Mainzer Bistumsnachrichten Nr. 10

13. März 2003

Datum:
Do. 13. März 2003
Von:
MBN

Bischöfliche Pressestelle Mainz, Leiter: Jürgen Strickstrock, Bischofsplatz 2, 55116 Mainz, Postanschrift: Postfach 1560, 55005 Mainz, Tel. 06131/253-128 oder 129, Fax 06131/253-402. 
E-Mail: pressestelle@bistum-mainz.de

Berichte 

  • Bundesweite Eröffnung der 45. Misereor-Fastenaktion im Mainzer Dom (9.3.) 
  • Misereor-Fastenaktion im Mainzer Dom eröffnet 
  • Kardinal Lehmann ruft zur Unterstützung der Misereor-Fastenaktion auf 
  • „Kleine Wunder der Hoffnung" im Kampf gegen AIDS 
  • Klaus Töpfer: „Nachhaltige Entwicklung ist vorbeugende Friedenspolitik" 
  • Misereor und BDKJ: „Hände weg vom grünen Gold!" 
  • Ökumenisches Friedensgebet montags in Mainz 
  • Vielstimmiger Dank an Pfarrer i.R. Msgr. Klaus Mayer 
  • Orgelkonzert zur Fastenzeit zeichnet Weg der Nachfolge Christi 
  • Häftlinge als Kunstschaffende - Beitrag zu einem humanen Strafvollzug

Vorschau 

  • Erstes “Heppenheimer Forum 24” zur “Solidarität” (14./15.3.)
Berichte 

Bundesweite Eröffnung der 45. Misereor-Fastenaktion im Mainzer Dom (9.3.)

Kardinal Lehmann lädt die Bevölkerung zum Gottesdienst und zur Auftaktveranstaltung mit Klaus Töpfer und Ministerin Heidemarie Wieczorek-Zeul im Frankfurter Hof ein (8.3.) 

Mainz. Die 45. Misereor-Fastenaktion wird am Sonntag, 9. März, um 10.00 Uhr bundesweit mit einem Festgottesdienst im Mainzer Dom durch den Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz und Mainzer Bischof, Kardinal Karl Lehmann, und den Hauptgeschäftsführer des Bischöflichen Hilfswerkes Misereor, Prälat Josef Sayer, Aachen, eröffnet. Bereits am Samstag, 8. März, findet um 14.00 Uhr im Frankfurter Hof in Mainz die Auftaktveranstaltung der diesjährigen Fastenaktion mit dem Leitwort „Wem gehört die Welt?" statt. Dabei werden Kardinal Lehmann, Professor Klaus Töpfer, Exekutivdirektor des UN-Umweltprogramms, und Heidemarie Wieczorek-Zeul, Bundesministerin für wirtschaftliche Entwicklung und Zusammenarbeit, sowie Bischöfe aus Bolivien, den Philippinen und Südafrika und weitere Gäste aus der Einen Welt in einem bunten Programm mitwirken, mit dabei auch das Sam Tshabalaa-Quartett aus Südafrika.. Zu beiden Veranstaltungen laden Kardinal Lehmann und Prälat Sayer die Bevölkerung nochmals herzlich ein. Auch im Frankfurter Hof sind noch genügend Plätze für Interessierte vorhanden.

Sk (MBN)

 

Misereor-Fastenaktion im Mainzer Dom eröffnet 

Lehmann: Die Güter von Gottes Schöpfung müssen allen Menschen zugänglich sein 

Mainz. Mit einem festlichen Gottesdienst im Mainzer Dom mit dem Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Karl Lehmann, und Bischöfen aus Afrika, Asien und Lateinamerika, wurde am Sonntag, 9. März, die 45. Misereor-Fastenaktion gegen Hunger und Krankheit in der Welt eröffnet. Sie steht unter dem Leitwort „Wem gehört die Welt?" Dazu erklärte Lehmann, es sei in diesem Jahr keine These sondern eine „denkwürdige Leitfrage, die aufrütteln soll".

In seiner Predigt im voll besetzten Dom betonte der Kardinal, die Grundantwort sei klar: „Die Welt gehört Gott, nicht einfach den Menschen." Dem Menschen sei die Erde anvertraut, gleichsam ausgeliehen, zur Verfügung gestellt, aber nicht zur beliebigen Verwendung. „Deshalb müssen wir immer auch in die Zukunft blicken und uns fragen, ob wir die Welt bloß für unsere Bedürfnisse, für den reichen orden der Welt, für unsere Generation ausnützen und verbrauchen, ob wir immer auch schon im Blick auf die ganze Welt und auf die kommenden Generationen wirklich weltweit solidarisch denken." Es gehe immer um die ganze Erde, alle Menschen und alle Völker, jetzt und in Zukunft, bekräftigte er.

Wenn die Welt wirklich von Gott her allen Menschen geschenkt ist, dann könnte „Globalisierung" auch etwas Gutes sein, stellte Kardinal Lehmann fest. Dann könne sie bedeuten, „dass unsere Lebenschancen besser auch anderen Menschen zuteil werden, die sie bisher entbehren müssen". Wenn jedoch den Entwicklungsländern die Möglichkeit der freien Nutzung ihrer natürlichen Ressourcen entzogen werde, zum Beispiel durch Biopatente, dann könne Globalisierung sich verkehren, mahnte er.

Darum sei es im Geist der Bibel konsequent, dass die gesamte Menschheit sich die Lebenschancen der Erde teilen müsse. Nur so gebe es eine ungeteilte Solidarität zwischen Arm und Reich. Nur so könne Gottes Schöpfungsauftrag an die Menschen, über die Welt zu herrschen, erfüllt werden. Dieses Herrschen dürfe nicht Gewalttätigkeit und Willkür, Rücksichtslosigkeit und Eigensinn beinhalten, sondern bedeute Fürsorge für alle Lebewesen im selben Lebensraum. Denn Gott überlasse den Reichtum der Welt allen Geschöpfen.

Der Direktor des Bischöflichen Hilfswerks Misereor, Prälat Prof. Dr. Josef Sayer, Aachen, erklärte am Ende des Gottesdienstes die Misereor-Aktion für eröffnet und rief dazu auf, das Leitwort als Auftrag in die Familien, an den Arbeitsplatz und in die Gemeinden zu bringen. Misereor werde vom Engagement sehr vieler Menschen getragen. Alle sollten sich als Mitglieder einer „Verantwortungsgemeinschaft" verstehen. Denn es gehe um den gerechten Zugang zu den Gütern der Welt für alle. Dies umfasse den Zugang zu fruchtbarem Land, Trinkwasser, Gesundheitsversorgung und Medikamenten, die Teilhabe an den sozialen, kulturellen, wirtschaftlichen und politischen Menschenrechten, das Leben in Unversehrtheit und den Schutz vor Krieg. Misereor rufe mit seinem Leitwort dazu auf, Botschafter des Friedens und der Versöhnung zu werden. Als Zeichen dafür verteilten Kinder nach dem Gottesdienst Ölzweige an alle Teilnehmer.

Zu den Konzelebranten des Festgottesdienstes gehörten neben Kardinal Lehmann und Sayer die Bischöfe Antonio Ledesma SJ, Philippinen, Kevin Dowling, Südafrika, und Alvaro Ramazzini, Guatemala, der Mainzer Generalvikar Dr. Werner Guballa, Seelsorgeamtsleiter Domkapitular Heinz Heckwolf und Diözesan-jugendseelsorger Hubert Hilsbos. Durch die Teilnehmer wie durch die musikalische Gestaltung mit Musikern aus Deutschland und Afrika wurde deutlich, dass Misereor im Namen der Einen Welt handelt. Mitwirkende waren Chöre aus Seligenstadt unter Leitung von Regionalkantor Thomas Gabriel, eine afrikanische Trommlergruppe unter Leitung von Djamba Olamba Oleko, Kinder der Mainzer Martinusschule Weißliliengasse unter Leitung von Gaby Wagner und Domorganist Albert Schönberger. Kardinal Lehmann dankte allen Mitwirkenden, dass der Gottesdienst zu einer außergewöhnlichen Feier des Glaubens für das Leben der Welt werden konnte.

Eindrucksvolles Zeugnis der Weltkirche 

Die Vielgestaltigkeit der Kirche in der Einen Welt war schon bei der Auftaktveranstaltung am Vortag im Frankfurter Hof eindrucksvoll sichtbar geworden. Dies wurde bei einem abschließenden Empfang nach dem Gottesdienst im Erbacher Hof nochmals bekräftigt. Auch hier wurde Weltkirche sichtbar und hörbar, als Prälat Sayer allen Mitwirkenden, vor allem den ausländischen Gästen nochmals herzlich für ihr Engagement dankte und Vertreter verschiedener Entwicklungsprojekte z.B. der Wassergewinnung und landwirtschaftlicher Reformen in Afrika und Asien vorstellte. Besonders nachdrücklich bekräftigte er im Blick auf den Irak das Misereor-Leitwort als Friedensbotschaft.

Der Leiter des Referates Weltkirche im Bischöflichen Ordinariat, Udo Mechlinki, hieß unter den Gästen namentlich auch den Mainzer Oberbürgermeister Jens Beutel, den Intendanten des ZDF, Markus Schächter, und Staatssekretär a.D. Heinz F. Benner, als Vorsitzenden des Verwaltungsrates von Misereor willkommen. Oberbürgermeister Beutel betonte in einem Grußwort, die Eröffnung der Misereor-Aktion habe gezeigt, „dass wir in Einer Welt und in einer vielfältigen Welt leben". Misereor gehöre in der Tradition der Katholischen Soziallehre zu den wichtigsten Nichtregierungs-Organisationen für die Entwicklungs-Zusammenarbeit. Das Engagement der Stadt werde zum Beispiel durch die Beteiligung an Projekten im rheinland-pfälzischen Partnerland Ruanda sichtbar wie auch im Alltag der Rathaus-Kantine, wo nur fair gehandelter Kaffee ausgeschenkt werde, fügte er unter dem Beifall der Teilnehmer hinzu. Der Kinderchor Cantaminos aus Bad-Kreuznach-St. Nikolaus bot unter Leitung von Wolfgang Kallfelz mehrere Lieder dar, vor allem das Lied „Wem gehört die Welt", das der Chorleiter für die Misereor-Aktion 2003 komponiert hat.

Im Namen der Menschen in den Partnerländern Afrikas, Asiens, Lateinamerikas und Ozeaniens dankte Bischof Dowling, Rustenburg/Südafrika, den deutschen Katholiken für alle Hilfe und Zusammenarbeit. Er freue sich, hier im Namen der Ärmsten der Armen sprechen zu können, denn Nahrungsmittel, sauberes Trinkwasser, Gesundheit und Aids-Bekämpfung seien ungeheuer wichtige Fragen, die durch das Misereor-Leitwort aufgeworfen würden, verbunden mit der Hoffnung, einer Welt des Friedens und der Gerechtigkeit näher zu kommen. Es sei die besondere Stärke von Misereor, die Armen zu ermächtigen, aus eigenen Kräften zu handeln.

Abschließend entsandte Kardinal Lehmann die Hungertuchwallfahrer nach Bamberg, wo die Misereor-Aktion im kommenden Jahr eröffnet wird. Hungertuchwallfahrer waren vor wenigen Tagen in München und Paderborn nach Mainz aufgebrochen. Eine Station im Bistum Mainz war u.a. das ehemalige KZ Osthofen bei Worms.

Sk (MBN)

 

Kardinal Lehmann ruft zur Unterstützung der Misereor-Fastenaktion auf 

Kollekte in den katholischen Gemeinden am fünften Fastensonntag (5./6. April) 

Mainz. Der Mainzer Bischof, Kardinal Karl Lehmann, hat zur Unterstützung der diesjährigen Misereor-Fastenaktion aufgerufen. Mit der Eröffnung der Aktion in Mainz „wollen wir ein Zeichen setzen, dass wir auch in wirtschaftlich schwierigen Zeiten weltkirchliche Verantwortung übernehmen", sagte Lehmann am Freitag, 7. März, vor Journalisten. Wörtlich sagte er: „Als Werk der Nächstenliebe und der Barmherzigkeit muss Misereor sich weiterhin aktiv am Dialog in unserer Gesellschaft beteiligen. Dafür brauchen wir Misereor heute wie vor 45 Jahren. Ich bin fest überzeugt, dass Misereor dabei Anwalt der Armen im Süden ist und bleibt und so wirksam hilft, die Ursachen von Not und elend zu bekämpfen." Er hob ausdrücklich hervor, dass Fragen der Gerechtigkeit und des Friedens unmittelbar mit dem Gefälle zwischen Arm und Reich zu tun haben. Durch die Arbeit von Misereor werde das Bewusstsein der Menschen dafür geprägt, „welche Auswirkungen diese Fragen auf die Lebenssituation der Menschen in den Armutsregionen haben", sagte Lehmann. Die Misereor-Kollekte findet am 5. und 6. April - dem fünften Fastensonntag - in allen katholischen Gemeinden statt. Die Aktion steht in diesem Jahr unter dem Leitwort „Wem gehört die Welt?"

Lehmann erinnerte an die Gründung von Misereor durch die deutschen Bischöfe im Jahr 1958. Das große Verdienst des ersten Hauptgeschäftsführers, Prälat Gottfried Dossing, sei es gewesen, „die damals keineswegs – wie heute – fast selbstverständliche Konzeption ‚Hilfe zur Selbsthilfe’ zu entwerfen und durchzusetzen", sagte der Kardinal. Er bezeichnete Misereor als „Fachstelle für die Entwicklungsarbeit der Kirche in unserem Land". In Deutschland habe Misereor die wichtige Funktion, „die weltkirchliche Dimension des Engagements im Leben der Gemeinde in der Fastenzeit fest zu verankern", erklärte Lehmann. Erneut rief er zur friedlichen Beilegung des Irak-Konfliktes auf. Bis zuletzt müsse alles getan werden, um eine militärische Intervention zu verhindern. „Ein Krieg wäre eine Tragödie für alle Beteiligten", sagte Lehmann.

Irak-Krieg würde interkulturellen und interreligiösen Dialog gefährden 

„Das Anliegen des interkulturellen und interreligiösen Dialogs, das Misereor mit vielen Projekten ganz bewusst fördert, würde durch einen Krieg im Irak nachhaltig gefährdet – ganz abgesehen von dem immensen Leid, das über Millionen von Menschen gebracht würde", sagte Prälat Josef Sayer, Hauptgeschäftsführer von Misereor. Er bezeichnete die Entwicklungszusammenarbeit als „das entscheidende Instrument, den Frieden voranzubringen". Sayer wies darauf hin, dass Misereor nicht nur im Irak im Bereich der Gesundheits- und Trinkwasserversorgung, sowie der Versorgung von Kindern mit Nahrungsmitteln tätig ist. In der gesamten Region des Nahen Ostens – als Beispiele nannte er Jordanien, Syrien, Libanon, Israel und Palästina - engagiere sich das Bischöfliche Hilfswerk.

Sayer erinnerte daran, dass die biblische Tradition unter Fasten verstehe, „für gerechte Verhältnisse zu sorgen, die Fesseln des Unrechts zu lösen, Lasten, die die Menschen niederdrücken, zu beseitigen, dafür zu sorgen, dass Hungernde zu essen haben und Obdachlose ein Dach über dem Kopf". Dieses Recht auf Anerkennung der Grundbedürfnisse gelte es für alle umzusetzen. Die Bischöfe hätten mit Misereor „ein Instrument geschaffen, das unseren Blick auch für die Benachteiligten, Armen und Leidtragenden in Afrika, Asien und Lateinamerika schärft und Brücken der Hoffnung und Gerechtigkeit schlägt".

Er wies darauf hin, dass im vergangenen Jahr rund 1.600 Projekte mit etwa 90 Millionen Euro unterstützt worden seien. Die finanziellen Mittel gingen zu je einem Drittel nach Afrika, Asien und Lateinamerika. In diesem Jahr erhoffe sich das Hilfswerk aus den Kollekten der Fastenzeit 45 Millionen Euro. Im letzten Jahr habe man bei den Kollekten und freien Spenden einen „sehr erheblichen" Einbruch um etwa zehn Prozent zu verzeichnen gehabt, sagte Sayer. Das sei vor allem auf die große Spendenbereitschaft für die Opfer der Flutkatastrophe in Deutschland zurückzuführen. Diese Spendenbereitschaft sei zu begrüßen, doch wies er darauf hin, dass sich die Medien heute vor allem auf Berichterstattung über Katastrophen konzentrieren würden. Langfristige Hilfen und präventive Konfliktarbeit, „welche die Welt verändern kann", komme oftmals nicht mehr in den Blick, sagte Sayer.

Hinweis: Spenden für die Misereor-Fastenaktion können auch eingezahlt werden auf das Konto 52 100 bei der Sparkasse Aachen (BLZ 390 500 00). Weitere Informationen unter http://www.misereor.de/

tob (MBN)

 

„Kleine Wunder der Hoffnung" im Kampf gegen AIDS 

Frühjahrsvollversammlung des Katholikenrates im Bistum Mainz / Schwerpunkt Misereor 

Mainz. Durch die Unterstützung der Misereor-Fastenaktion machten die Deutschen „kleine Wunder der Hoffnung" im Kampf gegen die AIDS-Seuche in Afrika möglich. Das sagte Bischof Kevin Dowling, Rustenburg/Südafrika, am Samstag, 8. März, bei der Frühjahrsvollversammlung des Katholikenrates des Bistums Mainz im Erbacher Hof. Dowling stellte in seinem Vortrag das Engagement in seiner Diözese gegen AIDS vor. Er sei jedoch auch gekommen, um sich für die Hilfe der Deutschen zu bedanken und deutlich zu machen „wie wichtig dies für Afrika und seine Menschen ist". Der Katholikenrat beschäftigte sich mit dem Schwerpunktthema der Misereor-Fastenaktion „Wem gehört die Welt?", das am Nachmittag mit einer Auftaktveranstaltung im Frankfurter Hof vorgestellt wurde.

Dowling sagte, dass mittlerweile rund 28,5 Millionen Menschen in Afrika südlich der Sahara HIV-positiv seien. Hoffnung auf die Überwindung der Seuche geben ihm die „neuen Heldinnen der Welt", die sich um die Patienten kümmerten. In seiner Diözese arbeiteten vor allem Frauen in einer AIDS-Klinik, Sterbe-Hospizen und in einem Programm zur häuslichen Pflege. Weil es kaum Nahrung, Trinkwasser und Medikamente für die meisten Patienten gebe, seien die Frauen täglich mit dem Tod konfrontiert, da viele Patienten an den Folgeerkrankungen der Infektion sterben würden. Als wirkungsvollsten Ansatz zur Überwindung der Seuche nannte er ein fünftägiges Präventionsprogramm, mit dem vor allem Jugendliche angesprochen werden. Dabei gehe es um eine langfristige Verhaltensänderung in der Sexualität. Ganz deutlich werde den Teilnehmern gesagt, „dass es in Eurer Macht steht, einen anderen Menschen durch sexuelle Kontakte zu töten". Dowling wies darauf hin, dass die Aufklärungsprogramme der Kirche weitaus effektiver seien als die Programme der Regierung.

Bischof Dowling ist unter anderem AIDS-Beauftragter der südafrikanischen Bischofskonferenz. Außerdem ist er Vorsitzender der nationalen Kommission „Justitia et Pax" und Vorsitzender des parlamentarischen Verbindungsbüros der südafrikanischen Bischöfe. Dowling wird vom 15. bis 23. März in zahlreichen Veranstaltungen in Pfarrgemeinden des Bistums über seine Arbeit berichten. Stationen sind dabei unter anderen Mainz, Bingen, Alzey und Klein-Winternheim. Nähere Informationen zu den Informationsbesuchen von Bischof Dowling sowie den weiteren Misereor-Gästen des Bistums erteilt Udo Mechlinski vom Referat Weltkirche des Bischöflichen Ordinariates (Tel.: 06131/253-269).

Prälat Professor Dr. Josef Sayer, Hauptgeschäftsführer von Misereor, stellte in seinem Referat die Arbeit des Bischöflichen Hilfswerkes vor. Misereor verstehe sich als „Brücke der Solidarität" zu den Menschen in Afrika, Asien, Ozeanien und Lateinamerika. Dabei nehme es einen dreifachen Auftrag war. Zum einen wolle man „Hilfe für die Ärmsten der Armen leisten, ungeachtet von Rasse, Religion und Geschlecht der Menschen". Durch dieses Engagement könne Misereor vor allem in Ländern wie Korea, Indien und China der Kirche zu Ansehen verhelfen und sie so unterstützen. Zum anderen sei es Aufgabe des Hilfswerkes, „den Mächtigen ins Gewissen zu reden" und Informations- und Lobbyarbeit in Deutschland zu leisten. Die dritte Aufgabe bestehe in der Dienstleistungsfunktion für die Pfarrgemeinden bei der jährlichen Fastenaktion und in den Bildungsangeboten des Hilfswerkes. Sayer betonte, wie wichtig ihm der Kontakt zu den Laiengremien in den Diözesen sei, „denn ohne das Miteinander von Misereor und der Arbeit in den Pfarrgemeinden kann das Hilfswerk nicht existieren".

Erklärung über effiziente Maßnahmen zum Abbau der Massenarbeitslosigkeit geplant 

Vor dem Schwerpunktthema diskutierte der Katholikenrat einen Antrag des Sachausschusses „Berufs- und Arbeitswelt" über effiziente Maßnahmen zum Abbau der Massenarbeitslosigkeit, den Roland Hohenstein, Darmstadt, und Frank-Thomas Lentes, Bingen, vorstellten. Die Erklärung soll nach Beratungen, an denen die Sprechergruppe des Katholikenrates und Mitglieder des Ausschusses „Berufs- und Arbeitswelt" teilnehmen, in Kürze veröffentlicht werden. Zustimmung erhielt der nach den Ausführungen von Bischof Dowling spontan eingebrachte Antrag, alle Fahrtkosten, die den Mitgliedern des Katholikenrates für die Frühjahrsvollversammlung zustehen, für Misereor zu spenden. Bei der Aktion kamen insgesamt 850 Euro zusammen. Mit großem Applaus wurde der Wunsch von Dr. Günter Kuntze, Alzey, bedacht, Generalvikar Dr. Werner Guballa solle auch nach seiner Bischofsweihe weiterhin Dezernent für die Pastoralen Räte bleiben. Geleitet wurde die Frühjahrsvollversammlung des Katholikenrates, an der Generalvikar Guballa teilnahm, von Dr. Hildegard Dziuk, Sprecherin des Rates. Sie wies darauf hin, dass die Herbstvollversammlung des Katholikenrates am 14. und 15. November stattfinden wird.

Ökumenisches Aktionsbündnis gegen AIDS 

Peter Schönhöffer, Missio-Referent des Bistums Mainz, wies darauf hin, dass sich die Gemeinden des Bistums im „Ökumenischen Aktionsbündnis gegen AIDS" bei der Bekämpfung der Seuche engagieren können. Der Weltkirchenrat hat das Ökumenische Aktionsbündnis initiiert, das den Kampf gegen AIDS zu einem Schwerpunktthema für die nächsten drei Jahre gewählt hat. Dabei soll die Öffentlichkeit über das katastrophale Ausmaß dieser Seuche informiert und zu eigenen Aktionen im Rahmen der Kampagne angeregt werden. Ein wichtiger Baustein der Kampagne ist die Sammlung von Unterschriften für einen Appell mit Forderungen an die Bundesregierung und die Pharmaindustrie, lebensrettende Medikamente in Afrika zum Herstellungspreis bereitzustellen.

Das „Aktionsbündnis gegen AIDS" bittet Pfarrgemeinden, Verbände, Werke, Dritte-Welt-Gruppen und weitere Organisationen und Einzelpersonen, sich an dieser Kampagne zu beteiligen: durch Gottesdienste mit Gebeten und Kollekten für AIDS-Projekte, durch öffentliche Informationsveranstaltungen über AIDS sowie durch die Unterzeichnung des Appells und die Mobilisierung für Unterschriftensammlungen.

Hinweis: Weitere Informationen zum „Aktionsbündnis gegen AIDS" gibt es beim Kampagnenbüro, Paul-Lechler-Str. 24, 72076 Tübingen, Tel.: 07071/206504, Fax: 07071/206510, E-Mail: aids-kampagne@difaem.de, Internet: http://www.aids-kampagne.de/ oder im Bistum Mainz bei Misso-Referent Peter Schönhöffer, Tel.: 06131/253-271 .

tob (MBN)

 

Klaus Töpfer: „Nachhaltige Entwicklung ist vorbeugende Friedenspolitik" 

Auftaktveranstaltung der 45. Misereor-Fastenaktion im Frankfurter Hof in Mainz 

Mainz. „Diese Welt braucht sicher eine Allianz gegen den Terror, aber sie braucht vor allem eine Allianz gegen Hunger und für Solidarität und Zusammenarbeit." Das sagte Professor Klaus Töpfer, Exekutivdirektor des UN-Umweltprogramms, am Samstag, 8. März, zum Auftakt der 45. Misereor-Fastenaktion im Frankfurter Hof in Mainz. Eine Politik der nachhaltigen Entwicklung sei gleichzeitig eine vorbeugende Friedenspolitik. Die Fastenaktion steht in diesem Jahr unter dem Leitwort „Wem gehört die Welt?"

Man dürfe sich nicht wundern, dass inzwischen der Begriff der „ökologischen Aggression" aus den Entwicklungsländern laut werde, sagte Töpfer. Denn der Lebensstil der Industrienationen sei in keiner Weise nachhaltig. Das Fastenopfer, zu dem Misereor aufrufe, sei ein Beitrag dazu, „dass die Schulden zurückgezahlt werden, die wir durch die Klimaveränderungen selbst verursacht haben", erklärte er. Somit sei es mehr als ein Almosen. Durch Spenden müsse deutlich gemacht werden, „dass wir haftbar sind für das, was wir zurzeit meinen, nicht in unseren Preisen zahlen zu können".

Heidemarie Wieczorek-Zeul, Bundesministerin für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung, forderte „jede Chance zu nutzen, dass es nicht zu einem Krieg im Irak kommt und alle Möglichkeiten zur nicht-militärischen Entwaffnung von Saddam Hussein auszuschöpfen. Das ist die allerwichtigste Aufgabe." Sie beklagte, dass es in Deutschland derzeit „zuviel Kriegsberichterstattung und zuwenig Friedensberichtserstattung" gebe. Die geschätzten Kosten für einen Krieg im Irak würden auf 200 Milliarden US-Dollar geschätzt. Das sei „skandalös", da dies rund viermal soviel sei, wie weltweit für internationale Entwicklungsarbeit ausgegeben werde. Wieczorek-Zeul sagte, sie sei dankbar für die gute Zusammenarbeit mit Misereor und anderen Organisationen in der Entwicklungsarbeit.

Kardinal Karl Lehmann rief in seinem Grußwort dazu auf, sich vom Leitwort der diesjährigen Fastenaktion „aufrütteln zu lassen". Ganz besonders stark habe sich für ihn die Frage „Wem gehört die Welt?" im Bereich der Biopatente gestellt. Himmel und Erde gehörten Gott, den Menschen seien sie „nur treuhänderisch anvertraut". Deswegen müsse der Begriff „Verantwortung" neu gedacht werden. Er forderte, die Güter der Erde gerecht zu verteilen und verborgene Herrschaftsansprüche zu hinterfragen.

Die Moderation der Veranstaltung hatte Volker Angres, Leiter der ZDF-Senderedaktion „Umwelt" übernommen. Als Gäste begrüßte er unter anderen Bischof Kevin Dowling, Rustenburg/Südafrika, Bischof Antonio Ledesma, Ipil/Phillippinen, Bischof Alvaro L. Ramazzini Imeri, San Marcos/Guatemala und Pater Axel Gerling aus Bolivien. Für die rheinland-pfälzische Landesregierung begrüßte Angres den Staatssekretär für Arbeit, Soziales, Familie und Gesundheit,Dr. Richard Auernheimer. Den musikalischen Rahmen der Auftaktveranstaltung gestaltete das Sam Tsha-baala-Quartett aus Südafrika.

Hinweis: Misereor im Internet: http://www.misereor.de/ , Misereor-Spendenkonto: Nr. 52 100, Sparkasse Aachen, BLZ 390 500 00. Weitere Informationen bei Gottfried Baumann, Misereor Presse- und Öffentlichkeitsarbeit, Telefon 0241 / 442126.

tob (MBN)

 

Misereor und BDKJ: „Hände weg vom grünen Gold!" 

Jugendaktion von Misereor und BDKJ gegen „Biopiraterie" 

Mainz. Gegen „Biopiraterie" haben sich Misereor und der Bund der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ) bei der Jugendaktion „Stoppt die Biopiraten – Hände weg vom grünen Gold!" am Samstag, 8. März, in Mainz ausgesprochen. „Die Entwicklungsländer müssen ihre Ressourcen wie Reis, Mais oder Weizen selbst frei nutzen dürfen", forderte Diözesanjugendseelsorger Pfarrer Hubert Hilsbos. „Wir wollen zeigen, dass es möglich ist, die Welt von morgen mitzugestalten", sagte er. Hilsbos leitete den Jugendgottesdienst im Theater Amphytrion, mit dem vor rund 180 Besuchern die Jugendaktion eröffnet wurde. Der Protest richte sich gegen „moderne Piraten" wie Nahrungsmittelkonzerne, die mit Patenten auf Lebensmittel vielen Menschen in Entwicklungsländern den Zugang zu den Grundlagen ihrer Ernährung verwehrten. Hilsbos rief die katholischen Jugendverbände des Bistums dazu auf, sich an der deutschlandweiten Misereor-/BDKJ-Jugendaktion zu beteiligen.

Bei der anschließenden Gesprächsrunde erläuterte die Misereor-Referentin Anne Storcks, worum es bei der Biopiraterie geht. 1969 sei es gelungen, Gene zu isolieren und in andere Organismen einzufügen. Seitdem könnten Pflanzen so manipuliert werden, wie der Markt es verlange. Dies führe dazu, dass Konzerne Saatgutsorten herstellten, die gegen bestimmte Schädlinge und giftige Pflanzenschutzmittel immun sind. Dafür suchten sie in den Entwicklungsländern nach kommerziell nutzbaren Pflanzen oder Genen, nach dem „grünen Gold". Die Nutzpflanzen würden dann bio- oder gentechnisch verändert als Erfindung patentiert. Grundlage seien dabei fast immer Pflanzen oder Saatgut, das von Bauern bewahrt und gezüchtet wurde. Diese Vorleistungen würden jedoch nicht gewürdigt. Häufig genüge schon der Patentschutz auf ein isoliertes Gen, um alle späteren Erzeugnisse, die dieses Gen enthalten, zu beanspruchen, erklärte Storcks.

Das Saatgut werde zum Eigentum des Konzerns und sei somit nur noch käuflich zu erwerben. Die Bauern gingen leer aus, obwohl die patentierten Pflanzen auf ihren Vorleistungen aufbauten. Wenn Bauern patentiertes Saatgut kaufen wollten, könnten sie aus ihrer Ernte nicht einfach wieder einen Teil als Saatgut verwenden, sondern müssten den Konzernen für jede Aussaat Lizenzgebühren zahlen oder neues Saatgut kaufen, sagte Storcks. Die Folgen seien fatal: Durch Biopiraterie entstünden Monokulturen von ertragreichen Sorten, die auf den Export ausgerichtet seien. Außerdem verschwinde die Vielfalt der Nahrungspflanzen. In dem Misereor-Faltblatt „Kein Patent auf Leben!" heißt es dazu: „Auf den Philippinen wurden früher 3.000 bekannte Reissorten angebaut, heute wachsen auf 80 Prozent der Anbauflächen nur noch fünf Reissorten." Um sich das teure Saatgut leisten zu können, müssen die Bauern hohe Kredite aufnehmen und werden vom Markt abhängig. Niedrige Weltmarktpreise bedrohen die Existenz der Bauern ebenso wie Krankheiten und Insekten, die sich infolge der wenigen Sorten viel schneller ausbreiten können. Dann können die Bauern ihre Kredite nicht mehr zurückzahlen und verschulden sich.

Postkartenaktion gegen „Biopiraterie" 

Biopiraterie dürfe nicht einfach hingenommen werden wie Masern, sagte die BDKJ-Vorsitzende Gaby Hagsmann. Das „Diebesgut" der Biopiraten „landet bei uns in den Supermärkten und auf den Tellern". Deshalb gehe das Thema jeden an. Die Jugendlichen rief sie auf, sich an der Postkartenaktion „Jeder Fingerabdruck zählt!" zu beteiligen. Darauf wird gefordert, die Patentierung von Saatgut, Pflanzen und Tieren sowie deren Gene auszuschließen. Die Karten sollen der Bundesregierung vorgelegt und diese aufgefordert werden, das TRIPs-Abkommen (über geistiges Eigentum) bei der WTO-Ministerkonferenz im September in Cancun (Mexiko) zu ändern.

Solidarität hat nicht nur eine politische Seite. Gaby Hagsmann wies darauf hin, dass Misereor und BDKJ in Zentral-Luzon, der „Reiskammer der Philippinen", für eine nachhaltige Landwirtschaft kämpfen. Sie unterstützten die Bauern mit dem nationalen Netzwerk Masipag, dem 30.000 Mitglieder angehören. Direktor Manny Yap sagte bei der Talkrunde, es gehe darum, traditionelle Reissorten zu verbreiten und weiterzuentwickeln. Die Bauern brauchten keine teuren künstlichen Dünge- und Pflanzenschutzmittel, sondern könnten nachhaltige Landwirtschaft betreiben. Sie stellen ihren Dünger aus Pflanzen und tierischem Kot her oder bauen verschiedene Pflanzen an, die die Schädlinge vertreiben. Denn Schädlinge mögen nicht jede Pflanze. Ziel sei vor allem, die Bodenfruchtbarkeit zu erhalten. Gaby Hagsmann warb bei den Jugendlichen für diese Aktion: „Schon mit 24 Euro im Jahr kann ein Bauer an einem Seminar über nachhaltige Landwirtschaft teilnehmen."

Ansonsten könne jeder den Konzernen die „gelbe Karte" zeigen, wenn er Reis und andere Lebensmittel bei einem Weltladen oder bei der Fairhandels-Organisation gepa kaufe. Dann könne man sicher sein, dass der Reis direkt vom Bauern komme und nicht genmanipuliert sei, sagte Hagsmann. Im Supermarkt seien solche Produkte mit dem TransFair-Siegel gekennzeichnet.

E.B./O.S. (MBN)

 

Ökumenisches Friedensgebet montags in Mainz 

„Es ist sinnlos Krieg gegen den Terror zu führen" 

Mainz. Zu Friedensgebet und Schweigemarsch durch die Mainzer Innenstadt haben sich am Montagabend, 10. März, etwa 150 Personen in der evangelischen St. Johanniskirche zusammen gefunden. „Es ist sinnlos, Krieg gegen den Terror zu führen, weil Krieg immer Terror ist." Mit diesen Worten begrüßte Alois Bauer vom Referat Gerechtigkeit und Frieden des Bischöflichen Ordinariates die Teilnehmer, die der kurzfristigen Einladung spontan gefolgt waren. Veranstalter waren das Katholische und das Evangelische Dekanat Mainz, die Bistumsstelle von Pax Christi, sowie das Referat Gerechtigkeit und Frieden im Bischöflichen Ordinariat Mainz.

Der Vorbereitungskreis freue sich, dass sich zu dieser „anderen Form der Kundgebung" Menschen aller Altersgruppen eingefunden hatten. Ab 18.00 Uhr beteten evangelische und katholische Christen in der St. Johanniskirche um Frieden. Mit den Worten des Psalm 18 nach Hans-Dieter Hübsch betonten sie: „Wir stehen unter Gottes Schutz." Viele sprachen in frei formulierten Fürbitten ihre Ängste im Fall eines Irakkrieges aus. So betete eine Teilnehmerin besonders für die Kinder in Kriegsgebieten.

Dann zog die Gruppe hinter den Transparenten, auf denen es zum Beispiel hieß: „Nein zu einem Krieg im Irak", etwa zwanzig Minuten lang schweigend durch die Mainzer Fußgängerzone. Bei den Passanten rief sie gemischte Reaktionen hervor: Es gab Befremden und peinlich berührtes Wegsehen, aber auch Zustimmung. Ein junger Vater schloss sich spontan dem Demonstrationszug an. An der Ruine der Christophskirche bildeten die Besucher der Kundgebung einen Kreis und sprachen das Gebet der Vereinten Nationen, mit dem sie um die weltweite Einheit der Menschen auch im Blick auf die nachfolgenden Generationen beteten. Die Ruine sei bewusst als Endpunkt des Schweigemarsches gewählt worden, da sie an die Bombennächte in Mainz erinnere, sagte Bauer.

Friedensgebet und Schweigemarsch, die gegen 19.00 Uhr endeten, sollen in den nächsten Wochen jeweils montags um 18.00 Uhr wiederholt werden. Diese Zeit sei in Anlehnung an die Friedensgebete in Leipzig 1989 gewählt worden, erklärte ein Mitglied des Vorbereitungskreises. Dieser offene Kreis kann auf einige Erfahrung zurückblicken. So organisierte er bereits am 15. Februar vor der politischen Demonstration auf dem Mainzer Theaterplatz ein Friedensgebet. Auch die Polizeibeamten, die am diesem Montagabend den Verkehr ordneten, zeigten sich routiniert und bereit zu spontanen Änderungen des abgesprochenen Weges durch die Stadt und sagten weitere Unterstützung zu.

Der Vorbereitungskreis stehe in Kontakt mit dem Christlich-Islamischen Arbeitskreis Mainz (CIAM), in dem Vertreter der muslimischen Gemeinden und Musikvereine sowie der christlichen Kirchen im Mainzer Stadtgebiet schon seit mehreren Jahren im Gespräch sind, berichtete Bauer. Wenn einige der in diesem Arbeitskreis vertretenen Gruppen gegenüber dem Vorbereitungskreis Interesse an einer Kooperation zeigen würden, wie es die Türkische Moschee bereits getan habe, könnten Friedensgebet und Schweigemarsch demnächst von der ökumenischen zur interreligiösen Veranstaltung ausgeweitet werden, kündigte Bauer an.

AGS (MBN)

 

Vielstimmiger Dank an Pfarrer i.R. Msgr. Klaus Mayer 

Gottesdienst anlässlich des 80. Geburtstages – „Dem Herrn will ich singen..." 

Mainz. In einem Festgottesdienst anlässlich der Vollendung des 80. Lebensjahres von Pfarrer i.R. Msgr. Klaus Mayer hat Domkapitular Prälat Ernst Kalb am Samstagabend, 8. März, in der St. Stephanskirche in der Mainzer Altstadt, die Lebensleistung Mayers gewürdigt. Er stellte seine Predigt unter das Leitwort „Meinen Bogen setze ich in die Wolken...", der auch den Titel eines der Meditationsbände Mayers zu den Chagallfenstern in St. Stephan bestimmt hat. Dieses Wort, das auf den Regenbogen als Zeichen des Bundes zwischen Gott und den Menschen verweist, gelte für jedes Menschenkind, das geboren wird, auch für Klaus Mayer, der am 24. Februar 1923 das Licht der Welt erblickte.

Allerdings sei das Kind in die vergiftete Atmosphäre einer Welt hinein geboren worden, die voller Eigensinn, Hass und Brutalität war, betonte Kalb. „Gerade zehn Jahre war es alt, als die Nationalsozialisten die Macht ergriffen und die Judenverfolgungen immer drastischer wurden bis zum unbarmherzigen Holocaust." Wegen ihrer Herkunft aus einem jüdisch-christlichen Elternhaus mussten Klaus und sein Bruder untertauchen. Wie Moses im Binsenkörbchen im Schilf des Nil, berichtete Kalb, so fanden die beiden Jungen durch das beherzte Engagement ihrer Mutter „ein verborgenes Refugium in der Internatsschule der Benediktiner in Ettal". Wie Kalb weiter berichtete, gelang dem Vater, dem Bruder und den Großeltern von Klaus Mayer die Emigration nach Argentinien. Der Restfamilie blieb die Auswanderung versagt. Die Schule in Ettal wurde geschlossen. Klaus Mayer habe das Abitur jedoch als Externer am heutigen Rabanus Maurus-Gymnasium ablegen können. Anschließend sei er unter ständiger Angst, aufgespürt zu werden, als Hilfsarbeiter in einem Sägewerk untergetaucht.

Klaus Mayer wurde nach Abschluss seines Theologiestudiums am 30. Juli 1950 im Mainzer Dom durch Bischof Dr. Albert Stohr zum Priester geweiht. Nach Kaplansjahren in Bingen-Büdesheim, Seligenstadt und Oppenheim, wurde er zunächst Pfarrer in Gau-Bickelheim, dann Pfarrer von St. Stephan. Diese Entscheidung sei geradezu providenziell gewesen, stellte Kalb fest. „Denn hier erwarteten den 42-Jährigen Aufgaben, die den gegebenen Notwendigkeiten, nämlich der Gemeindeseelsorge sowie der Restaurierung von Kreuzgang, Kirche und Turm entsprachen – Aufgaben, die aber auch genau seinen persönlichen Charismen und seiner Biographie angemessen waren." Die Lebensleistung von Pfarrer Mayer sei durch die Fenster von Marc Chagall und die Anschlussfenster von Charles Marq, die die biblische Botschaft in leuchtenden Farben verkünden, gekrönt worden.

Kalb verwies darauf, dass Hunderttausende von Menschen die St. Stephanskirche besucht haben, um die Fenster zu bewundern. Die Kirche sei aber nicht zum Museum geworden: „Sie blieb, was sie vom Tag der ersten Weihe an war: Haus Gottes, Stätte des Gebetes, Stadt auf dem Berg, manifestgewordenes Zeichen des Bundes Gottes mit seinem Volk und der ganzen Schöpfung!" Von Anfang an sei es ein Herzensanliegen von Pfarrer Mayer gewesen, diese wunderbaren Fenster zum Sprechen zu bringen. „Ihr Anliegen ist es ja, den ‚Gott der Väter‘ zu preisen, seine Schöpfung zu besingen und seine Heilsgeschichte mit uns Menschen und seiner Schöpfung zu danken." Über allem aber stehe der „Bogen in den Wolken, die Botschaft des Friedens, die zu verkünden schon immer Auftrag der Kirche war: „Meinen Bogen setze ich in die Wolken; er soll das Bundeszeichen sein zwischen mir und der Erde!"

Diese Botschaft vom Bund Gottes mit den Menschen, ja der ganzen Schöpfung, zu verkünden, sei die Bestimmung des Lebens von Pfarrer Mayer. Kalb schloss mit den Worten: „Wir danken Dir, dass Du uns in vielen Jahren Gott und seine Bundestreue in Jesus Christus verkündet hast! Und wir bitten ihn, dass Du noch lange in unserer Mitte sein Lied singen darfst!"

Ebenso wurde Mayers Wirken beim anschließenden Empfang in einer Reihe von Grußworten gewürdigt. Der Kulturdezernent der Stadt Mainz, Peter Krawietz, betonte, die Stadt habe viel durch das Wirken von Monsignore Mayer gewonnen. Ihre Berühmtheit sei durch die Chagall-Fenster noch gewachsen. Dank und Glückwünsche überbrachten außerdem die Vorsitzende des Pfarrgemeinderates, Maria Blumers, Dr. Hans Timphus für den Kirchenchor von St. Stephan und Gerhard Halene für den Bläserkreis, der den Empfang musikalisch umrahmte.

Musikalisch gestaltet wurde der Gottesdienst von den Kirchenchören von St. Stephan und St. Alban unter Leitung von Kirchenmusikdirektor Heinz Lamby und von Hans-Gilbert Ottersbach an der Orgel sowie dem Bläserkreis von St. Stephan. Als Bekräftigung der Predigt sangen die Chöre den von Heinrich Rohr vertonten Antwortpsalm aus der Osternachtsliturgie „Dem Herrn will ich singen, machtvoll hat er sich kund getan." Jedem Menschen, der geboren wird, werde ein Wort mitgegeben, hatte Kalb in der Predigt erklärt. Dies habe der große Religionsphilosoph, Theologe, Pädagoge und Literaturinterpret des 20. Jahrhunderts, Romano Guardini, in seinen autobiographischen Aufzeichnungen aufgezeigt. Für Monsignore Mayer gelte dieser Psalmvers aus der Osternacht. Der Jubilar selbst hatte sich ihn auch für die musikalische Gestaltung dieses Gottesdienstes gewünscht.

Sk (MBN)

 

Orgelkonzert zur Fastenzeit zeichnet Weg der Nachfolge Christi 

Schönberger bot Uraufführung seiner Choralphantasie „Mir nach, spricht Christus" 

Mainz. Für seinen Orgelabend zur Fastenzeit am Dienstag, 11. März, im Mainzer Dom, hatte Domorganist Albert Schönberger das düstere Thema von Kreuz und Leid gewählt. Es wurde in den Werken der verschiedenen Komponisten in unterschiedlichen Klangfarben variiert. Er dankte den zahlreich erschienenen Besuchern, dass sie den Mut aufbrachten, in dieser „herben", vom drohenden Irak-Krieg überschatteten Zeit, einer solchen Musik zu lauschen. Unter dem Leitmotiv „Mir nach, spricht Christus" hatte er Werke von Johann Sebastian Bach (1685-1750), Josef Rheinberger (1839-1901), Christian H. Rinck (1770-1846) und Nicolas J. Lemmens (1823-1881) ausgewählt und sie durch eine eigene Improvisation und eine von ihm komponierte Choralphantasie, die an diesem Abend ihre Uraufführung erlebte, ergänzt. Die verschiedenen Werke waren für ihn ein musikalischer Bilderbogen vor einem düsteren, schwergewichtigen Hintergrund.

Schönberger begann mit einer Fantasie in g-moll von Bach. Es ist ein nach seinen Worten ungeheuer farbiges kraftvolles Stück, das durch den gewaltigen Raum des Domes und seinen Nachhall eine „wunderbare Unterstützung" erfährt. Es sei grandios, wie Bach den beschwerlichen Weg Jesu, „der auch unser Weg ist", vertont habe. Er zeichne in dunklen und hellen Klängen ein Auf und Ab, ohne Führung, aber dann klinge doch die österliche Zuversicht durch: „Wir sind nicht haltlos, sondern bei der Hand genommen, schon in Taufe und Firmung, durch Gott, den Vater, der uns seinen Sohn gesandt hat". Die Freude über die Geburt des Herrn wird ebenso hörbar wie der schmerzliche Weg durch Wüste und Dunkelheit, geprägt durch Angst, Trauer und Beschwernis. Aber dennoch, so klingt es in den Werken dieses Abends, bleibt den Menschen der Trost nicht versagt.

Schönberger hat diesen Kontrast transparent registriert mit den dunklen Tönen der Westorgel, denen die hellen Stimmen der übrigen Orgelwerke im Dom gegenüber stehen. So leuchtet in den Gewölben des Domes in den hellen Klängen immer wieder die Transzendenz des Himmels auf. Nicht nur bei Bach, sondern auch bei Rheinberger und Rinck nehmen die Schattenseiten des menschlichen Lebens einen breiten Raum ein. Klagen werden laut wie in Rincks „Ich lag in tiefer Todesnot." Schmerz und Angst wechseln spürbar. Der Weg der Nachfolge Christi führt durch einen dunklen Tunnel, bedroht von der Macht des Todes, dem der Mensch entrinnen möchte.

Es folgt Bachs Fuge in c-moll „Wo soll ich fliehen hin?". „Fuge" heißt Flucht, aber auch Nachfolge. So klingen in c-moll österliche Klänge der Hoffnung auf. Dieser gläubigen Zuversicht gibt Schönberger in seiner Improvisation über den Choral „Wir danken dir, Herr Jesus Christ" einen ermutigenden Ausdruck. Daraus wächst der Mut, sich im Gebet vertrauensvoll an Gott zu wenden. Deshalb schloss er an die Improvisation zwei Gebetskompositionen an: „Prière" von Lemmens und Bachs „Ich ruf zu dir, Herr Jesus Christ". Wie die Besucher des Domes sich von der Kraft des Kreuzes oder auch vom Licht der Kerzen angezogen fühlen, so klingen auch in diesen Orgelwerken Zuversicht und Hoffnung auf.

Die wurde im grandiosen Schlusswerk dieses Orgelabends besonders deutlich, der jüngsten Komposition Schönbergers „Mir nach, spricht Christus", einer Choralphantasie für Singstimme, Trompete und Orgel, dargeboten von der Sopranistin Beate Heitzmann, dem Trompeter Peter Knodt und Albert Schönberger an der Orgel. Der Weg der Nachfolge Christi durch Wüste, Dunkelheit, Abwege und schweres Leid, klingt noch einmal auf, um in der österlichen Zuversicht eines Siegeshymnus zu enden. Knodts Trompete verkündet schon zu Beginn wie eine Fanfare siegessichere Zuversicht, beantwortet von düsteren Klängen der Orgel, aber aufgegriffen von der leuchtend hellen Stimme der Sopranistin: „Ich bin das Licht, ich leucht euch für, mit meinem heil‘gen Leben."

Das Lied mit einem Text von Angelus Silesius (1624-1677) und einer Melodie des 17. Jahrhunderts, führt nach einer kontrastreichen Einführung zu einer Fuge, die wiederum zugleich Flucht und Nachfolge bedeutet, wobei Trompete und Frauenstimme, beide im Wechsel, kraftvoll oder zart verhalten, einander widersprechen, aber auch aneinander anknüpfen. Aus dramatisch dunklen Nöten wächst immer wieder das Licht österlicher Siegeszuversicht, das besonders im Klang der Trompete hörbar wird. Orgel, Singstimme und Trompete vereinen sich schließlich zu einem kraftvollen Hymnus des Gotteslobes. Das Publikum dankte dem Komponisten und den Solisten mit starkem Beifall für die virtuose Darbietung dieser schwierigen Werke, insbesondere für die Choralphantasie, die klassische und moderne Elemente miteinander verbindet.

Sk (MBN)

 

Häftlinge als Kunstschaffende - Beitrag zu einem humanen Strafvollzug 

Gefängnisseelsorge zeigt Werke des Butzbacher Projekts „Kunst im Strafvollzug" 

Mainz. In der Justizvollzugsanstalt im hessischen Butzbach gibt es seit mehr als 20 Jahren das Projekt „Kunst im Strafvollzug". Es wurde unter dem Stichwort „Kulturelle Praxis" 1980 als Beitrag zu einem „humanen und auf Behandlung ausgerichteten Strafvollzug" ins Leben gerufen. Neuere Werke von Langzeitstrafgefangenen aus diesem Projekt werden jetzt im „Haus am Dom" in Mainz ausgestellt.

Der Leiter des Dezernates Seelsorge, Domkapitular Prälat Heinz Heckwolf, erklärte bei der Eröffnung der Ausstellung am Freitagabend, 7. März: „Mit dieser Ausstellung wollen wir auf die Situation von Gefangenen aufmerksam machen, die isoliert und einsam sind, einsam mit ihrem eigenen Versagen, mit ihrer Schuld, mit ihren Suchtproblemen, einsam mit ihrer Unsicherheit, wie die Familie mit der Situation zurecht kommt, wie Freunde über sie denken, allein mit ihrer Angst vor der Zukunft..."

Zugleich solle mit dieser Ausstellung auch auf den kirchlichen Dienst der Gefängnisseelsorge aufmerksam gemacht werden, fügte Heckwolf hinzu. „Ganz bewusst haben wir die Ausstellung in die österliche Bußzeit gelegt, in der wir in der Kirche über Schuld nachdenken und über Versagen und das kirchliche Angebot der Heilung, der Vergebung", betonte er. Der Leiter der JVA-Butzbach, Ltd. Regierungsdirektor Joachim Saar, verwies in einem Grußwort auf Gemeinsamkeiten zwischen Kirche und Strafvollzug in der Arbeit mit Inhaftierten. Er dankte Domkapitular Heckwolf, dem für die Gefängnisseelsorge zuständigen Abteilungsleiter im Bischöflichen Ordinariat, Hans-Jürgen Dörr, und der Konferenz der Gefängnisseelsorge im Bistum Mainz für das Zustandekommen der Ausstellung.

Ebenso dankte er der Projektleiterin Regina Börke. Der fruchtbare Austausch und gegenseitige Anregungen könnten intensiviert werden, meinte Saar. Bisher gab es erst Ende der 80-er Jahre eine Zusammenarbeit mit der evangelischen Kirche anlässlich einer Ausstellung in der Evangelischen Akademie Bad Boll. Das Projekt „Kunst im Strafvollzug" wird von der JVA-Butzbach, dem Hessischen Justizministerium, der Kreisvolkshochschule Wetterau und dem Verein „Gefangenenhilfe Butzbach e.V." getragen. Es gilt, wie die Projektleiterin Regina Börke bei der Eröffnung in einer Ansprache darlegte, „in seiner Form und Kontinuität als einzigartig in der Bundesrepublik Deutschland". Es sei neben der Bremer Bildhauerwerkstatt das älteste Kunstprojekt im Strafvollzug. Die an den Kursen beteiligten Häftlinge können in mehreren Kursen in der Woche jeweils drei Stunden in Räumen, die außerhalb des unmittelbaren Zellentraktes liegen, im ehemaligen Anstaltslazarett, teilnehmen. Dies sei wichtig, unterstrich Börke, „weil die Trennung vom sonstigen Vollzugsalltag die Werkstattatmosphäre in den Kursen fördert und damit die notwendige Bereitschaft unterstützt, sich auf Ungewohntes einzulassen".

Die Kurse finden nachmittags während der Freizeit der Gefangenen statt, damit auch die Inhaftierten teilnehmen können, die einer Arbeit nachgehen. Die Projektleiterin legt auch dar, dass die Kursteilnehmer nicht von vorneherein Interesse an einer künstlerischen Betätigung haben. Oft wollten sie zunächst nur für ein paar Stunden dem Gefängnisalltag entfliehen. Die Bereitschaft, sich Anforderungen zu stellen, sich mit fremden und eigenen Ansprüchen zu konfrontieren, Konkurrenzgefühle auszuhalten, müsse meist in einem längeren Prozess entwickelt werden. Die Inhaftierten müssten bereit sein, sich auf eine fremde neue Situation einzulassen. Zum künstlerischen Anspruch erklärte Börke, es gehe der Projektgruppe nicht nur um die Vermittlung von technischen und handwerklichen Fähigkeiten. Vielmehr wollen die haupt- und ehrenamtlichen Mitarbeiter/innen des Projekts die vielfältigen Erfahrungen zugänglich machen, die in künstlerischen Tätigkeiten enthalten sein können.

In der Ausstellung werden eine Reihe von Werken zu den Rahmenthemen „Erinnerungen an die Kindheit" und „Zeitspuren/Abschied" gezeigt. Bei den Kindheitserinnerungen finden sich im harten Kontrast z.B. ein idealisiertes muslimisches Paar, das „Tausend und eine Nacht" illustrieren könnte und daneben ein durchschnittenes Familienbild, in denen der Inhaftierte die ihm durch die Scheidung der Eltern zugefügten Verletzungen aufarbeitet. Das Rahmenthema Abschied wurde im Jahr 2001 anlässlich des Abrisses der Werkhalle, die bis dahin das Kunstprojekt beherbergt hatte, vorgegeben. In den „Abschieds"-Bildern wird deutlich, dass der Trennungsschmerz zu den wichtigsten Gefühlen und Erfahrungen der Inhaftierten gehört. Da in Butzbach meist Langzeitinhaftierte ihre Strafe verbüßen, geht es in der Regel um Abschiede für lange Zeit oder gar für immer.

Neben den Bildern werden in der Ausstellung auch eine Reihe von Masken, Holz- und GipsPlastiken sowie Selbstporträt-Fotos und Videofilme gezeigt. Besonders interessant scheinen dabei die lebensgroßen Häftlingsgestalten aus Gips, die in unterschiedlichen Posen am Geländer der umlaufenden Empore stehen oder sitzen. Dies bot sich an, weil vergleichbare Geländer auch in der JVA zu finden sind. Börke verwies darauf, dass einer der Gefangenen verbotenerweise auf dem Geländer sitzt und ein anderer demonstrativ dem Beschauer den Rücken kehrt. Börke wie Saar erklärten sich erfreut und überrascht, dass so viele Zuhörer bei der Eröffnung anwesend waren und sprachen die Hoffnung aus, dass von der Bevölkerung das Ausstellungsangebot entsprechend wahrgenommen wird.

Hinweis: Ausstellung „Auge in Auge – Kunst im Knast". Bilder, Photos, Figuren und Skulpturen von Inhaftierten aus der Justizvollzugsanstalt Butzbach im Haus am Dom bis einschließlich Sonntag, 16. März. Öffnungszeiten täglich von 11.00 bis 13.00 Uhr und von 15.00 bis 19.00 Uhr.

Sk (MBN)

 

Vorschau 

Erstes “Heppenheimer Forum 24” zur “Solidarität” (14./15.3.) 

Solidarität neu buchstabieren 

Heppenheim. Das Thema „Solidarität" steht im Mittelpunkt des „1. Heppenheimer Forum 24", das am Freitag/Samstag, 14./15. März, im Haus am Maiberg in Heppenheim/Bergstraße durchgeführt wird. Die Tagung soll Mandatsträgern in den Sozialverbänden, Pfarrgemeinderäten, Religionslehrern an Berufsschulen und Mitarbeitern in der Arbeitnehmerpastoral 24 Stunden lang – deshalb der Name „Forum 24" - Gelegenheit geben eigene Erfahrungen auszutauschen. Vor dem Hintergrund einer wachsenden Entsolidarisierung soll versucht werden, wie es in der Einladung heißt, Solidarität neu zu definieren. Das Forum trägt den Untertitel: „Solidarität – ein Begriff muss neu buchstabiert werden". Veranstalter sind die Betriebsseelsorge im Bistum Mainz, die Katholische Arbeitnehmerbewegung (KAB), das Kolpingwerk im Bistum Mainz und das Haus am Maiberg, die Akademie für politische und soziale Bildung der Diözese Mainz.

Die Tagung wird von Thomas Domnick, Leiter der Betriebsseelsorge im Bistum Mainz, und dem Diplompädagogen und Diplomtheologen Titus Möllenbeck, Referent für politische und soziale Bildung im Haus am Maiberg, geleitet. Am Samstag werden Ute Strunck und Georg Wolter als Referenten zu Gast sein. Strunck ist Diplomtheologin und Referentin für Gemeindepastoral im Caritasverband für die Diözese Mainz. Wolter gehört dem Betriebsrat von Toyota in Aachen und der Gruppe „Arbeitergeschwister" an. Diese Gruppe setzt sich aus Priestern, Ordensleuten und Laientheologen zusammen, die als ungelernte Arbeiter tätig sind.

Die Tagung soll zu einer Vernetzung der christlichen Kräfte im Themenfeld Arbeit beitragen. Christlich gelebte Solidarität sei in allen Lebensbereichen notwendig, heißt es in der Einladung. Mit der Veranstaltung wird die Reihe der seit 1995 nicht mehr regelmäßig angebotenen Frühjahrs- und Herbsttagungen der Arbeitnehmerpastoral im Bistum Mainz im Haus am Maiberg wieder aufgenommen. Die Veranstalter wollen dabei „neue und kreative Wege des Lernens" erproben.

AGS (MBN)