Mainzer Bistumsnachrichten Nr. 31

5. September 2001

Datum:
Mi. 5. Sept. 2001
Von:
MBN

Bischöfliche Pressestelle Mainz, Leiter: Jürgen Strickstrock, Bischofsplatz 2, 55116 Mainz 
Postanschrift: Postfach 1560, 55005 Mainz, Tel. 06131/253-128 oder 129, Fax 06131/253-402. E-Mail:  pressestellebistum-mainz.de

Bericht 

  • Der Großherzog von Luxemburg besucht das Bistum Mainz 
  • Den Großherzog erwartet ein umfangreiches Programm 
  • Lehmann: Ort der Versöhnung für Juden, Christen und Muslime 
  • Kardinal Lehmann verleiht 27. Katholischen Journalistenpreis 
  • Günther Wassilowsky neuer Studienleiter im Erbacher Hof 
  • Initiativen im "Netzwerk Leben" fördern und begleiten 
  • Erbacher Hof ein "Brückenkopf zu neuen Ufern" 
  • Pieschl: Spätaussiedler brauchen eine Lobby 
  • Astheimer Kirche nach Renovierungsarbeiten mit Pontifikalamt wiedereröffnet

Vorschau 

  • Begleitende Vorträge zur Ausstellung des "Book of Kells" 
  • Die deutschen Diözesen begehen am 9. September den "Mediensonntag"
Bericht

Der Großherzog von Luxemburg besucht das Bistum Mainz 

Besichtigung der Nassauer Kapelle im Dom / Ranghöchster Gast seit dem Papstbesuch 1980 

Mainz. Großherzog Henri von Luxemburg wird am Montag, 10. September, auf Einladung von Kardinal Karl Lehmann und des Domkapitels das Bistum Mainz besuchen. Im Mittelpunkt des Programms steht die Besichtigung der renovierten Nassauer Kapelle im Mainzer Dom und ein Rundgang durch die Bischofskirche. Dabei wird sich der Monarch auch über die im vergangenen Herbst angelaufene Domrenovierung informieren.

Das Staatsoberhaupt und Kardinal Lehmann werden um 11.00 Uhr am Marktportal des Doms vorfahren und dort von Domdekan Weihbischof Wolfgang Rolly sowie den weiteren Mitgliedern des Bischöflichen Domkapitels begrüßt. Der private Besuch des Großherzogs ist die ranghöchste Visite im Bistum Mainz seit dem Pastoralaufenthalt von Papst Johannes Paul II. im November 1980.

Die Renovierung der Nassauer Kapelle wurde kürzlich als erstes Projekt der Gesamtsanierung des über tausend Jahre alten Doms vollendet. Der unterirdische Andachtsraum symbolisiert in besonderer Weise die historischen Verbindungen zwischen der Mainzer Kirche und dem Haus Nassau, dem der heutige Großherzog von Luxemburg angehört. 1417/18 stiftete der Mainzer Erzbischof Johann II. von Nassau die Kapelle ausdrücklich zu Ehren des Dom- und Diözesanpatrons Sankt Martin und zum Andenken an das Haus Nassau.

Bestandteil der Anlage, die ursprünglich mit einem Obergeschoss in den Dom hineinragte, sind außerdem zwei Grabdenkmäler für die beiden Nassauer Erzbischöfe Adolf I. (1381-90) und seinen Bruder Johann II. (1390-1419) im Mittelschiff. Auch diese Denkmäler wird Großherzog Henri besichtigen. Gemeinsam mit Gerlach (1346-71) und Adolf II. (1461-75) regierten insgesamt vier Persönlichkeiten aus der Nassauer Dynastie in Mainz. Kaum ein anderes Fürstenhaus stellte hier eine so große Zahl von Kurfürst-Erzbischöfen, die zugleich als Erzkanzler auch die politischen Geschicke des Reiches lenkten. Zur Erinnerung an seinen Besuch in Mainz wird Großherzog Henri in der Kapelle seiner Ahnen eine Gedenktafel enthüllen.

Auf besonderen Wunsch des Monarchen werden die luxemburgischen Gäste zudem am Grabmal für Erzbischof Peter von Aspelt (1306-20) im Dom Station machen. Der für die Kirchen- und die Reichsgeschichte bedeutsame Mainzer Kirchenfürst stammte aus Luxemburg und verhalf dem dortigen Grafenhaus im Mittelalter zu großem Einfluss. Mit Hilfe des Erzbischofs konnte König Heinrich VII. den deutschen Thron besteigen. Den in Luxemburg besonders verehrten König Johann von Böhmen, später "der blinde König" genannt, krönte Peter von Aspelt als zuständiger Metropolit 1311 persönlich in Prag.

Weitere Einzelheiten zum Besuchsprogramm des luxemburgischen Staatsoberhaupts in Mainz veröffentlicht die Bischöfliche Pressestelle in den nächsten Tagen.

Bns (MBN)

 

Den Großherzog erwartet ein umfangreiches Programm 

Domrundgang, Empfang und Besichtigung einer Kinderbetreuungseinrichtung. Südwest-Fernsehen bringt eine Sondersendung zum Besuch des luxemburgischen Monarchen 

Mainz. Das Besuchsprogramm von Großherzog Henri von Luxemburg im Bistum Mainz am Montag, 10. September, steht. Der Tagesablauf ist in Zusammenarbeit mit dem Großherzoglichen Hof in Luxemburg erarbeitet worden. Der Besuch im Mainzer Dom soll eine Begegnung mit Zeugnissen der Nassauer Familie, der das Staatsoberhaupt angehört, und mit luxemburgischen Erinnerungsstätten werden. Weiterhin soll eine Kindertagesstätte als Beispiel für das soziale Engagement der katholischen Kirche in Mainz vorgestellt werden. Ferner ist ein Empfang und ein festliches Mittagessen zu Ehren des luxemburgischen Gastes geplant.

Um 11.00 Uhr wird der Großherzog in Begleitung von Kardinal Karl Lehmann am Hauptportal des Doms (Marktseite) vorfahren und dort von Domdekan Weihbischof Wolfgang Rolly sowie weiteren Mitgliedern des Domkapitels begrüßt. Nach einer kurzen privaten Andacht in der Sakramentskapelle des Doms findet im Kreuzgang ein Empfang mit geladenen Gästen statt. Dabei werden Kardinal Lehmann, der rheinland-pfälzische Ministerpräsident Kurt Beck und der Mainzer Oberbürgermeister Jens Beutel sowie Großherzog Henri sprechen.

Beim Rundgang durch die über tausend Jahre alte Mainzer Kathedrale ab 12.15 Uhr wird Dom- und Diözesankonservator Dr. Hans-Jürgen Kotzur dem Monarchen die kunsthistorischen Schätze des Bauwerkes zeigen, u.a. den Nassauer Altar aus der Renaissancezeit, die gotischen Grabmäler der Nassauischen Erzbischöfe Adolf I. (1381-90) und Johann II. (1397-1419) sowie, auf Wunsch des Großherzogs, das Grabdenkmal für den Mainzer Erzbischof Peter von Aspelt (1306-20), der aus Luxemburg stammte und große Bedeutung für den Aufstieg des dortigen Grafenhauses im Mittelalter hatte.

Besonderer Anlass für den Besuch ist die Vollendung der Restaurierungsarbeiten in der Nassauer Kapelle unter dem Dom als erstes Projekt der Gesamtsanierung des Gotteshauses. Zur Erinnerung an seinen Besuch in der Kapelle seiner Ahnen wird Großherzog Henri gemeinsam mit Kardinal Lehmann eine Sandsteintafel enthüllen. Die Dombesichtigung schließt um 13.00 Uhr mit einer liturgischen Feier am goldenen Reliquienschrein der Ostkrypta.

Nach dem Mittagessen im kleinen Kreis besucht Großherzog Henri um 15.00 Uhr das Kinderhaus St. Alban - St. Jakobus in der Mainzer Oberstadt. Dort werden nach einem neuen pädagogischen Konzept Kinder verschiedener Altersstufen vom Krippenkind bis zum 14-Jährigen gemeinsam unter Wahrung der individuellen Interessen betreut. Das Kinderhaus ist ein wichtiges Beispiel für die vielfältigen kirchlichen Unterstützungsangebote und Hilfe für Frauen, Kinder, Familien und Paare im Rahmen der Bistumsinitiative "Netzwerk Leben", über die dem Großherzog ebenfalls berichtet werden soll. Um 16.00 Uhr wird das luxemburgische Staatsoberhaupt vor dem Kinderhaus von Kardinal Lehmann verabschiedet.

Das Südwest-Fernsehen Rheinland-Pfalz berichtet am 10. September um 21.45 Uhr in einer Sondersendung "Südwest extra" ausführlich über den Besuch des Großherzogs in Mainz.

Hinweis für die Redaktionen: Für Presse- und Medienvertreter ist eine besondere Akkreditierung bei der Bischöflichen Pressestelle Mainz notwendig; Telefon 06131/253-128/129, Fax 06131/253-402, E-Mail: pressestelle@bistum-mainz.de

Bns (MBN)

 

Lehmann: Ort der Versöhnung für Juden, Christen und Muslime 

Benediktiner errichteten Stiftung zum Bau einer Friedensakademie in Jerusalem 

Mainz/Jerusalem. Die neugegründete benediktinische Stiftung "Hagia Maria Sion" zur Gründung einer Friedensakademie "Beit Benedikt" ("Haus Benedikt") in Jerusalem haben Abtprimas Dr. Notker Wolf OSB, Rom, und Abt Benedikt Lindemann OSB, Jerusalem, zusammen mit dem Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Karl Lehmann, als Schirmherrn in Mainz vorgestellt. Im Rahmen einer Pressekonferenz erklärte Lehmann am Montag, 3. September, im Erbacher Hof in Mainz, angesichts der täglichen Nachrichten über neue Gewalttaten in Israel dürften Christen nicht untätig abseits stehen bleiben. Es brauche Mut und Risikobereitschaft, in diesem Spannungsgebiet zu investieren. Aber gerade deshalb sei jetzt dafür der richtige Zeitpunkt, bekräftigte er.

Die Abtei Hagia Maria Sion (früher Dormitio-Abtei) in sensibler Lage in der Nähe der Altstadtmauer am Zionstor sei wie schon oft in ihrer rund hundertjährigen Geschichte auch heute ein gefährlicher, freilich zugleich symbolisch reicher und wichtiger Ort. Umso mehr begrüße er es dankbar, dass der Benediktinerorden unter der zielstrebigen Führung des Abtprimas Notker Wolf noch deutlicher seine Verantwortung für die Jerusalemer Abtei wahrnehme. Diese internationale Initiative der Benediktinerkongregationen aus der Schweiz, Österreich und Deutschland verdiene höchste Anerkennung.

Nachdrücklich unterstrich der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz die Feststellung der Präambel zur Stiftungssatzung: "Kein Ort der Welt erscheint besser geeignet, Juden, Christen und Muslime in Gebeten und Gesprächen, in Konferenzen und Seminaren bei vollem Respekt aller Unterschiedlichkeiten zusammenzubringen, gegenseitiges Kennenlernen und Verstehen zu fördern und dadurch dem Frieden zu dienen." Dazu stellte Lehmann die Bedeutung des "ökumenischen Studienjahres" besonders heraus. Es sei eine hervorragende Chance für katholische und evangelische Studierende, das Heilige Land, die Leute, die Geschichte und Kultur der Region mit allen sozialen, gesellschaftlichen und politischen Problemen aus der Nähe kennen zu lernen. Es sei ein großer Gewinn für die Kirchen und ihre theologischen Einrichtungen wie auch für den Dialog zwischen Juden, Christen und Muslimen, dass seit 1973 mehrere hundert Frauen und Männer aus Deutschland, Österreich und der Schweiz die Gelegenheit hatten, ihre Kenntnisse im Alten und Neuen Testament, in der Judaistik, der Islamistik und der Ökumene zu vertiefen und "Botschafter des Heiligen Landes bei uns zu sein".

Abt Benedikt Lindemann betonte, die Leitung des Theologischen Seminars gehöre zu den wichtigsten Aufgaben der Abtei an der Nahtstelle zwischen Israelis und Palästinensern. Bei dem vielschichtigen Geflecht aus politischen, religiösen und geschichtlichen Faktoren werde in der Regel nicht mehr erkennbar, dass sich Juden, Christen und Muslime gemeinsam auf den einen und einzigen Gott berufen. Am Ort des Abendmahlsaales, wo der auferstandene Christus seinen Jüngern den Frieden wünschte, sie dieser Wunsch des Herrn "Gabe und Aufgabe". Die geplante Friedensakademie "Beit Benedikt" ("Haus Benedikt") sei Verwirklichung dieser Aufgabe. "Gerade dort, wo der Friede so gefährdet ist, sei es umso wichtiger, Orte des Friedens, der Gastfreundschaft und der Versöhnungsbereitschaft zu schaffen", unterstrich er. Das sei eine Herausforderung und eine Vision, zu der sich die Benediktiner in Jerusalem gerufen und berufen fühlten. Es erfülle ihn mit Bewunderung und Dankbarkeit, dass junge Menschen das Risiko auf sich nehmen und sich daran beteiligen.

Es sei eine wesentliche Aufgabe der Religion, zur "Bekehrung der Herzen" aufzurufen. Das sei auch im Sinn der psychologischen Heilung der beiden Völker notwendig. Von Juden und Muslimen werde die Abtei, "völkerrechtlich im Niemandsland" als neutraler Ort der Begegnung und des Gesprächs anerkannt. Dies gelte sicher auch für die künftige Friedensakademie, die vor allem junge Israelis und Palästinenser einladen werde. So könne Vermittlungs- und Versöhnungsarbeit geleistet werden. Wegen ihrer Sozialarbeit seien die deutschen Kirchen von palästinensischer wie von israelischer Seite respektiert. Deshalb sei die Abtei Hagia Maria Sion auch so etwas wie ein "Botschafter Deutschlands".

Abtprimas Notker Wolf betonte, dass sich die Benediktiner in ihrer langen Geschichte immer wieder für Friedens- und Versöhnungsarbeit engagiert haben. Im interreligiösen Dialog komme es ihnen weniger auf intellektuelle Auseinandersetzung an, sondern mehr auf das miteinander Leben und Handeln. Wegen der eingeschränkten finanziellen Möglichkeiten der Benediktinerklöster sei er Kardinal Lehmann und dem Stiftungsbeauftragten des Bistums Mainz, Prof. Dr. Josef Schäfers dankbar, dass sie die Wege zur Gründung der Stiftung geebnet haben. Schäfers ist Vorstandsmitglied des im Jahr 1999 in Mainz gegründeten Zentralinstituts für kirchliche Stiftungen (zks). Kardinal Lehmann würdigte Schäfers Verdienste bei der Gründung des zks und bei der Beratung der neuen Stiftung der Benediktiner und hieß Gabriela Fürstin zu Sayn-Wittgenstein-Sayn, Bendorf, als neues Mitglied im Kuratorium des zks willkommen. Bei der Überreichung der Urkunde merkte er an, dass die Fürstin als Geborene von Schönborn in Beziehung zum Bistum Mainz stehe. Er freue sich, dass sie nun als bundesweit bekannte Botschafterin kirchlicher Stiftungen tätig werde.

Die internationale gemeinnützige kirchliche Stiftung "Hagia Maria Sion" hat ihren Sitz in Mainz. Sie steht unter der Schirmherrschaft des jeweiligen Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz. Die "rechtsfähige öffentliche und kirchliche Stiftung des bürgerlichen Rechts" wurde mit Datum vom 31. Juli 2001 von der Aufsichts- und Dienstleistungsdirektion Rheinland-Pfalz in Trier genehmigt. Die Stiftung ist mit einem Startkapital von DM 100.000 ausgestattet. Schäfers erklärte, es würden Spenden und Zustiftungen erhofft, so dass in einem Zeitraum von wenigen Jahren mit dem Bau der Friedensakademie in unmittelbarer Nähe der Abtei Hagia Maria Sion begonnen werden könne. In "christlicher Hoffnung wider alle Hoffnung" erwarte er dies in nicht zu ferner Zukunft. Entsprechende Baupläne liegen nach Auskunft Abt Lindemanns bereits vor und sind genehmigt. Nach seinen Schätzungen werden die Baukosten nach dem heutigen Stand ca. DM 13 Millionen betragen. Nach dem Bau soll aus dem Stiftungserlös der Unterhalt der Friedensakademie und der Abtei gesichert werden.

Sk (MBN)

 

Kardinal Lehmann verleiht 27. Katholischen Journalistenpreis 

Übergabe im ZDF in Mainz – Publizistengespräch mit Lehmann und Stolte 

Mainz. Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Karl Lehmann, wird anlässlich des Mediensonntags 2001 (9.9.) am Donnerstag, 13. September, im Konferenzsaal des Zweiten Deutschen Fernsehens (ZDF) in Mainz den 27. Katholischen Journalistenpreis verleihen. Er wird jedes Jahr von der Gesellschaft Katholischer Publizisten Deutschlands e.V. (GKP) und dem Katholischen Medienverband der Kirchenpresse und der Katholischen Verlage ausgeschrieben. Die Preisträger dieses Jahres sind Andreas Neumann und Gerhard Widmer, beide Bremen, sowie Roland Schulz, München.

Nach der Begrüßung durch die Vorsitzende der GKP Michaela Pilters, Leiterin der Redaktion "Kirche und Leben" (kath.) beim ZDF, werden ZDF-Intendant Prof. Dr. Dieter Stolte und Kardinal Lehmann jeweils ein Statement halten. Daran schließt sich ein Publizistengespräch mit beiden an. Es wird von der MDR-Journalistin Claudia Nothelle, Leipzig, moderiert. Anschließend werden die Preisträger mit ihren Arbeiten vorgestellt. Der Vorsitzende der Jury, Bernhard Wiedemann, Leipzig, wird die Preisbegründung darlegen.

Die Jury des Katholischen Journalistenpreises hat am 29. Juni 2001 ihre Entscheidung getroffen. Eingereicht waren insgesamt 154 Arbeiten, darunter 40 Fernseh- und 32 Hörfunk- sowie 82 Printbeiträge. Mit dem Hauptpreis werden ausgezeichnet: Andreas Neumann und Gerhard Widmer. Sie erhalten den Preis für den Fernsehbeitrag: "Jetzt erst recht! Ein Expeditionsbericht aus Ökumenistan", der erstmals am 28. Januar 2001 in der ARD ausgestrahlt wurde. Mit dem Nachwuchspreis wird Roland Schulz ausgezeichnet. Er erhält den Preis für seine Reportage über die Situation von Abschiebehäftlingen in Berlin, die unter dem Titel "Unschuld und Sühne" in der Berliner Tageszeitung "Tagesspiegel" am 18. April 2000 erschienen ist.

Sk (MBN)

 

Günther Wassilowsky neuer Studienleiter im Erbacher Hof 

Promotion in Freiburg bei Peter Walter mit Arbeit über Karl Rahner 

Mainz. Dr. theol. Günther Wassilowsky (33) ist neuer Studienleiter der Katholischen Akademie und des Bildungszentrums Erbacher Hof in Mainz. Kardinal Karl Lehmann und Bischofsvikar Weihbischof Wolfgang Rolly haben Wassilowsky bei der Feier zur Verabschiedung von Ehrendomkapitular Prälat Dr. h.c. Walter Seidel und der Einführung von Dr. theol.-habil. Peter Reifenberg als neuen Direktor des Erbacher Hofs am 30. August in Mainz vorgestellt. In dieser Funktion ist Wassilowsky Nachfolger von Reifenberg.

Der neue Studienleiter stammt aus Rangendingen bei Hechingen/Hohenzollern. Er studierte Theologie und Germanistik in Freiburg i.Br. Zwischen 1997 und 2001 wurde er beim Freiburger Dogmatiker Prof. Dr. Peter Walter mit einer Arbeit über den Beitrag Karl Rahners zur Ecclesiologie des Zweiten Vatikanischen Konzils zum Doktor der Theologie promoviert. Die in den Innsbrucker Theologischen Studien erschienene Arbeit trägt den Titel: "Universales Heilssakrament Kirche". Für seine Dissertation hat Wassilowsky, wie Kardinal Lehmann betonte, die höchste Note und den Karl-Rahner-Preis für theologische Forschung erhalten. Er könne ihn zu dieser Arbeit nur beglückwünschen, erklärte Lehmann. Für seine neue Aufgabe habe er sich nicht nur durch sein Studium qualifiziert, sondern auch durch Erfahrungen als Religionslehrer an Gymnasien in Villingen und Freiburg sowie als Moderator theologischer Tagungen.

Sk (MBN)

 

Initiativen im "Netzwerk Leben" fördern und begleiten 

Projektstellen "Gemeindeorientierung" in Gießen und Viernheim gegründet 

Mainz. Im Rahmen seiner im Januar 2001 gestarteten Initiative "Netzwerk Leben" für Frauen in Schwangerschaft und in Notsituationen haben jetzt zwei Projektstellen "Gemeindeorientierung" ihre Arbeit aufgenommen. Die Projektstelle in Gießen für den Bereich Oberhessen wird von Pastoralassistentin Carola Daniel (33) und die in Viernheim für den Bereich südliches Hessen von Pastoralreferent Engelbert Renner (38) geleitet. Generalvikar Prälat Dr. Werner Guballa hat beide im Rahmen einer Feierstunde am Freitag, 31. August, im Bildungszentrum Erbacher Hof in Mainz offiziell in ihr Amt eingeführt.

Ihre Aufgabe ist es, konkrete Projekte zum Schutz des Lebens zu fördern und zu begleiten und Starthilfen für neue örtliche Initiativen und Projekte zu geben. Sie sollen modellhaft die Beratungs- und Hilfeangebote für Frauen und Familien in enger Zusammenarbeit mit dem Caritasverband und dem Sozialdienst katholischer Frauen (SkF) in ihrem Bereich vernetzen und dabei Praxismodelle auch für die übrigen Regionen des Bistums entwickeln. In Fortführung der bewährten kirchlichen Schwangerenberatung sollen, wie Helga Feld-Finkenauer vom Referat Familienhilfe des Diözesan-Caritasverbandes darlegte, neue Zugangswege zu Frauen gefunden und Hilfen vor Ort organisiert werden.

Die neuen Projektstellen sollen "sensibilisieren, motivieren und koordinieren", unterstrich der Generalvikar. Er erinnerte an eine Umfrage des Bistums im Jahr 1999 bei den 345 Pfarrgemeinden, von denen sich mehr als die Hälfte beteiligten. Der Focus habe sich auf die Frage gerichtet: "Wie helfen Gemeinden vor Ort?". Auf dieser Basis sollten die Projektstellen bereits bestehende Initiativen abrufen und neu entstehende unterstützen.

Zu den Aufgaben der Projektstellen gehört auch die Schulung von haupt- und ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in den verschiedenen Feldern des kirchlichen Lebens. Es gelte die neu entstehenden Kontakte zu Frauen und Familien mit Leben zu erfüllen und zu vertiefen. Wichtig ist dabei aus der Sicht der Koordinierungsgruppe aus Vertreter/inne/n des Bischöflichen Ordinariats, der Caritas und des SkF die Zusammenarbeit mit Ärzten und Seelsorgern sowie enge Kontakte zu Schulen und Jugendgruppen, ebenso zu den regionalen Medien, die das öffentliche Meinungsklima maßgeblich mitbestimmen.

An diesem Tag wurde auch die von der Koordinierungsgruppe entwickelte Praxismappe "Netzwerk Leben" für die Gemeinden und Verbände vorgestellt. Kardinal Karl Lehmann stellt dazu im Geleitwort fest: "Das Netz der Hilfe wächst und festigt sich stetig. Dies lässt sich in einer ersten Zwischenbilanz erfreulicherweise feststellen." Es gelte, verstärkt die komplexe Situation von Frauen in Not wahrzunehmen und entsprechend vielfältige Hilfe anzubieten. Helga Feld-Finkenauer überreichte dem Generalvikar ein erstes Exemplar dieser neuen Praxismappe. Sie solle die Idee des "Netzwerk Leben" im ganzen Bistum breit kommunizieren und Hilfestellungen für die Praxis geben. Der Generalvikar dankte nachdrücklich für dieses gelungene Werk, das aufgrund neuer Erfahrungen in Zukunft fortgeschrieben werden soll.

Über die Angebote von Caritas und SkF hinaus gibt es in den Pfarrgemeinden des Bistums eine Fülle von Hilfsmöglichkeiten, die bereits bestehen und sich bewährt haben. Ihre Weiterentwicklung und Vernetzung gehört zu den vordringlichsten Aufgaben der Projektstellen Gemeindeorientierung. Beispielhaft wurden Projekte aus Gießen und Großzimmern vorgestellt. Johanna Dauzenroth vom SkF Gießen und Martina Alberti, Friedberg, für den Caritasverband Gießen berichteten über flankierende Maßnahmen zur Schwangerenberatung. Dauzenroth unterstrich die gute Zusammenarbeit mit der Kolpingsfamilie, die mit ihrer "Aktion Lichtblicke" vielfältige Hilfen für junge Familien und Alleinerziehende anbietet. Frau Alberti stellte ein "Netzwerk Frauen" im ländlichen Raum vor und eine Initiative in Büdingen gegen Frauenarmut.

Aus Groß-Zimmern berichtete Elisabeth Pfuhl über ein 1989 gestartetes Hilfsangebot vornehmlich für Spätaussiedler aus den Ländern der ehemaligen Sowjetunion.. Es umfasst unter aktiver Beteiligung vieler Ehrenamtlicher unter anderem Kleiderhilfen, Jobbörse, Wohnungsvermittlung bis hin zu einem Frauentreff für Frauen aus vielen Nationen und einen Kinderspielkreis. Hiltrud Engelhard ergänzte dies mit einem Bericht über das Angebot von Deutschkursen für diesen Personenkreis.

Carola Daniel stammt aus Gießen. Als Jugendliche war sie in der Pfarrei Gießen-St. Bonifatius aktiv. Nach dem Abitur studierte sie zunächst Journalismus und Geschichte, dann Pharmazie in Marburg und erlangte 1993 die Approbation als Apothekerin. Sie war seit 1992 als Apothekerin tätig, ab 1993 in Teilzeit, womit sie dann ihr Theologiestudium in Mainz finanzierte. Nach Abschluss ihres Studiums wirkte sie als Pastoralassistentin in den Pfarreien Ockstadt-St. Jakobus und Rosbach-St. Michael.

Engelbert Renner stammt aus Viernheim und war als Jugendlicher in der Pfarrei Viernheim-St. Michael aktiv. Er studierte Theologie in Mainz und München. Renner wirkte als Pastoralassistent, später Pastoralreferent, in Gießen-St. Albertus (1991-1994) und Bürstadt-St. Peter und an der Integrierten Gesamtschule Bürstadt (1994-2001). Im ehrenamtlichen Engagement wurde er Mitbegründer der Initiative "Storchennest Viernheim e.V.", die Frauen in Schwangerschaft Hilfen anbietet.

Carola Daniel,

Büroadresse: 
Projekt Gemeindeorientierung Oberhessen 
im NETZWERK LEBEN der Diözese Mainz 
Frankfurter Str. 44 (Caritashaus), 
35392 Gießen 
Tel. 06 41 / 79 48-188, Fax: 06 41 / 79 48-187 
E-mail: daniel.netzwerk@t-online.de 
Sprechzeiten: 
Dienstag 9.00–11.00 Uhr, Donnerstag 15.00–18.00 Uhr sowie nach telefonischer Vereinbarung

Engelbert Renner,

Büroadresse: 
Projekt Gemeindeorientierung südliches Hessen
im NETZWERK LEBEN der Diözese Mainz 
Kettelerstraße 2, 
68519 Viernheim 
Tel. /Fax: 0 62 04 / 9 19 99 17 Mobiltel.: 01 51 / 12 10 80 89 
E-Mail: engelbertrenner@t-online.de 
Bürozeiten: 
Mo-Fr 9.30-12.00 h; Mo, Mi, Fr 15-18 h

"Netzwerk Leben" im Internet

Sk (MBN)

 

Erbacher Hof ein "Brückenkopf zu neuen Ufern" 

Akademiedirektor Walter Seidel in Ruhestand verabschiedet – Peter Reifenberg eingeführt 

Mainz. Der Direktor der Akademie des Bistums Mainz, Erbacher Hof, Prälat Dr. h.c. Walter Seidel, wurde Donnerstagabend, 30. August, durch Kardinal Karl Lehmann in den Ruhestand verabschiedet. Seidel hat am 22. Februar 2001 seinen 75. Geburtstag gefeiert. Zum Abschied sagte Seidel, der das Bildungszentrum seit 1986 geleitet hat, ein sehr herzliches Wort des Dankes an alle Wegbegleiter und Kooperationspartner. Vor allem Kardinal Hermann Volk und Kardinal Karl Lehmann sei er zu besonderem Dank verpflichtet.

"Wir durften im Geist des Konzils und der Würzburger Synode bei offenen Fenstern und Türen arbeiten", betonte er. Für ihn sei die Akademie ein "Brückenkopf zu neuen Ufern" oder in einem anderen Bild, "Transformator, um den Starkstrom der Wissenschaft für den Alltag umzumünzen". "Nur der reflektierte Glaube ist Gottes und der Menschen würdig", zitierte er Kurienkardinal Walter Kasper. Die Frage: "Was hat im Wechsel Bestand?", sei der "Grundakkord der vielfältigen Akademiearbeit". Der Mainzer Bischofsvikar für Weiterbildung, Weihbischof Wolfgang Rolly, habe mit Energie und pastoralem Weitblick den Erbacher Hof durchgesetzt und damit optimales Arbeiten ermöglicht.

Kardinal Lehmann erklärte in seiner Würdigung, Prälat Seidel habe mit dem Erbacher Hof, dem Haus am Dom und den mannigfaltigen Bildungsveranstaltungen, verbunden mit den Vorträgen im Dom, eine seit Jahrzehnten erfolgreiche Einrichtung geschaffen, "die hervorragende Wissenschaftler aus allen Bereichen nach Mainz führte". Seidel habe mit großem Instinkt und Unterscheidungsvermögen die wichtigsten Herausforderungen von Kirche und Gesellschaft zur Sprache gebracht. "Sie waren stets geistesgegenwärtig, aber nie anpasserisch. Sie haben immer wieder den Geist der Zeit abgehört, aber Sie haben nie dem Zeitgeist gehuldigt", lobte der Bischof.

Bei seinen Veranstaltungen habe der Akademiedirektor die "alten, verdienten Meister nicht vergessen, aber auch jungen Wissenschaftlern Raum gegeben". Seidel sei es gelungen, in relativ wenigen Jahren aus dem Erbacher Hof eines der innerhalb und außerhalb der Kirche hochgeschätzten Tagungshäuser in Deutschland zu machen. Der Kardinal schloss in seinem Dank alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Hauses ein, namentlich Oberstudiendirektorin Katharina Haase und den Geschäftsführer des Erbacher Hofs, Dipl.-Betriebswirt Peter Claus. Zusammenfassend stellt er fest: "Sie übergeben ein wohlbestelltes Haus ihrem Nachfolger, Herrn Dr. Peter Reifenberg, der seit Jahren engstens mit Ihnen zusammen arbeitet."

Weihbischof Rolly hatte zu Beginn der Feier, die von Julius Berger und Hyun Jung-Berger (beide Violoncello) und José Gallardo (Klavier) musikalisch umrahmt wurde, die mehr als 200 Gäste aus Kirche, Politik und Kultur willkommen geheißen. Unter den Gästen waren u.a. der Mainzer Oberbürgermeister Jens Beutel und Kulturdezernent Peter Krawietz, als Vertreter der Evangelischen Kirche, Oberkirchenrat Dr. Gotthard Scholz-Curtius, Darmstadt, und Dekan Wolfgang Drewello, Mainz, der Vorsitzende des Leiterkreises der Katholischen Akademien in Deutschland, Dr. Hans Hermann Henrix, Aachen, und der Direktor der Akademie des Bistums Limburg, Dr. Ansgar Koschel, Frankfurt, sowie vom Mainzer Staatstheater Generalmusikdirektorin Caterine Rückwardt und der ehemalige Intendant Peter Renner, außerdem als ältester Teilnehmer der langjährige Intendant des ZDF, Prof. Dr. Karl Holzammer. Die Mainzer Universität war vertreten durch ihren Präsidenten, Prof. Dr. Josef Reiter, und seinen Nachfolger, Prof. Dr. Jörg Michaelis, Professoren des Fachbereichs Katholische Theologie und den Bruder des Akademiedirektors, Prof. Dr. Elmar Seidel. Nicht zuletzt hieß Rolly den Nachfolger Seidels als Akademiedirektor, Dr. theol. habil. Peter Reifenberg mit seiner Frau Cornelia Kopper-Reifenberg und den beiden Söhnen Felix und Nico willkommen.

Kardinal Lehmann erklärte, Reifenberg sei für diese Aufgabe bestens vorbereitet. Er ist seit 1990 als Studienleiter im Bildungszentrum Erbacher Hof tätig und habe seit 1994 neben seiner Hauptaufgabe an seiner Habilitationsschrift "Verantwortung aus der Letztbestimmung. Maurice Blondels Ansatz zu einer Logik des sittlichen Lebens." gearbeitet. Die Habilitation in systematischer Theologie und die Ernennung zum Privatdozenten erfolgten im Frühjahr 2001. Darüber hinaus erinnerte Lehmann daran, dass Reifenberg Vorsitzender der Kulturkommission des Mainzer Jubiläumskatholikentages 1998 war und danach zum Vorsitzenden des Kulturforums Rhein-Main gewählt wurde.

Reifenberg habe entscheidend dazu beigetragen, zwei große Gestalten des Reformkatholizismus des 20. Jahrhunderts besser kennenzulernen: den "linkskatholischen" Sozialanthropologen Ernst Michel und den Philosophen Maurice Blondel. Insbesondere im Bereich Kunst und Kultur habe er viele Veranstaltungen durchgeführt. Es sei also konsequent, dass Reifenberg die Nachfolge von Prälat Seidel übernahm. Er danke ihm, dass er diese Aufgabe anderen beruflichen Möglichkeiten, vor allem im akademischen Raum, vorgezogen habe. Akademiedirektor Henrix würdigte in seinem Grußwort die Verdienste Seidels. Die Neugründungsphase der Mainzer Katholischen Akademie habe er eindrucksvoll bewältigt und den Erbacher Hof als Ort der Kirche weithin sichtbar gemacht. Er hieß Reifenberg im Kreis der Akademieleiter herzlich willkommen.

Reifenberg dankte Kardinal Lehmann für das Vertrauen, das er ihm entgegenbringe. Ebenso dankte er vor allem Weihbischof Rolly und Generalvikar Dr. Werner Guballa für alle Unterstützung. Er bezeichnete die Akademie als Ort des Wohnens. Das Haus werde zum "bergenden Mikrokosmos" und damit "ein miteinander Bleiben vor dem Antlitz Gottes", erklärte er unter Hinweis auf Martin Heidegger und Hölderlin. "Dichterisches Wohnen" werde zur Chiffre für den Auftrag der Akademie, Zeitdrängendes, Aktuelles und Soziales neu zu bedenken, zum Beispiel Fragen der Lebenswissenschaften und der Bioethik, der Sehnsucht des Menschen nach Sinnräumen, nach Spiritualität und nach philosophisch-theologischem und ökumenischem Gespräch.

Walter Seidel (75) stammt aus Waldenburg in Schlesien. Nach seiner Priesterweihe wirkte er als Kaplan in Gießen. 1957 wurde er Studentenseelsorger und Hochschulpfarrer in Mainz, 1969 Diözesanreferent für Akademikerarbeit , zugleich Diözesanreferent für Priesterfortbildung und Diözesanbeauftragter für Ökumene sowie Referent für Hochschulseelsorge. Zur Vielfalt seiner Aufgaben gehörten auch der Vorsitz der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen Rhein-Main (1975) und das Priorat der Rhein-Main-Provinz des Ritterordens vom Hl. Grab zu Jerusalem (1992). 1978 wurde Seidel Prälat, 1993 Ehrendomkapitular und 1996 Ehrendoktor der Mainzer Universität.

Peter Reifenberg (44) stammt aus Worms. Früh entdeckte er seine Liebe zur Musik (Klavier und Orgel). Er studierte Philosophie, Katholische Theologie, Romanistik und Pädagogik u.a. in Dijon und Paris. Seit 1983 unterrichtete er Religionslehre an den Wormser Gymnasien und wurde 1990 Studienleiter im Erbacher Hof. Nach seiner Promotion zum Doktor der Theologie bei dem Mainzer Moraltheologen Johannes Reiter wurde Reifenberg nebenberuflich Dozent im Fach Sozialethik/Sozialphilosophie an der Katholischen Fachhochschule Mainz und 1993 zum Studiendirektor ernannt.

Akademie "Erbacher Hof" im Internet

Sk (MBN)

 

Pieschl: Spätaussiedler brauchen eine Lobby 

Podiumsdiskussion über Zuwanderung und Möglichkeiten der Integration 

Mainz. Heftige Kritik an den Sprachtests für Spätaussiedler aus den Ländern des ehemaligen Ostblocks, insbesondere aus der früheren Sowjetunion, wurde bei einer Podiumsdiskussion in Mainz geübt. In der Veranstaltungsreihe zum "Tag der Aussiedler" im Bistum Mainz, diskutierten am Mittwochabend, 29. August, Fachleute aus Politik, Verwaltung, Kirche, Caritas und Vertriebenenverbänden unter dem Thema "Zuwanderung gestalten – Integration fördern" im Haus am Dom über die aktuelle Situation der Aussiedler in Deutschland.

"Zuwanderung gestalten – Integration fördern" ist auch der Titel des Anfang Juli dieses Jahres vorgelegte Bericht der vom Bundesinnenminister eingesetzten unabhängigen Zuwanderungskommission, die von Prof. Dr. Rita Süßmuth geleitet wurde. Unter Bezug darauf kritisierte Michael Bergmann, Referent für Flüchtlings- und Aussiedlerhilfe beim Deutschen Caritasverband in Freiburg, ähnlich wie der von Bundesinnenminister Otto Schily vorgelegte Entwurf eines Gesetzes "zur Steuerung und Begrenzung der Zuwanderung", führe das neue Spätaussiedler-Statusgesetz bezüglich der Sprache zu einer Verschärfung der Zuwanderungsbedingungen. Das bisherige zweistufige Anerkennungsverfahren zunächst durch das Bundesverwaltungsamt und dann durch die Behörde vor Ort habe zu unnötigen Belastungen für die Betroffenen geführt und vielfach auch Familien auseinander gerissen.

Die unterschiedlichen Bewertungen durch das Bundesverwaltungsamt und die örtlichen Behörden bemängelte auch Rechtsanwalt Robert Stuhr, Hennef. Neben der Problematik der Sprachtests habe das Aufnahmeverfahren viele Fehlerquellen. Aus seiner Erfahrung werden Anträge aus Unkenntnis oft zu sorglos gestellt. Stuhr und andere Teilnehmer der Podiumsdiskussion kritisierten vehement die lange Verfahrensdauer. Die Aussiedler müssten oft drei bis fünf Jahre, manchmal sogar zehn Jahre von Antragsstellung bis zur Erteilung der Einreiseerlaubnis warten. Dies führe immer wieder zu unerträglichen Härten. Denn die Ausreisewilligen seien als Deutsche in ihrer Umgebung vielfältigen Repressalien ausgesetzt. Aus vielen Berichten gehe hervor, dass gegenüber den Deutschstämmigen in den ehemaligen Ländern der Sowjetunion Anfeindungen und Gewalt erheblich zugenommen haben.

Der stellvertretende Vorsitzende der Landsmannschaft der Russlanddeutschen, Adolf Fetsch, München, verwies darauf, dass in der Sowjetunion das Verwenden der Deutschen Sprache 1938 für die deutsche Minderheit verboten wurde. So habe es vielfach an Gelegenheit gefehlt, die deutsche Sprache zu lernen. Dies dürfe den Russlanddeutschen nun nicht angelastet werden. Der Vertreter des Bundesverwaltungsamtes in Köln, Christoph Hübenthal, Leiter der Abteilung Aussiedlerarbeit und Integration, räumte ein, dass die zweistufige Überprüfung für die Betroffenen misslich sei, wies jedoch darauf hin, dass es weniger auf sprachliche Fertigkeiten als auf die "Nähe zur deutschen Kultur" ankomme. Die Sprachtests könnten jedoch nicht so schlecht sein, da sie "vor den Verwaltungsgerichten Bestand haben".

Nach ausführlicher Diskussion der Zuwanderungshürden, die Aussiedler zu überwinden haben, standen im zweiten Teil der Diskussion die Bemühungen um die Integration der Aussiedler in Deutschland im Mittelpunkt. Claudia Helmkamp-Wasserburg vom Innenministerium Rheinland-Pfalz verwies auf eine Vielzahl von Integrationshilfen, die den Bewohnern der insgesamt 40 Durchgangswohnheime im Land angeboten werden. Dazu nannte sie u.a. Sprachkurse, Hausaufgabenbetreuung für Kinder und Jugendliche, Jugendtreffs, sowie Integrationsseminare.

Weihbischof Gerhard Pieschl, Limburg, Beauftragter der Deutschen Bischofskonferenz für Vertriebenen- und Aussiedlerseelsorge, stellte fest, die Integration könne nur gelingen, wenn eine größere Aufnahmebereitschaft für die Aussiedler in Gesellschaft und Kirche vorhanden wäre. Die Interessen der Aussiedler seien in der Politik nicht ausreichend vertreten. Deshalb habe er an die Vorsitzende der Zuwanderungskommission, Rita Süssmuth, geschrieben. Es sei notwendig, den Aussiedlern eine Lobby zu schaffen. Jedes Volk habe die Pflicht, seine Landsleute nicht zu vergessen. Für die Aussiedler sei es wichtig, bei der gewünschten Integration ihre Identität, z.B. als Russlanddeutscher, wahren zu können. Er bedauere sehr, dass die Anliegen der Aussiedler im Entwurf des Zuwanderungsgesetzes nicht aufgenommen worden seien. Sie würden zwar "auch" berücksichtigt, aber nicht in ausreichendem Maße. Fetsch berichtete, dass die Landsmannschaft der Russlanddeutschen auf Intervention der deutschen Bischöfe von der Zuwanderungskommission eingeladen und gehört wurde. Positiv sei aus seiner Sicht festzustellen, dass das Kriegsfolgenschicksal den Aussiedlern zuerkannt bleibt und dass es keinen Stichtag für die Anerkennung gebe.

Eine Reihe von Stimmen aus dem Publikum, das sehr früh in die lebendige Diskussion einbezogen wurde, zum großen Teil Frauen und Männer, die in der kirchlichen Aussiedlerarbeit engagiert sind, bedauerten, dass es in der Bevölkerung im Austausch mit den Aussiedlern zu wenig Herz und Herzlichkeit gebe, und deshalb die Integration nur schwer gelingen könne. Der Vorsitzende der Ost- und Mitteldeutschen Vereinigung der CDU in Rheinland-Pfalz, Michael Pietsch, griff diese Klagen auf und bekräftigte, zur Integration sei "emotionale Offenheit" notwendig. Wie sehr diese fehle, sei auch daran deutlich, dass in den letzten Jahren immer weniger Mittel zur Förderung ostdeutscher Kultur zur Verfügung gestellt worden seien.

Im Namen vieler plädierte Pfarrer i.R. Friedrich Wilhelm Gerber, Mainz, für verstärkte Aufmerksamkeit in der Öffentlichkeit, gerade auch in den Medien, für die Anliegen der Spätaussiedler. Er teilte mit, dass er in wenigen Tagen zum 5. Mal nach Sibirien reisen wird, um die deutsche Minderheit dort zu unterstützen. Die Moderatorin der Podiumsdiskussion, die SWR-Journalistin Daniela Engelhardt, erklärte zusammenfassend, die Diskussion zeige, dass Offenheit und Herzlichkeit alleine nicht ausreichten. Notwendig seien humane Gesetze. Angesichts zunehmender Fremdenfeindlichkeit sei jeder einzelne in seinem Bereich herausgefordert, sich für die berechtigten Anliegen und die Integration der Spätaussiedler einzusetzen.

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Astheimer Kirche nach Renovierungsarbeiten mit Pontifikalamt wiedereröffnet 

Jahrhundertelang immer wieder vom Hochwasser bedroht 

Astheim. Zum Abschluss der Renovierungsarbeiten wurde die Pfarrkirche St. Petrus in Ketten Trebur-Astheim am Sonntag, 2. September, mit einem festlichen Pontifikalamt durch Kardinal Karl Lehmann wieder eröffnet. Der Mainzer Bischof erinnerte an die Zerstörung der Kirche durch ein schlimmes Hochwasser im Jahr 1651. Danach wurde sie wieder aufgebaut. Lehmann erinnerte daran, dass diese Kirche immer wieder von Hochwasser bedroht war, wie schon die Vorgängerkirchen.

In einer kleinen Festschrift zur Geschichte der Astheimer Pfarrkirche heißt es: "Der Kampf mit dem Hochwasser dauert sei Jahrhunderten an. In jenem Jahr (1651) betraf es die Kirche ganz besonders. Sie stürzte samt dem Kirchturm ein. Man beginnt, mit Genehmigung des Mainzer Kapitels, im gleichen Jahr mit dem Neubau der Kirche samt Dach, Boden, Mauern und Chor." Mittelpunkt des Gotteshauses ist der barocke Hochaltar. Er wurde 1787 von dem Astheimer Schreiner Johann Adam Bender gefertigt. Die Deckengemälde der kleinen Kirche zeigen die Rettung des hl. Petrus, die Schlüsselübergabe Jesu an Petrus und eine Szene aus dem Leben der hl. Cäcilia, der Patronin der Kirchenmusik, gemalt durch den Stuttgarter Maler Julius Niester.

Kardinal Lehmann erklärte in seiner Predigt, Gott ein Haus bauen heiße, ein Zeichen des Heils zu erstellen. Das Gotteshaus gehöre nicht anderen Zwecken. Gemäß dem Wort "Meine Wege sind nicht eure Wege", entziehe sich Gott menschlichen Berechnungen. Mit Nachdruck wandte sich der Bischof gegen den Trend der Zeit, die Religion in die Privatheit abzuschieben. Dies widerspreche auch der Verfassung der Bundesrepublik Deutschland. Gott habe nicht nur Platz in der Seele und in den Herzen der Menschen, sondern gehöre in die Öffentlichkeit des Lebens. Deshalb beginne das Grundgesetz nicht zufällig mit den Worten: "In Verantwortung vor Gott und den Menschen...".

Durch Musik, Kunst und Handwerk werde in der schön renovierten Kirche an die Gegenwart Gottes erinnert. Mit Tönen, Farben und Steinen werde die Herrlichkeit Gottes, der in das Leben der Menschen einbricht, deutlich. Schon die Evangelisten, Paulus und der Verfasser des Ersten Petrusbriefes haben, wie Lehmann darlegte, deutlich gemacht, dass alle Pracht und Herrlichkeit des Tempels Gott den Weg bereitet. Konsequenz für die Gläubigen sei es deshalb, lebendige Steine zu werden. Die Menschen dürften sich nicht in einem noch so schön gebauten Gotteshaus verstecken, mahnte er. "Gott ist größer als unser Herz." Deshalb brauche es Musik und Kunst, um Gottes Herrlichkeit sichtbar zu machen. Zugleich müssten die "Götzen des Alltags" entthront werden.

Konzelebranten des Gottesdienstes waren Pfarrer Hermann Fuchs, sein Vorgänger Pfarrer Herbert Wendtner und der aus Ostheim stammende Pfarrer von Seeheim-Jugenheim, Dr. Werner Pelz. Pelz hat übrigens herausgefunden, dass es sich bei der Orgel der Astheimer Kirche um eine wertvolle Dreymann-Orgel aus dem 19. Jahrhundert handelt. Die Pfarrgemeinderatsvorsitzende Erna Roos hatte die Festgemeinde begrüßt und insbesondere Kardinal Lehmann willkommen geheißen. Musikalisch gestaltet wurde der Gottesdienst vom Kirchenchor unter Leitung von Waltraut Lautz und Ute Rumpel an der Orgel. Auf die guten Beziehungen zwischen Kirchengemeinde und weltlicher Gemeinde verwies Bürgermeister Jürgen Arnold in einem Grußwort.

Die Renovierungsarbeit en begannen, wie der bauleitende Architekt Jürgen Kreikemeier, Rüsselsheim, berichtete, sofort nach dem Weißen Sonntag dieses Jahres. Im Wesentlichen wurde der Putz im Sockelbereich erneuert, Wände und Decken neu angelegt, die Deckengemälde gereinigt und gefestigt, der Hochaltar mit Kreuz und Heiligenfiguren ebenfalls gereinigt sowie die gesamt Elektroinstallation erneuert sowie neue Lampen angebracht. Noch ausstehend sind, wie Kreikemeier ergänzte, das Aufhängen der Kreuzwegstationen und die Überholung der Orgel. Die Renovierung kostet insgesamt ca. DM 300.000. Denkmalpflegerisch begleitet wurde die Renovierung durch Dr. Gertrud Fels von der kirchlichen Denkmalpflege des Bistums Mainz. Sie hob hervor, dass die Farbfassung nach Befund der ursprünglichen Bemalung in warmem Weiß und Hellgrau erfolgte, passend zu den Gemälden. Während der Renovierungsarbeiten wurden die Sonntagsmessen in der evangelischen Kirche gefeiert, die Werktagsgottesdienste im Pfarrheim.

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Vorschau 

Begleitende Vorträge zur Ausstellung des "Book of Kells" 

Bad Vilbel. Anlässlich der Ausstellung einer der schönsten illustrierten Evangelien-Handschriften des frühen Mittelalters, des "Book of Kells", in der St. Nikolaus-Kirche in Bad Vilbel finden eine Reihe begleitender Vorträge statt. Die Ausstellung zeigt prachtvolle handgemalte Kopien aus dem im 8. Jahrhundert im Scriptorium der schottischen Klosterinsel Iona entstandenen Werk. Am Samstag, 8. September spricht Martin Musch-Himmerisch, religionspädagogischer Studienleiter im Bistum Limburg, um 17.00 Uhr in der St. Nikolauskirche zum Thema "Die iro-schottische Missionierung". Der Vortrag beschäftigt sich vor allem mit den irischen Mönchen und Missionaren Columban, Gallus und Kilian.. Am Mittwoch, 12. September, spricht Schwester Maria Caritas Kreuzer um 19.30 Uhr ebenfalls in der Nikolaus-Kirche zum Thema "Das Christusbild im "Book of Kells". Die Referentin ist wissenschaftliche Mitarbeiterin in der Bibliothek des Speyerer Priesterseminars.

Sk (MBN)

 

Die deutschen Diözesen begehen am 9. September den "Mediensonntag" 

"Die Predigt von den Dächern" 

Mainz/Bonn. Der Mediensonntag, der am 9. September in allen deutschen Diözesen begangen wird, steht unter dem Thema: "Die Predigt von den Dächern: Das Evangelium in der Ära der Globalisierung." An diesem Tag wird in den Predigten und Fürbitten der Gottesdienste das Anliegen des Umgangs mit den Medien aus christlicher Verantwortung aufgegriffen. Hinzu kommen in einer Reihe von Gemeinden und Verbänden Bildungsveranstaltungen zum Thema "Medien". Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, der Mainzer Bischof Kardinal Karl Lehmann, wird traditionsgemäß anlässlich des Mediensonntags am Donnerstag, 13. September, um 17.00 Uhr, im Konferenzsaal des ZDF den 27. Katholischen Journalistenpreis verleihen (siehe dazu eigene Meldung in dieser Ausgabe der MBN!).

Papst Johannes Paul II. verweist in seiner Botschaft zum Welttag der sozialen Kommunikationsmittel 2001 auf das Bibelwort, dem die Formulierung des Themas entnommen ist: "Was ich euch im Dunkeln sage, davon redet am hellen Tag, und was man euch ins Ohr flüstert, das verkündet von den Dächern." (Mt 10,27). Die Stimme der Christen dürfe niemals schweigen, "denn der Herr hat uns das Wort von dem Heil anvertraut, nach dem sich das Herz jedes Menschen sehnt", mahnt der Papst. Daraus folge, dass sich die Kirche immer eingehender auf die sich rapide entwickelnde Welt der Kommunikation einlassen müsse. "Das weltumspannende Kommunikationsnetz weitet sich aus, wird von Tag zu Tag komplexer, und die Medien haben in zunehmendem Maße erkennbaren Einfluss auf die Kultur und ihre Übermittlung", heißt es in der Papstbotschaft.

Wo einst die Medien über Ereignisse berichteten, würden heute oft Ereignisse erfunden oder bearbeitet, um den Bedürfnissen der Medien zu entsprechen. Auf diese Weise seien die Beziehungen zwischen Wirklichkeit und Medien komplizierter geworden. Dieses ambivalente Phänomen könne einerseits die Unterscheidung zwischen Wahrheit und Illusion verwischen. Andererseits aber eröffne es nie da gewesene Möglichkeiten, um die Wahrheit viel mehr Menschen zugänglich zu machen. Dies zu gewährleisten, sei auch Aufgabe der Kirche. Wenn die ganze Kirche dem Ruf des Geistes nachzukommen trachte, haben nach den Worten des Papstes christliche Medienschaffende eine prophetische Aufgabe: "Sie müssen sich klar und deutlich gegen die falschen Götter und Idole von heute – Materialismus, Hedonismus, Konsumdenken, engherziger Nationalismus usw. – aussprechen..."

Der Leiter der Zentralstelle Medien der Deutschen Bischofskonferenz, Dr. Reinhold Jacobi, erklärt in einem von der Zentralstelle herausgegebenen Sonderheft zum Mediensonntag 2001: "Auf die pastorale Praxis der Kirchen bezogen, bedeutet die vom Papst angesprochene Ambivalenz, dass die Kirche die enormen Möglichkeiten der Informations- und Unterhaltungsmedien elektronischer Provenienz nutzen muss." Unterließe sie dies, so würden ihre Stimme und die Erinnerung an ihre Botschaft von der Wahrheit der Person Jesu ausfallen.

Hinweis: Medienkultur und Evangelisation. Sonderheft zum Mediensonntag 2001. Erschienen in der Reihe "medien praxis". Grundlagen. Heft 14. Hrsg. von der Zentralstelle Medien der Deutschen Bischofskonferenz, Referat Kommunikationspädagogik, Telefon 0228 / 103 243. Kaiserstraße 163 in 53113 Bonn.

Sk (MBN)