Mainzer Bistumsnachrichten Nr. 3

26. Januar 2005

Datum:
Mi. 26. Jan. 2005
Von:
MBN

Bischöfliche Pressestelle Mainz, Leiter: Tobias Blum, Bischofsplatz 2, 55116 Mainz
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Berichte

  • Verleihung des Ordens „Wider den tierischen Ernst“
  • Dokumentation: Die Ritterrede von Kardinal Karl Lehmann
  • Handschriftenfragment in der Martinus-Bibliothek entdeckt
  • Gottesdienst zur „Gebetswoche für die Einheit der Christen“

Vorschau

  • „Tag des geweihten Lebens“ in Bensheim (2.2.)
  • AlleWeltKino zeigt Filme aus Afrika
  • Expertengespräch zum Thema „Familie“ (1.2.)
  • Zehn Jahre LAG Hospiz (31.1.)

Personalien

  • Militärseelsorger Hubert Bittorf gestorben
  • Pfarrhaushälterin Katharina Rolly feiert 104. Geburtstag

Dokumentation

  • Dokumentation: 60. Jahrestag der Befreiung von Auschwitz

Berichte

„Gott lacht - wohl am meisten über uns“

Verleihung des Ordens „Wider den tierischen Ernst“ an Kardinal Karl Lehmann in Aachen

Aachen. „Für kaum eine Rede habe ich bisher soviel Aufwand betrieben, wie für meine Ritterrede zur Verleihung des Ordens ‚Wider den tierischen Ernst’.“ Das hatte der Mainzer Bischof, Kardinal Karl Lehmann, mehrfach vor der Verleihung des Ordens „Wider den tierischen Ernst“ eingeräumt. Bis zum fertigen Text (Dokumentation in dieser Ausgabe der MBN) habe es mindestens sechs verschiedene Versionen gegeben. Die gute Stimmung im Saal und der große Applaus machten am Samstagabend, 22. Januar, deutlich, dass sich der große Aufwand gelohnt hatte. Verkleidet als Hirte, mit Hut, grünem Mantel, Hirtenstab und Gummistiefeln betrat der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz den Narrenkäfig im Europasaal des Aachener Kongresszentrums „Eurogress-Center“, um vor über 1.300 Gästen seine erste Büttenrede zu halten. Unter der Überschrift „Ein Hirte“ berichtete er in Reimen und Prosa über den Weg mit seinen Schafen von Mainz entlang des Rheins nach Aachen.  

Kardinal Lehmann ist der 55. Ritter des Ordens „Wider den tierischen Ernst“. Verliehen wurde ihm die Auszeichnung des „Aachener Karnevalsvereins gegr. 1859 e. V.“ (AKV) bei der traditionellen Festsitzung von AKV-Präsident Dieter Bischoff. Die Sitzung stand unter dem Motto „Kaiser, Karl und Kardinal feiern Öcher Karneval“. Der Bürgermeister von Bremen, Dr. Henning Scherf, hielt die Laudatio auf den Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz. Er hatte die Auszeichnung im vergangenen Jahr erhalten. Der Orden wird seit 1950 an Persönlichkeiten verliehen, die sich in ihrem Amt durch besondere Menschlichkeit und Humor auszeichnen. Lehmann ist der erste Bischof und Kardinal, dem die Auszeichnung zuteil wurde. In der Reihe der Ordensträger ist er der vierte Vertreter der katholischen Kirche. Vor ihm hatten der Dominikanerpater Rochus Spieker (1962) sowie die beiden Kölner Dompröpste Heinz Werner Ketzer (1981) und Bernard Henrichs (1996) den Orden erhalten. 

Natürlich habe er vor dem Auftritt ein wenig Lampenfieber, gestand Lehmann, „doch auch eine Predigt wird nichts, wenn nicht ein klein wenig Lampenfieber dabei ist“. Auch auf hartnäckige Fragen von Journalisten hatte er in der Woche zuvor nichts über den Inhalt seiner Rede verraten und nur gesagt, dass er als Hirte auftreten werde. Das gut gehütete „Betriebsgeheimnis“, bei dem er Unterstützung von „einigen Freunden, auch aus der Mainzer Fastnacht“ erhalten habe, wurde am Samstag kurz nach 23.00 Uhr gelüftet. Einige Kostproben: 

Zum Thema Arbeitsmarktpolitik: „Früher hieß es: ‚Ora et labora’ - bete und arbeite. - Benedikt von Nursia. Heute heißt es: ‚Ora pro labore’ - bete um Arbeit! - Wolfgang Clement.“  

Eine kleine Farbenlehre: „Selbst für bestimmte Berufsstände sind Farben wichtig: So ist blau die Farbe der Philosophen, weil sie uns das Blaue vom Himmel erzählen, grün ist die Farbe der Chirurgen, weil der grüne Rasen ihre Opfer bedeckt, und schwarz ist die Farbe der Kleriker, weil die Unschuld weiß ist.“ 

Zum Klon-Schaf Dolly: „Nachdem das Herz nun nicht mehr klopft, / da hat man Dolly ausgestopft. / Und die Moral von der Geschicht’, / dies ist zu sagen meine Pflicht: / Der Schöpfergott ist doch nicht dumm, / drum murkst an seinem Werk nicht rum. / Nicht nur ein Hirte weiß auf Erden: / Was lebt, muss auch behütet werden.“ 

Zur Bundespolitik: „In Koblenz dann am Deutschen Eck, / da wollt’ die Herde kaum noch weg, / weil an dem Reiterstandbild klar / und deutlich doch zu lesen war: / ‚Lieber Wilhelm, steig hernieder, / regiere deine Preußen wieder / und lass’ in diesen schweren Zeiten / doch lieber Gerhard Schröder reiten.’“ 

Auch zum Thema Zölibat und zu den beiden berühmtesten Kerpenern: den ehemaligen Schuhmacher Adolph Kolping und den Rennfahrer Michael Schuhmacher sowie zur Fußball-Bundesliga gab Lehmann Lustiges und Nachdenkliches zum Besten.  

Lehmann erreichte 5,72 Millionen Zuschauer

Rund 120 Journalisten und Fotografen hatten sich zur Verleihung des Ordens akkreditiert, rund dreimal soviel wie bei den Sitzungen der letzten Jahre. Die Sitzung wurde vom WDR aufgezeichnet und am darauffolgenden Tag in der ARD ausgestrahlt. Nach Angaben des Senders wurde die Sendung von 5,72 Millionen Zuschauern gesehen. Sie erzielte damit einen Marktanteil von 16,5 Prozent. 

Lehmann hatte die Ordensverleihung bei einem Pressegespräch am Dienstag, 18. Januar, im Mainzer Bischofshaus als Ermutigung für sich und sein Amt bezeichnet. Die Auszeichnung sei besonders deshalb schön, „weil ich oft auch eine Botschaft habe, die nicht jedem passt“. In einem Interview mit der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung äußerte er sich zu möglicher Kritik an seinem Auftritt: „Es gibt sicher Leute, die sagen: Wie kann der so etwas annehmen? Ich sehe schon die Briefe vor mir, die kommen werden. Sicher, Lachen ist zweifellos eine ambivalente Verhaltensweise wie viele andere auch. Es gibt ein teuflisches, ein dämonisches Lachen, wenn Menschen in ihrer Hilflosigkeit und Ohnmacht verspottet werden. Es gibt aber auch das Lachen des zufriedenen, des versöhnten Menschen. Lachen ist auf jeden Fall entspannend. Und es kann befreiend wirken. Sogar die Heilige Schrift spricht an einigen Stellen davon, dass Gott lacht - wohl am meisten über uns.“ 

Lachen unterbreche „den Ernst, der uns natürlicherweise aufgegeben ist. Es bekämpft Verbissenheit, befreit vom Druck und trägt dazu bei, sich nicht zu wichtig zu nehmen.“ Durch das Lachen lerne man sich selbst etwas zu relativieren, sagte Lehmann bei dem Pressegespräch und zitierte Papst Johannes XXIII.: „Johannes, nimm dich nicht so wichtig.“ Über seinen eigenen Humor sagte er: „Richtig ist, dass ich nicht in besonderer Weise humorvoll bin und auch von Hause aus kein Mensch, der einen Witz nach dem anderen erzählt - zumal ich die immer wieder vergesse.“  

Lehmann würdigte den verstorbenen Aachener Bischof Hemmerle 

Bei der außergewöhnlichen Dienstreise des Kardinals von Freitag, 21. Januar, bis Sonntag, 23. Januar, nach Aachen ging es jedoch nicht nur um Karneval. Am Samstagmorgen feierte Lehmann im Aachener Dom das elfte Jahresgedächtnis für den ehemaligen Aachener Bischof Klaus Hemmerle. Der Mainzer Generalvikar Dietmar Giebelmann und Domdekan Heinz Heckwolf, die Lehmann nach Aachen begleitet hatten, sowie der Aachener Bischof Heinrich Mussinghoff konzelebrierten. Lehmann würdigte Hemmerle als „ganz großes Geschenk für die Kirche“. Auf allen Ebenen seines Wirkens, sei es als Priester, Universitätsprofessor oder als Bischof, sei er für die Menschen ein Geschenk gewesen. „Das ist begründet in der Einfachheit und Lauterkeit seines Menschseins und Glaubens. Er hatte eine große spirituelle Begabung.“ Wörtlich sagte Lehmann: „Einheit in Vielfalt war sein großes Thema. Dieses Anliegen hat er uns als Erbe und Auftrag hinterlassen.“ Hemmerle war am 23. Januar 1994 im Alter von 64 Jahren gestorben. 

tob (MBN)

 

Dokumentation

Ritterrede von Kardinal Karl Lehmann anlässlich der Verleihung des Ordens „Wider den tierischen Ernst“ am Samstag, 22. Januar 2005 bei der Festsitzung des Aachener Karnevalvereins in Aachen


Ein Hirte

In Aachen bin ich angekommen,
verehrte Gäste in der Rund’,
hab’ einen weiten Weg genommen,
lief Tag und Nacht so manche Stund’.

Ein Hirte bin ich, wie Sie sehen,
trieb meine Herde meilenweit,
wollt’ pünktlich auf der Bühne stehen
zum Ritterschlag zur rechten Zeit. 

Entlang des Rheins bin ich gezogen,
verlor dabei kein einzig’ Schaf.
Nun hoff’ ich, ihr seid mir gewogen.
Seid mir gegrüßet mit „Alaaf“!

Doch sag’ ich gleich: ich steh’ nicht ewig
in eurem legendären Käfig,
sonst schreibt die Zeitung - das wär’ bitter:
„Der Mainzer Lehmann hinter Gitter.“ 

Drum gebt mir, liebe Ordensbrüder,
per ipsum meine Freiheit wieder!
Denn das höchste Glück auf Erden
hab’ ich inmitten meiner Herden. 

Ein Hirte ist auf alle Fälle
ein Leben lang nur Junggeselle.
Kein Wunder, wenn man Tag und Nacht
den Arbeitsplan genau betracht’.

Ich seh’ auch dann, wenn and’re schlafen,
rund um die Uhr nach meinen Schafen,
bin sehr zufrieden, fühl’ mich gut,
wenn auch mein letztes Schäfchen ruht,
und hab’ darum, das tut mir leid,
für Frau und Kinder keine Zeit. 

Schon Papst Johannes XXIII. hat gesagt: „Man kann zwar mit einem Hirtenstab in der Hand heilig werden, aber auch mit einem Besen.“ Doch ich bin froh für meine Arbeit!

Früher hieß es: „Ora et labora“ - bete und arbeite.
Benedikt von Nursia
Heute heißt es: „Ora pro labore“ - bete um Arbeit!
Wolfgang Clement

Apropos Arbeit!
Ordensbruder Henning Scherf weiß gewiss, was Behörden und die Bremer Stadtmusikanten gemeinsam haben:
Oben wird laut gekräht,
in der Mitte legen Hund und Katze die Pfoten auf den Tisch,
und die Esel unten haben die ganze Last zu tragen.

Bei dieser Gelegenheit möchte ich dich, lieber Ordensbruder Henning Scherf, offiziell vom Freitagsgebot befreien, an diesem Tag kein Fleisch zu essen. Denn bei deiner Körpergröße ist es ohnehin Samstag, bis das im Magen ist. 

Als Hirte hör’ ich gerne nicht,
wenn man von schwarzen Schafen spricht,
weil alle, die ich bei mir find,
fast überwiegend schwarze sind.

Aber ich will nicht schwarz-weiß malen.
Farben bestimmen unser Leben, und sie haben eine große Symbolkraft:
Rot ist -- die Liebe,
Grün ist -- die Hoffnung,
Gelb ist -- -- -- der Strom? 

Selbst für bestimmte Berufsstände sind Farben wichtig:
So ist blau die Farbe der Philosophen,
weil sie uns das Blaue vom Himmel erzählen,
grün ist die Farbe der Chirurgen,
weil der grüne Rasen ihre Opfer bedeckt,
und schwarz ist die Farbe der Kleriker,
weil die Unschuld weiß ist. 

Die ganze Herde, ohne Faxen,
ist dennoch mir ans Herz gewachsen.
Ein guter Hirte, Gott behüt’,
der macht doch keinen Unterschied,
woher sie kommen, wer sie sind
und was ein Schäfchen so empfind’.
Im Saal hier alle Schafe zähl’ i(s)ch:
Fünfzig Prozent sind evangelisch.

Wenn man so sieht, wie auch das Schaf
voll Liebe rücksichtsvoll und brav
bei Tag und Nacht sein Lamm betreut
und dabei keine Mühe scheut,
könnt' man sich denken, dass ein Kind,
wie man es oft bei Menschen find’,
hätt’ lieber statt feudalem Futter
auch so ein Super-Schaf als Mutter. 

Ich frage hier mal ganz dezent,
wer denn von Ihnen Dolly kennt?
Ich denke nicht an manches Laster,
ich mein’ das Schaf und nicht Frau Buster,
das Tier, das für uns Ungewohnte,
das man in England damals klonte,
das weltweit großen Ruhm erwarb
und doch nach kurzer Zeit schon starb. 

Nachdem das Herz nun nicht mehr klopft,
da hat man Dolly ausgestopft.
Und die Moral von der Geschicht’,
dies ist zu sagen meine Pflicht:
Der Schöpfergott ist doch nicht dumm,
drum murkst an seinem Werk nicht rum.
Nicht nur ein Hirte weiß auf Erden:
Was lebt, muss auch behütet werden. 

Man sieht es jeden Tag: Die Inflationsrate unseres Könnens steigt an; wir kommen mit der Technik vom Hundertsten ins Tausendste ... 

Für viele Hundertprozentige, Überzeugte und Ehrgeizige ist es aber ein Glück, dass die katholische Kirche nur heilig und nicht unheilig spricht. 

Doch will ich jetzt, statt viel zu richten,
von meinem langen Weg berichten:
Rheinhessens Fluren, Orte, Gassen,
hab’ ich recht schnell zurückgelassen.

Nach Bingen ging’s den Rhein hinunter,
wo Hildegard vor tausend Jahren
mit Kräutern machte Kranke munter,
die auch den Tieren nützlich waren. 

Weil Medizin sich jedermann
auf Dauer nicht mehr leisten kann,
halt ich’s erfolgreich lange schon
mit guter, alter Tradition: 

Es muss bei jedem Zipperlein
nicht gleich Gen- und High-Tech sein!
Nicht jeder Fettring um den Bauch
braucht unbedingt den Absaugschlauch.
Schnallt euch den Gürtel einfach enger,
dann seid ihr schlank und lebt auch länger. 

Als ich bei meinen Schafen wacht’,
mir Ulla Schmitt die Botschaft bracht’:
„Schlaf weiter schön gesund auf Stroh!“
Benedicamus Domino!!“ 

Denn da man eifrig und forciert
uns’re Gesundheit reformiert,
blick’ ich voll Sorge auf die Schafe.
Dann steht sogar im tiefsten Schlafe
ein mahnend Wort der Schrift vor mir
Ezechiel, 34 - 4: 

„Die schwachen Schafe stärkt ihr nicht,
die kranken Schafe heilt ihr nicht!“
Da wünsch ich mir zu diesem Stück
mehr bibelfeste Politik! 

Dann zog ich mit meinen Schafen an der Loreley vorbei.
Ganz gesittet natürlich - mit niedergeschlagenen Augen.
Man weiß ja, welche blonden Verführungen da locken. 

Die Loreley war, Ei der Daus,
der Zeit wohl viel zu weit voraus,
derweil wir in der Fabel lesen,
sie wäre splitternackt gewesen
und auf den Felsen hochgeflüchtet
vor Scham, auf dass man sie nicht sichtet. 

Heut’ wär’ sie, völlig unbeneidet,
mit langem Haar schon gut gekleidet,
statt sich an hohem Fels zu schmiegen,
nach ganz weit unten abgestiegen,
wo viele auch nicht mehr erfassen,
wofür die Schafe Wolle lassen. 

In Koblenz dann am Deutschen Eck,
da wollt’ die Herde kaum noch weg,
weil an dem Reiterstandbild klar
und deutlich doch zu lesen war:
„Lieber Wilhelm, steig hernieder,
regiere deine Preußen wieder
und lass' in diesen schweren Zeiten
doch lieber Gerhard Schröder reiten.“ 

In Bonn ließ ich die Hämmel springen,
weil man’s noch kennt vom Hammelsprung,
und ließ in meinem Herzen klingen
viel freudige Erinnerung. 

Wer dieses Wort wohl hat erfunden?
Es ist ein Unwort, wie ich find’.
Denn wer möcht’ damit schon bekunden,
dass Volksvertreter Hämmel sind?! 

Dennoch sollte ich manchen von ihnen meinen Hirtenmantel empfehlen, denn er schützt bei Wind und Wetter und ist sehr verlässlich.
Jene aber hängen ihr Mäntelchen oft schon andersherum, bevor der Wind überhaupt gedreht hat.
Und ich vermute, dass bei denen, die ihre Schäfchen schnell ins Trockene bringen, sich die Tierliebe auf ihre eigenen Mäuse beschränkt. 

Als meine Herde Köln erreichte,
da dachte ich an manches Leichte,
was dort in bunter Narrenwelt
als Bütten-Blüte dargestellt.
Da blökt bei mir fast jedes Schaf
ein unvermeidbar „Kölle Alaaf“. 

Sieht man zu manchem Narren hin,
hat man den Eindruck, dass für ihn
das Königstrio, das geehrte
und in Colonia hochverehrte,
statt Kaspar, Melchior, Balthasar
nur Jungfrau, Prinz und Bauer war. 

Doch lasst Euch nicht die Freude rauben,
steht auch am Rhein stets fest im Glauben,
denn „Dat is prima - viva Colonia!“ 

Apropos Köln.
Sie wissen doch, warum in Köln der mächtigste von uns Hirten wohnt?
Das ist nämlich so:
Wenn zum Beispiel die Limburger Herde mit ihrem Hirten vorbeizieht, dann rufen die Menschen zur Begrüßung: „Hallo, Franz, einen schönen Tag noch!“
Wenn der Aachener Hirte vorbeikommt, dann heißt’s: „Na, Heinrich, wirklich schwere Zeiten: Kopf hoch - Ihr schafft das schon.“
Wenn aber der Kölner Hirte vorbeigeht, hört man nur ein Flüstern: „Allmächtiger!“ 

Am Ruhrgebiet - zum Haareraufen -
wär’ mir die Herde fast entlaufen.
Sie wollte auch einmal in Maßen
auf Bundesliga-Rasen grasen,
obwohl beheiztes Gras im Magen
die Tiere gar nicht gut vertragen. 

Dadurch will man nur den Vereinen,
die dicke Schuldentränen weinen,
das immer teure Mähen sparen,
damit sie noch in vielen Jahren
sich weiter Brot und Spiele gönnen
und teure Sklaven halten können. 

So viel - ich will nicht weiter wettern -
zu der Gesellschaft Fußball-Göttern.
Ich wünsche stets der Mainzer Riege,
dass hier das Leder siegreich fliege!
Den Aachenern wünsch’ ich das Gleiche,
damit’s zum Aufstieg auch mal reiche. 

Als letzte Station vor Aachen habe ich die Schafe durch Kerpen getrieben. Kerpen hat ja einen bedeutenden Sohn, den jeder kennt.
Richtig – – – Adolph Kolping, der Begründer katholischer Gesellenvereine. Geradezu tröstlich für uns heute, dass Kolping vor seiner Priesterweihe - Schuhmacher war!! 

Auch Schumi hat ein großes Herz
und linderte manch’ Not und Schmerz
mit dem, was er gewann zumal
mit Bleifuß auf dem Gaspedal. 

Als roter Blitz auf dicken Reifen
kann er nach allen Kränzen greifen,
weshalb um diesen, wie man sieht,
oft ziemlich dicker Weihrauch zieht. 

Wenn junge und auch alte Pärchen
demnächst auch noch im Maialtärchen,
umrahmt von Kerzen mit Entzücken,
das süße Bild von Schumi schmücken,
zieh’ mit den Schafen ich per pedes
in Zukunft nur noch zu Mercedes. 

So hab ich mich mit ganzer Kraft
hierher nach Aachen durchgeschafft,
der Stadt, die gerne ich beschriebe
als Zentrum unsrer Nächstenliebe,
denn hier erwecken früh bis spät
Hilfswerke Solidarität
und lindern mit viel Spendengeld
die große Not in aller Welt.

Besonders haben wir im Ohr
issio und auch Misereor.
Und Kinder folgen jährlich gern
zu Dreikönig Jesu Stern. 

Froh komm’ ich darum zur Visite
in die Stadt. - Europas Mitte
liegt mit Karl, dem Reichsgestalter,
hier im Dom von hohem Alter.

Und der Karlspreis ging vom Dom
zu Papst Karol schon nach Rom.
Es scheint, die Stadt liebt diesen Namen
„Karl“. Und das gefällt mir. Amen. 

Ich seh’, nachdem ihr mich gerichtet,
stets heilsamem Humor verpflichtet
und trag den Orden stolz nach Haus.
Jedoch im Dom zieh ich ihn aus,
sonst will das Kirchenvolk in Ehren
als Predigt diesen Vortrag hören. 

Bleibt alle froh und kerngesund!
Habt stets ein Lachen auf dem Mund.
Bleib’ jeder mir ein treues Schaf.
In diesem Sinn: „Oche Alaaf!“

 

„Ein winziges Steinchen der Mainzer Schulgeschichte“

Handschriftenfragment aus dem 13. Jahrhundert in der Martinus-Bibliothek entdeckt

Mainz. In der Mainzer Martinus-Bibliothek ist erneut ein besonderes Handschriftenfragment entdeckt worden. Es handle sich um „ein winziges Steinchen der Mainzer Schulgeschichte“, sagte Dr. Kurt Hans Staub, ehemaliger Leiter der Handschriftenabteilung der Landes- und Hochschulbibliothek Darmstadt. Er hat die Handschrift als Fragment der „Achilleis“ des lateinischen Ependichters Publius Papinus Statius (ca. 40 bis 96 n. Chr.) identifiziert und datiert. Die Doppelseite eines Pergamentblattes aus dem 13. Jahrhundert wurde am Donnerstag, 20. Januar, vor Journalisten in der Martinus-Bibliothek präsentiert. Dr. Helmut Hinkel, Direktor der Wissenschaftlichen Diözesanbibliothek des Bistums Mainz, hatte das Fragment, das als Vorsatzblatt eines unbekannten Kodex gedient hatte, im vergangenen Jahr in der Handschriftenkammer der Martinus-Bibliothek entdeckt. Professor Jürgen Blänsdorf vom Seminar für Klassische Philologie an der Johannes Gutenberg-Universität in Mainz wird den Fund am Dienstag, 25. Januar, um 18.15 Uhr bei einem Vortrag in der Mainzer Martinus-Bibliothek vorstellen. 

Blänsdorf erklärte, dass das Fragment eindeutig aus einem zwischen dem siebten bis 15. Jahrhundert weit verbreiteten „Schulbuch“ für die Klerikerausbildung stamme. In dem Lesebuch gehe es vor allem um die Vermittlung allgemeiner moralischer Wahrheiten. Neben dem Text der „Achilleis“ habe es fünf weitere Texte enthalten, unter anderem die Fabeln des Avian. Nur ein Beitrag davon sei theologisch. Besonders an einem Text von Maximianus über die Gebrechen des Alters, werde deutlich, „wie wenig eng und ängstlich die Klerikerausbildung damals gewesen ist“, sagte Blänsdorf. Den Text von Maximianus würde er wegen seiner eindeutigen und drastischen Schilderungen über sexuelle Beziehungen nicht einmal heute mit seinen Studenten lesen. Die Hoffnung, dass mit dem Handschriftenfund neue Teile der unvollendeten „Achilleis“ auftauchen würden, habe sich leider nicht erfüllt. 

Nachdem die Handschrift aus dem 13. Jahrhundert nicht mehr gebraucht wurde, sei sie von einem Buchbinder als verstärkendes Vorsatzblatt benutzt worden, um Buchblock und Buchdeckel zu verbinden. In welchem Buch das gefundene Fragment Verwendung gefunden hat, bevor es herausgerissen wurde, kann nicht mehr rekonstruiert werden. Hinkel hat das Blatt unter den zahlreichen Vorsatzblätter entdeckt, die in der Handschriftenkammer der Martinus-Bibliothek aufbewahrt werden. Es sei ihm aufgefallen, weil es Verse enthalte und nicht wie die meisten anderen Blätter aus liturgischen Büchern. 

„Google“ half bei der Identifizierung 

Als Teil der „Achilleis“ identifiziert habe er den Text mit Hilfe der Internetsuchmaschine „Google“, erklärte Staub. Während die Identifizierung eines Fragmentes früher vor allem anhand seltener Wörter in mühseliger Kleinarbeit erfolgt sei, reiche es heute oft schon, mit Hilfe einer Internet-Suchmaschine danach zu suchen. Viele antike Texte könnten dort in Datenbanken durchsucht werden. Die Datierung auf das 13. Jahrhundert machte er an verschiedenen Merkmalen fest, die für eine frühgotische Minuskel sprechen. 

Das Fragment ist vermutlich im 18. Jahrhundert durch die Erbschaft eines Pfarrers aus Kleinwallstadt am Main in den Besitz der Bibliothek gelangt, berichtete Hinkel. Jeder Seminarist des Mainzer Priesterseminars habe damals der Seminarbibliothek seine Bücher vermachen müssen. Hinkel vermutet, dass die Handschrift im Mainzer Raum entstanden ist. Da es jedoch eine große Ähnlichkeit zwischen den europäischen Schreibschulen gegeben habe, könnte die Handschrift auch aus Nordfrankreich stammen, sagte Blänsdorf. Ausgeschlossen werden könnte nur England und Italien.  

Die Achilleis 

In dem Epos wird erzählt, wie die Meeresgöttin Thetis verhindern will, dass ihr Sohn Achilleus in den Trojanischen Krieg zieht, erläuterte Blänsdorf. Denn Thetis hatte die Weissagung erhalten, dass Achilleus dort zwar Ruhm erwerben, aber jung sterben werde. Die Meeresgöttin entführte ihn daher heimlich aus Thessalien, wo er von dem Kentauren Chiron in Musik, Jagd und Sport unterrichtet wurde, und brachte ihren Sohn zu König Lykomedes auf die Insel Skyros. Dort sollte er als Mädchen verkleidet unter den Töchtern des Königs versteckt bleiben. Als Achilleus die schöne Prinzessin Deidamia sah und sich sofort in sie verliebte, stimmte er trotz Widerstrebens schließlich dieser List zu. Sie gebar ihm ein Kind mit Namen Pyrrhus, aber sein Geheimnis blieb unentdeckt. Doch als Odysseus und Diomedes ihn aufsuchten, verriet sich der Sohn der Thetis, indem er nach den Waffen gegriffen habe, die ihm Odysseus und Diomedes mit anderen Geschenken anboten. So verließ Achilleus Frau und Kind, um in den Krieg gegen Troja zu ziehen, erzählte Blänsdorf. 

Hinweis: Weitere Informationen bei der Martinus-Bibliothek, Wissenschaftliche Diözesanbibliothek im Priesterseminar, Grebenstraße 8, 55116 Mainz, Tel.: 06131/266-222, Fax: 06131/266-387, E-Mail: martinus.bibliothek@bistum-mainz.de, Internet: http://www.bistum-mainz.de/martinus-bibliothek

tob (MBN)

 

Der Familie eine Chance geben

Ansprache von Norbert Walter beim Gottesdienst der ACK im Mainzer Dom

Mainz. Nach Ansicht von Professor Norbert Walter, Chefvolkswirt der Deutsche Bank-Gruppe, ist die Arbeitslosigkeit in Deutschland ein „Phänomen mit Perspektive auf Rückgang“. Aufgrund der demographischen Entwicklung werde in naher Zukunft die Nachfrage nach jungen Arbeitskräften steigen, sagte Walter in seiner Ansprache anlässlich eines ökumenischen Gottesdienstes am Sonntag, 23. Januar, im Mainzer Dom. Zu dem Gottesdienst, der unter dem Thema „Arbeit – Alles oder Nichts“ stand, hatte die Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen in Mainz (ACK) eingeladen. Der Gottesdienst fand im Rahmen der „Gebetswoche für die Einheit der Christen“ statt. 

Walter unterstrich, dass das Thema „Arbeit“ die Menschen derzeit wie kein anderes bewege. Der Grund dafür sei, dass „so viele von ihr ausgeschlossen sind“. Wer heute arbeitslos ist, der gelte als wertlos und werde stigmatisiert, sagte er. Allerdings vermittle die deutsche Debatte bisweilen den Eindruck, dass das Land von dem Problem Arbeitslosigkeit nie wieder loskommen werde. Fakt aber sei, dass in Deutschland erst seit dreißig Jahren Arbeitslosigkeit herrsche, noch 1970 habe es in der Bundesrepublik Vollbeschäftigung gegeben. Zudem sei Arbeitslosigkeit kein Phänomen, das ganz Europa präge, sagte Walter und verwies auf die positive Arbeitsmarktsituation in der Schweiz und in Irland. 

Walter hob hervor, dass bis zum Jahr 2050 die Zahl der Arbeitskräfte in Deutschland aufgrund sinkender Geburtenzahlen um ein Drittel gegenüber dem heutigen Stand sinken werde. Frauen müssten in den nächsten Jahrzehnten dazu bewegt werden, nicht nur der Karriere, sondern auch der Familie eine Chance zu geben. Es werde nicht weit führen, wenn Erwerbsarbeit mehr geschätzt werde als Familienarbeit, sagte Walter. Betriebe sollten daher Kind und Karriere als Zukunftsprojekt begreifen, auch um ihr eigenes Fortbestehen zu sichern. So brauche es beispielsweise mehr Kreativität hinsichtlich Teilzeitarbeit für Frauen und Männer. Auch der Staat müsse partnerschafts- und kinderfreundlich gestaltet sein und dürfe sein Angebot nicht allein auf Kindertagestätten und Ganztagsschulen beschränken.  

Außerdem verwies Walter auf die Folgen der steigenden Lebenserwartung. Der Wirtschaftszweig Gesundheitsvorsorge und -pflege werde in Zukunft immer mehr Arbeitskräfte wie Pflegepersonal und Ärzte benötigen. „Keine Gesellschaft stellt sich darauf ein“, warnte Walter, schon jetzt gebe es einen Mangel an Medizinern. In Zukunft werde die Situation „dramatisch“ werden. 

Zu Beginn des Gottesdienstes hatte Heinz Schmitz, Dekan des katholischen Dekanates Mainz-Stadt, die Gottesdienstteilnehmer begrüßt. Neben Schmitz wirkten als Liturgen unter anderen der Vorsitzende der ACK Mainz, Pfarrer Wolfgang Drewello von der evangelischen Kirchengemeinde in Mainz-Laubenheim, und Jens Böhm, Dekan des evangelischen Dekanates Mainz, mit. Musikalisch wurde der Gottesdienst von der Mainzer Domkantorei St. Martin unter der Leitung von Domkapellmeister Professor Mathias Breitschaft sowie Domorganist Albert Schönberger gestaltet. 

Gebetswoche für die Einheit der Christen / Mitglieder der Mainzer ACK 

Die „Gebetswoche für die Einheit der Christen“ findet in diesem Jahr vom 18. bis 25. Januar statt. Sie gilt als Ausdruck einer grenz- und kulturüberschreitenden ökumenischen Verbundenheit. An ihr beteiligen sich weltweit Christen aus vielen Ländern und unterschiedlichen Konfessionen. In diesem Jahr steht die Gebetswoche unter dem Motto „Christus - das eine Fundament der Kirche“.  

Mitglieder der ACK Mainz sind das Christliche Zentrum „Der Fels“, das Evangelische Dekanat Mainz, die Evangelisch-Freikirchliche Gemeinde Mainz (Baptisten), die Evangelisch-methodistische Kirche, Bezirk Mainz, die Freie Evangelische Gemeinde Mainz, das Katholische Dekanat Mainz-Stadt und die Altkatholische Gemeinde in Mainz; Gastmitglieder der ACK sind die Mainzer Stadtmission und die „en Christo Gemeinde“ Mainz. Die ACK will den in ihr vertretenen Kirchen und Gemeinden „Hilfestellungen und Anregungen zu einem besseren gegenseitigen Verstehen, zu gelebter Einheit sowie zu gemeinsamen Zeugnis und Dienst“ geben. 

am (MBN)

 

Vorschau

„Alle Menschen der Erde schauen Gottes Heil“ (2.2.)

Zum sechsten Mal findet der „Tag des geweihten Lebens“ im Bistum Mainz statt

Mainz. Am Mittwoch, 2. Februar, findet zum sechsten Mal der „Tag des geweihten Lebens“ statt, zu dem der Ordensrat im Bistum Mainz alle Ordensschwestern und -brüder sowie die Mitglieder der Säkularinstitute einlädt. Der Tag, der im Franziskanerkloster in Bensheim stattfindet, steht unter dem Motto „Alle Menschen der Erde schauen Gottes Heil – Der missionarische Dienst der Orden und Säkularinstitute“. 

Beginn ist um 10.00 Uhr in der Klosterkirche mit Begrüßung, Terz und einem Vortrag von Professor P. Michael Sievernich SJ, Frankfurt. Nach dem Mittagessen um 12.00 Uhr können die Bensheimer Altstadt sowie das Franziskanerkloster besichtigt werden. Von 14.15 bis 14.45 Uhr ist Eucharistische Anbetung, um 15.00 folgen Statio, Kerzenweihe mit Prozession durch den Kreuzgang sowie eine Eucharistiefeier mit Weihbischof Dr. Werner Guballa. Der Tag endet gegen 16.30 Uhr. 

Hinweis: Weitere Informationen bei Sr. M. Brigitta Buchler, Postfach 1560, 55005 Mainz, Tel.: 06131/253537, Fax: 06131/253406, E-Mail: brigitta.buchler@bistum-mainz.de. Die Anschrift der Tagungsstätte lautet: Franziskanerkloster Bensheim, Klostergasse 5, 64625 Bensheim, Tel: 06251/2390. 

am (MBN)

 

„Out of Africa – Traditionen im Umbruch“

Das AlleWeltKino zeigt bis Juli Filme vom afrikanischen Kontinent

Mainz. Das AlleWeltKino Mainz zeigt jeden ersten Montag im Monat (bis einschließlich Juli) Filme zum Thema „Out of Africa – Traditionen im Umbruch“. Die Filme sind jeweils um 19.30 Uhr im Prinzess/Residenz-Kino Mainz, Schillerstraße 30, zu sehen. Im Einführungstext des Faltblattes heißt es: „Afrika ist von großer Vielfalt: über fünfzig Länder und Hunderte von Sprachen, Kulturen, Ethnien, Religionen. Tradition und Moderne stehen sich gegenüber, vermischen sich, bringen Neues hervor. Die lange Kolonialgeschichte wirkt bis heute nach. All dies spiegeln auch Afrikas Filme, die längst eine eigene Filmkultur bilden - sie geben in bewegenden und faszinierenden Bildern Einblicke in den Alltag eines Kontinents im Umbruch.“ Veranstalter des AlleWeltKinos sind unter anderen das Bildungswerk der Diözese Mainz, das Katholische Bildungswerk Mainz-Stadt sowie die Katholische und Evangelische Hochschulgemeinde in Mainz.

Am Montag, 14. Februar, wird der Film „Le prix du pardon“ („Der Preis der Vergebung“) des senegalesischen Regisseurs Mansour Sora Wade aus dem Jahr 2001 gezeigt. Der Film handelt von den Lebu, einem kleinen Fischervolk, das an der südlichen Atlantikküste des Senegal lebt. Das Meer ist alles, was sie zum Leben brauchen. Doch seit langer Zeit schon liegt ein eigenartiger dichter Nebel über dem Wasser, behindert die Fischer und bedroht die Zukunft des Dorfes. Die Gebete des Marabut, des im Sterben liegenden Wunderheilers, können das Verhängnis nicht beseitigen. Erst sein Sohn Mbanik wagt es, sich dem Fluch der Geister entgegenzustellen, und bringt die Sonne zurück ins Dorf. Mit dieser Tat erobert er zugleich die Liebe der schönsten Frau im Dorf, Maxoy - sehr zum Unwillen seines Freundes Yatma, der ebenfalls in Maxoy verliebt ist. Rasend vor Eifersucht versucht Yatma, seinen Rivalen auszustechen und geht dafür bis zum Mord. Doch dafür zahlt er einen hohen Preis. Der Film wird im Originalton mit Untertiteln gezeigt.

Die Titel der weiteren Filme lauten:

  • Montag, 7. März: Heremakono (Mauretanien/Frankreich 2002)
  • Montag, 4. April: Rachida (Algerien/Frankreich 2002)
  • Montag, 2. Mai: Abouna (Tschad/Frankreich 2002)
  • Montag, 6. Juni: Faat Kine (Senegal 2000)
  • Montag, 4. Juli: Zeit der Männer – Zeit der Frauen (Tunesien/Frankreich 2000)

Hinweis: Weitere Informationen unter Tel.: 06131/253-280 und im Internet unter http://www.alleweltkino.de

am (MBN)

 

Familie und glücklich sein (1.2.)

Expertengespräch mit Kardinal Lehmann im Kasinogebäude des ZDF

Mainz. Das „Forum Familie stark machen“ lädt am Dienstag, 1. Februar, von 15.00 bis 17.00 Uhr in das Kasinogebäude des ZDF in Mainz zu einem Expertengespräch ein. Das Gespräch, das von Gundula Gause moderiert wird, steht unter dem Thema „Braucht man eine Familie, um glücklich zu sein?“. Teilnehmer sind Kardinal Karl Lehmann, Bischof von Mainz, Ursula von der Leyen, Niedersächsische Ministerin für Soziales, Frauen, Familie und Gesundheit, Professor Udo Di Fabio, Richter am Bundesverfassungsgericht, Professor Gerhardt Amendt, Institut für Geschlechter- und Generationenforschung sowie Professor Hubertus Brantzen, Professor für Pastoraltheologie am Mainzer Priesterseminar und Gründungsmitglied des „Forums Familie stark machen“. 

Im Ankündigungstext heißt es zu der Veranstaltung: „Die Familie ist besser als ihr Ruf. Auch wenn das Bild der Familie in der Öffentlichkeit eher einer problembehafteten Institution ohne Zukunft gleicht, so lebt doch die Mehrheit der Bevölkerung in engen Familienbeziehungen. Die Umfrage des Instituts für Demoskopie Allensbach im Auftrag des ‚Forum Familie stark machen’ macht außerdem deutlich: Nur dort, wo der Zusammenhalt und Austausch in der Familie gepflegt wird, verspüren die Menschen überdurchschnittliches Glück.“ 

Hinweis: Weitere Informationen beim „Forum Familie stark machen“, Kontakt: Karl-Heinz B. van Lier, Konrad-Adenauer-Stiftung e.V., Weißliliengasse 9, 55116 Mainz, Tel.: 06131/2016931, Fax: 06131/2016939, E-Mail: info@familie-stark-machen.de 

am (MBN)

 

Zehn Jahre LAG Hospiz (31.1.)

Festveranstaltung im Erbacher Hof in Mainz

Mainz. Die Landesarbeitsgemeinschaft (LAG) Hospiz Rheinland-Pfalz besteht am 1. Februar zehn Jahre. Aus diesem Anlass findet am Montag, 31. Januar, von 11.30 bis 16.00 Uhr eine Festveranstaltung im Erbacher Hof statt. In der Einladung zur Festveranstaltung schreibt Martin Weber, Vorsitzender der LAG Hospiz Rheinland-Pfalz, dass die Hospizarbeit in den letzten zehn Jahren zu einem „nicht mehr wegzudenkenden Bestandteil im Betreuungsnetz schwerstkranker und sterbender Menschen geworden ist“. „Überall in Rheinland-Pfalz bieten ambulante Hospizdienste heute ihre Unterstützung an. Stationäre Hospize und Palliativstationen stehen ergänzend zur Verfügung“, heißt es weiter in der Einladung. 

Zur Eröffnung der Festveranstaltung sprechen Grußworte unter anderen Weihbischof Dr. Werner Guballa, Malu Dreyer, Ministerin für Soziales, Arbeit, Familie und Gesundheit des Landes Rheinland-Pfalz sowie Oberkirchenrat Christian Schad von der Evangelischen Kirche der Pfalz. Den Grußworten folgt ein Vortrag von Eberhard Hüser, Vorsitzender der Ökumenischen Hans-Voshage-Hospizstiftung und Personaldezernent im Bischöflichen Ordinariat Mainz, sowie von Kirchenrat Jochen Buchter zum Thema „Zehn Jahre LAG Hospiz Rheinland-Pfalz – Rückblick und Ausblick“. Um 14.30 Uhr spricht Gerda Graf, Vorsitzende der Bundsarbeitsgemeinschaft Hospiz, zum Thema „Die Rolle des Ehrenamts in der hospizlichen Begleitung“. Dem Vortrag schließt sich eine abschließende Aussprache an. 

Hinweis: Weitere Informationen bei der LAG Hospiz Rheinland-Pfalz, Holzhofstr.8, 55116 Mainz, Tel.: 06131/2826264, Fax: 06131/2826204, E-Mail: info@lag-hospiz-rp.de, Internet: http://www.lag-hospiz-rp.de/

am (MBN)
 

Personalien

Hubert Bittorf verstorben

Pionier der katholischen Militärseelsorge in der Bundeswehr

Mainz/Bad Bergzabern. Prälat Hubert Bittorf ist am Samstag, 22. Januar, im Alter von 79 Jahren in Bad Bergzabern verstorben. Der ehemalige Militärdekan gehörte zu den Pionieren der katholischen Militärseelsorge in der Bundeswehr. Das Requiem für den Verstorbenen findet am Donnerstag, 3. Februar, um 11.30 Uhr in der Pfarrkirche St. Peter in Mainz statt. Die Beisetzung ist um 13.30 Uhr auf dem Mainzer Hauptfriedhof. 

Hubert Bittorf wurde am 30. Januar 1926 in Offenbach geboren. Am 28. Februar 1953 wurde er zusammen mit sechs weiteren Mitbrüdern, unter anderen Weihbischof em. Wolfgang Rolly und dem ehemaligen Generalvikar Martin Luley, von Bischof Dr. Albert Stohr zum Priester geweiht. Nach Kaplansjahren in Mainz-Kostheim und Nieder-Olm wurde er 1959 als katholischer Standortpfarrer Allendorf/Kreis Marburg berufen. 1963 wurde er katholischer Standortpfarrer in Mainz und 1970 hier stellvertretender Wehrbereichsdekan für den Wehrbereich IV mit dem Titel Militärdekan. Von 1970 bis 1971 war er in Mainz-St. Alban Pfarrer und ging dann wieder in die Militärseelsorge als Katholischer Standortpfarrer Koblenz IV mit Schwerpunkt als Dozent an der Schule für Innere Führung zurück. Ein Jahr später wechselte er als katholischer Standortpfarrer nach Koblenz. 1975 wurde Bittdorf katholischer Dekan beim Flottenkommando Glücksburg. Als Wehrbereichsdekan kehrte er 1981 nach Mainz zurück und erfüllte die Aufgabe dieses Amtes für den Wehrbereich IV bis zum Eintritt in den Ruhestand 1991.  

Für seine Verdienste wurde Bittorf 1978 mit dem Titel Monsignore und 1984 mit dem Titel Päpstlicher Ehrenprälat ausgezeichnet. 1989 erhielt er das Bundesverdienstkreuz am Band. Im Mai 2003 wurde Bittdorf vom Fachbereich Katholische Theologie der Johannes Gutenberg-Universität Mainz anlässlich seines 50. Lizentiatsjubiläums geehrt. Bittorf hatte 1953 zwei Lizentiatsdissertationen geschrieben: „Der formende erzieherische Einfluss der kommunistischen Partei der Sowjetunion auf die Gestaltung des neuen marxistischen Menschen und ein Aufweis zu seiner Kritik und seiner positiven Überwindung durch das christliche Menschenbild“ und die Arbeit „Gesellschaft und Menschheit in christlicher und marxistischer Schau“. Auch nach seinem Ruhestand arbeitete Bittorf in der Seelsorge mit. Er war bis 2002 Präses der Kolpingsfamilie Mainz-Zentral. Zu seinen Sonntagsgottesdiensten in Mainz-St. Peter kamen viele Gläubige auch von weiter her, um ihn predigen zu hören. 

tob (MBN)

 

Pfarrhaushälterin feiert 104. Geburtstag (26.1.)

Katharina Rolly führte über Jahrzehnte den Haushalt von Pfarrer Heinrich Rolly

Bad Nauheim. Die ehemalige Pfarrhaushälterin Katharina Rolly vollendet am Mittwoch, 26. Januar, ihr 104. Lebensjahr. Rolly führte 45 Jahre lang den Haushalt ihres Bruders Heinrich Rolly, der Priester des Bistums Mainz war. Geboren wurde sie am 26. Januar 1901 in Oppersheim als jüngstes von fünf Kindern. Nach einer hauswirtschaftlichen Ausbildung in Mainz führte sie zunächst einen Haushalt in Bad Nauheim. Im Jahr 1924 wurde sie Haushälterin ihres 13 Jahre älteren Bruders Heinrich, als dieser Pfarrkurat in Lich wurde. Sie folgte ihrem Bruder auf dessen weiteren Pfarrstationen: 1930 nach Unter-Schönmattenwag im Odenwald, 1936 nach Ober-Erlenbach und nach dessen Ruhestand 1960 nach Okarben. Als ihr Bruder 1969 starb, kehrte Katharina Rolly in ihr Elternhaus nach Oppershofen zurück. Katharina Rolly lebt seit 1988 im Pflegeheim „Wiesenhaus“ in Bad Nauheim. 

tob (MBN)
 

Dokumentation

Erklärung der deutschen Bischöfe aus Anlass des 60. Jahrestages der Befreiung des Vernichtungslagers Auschwitz am 27. Januar 2005

I. 

Am 27. Januar 1945 wurden die Konzentrationslager Auschwitz I und Auschwitz-Birkenau von sowjetischen Truppen befreit. 60 Jahre danach erinnern wir uns an die Geschehnisse, die sich mit dem Namen Auschwitz verbinden. In diesem Gedenken finden sich unzählige Menschen aus allen Teilen der Welt zusammen. Dies zeigt, wie sehr das Grauen von Auschwitz auch in unserer Zeit noch präsent ist, wie tief die Verletzungen sind, die es im Verhältnis der Völker und der Menschen hervorgerufen hat, mehr noch: wie sehr Auschwitz das Bild des Menschen von sich selbst zutiefst erschüttert hat. Die Erinnerung der Deutschen an die Verbrechen in den Vernichtungslagern wird und muss sich immer von der Erinnerung anderer Völker und Gruppen, zumal der der Opfer, unterscheiden. Und doch ist es ein Hoffnungszeichen für Gegenwart und Zukunft, wenn es heute immer öfter - und nicht zuletzt am Ort der Untaten selbst - möglich ist, dass sich Polen und Deutsche, Juden und Christen im gemeinsamen Gedenken begegnen.  

Wie kein anderer Ort steht Auschwitz als Symbol für die Vernichtung des europäischen Judentums. Auch Hunderttausende Sinti und Roma wurden Opfer des massenhaften Mordens im Zeichen des nationalsozialistischen Rassenwahns. Auschwitz - das bedeutet auch die Vernichtung menschlichen Lebens durch pseudowissenschaftliche medizinische Versuche und die mörderische Behandlung sowjetischer Kriegsgefangener. Viele Tausend Soldaten der Roten Armee wurden gezwungen, als Zwangsarbeiter das Lager Auschwitz-Birkenau zu errichten, und dabei systematisch zu Tode gebracht. Allen diesen Opfern, auch den christlichen Glaubenszeugen, gilt unser Gedenken.  

Nicht zuletzt nimmt Auschwitz in der polnischen Leidensgeschichte einen herausragenden Platz ein. Im besetzten Polen wurden das gesamte polnische Judentum und ein großer Teil der polnischen Intelligenz ermordet. Gerade angesichts jüngst wieder aufgebrochener Kontroversen zwischen Deutschen und Polen über noch unbewältigte Kriegsfolgen muss daran nachdrücklich erinnert werden. 

Am Jahrestag der Befreiung von Auschwitz schließen wir in unser Gedenken die ungezählten alliierten Soldaten ein, die für die Befreiung Europas vom verbrecherischen System des Nationalsozialismus ihr Leben gelassen haben. Wir erinnern heute besonders an die getöteten Angehörigen der sowjetischen Streitkräfte. Es war die Rote Armee, die die noch lebenden Opfer der Lager in Auschwitz befreite. Wir verkennen nicht die furchtbaren Folgen, die die Eroberung weiter Teile Deutschlands durch die Rote Armee für die dortige Bevölkerung mit sich brachte. Von ihrer Führung ermutigt, für die ungeheuren Verbrechen der Deutschen an der russischen Bevölkerung Rache zu nehmen, standen sowjetische Soldaten nicht nur im gerechten Kampf gegen Hitler, sondern auch im Dienst der Verbrechen Stalins. Das erlittene Leid, das als Rache für die deutschen Verbrechen auf die deutsche Bevölkerung zurückschlug, darf uns jedoch nicht dafür blind machen, dass ohne den ungeheuren Blutzoll, den vor allem die russischen, weißrussischen und ukrainischen Soldaten entrichtet haben, das Morden in Auschwitz nicht beendet worden wäre.

II. 

Eingerichtet im April 1940 als Konzentrationslager für zumeist polnische Häftlinge, war Auschwitz - um über 40 Nebenlager erweitert und nach und nach mit Gaskammern ausgestattet - zwischen 1942 und Ende 1944 das größte Zentrum für die systematische, industriell betriebene Massenvernichtung menschlichen Lebens. Die Gaskammern der nationalsozialistischen Vernichtungslager im besetzten Polen dienten als Instrument für die von der deutschen Staatsführung so genannte „Endlösung der Judenfrage“. Wenngleich hier auch viele Tausend nichtjüdische Opfer umgebracht wurden, steht der deutsche Name für das polnische Städtchen Oswiecim deshalb wie kein anderer für den größten Genozid in der Geschichte der Menschheit: die Vernichtung von rund sechs Millionen Juden.  

In Auschwitz ist unsere Zivilisation in furchtbarer Weise mit dem Abgrund ihrer eigenen Möglichkeiten konfrontiert worden. Der Schrecken über das Ausmaß des Bösen, das in Auschwitz begangen wurde, hält uns bis heute gefangen. Noch immer haben wir für dieses Verbrechen, das die hebräische Sprache als „Schoa“ bezeichnet, kein angemessenes deutsches Wort gefunden. Dem bekannten Ausspruch, nach Auschwitz könne es keine Dichtung mehr geben, liegt die Erfahrung dieser Unfähigkeit zugrunde, mit den Mitteln der Sprache das Geschehen von Auschwitz und dessen andauernde Folgen für das Selbstverständnis des Menschen, für Zivilisation und Gesellschaft angemessen zu fassen. Gerade die Opfer selbst aber haben sich immer wieder auf die Suche nach einer Sprache begeben, die diesem Menschheitsverbrechen Ausdruck verleihen könnte. Manche von denen, die nur knapp der nationalsozialistischen Vernichtungsmaschinerie entkommen sind - wie der Wiener Psychologe Viktor E. Frankel und die Schriftsteller Elie Wiesel, Primo Levi, Paul Celan, Imre Kertesz, Louis Begley und Cordelia Edvardson - haben durch ihre Werke den Nachgeborenen den Blick in die Abgründe menschlicher Existenz und zugleich Möglichkeiten der Auseinandersetzung eröffnet. Einige von ihnen sind daran persönlich zerbrochen. Das Zeugnis der Opfer kann uns helfen, den Schock zu ertragen, dass wir auch bei den Tätern in das Antlitz von Menschen blicken. 

III. 

Unser Volk hat lange gebraucht, um sich der Verantwortung für das monströse Verbrechen zu stellen, das von Deutschen und im deutschen Namen begangen wurde. Bis heute sind Mechanismen der Verdrängung wirksam. Zweifellos ist es richtig, die Vorstellung einer Kollektivschuld abzulehnen. Wahr ist aber auch, dass sich weit mehr Deutsche persönlich schuldig gemacht haben, als ihre Mitschuld einzugestehen bereit waren. Schuld tragen nicht allein die Täter vor Ort und die politische Führung. In verschiedenem Grad haben auch die Mitläufer und alle diejenigen, die weggesehen haben, Mitschuld auf sich geladen. Dabei wissen wir sehr wohl, welchem Druck die Bevölkerung damals ausgesetzt war, wir kennen das Ausmaß staatlicher Desinformation und die Wirksamkeit der Methoden von Einschüchterung und Verängstigung. Überheblichkeit im Urteil ist uns deshalb nicht gestattet. Dennoch bleibt unserem Volk das Eingeständnis zugemutet, dass Auschwitz auch deshalb möglich wurde, weil zu wenige den Mut zum Widerstand hatten.  

Die Frage von Mitverantwortung stellt sich auch unserer Kirche. Wir sind gehalten, uns über eine lange Tradition des Antijudaismus unter den Christen und in unserer Kirche Rechenschaft abzulegen. So hat das vatikanische Dokument Wir erinnern im März 1998 die Frage aufgeworfen, „ob die Verfolgung der Juden nicht doch auch von antijüdischen Vorurteilen begünstigt wurde, die in den Köpfen und Herzen einiger Christen lebendig waren“. Das Schuldbekenntnis der Katholischen Kirche, vor aller Welt am 12. März 2000 von Papst Johannes Paul II. ausgesprochen, enthält auch das „Schuldbekenntnis im Verhältnis zu Israel“: „Lass die Christen der Leiden gedenken, die dem Volk Israel in der Geschichte auferlegt wurden. Lass sie ihre Sünden anerkennen, die nicht wenige von ihnen gegen das Volk des Bundes und der Verheißungen begangen haben“. Während seiner anschließenden Pilgerreise nach Israel hat der Papst in der Gedenkstätte Yad Vashem dieses Bekenntnis vertieft und es symbolkräftig an der Klagemauer hinterlegt.  

Dieser Akt von Papst Johannes Paul II. ist zu einer Quelle der Erneuerung geworden. Entschlossen schreitet der Papst im Bemühen um eine Verbesserung des Verhältnisses zum Judentum voran und ermutigt die ganze Kirche, gemeinsame Wege mit unseren „älteren Brüdern im Glauben“ zu finden. So danken wir allen, die sich, oft mit großem Einsatz, für den Dialog zwischen Judentum und Christentum engagieren.

IV. 

Die Ernsthaftigkeit unseres Gedenkens an Auschwitz erweist sich nicht zuletzt an unserem Interesse an den Überlebenden der nationalsozialistischen Verbrechen. Bis an ihr Lebensende bleiben sie von der Erfahrung der Vernichtungslager geprägt. Fast durchweg in hohem Alter, haben sie ein Recht darauf, in ihren letzten Lebensjahren menschliche Begleitung zu finden, die den Schmerz nicht betäubt, aber human zu ertragen hilft. 

Die Erinnerung an Auschwitz lässt uns auch fragen, wie nachhaltig Deutschland und Europa aus dieser alle Maße übersteigenden Katastrophe gelernt haben. Immer wieder flackert der Antisemitismus auf. Auch in unserem Land scheint er zu erstarken, jedenfalls wird er wieder sichtbarer. So liegt weiterhin ein langer Weg der Läuterung und der Auseinandersetzung vor uns. Wir sind dankbar, dass in den letzten Jahren viele Juden den Mut aufgebracht haben, nach Deutschland zu kommen. Als Christen leitet uns dabei auch die Hoffnung, dass die Begegnung im Glauben uns allesamt - Christen wie Juden - bereichert und uns dem gemeinsam verehrten Gott Abrahams, Isaaks und Jakobs näher bringt. 

Mainz, den 24. Januar 2005 

SDBK (MBN)