Bonifatius-Hochhaus im Konferenzraum des ORN eingefunden, um über ihre Erfahrungen zu berichten.

Sie gehörten fast alle zu den Gewinnern der insgesamt 600 Freifahrttickets für je zwei Wochen, die unter den insgesamt 1.243 Teilnehmern ausgelost wurden. Sie nutzten die Gelegenheit gegenüber den beteiligten Verkehrsbetrieben Lob und Kritik auszusprechen. Insgesamt erklärten sie sich mit den Angeboten des öffentlichen Nahverkehrs zufrieden. Als Mängel wurden u.a. verstopfte Toiletten im Zug und gelegentliche Verspätungen ohne ausreichende Informationen der Fahrgäste im Bahnhof Mainz-Süd genannt.

Monika Wieland, ebenfalls aus Mainz-Hechtsheim, ist seit dem 7. März aufs Fahrrad umgestiegen. Sie hat nur dreimal die Straßenbahn benutzt, weil sie ihren Mann zum Zug bringen musste. Schwierigkeiten gibt es, wie ein Teilnehmer, Klaus Weiler aus Bodenheim, berichtete, beim Umsteigen in Mainz-Süd vom Regionalzug zur S-Bahn in Richtung Frankfurt-Flughafen. Hier seien die Fahrpläne nicht ausreichend aufeinander abgestimmt. „Am besten klappte es, wenn mein Anschlusszug Verspätung hatte, und das war Gott sei Dank sehr oft der Fall.“ Er bedauerte, dass das Freiticket des AutoFastens im Bereich des Rhein-Main-Verkehrsverbundes (RMV), damit auch der S-Bahn, nicht gilt, weil der RMV sich an der Aktion AutoFasten auch in diesem Jahr trotz dringender Appelle, z.B. in Form eines Briefs vom Mainzer Generalvikar Prälat Dietmar Giebelmann, nicht beteiligt.

Aber wegen der häufigen Staus auf der Autobahn bei seinen Fahrten zum Arbeitsplatz auf dem Frankfurter Flughafen bleiben die öffentlichen Verkehrsmittel für Weiler eine echte Alternative, die er auch in der Zukunft häufiger nutzen möchte. Besonders interessant war für ihn das dem „Mitmachheft“ beigelegte Baumbild, auf dem farbig eingetragen werden konnte, wie oft das AutoFasten aus mehr oder weniger zwingenden Gründen ausgesetzt werden musste. Daran habe sich die ganze Familie beteiligt und die Aktion mitgetragen. Es sei für sie alle, auch für seine Frau und die Kinder, sehr anregend gewesen. Einer der Teilnehmer berichtete, dass ein Kontrolleur vom AutoFasten noch überhaupt nichts gehört hätte, aber das Ticket schließlich doch akzeptierte.

Auf die Frage des Umweltbeauftragten des Bistums Mainz, Dr. Klaus Lenhard, ob die Teilnehmer des Auswertungstreffens auch in Zukunft auf ihr Auto verzichten wollen, gab es lebhafte Zustimmung im Kreis. Für einige ist die Hauptmotivation der Wille, durch den zeitweiligen Verzicht auf das Auto etwas zum Umweltschutz und damit zur Bewahrung der Schöpfung beizutragen. Sie wollen durch Mundpropaganda auch im nächsten Jahr für die Aktion

AutoFasten werben. Die meisten Teilnehmer, so war zu hören, hatten durch die Medienberichterstattung von der Aktion gehört. Ein junger Mann aus Sachsen, Stefan Schuster, der in Kastel wohnt und in Mainz-Gustavsburg einen Arbeitsplatz hat, war durch eine Live-Diskussion am 7. März in Radio-FFH aufmerksam geworden und hatte sich noch kurz entschlossen in letzter Minute beteiligt. In der vierstündigen Radiosendung habe es allerdings auch viele kritische Stimmen gegeben, weil sehr viele Hörer erklärt hätten, nicht auf das Auto verzichten zu können, berichtete er.

Alois Bauer, Referent für Gerechtigkeit und Frieden im Bischöflichen Ordinariat Mainz, der das Gespräch moderierte, berichtete, dass die Teilnehmerzahl im Vergleich zum vergangenen Jahr konstant geblieben sei. Wenn man die Jahre seit Beginn zusammenrechnet, sind die Teilnehmerzahlen leicht, aber kontinuierlich gewachsen. Im Startjahr 1998 waren es nur 132 Teilnehmer, jetzt hat sich die Zahl fast verzehnfacht. In diesem Jahr konnte auch die 5.000. Teilnehmerin, Ute Zerger aus Otterberg bei Kaiserslautern, gezählt werden. Der Leiter der Öffentlichkeitsarbeit der Evangelischen Propstei Rheinhessen, Pfarrer Gregor Ziorkewicz, erklärte im Blick auf diese Zahlen und auch auf die lebhafte Diskussion, das AutoFasten mit dem Leitwort „Heilsam in Bewegung kommen“ sei zu einer Erfolgsgeschichte geworden. Es sei eine wichtige Anregung immer wieder neu zu überlegen, „ob es immer das Auto sein muss“ und wie man sich für die Bewahrung der Schöpfung auch sonst einsetzen kann.

Zum Abschluss des Abends wurden unter den Teilnehmern ein Rheinland-Pfalz-Ticket, ein „Schönes Wochenende“-Ticket und drei Tagestickets des Rhein-Nahe-Nahverkehrsverbundes (RNN) verlost. Die Vertreter der Nahverkehrsbetriebe, Klaus Harthausen vom Omnibusverkehr Rhein-Nahe (ORN), Michael Meier von der Mainzer Verkehrsgesellschaft (MVG) und Heiko Ebert von der RNN nutzten die Gelegenheit, auf Anfragen zu antworten, Missverständnisse auszuräumen und auf die guten Angebote des öffentlichen Nahverkehrs hinzuweisen. Ziorkewicz dankte ihnen sehr herzlich für die Bereitschaft, die Aktion AutoFasten mitzutragen. Ohne die Verkehrsbetriebe sei sie ja gar nicht in dieser Form durchzuführen.

Bauer wies abschließend auf einen großen „Verkehrswendekongress“ hin, der an diesem Samstag, 3. April, im Bildungszentrum Erbacher Hof in Mainz stattfindet. Er hat das Leitwort „Zukunft für Mobilität zwischen Stadt und Region“. Die Veranstaltung, für die die rheinland-pfälzische Umweltministerin, Margit Conrad, die Schirmherrschaft übernommen hat, beginnt um 10.30 Uhr und endet um ca. 17.00 Uhr.

Sk (MBN)

 

Konferenz der Mentoren in Mainz

Gespräche mit Kardinal Karl Lehmann und Dr. Gertrud Pollak

Mainz. Die vor zwei Jahren in Würzburg gegründete bundesweite Konferenz der Mentoren und Studienbegleiter für Studierende mit dem Fach Katholische Religionslehre hat sich Anfang März zum ersten Mal im Erbacher Hof in Mainz versammelt. Schwerpunkt bei einem Gespräch mit Kardinal Karl Lehmann war die weitere Errichtung von Mentoraten für Lehramtsstudierende und Referendare in möglichst allen deutschen Diözesen bzw. Hochschulorten mit Lehrerbildung für das Fach Katholische Religionslehre. Vor allem um Konstellation und Situation der Lehrerbildung in der Diözese Mainz ging es bei einem Gespräch der Konferenzteilnehmer mit Dr. Gertrud Pollak, Dezernentin für Schulen und Hochschulen im Bistum Mainz. Thematisiert wurde auch die abnehmende religiöse Sozialisation der angehenden Religionslehrer.

Neben diesen Gesprächen arbeiteten die Mentorinnen und Mentoren inhaltlich an dem Thema „Kirche und Jugend“, das Professor Michael N. Ebertz, Freiburg, vorstellte und zum Bereich „Lebensraum orientierte Seelsorge“ (LOS) in der Diözese Mainz mit Dekanatsreferent Jürgen Nikolay, Mainz. Es war das dritte Treffen der bundesweiten Konferenz der Mentoren und Studienbegleiter für Studierende mit dem Fach Katholische Religionslehre als eigenständige Konferenz.

GS (MBN)

 

Personalien

Peter Schönhöffer in Vorstand gewählt

Missio-Referent des Bistums engagiert sich beim ökumenischen Netzwerk „Kairos Europa“

Mainz. Peter Schönhöffer, Missio-Referent des Bistums Mainz, ist am 19. März in den Vorstand des ökumenischen Netzwerkes „Kairos Europa - Sektion Deutschland“ gewählt worden. „Kairos Europa“ ist ein dezentrales und ökumenisches Netzwerk von Initiativen, Gruppen und Einzelpersonen in Europa, die sich für Gerechtigkeit, Frieden und Bewahrung der Schöpfung einsetzen. Nach Angaben von Schönhöffer gehören dem Netzwerk europaweit rund 500 Basis- und Mitgliedsgruppen an. Gegründet wurde das Netzwerk 1990 in Monteforte/Italien. Schönhöffer bezeichnete seine Beteiligung bei „Kairos Europa“ als „wichtiges missionarisches Engagement in und für unsere Zeit“.

Von Freitag, 23. April, bis Sonntag, 25. April, veranstaltet „Kairos Europa“ im Kolping Hotel in Frankfurt/M. eine „bundesweite Konferenz im Ökumenischen Prozess für eine Wirtschaft im Dienst des Lebens“. Referenten sind unter anderen Professor Friedhelm Hengsbach SJ, Frankfurt, Dr. Reinhard Hermle, Referatsleiter Entwicklungspolitik bei Misereor in Aachen, und Oberkirchenrat Eberhard Hitzler vom Kirchenamt der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Hannover.

Hinweis: Weitere Informationen zu „Kairos Europa“ und der Tagung in Frankfurt im Internet unter http://www.kairoseuropa.de/

tob (MBN)

 

Berichte aus dem Heiligen Land

Die folgenden Berichte über die aktuelle Situation im Heiligen Land sind bei einer Pilgerreise vom 20. bis 30. März 2004 entstanden. An der Reise nahmen unter anderen mehrere Ordensdamen und -ritter der Ordensprovinz Rhein-Main des Ritterordens vom Heiligen Grab zu Jerusalem teil. Die Gesamtleitung der Fahrt lag bei Dr. Josef Rücker, Arnsberg.

Weihbischof Kamal Batish fordert Solidarität mit den Christen im Heiligen Land

Auslandsseelsorger Besch mahnt Verantwortung der Weltkirche für die „Mutterkirche“ an

Jerusalem. „Was wir noch mehr brauchen als finanzielle Hilfe, ist die Solidarität von christlichen Pilgergruppen, die unser Land besuchen.“ Das sagte Kamal Bathish, Weihbischof im Lateinischen Patriarchat Jerusalem, bei einem Empfang am Sonntag, 21. März, in Jerusalem. Das Gefühl, „nicht allein zu sein“, sei sehr wichtig für die Christen, die im Heiligen Land lebten, erklärte der Weihbischof. Er erinnerte daran, „dass alle Christen auf der Welt die gleiche Verantwortung für das Heilige Land haben“. Bei dem Empfang im Lateinischen Patriarchat überreichte Batish mehreren Ordensrittern und -damen der Ordensprovinz Rhein-Main des Ritterordens vom Heiligen Grab zu Jerusalem die Pilgermuschel. Die Auszeichnung wird allen Ordensmitgliedern bei ihrer ersten Pilgerfahrt ins Heilige Land gewährt.

Pfarrer Dr. Bernt Besch von der Katholischen Auslandsseelsorge der Deutschen Bischofskonferenz betonte bei dem Empfang die große Bedeutung des Lateinischen Patriarchates für die Weltkirche: „Die Kirche in Jerusalem war und ist immer die Mutterkirche gewesen. Das ist vielen Christen nicht bewusst.“ Immer mehr einheimische Christen würden seit dem Ausbruch der Intifada im September 2000 das Land verlassen, wenn sie es sich leisten könnten, erklärte Besch. „Je mehr einheimische Präsenz verloren geht, desto mehr Mutterkirche geht verloren. Die Weltkirche hat eine große Verantwortung, dass dies nicht geschieht.“ Der Lateinische Patriarch Michel Sabbah versuche unermüdlich, die Christen des Patriarchates davon zu überzeugen, wie wichtig es sei, ihre besondere Berufung als Christen im Heiligen wahrzunehmen und im Land zu bleiben, sagte Besch. Patriarch Sabbah sei deswegen „jeden Sonntag in einer anderen Pfarrei unterwegs, um die Christen in ihrer Not zu stärken“.

Die Präsenz von ausländischen Pilgern im Heiligen Land bezeichnete Besch als „wichtigen Beitrag zur Verhinderung von kriegerischen Auseinandersetzungen“. Er betonte, dass sich seit Ausbruch der Intifada kein einziger Anschlag gegen Pilger oder Touristen im Heiligen Land gerichtet habe und diese ausdrücklich auch nicht Ziel terroristischer Anschläge seien. Wenn einige Sicherheitsregeln beachtet würden, wie beispielsweise sich nur innerhalb der Reisegruppe zu bewegen und eigene Busse zu benutzen, bestehe für Pilger keine Gefahr.

Der Mangel an Pilgern aus Deutschland sei derzeit „sehr stark“ zu spüren. „Der deutsche Beitrag war immer von großer Bedeutung, nicht nur finanziell, sondern vor allem moralisch“, sagte Besch. Etwas mehr Pilger kämen derzeit wieder aus Italien, Spanien und Frankreich. Dr. Bernt Besch ist im Februar von der Deutschen Bischofskonferenz zum Seelsorger für die deutschen Katholiken im Heiligen Land ernannt worden. Besch, der ursprünglich aus dem Erzbistum Hamburg stammt, ist seit zweieinhalb Jahren inkardinierter Priester des Lateinischen Patriarchats in Jerusalem.

tob (MBN)

 

„Unsere pastorale Priorität sind Schulen, Schulen und nochmals Schulen“

Weihbischof Giacinto Boulos Marcuzzo über das Engagement der Christen für den Frieden

Nazareth. „Wenn wir realistisch sind, müssen wir sagen: Frieden ist in weiter Ferne, denn es gibt derzeit nicht die geringsten Voraussetzungen dafür, dass es in diesem Land Frieden geben kann.“ Das sagte der in Nazareth residierende Weihbischof des Lateinischen Patriarchates von Jerusalem, Giacinto Boulos Marcuzzo, beim Empfang einer deutschen Pilgergruppe am Montag, 29. März, in Nazareth. Gleichwohl habe es für die kleine Minderheit der Christen im Heiligen Land hohe Priorität, einen Beitrag für Frieden und Sicherheit zu leisten.

Es sei eine wichtige Aufgabe der Christen, „die Voraussetzungen zu schaffen, um wenigstens für die nächste Generation Frieden zu ermöglichen“. Denn die Frage nach Frieden stelle sich nicht nur politisch, „sondern sie ist in erster Linie eine Frage des Herzens“, sagte Marcuzzo. Erziehungsarbeit mit dem Schwerpunkt Schulen habe deshalb für ihn höchste Priorität. Wörtlich sagte er: „Unsere pastorale Priorität sind Schulen, Schulen und nochmals Schulen.“ Die christlichen Schulen seien ein Ort, um das friedliche Zusammenleben von Christen, Juden und Moslems zu üben, sagte Marcuzzo. Er betonte, dass die Schulen für Kinder aller drei Religionsgemeinschaften offen stehen. Insgesamt 45 Schulen im Heiligen Land sind in Trägerschaft des Lateinischen Patriarchates. Ein Problem liege in der Finanzierung der Schulen, denn das Patriarchat habe viele Schulen in den Gebieten der palästinensischen Selbstverwaltung, wo es keine staatlichen Zuschüsse für Privatschulen gibt. Nur wenige der Schulen liegen in Israel, wo staatliche Unterstützung gewährt wird.

Marcuzzo erinnerte daran, dass im Heiligen Land nur etwa 350.000 Christen leben. Die Hälfte davon seien orthodox, die andere Hälfte katholisch. Insgesamt gebe es im Lateinischen Patriarchat etwa 60 Pfarreien. Zu der politisch angespannten Situation komme seit einiger Zeit auch eine wirtschaftliche Krise hinzu „und die ersten, die davon getroffen werden, sind die Christen“. Nach Angaben von Marcuzzo sind etwa 30 Prozent der Christen in Nazareth arbeitslos.

Besonders in den Gebieten unter palästinensischer Selbstverwaltung sei die Situation für die Christen „dramatisch“. In den letzten Jahren seien über 2.000 Christen aus Bethlehem ausgewandert. Der Wegzug bei den Christen in Israel sei weniger beunruhigend, sagte der Weihbischof. In Nazareth seien im letzten Jahr 15 Christen ausgewandert. Marcuzzo wies darauf hin, dass die Kirche sich sehr darum bemühe, die Christen davon zu überzeugen, im Land zu bleiben. „Es wäre ein großes Problem, die Heiligen Stätten zu erhalten, wenn es einmal keine lebendigen Gemeinden mehr gibt.“

Der Weihbischof hob besonders das Engagement von Patriarch Michel Sabbah um eine bessere Zusammenarbeit aller katholischen Einrichtungen im Heiligen Land hervor. „Für die Zukunft der Kirche in diesem Land ist es einfach ein Muss, eine Einheit zu sein“, sagte Marcuzzo. Dieses Anliegen bringe Patriarch Sabbah häufig in folgendem Zitat auf den Punkt: „Either we are together, or we disappear.“ („Entweder halten wir zusammen oder wir werden verschwinden.“)

tob (MBN)

 

Die Schwierigkeit, den Konflikt im Heiligen Land zu verstehen

Abt Benedikt Lindemann: „Die Trauernden trösten“ als Aufgabe benediktinischer Identität

Bethlehem/Jerusalem. „Als ich hergekommen bin, habe ich nach zwei Wochen gedacht: Ich weiß alles. Nach einem halben Jahr habe ich nur noch die Hälfte gewusst und nach einem Jahr gar nichts mehr.“ Pater Johannes Simon OFM, Guardian des Franziskanerklosters von Bethlehem, bringt die Schwierigkeit, den Konflikt zwischen Israelis und Palästinensern zu verstehen, auf den Punkt. Je mehr er über die Auseinandersetzungen im Heiligen Land gelernt habe, desto schwerer sei es ihm gefallen, sich ein eindeutiges Bild der Situation zu machen. Pater Johannes Simon äußerte sich am Mittwoch, 24. März, beim Empfang einer deutschen Pilgergruppe in Bethlehem. Er betonte, dass die Franziskaner in dem Konflikt „keine Partei für eine der beiden Seiten ergreifen. Wir sind neutral. Das gehört zu unserer Sendung. Nur kann man nicht offensichtliches Unrecht gutheißen, von keiner Seite.“

Seit Beginn der Intifada fehlen auch in der Geburtskirche in Bethlehem die Pilger. „Wir brauchen sie, um zu demonstrieren, dass Bethlehem nicht hinter der Mauer liegt und verloren ist“, sagte Pater Johannes Simon. Die Verarmung in Bethlehem nehme inzwischen „schlimme Ausmaße“ an. „Unsere Pfarrei ist eine große Hilfestelle für die Menschen in Bethlehem geworden.“ In 1.250 Familien lebten rund 5.500 Gläubige, erläuterte Pater Johannes Simon. „Über die Hälfte davon könnten ohne die Unterstützung der Pfarrei nicht überleben.“ Unterstützung erhalte die Pfarrei vor allem aus den Vereinigten Staaten von Amerika, Spanien und Italien. „Wir sind nicht hilflos, aber wir sind auf Hilfe angewiesen“, erklärte der Guardian.

Um jungen Christen in Bethlehem eine Perspektive zu geben, baue die Kirche derzeit drei Häuser mit 36 Wohnungen für junge Familien in der Stadt. „Damit wollen wir auch Hoffnung und Zuversicht vermitteln.“ Außerdem gibt es in Bethlehem eine christliche Jungen- und eine Mädchenschule. Zusammen werden dort rund 2.000 Kinder unterrichtet. Im Franziskaner-Konvent in Bethlehem leben insgesamt 30 Brüder und vier Schwestern. Hinzu kommen noch elf Philosophie-Studenten im Noviziat.

Benediktinische Identität im Heiligen Land

Es sei identitätsstiftende Aufgabe der Benediktiner im von Krieg und Gewalt erschütterten Heiligen Land „die Trauernden zu trösten“, sagte Abt Benedikt Lindemann OSB am Sonntag, 21. März, bei einem Gottesdienst in der Dormitio-Basilika in Jerusalem. Der Abt der Abtei Hagia Maria Sion äußerte sich in seiner Predigt bei einer feierlichen Profess. Pater Elias Pfiffi OSB, ehemaliger Diözesanpriester aus dem Bistum Speyer, und Bruder Samuel Elsner OSB aus dem Bistum Hildesheim, legten in dem Gottesdienst ihre ewigen Gelübde ab.

Letztlich sei es Gott allein, der dem Menschen Trost verschaffen könne, doch wer Trauernde tröste, „folgt dem Vorbild Gottes“. Dabei gerate das Christentum häufig in den Verdacht, lediglich eine Vertröstungsreligion zu sein. „Doch das Leid in der Welt bedarf des echten Trostes“, sagte Abt Benedikt Lindemann. Echter Trost müsse „wahrhaft mit aushalten, aber sich auch engagiert für Veränderungen einsetzen oder Bedürftigkeit lindern“. Der Abt bezeichnete „das christliche Lebenszeugnis an sich als Trost für die Welt, denn es bezeugt durch Solidarität und Hoffnung, dass Gottes Trost bereits in Jesus Christus lebendig geworden ist“.

tob (MBN)

 

Nur zwei Staaten können zum Frieden führen

Johannes Gerster über Lösungsmöglichkeiten des Nahost-Konfliktes

Jerusalem. Nur durch die Gründung eines eigenen Palästinenser-Staates könne im Nahost-Konflikt langfristig Frieden erreicht werden. Diese Ansicht vertrat der Vorsitzende der Konrad-Adenauer-Stiftung (KAS) in Jerusalem, Dr. h.c. Johannes Gerster, am Donnerstag, 25. März, im Gespräch mit einer deutschen Pilgergruppe in Jerusalem. Den Bau der Mauer um die Palästinenser-Gebiete „halte ich im Prinzip nicht für falsch“, sagte Gerster. „So wie sie jetzt verläuft, ist sie allerdings nicht vertretbar. Sie nimmt den Palästinensern ohne Not Land ab.“ „Grundsätzlich halte ich die Mauer für schrecklich“, aber in der konkreten Situation sei eine konsequente Trennung der beiden Völker eine Notmaßnahme. Diese werde Gewalt nicht verhindern, sondern nur eindämmen. In der bisherigen Koexistenz könne es jedoch zu keiner Lösung kommen. „Wenn sie die Trennung nicht hinbekommen, wird es keinen Frieden geben.“

Es sei „eine Chance, die genutzt werden muss, dass die Mehrheit beider Völker des Konfliktes überdrüssig ist“, sagte Gerster. Es werde stark darauf ankommen, eine staatliche Gewalt in den Palästinensergebieten aufzubauen. Ein Friedensplan müsse neben der Beendigung der Gewalt aber auch wirtschaftliches Wachstum ermöglichen. Ohne internationale Unterstützung sei eine solche Lösung nicht denkbar. Vor allem könnte es dann nicht gelingen, die terroristischen Kräfte in Palästina in die staatliche Gesellschaft zu integrieren. „Ohne dass diese Kräfte nicht unter die Kontrolle eines international gestützten Staates kommen, wird es keinen Frieden geben.“ Entscheidend dabei sei, dass sich die Vereinigten Staaten von Amerika und die Europäische Union auf eine einheitliche Position in diesem Konflikt einigen.

Gerster bezeichnete die Konrad-Adenauer-Stiftung als „erste Adresse, wenn die eine Seite mit der anderen etwas klären will, ohne dass die Öffentlichkeit etwas davon erfahren soll“. Die Adenauer-Stiftung werde für solche Verhandlungen „unterhalb der Ebene von Friedensverhandlungen“ von beiden Seiten genutzt. Es gehe dabei vor allem um die Lösung von „alltäglichen Problemen“. „Wir stellen bei solchen Gesprächen die Infrastruktur, aber einigen müssen sich die Leute selbst.“ Diese Vermittlerrolle könne die Adenauer-Stiftung übernehmen, weil sie freier agieren könne als die beiden Regierungen, sagte Gerster.

Die Konrad-Adenauer-Stiftung in Jerusalem organisiert nach Angaben von Gerster mit verschiedenen Partnern rund 260 Seminare und Veranstaltungen im Jahr. Sieben Mitarbeiter sind im Jerusalemer Büro beschäftigt. Die Stiftung verfolge vor allem drei Hauptziele mit ihrer Arbeit: erstens die Unterstützung des Friedensprozesses im Nahen Osten. Darüber hinaus soll die Arbeit zu einer Stabilisierung Israels als Demokratie und Rechtsstaat beitragen. So thematisiere die Stiftung beispielsweise die Menschenrechtsproblematik in Israel. Und drittens verstehe sich die Stiftung als „Denkfabrik“ in Fragen der Zusammenarbeit zwischen Europa und Israel. Der langjährige Bundestagsabgeordnete Johannes Gerster war bis 1997 Landes- und Fraktionsvorsitzender der CDU in Rheinland-Pfalz.

tob (MBN)