Mainzer Bistumsnachrichten Nr. 15

10. Mai 2000

Datum:
Mi. 10. Mai 2000
Von:
MBN

Bischöfliche Pressestelle Mainz, Leiter: Jürgen Strickstrock, Bischofsplatz 2, 55116 Mainz 
Postanschrift: Postfach 1560, 55005 Mainz, Tel. 06131/253-128 oder 129, Fax 06131/253-402. E-Mail: pressestelle@bistum-mainz.de

Berichte

  • Bischof Lehmann kündigt Neuaufbruch in der Schwangerenberatung an 
  • Gesetzentwurf zum Ehrenamt diskutiert 
  • Ministerrat und Katholische Bischöfe im Gespräch 
  • 22. Mainzer Gespräch zwischen Bischöfen und Theologen 
  • 50 Jahre Institut für Europäische Geschichte: Frühe Öffnung nach Osteuropa  
  • Umdenken in der Arbeitspolitik gefordert 
  • Lehmann warnt vor "kollektivem Egoismus" in der Arbeitswelt 
  • Mainzer Gutenberg-Museums wieder eröffnet 
  • St. Ansgar Studientag der Bistümer Mainz und Erfurt 
  • Erster Diözesantag der Gemeinden von Katholiken anderer Muttersprache 
  • Viele Berufstätige und Studierte interessieren sich für geistliche Berufe 
  • Prof. Greshake über die politische Dimension der Dreifaltigkeit 
  • Messias-Buch von Professor Reinhold Mayer vorgestellt  
  • Priesterweihe in Mainz-St. Bonifaz

Personalien

  • Breitschaft mit Gutenbergstatuette geehrt 
  • Bischof Lehmann mit Grazer Ehrendoktorat ausgezeichnet  
  • Finanzminister Mittler zum Vorsitzenden des Dombauvereins Worms gewählt 
  • Dieter Best, Diözesanpräses der Bläserchöre gestorben
Berichte

Neuaufbruch in der Schwangerenberatung

Bistum Mainz will für Frauen ein umfassendes Beratungs- und Hilfenetz aufbauen

Mainz. Der Bischof von Mainz, Dr. Karl Lehmann, hat am Freitagabend, 5. Mai, vor der Diözesanversammlung des Bistums Mainz die Grundlinien für die Neuregelung der Schwangerenberatung in seiner Diözese vorgetragen. Bei der konstituierenden Sitzung des höchsten Beratungsgremiums im Bistum Mainz bestätigte Lehmann im Erbacher Hof in Mainz, dass von den katholischen Beratungsstellen in der Diözese Mainz wie in den meisten anderen Diözesen – mit Ausnahme des Bistums Limburg - ab 1. Januar 2001 keine Beratungsnachweise mehr über eine erfolgte Schwangerschaftskonfliktberatung ausgestellt werden.

Es sei zu erwarten, dass der Verzicht auf die Ausstellung des Nachweises einen Rückgang der spezifischen Schwangerschaftskonfliktberatung nach sich ziehen werde, erklärte Lehmann. Deshalb könne die geplante Neuordnung nicht darin bestehen, nur die Beratung im bisherigen Sinne, wenngleich ohne Nachweis, einfach fortzuführen. Vielmehr sei es notwendig, die Zugänge und die Möglichkeiten, abtreibungswilligen Frauen zu begegnen, zu erweitern und zu vertiefen. Dabei bleibe der Zugang über die Ärzteschaft auch in Zukunft wichtig. Die Kirche müsse sich darum bemühen, das Beratungs- und Hilfsangebot den in ihrer Notlage schwankenden Frauen noch besser bekannt zu machen und nahe zu bringen. "Wenn die bisher gut funktionierende Vermittlung von Frauen an unsere Beratungsstellen über die Ärzteschaft sich mindern sollte, müssen wir dafür sorgen, dass die Beratungsstellen auf anderen Wegen leichter zu finden sind", unterstrich er. Hierzu sei die Arbeit der Beratungsstellen der Caritas und des Sozialdienstes katholischer Frauen (SkF) durch ein dichtes Netz ehrenamtlicher Helferinnen und Helfer aller Alterstufen in den Gemeinden, Gruppen, Verbänden und Familien zu ergänzen.

Nachdrücklich verwies Bischof Lehmann auf die sozialen Probleme vieler Frauen und erklärte, ergänzend zum "Netzwerk Gemeinde" seien spezifische Projekte zur Bekämpfung vor allem der Frauenarmut zu unternehmen. "Wir haben zwar in allen gesellschaftlichen Bereichen und in vielen Verbänden von der Bekämpfung der Frauenarmut geredet. Hier ist jedoch in der Praxis des Lebens eine große Lücke", hob er hervor. An dieser Stelle könne deshalb die Neuordnung der Schwangerenberatung gezielt neu ansetzen. Dies gelte erst recht für einzelne Gruppen wie Asylantinnen, Studentinnen und Alleinerziehende. Hier sei eine präzise Zielgruppenarbeit notwendig, für die auch Frauenhäuser und Frauenzentren in den Blick genommen werden müssten. Er sei überzeugt, dass die Sozialarbeit im Raum der Caritas und ihrer Fachverbände genügend findig sei, um die Möglichkeiten einer stärkeren Zielgruppenorientierung weiter zu konkretisieren und umzusetzen. Gerade der SkF verfüge hier über eine große Erfahrung.

In ganz besonderer Weise gehöre hierher auch der Umgang mit psychosozialen Konflikten nach einem Schwangerschaftsabbruch. Hinzu kommen, wie Lehmann weiter darlegte, Beratungen in besonderen Lebenssituationen. Hierzu nannte er beispielhaft das Feld der pränatalen Diagnostik bei zu erwartender Behinderung, Erkrankung der Mutter, Frauen mit Gewalterfahrung, ungewollte Kinderlosigkeit sowie Trauer- Verlust- und Trennungssituationen. Insgesamt gelte es, die Öffentlichkeit mehr für den Lebensschutz zu sensibilisieren und auch gesellschaftliche Veränderungen in den Bereichen Lebensschutz, Frauenfragen und Familienförderung anzustreben. "Wir müssen unsere Beratungsstellen bei aller Anerkennung, die sie schon haben, öffentlich noch bekannter machen", bekräftigte er. Die im Bistum Mainz eigens dafür eingesetzte Arbeitsgruppe werde das von ihm perspektivisch dargestellte Programm ausarbeiten und in neue Richtlinien überführen. Dabei sei u.a. auch zu klären, welche Organisation und Struktur die Beratungsstellen haben sollen und welchen Anforderungen und Aufgaben die Beraterinnen und die Träger gerecht werden müssen.

Bischof Lehmann betonte zugleich, dass die Neuregelung im Bistum Mainz eine spätere Gesamtordnung für alle deutschen Bistümer im Blick haben müsse. Schließlich betonte Lehmann, er sei der rheinland-pfälzischen Landesregierung dankbar für die von Ministerpräsident Kurt Beck vorgeschlagene gemeinsame Arbeitsgruppe der rheinland-pfälzischen Bischöfe mit der Staatskanzlei und der zuständigen Fachministerin Dr. Rose Götte. Dabei gehe es vor allem darum "in welcher Weise wir mit der Neuordnung der Schwangerenberatung eine gewisse Anerkennung von staatlicher Seite erwarten können". Die katholischen Beratungsstellen erfüllten ja eine erhebliche Zahl von Teilleistungen des § 2 des Schwangerschaftskonfliktgesetzes, stellte er fest.

Lehmann schloss mit der Feststellung, bei der Schwangerenberatung gehe es nicht nur um eine Neuordnung, sondern um einen Neuaufbruch. Dieser sei eine Chance, die Sorge für den Lebensschutz deutlicher zur Sache der ganzen Kirche zu machen und darin auch wieder die ökumenische Gemeinsamkeit zu vertiefen. "Trotz der schwierigen Entscheidung vom November 1999 haben wir vor allem wegen des Ansehens unserer Beraterinnen noch sehr große Chancen, diese Neuordnung zu einem Neuaufbruch werden zu lassen."

Neugebildeter Sachausschuss soll Neuaufbruch vorantreiben und koordinieren

In der anschließenden Diskussion bekräftigte Bischof Lehmann die gesellschaftspolitische Notwendigkeit eines pluralen Angebots in der Schwangerenberatung. "Es wird immer Abtreibungen geben, aber wir haben die Unverletzlichkeit des Lebens zu verteidigen", stellte er fest. Dazu gehöre der Mut der Unterscheidung, der schon die frühen Christen ausgezeichnet habe. Er rechne damit, dass es auch kirchlicherseits eine Pluralität der Schwangerenberatung geben werde, wobei sich das Verhältnis zu den Vereinen "Donum vitae" und "Frauenwürde" noch in einem Klärungsprozess befinde.

Am Samstag Vormittag beschloss die Diözesanversammlung die Bildung eines neuen Sachausschusses "ethische Fragen des Lebensschutzes", der den von Bischof Lehmann geforderten Neuaufbruch in der Schwangerenberatung im umfassenderen Rahmen des Lebensschutzes in allen Phasen des menschlichen Lebens vorantreiben und koordinieren soll. Damit wurde auch einem Antrag des Mainzer Stadtdekans Heinz Schmitz Rechnung getragen, der gefordert hatte, in der Schwangerenhilfe dürfe es nicht bei moralischen Appellen bleiben. Vielmehr müsse die Diözesanversammlung praktische Konsequenzen ziehen.

Generalvikar Dr. Werner Guballa erinnerte daran, dass der Sachausschuss "Ehe und Familie" eine Umfrage im ganzen Bistum zu möglichen Hilfen für schwangere Frauen und notleidende Familien durchgeführt hat. Dabei habe es einen erfreulichen Rücklauf von Hilfsangeboten und Anregungen gegeben. Insgesamt haben mehr als die Hälfte – 173 von 344 Pfarrgemeinden – den umfangreichen Fragebogen zurückgeschickt. Guballa kündigte an, dass die Ergebnisse der Umfrage und ihre Auswertung in wenigen Wochen veröffentlicht und auch im Internet zugänglich gemacht werden. Dazu werde ein Brief an alle Gemeinden vorbereitet.

Der Dezernent für Caritas- und Sozialarbeit im Bischöflichen Ordinariat und Vorsitzende des Diözesan-Caritasverbandes, Ehrendomkapitular Msgr. Hans-Jürgen Eberhardt, berichtete über die Arbeit einer weiteren Kommission zu diesen Fragen, die von Bischof Lehmann berufen worden war. Ihr gehören neben ihm und dem Generalvikar Diözesan-Caritasdirektor Mario Junglas sowie Beraterinnen bzw. Mitarbeiter/innen der Caritas und des SkF an. Deren Vorschläge habe der Bischof in sein Eröffnungsreferat eingearbeitet.

Die Mitglieder der Diözesanversammlung waren sich einig, dass neben diesem Schwerpunkt andere wichtige Themen nicht vernachlässigt werden dürften, zumal sie teilweise – zum Beispiel die Problematik der Jugendarbeitslosigkeit – in indirektem Zusammenhang dazu stehen. Deshalb bleiben auch die bisherigen insgesamt 15 Sachausschüsse – wenn auch in neuer Besetzung – bestehen. Sie reichen von den Themen "Berufs- und Arbeitswelt" über "Gemeindepastoral" und "Gerechtigkeit und Frieden" bis zu "Medien", "Staat und Gesellschaft" und "Ökumene". 

Die Debatte über die Arbeit der Sachausschüsse wurde bereits von dem am Samstag gewählten neuen Geschäftsführenden Vorsitzenden der Diözesanversammlung, Wilhelm Schulze, Bensheim, geleitet. (Vorsitzender ist der Bischof). Der 65jährige war im Januar dieses Jahres als Direktor des Bezirks-Caritasverbandes Darmstadt in den Ruhestand verabschiedet worden, so dass er für diese ehrenamtliche Aufgabe zur Verfügung stand. Daneben hat er kürzlich die kommissarische Leitung des Caritasverbandes Mainz übernommen, wird aber dieses Amt schon bald wieder in andere Hände übergeben können. Schulze war 40 Jahre lang für die Caritas tätig. Er gehört zu den Mitbegründern des Kreuzbundes im Bistum Mainz, in dem er sich, wie auch in der Hilfe für psychisch Kranke, ehrenamtlich engagiert hat. 

Hannelore Hage verabschiedet

Die bisherige Geschäftsführende Vorsitzende, Lehrerin i.R. Hannelore Hage (73), Budenheim, war am Freitagabend unter großem Beifall mit sehr herzlichem Dank von Bischof Lehmann und Generalvikar Guballa als Dezernenten für die pastoralen Räte verabschiedet worden. Hage war über drei Amtsperioden (zwölf Jahre) Geschäftsführende Vorsitzende des Diözesanversammlung. Lehmann würdigte in seiner Laudatio auch ihre jahrzehntelange Mitarbeit im Pfarrgemeinderat ihrer Heimatgemeinde, im Dekanatsrat und über 20 Jahre im Katholikenrat. Er erinnerte insbesondere an ihren Einsatz im Beratungsprozess "Damit Gemeinde lebt", in der Kommission "Ehrenamt", in der Programmkommission des Mainzer Jubiläumskatholikentages (1998), im "Forum soziale" der Katholischen Fachhochschule Mainz und in der Partnerschaft mit dem Erfurter Katholikenrat.

Darüber hinaus habe sie auch ökumenisch Zeichen gesetzt und über Jahre die pastoralen Räte des Bistums Mainz als Gast bei der Synode der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau (EKHN) vertreten. Für deren Synodalvorstand überbrachte Ministerialrat Dr. Karl-Heinrich Schäfer, Wiesbaden, begleitet von Ulrich Oelschläger, Worms, in einem Grußwort sehr herzliche Worte des Dankes. Was an ökumenischer Gemeinsamkeit möglich war und ist, sei zwischen der EKHN und dem Bistum Mainz versucht und realisiert worden, betonte er. Daran habe Frau Hage einen nicht unwesentlichen Anteil. Hannelore Hage dankte in ihrem Schlusswort allen, die sie begleitet und unterstützt haben. Nun werde sie mehr Zeit als bisher für Museumsbesuche und Reisen haben. Als Beitrag hierzu überreichte ihr Guballa als Abschiedsgeschenk einen Gutschein für eine Reise ihrer Wahl.

Neben der Wahl Schulzes als Geschäftsführender Vorsitzender standen bei der Konstituierenden Sitzung der Diözesanversammlung weitere Wahlen an. Zunächst waren vier Einzelpersönlichkeiten aus 18 Kandidaten und Kandidatinnen hinzugewählt worden, unter ihnen auch Schulze. Die übrigen drei Sitze (von sieben möglichen) blieben vakant, da keiner der Kandidat/inn/en - auch nicht im zweiten Wahlgang - die erforderliche Zahl von 45 Stimmen (bei 90 Wahlberechtigten) für sich gewinnen konnte. Die Hinzugewählten neben Schulze sind: Renate Götz, Ingelheim, Marlene Humm, Mainz-Kastel, und Prof. Dr. Heinhard Steiger, Linden/Gießen. Darüber hinaus wählte die Diözesanversammlung anhand von Vorschlagslisten ihre Delegierten für den Diözesan-Pastoralrat und den Diözesan-Kirchensteuerrat.

Sk (MBN)

 

Gesetzentwurf zum Ehrenamt diskutiert 

Kath. Landesverbände begrüßen CDU-Initiative zur Förderung ehrenamtlichen Engagements

Mainz. Die katholischen Landesverbände begrüßen den CDU-Entwurf zum Ehrenamtsförderungsgesetz als "einen konkreten Schritt" zur Unterstützung ehrenamtlichen Engagements. Erstmalig werde darin die ehrenamtliche Arbeit im Rahmen der Erwachsenenbildung und des Bildungsurlaubs berücksichtigt, betonten die Vertreter der Konferenz der Katholischen Verbände in Rheinland-Pfalz am Montag, 8. Mai, während ihrer Sitzung im Katholischen Büro in Mainz. Die katholischen Verbände strebten aber eine noch umfassendere Förderung des Ehrenamts an. So fehlten steuerliche und frauenspezifische Aspekte in dem Gesetzentwurf. Diese dürften bei der Gesamtdiskussion um das Ehrenamt aber nicht vergessen werden.

Die Konferenz beriet weiterhin die Position der Verbände zur Diskussion um die Gleichstellung gleichgeschlechtlicher Lebensgemeinschaften mit der traditionellen Ehe. Bislang hätten die Verbände hierzu nicht ausreichend Stellung genommen. Es gehe vor allem darum, den im Grundgesetz verankerte besondere Schutz von Ehe und Familie nicht auszuhöhlen. Sie seien der Garant für die nächste Generation. Sich nur um die sexuelle Orientierung zu kümmern führe zu neuen Schieflagen: So würden beispielsweise zusammenlebende ältere Geschwister schlechter gestellt als homosexuelle Paare. Dennoch sollte akzeptiert werden, dass es "natürlich auch andere gesellschaftliche Entwicklungen im Zusammenleben gibt".

Es gehe jedoch vor allem um die Kinder. Sie sollten in beständigen Verhältnissen aufwachsen können. In der gesellschaftlichen Diskussion sollte daher klar zwischen homosexuellen und heterosexuellen Lebensgemeinschaften unterschieden werden. Viele heterosexuelle Lebensgemeinschaften seien durchaus auf eine feste Bindung ausgerichtet. Das aber gewähre die hohe Trennungszahl bei gleichgeschlechtlichen Beziehungen nicht. Auch dürften Alleinerziehende mit einem Lebenspartner nicht diskriminiert werden.

Bns (MBN)

 

Ministerrat und Katholische Bischöfe im Gespräch 

Sicherung der Schwangerschaftskonfliktberatung wird ausgelotet

 Mainz. Das Angebot von Ministerpräsident Kurt Beck, dass eine gemeinsame Arbeitsgruppe der Landesregierung und der Katholischen Kirche ausloten solle, wie die Sicherung der Beratungsstellen der Katholischen Kirche des Landes und die Schwangerschaftskonfliktberatung in Zukunft geregelt werden können, ist von den Bischöfen in Rheinland-Pfalz angenommen worden. Das ist ein Ergebnis eines Gesprächs zwischen dem Ministerrat und den Katholischen Bischöfen an der Spitze Ministerpräsident Beck und der Mainzer Bischof Professor Dr. Karl Lehmann. Beck und Lehmann sagten aus Anlass des rund vierstündigen Gesprächs in Mainz, gerade bei schwierigen Fragen erweise sich das "vertrauensvolle und von guten Erfahrungen geprägte Klima" zwischen Partnern als wichtig. Die Arbeitsgruppe, die in der Staatskanzlei verankert werden wird, wird in den nächsten Wochen ihre Tätigkeit mit dem Ziel aufnehmen, eine für alle Beratungsstellen – unterschiedlicher weltanschaulicher Ausrichtungen -befriedigende Gesamtlösung zu finden, die ab dem Jahr 2001 gelten solle.

Das Landessonderprogramm "Arbeit muss sich lohnen - Kindergeldzuschlag für den Ausstieg aus der Sozialhilfe" wurde von den Bischöfen begrüßt. Das vorrangige Ziel des Programms der Landesregierung, Sozialhilfeempfänger mit Kindern besser in den Arbeitsmarkt einzugliedern, sei ganz im Sinne der Katholischen Kirche. Für die Bistümer sei der Vorstoß ein wichtiger Beitrag zur Förderung der Familie, zu der sich auch Ministerpräsident Beck noch einmal nachdrücklich bekannte. Bedenken äußerten die Bischöfe hinsichtlich möglicher rechtlicher Regelungen für gleichgeschlechtliche Partnerschaften. Eine de facto-Gleichstellung solcher Partnerschaften mit der Familie müsse im Interesse des besonderen Schutzes von Ehe und Familie vermieden werden.

Mit Verständnis zur Kenntnis genommen wurden von den Bischöfen die generellen präventiven Maßnahmen, die die Landesregierung wegen der bekannt gewordenen Unregelmäßigkeiten bei der Caritas Trägergesellschaft Trier e.V. bei der Gewährung öffentlicher Gelder ergriffen hat. Das grundsätzlich gute Verhältnis zwischen Staat und freien Trägern berührten diese Maßnahmen gleichwohl nicht. Die gute Arbeit der Wohlfahrtsorganisation und ihr hoher sozialpolitischer Stellenwert würden ausdrücklich anerkannt.

Mit zunehmender Besorgnis verfolgen die Landesregierung und die katholischen Bischöfe die derzeitige Entwicklung so genannter "Psychoformate" im Fernsehprogramm privater Veranstalter, beispielsweise "Big Brother". Übereinstimmend sprachen sie sich für die Fortführung der notwendigen Diskussion um die Würde des Menschen aus und appellierten an die Verantwortung der Programmveranstalter auch angesichts der allgemein anerkannten Grundwerte von Jugend- und Persönlichkeitsschutz. Sie forderten die Landesmedienanstalten auf, den Dialog mit den privaten Rundfunkveranstaltern bereits im Vorfeld der Ausstrahlung neuer Sendeformate stärker zu suchen, um absehbaren Fehlentwicklungen frühzeitig entgegen zu wirken. Darüber hinaus bestärkten sie die Landesmedienanstalten, gegebenenfalls von den Handlungsmöglichkeiten Gebrauch zu machen, die ihnen nach dem Rundfunkstaatsvertrag zustehen. Die Diskussion über die Wahrung der Menschenwürde und Jugendschutzstandards müsse auch auf das Internet bezogen geführt werden mit dem Ziel, europäisch und international einvernehmliche Rahmenbedingungen zu schaffen.

 

22. Mainzer Gespräch zwischen Bischöfen und Theologen 

Bischöfe und Theologen sorgen sich um Bestand der Philosophie für Theologenausbildung

Mainz. Wirtschaftlicher Druck und ein bestimmtes Effizienzdenken drohen an den Universitäten zu einer wachsenden Einschränkung von Lehre und Forschung vor allem in den Geisteswissenschaften zu führen. Diese Sorge haben die Teilnehmer des 22. "Mainzer Gesprächs" zwischen Bischöfen und Theologen des deutschsprachigen Raums am Montag, 8. Mai, in Mainz zum Ausdruck gebracht. Davon betroffen seien auch Theologie und Philosophie, die sich kaum ökonomisch verzwecken ließen, aber für den gesellschaftlichen Diskurs, die menschliche Sinnfrage und das interdisziplinäre Gespräch unverzichtbar seien. Demgegenüber gebe es in der Bildungspolitik des Bundes wie der Länder weithin eine einseitige Bevorzugung naturwissenschaftlich-technischer Bereiche, kritisierten sie und stellten fest, man könne in der gegenwärtigen Situation knapper Finanzen geradezu von einem "Verteilungskampf" sprechen zwischen "Hardcore-Fächern" und denen, auf die man meine, verzichten zu können.

Weitere Themen des Gesprächs waren die Weiterführung des kürzlich gestarteten Konsultationsprozesses zur Reform der Studiengänge für das Lehramt in katholischer Religion an den Gymnasien, Berufsschulen, Haupt- und Realschulen sowie den Grundschulen, die Philosophie als integraler Teil des Theologiestudiums und die Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses in der katholischen Theologie. Zur Diskussion um die Beteiligung Theologischer Fakultäten an der Ausbildung der Ethiklehrer wurde klargestellt, dass es dabei nur um Ethik als Ersatzfach gehen könne, nicht aber um die Förderung eines Konkurrenz- oder Alternativfachs zum Religionsunterricht.

In der Frage der kirchlichen Lehrerlaubnis ("Nihil obstat") bei der Berufung von Theologieprofessoren und –professorinnen plädierten die Teilnehmer noch einmal nachdrücklich für größtmögliche Transparenz, Rechtssicherheit und Fairness im Prüfungsverfahren durch die römischen Instanzen, die nicht nur auf die Zusammenarbeit mit den Ortsbischöfen, sondern auch auf die Mithilfe von Gutachtern angewiesen seien. Fehlinformationen könnten sonst leicht zu Rufschädigungen und Verletzungen der Integrität der Betroffenen und des Ansehens von Theologie und Kirche führen.

Zu den "Mainzer Gesprächen" lädt der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Bischof Dr. Karl Lehmann, seit der "Kölner Erklärung" (1989) ein- bzw. zweimal im Jahr nach Mainz ein, um das Miteinander von kirchlichem Lehramt und wissenschaftlicher Theologie zu fördern. Zu den Teilnehmern gehörten diesmal neben Lehmann die Bischöfe Dr. Kurt Koch, Solothurn/Schweiz, Dr. Heinrich Mussinghoff, Aachen, und Dr. Johann Weber, Graz/Österreich sowie Prof. Dr. Ludwig Mödl, München als Sprecher der Professoren und Moderator des Gesprächs. Neben den Sprechern der 14 Arbeitsgemeinschaften der Theologischen Disziplinen waren auch der Katholisch-Theologische Fakultätentag und die Dekanekonferenz der Katholisch-Theologischen Fakultäten Österreichs durch ihre Vorsitzenden, Dr. Ilona Riedel-Spangenberger, Mainz, und Prof. Dr. Friedrich Schleinzer, Salzburg, vertreten.

Sk (MBN)

 

"Es war die richtige Zeit, Konsequenzen aus der Geschichte zu ziehen"

50 Jahre Institut für Europäische Geschichte: Frühe Öffnung nach Osteuropa

Mainz. Als einen wichtigen Baustein in der Geschichte des Landes Rheinland-Pfalz und ganz Europas hat Bischof Prof. Dr. Karl Lehmann das Institut für Europäische Geschichte bezeichnet. In einem Gottesdienst zum 50-jährigen Jubiläum der Forschungseinrichtung sagte Lehmann am Samstag, 6.Mai, im Mainzer Dom, es sei ein Wagnis gewesen, schon kurz nach dem Krieg die Gelegenheit zur übernationalen und überkonfessionellen Geschichtsforschung in Europa zu schaffen. Es bleibe nach wie vor eine großartige Idee, Theologen und Historiker aus aller Welt gemeinsam über europäische Geschichte forschen zu lassen. Den Gottesdienst leitete Lehmann gemeinsam mit dem Kirchenpräsidenten der Evangelischen Kirche in Hessen-Nassau, Prof. Dr. Peter Steinacker.

Auch der rheinland-pfälzische Ministerpräsident Kurt Beck erinnerte beim anschließenden Festakt vor rund 300 Gästen im Mainzer Staatstheater an die schwierigen Anfänge des eigenständigen Instituts: Es sei nicht leicht gewesen in den Nachkriegstrümmern an eine solche Einrichtung zu denken. Er würdigte vor allem den Einsatz des französischen Besatzungsgenerals Schmittlein bei der Institutsgründung. "Vielleicht war es nach der nationalsozialistischen Katastrophe gerade die richtige Zeit, Lehren aus der Geschichte und Schlussfolgerungen für die Zukunft zu ziehen", sagte Beck rückblickend.

Für die Zukunft sah der Ministerpräsident bereits neue Herausforderungen für das Institut. Für ein gemeinsames Europa sei es notwendig festzustellen, "dass die Zeit des Nationalismus in Europa eher eine Verirrung war." Auch mit Blick auf die Herausforderungen durch neue Technologien und Forschung bleibe die kritische Begleitung der Gesellschaft durch die historische Forschung wichtig. "Wir müssen unsere Herkunft und unseren Standort kennen, um die Zukunft verantwortungsvoll bestimmen zu können. Das Land Rheinland-Pfalz trägt den größten Anteil am Haushalt des Instituts.

Der Mainzer Oberbürgermeister Jens Beutel unterstrich, die Aufgaben würden in Zukunft eher noch wachsen: "Nach der Öffnung muss jetzt die Integration Osteuropas näher in den Blick genommen werden." Zugleich würdigte Beutel die frühe Öffnung des Instituts für Europäische Geschichte in den siebziger Jahren für Forscher aus den damaligen Ostblock-Staaten. "Damals kamen die Historiker schon vor der Geschichte", würdigte auch Dr. Hermann von der Dunk, Professor in Utrecht und ehemaliger Stipendiat am Mainzer Institut, die Vorreiterrolle bei der Öffnung nach Osten.

Durch engagierte wissenschaftliche Arbeit habe sich seit der Gründung 1950 ein Institut entwickelt, "das aus der Wissenschaftslandschaft nicht mehr wegzudenken ist", unterstrich der Verwaltungsratsvorsitzende des Instituts, Dr. Gerhard Schmidt MdL. Es solle die Aufnahme in die sog. "Blaue Liste" der weltweit bedeutendsten Wissenschaftseinrichtungen angestrebt werden.

Außer an General Schmittlein erinnerte der ehemalige Stipendiat, Prof. Dr. Boris Ulianich, Neapel, auch an die Gründungsdirektoren Fritz Kern (Universalgeschichte) und Joseph Lortz (Religionsgeschichte). Viele Urteile des katholischen Luther-Forschers über den Reformator seien heute allgemein anerkannt. Damals aber habe der Name Lortz in Rom "keinen allzu guten Klang" gehabt. Es sei das Verdienst von Lortz, dass die Reformation zum zentralen Forschungsgebiet des Instituts geworden sei. "Das Mea Culpa des Papstes könnte seine Wurzeln im Werk von Lortz und der Arbeit des Instituts haben." Ulianich betonte, es sei für viele junge Wissenschaftler wichtig gewesen, unmittelbar nach dem Krieg Kontakt mit Deutschen in Deutschland zu haben. "Es war eine wichtige kulturelle und menschliche Erfahrung, damals in Mainz zu leben."

Das Institut für Europäische Geschichte vereinigt heute die Abteilungen Abendländische Religionsgeschichte (Leiter: Prof. Dr. Gerhard May) und Universalgeschichte (Leiter: Prof. Dr. Heinz Duchhardt) unter einem Dach. Es betreibt eigene wissenschaftliche Untersuchungen durch Buchveröffentlichungen, Vorträge und Kolloquien mit Schwerpunkt auf der frühen Neuzeit (16. Bis 18. Jahrhundert). Zudem werden Nachwuchswissenschaftler mit Stipendien gefördert. Neben den festen Mitarbeitern arbeiten rund 20 Stipendiaten an Einzelprojekten des Instituts mit oder bearbeiten ihre eigenen Promotions- oder Habilitationsthemen. Über 600 Stipendiaten aus dem Ausland waren im letzten halben Jahrhundert in Mainz. Nach Auffassung beider wurde das außeruniversitäre Institut dadurch zu einer "Drehscheibe des internationalen Wissenschaftsaustauschs".

Bns (MBN) 

 

Umdenken in der Arbeitspolitik gefordert 

Mit höheren Personalkosten und mehrfach besetzten Arbeitsplätzen zum Konjunkturboom?

Mainz. Deutschland läuft nach Ansicht des Unternehmensberaters Willi Haller, Königsfeld (Schwarzwald) Gefahr, seinen Massenwohlstand zu verspielen. Während des Begegnungsabends zum Tag der Arbeit sagte Haller am Sonntag, 30. April, im Erbacher Hof vor Vertretern der katholischen Arbeitnehmerverbände im Bistum Mainz, durch die zunehmende Automatisierung werde zuviel Personal überflüssig. Konsequenz sei, dass bald nur noch wenige Arbeitnehmer die Qualifikationsanforderungen der hochtechnisierten Industrie erreichen könnten. 

Gegen diese "olympische Wirtschaft", die nur noch den Siegertypen nütze, setzte Haller sein Modell "Die heilsame Alternative". Er sprach sich dafür aus, in einigen Produktionszweigen bewusst personalintensiver zu arbeiten. "Es gibt nämlich durchaus Möglichkeiten mit hohen Personalkosten trotzdem konkurrenzfähig zu sein und kostendeckend zu arbeiten", betonte der Unternehmensberater, der vor allem soziale Einrichtungen, aber auch große Autokonzerne und Computerhersteller betreut. "Auf Dauer können wir es uns nicht leisten, einen technischen Fortschritt zu Lasten des Menschen zu organisieren." Es sei die große Herausforderung der Zukunft, neben der hochproduktiven und personalarmen Industriewirtschaft auch jene zu beschäftigen, "die nicht so leistungsfähig sind". Außerdem könne der Zuwachs im Dienstleitungsgewerbe nicht auffangen, was bei der Güterproduktion an Personal abgebaut würde. 

Weiterhin trat Haller für ein "Konzept der Mehrfachbesetzung von Arbeitsplätzen" ein. So könne er sich vorstellen, dass beispielsweise für sechs Arbeitsplätze sieben Personen beschäftigt würden. In diesem Rotationsmodell würde immer ein Arbeitnehmer in ein sog. freies "Sabbatjahr" gehen, das für Familienarbeit, ehrenamtliches Engagement und vor allem zur Weiterqualifikation genutzt werden sollte. Damit könne die lebenslange Fortbildung tatsächlich realisiert werden. Auch hierfür gebe es verschiedene Finanzierungsmöglichkeiten. "Von einem Tag auf den anderen hätten wir so gut wie keine Arbeitslosigkeit mehr", sagte er. 

Allerdings sei ein Umdenken dazu nötig, räumte der Unternehmensberater ein: "Wir müssen wieder lernen, dass freie Zeit nicht mit Geld aufzuwiegen ist." Die Frage von Besitz und Reichtum müsse zweitrangig werden. "Wirtschaft für alle" laute das Ziel. Denn eine Volkswirtschaft, die nur noch auf die Erfolgreichen und Hochqualifizierten setze, "hat sich schon jetzt disqualifiziert". Deshalb sollte die Großindustrie bei der Lösung der gesamtwirtschaftlichen Probleme nach Hallers Auffassung auch nicht das letzte Wort haben. Dies sei nicht deren Aufgabe. "Denn was betriebswirtschaftlich richtig ist, kann volkswirtschaftlich völlig falsch sein".

Bns (MBN)

 

Lehmann warnt vor "kollektivem Egoismus" in der Arbeitswelt 

Langzeitarbeitslose und ältere Menschen beim Wirtschaftsaufschwung nicht vergessen

Mainz. Vor einem "kollektiven Egoismus" der Erwerbstätigen gegenüber Arbeitslosen hat der Mainzer Bischof Dr. Karl Lehmann gewarnt. In einem Arbeitnehmergottesdienst am Vorabend zum Tag der Arbeit sagte Lehmann am Sonntag, 30. April, im Mainzer Dom, er sehe Anzeichen, dass bei einem bevorstehenden Wirtschaftsaufschwung Langzeitarbeitslose, nicht oder ungenügend Ausgebildete und ältere Menschen ausgegrenzt würden. Mit Blick auf die Interessenvertretungen in der Arbeitswelt sprach sich der Mainzer Bischof dafür aus, nicht nur an die zu denken, die ohnehin Arbeit hätten. "Wir dürfen uns nicht nur auf die Erfolgreichen einlassen", betonte Lehmann. Es müsse auch Hoffnung für diejenigen geben, "die schon viele abgeschrieben haben". Gerade für Christen sei es eine große Aufgabe, sich nicht von "vordergründigen Erfolgen" blenden zu lassen.

Trotz vieler historischer Fehlentwicklungen habe sich die Kirche niemals von dem Grundsatz abbringen lassen, dass die christliche Botschaft der Hoffnung für alle Menschen uneingeschränkt gelte, betonte Lehmann. Er sprach im Dom vor Vertretern der Mainzer Diözesanverbände der Katholischen Arbeitnehmer-Bewegung (KAB), des Kolpingwerks und der Christlichen Arbeiterjugend (CAJ), die gemeinsam mit der Diözesanstelle für Betriebs- und Arbeitnehmerseelsorge im Bistum Mainz den traditionellen Begegnungsabend am Tag vor dem 1. Mai veranstalteten.

Bns (MBN)

 

Mainzer Gutenberg-Museums wieder eröffnet 

Mensch als Maß und Mittelpunkt der Medien 

Mainz. Mit einem Festakt und einem Volksfest wurde in Mainz am Freitag und Samstag, 14./15. April, das sanierte und erweiterte Gutenberg-Museum in Mainz wieder eröffnet. Zugleich startete in dem Ausstellungsbau und drei weiteren Mainzer Museen die Gemeinschaftsausstellung "Gutenberg. aventur und kunst" als ein Höhepunkt im Gutenbergjahr 2000 zum 600. Geburtstag des Erfinders des Buchdrucks mit beweglichen Lettern. 

Beim Festakt in der Rheingoldhalle sagte der Kulturbeauftragte der Bundesregierung, Staatsminister Michael Naumann, der Buchdruck habe die "Autorität der ungeprüften Information für alle Zeit untergraben". Der rheinland-pfälzische Ministerpräsident Kurt Beck unterstrich, beim Übergang von "Gutenberg zu Gates" dürften die Interessen der Mediennutzer nicht vergessen werden. Der Mensch müsse Mittelpunkt und Maßstab der Medien bleiben. Auf das bleibende Verdienst von Gutenbergs Erfindung wies der Mainzer Oberbürgermeister Jens Beutel hin: Auch im digitalen Zeitalter bleibe die Grundidee, Informationen in kleinste Einheiten zu zerlegen. Der Festakt wurde mit geistlicher Musik aus der Zeit Gutenbergs (1400 - 1468) von den Chören am Mainzer Dom gestaltet. Mit Lichteffekten wurde am Abend das Signet des Gutenbergjahres, ein stilisiertes G, auf die Ostfassade des Doms projiziert. 

Während am Samstag auf dem Liebfrauenplatz Hochseilartisten, Musik- und Tanzgruppen zu einem bunten Fest einluden, öffneten die Museen ihre Ausstellungsräume für das allgemeine Publikum. Das zentrale Gutenberg-Museum widmet sich der Entwicklung des Schrift- und Druckwesens und beleuchtet die Zeit Gutenbergs. Im teilweise noch aus der Gutenbergzeit erhaltenen Ambiente des Dom- und Diözesanmuseums: hochwertige Bildteppiche aus dem 15. Jahrhundert. Die Tapisserien wurden in Belgien für die Ausstellung restauriert. Einen Einblick in die Kunst des Spätmittelalters gibt die Ausstellung im Landesmuseum, während das Naturhistorische Museum die Entwicklung "Vom Rohstoff zum Buch" schildert. Die Ausstellungen sind bis 3. Oktober zu sehen. Außerdem verbindet der "Gutenberg-Pfad" in Mainz die Kunstzentren mit den historischen Gutenbergstätten, darunter das Geburtshaus, die Taufkirche und das Sterbehaus. 

Für die Teilnehmer und Zuschauer des "Gutenberg-Marathon 2000" am Sonntag, 14. Mai, in Mainz, findet bereits am Vorabend (Samstag, 13. Mai) um 18.30 Uhr im Dom ein ökumenischer Gottesdienst mit dem katholischen Stadtdekan Heinz Schmitz und dem evangelische Dekan Wolfgang Drewello statt. Der Gottesdienst wird vom Mainzer Domchor unter der Leitung von Domkapellmeister Mathias Breitschaft musikalisch gestaltet.

Bns (MBN)

 

Tiefensee: "Ein Supergau von Kirche"

St. Ansgar Studientag der Bistümer Mainz und Erfurt 

Mainz. Die Partnerbistümer Mainz und Erfurt suchen gemeinsam nach Wegen, wie der fortschreitenden Säkularisierung der Gesellschaft begegnet werden kann. Bei einem Studientag mit Teilnehmern aus beiden Diözesen erklärte der Erfurter Theologe und Philosoph Prof. Dr. Eberhard Tiefensee, am Samstag, 15. April im Erbacher Hof in Mainz, in einer Art "Supergau von Kirche" habe sich in Deutschland Ost implosionsartig ein areligiöses Milieu gebildet, das eine "dritte Konfession" der "Konfessionslosen" neben dem Katholizismus und Protestantismus darstelle. Diese Situation sei einmalig in der Welt und für die Kirche etwas ganz Neues. Denn in ihrer bisherigen Geschichte sei sie immer auf andere Religionen getroffen, aber noch nie auf ein Milieu der Religionslosigkeit. 

Der Studientag in Mainz war die erste Etappe einer "Ansgar-Wallfahrt" zum 94. Deutschen Katholikentag in Hamburg (31.Mai - 4. Juni 2000), an der sich die 27 Bistümer in Deutschland in unterschiedlicher Weise beteiligen. Der heilige Ansgar (801-865) gilt als "Apostel des Nordens" und ist Patron des Erzbistums Hamburg. Von seiner missionarischen Spiritualität erhoffen sich die deutschen Katholiken Impulse für einen offensiven Umgang mit der in Ost und West unterschiedlichen Entchristlichung. Wie Tiefensee betonte, unterscheiden sich Deutschland West und Deutschland Ost in der Art ihrer Entkirchlichung. Im Westen handele es sich weitgehend um einen emanzipierten Religionspluralismus, im Osten um einen Volksatheismus in Form einer fraglosen Beheimatung in einem areligiösen Umfeld. 

Tiefensee, der an der Katholisch-Theologischen Fakultät Erfurt Philosophie lehrt, belegte seine Situationsanalyse mit Zahlen. Mit 70 Prozent Konfessionslosen seien die Bundesländer im Gebiet der ehemaligen DDR "Weltspitze". Nach der Zählung von 1993 stehen ihnen vier Prozent Katholiken und 25 Prozent evangelische Christen gegenüber. In der jüngeren Generation der 18- bis 34jährigen betrage die Zahl der Konfessionslosen sogar 82 %, die der Protestanten 15% und die der Katholiken nur 2%. Vor diesem Hintergrund trat Tiefensee für eine Pastoral ein, die weder in erster Linie Mitgliederwerbung für die Kirche noch Wertevermittlung in der Gesellschaft als Ziel habe, sondern Vermittlung des Kontaktes mit Gott. 

"Areligiöse Menschen sind nicht gottlos`", stellte er klar und fügte hinzu: "Wir arbeiten sozusagen dem Gott, der vorausgeht und schon da ist, ´hinterher`. Deshalb dürfe das Sprechen über Gott auch nicht länger tabuisiert werden. Allerdings müsse man sehen, wie groß die Kluft zwischen Religiösen und Areligiösen ist. Sie bestehe nicht einem "Verfall der Werte", denn dies würde die Anderen diffamieren, sondern einem Verlust an Wahrnehmungsfähigkeit für das Religiöse. Die langjährige frühere Geschäftsführende Vorsitzende der Mainzer Diözesanversammlung, Hannelore Hage, erklärte in einem ergänzenden Statement, es sei notwendig, dass sich die heutigen Christen wie Ansgar aus seinem Kloster aus den geschützten Räumen ihrer Gemeinden aufmachten, um zu den Menschen zu gehen und ihnen zu helfen. Die mehr als 100.000 Kirchenaustritte pro Jahr in Deutschland seien bedrückend, aber noch bedrückender sei der Verlust des Glaubens. Nur noch 15 Prozent der Eltern seien an einer religiösen Erziehung ihrer Kinder interessiert, bedauerte sie. 

Der Studientag "Impulse des hl. Ansgar für unsere Zeit" könne eine Ermutigung zu einem neuen Aufbruch lebendigen Glaubens sein, meinte Frau Hage. Dieser Tag war der erste Teil einer gemeinsamen Ansgar-Wallfahrt der beiden Bistümer, wobei Wallfahrt nicht wörtlich zu verstehen sei, sondern auf das Pilgersein des Christen verweise. Der zweite Teil wird, wie Generalvikar Dr. Werner Guballa, Mainz, bei der Begrüßung erklärte, in einem Gottesdienst am 3. Juni in der Hamburger St. Ansgar-Kirche ("Kleiner Michel") mit den Bischöfen Dr. Karl Lehmann, Mainz, und Dr. Joachim Wanke, Erfurt, bestehen. Dazu lud auch der Moderator des Studientages, Hartmut Heidenreich, Leiter des Bildungswerkes der Diözese Mainz, nachdrücklich ein. 

Die im Bistum Erfurt seit einigen Jahren praktizierten Versuche, Konfessionslose durch sog. niedrigschwellige Angebote für Fragen des Glaubens und das kirchliche Leben zu interessieren ohne sie vereinnahmen zu wollen, wurden von den Teilnehmern des Mainzer Studientags kontrovers diskutiert. Bei diesen Angeboten handelt es sich u.a. um "Feiern zur Lebenswende" für nichtchristliche Jugendliche als Alternative zur Jugendweihe, ein "Weihnachtslob" oder eine Feier der "Paarsegnung" zum Valentinstag. Einerseits wurden diese Versuche lebhaft begrüßt, andererseits gab es Bedenken, dass dadurch das christliche Profil unkenntlich werde. 

Einigkeit bestand bei den Tagungsteilnehmern, - unter ihnen die Mainzer Weihbischöfe Wolfgang Rolly und Dr. Franziskus Eisenbach sowie die Vorsitzenden der Katholikenräte der beiden Diözesen, Helmut Groß, Gotha (Erfurt), und Dr. Hildegard Dziuk, Darmstadt (Mainz) - in der Bereitschaft, sich im Blick auf den Hamburger Katholikentag mit der Gestalt des hl. Ansgar auseinanderzusetzen und sich von seinem Geist inspirieren zu lassen. Anregungen dazu gab der Trierer Weihbischof Leo Schwarz, der in einem Dia-Vortrag die Gestalt dieses großen Bischofs und Glaubenszeugen zeichnete. Er beschrieb ihn als einen Mann, der es verstand, aus seiner Begeisterung für Christus Gräben zwischen den Menschen zu überbrücken. In der Ingelheimer Kaiserpfalz hatte der Dänenkönig Harald ihn wenige Tage nach seiner Taufe am 24. Juni 826 gebeten, mit ihm in den Norden zu ziehen und den Menschen dort die Frohe Botschaft zu verkünden. Ansgar folgte ihm, half, wie Weihbischof Schwarz weiter berichtete, vielen Menschen und kaufte z.B. Kinder los. Er wurde Bischof von Hamburg, später auch von Bremen und Päpstlicher Legat für den Norden. 

Einen anderen Zugang zu Ansgar eröffnete den Teilnehmern des Studientages der Mainzer Künstler Karl-Heinz Oswald. In seinem Atelier erläuterte er die von ihm geschaffene, rund drei Meter hohe Ansgar-Figur, die als Tonmodell noch dort steht." So viel Ton habe ich noch nie für eine Figur verbraucht, nämlich 700 Kilo", verriet er. Inzwischen sind Abgüsse in eine Eisengießerei gewandert. Das fertige Kunstwerk wird als Geschenk des Bistums Mainz an das gastgebende Erzbistum Hamburg während des Katholikentages übergeben. Ein endgültiger Standort sei noch nicht vereinbart, teilte Oswald mit. Infrage kommen an erster Stelle der Vorplatz der Bischofskirche St. Marien oder das Alsterufer. 

Oswald gestaltete Ansgar als Pilger und Missionar. Er ist ein von innerer Dynamik erfüllter kreuztragender Pilger. Diese Bewegung des Unterwegsseins zu den Menschen und zu Gott wird nicht nur an der Ansgar-Figur selbst sichtbar, sondern auch an der "bewegten Fläche", auf der Ansgar steht, auf der Wellen und Wogen mitmodelliert sind, wie der Künstler erläuterte. Er habe sich für Eisen statt Bronze entschieden, weil dieses Material in seiner Farbigkeit und Robustheit für diese Figur ausdrucksstärker sei. Porträtiert habe er einen konkreten Menschen, das Porträt dann aber wieder verändert, berichtete er. Diese Figur sei ein Bild der Menschen, die glauben.

Sk (MBN) 

 

Erster Diözesantag der Gemeinden von Katholiken anderer Muttersprache  

Teilnehmer aus drei Generationen – Karl Lehmann: "Wir deutschen Katholiken haben Abbitte zu leisten."

Mainz. Der Bischof von Mainz, Dr. Karl Lehmann, hat die deutschen und die ausländischen Christen in der Bundesrepublik dazu aufgerufen, sich offener zu begegnen und stärker aufeinander zuzugehen. Beim ersten Diözesantag der Gemeinden von Katholiken anderer Muttersprache im Bistum Mainz erklärte Lehmann am Sonntag, 30. April, vor mehr als 1500 Gläubigen aus 25 Nationen im Mainzer Dom, in der Zeit der Globalisierung liege die besondere Chance der weltumspannenden Kirche darin, dass in ihr alle Platz haben. Das Wort Jesu "Im Haus meines Vaters sind viele Wohnungen", gelte schon jetzt. Im Bistum Mainz haben rund zwölf Prozent der ca. 820.000 Katholiken eine andere Muttersprache als Deutsch. 

"Wir sind dankbar, dass es unter uns keine Fremden gibt, sondern nur Brüder und Schwestern", erklärte der Bischof. Alle dürften in der Kirche ihre Sprache, ihre Kultur und ihre Lebensgewohnheiten behalten, bekräftigte er. Zugleich räumte er ein, dass die Offenheit der deutschen Katholiken gegenüber den Ausländern nicht immer in ausreichendem Maß gegeben war. "Wir müssen gegenüber den Katholiken anderer Muttersprache Abbitte leisten, so wie der Papst vor wenigen Wochen das große Wort des Schuldbekenntnisses und die Bitte um Vergebung ausgesprochen hat. Wir waren nicht immer eins in Christus", bekannte er. Gründe dafür seien keineswegs immer Ablehnung der Fremden gewesen, sondern vielfach Hilflosigkeit, Unkenntnis und falsche Scheu, erläuterte er. "Das muss sich ändern", appellierte er an die deutschen Katholiken und stellte fest: "Wir werden nicht ärmer, sondern reicher, wenn wir uns füreinander öffnen." Eindringlich rief Bischof Lehmann zum gemeinsamen Bekenntnis zu Jesus Christus auf und erklärte:. "Er gibt uns Halt, Hilfe und Trost und ist immer bei uns." Deshalb sei auch als zentrale Botschaft des Gottesdienstes ein Wort aus dem Galaterbrief gewählt worden: "Eins in Christus" Der Diözesantag gehört in die Reihe der Großveranstaltungen, die das Bistum Mainz anlässlich des Heiligen Jahres 2000 durchführt. 

Als Konzelebranten wirkten bei dem Gottesdienst die Delegaten der Polenseelsorge in Deutschland, Prälat Dr.Franciszek Mrowiec, der Kroatenseelsorge, P.Josip Klaric, und der Italienerseelsorge, P. Gabriele Parolin, und der Provinzial des Salesianerordens, P.Adriano Bregolin, Verona, sowie mehr als 30 Priester der ausländischen Gemeinden mit, außerdem von Seiten des Bistums Generalvikar Prälat Dr. Werner Guballa und der Leiter des Seelsorgeamtes, Domkapitular Prälat Heinz Heckwolf. Musikalisch gestaltet wurde der Gottesdienst von verschiedenen Chören der ausländischen Gemeinden sowie von Domorganist Albert Schönberger an der Orgel. Das festliche "Te Deum" ("Großer Gott, wir loben dich...") wurde als Schlusslied in sieben Sprachen gesungen: deutsch, italienisch, kroatisch, spanisch, polnisch, portugiesisch und koreanisch. In den Fürbitten beteten die Sprecherinnen und Sprecher der verschiedenen Gruppen u.a. um Frieden und Gerechtigkeit in der Welt, für die Migranten und Flüchtlinge, für den Schutz der Familien, für die Kommunionkinder, für den Papst und die Bischöfe und ein besseres Miteinander der Religionen. 

Auf dem Markt vor dem Dom hatten die ausländischen Gemeinden Informationsstände aufgebaut, aus denen das breite Angebot ihres seelsorglichen und sozial-karitativen Wirkens deutlich wurde. Auf dem Podium ging es in drei kürzeren Diskussionsrunden mit wechselnder Besetzung um die Zukunft der Gemeinden von Katholiken anderer Muttersprache im Bistum Mainz und ihre Zusammenarbeit mit den deutschen Pfarrgemeinden. Moderiert wurden die Gespräche vom Leiter der Abteilung Kirche und Medien, Ordinariatsrat Günther Gremp. Vertreter verschiedener Gemeinden anderer Muttersprache bekannten, dass sie ihre Gemeinden als sprachliche und kulturelle Heimat auch weiterhin schätzen. Eine junge Polin berichtete, sie habe in der Gemeinschaft mit Gleichaltrigen die Erfahrung gemacht, dass die Religion keineswegs überholt sei. "Der Glaube ist nicht uncool", brachte sie diese Erfahrung auf einen Nenner. 

Stellvertretend für viele berichteten der Vorsitzende des Beirates von Katholiken anderer Muttersprache Joaquim Nunes von der portugiesischen Gemeinde in Mainz und Offenbach und Manuel Lama von der spanischen Gemeinde Offenbach über eine zunehmend gute Zusammenarbeit mit den deutschen Gemeinden. Allerdings gebe es auch Klagen über ein Nebeneinander und mangelnde Kommunikation. Ein Plädoyer für eine intensivere Zusammenarbeit unter Einbeziehung der Flüchtlinge und Asylanten hielt der Migrationsbeauftragte des Diözesan-Caritasverbandes, Axel Geerlings-Diel, und mahnte, die "Integrationsgewinner" dürften nicht unter sich bleiben. 

Der Delegat der Kroatenseelsorge, Klaric, und der portugiesische Pfarrer Dr. Francisco Cabral bekräftigten, dass die Integration keine Einbahnstraße sein könne. Alle müssten aufeinander zugehen und gemeinsam nach Lösungen für die pastoralen und gesellschaftlichen Probleme suchen. Generalvikar Guballa betonte, das Bistum achte sehr genau darauf, wo deutsche und ausländische Gemeinden gut zusammenarbeiten und welche Impulse sie sich gegenseitig geben könnten. Die "Gemeinde der Zukunft" wäre aus seiner Sicht eine Gemeinde mit mehreren Muttersprachen. Allerdings sei dies wegen des Mangels an Seelsorgern schwierig. Es sei jedoch wichtig, "auch den Mangel miteinander zu teilen". 

Klaric würdigte die Unterstützung der ausländischen Gemeinden durch das Bistum Mainz und meinte, dass die personelle Unterstützung aus den Herkunftsländern größer sein könnte. Guballa verwies auf das Beispiel der Großkonzerne, die ihre Mitarbeiter für eine bestimmte Zeit in verschiedenen Ländern einsetzen. Allerdings sei es notwendig, die Seelsorger für ihren Einsatz in Deutschland speziell vorzubereiten, um auch den Interessen der hier lebenden dritten Generation von Katholiken anderer Muttersprache gerecht werden zu können. Der Leiter der Ausländerseelsorge, Ordinariatsrat Bernd Krämer, dankte allen Beteiligten für die Mitwirkung, vor allem Joaquim Nunes für die Leitung der Vorbereitung und Organisation des Tages wie auch den Musik- und Gesangsgruppen, die auf dem Domplatz ein abwechslungsreiches Programm darboten. 

Zum Abschluss feierten die Teilnehmer dieses ersten Diözesantages eine Schlussandacht im Dom. Generalvikar Guballa fasste die Erfahrungen des Tages zusammen: "Wir konnten feststellen, dass wir eine Gemeinschaft aus vielen Völkern sind. Wir brauchen Mut, diesen Weg mit Christus weiterzugehen." Kirche sei überall und Gott sage allen und jedem Einzelnen: "Ihr habt eine Heimat in meiner Liebe."

Sk (MBN)

 

"Hürden für die Priesterausbildung sind zu hoch"

Viele Berufstätige und Studierte interessieren sich für geistliche Berufe 

Mainz. Die Zugangsvoraussetzungen und die Ausbildung für den Priesterberuf sollten nach Auffassung des Direktors des Päpstlichen Werks für geistliche Berufe im Bistum Mainz (PWB), Pfarrer Hennig Priesel, teilweise neu überdacht werden. Während der PWB-Jahreshauptversammlung am Mittwoch, 3. Mai, sagte Priesel in Mainz, gerade für ältere Bewerber, die bereits einen Beruf ausübten oder ein Studium abgeschlossen hätten, sei die Priesterausbildung zu lange. Gleiches gelte für Interessenten, die noch das Abitur nachholen müssten. Aber viele Anfragen über das Berufsbild des Priesters kämen gerade von diesen Personengruppen.

Die Bistümer müssten sich daher fragen, ob die Hürden für das Priesteramt in diesen Fällen zu hoch seien, sagte Priesel, der zugleich die diözesane Beratungsstelle "Berufe der Kirche" leitet und Subregens des Mainzer Priesterseminars ist. Verstärkt sollte auch bei jüngeren Menschen für die verschiedenen kirchlichen Berufe geworben werden, etwa in den Schulen und im Internet.

Das PWB ist eine Gemeinschaft, die durch Gebet und finanzielle Unterstützung die Ausbildung von geistlichen und pastoralen Berufen fördert. Im Bistum Mainz hat das PWB rund 1400 Mitglieder. Im vergangenen Jahr vergab das Werk 13 Darlehen zwischen DM 750 und DM 1000. Unterstützung erhielten Priesterseminaristen, aber auch Studierende an der Fachakademie zur Ausbildung von Gemeindereferentinnen und Gemeindereferenten in Mainz. Ein ausländischer Student erhielt eine Studienbeihilfe, die nicht zurückgezahlt werden muss. Während die Einnahmen durch Kollekten im Geschäftsjahr 1999 um DM 15.000 auf rund DM 52.000 stiegen, nahm das PWB im Bistum Mainz DM 28.400 durch Spenden und Beiträge ein. Dies ist ein Rückgang um etwa DM 12.000. Die nächste Kollekte für die geistlichen Berufe findet am Weltgebetstag für die geistlichen Berufe am Sonntag, 14. Mai, statt. 

Bns (MBN)

 

Prof. Greshake über die politische Dimension der Dreifaltigkeit 

Trinität als "Basis einer Ethik eines solidarischen Miteinanders"

Mainz. Das trinitarische Gottesbild kann als Leitbild für die politische Ordnung der Gesellschaft dienen. Es sei heute "eine große Chance", die Trinität als "sinngebendes Angebot des Christentums" darzustellen, sagte Prof. Gisbert Greshake, Freiburg, am Donnerstag, 13. April, im Mainzer Dom. Der Vortrag des Dogmatikers mit dem Titel "Zur politischen Dimension des trinitarischen Glaubens" wurde im Rahmen der Vortragsreihe "Der Glaube an den Dreieinen Gott – Zum Geheimnis der Trinität" von der Akademie des Bistums Mainz Erbacher Hof veranstaltet. 

Ausgehend von der These, dass sich jede Gesellschaftsordnung in bestimmten "transzendenten Sinnwelten" wiederspiegelt, charakterisiert Greshake die Dreifaltigkeit als Einheit in der Vielheit der drei göttlichen Personen. "Gott ist Gemeinschaft" sagte er. Die Vorstellung Gottes als Einheit kontra Vielfalt müsse aufgegeben werden. Vor allem im Westen habe "ein ständiges Defizit" an trinitarischem Glauben zu einer einseitigen Betonung des unitarischen Gottesbildes geführt. 

Es sei inzwischen in allen Lebensbereichen zu einer "Dauerversuchung" geworden, "Vielfalt zu unterdrücken und Einheit über alles zu stellen". Dagegen biete die Dreifaltigkeit ein Modell, wie sich Einheit und Vielheit zueinander verhalten sollten, erläuterte der Referent. Einheit sei nur rechtens, wenn sich in Vielfalt vollziehe, also im Austausch und in der Anerkennung von anderen geschehe. In diesem Sinne könne die Trinität zur "Basis für eine Ethik eines solidarischen Miteinanders" werden. 

In einem historischen Rückblick wies Greshake auf die gesellschaftlichen Ausprägungen von religiösen Überzeugungen hin. In der politischen Theologie der Antike seien religiöse Vorstellungen institutionalisiert worden, um bestehende Machtverhältnisse zu legitimieren. So sei im römischen Reich der Glaube an die eine Hauptgottheit als Begründung für die politische Einheitsmacht des Kaisers herangezogen worden. Auch das mittelalterliche Denken sei von dieser Einheitsvorstellung geprägt gewesen. Bei den Auseinandersetzungen von Staat und Kirche sei es darum gegangen, ob der Papst oder der Kaiser die unteilbare Einheit des einen Gottes repräsentiere. Eine letzte epochale Ausprägung stelle der Faschismus im 20. Jahrhundert dar. 

Gegen diese politische Institutionalisierung habe sich erstmals der Theologe Erik Peterson gewandt. Seine These, dass die Trinität Gottes als Mysterium dem Menschen ganz und gar entzogen sei und daher keine Entsprechung in der Gesellschaft haben könne, habe jegliche politische Theologie unmöglich gemacht. Allerdings habe Peterson dabei übersehen, dass seine Position als fundamentale Herrschaftskritik selbst wieder politische Theologie gewesen sei. 

Der eigentliche Grund für die Unmöglichkeit einer "direkten Spiegelung" der Dreifaltigkeit in der Gesellschaft aber liege im Vorläufigen Charakter dieser Welt, sagte Greshake. Die Bestimmung des Menschen werde in keiner politischen Ordnung voll realisiert. Daher habe Politik stets nur die provisorische Funktion, das Zusammenleben der Menschen so friedlich und gerecht wie möglich zu gestalten. Auch wenn man sich von der Vorstellung einer direkten Spiegelung" von Trinität und Gesellschaft verabschieden müsse, sei der trinitarische Glaube eine "wichtige Inspirationsquelle für eine glückende gesellschaftliche Praxis", sagte Greshake.

BL (MBN)

 

Messias-Buch von Professor Reinhold Mayer vorgestellt 

Jesus war als jüdischer Messias einer von vielen

Mainz. Die einmalige Bedeutung von Jesus für die Kirche werde nicht dadurch gemindert, dass Jesus im Judentum nur einer unter vielen anderen Messiassen war. Mit dieser Aussage fasste Studiendirektor i.R. Dieter Hehl, Alzey, die zentrale These des Buches "War Jesus der Messias?" des evangelischen Theologen Prof. Reinhold Mayer, Tübingen, zusammen. Statt einer Fixierung auf die scheinbar zentrale Frage nach Jesus Messianität, weise Mayer auf die zentrale Tätigkeit Jesu als Tora-Lehrer hin, sagte Hehl am Montag, 17. April, im Haus am Dom. Das unter Mitarbeit von Mayers Assistentin Inken Rühle 1998 veröffentlichte Buch trägt den Untertitel "Geschichte der Messiasse Israels in drei Jahrtausenden". Veranstaltet wurde der Abend von der Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit Mainz e.V.

Mit seinem historischen Abriss gebe Mayer das Messiastum aus dem kirchlichen Interpretationsmonopol in das Judentum zurück. Bis zum Lubawitscher Rebbe als "Messias aus Brooklyn" reiche der Überblick des Buches, das "als Lexikon messianischer Gestalten der jüdischen Geschichte" benutzt werden könne, sagte Hehl. Als wesentliche Aufgaben des jüdischen Messiastums fasste der Referent die Rückführung des Volkes nach Israel, die Beseitigung der Fremdherrschaft und den Wiederaufbau des Tempels zusammen. Erstmals werde Messias in diesem Sinne in den Deuterojesaja genannten Kapitel 40 bis 55 des Jesaja-Buches gebraucht. Dort werde der persische König Kyros als "Messias des Herrn" bezeichnet, da er nach den Jahrzehnten des babylonischen Exils den Juden wieder die Rückkehr nach Israel ermöglicht habe.

Konstitutiv für dieses Verständnis sei daneben die Vorstellung des Messias als eines Menschen und die Tatsache, dass für einen Messias allein die Aufgabe entscheidend ist und nicht allein die Person, erläuterte Hehl. Ein weiteres Merkmal sei, dass es fast immer um die Befreiung aus politischer Unterdrückung gegangen sei. In der Regel scheiterten alle Messiasse oder ihr Erfolg war nur von kurzer Dauer. Leiden und Tod des Messias seien der Normalfall gewesen. "Es kann daher nicht deutlich genug unterstrichen werden, dass der leidende Messias nicht erst eine christliche Vorstellung ist", betonte Hehl. Dies gelte auch für die Vorstellung, dass dieses Leiden Sühne für das Volk erwirke. Mit diesem Scheitern des Messias sind außerdem fast immer "katastrophale Konsequenzen" für Israel verbunden gewesen, besonders nach der Niederschlagung des Aufstandes von Bar Kochba im 2. Jahrhundert. 

Die den Evangelien zu entnehmende Spannung zwischen Jesu friedfertigem Auftreten als Lehrer und seinem Tod als Aufrührer, löse Mayer in einem Nacheinander von drei verschiedenen Abschnitten in Jesu Wirken auf. Zunächst konstatierte er eine "Phase der Orientierung", die Jesus als Vertreter für die Durchlässigkeit der verschiedenen Gruppierungen im Judentum darstelle. In der am besten belegten Phase werde Jesu als Tora-Lehrer in Galiläa gezeigt, besonders im Matthäusevangelium. In einer dritten Phase breche Jesus als Messiasanwärter nach Jerusalem auf, wo er die Königsherrschaft erkämpfen wolle und dabei scheitert. Diese Phase sehe Mayer besonders bei Lukas bewahrt, sagte Hehl. Damit habe Mayer eine klare Einordnung von Jesus in die Reihe der jüdischen Messiasgestalten vollzogen.

BL (MBN)

 

Priesterweihe in Mainz-St. Bonifaz

Bischof Lehmann weiht vier Mitglieder des Dominikanerordens 

Mainz. Bischof Dr. Karl Lehmann wird am Samstag, 13. Mai, in einem festlichen Weihegottesdienst in der Pfarrkirche St. Bonifaz in Mainz vier Mitglieder des Dominikanerordens zu Priestern weihen. Die Feier beginnt um 11.00 Uhr. Zur bevorstehenden Priesterweihe erklärte Frater Bernhard-Wolfgang Kapitzki OP: "Für uns Mainzer Dominikaner ist es eine besondere Freude, dass nach über 200 ‘dominikanerlosen‘ Jahren in Mainz unser Orden wieder so weit in der Stadt Fuß gefasst hat, dass das hier ansässige Haus gleich drei der Weihekandidaten hervorbringt." Es sind dies Frater Andreas Bordowski OP, Frater Karl Gierse OP und Frater Albert M. Seul OP, die hier in der Mainzer Neustadt an St. Bonifaz seit 1994 gelebt und auch in Mainz studiert haben. Der vierte Weihekandidat ist Frater Maximiliano Cappabianca OP, der in Frankfurt aufgewachsen ist und die letzten Jahre im Dominikanerkonvent in Düsseldorf verbracht hat.  

Nach Angaben des Ordens gibt es zurzeit (nach der Statistik von 1995) insgesamt 6600 Dominikaner in 86 Ländern in aller Welt. Zu ihnen gehören knapp 5000 Priester, mehr als 100 Ständige Diakone, über 500 Ordensbrüder und rund 700 Klerikerstudenten. Hinzu kommen rund 200 Novizen (Kleriker und Ordensbrüder). Der Mainzer Konvent gehört zur Dominikaner-Provinz Teutonia, die den nordwestdeutschen Raum umfasst. Für die Provinz wirken (Stand von 1997) ca. 180 Mitbrüder in zehn Konventen sowie zwei Missionsgebiete in Bolivien und auf Taiwan. Sitz der Provinzleitung ist Köln. In Mainz waren der Dominikanerkonvent 1789 aufgelöst worden. 1993 übernahmen zwei Dominikanerpatres die Pfarrseelsorge in St. Bonifaz. Seit 1994 wurde das Haus personell verstärkt, so dass die kleine Kommunität inzwischen zehn Dominikaner umfasst. Ordensrechtlich ist die Gemeinschaft eine Filiale des Dominikanerkonventes in Worms.

Sk (MBN)

 

Personalien

Breitschaft mit Gutenbergstatuette geehrt 

Verdienste um das Musik- und Kulturleben der Stadt Mainz gewürdigt 

Mainz. Für seine Verdienste um das Musik- und Kulturleben der Stadt Mainz ist Domkapellmeister Mathias Breitschaft mit der Gutenbergstatuette ausgezeichnet worden. Kulturdezernent Peter Krawietz überreichte die Ehrung am Samstag, 5. Mai, im Rahmen einer Feier zum 50. Geburtstag Breitschafts. Die Feier wurde von den Chören am Mainzer Dom gestaltet. Der aus Würzburg stammende Kirchenmusiker ist seit 1985 Domkapellmeister in Mainz. Neben dem schon bestehenden Domchor hat er während seiner bisherigen Amtszeit den gemischten Chor Domkantorei St. Martin Mainz, den Domkammerchor und den Mädchenchor am Dom und St. Quintin ins Leben gerufen wie auch das Mainzer Domorchester und die Mainzer Dombläser.  

Breitschaft gehörte zu den "Regensburger Domspatzen". Er studierte Musik und Gesang in Frankfurt. Von 1973 bis 1985 leitete er den Chor der "Limburger Domsingknaben". Während seiner Mainzer Zeit lehrte Breitschaft mehrere Jahre als Professor für Chorleitung an der Musikhochschule Frankfurt und seit 1994 Chor- und Orchesterleitung am Fachbereich Musik der Johannes Gutenberg-Universität Mainz. Unter den zahlreichen Gästen der Geburtstagsfeier waren der frühere Limburger Domkapellmeister Hans Bernhard, der Kölner Domkapellmeister Eberhard Metternich, und der Fuldaer Domkapellmeister Franz Peter Huber. Zu den Gratulanten der Mainzer Bistumsleitung gehörten neben Bischof Lehmann u.a. Domdekan Weihbischof Wolfgang Rolly, Generalvikar Dr. Werner Guballa und Domkapitular Heinz Heckwolf. Die Laudatio hielt der Ehrenvorsitzende der Musica Sacra am Hohen Dom zu Mainz, Johannes Gerster, Jerusalem.

Sk (MBN)

 

Bischof Lehmann mit Grazer Ehrendoktorat ausgezeichnet

Kritische Diagnose der Zeit und der Gesellschaft gewürdigt 

Graz/Mainz. Der Bischof von Mainz und Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Prof. Dr. Dr. Karl Lehmann, ist am Donnerstag, 27. April, mit dem Ehrendoktorat der Katholisch-Theologischen Fakultät der Universität Graz ausgezeichnet worden. In der Laudatio erklärte der Grazer Dogmatiker, Prof. Dr. Bernhard Körner, Karl Lehmann habe die spannungsvolle Einheit von Lehre und Leben, von gläubig überzeugter Existenz und ungebrochenem Mut zur theologischen Reflexion als Theologe und Bischof gelebt. Weder im Glauben noch an der Mühe redlichen Denkens habe Lehmann Abstriche getan. "Gerade dadurch haben Sie der Kirche, der Gesellschaft und nicht zuletzt der Theologie einen wichtigen Dienst getan", unterstrich Körner.

Lehmann habe einen außergewöhnlichen Beitrag dafür geleistet, dass die christliche Position im geistigen Gespräch der Zeit, in der weltanschaulichen Auseinandersetzung und in der Begegnung zwischen Kirche und Staat weit über die Grenzen Deutschlands hinaus als wichtige Stimme respektiert und gehört worden sei. "Damit haben Sie aber nicht nur der Kirche und der Gesellschaft einen Dienst erwiesen, sondern auch der akademischen Theologie", bekräftigte er. Lehmann erbringe mit seinem theologischen Denken den Nachweis, wie das intellektuelle Potenzial des Glaubens durch die Theologie freigesetzt werden kann, wenn sie wirklich bei ihrer "Sache" bleibe und sie in redlicher Auseinandersetzung mit den Herausforderungen der Zeit und kritischen Gegenstimmen reflektiere. Theologie, wie sie Karl Lehmann verstehe und praktiziere, erweise sich als kritische Diagnostikerin der Zeit und der Gesellschaft vor Gott, also unter dem Gesichtspunkt einer letzten Verantwortung und so als kritische Wegbegleiterin für Kirche und Gesellschaft, lobte Körner.  

Der Bischof von Graz-Seckau, Dr. Johann Weber, würdigte in einem Grußwort die Verdienste von Karl Lehmann als Mensch, Theologe und Bischof. Bischof Lehmann habe sich nicht nur in Stunden des Sonnenscheins, sondern auch des Sturmes als ein guter Hirte erwiesen. Als Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz mache er es wesentlich möglich – "und das sollte lauter gesagt und aufmerksamer in der ganzen Weltkirche vernommen werden" – dass ein Übermaß an materieller und geistiger Hilfe über alle Kontinente von Deutschland aus geleistet werde. Doch das sei weit mehr als eine freundliche Anstrengung einer Wohltätigkeitsorganisation, fügte Weber hinzu. Handfeste Hilfe und Feuer des Geistes könnten in der Kirche nie getrennt werden, betonte er. Aber er vertraue darauf, dass viele Menschen, die kaum oder gar keinen Zugang zu dieser konkreten Kirche finden, doch von diesem Feuer der Liebe, der Solidarität, der Barmherzigkeit, der Heilung angezündet würden. Von diesem Feuer sei auch der Theologe Karl Lehmann entflammt und ein "Bischof des brennenden Herzens" geworden.  

In seiner Ansprache dankte Bischof Lehmann sehr herzlich allen, die an der Vorbereitung und Verleihung des Ehrendoktors der Theologie an ihn beteiligt waren, besonders auch Bischof Weber als Ehrensenator der Universität. Mit ihm sei er seit fast 30 Jahren seit der Weltbischofssynode im Jahre 1971 eng und freundschaftlich verbunden. Lehmann, damals Professor in Mainz, hatte als theologischer Berater von Kardinal Julius Döpfner an der Synode teilgenommen. Nun dankte er Bischof Weber für manche Hilfe und Unterstützung, die er ihm in seinem langen Wirken als Bischof von Graz und als Vorsitzender der Österreichischen Bischofskonferenz geschenkt habe. 

Im Mittelpunkt seiner Ansprache stellte Bischof Lehmann die Bedeutung der wissenschaftlichen Theologie für die Kirche selbst, für die Gesellschaft insgesamt wie auch für die staatlichen Universitäten. Er verwies auf den Status der Theologischen Fakultäten in Deutschland und Österreich, der in hochrangigen staatskirchenrechtlichen Verträgen verbürgt sei. Dieser Status bedürfe jedoch von allen Seiten der stetigen Pflege und einer großen Sensibilität, sonst werde er rasch labil, für Konflikte anfällig und sei dann durch seine differenzierte Komplexität das Terrain unbeendbarer Auseinandersetzungen, warnte Lehmann. Dann könne es leicht zu Forderungen kommen, man müsse ein solches System außer Kraft setzen, entweder durch einen Exodus der theologischen Bildung aus den staatlichen Universitäten oder durch eine solche Emanzipation der Theologie von der Kirche, dass sie nur noch als säkulare Wissenschaft im Kanon anderer Universitätsdisziplinen erscheine. Dann wäre sie jedoch bestenfalls Religionswissenschaft und keine Theologie mehr, stellte er klar.  

Bischof Lehmann wies darauf hin, dass Glaube, Kirche und Theologie von manchen Tendenzen in der modernen Gesellschaft vielfach in ihrer Existenz bestritten würden. Die Theologie habe hier die Funktion, die Vernünftigkeit, Universalität und Unentbehrlichkeit des christlichen Glaubens überzeugend darzulegen. Allerdings könne sie dabei nicht immer den Wahrheitsanspruch des Evangeliums bei den Fragestellern einlösen. Es sei darum schon viel gewonnen, wenn die Theologie die "Nützlichkeit" der wissenschaftlichen Reflexion über Glaube und Kirche erweisen könne. "Auch die moderne Gesellschaft kann mindestens erkennen, dass die Theologie bei der Aufklärung über sich selbst, ihre Herkunft und – bei der Bewältigung ihrer Lebens- und Gestaltungsprobleme – ihre Gegenwart und Zukunft ‚nützlich‘ sein kann."  

Vor dem Hintergrund der Geschichte müsse die Theologie offensiv zeigen, was sie zur Bewältigung heutiger Lebensprobleme des Einzelnen und der Gesellschaft leisten kann. Sie habe die Aufgabe, die Frage nach dem Woher und Wohin, dem Ganzen und dem Sinn von Welt und Geschichte in einer Zeit zunehmender Pluralisierung und Spezialisierung offenzuhalten und so auch die Spur für einen Zugang zu Gott frei zu halten. Lehmann schloss mit der Mahnung: "Theologie und Lehramt werden eines Tages nicht daran gemessen, wie viel Konfliktpotenzial sie in dieser Zeit angehäuft haben, sondern ob sie gemeinsam dem Schwund von Religion und Glaube in unseren Gesellschaften wirksam und überzeugend begegnet sind und den Menschen eine neue Bewährung des Glaubens angesichts unserer heutigen Lebensprobleme geschenkt haben."

Sk (MBN)

 

Finanzminister Mittler zum Vorsitzenden des Dombauvereins Worms gewählt 

Kuratorium des Dombauvereins Worms trat zur konstituierenden Sitzung zusammen 

Worms. Das Kuratorium des Dombauvereins Worms e.V. hat bei seiner konstituierenden Sitzung am Dienstagabend, 18. April, den Finanzminister des Landes Rheinland-Pfalz, Gernot Mittler, zum Vorsitzenden gewählt. Ebenso einstimmig wählten die rund 30 Mitglieder des Gremiums bei ihrer ersten Sitzung im St. Liobahaus in Worms den Oberbürgermeister der Stadt, Gernot Fischer, zum stellvertretenden Vorsitzenden. 

Aufgabe des Kuratoriums ist es, den am 8. Dezember 1999 gegründeten Dombauverein zu unterstützen, seine Aktivitäten zum Erhalt dieses bedeutenden Bauwerks zu fördern und seine Anliegen zu verbreiten. Dem Kuratorium gehören satzungsgemäß der Bischof von Mainz und der Oberbürgermeister der Stadt Worms sowie weitere Vertreter/innen des öffentlichen Lebens vor allem aus den Bereichen Wirtschaft, Politik, Medien, Kultur und Kirche an. Bischof Dr. Karl Lehmann betonte bei der Begrüßung, er sei über die begeisterte Zustimmung derer, die in das Kuratorium berufen wurden, sehr erfreut gewesen. Wie der Vorsitzende des Vereins, Heinz Friedrich Mauer, mitteilte, hatten von den 35 angeschriebenen Persönlichkeiten 32 spontan die Einladung angenommen. Einige konnten jedoch wegen anderer Verpflichtungen an dieser ersten Sitzung nicht teilnehmen – unter ihnen Sozialminister Florian Gerster, ZDF-Intendant Dr. Dieter Stolte, der Paris-Korrespondent des SWR, Peter Stephan, und die ZDF-Journalistin Petra Gerster – werden aber künftig zur Verfügung stehen. 

Bischof Lehmann bekräftigte die Bedeutung des Domes St. Peter als steinernen Zeugen einer großen Geschichte und verwies auf weitere Baudenkmäler aus romanischer Zeit in Worms, auch des Judentums, und bekannte: "Wir stehen ja auf den Schultern des Volkes Israel." Es gebe nur wenige Bistümer in Deutschland, die eine ältere Geschichte dokumentieren könnten als das frühere Bistum Worms, dessen Zeugnisse bis ins 5. Jahrhundert zurückreichen. Mauer berichtete über Pläne, die Dome von Mainz und Worms wie den Speyerer Dom als Weltkulturerbe anerkennen zu lassen. Dazu sei Ende Mai ein Treffen in Worms geplant.

Mauer stellte an erster Stelle die notwendige Restaurierung des barocken, von Balthasar Neumann entworfenen Hochaltars und des ebenfalls aus dem 18. Jahrhundert stammenden kostbaren Chorgestühls heraus. Dompropst Engelbert Prieß und sein Amtsvorgänger Eckehart Wolff verwiesen besonders auf die Dringlichkeit der Reparaturen an der Westgalerie, da hier die Steinschäden besonders gravierend seien. Der Ltd. Baudirektor des Bistums Mainz, Dr. Ing. Manfred Stollenwerk, machte den Kuratoriumsmitgliedern die Schäden am Dom im Rahmen eines Dia-Vortrags noch einmal anschaulich. Er zeigte auf, wie durch sauren Regen, Frost, Wind, Bodenfeuchtigkeit und Moosbefall, aber auch durch nicht materialgerechte frühere Reparaturen viele Steine und Figuren in Mitleidenschaft gezogen wurden. Es gelte, den Anfängen der Schäden Einhalt zu gebieten, unterstrich er. 

Minister Mittler erklärte, er sehe es als Aufgabe des Kuratoriums, für bestimmte überschaubare Einzelprojekte der Domrestaurierung zu werben, ohne dabei das Ganze aus dem Auge zu verlieren. Spender und Sponsoren müssten möglichst konkret darüber informiert werden, wofür die Mittel gebraucht werden und dürften nicht das Gefühl haben, das Geld fließe in einen großen, anonymen Topf. Schätzungen zufolge müssen, wie der Vorsitzende des Dombauvereins, Mauer, berichtete, in den nächsten Jahren mindestens DM 25 Millionen für die Restaurierung des Wormser Domes aufgebracht werden. Mittler kündigte an, dass die nächste Sitzung des Kuratoriums im Herbst dieses Jahres stattfinden soll.

Sk (MBN)

 

Dieter Best Diözesanpräses der Bläserchöre gestorben 

Generalvikar würdigte Verdienste des Verstorbenen um die Seelsorge und die Kirchenmusik 

Offenbach/Mainz. Der langjährige Diözesanpräses der Bläserchöre im Bistum Mainz, Pfarrer i.R. Dieter Best, ist am Ostersonntag nach schwerer Krankheit im Alter von 66 Jahren in Offenbach gestorben. Nach dem frühen Ausscheiden aus der Gemeindeseelsorge aus gesundheitlichen Gründen hatte Best seine ganze Kraft in die Führung und spirituelle Begleitung des Diözesanverbandes der Bläserchöre gewidmet. Dem Verband, den es in dieser Form nur im Bistum Mainz gibt, gehören 72 Vereine mit über 3000 aktiven Musikern an.  

Dieter Best wurde am 7. Juni 1933 in Offenbach/Main geboren. Nach Abschluss seines Theologiestudiums wurde er am 30. Juni 1961 durch Weihbischof Josef Maria Reuss in Mainz zum Priester geweiht. Nach seiner Kaplanszeit wurde er 1965 Pfarrverwalter und 1967 Pfarrer in Armsheim/Rheinhessen. Später kamen die Pfarreien Wörrstadt und Spiesheim sowie Undenheim hinzu. Der Generalvikar des Bistums Mainz schrieb dazu in einem Nachruf: "Mit ganzem Eifer hat Best sich den Aufgaben der Seelsorge gestellt. Er hat sich nicht geschont und sich nicht zurückgezogen, wo Aufgaben auf ihn warteten." In Anerkennung dieses Engagements wurde er 1973 Dekan des Dekanates Gau-Bickelheim. 

In der Begleitung der Bläserchöre gelang es Pfarrer Best immer wieder, auch junge Menschen für die Kirchenmusik zu begeistern. Beim Diözesantag der Bläserchöre im Jahre 1998 – 50 Jahre nach Gründung des Verbandes – konnte Geistlicher Rat Dieter Best auf eine sehr erfolgreiche Tätigkeit in der Nachfolge des Gründungspräses Monsignore Heino Schneider zurückschauen.  

Generalvikar Guballa würdigte in seinem Nachruf auch die Sensibilität für fremdes Leid, die Pfarrer Best durch seine eigene schwere Behinderung, die ihm auferlegt war, zur Verfügung stand. "Das eigene Leid hat ihn offen sein lassen für die Leiden der Menschen. Die Weggemeinschaft mit Kranken und Leidenden fand ihren Ausdruck auch durch die jahrelange seelsorgerliche Begleitung der Krankenpilgerzüge nach Lourdes", betonte der Generalvikar. 1998 war Pfarrer Best nach Offenbach übergesiedelt, um im Caritas-Alten- und Pflegeheim St. Elisabeth seinen Ruhestand zu verbringen. 

Das Requiem für den Verstorbenen fand am Freitag, 28. April, in der Pfarrkirche St. Pankratius in Offenbach-Bürgel statt. Anschließend wurde der Verstorbene auf dem Friedhof in Bürgel beigesetzt.

Sk (MBN)