Mainzer Bistumsnachrichten Nr. 29

5. September 2002

Datum:
Do. 5. Sept. 2002
Von:
MBN

Bischöfliche Pressestelle Mainz, Leiter: Jürgen Strickstrock, Bischofsplatz 2, 55116 Mainz 
Postanschrift: Postfach 1560, 55005 Mainz, Tel. 06131/253-128 oder 129, Fax 06131/253-402. E-Mail: pressestelle@bistum-mainz.de

Berichte

  • 150 Jahre St. Vincenz und Elisabeth Hospital Mainz (14.9.) 
  • Beim Kirchenbesuch einmal hinter die Kulissen schauen 
  • Domlöwen werden restauriert und kopiert 
  • Thomas Domnick als Vorsitzender der AG-Verbände ausgeschieden 
  • 76 junge Menschen beginnen Freiwilliges Soziales Jahr

Personalien 

  • Neuer Vatikanbotschafter bei Kardinal Lehmann

Vorschau 

  • „Kirche und Lokale AGENDA 21" 
  • Neues Halbjahresprogramm des Bildungszentrums NR 30

Neuerscheinungen 

  • Herausforderungen für das christliche Krankenhaus

Dokumentation 

  • Aufruf der deutschen Bischöfe zur Bundestagswahl am 22. September 2002
Berichte 

Jubiläum: 150 Jahre St. Vincenz und Elisabeth Hospital Mainz (14.9.) 

Lehmann: Kostendruck auf Krankenhäuser wächst

Lösungsperspektive für die Politik „eine Aufgabe höchster Priorität"

Mainz. Im Blick auf die Zukunft der Sozialsysteme ist die Gesundheitspolitik nach den Worten des Bischofs von Mainz, Kardinal Karl Lehmann „eine der größten politischen Aufgaben". Im Vorfeld der Jubiläumsfeier „150 Jahre St. Vincenz und Elisabeth Hospital Mainz" am 14. September 2002 wies Lehmann am Montag, 2. September, vor der Presse in Mainz auf die Gefährdungen der Sozialsysteme hin. Durch die demographische Entwicklung, die hohe Arbeitslosigkeit, den kostspieligen medizinischen Fortschritt und andere Faktoren gerieten sie „immer wieder in die Krise".

Ein leistungsfähiges Krankenhaus werde in dieser Situation leicht zum „Prügelknaben der Gesundheitspolitik", stellte der Kardinal fest und fügte hinzu, dass auch konfessionelle Krankenhäuser dies im Sinn eines enormen Kostendrucks und des Zwangs zu erneuten Einsparungen empfindlich spürten. Nach den Wahlen am 22. September werde es zweifellos für jede Bundesregierung eine Aufgabe höchster Priorität sein, „sich intensiver diesen Fragen mit einer längerfristigen Lösungsperspektive zuzuwenden". Das Jubiläum des St. Vincenz- und Elisabeth Hospitals finde in einer Situation statt, „in der diese Herausforderung alle im Krankenhaus schwer trifft".

Es habe jedoch keinen Sinn, zu jammern und Hilfe nur von außen zu erwarten, betonte Kardinal Lehmann. Zu den Möglichkeiten der Selbsthilfe gehöre vor allem eine intensivere Kooperation und Vernetzung mit benachbarten Krankenhäusern. Dazu verwies er besonders auf die Zusammenarbeit mit dem St. Hildegardis-Krankenhaus in Mainz, das über die Schwestern von der Göttlichen Vorsehung mindestens indirekt, wie das Vincenz und Elisabeth Hospital, auf Bischof Wilhelm Emmanuel von Ketteler zurückgehe. Auch mit dem Mainzer Universitätsklinikum seien auf allen Ebenen Gespräche zur stärkeren Kooperation und Vernetzung geführt worden.. Dies sei auch der ausdrückliche Wunsch der rheinland-pfälzischen Landesregierung und der Leitung der Universitätskliniken. Das Jubiläum solle eine Gelegenheit werden, diese auch für die Patientenbetreuung wichtige und heute unentbehrliche Kooperation noch sehr viel mehr in das Bewusstsein der öffentlichen Meinung zu bringen.

Generalvikar Dr. Werner Guballa legte in einem geschichtlichen Rückblick dar, dass auf Anregung des ersten Deutschen Katholikentages 1848 in Mainz der Vincenzverein und Elisabethenverein hervorging, der zur Linderung und Behebung sozialer Nöte beitragen wollte. Die Hospitalkommission dieses Vereins fasste bereits 1849 den Beschluss, ein Hospital zu bauen und die Krankenpflege den Barmherzigen Schwestern vom Hl. Vincenz von Paul in Straßburg anzuvertrauen. Die Statuten des Hospitals wurden 1850 von Bischof Ketteler unterzeichnet, aber erst am 18. Oktober 1852 vom hessischen Innenministerium anerkannt. Deshalb gilt dieser Tag als der für das Jubiläum maßgebliche Gründungstag. Besondere Bewährungsproben hatte das St. Vincenz und Elisabeth Hospital, wie Guballa weiter berichtete, bei der Pulvertum-Explosion 1857, beim deutsch-französischen Krieg 1870/71 und in den beiden Weltkriegen zu bestehen. Nachdem das Hospital zunächst in der Mainzer Altstadt Platz gefunden hatte (Weißliliengasse), dann auf den Kästrich verlegt worden war, fand es 1935 seinen heutigen Standort und entwickelte sich bis heute durch Neu- und Erweiterungsbauten zu einer modernen Klinik für alle wichtigen Bereiche der Medizin.

Der Geschäftsführende Direktor des Krankenhauses, Diplom-Kaufmann Dieter Plum, wies darauf hin,. dass ab dem kommenden Jahr Fallpauschalen, „Diagnosis Related Groups" (DRG), eingeführt werden und nach und nach das bisherige Abrechnungssystem ablösen sollen . Da diese DRG`s als Festpreise gedacht seien, könne sich der Wettbewerb der Krankenhäuser nur auf die Qualität der Leistungen beziehen. Auch für das St. Vincenz und Elisabeth Hospital gelte es, sich auf die harten Fakten vorzubereiten. Dazu gehöre die Zusammenarbeit mit anderen Häusern, um Synergieeffekte zu nutzen. Darüber hinaus habe man begonnen, nicht nur in Personalbereich, sondern auch in Zukunftstechnik zu investieren. Dafür habe das Kranken haus in den vergangenen Jahren 13 Millionen Euro Investitionsmittel aufgebracht, von denen fünf Millionen vom Land beigesteuert wurden. Neueste Errungenschaft werde ab Oktober ein neuer 16-Zeilen-Computer-Tomograph sein, wie er bisher erst im universitären Bereich zu finden sei.

Der Ärztliche Direktor des St. Vincenz und Elisabeth Hospitals, Prof. Dr. Michael Stahlschmidt, teilte mit, dass im St. Vincenz und Elisabeth Hospital in neun Abteilungen mit mehr als 400 Betten 70 Ärzte und 400 Krankenschwestern und –pfleger sowie eine große Zahl weiterer Mitarbeiter/innen, z.B. für die Bewirtschaftung und die technischen Funktionsdienste, für die Patienten zur Verfügung stehen. Jährlich werden nach seinen Angaben 17.000 Patienten stationär und 15.000 ambulant behandelt. Die durchschnittliche Verweildauer sei in den letzten Jahren massiv auf derzeit sieben Tage gesenkt worden.

„Als katholisches Krankenhaus liegt es uns besonders am Herzen, den Patienten in den Mittelpunkt unseres Handelns zu stellen", betonte Stahlschmidt. Dies beginne mit einer angstlösenden, freundlichen Atmosphäre und gehe weiter mit der schonenden, verständnisvollen Aufklärung vor existenzbedrohenden Eingriffen bis zur hohen Achtung vor dem hilflosen Menschen in Extremsituationen und der Einbeziehung der Angehörigen, wenn der Patient dies wünsche. Nicht zuletzt betreffe dies auch die schonende Begleitung am Ende des Lebens.

Festprogramm am 14. September – Tag der offenen Tür 

Das vielgestaltige, von den Mitarbeiter/innen mit großem Engagement vorbereitete, Festprogramm stellte die Vorsitzende der Mitarbeitervertretung (MAV), Karin Schulz, die auch den Festausschuss leitet, vor. Das Programm am Samstag,. 14. September, beginnt um 9.00 Uhr mit einem Open air-Gottesdienst auf dem Klinikgelände mit dem Mainzer Bischof, Kardinal Karl Lehmann. An die Eucharistiefeier schließt sich ein Festakt an, bei dem u.a. die Ministerin für Arbeit, Soziales, Familie und Gesundheit, Malu Dreyer und der Mainzer Oberbürgermeister Jens Beutel Grußworte sprechen werden.

Die Bevölkerung ist darüber hinaus herzlich eingeladen, an interessanten Vorträgen und Führungen durch die verschiedenen Abteilungen und Einrichtungen des Hauses teilzunehmen. Kinder können von den Eltern im Kinderhaus St. Alban auf dem Klinikgelände zur Betreuung abgegeben werden. Insgesamt ist das Krankenhaus auf einen Ansturm von mehreren tausend Besuchern gerüstet. Ein Informationsservice wird die Besucherinnen und Besucher empfangen und zu den von ihnen gewünschten Orten geleiten. Für Kinder und Jugendliche gibt es eigene Angebote wie Vorlesestunden in der Patientenbibliothek oder eine Vorführung „Röntgen tut nicht weh". Jugendliche können den ADAC-Rettungshubschrauber besichtigen.

Sk (MBN)

 

Beim Kirchenbesuch einmal hinter die Kulissen schauen 

Zahlreiche Kirchen im Bistum Mainz beteiligen sich am „Tag des offenen Denkmals" (8.9.) 

Mainz. Am „Tag des offenen Denkmals" (Sonntag, 8. September) bieten viele Kirchen und kirchliche Bauten im Bistum Mainz Sonderprogramme und Führungen für Besucher an. Neben den gottesdienstlich genutzten Kirchenräumen, werden auch Bereiche gezeigt, die der Öffentlichkeit ansonsten nicht zugänglich sind. Bundesweit öffnen über 600 katholische Kirchen und Einrichtungen an diesem Tag ihre Pforten für Besucher.

Die Werkstätten der Mainzer Dombauhütte können bereits am Samstag, 7. September, besichtigt werden. Neben Dokumentationen über die Restaurierungsarbeiten am Mainzer Dom, kann ganz aktuell einer der Sandsteinlöwen des mittleren Turmes der Ostgruppe begutachtet werden, von dem gerade eine Kopie erstellt wird. Außerdem hat jeder Besucher die Möglichkeit, selbst einmal an einem Sandstein zu arbeiten. Die Dombauhütte hat am 7. September von 10.00 bis 18.00 Uhr geöffnet.

Auch der Wormser Dom beteiligt sich am „Tag des offenen Denkmals". Der im zwölften Jahrhundert auf den Fundamenten eines ottonischen Vorgängerbaus errichtete Dom St. Peter ist am 8. September von 12.30 bis 18.00 Uhr geöffnet. Dabei ist es möglich, den ansonsten nicht zugänglichen Ostchor mit dem Neumann-Altar und dem römischen Juliana-Relief zu beischtigen. Führungen finden um 14, 15, 16 und 17 Uhr statt. Die Wormser Pfarrkirche St. Martin in der Martinsgasse ist von 11.30 bis 18.00 Uhr geöffnet. Der Kirchbau erhielt im frühen 13. Jahrhundert seine spätromanische Form.

Eingeladen zum Besuch hat auch die katholische Kirche St. Johannes Evangelist in Großwinternheim. Besonders sehenswert ist dort die Kohlhaaß-Orgel. Die Gemeinde bietet Führungen nach Bedarf an. Die Kirche St. Gereon in Nackenheim bietet eine bedeutende barocke Ausstattung. Ihr Hochaltar war 1697 für den Ostchor des Mainzer Doms gefertigt worden. Um 15.00 Uhr wird eine Führung angeboten.

In Trebur wird der Mainzer Domorganist Albert Schönberger zusammen mit den Mainzer Dombläsern die Laurentiuskirche erklingen lassen. Am 8. September um 18.00 Uhr findet dort ein Konzert für Orgel und Bläser statt. Zuvor kann die ehemalige Pfalzkapelle besichtigt werden. Führungen finden um 11.00 und 15.00 Uhr statt. In Offenbach beteiligt sich die Marienkirche am „Tag des offenen Denkmals". Für 15.00 Uhr ist eine Führung durch die neobarocke Kirche angesetzt. In Fürth im Odenwald hat die katholische Kirche von 11.00 bis 18.00Uhr geöffnet. Führungen finden um 11.00, 14.00, 17.00 Uhr und bei Bedarf statt.

Viel zu bieten hat an diesem Tag auch Seligenstadt. Neben Stadtführungen, die auch die Einhardbasilika berücksichtigen (Informationen unter Telefon 06182 / 87177), hat die Klostermühle im Klosterhof von 11.00 bis 17.00 Uhr geöffnet. Die ehemalige Benediktinerabtei bietet um 11 Uhr eine Sonderführung zum Thema „Pflanzenverwendung im Klostergarten". Weitere Informationen unter Telefon 06182 / 829882.

Weitere Informationen zum "Tag des offenen Denkmals"

tb (MBN)

 

Domlöwen werden restauriert und kopiert 

Besichtigung am Tag des offenen Denkmals (7.9.) 

Mainz. Mit Hilfe eines 70-Tonnen-Auto-Kranes der Mainzer Firma Riga wurde am Donnerstag, 29. August, ein mächtiger Steinlöwe an der Ostgruppe des Mainzer Domes abgehoben und in die Dombauhütte gebracht. Der Löwe ist einer von zwei Zierlöwen, die der niederländische Dombaumeister Peter Joseph Hubert Cuypers (in Mainz von 1873 bis 1879) im Jahre 1878 in 30 Meter Höhe beim Umbau der Ostgruppe des Domes St. Martin am mittleren Turm anbringen ließ. Der Löwe an der Seite zum nördlichen Flankierungsturm wird im Rahmen der aktuellen Domrenovierung an seinem Standort restauriert, während der Löwe an der Seite zum südlichen Flankierungsturm so beschädigt und vom Zerfall bedroht war, dass eine Restaurierung nicht mehr möglich war.

Stattdessen wurde er nun abgenommen. Bis zum Frühjahr 2003 soll von diesem Original eine Kopie in der Mainzer Dombauhütte gefertigt werden. Diese Aufgabe wird der Steinmetz und Steinbildhauer der Dombauhütte Frank Scherf übernehmen. Das Original ist am Samstag, 7. September, im Rahmen des Tags des Offenen Denkmals (7./8. September) in der Dombauhütte in Mainz (Grebenstraße) zu besichtigen. Später wird es im Dom- und Diözesanmuseum – möglicherweise in einem künftigen Lapidarium – aufbewahrt.

Die ca. 2 Meter lange, 1,60 Meter hohe und 1 Meter breite Figur aus Miltenberger Mainsandstein wiegt 2,6 Tonnen. Die Fachleute hatten ein höheres Gewicht von ca. fünf Tonnen geschätzt, waren dann aber erleichtert, weil sie die Steinfigur statt mit dem bereitgestellten Lastwagen mit einem Gabelstapler in die Dombauhütte transportieren konnten. Der Löwe war, damit er beim Abheben nicht zerbrach, auf Stahlträger gestellt worden, wurde sozusagen mit einem „Löwenkäfig" ummantelt. Zuvor hatten Mitarbeiter der Dombauhütte den Befestigungsmörtel unter der Steinplatte, auf welcher der Löwe steht, entfernt.

Für Materialkosten und Abbau fallen Kosten in einer Höhe von ca. 10.000 Euro an (zuzügl. Transport- und andere Kosten). Sie werden vom Dombauverein Mainz e.V. getragen. Vor Ort verfolgten u.a. der Vorsitzende der Dombaukommission, Domkapitular Heinz Heckwolf, Dom- und Diözesankonservator Dr. Hans-Jürgen Kotzur und der Vorsitzende des Dombauvereins, Anton Issel, das Geschehen. Heckwolf wies darauf hin, dass im Stadtarchiv Mainz zwei Fotos erhalten sind, die beide auf das Jahr 1878 datiert sind. Eines zeige die Ostseite mit den beiden Löwen, das andere die gleiche Ansicht ohne die Löwen. Dies belege, dass die Figuren tatsächlich in jenem Jahr aufgestellt wurden.

Der mit dem Kran abgehobene Löwe reißt ein unter ihm liegendes Lamm. Welche spezielle Symbolik Dombaumeister Cuypers, der sich an früheren Vorbildern orientierte, damit zum Ausdruck bringen wollte, ist aus seinen schriftlichen Aufzeichnungen nicht ersichtlich. In der Ikonographie gilt der Löwe seit der Antike als Symbol der Stärke und Herrschaft, der Sonne und des Lichtes, aber auch des todbringend Dämonischen. Letzteres gilt sicher für diese Löwendarstellung als Macht des Bösen. Im Gegensatz dazu symbolisiert der Löwe nahe dem nördlichen Flankierungsturm, der eine Schlange (Symbol des Bösen) verschlingt, die Macht des Guten. So sind diese Löwendarstellungen positiv und negativ geprägt. Löwe und Lamm können nach dem Buch der Offenbarung Symbole für Christus sein. Er ist der siegreiche Löwe, aber auch das Opferlamm, das Sünde und Tod überwunden hat. Als der Auferstandene ist er Herr über Leben und Tod.

Heckwolf unterstrich, dass der Löwe in der christlichen Kunst das Gute verkörpert, wenn er mit Schlangen oder Drachen ringt. Andererseits werde er, zum Beispiel im Wormser Dom oder in der Ilbenstadter Basilika, dargestellt, wie er Hirsche oder Schafe schlägt. Dazu verwies der Domkapitular auf verschiedene Texte der Bibel. So heißt es in Psalm 22: „Rette mich vor dem Rachen des Löwen." (Ps 22,22) und im Ersten Petrusbrief: „Euer Widersacher, der Teufel, geht wie ein brüllender Löwe umher und sucht, wen er verschlingen kann." (1. Petr 5,8) Im Buch der Offenbarung steht der Löwe auf der Seite des Guten. Er gehört zu den vier Lebewesen, die um den Thron stehen. Und „einer von den Ältesten" sagt zu dem Seher: „Weine nicht; Gesiegt hat der Löwe aus dem Stamm Juda, der Spross aus der Wurzel Davids. Er kann das Buch und seine sieben Siegel öffnen." (Off 4,7 und 5,5)

Sk (MBN)

 

Thomas Domnick als Vorsitzender der AG-Verbände ausgeschieden 

Ausblick auf den Ökumenischen Kirchentag und die Pfarrgemeinderatswahlen 2003 

Mainz. Nach sechsjähriger Amtszeit ist der Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft der Verbände im Bistum Mainz, Thomas Domnick, aus diesem Amt ausgeschieden. Der bisherige Vorsitzende des Bundes der Deutschen katholischen Jugend (BDKJ) im Bistum Mainz übernimmt eine neue Aufgabe in der Betriebsseelsorge. Bei der Vollversammlung der AG Verbände am Montag, 2. September, im Erbacher Hof in Mainz stand kein Kandidat zur Wahl eines Nachfolgers zur Verfügung, auch deshalb, weil der Nachfolger im Amt des BDKJ-Diözesan-Vorsitzenden, Matthias Weber, der erst im Juni dieses Jahres von der BDKJ-Diözesanversammlung gewählt worden war, vor wenigen Tagen aus persönlichen Gründen zurückgetreten war.

Die Amtsgeschäfte der AG Verbände werden nun bis zur Neuwahl im Februar 2003 vom Vorstand wahrgenommen. Ihm gehören nach wie vor Karlheinz Becker (KAB), Ursula Hüser (SkF), Ursula Paul (Kolping) und Barbara Schwender (kfd) an. Im Namen der Delegierten der 21 Mitgliedsverbände dankte Martina Reißfelder, Geschäftsführerin der Diözesanversammlung und des Katholikenrats im Bistum Mainz, dem scheidenden Vorsitzenden für seine konstruktive Arbeit. Ihm sei es nicht nur gelungen, die Zusammenarbeit der Verbände zu intensivieren, sondern er habe die Arbeitsgemeinschaft auch überzeugend nach außen vertreten.

Auf dem Programm des Abends, an dem auch der Leiter des Dezernates Seelsorge, Domkapitular Heinz Heckwolf, teilnahm, standen u.a. ein Rückblick auf den Diözesan-Katholikentag im Mai dieses Jahres und ein Erfahrungsaustausch über die Aktivitäten der einzelnen Verbände. Zum Diözesan-Katholikentag wurde einhellig die Meinung vertreten, dass solche Treffen öfter stattfinden sollten.

Zum Ausblick auf kommende Veranstaltungen gehörten u.a. die Mitgliederversammlung des Familienbundes der Katholiken im Bistum Mainz am 22. Oktober 2002 in Dieburg mit der hessischen Sozialministerin Silke Lautenschläger, der Studientag der AG Verbände am 26. Oktober 2002 im Erbacher Hof in Mainz zum Thema „Moderatonstechniken" und das hundertjährige Jubiläum des Katholischen Deutschen Frauenbundes (KDFB) im kommenden Jahr. Der Sozialdienst katholischer Frauen (SkF) kündigte an, dass ab Oktober 2002 die „Aktion Moses" gestartet werde. Diese umfasse in erster Linie einen Telefonnotruf für Frauen in extremen Konfliktsituationen, das Angebot „Anonymer Geburt" im St. Vincenz und Elisabeth Hospital und die Einrichtung eines „Baby-Fensters" am Bruder Konrad-Stift in Mainz. Wichtige Ereignisse mit Beteiligung der Verbände werden im kommenden Jahr die zentrale Eröffnung der MISEREOR-Aktion in der zweiten Märzwoche sein, die Aktivitäten zum „Jahr der Bibel 2003", der Ökumenische Kirchentag vom 28. Mai bis 1. Juni 2003 in Berlin und die Pfarrgemeinderatswahlen im November 2003.

Sk (MBN)

 

76 junge Menschen beginnen Freiwilliges Soziales Jahr 

Anderen helfen und sich selbst entdecken 

Mainz. Soziales Engagement ist das Hauptmotiv für die meisten jungen Menschen, die im September 2002 unter der Regie des Diözesanverbandes Mainz des Bundes der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ) ihr Freiwilliges Soziales Jahr (FSJ) begonnen haben. „Der BDKJ ermöglicht jungen Menschen, Gemeinsinn zu leben und neue Erfahrungen zu machen", erklärte Pfarrer Hubert Hilsbos, Diözesanjugendseelsorger und Leiter des Bischöflichen Jugendamtes, bei der offiziellen Begrüßungsfeier am Montag, 2. September, im Jugendhaus Don Bosco in Mainz.

Die 70 jungen Frauen und drei Männer beginnen ihren Dienst in verschiedenen sozialen Einrichtungen vor allem des Caritasverbandes. Sie werden ein Jahr mit Kindern, Jugendlichen, Senioren, Obdachlosen, Alten oder Behinderten arbeiten und werden dabei von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des BDKJ pädagogisch begleitet. „Der Mensch heißt Mensch, weil er lacht, weil er vergibt, weil er lebt, weil er hofft" nahm Pfarrer Hubert Hilsbos bei der Begrüßung Bezug zu der an diesem Tag erschienenen CD von Herbert Grönemeyer und sagte zu den Bewerbern für diesen Dienst: „Ich wünsche euch, dass diese menschlichen Regungen in eurem Freiwilligen Sozialen Jahr Platz haben." Der Vorsitzende des Diözesan-Caritasverbandes, Domkapitular Hans-Jürgen Eberhardt erklärte: „Ihr schenkt Nähe und Begegnung und macht das Leben von Alten oder Kranken reicher." Er unterstrich den Stellenwert des freiwilligen Engagements und dankte den jungen Freiwilligen nachdrücklich für ihren Mut.

Die 20-jährige Naomi Malkmus aus Mainz-Marienborn absolviert ihr Freiwilliges Jahr in der Caritas-Sozialstation in Bodenheim und beim Kinderkino der Katholischen Landjugendbewegung (KLJB). Vormittags wird sie beim Mobilen Hilfsdienst Senioren und Behinderte betreuen, nachmittags beim Medienpädagogik-Projekt „Kinderkino" mit Kindern arbeiten. Beim Obdachlosen-Projekt „Pfarrer Landvogt-Hilfe" in Mainz arbeitet Kristin Seilheimer seit Juli dieses Jahres mit. „Ich wollte nach der Schule etwas Praktisches machen", sagt die Mainzerin zu ihren Motiven. Im Freiwilligen Sozialen Jahr entdecken die jungen Leute persönliche Fähigkeiten, lernen den beruflichen Alltag in einer sozialen Einrichtung kennen und haben hier erste Kontakte mit der Arbeitswelt. „Viele streben danach eine Berufsausbildung im sozialen Bereich an," berichtet der Sozialpädagoge Martin Jobst, BDKJ-Referent für soziale Bildung.

Für ein erfolgreiches Jahr sei eine intensive Betreuung wichtig, erklärt Jobst weiter. Die Teilnehmer machen bei ihrer Tätigkeit Grenzerfahrungen mit sozialen Notsituationen, mit Leid, Krankheit und Tod und. Der Sozialpädagoge steht mit seiner Kollegin Christina Kneip und einem ehrenamtlichen Team für die jungen Menschen bereit, z. B. wenn es Probleme mit der Dienststelle gibt oder auch in persönlichen Fragen. Herzstück der Betreuung sind die regelmäßigen Bildungswochen des BDKJ. Hier werden gemeinsam Themen aus den Einsatzbereichen Politik und Gesellschaft oder dem persönlichen Bereich erarbeitet und besprochen. „Die Bildungswochen helfen euch durchs Jahr", berichteten ehemalige Teilnehmerinnen auf der Eröffnungsveranstaltung, „denn hier seid ihr mit euren Problemen nicht alleine."

Weitere Informationen zum Freiwilligen Sozialen Jahr oder zur Sozialen Bildung sind erhältlich beim BDKJ, Referat für Soziale Bildung, Am Fort Gonsenheim 54 in 55122 Mainz, Tel.: 06131 / 253 639, Fax. 06131 / 253 665, E-Mail: fsj@bistum-mainz.de .

O.Sch (MBN)

 

Personalien 

Neuer Botschafter beim Vatikan traf mit Kardinal Lehmann zusammen. 

Gerhard Westdickenberg hat in seiner Diplomatenlaufbahn „drei Welten erlebt" 

Mainz. Der neue Botschafter der Bundesrepublik Deutschland beim Heiligen Stuhl, Gerhard Westdickenberg (57), ist im Rahmen eines Antrittsbesuchs am Mittwoch, 28. August, in Mainz mit dem Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Karl Lehmann, zusammen getroffen. Westdickenberg wird zum 1. September 2002 seinen Dienst in Rom antreten. Nach einer angemessenen Zeit werde er dem Papst seine Ernennungsurkunde überreichen. Bei dem Besuch in herzlicher Atmosphäre ging es in der Hauptsache um ein gegenseitiges Kennenlernen.

In seiner Laufbahn als Diplomat im Dienst der Bundesrepublik hat Westdickenberg seit 1975 nach eigenen Worten „drei Welten erlebt": zunächst die USA, dann das kommunistische Bulgarien und schließlich Ghana in Afrika als Land der sog. „Dritten Welt". Eine, wie er anmerkte, „untypische" Aufgabe war die des Pressesprechers der Nato. Im Auswärtigen Amt durchlief er verschiedene Stationen. So war er Mitarbeiter in der Politischen Abteilung und zuletzt Leiter der Rechtsabteilung.

Sk (MBN)

 

Vorschau 

„Kirche und Lokale AGENDA 21" 

Pfarrgemeinden sollen sich beteiligen 

Mainz. Der Fachbeirat für Umweltfragen des Bistums Mainz lädt für Dienstag, 10. September, zu einer öffentlichen Sitzung in das Bildungszentrum Erbacher Hof (Raum 112) in Mainz ein. Die Mitglieder des Umweltbeirates diskutieren in der zweistündigen Sitzung (15.00 bis 17.00 Uhr) das Thema „Kirche und Lokale AGENDA 21", insbesondere die Ergebnisse der UN-Konferenz für Nachhaltigkeit und Entwicklung, die vom 26. August bis 4. September in Johannesburg/Südafrika tagt. Hauptreferentin ist die Leiterin des AGENDA-Büros im Hessischen Ministeriums für Umwelt, Landwirtschaft und Forsten, Dr. Claudia A. Gallikowski, Wiesbaden. Zu den Teilnehmern gehören u.a. der Umweltbeauftragte des Bistums Mainz, Dr. Klaus Lenhard, und der Geschäftsführer des Fachbeirats Umweltfragen, Alois Bauer, im Bischöflichen Ordinariat, Leiter der Referates Gerechtigkeit und Frieden im Dezernat Seelsorge.

Zur Problematik heißt es in der Einladung: „Im Jahr 1992, auf der Konferenz der Vereinten Nationen für Umwelt und Entwicklung in Rio de Janeiro, hat sich die überwältigende Mehrheit der Völkergemeinschaft auf das Leitbild einer nachhaltigen und zukunftsfähigen Entwicklung der Menschheit verständigt. Damit wurde die Verpflichtung verbunden, die natürlichen Lebensgrundlagen für künftige Generationen zu erhalten und weltweit für soziale Gerechtigkeit zu sorgen." Das diesbezügliche Handlungsprogramm für das 21. Jahrhundert der AGENDA 21 sei nicht reine Umweltschutzvereinbarung, sondern soll zugleich Armut und Unterentwicklung sowie soziale Ungerechtigkeit bekämpfen.

Die Umsetzung dieses Leitbildes erfordere die Beteiligung möglichst vieler gesellschaftlicher Gruppen, wobei den Kommunen für konkrete Maßnahmen die entscheidende Rolle zufällt. An diesen Lokalen AGENDA 21-Prozessen sollten aus Sicht des Umweltbeirates auch alle Pfarrgemeinden mitwirken. Ihre Unzufriedenheit mit der Entwicklung seit 1992 haben die Deutsche Bischofskonferenz und der Rat der Evangelischen Kirche in Deutschland im Juli dieses Jahres in einer gemeinsamen Stellungnahme zum Ausdruck gebracht. Diese Stellungnahme wird der Fachbeirat in seine Überlegungen mit einbeziehen.

Sk (MBN)

 

Veranstaltungsreihe zum Thema „Glaube, Gesundheit, Leid" angekündigt 

Neues Halbjahresprogramm des Katholischen Bildungswerkes Darmstadt (NR 30) erschienen 

Darmstadt. Ein Studientag über „Risiken und Nebenwirkungen alternativer Therapien" mit Prof. Dr. med. Jürgen Windeler, Essen, und Diplom-Theologe Eckhard Türk, Sektenbeauftragter des Bistums Mainz, steht im Mittelpunkt eines Studientages der Veranstaltungsreihe „Glaube – Gesundheit – Leid", den das Katholische Bildungszentrum Darmstadt (NR 30) in seinem neuen Halbjahresprogramm für den 26. Oktober ankündigt. Die Tagungsleitung hat der Leiter des Bildungswerkes Diplom-Volkswirt und Diplom-Theologe Godehard Lehwark. Dazu kommen zwei Vorträge zu den Fragen „Hilft der Glaube heilen?" (21.11.) und „Wo bleibt Gott im Leid seiner Schöpfung?" (10.12.) mit Dr. Klaus P. Fischer, Heidelberg, bzw. Prof. Dr. Hans Kessler, Frankfurt.

Weitere Vortragsreihen beschäftigen sich mit dem „Verhältnis der Kirche zur Sexualität und zur Frau in historischer Sicht" und mit der Frage „Wahrheitsanspruch der Religionen als Quelle von Intoleranz und Gewalttätigkeit?" In einem sechsteiligen Seminar werden unter dem Titel „Das Ich und das Fremde" philosophische Überlegungen über das Zusammenleben von Menschen unterschiedlicher Kulturen vorgestellt (Beginn 25.9.).

Der diesjährige Bibeltag mit Dr. Sabine Gahler, Darmstadt/Weiterstadt, Diözesan-Vorsitzende des Katholischen Bibelwerks im Bistum Mainz, ist dem alttestamentlichen Buch Ijob gewidmet, vor allem dem Streit, den Ijob wegen des Leids, das ihn getroffen hat, mit Gott führt (14.9.).

Im Bereich kultureller Bildung kündigt das Zentrum NR 30 unter dem Titel „Kunst in Rom" Vorträge über die Fresken des Raffael in den Stanzen des Vatikans sowie über Berninis Barcaccia-Brunnen vor der Spanischen Treppe an. Eine andere Reihe stellt die Kultur Tibets, buddhistische Zeugnisse im Alten China und die Khmer-Kultur in Kambodscha vor. Aktuelle Bestseller bieten Stoff für einen Lese- und Gesprächskreis (ab 16.10.).

In einer sechsteiligen Veranstaltungsreihe gehen Evangelische und Katholische Erwachsenenbildung in den Monaten September und Oktober den Verlusten und Aufbrüchen der Väter in Kultur, Geschichte und Gegenwart nach.

Im Bereich Lebenshilfe können sich Ehepartner, die in Trennung leben oder geschieden sind, zu Gruppengesprächen treffen. Eine weitere Gruppe plant das Bildungszentrum unter dem Titel „Stress in der Beziehung: Wie damit umgehen?" für Frauen, die über ihre Beziehung reflektieren und dafür etwas tun wollen.

Das 60 Seiten umfassende Programmheft, in dem auch die Pfarrgemeinden des Dekanates Darmstadt und weitere Kooperationspartner ihre Veranstaltungen ankündigen, wird auf Wunsch zugeschickt (Tel. 06152 / 20963).

G.L. (MBN)

 

Neuerscheinungen

Herausforderungen für das christliche Krankenhaus 

Fachtagung über Perspektiven für das christliche Krankenhaus dokumentiert 

Mainz. Rechtzeitig zum Jubiläum 150 Jahre St. Vincenz und Elisabeth Hospital Mainz, hat die Abteilung Publikationen im Bischöflichen Ordinariat sozusagen als Geburtstagspräsent die Broschüre „Zwischen Profit und Profil. Herausforderungen und Perspektiven für das christliche Krankenhaus" vorgelegt. Das Büchlein dokumentiert eine Fachtagung, die am 30. November/1. Dezember 2001 im Blick auf dieses Jubiläum in der Akademie des Bistums Mainz Erbacher Hof veranstaltet wurde. Bei der Fachtagung ging es darum, wie Kardinal Karl Lehmann jetzt anlässlich des Jubiläums am Montag, 2. September, vor der Presse in Mainz betonte, zentral um die Frage, „wie wir im Diktat von – gewiss auch notwendigen – Sparmaßnahmen die unverwechselbare Eigenstruktur eines Krankenhauses in kirchlicher Trägerschaft erhalten und auch fortentwickeln können".

Lehmann betonte, er danke allen Beteiligten dafür, „dass wir diese Frage zusammen mit Medizinern, Politikern, Vertretern der Krankenversicherungen und der Kassen, Verwaltungsleitern, Betriebswirten und Professoren des noch relativ neuen Fachbereichs Pflege unserer Fachhochschulen, aber auch mit wichtigen Trägern des kirchlichen Krankenhauswesens erörtern und nun auch für eine größere Allgemeinheit dokumentieren konnten". Besonders dankte er den Herausgebern, Akademiedirektor Dr. Peter Reifenberg, und der Leiterin der Abteilung Publikationen, Dr. Barbara Nichtweiß, die auch die Tagung gemeinsam veranstaltet hatten. Aus dem kleinen Band, um dessen freundliche Aufnahme er bitte, gehe die eindeutige Antwort hervor, betonte Lehmann „dass wir uns vor einer Identität im Wandel nicht fürchten müssen und trotz mancher Einwände aus einer langen Geschichte auch heute Mut machen und behalten, zu einem Krankenhaus aus dem Geist des Christentums". Dies erhoffe er sich auch durch die Jubiläumsfeier des St. Vincenz und Elisabeth Hospitals.

Die Broschüre enthält unter anderem einen Beitrag von Prof. Dr. med. Eduard Seidler, Freiburg, zur Geschichte des christlichen Hospitals: „Krankenpflege und Krankenhaus aus dem Geist des Christentums". Der (damalige) rheinland-pfälzische Sozialminister Florian Gerster legt seine Sicht über „Gegenwart und Zukunft des Krankenhauses in der Gesundheits- und Sozialpolitik" dar und zeigt auf, welche Chancen einem christlichen Krankenhaus unter veränderten Bedingungen gegeben sind. Ein wichtiges Kapitel des Buches sind Kooperation und Vernetzung im Krankenhauswesen und in der Ausbildung. Darüber gibt es grundsätzliche Äußerungen und Praxisberichte von Schwester Basina Kloos OFM, Generaloberin der Waldbreitbacher Franziskanerinnen und Vorsitzende des Aufsichtsrates der Elisabeth GmbH in Waldbreitbach. Der Rektor der Fachhochschule Mainz, Prof. Dr. Peter Löcherbach, erläutert unter dem Titel „Case Management", wie fallbezogene Pflege interdisziplinär geplant und durchgeführt werden sollte. Die Prorektorin der KFH Mainz, Prof. Dr. Susanne Schewior-Popp, zeigt neue Wege in der Pflegeausbildung durch Kooperation und Vernetzung auf.

Verschiedene Ärzte wie Prof. Dr. Hartwig Bauer, Altötting, Prof. Dr. Wolfgang Dippold, Prof. Dr. Peter Kirschner, beide St. Vincenz und Elisabeth Hospital Mainz, Prof, Dr. Michael Jung, St. Hildegardis-Krankenhaus Mainz, Prof. Dr. Hanns-Peter Nast, Ketteler-Krankenhaus Offenbach, und Dr. Norbert Pfeiffer, Ärztlicher Direktor des Universitätsklinikums Mainz, diskutierten in einer Podiumsdiskussion die Chancen und Kennzeichen des christlichen Krankenhauses aus ärztlicher Perspektive. Kardinal Lehmann bündelte die Diskussion dieser Fachtagung im Schlussvortrag unter dem Thema „Das christliche Krankenhaus als Herausforderung und Aufgabe in Gegenwart und Zukunft".

Im Geleitwort schreibt Lehmann, angesichts der Sparzwänge stehe das „christliche" Krankenhaus in einer elementaren Spannung seiner Existenz zwischen Profit und Profil: „Wie kann unter dem Diktat der Sparmaßnahmen wirklich das Proprium, die unverwechselbare Eigenstruktur eines Krankenhauses in der Trägerschaft der Kirchen, erhalten und fortentwickelt werden, ohne dass dies zu einem finanziellen Kollaps wird?", fragt er. Was könnte getan werden, fügt er hinzu, damit man solidarisch mit den anderen Krankenhäusern am Ende nicht „mit der eigenen Motivation auf der Strecke bleibt". All diese Probleme könnten nur gemeinsam gelöst werden. Deshalb seien zur Fachtagung im Erbacher Hof die wichtigsten Berufe, die für das Krankenhauswesen Verantwortung tragen, zur Mitwirkung eingeladen worden.

Der Bischof verweist darauf, dass die Tagung auch einen lokalen Anlass hatte, das Jubiläum des St. Vincenz und Elisabeth Krankenhauses, das 1852 unter Mitwirkung von Bischof Wilhelm Emmanuel von Ketteler gegründet wurde. Zugleich habe es sich als notwendig erwiesen, dem anderen kirchlichen Krankenhaus in Mainz, dem Hildegardis-Krankenhaus, das in der Obhut der von Bischof Ketteler gegründeten Schwestern von der Göttlichen Vorsehung steht, noch enger zusammen zu arbeiten und zu vernetzen. Freilich sei es auch notwendig, sich auch mit den anderen Krankenhausträgern der Stadt, besonders dem Universitätsklinikum und den politischen Instanzen abzustimmen. Die Veröffentlichung habe deshalb auch über Mainz hinaus Bedeutung.

Im Blick auf Mainz sei die Veröffentlichung der Tagung „ein Geburtstagsgeschenk für das St. Vincenz und Elisabeth Hospital und zugleich für die enge Kooperation der katholischen Krankenhäuser unter dem Dach des Caritaswerkes St. Martin geworden. Nichtweiß und Reifenberg weisen in der gemeinsamen Einführung darauf hin, dass die Tagung wie auch die jetzt erfolgte Dokumentation durch das Jubiläum des St. Vincenz und Elisabeth Hospitals ausgelöst wurden. Es sei das einzige kirchliche Krankenhaus des Bistums Mainz, das bis jetzt in direkter diözesaner Trägerschaft geführt wurde, und zugleich auch das älteste in dieser Stadt. Es hänge mit der Zerschlagung des Erzbistums Mainz zusammen, das von den Mainzer kirchlichen Krankenhäusern nur das Rochusspital, das heutige Universitätsklinikum, übrig blieb und das Krankenhauswesen damals in die öffentliche Hand überging. Eines der Motive zur Gründung des St. Vincenz und Elisabeth Hospitals sei es gewesen, die Mängel in der gesundheitlichen Versorgung der Bevölkerung auszugleichen und Menschen in Not zu helfen.

Hinweis: Zwischen Profit und Profil. Herausforderungen und Perspektiven für das christliche Krankenhaus. Hrsg. von Dr. Barbara Nichtweiß und Dr. Peter Reifenberg in der Reihe Mainzer Perspektiven, Orientierungen Nr. 5, Hrsg. von Dr. Barbara Nichtweiß, Abteilung Publikationen, Mainz 2002, 176 Seiten, broschiert, mit einigen Schwarz-Weiß-Abbildungen, 7,40 Euro.

Sk (MBN)

 

Dokumentation 

Aufruf der deutschen Bischöfe zur Bundestagswahl am 22. September 2002 

Liebe Schwestern und Brüder! 

Am 22. September 2002 sind alle wahlberechtigten Bürgerinnen und Bürger unseres Landes aufgerufen, einen neuen Bundestag zu wählen. Die Deutsche Bischofskonferenz hat aus diesem Anlass unter dem Titel „Nachhaltigkeit – Gemeinwohl – Soziale Gerechtigkeit" eine Erklärung veröffentlicht, in der Orientierungsmaßstäbe für die Wahlentscheidungen ausführlicher dargelegt sind. Darüber hinaus wenden wir uns heute mit diesem Aufruf direkt an alle Gläubigen.

In der kommenden Legislaturperiode wird die Bewältigung der Flutkatastrophe und der Wiederaufbau in den betroffenen Gebieten eine vordringliche Aufgabe sein. Darüber hinaus bleiben aber auch die anderen großen Zukunftsfragen bestehen. Die Vorschläge der Parteien zu deren Bewältigung sind zugleich Kriterien für die Wahlentscheidung. Bei der Überprüfung dieser Konzepte sollten wir als Christen folgende Gesichtspunkte besonders beachten:

In Übereinstimmung mit dem christlichen Menschenbild gebietet unser Grundgesetz, die Würde jedes Menschen zu achten und zu schützen. Menschenwürde und Lebensrecht kommen jedem Menschen vom Beginn seiner Existenz an zu. Auch hochrangige Forschungsziele wie die Entwicklung von Heilungsmethoden rechtfertigen deshalb nicht die Tötung von ungeborenem menschlichen Leben. Der Schutz des Lebens - in allen Phasen der menschlichen Existenz - muss vorrangiges Ziel der Politik sein.

Mit Sorge beobachten wir eine Entgrenzung des Familienbegriffs – vor allem auch durch die gesetzliche Einführung der „Lebenspartnerschaft" - und die Trennung von Ehe und Familie in der politischen und gesellschaftlichen Diskussion. Wir erinnern deshalb nachdrücklich an den besonderen Schutz, unter den das Grundgesetz Ehe und Familie stellt. Zu einer zukunftsorientierten Politik gehören: Die Sicherung der herausragenden Rechtsstellung von Ehe und Familie; die Verbesserung der materiellen Situation der Familien; die Unterstützung der Eltern bei der Erziehung; Maßnahmen zur leichteren Vereinbarkeit von Berufstätigkeit mit der Sorge für die Kinder - vor allem für die Frauen, die vielfach die größere Last zu tragen haben.

Die soziale Ungleichheit in unserem Land hat deutlich zugenommen. Nicht nur die Vermögensunterschiede werden immer größer. Auch die Möglichkeiten, am gesellschaftlichen und kulturellen Leben teilzunehmen, sind zunehmend ungleich verteilt. Die zur Zeit viel diskutierte PISA-Studie zeigt im deutschen Bildungswesen auch eine soziale Schieflage auf. Die Förderung von Chancengerechtigkeit im Bildungswesen bleibt deshalb eine wichtige Aufgabe.

Zugleich müssen alle Anstrengungen fortgesetzt werden, um die anhaltende Massenarbeitslosigkeit zu überwinden. Arbeit ist ein wichtiger Schlüssel zur eigenen Lebensvorsorge und zur Teilhabe am gesellschaftlichen Leben. Nicht nur die Politiker, sondern alle Verantwortlichen in Wirtschaft und Gesellschaft bleiben deshalb aufgerufen, alles ihnen mögliche zu tun, damit dem Verlust von Arbeitsplätzen im Modernisierungsprozess Einhalt geboten wird und neue Alternativen erschlossen werden.

In den letzten Jahren wurde intensiv über die wirtschaftliche und technische Globalisierung diskutiert. Dabei sind die Fragen nach einer weltweiten Gerechtigkeit und die Not der Menschen in Asien, Afrika und Lateinamerika oft aus dem Blickfeld geraten. Die Programme der Parteien sind daran zu messen, ob sie der Verwirklichung von Menschenrechten und humanen Lebensbedingungen auch in den Ländern der sogenannten „Dritten Welt" dienen.

In vielen Teilen der Welt gibt es regionale Konflikte und kriegerische Auseinandersetzungen. Die aktuelle Entwicklung im Nahen Osten gibt Anlass zu besonderer Sorge. Die deutsche Politik bleibt auch künftig im Rahmen ihrer internationalen Verpflichtungen aufgefordert, zur Friedenssicherung - auch über den europäischen Bereich hinaus - beizutragen.

Bei der Bundestagswahl geben wir unsere Stimme nicht nur für eine Partei, sondern auch für Personen ab, die in einem Wahlkreis oder auf einer Landesliste kandidieren. Entscheidend sind dabei nicht Werbe-Effekte und äußerliche Sympathiewerte. Es ist vielmehr kritisch zu prüfen, ob die Kandidatinnen und Kandidaten engagiert und glaubhaft politische Inhalte und Ziele vertreten, die aus christlicher Sicht unverzichtbar sind.

Wir bitten Sie eindringlich, bei der Bundestagswahl Ihre Verantwortung wahrzunehmen und von Ihrem Stimmrecht Gebrauch zu machen.

Würzburg, 26. August 2002 Die deutschen Bischöfe

Dieser Aufruf soll am Sonntag, dem 08.09.2002, in allen Gottesdiensten, einschließlich der Vorabendmessen, verlesen werden.

(MBN)