Mainzer Bistumsnachrichten Nr. 7

19. Februar 2003

Datum:
Mi. 19. Feb. 2003
Von:
MBN

19. Februar 2003 

Bischöfliche Pressestelle Mainz, Leiter: Jürgen Strickstrock, Bischofsplatz 2, 55116 Mainz 
Postanschrift: Postfach 1560, 55005 Mainz, Tel. 06131/253-128 oder 129, Fax 06131/253-402. 
E-Mail: pressestelle@bistum-mainz.de

Berichte 

  • Beachtliche Bilanz der Ketteler-Stiftung 
  • Arbeitskreis „Eltern und Schule" diskutierte über „Anti-Aggressivitäts-Training" 
  • Jubiläumsfeier „25 Jahre Landesarbeitsgemeinschaft Katholische Frauenverbände" 
  • DPSG gegen Präventivkrieg

Personalien 

  • Gemeinsame Feier des Goldenen Priesterjubiläums (16. März) 
  • Pater Dr. Josef Krasenbrink wird 70 (20. Februar) 
  • Zum Gedenken an Christoph Probst und seine Tochter Katja

Vorschau 

  • Aschermittwoch der Künstler und Publizisten im Erbacher Hof 
  • Frühjahrsvollversammlung des Katholikenrates (8. März) 
  • „Auge in Auge – Kunst im Knast" (7.-16. März) 
  • Studientag der Akademie über Erich Przywara (15. März)
Berichte 

Beachtliche Bilanz der Ketteler-Stiftung 

Projekte für psychisch Kranke gefördert - Zustiftungen wachsen 

Mainz. Die Wilhelm Emmanuel von Ketteler-Stiftung (WEK-Stiftung) im Bistum Mainz hat im zweiten Jahr ihres Bestehens eine beachtliche Entwicklung genommen: Aus den Erträgen ihres Stammkapitals in Höhe von über 520.000 Euro konnten zwei Integrationsprojekte für psychisch kranke Menschen in Darmstadt und Mainz mit je 10.000 Euro gefördert werden. Unter dem Dach der Stiftung sind seit ihrer Gründung vier streng zweckgebundene Zustiftungen im Gesamtwert von knapp 102.000 Euro entstanden, weiterhin der Stiftungsfonds „Netzwerk Leben" mit einem Stiftungskapital in Höhe von über 190.000 Euro, Spenden von knapp 20.000 Euro und Bußgeld-Erlösen von über 2.000 Euro. Diese Zahlen präsentierte Stiftungsdirektor Wilhelm Schulze für den Stiftungsvorstand dem Stiftungskuratorium.

Die Wilhelm Emmanuel von Ketteler-Stiftung war Ende 2000 vom Mainzer Bischof, Kardinal Karl Lehmann, als caritative Gemeinschaftsstiftung für das Bistum Mainz ins Leben gerufen worden. Ihr Zweck ist die Förderung der karitativen sozialen Arbeit im Bistum Mainz. Das Bistum, der Diözesan-Caritasverband und die fünf Caritasverbände Darmstadt, Gießen, Mainz, Offenbach und Worms hatten sie mit einem Startkapital in Höhe von einer Million D-Mark ausgestattet.

Erfreulich sei die Entwicklung der Zustiftungen mit enger Zweckbestimmung, merkte der Vorsitzende des Stiftungsvorstandes, Dr. Wilhelm Westenberger, in seinem Bericht an. Dass der Stiftungsfonds „Netzwerk Leben" rasch gewachsen sei, lasse auf ein gutes Mittragen der gleichnamigen Initiative von Bistum und Caritas für Schwangere und Familien in Not schließen. Es sei aber auch dadurch begünstigt worden, dass Bischof Lehmann aus Anlass seiner Ernennung zum Kardinal und seines 65. Geburtstages um Spenden für diesen Fonds gebeten hatte. Insgesamt habe die Stiftung seit ihrer Gründung ein Wachstum von 52,3 Prozent zu verzeichnen, rechnete der stellvertretende Vorstandsvorsitzende und Direktor der Pax-Bank Mainz, Wilfried H. Mönch, zwei Jahre nach der Gründung vor. Insgesamt konnten bis Ende 2002 Erträge von knapp 55.000 € vergeben werden.

Aus den Erträgen des Stammkapitals sind zwei Projekte für psychisch kranke Menschen in der Diözese Mainz mit je 10.000 € gefördert worden: Der Caritasverband Darmstadt hat sein Beschäftigungsprojekt für psychisch kranke Menschen um eine geräumige Kreativwerkstatt erweitert und damit die Zahl der Betreuungsplätze erhöht. Das Gemeindepsychiatrische Zentrum des Caritasverbandes Mainz hat in Zusammenarbeit mit Künstlern und Pfarrgemeinden ein Theater-, ein Musikprojekt und zwei Kunstprojekte insbesondere für psychisch kranke Menschen veranstaltet, die teilweise in Räumen Mainzer Pfarrgemeinden stattfanden.

jow (MBN)

http://www.ketteler-stiftung.de/

 

Arbeitskreis „Eltern und Schule" diskutierte über „Anti-Aggressivitäts-Training" 

Lassen sich Gewalttäter therapieren? 

Darmstadt. Die Gewalt in der Gesellschaft nimmt zu: Gewalt in den Medien, in den Familien, in Schulen. Besonders die Jugendstrafanstalten bergen viele Beispiele von gewaltbereiten Jugendlichen, deren Biographie und „Karriere" von oft schwersten im Elternhaus erlittenen Schäden gradlinig zu einer ununterbrochenen Kette von Hass erfüllten Gewaltausbrüchen führt.

Vor diesem Hintergrund referierte Studiendirektorin Dietlind Langner vom Hessischen Landesinstitut für Pädagogik (HELP) im Arbeitskreis „Eltern und Schule" des katholischen Dekanates Darmstadt über Möglichkeiten und Chancen einer Erziehung zur „Anti-Aggressivität".

Langner berichtete über einen jugendlichen Gewalttäter. Ein Video dokumentierte die wichtigsten Stationen einer mutigen und beispielhaften Arbeit in der Jungendstrafvollzugsanstalt Hameln. Es zeigt, wie ein vom christlichen Ethos inspiriertes Team unter Leitung des Psychologen Dr. M. Heilmann den gefährlichen jugendlichen Wiederholungstäter, schon aufgegeben von der Umgebung wie von sich selbst, wegen brutalster Körperverletzung zu einer achtjährigen Jugendhaft verurteilt, zur Selbsterkenntnis, zum Umdenken, ja zur Versöhnung mit seinem Opfer brachte. Es wurde geschafft mit Hilfe des sogenannten „Anti-Aggressivitäts-Trainings in konfrontativer Gruppen-Therapie".

Dies Training dauerte viele Monate. Trotz Rückschlägen wurde der Jugendliche mit Ausdauer und großem menschlichem Einsatz mit seiner eigenen schlimmen Einstellung in einer Gruppe Andersdenkender konfrontiert, unter denen sich auch etliche vormalige Straftäter befanden, die mit Erfolg therapiert waren.

Die Referentin konnte eindrucksvoll die biographischen Hintergründe und die psychische Zwangssituation des Gewalttäters dokumentieren. Hier und in der sich anschließenden engagierten Diskussion im Arbeitskreis wurden die Schwerpunkte, aber auch die Schwachstellen der im Film sichtbaren Trainigsmethoden vorgestellt und befragt. Eine Reihe von Besuchern war selbst an Projekten von „Gewalt in der Schule" beteiligt.

Ga (MBN)

 

Jubiläumsfeier „25 Jahre Landesarbeitsgemeinschaft Katholische Frauenverbände" 

Den Frauen eine Stimme gegeben und politisch gehandelt 

Mainz. Die Leistungen der Landesarbeitsgemeinschaft Katholischer Frauenverbände und Frauengruppierungen in Rheinland-Pfalz (LAG Katholische Frauen) in Politik und Gesellschaft, hat die Bundesvorsitzende der Frauenunion, Prof. Dr. Maria Böhmer MdB, Berlin, gewürdigt. Beim Festvortrag zum 25-jährigen Bestehen der LAG Katholische Frauen betonte die stellvertretende Vorsitzende der CDU/CSU-Bundestagsfraktion am Freitag, 14. Februar, in Mainz: „Die Katholischen Frauenverbände und Frauengruppierungen sind ein wichtiger Faktor in der politischen Meinungsbildung geworden." Gerade in der Politik würden Anregungen und Kritik nur ernst genommen, wenn dahinter eine größere gesellschaftliche Gruppe stehe, unterstrich Böhmer. Deshalb sei es wichtig gewesen, vor 25 Jahren die Kräfte zu bündeln, um ein möglichst großes Gewicht in die Waagschale zu bringen.

Böhmer erinnerte daran, dass mit der Konstituierung des Landesfrauenbeirates in Rheinland-Pfalz durch den damaligen Ministerpräsidenten Dr. Bernhard Vogel im Dezember 1976 das bundesweit erste Gremium geschaffen wurde, das die Anliegen der Frauen als Institution im politischen Alltag vertrat. Mit dieser Institutionalisierung der Frauenpolitik sei der Weg für ein wirksames Handeln bereitet worden. Entscheidenden Anteil daran hatte, wie Böhmer berichtete, der damalige Sozialminister des Landes, Dr. Heiner Geißler, der die Forderungen der Frauen und der im Aufbruch befindlichen Frauenbewegung für mehr Gleichberechtigung und Beteiligung von Frauen aufgriff und damit „einen Stein ins Rollen brachte". Böhmer hob hervor, dass im rheinland-pfälzischen Landesfrauenbeirat die kirchlichen Frauenverbände von Anfang an als feste Mitglieder vertreten waren.

Böhmer: Druck auf die Landespolitik ausgeübt 

Der stärkere Einfluss der Frauenverbände auf die politischen Entscheidungen einerseits und die fortschreitende Institutionalisierung der Frauenpolitik andererseits, wirkten sich nach den Worten Böhmers wechselseitig fruchtbar aus. „Die Frauenverbände verschafften sich mehr Gehör und wurden durch ihren wachsenden Einfluss auf die Politik in ihrer Verbandsarbeit gestärkt." Sie übten über ihre Mitarbeit im Landesfrauenbeirat Druck auf die Landesregierung sowie Politikerinnen und Politiker aller Fraktionen aus, ihre Anstrengungen für mehr Gleichberechtigung zu verstärken. Heute sei ein breites Instrumentarium für eine zielgerichtete und wirkungsvolle Politik für Frauen auf allen politischen Ebenen vorhanden, stellte Böhmer fest. Eines dieser Instrumente sei die Landesarbeitsgemeinschaft der Katholischen Frauenverbände. Sie sei fast so alt wie der Landesfrauenbeirat selbst. Was sie von diesem aber besonders unterscheide, sei das christliche Selbstverständnis, von dem sie sich leiten ließen.

„Kennzeichnend für ihre Arbeit ist die große Solidarität füreinander und die ganz überwiegend ehrenamtliche Tätigkeit, die in unserer heutigen Zeit, in der sich der Einzelne immer mehr aus dem gesellschaftlichen und ehrenamtlichen Engagement zurückzieht, nicht hoch genug bewertet werden kann", erklärte Böhmer. In Deutschland sei inzwischen viel für Frauen erreicht worden. Dennoch sei Frauenförderung und Frauenpolitik im engeren Sinn nach wie vor erforderlich. Als erstes Ziel nannte sie, dass eine erfolgreiche Frauenpolitik so gestaltet sein müsse, dass die Lebenskonzepte von Frauen und Männern gleichermaßen verwirklicht werden könnten. „Familie zu haben, darf nicht länger ein Problemfall, sondern muss eine Selbstverständlichkeit für Männer und Frauen sein." Nach wie vor seien gezielte Frauenförderprogramme notwendig, forderte Böhmer. Denn die Mehrheit der Frauen habe die Erfahrung gemacht, dass Können und Qualifikation allein keine Garantie für ihre Beteiligung sei.

Bioethische Herausforderungen im Blick 

Nachdrücklich forderte Böhmer, trotz des Erreichten müssten Frauen wieder „politischer werden" und auf vielen politischen Feldern aus ihrer frauenspezifischen Sichtweise die Initiative ergreifen. „Sie sind diejenigen, die die Ressourcen für eine lebensfähige Zukunft schützen oder wiederherstellen, sei es in der Ökologie, der Gesundheitsvorsorge und –versorgung oder der Ernährung. Besonders wichtig seien heute die bioethischen Herausforderungen, hob Böhmer hervor. Dabei stünden Fragen der Genforschung, der Fortpflanzungsmedizin und des Klonens bis hin zur Sterbebegleitung im Mittelpunkt. Es gehe um die Frage nach dem Schutz des Lebens und um die Frage: „Werden wir immer neuen Fremdbestimmungen ausgesetzt?" Wer auf diesem Feld erfolgreich arbeiten wolle, müsse die Familie stärken.

Ulrike Kahn-Jordan, Vorsitzende des Landesfrauenrates Rheinland-Pfalz, dankte der LAG Katholische Frauen dafür, dass sie vor zehn Jahren geholfen habe, diese Institution aus der Taufe zu heben. Ganz besonders die Mitglieder der LAG-Katholische Frauen hätten sich bei dem schwierigen Start für das Grundanliegen eingesetzt, d. h. die „solidarischen Zusammenarbeit" trotz Meinungsverschiedenheiten in Einzelfragen. Trotz der erreichten Fortschritte gelte es, in vielen Fragen wacher und kämpferischer zu sein, betonte Kahn-Jordan und verwies z.B. auf Probleme der Altenpflege, der Kinderbetreuung und der Alleinerziehenden. Nachdrücklich warnte Kahn-Jordan vor einer weiteren Instrumentalisierung des Familienrechtes, die nicht gut tue und mahnte: „Die familienrechtliche Balance darf nicht aus den Fugen geraten."

Die Vorsitzende der LAG-Katholische Frauen, Mathilde Weinandy MdL, Prüm, unterstrich, es sei eine kluge Entscheidung gewesen, die Interessen der Katholischen Verbände zu bündeln. „Nur so war und ist es möglich, gemeinsam Ziele zu erreichen und sich mit der Stärke der vielen Verbände Gehör und Einfluss zu verschaffen." Die Themenvielfalt der vergangenen Jahre zeuge von der engagierten Arbeit ihrer Vorgängerinnen mit ihren Vorständen. Beispielhaft nannte sie die tatsächliche Gleichstellung der Frauen, den Schutz von Ehe und Familie, den Schutz des ungeborenen Lebens, die bedarfsgerechte Entwicklung von Kinderbetreuungseinrichtungen und die Anerkennung der Familienarbeit als gleichwertige Erwerbsarbeit.

Jubiläums-Festschrift „Frauen – Politik - Kultur" vorgestellt 

Vorgängerinnen von Mathilde Weinandy waren Dr. Hildegard Bogerts, Trier (1978-1984), Marianne Rumpf, Andernach (1984-1992), und Helga Schädler, Dudenhofen (1992-2001). Nachdrücklich dankte Weinandy dem Leiter des Katholischen Büros Mainz, Ordinariatsdirektor Bernhard Nacke, für die Begleitung der Arbeit der LAG und die Gastfreundschaft in den Räumen des Katholischen Büros. Weinandy stellte im Rahmen der Jubiläumsfeier auch die Festschrift „Frauen – Politik – Kultur" vor und überreichte erste Exemplare den anwesenden Autorinnen, unter ihnen die Leiterin von SOLWODI, Schwester Dr. Lea Ackermann, Boppard, die frühere LAG Vorsitzende Helga Schädler und Dr. Andrea Litzenburger, Stellvertretende Direktorin der Maria Ward-Schule in Mainz.

Weinandy wies bei der Vorstellung der Festschrift daraufhin, dass die Bindungen an Vereine und Verbände genauso nachlassen wie die langfristigen Bindungen in anderen gesellschaftlichen Bereichen.. Eine Aufgabe der Zukunft werde es deshalb sein, die Arbeit der Verbände als wichtiges Element der Gesellschaft den jungen Frauen näher zu bringen. Die LAG-Vorsitzende dankte allen Autorinnen und Autoren für ihre wegweisenden Beiträge. Zu ihnen gehören neben den bereits genannten die rheinland-pfälzischen Ministerinnen Doris Ahnen (Bildung, Frauen und Jugend) und Malu Dreyer (Arbeit, Soziales, Familie und Gesundheit) die Präsidentin der Katholischen Frauengemeinschaft Deutschlands (kfd), Magdalena Bogner, Düsseldorf, und Petra Winkelmann vom Sozialdienst katholischer Frauen (SkF). Die Rolle der Frauen in der Kirche beleuchten aus der Sicht der Bischöfe der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, der Mainzer Bischof Kardinal Karl Lehmann mit einem Rückblick auf die Ökumenische Dekade (1988-1998) und Weihbischof em. Ernst Gutting Speyer, der sich mehr als vier Jahrzehnte für eine Besserstellung der Frau in Gesellschaft und Kirche eingesetzt hat.

Balance zwischen langfristigen Zielen und aktuellen Herausforderungen 

Die Gründungsvorsitzende der LAG Katholische Frauen, Dr. Hildegard Bogerts, erklärte in ihrem Grußwort, es sei ihr von Anfang an darum gegangen, die Balance zwischen langfristigen Zielen und aktuellen Herausforderungen zu halten. Die stellvertretende Vorsitzende der LAG Katholische Frauen, Gertrud Diehl, Speyer, erklärte im Schlusswort, ohne Verbände gäbe es keine LAG und ohne LAG keine Legitimation für politisches Handeln. Die LAG habe den Frauen Stimme gegeben und Frauenrechte eingefordert. Diehl dankte nachdrücklich den Autorinnen und Autoren der Festschrift, die über den Tag hinaus Beachtung finden werde. Besonders herzlich dankte sie Renate Fleig, Mainzer Diözesan-Vorsitzende des Katholischen Deutschen Frauenbundes (KDFB). Sie habe sich nicht nur um die Festschrift gekümmert, sondern auch die Jubiläumsfeier mit ihren Ideen und ihrem Einsatz vorbereitet. Musikalisch umrahmt wurde die Feier durch Barockmusik des Ensembles „Flötissimo", Klein-Winternheim, unter Leitung von Stefanie Gebhard.

Hinweis: Frauen- Politik – Kultur. 25 Jahre Landessarbeitsgemeinschaft Katholischer Frauenverbände und Frauengruppierungen in Rheinland-Pfalz. Matthias-Grünewald-Verlag, Mainz 2003, kartoniert, 114 Seiten, 10,00 Euro .

Sk (MBN)

 

DPSG gegen Präventivkrieg 

Diözesanversammlung in Gernsheim / Roland Auer neuer Diözesanvorsitzender 

Gernsheim. „Krieg kann niemals als präventive Maßnahme gerechtfertigt werden. Er dient weder der dauerhaften Befriedung des Nahen Ostens noch verhindert er terroristische Aggression." Das ist die Kernaussage einer Stellungnahme der Deutschen Pfadfinderschaft St. Georg (DPSG) im Bistum Mainz, die auf der Diözesanversammlung vom Freitag, 14. Februar, bis Sonntag, 16. Februar, in Gernsheim einstimmig verabschiedet wurde. Damit schließt der katholische Jugendverband sich anderen Protestgruppen an, welche die politischen Möglichkeiten zur Beseitigung des Konflikts, der Zerstörung der Massenvernichtungswaffen und Reformen zu Gunsten der Not leidenden Bevölkerung noch nicht ausgeschöpft sehen. Die Delegierten aus den Bezirken und den verschiedenen Altersstufen folgen damit Papst Johannes Paul II., der „Krieg als Niederlage der Menschheit sieht". Alle Gruppenleiter sind aufgerufen, sich in den Gruppenstunden mit dem Thema auseinander zu setzen und die Ohnmacht und Sprachlosigkeit zu überwinden. „Friede fängt bei jedem Einzelnen an", sagte Diözesankurat Pfarrer Markus Konrad beim gemeinsamen Gottesdienst am Samstagabend. Er ermutigte, die Resignation zu überwinden, die viele zurzeit empfinden: „Gott will uns die Kraft dazu geben."

Neuer Diözesanvorsitzender gewählt 

Neuer Diözesanvorsitzender der DPSG im Bistum Mainz ist Roland Auer. Der 34-jährige Bilanzbuchhalter wurde einstimmig gewählt und kommt aus der DPSG Lorsch. Er war unter anderem Vorsitzender des Bezirkes Bergstraße und Mitarbeiter der Roverstufe. Zusammen mit Kerstin Fuchs und Kurat Markus W. Konrad will er den Verband leiten und für DPSG-Arbeit begeistern. Sein Amtsvorgänger Stefan Caspari hatte nach sechs Jahren nicht mehr als Diözesanvorsitzender kandidiert. Mit zahlreichen unterhaltsamen und nachdenklichen Aktionen, Liedern und Reden dankten ihm die Delegierten für sein Engagement. Er wurde mit der DPSG-Verdienstmedaille ausgezeichnet.

Weitere Themen der Versammlung waren der Bericht des Vorstandes und die Planung der nächsten Jahre. Bei der bundesweiten Jahresaktion „Grenzenlos 1" geht es darum, Deutschland zu erkunden und herauszufinden, welche Eigenarten Pfadfinderverbände in den verschiedenen Regionen haben. So sollen unsichtbare Grenzen zwischen Ost und West sowie Nord und Süd abgebaut werden. Im Mittelpunkt des Studienteils stand die Diskussion über die Reform der Bezirksebene. Die Delegierten überlegten, wie Ämter und Aufgaben attraktiver gemacht werden können. Wichtige Schritte hin zu einer längerfristigen Absicherung der Jugendarbeit sind die Vorbereitung einer Stiftung und die Gründung eines Fördervereins. Außerdem arbeiten die Pfadfinder am Aufbau eines Fundraising-Netzwerks.

O. S. (MBN)

DPSG Diözesanvorstand Mainz

 

Personalien 

Gemeinsame Feier des Goldenen Priesterjubiläums (16. März) 

Wolfgang Rolly, Martin Luley und Hubert Bittorf wurden vor 50 Jahren geweiht 

Mainz. Drei herausragende Geistliche des Bistums Mainz begehen am Freitag, 28. Februar, den 50. Jahrestag ihrer Priesterweihe: Weihbischof und Domdekan Wolfgang Rolly, der frühere Generalvikar, Apostolischer Protonotar Dr. h.c. Martin Luley, und Militärdekan i.R. Prälat Hubert Bittorf. Sie werden aus diesem Anlass gemeinsam einen festlichen Dankgottesdienst feiern. Wegen der Fastnachtstage findet der Jubiläumsgottesdienst jedoch nicht am Weihetag selbst statt, sondern am Sonntag, 16. März, um 10.00 Uhr. Dann werden sie nach dem Stundengebet der Terz (9.30 Uhr) das Pontifikalamt konzelebrieren. Hauptzelebrant ist Weihbischof Rolly. Die Predigt hält Kardinal Karl Lehmann. Musikalisch gestaltet wird der Gottesdienst vom Mainzer Domchor unter Leitung von Domkapellmeister Professor Mathias Breitschaft. Im Anschluss an den Gottesdienst gibt Kardinal Lehmann für die Jubilare einen Empfang im Erbacher Hof.

Statt persönlicher Geschenke erbitten die Jubilare Spenden für verschiedene kirchliche Projekte: Weihbischof Rolly für das „Netzwerk Leben" – für Frauen in Schwangerschaft und Notsituationen. Wilhelm Emmanuel von Ketteler-Stiftung. Konto-Nummer 428 28 028 bei der Pax-Bank Mainz, BLZ: 370 601 93. Prälat Luley „Für die Kirche und ihre caritativen Einrichtungen in Siebenbürgen/Rumänien". Bistumskasse. Verwendungszweck „Kirche Rumänien", Konto-Nummer 400 0100019 bei der Pax-Bank Mainz BLZ 370 601 93. Prälat Bittorf für „Kolpingsfamilie Mainz Zentral e.V. – Hilfe für Portugal". Kolpingsfamilie Mainz-Zentral Kontonummer 400 1055 017 bei der Pax-Bank Mainz BLZ 370 601 93.

Bittorf, Luley und Rolly traten 1947 in das Mainzer Priesterseminar ein und begannen ihr Studium der Philosophie und Theologie an der wieder errichteten Mainzer Johannes Gutenberg-Universität. Geprägt von den bitteren Erfahrungen des Krieges, der Not der Nachkriegszeit und den Jahren des Wiederaufbaus erlebten sie sehr viel menschliches Elend und wollten darauf aus ihrem christlichen Glauben eine Antwort als Seelsorger geben. Rolly erlebte, wie sein Elternhaus in Darmstadt von Bomben zerstört wurde. Luley wurde im März 1943 zum Arbeitsdienst eingezogen. Bittorf wurde als Luftwaffenhelfer zum Militärdienst verpflichtet. Dann wurden beide an die Front geschickt. Sie gerieten in französische bzw. russische Kriegsgefangenschaft. Bittorf erlebte seine ersten theologischen Vorlesungen im „Stacheldraht-Seminar" in Chartres (1945/46). Auch die Zeit im Mainzer Priesterseminar war gekennzeichnet von Armut und vielen Entbehrungen. Die Räume waren schlecht oder gar nicht geheizt. Es mangelte nicht nur an Essen. Bücher zum Studium waren kaum zu bekommen. In den ersten Jahren mussten die Seminaristen selbst mit Hand anlegen, um Trümmer zu beseitigen und die Räume herzurichten.

Als Bischof Dr. Albert Stohr am 28. Februar 1953 die insgesamt sieben Neupriester weihte (von denen vier inzwischen verstorben sind: Alois Friesenhagen, Ingobert Jungnitz, Bardo Kmietsch, Stephan Väth), waren die Jahre der materiellen Not vorbei, und die Neupriester konnten sich ganz ihrem seelsorglichen Dienst widmen. In ihren Heimatpfarreien Darmstadt-Liebfrauen (Rolly), Wattenheim (Luley) und Offenbach-St. Josef (Bittorf) feierten sie ihre festliche Primiz. Bittorf gehörte von Geburt und Taufe her eigentlich zur Pfarrei St. Paul, wohnte aber an der Grenze zu St. Peter und war daher in beiden Pfarreien in der Jugendarbeit und als Messdiener aktiv. Da aber beide Pfarreien infolge des Krieges räumlich noch beeinträchtigt waren, wich er zur Primiz nach St. Josef aus. Außer dem gemeinsamen Dankamt im Dom wird Luley noch einen Jubiläumsgottesdienst in seiner Heimatpfarrei feiern: am Sonntag, 2. März, 9.30 Uhr in Wattenheim. Bittorf wird in Mainz-St. Peter, wo er so oft Gottesdienste gehalten und gepredigt hat, am 23. März um 10.00 Uhr einen Jubiläumsgottesdienst feiern.

Wolfgang Rolly 

Wolfgang Rolly wurde am 25. November 1927 in Darmstadt geboren. Nach Kaplansjahren vor allemin Lampertheim-St. Andreas und Gießen-St. Bonifatius wurde er 1959 Religionslehrer an der Maria Ward-Schule in Mainz und war zugleich Geistlicher Leiter der Heliand-Schülerinnengemeinschaft im Bistum Mainz. Von 1965 bis 1971 wurde er mit halber Stelle für die Tätigkeit als Bundeskaplan der Heliand-Schülerinnengemeinschaft freigestellt. 1972 ernannte ihn Papst Paul VI. zum Titularbischof von Taborenta und Weihbischof in Mainz. Sein Wahlspruch als Bischof lautet: „Mit Christus über alles Trennende". Am 2. Juli 1972 wurde er im Mainzer Dom zum Bischof geweiht. In der Deutschen Bischofskonferenz gehörte Rolly der Pastoralkommission an und ist zur Zeit Mitglied der Kommission Erziehung und Schule. Über viele Jahre stand er der Lehrbuchkommission Südwest vor. Er arbeitet auch in der und der Publizistischen Kommission mit, deren stellvertretender Vorsitzender er ist. Im Bistum Mainz war Rolly von 1972 bis zu seiner Bischofsweihe Sekretär des Priesterrats. Überdiözesan gehörte er der Gemeinsamen Synode der Bistümer in Würzburg an (1971-75). Bei den Bischofssynoden in Rom in den Jahren 1977 und 1987 vertrat er die Deutsche Bischofskonferenz. Von 1979 bis 1986 war er neben seinen Aufgaben im Bistum Mainz Jugendbischof der Deutschen Bischofskonferenz. Im Bistum Mainz war Rolly von 1973 bis 1991 Bischofsvikar für die Pastoralen Räte und ist seit 1973 Bischofsvikar für Weiterbildung. Dem Domkapitel gehört Rolly seit 1978 an und ist seit 1986 Domdekan. Nach der Entpflichtung von Kardinal Hermann Volk leitete Rolly als Kapitularvikar 1982/83 das vakante Bistum Mainz bis zur Wiederbesetzung durch Bischof Lehmann. Mit der Vollendung seines 75. Lebensjahres am 25. November 2002 hat Weihbischof Rolly Papst Johannes Paul II. seinen Rücktritt angeboten.

Martin Luley 

Martin Luley wurde am 25. November 1925 in Wattenheim geboren. Nach der Heimkehr aus der Kriegsgefangenschaft holte er in Worms das Abitur nach. Als Kaplan wirkte er ab 1953 hauptsächlich in Gau-Algesheim, Mühlheim-Dietesheim, Langen und Heppenheim. Von 1959 bis 1964 war er Diözesan-Jugendseelsorger der weiblichen Jugend. Bischof Hermann Volk übertrug ihm 1964 die Pfarrei Gießen-St. Thomas Morus. 1970 wurde er zum Dekan des Dekanates Gießen ernannt. Kardinal Volk berief ihn 1973 zu seinem Generalvikar. Dem Domkapitel gehört Luley seit 1977 an. 1981 wurde er zum Päpstlichen Ehrenprälaten ernannt. Auch Bischof Karl Lehmann berief ihn 1983 wieder zu seinem Generalvikar. Daneben war er seit 1987 bis zu seinem Ruhestand 1996 auch Ökonom des Bistums. Nach seiner Entpflichtung als Generalvikar war er von 1996 bis 2000 Bischofsvikar für die Diasporaseelsorge (Bonifatiuswerk) und für die Beziehungen zur Kirche in Ost- und Südosteuropa und arbeitete dabei eng mit dem Bischöflichen Hilfswerk Renovabis zusammen. Luley hat sich über viele Jahre besonders für die sog. Dritte Welt und die Kirche im Osten engagiert. Dies kommt auch in zahlreichen Berufungen zum Ehrendomkapitular zum Ausdruck. Diese Auszeichnung empfing Luley von den Domkapiteln in Kattowitz, Lomza und Tarnow in Polen, Alba Julia/Rumänien, Varazdin/Kroatien und Maramures/Ukraine. 1987 wurde Luley von Papst Johannes Paul II. mit dem Titel Apostolischer Protonotar geehrt. Die katholische Universität in Klausenburg/Rumänien verlieh ihm 2001 die Ehrendoktorwürde der Griechisch-Katholischen Fakultät, die automatisch mit dem Titel eines außerordentlichen Professors verbunden ist.

Hubert Bittorf 

Hubert Bittorf wurde am 30. Januar 1926 in Offenbach geboren. Nach Kaplansjahren in Mainz-Kostheim und Nieder-Olm wurde er 1959 als katholischer Standortpfarrer Allendorf/Kreis Marburg berufen. Er gehört zu den Pionieren der katholischen Militärseelsorge in der Bundeswehr. 1963 wurde er katholischer Standortpfarrer in Mainz und 1970 hier stellvertretender Wehrbereichsdekan für den Wehrbereich IV mit dem Titel Militärdekan. Von 1970-1971 war er in Mainz-St. Alban Pfarrer und ging dann wieder in die Militärseelsorge als Katholischer Standortpfarrer Koblenz IV mit Schwerpunkt als Dozent an der Schule für Innere Führung zurück. Ein Jahr später wechselte er als katholischer Standortpfarrer nach Koblenz. 1975 wurde er katholischer Dekan beim Flottenkommando Glücksburg. Als Wehrbereichsdekan kehrte er 1981 nach Mainz zurück und erfüllte die Aufgabe dieses Amtes für den Wehrbereich IV bis zum Eintritt in den Ruhestand 1991. Für seine Verdienste wurde Bittorf 1978 mit dem Titel Monsignore und 1984 mit dem Titel Päpstlicher Ehrenprälat ausgezeichnet. Auch nach seinem Ruhestand arbeitete Bittorf in der Seelsorge mit. Er war bis 2002 Präses der Kolpingsfamilie Mainz-Zentral. Zu seinen Sonntagsgottesdiensten in Mainz-St. Peter kamen viele Gläubige auch von weiter her, um ihn predigen zu hören.

Sk (MBN)

 

Pater Dr. Josef Krasenbrink wird 70 (20. Februar) 

Der Historiker ist seit 25 Jahren auf dem Rochusberg in Bingen tätig 

Bingen. Pater Dr. Josef Krasenbrink OMI, Rektor der Binger St. Rochuskapelle und des St. Rupertusklosters, vollendet am Donnerstag, 20. Februar, sein 70. Lebensjahr. Die Feierlichkeiten für den Oblatenpater beginnen um 10.00 Uhr mit einer Eucharistiefeier in der St. Rochuskapelle. Die Predigt wird Pfarrer Anton Eder aus Naters (Schweiz) halten, der im vergangenen Jahr die Predigtoktav der Rochuswallfahrt übernommen hatte. Ab 11.00 Uhr findet eine Feier im St. Rupertuskloster statt. Vorgestellt wird dabei auch eine Festschrift für Pater Krasenbrink mit dem Titel „Wege zum Rochusberg. Menschen und Heilige" und der gerade fertig gestellte Sammelband „Hildegard von Bingen bei Gelegenheit" mit Vorträgen von Pater Krasenbrink über die Heilige. Das Kloster steht den ganzen Tag für Besucher offen.

Mit dem Geburtstag fällt auch sein 25. „Dienstjubiläum" auf dem Rochusberg zusammen. Pater Krasenbrink kam 1978 in das St. Rupertuskloster nach Bingen. Besonders geprägt wurde diese Zeit durch die Vorbereitung des jährlichen Rochusfestes, die Renovierung der St. Rochuskapelle in den Jahren 1984 bis 1995 und das Hildegard-Jubiläumsjahr 1998, in das er stark eingebunden war. Neben der Konzeption für das Hildegard-Forum der Kreuzschwestern, das 1997 eröffnet wurde, war er auch bei der Einrichtung des Binger Regionalmuseums über Hildegard von Bingen im Jahr 1998 maßgeblich beteiligt. Zu Hildegard erschien 1997 auch die Schrift „Hildegard und Bingen. Spuren in ihrer Stadt" als Band 1 der Schriftenreihe des Hildegard-Forums.

Ein weiteres Großereignis war das 100. Jubiläum der deutschen Ordensprovinz der Oblaten im Jahr 1995. Dabei hat Krasenbrink sich in besonderer Weise um die frühe Ordensgeschichte der Oblaten bemüht und war als Herausgeber verantwortlich für die Jubiläumsfestschrift „Und sie gingen in seinen Weinberg. 100 Jahre deutsche Ordensprovinz der Oblaten der Makellosen Jungfrau Maria (Hünfelder Oblaten)". Seit 1979 wirkt Pater Krasenbrink als Spiritual bei den Binger Kreuzschwestern. Rektor des St. Rupertusklosters ist er seit 1993.

Stets ist Pater Krasenbrink seiner Lehrtätigkeit als Kirchenhistoriker nachgegangen. Stationen als Dozent für Kirchengeschichte waren die Ordenshochschulen der Pallottiner in Vallendar und der Steyler Missionare in St. Augustin. Auch an der Katholischen Fachhochschule in Mainz war der Oblatenpater tätig. Bis heute unterrichtet er als Dozent für Kirchengeschichte am Seminar des Studienhauses St. Lambert in Lantershofen.

Geboren wurde Josef Krasenbrink am 20. Februar 1933 in Bochholt. Nach dem Abitur im Missionskonvikt der Oblaten in Borken trat er 1953 in Hünfeld in das Noviziat der Oblaten ein. Es schloss sich von 1954 bis 1960 das Studium an der Philosophisch-Theologischen Hochschule Hünfeld an. Die Priesterweihe empfing er 1959 in Hünfeld durch den Fuldaer Bischof Adolf Bolte. Für weitere Studien ging Pater Krasenbrink an die Universität Bonn, wo er rund fünf Jahre Assistent des Kirchenhistorikers Hubert Jedin war. Im Jahr 1967 promovierte er bei Jedin mit der Arbeit „Die Congregatio Germanica und die Katholische Reform in Deutschland nach dem Tridentinum". Die letzte Etappe vor seiner Tätigkeit auf dem Rochusberg war seine Zeit als Pfarrer der Katholischen Hochschulgemeinde St. Albertus in Mainz in den Jahren 1969 bis 1978.

tob (MBN)

 

Zum Gedenken an Christoph Probst und seine Tochter Katja 

Sr. Corona Janz erinnert an das Schicksal des Widerstandskämpfers und das seiner Familie 

Mainz/München. Vor 60 Jahren, am 22. Februar 1943, fand der erste Prozess gegen Mitglieder des Widerstandskreises „Weiße Rose" in München statt. Auf der Anklagebank saßen die Geschwister Hans und Sophie Scholl und Christoph Probst. Schon nach wenigen Stunden der Verhandlung vor dem „Volksgerichtshof" verkündete der Vorsitzende Richter Roland Freisler die Todesurteile gegen die drei Angeklagten wegen „landesverräterischer Feindbegünstigung, Vorbereitung zum Hochverrat und Wehrkraftzersetzung". Sie wurden noch am selben Tag durch die Guillotine im Gefängnis München-Stadelheim hingerichtet. Der zweite Prozess gegen weitere Mitglieder der „Weißen Rose" fand am 19. April 1943 ebenfalls in München statt. Anlässlich des Gedenkens an den ersten Prozess, erinnert die Maria Ward-Schwester M. Corona Janz, Mainz, an Christoph Probst, der im öffentlichen Bewusstsein, ähnlich wie Kurt Huber, Alexander Schmorell und Willi Graf, im Schatten der Geschwister Scholl stand.

Christoph Probst wurde am 6. November 1919 in Murnau geboren. Nach Ableistung des Reichsarbeitsdienstes begann er 1939 mit dem Medizinstudium in München. Bereits mit 21 Jahren heiratete er und wurde Vater von zwei Kindern. Unmittelbar nach der Geburt seines dritten Kindes, Katja, wurde er verhaftet. Er bekam sein Töchterchen nie zu sehen. In der Todeszelle ließ er sich katholisch taufen. Katja besuchte die Maria Ward-Schule in Mainz. Bei einem Klassentreffen im Frühjahr des vergangenen Jahres (2002) erinnerten sich die ehemaligen Mitschülerinnen auch an ihre Klassenkameradin Katja Probst. Die Erinnerungen, die anlässlich dieses Klassentreffens lebendig wurden, hat Schwester Corona in dem folgenden Bericht zusammengefasst. Dabei geht es um das Schicksal der Familie Probst und die Verbindungen zu Mainz.

„Ihr kurzes Leben hat Spuren in mir hinterlassen" 

Während die Geschwister Scholl von Anfang an die verdiente Würdigung erfahren haben, blieb es um die anderen Mitglieder der „Weißen Rose" leider recht still. Dabei war Christoph Probst einer der wichtigsten Initiatoren der Widerstandsgruppe „Weiße Rose". „Nicht alle aus unserer Runde", so schrieb mir Elisabeth Müller geb. Schubert, nach dem Klassentreffen, konnten sich noch an Katja erinnern. „Viele waren erst spät in unsere Klasse gekommen, als Katja, bedingt durch ihre Krankheit, nur noch selten oder nicht mehr am Unterricht teilnehmen konnte. Nur diejenigen, die durch Freundschaft enger mit ihr verbunden gewesen waren, wussten Einzelheiten, die den meisten von uns unbekannt waren."

Eine andere Mitschülerin von Katja, Hannelore Wocker, geb. Greß, schrieb: „Ich erinnere mich sehr gut und gerne an Katja. Wir waren miteinander befreundet und durch sie erfuhr ich vieles über die Widerstandsbewegung ‚Weiße Rose‘. Sie zeigte mir Bücher über die ‚Weiße Rose‘ und darin Fotos und Artikel über ihren Vater Christoph Probst. Das Schicksal ihres Vaters, den sie ja nie kennen gelernt hatte, machte mich betroffen und ich unterhielt mich viel mit ihr darüber... Ihr früher Tod traf mich tief und veränderte mich, ich machte mir Gedanken über das Leben, den Tod und den Glauben. Die Frage nach dem Warum brachte mich dem Glauben näher. ‚Warum muss so ein junger Mensch sterben?‘. Ohne Katjas Tod wäre ich nicht so tief im christlichen Glauben verwurzelt. So hat Katjas kurzes Leben in mir Spuren hinterlassen, ich spreche mit meiner Familie und Freunden oft über sie und bin glücklich, sie gekannt zu haben." Auch mit einer anderen Freundin, Inge Wörner, sprach Katja viel über ihren Vater und auch ganz offen über ihre Krankheit.

„Als Katja gestorben war, wurde der Klasse alles bekannt", schreibt Elisabeth Müller. „Warum unsere Klassenlehrerin und unser Geschichtslehrer erst so spät mit uns darüber sprachen, können wir heute nicht begreifen. Wahrscheinlich fiel der Umgang mit einem Opfer schwer. Ich denke, dass unsere Lehrer nicht die Thematik fürchteten, wohl aber befürchteten, Katja und uns durch ein offenes Umgehen mit ihrem persönlichen Schicksal zu belasten, dass sie einfach Angst hatten, uns die Unbefangenheit Katja gegenüber zu nehmen. Dass dieses Wissen sich auf unser Verhalten ausgewirkt hätte, habe ich an mir selbst erfahren: In der Gruppenstunde in unserer Pfarrei lasen wir ‚Die Weiße Rose‘. Das Buch war erst kurz zuvor erschienen. Als ich darin das Bild von Christoph Probst sah, machten mich die Namensgleichheit und vor allem die Ähnlichkeit stutzig. Unsere Klassenlehrerin bestätigte mir, was ich vermutete, und von nun an war ich befangen und gehemmt im Umgang mit Katja. Zwar hatte auch ich meinen Vater im Krieg verloren, aber was war das schon gegen das, was Katjas Familie getroffen hatte. Wie sollte ich ihr begegnen, was ihr sagen? Katja gehörte nicht zu den Mädchen, die andere an sich zogen, in deren Umgebung etwas los war, die begeistern konnte. Sie fiel uns eher auf durch Zurückhaltung, ihren Ernst und doch immer lächelnd, ihre Stille. Und doch hat sie gerne mitgemacht und mitgelacht, aber sehr viel ruhiger als wir alle."

Als ganz junge Schwester erfuhr auch ich von dem Schicksal der Familie Probst. Auch mich lässt das bis heute nicht los. Ich hatte mit Katja nicht unmittelbar zu tun, aber täglich versuchte ich, sie und ihre zwei Halbschwestern in unserem Schulhof zu entdecken. Die Klassenlehrerin Katjas, Frau Kuetgens, informierte mich sehr oft – besonders in den letzten Lebenswochen von Katja – über ihr Befinden. Am 28. Oktober 1959 starb sie im St. Vincenz- und Elisabeth-Krankenhaus in Mainz. Ihre Beerdigung fand in München statt, neben der Grabstätte der „Weißen Rose" im Friedhof Perlacher Forst, ganz nahe also bei ihrem Vater Christoph Probst.

Der damalige Pfarrer von St. Stephan, Mainz, Alois Jäger, war verhindert, so nahm sein Kaplan, Werner Krimm, die Beisetzung von Katja vor. Über die geistliche Betreuung durch diese beiden Priester in der schwersten Zeit von Katjas Krankheit und Tod, ist die Familie noch heute voll des Lobes. Ordinariatsrat Krimm sagte mir kurz vor seinem Tod: „Ich hatte damals die schwere Aufgabe, ein junges Mädchen, das unbedingt leben wollte, auf den Tod vorzubereiten." Katja nahm ihren Tod bewusst an.

Die Familie wohnte zu unterschiedlichen Zeiten in Mainz, zuerst in der Weidmannstraße, dann am Fort Elisabeth 35. Nur der älteste Sohn, Michael Probst, studierte bis zum Physikum in Mainz und wohnte im Newman-Haus. Heute ist er Chefarzt einer internistischen Klinik in Herrsching am Ammersee. Vinzent Probst (Jurist) lebt mit seiner Familie in Hamburg. Zur Familie gehören noch zwei Töchter – Christine und Gabriele Siebler – aus der zweiten Ehe von Hertha Probst mit Helmut Siebler. Bei der Eröffnung des ZDF in Mainz leitete er die Abteilung E-Musik.

Christine Siebler ist in England verheiratet, Gabriele Siebler lebt mit ihrer Familie in München. Ihr Ehemann -– Professor Andreas Höfele - ist Mainzer. Sein Vater war Oberstudienrat am Gutenberg-Gymnasium. Die zweifache Witwe Hertha Siebler-Probst, geb. Dohrn, entstammt einer regimekritischen Familie. Ihr Vater Harald Dohrn wurde noch am 29. April 1945 von den Nazis in München – im Perlacher Forst – hingerichtet. Heute lebt Frau Siebler-Probst, geb. Dohrn, mit ihrem Sohn Dr. Michael Probst in Hechendorf bei Pilsensee. Sie ist hochbetagt, aber in voller körperlicher und geistiger Vitalität und Lebenskraft. Mit ihr verbindet mich eine enge Freundschaft. Im Mai des Jahres 2000 begleitete ich sie nach Rom zur Teilnahme an der Ökumenischen Gedenkfeier für die Märtyrer des 20. Jahrhunderts vor dem Kolosseum in Rom, zu der Papst Johannes Paul II. eingeladen hatte. Für Frau Siebler-Probst und die ganze Familie wird die Geschichte nie Vergangenheit werden, sondern immer gegenwärtig sein. „Man verschmerzt das nie", erklärt sie. „Nur im Glauben lernt man damit umzugehen. Es vergeht kein Tag, an dem ich nicht an Christoph denke."

Sr. M. Corona Janz (MBN)

 

Vorschau 

Aschermittwoch der Künstler und Publizisten im Erbacher Hof 

„Macht Fernsehen glücklich?" (5. März) 

Mainz. Der Aschermittwoch der Künstler und Publizisten am 5. März steht in diesem Jahr unter der Überschrift „Macht Fernsehen glücklich? – Vom Auftrag eines in die Jahre gekommenen Mediums". Die Akademie des Bistums Mainz Erbacher Hof hat prominente Fernsehjournalisten eingeladen, um über Wirkung und Auftrag des Mediums ins Gespräch zu kommen. Die Veranstaltung beginnt um 19.30 Uhr im Erbacher Hof.

Teilnehmen werden an der Gesprächsrunde Dr. Peter Frey, Leiter des Hauptstadtbüros des ZDF in Berlin, Anke Hlauschka, Moderatorin der Sendung „Quergefragt" im SWR und Bernhard Nellessen, Chefredakteur des SWR und künftiger Fernsehdirektor. Den musikalischen Rahmen gestaltet der Jazz-Saxophonist Dirko Juchem. Dem Gespräch gehen um 17.30 Uhr Eucharistiefeier und Austeilung des Aschenkreuzes im Mainzer Dom voran. Zelebrant und Prediger des Gottesdienstes ist Kardinal Karl Lehmann.

Hinweis für die Redaktionen: Zu der Veranstaltung im Erbacher Hof mit geladenen Gästen sind Einlasskarten erforderlich. Redaktionen, die noch keine Einladung erhalten haben, aber gerne an der Veranstaltung teilnehmen möchten, wenden sich an: Erbacher Hof, Akademie des Bistums Mainz, Grebenstraße 24-26, 55116 Mainz, Tel. (06131) 257-523, Fax: (06131) 257-525.

tob (MBN)

 

Frühjahrsvollversammlung des Katholikenrates (8. März) 

Schwerpunktthema ist die diesjährige Misereor-Aktion „Wem gehört die Welt?" 

Mainz. Die Frühjahrsvollversammlung des Katholikenrates im Bistum Mainz findet am Samstag, 8. März, von 9.00 bis 12.30 Uhr im Erbacher Hof in Mainz statt. Der Katholikenrat hat sich für diesen Tag das Motto der diesjährigen Misereor-Fastenaktion „Wem gehört die Welt?" zu Eigen gemacht, die am selben Tag in Mainz eröffnet wird. Hauptreferent wird Prälat Prof. Dr. Josef Sayer sein, Hauptgeschäftsführer von Misereor. Die Frühjahrsvollversammlung soll Gelegenheit bieten, Schwerpunkte aus der Arbeit des Hilfswerkes kennen zu lernen. Der Katholikenrat ist das höchste Laiengremium des Bistums Mainz. Mitglieder sind Laienvertreter aus den Dekanaten, aus den katholischen Verbänden und aus dem Beirat von Katholiken anderer Muttersprache des Bistums Mainz.

tob (MBN)

 

„Auge in Auge – Kunst im Knast" (7.-16. März) 

Ausstellung des Projektes „Kunst im Strafvollzug" der JVA Butzbach 

Mainz. Vom 7. bis 16. März ist im Mainzer Haus am Dom die Ausstellung „Auge in Auge – Kunst im Knast" zu sehen. Mit der Schau soll auf die Lebenswelt inhaftierter Männer und Frauen in den Justizvollzugsanstalten (JVA) aufmerksam gemacht werden. In Zusammenarbeit mit den Gefängnisseelsorgern des Bistums Mainz und dem Projekt „Kunst im Strafvollzug" der JVA Butzbach werden Bilder, Fotos, Figuren und Skulpturen gezeigt, die von Inhaftierten gestaltet wurden. Veranstalter ist das Dezernat Seelsorge des Bischöflichen Ordinariates Mainz.

Eröffnet wird die Ausstellung am Freitag, 7. März, um 19.30 Uhr vom Seelsorgedezernenten des Bistums Mainz, Domkapitular Heinz Heckwolf. Nach einem Grußwort von Joachim Saar, dem Leiter der JVA Butzbach, wird Projektleiterin Regina Börke in die Ausstellung einführen. Eine Führung durch die Ausstellung findet am Sonntag, 9. März, um 16.00 Uhr statt. Pfarrer Petrus Ceelen, der selbst lange Jahre als Gefängnisseelsorger gearbeitet hat, wird anhand der Ausstellungsobjekte die Lebenswelt vieler Gefangener zur Sprache bringen. Gekennzeichnet ist der Alltag in einer JVA von Verzweiflung und Perspektivlosigkeit, aber auch von einem kreativen Umgang mit den Grenzen, die den Inhaftierten durch das Gefängnis gesetzt sind. Zum Abschluss der Ausstellung findet am Sonntag, 16. Februar, um 11.30 Uhr eine Matinee mit „Knast-Literatur" von Klaus H. statt. Den musikalischen Rahmen der Matinee gestalten Jens Josef (Flöte) und Christoph von Erffa (Violoncello).

Das Projekt „Kunst im Strafvollzug" wurde 1981 in der JVA Butzbach in Zusammenarbeit mit der Universität Gießen begonnen und ist seit 1989 fester Bestandteil der Angebote in der JVA Butzbach. In den Kursen arbeiten Kunstpädagogen, Künstler und Kunststudenten mit durchschnittlich zehn Inhaftierten pro Kurs. Dabei wird eine Auseinandersetzung mit der eigenen Person angestrebt. Das Projekt versteht sich als Beitrag zu einem humanen Strafvollzug. Es wird getragen vom Hessischen Ministerium der Justiz, der Volkshochschule Wetterau und dem Verein „Gefangenenhilfe Butzbach".

Hinweis: Die Ausstellung im Mainzer Haus am Dom ist von Freitag, 7. März, bis Sonntag, 16. März, täglich von 11.00 bis 13.00 Uhr und 15.00 bis 19.00 Uhr geöffnet. Nähere Auskünfte zur Ausstellung gibt es beim Referat Seelsorge in Justizvollzugsanstalten, Tel.: 06131/253-250 oder –252, E-Mail: besondereseelsorge@bistum-mainz.de

tob (MBN) 

Auge in Auge - Kunst im Knast

 

Studientag der Akademie über Erich Przywara (15. März) 

Würdigung anlässlich des 30. Todestages des Religionsphilosophen und Theologen 

Mainz. „Gottes Nacht – Zur Theologie Erich Przywaras" heißt ein Studiennachmittag am Samstag, 15. März, in der Akademie des Bistums Mainz Erbacher Hof. Anlässlich des 30. Todestages des katholischen Religionsphilosophen und Theologen soll der Akademienachmittag sein theologisches Erbe in den Blick nehmen. Der Jesuit habe es „als hellsichtiger Beobachter und Deuter der religiösen und philosophischen Bewegungen der Zeit" zwischen den beiden Weltkriegen verstanden, „die Gottesfrage, die Frage nach dem Verhältnis zwischen der Allwirksamkeit Gottes und der Eigenwirksamkeit des Menschen, als das entscheidende Kriterium im Ringen der Gegenwart auszuweisen", schreiben Akademiedirektor PD Dr. Peter Reifenberg und Studienleiterin Dr. Claudia Sticher in ihrer Einladung. Referentin des Nachmittages ist Professorin Dr. Martha Zechmeister IBMV, Passau. Die Maria Ward-Schwester ist Professorin für Fundamentaltheologie an der Katholisch-Theologischen Fakultät der Universität Passau. Der Studiennachmittag beginnt um 14.30 Uhr mit Zechmeisters Vortrag „Erich Przywara – Seine Gestalt im Kontext der Zeit- und Theologiegeschichte". Nach einer Pause referiert Zechmeister zum Thema „Analogie als theologisches Erkenntnisprinzip – Wenn du ihn erkennst, ist es nicht Gott".

Hinweis: Akademie des Bistums Mainz Erbacher Hof, Grebenstraße 24-26, 55116 Mainz, Tel.: 06131/257-550 oder -523, Fax: 06131/257-525.

tob (MBN)