Mainzer Bistumsnachrichten Nr. 11

22. März 2001

Datum:
Do. 22. März 2001
Von:
MBN

Bischöfliche Pressestelle Mainz, Leiter: Jürgen Strickstrock, Bischofsplatz 2, 55116 Mainz 
Postanschrift: Postfach 1560, 55005 Mainz, Tel. 06131/253-128 oder 129, Fax 06131/253-402. E-Mail: pressestelle@bistum-mainz.de

Berichte 

  • Gemeinsames Bischofs-Wort zur Landtagswahl: "Schutz von Ehe und Familie ein politischer Auftrag" 
  • Rheinland-Pfalz-Ausstellung zeigt "Netzwerk Leben": Talk-Runde mit Kardinal Lehmann 
  • Religionslehrer/innen/tag Südhessen mit Kardinal Lehmann: Auferstehungsglaube diskutiert 
  • Zukunft der Mainzer Krankenhäuser: Zusammentreffen von Minister Gerster und Kardinal Lehmann 
  • Mainzer Besuch in Dijon: Osterkerze für das Kloster Citeaux 
  • Videofilm dokumentiert Gottesdienst: Begeiterung im Dom bei Begrüßung von Kardinal Lehmann

Vorschau 

  • Feier des Kirchweihjubiläums mit Kardinal Lehmann im Jugendhaus Don Bosco (25.3.) 
  • Generalversammlung des Diözesanverbandes der Bläserchöre: Bläserchöre beim 3. deutschen Musikfest

Dokumentation

  • Wort der rheinland-pfälzischen Bischöfe zur Landtagswahl am 25. März 2001
Berichte 

Gemeinsames Bischofs-Wort zur Landtagswahl: "Schutz von Ehe und Familie ein politischer Auftrag" 

Mainz. Die rheinland-pfälzischen Bischöfe haben die wahlberechtigten Bürgerinnen und Bürger aufgerufen, an den Landtagswahlen am Sonntag, 25. März, teilzunehmen. In dem gemeinsamen Wort zur Landtagswahl, das am Samstag/Sonntag, 17./18. März in den katholischen Gottesdiensten in Rheinland-Pfalz verlesen oder in schriftlicher Form in den Kirchen ausgelegt wurde, heißt es: "Wir wenden uns insbesondere auch an die jungen Mitchristen, die zum ersten Mal zur Wahl aufgerufen sind: nutzen sie die Chance, Einfluss auf die Politik unseres Bundeslandes mit ihrer Stimme zu nehmen."

Im Blick auf die Wahlentscheidung unterstreichen die Bischöfe eine stärkere Förderung der Familie, die Ausbildung junger Menschen und den Schutz des menschlichen Lebens, außerdem die Hilfe für bedürftige, beeinträchtigte und behinderte Menschen und die Sorge um die Bewahrung der Schöpfung im Hinblick auf kommende Generationen. Gegen die strukturelle Rücksichtslosigkeit in der Gesellschaft und gegen die Gefahr von Familienarmut sei der verfassungsmäßige Schutz von Ehe und Familie ein politischer Auftrag, betonen die Bischöfe.

Die Weiterentwicklung der Kindertagesstätten sei eine gute Investition in die Zukunft der Kinder. Zugleich sollte im Blick bleiben, dass auch vielfältige Formen von Betreuung das Aufwachsen der Kinder in der Familie nicht ersetzen könnten. Angesichts der überfordernden Medienwelt und der überbordenden Informationsflut werde eine grundständige Ausbildung der Kinder und Jugendlichen noch bedeutsamer werden, stellen die Bischöfe fest. Der Schutz des menschlichen Lebens von seinem Beginn bis zu seinem Ende bleibe angesichts moderner medizinischer Technik und ihrer rasanten Entwicklung "das entscheidende Kriterium für eine behutsame Politik", heben die Bischöfe hervor. Sie appellieren an die Gläubigen: "Bitte prüfen Sie die Wahlaussagen der Parteien und ihrer Kandidaten sorgfältig und kritisch".

Nachdrücklich danken die Bischöfe in dem Hirtenwort den Abgeordneten des bisherigen Landtages, die für menschliche Werte und Überzeugungen eingetreten seien. "Unser Land braucht auch weiterhin Frauen und Männer, die sich in Verantwortung vor Gott und den Menschen im nächsten Landtag engagieren, dem Gemeinwohl dienen und der Unterstützung durch die Wählerinnen und Wähler bedürfen." 
Der Wortlaut des Hirtenwortes  

Sk (MBN)

 

Rheinland-Pfalz-Ausstellung zeigt "Netzwerk Leben": Talk-Runde mit Kardinal Lehmann 

Vielfältige Hilfsangebote durch Caritas, SkF und Pfarrgemeinden                

Mainz. Bei der Rheinland-Pfalz-Ausstellung im Mainzer Volkspark (17.-25. März) präsentiert das Bistum Mainz seine im Januar 2001 neu gestartete Initiative "Netzwerk Leben" für Frauen in Schwangerschaft und Notsituationen. Unmittelbar nach der offiziellen Eröffnung kam Kardinal Karl Lehmann, begleitet von Ministerpräsident Kurt Beck, zum Bistumsstand in Halle 26, um damit das Gewicht dieser Initiative zu unterstreichen.

Beck und Lehmann wurden bei ihrem Gang durch das Messegelände von Fotografen und weiteren Medienvertretern begleitet. Etliche von ihnen blieben nach dem Kurzbesuch des Ministerpräsidenten noch eine Weile am Mainzer Bistumsstand zu einer Talkrunde mit Kardinal Lehmann über das "Netzwerk Leben". Zum Einstieg zitierte Lehmann den Ministerpräsidenten, der bei der Eröffnung feststellte, die Ausstellung habe auch den Sinn, junge Menschen in das Leben zu geleiten. "Dieses Leben beginnt schon, bevor ein Mensch geboren wird", unterstrich der Bischof.

Er dankte seinen Mitstreiterinnen in der Talkrunde, der Vorsitzenden des Sozialdienstes Katholischer Frauen (SkF) in Mainz, Inge Schilling, und der Referentin für Familienhilfe beim Diözesan-Caritasverband, Helga Feld-Finkenauer, stellvertretend für viele andere, die im Bereiche der Schwangerenberatung tätig sind. "Sie sind seit Jahrzehnten dabei, mit Rat und Tat zu helfen", lobte er. Das "Netzwerk Leben" zeige, dass viele zusammenwirken müssten, um dieses "Netz" mit Leben zu erfüllen, gerade auch in den Gemeinden. "Es ist erfreulich, dass wir seit Jahrzehnten Frauen in den Gemeinden und Verbänden haben, die in vielfältiger Weise helfen", bekräftigte der Bischof.

Auf die Frage des Moderators der Talk-Runde, Günther Gremp, Leiter der Abteilung Kirche und Medien im Bischöflichen Ordinariat, was die Gemeinden tun sollen, erklärte Kardinal Lehmann, es komme auf jeden einzelnen an, sich zu engagieren. Die Palette möglicher Hilfen reiche von der Baby-Erstausstattung bis zu spezialisierter Beratung. Ihm komme es auf das Netzwerk an, das die jeweils erforderliche Hilfen bereitstellen könne. Aus der Erfahrung ehrenamtlicher Tätigkeit in den Gemeinden erklärte Maria Heizmann, Saulheim, die Sensibilität vieler Frauen und Männer sei gewachsen. Sie verwies auf Mutter-Kind-Treffs und eine Vielzahl weiterer Betreuungsangebote für Familien. Beispielhaft berichtete sie über eine junge ledige Mutter, die als Praktikantin im Anerkennungsjahr Hilfe erfuhr, so dass die alleinerziehende Mutter ihre Ausbildung abschließen konnte.

SkF: "Gemeinsam sind wir stark" 

Für den SkF erklärte Inge Schilling, dass der Sozialdienst katholischer Frauen seit Jahrzehnten ein breites Spektrum von Hilfen anbietet. In der heutigen Situation sei es das besondere Anliegen des SkF, Frauen zu Selbstbewusstsein und Selbständigkeit zu führen. Deshalb führten sie unter dem Titel "Gemeinsam sind wir stark" Frauen in offenen Treffs zusammen und ermutigten sie , sich gegenseitig zu unterstützen. "Wir wollen starke Frauen haben, die ihre Fähigkeiten und Ressourcen nutzen", unterstrich sie. Nachdrücklich betonte Schilling, wie wichtig es sei, dass Frauen im Rahmen des "Netzwerk Leben" Hilfen in ihren Gemeinden finden. Die SkF-Ortsvorsitzende machte keinen Hehl daraus, dass die Entscheidung des Papstes, dass keine Beratungsscheine mehr ausgestellt werden sollen, die Mitarbeiterinnen geschmerzt habe. Sie legte dar, dass die Schwangerenberatung im Vergleich zum Vorjahr verstärkt weiter geht. Nach wie vor würden Anfragen wegen Wohnungsnot oder zu geringem Familieneinkommen an den SkF herangetragen.

Auch in der allgemeinen Lebensberatung seien die Zahlen am steigen. Es sei auffallend, wie viele Frauen gleichzeitig mit verschiedenen Problemen zu kämpfen haben. Gerade diese "Multiproblemlagen" erforderten viel Zeit für die Beratung. Schilling wies darauf hin, dass rund 85 Prozent der Frauen aufgrund persönlicher Empfehlung zum SkF in die Beratung kommen.

Helga Feld-Finkenauer berichtete, dass die Verknüpfung von Haupt- und Ehrenamtlichen in der Schwangerenberatung gut gelinge. Sie verwies auf eine Umfrage in den Pfarrgemeinden des Bistums Mainz, an der sich über die Hälfte der Gemeinden beteiligten. Als Ergebnis kam heraus, dass es in sehr vielen Gemeinden eine Fülle von Hilfsangeboten gibt. Darüber hinaus hätten sich die Gemeinden bereit erklärt, ihre Angebote noch zu intensivieren und zu verbreitern. In diesem Bemühen werden sie, wie Feld-Finkenauer darlegte, vom Bistum nachhaltig unterstützt, z.B. durch zwei neu geschaffene Koordinierungsstellen in Heppenheim und Gießen, die den Austausch mit den Gemeinden fördern.

Lehmann: Kirche ist nicht "ausgestiegen" 

Kardinal Lehmann stellte noch einmal klar, dass die Bistümer in Rheinland-Pfalz nicht aus dem staatlichen Beratungssystem "ausgestiegen" sind. Es gebe eine Vereinbarung mit dem Land, nach der die Beratungsarbeit nach § 2 des Schwangerschaftskonfliktgesetzes auch weiterhin gefördert wird, ausgenommen die Schwangerschaftskonfliktberatung im engeren Sinn (§ 7). Die staatliche Unterstützung zeige, dass die Beratung nicht allein Anliegen der Kirche sei. "Die ganze Gesellschaft ist gefordert, für den Schutz des Lebens einzutreten", bekräftigte Lehmann. Wenn eine Frau "guter Hoffnung ist", wolle die Kirche zeigen, dass sie nicht in eine hoffnungslose Situation gerate, sondern dass Hilfen bereit stehen. Feld-Finkenauer betonte zugleich die prophylaktische Arbeit, die durch Caritas und SkF geleistet werde. Dazu suche gerade der SkF die Zusammenarbeit mit Schulen und Jugendgruppen.

Der Vorsitzende des Diözesan-Caritasverbandes, Domkapitular Hans-Jürgen Eberhardt, erklärte auf Anfrage am Bistumsstand, dass die Diözese Mainz in diesem Jahr über DM drei Millionen für das "Netzwerk Leben" zur Verfügung stellt. Hinzu kämen DM 180 000,- aus dem Bischöflichen Hilfsfonds. Auf die Frage von Gremp, wie viel Spenden anlässlich der Erhebung von Bischof Lehmann zum Kardinal zusammen gekommen seien, sagte Lehmann, er schätze, es seien ca. DM 50.000,-. Statt Geschenken hatte der neue Kardinal um Spenden für das Netzwerk Leben gebeten.

Spenden für das "Netzwerk Leben" waren auch am Bistumsstand willkommen. Die Besucher konnten jedoch auch selbst etwas gewinnen. Wer sich an einem Preisrätsel mit Fragen zum "Netzwerk Leben" beteiligte, bekam als Anerkennung ein Einkaufsnetz als ständige Erinnerung an diese Initiative und die Möglichkeit verschiedene Preise zu gewinnen. Hauptpreis ist eine Begegnung mit Kardinal Lehmann im Bischofshaus in Mainz.

Zum Netzwerk Leben 

Sk (MBN)

 

Religionslehrer/innen/tag Südhessen mit Kardinal Lehmann: Auferstehungsglaube diskutiert 

Bensheim. Die zentrale Bedeutung der Auferstehungshoffnung für den christlichen Glauben und damit auch für den schulischen Religionsunterricht wurde beim Religionslehrer/innen/tag Südhessen am Mittwoch, 21. März, in Bensheim, aus unterschiedlichen Perspektiven beleuchtet, diskutiert und bekräftigt. Rund 300 Religionspädagogen aus dem Bereich Bergstraße-Odenwald waren der Einladung des Dezernates Schulen und Hochschulen im Bischöflichen Ordinariat in die Liebfrauenschule gefolgt. Sie wollten sich mit der Fragestellung "Hoffnung über den Tod hinaus – oder: Was würde fehlen, wenn es den Religionsunterricht nicht mehr gäbe?" auseinandersetzen und konkrete Anregungen für den eigenen Religionsunterricht mitnehmen. Dazu gab es vielfältige Gelegenheit des Erfahrungsaustauschs, der theologischen Durchdringung und der unterrichtspraktischen Umsetzung in den insgesamt 17 Workshops mit Experten für die verschiedenen Schulformen und Schulstufen. Die Religionslehrerinnen und Religionslehrer gingen in den Workshops das zentrale Lehrplanthema "Passion und Auferstehung" schulstufen- und schulartspezifisch und mit Blick auf unterschiedliche Medien an. Am Nachmittag gab es dazu in der Anne Frank-Halle ein Rundgespräch mit dem Mainzer Bischof, Kardinal Karl Lehmann.

In dieses Rundgespräch mit dem Bischof und der Dezernentin für Schulen und Hochschulen, Ordinariatsdirektorin Dr. Gertrud Pollak, brachten Sprecher/innen der Workshops verschiedene Aspekte aus den Diskussionen des Vormittags ein. Dabei wurde vor allem deutlich, dass Kinder und Jugendliche oft keinen Zugang zu dieser Thematik haben. Es wurde gefragt, welche Rolle der Auferstehungsglaube im Alltag spielt. Das Thema Tod werde in der Gesellschaft weitgehend verschwiegen. Kinder und Jugendliche haben deshalb hierzu einen Informationsbedarf, dem der Religionsunterricht Rechnung tragen müsse. Wichtig sei vor allem auch, wie die Eltern mit dieser Problematik umgehen, wurde betont. Im Religionsunterricht gehe es darüber hinaus auch um die Darstellung des Auferstehungsglaubens in Abgrenzung zu anderen Religionen.

Kardinal Lehmann griff die Fragen auf und bestätigte, dass aus seiner Erfahrung als akademischer Lehrer junge Menschen ein anderes Lebensgefühl haben, das zum Auferstehungsglauben querstehe. Dies ändere sich jedoch schlagartig, wenn junge Menschen im Familien- oder Freundeskreis mit Sterben und Tod konfrontiert werden. Lehmann, der seine theologische Doktorarbeit zum Thema "Was heißt das, auferweckt am dritten Tag nach der Schrift?" geschrieben hat (1967) unterstrich, dass zum Auferstehungsglauben der Blick zum Tod und auf das Kreuz gehöre. Er müsse rückgebunden sein zum Leiden. Dazu verwies er auf die unterschiedlichen Kreuzesdarstellungen in der Geschichte und nannte beispielhaft das Katholikentagskreuz des Mainzer Bildhauers Karlheinz Oswald, der den Gekreuzigten als Auferstandenen dargestellt hat. Einbezogen werden müsse auch das Leid der Kreatur. Der Zugang zum Auferstehungsglauben, der in der Bibel des Alten Testamentes noch nicht deutlich artikuliert ist, ergebe sich am überzeugendsten aus den Psalmen, in denen es z.B. in Psalm 73 heißt: "Ich bin immer bei dir." Dieses Wort sei für ihn die "Urzelle des Auferstehungsglaubens". Für den Auferstehungsglauben sei auch die Frage nach der Gerechtigkeit sehr bedeutsam. Wenn die Weltgeschichte das Weltgericht wäre, dann bedeutete dies eine unmenschliche Antwort, betonte Lehmann.

Zur Fragestellung, was fehlen würde, wenn es den Religionsunterricht nicht gäbe, hatten die Religionslehrer/innen eine ganze Menge von Antworten zusammengetragen. Sie darauf, dass die religiöse Sozialisation vielfach nicht gelingen würde. Der Religionsunterricht eröffne die Tiefendimension von Wirklichkeit wie kein anderes Unterrichtsfach und verdeutliche das Angenommensein des Leibes. Er sei Orientierungshilfe und Lebensbegleitung, Dienst an den Schülerinnen und Schülern zur Selbstwerdung. Sie stellten heraus, dass die Sinnfrage im Religionsunterricht eine spezielle Verortung hat und einen Freiraum für soziales Lernen und zur Erörterung sozialer Fragen biete. Hinzu komme das seelsorgliche Angebot für die Schüler/innen und das Kollegium. Gewiss seien auch andere Schulfächer Plattform für existenzielle Fragen, aber nur im Religionsunterricht gebe es die Antwort des "Mehr" von Tod und Auferstehung und den Sinn für Transzendenz. Nur im Religionsunterricht werde die biblische und religiöse Dimension in ausreichendem Maß eingebracht. Auch dadurch sei der Religionsunterricht ein Beitrag zur Humanisierung der Schule und zur kompetenten Auseinandersetzung mit anderen Religionen. Kardinal Lehmann bekräftigte diese Aussagen nachdrücklich und stellte fest, dass der Religionsunterricht, je mehr er ordentliches Schulfach ist, um so stärker angewiesen sei auf andere Lernorte des Glaubens und des Glaubensvollzugs in Familie, Gottesdienst, Gemeinde und Jugendgruppe. Wenn man dies nicht sehe, werde der Religionsunterricht überfordert.

In einer offenen Fragerunde zu verschiedenen Themen betonte Kardinal Lehmann auf die Bitte nach einer Wegweisung in der gesellschaftlichen Glaubenskrise, dass es wichtig sei, ein konkretes Bekenntnis und Glaubenszeugnis zu haben. Notwendig seien Entschiedenheit und Wahrheit ohne Fundamentalismus und Fanatismus. Der Fundamentalismus sei die falsche Antwort auf die richtige Frage, wie man in der Zerrissenheit der Welt und ihrer Orientierungslosigkeit einen gangbaren Weg finden kann. Der Religionsunterricht habe eine große Chance, hier Orientierung zu geben. In der Diskussion wurde die Zusammenarbeit von örtlicher Seelsorge mit den Religionslehrern erneut als wichtiger Punkt herausgestellt. Pfarrer Eduard Schließmann, Oberstudienrat am Kurfürstlichen Gymnasium und Pfarrer in Bensheim-Auerbach betonte hierzu, es sei notwendig, die sich immer weiter voneinander entfremdenden Lebenswelten Gemeinde und Schule im Interesse der Schülerinnen und Schüler aufzubrechen und Querverbindungen zu schaffen. Es wurde auch berichtet, dass der Religionsunterricht vielfach schulorganisatorisch an den Rand gedrängt wird. Dazu sagte Kardinal Lehmann, bei "notorischem Fehlverhalten" einer Schulleitung sei es wichtig, dass die Eltern sich wehren. Auch das Bistum werde gegebenenfalls eingreifen, möglicherweise bis zu einem Rechtsstreit. Lehmann plädierte erneut dafür, dass Pfarrer und Kapläne wenigstens mit vier Stunden Religionsunterricht in der Schule präsent sind. Er fände es schlimm, wenn es einen Rückzug aus der Schule gäbe, weil diese immer schwieriger geworden sei. Lehmann dankte nachdrücklich den Religionslehrer/innen für ihr Engagement. Er bekräftigte den hohen Stellenwert der Schulpastoral und versprach ein besonderes Augenmerk auf den Religionsunterricht an den Sonderschulen zu richten.

Das Rundgespräch wurde moderiert von Studienrätin Bärbel Schader, Bürstadt/Bensheim. Hochschul- und Schuldezernentin Dr. Pollak, die mit im Podium saß und zusammen mit Frau Schader Fragen der Teilnehmer/innen einbrachte, hatte zu Beginn des Religionslehrer/innen/tages in die Problematik von Tod und Auferstehung und ihre Behandlung im Religionsunterricht in grundsätzlichen Überlegungen eingeführt. Sie zitierte den Mainzer Theologen Prof. Dr. Theodor Schneider, der im Auferstehungsglauben den "Nagel" sieht, "an dem alle anderen Sätze des Credo hängen, er ist die innere Klammer, die alles andere zusammen hält". Diese Erfahrung des Mehr, diese andere Perspektive bliebe nach ihren Worten unerschlossen, wenn es den Religionsunterricht nicht mehr gäbe. Gewiss könnten auch andere Bezugspersonen diese Wirklichkeit erschließen und in ihrer Person bezeugen. Doch wäre die Zahl der Schüler/innen die das in ihrem normalen Umfeld erlebten, sehr gering, stellte sie fest. In diesem Sinne bleibe das Thema des Mainzer Jubiläumskatholikentages von 1998 aktuell: "Gebt Zeugnis von eurer Hoffnung!". Der Religionslehrer/innen/tag schloss mit einem Gottesdienst mit Kardinal Lehmann in der Pfarrkirche St. Georg. Er wurde musikalisch gestaltet von der Musikgruppe der Gemeindereferent/inn/en "Rückenwind". 

Sk (MBN)

 

Zukunft der Mainzer Krankenhäuser: Zusammentreffen von Minister Gerster und Kardinal Lehmann 

St. Hildegardis- und St. Vincenz-Krankenhaus arbeiten enger zusammen 

Mainz. Die engere Kooperation der beiden Mainzer Krankenhäuser St. Hildegardis und St. Vincenz- und Elisabeth-Hospital hat der rheinland-pfälzische Gesundheitsminister Florian Gerster am Dienstag, 20. März, nach einem Gespräch mit Kardinal Karl Lehmann in Mainz ausdrücklich begrüßt. Die beiden katholisch geführten Häuser wollen ihre Zusammenarbeit verstärken und auch eine engere Abstimmung mit dem Leistungsangebot der Universitätsklinik Mainz erreichen.

Das St. Hildegardis-Krankenhaus befindet sich seit dem 1. Januar 2001 in der Trägerschaft des Caritas-Werkes St. Martin; Träger des Vincenz-Krankenhauses ist die Kirchliche Stiftung St. Vincenz- und Elisabeth-Hospital. Die verstärkte Kooperation, die derzeit vorbereitet wird, ist nach Ansicht des Ministers ein wichtiger Schritt zum Abbau von Doppelstrukturen und zur Auflösung von Konkurrenzen. Damit könne das Angebot der Krankenhäuser besser abgestimmt und gestrafft werden, ohne dass die Qualität der Versorgung beeinträchtigt werde. Florian Gerster: "Die Einrichtungen können sich so im Interesse der Qualität und der Wirtschaftlichkeit ergänzen, statt miteinander zu konkurrieren."

Die engere Zusammenarbeit der beiden katholischen Krankenhäuser biete darüber hinaus die wichtige Chance einer verbesserten Abstimmung mit dem Angebot des Mainzer Universitätsklinikums. Es wurde vereinbart, dazu eine Arbeitsgruppe aus Vertretern des Landes, der Krankenhäuser und der Krankenkassen zu bilden. Sie soll auch zur Fortschreibung des Krankenhausplans für die Mainzer Krankenhäuser Vorschläge erarbeiten. 

SM (MBN)

 

Mainzer Besuch in Dijon: Osterkerze für das Kloster Citeaux 

Delegation aus Mainz-Bretzenheim besuchte Partnergemeinde in Dijon 

Mainz/Dijon. Eine Delegation der Pfarrgemeinde Mainz-Bretzenheim-St. Bernhard hat dem Kloster Citeaux in Burgund eine Osterkerze überbracht. Wie die Leiterin des Partnerschaftsausschusses der Pfarrei, Rose Marie Reinhardt, berichtete, wurde eine schlichte weiße übergroße Kerze in Mainz gegossen. In einer bewegenden Zeremonie habe der Abt des Klosters, Olivier Quenardel, die Kerze unter dem Gesang der Mönche in Empfang genommen. "So begegneten sich zu Beginn des neuen Jahrtausends alte Traditionen aus ihrer langen Geschichte auf der Ebene unserer Zeit und leuchten für die Menschen unserer Tage als Zeichen der Verbundenheit und der Hoffnung aus dem Glauben." Frau Reinhardt übergab dem Abt auch ein Schreiben des Mainzer Bischofsvikars Apostolischer Protonotar Martin Luley.

Die Gruppe aus der Pfarrei St. Bernhard besuchte auf der Reise auch die Partnergemeinde Saint Bernard in Dijon in Burgund. Seit über zehn Jahren besteht nun, wie Frau Reinhardt erinnerte, ein Netz von Bindungen mit der Partnergemeinde in Dijon. Im Lauf der Jahre sei es auch zu einem schönen Brauch geworden, mit der Partnergemeinde die Osterkerzen zu tauschen. So wurden jetzt im Rahmen eines feierlichen Gottesdienstes im Beisein der Gemeinde die Kerzen übergeben.

Reinhardt unterstrich, dass beide Gemeinden sich immer wieder "unter dem Abtsstab des heiligen Bernhard" begegnen. Das Kloster Citeaux in der Nähe von Dijon, wurde im März 1098 gegründet. In der Blütezeit dieser monastischen Gemeinschaft, unterstrich Reinhardt, zählte man in Europa 2509 Klöster des Ordens. Von dieser großen Vergangenheit kündeten bis zum heutigen Tag weltweit noch etwa 560 Einrichtungen mit rund 8.000 Schwestern und Mönchen.

Zu der Reisegruppe gehörte auch der Bürgermeister des Marktes Ebrach in Franken, Alfons Keller. Dort wurde 1221 das erste rechtsrheinische Zisterzienserkloster gegründet. Das ehemalige prächtige Kloster, das 1803 aufgelöst wurde, dient seit 1851 als Strafanstalt (heute Justizvollzugsanstalt). Die 1285 geweihte Klosterkirche wird als Pfarrkirche genutzt. Ebrach hat seit 1998 eine Städtepartnerschaft mit Clairvaux.. Die Gruppe traf im "Wald des Jahrtausends" am "Carré de Mayence" mit den Bürgermeistern der umliegenden Gemeinden zusammen. Viele Mainzer sind Paten einzelner Bäume dieses Waldes, der zum 900-jährigen Bestehen des Klosters Citeaux gepflanzt wurde.

 

Videofilm dokumentiert Gottesdienst: Begeisterung im Dom bei Begrüßung von Kardinal Lehmann 

Mainz. Begeisterung und Beifall auf den Straßen und im überfüllten Dom. Mehrere tausend Menschen begrüßten den Bischof von Mainz, Kardinal Karl Lehmann, beim Pontifikalamt am 4. März im Mainzer Dom. Die beeindruckenden Bilder, die festliche Musik, die Predigt des Kardinals und die einzigartigen Emotionen dieses Tages fasst eine Video-Dokumentation in gut 50 Minuten zusammen.

Die VHS-Videokassette wird gegen eine Unkostenerstattung von DM 20,00 einschließlich Porto und Versand angeboten. Zu beziehen bei: Bischöfliches Ordinariat, Abteilung Kirche und Medien, Bischofsplatz 2 in 55116 Mainz, Telefon: 06131 / 253 138, Fax: 06131/253 402. 

GG (MBN)

 

Vorschau 

Feier des Kirchweihjubiläums mit Kardinal Lehmann im Jugendhaus Don Bosco (25.3.) 

Mainz. Vor 40 Jahren, am 25. März 1961, wurde die Kapelle des Jugendhauses Don Bosco in Mainz durch den damaligen Bischof von Mainz, Dr. Albert Stohr, geweiht. Aus Anlass dieses 40-jährigen Kirchweihjubiläums feiert Kardinal Karl Lehmann am Sonntag, 25. März, um 10.00 Uhr, mit Vertretern der Jugendverbände und Gästen einen Gottesdienst mit Predigt in der Don Bosco-Kapelle (Am Fort Gonsenheim 54). Er wird musikalisch gestaltet vom Jungen Chor St. Josef, Offenbach/Main. Danach ist Gelegenheit zur Begegnung. Zu den Konzelebranten des Gottesdienstes gehören der Dezernent für Jugendseelsorge, Domkapitular Prälat Heinz Heckwolf, und der Leiter des Bischöflichen Jugendamtes und Diözesanjugendseelsorger, Pfarrer Hubert Hilsbos.

Über die Kapelle als Ort der Begegnung und das Jugendhaus Don Bosco insgesamt informiert eine zu diesem Jubiläum erstellte Ausstellung "Heute – nicht ohne damals". Unter dem Dach des Jugendhauses Don Bosco sind das Bischöfliche Jugendamt und die Diözesanstelle des Bundes der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ) vereint, außerdem eine Jugendbildungsstätte sowie die Büros der verschiedenen BDKJ-Mitgliedsverbände.

Das Jugendhaus Don Bosco ist die zentrale Jugendtagungsstätte des Bistums Mainz. Bereits im Jahre 1930 wurde das Gelände im Fort Gonsenheim in Mainz vom "Katholischen Jugendwerk e.V." (KJW) gepachtet. Auf dem riesigen Gelände entstanden Sportanlagen und ein Wohnheim für arbeitslose Jugendliche. Maßgeblich beteiligt am Aufbau war der katholische Sportverband Deutsche Jugendkraft (DJK). Die Aktivitäten nahmen ein jähes Ende, als 1936 das Katholische Jugendwerk vom damaligen Mainzer Oberbürgermeister zwangsweise geschlossen und alles Inventar beschlagnahmt wurde. Während des zweiten Weltkrieges wurden die Gebäude und Sportanlagen durch Bomben zerstört. Schon im Jahr 1947 konnten die Einrichtungen des Katholischen Jugendwerkes wieder eröffnet werden. Die damals errichteten Gebäude stehen zum Teil noch, sind jedoch inzwischen teilweise durch Neubauten ersetzt oder Umbauten verändert. Die Don Bosco-Kapelle wurde 1960/61 mit Hilfe des Bauordens errichtet und diente zunächst auch als Pfarrkirche. 

Sk (MBN)

 

Generalversammlung des Diözesanverbandes der Bläserchöre: Bläserchöre beim 3. deutschen Musikfest (1.-4.6.) 

Mainz. Der Diözesanverband er Bläserchöre (DVB) im Bistum Mainz, hat die musikalische Gestaltung des Ökumenischen Jugendgottesdienstes im Rahmen des dritten deutschen Musikfestes über Pfingsten (1.-4.Juni 2001) in Friedrichshafen übernommen. Dafür bedankte sich der Erste Vizepräsident der Bundesvereinigung Deutscher Blas- und Volksmusikverbände (BDBN), Horst Sassik, bei der Generalversammlung des DVB am Sonntag, 11. März, im Bildungszentrum Erbacher Hof in Mainz. Neben Sassik begrüßte der Präsident des DVB, Hubert Will, Lampertheim, den Leiter des Bischöflichen Seelsorgeamtes, Domkapitular Prälat Heinz Heckwolf, als weiteren Ehrengast.

An der Generalversammlung nahmen 100 Delegierte aus den 72 Mitgliedsvereinen des Diözesanverbandes teil In seinem Rechenschaftsbericht teilte Will mit, dass im Lauf des vergangenen Jahres im Rahmen von Konzerten oder Vereinsfesten 14 Aktive für 50-jährige musikalische Tätigkeit mit Urkunde und Nadel geehrt wurden – des weiteren zehn Personen für 40 Jahre und weitere 30 Mitglieder für 25 Jahre aktives Mitwirken in ihrem Kirchenmusikverein bzw. Bläserchor. Will hob die Leistungen des Diözesanorchesters besonders hervor, das sich aus Mitgliedern verschiedener Kirchenmusikvereine zusammen setzt. Das Orchester habe nicht nur anlässlich des 90. Geburtstages von Ehrenpräses Msgr. Heino Schneider im Mainzer Dom, sondern zuletzt auch beim Festakt für Kardinal Karl Lehmann am 4. März 2001 in der Rheingoldhalle hervorragend gespielt.

HB (MBN)

 

Dokumentation 

Wort der rheinland-pfälzischen Bischöfe zur Landtagswahl am 25. März 2001 

Liebe Schwestern und Brüder in den Bistümern von Rheinland-Pfalz 

Am 25. März sind die wahlberechtigten Bürgerinnen und Bürger des Landes aufgerufen, den 14. Landtag zu wählen. In den nächsten fünf Jahren sind wichtige Entscheidungen zu treffen für die sozialen, kulturellen und wirtschaftlichen Entwicklungen unseres Landes. Durch die Beteiligung an der Wahl kann jeder Wähler die politischen Lösungen beeinflussen. Daher bitten wir alle Katholiken durch die Wahlbeteiligung die eigene Mitverantwortung auch wahrzunehmen.

Das politische Handeln muss in den nächsten Jahren auch bestimmt sein von dem Ziel, die ethischen Grundlagen der Gesellschaft zu stärken. Mit dem christlichen Menschenbild sehen wir dabei den Menschen in seiner konkreten Situation und damit Handlungsfelder für die Politik.

So ist in den letzten Jahren immer mehr bewusst geworden, dass die Familie über die unterschiedlichste bisherige Unterstützung hinaus eine entscheidende Förderung erhalten muss. Als Zelle der Gesellschaft sichert sie unsere Zukunft. Gegen die strukturelle Rücksichtslosigkeit in der Gesellschaft und gegen die Gefahr von Familienarmut ist der verfassungsmäßige Schutz von Ehe und Familie ein politischer Auftrag.

Je weniger Kinder in der Familie mit Geschwistern aufwachsen, desto wichtiger werden die Kindertagesstätten. Ihre Weiterentwicklung bedeutet eine gute Investition in die Zukunft unserer Kinder. Zugleich sollte im Blick bleiben, dass auch vielfältige Formen von Betreuung das Aufwachsen in der Familie nicht ersetzen können.

Die schulische Ausbildung junger Menschen tritt insbesondere dann in den Vordergrund, wenn Fragen der Leistung, Orientierung und Erziehung immer mehr zum Thema werden. Angesicht der überfordernden Medienwelt und der überbordenden Informationsflut wird eine grundständige Ausbildung der Kinder und Jugendlichen in Zukunft noch bedeutsamer werden.

Der Schutz des menschlichen Lebens von seinem Beginn bis zu seinem Ende bleibt angesichts moderner medizinischer Technik und ihrer rasanten Entwicklung das entscheidende Kriterium für eine behutsame Politik.

Bedürftige, beeinträchtigte und behinderte Menschen müssen sich der Hilfe zur Selbsthilfe gewiß sein können und zwar so lange, bis sie eigenverantwortlich handeln können. Aber auch dort, wo diese Eigenverantwortlichkeit nicht erreicht werden kann oder nicht mehr gegeben ist, ist Leben zu schützen und zu pflegen.

Mit der Sorge um den Menschen verbunden ist die Forderung nach der Bewahrung der Schöpfung. Im Hinblick auf kommende Generationen ist dies Maßstab und Verpflichtung politischen Handelns.

In einer Zeit besonderer Verantwortung rufen wir zur Wahlteilnahme auf. Bitte prüfen Sie die Wahlaussagen der Parteien und ihrer Kandidaten sorgfältig und kritisch.

Wir wenden uns insbesondere auch an die jungen Mitchristen, die zum ersten Mal zur Wahl aufgerufen sind: Nutzen Sie die Chance, Einfluss auf die Politik unseres Bundeslandes mit Ihrer Stimme zu nehmen.

Unser Dank gilt den Abgeordneten des bisherigen Landtags, die für menschliche Werte und Überzeugungen eingetreten sind, die sich im christlichen Glauben verankert wissen. Unser Land braucht auch weiterhin Frauen und Männer, die sich in Verantwortung vor Gott und den Menschen im nächsten Landtag engagieren, dem Gemeinwohl dienen und der Unterstützung durch die Wählerinnen und Wähler bedürfen.

Unsere Pfarrgemeinden bieten ihre Hilfe an, damit auch die älteren und behinderten Mitbürgerinnen und Mitbürger von ihrem Wahlrecht Gebrauch machen können.

Wir wollen die Landtagswahl auch zum Anlass nehmen, für die politisch Verantwortlichen besonders zu beten und den Segen Gottes für unser Land zu erbitten.

Für das Bistum Mainz
Karl Kardinal Lehmann