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Mainz. Zum 1250. Todestag des hl. Bonifatius wurde am Sonntag, 6. Juni, im Mainzer Dom ein geistliches Oratorium uraufgeführt, das seinen Namen trägt. Mehr als 1.000 begeisterte Zuhörer erlebten nicht nur das faszinierende Porträt einer großen Gründerpersönlichkeit, sondern auch das facettenreiche Panorama einer Epoche, in der das Christentum in Mitteleuropa endgültig Fuß fasste. Das Werk orientiert sich in zehn Bildern an den wichtigsten Stationen des Lebens des hl. Bonifatius (672/675-754) mit den Schauplätzen Exeter/England und Rom, Mainz und Fulda.
Die Theologin und Germanistin Dr. Barbara Nichtweiß, im Bistum Mainz für Publikationen zuständig, hatte als Libretto zeitgenössische Texte in lateinischer und althochdeutscher Sprache, neue Übersetzungen und Nachdichtungen zusammengestellt. Der Seligenstädter Regionalkantor Thomas Gabriel setzte die Texte in einer modernen Klangsprache musikalisch um. Der Spannungsbogen reicht von archaischen Klängen einer wildbewegten Zeit bis in die Welt gegenwärtiger Popularmusik, vom gregorianischen Gesang bis zum machtvollen mehrstimmigen Chorgesang und vollem Orchester. Die Brücke von der alten zur neuen Zeit bildet das von Gabriel neu vertonte barocke Bonifatius-Lied aus dem Mainzer Gesangbuch von 1628. Auch die alten Texte sind durch eine moderne Sprache und aktualisierende Perspektiven für das heutige Bewusstsein aufgebrochen.
Leitmotiv und Klammer des Werkes ist der Pfingsthymnus des Beda Venerabilis (676-735): „Christus, bringe deinen Trost uns, deinen Geist. ... Des Glaubens Botschaft halle weit in diese Welt hinaus.“ Zu Beginn ertönte der Hymnus verhalten und wurde dann vom Orchester immer kraftvoller aufgegriffen. Umgekehrt klang er am Ende des Werkes in einem a cappella-Solo der Sopranistin mit einer geradezu mystischen Wirkung leise aus. Ergriffenes längeres Schweigen – bis der Beifall aufbrandete.
Neben den sehr variabel eingesetzten Streichern des Philharmonischen Orchesters des Staatstheaters Mainz hatte der Komponist die Blasinstrumente – Oboen und Trompeten, Horn, Tuba, Posaune und zwei Blockflöten – gezielt eingesetzt. Hinzu kamen, für die „archaischen“ Elemente besonders passend, Harfe und Celesta mit ihren Glockenklängen sowie die aus moderner Orchester – und Filmmusik vertrauten Vibraphon und Marimbaphon und ein machtvolles, mit fünf Pauken besetztes Schlagzeug.
Der gewaltige Chor, der sich aus dem Mainzer Domchor, der Domkantorei St. Martin und dem Mädchenchor am Dom und St. Quintin zusammensetzte – insgesamt bestand der Klangkörper aus mehr aus 200 Sängerinnen und Sängern und etwa 40 Instrumentalisten – und das Orchester wurden von Domkapellmeister Professor Mathias Breitschaft gewohnt sicher, energisch und kraftvoll geführt. Sie bildeten eine überzeugende Einheit und kamen auch in Sonderpassagen eindrucksvoll zur Geltung. So waren in einer Szene aus der Jugendzeit des Bonifatius im englischen Kloster Knabensolisten in einer besonders starken Gesangsleistung zu hören. Ähnlich imponierte der Mädchenchor im schwierig zu singenden „Nonnenalphabet“. Es gab mit dem poetischen a cappella-Gesang einen Einblick in die Bildungsarbeit in einem Frauenkloster. Sehr überzeugend waren auch die Solisten: Beate Heitzmann (Sopran), die als Lioba zu den Gefährtinnen der angelsächsischen Missionare gehörte, Ulrike Katharina Becker (Alt) als heidnische Priesterin und als Beterin, Christof Fischesser (Bass) als Papst und Frankenfürst und Alexander Spemann (Tenor) in der Titelrolle des Bonifatius.
Hörbar wurden in dem Oratorium die kraftvolle Aufbruchstimmung in England und das mutige Pilgertum zu Beginn der Mission in Deutschland. Das rezitatorische Zwiegespräch und das Duett von Bonifatius und Papst Gregor wurde stimmungsvoll kontrastiert durch den schwungvollen Chor der Pilger. Anschaulich wurde die turbulente Situation im damaligen Hessen in den althochdeutsch gesungenen beschwörenden Gesängen der heidnischen Frauen und der Priesterin, in denen die Götterwelt der Germanen lebendig wurde, bis schließlich in einem eindrucksvollen Glissando die von Bonifatius gefällte Eiche musikalisch in einem gewaltigen Missklang umstürzt. Verwendet wurden für diese Passagen Texte aus dem Merseburger Zauberspruch und dem Wessobrunner Gebet.
Das Oratorium führt nach einer kraftvollen Absage an den Satan zum Aufbau der Kirche in Deutschland, zu Auseinandersetzungen um die angemessene Liturgie bis zur Übernahme des Bischofsamtes durch Bonifatius in Mainz. „Glückliches Mainz, beklage nicht länger dein Los! Dein Bischof ist da und seine Hilfe ist groß.“ Die kantige Persönlichkeit des Bonifatius mit seinem Eigensinn und seinen Selbstzweifeln wird nicht harmonisierend geschönt, sondern in den Bildern „Politik“ und „Anfechtung“ hörbar. Aus der „Schwanenklage“ von Angst und Resignation erwächst die Klostersehnsucht, die sehr fein instrumentiert eine romantische Passage dieses Oratoriums darstellt. Es erwacht auch wieder das Kämpferherz des zum Aufbruch bereiten Pilgers, der für Gott in letzter Entschiedenheit alle seine Kräfte einsetzt zur letzten Missionsfahrt, auf der er in Dokkum Opfer von Raubmördern wird. Zu den pointenreichen Verfremdungen dieses Oratoriums gehört es, dass der Chor der Raubmörder von den Frauenstimmen der Kantorei gesungen wurde.
In der Überleitung zur ausklingenden „Memoria“ gestaltete Gabriel in der Oratorientradition eine instrumentale „Symphonia“, die den Leichenzug von Utrecht auf dem Rhein nach Mainz und dann nach Fulda begleitet. Dieses große Klanggemälde eines außergewöhnlichen Lebens wird hier in all seinen Dimensionen, seiner Dynamik und Entschlossenheit, seiner Sehnsucht nach Ruhe in Gott, seinen Zweifeln, seiner Kampfbereitschaft und seinem Zeugnis bis in den Tod lebendig. Hier beeindruckt besonders das solistisch eingesetzte Glockenspiel, welches das „Glockenwunder“ von Utrecht illustriert, durch das die Freigabe des Leichnams bewirkt wurde. Dieses Motiv wird von den Streichern, Celesta und den Oboen kraftvoll aufgegriffen. In der Memoria werden wichtige Motive des Oratoriums noch einmal zitiert und zusammenfassend kraftvoll im Pfingsthymnus zu Gehör gebracht, um dann im a cappella-Gesang stimmungsvoll auszuklingen.
Das Bonifatius-Lied von 1628 wurde in derselben Melodie in immer wieder unterschiedlichen Tonarten dargeboten. Der Komponist spielt im gesamten Oratorium nicht nur mit ständigen Tonartwechseln, sondern mit vielen Tempo- und Taktwechseln. Oft wechselte er von einem Takt zum anderen Harmonien. Dieser Schwung und die Variabilität waren möglich, weil Gabriel auf das „Gravitationsfeld der Kadenz“ verzichtet hatte. Dessen Abwesenheit ist, wie er selbst feststellte, eine große Gemeinsamkeit ganz alter und ganz neuer Musik.
Der Chor war sehr vielfältig aufgebaut. So gab es neben dem z.T. in Doppelchörigkeit aufgeteilten gemischten Chor, z. B. bei der Wallfahrt nach Rom, den Knaben- und den Mädchenchor der Klosterschüler und Klosterschülerinnen, und den Männerchor der Gefährten des Bonifatius. Auch die Komik spielt in dem Oratorium eine Rolle. So werden manche Papstzitate sozusagen mit einem „Augenzwinkern“ dargeboten. Besonders eindrucksvoll und kraftvoll ist der Krieg in seiner Härte und Gewalt dargestellt mit der bedauernden Feststellung: „Es ist kein Friede“.
Die Memoria am Schluss des Oratoriums leitet wieder abrupt in die Gegenwart, in das heutige Leben der Kirche über, das dringend missionarische Impulse braucht. Kardinal Karl Lehmann hatte bei der Begrüßung des Publikums, unter ihnen die Oberbürgermeister von Mainz, Jens Beutel, und Fulda, Gerhard Möller, darauf hingewiesen. Er dankte Thomas Gabriel und Barbara Nichtweiß und erklärte, er sei stolz darauf, dass das Oratorium mit eigenen Kräften gelungen sei. Gabriel habe den alten Texten in moderner Sprache kreativ neue Ausdruckskraft gegeben. Nachdrücklich dankte er auch Domkapellmeister Breitschaft für das Wagnis, dieses schwierige Werk aufzuführen. Die Mitwirkung des Philharmonischen Orchesters des Staatstheaters Mainz, zeige wie wichtig ein solches Orchester sei.
Zu Recht wurden der Komponist Gabriel, die Texterin Nichtweiß, der Domkapellmeister, die Solisten und das Streichorchester vom Publikum mit lang anhaltendem Beifall gefeiert. So bleibt zu hoffen, dass das Werk sich durchsetzt und weitere Aufführungen – trotz des damit verbundenen großen Aufwandes – folgen können. Zumindest wird das Werk, das vom SWR für das 2. Hörfunkprogramm aufgezeichnet wurde, durch das Radio und eine geplante CD über Mainz und Seligenstadt hinaus (wo es in der Basilika eine „Voraufführung“ gab), weitere Verbreitung finden.
Sk (MBN)
Mainz. Die zentrale Bedeutung des hl. Bonifatius liegt nach Auffassung des Bischofs von Mainz, Kardinal Karl Lehmann, darin, dass er die fränkische Kirche aufgebrochen und zur Gemeinschaft aller Christen geöffnet hat, „weil alle Menschen und Völker vor und für Gott den selben Wert und die gleiche Würde haben“. Lehmann sprach im Rahmen der internationalen wissenschaftlichen Tagung „Bonifatius – Leben und Nachwirken (754-2004)“, die vom 2. bis 5. Juni in Mainz veranstaltet wird, am Donnerstagabend, 3. Juni, im Dom St. Martin zum Thema „Geht hinaus in alle Welt ... Evangelisierung in der Spur des hl. Bonifatius“.
Diese Öffnung war für Bonifatius nur dadurch möglich, erläuterte Lehmann, dass er die völkische Kirche auf Rom und den Papst hin orientiert habe. So habe er die Grundlagen für das fränkische Reich Karls des Großen geschaffen, das völkerübergreifend war. Der Historiker Prof. em. Dr. Arnold Angenendt, der zu den Referenten der Tagung gehörte, habe mit plastischen Worten immer wieder auf die einzigartige Situation im damaligen Frankenreich östlich des Rheins aufmerksam gemacht, sagte Kardinal Lehmann und zitierte den Münsteraner Historiker mit den Worten: „Es gab keine Straßen, kein Steinhaus und wohl kein einziges Buch. Und dann kommt da ein Missionar, der die Botschaft der Bibel verkündet, Kirchen und Klöster gründet – eine ungeheuere zivilisatorische Leistung, die dazu noch immens teuer gewesen ist.“
Unter diesen Umständen greife auch eine nationale oder vielleicht auch nationalliberale Perspektive in der Beurteilung des Bonifatius zu kurz, betonte Lehmann. Eine gewisse Geschichtsschreibung im nationalliberalen Zeitalter – „leider ist auch ein Strang protestantischer Kirchengeschichtsschreibung nicht ganz frei davon gewesen“ – habe in Bonifatius im abschätzigen Sinne einen „Römling“ gesehen, der die „deutsche Kirche“ an Rom ausgeliefert habe. Untergründig und abgemildert spiele auch heute manchmal dieser Tadel noch eine Rolle, merkte der Kardinal an. Es sei aber auch keine Ruhmestat, wenn man in ultramontaner Manier von katholischer Seite aus, vor allem im 19. Jahrhundert, apologetisch Bonifatius in einer problematischen Weise als „Apostel der Deutschen“ herausgestellt habe, um den Vorwurf zurückzuweisen, die katholische Kirche sei national immer unzuverlässig gewesen und habe das Deutschtum zu wenig gefördert, fügte er hinzu.
Den Titel „Apostel der Deutschen“ brauche man deswegen nicht zu verleugnen, stellte Lehmann klar. In den Niederlanden spreche man mit Blick auf den hl. Willibrord unbefangen vom „Apostel der Friesen“ oder „Apostel der Niederlande“. Aber es sei offenbar immer noch eine nicht genügend gestellte und schon gar nicht gelöste ökumenische Aufgabe, die für alle christlichen Kirchen Europas gemeinsame Bedeutung des Bonifatius und der vergleichbaren Missionare gebührend herauszustellen, bedauerte Lehmann. Trotz dieser kritisch-nüchternen Sicht scheine es ihm notwendig, bekannte Lehmann, die überaus positive Seite in der Christianisierung Europas hervorzuheben. Er halte es auch für notwendig, diese humanisierenden Wirkungen und sozialen Veränderungen stärker herauszustellen.
„Durch alle Verwandlungen und Brüche hindurch zehren wir immer noch von dem, was in jener Zeit gegründet worden ist“, betonte er. Dies gelte vor allem in ethischer und religiöser Hinsicht. Deshalb seien die in den letzten Jahrzehnten für Bonifatius und seine Zeit öfter verwendeten Wörter „Grundlegung“ und „Baumeister“ nicht von der Hand zu weisen. So zehrten auch die Menschen heute noch von den Auswirkungen des Mentalitätswandels und der sozialen Veränderungen, die der Christianisierungsprozess damals ausgelöst habe.
Auch in Zeiten einer wachsenden Säkularisierung gibt es nach den Worten Lehmanns kulturelle und ethische Standards, die ihre Herkunft aus der Geschichte und Wirkung des christlichen Glaubens nicht verleugnen könnten. Er verwies dazu auf die säkularen Formen der Wohltätigkeit „vom Roten Kreuz bis zu vielen heutigen Stiftungen“, die letztlich ohne diesen Wurzelgrund nicht möglich wären. Bei aller Imprägnierung der Kultur durch diesen Christianisierungsprozess könnten die gewonnenen Mentalitäten und sozialen Veränderungen in ihrer motivierenden Kraft auch zerfallen, sozusagen verdunsten, wenn sie nicht durch eine kontinuierliche Lebenspraxis gestützt würden, mahnte Lehmann. „Alle Diskussionen über den fehlenden Wertekonsens und seinen immer kleiner werdenden Nenner haben natürlich im Schwund dieser gemeinsamen kulturellen Überzeugungen eine Ursache“, erklärte Kardinal Lehmann und wies dazu auf die Auseinandersetzung über die Grundlagen des neuen Europa hin, „die in der demnächst wohl endgültigen Gestaltung einer Europäischen Verfassung jedem deutlich vor Augen steht“.
Darum könne man kein Bonifatius-Jubiläum begehen, ohne sich genauer zu fragen, was nun gleichsam heute als aktuelle Forderung, als Kairos, fällig sei. „Es scheint mir unabweisbar zu sein, dass wir die elementare missionarische Dimension des christlichen Glaubens wieder neu entdecken müssten“, gab Kardinal Lehmann als Antwort. Dafür gebe es in der Epoche der frühmittelalterlichen Christianisierung wenigstens Anstöße. Er verwies auf den Missionsbefehl Jesu und stellte fest: „Unzählige Jünger sind wirklich in alle Welt hinausgezogen, in alle Erdteile. Sie haben das Evangelium unermüdlich in allen Sprachen und Kulturen verkündet. Sie haben sich vorwiegend um das ewige Heil des Menschen gekümmert, aber auch das irdische Wohl der Menschen war den Glaubensboten nicht gleichgültig“, erklärte Lehmann.
Darum haben sie, wie er darlegte, Sorge getragen für die Beseitigung von Unwissenheit durch Erziehung, Bildung und Schule, und nicht weniger für die Heilung von Krankheiten durch Krankenpflege und Medizin sowie für die Linderung von Hunger und Elend jeglicher Art getan. Abschließend verwies Lehmann darauf, dass die Ausbreitung des Christentums in frühester Zeit nicht in erster Linie durch die Amtsträger, die Missionare, Wanderprediger und Wanderbischöfe erfolgte, sondern vor allem durch das lebendige Zeugnis der gewöhnlichen Christen, der Laien, vor allem der Kaufleute und Soldaten, die jeweils an ihrer Stelle andere für den christlichen Glauben gewinnen konnten. „Um diesen Ansatz viel radikaler wieder für die Kirche und ihre Christen von heute zu gewinnen, bedarf es aller Anstrengungen“, unterstrich Lehmann. Ein missionarisches Zeugnis müsse auf allen Ebenen mit großer Entschiedenheit weiter ausgebaut werden, erklärte er und bekräftigte: „Es braucht einen fundamentalen neuen missionarischen Elan.“
Sk (MBN)
Mainz. Bonifatius hat nach den Worten des Bischofs von Mainz und Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Karl Lehmann, die Grundlagen des christlichen und wohl auch des heutigen Europa mitgeschaffen. In einem Grußwort zur Eröffnung der zentralen wissenschaftlichen Tagung im Bonifatiusjahr anlässlich des 1250. Todestags des Apostels der Deutschen erklärte Lehmann am Mittwoch, 2. Juni, im Erbacher Hof in Mainz, mindestens die Kirchen feierten das Jubiläum „nicht nur im historischen Rückblick, sondern auch im Blick auf das, was durch das Missionswerk und die Reform sowie die Neuorganisation der Kirche durch Bonifatius geworden ist und noch heute Geltung hat“.
Der Kardinal wies darauf hin, dass die Bonifatiustagung, „die immer auch die Grundlagen Europas im Blick hat“, zu Beginn eines Monats durchgeführt werde, der grundlegenden Entscheidungen im Blick auf ein neues Europa ganz nahe sei: dem Hinzutreten von zehn Staaten in der Europäischen Union zu den bisher 15 Staaten, den Europa-Wahlen am 13. Juni und evtl. auch der grundsätzlichen Entscheidung über die endgültige Gestalt des Vertragsentwurfs für ein europäische Verfassung. Lehmann betonte darüber hinaus, das Bonifatius-Jubiläum werde besonders dadurch gekennzeichnet, „dass wir nach dem missionarischen Elan sowie den Triebkräften des missionarischen Wirkens jener Zeit fragen“. Ein Blick in die Motive und Erfahrungen des Bonifatius und seiner Gefährten könne eine wichtige Lehre für die Gegenwart sein.
Die internationale Historikertagung mit Referenten aus sieben Ländern hat das Thema „Bonifatius – Leben und Nachwirken (754-2004). Die Gestaltung des christlichen Europa im Frühmittelalter“. Veranstalter der Tagung im Erbacher Hof in Mainz, die am Mittwochnachmittag, 2. Juni, (15.30 Uhr) beginnt und am Samstag 5. Juni (12.30 Uhr), endet, sind die Akademie des Bistums Mainz Erbacher Hof und das Institut für Landeskunde an der Universität Mainz. Der Präsident der Johannes Gutenberg-Universität, Prof. Dr. Jörg Michaelis, ging in seinem Grußwort besonders auf die Auswirkungen im Bildungsbereich ein. Bonifatius habe sich um gut ausgebildete Priester bemüht. Dies habe zu einem Bildungsaufschwung geführt, der gerne als „karolingische Renaissance“ bezeichnet werde. Diesen Aufschwung habe Bonifatius durch seine Missionstätigkeit vorbereitet. Aus seiner angelsächsischen Heimat habe er viele Handschriften mitgebracht.
Auf die vielfältigen Bezüge des Bonifatius zur Stadt Mainz, wo er seinen Bischofssitz hatte, ging Oberbürgermeister Jens Beutel in seinem Grußwort ein. Der Missionar, Reformer, Kirchenorganisator Märtyrer und erste Mainzer Erzbischof habe hier immer besonderes Ansehen genossen, stellte er fest. Der Mainzer Theologieprofessor Nikolaus Serarius habe 1605 die Bonifatiusbriefe erstmals ediert und Kurfürst Philipp von Schönborn das 1662 neu eingerichtete Priesterseminar unter den Schutz des hl Bonifatius gestellt. Eine wirklich breite Verehrung des Heiligen habe allerdings erst im 19. Jahrhundert eingesetzt, als Bonifatius zur Identifikationsfigur der Deutschen wurde. Mainz habe mit den Gedenkfeiern 1855 und der Einweihung der St. Bonifaz-Kirche 1894 Anteil daran.
Sk (MBN)
Mainz. Die zentrale wissenschaftliche Tagung zum Bonifatiusjahr 2004 in Mainz (2.-5. Juni 2004) habe das Ziel, auf der Grundlage neuerer Forschungsergebnisse der Frage nachzugehen, „wie Bonifatius wirklich war“, erklärte der Paderborner Historiker Prof. Dr. Lutz E. von Padberg bei der Einführung in die Tagung am Mittwoch, 2. Juni, im Erbacher Hof in Mainz. Diese analytische Arbeit verlange, sich auf die Fremdheit des Mittelalters einzulassen, weil sonst die Gefahr der Verflachung bestehe.
Beispiele der Verflachung sind für von Padberg Filme mit reißerischen Titeln wie „Tod im Morgengrauen“ oder „Die Axt Gottes“, die doch zugleich ein breites Interesse an der geschichtlichen Vergangenheit deutlich machten. Von Padberg legte dar, wie sehr Bonifatius im Lauf der Kirchengeschichte zur Durchsetzung bestimmter Interessen instrumentalisiert wurde. Die Rezeption des Bonifatius habe immer zwischen Bewunderung und Respekt auf der einen Seite und Kritik und Ablehnung auf der anderen Seite gependelt. Schon der erste Biograph des Heiligen, Willibald, der im Auftrag seines Nachfolgers, Erzbischof Lul, handelte, habe die Tendenz gezeigt, die Gestalt des Bonifatius zu überhöhen. Es dürfe auch gefragt werden, ob Lul, der die Briefe des Bonifatius für die Nachwelt sammeln ließ, vielleicht den einen oder anderen Brief unliebsamen Inhalts entfernt habe.
Die interessengeleitete Geschichtsschreibung habe sich im konfessionellen Zeitalter verstärkt fortgesetzt, betonte von Padberg. Canisius habe z.B. beklagt, dass sich die Deutschen von ihrem Apostel abwenden würden. Erst Ende des 19. Jahrhunderts sei die Bonifatius-Rezeption in ruhigere Bahnen gekommen. Auch Rom habe erst 1884 Bonifatius für die Gesamtkirche zur Ehre der Altäre erhoben, obwohl er doch so viel für das Papsttum getan habe. Auch politisch sei Bonifatius immer wieder als Stifterfigur Europas ins Spiel gebracht worden, so z.B. 1954 als „Selbstvergewisserung der Wertegemeinschaft des christlichen Europa“ bei einem Kongress in Fulda, an dem auch Konrad Adenauer teilnahm. Die unterschiedlichen Interpretationen lohnten es, kritisch unter die Lupe genommen zu werden, vielleicht im Rahmen einer Doktorarbeit, meinte von Padberg.
Der Historiker merkte an, dass die interpretierende Vergegenwärtigung des Mittelalters, die Ende der 1970er Jahre begonnen habe und durch Umberto Ecos „Der Name der Rose“ einen kräftigen Schub erhalten habe, bis heute ungebrochen anhalte und seither populär sei. Im Namen der Veranstalter begrüßte von Padberg die mehr als 100 Tagungssteilnehmer und Referenten aus sieben Ländern und dankte im Namen der Veranstalter - Akademie des Bistums Mainz Erbacher Hof, Institut für Geschichtliche Landeskunde der Mainzer Universität, Historisches Seminar der Mainzer Universität, Institut zur Interdisziplinären Erforschung des Mittelalters und seines Nachwirkens der Universität Paderborn und Utrecht Center of Medieval Studies – für die wechselseitige gute Zusammenarbeit schon im Vorfeld der Tagung.
Sk (MBN)
Mainz. Die zentrale wissenschaftliche Tagung zum 1250. Todestag des Bonifatius in Mainz (2.-5. Juni) „Leben und Nachwirken (754-2004). Die Gestaltung des christlichen Europa im Frühmittelalter“ war nach den Worten des Paderborner Historikers Prof. Dr. Lutz E. von Padberg ,,die hervorragende Gelegenheit, den aktuellen Forschungsstand zu bündeln und nach einer neuen Synthese der Ergebnisse zu suchen“.
Der Leiter des Instituts zur Interdisziplinären Erforschung des Mittelalters und seines Nachwirkens der Universität Paderborn, gehört zu den Kooperationspartnern der von der Akademie des Bistums Mainz Erbacher Hof ausgerichteten Tagung, an der auch das Institut für Geschichtliche Landeskunde an der Universität Mainz, das Historische Seminar der Mainzer Universität und das Utrecht Center of Medieval Studies beteiligt waren. Er erinnerte in einer vorläufigen Bilanz am Ende dieser internationalen Fachtagung mit Referenten aus sieben Ländern an die große Bonifatius-Biographie von Theodor Schieffer, die zum Jubiläum 1954 erschienen war. Sie habe eine Fülle von Publikationen zur Folge gehabt, aber keine neue Biographie. Nun sei vielleicht der Boden dafür bereitet.
Die Vorträge seien wohltuend sachlich gewesen ohne konfessionelle Engführung, betonte von Padberg. Für die heutige Orientierung in der Bonifatius-Forschung habe die Tagung das notwendige Fundament gelegt. Es sei ein differenziertes Bild entstanden, „fern von jeder Heiligenverehrung, aber in Würdigung der historischen Leistung des Bonifatius“, unterstrich er. Der Sohn von Theodor Schieffer, Prof. Dr. Rudolf Schieffer, München, der in seinem Vortrag die Wiederentdeckung des Bonifatius im 19. Jahrhundert beleuchtete, erklärte in der Schlussdiskussion, wie wichtig es sei, im Blick auf Bonifatius Intention und Wirkung zu unterscheiden und zu trennen. Von der Intention her sei er Missionar gewesen, von der Wirkung her habe er zur christlichen Gestalt Europas entscheidend beigetragen.
Neben dem Domvortrag von Kardinal Lehmann über „Evangelisierung in der Spur des hl. Bonifatius“ am 3. Juni (s. eigener Bericht!) gehörten die Ausführungen von Prof. em. Dr. Arnold Angenendt, Münster, zu „Monotheismus und Gewalt. Bonifatius zwischen Buch und Schwert“ am Abend des ersten Tages zu den herausragenden Vorträgen. Insgesamt wurden in dem sehr dichten Programm an den vier Tagen 30 Vorträge dargeboten. Angenendt erklärte unter Bezug auf den Heidelberger Ägyptologen Jan Asmann, die Mission des Bonifatius habe die Transponierung zur Hochreligion bewirkt. Sie sei damit zugleich Kulturmission gewesen, habe zivilisatorisch aufbauend gewirkt und letztendlich den langen Weg auch zur christlichen Gewaltlosigkeit eingeleitet.
Von Padberg schilderte in seinem Vortrag über die Grundzüge der Missionstheologie, dass Bonifatius den in den Evangelien überlieferten Missionsbefehl des auferstandenen Christus umsetzen und ihm durch die Bekehrung der Heiden Folge leisten wollte. Bonifatius und seine Gefährten waren, wie von Padberg darlegte, Praktiker, die sich am Missionsbefehl Jesu und an der Areopag-Rede des Apostels Paulus in Athen orientierten.
Prof. Dr. Dieter Geuenich, Duisburg/Essen, beschäftigte sich mit dem Bonifatius-Kloster Fulda, in dem der Heilige bestattet wurde. Die Fuldaer Mönchsgemeinschaft habe schon seit dem Beginn der schriftlichen Aufzeichnung den Bayern Sturmi als ersten Abt und Gründer genannt. Geuenich zeigte auf, dass dieser „merkwürdige Befund“ vor allem in der Auseinandersetzung zwischen den beiden Bonifatius-Schülern Sturmi, dem Nachfolger in der Leitung des Klosters, und Lull, dem Nachfolger des Bonifatius auf dem Mainzer Bischofsstuhl, zu suchen sei. Der Niederländer Dr. Marco Mostert, Utrecht, durchleuchtete die handschriftliche Überlieferung der Werke des Bonifatius, vor allem seiner Briefe. In der Abschlussdiskussion verwies er darauf, dass Bonifatius im Norden der Niederlande, in Friesland, im Jubiläumsjahr sehr stark gefeiert wird und dort wie ein Nationalheiliger verehrt wird. Diese Verehrung sei auch von dem Journalisten und Karmelitenpater Titus Brandsma, der einige Jahre auch in Mainz gewirkt hatte, später im KZ Dachau ermordet wurde und 1985 von Papst Johannes Paul II. selig gesprochen wurde, sehr gefördert worden.
In Dokkum gebe es auch eine Gedenkstätte der friesischen Katholiken des Bistums Groningen. Er wies auf die Gefahr hin, Bonifatius zur nationalen Bewusstseinsbildung zu missbrauchen. Dr. Rob Meens, Utrecht, erklärte, dass die Quellen mehr über den Reformer Bonifatius aussagen als über den Missionar. In seiner Verkündigung habe Bonifatius die Lehre von der Dreifaltigkeit und der Schöpfung in den Mittelpunkt gestellt und die Tugenden der Nächstenliebe des Gehorsams und der Demut besonders betont. In seinen Bußpredigten habe er sich insbesondere gegen Gewalt und heidnische Praktiken gewandt.
Im Schlussvortrag ließ Privatdozent Matthias Pape, Bonn, das Bonifatius-Gedenkjahr 1954 im geteilten Deutschland lebendig werden. Die Bonifatiusfeier in Erfurt habe nach dem 17. Juni 1953 der katholischen Minderheit im atheistischen Staat die Möglichkeit gegeben, sich öffentlich zu artikulieren und Selbstvertrauen zu gewinnen. In Fulda versammelten sich die Katholiken 1954, wie Pape hervorhob, zweimal: zur Bonifatius-Feier im Juni mit 125.000 Besuchern und zum 76. Deutschen Katholikentag im September mit 300.000 Besuchern, darunter 21.000 aus der DDR. Die Zonengrenze lag nur zwölf Kilometer von Fulda entfernt. Durch die Bonifatius-Feiern in Erfurt sollten die Gläubigen spüren, dass sie nicht nur Glieder einer Kirche, sondern auch Kinder eines Vaterlandes waren über alle künstlichen Grenzen zwischen Ost und West hinweg, wie der damalige Bischof von Meißen, Heinrich Wienken, erklärte. An Stelle des kürzlich verstorbenen Prof. Dr. Franz Staab, Landau, hielt die Mainzer Historikerin Dr. Stephanie Haarländer einen Vortrag zum Thema „Welcher Bonifatius soll es sein?“ und analysierte dabei die bis zum Mittelalter erschienenen Viten über Bonifatius.
Wie Prof. Dr. Franz Felten in seiner Bilanz erklärte, sei er mit dem Zuspruch sehr zufrieden. Insgesamt nahmen mehr als 100 Fachleute und Interessierte an der Tagung teil. Es habe eine Fülle hoch interessanter Informationen gegeben und trotz des engen Zeitrahmens habe es kaum Überschneidungen der Vorträge gegeben. Manche Teilnehmer hätten sich mehr Raum für eine vertiefende Diskussion gewünscht. So darf man auf die Dokumentation dieser wissenschaftlich repräsentativen Tagung gespannt sein, die Felten für das kommende Jahr angekündigt hat.
Sk (MBN)
Mainz. Die Leidenschaft des Bonifatius für die gleiche Würde aller Menschen hat der Bischof von Mainz und Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Karl Lehmann, in den Mittelpunkt seiner Festpredigt zur Feier des 1250. Todestages des Heiligen am Sonntag, 6. Juni, in Mainz gestellt. Am Vortag, dem eigentlichen Todestag, hatte Lehmann an den Feierlichkeiten in Fulda teilgenommen, wo Bonifatius begraben ist, und dort beim Festakt des Magistrats der Stadt und des Bistums Fulda den Festvortrag gehalten.
Im Pontifikalamt im Mainzer Dom erklärte Lehmann: „Bonifatius war vollständig ergriffen von der Wahrheit des Evangeliums, das allen Menschen Heil bringt.“ Unterschiede in Besitz und Macht dürften nicht die letzte Rolle spielen. Davon sei der Apostel der Deutschen so tief geprägt gewesen, dass er diese Botschaft unermüdlich auch gegenüber den Mächtigen verkündigte. Dies habe wichtige Mentalitätswechsel und große soziale Veränderungen im Verhältnis der Menschen untereinander herbei geführt. Zu den Konsequenzen gehörten, wie Lehmann betonte, die Fürsorge für die Armen, die rechtliche Besserstellung der Frau, der Schutz der Ehe, Bildung für viele Menschen, Abbau von Gewalt und Sklaverei. All dies habe sich für die Menschen damals als befreiendes Geschenk erwiesen. Diese Forderung, für die gleiche Würde aller Menschen einzutreten, bleibe aber auch heute, „inmitten so vieler Ungleichheiten“, ein entscheidendes Element der Verkündigung.
Darüber hinaus ging Lehmann in seiner Predigt auch auf die scheinbare Erfolglosigkeit des Bonifatius zu seinen Lebzeiten ein. Es sei ihm nicht um eine einmalige Mission gegangen, sondern um das auf Dauer angelegte Einpflanzen von Glaube und Kirche vor allem auch auf dem Land. Er habe durchaus erstaunliche Erfolge gehabt, aber in der letzten Phase seines Lebens auch viele Enttäuschungen erlitten, gerade auch im Umgang mit den Mächtigen seiner Zeit, so dass er sich an den Rand gedrängt und geradezu gescheitert vorkam. Dennoch habe Bonifatius viel erreicht, zum Beispiel in der Armen- und Krankenpflege und im Bildungswesen, unterstrich Lehmann. Er habe zur Grundlegung des christlichen Europa beigetragen und gehöre zu den Baumeistern Europas. Mit größerem Recht als Karl der Große könne er als „Vater Europas“ bezeichnet werden.
Lehmann zitierte ein Wort des jüdischen Religionsphilosophen Martin Buber: „Erfolg ist kein Wort im Wörterbuch der Bibel.“ So könnten auch die heutigen Christen von Bonifatius Zuversicht und Gelassenheit lernen. „Auch vieles, was nicht sofort gelingt, kann später fruchtbar sein“, betonte Lehmann. Diese Einsicht könne eine Ermutigung zum Beispiel für Eltern und Lehrer in der Erziehung sein. Entscheidend sei die „gute Meinung“. „Was daraus wird, haben wir nicht in der Hand.“ Bonifatius habe getan, wovon er zutiefst überzeugt war. Das sei auch heute eine bewundernswerte Einstellung und ein Grund, Gott für diesen Heiligen zu danken.
Sk (MBN)
Mainz. Die Bedeutung des heiligen Bonifatius für die Geschichte von Stadt und Bistum Mainz beleuchtet bis zum 27. August eine Kabinett-Ausstellung in der Martinus-Bibliothek. Auf rund 30 Informationstafeln werden Leben und Wirken sowie die Verehrung des Mainzer Bischofs (746-753) dargestellt. Viele der Quellen für die Ausstellung aus dem Bestand der Martinus-Bibliothek sind zu sehen. Das älteste Ausstellungsstück ist ein Fragment der Bonifatius-Vita von Willibald, das um etwa 820 in Mainz entstanden ist. Hinzu kommen zahlreiche Handschriften, Inkunabeln und Bücher aus dem Bestand der Bibliothek. Erstellt wurde die Ausstellung von Dr. Barbara Nichtweiß, Leiterin der Abteilung Publikationen im Bischöflichen Ordinariat, in Zusammenarbeit mit der Martinus-Bibliothek Mainz und deren Direktor Dr. Helmut Hinkel.
Wie Bonifatius seine sieben Jahre in Mainz verbrachte, wird in seiner ersten Lebensbeschreibung durch Willibald nicht deutlich. Nur aus einigen anderen Quellen ergeben sich wenige Hinweise auf die Themen, mit denen sich Bonifatius als Mainzer Bischof befasst hat, wie die Ausstellung zeigt. Umstritten bleibt bis heute die Frage, welches seine Bischofskirche war. Eine besondere Tradition der Bonifatius-Verehrung wird mit der ehemaligen Stiftskirche St. Johannis verbunden, die 1828 der evangelischen Kirche überlassen wurde. Unsicher ist ebenso, welche Reliquien tatsächlich in der alten Bonifatiuskirche aufbewahrt wurden. Im Mainzer Dom befinden sich heute die Bonifatius-Reliquien im „Goldenen Schrein“ in der Ostkrypta des Mainzer Domes sowie im dortigen Altar. Ausgestellt werden dazu unter anderem Urkunden über die Echtheit der Domreliquien.
Bonifatius hatte bereits zu Lebzeiten verfügt, dass er in Fulda begraben werden möchte. Daher wurde sein Leichnam von Friesland über Utrecht und Mainz nach Fulda überführt. Dazu schreibt Nichtweiß: „Für Mainz bedeutete die Überführung seines Bischofs einen herben, geradezu traumatischen Verlust. Bonifatius war und ist der einzige überregional bekannte Mainzer Bischof, der als Märtyrer verehrt wird. Sein Grab in der Mainzer Kathedrale wäre ohne Zweifel zu einer zentralen Wallfahrtsstätte in Deutschland geworden und hätte die seinerzeit noch eher unbedeutende Bischofsstadt schlagartig aufgewertet.“
Schon bald nach dem Tod von Bonifatius entwickelte sich Fulda zum Zentrum für seine Verehrung in der Liturgie, wovon auch Mainz profitierte, wie Nichtweiß darstellt. Sein Name wurde rasch in die zeitgenössischen Heiligen-Kalendarien aufgenommen. Ob das Bonifatius-Fest bereits im achten Jahrhundert gefeiert wurde, ist nicht bekannt. Erst in einem Sakramentar aus Mainz-St. Alban des ausgehenden zehnten Jahrhunderts, das in der Ausstellung gezeigt wird, ist das Fest mit eigenen Gebeten für die Heilige Messe verzeichnet. 1628 erscheint in einem Gesangbuch von Mainzer Jesuiten das erste deutschsprachige Bonifatius-Lied mit insgesamt 37 Strophen.
Ausführlich zeigt die Ausstellung, in wie vielfältiger Weise Bonifatius in Mainz zum Gegenstand von Predigten, Hirtenbriefen und Erbauungsschriften wurde. Die erste überlieferte Bonifatius-Predigt stammt von Hrabanus Maurus aus dem Jahr 825. Dargestellt werden ebenso die Bonifatius-Jubiläen in Mainz von 1954 und 1855, das „eine Manifestation nicht nur des Glaubens, sondern auch des Willens zur politischen Neugestaltung eines neuen deutschen Reiches“ gewesen sei. Einige Tafeln der Ausstellung versammeln Darstellungen von Bonifatius im Dom und in der Stadt Mainz.
Hinweis: Die Kabinett-Ausstellung „Bonifatius in Mainz“ ist bis zum 27. August in der Martinus-Bibliothek, Grebenstraße 8, in Mainz zu sehen. Öffnungszeiten: montags bis freitags von 10.00 bis 12.30 Uhr und 13.30 Uhr bis 18.00 Uhr, sowie sonntags von 11.30 Uhr bis 16.30 Uhr. Samstags ist die Ausstellung nur am 26. Juni und am 10. Juli von 10.00 bis 18.00 Uhr geöffnet. Der Eintritt ist frei.
tob (MBN)
Bonn/Hannover. „Ein Gottesbezug ist Ausdruck der geistigen Grundlagen Europas und hat deshalb auch seinen Platz in der Präambel.“ Dies schreiben der Vorsitzende des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Bischof Wolfgang Huber, und der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Karl Lehmann, in einem gemeinsamen Brief von Freitag, 4. Juni, an Bundeskanzler Gerhard Schröder im Blick auf die Fortsetzung der Beratungen eines europäischen Verfassungsvertrags. Die beiden Vorsitzenden hoffen, dass bei den Verhandlungen am 17. und 18. Juni eine Einigung erzielt werde, und bitten den Bundeskanzler, sich noch einmal für das wichtige Anliegen eines Gottesbezuges einzusetzen.
Die Erwähnung der jüdisch-christlichen Wurzeln Europas in der Präambel des Verfassungsvertrages könne einen wichtigen Beitrag dazu leisten, die Europäische Union „noch mehr als bisher im Sinne einer Werte- und Kulturgemeinschaft“ zu verstehen, schreiben Lehmann und Huber an den Bundeskanzler: „Die verbindenden Werte wie auch das gemeinsame kulturelle Erbe Europas sind so nachhaltig von der Bibel und vom Christentum geprägt, dass dies in der Präambel zum Ausdruck kommen sollte.“ Da die Präambel in ihrer Ausführlichkeit auf „abgewogene und präzise Aussagen“ angelegt sei, bedürfe es „neben dem Bezug auf die kulturellen, allgemeinen religiösen und humanistischen Überlieferungen auch eines ausdrücklichen Verweises auf die christliche Prägung Europas“.
Wenn die Präambel sich auf die Verantwortung vor Gott beziehe, werde „die Vorläufigkeit, Fehlbarkeit und Unvollkommenheit der menschlichen Ordnung“ bewusster. Dies sei angesichts der leidvollen Erfahrungen von Krieg und Diktaturen in Europa wichtig, heißt es in dem Brief. In einer Formulierung, die zugleich die Achtung vor der Freiheit des Gewissens betone, „könnten sich auch diejenigen wiederfinden, die nicht an Gott glauben“.
SDBK/EKD (MBN)
Mainz. „Wir sind sehr froh, Bonifatius heute im Geist der Ökumene auch gemeinsam würdigen zu können“, sagte Peter Steinacker, Kirchenpräsident der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau (EKHN), am Donnerstag, 3. Juni, vor Journalisten in der St. Johanniskirche in Mainz. Als „herausragender Persönlichkeit der europäischen Geschichte“ habe ihm gerade der mitteleuropäische Raum viel zu verdanken. „In dieser Einsicht sind katholische und evangelische Tradition miteinander verbunden“, erklärte Steinacker.
Ohne die Arbeit von Bonifatius wäre das heutige Europa nicht denkbar, denn „kulturpolitisch gesehen hat Bonifatius das christliche Abendland vorweggedacht“, sagte der Kirchenpräsident. Und weiter: „Er vereinheitlichte die verschiedenen Strömungen des Christentums in Germanien unter der Führung der römischen Päpste und stiftete ein Zweckbündnis zwischen Kirche und dem Frankenreich. Aus den chaotischen Wirren der Völkerwanderung entstand so der Kulturkreis, aus dem das europäische Abendland erwuchs und damit die Basis, auf der heute Europa in der EU zusammenwächst.“
Gleichwohl gebe es konfessionelle Unterschiede bei der Würdigung von Bonifatius. So werde er in der katholischen Tradition als Heiliger, Apostel und Märtyrer verehrt. Die evangelische Tradition benenne zwar auch Vorbilder, doch sehe sie den Begriff „Heiliger“ eher als Anspruch des Glaubens an alle Menschen. Auch bleibe der Begriff „Apostel“ nach evangelischer Sicht biblischen Personen vorbehalten. Er wies darauf hin, dass in der Deutung als „Apostel der Deutschen“ die konfessionelle Polemik des 19. Jahrhunderts mitschwinge, in der Bonifatius als Gegenfigur zu Martin Luther aufgebaut worden sei. Ebenso würde der Begriff „Märtyrer“ streng genommen nur Menschen zukommen, die ihr Leben als Glaubenszeugen verlieren. Bonifatius sei jedoch von einer Räuberbande erschlagen worden, sagte Steinacker.
Reiner Beier, Mainzer Stadtkirchenpfarrer und Koordinator des evangelischen Bonifatius-Jahres 2004 in Mainz, wies besonders auf den Bonifatius-Tag am Samstag, 5. Juni, in der St. Johannis-Kirche hin. Um 15.00 Uhr werde auf einer Großleinwand der Film „Tod im Morgengrauen - ein Lebensbild des Bonifatius“ gezeigt. Danach spreche Professor Lutz von Padberg, Paderborn, zum Thema „Wynfreth, genannt Bonifatius - Missionar und Reformer - eine kritische Würdigung“. Seinen Abschluss findet der Tag in einem Werkstattgespräch zum Film. Beier lobte ausdrücklich die gute Zusammenarbeit mit Ordinariatsrat Thomas Klumb, Leiter der Abteilung Öffentlichkeitsarbeit im Bischöflichen Ordinariat, bei der Erstellung des Faltblattes „Bonifatius 2004 in Mainz“. Neben den Kirchen waren an der Erstellung des Programms auch die Stadt Mainz und der Verein Bonifatiusroute beteiligt.
tob (MBN)
Mainz. Seit acht Wochen zeigt das Bischöfliche Dom- und Diözesan-Museum Mainz die Ausstellung „Kein Krieg ist heilig. Die Kreuzzüge“. In dieser Zeit haben mehr als 40.000 Besucher aus vielen Ländern die Ausstellung gesehen und überwiegend sehr positiv reagiert, erklärte Museumsdirektor Dr. Hans-Jürgen Kotzur auf Anfrage am Freitag, 4. Juni, in Mainz. In seiner Zwischenbilanz über den bisherigen Verlauf der Ausstellung verwies er bei der Halbzeit der ursprünglich geplanten Ausstellungsdauer darauf, dass schätzungsweise zehn bis 20 Prozent der Einzelbesucher muslimischen Glaubens seien, die sich über diese wichtige Epoche auch ihrer Geschichte informieren wollten. Bei den etwa 250 Schülergruppen bzw. Schulklassen, welche die Ausstellung bisher besucht haben, sei der Anteil der Muslime noch wesentlich höher gewesen, fügte er hinzu. „Wir sind vertreten und fühlen uns gerecht behandelt“, sei von den muslimischen Besuchern immer wieder zu hören.
Besonders freue ihn die hohe Anerkennung der Fachleute, die feststellten „dass wir das Thema im Griff haben“. Auch viele der übrigen Besucher äußerten ihren Dank für die informative und anschauliche Präsentation. Oft werde der Mut des Bistums Mainz gelobt, das Wagnis einer Ausstellung mit diesem Thema auf sich zu nehmen. „Je länger die Ausstellung dauert, desto mehr bin ich davon überzeugt, dass unser Konzept trägt“, sagte der Museumsdirektor. Wie die große Hildegard-Ausstellung 1998 trägt sie seine persönliche Handschrift als „Ausstellungsarchitekt“.
Gezeigt werden über 300 Exponate im Gesamtwert von 50 Millionen Euro aus dem In- und Ausland, darunter zahlreiche bislang noch nie ausgeliehene Objekte wie die Krone des lateinischen Kaisers von Byzanz (aus dem Dommuseum in Namur), das Modell der syrischen Kreuzfahrerburg Krak des Chevaliers (Paris, Musée des Monuments Français), das fatimidische Koranbehältnis (Kathedrale von Bayeux), die Goldstatuette eines Diakons (Les Billanges) oder die beiden syrischen Goldemailflaschen (Wien, Dom- und Diözesanmuseum). Die Ausstellungsfläche umfasst über 2000 qm, darunter der ehemalige Kapitelsaal aus spätromanischer Zeit, in dem das Mainzer Domkapitel wichtige Kreuzzugsbeschlüsse gefasst hat. Für die Ausstellungsarchitektur wurden über 1000 qm Holzplatten mit über 1500 qm Stoffbespannung verarbeitet.
Mit ihrem Titel „Kein Krieg ist heilig“ sei die Kreuzzugssaustellung eine klare Absage an alle Versuche, das Wort „Kreuzzug“ als politisches Schlagwort zu gebrauchen und zu missbrauchen. Gerade in einer Situation, in der nach dem 11. September 2001 der christlich-islamische Dialog erneut auf die Probe gestellt sei, erfülle die Ausstellung eine wichtige Forderung dieses Dialogs. Sie berichte gleichwertig aus christlicher wie aus muslimischer Sicht von den kriegerischen Auseinandersetzungen, aber auch den Kontakten zwischen Orient und Okzident im 12. und 13. Jahrhundert. „Zur Sprache kommen auch die Gräuel, die im Zuge der Kreuzzüge stattfanden, seien es die Massaker bei der Eroberung Jerusalems 1099, die Judenpogrome jener Zeit – auch hier in Mainz - oder die Plünderung christlicher Städte wie Zara oder Konstantinopel. Damit legten die Kreuzzüge den unseligen Keim immer neuer Konflikte von Hass, Krieg und Terror – bis in unsere Tage“, erklärte Kotzur. Der Titel der Ausstellung mache klar: „Die Kreuzzüge werden weder verherrlicht, noch gerechtfertigt.“ Sie lässt christliche und muslimische Zeitzeugen selbst zu Wort kommen. Zeugnisse der westlichen und der byzantinischen Christen sind auf roten Tafeln zu lesen, Zeugnisse der Muslime auf grünen Tafeln. Die orientierenden Grundinformationen sind in weißer Schrift auf schwarze Tafeln geschrieben.
Die Ausstellung ziehe die Besucher sichtlich in ihren Bann, stellte Kotzur fest: „Die Spannung hält bis zum Schluss.“ Durch die Texttafeln seien die Kreuzzüge zugleich eine Leseausstellung. Dies brauche Zeit und Geduld, die von der Mehrzahl der Besucher aufgebracht werde. Die überaus positiven Besprechungen in der überregionalen Presse lockten auch viele auswärtige Besucher nach Mainz, darunter Gäste aus Österreich, den südeuropäischen Ländern, aus Skandinavien, den USA und Japan. Die Nachfrage sei anhaltend so stark, dass die Ausstellung – vorbehaltlich der Zustimmung des Museumskuratoriums – vom 30. Juli bis zum 26. September 2004 verlängert werden solle. Das starke Interesse werde auch daran deutlich, dass bereits 6.000 des stattlichen, reich bebilderten Ausstellungskatalogs verkauft wurden. Nach der schon bald verbrauchten Erstauflage mit 8.000 Exemplaren sei jetzt eine zweite Auflage in Vorbereitung, teilte er mit. Außer den Schülergruppen kamen über 800 weitere Besuchergruppen, davon ca. 100 aus Mainz, 300 aus der näheren Umgebung des Rhein-Main-Gebietes zwischen Darmstadt und Gießen sowie 400 überregionale Gruppen aus dem In- und Ausland.
Für Gruppenführungen stehen im Dom- und Diözesanmuseum für die Ausstellung insgesamt 20 Führerinnen und Führer zur Verfügung, zehn hauseigene und zehn, die von der Touristikzentrale der Stadt Mainz delegiert wurden. Einzelbesucher haben die Möglichkeit, sich Gruppenführungen anzuschließen oder das Angebot einer Führung auf Kassette zu nutzen. Der Text kann auf Kassette in deutscher, englischer oder französischer Sprache ausgeliehen werden.
Hinweis: Die Ausstellung „Kein Krieg ist heilig. Die Kreuzzüge“ ist täglich – außer montags – geöffnet von 10.00-19.00 Uhr. Sie dauert bis 30. Juli (mögliche Verlängerung bis 26. September) Der Eintritt kostet 7,- Euro (ermäßigt 5,- Euro), die Familienkarte 14,- Euro. Zur Ausstellung ist ein Katalog erschienen, hrsg. von Hans-Jürgen Kotzur, Verlag Philipp von Zabern, Mainz 2004, gebunden, 560 Seiten mit 388 farbigen, 46 schwarzweißen Abbildungen sowie 16 Karten. Die Museumsausgabe kostet 24,80 Euro. Die Buchhandelsausgabe hat bis 30.6.2004 den Subskriptionspreis von 38,50 Euro. Danach 43,50 Euro.
Sk (MBN)
Bingen. Mehr als dreihundert Schülerinnen der Hildegardisschule Bingen haben sich Ende Mai an der Aktion „Ein Arbeitstag für das neue Sportgelände“ beteiligt. Sie arbeiteten dafür eine Woche lang jeweils sechs Stunden im Einpackservice an den Kassen des Globus-Marktes in Gensingen. In täglich zwei Schichten wurde während der Eröffnungswoche des neuen Verbrauchermarktes an den 30 Kassen gearbeitet. Die Spendenfreudigkeit der Kunden war so groß, dass am Ende der Aktion mehr als 5.000 Euro verbucht werden konnten, die der Globus mit einer großzügigen Spende noch aufzustocken versprach.
Der Förderkreis und die Schulleitung hatten dazu aufgerufen, die beim Einpackservice erhaltenen Trinkgelder gezielt für den Bau des neuen Schulsportgeländes zu spenden. Teilgenommen hatten die Schülerinnen der Klassen 7 bis 11 mit schriftlicher Zustimmung ihrer Eltern. Mit einem Auftritt des Gospelchors der Hildegardisschule als Dankeschön an die Kunden und den Globus wurde die Aktion abgeschlossen.
MG (MBN)
Mainz. Kardinal Karl Lehmann hat am Dienstag, 8. Juni, die Missio Canonica an 43 Religionslehrerinnen und -lehrer aus dem südlichen Bereich des Bistums Mainz (Rheinhessen und Südhessen) erteilt. Der Mainzer Bischof überreichte die Urkunden bei einem Gottesdienst in der Ostkrypta des Mainzer Domes. Die Eucharistiefeier stand am Ende einer Tagung des Dezernates Schulen und Hochschulen von Montag, 7., bis Dienstag, 8. Juni, im Erbacher Hof in Mainz. Die Missio canonica ist der kirchliche Sendungsauftrag für Religionslehrer, ohne die kein Lehrer katholischen Religionsunterricht halten darf.
Kardinal Lehmann ging in seiner Predigt auf die Begegnung des Auferstandenen mit den beiden Jüngern auf dem Weg nach Emmaus (Lk 24,13-35) ein. Dieses Evangelium sei „eine wunderbare Aussage über den Weg des Glaubens, den wir immer wieder selbst gehen müssen, wenn wir den Glauben weitergeben“. Jesus sei oft bei den Menschen, auch wenn sie mit Blindheit geschlagen seien, wie die Emmaus-Jünger. Der Text betone deutlich die Zusammengehörigkeit von Wort und Sakrament, sagte Lehmann. „Wenn wir mit Blindheit geschlagen sind, brauchen wir ein leibhaftiges Zeichen“, wie es Jesus den beiden Jüngern durch den Lobpreis und das Brechen des Brotes gegeben habe.
Weiter sagte er: „Das ist das Geheimnis der Sendung, dass wir das erzählen, was wir selber erfahren haben und es nicht nur still genießen. Das ist eine große Zuversicht, die uns geschenkt wird, denn wir wissen, wir verkünden eine gute und begründete Hoffnung.“ Wer gesendet sei, dürfe nicht nur Lautsprecher sein, sondern müsse durch seine gesamte Existenz Zeugnis ablegen. „Gleichzeitig betonte Lehmann, dass die Gesendeten nicht ihre eigene Hoffnung weitertragen, „sondern es ist eine Sendung, die uns aufgetragen wird“.
Zu Beginn des Gottesdienstes hatten zwei Sprecherinnen der Religionslehrer erklärt, dass bei dem Treffen ein starkes Gemeinschaftsgefühl geherrscht habe und sie es „als erneute Bestärkung in unserem Glauben empfunden haben“. Viele würden durch den Austausch neue Anregungen und Impulse mit in ihren Berufsalltag nehmen. Bei der Tagung unter Leitung von Hochschulreferent Dr. Clauß Peter Sajak und Lehramtsmentorin Dr. Brigitte Lob ging es um das Thema „Sendung“. Während am ersten Tag die Bedeutung der Missio canonica und Angebote des Schuldezernates, wie Fortbildungen, im Mittelpunkt standen, wurde am zweiten Tag anhand der Gottesdiensttexte erarbeitet, was Gesendet-sein für die Teilnehmer persönlich bedeutet.
Der Gottesdienst wurde musikalisch von Teilnehmern der Tagung und Domorganist Albert Schönberger gestaltet. „Es ist wohltuend, dass sie spüren lassen, dass sie jeden Einzelnen gerne als Lehrer im Bistum aufnehmen“, dankte Ordinariatsdirektorin Dr. Gertrud Pollak, Dezernentin für Schulen und Hochschulen, Kardinal Lehmann am Ende des Gottesdienstes. Sie lud anschließend alle Lehrerinnen und Lehrer zusammen mit ihren Familien und Freunden zu einem Stehempfang mit Kardinal Lehmann im Erbacher Hof ein.
tob (MBN)
Lauterbach. Dankbar für „den offenen und ehrlichen Einblick in Ihre Firma“ zeigte sich der Mainzer Generalvikar Dietmar Giebelmann nach einem Besuch des Unternehmens „STI - Gustav Stabernack GmbH“ in Lauterbach am Mittwoch, 2. Juni. Giebelmann war zusammen mit dem neuen Alsfelder Dekan Helmut Grittner sowie haupt- und ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern anlässlich eines „Tages der Arbeitswelt“ zu Gesprächen mit der Unternehmensleitung und Betriebsräten bei dem Betrieb der Verpackungs- und Displaybranche. Es sei für die Kirche sehr wichtig, kennen zu lernen, wo die Menschen im Bistum arbeiteten, und wo möglicherweise junge Menschen eine Berufsperspektive finden könnten, sagte er. Im Rahmen der Visitation des Dekanates Alsfeld durch Generalvikar Giebelmann hatte Betriebsseelsorger Richard Kunkel von der Regionalstelle Oberhessen der Katholischen Arbeitnehmer- und Betriebsseelsorge zu diesem „Tag der Arbeitswelt“ eingeladen.
Manfred Donges, Sprecher der Geschäftsführung, betonte, dass STI mehr als nur ein Verpackungsproduzent sei. Das Unternehmen versuche sich durch zusätzliche Dienstleistungen rund um die eigentliche Verpackung von den Mitbewerbern abzuheben. Langfristiges Ziel des Unternehmens sei es, „unseren Kunden weiterhin unsere Einzigartigkeit in der Branche zu dokumentieren. Wir müssen anders sein als die Anderen. Nur so können wir Felder besetzen, welche die anderen multinationalen Bewerber nicht besetzen.“
Es sei für STI „keine Last auszubilden“, sagte Dr. Christian Rohm, Geschäftsführer der Ressorts Controlling, Finanzen und IT. Vielmehr habe man mit im eigenen Unternehmen ausgebildeten Mitarbeitern bisher sehr gute Erfahrungen gemacht. Derzeit würden insgesamt 77 Auszubildende beschäftigt. Damit werde die politisch geforderte Quote von sieben Prozent an Auszubildenden in der Belegschaft nicht ganz erreicht. Rohm wies darauf hin, dass eine Ausbildungsplatzabgabe für das Unternehmen rund 100.000 Euro Mehrkosten verursachen würde. Die Ausbildungsplatzabgabe selbst bezeichnete er als „weniger zielführend“ für das Anliegen, Ausbildungsplätze für Jugendliche zu schaffen.
Die Betriebsratsvorsitzende Regina Ruppel wies darauf hin, dass nur relativ wenige Mitarbeiter von STI gewerkschaftlich organisiert seien. Während es im vergangenen Jahr zu einigen betriebsbedingten Kündigungen gekommen sei, hoffe man durch die normale Mitarbeiterfluktuation in Zukunft Entlassungen vermeiden zu können. Vor allem im Hilfskräftebereich gebe es „eine gewisse Angst“ vor Arbeitslosigkeit, sagte sie. STI hat im Jahr 2002 mit seinen rund 1.500 Mitarbeitern einen Umsatz von 166 Millionen Euro erwirtschaftet, erklärte Marketingleiter Axel Spangenberg. 70 Prozent davon in Deutschland. Das Investitionsvolumen betrage jährlich etwa zwölf Millionen Euro. Drei Millionen Euro davon werden direkt in die Forschung und Entwicklung investiert. Am Standort Lauterbach sind etwa 400 Mitarbeiter beschäftigt.
Gegründet wurde das Unternehmen im Mai 1879 von Gustav Emil Stabernack als Buchbinderei in Offenbach. Während der Luftangriffe auf Offenbach im Jahr 1944 wurde die Fabrik der Familie Stabernack zerstört. Nach dem Zweiten Weltkrieg baute der Bruder des Unternehmensgründers mit seinem Sohn das Unternehmen in Sickendorf bei Lauterbach wieder auf. Im Jahr 2002 wurde das nach Unternehmensangaben modernste Wellpappenwerk Europas in Alsfeld in Betrieb genomm