Mainzer Bistumsnachrichten Nr. 23

4. Juli 2002

Datum:
Do. 4. Juli 2002
Von:
MBN

Bischöfliche Pressestelle Mainz, Leiter: Jürgen Strickstrock, Bischofsplatz 2, 55116 Mainz 
Postanschrift: Postfach 1560, 55005 Mainz, Tel. 06131/253-128 oder 129, Fax 06131/253-402. E-Mail: pressestelle@bistum-mainz.de

Berichte 

  • Weihbischof Rolly feierte 30. Jahrestag seiner Bischofsweihe 
  • Gebäudereiniger-Innung unterstützt Dombauverein 
  • „Im Bemühen um gerechte Weltordnung nicht nachlassen" 
  • Lehmann: Embryo ist von Anfang an Mensch 
  • „Eine Welt im Kleinen, in der Hoffnung lebt"

Personalien 

  • Frank Flegel Leiter der Bischöflichen Kanzlei 
  • Für Taufenbach ist Schulreform „Aufbruch von innen"

Neuerscheinungen 

  • Auf den Spuren der frühen Mainzer Bischöfe
Berichte 

Weihbischof Rolly feierte 30. Jahrestag seiner Bischofsweihe 

Lehmann dankte dem „Mann des Konzils" für den Dienst in Bistum und Bischofskonferenz 

Mainz. Der Mainzer Domdekan, Weihbischof Wolfgang Rolly (74), hat am Dienstag, 2. Juli, den 30. Jahrestag seiner Bischofsweihe mit einem Dankgottesdienst in der Ostkrypta des Domes gefeiert. Rolly verwies bei der Begrüßung auf das Fest Mariä Heimsuchung an diesem Tag und hieß die Mitglieder des Domkapitels und des Domstiftes sowie die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Dezernate Weiterbildung und Pastorale Räte besonders willkommen. „Wir haben Gott zu danken für diese Weggemeinschaft", erklärte er.

Kardinal Karl Lehmann würdigte in der Predigt die Verdienste des Weihbischofs sowohl für das Bistum Mainz als auch für die Deutsche Bischofskonferenz. „Weihbischof Rolly war vor 30 Jahren bereit, sich rufen zu lassen und in diesen Ruf Gottes hineinzuhören." Tagtäglich habe er diesen oft verborgenen Dienst geleistet, zu dem zahllose Gemeindebesuche, Gespräche und sakramentale Handlungen gehörten.

Das Bistum habe Weihbischof Rolly vor allem für seinen Dienst als Domdekan zu danken, seine tägliche Sorge für den mehr als 1000 Jahre alten Dom St. Martin, seine Sorge für die Gottesdienste und die Verkündigung. Rolly habe auch das Wagnis auf sich genommen, die große Aufgabe der Domrenovierung in Angriff zu nehmen. In den über 30 Jahren seines bischöflichen Dienstes habe Rolly vor allem zwei wichtigen Aufgabenfeldern sein Augenmerk geschenkt, die nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil herausgehoben wurden: den Pastoralen Räten und der Weiterbildung.

Rolly sei „durch und durch ein Mann des Konzils", unterstrich Lehmann. Er habe dies als eine „heilige Pflicht" betrachtet in der Förderung der Pastoralen Räte und in der Aus- und Weiterbildung der haupt- und ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Der Weihbischof habe einen besonderen Anteil an der Entwicklung der Räte gehabt und die Weiterbildung vorangetrieben. Das Bildungszentrum und die Akademie Erbacher Hof in Mainz, das Bildungshaus des Klosters Jakobsberg in Ockenheim und die Sozialakademie „Haus am Maiberg" in Heppenheim/Bergstraße seien wichtige Stationen dieser Arbeit.

Auch in vielen anderen Feldern der Pastoral sei Rolly immer präsent gewesen. Lehmann hob besonders hervor, dass der Weihbischof Kardinal Hermann Volk in den letzten Jahren seiner Amtszeit begleitet und ihm viele Verpflichtungen selbstlos abgenommen habe. Er habe Gott zu danken, fügte Lehmann hinzu, dass Weihbischof Rolly die 30 Jahre seines bischöflichen Dienstes ohne größere Schwierigkeiten so gut geglückt seien. „Das ist heute gar nicht so selbstverständlich", merkte er an, auch nicht, dass Rolly diesen Weg in Treue gehen konnte und immer wieder Anerkennung fand.

Als Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz dankte Kardinal Lehmann dem Weihbischof auch für seine Mitarbeit in diesem Bereich. Besonders auf drei Gebieten habe Rolly unermüdlich gewirkt. In den schwierigsten Jahren der Neuordnung der Jugendpastoral habe sich Rolly für das Amt des Jugendbischofs zur Verfügung gestellt. Jugendpastoral sei immer ein „Herzensanliegen" für den Weihbischof gewesen, schon aus seiner Zeit als Religionslehrer und Geistlicher Beirat im Mädchenbund „Heliand" wie auch seiner Verwurzelung in der kirchlichen Jugendbewegung. Sein Engagement sei dem „Jugendbischof" nicht immer gedankt worden, da er vielfach für etwas gerade stehen musste, das er nicht zu verantworten hatte.

Schon seit langem sei Rolly Mitglied in der Publizistischen Kommission der Deutschen Bischofskonferenz, in der wichtige Entscheidungen für das Wirken der Kirche fallen, unterstrich Lehmann. Darüber hinaus habe der Weihbischof unermüdlich in den Kommissionen für Bildung, Schule und Erziehung mitgearbeitet und jahrzehntelang den Vorsitz in einer Arbeitsgruppe zu Unterrichtsmaterialien für den Religionsunterricht inne gehabt. Es sei ein arbeitsintensiver Dienst, Religionsbücher daraufhin durchzusehen, ob sie geeignet seien, die Frohe Botschaft jungen Menschen zu vermitteln.

Unter Hinweis auf das Fest Mariä Heimsuchung hob Kardinal Lehmann hervor, dass für Weihbischof Rolly die Idee der Begegnung immer eine zentrale Rolle gespielt hat. Er wollte, wie Lehmann erläuterte, Einsicht vermitteln, Verständnis wecken. Immer wieder habe er darum gekämpft, bei Konflikten einen gemeinsamen Weg zu finden. Dabei habe ihn bei aller Offenheit eine klare Entschiedenheit ausgezeichnet. Beim Aufbau der Pastoralen Räte und im Bereich der Weiterbildung, für die Rolly als Bischofsvikar verantwortlich war, habe er die Selbständigkeit und das eigene Denken der Menschen immer berücksichtigt und gefördert. Das habe zu seinem Verständnis von mitmenschlicher Begegnung gehört.

Lehmann schloss in seine Laudatio auch die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Weihbischofs ein, zum Beispiel seine Assistenten und Sekretärinnen, die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Räte und der Weiterbildung. Rolly selbst dankte in seinem Schlusswort für die musikalische Gestaltung dieses Gottesdienstes: Domkapellmeister Mathias Breitschaft und Mitgliedern des Domchores, Domkantor Andreas Bollendorf und Domorganist Albert Schönberger. Insbesondere dankte er Kardinal Lehmann für seine Predigt, den Mitgliedern des Domkapitels und des Domstiftes und seinen Assistenten (Günther Gremp, Franzrudolf Kordel, Klaus Forster, Michael Wagner-Erlekam, Thomas Klumb und Johannes Brantzen). Letztere seien für ihn „Säulen im Alltag" gewesen. Pfarrer Forster, 1993 zum Priester geweiht, war Konzelebrant der Eucharistiefeier. Diakon Kordel assistierte. Zu den Mitfeiernden gehörten auch Repräsentanten der Pastoralen Räte aus verschiedenen Amtszeiten, unter ihnen Hannelore Hage, Dr. Wilhelm Westenberger, Heinz F. Benner, Wilhelm Schulze, Pfarrer Bardo Haus und Dekan Johannes Groß.

Sk (MBN)

 

Gebäudereiniger-Innung unterstützt Dombauverein 

Mainz. Ihre Verbundenheit mit der Stadt Mainz und dem Mainzer Dom als Wahrzeichen der Stadt hat die Gebäudereiniger-Innung Rheinhessen durch eine Spende an den Dombauverein Mainz zum Ausdruck gebracht. Innungsobermeister Bernhard Geitel und sein Stellvertreter Wolf-Rüdiger Michel haben am Freitag, 28. Juni, auf dem Leichhof einen Scheck über 4.000 Euro an den Vorsitzenden des Dombauvereins, Anton Issel, und Geschäftsführer Hans-Josef Wucher, überreicht. Die Innung umfasst insgesamt 21 kleinere bis mittelständische Betriebe. Geitel unterstrich, dass durch die Spende beispielhaft auch das Engagement ihres Handwerks im Bereich Fassadenreinigung und Gebäudesanierung sichtbar werde.

Sk (MBN)

 

„Im Bemühen um gerechte Weltordnung nicht nachlassen" 

Kardinal Lehmann traf mit Missionaren und Schwestern auf Heimaturlaub zusammen 

Mainz. Zwölf aus dem Bistum Mainz stammende Missionare und Missionsschwestern aus vier Kontinenten trafen am Donnerstagabend, 27. Juni, im Erbacher Hof in Mainz mit ihrem Bischof, Kardinal Karl Lehmann, zusammen, um über ihre Erfahrungen und die Situation in ihren Einsatzländern zu berichten. An dem Treffen nahmen auch der Leiter des Seelsorgeamtes, Domkapitular Heinz Heckwolf und der Leiter des Referates Weltkirche, Missionsdirektor Udo Mechlinski und sein Vorgänger in diesem Amt, Prälat Hermann Mayer, und Abteilungsleiter Johannes Smykalla teil.

Der in Paraguay tätige Oblatenpater Miguel Fritz OMI berichtete über den 4. Lateinamerikanischen Kongress der Indigena-Theologie. Dieser alle vier Jahre stattfindende Kongress wurde kürzlich in Asuncion, der Hauptstadt Paraguays durchgeführt. Die Indigena-Theologie, die an der Kultur der Eingeborenen-Völker anknüpft, habe die Theologie der Befreiung weithin abgelöst und vertieft, betonte Fritz. Der besondere Einsatz für die Ureinwohner in den jeweiligen Ländern wurde auch in den Berichten der übrigen Missionare und Missionarinnen, die ihren Heimaturlaub im Bistum Mainz verbringen, deutlich.

Fritz begleitet nicht nur als Priester insgesamt 25 weit auseinander liegende Gemeinden, sondern ist auch als Völkerkundler, Sprachforscher und Übersetzer aktiv. Er lehrt die Nationalsprachen Spanisch und die Eingeborenensprache Guarani. Sein besonderes Engagement gilt der Eingeborenensprache Nivaclé, die im Gebiet seiner Pfarrei besonders verbreitet ist. Dabei arbeitet er mit dem Mainzer Völkerkundler Prof. Dr. Wolf Lustig zusammen und ist an einem Nivaclé-Wörterbuch auf CD beteiligt. In Paraguay gehören etwa 100.000 Menschen unter insgesamt sechs Millionen Einwohnern zu einem der 17 Eingeborenenvölker. Von der Mehrheit der Bevölkerung werde verächtlich auf sie herabgesehen. Aber es sei schon ein Erfolg, dass mittlerweile die Namen der 17 Völker überall im Land geläufig seien.

Brasilien war durch drei Missionare vertreten. Der Franziskaner P. Walter Schreiber OFM ist seit 22 Jahren in Fortaleza im Nordosten Brasiliens tätig. Er ist für die Ausbildung des Ordensnachwuchses zuständig – zurzeit zwölf junge Männer in drei Gemeinschaften – und bemüht sich, „die Option für die Armen" aufrecht zu erhalten. Wie in anderen Regionen sind in seiner Gemeinde mit 8.000 Einwohnern die pfingstkirchlichen Gruppen stark vertreten. Seine besondere Sorge gilt u.a. den jungen Indigenas, die als „Stadtflüchtlinge" ihre traditionelle Sprache nicht mehr kennen.

Alfons Blumenfeld wirkt seit 30 Jahren im Norden Brasiliens am Amazonas. Er war zwischenzeitlich zehn Jahre Regens im Priesterseminar, ist dann aber in seine ursprüngliche Pfarrei zurückgekehrt. Er unterstützt einen einheimischen Pfarrer, der früher einmal sein Schüler war. Jeder hat 50 Gemeinden zu besuchen. Ein eucharistischer Kongress habe jetzt einen neuen geistlichen Aufbruch bewirkt. Blumenfeld verwies darauf, dass elf Millionen Brasilianer Hunger leiden und 40 Millionen an der Armutsgrenze leben.

Günter Lendbradl, ebenfalls „Brasilianer", ist seit 35 Jahren in Rondonopolis/Moto Grosso tätig. Er berichtete, dass in den vergangenen Jahrzehnten intensive Landwirtschaft (Baumwolle, Soja), Rinderzucht aber auch modernste Technologie Einzug in die ehemals leere Region gefunden habe. Neben Wohlstand gebe es viel Armut. Besonders bedrückend sei die Gewalt. Einmal im Monat besuche er ein Gefängnis mit vielen jugendlichen Straftätern, die überwiegend wegen Raubüberfällen und Drogendelikten inhaftiert seien. Große Hoffnung gebe es zur Zeit durch ein von einer charismatischen Frau initiiertes Obdachlosenprojekt. Schwester Maria Weis, eine Weiße Schwester, arbeitete 21 Jahre in Burkina Faso, jetzt seit neun Jahren in Mali. Hier bilden die Christen mit nur zwei Prozent der Bevölkerung gegenüber 80 Prozent Muslimen eine verschwindende Minderheit. In der Pastoral- und Sozialarbeit gehe es ihr darum, die Situation der meist unterdrückten Frauen zu verbessern. Eine weitere Weiße Schwester, Hildegard Nagel, arbeitet seit 1964 in Zambia, dem früheren Nordrhodesien. Schwester Hildegard arbeitet, wie sie berichtete, mit 130 ehrenamtlichen Frauen in 25 Basisgemeinden zusammen. Sie hat regelmäßig 350 Patienten zu besuchen. „Ich sehe den Tod mit neuen Augen, auch das Leben, und fühle mich durch diese Arbeit selbst im Glauben gestärkt", bekannte sie. Bedrückend ist für sie die große Zahl der Aidskranken. Jeder Fünfte sei aidsinfiziert. „Es gibt kaum eine Familie, die nicht betroffen ist", unterstrich sie. 80 Prozent der Bevölkerung lebten unterhalb der Armutsgrenze. Aber durch die Begleitung der Kranken gelinge es, dass die meisten „in Frieden sterben". Für die Zurückbleibenden sei es ein Anstoß, „positiv mit ihren Möglichkeiten umzugehen".

Die Maria Ward-Schwester Emma Kühner lebt seit 1965 in Zimbabwe (Rhodesien). Sie ist Krankenschwester in einer Schule ihres Ordens, der im Land fünf ordenseigene Häuser hat. Der Zulauf zur Schule ist riesig. Allein in diesem Jahr kamen über 800 Kinder zur Aufnahme in die Primarschule. Ein neues Kinderheim war auf 40 Plätze eingerichtet. Jetzt seien schon 60 Kinder darin, unter ihnen die meisten Aidswaisen. Für die vielen Straßenkinder bieten die Schwestern Essen im Haus an. Eine besondere Berufung als Missionare haben die Eheleute Valentin und Rita Schmitt, die auf einer Missionsstation in Tansania arbeiten. Valentin Schmitt hatte als Entwicklungshelfer hier in den 60-er Jahren ein Lepra-Dorf der Benediktiner aufgebaut. Der gelernte Zimmermann, der als Entwicklungshelfer auch schon in Lateinamerika gearbeitet hat, ging vor einigen Jahren mit dem Eintritt in den Vorruhestand mit 58 Jahren freiwillig zurück nach Tansania, zusammen mit seiner Frau, die Krankenschwester ist, aber nicht als Krankenschwester im Land arbeiten darf. Deshalb hat sie andere Arbeiten im Krankenhaus übernommen, das mit 450 Patienten bei 300 Betten ständig überbelegt ist. Hinzu kommen, wie sie berichtete, täglich 600 bis 800 Patienten in die Ambulanz.

Valentin Schmitt betätigt sich vor allem in der Lehrlingsausbildung. „Tansania ist unsere zweite Heimat", betonte Frau Schmitt und erzählte, dass auch einer ihrer drei Söhne für drei Jahre Wehrersatzdienst in Tansania ableistete. Jetzt will das Ehepaar allerdings aus familiären und gesundheitlichen Gründen in Deutschland bleiben. "Höchstens nochmals zur Aushilfe, wenn Not am Mann ist, fliegen wir nochmals rüber", fügte Valentin Schmitt hinzu. Mechlinski sagte dazu: „Das Ehepaar Schmitt aus Lorsch gehörte zu den Ehrenamtlichen, die hier in unseren Pfarrgemeinden segensreich arbeiten und das Licht der Missionsarbeit am Brennen halten." Diese Unterstützung wünscht sich auch der Pallottiner P. Lorenz Wendelin, der seit 43 Jahren in Australien tätig ist. Der Orden unterhalte in Derby eine Schule mit 240 Kindern, von denen 60 Prozent katholisch seien, aber viele ihren Glauben nicht praktizierten.

Domkapitular Heckwolf berichtete, dass er zusammen mit Mechlinski und Smykalla vierteljährlich die eingehenden Anträge aus der Mission berät. „So kommt Weltkirche zu uns", unterstrich er. Mechlinski regte an, über alternative Formen der Begegnung beim Heimaturlaub der Missionare nachzudenken. Er sei für Vorschläge offen. „Wir leben von Ihren Informationen", betonte er. Dies bekräftigte Kardinal Lehmann in seinem Schlusswort. „Wir sind dankbar, dass Brüder und Schwestern im Elend an vorderster Front tätig sind." Dies nehme dem Bistum nicht die Verantwortung, aber gebe den Mut, über den Kirchturm zu schauen. „Ihre Besuche sind eine große Ermutigung für mich", bekräftigte der Bischof und bat die Missionare und Schwestern, in ihrem Bemühen um eine gerechte Weltordnung nicht nachzulassen.

Sk (MBN)

 

Lehmann: Embryo ist von Anfang an Mensch 

Kardinal dankte Ärzten für ihr Ringen um Gesundheit und Leben von Kindern 

Mainz. Der Bischof von Mainz und Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Karl Lehmann, hat die Auffassung bekräftigt, dass der menschliche Embryo von Anfang an Mensch ist und in seiner Personenwürde geschützt werden muss. Bei der 28. Jahrestagung der Gesellschaft für Neonatologie und Pädiatrische Intensivmedizin in der Rheingoldhalle in Mainz unterstrich Lehmann am Freitag, 28. Juni, mit dem Abschluss der Fertilisation sei ein individuelles humanes Genom und damit ein menschlicher Embryo entstanden.

Die Zygote besitze bereits einen humanspezifischen Genbestand, aus dem sich unter entsprechenden Bedingungen ein vollständiges menschliches Individuum entwickeln könne, erläuterte der Kardinal. Die mögliche Entstehung von eineiigen Zwillingen stehe nicht im Widerspruch zu diesem Verständnis von Individuum und Person, betonte Lehmann. Allerdings räumte er ein, dass die Frage nach dem Beginn des individuellen menschlichen Lebens gerade im Blick auf die totipotenten Zellen in der Frühphase der embryonalen Entwicklung und die Mehrlingsbildung noch weiterer Klärung bedürfe, „nicht zuletzt im Blick auf die von uns verwendete Sprache".

Lehmann verwies auf Erklärungen des II. Vatikanischen Konzils, das gefordert hatte, das menschliche Leben von der Empfängnis an mit höchster Sorgfalt zu schützen. Im Anschluss daran habe die „Charta der Familienrechte" von 1983 formuliert: „Menschliches Leben muss vom Augenblick der Empfängnis an absolut geachtet und geschützt werden." Der Bischof widersprach Vorstellungen des neuzeitlichen Denkens, wonach das Personsein vom Bewusstsein abhängig gemacht wird. Es sei ganz offenkundig, dass das moderne Denken sich scheue, den Personbegriff auf Embryonen und ungeborene Kinder anzuwenden. Mit einer konstanten Argumentation werde dabei auf das Fehlen des Bewusstseins, der reziproken Anerkennung und der Empfindungsfähigkeit verwiesen. Demgegenüber stellte er klar, dass Personsein gerade eine ursprüngliche Fähigkeit zur Selbstbestimmung voraussetzt, also nicht erst durch diese konstituiert werden könne. Sonst würde die Person zum Produkt der menschlichen Gesellschaft. Sie sei jedoch als schützenswert vorgegeben.

Die Menschenwürde sie keineswegs nur eine Leerformel, unterstrich Lehmann. Es sei hilfreich, wenn sowohl der Begriff der Person als auch der Menschenwürde von ihrer praktischen Aufgabe her gesehen werden. Damit werde auch der konkrete Menschenrechtsgedanke gestützt. „Das große Recht des Menschen, der ursprüngliche Schutz, besteht darin, dass dem Embryo als Menschen nicht schon die Eintrittskarte in die Welt und die Menschheitsfamilie verwehrt wird." Dies wäre gerade bei der Ohnmacht des Ungeborenen, die seine Menschenwürde nicht aufhebt, sondern noch mehr zur Beachtung aufgibt, eine ganz und gar unerlaubte Verletzung der fundamentalen Menschenrechte.

Zugleich verwies Lehmann darauf, dass bei aller Eigenentwicklung, die auch durch die schon frühe Selbststeuerung des Embryos in der Entwicklung ihren Ausdruck finde, die Aufnahme in den Mutterschoß ein entscheidendes Ereignis sei, „das für die Zukunft erst weiteres Leben ermöglicht". Diese Abhängigkeit von der Mutter dürfe aber nicht verdecken, dass der Embryo bereits ein individuelles menschliches Lebewesen ist, das ein eigenes Recht auf seine Existenz hat und darum auch Achtung vor ihm verlangt. „Wir wissen, wie einzigartig diese Zwei-Einheit von Mutter und Kind ist", betonte Lehmann, und warnte: „Es wäre darum auch falsch, wenn der Mensch nun selbst im Blick auf diese Entwicklung Zufall spielen möchte und sich in Verkennung der Rechte des Embryos verführen ließe, nicht zuletzt angesichts seiner Kleinheit und Abhängigkeit, über ihn zu verfügen. Dabei gehe es nicht um ein Verbot von Forschung überhaupt: „Im Gegenteil, sie offenbart ja erst in ungeahnter Weise das Wunder des Lebens. Aber es ist uns nicht erlaubt, verbrauchend und damit vernichtend über anderes menschliches Leben zu verfügen, auch und gerade, wenn es so winzig ist."

Zum Abschluss seines Vortrages dankte Kardinal Lehmann den in der Neugeborenen- und Kinderheilkunde tätigen Ärzten für ihr „oft staunenswertes Ringen um die Gesundheit und das Leben von Kindern". Dies werde gerade durch das Ringen im Zusammenhang der Geburt, aber auch Heil bringende Eingriffe im frühesten Kindesalter deutlich. In der Zuwendung zum kleinen Lebewesen Mensch, das noch schwach und ohnmächtig ist, besonders aber zum kranken Kind, erweise sich „konkret unsere Menschlichkeit". Diese Sorge sei auch ein Ausblick in die Zukunft, denn Kinder seien nicht nur im physischen Sinn nachfolgender Generationen eine Gewähr für das Fortleben und Überleben der Menschheit. Lehmann wandte sich dagegen, Behinderungen und Missbildungen an Kindern, die vielleicht unbemerkt bleiben oder übersehen werden, als „Schadensfall" einzustufen, der wie eine Vermögensminderung behandelt werde. Abschließend forderte der Kardinal mit allem Nachdruck, das Kindsein als eine eigene, unwiederbringliche Stufe in den Lebensaltern der Menschen zu sehen und zu respektieren.

An der Jahrestagung für Neonatologie und Pädiatrische Intensivmedizin nahmen rund 1500 Ärzte und Pfleger teil. Im Mittelpunkt des Kongresses standen Fragen der Entwicklung des zentralen Nervensystems sowie Herz- und Kreislauferkrankungen.

Sk (MBN)

 

„Eine Welt im Kleinen, in der Hoffnung lebt" 

Generalvikar Guballa weihte Pfarrzentrum in Bingen-Kempten ein 

Bingen. Der Generalvikar des Bistums Mainz, Dr. Werner Guballa, hat am Fest Peter und Paul, 29. Juni, das neue Pfarrzentrum der Pfarrgemeinde Heilige Dreikönige in Bingen-Kempten eingeweiht. Die so genannte Pfarrscheune, ein Gebäude aus dem Jahr 1780, wurde saniert, renoviert und durch einen Gemeindesaal erweitert. Die Kosten von insgesamt 600.000 Euro (incl. Außengestaltung und Inneneinrichtung) werden von Bistum und Pfarrei getragen.

Der Generalvikar verwies in seiner Predigt auf das Hochfest der Apostelfürsten Petrus und Paulus. Sie seien „Zeugen, auf denen unser Glaube aufbauen kann". Beim Hausbau sei auf ein gutes Fundament, einen tragfähigen Untergrund, einen guten Plan des Architekten, die richtige Berechung des Statikers und auf die Zuverlässigkeit der Handwerker zu achten. Beim Bau des Lebens sei darauf zu achten, dass Gott „das Fundament ist, auf dem unser Leben aufbauen kann".

Die alte Pfarrscheune in Bingen-Kempten sei nicht einfach dem Verfall überlassen und dem Abbruch preisgegeben worden, betonte Guballa. Vielmehr sei ihr Fundament geprüft und für tragfähig befunden worden. So konnte darauf eine „Scheune als Gemeindezentrum" errichtet werden. Die beiden räumlichen Brennpunkte der Pfarrei Heilige Dreikönige, Kirche und Pfarrscheune, seien ein besonderer Segen, stellte Guballa fest. Sie seien aufeinander bezogen und durch das Gemeindeleben miteinander verbunden. Es sei das Charakteristikum der christlichen Gemeinde, den Menschen mit seinem Leben zur Mitte zu führen und aus dieser Mitte die Vielfalt des Lebens zu entfalten.

Dafür sei nun mit dem neuen Gemeindezentrum ein Raum als Begegnungsstätte für Gruppen, die schon existieren, oder die sich noch bilden werden, gegeben. Dieses Zentrum habe das Gesicht der Gemeindemitglieder, denn diese seien eingefügt als „lebendige Steine". So sei die Pfarrscheune auch so etwas wie eine Visitenkarte dieser Kirchengemeinde im sozialen Gefüge der Gemeinde in Bingen-Kempten. Der Generalvikar dankte allen, die sich für das Projekt eingesetzt und mit Geduld vollendet haben. In dem neuen Haus sei Raum für Jugend und für Kinder, Raum zum Ausgelassensein und Feiern und sicher auch Raum, in dem Schweres miteinander durchgetragen werden könne. Auch die Ökumene sollte sich hier der Gemeinschaft erfreuen, wünschte der Generalvikar. Vorurteil solle kein Bleiberecht haben und Andersartigkeit solle Herausforderung zur Auseinandersetzung werden. Unterschiede zwischen den Menschen dürften das Miteinander nicht aufkündigen, sondern wollten gemeinsam bestanden werden. Ein solches Haus wie die Pfarrscheune sei eine „Welt im Kleinen, in der der Keim der Hoffnung lebt".

Bei der Einweihungsfeier im Anschluss an den Gottesdienst dankte Pfarrer Wolfram Schmidt allen, die zum Gelingen des Werkes beigetragen haben, insbesondere dem Architekten Bernhard Poganiuch, dem Pfarrgemeinderat und Verwaltungsrat sowie den freiwilligen Helfern, die beim Bau durch Arbeitsstunden am Bau zur Eigenleistung der Pfarrei beigetragen haben. Zur Idee des Baus erklärte Poganiuch, dass die historischen Gebäude in ihrer Struktur und Ausprägung Bestand haben und ablesbar bleiben sollten. Wie er darlegte, fügt sich das Gemeindehaus aus der alten Pfarrscheune, dem Innenhof und dem neuen Gemeindesaal mit 99 Plätzen zusammen. Neben dem Gemeindesaal enthält das Zentrum drei Gruppenräume und ein großzügiges Foyer, das durch Überdachung des früheren Innenhofs entstanden ist. Die frühere Gartenmauer biete die natürliche Außenwand für den Gemeindesaal, der mit einer Dachscheibe auf Stützen überdeckt wurde. „Pfarrscheune und Pfarrhaus wurde ein leicht wirkender Gartenpavillon gegenübergestellt, der wie die Innenhofüberdachung mittels eines Höhenvorsprunges und einer weiteren gläsernen Fuge von der Scheune abgesetzt ist", erklärte Poganiuch. Sanierung und Umbau wurden in zwei Bauabschnitten (1998/1999 und 2000/2001) bewerkstelligt.

Sk (MBN)

 

Personalien 

Frank Flegel Leiter der Bischöflichen Kanzlei 

Generalvikar Guballa führte den Diplom-Betriebswirt in sein neues Amt ein 

Mainz. Frank Flegel (36) ist seit 1. Juli neuer Leiter der Bischöflichen Kanzlei in Mainz. Kanzleidirektor Gerold Jouaux war (wie berichtet) zum Monatsende Juni in den Ruhestand gegangen. Flegel leitete bisher im Bischöflichen Ordinariat die Stabstelle Beschaffung. Am Montag, 1. Juli, wurde er durch Generalvikar Dr. Werner Guballa im Rahmen eines kleinen Empfangs offiziell in sein neues Amt eingeführt.

Der Generalvikar begrüßte die Dezernenten, weitere Vertreter der Dezernate und Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Zentraldezernates. Er wies auf die Bedeutung der Kanzlei für das Bischöfliche Ordinariat und das Bistum hin. Sie sei Nahtstelle im Kontakt zu Pfarreien und Einrichtungen des Bistums und unverzichtbar für die Koordination vieler Abläufe im Bischöflichen Ordinariat. Wie der Generalvikar unterstrich, gehören die Registratur, die Beurkundungen und die Organisation der technischen Dienste ebenso zum Aufgabenbereich der Kanzlei wie das Beschaffungswesen.

Frank Flegel wurde 1966 in Mainz geboren. Der Diplom-Betriebswirt (FH) trat im Jahr 1999 in den Dienst des Bistums Mainz. Zuvor war er (seit 1996) im Gerätehauptdepot der Bundeswehr in Lorch/Rheingau Leiter der Abteilung Betriebsorganisation/Controlling im Dienstgrad Hauptmann.

Sk (MBN)

 

Für Taufenbach ist Schulreform „Aufbruch von innen" 

Rektor der Martinus-Grund- und Hauptschule in den Ruhestand verabschiedet 

Mainz. Der langjährige Leiter der Martinus-Grund- und Hauptschule Weißliliengasse in Mainz, Rektor Felix Taufenbach, wurde am Montag, 1. Juli, in den Ruhestand verabschiedet. Taufenbach leitete die 1970 gegründete Schule seit 1973. In einem Festgottesdienst im Dom dankte der Bischof von Mainz, Kardinal Karl Lehmann, dem scheidenden Rektor für seinen jahrzehntelangen Dienst. „Sie haben so viele Jahre der Schule die Treue gehalten. Wir haben Grund zur Freude und zum Danken", sagte Lehmann.

In seiner Predigt sprach der Kardinal vor allem die Schülerinnen und Schüler an und erklärte ihnen, dass sie keinen besseren Begleiter für ihr Leben haben können als Jesus selbst, der gesagt hat: „Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben, das Tor, durch das ihr eintretet." Dies war zugleich das Leitwort für diesen von Schülerinnen und Schülern mit gestalteten Gottesdienst, bei dem als Konzelebranten der frühere Dezernent für Schulen und Hochschulen, Domkapitular Prälat Ernst Kalb und Pfarrer Stefan Schäfer mitwirkten.

In der anschließenden Feierstunde im Erbacher Hof würdigten Regierungsschuldirektorin Karin Bärenwald, Trier, im Namen der Landesregierung und die Dezernentin für Schulen und Hochschulen, Ordinariatsdirektorin Dr. Gertrud Pollak, im Namen des Bistums Mainz als Schulträger die Verdienste Taufenbachs. Bärenwald überreichte die Dankurkunde der Ministerin für Bildung, Frauen und Jugend, Doris Ahnen, und überbrachte auch den Dank des Präsidenten der Aufsichts- und Dienstleistungsdirektion (ADD) in Trier, Dr. Josef Peter Mertes, und des Referatsleiters für Grund- und Hauptschulen, Ltd. Regierungsschuldirektor Klaus Bauer.

Bärenwald erinnerte an die Schullaufbahn des geborenen Niederlahnsteiners, der seine Ausbildung 1960 mit der Ersten und 1964 mit der Zweiten Lehrerprüfung abschloss. „Ihr Name ist mit der Entwicklung der Martinus-Schule untrennbar verknüpft", sagte sie dem scheidenden Rektor und unterstrich, dass Taufenbach bereit war, für die aus den staatlichen katholischen Bekenntnisschulen erwachsenen Martinus-Schulen Verantwortung zu übernehmen. Die Martinus Grund- und Hauptschule genieße öffentliches Ansehen, hob sie hervor. Wer die Schule von innen erlebe, sei begeistert. Unter den Martinus-Schulen mit ihrem ausgeprägten Profil habe die Martinus-Schule Weißliliengasse eine Sonderstellung, welche u.a. durch vernetzten Unterricht, Projekte, Ganztagsbetreuung sowie als jüngste Errungenschaft Familienklassen gekennzeichnet sei. Viele Kollegien anderer Schulen kämen zur Hospitation in diese Schule, um sich Anregungen zu holen.

Taufenbach habe die Schule mit fachlicher Kompetenz mit einem kollegialen Führungsstil geleitet und in seinen über 40 Jahren als Lehrer sich um eines „größeren Ganzen willen" für Toleranz, Achtung und Wertschätzung, Disziplin, Güte eingesetzt. Nachdrücklich dankte sie für die offene und loyale Zusammenarbeit und schloss in diesen Dank auch die gute Zusammenarbeit mit dem Dezernat Schulen und Hochschulen im Bischöflichen Ordinariat ein. Namentlich dankte sie auch Ordinariatsdirektorin Pollak und Domkapitular Kalb für die wohltuende Atmosphäre der Zusammenarbeit.

Ordinariatsdirektorin Pollak gab diesen Dank in ihrer Ansprache an die Regierungsschuldirektorin zurück. Wie Frau Bärenwald rühmte Pollak die kollegiumsinternen Fortbildungsveranstaltungen, die Taufenbach in Zusammenarbeit mit dem Institut für Lehrerfortbildung (ILF) in der Martinus-Schule durchführte. „Er wollte vor allem, dass sich das Kollegium als Ganzes auf den Weg macht", unterstrich Pollak. Nur so konnte nach ihren Worten langfristig eine gemeinsame Profilbildung der freien Schule vorangebracht werden. Sie hob hervor, dass die Schule ab 1991 in der Auseinandersetzung mit dem „Marchtaler Plan" und der Pädagogik von Maria Montessori, vor allem aber durch Kollegiumsbesuche in Marchtaler Planschulen im Bistum Rottenburg-Stuttgart entscheidende Impulse erfuhr. Inzwischen seien Morgenkreis, Wochenplan, freie Stillarbeit, vernetzter Unterricht und Teamarbeit der Lehrer so fest installiert und langjährig erprobt, dass mittlerweile viele Interessierte in der Martinus-Schule Weißliliengasse anklopften, um vom dortigen Prozess und der Praxis zu lernen. Trotz aller Bemühungen und sichtlicher Erfolge sei Taufenbach nie mit dem Erreichten zufrieden gewesen. Dies werde an einem weiteren Meilenstein sichtbar, der Einführung von Familienklassen.

Dankend erwähnte die Dezernentin auch die langjährige Tätigkeit Taufenbachs im Zusammenschluss aller Martinus-Schulen als Vorsitzender des Gesamtrates, in der Schulleiterkonferenz und im Förderverein der Martinus-Schulen. Aufgrund seiner pädagogischen Kompetenz sei er von der Arbeitsgemeinschaft der Katholischen Schulen im Land Rheinland-Pfalz als Vertreter seiner Schulart in den Vorstand gewählt worden. Taufenbachs Einsatz für die Schule sei immer durch einen „Aufbruch von innen her" geprägt gewesen. Ein solcher Aufbruch werde auch weiterhin aus dem gemeinsam geprägten Geist geschehen, sagte Pollak im Blick auf die Zukunft und unterstrich: „Das traue ich dem Kollegium in Dankbarkeit zu." Dann übereichte sie dem Rektor die Dankurkunde von Kardinal Lehmann.

Durch das vielgestaltige Programm führte kenntnisreich, unterhaltsam und humorvoll Konrektor Heinz-Otto Grünewald. Einleitend stellte er fest: „Wir verabschieden heute einen kompetenten Schulleiter und engagierten Pädagogen." Der bewegende Gottesdienst im Dom mit Kardinal Lehmann habe gerade für Rektor Taufenbach eine große Bedeutung. Denn er habe in diesem Gotteshaus seine tiefsten Wurzeln. Der Dom stehe symbolhaft für seine innere Heimat, den christlichen Glauben. Taufenbach sei ein Pädagoge, der weiß, dass Erziehen vorleben heißt. Dies sei in einer Zeit, in der für viele die wahre Bildung „Vermögensbildung" sei, besonders hervorzuheben. Rektor Taufenbach habe keine PISA-Studie gebraucht, um die Schule voran zu bringen und immer neu zu reformieren.

Das Programm der Abschiedsfeier umfasste auch einen Tanz einer vierten Grundschulklasse, Jazz-Klänge eines Bläserensembles ehemaliger Schüler und die Darbietung einer Flötengruppe aus Kolleg/inn/en der Martinus-Schulen. Die Flötengruppe wurde von Norbert Plum geleitet, der wie Barbara Raczek nach 32 Jahren die Martinus-Schule verlässt. Ebenso mit Dank wurde Ingrid Plum nach zehnjährigem Dienst durch Frau Dr. Pollak und Oberschulrat Arnold Böhn in den Ruhestand verabschiedet. Zu den lockeren und erheiternden Beiträgen gehörten nicht nur die Moderation Grünewalds, sondern auch ein Sketch „Der zerbrochene Krug" von Schülern/innen einer achten Hauptschulklasse über den Besuch der Regierungsschuldirektorin in einer Deutschstunde und das Abschiedslied des Kollegiums der Martinus-Schule Weißliliengasse „Der Käptn geht von Bord", wie auch das gesungene „Grußwort" des Schulelternsprechers Dr. Martin Schulz-Rauch. Es entspreche dem Geist dieser Schule, merkte Grünewald an, dass ein evangelischer Pfarrer hier Schulelternsprecher sein könne.

Taufenbach erklärte in seinem Dank- und Schlusswort, Lehrer sei ein herrlicher Beruf und Arbeiten-Dürfen etwas Beglückendes. Er schloss mit der Feststellung, dass dies für ihn im Vertrauen auf Gott ein „Tag der Zuversicht" sei. Dazu verwies er auf ein Wort von Manfred Hausmann: „In der Welt ein Haus, im Haus eine Welt, und Welt und Haus in gnädiger Hand."

Sk (MBN)

 

Neuerscheinungen 

Auf den Spuren der frühen Mainzer Bischöfe 

Quellen zu den Anfängen des Bistums Mainz kritisch untersucht 

Mainz. Einen klärenden Beitrag zur Frühgeschichte des Bistums Mainz liefert der Theologe und Historiker Hans Werner Nopper, Bochum, in seinem Werk „Die vorbonifatianischen Mainzer Bischöfe. Eine kritische Untersuchung der Quellen zu den Anfängen des Bistums Mainz und zur Zuverlässigkeit der Bischofslisten". Der Autor kann zwar auch keine gesicherte Liste der ersten Bischöfe in Mainz liefern, aber in scharfsinniger Auswertung der spärlichen Quellen, verlässliche Informationen von legendenhaften Vermutungen unterscheiden.

Im Vorwort schreibt Nopper: „Wenn versucht wird, den einzelnen vor Bonifatius überlieferten 15 Bischofsnamen ein historisch vertretbares Profil zu verleihen, gilt es vor allem bei den Bischöfen der Römerzeit, zuverlässige Informationen von legendenhaften Erweiterungen zu unterscheiden, wie sie mit Sicherheit bei der Aureus- oder der Theonest-Tradition eingeflossen sind." Die vorgelegte Untersuchung wurde in ähnlicher Form 1995/96 an der Universität Bonn im Fach Katholische Theologie, Bereich Alte Kirchengeschichte, als Examensarbeit angenommen.

Als ersten wirklich greifbaren Nachweis für die Existenz eines Bischofs in Mainz, wird meist die Unterschrift eines Martinus episkeopus Mogontiacensium auf der angeblichen Kölner Synode vom 12. Mai 346 gewertet, stellt Nopper fest. Bei diesem Dokument handele es sich jedoch um eine Fälschung. Auch wenn die Synode heute tatsächlich als Fälschung entlarvt sei – Hintergrund waren Auseinandersetzungen zwischen den Bistümern Trier und Köln im 8. Jahrhundert – könnte die Unterschriftenliste nach Auffassung Noppers einen historischen Wert besitzen, da Übereinstimmungen mit anderen Bischofslisten gegeben sind. Der meist als erster Bischof von Mainz angesehene Martinus wird, wie der Autor darlegt, neben seinem Vorkommen in den genannten Kölner Akten zusätzlich durch die Mainzer Überlieferung in einigen Bischofslisten gestützt, in denen allerdings „Marinus" zu lesen ist.

Nopper zieht daraus den nüchternen Schluss: „Lässt man diese Erwähnung in den Listen außer Acht, ist Martinus außerhalb der Überlieferung der fragwürdigen Kölner Synode ebenso wenig historisch fixierbar wie seine angeblichen Amtskollegen in Worms, Speyer und Straßburg." Der früheste in den Listen enthaltene Mainzer Bischof, über den sich in der kirchlichen Tradition Nachrichten erhalten haben, ist erst der Märtyrer Aureus, der sicher im 5. Jahrhundert in Mainz gelebt hat. Sein übernächster Nachfolger Sidonius gehört bereits in die fränkische Zeit. Das Martins-Patrozinium des Domes, das als Argument für die Existenz des gleichnamigen Bischofs angeführt werden könnte, geht erst auf Sidonius zurück und bezieht sich auf Martin von Tours, betont Nopper.

Trotz dieser Unsicherheiten in den Namen der Bischöfe gibt es Indizien für die Existenz eines Mainzer Bischofs bereits in der Mitte des 4. Jahrhunderts. Dazu führt Nopper ein Grußwort bei Hilarius von Portiers an die Mitbischöfe der Provinzen „Germania Prima und Germania Sekunda" an. Obwohl keine Namen angegeben sind, könnte ein „Mitbischof der Germania Prima" den Bischof von Mainz bezeichnen. Eine Bestätigung erfahre diese Annahme durch die erste sicher Mainz betreffende Nachricht, die Ammianus Marcellinus über eine größere organisierte Kirchengemeinde in Mainz im Jahre 368 hinterlassen hat.

Nach Darstellung Ammians fand bei einem Überfall durch die Allamannen gerade ein christliches Fest statt, möglicherweise Ostern. Unter den gefangen weggeführten Festteilnehmern befanden sich Männer und Frauen „aller Stände". Nopper schließt daraus, dass die Mainzer Gemeinde bereits auch Gläubige aus den höheren Bevölkerungsschichten zu ihren Mitgliedern zählte. Diese Nachricht über die im Jahre 368 sehr große christliche Gemeinde in Mainz sei als glaubwürdig einzuschätzen, da Ammian (gest. um 395/400) darüber als Zeitgenosse berichtete und zudem als Heide ein „unverdächtiger Zeuge" sei. Ammian lastete die mangelnde Verteidigungsbereitschaft der Stadt den Christen an. Wenn tatsächlich ein großer Teil der Mainzer Bürger damals Christen waren, fasst der Autor seine Schlussfolgerung zusammen, dann könne „ein Bischof nicht gefehlt haben". Die gewachsene Bedeutung der Christen kam auch in einem anderen Ereignis zum Ausdruck. Höchstwahrscheinlich noch im 4. Jahrhundert wurde die in der Regierungszeit Neros errichtete Jupitersäule im Norden der Stadt Mainz von Christen planmäßig zerstört. Etwa 2000 Bruchstücke dieser Säule wurden bei archäologischen Ausgrabungen Anfang des 20. Jahrhunderts gefunden.

Über eine weitere Eroberung und Zerstörung von Mainz berichtet das Martyrologium des Hrabanus Maurus aus dem 9. Jahrhundert, das die Ermordung des Märtyrerbischofs Aureus mit seiner Schwester Justina durch die Hunnen unter Führung Attilas überliefert. Nachdem der Vormarsch der Hunnen 451 gestoppt wurde, traten die Franken wenige Jahre später die Nachfolge der römischen Besatzer an. Dadurch hatte sich die Lage der Christen schlagartig verschlechtert. Wie schwierig ihre Situation war, lasse sich daran ablesen, dass nach der Mitte des 5. Jahrhunderts im Rheinland offenbar keine Kirchen mehr gebaut wurden. Dennoch dürfe man von einer gewissen Kontinuität des Christentums in Mainz ausgehen, wie sich aus dem Fund von Grabsteinen schließen lasse, „die ohne wesentliche Unterbrechung von der römischen an die fränkische Zeit anknüpfen".

Der Mainzer Bischof Sidonius wird vom vielgereisten gallo-römischen Dichter Venantius Fortunatus als der große Erneuerer der Stadt gepriesen, der die alten Kirchen restauriert habe. Nach seinem Zeugnis trat Sidonius sein Amt nach länger Sedisvakanz an. Zu den vom Bischof Sidonius restaurierten oder durch einen Neubau ersetzten Kirchen gehörte wahrscheinlich auch die spätrömische Kathedrale, unterstreicht Nopper. Da sie einem neuen Patron geweiht wurde, sei wahrscheinlich, dass die kultische Kontinuität der Bischofskirche unterbrochen war und ihre Wiederherstellung vielleicht einem Neubau gleichkam. Nopper hält fest, dass die Mainzer Kirchen frühestens in die zweite Hälfte des 4. Jahrhunderts zurück reichen. Durch Grabungen sei jedoch nur für die Kirche des Benediktinerklosters St. Alban und die St. Johanniskirche jeweils ein Vorgängerbau aus römischer Zeit nachgewiesen.

Nopper hebt besonders die Bedeutung der Überführung von Gebeinen von zehn Mainzer Bischöfen aus der Basilika St. Hilarius nach St. Alban hervor, wo bereits der Märtyrerbischof Aureus bestattet war. Nopper nennt folgende Liste: „Aureus, Maximus, Sidonius, Sigimundis, Leutegasius, Petilinus, Lanwaldus, Laboaldus, Rigibertus, Geroldus, Gewiliobus und Bonifatius. Diese Liste wurde durch vier Bischöfe aus der römischen Zeit ergänzt: Marinus, Suffronius, Bothadus und Riuthardus. Nach genauer Analyse der Quellen kommt Nopper jedoch zu dem Schluss, dass Suffronius mit einigem Recht als „erster bekannter Mainzer Bischof" gelten kann. Vielleicht habe er im Jahre 368 den Überfall der Allamannen unter Rando erlebt. Wie für Marinus seien auch für Bothadus und Riuthardus verlässliche Belege nicht nachzuweisen. Wenn es diese Bischöfe gab, gehörten sie in die Zeit der Merowinger. Der Autor stimmt in seinen Ergebnissen mit dem Bonner Kirchenhistoriker Prof. Dr. Ernst Dassmann überein, der die Behandlung des Themas angeregt hatte und später im Handbuch der Mainzer Kirchengeschichte darüber geschrieben hat. Zu anderen Schlussfolgerungen kam der Historiker Prof. Dr. Franz Staab, Landau, der die Bischöfe Marinus, Bothad und Ruthard im Gegensatz zu Nopper gelten lässt. 

Hinweis: Hans Werner Nopper. Die vorbonifatianischen Mainzer Bischöfe. Eine kritische Untersuchung der Quellen zu den Anfängen des Bistums Mainz und zur Zuverlässigkeit der Bischofslisten. Selbstverlag Hans Werner Nopper, Mülheim an der Ruhr 2001, 149 Seiten, broschiert, 12,95 €. ISBN 3-8311-2429-9.

Sk (MBN)