Mainzer Bistumsnachrichten Nr. 22

5. Juni 2003

Datum:
Do. 5. Juni 2003
Von:
MBN

Bischöfliche Pressestelle Mainz, Leiter: Jürgen Strickstrock, Bischofsplatz 2, 55116 Mainz 
Postanschrift: Postfach 1560, 55005 Mainz, Tel. 06131/253-128 oder -129, Fax 06131/253-402, E-Mail: pressestelle@bistum-mainz.de

Berichte

  • Festlicher Abschied für Domdekan Weihbischof Rolly 
  • Pfingstkollekte in allen Pfarreien für Renovabis 
  • Zwei neue Ständige Diakone 
  • Lehmann: Wagnis des Ökumenischen Kirchentages hat sich gelohnt 
  • Kardinal Lehmann erfreut über Engagement vieler junger Christen 
  • Feierliche Unterzeichnung der Charta Oecumenica 
  • Dank an den „jesuitischen Partisanenkämpfer" 
  • Kein Tourismus, sondern wichtige Nord-Süd-Arbeit

Vorschau 

  • St. Urbansfest in Gau-Heppenheim (9.6.)
Berichte 

Festlicher Abschied für Domdekan Weihbischof Rolly 

Pontifikalvesper im Dom und Feierstunde im Erbacher Hof (9.6.)

Mainz. Mit einer festlichen Pontifikalvesper im Mainzer Dom und anschließender Feierstunde im Erbacher Hof will das Bistum Mainz, an der Spitze Kardinal Karl Lehmann und das Domkapitel, am Pfingstmontag, 9. Juni, Weihbischof Wolfgang Rolly für seinen jahrzehntelangen Dienst in der Diözese und in der Deutschen Bischofskonferenz danken. Rolly war Ende April dieses Jahres aus Altersgründen von allen Ämtern entpflichtet worden. Anlässlich seines 75. Geburtstages hatte er im vergangenen Jahr Papst Johannes Paul II. seinen Rücktritt angeboten.

Der Vespergottesdienst, dem Weihbischof Rolly als Liturge vorsteht, beginnt um 16.00 Uhr. Musikalisch gestaltet wird die Vesper durch die Domkantorei St. Martin unter Leitung von Domkapellmeister Prof. Mathias Breitschaft und die Mainzer Dombläser. In der anschließenden Feierstunde im Erbacher Hof wird nach der Begrüßung durch Generalvikar Prälat Dietmar Giebelmann Kardinal Karl Lehmann als Bischof von Mainz und als Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz die Verdienste von Weihbischof Rolly würdigen und ihm für seine großen Leistungen im Bereich der Diözese und darüber hinaus für die Deutsche Bischofskonferenz danken. Grußworte werden sprechen: Domdekan Prälat Heinz Heckwolf, der Direktor des Bildungswerks im Bistum Mainz, Hartmut Heidenreich, und der Mainzer Oberbürgermeister Jens Beutel. Auch die früheren Assistenten des Weihbischofs werden ihren Dank zum Ausdruck bringen. Die Feier, die von den Dombläsern und vom Mainzer Domchor musikalisch umrahmt wird, schließt mit einem Wort des Dankes von Weihbischof Rolly.

Ein Bischof des Dialogs und der Reformen im Geist des II. Vatikanischen Konzils 

Weihbischof Rolly hat im Bistum Mainz und darüber hinaus viele Aufgaben wahrgenommen
Der Ende April 2003 aus Altersgründen emeritierte Mainzer Weihbischof und Domdekan Wolfgang Rolly, hat in den vergangenen Jahrzehnten eine Fülle von Aufgaben mit großem Engagement und Elan wahrgenommen. Besondere Beachtung fand auf Bundesebene sein Wirken als „Jugendbischof" der Deutschen Bischofskonferenz. Im Bistum Mainz war Rolly nach seiner Religionslehrertätigkeit als Weihbischof Dezernent für die Pastoralen Räte und für Weiterbildung sowie seit 1986 auch Domdekan.

Religionslehrer und Jugendseelsorger 

Wolfgang Rolly wurde am 25. November 1927 in Darmstadt geboren. Nach dem Abitur studierte er Philosophie und Theologie in Mainz, München und Frankfurt. Bischof Dr. Albert Stohr weihte ihn am 28. Februar 1953 im Mainzer Dom zum Priester. Nach Kaplansjahren in Lampertheim-St. Andreas und Gießen-St. Bonifatius, wurde Rolly 1959 Religionslehrer an der Maria Ward-Schule in Mainz. Neben dieser Tätigkeit am Mädchengymnasium war er von 1959 bis 1965 Geistlicher Leiter der HELIAND-Schülerinnengemeinschaft im Bistum Mainz. Von 1965 bis 1971 wurde er mit halber Stelle für die Tätigkeit als Bundeskaplan der HELIAND-Schülerinnengemeinschaft (Katholische Studierende Jugend/KSJ) freigestellt.

In seiner Schullaufbahn wurde Rolly 1959 zum Studienrat und 1971 zum Studiendirektor ernannt. Im Januar 1972 wählte ihn der Priesterrat im Bistum Mainz zu seinem Sprecher (Sekretär). Das Jahr 1972 war für Wolfgang Rolly besonders ereignisreich, denn im Juni ernannte ihn Papst Paul VI. zum Titularbischof von Taborenta und Weihbischof in Mainz.

Bischof Dr. Hermann Volk weihte ihn am 2. Juli 1972 im Mainzer Dom zum Bischof. Seinen Wahlspruch als Bischof formulierte Rolly in Anlehnung an Psalm 18: „Mit Christus über alles Trennende" („Cum Christo trans muros" - „Mit meinem Gott überspringe ich Mauern"). Die ersten Jahre als Weihbischof waren auf der Ebene der Deutschen Bischofskonferenz für Rolly geprägt durch seine Mitgliedschaft in der gemeinsamen Synode der Bistümer in der Bundesrepublik Deutschland (1972-1975). Hier arbeitete er vor allem in den Bereichen christliche Diakonie und kirchliche Jugendarbeit mit.

Mitarbeit in den Kommissionen der Deutschen Bischofskonferenz 

In der Deutschen Bischofskonferenz gehörte Rolly von 1972 bis 1988 der Pastoralkommission an. Ebenfalls seit 1972 bis zu seiner Emeritierung war Rolly Mitglied der Kommission „Erziehung und Schule", in der er mehrere Jahre auch stellvertretender Vorsitzender war. In diesem Bereich leitete Rolly viele Jahre die Arbeit der Lehrbuchkommission für Schulbücher für den katholischen Religionsunterricht. Auf Bischofskonferenzebene fand Rolly in der Öffentlichkeit besondere Beachtung als dialogbereiter „Jugendbischof" (1979-1986). An zwei Vollversammlungen der Bischofssynode in Rom nahm Rolly als Delegierter der Deutschen Bischofskonferenz teil, 1977 zum Thema „Katechese" und 1978 zur „Berufung und Sendung der Laien in Kirche und Welt". Seit 1988 war Rolly auch Mitglied der Publizistischen Kommission der Deutschen Bischofskonferenz, deren stellvertretender Vorsitzender er bis zuletzt war.

Bischofsvikar für die Pastoralen Räte und für Weiterbildung 

Das Bischofswappen von Weihbischof Rolly zeigt in der oberen Hälfte das Maria Ward-Kreuz und die Lilie des Stadtwappens seiner Geburtsstadt Darmstadt und in der unteren Hälfte Querbalken in Gold und Schwarz. Sie verweisen auf den Verkündigungsauftrag des Bischofs. Im Bereich des Bistums Mainz war Rolly von 1973 bis 1991 Bischofsvikar für die Pastoralen Räte. Seit 1973 war er Bischofsvikar für Weiterbildung. Dem Mainzer Domkapitel gehört Rolly seit 1978 an und leitete dieses Gremium als Domdekan seit 1986.

Wichtige Impulse setzte Rolly, der die Reformen des II. Vatikanischen Konzils zu seinem Programm machte, in der Förderung der haupt- und ehrenamtlichen Laien, in der Weiterbildung für Ehepaare und Familien und in der Förderung der Bildungsarbeit auf allen Ebenen. Zwei von ihm besonders gestützte Kristallisationspunkte kirchlicher Erwachsenenbildung wurden das Bildungszentrum Erbacher Hof in Mainz, das seit einigen Jahren auch die Katholische Akademie des Bistums ist, und das Haus am Maiberg in Heppenheim/Bergstraße, Akademie für politische und soziale Bildung. Ebenso sorgte Weihbischof Rolly für die Förderung der Lesekultur und unterstützte tatkräftig die rund 190 katholischen öffentlichen Büchereien im Bistum Mainz mit der Fachstelle für Büchereiarbeit in Mainz als Zentrale.

Tatkräftiger Förderer der Musica Sacra am Mainzer Dom 

Weitere Akzente setzte Rolly in der Förderung des Bildungswerks im Bistum Mainz und der regionalen Bildungswerke sowie in der tatkräftigen Unterstützung der Musica Sacra am Mainzer Dom. In seiner Amtszeit als Domdekan entstanden neben dem altbewährten Mainzer Domchor die Domkantorei St. Martin und der Mädchenchor am Dom und St. Quintin. Die sehr gut besuchten Domkonzerte, an denen neben den Chören unter Leitung von Domkapellmeister Mathias Breitschaft auch Domorganist Albert Schönberger und die Dombläser beteiligt sind, finden ihren Widerhall weit über Mainz hinaus. Das 1998 erbaute Chorhaus am Dom bezeugt als steinernes Bauwerk, dass hier mit Geduld auf hohem künstlerischen Niveau erfolgreiche Aufbauarbeit geleistet wurde. Wer nach einem Schlüssel für das Wirken von Wolfgang Rolly als Seelsorger und Weihbischof sucht, stößt rasch auf das Wort „Communio", das „Miteinander". Gemäß seinem Wahlspruch als Bischof setzt er sich bis heute unermüdlich für das Miteinander von Priestern und Laien, Männern und Frauen, Christen und Juden, Deutschen und Ausländern, Jungen und Alten, Kranken und Gesunden ein. Denn nach seinem Verständnis gehört zum Glauben auch der Mut zur Veränderung.

Sk (MBN)

 

Pfingstkollekte in allen Pfarreien für Renovabis 

Katholiken zur Solidarität mit Ost- und Südosteuropa aufgerufen

Freising/Mainz. „Angesichts unzähliger Straßenkinder und einem grassierenden Frauenhandel, von enormer Altersarmut und der großen Suche nach geistig-geistlicher Orientierung in Osteuropa sind die Christen in Deutschland auch weiterhin gefordert, am Aufbau einer gerechteren Ordnung für unsere Nächsten im Osten mitzuarbeiten." Dazu hat der Geschäftsführer von Renovabis, Pater Dietger Demuth CSsR, anlässlich der Kollekte für das des Osteuropa-Hilfswerk der deutschen Katholiken (ZdK) aufgerufen.

Zugleich sagte Demuth Dank für die Hilfe, die bisher von Menschen in Deutschland für ihre Mitmenschen in den Staaten des ehemaligen kommunistischen Herrschaftsbereichs in Ost- und Südosteuropa geleistet wurde. So konnten über Renovabis bisher mehr als 260 Millionen Euro in etwa 10.000 kirchlich-pastorale, sozial-karitative sowie Bildungs- und Medienprojekte in 27 Staaten Mittel-, Ost- und Südosteuropas fließen. Zugleich konnte Renovabis durch Initiierung und Begleitung zahlreicher Partnerschaften Brücken der Solidarität zwischen Osteuropa und Deutschland spannen.

Vor zehn Jahren hatte die Deutsche Bischofskonferenz auf Initiative des Zentralkomitees der deutschen Katholiken das Osteuropa-Hilfswerk errichtet. Hauptziele der Neugründung waren die Erneuerung der Kirche und der Aufbau von Zivilgesellschaften in den 27 Staaten des ehemals kommunistischen Herrschaftsbereichs. Unter den Gründungsmüttern und –vätern waren u. a. Rita Waschbüsch, die ehemalige Vorsitzende des ZdK, der langjährige ZdK-Generalsekretär Dr. Friedrich Kronenberg, der Trierer Weihbischof Leo Schwarz sowie die heutigen Kardinäle Walter Kasper, Karl Lehmann Joachim Meisner, und Friedrich Wetter. Mit der Pfingstkollekte im Mai 1993 begann die Arbeit des Werkes. Sitz der Geschäftsstelle ist seit September 1993 Freising.

Für Pater Demuth garantiert die Aufnahme der zehn Beitrittskandidaten in die „EU der 15" im kommenden Jahr nicht automatisch soziale und wirtschaftliche Gerechtigkeit in Europa und schon gar nicht ausgewogene Verhältnisse in den Gesellschaften der Beitrittsländer. Noch dramatischer erweise sich die soziale und wirtschaftliche Situation weiter Bevölkerungsteile in den Staaten, die über viele Jahre oder aber auf Dauer Anrainer der EU bleiben werden. Als Beispiele führte der Renovabis-Geschäftsführer Länder wie Moldawien, Albanien, die Ukraine und Weißrussland an. Pater Demuth zog den Schluss: „Die Menschen in Osteuropa brauchen heute mehr denn je unsere Hilfe."

Anlässlich des „10. Geburtstags" der Solidaritätsaktion für Ost- und Südosteuropa findet die diesjährige Renovabis Aktion am Pfingstsonntag, 8. Juni, mit einem Festgottesdienst in Trier, wo Renovabis 1993 gestartet wurde, ihren Abschluss. In allen Gottesdiensten der deutschen Diözesen ist die Pfingstkollekte für Renovabis bestimmt. Spenden werden auf das Konto Nr. 94 bei der Pax Bank erbeten. BLZ 370 60 193 oder bei anderen Banken und Geldinstituten

(MBN)

 

Zwei neue Ständige Diakone 

Weihegottesdienst mit Kardinal Lehmann im Mainzer Dom (7.6.)

Mainz. In einem festlichen Pontifikalamt im Mainzer Dom wird der Bischof von Mainz, Kardinal Karl Lehmann, am Samstag vor Pfingsten, 7. Juni, zwei Bewerber aus dem Dekanat Dreieich - beide gehören zur Pfarrei Sprendlingen-St. Stephan - zu Ständigen Diakonen weihen. Der Weihegottesdienst beginnt um 9.30 Uhr. Die beiden neuen Ständigen Diakone werden als Diakone im Zivilberuf in ihrer Heimatpfarrei in der Seelsorge mitarbeiten. Beide wurden im Herbst 2000 in den Diakonatskreis des Bistums Mainz aufgenommen und haben seither ihre dreijährige pastorale Ausbildung berufsbegleitend in Kursen am Mainzer Priesterseminar absolviert. Es sind dies:

Alexander Rudolf (37) aus Dreieich-Sprendlingen-St. Stephan. Rudolf wurde am 23.4.1966 in Karlsruhe geboren. Er ist verheiratet mit Frau Dr. Barbara, geborene Huber. Die Eheleute haben drei Kinder. Der Diplomtheologe studierte Philosophie und Katholische Theologie in Freiburg i.Br. und an der Päpstlichen Universität Gregoriana in Rom. Rudolf ist Mitarbeiter der Dokumentationsstelle für den Christlich-Islamischen Dialog (CIBEDO) der Deutschen Bischofskonferenz in Frankfurt.

Wolfgang Weller (45) aus Dreieich-Sprendlingen-St. Stephan, wurde am 29.11.1957 in Neu-Isenburg geboren. Er ist verheiratet mit Frau Ramona, geborene Sadkowiak. Die Eheleute haben drei Kinder. Weller studierte Theologie im Würzburger Fernkurs. Weller ist technischer Angestellter in einem Chemieunternehmen.

Rudolf und Weller werden vor allem in der Jugendarbeit, der Familienseelsorge und im sozial-caritativen Bereich sowie in der Mitgestaltung der Gottesdienste in ihrer Heimatpfarrei tätig sein.

Sk (MBN)

 

Lehmann: Wagnis des Ökumenischen Kirchentages hat sich gelohnt 

"Beide Kirchen haben kaum bessere Gelegenheiten, gerade junge Menschen anzusprechen"

Berlin. Das Wagnis des ersten Ökumenischen Kirchentages in Berlin, der am Sonntag, 1. Juni, mit einem festlichen Schlussgottesdienst auf dem Platz der Republik vor dem Reichstag zu Ende ging, hat sich aus der Sicht des Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Karl Lehmann, gelohnt. „Es ist ein wirklich gelungener ökumenischer Kirchentag geworden", stellte er zum Abschluss des viertägigen Christentreffens in der Bundeshauptstadt fest. So dürfe man auch hoffen, dass ein solches Treffen nach einer angemessenen Zeit in regelmäßigen Abständen versucht werde, fügte er hinzu.

Für die Veranstalter, den Deutschen Evangelischen Kirchentag (DEKT) und das Zentralkomitee der Deutschen Katholiken (ZdK), teilten der katholische Präsident des Ökumenischen Kirchentages, Prof. Dr. Hans Joachim Meyer, und die evangelische Präsidentin, Dr. Elisabeth Raiser, mit, dass es diesbezüglich noch keine Festlegungen gebe, dass aber bereits Termine vereinbart seien, um über das künftige Vorgehen zu beraten. Der nächste Deutsche Katholikentag, 2004 in Ulm, und der nächste Deutsche Evangelische Kirchentag, 2005 in Hannover, zu denen im Schlussgottesdienst Bischof Gebhard Fürst, Rottenburg-Stuttgart und Bischöfin Margot Käßmann, Hannover, eingeladen haben, würden sicher den schon früher deutlichen ökumenischen Charakter noch verstärken. Bei den Überlegungen zu einem weiteren Ökumenischen Kirchentag müsse man berücksichtigen, dass solche Treffen eine jahrelange Vorbereitungszeit brauchten. Mit den Planungen für Berlin hatten die Veranstalter bereits 1996 begonnen.

Lehmann hob hervor, dass rund 40 Prozent der etwa 200.000 fest angemeldeten Teilnehmer des Ökumenischen Kirchentages unter 30 Jahre alt waren. „Beide Kirchen haben wohl kaum bessere Gelegenheiten, bei denen sie so viele junge Menschen ansprechen können", merkte er an. Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz unterstrich nachdrücklich die positive Grundstimmung einer im Glauben begründeten Zuversicht, die in Berlin spürbar gewesen sei. Die Menschen aller Altersstufen, die in Berlin zusammenkamen, haben nach seinen Worten trotz der Krisensituation in Deutschland wie auch der schwierigen Beratungen zur künftigen Verfassung der Europäischen Union Mut für die Zukunft gezeigt. „Genau dies braucht unser Land, dass wir aus einer Stimmung der Frustration und Resignation befreit werden und uns selber wieder mehr zutrauen", sagte Lehmann. Es habe sich gezeigt, dass die Christen in Deutschland, wenn sie sich versammeln, „immer noch im Stande sind, eine neue Stimmung auf die Beine zu bringen".

Im Schlussgottesdienst, in dem Lehmann zusammen mit dem Ratsvorsitzenden der Evangelischen Kirche in Deutschland, Präses Manfred Kock, die Predigt in Dialogform hielt, erklärte der Kardinal in Anlehnung an Psalm 67 („Gott sei uns gnädig und segne uns"), wenn Gott nicht gnädig wäre, blieben die Menschen einer von Grausamkeit, Kälte und Finsternis geprägten Welt ausgeliefert. Durch Gottes Gaben sei die Erde so reich, dass sie auch die Armen von heute und die kommenden Generationen ernähren könnte. „Wir haben nicht das Recht der räuberischen Ausbeutung, sondern müssen schonend und bewahrend mit den Schätzen umgehen", sagte er unter dem Beifall der mehr als 150.000 Gläubigen, die am Schlussgottesdienst teilnahmen.

Präses Kock erklärte, dass das Recht Gottes die Grundlage für Gerechtigkeit und Freiheit in der Welt sei. Gewalt habe hier keinen Platz. Die Ehrfurcht sei die angemessene Antwort auf Gottes Segen. Der Gottesbezug in der künftigen Verfassung der Europäischen Union sei keine Vereinnahmung Andersgläubiger, sondern die Orientierung an Werten, die der Politik vorgegeben seien. Kock griff auch die immer wieder geäußerte „Sehnsucht nach dem gemeinsamen Abendmahl" auf und sagte, der „Schmerz über das, was noch aussteht", werde weit überboten von dem, was uns verbindet.

Die Gemeinsamkeit des Ökumenischen Miteinander bekräftigten die evangelische Präsidentin und der katholische Präsident des Ökumenischen Kirchentages in ihren Schlussansprachen noch einmal. Meyer hatte in der Abschlusspressekonferenz betont, dass die ökumenischen Veranstaltungen des Kirchentages in großer Zahl angenommen und mit unglaublicher Anteilnahme begleitet worden seien. Die Behauptung, die heutigen Christen wären nicht länger bereit, sich mit Wahrheits- und Glaubensfragen ernsthaft auseinander zu setzen, sei in Berlin „wahrhaft massenhaft widerlegt" worden. Die Katholische Kirche habe sich im II. Vatikanischen Konzil zur Ökumene bekannt. Dies sei durch die Teilnahme von 40 katholischen Bischöfen aus dem In- und Ausland – darunter fünf Kardinäle – und durch die Botschaft von Papst Johannes Paul II. an den Ökumenischen Kirchentag bekräftigt worden.

Am Samstag hatte Kardinal Lehmann u.a. an einem alternativen Jugendgottesdienst mit über 1.000 Jugendlichen in der St. Bonifatiuskirche in Berlin-Kreuzberg teilgenommen. Dazu war unter dem Titel „Segen, aber flott. Der etwas andere Gottesdienst – echt ÖKU" eingeladen worden. Vorbereitet hatten den Gottesdienst ein Team evangelischer Pfarrer aus Niederhöchstadt und Frankfurt zusammen mit den Offenbacher Chören „Hunger Chor St. Josef" und „For Heavens Sake" (Leitung Peter Krausch). Zu den Gestaltungsmitteln gehörten Einspielfilme auf eine Video-Großleinwand, auf der auch die Liedtexte zu lesen waren, Kurztheater und viel Musik. Das Team mit den „GoSpecial"–Pfarrern hat normalerweise Kirchendistanzierte als Zielgruppe. In Berlin sollten kirchlich Engagierte einmal selbst erleben können, wie solche Spezial-Gottesdienste aussehen. Mit in die Vorbereitung einbezogen war auch die Ordensschwester Teresa Zukic, die seit zehn Jahren in Pegnitz bei Bayreuth mit einem Team neue Wege der Pastoral erprobt und ähnliche „Extra-Gottesdienste" („Go X") für der Kirche Entfremdete, die noch nicht oder nicht mehr „eucharistiefähig" seien, anbietet. Anstöße dazu kamen aus den USA von einer evangelischen Gemeinde in Willow Creek bei Chicago, die damit Kinder und Jugendliche wieder für Gottesdienste begeistern konnte.

Lehmann zeigte sich von der fröhlichen aber auch tiefgründigen Form dieses Gottesdienstes, bei dem die Gestalt des um den Segen Gottes ringenden Jakob im Mittelpunkt stand, besonders auch von der mitreißenden Predigt von Pfarrer Klaus Douglass sehr angetan. Der Kardinal betonte bei einem „Kreuzverhör" im Rahmen des Gottesdienstes, der wichtigste Segen für die Kirche liege darin, möglichst glaubwürdig und einladend den Menschen die Frohe Botschaft des Evangeliums entgegen zu bringen. Dazu gehörten durchaus auch solche Gottesdienste.

Sk (MBN)

 

Kardinal Lehmann erfreut über Engagement vieler junger Christen 

Friedensgottesdienst von Juden und Christen einer der Höhepunkte des Kirchentags

Berlin. Mit rund 200.000 Dauerteilnehmern hat der erste Ökumenische Kirchentag in der Bundesrepublik Deutschland die Erwartungen der Veranstalter in Berlin weit übertroffen. Beim Abend der Begegnung nach dem Eröffnungsgottesdienst vor dem Brandenburger Tor am Mittwoch, 28. Mai, flanierten nach Polizeischätzungen rund 400.000 Menschen in dem für den Verkehr gesperrten Bereich zwischen dem baulichen Symbol der deutschen Einheit und dem Alexanderplatz. Bundesweite Aufmerksamkeit fanden der Projektchor Emmaus und die Band Arcangelo aus Seligenstadt, die unter Leitung von Regionalkantor Thomas Gabriel den Eröffnungsgottesdienst mit modernen Liedern und Rhythmen mit gestalteten.

Der erste Ökumenische Kirchentag wird vom Deutschen Evangelischen Kirchentag (DEKT) und vom Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK) in Absprache mit den Kirchenleitungen veranstaltet. Nach seinen ersten Eindrücken gefragt, erklärte der Bischof von Mainz und Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Karl Lehmann, er freue sich besonders, dass so viele junge Menschen nach Berlin gekommen seien. Er zeigte sich beeindruckt vom großen Einsatz, der überall spürbar sei, und von der Atmosphäre der Fröhlichkeit und Lebensfreude, die vom strahlenden Sommerwetter begünstigt wurde. Dabei würden die drängenden Fragen der Gegenwart jedoch nicht ausgeblendet und „auch die weltweiten Probleme kommen zum Tragen", betonte er.

Am Fest Christi Himmelfahrt feierte Kardinal Lehmann eine Heilige Messe in der evangelischen Lukaskirche in Kreuzberg. Von den rund 1.000 Teilnehmern, meist jungen Menschen, wurde er bei seiner Ankunft begeistert begrüßt und gefeiert. Der positiven Stimmung tat es keinen Abbruch, dass rund drei Viertel den Gottesdienst nur draußen auf der Straße mitfeiern konnten, denn die kleine Kirche war schon eine Stunde vor Beginn restlos gefüllt.

In seiner Predigt erklärte Lehmann: „Jesus bleibt nicht im Tod. Er hat Leben gewonnen nicht nur für sich, sondern für alle." Der himmlische Vater habe ihn aus der Niederlage gerettet und erhöht und nicht in der Niedrigkeit gelassen. Dies sei die christliche Botschaft zum Fest Christi Himmelfahrt. Jesu Macht sei die der „suchenden Liebe", mit der er sich gerade den Armen, den Entrechteten, den Nichtbeachteten zuwende, um alle zu retten. Der Kardinal rief dazu auf, als Zeugen des Glaubens für die Benachteiligten einzutreten und auch bei eigenen Problemen durchzuhalten. „Jesus möchte, dass das Evangelium durch uns in die Welt kommt. Er möchte unsere freie Zustimmung und unseren schöpferischen Verstand."

Gebraucht wird das Zeugnis der vielen 

In diesem Sinn seien Christi Himmelfahrt und der Ökumenische Kirchentag mit dem Motto „Ihr sollt ein Segen sein" Feste der Ermutigung. „Die Macht der Kirche ist das Zeugnis der vielen", unterstrich er. In dieser Zeugenschaft müssten die Christen zusammen stehen. Deshalb sei es gut, „dass wir diesen Gottesdienst in einer evangelischen Kirche feiern können". Zu den Konzelebranten gehörten Priester mehrerer Bistümer, unter ihnen auch der Mainzer Generalvikar Dietmar Giebelmann. Musikalisch mitreißend gestaltet wurde der Gottesdienst vom Jugendchor der Offenbacher Pfarrei Heilig Geist und Instrumentalisten der Gruppe Prophet unter Leitung von Dr. Stephan Sahm. Sie sangen u.a. ihr Kirchentagslied „Ihr sollt ein Segen sein" und ein Glorialied nach einem Text der hl. Klara von Assisi. Ihr haben sie auch ein Geistliches Spiel gewidmet, das sie jetzt in Berlin in der St. Jakobikirche zweimal aufführten.

Mainzer Bistumsstand mit Gutenbergpresse 

Nach dem Gottesdienst besuchte Kardinal Lehmann den Stand des Bistums Mainz auf dem Messegelände, wo die meisten der über 3.000 Kirchentagsveranstaltungen stattfinden. Der Stand ist einer von rund 1.000 in der sog. Agora, wo sich in mehreren Messehallen die Bistümer und Landeskirchen, kirchliche Verbände, Gruppen und Initiativen verschiedenster Art präsentieren. Der Mainzer Bistumsstand lockte besonders viele Besucher an, weil sie hier die Möglichkeit hatten, eine Bibeldruck-Seite selbst zu gestalten. Dabei halfen Karl Heinz Wahl vom Mainzer Gutenberg-Druckladen, der eine Druckerpresse zur Verfügung gestellt hatte, und Mitarbeiter/innen der Öffentlichkeitsarbeit des Bistums. Thomas Klumb hieß Kardinal Lehmann am Stand willkommen, wo auch die kleinste „Bibel der Welt" aus der Gutenberg-Stadt durch ein Vergrößerungsfenster zu sehen war. Lehmann betonte, für ihn sei es eine zentrale Frage, wie Christen gemeinsam besser aus der Bibel leben könnten.

Geduldig schrieb der Kardinal Autogramme, war aber rasch von Medienvertretern in Beschlag gelegt. Auch der Ministerpräsident von Niedersachsen, Christian Wulf, fand sich ein. Ein besonderer Blickfang war Ordinariatsrat Bernd Krämer, der in riesiger Pappmaché-Maskerade als Mainzer Dom auftrat. Am Bistumsstand hatte sich Lehmann mit dem Ratsvorsitzenden der Evangelischen Kirche in Deutschland, Präses Manfred Kock, verabredet. Gemeinsam suchten sie in der „Medienkirche.de" in Halle 5 die Kirchenbeauftragten bei den Fernsehanstalten auf. Pfarrer Dietmar Heeg, Bensheim/Frankfurt, interviewte die beiden führenden Repräsentanten ihrer Kirchen in Deutschland. Beide betonten übereinstimmend, es sei ihnen besonders wichtig, was die Teilnehmer des Ökumenischen Kirchentages mitnehmen und in ihren Gemeinden umsetzen könnten. In der Seelsorge habe das direkte Gespräch von Mensch zu Mensch den Vorrang, aber in der Mediengesellschaft sei die Präsenz der Kirchen in den Medien unverzichtbar.

Am Abend des Christi-Himmelfahrtstages nahmen Kock und Lehmann auch an einem jüdisch-christlichen Gottesdienst teil: „Beten in Gegenwart des anderen - Juden und Christen beten für den Frieden", einem der Höhepunkte des ersten Ökumenischen Kirchentags, der auch das Gespräch mit den nichtchristlichen Religionen sehr engagiert sucht. Landesrabbiner Dr. Henry G. Brandt, Dortmund, überraschte mit Kritik in seiner Ansprache. Er bedauerte, dass nicht gemeinsam gebetet wurde. Dies sei ein Rückschritt gegenüber früheren Katholikentagen. Kardinal Lehmann betonte: „Wir stehen auf den Schultern des jüdischen Volkes und der Bibel. Das Neue Testament atmet tief den Geist des Ersten Bundes." Dies wurde auch am zentralen Bibeltext dieser Feier deutlich, der Frage an Jesus nach dem höchsten Gebot, das er ganz in der jüdischen Tradition mit dem Gebot der Gottes- und Nächstenliebe beantwortete (Mk 28-34). Präses Kock erklärte, große Religionen, darunter die christliche, lebten in der Wahrheitssuche von der einen, Israel gegebenen Antwort: „Gott ist der Eine - und der Mensch sein Gegenüber." Aus dem Streitgespräch des Schriftgelehrten mit Jesus sei ein Dialog geworden, aus dem Erkennen des Anderen die Anerkennung.

Streitbarer ging es wie in manchen anderen Foren auch beim Forum über die Rolle der Frau in den Kirchen zu. Gegen die Mehrheit im Podium - vielleicht auch in der mit mehreren Hundert Teilnehmern gefüllten Halle - verteidigte Lehmann die Position der Katholischen Kirche, die Frauen nicht zum Priesteramt zulässt. Er warnte davor, beim kirchlichen Leben zu sehr auf das Amt abzuheben. Nachdrücklich betonte er die gleiche Würde von Mann und Frau, stellte aber auch klar, dass nach seinem Verständnis „Gleichwertigkeit nicht Gleichheit ist". Die Frauen spielten auch ohne Zulassung zur Weihe ein wichtige und anerkannte Rolle im kirchlichen Leben, nicht zuletzt in den Gemeinden.

Sk (MBN)

 

Feierliche Unterzeichnung der Charta Oecumenica 

Die Kirchen in Deutschland verpflichten sich zu noch engerer Zusammenarbeit 

Berlin. Einen besonderen Akzent von kirchenpolitischer Bedeutung erhielt der Ökumenische Kirchentag in Berlin durch die Unterzeichnung der „Charta Oecumenica" am Freitag, 30. Mai, durch die Spitzenvertreter der in der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen in Deutschland (ACK) zusammen geschlossenen Kirchen. Zu den Unterzeichnern gehörten u.a. der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Karl Lehmann, der Vorsitzende des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland, Präses Manfred Kock, der Metropolit der Orthodoxen Kirche in Deutschland, Augoustinos, und der Bischof der Evangelisch-methodistischen Kirche, Dr. Walter Klaiber, der zurzeit ACK-Vorsitzender ist.

In feierlicher Prozession zogen die Kirchenführer, jeweils begleitet von einem Jugendlichen, durch das Messegelände zu einer der großen Hallen, in der im Rahmen einer gottesdienstlichen Feier die Unterzeichnung stattfand. Im Eingangsgebet, das Kardinal Lehmann vortrug, hieß es: „Allmächtiger, barmherziger Gott. . . wir bitten dich: Führe die Christenheit zusammen, schenke der Kirche die Einheit, lasse sie kraftvoll für das Evangelium eintreten und mache sie zu einem Zeichen und Werkzeug deines Geistes, der alle Sünde und Schuld, alle Spaltung und Feindschaft überwindet und uns im Frieden mit dir und untereinander verbindet."

Bischof Klaiber erklärte zu Beginn, dass die Kirchen der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen in Deutschland alle über die Charta Oecumenia beraten und sie angenommen haben und dies durch die feierliche Unterzeichnung zum Ausdruck bringen wollten. Die Charta wurde 1997 von der Ökumenischen Versammlung der europäischen Kirchen in Graz in die Wege geleitet und 2001 in Straßburg durch die Konferenz Europäischer Kirchen (KEK) und den Rat der Europäischen Bischofskonferenzen (CCEE) unterzeichnet. In der KEK sind 125 orthodoxe, reformatorische, freikirchliche und anglikanische Kirchen vereinigt, in der CCEE 34 katholische Bischofskonferenzen.

In dem Dokument verpflichten sich die Kirchen in zwölf „Leitlinien" auf die sichtbare Einheit der Kirche Jesu Christi hinzuwirken, gemeinsam das Evangelium zu verkünden, miteinander zu beten und gemeinsam zu handeln. Hinzu kommen u.a. die Verpflichtungen, für die Grundwerte des Friedens und der Gerechtigkeit einzutreten und so Europa mitzugestalten, Völker, Kulturen und Geschlechter untereinander zu versöhnen, die Schöpfung zu bewahren und die Begegnung mit anderen Religionen zu suchen, insbesondere mit dem Judentum und dem Islam.

Die Präsidenten der KEK, Metropolit Jeremias, und der CCEE, Mons. Amedée Grab, beglückwünschten die ACK-Mitgliedskirchen zu ihrer Entscheidung. Grab erklärte, die Charta Oecumenica, die bereits in 31 Sprachen übersetzt wurde, sei „ein Traum der Kirchen, dass sich der blaue Himmel der Transzendenz über Europa öffnen möge und die Christinnen und Christen in unseren Ländern neu entdecken, dass sie zur Versöhnung gerufen sind und dafür Verantwortung tragen sollen."

Auch im Namen des katholischen Präsidenten des Ökumenischen Kirchentages, Prof. Dr. Hans Joachim Meyer, trug die evangelische Präsidentin Dr. Elisabeth Raiser einige konkrete Vorschläge zur Umsetzung des Dokumentes vor. Dazu gehörten u.a. gemeinsame soziale und diakonische Initiativen, die Gründung von Partnerschaften über Landes- und Konfessionsgrenzen hinweg, die Feier von Taufgedächtnisgottesdiensten sowie die verstärkte Arbeit an Fragen von Gerechtigkeit, Frieden und Bewahrung der Schöpfung. Sie schlug auch vor, den Pfingstmontag als „Tag der Einheit der Kirche" zu begehen, wie es mancherorts, z.B. in Berlin, bereits geschehe.

Sk (MBN)

 

Dank an den „jesuitischen Partisanenkämpfer" 

Verabschiedung von P. Eckhard Bieger nach 21 Jahren Fernseharbeit durch Kardinal Lehmann

Mainz. „Wie nur wenige haben Sie die Entwicklung der Mediengesellschaft in der Kirche begleitet und geprägt", sagte Kardinal Karl Lehmann, Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz, bei seiner Würdigung von Pater Eckhard Bieger SJ am Montag, 2. Juni, im Konferenzzentrum des Zweiten Deutschen Fernsehens (ZDF). Nach 21 Jahren als Beauftragter der Deutschen Bischofskonferenz für das ZDF wurde Bieger offiziell verabschiedet. Lehmann dankte Bieger „im Namen der Deutschen Bischofskonferenz und ganz persönlich für seinen leidenschaftlichen Einsatz". Bieger sei „ein jesuitischer Partisanenkämpfer", der oft der Kritik von Kollegen und Bischöfen ausgesetzt gewesen sei. „Ihre Leidenschaftlichkeit hat Sie jedoch nicht wirklich angreifbar gemacht" , sagte Lehmann. Als Nachfolger von Bieger begrüßte er den bisherigen Beauftragten für SAT.1 und Pro Sieben, Ulrich Fischer.

Bieger stehe für das „Programm des medialen Aufbaus und Brückenbaus". „Sie waren und sind im Tiefsten ihres Herzens Kommunikationspädagoge geblieben, ein Vermittler zwischen einer oftmals verständnisresistenten Kirche einerseits und einer verständnisresistenten Mediengesellschaft andererseits", sagte Lehmann. „In der Überbrückung dieses Grabens haben Sie Ihre Lebensaufgabe gefunden." Der Kardinal erinnerte daran, dass Bieger in seiner Amtszeit für über 500 katholische Gottesdienstübertragungen im ZDF die Verantwortung getragen habe. Viele der dabei gewonnenen Erkenntnisse seien in die Neufassung der Leitlinien der Bischofskonferenz für Gottesdienstübertragungen in Hörfunk und Fernsehen eingegangen, sagte Lehmann. Er wies außerdem darauf hin, dass Bieger einer der ersten kirchlichen Medienvertreter war, der die Chancen des Internets thematisiert habe.

„Ein Segen für das ZDF" 

Als „unermüdlichen Motor einer fernsehgemäßen Liturgie" bezeichnete Markus Schächter, ZDF-Intendant, den Jesuiten. Mit seiner Arbeit habe er „Standards gesetzt, die sich auch in den Liturgiefeiern der Gemeinden niedergeschlagen haben". Bieger sei „stilbildend" gewesen und habe mit den Programmen zudem gute Einschaltquoten erreicht. Insgesamt sei Bieger „ein Segen für das ZDF" gewesen, sagte Schächter.

Eckhard Bieger sagte, der Abschied falle ihm nicht schwer, da „das Fernsehschiff Religion unter Segel steht und flott fährt". Er sei dankbar dafür, dass es „bruchlos mit der Fernseharbeit weitergeht". Insgesamt habe er in den letzten 15 Jahren eine Zunahme des religiösen Interesses wahrgenommen. Er wies darauf hin, dass sich in den 90er Jahren die Zuschauerzahlen bei Gottesdienstübertragungen verdoppelt hätten.

Mit seiner neuen Aufgabe als ZDF-Beauftragter komme er „wieder nach Hause", sagte Ulrich Fischer. Denn noch während seines Studiums habe er bei der ZDF-Fernseharbeit unter Biegers Vorgänger, Pater Eberhard von Gemmingen, gearbeitet. Er verstehe seine Aufgabe als Ansprechpartner aller Redaktionen im ZDF. Fischer sagte, dass er Bieger sehr viel verdanke und bedankte sich bei ihm für die gute Zusammenarbeit. Begrüßt worden waren die Gäste im ZDF-Konferenzzentrum von Weihbischof Friedrich Ostermann, Münster, dem Vorsitzenden der Kommission für publizistische Fragen der Deutschen Bischofskonferenz. Den musikalischen Rahmen gestalteten Christopher Dell (Vibraphon) und Stefan Kremer (Schlagzeug).

Pater Dr. Eckhard Bieger SJ (64) wurde 1971 Referent in der Bischöflichen Hauptstelle für Bild- und Filmarbeit in Köln. Von 1976 bis 1978 baute er das Referat für Kommunikationspädagogik in der Zentralstelle Medien der Bischofskonferenz in Bonn auf. Vier Jahre später wurde er Beauftragter der Bischofskonferenz beim ZDF. Nach knapp 21 Jahren als Beauftragter der Deutschen Bischofskonferenz für das ZDF übernimmt Eckhard Bieger neue Aufgaben in Erfurt. Dort entwickelt und propagiert er als Geschäftsführer in dem von ihm mitbegründeten Verein „Erfurter NetCode" Qualitätskriterien für kindergeeignete Internetseiten.

Diplom-Theologe Ulrich Fischer (45) ist seit dem 1. Mai 2003 Beauftragter der Deutschen Bischofskonferenz beim ZDF. 1991 war er von der Bischofskonferenz zum Fernsehbeauftragten für SAT.1 berufen worden, später auch von „Pro Sieben". Zuvor hatte Fischer für Radio Schleswig-Holstein die katholische Kirchenredaktion aufgebaut und geleitet. Danach arbeitete er für den privaten Rundfunk im Bistum Limburg und war später unter anderem Geschäftsführer der Katholischen Medienarbeit Rhein-Main.

tob (MBN)

 

Kein Tourismus, sondern wichtige Nord-Süd-Arbeit 

Vier junge Leute leisten über das Bistum Mainz einen Freiwilligendienst im Ausland

Mainz. In diesem Jahr werden vier junge Leute aus dem Gebiet des Bistums Mainz einen freiwilligen Dienst im Ausland absolvieren. Die drei jungen Männer und eine Frau werden jeweils für ein Jahr lang auf Vermittlung des Bistums Mainz bei sozialen Projekten in Bolivien, Chile und Peru mitarbeiten. Erreicht werden soll mit den Einsätzen des Sozialen Dienstes für Frieden und Versöhnung im Ausland (SDFV) vor allem, dass „junge Menschen lernen, sich in einem sozialen Lernfeld zu behaupten", erklärt Alois Bauer, der zusammen mit Martin Jobst vom Bischöflichen Jugendamt für die Einsätze verantwortlich ist. Außerdem sollen durch die Einsätze der jungen Leute langfristige Partnerschaften zu den einzelnen Projekten entstehen. „Die Erfahrungen der jungen Leute werden später im Freundeskreis, Schulklassen und Pfarrgemeinden eingebracht", erklärt Domdekan Heinz Heckwolf, der als Seelsorgedezernent für die Freiwilligeneinsätze zuständig ist. „So ein Bericht aus erster Hand ist vor allem für die Gemeinden wichtig."

„Einsätze, die kürzer als ein Jahr sind, machen keinen Sinn", sagt Bauer. Zwar erhalte er öfter Anfragen nach kürzeren Freiwilligendiensten im Ausland, „aber dabei bleibt kaum Zeit, um sich einwurzeln zu können, und so bleibt man doch mehr ein einfacher Tourist". Im Schnitt habe er rund eine Anfrage pro Tag, sagt Alois Bauer. Viele kämen jedoch von außerhalb der Diözese, daher weist er darauf hin, dass der SDFV nur Bewerber aus dem Bistum Mainz vermittelt. Katholisch zu sein ist jedoch keine Bedingung.

Zurzeit hat das Bistum Mainz Kontakt zu sieben Projekten in Afrika, Indien und Südamerika, wohin Freiwillige vermittelt werden können. „Dieses wichtige Forum der Nord-Süd-Arbeit soll weiter ausgebaut werden", sagt Bauer. Neue Kontakte würden vor allem durch Pfarrgemeinden und Vereine entstehen, die bereits eine Kooperation mit einem Projekt aufgebaut haben. Entstanden ist der SDFV im Bistum Mainz Ende der 80er Jahre. Auf Anregung des Katholikenrates schuf die Bistumsleitung 1989 diesen freiwilligen und zeitlich begrenzten Dienst als sozialen Dienst für Frieden und Versöhnung im Bistum Mainz.

Erfahrung mit dem Freiwilligeneinsatz hat bereits Thomas Schäfer gemacht, der in Bolivien war. „Durch die Mentalität der Menschen dort und ihre Mithilfe lernt man die Sprache sehr schnell", berichtet er. Seine Aufgabe soll in Zukunft sein, Interessenten als Ansprechpartner für das bolivianische Straßenkinderprojekt zur Verfügung zu stehen. Ein Ziel der Einsätze sei auch, dass sich die Freiwilligen nach dem Auslandsaufenthalt in einem Förderverein für „ihr" Projekt engagieren und in Deutschland in Vereinen, Gemeinden und Schulen oder der Universität für dafür werben.

Denise Euler (19) aus Genheim bei Bingen wollte nach dem Abitur nicht direkt anfangen zu studieren, sondern vor ihrem geplanten Jura-Studium „etwas Sinnvolles machen". Den ersten Kontakt hatte sie im vergangenen Jahr auf dem Katholikentag in Mainz, wo sie sich in ihr Projekt im chilenischen San Pedro „verliebt" habe. In dem von der Deutschen Beatrix Loos gegründeten Projekt werden Straßenkinder aufgenommen und gefördert. Aufgaben der freiwilligen Helfer sind unter anderem die Kinderbetreuung, Hilfe bei den Schulaufgaben und Hilfestellung bei handwerklichen Aufgaben.

Adam Böhm (19) aus Rödermark wollte sein Jahr als freiwilliger Helfer im Ausland eigentlich als so genannten „anderen Dienst" ableisten. So wird die Möglichkeit genannt, seinen Zivildienst im Ausland zu absolvieren. Der „andere Dienst" dauert zwölf statt zehn Monate wie der Zivildienst in Deutschland und wird auch nicht vergütet. Obwohl Böhm schließlich ausgemustert wurde, beschloss er ein Jahr ins Ausland zu gehen. Er geht auch nach San Pedro zu dem Straßenkinderprojekt.

Sebastian Bartels (20) aus Mainz hat sich relativ früh mit dem „anderem Dienst" im Ausland auseinandergesetzt. Es sei eine „lange Suche" nach einem geeigneten Einsatz gewesen, denn es gab viele Angebote, die ihm nicht zugesagt haben. Bartels wird im peruanischen Cajamarca in einer Schule für Behinderte arbeiten. Er leistet dort seinen „anderen Dienst" ab.

David Schmitz (19) aus Gau-Algesheim wird seinen „anderen Dienst" im bolivianischen Cochabamba in einem Heim für Straßenkinder ableisten. Auf seine vielen Bewerbungen für einen solchen Einsatz habe er zunächst „oft nur Absagen" erhalten. Die notwendigen Spanisch-Kenntnisse hat er sich bei einem Sprachkurs und im Selbststudium angeeignet.

Hinweise:

Bewerbung

Bewerber müssen aus dem Bereich des Bistums Mainz kommen. Für die Bewerbung ist grundsätzlich eine schriftliche Bewerbung mit tabellarischem Lebenslauf und Beschreibung der Motivation für einen sozialen Dienst im Ausland notwendig. Weiter werden ein polizeiliches Führungszeugnis und zwei Lichtbilder sowie die Angabe des möglichen Eintrittsdatums erbeten. Bewerber, die ihren Freiwilligeneinsatz als Zivildienst anerkennen lassen möchten, müssen anerkannte Kriegsdienstverweigerer sein (bitte Kopie des Anerkennungsbescheids beilegen).

Nach der schriftlichen Bewerbung folgt eine Einladung zu einem Gespräch. Die Auswahl treffen Mitglieder des Beirats zum SDFV. Bewerbungsfrist ist jeweils der 31. August eines Jahres. Einsätze sind dann ab Sommer des Folgejahres möglich.

Rahmenbedingungen 

Erforderlich ist neben einem Auswahlgespräch die verbindliche Teilnahme an einem Vorbereitungsseminar und einem Nachbereitungsseminar. Die Freiwilligen müssen einen Solidaritätskreis aufbauen (Verwandte, Bekannte, Gruppe, Verein, Pfarrei etc.), der sie ideell und finanziell während ihres Auslandsaufenthaltes unterstützt (Rundbrief, Taschengeld). Die Freiwilligen zahlen Hin- und Rückflug und die gesundheitliche Vorsorge (Impfungen) selbst, wobei das Bistum Mainz einen Zuschuss gewähren kann. Die erforderlichen Versicherungsleistungen und die Seminare zahlt das Bistum Mainz.

Weitere Informationen erteilt Alois Bauer, Bischöfliches Ordinariat, Referat Gerechtigkeit und Frieden, Bischofsplatz 2, 55116 Mainz, Tel.: 06131/253-263, Fax: 06131/253-586, 
E-mail: 
frieden@bistum-mainz.de 

tob (MBN)

 

Vorschau 

St. Urbansfest in Gau-Heppenheim (9.6.) 

Der heilige Papst Urban: Patron der Winzer und des Weinbaus

Gau-Heppenheim. Am Pfingstmontag, 9. Juni, findet in Gau-Heppenheim zum fünften Mal das St. Urbansfest statt. Mit einem festlichen Gottesdienst um 10.00 Uhr unter freiem Himmel vor der Kulisse der historischen St. Urbanskirche wird der hl. Urban, der Schutzpatron der Winzer und des Weinbaus und der Pfarrpatron der Gau-Heppenheimer Katholiken, geehrt. Den Festgottesdienst wird in diesem Jahr Pfarrer Tobias Schäfer zelebrieren. Die Festpredigt hält der evangelische Pfarrer Tobias Kraft aus Zornheim, ein Mitglied der Weinbruderschaft Rheinhessen, die sich auch in den vergangenen Jahren zum Urbansfest eingefunden hat. Im Anschluss an den Festgottesdienst zieht die Festgemeinde in feierlicher Prozession hinaus in die Weinberge, wo in einem ökumenischen Segensgebet Gottes Beistand für das Land und die Menschen erbeten wird. Traditionell wird der Festtag des hl. Urban auch mit Wein begossen. Nach Gottesdienst und Prozession sind alle Teilnehmer zu einer fröhlichen Begegnung bei Grillwurst und Wein in den Weinbergen rund um das Wasserhäuschen eingeladen.

Um den Festtag des hl. Urban rankt sich vor allem in den Weingegenden viel altes Brauchtum: in festlichen Prozessionen wurde der Heilige in die Weinberge getragen; nicht selten, wenn das Vorjahr keinen guten Wein hervorgebracht hatte, wurde der Heilige persönlich verantwortlich gemacht und „bestraft", zum Beispiel indem man seine Statue in den Bach geworfen hat. Auch in Gau-Heppenheim wurde der heilige Urban schon früher zünftig gefeiert. Der letzte historische Beleg für das Gau-Heppenheimer St. Urbansfest, das wohl durch die Reformation untergegangen ist, stammt aus dem Jahr 1569/70.

1999 wurde das St. Urbansfest durch die katholische Pfarrgemeinde nach 430 Jahren wieder neu ins Leben gerufen. Nicht zuletzt weil sich die evangelische Gemeinde von Anfang an aktiv beteiligt hat, wurde es schon im ersten Jahr zu einem großen Erfolg in guter ökumenischer Atmosphäre. Auch in diesem Jahr wird die Weinbergssegnung wieder ökumenisch gestaltet werden. Gottesdienst und Prozession werden musikalisch vom Kirchenmusikverein Ober-Flörsheim begleitet.

Vom Leben des heiligen Papstes Urban I. (Papst von 222-230) ist so gut wie nichts bekannt. Seine Verehrung ist jedoch eng mit dem Weinbau verbunden. Weil sein Festtag, der 25. Mai, etwa in die Zeit der Rebenblüte fällt, wurde der Heilige um seine besondere Fürsprache für eine gute Rebenernte angerufen. Daher rührt auch der Brauch, an seinem Festtag mit Statuen des Heiligen in die Weinberge zu ziehen und Gottes Segen für Weinberge und die Winzer, die vom Ertrag des Weines leben, zu erbitten.

Seit ältester Zeit ist der heilige Urban Patron der katholischen Pfarrkirche in Gau-Heppenheim. Die Kirche stammt in ihren ältesten Teilen aus dem achten bis zehnten Jahrhundert, wurde mehrfach um- und ausgebaut. Besonders sehenswert ist der gotische Chorraum mit einem wunderschönen Gewölbe aus dem 15. Jahrhundert. Wann genau die Kirche dem hl. Urban geweiht wurde, ist nicht bekannt. Sicher aber ist, dass die Verehrung des heiligen Urban im Mittelalter, besonders im elften bis 14. Jahrhundert, sehr stark war. Spätestens seit dieser Zeit dürfte der heilige Urban auch im Weinbaudorf Gau-Heppenheim verehrt worden sein.

Hinweis: Weitere Informationen beim katholischen Pfarramt St. Peter und Paul, Weyerstr. 1, 55234 Ober-Flörsheim, Tel.: 06735/371, Fax 06735/940869.

TS (MBN)