Mainzer Bistumsnachrichten Nr. 12

28. März 2001

Datum:
Mi. 28. März 2001
Von:
MBN

Bischöfliche Pressestelle Mainz, Leiter: Jürgen Strickstrock, Bischofsplatz 2, 55116 Mainz 
Postanschrift: Postfach 1560, 55005 Mainz, Tel. 06131/253-128 oder 129, Fax 06131/253-402. E-Mail: pressestelle@bistum-mainz.de

Berichte 

  • Ökumenische "Woche für das Leben 2001" (19.-26.5) 
  • Lesestoff zur "Woche für das Leben" 
  • Mainzer Missionsdirektor für ein verändertes Modell der "Hilfe zur Selbsthilfe" 
  • Kardinal Lehmann zu Freiheit und Grenzen der Wissenschaft 
  • Lehmann bei 50 Jahr-Feier von Abendgymnasium und Ketteler-Kolleg 
  • Festschrift zum Jubiläum erschienen 
  • Rund 3.500 Besucher stellten oder beantworteten Fragen am Bistumsstand 
  • Anton Issel mit dem Ältestem Stadtsiegel von Mainz geehrt 
  • Carneval-Club "Die Eulenspiegel" übergab Scheck für Dombauverein 
  • Belgische Jugendliche halfen beim Bau der Don-Bosco-Kapelle in Mainz 
  • Ethik in Bio- und Gentechnologie beachten
Berichte

Ökumenische "Woche für das Leben 2001" (19.-26.5) 

Leitwort: "Menschen würdig pflegen" 

Mainz. Die diesjährige bundesweite ökumenische Woche für das Leben vom 19. bis 26. Mai 2001 steht unter dem Leitwort "Menschen würdig pflegen". Die Woche für das Leben, die in diesem Jahr zum 11. Mal stattfindet, wird von der Deutschen Bischofskonferenz und vom Rat der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) veranstaltet und von allen Diözesen und Landeskirchen mitgetragen.

In einer gemeinsamen Erklärung zum Inhalt der Woche für das Leben heißt es: "Als Christen fühlen wir uns in besonderer Weise herausgefordert, denn das Zeugnis Jesu zeigt in unabweisbarer Klarheit seine Nähe zu den Kranken und Schwachen." Jesus fordere zu tätiger Nächstenliebe heraus: "Ich war nackt, und ihr habt mir Kleidung gegeben; ich war krank, und ihr habt mich besucht." (Mt 25,36). In Jesu Wirken werde für den Menschen körperliche Heilung gleichzeitig mit einer geistigen und sozialen Heilung erfahrbar. "Jesus Christus geht es um den ganzen Menschen", unterstreicht die Erklärung. Diese biblische Vorstellung vom Menschen habe Konsequenzen für das Selbstverständnis sowohl des Pflegebedürftigen als auch des Pflegenden, gleichgültig ob die Pflege beruflich oder durch Familienangehörige ausgeübt wird.

Die Kirchen verweisen darauf, dass viele Menschen heute die Frage nach einer menschenwürdigen Pflege im Alter oder bei schwerer Krankheit bewegt. Die Zahl der Menschen, die auf pflegende Hilfe angewiesen sind, werde größer. Dazu gehörten die Schwerkranken, die Pflegebedürftigen, die Behinderten, Junge und Alte. Mit der Woche für das Leben wollen die Kirchen in diesem Jahr auf die oftmals sehr kräftezehrende und belastende Arbeit derer aufmerksam machen, die den Pflegeberuf erwählt haben. Dabei gelte es wahrzunehmen, dass es immer weniger Menschen gibt, die diese schwere Berufslast auf sich nehmen. Die Woche für das Leben will auch die Lebenssituationen in den Blick nehmen, denen pflegende Angehörige oft über Jahre in tagtäglicher Sorge um ihre Familienmitglieder ausgesetzt sind. Die Pflege von Angehörigen dürfe nicht zu deren sozialer Isolierung führen. Es gebe eine nicht unbedenkliche Tendenz, die Last der Pflege zu "privatisieren", mahnen die Kirchen in ihrer gemeinsamen Erklärung. Deshalb werbe die Woche für das Leben um tatkräftige Unterstützung und solidarische Hilfe und mache nicht zuletzt auch die Last und Problematik deutlich, die jeder einzelne erfährt, der sich kranken und behinderten Menschen begleitend zuwendet.

Die Frage der menschenwürdigen Pflege dürfe aber nicht nur eine Aufgabe sein, der sich Menschen aus christlicher Grundhaltung zuwenden. Sie sei auch eine politische Aufgabe, die von den Verantwortlichen in Politik und Gesellschaft aufgenommen werden müsse. Wenn die Zahl der Leistungsbezieher der Pflegeversicherung heute etwa 1,92 Millionen Menschen betrage und davon 1,35 Millionen auf den ambulanten Bereich und rund 570 000 auf den stationären Bereich entfallen, dann machten diese Zahlen deutlich, "dass die ganze Solidargemeinschaft dringend angefragt ist, sich der Aufgabe menschenwürdiger Pflege zu stellen.

"Machen wir uns bewusst, dass im Jahr 1990 jeder fünfte Bundesbürger älter war als 60 Jahre, und es im Jahr 2030 jeder dritte sein wird?", gibt die Erklärung zu bedenken. Darüber hinaus gelte es, nüchtern in den Blick zu nehmen, dass die Familien vieles nicht mehr leisten können. So leben 660 000 alte Menschen derzeit auf Dauer in einem Heim. 1,35 Millionen erheblich pflegebedürftige Menschen leben zuhause. Zusätzlich gibt es mindestens 2,1 Million Menschen die Unterstützung bei der hauswirtschaftlichen Versorgung wie Einkaufen, Schriftverkehr und Behördengänge benötigen. Die Familien leisten hier eine Aufgabe, "die es nicht nur wert ist, öffentlich herausgestellt zu werden, sondern denen jede erdenkliche Hilfe zuteil werden muss", stellen die Kirchen fest. Besonders müsse sich dies bei den sogenannten Demenz-Kranken bewähren.

Der Forderung nach Solidarität und Beachtung der Würde des pflegebedürftigen Menschen werde kaum widersprochen, betonen die Kirchen. Ihre Verwirklichung sei dennoch in Gefahr. Die zunehmende Ökonomisierung des ganzen Lebens bleibe nicht ohne Auswirkung in Haltung und Praxis gegenüber dem auf Pflege Angewiesenen. Diese Entwicklung im Gesundheitswesen bereite den Kirchen Sorge. Hier vollziehe sich derzeit durch Stellenabbau und den Ersatz von Fachkräften durch Hilfskräfte eine Veränderung, "der wir in Deutschland nicht wort- und tatenlos zusehen können", mahnen sie. In den Stationären Einrichtungen – den Krankenhäusern, Alten- und Pflegeheimen sowie den Rehabilitationskliniken - und dem Bereich der ambulanten Pflege bestimmten Worte wie "sparen", "Kosten senken" und "Personalabbau" derzeit den Arbeitsalltag. Rationalisierung bestimme den Pflegealltag und gehe zu Lasten der Pflegenden und der Pflegebedürftigen. Die Woche für das Leben 2001 wolle vor diesem Hintergrund im Blick auf den immer größer werdenden Kreis betroffener Menschen das Thema "Menschen würdig pflegen" deutlich und unüberhörbar in das Bewusstsein von Gesellschaft und Kirche rücken.

Ausstellung im Dom: "10 Jahre Woche für das Leben". 

Anlässlich der zehnten Woche für das Leben im vergangenen Jahr wurde eine Ausstellung von der evangelischen und katholischen Kirche erarbeitet, in Freiburg der Öffentlichkeit vorgestellt und danach in verschiedenen Diözesen und Landeskirchen präsentiert. Diese Ausstellung wird nun auch im Bistum Mainz gezeigt vom 22. April bis 2. Mai 2001 im südlichen Querhaus des Mainzer Domes.

Hinweis: Ansprechpartner im Bistum Mainz für die Woche für das Leben ist Ordinariatsrat Hans Jürgen Dörr im Bischöflichen Seelsorgeamt. Telefon 06131 / 253 250/252. Fax: 06131 / 253 586. E-Mail: wochefuerdasleben@Bistum-Mainz.de  "Woche für das Leben" im Bistum Mainz: Informationen, Materialien und Projekte 
Weitergehende Auskünfte geben das Kirchenamt der EKD, Oberkirchenrat Klaus Dieter Kaiser, Hannover, Telefon: 0511 / 2796-416/-413, Fax: 0511 / 2796 / 709 und die Zentralstelle Pastoral der Deutschen Bischofskonferenz Geschäftsstelle Woche für das Leben, Felix Rathofer Bonn, Telefon: 0228 / 103-310, Fax: 0228 / 103-334

 "Woche für das Leben" im Internet

(Sk)

 

Lesestoff zur "Woche für das Leben" 

Bücherei am Dom bietet Literaturlisten und Bücherkisten an 

Mainz. Zur diesjährigen "Woche für das Leben" (19.-26. Mai 2001) mit dem Leitwort "Mensch würdig pflegen" bietet die Katholische öffentliche Bücherei am Dom in Mainz wie in den vergangenen Jahren wieder Literaturlisten und Bücherkisten an, die den Pfarrgemeinden, Schulen, Beratungsstellen, Selbsthilfegruppen und allen Interessierten zur Verfügung stehen. In der Literaturliste werden ca. 40 Bücher mit kurzer Inhaltsangabe vorgestellt. Sie umfasst vor allem Sachliteratur, aber auch Werke aus dem Bereich der Belletristik. Zu den empfohlenen Büchern gehören "Dich pflegen – und für mich sorgen: den Alltag mit pflegebedürftigen Eltern bewältigen" von Christel Boßbach und "Warum gerade ich" offene Fragen zum Thema Leid von Petrus Ceelen.

Boßbach greift Hoffnungen, Ängste und Sorgen der Menschen auf, die dem Lebensabend mit vielen Fragen entgegensehen. Der Theologe Ceelen schildert seine Begegnungen mit todkranken, verzweifelten und gescheiterten Menschen und verweist auf Hoffnungszeichen, die den Glauben an einen liebenden Gott aufrecht erhalten können. Zu den Büchern gehört auch "Die Jahre, die uns bleiben: Gedanken einer Alten über das Alter" von Sybil Gräfin Schönfeldt. Die Autorin hat 23 Geschichten und autobiographische Zeugnisse aus der Weltliteratur von der Antike bis zur Gegenwart zusammen getragen und daran eigene Gedanken angeschlossen. Zu den belletristischen Büchern gehört der Roman von José Luis Sampedro "Das etruskische Lächeln" über einen krebskranken alten Mann.

Hinweis: Die Literaturliste kann sofort kostenlos angefordert werden bei der Fachstelle für Katholische Büchereiarbeit im Bistum Mainz, Grebenstraße 24-26 in 55116 Mainz, Telefon: 06131 / 253 292, Fax 06131 / 253 408. E-Mail: buechereiarbeit@bistum-mainz.de 
Ab Mai 2001 stehen mehrere Bücherkisten zur Auswahl zur Verfügung. Sie sind von den Büchereien zu bestellen bei der Bücherei am Dom in Mainz. Telefon: 06131 / 253 292, Fax: 06131 / 253 408

"Woche für das Leben" im Internet

(Sk)

 

Mainzer Missionsdirektor für ein verändertes Modell der "Hilfe zur Selbsthilfe" 

Stärker auf pädagogische Maßnahmen setzen 

Mainz. Selbstbewusstsein fördern, Selbstverantwortung und politische Kritikfähigkeit stärken: In diesen Zielen sieht der Missionsdirektor des Bistums Mainz, Udo Mechlinski, den künftigen Schwerpunkt der Mainzer Missionsarbeit in Lateinamerika. "Die Stärkung der Zivilgesellschaft muss noch mehr gefördert werden als bisher", erklärte Mechlinski nach der Rückkehr von einer Pastoralreise nach Brasilien am Dienstag, 27. März, in Mainz. Während der Fahrt habe sich deutlich gezeigt, dass langfristig eine Verhaltens- und Mentalitätsveränderung notwendig sei, um Armut und Korruption in Brasilien nachhaltig bekämpfen zu können. Daher solle vorrangig in Bildung, Ausbildung und Gesundheitsvorsorge investiert werden. "Solche Projekte können allerdings erst langfristig wirksam werden." Die gewonnenen Erkenntnisse der Informationsreise sollen bei der künftigen Vergabe von Finanzmitteln des Bistums deutlicher berücksichtigt werden als bisher.

Es fehle in der einfachen Bevölkerung noch immer die "geistige Infrastruktur". Manche Sozialprojekte wie die Anschaffung von Landwirtschaftsgeräten oder der Bau von Häusern seien in der Vergangenheit oft erfolglos geblieben oder verwirtschaftet worden, weil das Gefühl für den verantwortungsvollen Umgang und die Wertschätzung für diese Investitionen nicht dauerhaft vorhanden sei. Vieles verfalle schließlich wieder. Die Idee der "Hilfe zur Selbsthilfe" müsse daher vor allem pädagogische Maßnahmen umfassen. Materielle Unterstützung bleibe aber weiterhin notwendig, um die größte Not schnell zu lindern. "Die ganz Armen können nicht erst auf langfristige Auswirkungen unserer Arbeit warten", unterstrich Mechlinski weiter.

Trotz der trostlosen Situation an manchen Reisestationen habe er immer wieder gesehen: "Da ist überall ein wenig Hoffnung durch die kirchliche Hilfe", betonte Mechlinski. Beispielsweise habe ihn das Haus für Straßenkinder in einem Elendsviertel in der Region um Rio de Janeiro ermutigt. "Wer hat schon eine Ausbildung mitten in diesem grauenvollen Umfeld von Drogen, Mafia, Mord und Dreck?" Und mit einer Berufsausbildung eröffneten sich für die bis dahin chancenlosen Kinder aus den armen und zerrütteten Familien neue Perspektiven. Dafür lohne sich das Engagement, auch wenn der Einsatz letztlich immer nur ein "Tropfen auf den heißen Stein" bleibe.

Eine Konzentration der Missionsarbeit sei schon aufgrund der zurückgehenden Spenden der kirchlichen Hilfswerke ADVENIAT und MISEREOR erforderlich, die den Großteil der Hilfsgelder ausmachen. Fast DM 350.000 wendet zudem das Bistum Mainz in diesem Jahr für Projekte in Amerika, Afrika und Asien aus eigenen Mitteln auf. Straßenkinderprojekte werden zudem gezielt von der jährlichen Sternsinger-Aktion unterstützt. Nach Mechlinskis Angaben gilt derzeit für die Vergabe von Bistumsmitteln eine Prioritätenliste: danach werden vorrangig Selbstfinanzierungsmaßnahmen bezuschusst. Weiterhin wird die Arbeit der Mainzer Missionare unterstützt, dann folgen Ausbildungs-, Gesundheits- und Nothilfeprojekte. Jährlich erreichen den Missionsdirektor rund 200 Anträge auf Unterstützung, von denen nur rund jeder zehnte berücksichtigt werden kann.

Mit der Reise sollten auch die Mainzer Missionare vor Ort Unterstützung und Anerkennung "aus der Heimat" erfahren. So stand ein Besuch des Priesterseminars in Belém auf dem Reiseplan, das von Gunter Bee geleitet wird. Mitten im Regenwald ist Alfons Blumenfeld Priester in der Gemeinde Jurutí mit rund 35.000 Einwohnern. Günter Lenbradl und Lothar Bauchrowitz leiten dagegen Pfarreien in der 150.000-Einwohner-Stadt Rondonópolis. In Rio de Janeiro engagiert sich die 81-jährige Steyler-Missionsschwester und ehemalige Mathematik-Lehrerin Gertrudine Lorenz noch immer in der katholischen Ordensschule mit 1900 Schülern. Ein weiterer Besuch galt dem brasilianischen Padre Renato, der verschiedene Hilfsprojekte für Kinder aus den Elendsquartieren in der Nähe Rios betreut, die von dem verstorbenen Dieburger Pfarrer Manfred Gärtner mitaufgebaut worden sind. Insgesamt sind in Brasilien aus dem Bistum Mainz elf Männer und Frauen in der Missionsarbeit tätig.

Hinweis: Portraits der Missionare und weitere Berichte folgen in den kommenden Ausgaben der Mainzer Bistumsnachrichten. Reiseeindrücke und Bilder aus Brasilien sind online im "Dschungel-Tagebuch " veröffentlicht.

(Bns)

 

Kardinal Lehmann zu Freiheit und Grenzen der Wissenschaft 

"Kirche muss Mut zum Widerspruch haben" 

Mainz. Der Bischof von Mainz, Kardinal Karl Lehmann, hat sich nachdrücklich für die Freiheit von Forschung und Lehre als einem fundamentalen Grundrecht aller demokratischen Staaten ausgesprochen. "Man kann den Menschen nicht einfach die Erweiterung seiner Kenntnisse vorenthalten und ein weitergehendes Forschen verbieten", schreibt er in seiner monatlichen Kolumne "Auf ein Wort" in der neuesten Ausgabe der Kirchenzeitung für das Bistum Mainz "Glaube und Leben". Schon oft habe sich gezeigt, dass Verweigerungen der Erkenntnis mindestens von der Folgezeit her gesehen letztlich unbegründet waren.

In seinem Beitrag "Grenzen der Wissenschaft" geht es Kardinal Lehmann jedoch vor allem um eine notwendige Grenzziehung angesichts der Herausforderung durch Biomedizin und Gentechnologie. Hier fordert er Offenheit und Glaubwürdigkeit der Informationen. Wenn z.B. Embryonen nur zur Selektion produziert und danach "verbraucht" werden, sollte man dies nicht verbrämen, sondern klar sagen, dass es sich dabei um die Tötung von Embryonen handelt. Sorgfältiger Umgang mit der Sprache dürfe kein schönfärberisches und verführerisches Reden zulassen, wenn man z.B. "therapeutisches Klonen" sage, aber die Vernichtung von menschlichen Leben verschweige.

Man sollte auch ehrlich und offen erklären, was für ein hoher Preis oft für einen wirklichen oder gar vermeintlichen Fortschritt bezahlt werden muss, fügt Lehmann hinzu. Wenn dieser nur über die Instrumentalisierung anderen menschlichen Lebens erreichbar werde "und man also über Leichen geht", müsse man sich zuerst einmal fragen, ob es nicht alternative Wege der Forschung gibt, die ohne eine solche Grenzverletzung zum Ziel führen könne. Die Hauptfrage dieser Problematik, hebt der Bischof hervor, gehe dahin, "was für einen menschlichen Status der Embryo hat". Er sei nicht bloß ein "Zellhaufen". Auf jeden Fall müsse einsichtig gemacht werden, "dass es Grenzen gibt, und dass man ehrlich von ihnen sprechen muss". Die konkreten Interessen der Wissenschaft und ihrer Anwendung müssten auf den Prüfstand, fordert er. "Es gibt keine Wissenschaft ohne Ethik und Gewissen." Die Kirche müsse hier den Mut zum Widerspruch haben. Das Aufzeigen der Grenzen sei am Ende nicht schädlich, sondern ein Segen, "auch wenn wir dies vielleicht nicht sofort erkennen", schließt Kardinal Lehmann.

(Sk)

 

Lehmann bei 50 Jahr-Feier von Abendgymnasium und Ketteler-Kolleg 

"Stolz auf die älteste Gründung des Zweiten Bildungswegs in Rheinland-Pfalz" 

Mainz. Die katholische Kirche hat nach den Worten des Bischofs von Mainz, Kardinal Karl Lehmann, maßgeblich zur Gestaltung des Zweiten Bildungsweges in Deutschland beigetragen. Ein Beispiel dafür sei das Ketteler-Kolleg in Mainz, erklärte Lehmann am Samstag, 24. März, bei der Jubiläumsfeier 50 Jahre Bischöfliches Abendgymnasium und Ketteler-Kolleg in Mainz.

Die Kirche habe nicht nur das Wort Gottes verkündet, sondern sich auch um das Wohl der Menschen gekümmert, betonte der Bischof im Festgottesdienst in der Kirche St. Johann Evangelist. Dies gelte "entgegen allen anderslautenden Behauptungen" auch für die Missionen. Das Bischöfliche Abendgymnasium und das 1964 errichtete Ketteler-Kolleg mit Tagesunterricht gehörten in diese Reihe von Bemühungen, auch für das materielle Wohl der Menschen einzutreten und die Gesellschaft mitzugestalten. "Wir können stolz sein, dass das 1951 errichtete Bischöfliche Abendgymnasium die älteste Gründung des Zweiten Bildungswegs in Rheinland-Pfalz ist und eine der ältesten in der Bundesrepublik", unterstrich Kardinal Lehmann vor mehreren hundert Teilnehmern der Jubiläumsfeier.

In den 50 Jahren des Bestehens wurden im Abendgymnasium und Ketteler-Kolleg mehr als 4000 Frauen und Männer zum Abitur geführt. Das Abendgymnasium hatte 1972 seine Tätigkeit beendet. Seit 1996 wurde jedoch am Ketteler-Kolleg aufgrund neuen Bedarfs wieder ein abendgymnasialer Zweig eingerichtet. Kardinal Lehmann erinnerte daran, dass die Zeit vor 50 Jahren von Depression und Traurigkeit bestimmt war und verwies auf die zerstörten Städte und die vielen Menschen, die körperlich und seelisch verletzt oder sogar getötet waren. Deshalb sei denen zu danken, die in der Stunde der Not "die Hände nicht in den Schoß gelegt haben".

Eine Zeit der Ermutigung und des Aufbruchs 

"Es war eine Zeit, in der Ermutigung für vieles notwendig war", bekräftigte der Bischof. Rektor Ernst Plum habe denen Hilfe bereit gestellt, denen die Ausbildung durch den Krieg verwehrt worden war. "Es gibt nicht viele Beispiele, dass eine Stiftung so viel Segen bringen kann", stellte er fest. Auch heute sei es notwendig, bei gesellschaftlichen Entwicklungen voran zu gehen und nicht hinterher zu laufen, forderte er. Die Gründung von Abendgymnasium und Ketteler-Kolleg gehöre in eine Zeit des Aufbruchs und sei ein wichtiger Beitrag zum wachsenden differenzierten Bildungssystem in der Bundesrepublik Deutschland. Lehmann dankte allen, die diesen Weg gegangen sind und ihn mitgetragen haben. Geistliche und leibliche Werke der Barmherzigkeit zu tätigen, heiße, an die Menschen zu glauben.

Bei der anschließenden Feierstunde im Ketteler-Kolleg hielt der frühere Dezernent für Schulen und Hochschulen, Domkapitular Prälat Ernst Kalb, den Festvortrag zum Thema "50 Jahre Zweiter Bildungsweg in der Diözese Mainz". Zu Beginn würdigte er vor allem die Persönlichkeit des geistlichen Rektors Ernst Plum. Ohne ihn wäre nach seinen Worten weder das vor 50 Jahren gegründete Abendgymnasium eröffnet, noch das 1964 bezugsfertige Ketteler-Kolleg mit angeschlossenem Internat errichtet worden. Aus den Anfängen berichtete Kalb: "Im Mai 1948 kehrte der 33-jährige Kaplan Ernst Plum aus russischer Kriegsgefangenschaft zurück. Nach kurzer Erholungspause wurde er zum Subrektor des Bischöflichen Konviktes in Mainz bestellt, dessen verantwortlicher Leiter damals der Studentenpfarrer und Subregens am Priesterseminar Dr. Ernst Straßer war.

Vorbild waren die französischen Arbeiterpriester 

Plum habe mit anderen die Herausforderung zwischen Resignation und Hoffnung der Nachkriegszeit als Signal für den Aufbruch in eine Zukunft verstanden, "in der durch die Hinwendung zu Gott der Wert und die Würde des Menschen in einer friedvolleren Welt gesichert und gewahrt werden könnten". Plum, selbst Spätheimkehrer und geprägt von der bündischen Jugendarbeit, habe sich damals der Begleitung junger Menschen auf dem zweiten Bildungsweg verschrieben. "Vorbild für ihn waren die französischen Arbeiterpriester, der Prado in Lyon, die Kleinen Brüder Jesu eines Charles de Foucauld." Einen Sommer lang habe Plum in einer Fabrik in Lyon gearbeitet. Dieser Geist habe sich auch auf seine Schüler übertragen. Mit Umsicht und Beharrlichkeit habe er das Konzept eines Abendgymnasiums entwickelt, das im April 1951 seine Pforten öffnete.

Domkapitular Kalb unterstrich, dass das Bistum Mainz als Schulträger erhebliche Mittel für das Abendgymnasium und das Ketteler-Kolleg aufgebracht hat. Ebenso dankte er dem Land Rheinland-Pfalz für seine verlässliche und hilfreiche Unterstützung in fünf Jahrzehnten. Nachdrücklich betonte Kalb, dass Rektor Plum kein Träumer war, sondern ein Realist mit einer Vision, "wirklichkeitsbezogen und zündend". Er habe die Konzeption des Abendgymnasiums klug und vorausschauend so angelegt, dass es für weitere Entwicklungen offen blieb. So konnte er Anfang der 60-er Jahre auf die veränderte Situation reagieren und in Ergänzung des Abendgymnasiums das Ketteler-Kolleg gründen. Dies hatte gegenüber dem Abendgymnasium vor allem zwei Vorzüge, wie Kalb darlegte: "Die Kollegiatinnen und Kollegiaten waren von der Berufstätigkeit befreit und der Kanon der Unterrichtsfächer war breiter angelegt." Mitten in den Vorbereitungsarbeiten wurde Plum jedoch im Alter von 48 Jahren aus dem Leben gerissen. Nach seinem plötzlichen Tod führten andere Pädagogen, die er um sich versammelt hatte, sein Werk weiter.

Kalb betonte, dass sich das Ketteler-Kolleg als ein Bildungsweg versteht, der auf der Grundlage des christlichen Welt- und Menschenverständnisses junge Erwachsene ganzheitlich befähigen will, "Verantwortung für sich selbst sowie Verantwortung in Familie, Gesellschaft, Kirche, Staat und Welt zu übernehmen". Er erinnerte an die Schulleiter, die als Oberstudiendirektoren Rektor Plum nachfolgten: Dr. Konrad Kraus, Dr. Jakob Franz, Rudolf Reiß, Hans Kühner und der jetzige Leiter Dr. Rolf-Jürgen Renard. Kalb schloss mit den Worten: "Auf den in 50 Jahren gelegten Fundamenten stehend, sind wir eingeladen, mit unserem Ketteler-Kolleg und seinem Abendgymnasialen Zweig sowie unserem Ketteler-Internat die nächsten Schritte in die Zukunft zu wagen." Dazu brauche es die Fantasie, die Klugheit, den Mut, die Tatkraft und das Gottvertrauen des unvergessenen Rektors Ernst Plum.

Schlaglichter aus fünf Jahrzehnten 

Bei der Feierstunde, die musikalisch von den Gesangssolistinnen Claudia Beck und Nicole Charma sowie Beate Thomas, Helena Hecker und Dietmar Göring am Flügel umrahmt wurde, ließen Geschichtslehrer und ehemalige Kollegiatinnen und Kollegiaten in einer Rückblende in Schlaglichtern die Jahre 1951, 1961,1971, 1981, 1991 in Ereignissen aus Kirche und Welt lebendig werden und berichteten über Erinnerungen aus fünf Jahrzehnten. Kollegleiter Renard dankte allen, die zum Gelingen dieses vielgestaltigen Jubiläums beigetragen haben. In Namen des Ministers für Bildung, Wissenschaft und Weiterbildung dankte Dr. Klaus Sundermann dem Kolleg und dem Bistum Mainz als Schulträger für dieses Angebot des zweiten Bildungsweges, das für Rheinland-Pfalz eine Pilotfunktion hatte. In einer "Lerngesellschaft" komme dem zweiten Bildungsweg besondere Bedeutung zu, unterstrich Sundermann.

Glückwunsch von Oberbürgermeister Beutel 

Zu Beginn der Feierstunde hatte die Dezernentin für Schulen und Hochschulen, Ordinariatsdirektorin Dr. Gertrud Pollak, die Jubiläumsgäste willkommen geheißen. Namentlich begrüßte sie neben Kardinal Lehmann, den Festredner Domkapitular Kalb und Klaus Sundermann als Vertreter des Ministeriums die Leitende Regierungsschuldirektorin Frey, Neustadt, und den Mainzer Oberbürgermeister Jens Beutel, der zehn Tage zuvor in einem Glückwunsch schrieb: "Das Ketteler-Kolleg ist in dem halben Jahrhundert seiner Geschichte für die Stadt Mainz zu einer unverzichtbaren Einrichtung geworden, die das staatliche Bildungsangebot wie auch das privater Träger in hervorragender Weise komplettiert." Ebenso begrüßte Pollak den Schul- und Kulturdezernenten der Stadt, Peter Krawietz, außerdem die Vertreter der Schulen wie auch der evangelischen Kirche sowie namentlich die beiden ehemaligen Kollegleiter Oberstudiendirektor Rudolf Reiß und Oberstudiendirektor Hans Kühner.

Der Bischöfliche Beauftragte für den Ständigen Diakonat im Bistum Mainz, Oberstudienrat Dietmar Wieland, hatte als Schulseelsorger am Ketteler-Kolleg in den Festgottesdienst in St. Johann Baptist eingeführt. Unter den Konzelebranten hieß er besonders Domkapitular Prälat Günter Emig willkommen, der als einer der Ersten am Bischöflichen Abendgymnasium in Mainz das Abitur gemacht hatte. Der Gottesdienst wurde von katholischen und evangelischen Religionslehrer/inne/n vorbereitet.

(Sk)

 

Festschrift zum Jubiläum erschienen 

50 Jahre Zweiter Bildungsweg für Erwachsene 

Mainz. Zum Jubiläum "50 Jahre Bischöfliches Abendgymnasium und Ketteler-Kolleg in Mainz" ist eine Festschrift mit dem Titel "50 Jahre Zweiter Bildungsweg für Erwachsene" erschienen. Der Herausgeber, Kollegleiter Dr. Rolf-Jürgen Renard, schreibt im Vorwort, mit einem Blick zurück und einem Blick auf die Zukunft des zweiten Bildungsweges im Bistum Mainz solle mit der Broschüre das Engagement des Bistums Mainz als Schulträger und das der Lehrenden dargestellt werden. Mit Rückblick in den Schul- und Lebensalltag früherer Jahrzehnte und mit Momentaufnahmen aus der Gegenwart werde exemplarisch die Lebenswirklichkeit der Studierenden vor Augen geführt.

Der Bischof von Mainz, Kardinal Karl Lehmann, betont im Geleitwort, es sei ein Erfolgsrezept des Ketteler-Kollegs geblieben, immer neu auf die "Zeichen der Zeit" zu schauen und ihnen gemäß zu handeln. Ein differenziertes Kurssystem für Abendgymnasium und Tageskolleg zeuge heute davon. So sei man auch 1963/64 dem damaligen "Gebot der Stunde" gefolgt, und habe das Abendgymnasium um ein Kolleg erweitert, das auf dem Hartenberg in Mainz ein eigenes Schulgebäude und Internat erhielt.

Neben dem Geleitwort des Bischofs enthält das Büchlein ein Grußwort der Dezernentin für Schulen und Hochschulen, Ordinariatsdirektorin Dr. Gertrud Pollak, und eine Reihe weiterer Grußworte, so des Ministers für Bildung, Wissenschaft und Weiterbildung, Prof. Dr. E. Jürgen Zöllner, sowie der Fraktionsvorsitzenden im rheinland-pfälzischen Landtag, Joachim Mertes (SPD), Christoph Böhr (CDU) und Werner Kuhn (FDP), außerdem des Mainzer Oberbürgermeisters Jens Beutel und des Schuldezernenten der Stadt, Peter Krawietz. Minister Zöllner schreibt in seinem Grußwort u.a.: "Die Bildungsarbeit am Ketteler-Kolleg erfolgt auf der Grundlage christlicher Weitsicht den Prinzipien der Ökumene, der Weltoffenheit und Toleranz. Das Konzept der Gründer dieser Bildungseinrichtung wurde gleichermaßen von kirchlicher und staatlicher Seite anerkannt und gefördert." Es entspreche ganz den Zielen aktueller Bildungspolitik in Rheinland-Pfalz, schulische Innovationen nicht zentral zu verordnen, sondern bedarfsgerechter Eigeninitiativen vor Ort anzuregen und zu stützen.

Ehemalige Kollegiaten wie der frühere Bundesarbeitsminister Norbert Blüm oder der Leiter des Mainzer Stadtarchivs, Friedrich Schütz, wie auch der Vorgänger von Renard als Kollegleiter, Oberstudiendirektor Hans Kühner, berichten in ihren Beiträgen über die Entwicklung des Ketteler-Kollegs und des abendgymnasialen Zweiges. Diese Berichte werden aktualisiert durch Beiträge über den gegenwärtigen Schulalltag als "Spieglbild eines ganzheitlichen Schulkonzepts". Darüber hinaus enthält das Buch grundsätzliche Texte und Dokumente zu dieser Einrichtung des Zweiten Bildungsweges u.a. von Kardinal Hermann Volk. Der Anhang bietet verschiedene Übersichten, z.B. die Liste der Leiter und der Lehrkräfte von Abendgymnasium und Kolleg sowie die Namen der etwa 200 Kollegiaten, die als Welt- oder Ordenspriester tätig waren bzw. sind, die meisten von ihnen im Bistum Mainz.

Hinweis: 50 Jahre Zweiter Bildungsweg für Erwachsene, Ketteler-Kolleg und Abendgymnasium Mainz, Hrsg. Rolf Jürgen Renard. Erschienen in der Reihe "Mainzer Perspektiven". Berichte und Texte aus dem Bistum Mainz. Nr. 14. Hrsg. vom Bischöflichen Ordinariat, Abteilung Publikationen, Dr. Barbara Nichtweiß, Mainz 2001. Redaktion: Anja Schneider, Barbara Nichtweiß, 163 Seiten mit zahlreichen Schwarz-Weiß-Abbildungen. 2,50 EUR

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(Sk)

 

Rund 3.500 Besucher stellten oder beantworteten Fragen am Bistumsstand 

Initiative "Netzwerk Leben" mit breiter Themenpalette bei Rheinland-Pfalz-Ausstellung 

Mainz. An den neun Tagen der Rheinland-Pfalz-Ausstellung im Mainzer Volkspark (17. –25. März) haben rund 3.500 Frauen, Männer und Jugendliche das Informations- und Gesprächsangebot am Stand des Bistums Mainz in Halle 26 genutzt. Wie die für den Bistumsstand verantwortliche Mitarbeiterin der Öffentlichkeitsarbeit im Bistum Mainz, Susanne Metzger-Rehn, auf Anfrage weiter erklärte, wurden bei dieser Zahl nur die echten Besucher am Bistumsstand berücksichtigt, nicht die vielen eiligen, die nur mal so eben schnell vorbeischauten oder von den ausliegenden Prospekten mitnahmen.

Schwerpunkt der Bistumspräsentation war die im Januar 2001 gestartete Initiative "Netzwerk Leben" für Frauen in Schwangerschaft und in Notsituationen. Wie breit dieses Netzwerk angelegt ist, wurde bei der Rheinland-Pfalz-Ausstellung durch eine Reihe von Projekttagen deutlich. Themen waren Schwangerenberatung, Schulseelsorge, Arbeit mit Behinderten, Erziehung und Mädchenbildung. Für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter am Bistumsstand war es besonders wichtig und erfreulich, dass sie mit den Besuchern inhaltlich ins Gespräch kamen, berichtete Metzger Rehn.

Die Besucher waren eingeladen, sich an einem Preisausschreiben mit drei Fragen zum "Netzwerk Leben" zu beteiligen. Als Preise lockten ein Nachmittagskaffee mit Kardinal Karl Lehmann im Bischofshaus in Mainz und Dombesichtigungen. Am Eröffnungstag wirkte Lehmann selbst am Bistumsstand bei einer Talkrunde zum Netzwerk Leben mit. Die Gewinner des Preisrätsels wurden am Abend gezogen. Sie können sich auf eine exklusive Begegnung mit Kardinal Lehmann freuen. Ein Termin für die Kaffeerunde steht noch nicht fest.

Darüber hinaus wurden die Besucher am Bistumsstand aufgefordert insbesondere auf zwei Fragen einzugehen: "Was gibt mir Halt in meinem Leben?" und "Wo braucht Leben mehr Schutz?" Wer sich auf diese und andere Fragen einließ, erhielt zum Dank und zur Erinnerung eine Einkaufsnetz mit Info-Material über das Netzwerk Leben inklusive einen Plastik-Chip für einen Einkaufswagen. Von den Netzen wurden insgesamt 2.500 ausgegeben. All dies soll den Gedanken an die Initiative lebendig halten. Zur Frage, was ihnen Halt gibt, füllten 707 Besucherinnen und Besucher blaue Karten aus.

Rund dreiviertel von ihnen (531) erklärten, dass ihnen der Ehepartner, die Kinder, die Eltern oder weitere Familienangehörige den stärksten Halt geben. Eine 16-jährige strahlte, als ihre Mutter aufschrieb: "Meine Familie, mein Mann und meine Kinder geben mir den stärksten Halt." "Ist das wirklich wahr?", fragte sie. Eine andere, etwa gleich alt, kam ins Grübeln, weil ihre Mutter ziemlich schroff sagte: "Papa nicht, ihr schon." Nach der Familie folgte an zweit er Stelle am häufigsten die Antwort, dass der Glaube an Gott ihnen Halt gibt. Halt finden viele auch bei ihren Freunden und einige in ihrem Beruf oder einem besonderen Hobby.

Auf die Frage, wo Leben mehr Schutz braucht, erklärten die meisten Besucher, dass Kinder einen besonderen Schutz brauchen. Zugleich forderten sie einen stärkeren Schutz für Natur und Umwelt, wie auch für Familien. Viele verwiesen darauf, dass Leben in Krise und Verzweiflung besonderen Schutz und Fürsorge erfordert. Mehr Verständnis für die Sorgen und Bedürfnisse von Behinderten sollte dadurch geweckt werden, dass sich Besucher in die Lage von Behinderten versetzen konnten. Mit Hilfe von Spezialbrillen löieß sich erkennen, wie schwierig es für Sehbehinderte ist, mit normalen Alltagsverrichtungen, wie zum Beispiel mit Einschenken und Trinken klarzukommen. Das Haus St. Martin, Ingelheim, stellte die Arbeit mit mehrfach schwerbehinderten Kindern und Jugendlichen vor.

Frau Metzger-Rehn berichtete über eine sehr gute Zusammenarbeit an Bistumsstand mit den Mitarbeiterinnen und Mitabeitern der Caritas, des Sozialdienstes katholischer Frauen (SkF), des Schuldezernates und des Bischöflichen Jugendamtes. Insgesamt waren über 40 Haupt- und Ehrenamtliche beteiligt, unter ihnen der Leiter der Öffentlichkeitsarbeit, Thomas Klumb, seine Vorgängerin, jetzt Leiterin der Abteilung Publikationen, Dr. Barbara Nichtweiß, sowie u.a. die Dezernentin für Schulen und Hochschulen,. Ordinariatsdirektorin Dr. Gertrud Pollak, die Leiterin der Schulseelsorge im Bistum Mainz, Studiendirektorin Doris Gagiannis, Diözesanjugendseelsorger Pfarrer Hubert Hilsbos, der Leiter des Haus St. Martin, Helmut Baron, Ingelheim, der Diözesan-Behindertenseelsorger Pfarrer Helmut Bellinger, der Vorsitzende des Diözesan-Caritasverbandes, Domkapitular Hans-Jürgen Eberhardt, die Referentin für Familienhilfe beim Diözesan-Caritasverband, Helga Feld.-Finkenauer, aus der Öffentlichkeitsarbeit der Caritas Otto J. Weber und Anne Stein, die SkF-Vorsitzende Inge Schilling und die SkF-Beraterin Adele Kammerschmitt. Letztere war zusammen mit Kerstin Pulm, BDKJ/Bischöf-liches Jugendamt, auch Ansprechpartnerin beim Projekttag Mädchenarbeit. Unter dem gezielt bereitgestellten Informationsmaterial fanden Prospekte zu Schulfragen besonders viele Interessenten, zum Beispiel zu der Frage: "Welche Schule braucht unser Kind?"

Informationen zum Bistumsstand auf der Rheinland-Pfalz-Ausstellung

(Sk)

 

Anton Issel mit dem Ältestem Stadtsiegel von Mainz geehrt 

Für besondere Verdienste um Kunst, Kultur und Denkmalpflege ausgezeichnet 

Mainz. "In Anerkennung und Würdigung seines gesellschaftlichen Engagements und seiner besonderen Verdienste um Kunst, Kultur- und Denkmalpflege" ist der frühere Direktor der Landesbausparkasse in Mainz, Anton Issel , mit einer Nachbildung des Ältesten Siegels der Stadt Mainz in Silber geehrt worden. Oberbürgermeister Jens Beutel überreichte diese höchste Auszeichnung der Stadt Mainz für kulturelle Verdienste im Rahmen einer Feierstunde am Donnerstagnachmittag, 22. März, im Ratssaal des Mainzer Rathauses.

In seiner Laudatio würdigte der Oberbürgermeister den außergewöhnlichen Einsatz Issels für Kunst, Kultur und soziale Anliegen. Beutel stellte besonders heraus, dass Issel für den Jubiläumskatholikentag 1998 in Mainz das Ehrenamt des Vorsitzenden des Trägervereins übernommen hatte. In diesem Amt habe er nicht nur maßgeblich zum inhaltlich-spirituellen und organisatorischen Erfolg des Katholikentags beigetragen, sondern auch dafür gesorgt, dass sich die Stadt Mainz als guter Gastgeber präsentieren konnte. Seine guten Erfahrungen habe Issel anschließend in den Hamburger Katholikentag 2000 eingebracht und sei nun auch Mitglied im Trägerverein des ökumenischen Kirchentages 2003.

Auch im Bauausschuss für die neue jüdische Synagoge in Mainz wolle Issel durch den Neubau ein Zeichen setzen und dem jüdischen Erbe in Mainz gerecht werden. Er habe durch eine Reihe von ihm geförderter Baumaßnahmen und Gedenktafeln mit dafür gesorgt, dass das jüdische Erbe in Mainz durch die verschiedenen Gedenkorte bleibend erfahrbar gemacht und so Beiträge gegen das Vergessen und für das Erinnern geleistet wurden. Issels Engagement zeichne sich generell durch einen behutsamen Umgang mit dem historischen Erbe aus, lobte der Oberbürgermeister. Aber er sei auch offen für die aktuelle Kunst. So habe er mit dem Neubau der LBS einen städtebaulichen Akzent gesetzt. Immer wieder zeichne er sich durch die Förderung von Kunst und Literatur aus. Als Beispiel verwies Beutel auf Kunstwerke des Mainzer Bildhauers Karlheinz Oswald, vor allem dessen Christusdarstellung für den Mainzer Katholikentag.

Dieses vielfältige weltanschauliche, künstlerische und kulturelle Engagement Issels bündele sich in seinem Einsatz für den auf seine Initiative hin gegründeten Dombauverein, dessen Vorsitzender er ist. Mit dem Dom hänge auch das Ehrenzeichen für Issel zusammen. Das Älteste Siegel der Stadt Mainz aus den Jahren 1119-1122 von Adalbert I. gehöre zu den ältesten in Deutschland. Es zeigt den Patron des Domes und der Stadt, den heiligen Martin, und trägt die Inschrift: "Das Goldene Mainz, die besonders geliebte Tochter der römischen Kirche."

In seinem Dankeswort bekannte Issel, dass ihn die Kriegserfahrungen der Zerstörung seiner Heimatstadt Mainz in seiner frühen Kindheit stark geprägt haben. 1939 in der Mainzer Neustadt geboren, seien ihm ein blauer Phosphorteppich auf der Treppe seines Elternhauses und die brennenden Häuserzeilen und dann die Bilder der Trümmerstadt unauslöschlich in seinem Innern eingegraben. Nach Undenheim evakuiert sei die Familie – der Vater war 1944 im Krieg gefallen –1957 wieder nach Mainz zurückgekehrt. Hier habe er das Wiedererstehen der schwer heimgesuchten Stadt miterlebt. Das Gemeinwesen sei aus größter Not wiedererstanden. Diese Erfahrung habe ihn gelehrt, dass das Schicksal sich zum Besseren wenden kann. Von daher sei seine innige Verbundenheit mit seiner Heimatstadt und dem Dom als Herz dieser Stadt zu erklären. Issel dankte sehr herzlich dem Oberbürgermeister für die Ehrung und allen, die ihn auf seinem Weg begleitet und unterstützt haben. Unter den Gästen der Feier hatte Beutel neben der Frau des Geehrten, Gerhilde Issel, unter anderen den Kulturdezernenten der Stadt, Peter Krawietz, den Baudezernenten Norbert Schüler, die Vorsitzende des Kuratoriums des Dombauvereins, Staatsministerin Klaudia Martini, Vertreter des Stadtrates und des Bischöflichen Ordinariates willkommen geheißen.

(Sk)

 

Carneval-Club "Die Eulenspiegel" übergab Scheck für Dombauverein 

Für einen guten Zweck "geschnorrt" 

Mainz. "Für uns wurde schon alles Mögliche gemacht, gekocht, gesungen und getanzt und vieles mehr, aber geschnorrt hat bisher noch keiner für uns", erklärte der Vorsitzende des Dombauvereins Mainz, Anton Issel, bei einer Spenden-Übergabe am Freitagnachmittag, 23. März, in Mainz-Mombach. Vorstandsmitglieder des Carneval-Clubs Mombach "Die Eulenspiegel" überreichten Issel in den Clubräumen im Mombacher Bahnhof einen Scheck in Höhe von DM 1.300,- für die Zwecke des 1999 gegründeten Dombauvereins. Issel, der selbst in Mombach wohnt, betonte in seinem Dankeswort, er freue sich besonders darüber, dass die Mombacher Narren den Dombauverein unterstützen. Wenn ein kleiner Verein sich so engagiere, verdiene dies besondere Anerkennung. Die Fastnachter meinten es überhaupt gut mit dem Dom, stellte Issel fest und verwies auf eine vorausgegangene Spende des Karneval-Clubs Kastel (KCK). Der Carnevals-Club Weisenau CCW habe sogar eine Benefiz-Sitzung für den Dombauverein veranstaltet.

Die Mombacher Spendensumme war, berichteten Clubpräsident Friedhelm Krost, Sitzungspräsident Hans Walter Sans und Schatzmeister Erich Skarupke (die beiden Letzteren sind Lehrer am Willigis-Gymnasium), beim "Schnorren" am Fastnachsdienstag zusammen gekommen. Rund 30 kostümierte Clubmitglieder, mit Lärminstrumenten ausgerüstet, baten mit Liedern und Sprüchen die Geschäftswelt von Mombach wie auch Privatleute um Spenden und hatten damit eine sehr gute Resonanz. Als im Club beraten wurde, für welchen guten Zweck in diesem Jahr gesammelt werden sollte, hatte der Vorschlag "für den Dom" einhellige Zustimmung gefunden. Der Mombacher Verein schnorrt nunmehr schon seit sechs Jahren jeweils am Fastnachtsdienstag für einen guten Zweck. So wurden in den vergangenen Jahren unter anderem, das Kinderneurologische Zentrum, die Hospizgesellschaft und die Clowns-Doktoren der Uni-Kinderklinik unterstützt. Der Carnevals-Club Mombach "Die Eulenspiegel" wurde 1981 gegründet und hat zur Zeit ca.150 Mitglieder.

(Sk)

 

Belgische Jugendliche halfen beim Bau der Don-Bosco-Kapelle in Mainz 

Kardinal Lehmann: "Stein gewordenes Vermächtnis der Versöhnung" 

Mainz. Als ein "Stein gewordenes Vermächtnis der Versöhnung" hat der Bischof von Mainz, Kardinal Karl Lehmann, die Kapelle des Jugendhauses Don Bosco in Mainz bezeichnet. In einem festlichen Gottesdienst zum 40jährigen Kirchweihjubiläum der Don Bosco-Kapelle hieß Lehmann am Sonntag,. 25. März, eine kleine Gruppe belgischer Katholiken willkommen. Sie halfen vor 40 Jahren als freiwillige Bauarbeiter nach Art des Bauordens die Kirche zu errichten, an der Spitze Pfarrer Walter Declerq, heute Krankenhausseelsorger in Popering in der Diözese Brügge.

Kardinal Lehmann betonte in seiner Predigt, es sei ein großes Zeichen der Versöhnung, dass Jugendliche aus einem Land, "das wir mit Krieg überzogen haben", beim Bau der Kirche halfen. So sei er dankbar, dass mit Pfarrer Declerq und seinen Begleitern und dem damaligen Diözesanjugendseelsorger, Prälat Hermann Mayer, Zeitzeugen an der Feier teilnahmen, die sich vor 40 Jahren die Hände gereicht haben. Pfarrer Declerq kam zusammen mit seinem Bruder Hermann und Gabriel Bostoem, die ebenfalls als Freiwillige beim Kirchenbau halfen. Die Don Bosco-Kapelle wurde nach Fertigstellung einige Jahre auch als Pfarrkirche der Pfarrei Johannes Evangelist genutzt.

Insgesamt waren damals 25 CAJ-ler aus Flandern an dem Kirchbau beteiligt, Walter Declerq als Polier. 1966 wurde der Spätberufene vom Gründer der Christlichen Arbeiterjugend (CAJ), Kardinal Joseph Cardijn, zum Priester geweiht. Von 1975 bis 1985 wirkte Declerq als Missionar in Ruanda.

Junger Chor Offenbach begeisterte 

Zu Beginn des Gottesdienstes hieß Diözesan-Jugendseelsorger Pfarrer Hubert Hilsbos die Gäste und die Konzelebranten willkommen, unter ihnen den Dezernenten für die Jugendseelsorge und Vorsitzenden des Katholischen Jugendwerkes, Domkapitular Prälat Heinz Heckwolf und zwei seiner Vorgänger als Diözesan-Jugendseelsorger, Prälat Hermann Mayer, Klein-Winternheim, und Pfarrer Hermann-Josef Zorn, Gießen. Das Willkommen für Pfarrer Declerq wurde mit besonders starkem Beifall aufgenommen. Im Mittelpunkt der Wortverkündigung stand das biblische Gleichnis vom "Barmherzigen Vater" bzw. vom "Verlorenen" oder "Wiedergefundenen Sohn". Es wurde von Diakon Thomas Gensler vorgetragen und von zwei Pantomiminnen sehr eindrucksvoll szenisch dargestellt. Ihre Leistungen, wie auch die musikalische Gestaltung des Gottesdienstes durch den Jungen Chor St. Josef. Offenbach, wurde durch heftigfen Beifall anerkannt.

Lehmann: Freude der Umkehr bezeugen 

Bischof Lehmann bekräftigte in seiner Predigt die zentrale Bedeutung der Versöhnungsbotschaft, die im Gleichnis vom Barmherzigen Vater zum Ausdruck kommt. "Die Versöhnung gehört in die Mitte der Kirche", bekräftigte Kardinal Lehmann. Sie bezeuge die zuvorkommende Liebe Gottes. Dies bedeute für die Versöhnungsbereitschaft der Menschen, sensibel zu sein, den anderen entgegenzugehen und ihnen die Hand auszustrecken, "ohne zu wissen, ob der andere sie annimmt". Jede Umkehr verlange Mut, Fehler einzugestehen und soweit wie möglich für Wiedergutmachung zu sorgen. Die Umkehr erfordere eine außergewöhnliche Entschlusskraft. Aber darüber dürfe man nicht vergessen, dass Versöhnung zutiefst Freude bedeute. Der Bischof rief dazu auf, dies immer wieder zu bezeugen. Die Freude der Umkehr wurde auch in den Liedern des Jungen Chors Offenbach unter Leitung von Peter Kraus hörbar. In dem gemischten Chor sind Kinder und Jugendliche aus vielen Nationen vertreten.

Der BDKJ-Vorsitzende Thomas Domnick beglückwünschte Bischof Lehmann am Schluss des Gottesdienstes für seine Erhebung zum Kardinal und sagte, die Jugendlichen freuten sich darüber und seien stolz, dass ihr Bischof Kardinal geworden ist. Die katholischen Jugendverbände versuchten Brücke zwischen Jugend und Kirche zu sein. Dafür spürten sie dankbar das Wohlwollen und die Rückendeckung durch Bischof Lehmann. Die Geschichte des Jugendhauses Don Bosco wurde durch eine Ausstellung "Heute – nicht ohne damals" dargestellt.

Tatkräftige Hilfe der CAJ 

Prälat Hermann Mayer berichtete aus der Bauzeit der Don Bosco-Kapelle. Einen wesentlichen Teil der Arbeit leisteten nach seinen Worten Jugendliche aus dem Bistum Mainz und aus Flandern in einer Selbsthilfeaktion nach Art des Bauordens. Ein Jahr vorher sei das Konzept auf Wunsch von Bischof Dr. Albert Stohr beim Kirchbau in Dorndiel im Dekanat Dieburg erprobt worden. Seit einem Kongress der Christlichen Arbeiterjugend in Rom im Jahr 1957 habe es freundschaftliche Beziehungen zur belgischen CAJ gegeben. "Ein Glücksfall für das Vorhaben: die 25 jungen Leute aus Kortrijk unter Leitung von Walter Declerq waren Maurerlehrlinge und Gesellen."

Der Kirchenneubau beim Jugendhaus sei auch ein Befreiungsschlag gewesen, erklärte Mayer. 1948 war der Büroteil des heutigen Jugendhauses anlässlich des Katholikentages mit Hilfe der Besatzungsmacht entstanden. 1952 baute Pfarrer Niklaus das Haus mit staatlichen Zuschüssen zum Lehrlingsheim um. Für den Neubau der Don Bosco-Kapelle musste die alte Militärbaracke, die von der französischen Besatzungsmacht nach dem Ersten Weltkrieg errichtet worden war, abgerissen werden. Auch in liturgischer Hinsicht habe die Don Bosco-Kapelle bahnbrechend gewirkt, denn hier sei schon vor dem Konzil mit Sondererlaubnis des Bischofs die Zelebration "dem Volk zugewandt" möglich gewesen.

Mayer hob hervor, dass ohne die belgischen Freunde das Werk nicht gelungen wäre, aber auch nicht ohne die Hilfe der Landjugend, der Katholischen Jungen Gemeinde (KJG) und der CAJ aus der Diözese Mainz. Zugleich stellte Mayer heraus, dass Jahre später die Mainzer CAJ und die Katholische Arbeitnehmer Bewegung (KAB) den Missionar Declerq auch in Ruanda, dem Partnerland von Rheinland-Pfalz, unterstützten. "Aus der Raumnot im Jugendhaus wurde völkerverbindende Freundschaft", stellte er fest.

(Sk)

 

Ethik in Bio- und Gentechnologie beachten 

Familienbund der Katholiken tagte mit Kardinal Lehmann und Professor Mieth 

Mainz. Der Familienbund der Katholiken fordert von Verantwortlichen in Politik, Wirtschaft, Wissenschaft und Gesellschaft, dass der Primat der Unverletzlichkeit und Unantastbarkeit des Lebens eines Menschen allen gesetzlichen Regelungen zugrunde liegen müsse. Dies setze auch eine Begrenzung technischen und medizinischen Handelns voraus, heißt es in einer Stellungnahme des Familienbundes, die beim Zentralen Familienrat des Verbandes am Sonntag, 18. März, in Mainz, verabschiedet wurde. Die technische Machbarkeit in der Bio- und Gentechnologie dürfe nicht zwangsläufig dazu führen, diese auch ethisch und rechtlich zuzulassen, unterstreicht die Erklärung.

Die Stellungnahme trägt den Titel "Chancen und Grenzen der Biotechnologie zwischen Machbarkeit und Menschenwürde". In die Problematik hatte der Tübinger Moraltheologe und Sozialethiker Prof. Dr. Dietmar Mieth in einem Grundsatzreferat eingeführt. Im Einzelnen wendet sich der Familienbund gegen die "verbrauchende Forschung" an Embryonen und das sog. "therapeutische Klonen". Bei der Gewinnung embryonaler Stammzellen werde ein im Prinzip lebensfähiger Embryo zerstört. Der Embryo wird damit als "Rohstoff" für die Menschen genutzt, kritisiert die Erklärung. Die Einhaltung einer strengen deutschen Gesetzgebung sei schon deshalb erforderlich, da die verschiedenen internationalen Dokumente wie die UN-Deklaration, die Bioethik-Konvention des Europarates und die Charta der Grundrechte der EU kein Verbot des therapeutischen Klonens vorsehen.

Der Familienbund räumt ein, dass die Biotechnologie im Bereich der Medizin Chancen zur Heilung bisher unheilbarer Krankheiten und damit zur Linderung von Schmerz und Leid biete. Es müsse jedoch klar sein, dass mit der Verschmelzung von Samen- und Eizelle neues Leben beginnt, dessen Würde unantastbar und vom Staat besonders zu schützen ist. Für den Familienbund der Katholiken seien die Menschenwürde und das Lebensrecht eines jeden Menschen nicht nur Grundrechte, sondern müssten zunehmend Ziele staatlichen Handelns sein. "Es muss ein Recht auf Unvollkommenheit geben. Krankheit und Behinderung gehören zum Leben", unterstreicht die Erklärung. In der ethischen Debatte müsse deshalb viel mehr die Aufmerksamkeit auch auf die Verbesserung der Lebensumstände der von Krankheit mittelbar Betroffenen, wie der Eltern und anderer Angehöriger, gelenkt werden.

Nach dem Vortrag von Professor Mieth feierten die rund 100 Delegierten und zahlreiche Gäste mit der Pfarrgemeinde einen festlichen Gottesdienst in St. Stephan mit Kardinal Karl Lehmann. In seiner Predigt stellte der Bischof die Aufgabe des Menschen als Heger, Pfleger und Gärtner heraus. Er sei der Natur nicht ausgeliefert, sondern solle sie kultivieren. "Das kann auch umgestalten, optimieren und züchten heißen", fügte er hinzu. Gegenüber Willkür und Übermut des Menschen forderte Kardinal Lehmann Dankbarkeit im Blick auf die Unbegreiflichkeit und Heiligkeit des Schöpfers. Der jüdische Philosoph Hans Jonas habe das Nachdenken über die Furcht Gottes immer wieder als Sicherung der Menschenwürde betont. Diese drohe im Alltag oft gedankenlos verletzt und untergraben zu werden. Die BSE-Krise zeige beispielhaft die massiven Folgen lange unbemerkter Grenzüberschreitungen. Die Folgen von Genveränderungen seien nicht zu überblicken. Schon im 19. Jahrhundert habe der Theologe Joseph Bernhard das Vergreifen an der "unbeweinten Natur" kritisiert. Lehmann ermutigte die Teilnehmer des Gottesdienstes zum Gottvertrauen: "Gott sichert uns seinen Beistand zu bei der ungeheuren Gratwanderung zwischen Machbarkeit und Menschenwürde."

Bei dem Gottesdienst in St. Stephan konzelebrierten der Leiter des Seelsorgeamtes, Domkapitular Heinz Heckwolf, der Geistliche Beirat des Familienbundes der Katholiken, Professor Glatzel, Freiburg, der Geistliche Beirat des Verbandes im Bistum Mainz, Pfarrer Helmut Bellinger, der Pfarrer von St. Stephan, Egon Retsch, und sein Vorgänger Msgr. Klaus Mayer sowie Diakon Georg Wüst, Ehrenmitglied des Familienbundes in der Diözese Limburg. Musikalisch gestaltet wurde der Gottesdienst von der Gruppe "Prophet" und dem Kinderchor der Pfarrei Heilig Geist, Offenbach-Rumpenheim.

Beim anschließenden "Mainzer Abend" der Delegierten im Kettelersaal des Erbacher Hofes gratulierte die Präsidentin des Familienbundes, Elisabeth Bußmann, Bischof Lehmann zu seiner Ernennung zum Kardinal und dankte ihm für die Solidarität und Unterstützung, die der Familienbund durch den Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz bisher erfahren habe. Der Familienbund werde sich weiterhin in den politischen und ethischen Herausforderungen der Gegenwart engagieren. Kardinal Lehmann würdigte in seinem Grußwort das Engagement des Familienbundes in einer Zeit, in der die Familie immer stärker gefordert, aber oft zu wenig gefördert werde. Immer mehr Arbeit in diesem Bereich müsse von immer weniger ehrenamtlichen Kräften geleistet werden, stellte er fest. Aus dem Raum der Kirche werden nach seinen Worten in der Politik Stellungnahmen zu Grundsatzfragen erwartet. Deshalb sei es gut, dass der Familienbund der Katholiken sich immer wieder klar und differenziert äußere. Der Mainzer Diözesanvorsitzende Kurt Janssen, Alzey, und der Geschäftsführer des Verbandes und Leiter des Referates Familienseelsorge im Seelsorgeamt, Klaus Heizmann, informierten über die Situation des Verbandes im Bistum Mainz, der sich über steigende Mitgliederzahlen bei jungen Familien freuen könne und in zahlreiche Aktivitäten der Diözese eingebunden sei.

(Sk)