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Wöllstein. In Anwesenheit des rheinland-pfälzischen Justizministers Herbert Mertin (FDP) haben der Bischof von Mainz, Kardinal Karl Lehmann, und der Kirchenpräsident der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau (EKHN), Dr. Peter Steinacker, am Montag, 7. Juli, im rheinhessischen Wöllstein den Gottesdienstraum der Justizvollzugsanstalt Rohrbach eingeweiht. Die neue JVA, zu der die früheren Haftanstalten in Kaiserslautern und Mainz zusammengelegt worden sind, mit zurzeit mehr als 500 Gefangenen und über 200 Bediensteten im Strafvollzug, wurde im Dezember des vergangenen Jahres bezogen.
Minister Mertin erklärte in seiner Begrüßung unmittelbar vor dem Beginn des ökumenischen Segnungsgottesdienstes, das Gespräch mit den Seelsorgern könne bei den Inhaftierten wie bei den Beamtinnen und Beamten im Strafvollzug viele Spannungen lösen. Deshalb sei er froh, dass der Gottesdienstraum so schön gestaltet worden sei. Dabei würdigte Mertin besonders das Schaffen des Künstlers Winfried Mühlum-Pyrápheros, Wiesbaden, der die bunten Fenster gestaltet und auch die liturgischen Einrichtungsgegenstände wir Altar und Lesepult entworfen hat. Der Minister betonte, dass der Strafvollzug die Resozialisierung der Täter ermöglichen soll. Dafür wolle er in der Bevölkerung Verständnis wecken. Die Umsetzung der Vater Unser-Bitte „Vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unsern Schuldigern" falle vielen Menschen nicht leicht. Das Vergeben gestalte sich im Alltag schwierig, wenn aus Sicht der Gesellschaft etwas nicht gut laufe. „Aber absolute Sicherheit gibt es nicht", unterstrich er. Am Ziel der Resozialisierung werde der Strafvollzug auf jeden Fall festhalten. Die Seelsorge helfe dabei, ihn menschlich zu gestalten.
Kardinal Lehmann erklärte in seiner Predigt, Resozialisierung sei ein mutiges, aber auch notwendiges Wort. Es sei Aufgabe der Kirchen, die Gefangenen auf einem oft langen Weg in eine neue Freiheit zu begleiten. Hier bewähre sich die Überzeugung des Glaubens, dass Gott an allen Orten gegenwärtig ist. „Alles, was Gott angenommen hat, hat er auch erlöst und befreit", bekräftigte er. „Dazu sind wir hier, um Sie in eine neue Freiheit zu begleiten", rief er den Häftlingen, die am Gottesdienst teilnahmen, zu. Diese Form der Solidarität und Mitmenschlichkeit zeige, „dass Sie nicht allein gelassen werden". Motivation für die Gefängnisseelsorge sei die im Grundgesetz verbriefte Menschenwürde. Dazu verwies er auf ein Wort des früheren Bundesinnenministers und Präsidenten des Bundesverfassungsgerichts, Ernst Benda, das im Gottesdienstheft dieser Feier abgedruckt war. Darin hieß es: „Es sind die Menschen am Rand und außerhalb der Gesellschaft, die auf die Achtung der Menschenwürde am meisten angewiesen sind." Was Menschenwürde wirklich bedeutet, zeige sich nicht bei den Gesunden und Erfolgreichen, sondern in den Strafanstalten, den Häusern der Psychiatrie, den Asylanten- und Obdachlosenheimen und in den Pflegeheimen. Den Ernst dieser Verantwortung mache die Gerichtsrede Jesu im Matthäus-Evangelium deutlich, in dem es heißt: „Ich war im Gefängnis, und ihr habt mich nicht besucht."
Kirchenpräsident Steinacker erklärte in seiner Predigt, die Übergabe der Bibel mit Gottes Wort und des Christus-Lichts der Osterkerze verweise auf die lebendige Gegenwart des Herrn und seine Barmherzigkeit. Wort und Sakrament sollten in diesem Raum bleiben. Gott wolle den Menschen, an dem Ort, an dem sie leben, entgegen kommen. Deshalb brauche auch die JVA einen Raum, der diese Begegnung erleichtere. „Wo wir keine Stimme mehr haben, reden die Steine", sagte Steinacker. Deshalb müssten die Gottesdiensträume schön sein. Es sei auch ein Raum der Ruhe, damit die Gefangenen sich mit den Fragen des Lebens auseinander setzen könnten, und nicht abstumpften. Nachdrücklich dankte Steinacker im Namen der Kirchen der rheinland-pfälzischen Landesregierung „für diesen Raum, in dem andere Dimensionen des Lebens aufscheinen können". Die Kirchen versuchten hier durch ihren Seelsorgedienst einen Brückenschlag zwischen den Menschen diesseits und jenseits der Mauern. Die Verantwortung der Kirche für die Menschen ende nicht an den Türen der JVA. Der Gottesdienstraum zeige auch, dass die Kirche die besonderen Lebensverhältnisse in der JVA als Testfall für die Verkündigung ansehe. Insassen und Bediensteten eröffne Gottes Wort neues Leben. Er sei froh, dass der Staat die theologisch begründete Verantwortung der Kirche für die Gefangenen nicht nur akzeptiere, sondern hochschätze, wie es Minister Mertin zum Ausdruck gebracht habe. Im Gefängnisalltag werde es Aufgabe der beiden Seelsorger sein, diesen Auftrag zu erfüllen. Die Gerichtsrede Jesu im Matthäus-Evangelium sage: „Wir können sicher sein, dass wir in den Gefangenen Christus begegnen können."
Der evangelische Seelsorger in der JVA Rohrbach, Pfarrer Reinhard Henrich, unterstrich, dass der Gottesdienstraum auch für Versammlungen genutzt wird. Hier könnten auch Texte aus dem Koran und aus der Thora gelesen werden. In jedem Fall sei es ein spezieller Raum, in dem die Menschen die Anwesenheit Gottes erleben und im Gebet in den Dialog mit ihm treten könnten. Der katholische Seelsorger, Pastoralreferent Klaus Medler, betonte, dieser Raum, in dem sich sonntags etwa 80 Menschen zum Gottesdienst versammelten, sei Teil des Gefängnisses. Er zitierte aus dem Brief eines Häftlings, der anlässlich des Ökumenischen Kirchentags in Berlin in einer Sammlung von Briefen anonym veröffentlicht wurde. „Strafe ja, Zerstörung nein", hieß es darin. Medler verwies auf ein Muttergottesbild, das ein Häftling vor fünf Jahren gemalt und dann der JVA in Mainz zur Verfügung gestellt hatte. Aus dem Gottesdienstraum der JVA Mainz wurden auch das Kreuz und die Orgel nach Wöllstein mit gebracht. Für das Kreuz, vor dem schon so viele Gefangenen gebetet hätten, müsse noch ein Platz gefunden werden, stellte Medler fest. Pfarrer Henrich verwies besonders auf die Lichtinstallation von Mühlum-Pyrápheros, aus denen in vielen Brechungen immer wieder die Farben des Regenbogens aufleuchten. Der Regenbogen sei Zeichen des Bundes Gottes mit den Menschen. Er verweise auf die Nähe Gottes und seine lebensstiftende Kraft.
Musikalisch mitgestaltet wurde der Gottesdienst von dem Saulheimer Gesangsquartett Mixtur, der Organistin und einem Gefangenen, der für seine Gesangsdarbietungen und sein Gitarrespiel spontanen Beifall erhielt. Im Blick auf die nach Zahl stärkste fremdsprachliche Gruppe in der JVA wurden das Evangelium und eine Fürbitte in russischer Sprache vorgetragen. Der Gottesdienst endete mit dem gemeinsamen Segen von Kirchenpräsident Steinacker und Kardinal Lehmann. Zu den zahlreichen Gästen gehörte u.a. auch der Pfarrer von Gau-Bickelheim und Wöllstein, Werner Fey, zu dessen Aufgaben die Gefängnisseelsorge neu hinzu gekommen ist. Die Form der Zusammenarbeit mit Medler müsse sich in der Praxis entwickeln, erklärte er auf Anfrage. Federführend bei den Planungen für den Gottesdienstraum war von kirchlicher Seite Dr. Ing. Manfred Stollenwerk, der frühere Baudezernent des Bistums. Er nahm, wie der evangelische Kirchenbaudirektor Dieter Blechschmidt, Darmstadt, an der Feier teil wie auch Geschäftsführer Norbert Lerch von der Firma Lerch Metallwaren, Bingen-Dietersheim, welche die liturgischen Geräte der Inneneinrichtung nach den Entwürfen von Mühlum-Pyrápheros gefertigt hat. Die Kosten für den Raum von insgesamt ca. 63.000 Euro wurden zwischen dem Land und den beiden Kirchen gedrittelt. Die katholische Kirche übernahm zusätzlich die Kosten für den Tabernakel, der durch eine Tür vom Gottesdienstraum abgetrennt werden kann. An der Feier nahmen auch Seelsorgedezernent Domdekan Heinz Heckwolf und der zuständige Abteilungsleiter, Hans-Jürgen Dörr, teil.
Sk (MBN)
Mainz. Mitglieder des Arbeitsmarktbeirats beim rheinland-pfälzischen Arbeitsministerium haben am Freitag, 4. Juli, in Mainz eine Vereinbarung unterzeichnet, die konkrete Maßnahmen zur Umsetzung des sog. Hartz-Konzepts für ihre jeweiligen Verantwortungsbereiche vorsieht. Staatssekretär Richard Auernheimer, der in Vertretung der Ministerin für Arbeit, Soziales, Familie und Gesundheit, Malu Dreyer, die Vereinbarung unterzeichnete und die Präsidentin des Landesarbeitsamtes Rheinland-Pfalz-Saarland, Eva Strobel, bezeichneten die Vereinbarung als „Zeichen für das partnerschaftliche Zusammenwirken aller arbeitsmarktpolitischen Akteurinnen und Akteure im Land mit dem festen Willen, eine nachhaltige Besserung der Situation am Arbeitsmarkt zu erreichen".
Die im Beirat vertretenen Institutionen wie Arbeitgeber, Gewerkschaften, Kommunen, Wohlfahrtsverbände und Kirchen verstehen sich als „Motor für mehr Beschäftigung in Rheinland-Pfalz" und als „Profis der Region", die den Prozess der Neustrukturierung des Arbeitsmarktes aktiv begleiten und unterstützen. Das Ministerium wird den Arbeitsmarktbeirat während der Umsetzungsphase alle vier Wochen einberufen. Die evangelischen Kirchen und die katholische Kirche wollen der Vereinbarung zufolge die vom Landesarbeitsamt geplanten „JobCenter" fördern, die Kirchengemeinden und kirchlichen Einrichtungen ermutigen, sich vor Ort mit dem Thema Arbeitslosigkeit zu beschäftigen und darauf hinwirken, dass für am Arbeitsmarkt besonders benachteiligte Zielgruppen wie Langzeitarbeitslose und schwer vermittelbare Jugendliche bedarfsgerechte Angebote der Beschäftigung, Ausbildung und Qualifizierung weiterhin vorgehalten werden.
Der Leiter des Katholischen Büros Mainz, Ordinariatsdirektor Bernhard Nacke, erklärte anlässlich der Unterzeichnung im Namen der rheinland-pfälzischen Bistümer, die Konzentration der Arbeitsämter auf die „fitten" Arbeitslosen führe dazu, dass für die besonders Leistungsschwachen keine ausreichende Unterstützung zur Verfügung stehe. Aber auch sie sollten für den Arbeitsmarkt fit gemacht werden. Die Katholische Soziallehre sehe die Arbeit als eine existenzielle Bedingung für die Entfaltung der menschlichen Person. Es sei Aufgabe der Gesellschaft, dafür Sorge zu tragen, dass alle, die arbeiten wollen, auch arbeiten können.
Im Blick auf die Bemühungen auf Bundesebene, die Arbeitslosenhilfe und die Sozialhilfe zusammenzulegen, forderte Nacke, möglichst subsidiäre Strukturen aufzubauen, „damit Effektivität und Effizienz, aber auch die Verantwortung vieler direkt oder indirekt Betroffener zum Zuge kommen kann". Wenn es zutreffe, dass in Beschäftigungsfirmen und Arbeitslosenprojekten 1,9 Millionen Menschen arbeiten, müsse diese Problematik gezielt angegangen werden. Ein Drittel dieser Personengruppe habe nach Einschätzung der Fachleute nie mehr eine reelle Chance auf dem ersten Arbeitsmarkt.
So selbstverständlich es heute den sog. Zweiten Arbeitsmarkt für Behinderte gebe, so notwendig sei ein dritter Arbeitsmarkt für sozial Schwache und Benachteiligte, der allerdings auch „kompatibel in den ersten Arbeitsmarkt hinein" sein müsse, erklärte Nacke. Daran schloss er die Forderung: „Wir brauchen ein Finanzierungskonzept für Beschäftigungsfirmen, das das bisherige Jonglieren mit vielen Fördertöpfen auf europäischer Ebene wie auf Bundes-, Landes- und kommunaler Ebene ablösen kann." Notwendig sei ein „weiteres Hartz-Konzept", das sich diesem Problem stelle.
Sk (MBN)
Mainz. Die Kopie eines Zierlöwen am Mainzer Dom wurde am Mittwoch, 2. Juli, mit Hilfe eines Autokrans an ihren angestammten Platz in rund 30 Meter Höhe an der Ostgruppe zurückgehoben. Das Original war am 29. August 2002 heruntergenommen worden, da es vom Zerfall bedroht und eine Restaurierung nicht mehr möglich war. Erstellt wurde die rund 2,6 Tonnen schwere Kopie durch den Steinbildhauer Frank Schärf von der Mainzer Dombauhütte. Die Kosten für Material, Werkzeuge, den Hebekran, Statik und notwendige Schlosserarbeiten bezifferte Domdekan Heinz Heckwolf vor Journalisten im Haus am Dom auf rund 15.000 Euro. Diese Kosten übernimmt der Dombauverein Mainz. Hinzu rechnen müsse man jedoch auch die rund 1.000 Arbeitsstunden von Schärf mit rund 35 Euro pro Stunde, die durch das Domkapitel und das Bistum Mainz getragen werden, sagte Heckwolf.
Der Löwe ist einer von zwei Zierlöwen, die der niederländische Dombaumeister Peter Joseph Hubert Cuypers im Jahr 1878 beim Umbau der Ostgruppe des Domes am mittleren Turm anbringen ließ. Während der Löwe an der Seite zum nördlichen Flankierungsturm an seinem Standort renoviert werden kann, war dies beim Löwen an der Seite zum südlichen Flankierungsturm nicht mehr möglich. Die Schäden an dem Original-Zierlöwen seien unter anderem entstanden, weil für ihn Rohmaterial mit senkrechter Steinschichtung verwendet worden war, erläuterte Heckwolf. Bei der Auswahl des 5,5 Tonnen schweren Sandstein-Rohblockes für die Kopie sei auf eine waagrechte Steinschichtung geachtet worden, um eine längere Lebensdauer zu erreichen. Der Rohblock aus Miltenberger Mainsandstein stammt aus dem selben Steinbruch wie das Original.
Der Domdekan dankte Schärf und der gesamten Dombauhütte „für diese gewaltige Leistung". Die Dombauhütte habe „allen Grund mächtig stolz auf diesen Löwen zu sein", sagte Heckwolf. Besonderen Dank richtete er auch an den Domkonservator Dr. Hans-Jürgen Kotzur für die fachgerechte Begleitung der Arbeiten und den Dombauverein Mainz für die Finanzierung des Projektes.
Die nun wieder auf den Dom gehobene Skulptur zeigt einen Löwen, der ein Lamm reißt. Schon in vorchristlicher Zeit habe der Löwe in der Ikonographie als Symbol der Stärke und Herrschaft, aber auch des Bösen gegolten, erklärte Heckwolf. Ähnliche Löwen-Darstellungen gäbe es im Bistum Mainz auch am Wormser Dom und der Basilika in Ilbenstadt. Im Gegensatz dazu symbolisiert der Löwe nahe dem nördlichen Flankierungsturm den „guten Löwen", der eine Schlange (als Symbol des Bösen) besiegt.
Mit „100 bis 200 Jahren Lebensdauer" für den neuen Löwen rechnet Domkonservator Dr. Hans-Jürgen Kotzur. Die Restaurierung des auf dem Dom verbliebenen Löwen erfolge durch Festigen mit Kieselestersäure und Reinigen des Steins. Fehlende Teile können bei dieser Bauplastik gut ersetzt werden.
Dr. Kotzur wies auf die Konzeption für die neue Farbgebung des Mainzer Domes hin, die „kühler als die vorhergehende ist" und am inzwischen ausgerüsteten Nordturm der Ostgruppe zu sehen sei. Der Dom werde in Zukunft nur noch an den Stellen ohne Sandstein eingefärbt werden, erklärte Kotzur. „Alle Steinteile, die farblich ins Bild passen, werden in Zukunft ungestrichen beibehalten." Dies führe zu einer größeren Haltbarkeit des Bauwerkes, sagte der Domkonservator. So bleibe der verwendete Tuffstein naturbelassen, da er mit dem Sandstein farblich gut zusammenpasse. Bei Kalkstein werde zunächst mit einer hellen Lasur vorgestrichen, bevor die Farbe aufgetragen werde. Dadurch seien zwar die Rottöne zu sehen, aber ebenso auch der hellere Ton des Sandsteins. Das sei baugeschichtlich von großer Bedeutung, da man so die Baugeschichte des Domes besser am Mauerwerk ablesen könne. Dieses Konzept werde auch bei den zukünftigen Renovierungsarbeiten am Dom beibehalten werden, sagte Kotzur.
Die Verzögerung beim Abbau des Baugerüstes erklärte Kotzur damit, dass bei der Ostgruppe plötzlich braune Verfärbungen an den Steinen festgestellt worden seien. Die Schäden hätten sich in Grenzen gehalten und seien inzwischen beseitigt. Als Grund für die Verfärbungen vermutet er Restbestände der Altfassung des Domes. Im 18. Jahrhundert war das Bauwerk mit Ölfarbe gestrichen worden. Das darin enthaltene Leinöl baue sich nur sehr langsam ab und könne durch die aktuellen Arbeiten zu den Verfärbungen geführt haben.
Domdekan Heckwolf wies am Ende der Pressekonferenz auf die weiteren Planungen bei der Domrenovierung hin. Bei der Ostgruppe als erstem Bauabschnitt werde nun nach Nord- und Südseite in einem dritten Teil die Apsis angegangen. Der mittlere große Turm werde nicht eingerüstet. Kleinere Reparaturen, die dort notwendig seien, würden von einem Fachbetrieb für gerüstloses Arbeiten durchgeführt werden. In der Zukunft werden für Steinmetz- und Malerarbeiten bei der Renovierung verstärkt die Mitarbeiter der Dombauhütte zum Einsatz kommen, sagte Heckwolf. Dazu sei ein eigenes Alu-Leicht-Gerüst angeschafft worden, das zum einen die Bausubstanz schütze, da es geklammert und aufgehängt werden kann. Zum anderen fallen der Termindruck und die Standgebühren für die Gerüste weg. Nach Beendigung des ersten Bauabschnitts werde die Marktseite des Domes in Angriff genommen.
tob (MBN)
Bodenheim. Mehr als 500 Pilger nahmen an der diesjährigen Hauptwallfahrt zur Kapelle Maria Oberndorf in Bodenheim am Sonntag, 6. Juli, teil. Die Prozession führte von der Pfarrkirche St. Alban zur Wallfahrtskapelle. Dabei wurde die Marienstatue von Jugendlichen getragen. Nach der Eucharistiefeier führte die Prozession mit dem Allerheiligsten zurück zur Kirche. Pfarrer Jakob Strohmayer erklärte, dieser Weg sei Zeichen des Unterwegsseins als Pfarrgemeinde und als Kirche insgesamt. Hauptzelebrant und Prediger des Wallfahrtstages war Pfarrer Alexander Nawar, Hanau-Steinheim, der als Oberstudienrat an der Marienschule in Offenbach Religion und Deutsch unterrichtet.
In seiner Predigt rief Nawar die Gläubigen dazu auf, sich der Gegenwart Gottes im Alltag bewusst zu bleiben: „Gott ist mit uns!" Dieses in früheren Zeiten auch zu Kriegspropaganda missbrauchte Bekenntnis bringe zum Ausdruck, dass Gott „die Welt nicht verlassen hat, sondern Interesse am Leben der Menschen zeigt". Die Menschen sollten nicht in einer falschen Bequemlichkeit dahinleben, sondern von Gott gerufen, zu Veränderungen bereit sein. Christen seien gefordert, die Störungen Gottes für ihr Leben ernst zu nehmen und anzunehmen. „Christen sind die Ge-störten Gottes", formulierte er überspitzt und fügte hinzu: „Wir sind diese Störungen der Welt schuldig, gerade im Kreislauf der Wirtschaft, im Einsatz für die Benachteiligten und in der Friedenspolitik." Zu den Konzelebranten gehörte auch der indische Priester Nestor Kullu aus der Diözese Simdega. Als Diakon assistierte Walter Erdmann, Gau-Bischofsheim. Musikalisch gestaltet wurde der Gottesdienst vom Blasorchester Bodenheim und vom katholischen Kirchenchor unter Leitung von Silke Becker.
Die Kollekte des Gottesdienstes war für die Renovierung der Wallfahrtskapelle bestimmt, die noch eine große Baustelle ist. Pfarrer Strohmayer teilte mit, dass die Sanierungsarbeiten an den Fundamenten der Kapelle im Jahr 2002 abgeschlossen wurden. In einem Abstand von jeweils zwei Metern wurden die Fundamente innen und außen durch 17 Meter lange Stahlbetonpfähle gesichert. Im Innenraum des Gotteshauses wurde ein Stahl-Beton-Estrich verlegt. Die danach begonnene Innenrenovierung habe sich verzögert, weil sich herausstellte, dass große Teile des Dachgebälks vom Hausschwamm befallen und durchgefault waren. Die Instandsetzung des Dachgebälks wird nach Angaben des Pfarrers schätzungsweise 150 000 Euro kosten. Davon werde das Bistum Mainz zwei Drittel übernehmen, ein Drittel gehe zu Lasten der Pfarrei. Strohmayer rief deshalb dazu auf, den Förderverein „Kapelle Maria Oberndorf" weiterhin zu unterstützen. Er dankte allen Spendern für die bisherige Hilfe. Bisher hat der Förderverein, wie der Vorsitzende Friedrich Riebel, mitteilte, 140.000 Euro durch Mitgliedsbeiträge und Spenden aufgebracht. Nach dem Wallfahrtsgottesdienst wurden im Pfarrheim Mittagessen, Getränke und Kuchen verkauft. Der Erlös war ebenfalls für die Instandsetzung der Wallfahrtskapelle bestimmt. Nach dem Mittagessen führte die Kinderschola der Pfarrei unter Leitung von Silke Becker das Kinder-Mini-Musical „Zachäus" auf. Text und Musik stammen von Margret Birkenfeld. In der Vorabendmesse am Samstagabend hatte der Jugendchor der Pfarrei, ebenfalls unter Leitung von Silke Becker, den Dekanatsjugendgottesdienst musikalisch gestaltet.
Sk (MBN)
Mainz. Von einer breiteren Öffentlichkeit noch kaum beachtet, hat sich ein erstaunlicher Wandel in der Auseinandersetzung mit der christlichen Mission, „fernab von den traditionellen Klischees" vergangener Jahre vollzogen. Dies wurde bei einem Workshop zum Thema „Expansion und Gefährdung. Amerikanische Mission und europäische Krise der Jesuiten im 18. Jahrhundert" deutlich, der am Donnerstag/Freitag, 3./4. Juli, in Mainz stattfand. Der Mainzer Kirchenhistoriker Prof. Dr. Johannes Meier kennzeichnete die neue Sicht als einen "Paradigmenwechsel von der traditionell eurozentrischen Missionsgeschichte zu einer transkontinentalen Christentumsgeschichte". Die christlichen Missionare seien die ersten „Global Players" gewesen, die entscheidend zum Kennenlernen fremder Sprachen und Kulturen und zum kulturellen Austausch beigetragen haben.
„Kirchlicher Glaube hat mehr zur Vernetzung der Welt beigetragen als die politischen Systeme", unterstrich Meier. Der Workshop wurde von der Abteilung für Abendländische Religionsgeschichte des Instituts für Europäische Geschichte unter Leitung von Prof. Dr. Rolf Decot und dem Seminar für Kirchengeschichte am Fachbereich Katholische Theologie der Universität Mainz unter Leitung Meiers im Institutsgebäude der „Alten Universität" veranstaltet. Decot betonte, es sei faszinierend zu erleben, wie junge Forscher aus den Ländern, in denen Jesuitenmissionare einmal gewirkt haben, ihre Ergebnisse beim Workshop präsentierten und unter Berücksichtigung des jeweiligen politischen, sozialen und kulturellen Kontexts produktiv zusammenarbeiteten.
In Mainz arbeitet seit zwei Jahren unter Leitung von Professor Meier eine von der Deutschen Forschungsgemeinschaft geförderte Projektgruppe zum Thema „Jesuiten zentraleuropäischer Provenienz in Portugiesisch- und Spanisch-Amerika im 17. und 18. Jahrhundert". Am Institut für Europäische Geschichte befassten sich Stipendiaten mit ähnlichen Themen. Dazu gehörte auch die Auflösung des Jesuitenordens im 18. Jahrhundert. Ein Teil der Ergebnisse dieser Forschungen wurden bei dem Workshop zusammengetragen. Einerseits wurde deutlich, dass die Jesuitenmissionare in gewisser Abhängigkeit zu den weltlichen Mächten standen. Andererseits haben sie unbestreitbare Verdienste für die Humanisierung der Lebensverhältnisse in Amerika und die Bewahrung einheimischer Indianersprachen und Kulturen. Das von der DFG geförderte Projekt hat sich zunächst mit drei lateinamerikanischen Ordensprovinzen der Jesuiten in Lateinamerika befasst: Brasilien, Chile und Quito (Ecuador). Hier waren über 150 Jahre etwa 400 Jesuitenmissionare im Einsatz, die aus den Grenzen des Alten Reiches stammten, unter ihnen einige aus Mainz. Für die zweite Phase des Projekts stehen Peru, Neu-Granada und Paraguay auf dem Programm.
Meier hob Chile als Beispiel für einen gelungenen europäisch-überseeischen Technik-, Wissenschafts- und Kulturaustausch im 18. Jahrhundert hervor. Das Besondere des Forschungsprojektes liege darin, dass erstmals deutsche und lateinamerikanische Quellen aus zahlreichen Archiven zusammen geführt werden konnten.
Sk (MBN)
Mainz. Im Sommer des Jahres 1775 bewarb sich ein junger Mann aus Mainz, Anselm Eckart, für die schwierige Missionsarbeit im fernen Südamerika. Eckart war Mitglied der Gesellschaft Jesu (SJ), des damals stärksten Missionsordens der katholischen Kirche. Der Orden wählte nur die gesundheitlich robustesten und die fähigsten Männer für diese schwierige Aufgabe aus. Denn die Lebens- und Arbeitsbedingungen in der neuen Welt, die Belastungen durch das Klima, die ungewohnte Nahrung und die Auseinandersetzung mit fremder Kultur sowie das ständige Unterwegssein erforderten Mut, Ausdauer und die Fähigkeit, improvisieren zu können.
Viele der jungen Männer, die sich damals auf die große Fahrt in die neue Welt begaben, erreichten ihr Ziel nicht, weil sie bereits auf dem Schiff Hunger und Krankheit oder auch Stürmen ausgesetzt waren, so dass sie bereits auf der Überfahrt starben. Anselm Eckart musste sieben Jahre lang, bis 1752, warten, bis er endlich die Nachricht seiner Ordensleitung erhielt, sich bereit zu halten. Er sollte von Lissabon aus nach Amazonien mit dem Schiff über den Atlantik übersetzen. In der neuen Welt würden ihn unzivilisierte Menschen und wilde Tiere erwarten, völlig unbekannte Pflanzen, Abenteuer und Gefahren vielfältiger Art. Aber er fühlte sich berufen, den „ungetauften Heiden" in der neuen Welt die Frohe Botschaft Jesu Christi zu verkünden.
Der Pionier der Jesuitenmission, der hl. Franz Xaver, hatte am 15. Januar 1544 aus der Mission in Japan an seine Mitbrüder in Europa um Entschiedenheit und Begeisterung für die Mission geworben. „Viele Male bewegt mich der Gedanke, an die Universitäten Europas zu gehen." Ihn bedrückte es, „wie viele Seelen verloren gehen". Viele Theologen könnten sich bewegen lassen, um den göttlichen Willen zu erspüren und sich für die Rettung der Heiden einzusetzen. In den darauffolgenden mehr als 200 Jahren bis zur Aufhebung des Ordens im Jahre 1773, folgten viele Tausend Jesuiten diesem Ruf in die Mission, vor allem Spanier und Portugiesen. Später öffneten die Kolonialmächte Portugal und Spanien, die eigene Untertanen als Missionare bevorzugten, den Einsatz auch für Missionare aus anderen Ländern, besonders aus Italien und Deutschland.
Dies berichtete Prof. Dr. Johannes Meier zu Beginn eines Workshops, den er zusammen mit Prof. Dr. Rolf Decot vom Institut für Europäische Geschichte, Abteilung Abendländische Religionsgeschichte, am 3./4. Juli, in Mainz durchführte. Meier zitierte aus dem Brief Franz Xavers und legte dar, welchen Einbruch die Aufhebung des Ordens für die Mission bedeutete, weil viele Jesuiten ausgewiesen und zum Teil zu langen Kerkerstrafen verurteilt wurden. Von den Ausweisungen waren auch einheimische Priester betroffen.
Erst im 19. Jahrhundert kam der Orden, der von Anfang an vielen Anfeindungen und Verdächtigungen ausgesetzt war, zu neuer Blüte. In Lateinamerika bemühten sich die Jesuitenmissionare im 17. und 18. Jahrhundert in sog. Reduktionen vor dem negativen Einfluss der europäischen Einwanderer. Die berühmtesten und von nachhaltigem Erfolg gekennzeichneten Reduktionen gab es in Paraguay und Chile. Insgesamt hatten die Jesuiten um die Mitte des 18. Jahrhunderts in Lateinamerika etwa 57 Reduktionen, in denen mehr als 100 000 Indianer lebten. Zu den berühmtesten Reduktionen gehörte die chilenische Insel Chiloe, die eine spezifische Kultur entfaltete, die bis heute nachwirkt.
Beim Ordensgeneral in Rom trafen in dieser Zeit eine Flut an Bewerbungsschreiben aus deutschen Jesuitenprovinzen ein. Franz Xaver hatte Belgier, Niederländer und Deutsche für den Missionseinsatz empfohlen, weil er ihre gute Ausbildung und ihre körperliche Robustheit schätzte. Mit den Berichten, Erlebnissen und Schicksalen dieser Männer beschäftigen sich in Mainz seit April 2000 fünf Wissenschaftler unter Leitung des Kirchenhistorikers Prof. Dr. Johannes Meier in einem von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) geförderten Drittmittelprojekt. In Form von bio-bibliographischen Einzeluntersuchungen gehen die Wissenschaftler den Spuren der Jesuiten in dieser Zeit nach. Ähnliche Aufgaben haben sich Wissenschaftler des Instituts für Europäische Geschichte gestellt. Ergebnisse dieser Forschung wurden bei dem genannten Workshop in der Alten Universität in Mainz jetzt zusammengeführt.
Einer der Mitarbeiter des DFG-Projekts, Christoph Nebgen, hob in einer schriftlichen Zusammenfassung hervor, dass die Jesuiten durch ihre geographischen, linguistischen, tier- und pflanzenkundlichen Studien und Forschungen auch auf anderen Wissengebieten wie der Pharmazie und der Ethnologie dazu beigetragen haben, Informationen von der „neuen Welt" in die „alte Welt" zu transportieren. Zurzeit beschäftigt sich das Projekt mit drei lateinamerikanischen Ordensprovinzen (Brasilien, Chile und Quito). Hier waren im Lauf von 150 Jahren 400 Missionare aus den Grenzen des Alten Reiches eingesetzt. Nach überstandener Überfahrt lernten die Jesuiten meist zunächst die Sprache der Indios, um dann in den Reduktionen oder anderen Missionsstationen eingesetzt zu werden. Die Brüder wurden vor allem als Handwerker eingesetzt, z. B. zum Glockengießen, in der Landwirtschaft, beim Haus- und Kirchenbau.
Die Patres waren nicht nur Seelsorger und Verkündiger des Glaubens, sondern auch so etwas wie Lehrer, Arzt und Apotheker in einer Person. Sie schufen Grammatiken der indigenen Sprachen, zeichneten Karten von bisher unbekannten Regionen. Zum Teil waren die Jesuitenmissionare auch als Künstler tätig, komponierten Kirchenmusik und stellten Barockorchester zusammen, deren Tradition heute noch, z.B. im Amazonasgebiet, lebendig ist. Nachhaltigen Einfluss erlangte der Tiroler Laienbruder und Bildhauer Johann Bitterich, der 1715 nach Chile ausreiste und dort z.T. heute noch erhaltene Kunstwerke schuf.
Besondere Wirkung erzielte Bitterich durch einen Brief an den damaligen Oberrheinischen Provinzoberen, P. Nikolaus Pottu, vom 15. April 1720 aus Santiago de Chile. Darin forderte er die Entsendung von Kunsthandwerkern, Technikern , Ingenieuren, Architekten und Apothekern nach Chile, wo diese auch lange nach dem Tod Bitterichs (er starb bereits am Silvestertag 1720), die Einheimischen an ihren Fähigkeiten Teil haben ließen. So kam es gerade in Chile zu einem erfolgreichen und beispielhaften Technik-, Wissenschafts- und Kulturaustausch, wie Meier betonte.
Bei den Forschungen besuchten die jungen Wissenschaftler zahlreiche Archive in Europa und Lateinamerika. Dabei konnten neue Quellen erschlossen und erstmals Dokumente aus beiden Kontinenten zusammengeführt werden. Zu den wichtigsten Funden dieser Forschungsarbeit gehört ein in der Mainzer Stadtbibliothek entdecktes „Gebetsbuch". Es enthält nicht, wie der Titel vermuten ließ, Gebete, sondern eine Sammlung von eigenhändig verfassten Lebensbeichten von Jesuiten, die diese vor Ablegung ihrer Gelübde niederschreiben mussten. Weil dies in Form von „Gebeten" geschah, wurde der Buchtitel gewählt. Diese autobiographischen Skizzen enthalten interessante Informationen über die Herkunft und die Motivationen der Jesuiten, die in die lateinamerikanische Mission gingen, unter ihnen neben dem Brasilienmissionar Anselm Eckart, Jakob Bayer (Peru), Joseph Bodart (Chile), Leonhard Deupler und Adam Scheffgen (beide Quito), Karl Helm und Wolfgang Bayer (beide Peru) und Jakob Bargert (Mexiko).
Der Diplom-Theologe Peter Downes betonte im Rahmen des Mainzer Workshops besonders die unterschiedlichen Interessen der Indios und der zentraleuropäischen Jesuitenmissionare. Diese seien in erster Linie Zivilisatoren gewesen, dann erst Katechisten, welche die Einheimischen mit Geschenken für sich gewannen und von ihnen als „Händler des Eisens" bezeichnet wurden. Der Tauschhandel sei ein Schlüssel für gelungenen Kontakt gewesen. Professor Decot verwies darauf, dass die Provinz Brasilien genau vor 450 Jahren im Juli 1653 gegründet wurde. „Wir hoffen, dass die Gründung zum Seelenheil geschieht", habe damals der erste General geschrieben.
Downes verwies auf den Widerspruch zwischen dem hohen Anspruch der Missionare und ihrer Praxis, dass sie die Sklaverei nicht nur duldeten, sondern auch selbst Sklaven hielten, wenn auch unter humanen Bedingungen. Dieser Widerspruch konnte nie ganz aufgelöst werden. Für die Indios sei damals ein irdisches, materielles Paradies als Zielvorstellung besonders wichtig gewesen, während die Missionare ihnen das Glück des Himmels, bei allen materiellen Hilfen, die sie den Indios leisteten, zu vermitteln suchten.
Dr. Michael Müller hat eine Reihe von Chile-Missionaren namentlich erfasst und sich mit ihrem Leben beschäftigt. Seine Liste, die er beim Workshop vorstellte, umfasst die Namen und Lebensdaten von 35 Patres und 39 Brüdern aus den deutschen Ordensprovinzen. Der Brasilianer Aymoré Fernando Amado, Rio de Janeiro, legte dar, dass die Sklaverei in Brasilien ganz pragmatisch angegangen wurde. Ohne Sklavenarbeit wäre die Mission zusammengebrochen. Allerdings habe sich eine humanere christliche Sklavenhaltung entwickelt.
Amado unterstrich, dass in der Kirchengeschichtsforschung Lateinamerikas ein Paradigmenwechsel stattgefunden hat. Kirchengeschichte werde nicht mehr als Nationalgeschichte verstanden und auch die durch die Befreiungstheologie verengte Sicht auf sozialkritische Themen sei einer umfassenderen, differenzierten Sicht der Kirchenhistoriker gewichen. Durch die Forschungsprojekte des Historischen Seminars der Mainzer Universität und des Instituts für Religionsgeschichte kommen Männer zu Wort, die in der bisherigen Geschichtsschreibung nicht aufgetaucht waren.
Der Pfarrer von Lörzweiler und Gau-Bischofsheim, Dr. Ludger Müller, selbst kein Jesuit, sondern Mitglied der Steyler Missionare, stellte in einem Vortrag über drei Jesuitenmissionare heraus, „dass ein Indianer Land braucht, um ein Mensch zu sein". Dies sei das Problem bis heute. Es gelte, die Entwicklungen der damaligen Missionszeit zu sehen, und Schlussfolgerungen für heute zu ziehen. Statt einer missionarischen „Einbahnstraße" müsse immer neu ein echter Austausch und Dialog gesucht werden. Müller berichtete über die Jesuiten-Missionare Florian Pauke, Franz Wolf und Heinrich Peschke.
In einem öffentlichen Vortrag stellte Dr. Josef Johannes Schmid, Mannbach/Mainz, als „Erbe der Missionen" die christliche Kultur Lateinamerikas des 18. Jahrhunderts mit Bilddokumenten und Tonbeispielen vor. Er betonte mit Nachdruck, dass die Barockzeit die letzte Zeit mit einer weltweit einheitlichen Kultur gewesen sei. Eines der größten Probleme der Geschichtsschreibung bestehe in der Konfrontation von europäischer und indigener Kultur. Dies sei in einer Zeit, in der so viel von Globalisierung die Rede sei, von besonderem Interesse.
Sk (MBN)
Mainz. Vor 50 Jahren, am 5. Oktober 1953, starb in Mainz Pfarrer Franz Adam Landvogt. Wegen seines sozialen Engagements war er in der Bevölkerung hoch geachtet und wurde schon bald nach seinem Tod wie ein Heiliger verehrt. Landvogt, am 3. Oktober 1889 in Rockenberg/Oberhessen geboren, wurde 1927 Pfarrer von St. Christoph in Mainz. Nach der Zerstörung der Christophskirche, deren Ruine heute Friedensmahnmal der Stadt Mainz ist, wurde Pfarrer Landvogt im Mai 1945 zum Pfarrverwalter der Pfarrei St. Peter in Mainz, Hilfsvikar von St. Stephan und Hilfsrichter des Bischöflichen Offizialats. Bis September 1951 blieb er Pfarrer von St. Peter . Zwei Jahre später starb er im Alter von 64 Jahren und wurde in der Krypta von St. Peter begraben. Im Vorfeld des 50-jährigen Todestags hat die Mainzer Journalistin Beate Wachtel, frühere langjährige Redakteurin der Allgemeinen Zeitung Mainz, Zeitzeugen befragt, die Pfarrer Landvogt noch persönlich gekannt haben. Aus den Aussagen formulierte Wachtel die folgende Zusammenfassung.
Der 50. Todestag von Pfarrer Franz Adam Landvogt am 5. Oktober soll auf besondere Weise gewürdigt werden. Mit der Realisierung verschiedener Projekte ist besonders die Pfarrgemeinde St. Peter befasst, in deren prächtiger Kirche Landvogt seine letzte Ruhestätte hat. Äußeres Zeichen der dankbaren Erinnerung an Landvogts selbstloses Wirken besonders in der Kriegs- und Nachkriegszeit sowie seiner Hilfe für die Ärmsten der Armen soll eine Bronzebüste des Pfarrers sein. Sie wird von dem Mainzer Bildhauer Karlheinz Oswald geschaffen und von privaten Sponsoren finanziert. In der Landvogt-Gedächtniskapelle, wo auch der Marmorsarkophag steht, soll die Büste ihren Platz finden und in einer Feierstunde von Kardinal Karl Lehmann enthüllt werden.
Wie gut sich heute noch viele Mainzer an den heiligmäßigen Seelsorger als Pfarrer von St. Christoph und später von St. Peter erinnern, ergab meine Befragung von rund einem Dutzend Zeitzeugen. „Landvogt war imponierend in seiner Einfachheit und überzeugend in seiner Bescheidenheit", fasste der 88-jährige Monsignore Josef Manefeld die Erinnerung an seinen Beichtvater in der Schulzeit zusammen.
Von Begegnungen auf der Straße berichtet die ehemalige Gemeindereferentin Ruth Mähn: „Landvogt wirkte stets in sich gekehrt und wie im Gespräch mit Gott versunken. Mich beeindruckte besonders, dass dieser Mann, der so weltfremd wirkte, Anteil an den alltäglichen Sorgen der Menschen nahm. Das wurde immer wieder in Gesprächen deutlich, die von seiner praktischen Hilfe berichteten. Sein Gebet galt auch oft den gefangenen und vermissten Soldaten."„Nach seinem Tod", berichtete Ruth Mähn weiter, „hat meine Familie ihn oft als Helfer und Fürsprecher bei den Schwierigkeiten des Wiederaufbaus unseres Hauses in der Petersstraße erfahren. Meine Mutter hatte ihm zudem ihre Pakete in die ehemalige DDR, in denen sie auch Medikamente mitschickte, was verboten war, ans Herz gelegt und ihm gedankt, wenn die Sendungen gut ankamen."
Von Begebenheiten, die für den Pfarrer typisch waren, weiß auch Hildegard Pooth von der Begegnungsstätte St. Peter zu erzählen. So kam Landvogt nach Mitteilung seiner Haushälterin, Liesel Thelen, eines Tages auf Strümpfen nach Hause, weil er seine Schuhe einem Bedürftigen geschenkt hatte. An einem anderen Tag kehrte er ohne seinen Mantel zurück. Auch dieser hatte einen Abnehmer gefunden.
In der Senioren-Begegnungsstätte St. Peter, wo sich wöchentlich viele Zeitzeugen treffen, ist die Erinnerung an den „guten Pfarrer Landvogt" besonders lebendig: „Er packte in jedem Augenblick entschlossen an, was ihm Gott vor die Füße legte!", lassen sich die Eindrücke von Menschen zusammenfassen, von denen viele zu Lebzeiten Landvogts noch Kinder waren, die ihn aber nicht vergessen haben, weil sie ihm besonders am Herzen lagen. Freigebig verteilte Landvogt auch ihm zugedachte Lebensmittel. So erinnert sich Wilhelm Kappesser (Jahrgang 1917) an das Wurstpaket eines Landwirts, das er dem Pfarrer überbringen sollte. Vor der damals noch zerstörten Peterskirche verteilte Landvogt jedoch den Inhalt an Kinder, ohne selbst etwas davon zu essen.
Seniorinnen berichten unter anderem vom letzten Brikett, das der Pfarrer hergegeben habe, und von einer Familie mit vier Kindern, deren jüngstes schwer unter Durchfall litt. Landvogt besorgte Haferflocken – und das Baby blieb am Leben.
Beate Wachtel (MBN)
Hainburg. In einem Festgottesdienst legt Schwester Maria vom Gekreuzigten Jesus (mit bürgerlichem Namen Ursula Burger) am Sonntag, 20. Juli, im Karmelitinnenkloster St. Gabriel in Hainstadt ihre Ewige Profess ab. Der Mainzer Generalvikar Prälat Dietmar Giebelmann zelebriert den Gottesdienst um 10.00 Uhr. Im Anschluss findet ein Empfang im Kreuzgang des Klosters statt. Den Abschluss des Tages bildet um 17.00 Uhr eine gemeinsame Vesper. Im Hainstadter Karmel leben zurzeit zehn Schwestern. Drei Schwestern des Klosters haben Ende 1999 von Hainstadt aus eine neue Karmelzelle in Hamburg gegründet.
Schwester Maria vom Gekreuzigten Jesus (37) wurde 1966 in Arnsberg geboren. Nach dem Abitur begann sie zunächst ein Medizinstudium, das sie 1993 erfolgreich abschloss. Es folgten drei Jahre im Beruf, unter anderem arbeitete sie in der Inneren Medizin und in der Notfallmedizin in Wales. Seit 1988 hat sie sich in der Fokolar-Bewegung engagiert. Im Jahr 1997 trat sie in den Hainstadter Karmel ein, wo sie nun nach einer rund sechsjährigen Vorbereitungszeit (ein Jahr Postulat, zwei Jahre Noviziat und drei Jahre zeitliche Profess) die Ewige Profess ablegen wird.
tob (MBN)
Mainz. Bei der Diözesanversammlung des Bundes der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ) von Freitag, 11. Juli, bis Sonntag, 13. Juli, soll das Amt des Diözesanjugendseelsorgers neu besetzt werden. Amtsinhaber Pfarrer Hubert Hilsbos kandidiert nach neun Jahren nicht mehr und wird wie die ehrenamtliche Diözesanvorsitzende Tina Beckord am Samstag, 12. Juli, verabschiedet. Mit dem 32-jährigen Pfarrer Markus W. Konrad aus Groß-Zimmern, derzeit Diözesankurat der Deutschen Pfadfinderschaft St. Georg (DPSG) und Referent für Religiöse Bildung im BDKJ/Bischöflichen Jugendamt, gibt es einen Kandidaten für das Amt des Diözesanjugendseelsorgers, der BDKJ und Bischöfliches Jugendamt leitet. Kerstin Pulm tritt nach zweijähriger Amtszeit als hauptamtliche BDKJ-Vorsitzende zur Wiederwahl an.
Inhaltlich wird sich die Versammlung, an der Weihbischof Dr. Ulrich Neymeyr als Dezernent für die Jugendseelsorge teilnimmt, mit einer neuen Struktur für den BDKJ im Bistum Mainz beschäftigen. Beraten werden sollen die Ergebnisse des Zukunftsprozesses, den die Delegierten aus Jugendverbänden und Dekanaten letztes Jahr begonnen haben. Sie sind Grundlagen für eine Modernisierung des Dachverbandes der katholischen Jugendverbände. „Wir wollen transparenter und effizienter arbeiten", erklärt Kerstin Pulm, BDKJ-Diözesanvorsitzende und Leiterin des Bischöflichen Jugendamts.
Weitere wichtige Themen sind die Vorbereitungen zum Weltjugendtag 2005 und die Aktion „72 Stunden ohne Kompromiss" mit dem Südwestrundfunk (SWR). Wenn sich die Mainzer fürs Mitmachen entscheiden, sind von Oberhessen bis zum Bodensee alle Bistümer in Baden-Württemberg, Rheinland-Pfalz und dem Saarland an der großen Sozialaktion im Oktober 2004 beteiligt. SWR 3 wird die zahllosen sozialen Projekte der Gruppen vor Ort 72 Stunden lang mit Reportagen, Hintergrundberichten und Musikwünschen begleiten.
Beim Weltjugendtag 2005 werden rund eine Million junge Menschen aus der ganzen Welt in Deutschland erwartet. Zurzeit beginnen die Planungen für die Tage der Begegnung im Bistum Mainz (11. bis 15. August 2005), die mit rund 20.000 Teilnehmer/innen vor Weltjugendtag in Köln stattfinden werden.
Im BDKJ haben sich katholische Jugendverbände und Regionen (Dekanate) zu einem Dachverband zusammengeschlossen. Dem BDKJ des Bistums Mainz gehören 11 Verbände und 20 Dekanate mit rund 16.000 Mitgliedern an.
Hinweis: Die Diözesanversammlung ist während der gesamten Veranstaltungsdauer erreichbar unter Tel.: (06131) 253-611 oder per E-Mail: bdkj-bja-presse@bistum-mainz.de
OS (MBN)