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Mainz. „Macht Fernsehen glücklich?" Diese Frage stellte Moderator Günther Gremp zum Auftakt des Aschermittwochs der Künstler und Publizisten im Erbacher Hof in Mainz wahllos einigen Leuten im Publikum. Er selbst relativierte schon die Frage, indem er nach „glücklichen Momenten" zielte. Es gab eine Reihe heiterer Antworten, aus denen deutlich wurde, dass die Befragten ihr Glück in der Regel nicht im Fernsehen finden, es sei denn, der 1. FCK schlägt Bayern München, und das wird live übertragen, wie der frühere Regierungspräsident in Neustadt, Paul Schädler, erklärte. Damit war das für den Mainzer Aschermittwoch der Künstler typische Überschwappen der Fastnachtsfreude und –fröhlichkeit in den Anfang der Fastenzeit auch schon zu Ende.
Dann wandte sich das Podium, eingeleitet durch Akademiedirektor Dr. Peter Reifenberg, der ernsteren Frage zu, welchen Auftrag das „in die Jahre gekommene Medium" hat und wie es ihn erfüllt. Drei prominente Vertreter aus dem Bereich des politischen Journalismus der öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten, Anke Hlauschka, Baden-Baden, Moderatorin der SWR-Talk-Sendung „Quergefragt", Dr. Peter Frey, Leiter des Hauptstadtbüros des ZDF in Berlin, und Bernhard Nellessen, SWR-Chef-Redakteur in Mainz und künftiger Fernsehdirektor (ab 1. Mai) des SWR in Baden-Baden. Die Journalisten berichteten von ihrem Arbeitsalltag, ihren Schwierigkeiten aber auch Erfolgen. Es war ihnen anzumerken, dass es für sie auf jeden Fall zutrifft, dass „Fernsehen glücklich macht". Denn sie üben ihren Beruf der politischen Berichterstattung und Information mit Leidenschaft und Freude aus. Dazu bekannte sich nachdrücklich Frey und dankte der Pressesprecherin von Kardinal Hermann Volk, Ruth Baron, die ihn vor rund 25 Jahren auf diesen Weg gebracht habe.
Als das Deutsche Fernsehen zum Jahreswechsel 1952/53 sein Programm startete, ging es darum, „das Fenster zur Welt zu öffnen", wie Reifenberg erinnerte. Eine erzieherische Funktion wurde dem Fernsehen von vorne herein nicht zugetraut, auch wenn ZDF-Intendant Professor Karl Holzamer sich später das Fernsehen als „Volkshochschule der Nation" mit Werte vermittelnder Kraft wünschte. Nellessen betonte, er sei froh, dass das Fernsehen insbesondere für Alte und Einsame eine Verbindung zur Welt herstelle. Die Programmmacher bemühten sich darum, eine möglichst gute Qualität für die Zuschauer zu liefern. Frey betonte mit Nachdruck, dass die deutsche Öffentlichkeit durch eine Vielzahl von politischen Sendungen vom „Morgenmagazin" bis „heute nacht" insbesondere durch die öffentlich-rechtlichen Anstalten sehr gut informiert sei, jedenfalls viel besser, als die Menschen in anderen Ländern.
„Das Fernsehen sorgt dafür, dass der klare Blick erhalten bleibt", unterstrich Hlauschka. Nellessen forderte statt hysterischer Aufgeregtheiten angesichts aktueller Nachrichten, die meist schnell veralteten, etwas mehr Nüchternheit und ruhiges Nachdenken. „Eine Entschleunigung würde gut tun", meinte er. „Wir wollen Übersetzer sein, damit Prozesse transparenter werden", bekräftigte Hlauschka. Nur eine Gesellschaft, „die Politik versteht", könne sie auch tragen. Nellessen betonte, die politischen Magazine – so auch die von ihm moderierte „Report"-Sendung aus Mainz – böten die Chance zum analytischen und investigativen Journalismus. Statt ein Thema in „1,30 abzufrühstücken", werden Hintergründe ausgeleuchtet und Politiker kritisch hinterfragt. Das Fernsehen habe gegenüber Politik und Wirtschaft ein Wächteramt wahrzunehmen. Als Beispiel verwies er auf einen „Report"-Beitrag zum dritten Börsengang von Telekom, der die Chancen für Regressansprüche von Kleinaktionären aufgezeigt habe.
Trotz teilweise hoher Einschaltquoten bei politischen Sendungen, wurde in der Diskussion auch deutlich, dass die Mehrheit der Fernsehzuschauer Unterhaltungssendungen bevorzugt. Insbesondere die "Kernzielgruppe" der 15- bis 49-Jährigen, die Gremp ins Gespräch brachte, sieht relativ wenig politische Sendungen. So räumten Nellessen und Frey auch ein, dass das Durchschnittsalter ihrer Zuschauer bei den rund 60-Jährigen liegt. Hlauschka verwies auf die derzeit besonders populäre Sendereihe „Deutschland sucht den Superstar" bei RTL, die eher dem Lebensgefühl der jungen Menschen entspreche. Das Niveau gefiel keinem im Podium. Auch seien der Zynismus und die Menschenverachtung abzulehnen. Doch auch ohne das „Schielen nach der Quote" müssten die öffentlich-rechtlichen Sender bereit sein, sich zu verändern und zu verjüngen, betonte Nellessen. Es gehe um ein Vollprogramm für alle Altersschichten. Die Ansprache eines jüngeren Publikums werde in den Dritten Programmen sukzessive versucht. Die „Superstars" seien überraschenderweise zum Familienprogramm geworden. Trotz aller Vorbehalte sei offensichtlich das Gefühl für den „Zeitgeist" bei den Privaten stärker ausgeprägt als bei den Öffentlich-Rechtlichen, merkte Frey an. Reifenberg warnte davor, sich auf dieses Niveau zu begeben.
Welche Bedeutung das Fernsehen hat, wird an der Zeit deutlich, welche die Fernsehzuschauer vor dem Bildschirm verbringen. 1992 habe der durchschnittliche Fernsehzuschauer 158 Minuten vor dem Bildschirm verbracht, heute sei diese Zeit auf 201 Minuten pro Tag um 27 Prozent gewachsen. Die über 60-Jährigen brächten es sogar auf 285 Minuten pro Tag. Allerdings sei bei Kindern der tägliche Fernsehkonsum mit 90 Minuten seit Jahren konstant geblieben. Diese Zahlen führte Nellessen an. Zur Kritik am Fernsehprogramm meinte er: „Wir können nicht die Verantwortung für das übernehmen, was in den Familien nicht geschieht." Ein Nachteil des Fernsehkonsums besteht darin, dass die Zuschauer praktisch nur Konsumenten sind und kaum aktiv werden können. Dies war auch eine Schwäche dieses ansonsten lebendigen und informativen Diskussionsabends. Das Publikum hatte aus Zeitgründen keine Möglichkeit mehr, bei den Polit-Journalisten im Podium nachzufragen und ihre Aussagen zu hinterfragen. Es wurde dazu auf das anschließende Zusammensein bei „Spundekäs und Wein" verwiesen.
In seiner Predigt im Gottesdienst mit den Teilnehmern des Aschermittwochs der Künstler und Publizisten im Dom hob Kardinal Karl Lehmann die Kraft des Gebetes hervor. Angesichts der Kriegsgefahr im Irak „gehört das Gebet ganz entscheidend in diese Stunde", sagte Lehmann. Wie schnell werde heute darauf bestanden, dass alles getan werden müsse für den Frieden, „doch denken wir dabei auch an die unsichtbare Kraft des Gebetes?", fragte er. Er zitierte den Schriftsteller Reinhold Schneider mit dem Satz: „Allein dem Beter kann es noch gelingen, das Schwert von unseren Häuptern abzuwenden."
Lehmann erinnerte daran, dass zur Fastenzeit ein „Dreiklang" aus „Gebet, Fasten und Zuwendung zum Nächsten" gehöre. Es sei entscheidend, „dass wir diese drei Dimensionen in unsere Sorge um den Frieden mit hineinnehmen", sagte er. Notwendig sei, „nicht allein auf die eigene Existenz zu schauen". Indem der Mensch in der Fastenzeit seine eigene Existenz in Frage stelle, könne er frei werden von seinen Wünschen und Vorurteilen und sich so seinem Nächsten zuwenden. Wörtlich sagte Lehmann: „So können wir neue Sensibilität und Solidarität mit denen gewinnen, die im Irak seit Jahrzehnten Opfer sind, aber es durch einen Krieg noch viel mehr werden würden." Die Asche des Aschekreuzes sei ein Sinnbild der menschlichen Vergänglichkeit, jedoch nicht nur im negativen Sinn, betonte Lehmann. Sie sei ebenso „Zeichen unserer Kreatürlichkeit". Die Asche zeige Grenzen auf und verweise immer auf die Herkunft des Menschen von Gott her, sagte Lehmann.
Sk/tob (MBN)
Mainz. Nach christlichem Verständnis könne der Verzicht in der Fastenzeit als großer Reichtum erfahren werden. Das sagte Domkapitular Ernst Kalb bei der Startveranstaltung der Aktion „AutoFasten" am Mittwoch, 5. März, im Mainzer Hauptbahnhof. Im Fasten habe der Mensch die Möglichkeit, „frei zu werden von dem, was ihn fesselt", sagte er. Durch den Verzicht auf das Auto werde der Mensch offen für die Bewahrung der Schöpfung, sagte Kalb. Vom 15. März bis zum 15. April sind die Teilnehmer der Aktion dazu eingeladen, ihren Umgang mit dem eigenen Auto zu hinterfragen und Alternativen dazu auszuprobieren. Im rheinland-pfälzischen Gebietsanteil des Bistums Mainz haben sich bereits 175 Teilnehmer angemeldet. Insgesamt nehmen an der vom Bistum Trier organisierten Aktion bereits rund 950 Teilnehmer teil. Neben dem Bistum Mainz sind die Evangelische Kirche in Hessen und Nassau (EKHN) und die Evangelische Kirche im Rheinland am „AutoFasten" beteiligt.
Kalb wies darauf hin, dass zum Fasten in der christlichen Tradition stets das Beten und das Almosen geben hinzugehören. Im Almosen geben zeige sich die soziale Dimension des Fastens und im Gebet werde der Mensch offen „für den Geber aller guten Gaben, der uns die Schöpfung anvertraut hat". Der Verzicht im Fasten erinnere den Menschen an seine Dimension als Geschöpf. Die Aktion sei „eine sinnvolle Möglichkeit für sich zu überlegen, ob und wie jeder Einzelne sein Auto nutzt", sagte Kalb. Im „AutoFasten" entscheide man sich „frei und bewusst für das, was man als richtig erkannt hat: das Leben". Dafür sei man bereit, Einschränkungen auf sich zu nehmen. Er hoffe, dass die Aktion „eine nachhaltige Resonanz findet", sagte Kalb.
Die Politik habe die Aufgabe „nachhaltig zu wirtschaften", sagte Staatssekretär Hendrik Hering vom rheinland-pfälzischen Umweltministerium: „Wir dürfen aus den Quellen der Natur schöpfen, aber wir dürfen sie nicht ausschöpfen" sagte er. Das „AutoFasten" sei „ein weiteres vernünftiges Beispiel in diesem Sinne, bei dem Kirche und Staat zusammenarbeiten". Er sei stolz darauf, dass sein Ministerium die bisher größte Aktion dieser Art in Deutschland mit 10.000 Euro unterstützt. Sehr beeindruckt habe ihn die Auswertung vergangener „AutoFasten-Aktionen", wonach rund 60 Prozent der Teilnehmer ihr privates Mobilitätsverhalten geändert haben. 14 Prozent hätten danach ganz auf das Auto verzichtet. Er sicherte zu, dass das Ministerium die Aktion auch in Zukunft unterstützen werde. Gleichzeitig brachte er die Hoffnung zum Ausdruck, dass die rheinland-pfälzischen Bistümer Limburg und Speyer sich an weiteren „AutoFasten-Aktionen" beteiligen.
Heiko Mario Ebert, Marketingreferent des Rhein-Nahe Nahverkehrsverbundes (RNN), wies darauf hin, dass die „AutoFasten-Tickets", die unter den Teilnehmern verlost werden, für 14 Tage im gesamten Netz des gewählten Verkehrsverbundes gelten. Im RNN-Verbundgebiet zählen dazu: DB Regio, Omnibusverkehr Rhein-Nahe (ORN), BRN, Mainzer Verkehrsgesellschaft (MVG), Stadtwerke Bingen, Verkehrsgesellschaft Bad Kreuznach (VGK), Verkehrsgesellschaft Idar-Oberstein (VIO), Stadtbus Ingelheim, Omnibus Herz-Reisen, Rheintal-Reisen und ESWE Verkehr. Mit der Beteiligung an der Aktion wolle der RNN gezielt Neukunden gewinnen, sagte Ebert. Neben der Umweltentlastung biete der Umstieg auf den öffentlichen Nahverkehr auch finanzielle Vorteile. So könne ein Berufspendler von Ober-Olm nach Mainz jedes Jahr rund 1.200 Euro sparen, wenn er vom Auto auf den Bus der „RegioLinie" umsteige.
Ralph Heinrichs von der Mainzer Carsharing-Agentur „book ´n´ drive" wies drauf hin, dass sein Unternehmen Teilnehmern, die sich für ein Jahr registrieren lassen, den sonst üblichen Startpreis von 99 Euro erlasse. Carsharing sei inzwischen „einfacher als Bahnfahren", sagte Heinrichs. Man könne auch kurzfristig per Telefon oder Internet ein Fahrzeug buchen. Allein in Mainz habe „book ´n´ drive" bereits vier Stellplätze mit zehn Fahrzeugen. Im gesamten Rhein-Main-Gebiet verfüge das Unternehmen über 85 Fahrzeuge.
Die Arbeitslosen-Selbsthilfe Mainz (ASM) beteiligt sich mit ihrem Fahrradverleih am „AutoFasten". Die Teilnehmer könnten vier Wochen lang kostenfrei ein Fahrrad ausleihen, erklärte die Leiterin des Projektes Ingrid Husemann. Dadurch werde die ASM „ihrem verkehrspolitischen Anspruch gerecht, die Stadt zu entlasten und das Fahrrad fahren zu fördern". Außerdem erhoffe man sich natürlich neue Kunden für den Fahrradverleih. Zu erreichen ist der Fahrradverleih unter Telefon 06131/9336970.
Der Umweltbeauftragte des Bistums Mainz, Dr. Klaus Lenhard, wies in seiner Begrüßung darauf hin, dass mit dem „AutoFasten" das Auto nicht „verteufelt" werden solle. Die Aktion wolle „zum bewussten Gebrauch auffordern". Sie solle ein Anstoß sein, zu fragen, ob es für bestimmte Wege und Fahrten nicht auch Alternativen zum Auto gibt. Er dankte Staatssekretär Hering für die finanzielle Unterstützung der Aktion und den übrigen beteiligten Partnern für die gute Zusammenarbeit. Den musikalischen Rahmen der Startveranstaltung gestaltete das Bläserquintett „Tubicines" des Bischöflichen Willigis-Gymnasiums in Mainz unter der Leitung von Hannelore Swartman.
Hinweis: Anmeldungen zum „AutoFasten" sind möglich bis Montag, 10. März, bei der Zentralen Anmeldestelle: Aktion „AutoFasten", Auf der Jüngt 1, 54293 Trier, Tel.: 0651/8105333, Fax: 0651/8105434, E-Mail: autofasten@bgv-trier.de, Internet: http://www.autofasten.de, Regionaler Ansprechpartner für Mainz und Rheinhessen: Alois Bauer, Referent für Gerechtigkeit und Frieden im Bischöflichen Ordinariat, Tel.: 06131/253-263, E-Mail: Alois.Bauer@bistum-mainz.de
tob (MBN)
Mainz. Mit ihrem Gebetsapostolat leisten die Mainzer Klarissen-Kapuzinerinnen von der Ewigen Anbetung „einen unersetzlichen Dienst für die Menschen der Stadt und darüber hinaus". Das sagte Generalvikar Dr. Werner Guballa am Donnerstag, 27. Februar, bei einem Gedenkgottesdienst anlässlich des Jahrestages der Zerstörung des Klosters durch den verheerenden Luftangriff vom 27. Februar 1945. Mit ihrem Gebet „werfen Sie sich in die Waagschale für die anderen und halten den Raum Gottes für die Menschen offen, die Gott brauchen. Deshalb braucht es dieses Kloster."
Zwar wisse man nicht, warum der Mensch Gottes Herz bewegen könne. Aber es sei eine von vielen Menschen gemachte Erfahrung, „dass Gott uns in dem Maß unseres Vertrauens antwortet", sagte Guballa. Wörtlich sagte er: „Unser Beten ist eine hohe Form der Liebe, weil es die grenzenlose Liebe Gottes an sich zieht." Bei dem Luftangriff erstickten 41 Ordensschwestern und sieben weitere Menschen im Keller des Klosters. Nur drei Schwestern überlebten damals. Die heute 92-jährige Schwester Maria Konrade Boesen ist die letzte Überlebende des Luftangriffs. Guballa erinnerte daran, dass bei dem Luftangriff vom 27. Februar 1.200 Menschen in Mainz ums Leben gekommen waren.
Nach der Begrüßung der Gottesdienstbesucher fand eine Prozession in den Keller des Klosters statt, wo ein Bericht von Prälat Dr. August Schuchert über das Sterben der Schwestern vorgelesen wurde. Zu Beginn heißt es dort: „Als um 16.30 Uhr der schwere Luftangriff auf Mainz begann, trug die Oberin, wie es für solche Fälle besonders erlaubt war, das Allerheiligste in den Keller und Luftschutzraum des Klosters, wo ein Altar mit einem Tabernakel errichtet war ... In diesem wankenden Kellerraum, der vom Lärm des Krieges erfüllt wurde, um ihre das Allerheiligste haltende Oberin geschart, im Schein einiger Kerzen, hielt der Konvent seine letzte Anbetungsstunde auf Erden." Feuer und Rauch machten es unmöglich, dass sich irgendjemand dem brennenden Kloster nähern konnte. Der Spiritual der Schwestern und eine Überlebende der Klarissen-Kapuzinerinnen fanden die toten Schwestern am nächsten Morgen gegen 9.00 Uhr. Schuchert schreibt: „Sie fanden die Oberin und ihre vierzig Schwestern tot, die meisten noch in kniender Stellung mit im Gebet ausgespannten Armen aneinandergelehnt und zusammengesunken. Eine Kerze brannte noch auf dem Taufleuchter." Außer den Schwestern befanden sich auch der Küster mit seiner Frau, die beiden Pförtnerinnen des Klosters, eine Mutter mit ihrem Kind und ein 17-jähriges Mädchen unter den Toten.
Mit Genehmigung der Behörden durften die Opfer des Klosters im Klostergarten begraben werden. Am 6. März 1945 fand die Beisetzung der Schwestern statt. In einem feierlichen Requiem in der Kapuzinerkirche bezeichnete Bischof Dr. Albert Stohr die Schwestern als „die Schutzengel für die Stadt und das Bistum Mainz", schreibt Schuchert. Er hatte die dramatischen Ereignisse bereits 1945 in einem Bericht zusammengefasst.
Generalvikar Guballa zelebrierte in einem Gewand des neuen Mainzer Dom-Ornates, das an die Zerstörung von Mainz durch den Luftangriff vom 27. Februar erinnert. Auf der Vorderseite ist das Mainzer Rad als Hauptmotiv von einem roten Flammen-Ornament durchbrochen. Die Darstellung erinnert an die großen Brände, die infolge des Angriffs wüteten und auch dem Dom großen Schaden zugefügt haben. Das Hauptmotiv auf der Rückseite ist ein grüner Keim, der sich aus einem goldenen Samenkorn entwickelt. Der junge Keim trägt in seiner Entfaltung bereits neue Samenkörner. Die Darstellung weist auf die immerwährende Erneuerung durch den Tod des Samenkorns hin („Wenn das Weizenkorn nicht in die Erde fällt und stirbt, bleibt es allein; wenn es aber stirbt, bringt es reiche Frucht." - Joh 12,24). „Schutt und Asche sind nicht das, was übrig bleibt", sagte Guballa über das Gewand. Es nehme die Hoffnung des Glaubens auf, das Gott den Tod überwindet.
Gegründet wurde das Kloster der Klarissen-Kapuzinerinnen von der Ewigen Anbetung im Jahr 1860 von dem Kapuzinerpater Bonifatius Söngen. Der kontemplative Orden lebt nach der Regel der hl. Klara von Assisi. Die Gemeinschaft bezeugt den Glauben an die eucharistische Gegenwart Jesu Christi durch ihr abwechselndes Gebet vor dem ausgesetzten Allerheiligsten. Stellvertretend für die Menschen in Mainz und der ganzen Welt bringen sie Lob, Dank und Bitten vor Gott. Die Kapelle der Gemeinschaft steht täglich allen Gläubigen zur stillen Anbetung offen.
tob (MBN)
Mainz. Nach über 40-jähriger Tätigkeit als Pädagoge und Religionspädagoge, ist am Mittwoch, 26. Februar, Norbert Schweikert, Oberschulrat im Kirchendienst, in den Ruhestand verabschiedet worden. Der Generalvikar des Bistums Mainz, Prälat Dr. Werner Guballa, überreichte Schweikert im Rahmen einer Feierstunde im Erbacher Hof in Mainz die Dankurkunde des Mainzer Bischofs, Kardinal Karl Lehmann, für 30 Jahre Dienst im Dezernat Schulen und Hochschulen im Bischöflichen Ordinariat. Guballa dankte im Namen des Bischofs vor allem für den Einsatz Schweikerts für den schulischen Religionsunterricht. „Sie haben Wurzeln gelegt durch das, was Sie getan haben", lobte er. Als Pfarrer in Darmstadt-St. Ludwig habe er persönlich erlebt, wie genau er über die Situation des Religionsunterrichts vor Ort Bescheid wusste.
Schweikert war Anfang Januar 1973 in den Dienst des Bistums Mainz eingetreten. Zunächst hatte er als Schulrat die Leitung der Religionspädagogischen Arbeitsstelle übernommen und im Lauf der Jahre mehrere Außenstellen ins Leben gerufen. 1984 wurde er Leiter der Abteilung „Schulischer Religionsunterricht und Religionspädagogische Grundsatzfragen" im Dezernat Schulen und Hochschulen. Die Laudatio zum Abschied hielt der frühere Leiter dieses Dezernates, Domkapitular Prälat Ernst Kalb. Schweikert habe sich nicht nur um die personelle Versorgung des Religionsunterrichts, sondern auch um seine Profilierung verdient gemacht, betonte Kalb. Er verwies darauf, dass in den sechziger und siebziger Jahren der Bereich von Schule und Bildung zu einer riesigen „Baustelle" geworden sei, was auch Schweikert besonders herausgefordert habe: „Altbauten wurden kaum noch saniert, nicht nur ruinöse, sondern auch gesunde Bausubstanz abgerissen, Neubauten wurden geplant und errichtet oder kamen nicht zur Ausführung". Mit diesem Bild veranschaulichte Kalb „einige Problemfelder, die Herrn Schweikert bis zum Ende seiner Dienstzeit begleitet haben".
Kalb erinnerte daran, dass in Hessen und Rheinland-Pfalz die traditionellen, praxisnah ausbildenden pädagogischen Hochschulen geschlossen wurden. Die Ausbildung der Grund- und Hauptschullehrer wurde an die Universitäten verlegt. An den Pädagogischen Hochschulen seien die Lehrerinnen und Lehrer in allen Schulfächern, in der Regel auch im Fach Religion, ausgebildet worden. Die neuen Ausbildungsgänge führten zu Lehrkräften mit nur zwei Fächern. Infolgedessen sei die Zahl der Religionslehrerinnen und -lehrer rasch zurück gegangen. Schweikert habe tatkräftig für die Fort- und Weiterbildung der Religionslehrer/innen gesorgt und sich energisch um die notwendigen Stellenbesetzungen bemüht. Zu seinen Tätigkeiten gehörten ein Lehrauftrag am Seminar für Gemeindepastoral und Religionspädagogik, der späteren Fachakademie, mit dem er die künftigen Gemeindereferent/inn/en in der zweiten Phase ihrer Ausbildung begleitete. Er habe immer nachdrücklichen Wert auf eine verantwortbare theologische und religionspädagogische Qualifizierung der Lehrerinnen und Lehrer gelegt.
Einen hohen Arbeitsaufwand erforderte, wie Kalb berichtete, die Bewältigung des Unterrichtsausfalls im Fach Katholische Religion. „Ungezählte Konferenzen mit den Vertretern der Staatlichen Schulämter in Hessen und mit der Bezirksregierung Rheinland-Pfalz, der heutigen Aufsichts- und Dienstleistungsdirektion in Neustadt, mit Vertretern der evangelischen Landeskirchen, in den Katholischen Büros in Mainz und Wiesbaden sowie mit den Nachbardiözesen, erforderten „die hellwache Präsenz unseres Oberschulrates". Eine wichtige Hilfe vor Ort seien die Dekanatsbeauftragten für den Religionsunterricht gewesen, die den einzelnen staatlichen Schulaufsichtsbezirken zugeordnet sind. Schweikert habe diese notwendige kirchliche Mittelinstanz ins Leben gerufen.
Als weiteres großes Verdienst stellte Kalb heraus, dass Schweikert auch sehr viel zur inhaltlichen Festigung und Profilierung des schulischen Religionsunterrichtes geleistet habe. Der scheidende Oberschulrat habe seinen Dienst im Bischöflichen Ordinariat zu einer Zeit angetreten, als der schulische Religionsunterricht in eine tiefgreifende Krise geraten war. Die Religionslehrer wurden mit den widersprüchlichsten Modellen eines zeitgemäßen Religionsunterrichtes konfrontiert. Katechese sei Aufgabe der Gemeinde, nicht aber Aufgabe einer „Schule für alle", hieß es damals oft. Lautstark sei an Stelle des bekenntnisgebundenen Religionsunterrichtes eine neutrale „Religionskunde" gefordert worden.
„Die Älteren unter uns erinnern sich gewiss noch sehr lebhaft, dass durch diese schulpädagogische Entwicklung, durch diverse Neuansätze in der Theologie und ein zunehmend kritisches Schülerverhalten, nicht wenige Religionslehrkräfte resignierten und nur noch in der eigenen Klasse oder überhaupt keinen Religionsunterricht mehr erteilten", berichtete Kalb. In dieser Situation habe Schweikert viel zur Klärung eines pädagogisch und kirchlich begründeten schulischen Religionsunterrichtes beigetragen und sei überzeugend für ihn eingetreten. Im Streit um die Konfessionalität des Religionsunterrichtes, wie auch in anderen Fragen, habe Schweikert es immer wieder verstanden, Brücken von der Theorie zur Praxis zu bauen.
Zu Beginn der Feierstunde hatte die Dezernentin für Schulen und Hochschulen, Ordinariatsdirektorin Dr. Gertrud Pollak die zahlreichen Gäste aus dem Bistum Mainz, den Nachbardiözesen und den staatlichen Schulverwaltungen sowie die Familienangehörigen willkommen geheißen. Als Dankesgabe des Dezernates überreichte sie dem leitenden Mitarbeiter einen Holzschnitt von Walter Habdank mit dem Titel „Licht in der Finsternis". Dieses Motiv, das auch auf das Programmblatt gedruckt war, sei für Hunderte von Religionslehrer/innen eine Erinnerung an die Feier zur Verleihung der Missio canonica geworden, weil Schweikert diese Botschaft besonders schätzte. Pollak betonte, dass die Worte „Religionsunterricht heute" den innersten Brennpunkt des Referenten für den Religionsunterricht beschrieben haben. Sie seien zugleich Titel der von ihm seit 1978 redigierten Zeitschrift.
In Grußworten wurde von verschiedenen Seiten die kollegiale, sachkundige und faire Zusammenarbeit Schweikerts gewürdigt. So dankten im Namen des Hessischen Kultusministeriums Ministerialrat Werner Klein, für die evangelischen Landeskirchen Oberkirchenrat Thomas Niggemann, Darmstadt, für die Dekanatsschulbeauftragten Oberstudienrat i.R. Hubertus Picard, Offenbach, und im Namen der Mitarbeitervertretung (MAV) die stellvertretende MAV-Vorsitzende Monika Krebs, sowie Kolleg/inn/en des Dezernates. Musikalisch umrahmt wurde die Feier durch die Gruppe „Rückenwind" aus der Berufsgruppe der Gemeindereferent/inn/en unter Leitung von Bardo Frosch. Schweikert hatte sich zum Abschied geistliche Lieder gewünscht. Er dankte allen, die zur Feier gekommen waren und diese vorbereitet hatten. „Schüler haben das Recht, zu wissen, dass der Glaube weiter führen kann", erklärte er in seinem Dankeswort. Die Feier schloss mit einem Halleluja-Lied und dem Wunsch des künftigen Pensionärs: „Habt Vertrauen in die Zukunft!"
Norbert Schweikert wurde am 23. Februar 1938 in Oberlahnstein geboren. Sein Studium absolvierte er in Aachen und an der Pädagogischen Hochschule Koblenz. Nach der Zweiten Lehrerprüfung für das Lehramt an Volksschulen wirkte er zunächst in Meisenheim/Glan, dann in Engers. Im Herbst 1969 übernahm er die Leitung der Polizeiberufsschule in der rheinland-pfälzischen Landeshauptstadt und gehörte der Direktion der Bereitschaftspolizei in Mainz an. 1973 trat er in den Dienst des Bistums Mainz und übernahm als Hauptaufgabe die Planung und Organisation der religionspädagogischen Lehrerfort- und weiterbildung. In seiner Pfarrgemeinde Mainz-Kastel ist er als Organist und in der Elternarbeit aktiv.
Sk (MBN)
Bensheim/Mainz. Mit einem Dankgottesdienst in Bensheim-St. Georg, begeht Geistlicher Rat Pfarrer Karl Kunkel am Sonntag, 9. März, um 10.30 Uhr sein Eisernes Priesterjubiläum. Die Predigt hält Dr. Lothar Schlegel, Visitator für die Priester und Gläubigen aus dem Bistum Ermland, die im Gebiet der Deutschen Bischofskonferenz leben. An dem Gottesdienst wird Domkapitular Dietmar Giebelmann, Personaldezernent des Bistums Mainz, teilnehmen. Anschließend findet ein Empfang in der Gemeinde statt. In der Pfarrei Maria Hilf in Mainz-Kostheim, Kunkels zweiter Wirkungsstätte im Bistum Mainz, wird am Sonntag, 16. März, ein Dankgottesdienst gefeiert. Beginn ist ebenfalls um 10.30 Uhr. Danach findet ein Empfang für Pfarrer Kunkel statt. Zum Priester geweiht wurde Kunkel vor 65 Jahren am 6. März 1938 durch den Bischof von Ermland, Maximilian Kaller.
Karl Kunkel wurde am 8. November 1913 im ostpreußischen Seeburg geboren. Nach dem Abitur studierte er zunächst an der Staatlichen Akademie Braunsberg, später an den Universitäten Tübingen und München. Nach seiner Priesterweihe 1938 war er bis 1942 Kaplan in Allenstein, wo er sich besonders der Jugendarbeit widmete. Danach ging er nach Königsberg. Dort war er im Nebenamt Standortpfarrer. Im Juli 1944 wurde Kunkel verhaftet. Er wurde verdächtigt, Kontakte zu Regimegegnern im Ausland unterhalten zu haben. Zunächst wurde er in das Konzentrationslager Ravensbrück gebracht, später in das Konzentrationslager Dachau verlegt. Ende April 1945 wurde Kunkel von den Amerikanern befreit. Bereits im Juli 1945 übernahm er als Spiritual im Missionskloster der Dominikanerinnen im oberbayerischen Schlehdorf eine neue Aufgabe. Im Bistum Mainz wirkte Kunkel ab 1950 als erster Rektor des wieder eröffneten Bischöflichen Konvikts in Bensheim. 1956 übernahm er die Pfarrei Maria Hilf in Mainz-Kostheim, wo er bis zu seinem Ruhestand 1979 tätig war.
tob (MBN)
Mainz. Die Reihe der Fastenpredigten im Mainzer Dom eröffnet in diesem Jahr am ersten Fastensonntag, 9. März, Professor Norbert Lohfink SJ, Frankfurt/St. Georgen. Der Bibelwissenschaftler spricht zum Thema „Sünde – Flut – Neuanfang (Gen 9,8-15)". Beginn ist wie bei allen Fastenpredigten um 18.00 Uhr. Im Anschluss findet gegen 18.30 Uhr eine Eucharistiefeier statt. Am zweiten Fastensonntag, 16. März, spricht der Pastoraltheologe Professor Michael Sievernich SJ, Frankfurt/St. Georgen zum Thema „Erprobung – Gottesdunkel – Verheißung (Gen 22,1-18)". Der Neutestamentler Dr. Ansgar Wucherpfennig, Frankfurt/St. Georgen, predigt am dritten Fastensonntag, 23. März, unter der Überschrift „Begegnung – Krise – Wasser des Lebens (Joh 4,1-26)". Den Abschluss der Reihe bildet die Predigt „Krankheit – Schuld – Heilung (Joh 9,1-12)" von Dr. Elisabeth Schieffer, Geistliche Rektorin des Cusanuswerkes in Bonn, am vierten Fastensonntag, 30. März. Am fünften Fastensonntag, 6. April, findet um 17.00 Uhr ein Domkonzert zur Passionszeit mit der Domkantorei St. Martin unter Leitung von Domkapellmeister Mathias Breitschaft statt. Aufgeführt werden „Christus am Oelberg" von Ludwig van Beethoven und „Stabat Mater" von Gabriel Joseph Rheinberger. Im Anschluss findet keine Eucharistiefeier statt.
tob (MBN)
Bad Nauheim . Am Sonntag, 9. März, findet um 16.00 Uhr im Rahmen der Reihe „Konzerte in St. Bonifatius" in Bad Nauheim eine musikalische Betrachtung zu den Kreuzwegstationen statt. Im Mittelpunkt der musikalischen Andacht steht die Kreuzwegvertonung „Le chemin de la croix", op. 29 für Orgel von Marcel Dupré. Die Gestaltung übernehmen die Regionalkantoren Eva-Maria Anton-Sokoli und Nicolo Sokoli, die im Wechsel mit Texten, gesprochen von Pfarrer Hans-Joachim Wahl, zehn der 14 Meditationen interpretieren werden. Der Eintritt ist frei. Spenden kommen der kirchenmusikalischen Arbeit an St. Bonifatius zu Gute.
Marcel Dupré wurde 1926 als Professor für Orgelspiel an das Pariser Conservatoire berufen und prägte so eine ganze Generation von Organisten, die heute noch weltberühmt sind. Zu seinen Schülern gehörten unter anderen Jehan Alain, Jean Langlais und Olivier Messiaen. Als Orgelvirtuose bereiste er ganz Europa und viele Male die Vereinigten Staaten von Amerika, wo er 1931 auf einer Tournee 14 Meditationen zu den Kreuzwegstationen improvisierte. Zurück in Paris arbeitete er diese Idee als Komposition aus und bezeichnete sie als sein „Hauptwerk".
N.S. (MBN)
Mainz. Eine Mainzer Familie, die ungenannt bleiben möchte, hat dem Domkapitel am Mainzer Dom 13 neue Messgewänder gestiftet, den sog. „Mainzer Dom-Ornat". Es sind 12 Mess-Caseln, je drei in den vier liturgischen Farben Rot, Weiß, Grün und Violett. Ein zusätzliches Einzelgewand hat ebenfalls die violette Farbe. Das Besondere am Mainzer Dom-Ornat ist der Bezug zur (Kirchen-) Geschichte der Stadt und des Bistums Mainz in den vergangenen 2000 Jahren. Die spirituelle und liturgische Bedeutung dieser Messgewänder wurde in der Reihe der letztjährigen Adventspredigten vorgestellt.
Diese Predigten von Dompräbendat Dr. Franz-Rudolf Weinert, Mainz, dem Leiter des Instituts für Mainzer Kirchengeschichte, Prof. Dr. Friedhelm Jürgensmeier, und Prof. Dr. Peter Walter, Freiburg i. Br., sind in einem soeben erschienenen Bildband dokumentiert. Alle 13 Gewänder werden in dem Buch farbig wiedergegeben. Zugleich wird die Ansprache dokumentiert, die Weinert bei der Eröffnung der Ausstellung im Mainzer Dom- und Diözesanmuseum am 25. November 2002 gehalten hat. Die neuen Gewänder wurden während der ganzen Adventszeit im Dom- und Diözesanmuseum einem breiten Publikum zugänglich gemacht. Domdekan Weihbischof Wolfgang Rolly als Herausgeber des Heftes dankt in der Einleitungden drei Predigern, „die bei den zahlreichen Hörern große Resonanz fanden", vor allem der Stifterfamilie für die „großartige Gabe".
Weinert geht in der Predigt über den Sinn liturgischer Gewandung auch auf die liturgischen Farben ein. Dabei stehen jetzt zum Beginn der vorösterlichen Bußzeit die violetten Messgewänder besonders im Blickpunkt. Violett und Schwarz, die Farben der Buße und der Trauer, verweisen auf die dunklen Seiten, die Schatten, in der Geschichte der Kirche von Mainz, betont Weinert. Diese Messgewänder sind Zeichen für das trauernde, das büßende, das hoffende, neu erstehende Mainz. In den Bußzeiten der Kirche vor Ostern und im Advent erinnern sie daran, „dass das ganze Wesen der Kirche ein Nein zur Sünde und ein Ja zu Buße und Neubeginn ist".
Mainz stehe auch für ein trauriges Kapitel der Christenheit, das weitere Zerbrechen der ursprünglichen Einheit der Christen und die Spaltung in einzelne Konfessionen, erläutert Weinert. Eines der violetten Messgewänder zeigt in diesem Zusammenhang den selig gesprochenen Papst Johannes XXIII., der „für die Einheit der Christen, Stärkung und Erneuerung der Kirche und Hinwendung zu den Nöten der Welt" stehe. Auf dem zweiten Gewand ist die vom Judentum zum Katholizismus konvertierte Karmelitin Edith Stein dargestellt, die 1942 im KZ-Birkenau ermordet wurde. Sie verkörpert die gemeinsame Wurzel, die Verbindung von Judentum und Christentum. Darauf verweist auch das jüdische Wort für Mainz, „Magenza", das daran erinnert, dass die Stadt im Mittelalter ein Zentrum jüdischer Kultur in Deutschland war, zugleich auch „Schreckensort gewalttätiger Pogrome". Das dritte violette Messgewand zeigt eine „Frau ohne Namen", einer Pietà, einer „Schmerzensmutter" ähnlich. Sie erinnert an das namenlose Leid, das die Stadt Mainz in allen Kriegen gesehen hat, insbesondere am 27. Februar 1945, als Mainz durch einen Bombenangriff zerstört wurde. Darauf verweist auch das 13. Gewand mit dem brennenden Mainzer Rad. Auf der Rückseite ist ein junger Keim als Symbol der Hoffnung zu sehen.
Weinert erklärt in seiner Predigt auch die übrigen liturgischen Farben: die weißen Messgewänder stehen für das Goldene Mainz, die grünen Messgewänder für das hoffnungsvolle, neu aufblühende Mainz und die roten Messgewänder für das Mainz der Märtyrer der ersten Jahrhunderte. Rot sei die Farbe des Blutes, der Liebe und der Feuersglut des Heiligen Geistes, betont Jürgensmeier in seiner Predigt zum Zweiten Advent.. Dargestellt sind der erste Blutzeuge der jungen Kirche, der hl. Stephanus (zugleich zweiter Patron des Mainzer Domes neben dem heiligen Martin), der hl. Alban, der beim Jahreswechsel 406/407 in Mainz ermordet wurde und der hl. Bonifatius, der Erzbischof in Mainz war und auf einer Missionsreise 754 erschlagen wurde. Jürgensmeier erinnerte an den Leichenzug mit den leiblichen Überresten des Heiligen: „Auf der Strecke von Mainz nach Fulda wurden überall Kreuze errichtet, wo der Leichenzug über Nacht Rast machte. Dies ist eine starke Symbolsprache: bis in den Tod hinein pflanzte in unseren Landen Bonifatius das Kreuz des Heils", erklärt Jürgensmeier. Er ging auch auf die Heiligen ein, die auf den drei weißen Messgewändern dargestellt sind, St. Martin, den gelehrten Rhabanus Maurus und Willigis, den Erbauer des Domes.
Den Glaubenszeugen der Neuzeit widmete Professor Walter die Predigt am Dritten Advent zu den grünen Gewändern des Mainzer Dom-Ornates. „Wenn wir uns mit der Geschichte unserer Diözese in den letzten beiden Jahrhunderten befassen, dann tun wir dies in der Überzeugung, dass Gott auch für die Kirche von Mainz der Immanuel („Gott mit uns") gewesen ist und dies in Zukunft sein wird." Walter schloss seine Predigt, in der er besonders auf Bischof Wilhelm Emmanuel von Ketteler einging, mit den Worten: „Mögen die prachtvollen Gewänder des neuen Mainzer Dom-Ornates uns immer wieder daran erinnern, dass jede Zeit Gottes Zeit ist, der in Jesus Christus Mensch geworden ist, um uns Menschen zu retten. Möge der Blick auf die Geschichte der Kirche von Mainz in uns die Zuversicht stärken, dass Gott der ‚Gott mit uns‘ ist, heute, alle Tage und in Ewigkeit."
Hinweis: Mainzer Dom-Ornat. Predigten zu den neuen Messgewändern. Hrsg. Domdekan Weihbischof Wolfgang Rolly, Bischöfliches Ordinariat, Mainz 2003, 70 Seiten mit 13 farbigen Abbildungen, 4,50 Euro. Erhältlich in der Dom-Information am Markt und im Info-Laden des Bischöflichen Ordinariats in Mainz .
Sk (MBN)
Mainz. Die Akademie des Bistums Mainz, Erbacher Hof, startet eine neue Heftreihe, um theologische und philosophische Neuerscheinungen einem breiteren Publikum bekannt zu machen. Das soeben erschienene erste Heft trägt den Titel „Bücher als Denkanstöße. Neues aus Theologie und Philosophie". Die Idee zur neuen Reihe entstand aus dem jährlichen Vortragsabend im November im Erbacher Hof, bei dem unter dem Titel „Gottsucher und Lebensdeuter" Neuerscheinungen aus Theologie und Philosophie seit zehn Jahren durch Prof. Dr. Rudi Ott, Mainz, Bibliotheksdirektor Prof. Dr. Albert Raffelt und Chefredakteur Dr. Ulrich Ruh, beide Freiburg i.Br., vorgestellt werden. Ab dem kommenden Jahr wird es eine zweite Abendveranstaltung unter Leitung von Ott geben.
Die Startnummer der neuen Heftreihe enthält Buchbesprechungen von Professor Ott aus den vergangenen zwei Jahren. Im Herbst soll ein zweites Heft folgen. Es werden Bücher aus den Bereichen Philosophie, Bibeltheologie, Systematische Theologie, Spiritualität, Theologie und Ästhetik, Theologie und Naturwissenschaft sowie Religion und Gesellschaft vorgestellt. Zu den besprochenen Büchern gehören u.a. „Nietzsche. Zerstörer oder Erneuerer des Christentums?" von Eugen Biser, „Sind die Berichte des Neuen Testaments wahr? Ein Weg zum Verstehen der Bibel" von Klaus Berger, „Wissenschaft und Weisheit. Zum Gespräch zwischen Naturwissenschaft und Theologie" von Jürgen Moltmann. „Gottes-Krise und Gott-Trunkenheit. Was Mystik der Weltreligionen der Gegenwart zu sagen hat", herausgegeben von Mariano Delgado und Abraham Kustermann.
Die Buchtitel aus allen genannten Bereichen verweisen darauf, dass die Gottesfrage zu den zentralen Herausforderungen der Gegenwart gehört. Dazu zählen u.a. „Moderne Physik und Theologie. Voraussetzungen und Perspektiven eines Dialogs" von Andreas Benk, „Würfelt Gott? Ein außerirdisches Gespräch zwischen Physik und Theologie" von Arnold Benz und Samuel Vollenweider, „Gottes grausamer Spaß? Heinrich Heines Leben mit der Katastrophe" von Karl-Josef Kuschel und „Gott und das Leid seiner Schöpfung. Nachdenkliches zur Theodizeefrage" von Hans Kessler sowie „Der dreieinige Schöpfer. Trinitätstheologie und Synergie" von Alexander Ganoczy.
Akademiedirektor Dr. Peter Reifenberg schreibt in der Einführung: „Für die christliche Religion, die man auch als Buchreligion bezeichnet, war und ist das Lesen neben dem Hören eine entscheidende Hilfe zum Verstehen der Botschaft des Evangeliums und ihrer Auslegung." Christen seien zuerst Hörer des Wortes. Ihr Verstehen werde nicht unwesentlich durch das Lesen unterstützt. Für die Fachleute, erst recht für den Nichttheologen, sei es schwer, sich in der Flut der alljährlich neu erscheinenden Bücher zurechtzufinden. Dabei möchte die Akademie des Bistums Mainz Hilfestellung leisten. Reifenberg verweist auf das wachsende Interesse am jährlichen Buchvorstellungsabend „Gottsucher und Lebensdeuter". Die neue Heftreihe solle einem breiteren Publikum Orientierungshilfe bieten. Es sei auch daran gedacht, die Hefte dem Buchhandel, der diese Literatur im Sortiment führt, zur Verfügung zu stellen, kündigt Reifenberg an.
Hinweis: Bücher als Denkanstöße. Neues aus Theologie und Philosophie. Heft 1/2003. Hrsg. Akademie des Bistums Mainz, Erbacher Hof, Mainz 2003. Redaktion: Prof. Dr. phil. Dr. theol. Rudi Ott, kartoniert, 54 Seiten im DIN A-4-Format 3,00 Euro .
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