Mainzer Bistumsnachrichten Nr. 29

23. Juli 2003

Datum:
Mi. 23. Juli 2003
Von:
MBN

Bischöfliche Pressestelle Mainz, Leiter: Jürgen Strickstrock, Bischofsplatz 2, 55116 Mainz 
Postanschrift: Postfach 1560, 55005 Mainz, Tel. 06131/253-128 oder 129, Fax 06131/253-402. 
E-Mail: pressestelle@bistum-mainz.de

Berichte 

  • Feier zur Schließung der Fachakademie für Gemeindereferent/inn/en 
  • Start für neues Kolleg 
  • Initiative zur Schaffung von Ausbildungsplätzen gestartet 
  • Dokumentation des Appells von Bistümern, DGB und LVU 
  • Bistum plant Stiftung für Mission und Weltkirche 
  • Verabschiedung von Richard Seredzun als Leiter der Marienschule in Offenbach 
  • Neue kirchenmusikalische Ausbildungskurse 
  • Jugendberufshilfe im Gelben Haus in Offenbach verabschiedete 21 Kursteilnehmer 
  • Solidaritätsaktion des Familienbundes für Ehepaare 
  • Bopparder Grabinschriften des 5. und 6. Jahrhunderts

Personalien 

  • Johannes Krämer ist neuer Baudezernent im Bistum Mainz

Vorschau 

  • Eröffnung des Mainzer Musiksommers im Dom (30.7.)
Berichte 

Lehmann: Die schwierigste Entscheidung in meiner Amtszeit als Bischof 

Feier zur Schließung der Fachakademie für Gemeindereferent/inn/en – Start für neues Kolleg 

Mainz. Das Ende der Mainzer Fachakademie zur Ausbildung von Gemeindereferentinnen und Gemeindereferenten ist nach den Worten des Bischofs von Mainz, Kardinal Karl Lehmann, kein Abschied von diesem pastoralen Beruf, den es weiterhin geben wird. In einem festlichen Gottesdienst anlässlich der Schließung der Einrichtung erklärte Lehmann am Freitag, 18. Juli, in der Seminarkirche (Augustinerkirche) in Mainz, die Entscheidung, die Fachakademie nicht aufrecht zu erhalten, sei kein Abschied von den bewährten Inhalten, sondern nur ein Wandel in der Form der Ausbildung. Unter diesem Aspekt war auch das Leitwort für diesen Tag gewählt worden: „Dank für das Vergangene – Segen für das Kommende."

Wegen Nachwuchsmangel musste die Fachakademie nach 57 Jahren ihres Bestehens ihre Pforten schließen. Die geringe Zahl – am letzten Ausbildungskurs nahmen nur noch acht Frauen und Männer teil – ließ es nicht mehr zu, weiterhin parallel an zwei Ausbildungsstätten in Mainz, der Fachakademie und der Katholischen Fachhochschule, Gemeindereferentinnen und Gemeindereferenten auszubilden. Im anschließenden Festakt im Erbacher Hof bekannte Lehmann, der Entschluss zur Schließung der Fachakademie sei für ihn die schwierigste Entscheidung in seiner 20-jährigen Amtszeit als Bischof von Mainz gewesen.

„Bei aller Melancholie und Traurigkeit wollen wir nicht in Resignation verfallen", bekräftigte der Kardinal vor den rund 300 Teilnehmern des Gottesdienstes. „Wir sind offen für das Kommende und für das verpflichtet, was morgen sein wird", fügte er hinzu. „Mit der Gründung des Kollegs für Gemeindereferentinnen und Gemeindereferenten beginnt ein neuer Abschnitt in der Ausbildung zu diesem Beruf, in den Elemente des Bisherigen studienbegleitend übernommen werden", hatte Lehmann in der Einladung geschrieben. Der Beruf der Gemeindereferentin/des Gemeindereferenten sei ein Charisma, ein Dienst, welcher der Kirche geschenkt wurde. „Wir sind dankbar, dass es diesen Beruf in der Kirche gibt."

Im anschließenden Festakt im Erbacher Hof hieß die Dezernentin für Schulen und Hochschulen im Bistum Mainz, Ordinariatsdirektorin Dr. Gertrud Pollak, die selbst die Fachakademie zehn Jahre als Direktorin geleitet hatte, die Gäste aus den Hauptbelegdiözesen der Fachakademie, das heißt vor allem aus den Bistümern Mainz, Speyer, Trier, Köln und Würzburg, herzlich willkommen. In ihnen werde deutlich: „Die Kirche in Deutschland hat von unserer Fachakademie profitiert." So sei sie dankbar für die Anwesenheit der Diözesanreferentinnen bzw. Ausbildungsverantwortlichen der genannten Diözesen, wobei sie stellvertretend Lioba Stohl, Mainz, begrüßte. Ebenso hieß sie ihre Vorgängerin als Direktorin der Fachakademie, Cilly Hentschel und den heutigen Direktor, Ulrich Janson, willkommen und erinnerte daran, dass das Seminar 1946 in Ilbenstadt gegründet wurde. Neben dem Priesterseminar sei es damals der einzige Ausbildungsgang für pastorale Berufe gewesen. Die Ausbildungsgänge für Ständige Diakone und Pastoralreferent/inn/en seien erst viel später (Anfang der 70er Jahre) hinzu gekommen.

Pollak begrüßte als Vertreter der Katholischen Fachhochschule (KFH) Mainz, die seit 1972 neben der Fachakademie Gemeindereferent/inn/en ausbildet, den Rektor der KFH, Prof. Dr. Peter Löcherbach, und den Dekan des Fachbereichs Praktische Theologie, Prof. Dr. Peter Orth. Die KFH sollte in der Phase des Übergangs nicht allein stehen. Es seien intensive Überlegungen angestellt worden, auf welchem Weg Kernwerte der Integrativen Ausbildung auch künftig weiter entfaltet werden könnten. Ergebnis sei der Aufbau des „Kollegs für Gemeindereferentinnen und Gemeindereferenten". Dessen Leiterin stellte der scheidende Direktor der Fachakademie, Janson, anschließend der Festversammlung vor. Die Gemeindereferentin Monika Stübinger, Dietzenbach, wird im Herbst dieses Jahres ihre neue Aufgabe übernehmen. Als Zeichen der Verbundenheit überreichte ihr Janson eine Hostienschale und einen Kelch aus Keramik, die Studierende von einer Studienfahrt nach Taizé mitgebracht hatten.

Janson erklärte in seiner Dank- und Abschiedsrede, er sei froh, dass die Idee einer umfassenden ganzheitlichen Ausbildung im Zusammenspiel von Fachhochschule und Kolleg weiterverfolgt werde. Allerdings müsse gesamtkirchlich, vor allem in Deutschland, mit allen Kräften darüber nachgedacht werden, wie die Seelsorge in den Gemeinden qualifiziert sichergestellt werden kann. Denn immer weniger junge Menschen interessierten sich für einen pastoralen Beruf. Deshalb wünsche er sich Bistümer übergreifend ein Gesamtkonzept für die Ausbildung für pastorale Berufe. Er hoffe, dass es auch in Zukunft gelinge, junge Menschen für den pastoralen Dienst zu begeistern. Überlegungen in Richtung eines Kooperationsmodells mit der Katholischen Fachhochschule oder der Einrichtung eines „Hauses der pastoralen Berufe" hätten sich in Mainz nicht realisieren lassen, berichtete er. Aber das eine Ziel sei immer im Blick gewesen: eine optimale Vorbereitung der Studierenden auf ihren Beruf. Zu dieser optimalen Ausbildung habe in der Fachakademie die ganzheitliche Ausbildung mit wissenschaftlichen, persönlichkeitsbildenden, spirituellen und berufspraktischen Anteilen gehört.

Kardinal Lehmann erinnerte im Hauptreferat der Feier an die Anfänge des Berufs der Gemeindereferentin vor mehr als 75 Jahren im Erzbistum Freiburg. Triebfedern seien der Wunsch nach stärkerer Mitarbeit der Frau in Seelsorge und Caritas gewesen und das Laienapostolat. Der Durchbruch sei schwer gewesen. Aber heute gebe es in den deutschen Diözesen insgesamt etwa 4.500 Gemeindereferentinnen und Gemeindereferenten. In der Mainzer Fachakademie seien in den 57 Jahren ihres Bestehens etwa 800 Frauen und Männer ausgebildet worden, davon etwa 250 für die Diözese Mainz und 100 für das Bistum Trier, die übrigen für andere Bistümer.

Nachdrücklich dankte Kardinal Lehmann allen, die seit 1946 in der Ausbildung der Gemeindereferent/inn/en aktiv waren, namentlich der (verstorbenen) Gründungsdirektorin Dr. Maria Reinartz (1946-1972), ihren Nachfolgerinnen Cilly Hentschel (1972-1989) und Dr. Gertrud Pollak (1989-1999) sowie dem jetzigen Direktor Janson (seit 1999) sowie allen Dozentinnen und Dozenten und den übrigen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des Hauses. Es sei tragisch, erklärte Lehmann, dass das lange praktizierte Konzept der Integrativen Ausbildung erst 1999 ausformuliert wurde, in einer Zeit, als nach seinen Worten schon die schwierigen Überlegungen begannen, ob die Fachakademie erhalten werden könne.

Die Integrative Ausbildung sei eine gute Antwort auf das Auseinanderfallen von Lebensbereichen, betonte Lehmann. Ihr Wert bestehe darin, dass alle Dimensionen in der Gemeinschaft von Studierenden und Lehrenden zusammengeführt und gelebt werden. Er hoffe, dass einiges davon im künftigen Kolleg bewahrt werden könne. Bisher gebe es bereits zehn Anmeldungen für das Kolleg. In ihm werde das Studienangebot der Fachhochschule ergänzt. Jetzt sei der „Kairos" für einen Neuanfang, und der müsse genutzt werden. Die heutige Fachakademie zur Ausbildung von Gemeindereferentinnen und Gemeindereferenten wurde 1946 in Ilbenstadt in der Wetterau durch Bischof Dr. Albert Stohr als Pfarrhelferinnenschule bzw. Schule für Caritas- und Seelsorgehelferinnen gegründet. Später hieß die Einrichtung, die 1962 von Ilbenstadt nach Mainz an den Römerwall umzog, Bischöfliches Seminar für Seelsorgehelferinnen, zuletzt Bischöfliches Seminar für Gemeindepastoral und Religionspädagogik. 

Sk (MBN) 

 

Genügend Ausbildungsplätze unverzichtbar für eine zukunftsfähige Gesellschaft 

In Rheinland-Pfalz starten Bistümer, DGB und Unternehmensverbände gemeinsame Initiative 

Mainz. Die katholischen Bistümer in Rheinland-Pfalz haben zusammen mit dem Deutschen Gewerkschaftsbund (DGB) und der Landesvereinigung der Unternehmerverbände (LVU) eine Initiative zur Schaffung von Ausbildungsplätzen

gestartet. In einem gemeinsamen „Appell für mehr Ausbildungsplätze", der am Dienstag, 22. Juli, in Mainz verabschiedet wurde, heißt es, im Blick auf die Zukunftsfähigkeit der Gesellschaft sei der sich abzeichnende Mangel an Ausbildungsplätzen ein besonders schwerwiegendes Problem. Die gemeinsame Erklärung wurde von Kardinal Karl Lehmann im Namen der (Erz-)Bistümer Köln, Limburg, Mainz, Speyer und Trier, dem DGB-Landesvorsitzenden Dietmar Muscheid und dem Präsidenten der Unternehmerverbände, Dr. Gerhard F. Braun, unterzeichnet.

Für die leistungswilligen Jugendlichen und ihre Familien stelle das vergebliche Suchen nach einer Ausbildung eine schwere Belastung dar, wird in der Stellungnahme betont. Leistungsfähige, selbstbewusste und gefestigte Persönlichkeiten, auf die die Gesellschaft in Zukunft mehr denn je angewiesen sei, brauchten für ihre Entwicklung eine gute Ausbildung und die Erfahrung, dass sich Anstrengung lohnt. Wenn der erste Versuch von Jugendlichen, das Leben selbst zu gestalten, abrupt gestoppt werde, könne sich ihr Leistungspotenzial nicht entfalten.

Ein besonders schweres Problem der Jugendarbeitslosigkeit stellten jene Jugendlichen dar, die ohne Schulabschluss die Grundvoraussetzungen für eine Berufsausbildung nicht erfüllten. Die katholische Kirche, Gewerkschaften und die Unternehmerverbände in Rheinland-Pfalz fordern deshalb nachdrücklich, dass alle, die im Feld der Berufsausbildung Verantwortung tragen, alles Machbare tun müssten, um die Situation zu verbessern. Vor allem müsse die notwendige Zahl der Ausbildungsplätze gesichert werden. Dabei habe sich das duale System bisher bewährt. Aber seine Zukunft hänge davon ab, ob es gelinge, einen wesentlich größeren Anteil der Betriebe für die Ausbildung zu gewinnen. Jede Möglichkeit für eine qualifizierte Ausbildung nach dem Berufsbildungsgesetz, zum Beispiel auch durch Verbundausbildung, müsse genutzt werden.

Zugleich müsse versucht werden, die Zahl der ausbildungsunfähigen Jugendlichen zu senken. Dazu könnten beispielsweise die bisher erprobten unterschiedlichen Modellversuche, „die zu hervorragenden Ergebnissen geführt haben", entscheidende Möglichkeiten bieten, heißt es in der Stellungnahme. Daneben müssten die bewährten berufsvorbereitenden Maßnahmen weiterhin stattfinden. Im Blick auf die unterschiedlichen Vorstellungen über die Wege zur Behebung des Ausbildungsplatzdefizits müssten alle Beteiligten ihre Eigeninteressen zurückstellen, fordern Kirche, DGB und Unternehmerverbände. Notwendig sei das offene Gespräch und das gemeinsame Suchen nach für alle tragfähigen Lösungen.

Unabhängig von den verschiedenen Vorstellungen über Ausbildungsmöglichkeiten in den Betrieben, gibt es in den Bistümern in Rheinland-Pfalz vielfältige Maßnahmen und Projekte zur Begleitung und Förderung von Jugendlichen ohne Ausbildungsplatz. Darüber hinaus geben die Bistümer mit verschiedenen Programmen auch finanzielle Hilfen zur Einrichtung von Ausbildungsplätzen, zum Beispiel im Bistum Mainz im Rahmen des vor 20 Jahren eingerichteten „Sofortprogramms", und im Bistum Trier im Rahmen der ebenfalls vor 20 Jahren gestarteten „Aktion Arbeit". Kardinal Lehmann betonte, es sei ein zentrales Anliegen der Kirche, jungen Menschen Zukunftschancen in Familie und Beruf zu eröffnen.

Sk (MBN)

 

Dokumentation Gemeinsame Erklärung der Bistümer, des DGB und der LVU in Rheinland-Pfalz 

Appell für mehr Ausbildungsplätze 

Die negativen Auswirkungen der anhaltend hohen Arbeitslosigkeit werden immer mehr zu einer Belastung unserer Gesellschaft. Die hohe Arbeitslosigkeit bedeutet nicht nur für viele der Betroffenen eine persönliche Katastrophe und bringt die Stabilität der Renten- und Krankenversicherung ins Wanken. Die für die Zukunftsfähigkeit unserer Gesellschaft notwendigen Reformen müssen daher in Angriff genommen werden.

Im Blick auf unsere Zukunftsfähigkeit ist der sich abzeichnende Mangel an Ausbildungsplätzen ein besonders schwerwiegendes Problem.

Für die leistungswilligen Jugendlichen und ihre Familien stellt das vergebliche Suchen nach einer Ausbildung eine schwere Belastung dar. Ihr erster Versuch, das Leben selbst zu gestalten, wird abrupt gestoppt. Das Leistungspotenzial kann sich nicht entfalten. Leistungsfähige, selbstbewusste und gefestigte Persönlichkeiten, auf die unsere Gesellschaft in Zukunft mehr denn je angewiesen ist, brauchen für ihre Entwicklung eine gute Ausbildung und die Erfahrung, dass sich Anstrengung lohnt. Schon heute gibt es in vielen Branchen einen Mangel an qualifizierten Ausbildungs- und Arbeitsplatzbewerbern.

Ein besonders schweres Problem der Jugendarbeitslosigkeit stellen jene Jugendlichen dar, die ohne Schulabschluss die Grundvoraussetzungen für eine Berufsausbildung nicht erfüllen.

Alle, die im Feld der Berufsausbildung Verantwortung tragen, müssen alles Machbare tun, um die Situation zu verbessern:
Die notwendige Zahl der Ausbildungsplätze muss gesichert werden. Das duale Ausbildungssystem hat sich bewährt. Seine Zukunft hängt davon ab, ob es gelingt, einen wesentlich größeren Anteil der Betriebe für die Ausbildung zu gewinnen. Eine so wichtige gesellschaftspolitische Aufgabe darf nicht dem Zufall überlassen bleiben. Jede Möglichkeit für eine qualifizierte Ausbildung nach dem Berufsbildungsgesetz, z.B. auch durch Verbundausbildung, muss genutzt werden.

Es muss weiter versucht werden, die Zahl der ausbildungsunfähigen Jugendlichen zu senken. Dazu können beispielsweise die bisherigen erprobten unterschiedlichen Modellversuche, die zu hervorragenden Ergebnissen geführt haben, entscheidende Möglichkeiten bieten. Daneben müssen die bewährten berufsvorbereitenden Maßnahmen weiterhin stattfinden.

Es gibt unterschiedliche Vorstellungen, wie die Ziele im Detail zu definieren und wie sie zu erreichen sind. In den Auseinandersetzungen spielen auch die Interessen aller Akteure eine Rolle. Um die Zukunftsfähigkeit unserer Gesellschaft nicht zu verspielen, dürfen in der Frage der Ausbildungsplätze die Eigeninteressen jedoch nicht die entscheidende Rolle spielen. Notwendig ist das offene Gespräch und das gemeinsame Suchen nach für alle tragfähigen Lösungen. Mainz, 22. Juli 2003

Dr. Gerhard F. Braun 
Präsident der Landesvereinigung 
Unternehmerverbände Rheinland-Pfalz

Dietmar Muscheid 
Vorsitzender des Deutschen Gewerkschaftsbundes
Bezirk West/Rheinland-Pfalz

Karl Kardinal Lehmann 
Bischof von Mainz
für die rheinland-pfälzischen (Erz-)Diözesen

(MBN)

 

Missionare auf Heimaturlaub 

Bistumsstiftung für Aufgaben von Mission und Weltkirche geplant 

Mainz. Eine Pfarrei mit 50.000 Katholiken ist für Pater Helmut Rieger SVD kein Grund zum Verzweifeln. In Santiago de Chile bewältigt der Steyler-Missionar diese Aufgabe zusammen mit drei Kaplänen aus seinem Orden. Bei seiner ersten Pfarrei in Südamerika war er sogar Seelsorger für etwa 100.000 Katholiken. Riegers Erfahrungen aus 35 Jahren in Lateinamerika sind nur ein Beispiel für die vielfältigen Berichte und Anregungen, mit denen die Missionare aus dem Bistum Mainz bei ihrem traditionellen Treffen von Missionarinnen und Missionaren auf Heimaturlaub am Donnerstag, 17. Juli, im Erbacher Hof in Mainz mit der Bistumsleitung aufwarten konnten. Obwohl die Steyler kein klassischer Schulorden seien, war es um 1930 eine große Missionsaufgabe gewesen, in Chile das deutsche Schulsystem einzuführen, erzählte Rieger. Zurzeit bilde die Arbeit in den Pfarreien die zweite wichtige Aufgabe des Ordens in dem südamerikanischen Land.

Weihbischof Werner Guballa, Generalvikar Dietmar Giebelmann und der Bischöfliche Beauftragte für die Missionare, Prälat Hermann Mayer, informierten sich über die Arbeit der Missionare aus dem Bistum Mainz. Der Abend wurde zu einem anregenden Austausch über die speziellen Eigenarten und besonderen Problemstellungen der einzelnen Länder. Einigkeit herrschte darüber, dass es wichtig ist, die Erfahrungen der Missionare in die deutsche Kirche mit einzubringen. Kardinal Karl Lehmann, der das jährliche Treffen mit den Missionaren ansonsten regelmäßig wahrnimmt, war an diesem Abend wegen eines Termins in Rom verhindert.

Udo Mechlinski, Referent für Weltkirche, kündigte an, dass für die Aufgaben von Mission und Weltkirche eine Stiftung ins Leben gerufen werden soll. „Es ist wichtig, dass wir im Bistum andere Geldquellen schaffen, die es uns möglich machen auch in Zukunft zu helfen. Denn auch wenn unsere Einnahmen zurückgehen, bleiben wir eine ‚reiche Kirche’ und damit bleibt auch unsere Verpflichtung und Verantwortung bestehen", sagte Mechlinski. Eine zweite große Aufgabe werde es in Zukunft sein, die unterstützten Missionen in die Unabhängigkeit zu führen.

Mechlinski gab an, dass zurzeit 58 Priester, Ordensbrüder und -schwestern aus dem Bistum Mainz in der Mission tätig seien. Er wies darauf hin, dass aus dem Bistum Mainz traditionell relativ wenige Missionare kommen im Gegensatz zu anderen Diözesen in Deutschland. Großer Beliebtheit erfreue sich in letzter Zeit das Angebot „Missionar auf Zeit",  sagte Mechlinski. Ein solcher, zeitlich begrenzter Einsatz sei zwar kein Ersatz für das längerfristige Engagement eines Missionars, jedoch zeige sich durch die große Nachfrage das Interesse für ein weltkirchliches Engagement.

Schwester Hildegunde Runne OP ging 1951 als Novizin nach Südafrika, später nach Swasiland in die Mission. Vor zehn Jahren kehrte sie in das südafrikanische Kimberley zurück. Nach dem Ende der Apartheid spüre sie dort „eine große Hoffnung unter den Jugendlichen, weil sie die Möglichkeit haben, etwas aus ihrem Leben zu machen", erzählte sie. Das größte Problem des Landes sei derzeit die Immunschwäche-Krankheit AIDS. Die Beratung von Jugendlichen über die Krankheit sei ein großes Thema in der Schule der Dominikanerinnen. Es sei besonders wichtig, dass die Jugendlichen eine eigene Verantwortlichkeit gegenüber diesem Thema entwickelten, sagte Schwester Hildegunde. Nichts sei schlimmer, als wenn niemand das Thema AIDS ansprechen wolle. „Wenn wir diese Stufe nicht überwinden, wird sich nichts ändern." Über 100 Jugendliche der Schule träfen sich ein Mal in der Woche, um sich mit der AIDS-Problematik auseinander zu setzen und auch jüngere Jugendliche auf das Thema anzusprechen.

Pater Hubert Bonke PA war bis 1999 im Kongo tätig. Inzwischen arbeitet der Weiße Vater als Seelsorger für die französisch sprechenden Afrikaner in München. Auf 10.000 bis 15.000 schätzt Pater Bonke diese Gruppe, die meist aus Togo, Kongo oder Ruanda stammten und „sich auf der untersten Stufe der sozialen Leiter in München befinden".

Ein großes Problem sei, dass viele der Afrikaner zwar in ihrer Heimat Katholiken gewesen seien, in Deutschland aber würden viele von verschiedenen Sekten angeworben werden. Er forderte eine bessere Integration für die Afrikaner, denn es gebe nur rund vier bis fünf größere Kirchengemeinden in Europa, die tatsächlich von Afrikanern besucht würden.

Pfarrer Erich Nußbickel war als Priester des Bistums Mainz nach fünf Kaplansjahren im Bistum Mainz 1962 von Kardinal Hermann Volk für die Mission beurlaubt worden. Er ging in eine der ärmsten Regionen Südkoreas, in der vor allem die Missionsbenediktiner von St. Ottilien arbeiteten, um eine Missionsstation aufzubauen. Im Jahr 1982 war seine Aufgabe dort zunächst erfolgreich beendet, als das Missionsgebiet an die einheimische Diözese übergeben wurde. Später übernahm er die Aufgabe als Spiritual eines einheimischen Ordens mit rund 400 Schwestern in der Stadt Chonjusi.

Als „sehr hoffnungsvoll" bezeichnete Schwester Xaveria Bachmann IBMV die aktuelle Situation in Zimbabwe. Die Kirche sei inzwischen sehr lebendig, obwohl die Bischöfe des Landes eher selten ihre Stimme gegen das politische Regime erheben würden. „Land und Volk sind fähig, sich selbst zu führen, aber auch für die Zukunft braucht es die Hilfe von außen." Neben der Unterstützung aus Deutschland für die Schulen, Kinderheime und Kindergärten der Maria Ward-Schwestern, gebe es inzwischen immer mehr afrikanische Geschäftsleute, welche ihre Arbeit in Zimbabwe unterstützen würden. Schwester Xaveria bedankte sich ausdrücklich beim Bistum Mainz für die regelmäßige Zusendung der Bistumszeitung „Glaube und Leben", durch die sie sich über die Situation im Bistum Mainz informieren könne. Durch diese Unterstützung merke man, dass seitens des Bistums Interesse an der Arbeit der Missionare vorhanden sei.

tob (MBN)

 

Die Arbeit der Ursulinen in deren Geist fortgesetzt 

Der Leiter der Marienschule in Offenbach, Richard Seredzun, in den Ruhestand verabschiedet 

Offenbach. Die Orientierung am „Licht Gottes" ist nach den Worten des Bischofs von Mainz, Kardinal Karl Lehmann, die wichtigste Mitgift einer christlichen Schule. In einem Festgottesdienst anlässlich der Verabschiedung des  Schulleiters der Marienschule in Offenbach, Oberstudiendirektor Richard Seredzun (65), in den Ruhestand, erklärte Lehmann am Mittwoch, 16. Juli, in der Dreifaltigkeitskirche in Offenbach, daraus erwachse der Schulgemeinschaft die Kraft, Wege der Erneuerung und Veränderung miteinander zu gehen. Anknüpfend an den brennenden Dornbusch, in dem Moses Gott nach dem Zeugnis der Bibel begegnet ist, bekräftigte Lehmann: „Gott ist das unauslöschliche Feuer unseres Lebens."

Zu Seredzun sagte der Kardinal, er danke ihm, dass es ihm gelungen sei, die Arbeit der Ursulinen „in erstaunlicher Kontinuität" fortzusetzen. Die Trägerschaft der Marienschule war 1988 von den Ursulinen auf das Bistum Mainz übergegangen. Seredzun hatte die Schulleitung 1991 übernommen. Seine Vorgängerin, Schwester Agnes, arbeitete noch sieben Jahre als seine Stellvertreterin mit ihm zusammen.

Schulpfarrer Alexander Nawar erklärte zu Beginn des Gottesdienstes, Kardinal Lehmann würdige mit der Feier dieses Gottesdienstes das Engagement Seredzuns in der Schule und seine ehrenamtliche Mitarbeit auf Pfarr-, Dekanats- und Bistumsebene. Durch seinen Besuch in Offenbach anlässlich der Verabschiedung Seredzuns bringe der Bischof auch seine Wertschätzung für die katholischen Schulen zum Ausdruck. Oberstudiendirektor Seredzun habe beispielhaft vorgelebt, dass er nicht nur Lehrer, sondern auch Schüler sei, „Schüler Jesu Christi".

In einer anschließenden akademischen Feier in der Sporthalle der Schule würdigte die Dezernentin für Schulen und Hochschulen im Bistum Mainz, Ordinariatsdirektorin Dr. Gertrud Pollak, die Verdienste Seredzuns als Leiter der Marienschule. Sie ist eine staatlich anerkannte schulformbezogene Gesamtschule mit gymnasialer Oberstufe und Berufsfachschule. Diese „Schule mit Schwerpunkt Musik" wird von knapp 1.200 Schülerinnen besucht. In enger Verbindung mit dem Geist und der Geschichte des Ordens der Ursulinen und dem Konvent der Schwestern in Offenbach habe Seredzun diese Bistumsschule gegenwartstauglich entwickelt und zukunftsfähig gemacht, unterstrich Pollak.

An wichtigen Entwicklungsschritten stellte Pollak die Bautätigkeit Seredzuns zur Erweiterung der Schule heraus, den Ausbau des Auslandsaustauschs zum Beispiel mit den USA, das Europaprojekt der Schule, die Bemühungen in der Fortentwicklung des Tagesheimes und nicht zuletzt das mit der Schulgemeinschaft erarbeitete zukunftsweisende Schulprogramm. Seredzun habe immer wieder motiviert und zum Durchhalten ermuntert. So sei es auch zur Anerkennung der Marienschule als „Schule mit Schwerpunkt Musik" gekommen. Dies wurde in der musikalischen Gestaltung des Festgottesdienstes und in der akademischen Feier mit den Darbietungen des Kammerchors und des gewaltigen Blasorchesters und der Schülerband auch hörbar. Nach der Laudatio Pollaks überreichte Kardinal Lehmann Seredzun die Urkunde über seine Verabschiedung in den Ruhetand.

In seiner Laufbahn als Lehrer war Seredzun 37 Jahre im Schuldienst, die längste Zeit – von 1967 bis 1991 - in der Leibnizschule in Offenbach. Diese Jahre würdigte im Namen des staatlichen Schulamtes Offenbach der Ltd. Schulamtsdirektor Gerhard Wilhelm. Die gute Zusammenarbeit, die Freundlichkeit, Offenheit und Menschlichkeit Seredzuns lobten auch die weiteren Grußworte. Bürgermeister Stephan Wildhirt dankte Seredzun im Namen der Stadt und Oberstudiendirektorin Gisela Opp, Bad Nauheim, im Namen der Arbeitsgemeinschaft der (zurzeit 19) katholischen Schulen in Hessen. Wildhirt hob hervor, dass die Schule ihre Schwimmhalle für alle Grundschulen der Stadt geöffnet habe. Der Leiter des Studienseminars Offenbach Jochen Wicklaus betonte, wie segensreich es für beide Seiten sei, dass die Marienschule sich auf Betreiben Seredzuns seit Jahren an der Referendarsausbildung beteilige.

Ein besonders herzliches Dankeswort kam im Namen der Ursulinen von Schwester Magdalena. Der Verzicht auf die Trägerschaft der Schule sei für die Schwestern ein schmerzlicher Einschnitt gewesen, erklärte sie. Aber Seredzun sei für die Anliegen der Schwestern immer offen gewesen. Diese Offenheit würdigten auch der Vorsitzende der Mitarbeitervertretung, Ingo Geitel, und die Vorsitzende des Schulelternbeirats, Britta Neubauer. Die Schulsprecherin Kati Wanzek dankte dem scheidenden Schulleiter für seinen liebevollen Respekt und seine väterliche Art, mit der er auch auf Fehlverhalten reagiert habe.

Im Schlusswort dankte Seredzun allen, die ihn begleitet und mit ihm zusammen gearbeitet haben. Dabei sei ihm das gegenseitige Vertrauen immer unverzichtbar gewesen. Von vielen habe er sich getragen gefühlt, vor allem aber von Gott. Seredzun hob hervor, dass nach seinem Verständnis Religion kein Fach ist, das einfach den anderen hinzugefügt wird. Religion sei vielmehr in allen Fächern ein Zugang zur Sinnfrage. Die Lehrerinnen und Lehrer könnten säen und ganzheitlich düngen, aber „wachsen lässt ein anderer".

Sk (MBN)

 

Neue kirchenmusikalische Ausbildungskurse beginnen am 1. Dezember 2003 

Anmeldungen beim Kirchenmusikalischen Institut oder den Regionalkantoren bis 30.9.2003 

Mainz. Im Bistum Mainz beginnen am 1. Dezember 2003 wieder neue kirchenmusikalische Ausbildungskurse. Zur Teilnahme sind vor allem junge Menschen mit musikalischer Vorbildung ab dem Alter von ca. 13 Jahren eingeladen. Die Kurse werden vom Institut für Kirchenmusik des Bistums Mainz in der Bischofstadt, den Regionalkantoren und weiteren Lehrbeauftragten möglichst wohnortnah angeboten. Anmeldeschluss ist der 30. September 2003.

In gestuften Ausbildungsformen für Orgelspiel und/oder Chorleitung soll im Rahmen der Ausbildung der unterschiedlichen musikalischen Vorbildung der Teilnehmer Rechnung getragen werden. Das Unterrichtsangebot umfasst neben Orgelspiel und Chorleitung je nach Ausbildungsform als weitere Fächer Liturgik, Liturgiegesang, Singen und Sprechen, Tonsatz, Gehörbildung, Partiturspiel, Musikgeschichte und Orgelkunde.

In einer Broschüre sind die verschiedenen Ausbildungsmodelle beschrieben und die mit der Ausbildung zusammenhängenden Fragen beantwortet, wie zum Beispiel die musikalischen Voraussetzungen, Formalitäten, Kosten, Unterrichtsgestaltung oder Prüfungsanforderungen. Die Broschüre kann kostenlos angefordert werden beim Institut für Kirchenmusik des Bistums Mainz, Adolf Kolping-Str. 10 in 55116 Mainz, Tel.: 06131 / 234 032, Fax: 06131 / 236 352 oder bei den Regionalkantoraten in Bad Nauheim, Bensheim, Bingen, Darmstadt, Gießen, Mainz, Neu-Isenburg, Seligenstadt oder Worms.

Sk (MBN)

 

21 Jugendliche bestehen ihren Hauptschulabschluss 

Jugendberufshilfe im Gelben Haus in Offenbach verabschiedete Kursteilnehmer 

Mainz. In einer Feierstunde haben die Mitarbeiter der Jugendberufshilfe Gelbes Haus in Offenbach 21 Jugendliche und junge Erwachsene nach ihrer bestandenen Hauptschulabschlussprüfung verabschiedet. Die Jugendlichen hatten sich in zwei Kursen im Gelben Haus ein Jahr lang auf die externe Prüfung vorbereitet. Auch im kommenden Jahr bietet die Jugendberufshilfe insgesamt 58 Jugendlichen Kurse zum Hauptschulabschluss an. Die Feierstunde fand am Freitag, 11. Juli, im Gelben Haus in Offenbach statt. Die Einrichtung besteht seit 1984 und wird von mehreren katholischen Sozialverbänden dem Bunde der Deutschen Katholischen Jugend, Diözesanverband Mainz, dem Dekanat Offenbach und dem Bistum Mainz getragen.

Der so genannte Werkstattkurs bietet vor allem jungen Menschen nach dem zehnten Schulbesuchsjahr eine Perspektive. Der praktische Schwerpunkt ermöglicht den Jugendlichen erste Erfahrungen mit Schreiner- und Metallarbeiten. In einem zweiten Kurs lag der Schwerpunkt mehr auf dem schulischen Bereich. Zielgruppe sind dabei junge Männer und Frauen bis 25 Jahre, die teilweise schon berufstätig waren oder ihre Lehre abgebrochen hatten. Sie benötigen den Hauptschulabschluss, um auf dem Arbeitsmarkt bessere Chancen zu haben. Einige der Kursteilnehmer haben bereits Ausbildungsverträge als KfZ-Mechaniker, Einzelhandelskaufmann oder Koch abgeschlossen.

Hinweis: Ab September bietet die Jugendberufshilfe Gelbes Haus wieder Hauptschulabschlusskurse für insgesamt 58 Jugendliche und junge Erwachsene an. Interessenten können sich an das Gelbe Haus (Tel.: 069/845800) oder das Arbeitsamt Offenbach wenden.

tob (MBN)

 

Solidaritätsaktion des Familienbundes für Ehepaare 

Unterstützung durch die Bistümer Fulda, Limburg, Mainz, Speyer und Trier 

Mainz. Mit einer Solidaritätsaktion will sich der Familienbund der Katholiken in Rheinland-Pfalz für die Zukunft von Familien einsetzen. Auf einer Postkarte können die Forderungen des Familienbundes unterstützt und eigene Anliegen an die im Land für Familien-, Bildungs- und Sozialpolitik verantwortlichen Politiker formuliert werden. Die Postkarten werden vom Familienbund an die zuständigen Stellen weitergeleitet. Konkret werden eine bessere Förderung von Partnerschaft durch Bildung und Beratung und die öffentliche Anerkennung der Bedeutung und Leistung von Ehen für die Zukunft der Gesellschaft gefordert.

So ermöglichten Ehen nicht nur ein gesundes Aufwachsen der weitaus meisten Kinder und die menschenwürdige Pflege von Pflegebedürftigen, sondern sie tragen entscheidend zur Zukunft der sozialen Sicherungssysteme bei, heißt es im Text der Solidaritätsaktion. Weitere Forderungen sind Sicherheit bei öffentlichen Zuschüssen für Ehe- und Paarberatungsstellen und Zuschüsse für Bildungsangebote mit Kinderbetreuung. Unterstützt wird die Aktion des Familienbundes der katholischen Landesverbände Hessen, Rheinland-Pfalz und Saarland durch die Diözesen Fulda, Limburg, Mainz, Speyer und Trier.

Über die Bedeutung von Ehen für die Gesellschaft informiert die Solidaritätsaktion in einem Faltblatt. Danach werden rund 70 Prozent aller Pflegebedürftigen zu Hause gepflegt. Außerdem leben über 80 Prozent der Kinder unter 18 Jahren bei verheirateten Eltern. Trotzdem werde die Ehe bei steigender Scheidungsrate oft nur als eine Lebensform unter vielen mit sinkenden Zukunftschancen bezeichnet. Dazu zitiert das Faltblatt unter anderen auch den Mainzer Bischof Kardinal Karl Lehmann: „Wenn die Zahl der Trennungen und Scheidungen zunimmt, spricht das noch nicht gegen die Lebensform. Sie ist anspruchsvoll und gewiss nicht einfach ein Mechanismus, der nach der Eheschließung wie von selbst funktioniert. Das hat man wohl zu lange geglaubt."

Zur Unterstützung von Ehepaaren für eine gelingende Partnerschaft müsse daher unter anderem die Sicherstellung der öffentlichen Förderung von Eheberatungsstellen erreicht werden, fordert der Familienbund. Bisher wurde die öffentliche Förderung von Eheberatungsstellen „nicht als besonderer Bedarf" gesehen. Eine bessere Unterstützung und Würdigung durch öffentliche Mittel sei dringend notwendig, lautet daher die Forderung des Familienbundes.

Hinweis: Weitere Informationen beim Referat Ehe und Familie des Bischöflichen Ordinariates Mainz, Tel.: 06131/253-253 oder E-Mail: mailto:%20familienseelsorge@bistum-mainz.de.de oder beim Familienbund der Katholiken, Landesverband Rheinland-Pfalz, Saarstraße 1, 55122 Mainz, E-Mail: mailto:%20familienbund-rlp@t-online.de 

tob (MBN)

 

Bopparder Grabinschriften des 5. und 6. Jahrhunderts untersucht 

Nikitsch berichtete über wissenschaftliche Spurensuche über das frühe Christentum am Rhein 

Mainz/Boppard. Der starke Beifall des Auditoriums sagte mehr als Dankesworte. Bei der wissenschaftlichen Spurensuche über das „frühe Christentum am Rhein" überzeugte Dr. Eberhard J. Nikitsch mit seinen „neuen, nicht nur epigraphischen Überlegungen zu den frühchristlichen Inschriften aus Boppard". Der Vertreter der Mainzer Akademie der Wissenschaften und der Literatur verwies dabei am Donnerstag, 17. Juli, im Erbacher Hof in Mainz eingangs auf das „nicht nur für Historiker unbefriedigende Phänomen", dass die Grabinschriften, die als Belege für christliches Leben herangezogen werden, undatiert sind. Im Unterschied zu den Inschriften auf spätmittelalterlichen und frühneuzeitlichen Grabdenkmälern teilen sie nicht das Todesjahr des Verstorbenen mit, sondern meist nur seinen Todestag, gelegentlich auch nur die Dauer seiner Lebenszeit. Die Folge sind zwangsläufig Aussagen mit wenig Relevanz und damit Datierungsvorschläge, die oft genug einen Zeitraum von drei- bis vierhundert Jahre umfassen.

Die Beschäftigung mit frühchristlichen Inschriften, bei denen es sich in der Regel um Grabinschriften handelt, gewinnt ihre fundamentale Bedeutung dadurch, dass diese Quellen in unserer Region in der Regel die frühesten originalen Schriftzeugnisse darstellen und als Belege für frühes christliches Leben herangezogen werden. Anhand von zwölf bislang bekannten frühchristlichen Grabsteinen aus Boppard wies der Referent nach, dass man dennoch zu etwas genaueren Datierungen und darüber hinaus - sozusagen als Nebenprodukt - auch zu weiteren neuen Erkenntnissen kommen kann. Dr. Nikitsch kombinierte dabei die Ergebnisse seiner Disziplin, der Epigraphik, mit den Erkenntnissen archäologischer und sprachhistorischer Forschung. Diese Methode werde leider zu selten praktiziert, stellte er fest.

Die Epigraphik befasst sich bekanntlich mit dem Lesen und Deuten von Inschriften und hat mittlerweile im Rahmen der Altertumswissenschaften einen besonderen Rang. Sie setzt eine intensiv beschreibende und vergleichende Behandlung der jeweiligen Schriftformen voraus. Bereits ein kurzer Blick auf die neun erhaltenen und drei verschollenen, aber in Nachzeichnungen überlieferten Grabsteine von Boppard, legt für den Referenten die Einteilung in zwei Gruppen nahe: „Trotz vieler Gemeinsamkeiten, etwa in der verwendeten kapitalen Schrift, einer Art Vulgärlatein als Sprache, und im Formular - Eingangsformel mit der Namensnennung des Verstorbenen, Angabe der Lebenszeit bzw. des Alters, Todesdatum nach dem römischen Kalender - ergeben sich bei näherer Betrachtung dennoch auffällige Unterschiede."

Bei der ersten Gruppe verweist Nikitsch unter anderem auf die gleiche Schriftvariante als entscheidende Übereinstimmung – eine feinstrichig ausgeführte Kapitalis, wie die spätrömisch-christliche Schrift genannt wird. Auch bei der zweiten Bopparder Gruppe besteht die auffälligste Gemeinsamkeit im Gebrauch einer neuen Schriftvariante der Kapitalis, der hauptsächlich durch Schaftverlängerungen und eckige Buchstaben charakterisierten so genannten fränkischen Schrift. Diese grundlegende Veränderung der Schrift sieht der Epigraphiker im Zusammenhang mit der allmählichen Durchdringung der germanischen und gallischen Provinzen Roms durch fränkische Stämme seit dem Ende des 5. Jahrhunderts.

Für den Referenten handelt es sich bei den Grabsteinen der ersten Gruppe zweifelsfrei um die älteren, bei denen der zweiten Gruppe um die jüngeren. Die Grabsteine der ersten Gruppe sind aus seiner Sicht dank der Kombination mit den eingangs erwähnten Forschungsfeldern im 5. bzw. in der ersten Hälfte des 6. Jahrhunderts entstanden, während er die Gräber der zweiten Gruppe etwa in der zweiten Hälfte des 6. Jahrhunderts ansiedelt. Obwohl am Mittelrhein mit einer allmählichen Durchdringung des Christentums bereits während des 4. Jahrhunderts gerechnet werden kann, dürfte sich die frühe christliche Gemeinde in Boppard nach Nikitsch erst später entwickelt haben. Wie er darlegte, wurde sie in größerem Umfang erst mit der Aufgabe der römischen Siedlung und der nachfolgenden Besiedlung des Mitte des 4.Jahrhunderts erbauten und bereits Anfang des 5. Jahrhunderts wieder aufgegebenen Steinkastells möglich.

Nach seiner Meinung hat es im Bereich des Kastells bereits einen christlichen Kultraum gegeben, der als kirchlicher Versammlungsort diente. Als Beleg verweist der Referent auf die Nennung der priesterlichen Funktion eines Diakons auf dem Bopparder Grabstein des Besontio, der die Kompetenz zu Unterricht und Predigt hatte und berechtigt war, die Taufe zu spenden. Die Ausgestaltung des Raums als bislang unbekannter Vorgängerbau der jüngst ausgegrabenen Kirche liegt freilich noch im Dunkeln. Der frühe Kultraum der inzwischen mit zugewanderten Franken durchsetzten Gemeinde war nach den Schlussfolgerungen des Referenten wohl zu klein geworden, so dass eine neue große Tauf- und Gemeindekirche erbaut wurde.

Dabei könne sowohl die Größe der Kirche mit fast 32 Metern Länge und neun Metern Breite als auch ihre außergewöhnlichen Einbauten wie das konzipierte Taufbecken als Zeichen ihrer überregionalen Bedeutung verstanden werden. Zudem liege durch die Nennung der Funktion des Presbyters – also des Priesters – auf dem Grabstein des Nonnuns ein weiterer klarer Beweis für die gewachsene Bedeutung der Bopparder Gemeinde vor. Aus archäologischen und liturgiehistorischen Gründen bietet sich nach Nikitsch eine Neudatierung der frühmittelalterlichen Kirche in das 6. bzw. in die zweite Hälfte des 6. Jahrhunderts an.

Zum Schluss überraschte der Referent mit einem neuen Fund, einem „wissenschaftlichen Bonbon". Mitten in den Vorbereitungen für seinen Vortrag wurde in Boppard im Unterbau einer Kellertreppe ein verbauter Stein freigelegt, auf dem zwischen eingeritzten Linien einige Großbuchstaben zu erkennen waren. Nach der Reinigung des 11,5 Zentimeter hohen und 9 Zentimeter breiten Steines trat eine in sieben Zeilen zwischen Linien ausgeführte, einigermaßen gut lesbare Inschrift mit 1,5 bis 2 Zentimeter großen Buchstaben zutage. Ins Deutsche aus dem Lateinischen übersetzt: „Hier ruht in Frieden Archifracius. Er lebte fünf Jahre." Analog zu den entwickelten Datierungskriterien handelt es sich, wie der Referent darlegte, bei diesem Grabstein um „eine neue, hochinteressante Zwischenstufe, die zweifellos in das 6. Jahrhundert – mit Tendenz zur Jahrhundertmitte hin - zu datieren ist". Der Personenname, der sich in dem Vergleichsmaterial anderer Inschriften bisher nicht nachweisen ließ, habe keine gallo-romanische, sondern eine germanische Form, an deren Deutung laut Nikitsch durch die Sprachwissenschaftler noch gearbeitet wird. 

GK (MBN)

 

Personalien 

Johannes Krämer ist neuer Baudezernent im Bistum Mainz 

Kardinal Lehmann berief Mitarbeiter des Generalvikariats Trier 

Mainz. Der Architekt Dipl.-Ing. Johannes Krämer (37) wird neuer Baudezernent im Bistum Mainz. Der Amtsantritt erfolgt zum 1. September 2003. Dies hat der Mainzer Bischof Kardinal Karl Lehmann am Donnerstag, 17. Juli, in Mainz bekannt gegeben. Krämer ist seit 1998 in der Hauptabteilung Bau, Kunst und technische Dienste im Bischöflichen Generalvikariat in Trier tätig, zuletzt - seit März 2000 - als Leiter der Abteilung „Objektbetreuung Kirchengemeinden". Zusätzlich war er auch für 165 Pfarrgemeinden in den Regionen Koblenz und Rhein-Mosel-Ahr unmittelbar zuständig.

Als Leiter des Dezernates Bau- und Kunstwesen im Bischöflichen Ordinariat Mainz wird Krämer Nachfolger von Dr. Ing. Manfred Stollenwerk, der im März dieses Jahres in den Ruhestand getreten ist. Johannes Krämer wurde am 2. März 1966 in Landstuhl geboren. Nach abgeschlossener Ausbildung als Bankkaufmann holte er auf dem Zweiten Bildungsweg am Ketteler-Kolleg in Mainz das Abitur nach. Anschließend studierte er von 1990 bis 1996 Architektur an der Universität Kaiserslautern. Zunächst wurde er Mitarbeiter in einem Ingenieurbüro in Queidersbach bei Kaiserslautern und war hier verantwortlich für den Bereich Architektur.

Ende 1998 wechselte er in das Generalvikariat in Trier. Von 1997 bis 2001 hat Krämer an der Fachhochschule Kaiserslautern auch einen Lehrauftrag „Baugeschichte" im Fachbereich Architektur wahrgenommen. In seiner bisherigen Tätigkeit hat Krämer größere Restaurierungsmaßnahmen von Kirchen begleitet, u.a. an St. Kastor in Koblenz und an der Stiftskirche in Münstermaifeld. Darüber hinaus hat er Kirchengemeinden bei der Konzeption von Gottesdiensträumen beraten, zum Beispiel in St. Albert in Andernach. Durch eine Reihe von Veröffentlichungen zu Architektur, Liturgie und Kunst hat Krämer auch überregional Beachtung gefunden. Krämer ist verheiratet mit Sigrid Krämer. Die Eheleute haben zwei Töchter.

Sk (MBN)

 

Vorschau 

Festliche Musik für Orgel und Bläser (30.7.) 

Schönberger und Danuvius-Bläserquintett eröffnen im Dom den Mainzer Musiksommer 

Mainz. Mit Orgel- und Bläsermusik wird am Mittwoch, 30. Juli, im Mainzer Dom St. Martin der diesjährige „Mainzer Musiksommer" eröffnet. Das Konzert „Dialoge für Orgel & Bläser. Kathedralklänge im Licht der Architektur des Mainzer Domes" Das Danuvius-Bläserquintett aus Regensburg und der Mainzer Domorganist Albert Schönberger gestalten das festliche Konzert mit abwechslungsreicher Musik von Bach, Vivaldi, Karg-Elert und Gardonyi. Der Konzertabend, der in Kooperation mit dem SWR und dem Kulturreferat der Stadt Mainz veranstaltet wird, klingt aus mit der Uraufführung einer Festmusik für Orgel und Bläser über das Lied „Nun danket alle Gott" von Albert Schönberger. Der Domorganist hat sie eigens für diesen Abend komponiert.

Hinweis: Der Eintritt zum Domkonzert ist frei. Am Ende werden zur Deckung der Kosten an den Ausgängen Spenden erbeten.

Sk (MBN)