Mainzer Bistumsnachrichten Nr. 38

13. Oktober 2004

Mainz, 7. Oktober: Weihbischof Neymeyr (links) im Gespräch mit Oliver Schopp vom BDKJ beim Auftakt der 72 Stunden-Aktion auf dem Ballplatz. (c) tob (MBN)
Mainz, 7. Oktober: Weihbischof Neymeyr (links) im Gespräch mit Oliver Schopp vom BDKJ beim Auftakt der 72 Stunden-Aktion auf dem Ballplatz.
Datum:
Mi. 13. Okt. 2004
Von:
MBN

Bischöfliche Pressestelle Mainz, Leiter: Tobias Blum, Bischofsplatz 2, 55116 Mainz
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Berichte

  • Über 2.800 Jugendliche bei 72-Stunden-Aktion im Bistum
  • 150 Teilnehmer beim ersten Diözesantag der Küster
  • Altbundeskanzler Helmut Kohl sprach im Mainzer Dom
  • Westfälischer Friedenspreis für die Sternsinger
  • Kardinal Lehmann eröffnete Religionsportal im Internet
  • Toni Brunold als Kolping-Diözesanvorsitzender bestätigt
  • Den Sinn einer Ehe neu entdecken
  • Neues SWR-Verwaltungsgebäude gesegnet
  • Jubiläumsfeier der St. Marien-Schule in Alzey
  • Aktion „Weihnachten beginnt erst im Advent“
  • Besuch von Missio-Gast Schwester Hanane Youssef
  • Pfarrbriefbeilage zum Weltjugendtag
  • 25 Jahre Pfarrer-Landvogt-Hilfe

Vorschau

  • KHG unterstützt „Hilfe für Alina“ (12.11.)

Personalie

  • Bundesverdienstkreuz für Kurt Janssen
Berichte

Weihbischof Neymeyr: „Das ist einfach klasse“

Über 2.800 Kinder und Jugendliche haben sich an der 72-Stunden-Aktion im Bistum beteiligt

Mainz/Bürstadt/Kelsterbach. Der Mainzer Weihbischof Dr. Ulrich Neymeyr hat eine durchweg positive Bilanz der Sozialaktion des Bundes der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ) „72 Stunden - ohne Kompromiss“ gezogen. „Überall, wo ich hinkomme ist eine große Begeisterung bei den Jugendlichen zu spüren“, sagte Neymeyr, der auch Jugenddezernent des Bistums ist, am Samstag, 9. Oktober, beim Besuch der Aktionsgruppe der Katholischen Jungen Gemeinde (KJG) in Kelsterbach. „Die 72-Stunden-Aktion zeigt eindrucksvoll, dass es die katholische Jugend gibt und was sie alles auf die Beine stellen kann. Wenn man für Jugendliche einen äußeren Rahmen schafft, in dem sie sich verwirklichen können, sind sie mit großer Ernsthaftigkeit bei der Sache. Das ist einfach klasse.“ Insgesamt besuchte Neymeyr acht Aktionsgruppen in den Dekanaten Rüsselsheim und Gießen. 

Nach Angaben des BDKJ im Bistum Mainz haben bei der Aktion von Donnerstag, 7. Oktober bis Sonntag, 10. Oktober, rund 2.800 Kinder und Jugendliche in 128 Aktionsgruppen 170.000 Stunden ehrenamtlich gearbeitet. Unterstützt wurden die Gruppen von etwa 1.400 Handwerkern, Firmen, Eltern und Nachbarn. „Von Oberhessen bis zur Bergstraße haben wir an 128 Orten die Welt ein bisschen besser gemacht“, bilanzierte Martin Gönnheimer, BDKJ-Diözesanvorsitzender im Bistum Mainz. In ganz Südwestdeutschland leisteten insgesamt 30.000 Kinder und Jugendliche in 1.242 katholischen Jugendgruppen 1,8 Millionen Arbeitsstunden. 

Unter anderem entstand im Bistum Mainz auf einem Acker in Bensheim ein Fußballplatz. Die KJG St. Georg in Bensheim verbaute dabei 3.600 Quadratmeter Rollrasen und acht Sattelschlepper Sand. Weitere Aufgaben waren unter anderem das Neugestalten oder Verschönern von Kindergärten, Schulen, Spielplätzen oder Krankenhäusern. Aber auch ein Mainzer Stadtführer für Kinder oder das Ausrichten eines Festes in einem Altenheim waren unter den gestellten Aufgaben. 

Medienpartner der Sozialaktion waren die Radiosender SWR 3 des Südwestrundfunks und SR 1 des Saarländischen Rundfunks. Sie begleiteten die Jugendlichen drei Tage lang mit Reportagen und motivierten sie mit Musikwünschen. Sieben Reporter von SWR 3 waren unterwegs und berichteten aus den Gruppen. Zahlreiche Probleme der Aktionsgruppen konnten gelöst werden, weil SWR 3 seine Hörer um Mithilfe gebeten hatte. Live zu verfolgen war Deutschlands größte Sozialaktion auch im Internet. Fast 500.000 Besucher wurden auf der Internetseite www.72stunden.de gezählt. 

KJG St. Peter in Bürstadt: Verschönern der Bürstädter Schulhöfe

Die 42 Teilnehmer der KJG St. Peter in Bürstadt hatten gleich zwei Aufgaben zu bewältigen. Unter der Überschrift „Gestaltung der Bürstädter Schulhöfe“ sollte eine rund 20 Meter lange und ein Meter hohe Mauer der Schillerschule mit kinderfreundlichen Motiven bemalt werden. Die alten aufgemalten Spielfelder auf dem Schulhof sollten neu bemalt und darüber hinaus neue Spielfelder gestaltet werden. In der Erich-Kästner-Schule galt es, einen ein Meter hohen Holzzaun zur optischen Abgrenzung des Schulhofes vom benachbarten Wohngebiet zu errichten. Dazu sollten die vorhandenen Holzspielgeräte neu imprägniert oder gestrichen werden. 

Während am Donnerstagabend die ersten Arbeiten noch relativ vielversprechend aussahen, machte der Regen am Freitag den Bürstädtern - wie vielen anderen Aktionsgruppen auch - einen Strich durch die Rechnung. „Gegen 17.30 Uhr haben wir einfach abgebrochen“, erzählte Anja Kroken, Aktionsgruppenleiterin in der Erich-Kästner-Schule. Am Samstag lief jedoch alles reibungslos. Sogar der Bürstädter Bürgermeister Alfons Haag half mit, den 100 Meter langen Zaun aufzubauen. In der Schillerschule konnten die Jugendlichen am Freitag nur die Grundierung auf die Mauer auftragen. Die Motive wären durch den Regen verlaufen. Als der Mainzer Generalvikar Dietmar Giebelmann die Aktionsgruppe am Samstagabend, 9. Oktober besuchte, hatten die Jugendlichen die Mauer schon fertig und konnten sich am Sonntag den Feinheiten widmen. Giebelmann lobte den großen Einsatz der Jugendlichen und dankte ihnen für das Engagement. „Ihr zeigt den Erwachsenen mit Eurem Einsatz, dass Ihr gemeinsam etwas schaffen könnt.“ 

KJG Kelsterbach: Ein Spielhaus für das Kinderhaus Don Bosco bauen

Aufgabe der KJG Kelsterbach war das Errichten eines Spielhauses aus Naturmaterial in der Außenanlage des katholischen Kinderhauses Don Bosco. Außerdem sollte der Zaun mit Weiden verschönert werden. Eine Zusatzaufgabe war das Pflanzen eines „Zauberwalds“ aus Beerensträuchern. Im Vorfeld der 72-Stunden-Aktion hatten die zehn Jugendlichen der Gruppe durch Waffel- und Getränkeverkäufe und einen Flohmarkt über 900 Euro gesammelt, zu denen der Projektpate, der Kelsterbacher Bürgermeister Erhard Engisch, noch 100 Euro drauflegte. Das Geld wurde vor allem für das Baumaterial benötigt. „Wir sind bei allen Firmen auf großes Entgegenkommen gestoßen“, sagte Aktionsgruppenleiterin Sandra Breser. „Auf die meisten Sachen haben wir Rabatt bekommen.“ 

Schwierigkeiten gab es gleich zu Beginn damit, die benötigte Menge Weiden in so kurzer Zeit zu beschaffen. Erst ein Mitarbeiter des Kelsterbacher Gartenbauamtes habe die Gruppe einen Schritt weitergebracht und Birke als alternatives Baumaterial empfohlen. „Schon am Donnerstag ist uns schnell klar geworden, dass bei dem Spielhaus Fachleute ran müssen“, erzählt Breser. Dachdecker, Schreiner, Schlosser und ein Elektriker haben schließlich bei Konstruktion und Aufbau des Hauses mitgeholfen. Vor dem Start der Aktion hatten sich fünf Handwerksbetriebe zur Mithilfe bereit erklärt, falls ihre speziellen Fachkenntnisse gebraucht würden. „Schwierig war im Vorfeld vor allem, den Firmen klar zu machen, dass wir möglicherweise ihre Hilfe in Anspruch nehmen wollen, aber noch nicht wissen, was wir tatsächlich brauchen werden.“ 

Auftaktveranstaltung in Mainz

Als „Signal für eine ganze Generation“ bezeichnete der Mainzer Sozial- und Jugenddezernent Michael Ebling die 72-Stunden-Aktion bei der Auftaktveranstaltung am Donnerstag, 7. Oktober, auf dem Mainzer Ballplatz. Der BDKJ engagiere sich mit der Sozialaktion „auf vorbildliche Weise“ für andere Menschen. Ebling hatte die Schirmherrschaft für die 20 Aktionsgruppen aus Mainz übernommen. Nach der Vergabe der Aufgaben um 17.07 Uhr segnete Weihbischof Neymeyr die Teilnehmer der Aktion, bevor diese sich ans Werk machten. Größere Auftaktveranstaltungen im Bistum Mainz fanden daneben noch in Darmstadt, Heppenheim, Ingelheim und Offenbach statt. 

Hinweis: Weitere Informationen und Berichte über die einzelnen Projekte der 72-Stunden-Aktion im Internet unter http://www.72stunden.de

tob/OS (MBN)

 

„ ... mehr als Glocken läuten“

150 Teilnehmer kamen zum ersten Diözesantag der Küsterinnen und Küster im Bistum Mainz

Mainz. Auf die Bedeutung des Küsterdienstes hat Generalvikar Prälat Dietmar Giebelmann beim ersten Diözesantag der Küsterinnen und Küster im Bistum Mainz am Samstag, 9. Oktober, hingewiesen. Der Dienst eines Küsters, der meist im Verborgenen stattfinde, sei eine nicht zu unterschätzende Voraussetzung dafür, dass „die Feier der jeweiligen Gottesdienstgemeinde zum Lob und Preis an Gott werden kann“. Zum Küstertag waren 150 Frauen und Männer aus allen Dekanaten des Bistums in das Haus am Dom nach Mainz gekommen. Organisiert wurde der Tag, der unter dem Motto „... mehr als Glocken läuten“ stand, vom Sachausschuss „Liturgie“ der Diözesanversammlung zusammen mit dem Liturgie-Referat des Bischöflichen Ordinariates. 

Die Veranstaltung sei auf ein so großes Echo gestoßen, dass man 60 Interessenten absagen musste, berichtete Martina Reißfelder, Geschäftsführerin der Diözesanversammlung, die den Tag mit vorbereitete. Reißfelder zeigte sich erfreut über die Bandbreite an Personen, die nach Mainz gekommen seien: „Die Altersspanne der Teilnehmer reicht von 16 bis 83 Jahren, es sind die Dom-Küster aus Mainz und Worms ebenso dabei wie ein Herr, der die Kapelle des Caritashauses in Gießen betreut.“ Teilweise versähen die Männer und Frauen ihren Dienst erst wenige Jahre oder gar Monate, teilweise werde in manchen Familien der Küsterberuf schon seit Generationen weitergegeben. 

In seinem Grußwort dankte der Generalvikar den Anwesenden für ihren Dienst, der nicht nur eine besondere Form der aktiven Teilnahme am Gottesdienst sei. Er sei auch Voraussetzung dafür, dass die anderen Gemeindemitglieder ihrerseits aktiv am Gottesdienst teilnähmen. Gleichzeitig warnte Giebelmann vor der Gefahr, die der Beruf des Küsters mit sich bringe: „Der Küster hat Umgang mit dem Allerheiligsten; Altar und Chorraum sind sein Arbeitsplatz, der alltäglich werden kann und immer in Gefahr ist, Gewohnheit zu sein.“ Im Angesicht des Allerheiligsten Dienst zu tun erfordere auch, Demut und Ehrfurcht lebendig zu halten. 

Dompräbendat Dr. Franz-Rudolf Weinert, Mainz, unterstrich in einem Impulsreferat, dass der Beruf des Küsters mit seinen vielfältigen Aufgaben „kein Dienst im üblichen Sinn ist, kein ,Job’, sondern ein kirchlicher Beruf im Sinne von Berufung“. Durch die Art, wie ein Küster seinen Dienst versehe, sei der Küster Vorbild für die Gläubigen. Sein Tun sei Zeugnisgeben für Christus und seine Kirche, die sich am schönsten darstelle, wenn sie Gottesdienst feiert. 

Von eher meditativem Charakter war das zweite Impulsreferat des Tages, dem Pfarrer Paul Nieder aus Walldorf ein Jesuswort aus dem Evangelium nach Markus vorangestellt hatte: „Geht in die Stadt (...) dort bereitet alles für uns vor“. Für Nieder ist diese Bibelstelle ein erster Verweis auf den Küsterdienst. Seine Meditation führte den Teilnehmerinnen und Teilnehmern die einzelnen Stationen ihres Küsterarbeitstages vor Augen: den Weg zur Kirche, die Begegnungen mit Messdienern, Lektoren und Geistlichen, die Arbeit in der Kirche selbst, die Höhepunkte des Kirchenjahres wie Advent, Weihnachten, Fastenzeit und Ostern. 

Den Referaten schloss sich eine lebhafte Aussprache an, die von Josef Wolf, dem Vorsitzenden des Sachausschusses Liturgie der Diözesanversammlung geleitet wurde. Die Küsterinnen und Küster tauschten sich vor allem über liturgische Fragen aus. Nachdrücklich wurde auch der Wunsch nach Fortbildungsmöglichkeiten wie speziellen Küsterkursen geäußert.

Nachmittags konnten die Anwesenden an sechs unterschiedlichen Arbeitskreisen teilnehmen, die sich mit Themen rund um den Küsterberuf beschäftigten. Es wurden Arbeitskreise zur Pflege von liturgischen Geräten und Gewändern, zu den Hochfesten im Kirchenjahr, zu Ordnungssystemen in der Sakristei, zu Ästhetik im Kirchenraum und zur Herausforderung des Küsters als Kirchenführer angeboten. Der Küstertag schloss mit einer Eucharistiefeier im Mainzer Dom. 

am (MBN)

 

Den christlichen Glauben kraftvoll vertreten

Alt-Bundeskanzler Helmut Kohl sprach im Mainzer Dom über die europäische Werteordnung

Mainz. „Wir haben allen Grund unseren Glauben nicht zu verstecken. Vielmehr sollten wir in der Gesellschaft unsere Überzeugung kraftvoll, tolerant und gesprächsoffen vertreten.“ Das sagte Dr. Helmut Kohl am Montag, 12. Oktober, bei einem Vortrag im Mainzer Dom vor rund 600 Zuhörern. Der Alt-Bundeskanzler sprach in der Reihe „Politik aus dem Glauben“, die vom Erbacher Hof, der Akademie des Bistums Mainz, veranstaltet wird. Gäste waren unter anderen Kardinal Karl Lehmann, Weihbischof Dr. Werner Guballa und Weihbischof Dr. Ulrich Neymeyr. 

Kohl betonte, dass neben dem Humanismus der christliche Glaube eine der grundlegenden Wurzeln Europas sei. Umso bedauerlicher sei, dass in der Präambel der vorgesehenen EU-Verfassung eine „klare Erwähnung Gottes“ fehle. „In Zeiten der Beliebigkeit ist es wichtig, an dieses christliche Erbe zu erinnern“, sagte der Alt-Bundeskanzler. In diesem Zusammenhang kritisierte er auch die Bundesregierung, die in dieser Frage zu wenig Engagement gezeigt habe. Kohl unterstrich, dass das christliche Menschenbild weiterhin Richtschnur des politischen Handelns bleiben müsse – vor allem in Zeiten, in der die Bindung an die Kirche schwinde. „Zum christlichen Bekenntnis gehören Mut und Zivilcourage sowie die Bereitschaft, auch einmal gegen den Strom zu schwimmen“, unterstrich der 74-Jährige. Gerade in Fragen der Bioethik, des Klonens, der Abtreibung oder der Sterbehilfe sei ein Rückgriff auf religiösen Werte unumgänglich. Es gelte daher, die Institutionen zu stärken, die den Menschen Orientierung gäben, denn der christliche Glaube habe „nichts von seiner Wahrheit und Sinn stiftenden Kraft“ verloren. 

Auch das heutige Europa, das Kohl eine „beispiellose Erfolgsgeschichte“ nannte, sei ohne den Beitrag der Christen undenkbar: „Konrad Adenauer hat sich aus seinem Glauben heraus für Europa eingesetzt. Nur deshalb konnte die Einheit Europas in den vergangenen Jahren Wirklichkeit werden.“ Auch Papst Johannes Paul II. habe man zu danken, der einen entscheidenden Anteil an der Einigung Europas und dem Fall des Eisernen Vorhangs habe. Zur Frage des EU-Beitritts der Türkei sagte Kohl, dass zuallererst ruhig, seriös und in aller Ehrlichkeit geprüft werden müsse, ob die Türkei alle Kriterien für einen Beitritt erfülle. Für ihn sei Europa vor allem eine Wertegemeinschaft, weshalb die Türkei die europäischen Traditionen und Wurzeln beachten müsse. Hierbei übte der Alt-Bundeskanzler Kritik an EU-Erweiterungskommissar Günter Verheugen, der suggeriere, dass der größte Teil des Weges für die Türkei bereits zurückgelegt sei. 

am (MBN)

 

Einsatz für Frieden und Versöhnung belohnt

Westfälischer Friedenspreis für die Sternsinger in Münster verliehen

Münster. „Mit ihrem Dienst sind die Sternsinger zu jungen Pionieren einer missionarischen Kirche in unserem Land geworden.“ Das sagte der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Karl Lehmann, am Samstag, 9. Oktober, bei der Verleihung des Westfälischen Friedenspreises an die Sternsinger in Münster. An der Art, wie die Sternsinger ihren Dienst verrichteten, sei zugleich ablesbar, „dass Mission nichts mit Unterwerfungsstrategien und kirchlichem Machtanspruch zu tun hat, viel aber mit der Zuversicht schaffenden Verkündigung einer Botschaft, die Frieden und Heil für alle Menschen will“. Dieser missionarische Auftrag habe stark an Bedeutung gewonnen, „nachdem Deutschland selbst gelegentlich als Missionsland bezeichnet worden ist“, sagte Lehmann. Die Auszeichnung der Wirtschaftlichen Gesellschaft für Westfalen und Lippe (WWL) erhielten die Sternsinger in Deutschland gemeinsam mit dem Dirigenten Kurt Masur. Die Aktion Dreikönigssingen ist die weltweit größte Solidaritätsaktion, bei der sich Kinder für Kinder in Not engagieren. Träger der bundesweiten Aktion Dreikönigssingen sind das Kindermissionswerk „Die Sternsinger“ und der Bund der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ). 

Die Sternsinger seien dem Ansatz verpflichtet, „Zeugen und Boten des Friedens zu sein“, sagte der Mainzer Bischof. „Der Friedensidee, der sie folgen, geht es um mehr als um bloße Abwesenheit kriegerischer Gewalt. Sie greift die Ursachen von Spannungen und Friedlosigkeit unter den Menschen auf.“ Durch die große Öffentlichkeitswirksamkeit der Sternsinger schlage die Aktion eine Brücke vom kirchlichen Engagement zur säkularisierten Gesellschaft. „Die Sternsinger durchbrechen diesen Rückzug des Glaubens aus der Gesellschaft auch ganz persönlich, wenn sie, häufig sogar ohne Anmeldung, von Tür zu Tür ziehen und jedem Haushalt ihre Botschaft und die Bitte um Gottes Segen bringen.“ Als zentralen Aspekt lobte Lehmann besonders die religionspädagogische Arbeit, die im Rahmen der Aktion durch Informationsmaterialien und katechetische Impulse geleistet werde. 

„Die Geschichte der Sternsingerbewegung ist eine einmalige Erfolgsgeschichte“, betonte Lehmann. Allein an der Aktion 2003/2004 hätten mehr als eine halbe Million Kinder und Jugendliche in über 12.500 Pfarreien mitgewirkt und mehr als 34 Millionen Euro gesammelt. Mit dem Preis wird das Eintreten aller Sternsinger für Frieden und Versöhnung zwischen den Menschen ausgezeichnet. Der Preis ist mit 25.000 Euro dotiert. Dieses Geld wird für ein Friedensprojekt in Ruanda zur Verfügung gestellt, das den Versöhnungsprozess zwischen Kindern und Jugendlichen in Gemeinden und Schulen fördert. 

Beim offiziellen Festakt im Rathaus nahmen vier Sternsinger aus der Kirchengemeinde Christus König in Borken-Gemen stellvertretend für ihre rund 500.000 Mitstreiter in Deutschland den Westfälischen Friedenspreis entgegen. Im Rathausinnenhof trafen nach der Preisübergabe die Sternsinger mit den Laudatoren, neben Lehmann der ehemalige Bundesinnenminister Wolfgang Schäuble, Kurt Masur und den Trägern der Aktion Dreikönigssingen zusammen. Andreas Mauritz, Präses des Bundes der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ), dankte den engagierten Mädchen und Jungen für ihr Kommen: „Ihr habt den Preis empfangen, ihr seid ausgezeichnet worden als Botschafter für Frieden und Versöhnung. Euer Engagement bei den letzten Aktionen hat viel Gutes bewirkt. Der Preis ermutigt Euch und uns, auch bei den kommenden Aktionen Dreikönigssingen vollen Einsatz zu zeigen.“ 

tob (MBN)

 

Bilder aus der Welt der Religionen

Kardinal Karl Lehmann eröffnete Internetportal auf der Frankfurter Buchmesse

Frankfurt. Auf die immer stärkere Bedeutung von Bildern in der Mediengesellschaft von heute hat der Bischof von Mainz, Kardinal Karl Lehmann hingewiesen. Bilder wie die brennenden Zwillingstürme von New York am 11. September 2001 oder glückliche Menschen beim Fall der Mauer 1989 prägten Erinnerungen und vermittelten Gefühle – negative wie positive. Lehmann äußerte sich am Donnerstag, 7. Oktober, anlässlich der Eröffnung des internationalen Religionsportals relivision.com auf der Frankfurter Buchmesse. 

Gleichzeitig betonte der Kardinal, dass Bilder ambivalent seien. Sie forderten heraus, sorgten für Stimmung, könnten aber ebenso täuschen oder in die Irre führen. „Manipulierte Bilder sind gefährlich, aber seriöse Bilder und Fotos können gute Arbeit leisten“, unterstrich Lehmann. Bilder sagten schließlich mehr als tausend Worte, was auch für die Religion gelte, die sich in besonderer Weise mit der Transzendenz befasse, „die ein Nicht-Schauen beinhalte“. Gerade in der heutigen Zeit werde in der Kirche wieder verstärkt die Macht der Kunst und der Bilder bei der Glaubensvermittlung entdeckt. Das neue Internetangebot biete daher eine gute Möglichkeit, qualifiziertes Bildmaterial zu religiösen Themen zu finden. 

Das internationale Religionsportal relivision.com ist eine Kooperation der Bildredaktionen deutscher Nachrichtenagenturen. Beteiligt sind derzeit die Katholische Nachrichtenagentur (KNA), die Deutsche Presseagentur (dpa) und der Evangelische Pressedienst (epd) sowie weitere auf Religionen spezialisierte Partneragenturen. Mit der neuen Plattform sollen Medien künftig einen einfacheren Zugang zu Bildern aus der Welt der Religionen erhalten. Die Bildauswahl reicht von Motiven aus Christen- und Judentum, Hinduismus, Buddhismus und Islam bis zu Riten und Gebräuchen der Naturvölker. Das Religionsportal startet mit einem Bestand von mehreren tausend Bildmotiven. 

Neben Kardinal Lehmann äußerte sich auch der evangelische Pfarrer und „Wort-zum-Sonntag“-Sprecher Helwig Wegner-Nord zu dem Internetportal. Wegner-Nord ermunterte die Medien, die große Bilderwelt der Religionen in die Öffentlichkeit zu bringen. Allerdings gab er zu bedenken, das sich das Religiöse oft der Darstellung entziehe. „Gott ist und bleibt unsichtbar“, sagte der Pfarrer. Aber da Gott die Menschen berührt habe, seien seine Spuren in der Welt zu sehen. 

Mut der Veranstalter gelobt

Am Rande der Buchmesse lobte der Kardinal den Mut der Veranstalter, die arabische Welt als Gastland gewählt zu haben. Gegenüber dem Vorsteher des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels, Dieter Schormann, betonte Lehmann, dass die Buchmesse ein wichtiges Zeichen während einer Zeit gesetzt habe, in der das Verhältnis zum Islam durch vielerlei Spannungen und Vorurteile geprägt sei. In Frankfurt werde die arabische Welt so gezeigt, wie sie wirklich ist. 

am (MBN)

 

Toni Brunold als Vorsitzender wiedergewählt

Diözesanversammlung des Kolpingwerks in Ober-Roden

Ober-Roden. Der Vorsitzende des Kolping-Diözesanverbandes Mainz, Toni Brunold, Alzey, ist am Samstag, 9. Oktober, von den Delegierten der Diözesanversammlung in Ober-Roden in seinem Amt bestätigt worden. Brunold ist seit acht Jahren Diözesanvorsitzender. Zu stellvertretenden Vorsitzenden gewählt wurden Patrick Roling, Ober-Roden, und Reinhold Stang, Klein-Welzheim. Die Diözesanversammlung in der Kulturhalle Ober-Roden stand unter dem Motto „Wir in der Zeit“. 

„Die Arbeit des Diözesanverbandes war in den letzten beiden Jahren erfolgreich, trotz der schwierigen gesamtgesellschaftlichen Entwicklung“, resümierte Brunold in seinem Bericht. Dabei habe das Kolping-Feriendorf in Herbstein „ganz oben auf der Prioritätenliste“ gestanden. Zwar sei die finanzielle Lage der Einrichtung „auch weiterhin angespannt“, aber grundsätzlich sei man „wieder in wesentlich ruhigeres Fahrwasser gekommen“. Um für die Zukunft eine solide finanzielle Grundlage für das Ferienwerk zu schaffen, gebe es in den kommenden Jahren noch viel zu tun, sagte Brunold. 

Der Diözesanverband habe in den letzten Jahren seine Kompetenz in Fragen sozialer Gerechtigkeit nachhaltig unter Beweis gestellt, betonte Brunold. „Wir haben Diskussionen angestoßen, welche die politische Meinungsbildung mit in Gang gebracht haben.“ Er warnte vor „einer Gewöhnung“ an die aktuell hohen Arbeitslosenzahlen. Hilfestellung für Jugendliche bei der Suche nach einer Lehrstelle sei gerade heute eine besonders dringliche Aufgabe. „Bereits ein einziger Ausbildungsplatz mehr ist eine große Hoffnung für einen jungen Menschen.“ Für die kommende Amtszeit kündigte Brunold an: „Ich werde mit ganzer Kraft dafür eintreten, dass soziale Gerechtigkeit und christliche Nächstenliebe in der Gesellschaft umgesetzt werden.“ Im Anschluss an den Bericht von Brunold stellten die Referatsleiter die Aktivitäten der einzelnen Projekte des Diözesanverbandes vor. 

Leitpapier „Verantwortlich leben - solidarisch handeln“ verabschiedet

Unter dem Titel „Verantwortlich leben - solidarisch handeln“ verabschiedete die Diözesanversammlung ein Leitpapier. Auf Grundlage des im Jahr 2000 beschlossenen Leitbildes des Bundesverbandes benennt der Diözesanverband darin als wesentliche Aufgaben für sich: „als Sozialverband das Gesicht der Gesellschaft aus christlicher Sicht mitzuprägen und sich als Glaubensort für Suchende und Fragende bereitzuhalten, ihnen Heimat zu bieten“. Ziel des Leitpapiers sei es, „die eigene Identität nach außen zu tragen und darzustellen, wie wir in Kirche und Gesellschaft hineinwirken“, erläuterte Winfried Straube, Geschäftsführer des Diözesanverbandes. 

Giebelmann: „Jeder Mensch verdient mehr Würde als das Geld, das er verdient“

Der Mainzer Generalvikar Dietmar Giebelmann erinnerte in seinem Grußwort an die aktuelle Diskussion um die Zukunft des Opel-Werkes in Rüsselsheim. In der Region gebe es „große Verunsicherung und Ängste nicht nur bei den Beschäftigten“. Wörtlich sagte er: „Taktische Drohungen sind nicht geeignet, um sachorientierte Lösungen zu finden. Die Vorrangstellung des Menschen vor profitorientiertem Denken ist eine Forderung, die jedem Menschen zuzusprechen ist. Jeder Mensch verdient mehr Würde als das Geld, das er verdient.“ Kolping werde deswegen heute „mehr gebraucht denn je. Die Kolpingsfamilie hat einen wichtigen Platz im Bistum Mainz.“ Er dankte den Mitgliedern des Verbandes für deren Einsatz. 

Der Bundespräses des Kolpingverbandes, Alois Schröder, rief die Delegierten dazu auf, sich immer wieder neu an Adolf Kolping zu orientieren. „Wir müssen seinen Geist und sein Charisma erkennen und uns daran ausrichten. Wir wären nicht mehr Kolping, wenn wir uns nicht von seinen Zielen und Ideen leiten ließen.“ Die pastorale Arbeit des Kolpingwerkes könne ohne die soziale Dimension nicht auskommen. Schröder hielt ein Kurzreferat zum Thema „Kolpingsfamilie: ihre pastorale Aufgabe und soziale Verantwortung“. Im Verlauf der Diözesanversammlung sei deutlich geworden, „dass der Diözesanverband Mainz in Fragen der sozialen Verantwortung gut positioniert ist“, sagte Schröder. „Ich bin tief beeindruckt von der Arbeit, die hier geleistet wird.“ 

„Die Kolpingsfamilie bei uns in Ober-Roden ist schon immer eine gestaltende Kraft gewesen“, sagte Alfons Maurer, Bürgermeister von Rödermark, in seinem Grußwort. Die erst 1977 gebildete Stadt Rödermark „wäre heute nicht das, was sie geworden ist, wenn es nicht die Kolpingsfamilie mit ihrem großen kommunalpolitischen Engagement gegeben hätte“. Allerdings beobachte er, dass die Unterstützung in diesem Bereich etwas nachlasse. Deshalb ermutigte er die Delegierten, gerade im kommunalpolitischen Bereich für die Zukunft einen Schwerpunkt zu setzen. Die Wahl von Ober-Roden als Ort für die diesjährige Diözesanversammlung gebe dem Jubiläumsjahr der örtlichen Kolpingsfamilie „einen würdigen Abschluss“, sagte Klaus Büttner, Vorsitzender der Kolpingsfamilie Ober-Roden, die in diesem Jahr ihr 50-jähriges Bestehen feiert. 

Bei der Diözesanversammlung standen auch die Wahlen für die Referatsleiter des Diözesanverbandes an. Gewählt wurden: Ursula Paul, Eppertshausen (Referat „Mädchen und Frauen“), Marlis Flachs, Hirschhorn (Referat „Senioren“), Herbert Barth, Heppenheim (Referat „Arbeit und Soziales“), Matthias Adler, Groß-Zimmern (Referat „Internationale Partnerschaft“), und Wigbert Nophut, Herbstein (Referat „Koordination Diözesanverband, Aktionen und Projekte“). 

Vier Kolpingsfamilien erhielten den „Goldenen Schuh“

Für vorbildlichen Einsatz im Sinne Adolf Kolpings wurden vier Projekte aus dem Bistum mit dem „Goldenen Schuh“, dem Ehrenpreis des Diözesanverbandes, geehrt. Ausgezeichnet wurden die Kolpingsfamilien aus Hanau-Steinheim, Gießen, Mörlenbach und Jügesheim. Geehrt wurden außerdem sechs Mitglieder des Diözesanvorstandes, die aus dem Gremium ausgeschieden sind: Hermann Krückel, Nauheim; Horst Schaab, Rimbach; Alexander Schulte-Sasse, Neu-Isenburg; Andrea Schulte-Sasse, Neu-Isenburg; Hubert Straub, Herbstein, und Anton Werner, Hainburg. 

Der Diözesanverband des Kolpingwerkes im Bistum Mainz hat rund 6.300 Mitglieder, die in 78 Kolpingsfamilien organisiert sind. In etwa 20 Kolpingsfamilien gibt es eine Kolpingjugend mit insgesamt rund 700 Mitgliedern. Über 60 Prozent der Verbandsmitglieder sind älter als 58 Jahre. Weltweit sind im Kolpingwerk in 57 Ländern rund 500.000 Menschen engagiert, davon etwa 280.000 in Deutschland. 

tob (MBN)

 

Den Sinn einer Ehe neu entdecken

Studientag über Rahmenbedingungen für Ehe und Familie im Erbacher Hof

Mainz. „Es ist eine wichtige und zentrale Aufgabe der Kirche, für das Gelingen und das Verständnis von Ehe und Familie einzustehen.“ Das sagte der Bischof von Mainz, Kardinal Karl Lehmann, am Montag, 11. Oktober, bei einem Studientag des Familienbundes der Katholiken, Landesverband Hessen, im Erbacher Hof, der Akademie des Bistums Mainz. Der Studientag stand unter dem Leitwort „... damit die Liebe bleibt. Rahmenbedingungen für gelingende Partnerschaft in Ehe und Familie“. 

Weiter führte der Kardinal aus, dass es in der deutschen Gesellschaft zu einer Pluralität der Familienformen gekommen sei; der Familienbegriff sei offener, aber auch unbestimmter geworden. Die Öffnung des Begriffs „Familie“ führte Lehmann auf das zurück, was mit dem Schlagwort „Modernisierung“ bezeichnet werde. Dazu gehörten Phänomene wie u.a. Verstädterung, erhöhte Mobilität, gestiegene Kommunikationsmöglichkeiten sowie die Entkopplung von Ehe und Sexualität. Dies werde gefeiert als die „Freiheit des Menschen“, der befreit von moralischen Zwängen nicht mehr in Gemeinschaften wie der Ehe leben wolle, sondern so, wie es ihm persönlich am ehesten zusage. Ausdrücklich kritisierte der Kardinal das Lebenspartnerschaftsgesetz, das eventuell durch die Möglichkeit der Adoption erweitert werden soll. Nach Meinung Lehmanns höhle dies das Grundgesetz aus, welches Ehe und Familie unter besonderen Schutz stelle. 

Trotzdem sei vor allem bei jüngeren Menschen zu beobachten, dass für sie die traditionelle Familie weiterhin die bevorzugte Form der Partnerschaft ist, eine Gemeinschaft also, die auf Liebe und Treue, auf verlässlichem Glück beruhe. In der verwirrenden Vielfalt der Lebenswirklichkeiten sei es deswegen wichtig, Orientierung anzubieten. Solch eine Orientierung sei das christliche Verständnis von Ehe, das der Kardinal als Leitbild bezeichnete. Nach christlichem Verständnis sei die Ehe auf Dauer angelegt und stehe unter dem Segen Gottes. Dieses Leitbild sei allerdings nicht als fertiges Modell von Ehe zu verstehen, sondern müsse von den Ehepartnern angenommen und mit Leben erfüllt werden. Allerdings erlebten junge Menschen in der heutigen Zeit oft genug das Scheitern einer Ehe, weswegen ihnen oft der Mut fehle, selber eine Ehe einzugehen. Das stelle das Leitbild aber grundsätzlich nicht in Frage, es gebe zahlreiche gelungene Ehen. Allerdings müsse jede Generation den Sinn einer christlich gelebten Ehe neu für sich entdecken. 

Auch Professor Hubertus Brantzen, Leiter der Akademie für Ehe und Familie Mainz, rief in seinem Statement „Ehebegleitung als pastorale Herausforderung“ dazu auf, die positiven Erfahrungen einer Ehe weiterzugeben. „Betreiben Sie echte Lobbyarbeit für Ehe und Familie“, sagte er und forderte dazu auf, Initiativen, die sich für Ehe und Familie einsetzen, zu unterstützen. Zudem wies der Pastoraltheologe darauf hin, dass es heutzutage in der seelsorgerischen Betreuung von Ehen nicht nur auf die Ehevorbereitung ankomme. Wichtig sei es, eine Partnerschaft bis zum Alter zu betreuen, da sie sich in jeder Lebensphase neuen Herausforderungen zu stellen habe. 

Nachdrücklich forderte Ingrid Jost, Leiterin der Ehe-, Familien- und Lebensberatungsstelle des Caritasverbandes Offenbach, die Erhaltung der Eheberatung durch die Kirche. „Die Kirche ist die einzige Instanz, der die Ehe wichtig ist. Der Staat interessiert sich nicht für sie, und sie steht auch nicht mehr unter seinem besonderen Schutz“, sagte die Diplom-Psychologin. Sollte sich die Kirche aus der Beratung zurückziehen, werde es kein Angebot mehr für Hilfe Suchende geben. Eheberatung habe zudem eine präventive Bedeutung, die Männer und Frauen nicht nur in Zeiten akuter Krisen begleiten will. Als Beispiel nannte Jost das Kommunikationstraining für Paare, damit diese lernten, sich richtig auseinander zu setzen. 

Auch Christa Licharz-Lichtenthäler vom Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK) rief dazu auf, Kindergärten, Ehe- und Familienberatung und Familienbildungsstätten zu erhalten. Zudem forderte sie von Seiten der Wirtschaft eine flexiblere Arbeitszeitregelung, damit Familie und Beruf besser zu vereinbaren seien. „Eine Gesellschaft, die keine Zeit mehr hat für Kinder, Partnerschaften und Ältere, hat sich selber aufgegeben“, sagte Licharz-Lichtenthäler. Dr. Markus Warnke, Bundesgeschäftsführer des Familienbunds der Katholiken aus Berlin, wies darauf hin, dass es um die Ehe so schlecht gar nicht bestellt sei, da in Deutschland die Hälfte der Bevölkerung in einer Ehe lebe. Gleichzeitig kritisierte er bei den Gesetzentwürfen zur Ganztagbetreuung von Kindern, dass die Politik mehr und mehr von einem Familienleitbild ausgehe, in dem Mütter und Väter erwerbstätig seien. Arbeit in der Familie werde gegenüber Erwerbsarbeit nicht als gleichwertig angesehen. 

Forderungen an die Pastoral

Am Nachmittag des Studientages wurden verschiedene Projekte aus der Beraterpraxis vorgestellt, woraus sich für die Teilnehmer Forderungen an die Pastoral ergaben. Neben speziellen Events, die Ehe und Partnerschaft thematisieren, sollte auch auf bereits bestehende Angebote von Kirchengemeinden (thematische Gottesdienste, Segnungsfeiern) zurückgriffen werden. Auch die Zusammenarbeit mit Kindergärten, Jugendgruppen und Jugendbildungseinrichtungen gelte es zu verstärken. Darüber hinaus wurde der Gesetzgeber aufgefordert, die professionelle Begleitung von Ehepaaren zu fördern. 

am (MBN)

 

Kardinal Karl Lehmann segnete neues SWR-Verwaltungsgebäude

Das neue „Haus am Tor“ auf dem Mainzer Hartenberg bietet Platz für rund 350 Mitarbeiter

Mainz. Kardinal Karl Lehmann und der evangelische Kirchenpräsident Eberhard Cherdron, Speyer, haben am Freitag, 8. Oktober, im Beisein von SWR-Intendant Peter Voß das neue Verwaltungsgebäude des SWR gesegnet. Das Gebäude auf dem Mainzer Hartenberg, das den Namen „Haus am Tor“ erhalten hat, bietet 350 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern Platz und kostete rund 18 Millionen Euro. Es liegt gegenüber dem SWR-Funkhaus und ist mit diesem über eine Brücke verbunden. In dem Neubau haben unter anderem Teile der Chefredaktion, der Verwaltung und des Justiziariats eine neue Bleibe gefunden. Auch einige Redaktionen sind hier jetzt untergebracht, so beispielsweise die Online-Angebote von SWR und ARD. Derzeit wird in dem neuen Gebäude eine Ausstellung über die Geschichte des Rundfunks gezeigt, im Sommer nächsten Jahres ist eine Kinoreihe geplant. 

am (MBN)

  

Geburtstagsfeier mit ungeahnter Überraschung

St. Marien-Schule ist 145 Jahre statt 150 Jahre alt / Festgottesdienst mit Kardinal Lehmann

Alzey. Nachdem vor Jahresfrist die St. Marienschule für alle überraschend wegen der schwierigen Finanzlage des Bistums Mainz - wie schon mehrmals in ihrer Geschichte - von der Schließung bedroht war, erlebte die Jubilarin in den Sommermonaten eine weitere Überraschung, die man gemeinhin im menschlichen Bereich nicht ungern hört: Sie ist fünf Jahre jünger als gedacht. Nachforschungen des Dezernates Schulen und Hochschulen im Bischöflichen Ordinariat für eine Festschrift belegen eindeutig: Die St. Marien-Schule ist erst 145 Jahre alt. Authentische Dokumente im Mainzer Dom- und Diözesanarchiv aus der Gründerzeit der Schule beweisen dies. Die folgende kurze Chronologie will ein wenig Licht in die „Entstehungsgeschichte“ des falschen Jubiläums bringen, dass bei vielen einen gewaltigen Schrecken hervorrief: Waren doch bereits viele Vorbereitungen angelaufen, Termine festgelegt und auch schon veröffentlicht. 

Tatsächlich musste zunächst vom Jahr 1854 als Gründungsjahr ausgegangen werden, da die in der Schule vorliegende Chronik und andere Publikationen diese Jahreszahl nennen. Darüber hinaus berichtet ein im katholischen Pfarramt Alzey geführtes Jahrbuch von der Feier des 100. Geburtstages im Jahr 1954. Dieses Ereignis dürfte sicher noch im Bewusstsein vieler Alzeyer Bürger und vielleicht damaliger Schüler haften geblieben sein. Ein weiterer Grund, weshalb selbstverständlich in diesem Jahr der 150. Geburtstag erwartet wurde. 

Belegt sind dagegen folgende Daten:

  • Ende 1858 (exaktes Datum fehlt): Antrag auf Konzession für die beabsichtigte Errichtung einer „Privaten Erziehungsanstalt für Mädchen“ bei der Großherzoglichen Ober-Studiendirektion in Darmstadt durch die Oberin der Englischen Fräulein in Mainz.
  • 28. März 1859: Genehmigung des Antrags durch diese Behörde.
  • 27. Juni 1859: Vermietung der Ökonomiegebäude des Alzeyer Pfarrhauses an die Englischen Fräulein zum Zwecke der Errichtung einer katholischen Privatschule.
  • 18. August 1859: Oberin Johanna Heinrich von den Englischen Fräulein eröffnet „eine höhere Lehr- und Erziehungsanstalt sowie eine Elementarschule für katholische Mädchen“ in Alzey.

Wenngleich das angenommene Gründungsdatum dadurch also widerlegt ist, konnte das Dezernat Schulen und Hochschulen keine Hinweise darauf finden, wie es zu dieser abweichenden Datierung kam und muss sich daher auf Vermutungen stützen. Möglicherweise handelt es sich um einen Abschreibefehler oder einen Zahlendreher von 9 nach 4. Den damaligen Chronisten kann man dazu nicht mehr befragen. 

Nach vielen Überlegungen sahen die Verantwortlichen dennoch gute Gründe zur Freude und zum Feiern. Auch 145 Jahre sind ein höchst erfreuliches Alter für eine Schule, deren Existenzfähigkeit oft in Frage gestellt wurde, die aber dennoch oder vielleicht gerade deswegen zum Herzstück der Stadt Alzey gehört. Dies dokumentierte sich in den letzten Monaten in dem hohen ideellen und finanziellen Engagement der Schulgemeinschaft und vieler Bürgerinnen und Bürger von Alzey und Umgebung. 

Einer der Höhepunkte des Jubiläumsjahres wird der Festgottesdienst sein, den der Mainzer Bischof, Kardinal Karl Lehmann, am Freitag, 15. Oktober, um 17.00 Uhr in der katholischen Pfarrkirche St. Joseph in Alzey feiern wird. Dazu sind die Eltern, Schülerinnen und Schüler, Ehemalige sowie die gesamte katholische Gemeinde herzlich eingeladen. 

hgo (MBN)

 

„Alles hat seine Zeit“

Katholische Kirche in Mainz unterstützt Initiative gegen vorweihnachtliche Dekoration

Mainz. „Die Adventszeit verliert an Bedeutung und Sinn, wenn wir ihr keinen festen Rahmen mehr geben und die Vorbereitung auf Weihnachten schon Wochen und Monate vorher beginnt.“ Das sagte Pfarrer Michael Baunacke, Mitarbeiter in der Mainzer City-Seelsorge, anlässlich der Vorstellung der Plakataktion „Alles hat seine Zeit – Weihnachten beginnt erst im Advent“ am Freitag, 8. Oktober, in Mainz. Mit der Initiative wenden sich die Stadt Mainz, der Mainzer Einzelhandel, die Industrie- und Handelskammer (IHK), unterstützt von der katholischen und evangelischen Kirche in Mainz, gegen eine verfrühte weihnachtliche Dekoration der Geschäfte und Straßen, wie sie zunehmend bereits im Spätsommer anzutreffen ist. 

Baunacke betonte, dass es nahezu unmöglich werde, sich wegen einer Adventszeit, die statt im Dezember bereits im September beginne, auf Weihnachten zu freuen. Die Impulse, die von den vier Wochen vor dem Fest der Geburt Jesu ausgingen, verflachten immer mehr. „Wir geben so die letzten Höhepunkte auf, wenn das Jahr zu einem ,alles ist immer’ verkommt. Wir berauben uns der Chancen, die in einem Fest wie Weihnachten liegen“, sagte er. Baunacke erinnerte auch an den Ursprung der Geschenke zum Weihnachtsfest: „Weil Gott den Menschen seinen Sohn geschenkt und ihnen damit den Weg zum wahren Glück eröffnet hat, beschenken auch wir einander.“ 

Der evangelische Dekan Jens Böhm unterstrich, dass Lebens- und Jahresrhythmen Veränderungen unterlägen, die Menschen gleichzeitig aber Orientierung suchten. „Es ist unsere Aufgabe, als Evangelische Kirche darauf zu achten, dass der Rummel und die materielle Zerstreuung nicht das eigentliche Fest und die Adventszeit verschwinden lassen“, erklärte Böhm. 

Die Stadt Mainz als ein Träger der Aktion verpflichtet sich, erst Mitte November, nach dem Fest Christkönig und dem damit verbundenen Ende des Kirchenjahres, die Stadt vorweihnachtlich zu schmücken. Auch Einzelhandelsgeschäfte, die die Initiative unterstützen und ein Aktionsplakat aushängen, wollen sich dem anschließen. „Wir freuen uns über jeden Ladenbesitzer, der unsere Initiative mitträgt“, sagte der Mainzer City-Manager Klaus Hammer. 

Der Oberbürgermeister von Mainz, Jens Beutel, ist sich im Klaren darüber, dass man keinen Einfluss darauf haben könne, ob die Einzelhandelsketten Lebkuchen und Spekulatius schon nach den Sommerferien ins Sortiment nähmen. Doch Beutel ist sich sicher, dass die Aktion dazu beitragen kann, das Besondere an der Weihnachtszeit ein wenig zu bewahren. 

am (MBN)

 

„Wir wollen die Kinder glücklich sehen“

Schwester Hanane Youssef aus Beirut war Missio-Gast im Bistum Mainz

Mainz. „Christliche Solidarität endet nicht an den Grenzen der christlichen Gemeinschaft“, lautete die Botschaft von Schwester Hanane Youssef aus Beirut/Libanon bei einem Besuch im Bischöflichen Ordinariat in Mainz am Donnerstag, 7. Oktober. Neben dem Einsatz für soziale Gerechtigkeit gehe es ihr vor allem darum, den interreligiösen Dialog mit dem Islam zu fördern. Ihr Orden, die Schwestern vom Guten Hirten, haben sich in besonderer Weise der Sorge um junge Frauen und Kinder verschrieben. Hanane Youssef war vom 29. September bis 13. Oktober Missio-Gast im Bistum Mainz. Die diesjährige Aktion des Hilfswerkes steht unter dem Motto: „Missionarisch leben - Begegnung wagen“. Der Monat der Weltmission, den die katholische Kirche weltweit im Oktober feiert, endet in allen deutschen Diözesen mit Gottesdiensten am Sonntag der Weltmission, 24. Oktober. Dabei findet auch die Abschluss-kollekte für die Arbeit von Missio statt. 

Ein Schwerpunkt ihrer Tätigkeit ist ein soziales Hilfe- und Lernzentrum in einem Beiruter Elendsviertel, in dem überwiegend Muslime leben. Dort bietet Youssef mit zwei Mitschwestern und vier Erziehern unter anderem Hausaufgabenhilfe an, um die Kinder von der Straße zu holen. Ihr Ziel sei es, den vor allem muslimischen Kindern eine Grundausbildung zu geben, die ihnen Chancen in der Gesellschaft eröffne. Sie wies darauf hin, dass es neben ihrem Orden nur noch die Kleinen Schwestern Jesu gebe, die sich in dieser Weise in einem muslimischen Umfeld engagierten. 

Im Jahr 1998 sei sie von ihrem Orden zusammen mit zwei weiteren Schwestern mit dieser Aufgabe in dem Elendsviertel im Norden von Beirut beauftragt worden. Viele der 30.000 Einwohner des Stadtviertels seien nicht in der Lage, ihre Grundbedürfnisse zu befriedigen. Alkoholismus, Drogenmissbrauch und Kriminalität seien Alltag in ihrem Viertel, berichtete Schwester Hanane. Auch die medizinische Versorgung sei schlecht. Eine wichtige Aufgabe sieht sie darin, den Kindern des Viertels die gleichen Chancen zu ermöglichen, wie allen anderen auch. Die Kinder sollen in einem gesunden und gewaltfreien Umfeld groß werden. „Wir wollen die Kinder glücklich sehen. Wir streben nicht danach, muslimische Kinder zu taufen. Wir wollen mit unserer Arbeit ein Zeugnis vom friedlichen Zusammenleben von Muslimen und Christen geben. Die Liebe, die wir ihnen zukommen lassen, lässt das Vertrauen in den Kindern wachsen.“ 

Mit Spenden ermöglicht die Gemeinschaft vielen Kindern den Schulbesuch. In dem Viertel selbst gebe es keine einzige Schule. Oft müssten die Kinder die Schule bereits mit 13 Jahren verlassen, um zu arbeiten. An den Samstagen bieten die Schwestern regelmäßig Freizeitangebote für die Kinder, damit diese wenigstens für einen Tag in der Woche aus ihrer bedrückenden Alltagssituation herauskommen können. Ein weiteres Arbeitsfeld ist die Sorge um junge Frauen, die von ihren Männern verlassen wurden. „Sie besitzen in der Gesellschaft keinen sozialen Status mehr.“ Der Orden biete ihnen zinslose Kredite an, mit denen sie sich selbständig machen können, um so wirtschaftlich unabhängig zu werden. 

Der Staat sei fast überhaupt nicht in der Lage, Sozialarbeit im Libanon zu finanzieren. Deswegen sei man vor allem auf die Weltkirche zur Finanzierung der Arbeit angewiesen. Es fehle vor allem an Nahrungsmitteln und medizinischer Versorgung. Spenden erhalte sie bisher von einigen christlichen und muslimischen Familien in Beirut und einem kleinen Unterstützer-Netzwerk in Frankreich. Aber auch freiwillige Helfer zur Unterstützung der Schwestern seien schwer zu gewinnen. Darüber hinaus vermittle der Orden auch Partnerschaften westlicher Schulen zur Unterstützung von Schulen im Libanon. Youssef wies darauf hin, dass rund 90 Prozent der Schulen im Libanon von Ordensgemeinschaften geführt werden. 

Missio wolle mit der diesjährigen Aktion den Dialog mit dem Islam in den Mittelpunkt stellen, erläuterte Peter Schönhöffer, Missio-Referent des Bistums Mainz. „Deshalb hat das Hilfswerk gezielt nach Ordensgemeinschaften gesucht, bei denen dieser Dialog mit dem Islam besonders gepflegt wird und diese nach Deutschland eingeladen.“ 

tob (MBN)

 

„Folgt dem Stern und kommt nach Köln“

Pfarrbriefbeilage von www.pfarrbriefservice.de und dem Weltjugendtagsbüro

Köln/Knetzgau. Unter dem Motto „Folgt dem Stern und kommt nach Köln“ hat www.pfarrbriefservice.de gemeinsam mit dem Weltjugendtagsbüro eine vierfarbige Pfarrbriefbeilage erstellt. Den Pfarrbriefredaktionen soll so ein Werbemittel zum Großereignis Weltjugendtag für die Advents- oder Weihnachtsausgabe zur Verfügung gestellt werden. Die Beilage, die vom Bonifatiuswerk in Paderborn und der Bruderhilfe Kassel unterstützt wird, kann kostenlos ab einer Stückzahl von 50 Exemplaren bestellt werden. Unter der Internet-adresse www.pfarrbriefservice.de/wjt2005beilage steht ein Ansichtsexemplar zum Download bereit. Der Versand beginnt Mitte Oktober, die Beilage wird innerhalb von zehn Werktagen kostenlos zugesandt. 

Hinweis: Die Pfarrbriefbeilage kann unter http://www.pfarrbriefservice.de/wjt2005beilage bestellt werden. Die Infohotline zu diesem Projekt ist unter Tel.: 09527/810738 erreichbar. Interessenten ohne Internetzugang können sich ein Bestellformular unter Tel.: 09527/810737 abrufen. Bestellungen per Fax sind unter Tel.: 09527/810736 möglich.

am (MBN)

 

25 Jahre Pfarrer-Landvogt-Hilfe in Mainz

Kardinal Lehmann würdigte engagierten Einsatz für Menschen ohne Wohnung und Obdach

Mainz. Bei einer Feierstunde im Haus am Dom haben der Bischof von Mainz, Kardinal Karl Lehmann, und der Mainzer Oberbürgermeister Jens Beutel das Engagement der Pfarrer-Landvogt-Hilfe gewürdigt. Guido Meudt, von Beginn an erster Vorsitzender des Vereins, legte eine beeindruckende Bilanz vor: Die Tee- und Wärmestube des Vereins zählte in den 25 Jahren über 350.000 Besuche; in der Notübernachtung fanden mehr als 50.000 Übernachtungen statt; 32.000 Stunden war die Teestube geöffnet und 3.000 Stunden ein Kleider- und Möbellager. Insgesamt sind von ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern über 130.000 Stunden geleistet worden. Im vergangenen Jahr waren rund 50 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ehrenamtlich für arme und obdachlose Menschen im Einsatz; im Schnitt wurden 100 Stunden pro Mitarbeiter im Jahr eingebracht. 

Aus einem Meditations- und Gebetskreis heraus ist vor 25 Jahren in Mainz die Pfarrer-Landvogt-Hilfe entstanden, die sich seitdem ehrenamtlich für arme und obdachlose Menschen engagiert. Benannt hat sich der Verein nach Franz Adam Landvogt, von 1928 bis 1953 Pfarrer in Mainz, der durch seine selbstlose und zupackend-helfende Lebensweise noch heute älteren Mainzern ein Begriff ist und dessen 50. Todestag 2003 begangen wurde. 

Eine Ausstellung im vergangenen Jahr habe deutlich gemacht, wie der aus Rockenberg/Wetterau stammende Pfarrer Landvogt den Armen ein Vater gewesen sei, sagte Kardinal Karl Lehmann. Er habe in der von hoher Arbeitslosigkeit geprägten Zeit nach 1928 vielen Menschen geholfen, nicht zu verzweifeln. Obwohl er wiederholt selbst sein Pfarrhaus und seine Wohnung verloren habe, habe er in den Bombennächten des Zweiten Weltkrieges unermüdlich die Menschen inmitten der brennenden Straßen zu trösten versucht. Auch nach seinem Tod habe er noch einiges ausgelöst, wie sich nicht zuletzt in der Pfarrer-Landvogt-Hilfe zeige, sagte der Kardinal. 

Ein „Zeichen gegen soziale Kälte und für Menschlichkeit“ nannte der Mainzer Oberbürgermeister Jens Beutel den Einsatz der Pfarrer-Landvogt-Hilfe. Er würdigte, dass die Pfarrer-Landvogt-Hilfe ihr Engagement ehrenamtlich erbringe. „Wir als Stadt könnten das nicht leisten“, bekannte er offen. Beutel versicherte, die Stadt werde die Zuwendungen, mit der sie bisher das Engagement der Pfarrer-Landvogt-Hilfe unterstützt habe, weiterhin erbringen. Dank der Pfarrer-Landvogt-Hilfe habe Mainz das am besten ausgebaute Hilfenetz für obdachlose Menschen im ganzen Rhein-Main-Gebiet. 

Guido Meudt erklärte, was es für einen Menschen bedeutet, ohne Wohnung und ohne Obdach zu sein: Ein Obdachloser habe keinen Schutz vor den Unbilden der Natur, ist Tag und Nacht dem Wetter, Wind, Regen und Kälte ausgesetzt, ohne sich in einen beschützenden Raum zurückziehen zu können. Eine Wohnung sei ein Ort, in den man sich zurückziehen und frei entfalten könne und der Geborgenheit gebe. Darauf müsse ein Obdachloser verzichten. „Die Welt hat sich seit Gründung der Pfarrer-Landvogt-Hilfe vor 25 Jahren verändert - Obdachlosigkeit ist dabei schlimmer geworden“, sagte Meudt. 

Hinweis: Pfarrer-Landvogt-Hilfe e. V., Dagobertstraße 20a, 55116 Mainz, Tel. 06131/224422, E-Mail: plh@plh.de, Internet: http://www.plh.de

jow (MBN)

 

Vorschau

Hilfe für Alina (12.11.)

Katholische Hochschulgemeinde unterstützt Typisierungsaktion für die junge Mainzerin

 Mainz. Die Katholische Hochschulgemeinde (KHG) unterstützt die Typisierungsaktion „Hilfe für Alina und andere“ am Freitag, 12. November, in Mainz. Die elfjährige Alina gehört mit ihren Eltern und Geschwistern zur KHG, der Kirche an der Mainzer Universität und den Fachhochschulen. Im August ist Alina zum dritten Mal an einer besonders aggressiven Form von Blutkrebs erkrankt. Sie hat nur mit einer erfolgreichen Stammzellentransplantation eine Chance zu überleben. 

Einen geeigneten Stammzellenspender für einen Patienten zu finden, ist sehr schwer, da die Gewebemerkmale beider möglichst vollständig übereinstimmen müssen. Aussicht besteht nur, wenn sich möglichst viele potenzielle Spender typisieren lassen, das heißt, ihre Gewebemerkmale anhand einer kleinen Blutprobe bestimmen lassen. Diese Untersuchung übernimmt die gemeinnützige Gesellschaft Deutsche Knochenmarkspenderdatei (DKMS). Dort sind bereits über eine Million Menschen registriert. 

Die DKMS organisiert unter dem Projektnamen „Hilfe für Alina und andere“ am Freitag, 12. November, eine Typisierungsaktion in Mainz. Jeder, der Alina und anderen Leukämiepatienten helfen will, einen passenden Spender zu finden, sollte sich zwischen 13.30 und 20.00 Uhr im Gutenberg-Gymnasium, An der Philippsschanze 5, registrieren und von ehrenamtlichen Helfern des Malteser-Hilfsdienstes eine kleine Blutprobe abnehmen lassen.