Mainzer Bistumsnachrichten Nr. 34

11. Oktober 2000

Datum:
Mi. 11. Okt. 2000
Von:
MBN

Bischöfliche Pressestelle Mainz, Leiter: Jürgen Strickstrock, Bischofsplatz 2, 55116 Mainz 
Postanschrift: Postfach 1560, 55005 Mainz, Tel. 06131/253-128 oder 129, Fax 06131/253-402. E-Mail: pressestelle@bistum-mainz.de Internetversion der MBN: Öffentlichkeitsarbeit Birgit Wieczorek)

Berichte 

  • Bundespräsident ehrt Bischof Lehmann 
  • Staatsanwaltschaft Mainz ermittelt gegen Weihbischof Eisenbach 
  • Weihbischof Dr. Eisenbach: Vorläufig kein öffentliches Auftreten 
  • Einsatz für Frauenrechte und Entwicklungsarbeit für die Armen 
  • Erster Spatenstich für Caritas-Zentrum St. Alban in Bodenheim

Vorschau 

  • Studientag "Von Gott hören – Glauben verstehen" (14. Oktober) 
  • "Das Schicksal der Metaphysik" (20./21. Oktober) 
  • Studientag "Der Kosovo-Krieg und die Folgen" (21. Oktober) 
  • Wege zu einem besseren Miteinander der Religionen

Dokumentation 

  • Gemeinsames Wort gegen Antisemitismus und antijüdische Aktionen
Berichte 

Bundespräsident ehrt Bischof Lehmann 

Großes Bundesverdienstkreuz mit Stern und Schulterband in Berlin verliehen 

Berlin. Bischof Dr. Karl Lehmann ist mit dem Großen Bundesverdienstkreuz mit Stern und Schulterband ausgezeichnet worden. Bundespräsident Johannes Rau ehrte Lehmann am Dienstag, 10. Oktober, im Berliner Schloss Bellevue, dem Amtssitz des Staatsoberhaupts, mit dem höchsten deutschen Orden. In der Begründung des Bundespräsidialamts heißt es, der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz stehe für klare Positionen und zugleich für die Fähigkeit zum Dialog auch in schwierigen Fragen des Glaubens und des Lebens als Christ in der heutigen Zeit.

"Er hat auch in heiklen Bereichen Orientierung gegeben und die Beachtung der Grundwerte eingefordert. Mit Nachdruck und Geduld bemüht er sich darum, Kirche und Gesellschaft dazu zu bringen, gemeinsam Antworten auf die aktuellen sozialen und wirtschaftlichen Probleme zu suchen", würdigt das Bundespräsidialamt den Bischof. Lehmann sei zudem weltweit an führender Stelle ein wichtiger Partner im Diskurs über die Ökumene. Bereits 1988 erhielt er eine niedrigere Stufe des Bundesverdienstkreuzes. Mit der erneuten Ordensverleihung werden jetzt das zusätzliche Engagement und die weitergehenden Verdienste Lehmanns ausgezeichnet. Der 64-jährige ist seit 1983 Bischof von Mainz und seit 1987 Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz. Der Verdienstorden der Bundesrepublik Deutschland wurde 1951 vom damaligen Bundespräsidenten Prof. Theodor Heuss für besondere Verdienste um das Gemeinwohl gestiftet.

Bns (MBN)

 

Staatsanwaltschaft Mainz ermittelt gegen Weihbischof Eisenbach 

Oberstaatsanwalts Puderbach: Entscheidend ist, ob ein Betreuungsverhältnis gegeben war 

Mainz. Die Staatsanwaltschaft beim Landgericht Mainz nimmt aufgrund einer Strafanzeige von Prof. Dr. Änne Bäumer-Schleinkofer Ermittlungen gegen Weihbischof Dr. Franziskus Eisenbach auf. Dies hat der Ltd. Oberstaatsanwalt Klaus Puderbach am Montagmittag, 9. Oktober, vor der Presse in Mainz mitgeteilt. Zur Dauer und zum möglichen Ausgang der Ermittlungen wollte er sich nicht äußern. Das Bistum Mainz hatte am Vormittag desselben Tages in einer Presseerklärung mitgeteilt, dass Weihbischof Eisenbach bis zur Klärung der gegen ihn gerichteten Vorwürfe vorläufig keine öffentlichen bischöflichen Funktionen wahrnehmen wird. (Wortlaut der Presseerklärung am Ende dieses Beitrags).

Es sei ihm ein Anliegen, deutlich zu machen, dass die öffentliche Erörterung dieses Falles, "wie es geschehen ist", der Problematik zwischen Frau Bäumer und Weihbischof Eisenbach nicht förderlich sei. Als die Staatsanwaltschaft die Anzeige erhielt, sei die Öffentlichkeit bereits informiert gewesen. "Dass es in dieser Weise öffentlich wurde, damit mussten wir uns erst abfinden."

Puderbach betonte, die Staatsanwaltschaft habe sich die Sache nicht leicht gemacht, sondern sorgfältig geprüft. Das Ergebnis sei die Einleitung des Ermittlungsverfahrens. Die Dinge, die zu prüfen seien, könnten nur im Rahmen eines Ermittlungsverfahrens geprüft werden. Im Kern gehe es darum, ob § 174c StGB zur Anwendung komme oder nicht. Sinn dieses Paragrafen sei es, Menschen zu schützen, die nur beschränkt handlungsfähig seien. Puderbach wies daraufhin, dass Geistliche im Wortlaut von § 174c StGB nicht erfasst sind. Es sei jedoch zu klären, ob es von der Sache her nicht doch der Fall sei. Die Gesetzesmaterialien sprächen dafür. Die Stellungnahme des Bonner Anwalts Professor Hans Dahs habe wesentliche Gesichtspunkte aufgezeigt, sich aber stärker auf Absatz 2 von § 174 bezogen, während für die Staatsanwaltschaft Absatz 1 von größerem Gewicht sei. Danach gelte es, im Ermittlungsverfahren zu prüfen, ob das Verhältnis zwischen Frau Bäumer und Weihbischof Eisenbach so gestaltet war, wie es die Regelung verlangt, d.h. ob ein Beratungs-, Behandlungs- oder Betreuungsverhältnis gegeben war.

Dies könne nur im Rahmen von Ermittlungen festgestellt werden. Dazu gehöre das Befragen von Bäumer und Eisenbach und weiterer Zeugen, wie z.B. des Ehemanns von Frau Bäumer. Es müsse festgestellt werden, ob die sexuellen Handlungen, die der Sache nach nicht bestritten würden, Missbrauch seien. "Wir haben das Problem, dass der Anzeige zufolge die Initiative für die Körperkontakte von dem Beschuldigten ausgegangen sein soll", erklärte der Oberstaatsanwalt. Dem stehe entgegen, "dass wir einen Ordner mit Briefen der Anzeigeerstatterin haben". Aus diesen Briefen könnte man den Eindruck gewinnen, dass die sexuellen Kontakte sehr nachdrücklich von der Anzeigeerstatterin ausgegangen sind. Wir haben jedoch nur Briefe der einen Seite, nicht die von Eisenbach, sofern es sie gibt." Die Staatsanwaltschaft werde sich bemühen, auch diese zu bekommen.

Bei den Ermittlungen werde es sicher auch darum gehen, wie die psychische Konstitution von Frau Bäumer "eingeschränkt war und heute noch eingeschränkt ist bezüglich ihrer Aussagetüchtigkeit." Dies werde Anlass für eine psychiatrische Untersuchung sein, die nur mit Zustimmung von Frau Bäumer möglich wäre. Willige sie nicht ein, werde es eine Vernehmung unter Hinzuziehung eines Psychiaters geben. "Wir haben den Zwiespalt zwischen dem Verhalten der Anzeigeerstatterin in ihren öffentlichen Erklärungen, einer gestandenen Frau, und ihren schriftlichen Äußerungen." Letztere gäben Veranlassung zum Grübeln hinsichtlich irgendwelcher Wahnvorstellungen im religiösen Bereich. Es gebe in den Briefen von Frau Bäumer Schilderungen, die nicht mit der Frau, die eine hervorragende naturwissenschaftliche Bildung habe, zusammenpassten. Die Diskrepanz zwischen dem Auftreten von Frau Bäumer und ihren Briefen sei Anlass zu überprüfen, ob das, was sie schildert, "echte Schilderungen aus eigenem Empfinden sind, oder nicht". Die Staatsanwaltschaft werde sicher auch berücksichtigen müssen, "dass es einen Hintergrund für die Beschuldigungen gibt". Dazu verwies Puderbach auf ein von Frau Bäumer in der Presse angesprochenes Projekt, das ihr vom Bistum Mainz verwehrt wurde.

Auf die Frage, warum die Staatsanwaltschaft eine psychiatrische Untersuchung vorschlage, sagte Puderbach, es gebe Schilderungen in den Briefen, die dies aufdrängten. Als Beispiel gab er ein Zitat aus einem der mehr als hundert Briefe. Darin berichtet Frau Bäumer dem Weihbischof, dass eines ihrer Pferde, Massimo, zu ihr gesprochen habe. Zur Frage der Körperverletzung im Rahmen eines Großen Exorzismus sagte Puderbach, er habe vom Exorzismus, der ja kein Straftatbestand sei, keine Vorstellung. Vom Bistum werde bestritten, dass der Weihbischof einen Großen Exorzismus ausgeführt habe. Die Anzeigeerstatterin spreche jedoch von Lähmungserscheinungen als Folge des Exorzismus.

Bezüglich des möglichen Missbrauchs sagte der Oberstaatsanwalt, dass es Akte gegeben habe, die man als sexuell bezeichnen könne. Ob dies Missbrauch ist, sei eine andere Frage. Es sei auch zu prüfen, von wem die Berührungen ausgegangen seien. Es könnte auch sein, dass die Kontakte von der Anzeigeerstatterin von Anfang an gewollt waren. Entscheidend sei die Frage, ob eine einer Therapie angenäherte Behandlung gegeben war. Die Staatsanwaltschaft bewege sich mit der Frage von § 174c Absatz 1, ob ein Beratungs-, Behandlungs- oder Betreuungsverhältnis gegeben war, auf einer "guten Grundlage".

Sk (MBN)

 

Presseerklärung des Bistums Mainz 

Weihbischof Dr. Eisenbach: Vorläufig kein öffentliches Auftreten 

Weihbischof Dr. Franziskus Eisenbach hat vor dem Hintergrund der entstandenen öffentlichen Diskussion über seine Person Bischof Karl Lehmann darum gebeten, ihn bis zur Entscheidung des Hl. Stuhls über eine dort eingegangene, gegen ihn gerichtete Anzeige von Frau Prof. Bäumer-Schleinkofer zu beurlauben.

Das Bistum Mainz vertritt nachdrücklich die Auffassung, dass der in einer Strafanzeige gegen Weihbischof Dr. Eisenbach erhobene Vorwurf des sexuellen Missbrauchs unter Ausnutzung eines Beratungs-, Behandlungs- oder Betreuungsverhältnisses nach § 174 c StGB aus mehreren Gründen nicht gerechtfertigt ist. Rechtsanwalt Prof. Hans Dahs, Bonn, hat im Auftrag des Bistums Mainz diesen Rechtsstandpunkt gegenüber der Staatsanwaltschaft Mainz eingehend begründet.

Bischof Karl Lehmann hat der Bitte von Weihbischof Eisenbach um eine Beurlaubung nicht entsprochen. Eine solche Beurlaubung vom Amt könnte in förmlicher Weise auch nur der Hl. Stuhl aussprechen, der die Anzeige erst noch prüft. Bischof Karl Lehmann hat jedoch insofern der Bitte von Weihbischof Dr. Eisenbach zugestimmt, dass dieser bis zur Klärung der Angelegenheit öffentliche bischöfliche Funktionen nicht wahrnehmen wird.

Bischöfliche Pressestelle Mainz
Mainz, 9. Oktober 2000

 

Einsatz für Frauenrechte und Entwicklungsarbeit für die Armen 

MISSIO-Gast aus Indien berichtete über kirchliche Pastoral- und Sozialarbeit 

Mainz. Die diesjährige MISSIO-Aktion im "Monat der Weltmission" (Oktober) steht unter dem Leitwort "Glaube befreit". Der indische Priester Antony Xavier Rajamony erläuterte dies am Donnerstag, 05. Oktober, vor der Presse in Mainz am Beispiel seines in Südindien gelegenen Heimatbistums Kottar. Im Bildungszentrum Erbacher Hof zeigte der 53-jährige Seelsorger auf, wie sich die katholische Kirche in Indien in besonderer Weise für die Frauen einsetzt, um sie aus Armut und Unterdrückung zu befreien und ihnen eine aktive Teilhabe am kirchlichen, gesellschaftlichen und politischen Leben zu ermöglichen.

Rajamony, der als diesjähriger MISSIO-Gast Gemeinden und Gruppen im Bistum Mainz besucht, berichtete insbesondere über die Gründung von Basis-Entwicklungsgenossenschaften auf der Ebene der Pfarrgemeinden, die mit einer neu eingerichteten "Volksbank" (Spar- und Kreditgenossenschaft) zusammenarbeiten. Durch die Mobilisierung regelmäßiger kleiner Sparbeiträge der Mitglieder werden, wie er hervorhob, viele Menschen erreicht, neben den Christen auch Hindus und Muslime. Nach Abzug einer Reserverücklage zahlt die Volksbank ihren Nettogewinn am Jahresende an die Basis-Entwicklungsgenossenschaften aus. Die Mitglieder haben nicht nur die Möglichkeit, im Lauf von drei Jahren einen Geldbetrag anzusparen, über den sie dann frei verfügen können, um ihre Lebenssituation zu verbessern. Die Mitgliedschaft ermöglicht ihnen auch die Aufnahme von Krediten, die eine normale Bank armen Menschen nie geben würde.

In Rajamonys Gemeinde gab die Entwicklungsgenossenschaft zum Beispiel ein zinsloses Darlehen an eine Selbsthilfegruppe von Witwen, die Matten flechten und aus dem Erlös ihren Lebensunterhalt bestreiten. Das Darlehen ermöglichte den Frauen den Start durch Ankauf der notwendigen Materialien. Die Genossenschaft führt auch besondere Kurse zur Stärkung der Frauen durch. Ihnen soll die Übernahme von Führungsaufgaben im öffentlichen Leben ermöglicht werden. Zugleich soll ihnen geholfen werden, Frauenrechte einzuklagen. In diesem Zusammenhang verwies Rajamony auch auf das Mitgiftproblem. Viele Frauen könnten nicht heiraten, weil ihre Familien die geforderte Mitgift nicht aufbringen könnten. Vielfach würden die Frauen auch nach der Heirat noch von ihren Männern unter Druck gesetzt, um nachträglich Geld von den Angehörigen zu erpressen. In den letzten Jahren seien 15 Frauen deshalb von ihren Männern sogar ermordet worden. Nur sechs von ihnen seien vor Gericht gestellt worden.

Im Kontrast hierzu zeigte Rajamony auf, wie die Frauen in den Basisgemeinschaften zu einem selbstbestimmten Leben geführt werden. Er erinnerte sich, dass vor 30 Jahren das Leben in seiner Heimatpfarrei noch ausschließlich von Männern bestimmt war. Heute seien die Frauen in den drei von ihm geleiteten Pfarreien in der 100.000 Einwohner-Stadt Marthandom viel aktiver als die Männer. Sie engagierten sich vor allem in den 20 Basisgemeinden und in den über 50 verschiedenen Gruppen, die sich regelmäßig treffen. Zum ersten Mal gebe es jetzt auch einen Ausbildungskurs für ehrenamtliche Katechetinnen. Bisher standen für die Aufgabe der Glaubensunterweisung und den pfarrlichen Religionsunterricht nur Männer zur Verfügung.

Rajamony berichtete auch, dass er nur Teilzeitpfarrer ist und die meisten Aufgaben an Laien delegiert. Einen Großteil seiner Arbeitskraft widmet er dem von ihm geleiteten Institut für Forschungs- und Entwicklungsstudien. Darin geht es ihm und den elf zum Teil ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern um eine ganzheitliche Entwicklung gerade der Ärmsten. Ihnen Gerechtigkeit widerfahren zu lassen sei das zentrale Anliegen kirchlichen Handelns. Bezeichnenderweise gibt das Institut unter Federführung Rajamonys eine Monatsschrift mit dem Titel "Vulkan der Armen" heraus, um deutlich zu machen, wie bedrängend die Problematik der Unterentwicklung ist. Daneben bemühe sich die Kirche um die Inkulturation des Christlichen in das indische Leben, um den interreligiösen Dialog mit Hindus und Muslimen und die Verkündigung des Evangeliums durch ein authentisches religiöses Leben, ergänzte der indische Seelsorger.

Rajamony fasste zusammen, dass eine gerechte Weltordnung Ziel der Evangelisierung sei. Nachdrücklich betonte er, den Christen in Deutschland sei besonders dafür zu danken, dass sie sich an die Spitze einer weltweiten Kampagne zur Entschuldung der ärmsten Länder gestellt hätten.

Am Weltmissionssonntag, 22. Oktober, wird in allen Gottesdiensten die MISSIO-Kollekte durchgeführt, um die Ortskirchen in Afrika, Asien und Ozeanien zu unterstützen. Im vergangenen Jahr waren die MISSIO-Spenden im Bistum Mainz gegenüber dem Vorjahr um 3,7 Prozent auf DM 2,8 Millionen zurückgegangen. Demgegenüber hoffen Missionsdirektor Udo Mechlinski und MISSIO-Referent P. Theo Stens OMI in diesem Jahr wieder auf eine Steigerung des Spendenaufkommens. Genauso wichtig sei allerdings, dass die Kirchen in Europa bereit seien, sich vom lebendigen Glauben der Jungen Kirchen, wie ihn Rajamony bezeugte, anstecken und bereichern zu lassen, betonten sie. 

Hintergrundinformationen

Sk (MBN)

 

Erster Spatenstich für Caritas-Zentrum St. Alban in Bodenheim 

Neuartiges Angebot für ältere Menschen 

Bodenheim. In Bodenheim wird mit dem Caritas-Zentrum St. Alban ein neuartiges Hilfeangebot für ältere Menschen entstehen, das mit dem ersten Spatenstich am Montag, 9. Oktober, in eine konkrete Phase getreten ist. Neu ist daran, dass das Hilfezentrum in erster Linie auf den voraussichtlichen Hilfebedarf im Bereich der Verbandsgemeinde Bodenheim (neben Bodenheim zählen dazu Gau-Bischofsheim, Harxheim, Lörzweiler und Nackenheim) ausgerichtet wird. Es entstehen 14 alten- und behindertengerecht ausgestattete Mietwohnungen, ein kleines Altenpflegeheim mit 22 Plätzen in Einzelzimmern, und es wird die bestehende Caritas-Sozialstation in dem neuen Zentrum moderne Räumlichkeiten für die Organisation ihrer Arbeit bekommen.

Die Trägerschaft des neuen Caritas-Zentrums wird das Caritas-Werk St. Martin übernehmen, das die Planungen in Abstimmung mit der Verbands- und Ortsgemeinde Bodenheim vorgenommen hat. Beim ersten Spatenstich begrüßte der Generalvikar der Diözese Mainz, Dr. Werner Guballa, das neue Vorhaben, das älteren Menschen insbesondere aus dem Bereich der Verbandsgemeinde Bodenheim ein Leben in vertrauter Umgebung und unter Beibehaltung ihrer sozialen und familiären Bindungen ermöglichen soll. Dass die Verbandsgemeinde Bodenheim zusammen mit dem Caritasverband diesen Schritt wagt, nannte er "einen besonderen Segen".

Das Caritas-Zentrum St. Alban soll konsequent der Idee dienen, dass alte Menschen so lange wie irgend möglich selbständig wohnen können. Die 14 Mietwohnungen - vier davon werden als Zwei-Personen-Wohnungen gebaut und 10 als Ein-Personen-Wohnungen - stehen bereit für Menschen, denen nach Auszug der Kinder oder Tod des Partners bzw. der Partnerin ihre bisherige Wohnung zu groß geworden ist. Dadurch, dass sie behindertengerecht ausgestattet sind, stehen sie auch Menschen offen, die auf Grund zunehmender Gebrechlichkeit nicht mehr in ihrer angestammten Wohnung leben können.

Altenpflegeheim – wenn es selbständig nicht mehr geht 

Das Altenpflegeheim soll vor allem pflegebedürftigen älteren Menschen dienen, die in ihrem bisherigen Zuhause ambulant nicht mehr versorgt werden können. Dadurch, dass sie nahe ihres bisherigen Wohnumfeldes einen Pflegeplatz finden, sollen die familiären und sozialen Bindungen zu Verwandten und Bekannten weitgehend aufrecht erhalten werden können. Das geplante Altenpflegeheim wird 22 Einzelzimmer umfassen, die alle einen großen und lichtdurchfluteten Wohnraum, einen kleinen Vorraum sowie ein behindertengerechtes Bad haben. Um ein Maximum an vertrauter Umgebung zu bieten, können die künftigen Heimbewohner ihre eigenen Möbelstücke und Zimmerausstattungen mitbringen. Lediglich ein modernes, zur Pflege geeignetes Bett und ein Nachttisch wird vom Heim zur Verfügung gestellt. Das Altenpflegeheim wird einen Speiseraum haben sowie einen kleinen Saal, in dem zum Beispiel Familienfeiern stattfinden können, und es wird mehrere Aufenthaltsbereiche sowie Terrassen haben.

Die bestehende Caritas-Sozialstation wird im Caritas-Zentrum St. Alban neue, ihren Aufgaben auch als ambulantes Hilfezentrum angemessene Räumlichkeiten bekommen. Sie wird wie bisher die ambulante Versorgung kranker und alter Menschen in Bodenheim und Umgebung wahrnehmen, dazu aber auch zur Betreuung der Menschen im neuen Zentrum zur Verfügung stehen.

Das neue Caritas-Zentrum wird auch eine kleine Kapelle für Gottesdienst, Andacht und Meditation erhalten, die vom Pflegeheim wie auch von außerhalb leicht zu erreichen ist. Äußerlich wird das Zentrum einem fränkischen Weinhof ähneln, wie er in der Umgebung von Bodenheim häufiger anzutreffen ist.

Freudentag für Bodenheim 

Der Vorsitzende des Caritasverbandes für die Diözese Mainz, Ehrendomkapitular Hans-Jürgen Eberhardt, freute sich, dass viele Verantwortungsträger von Kirche, Caritas, Landkreis und Kommune zum ersten Spatenstich gekommen waren. Von ihnen betonte der Zweite Kreisbeigeordnete Hans Steib in Vertretung von Landrat Claus Schick, mit dem Vorhaben der Caritas verbessere sich das Angebot sozialer Dienstleistungen in Bodenheim weiter. Für die neuen Räume der Sozialstation sagte er eine Beteiligung von Kreis und Land in Höhe von 540.000 Mark zu. Verbandsbürgermeister Gerhard Krämer nannte den Tag des ersten Spatenstichs einen "Freudentag für Verbands- und Ortsgemeinde Bodenheim", auf den man mehr als ein Jahrzehnt lang hingearbeitet habe. Alte und pflegebedürftige Menschen dürften nicht zur politischen Manövriermasse werden, merkte er kritisch im Hinblick auf manche Querelen der Vergangenheit an. Er dankte der Caritas für ihr Durchhaltevermögen und bewunderte die Nervenkraft von Bernhard Franzreb, dem Geschäftsführer des Caritaswerkes St. Martin, der nicht aufgegeben habe.

Verbands- und Ortsgemeinde beteiligen sich mit 1,26 Millionen Mark an den Baukosten des neuen Vorhabens und stellen das Gelände zur Verfügung, das sie 1994 vom Land Rheinland-Pfalz für den Bau des Altenheims erworben haben. Insgesamt ist das neue Bauvorhaben, das vom Mainzer Architekturbüro Faust Consult geplant wurde und betreut wird, auf 8 Millionen Mark veranschlagt. An der verbleibenden Restsumme beteiligen sich der Caritasverband für die Diözese Mainz und das Caritas-Werk St. Martin erheblich. Unter anderen wird der Erlös eines Objektes in Bad Nauheim zur Finanzierung herangezogen, das das Caritas-Werk St. Martin unlängst verkauft hat.

Den ersten Spatenstich nahmen gemeinsam Vertreter von Kirche, Caritas, Kreis und Kommune vor, unter ihnen Generalvikar Dr. Werner Guballa, Ehrendomkapitular Hans-Jürgen Eberhardt, Geschäftsführer Bernhard Franzreb vom Caritaswerk St. Martin, der Zweite Kreisbeigeordnete Hans Steib vom Landkreis Mainz-Bingen, der Bodenheimer Verbandsgemeinde-Bürgermeister Gerhard Krämer, die Erste Beigeordnete Ingrid Kerz in Vertretung des Bodenheimer Ortsbürgermeisters Alfons Achatz, sowie die Bodenheimer evangelische Pfarrerin Dagmar Diehl und der katholische Pfarrer von Bodenheim, Jakob Strohmayer.

JOW (MBN)

 

Vorschau 

Studientag "Von Gott hören – Glauben verstehen" (14. Oktober) 

Mainz. Wenn Gott unbegreiflich ist, wie kann man dann sinnvoll von ihm reden? Der Studientag "Von Gott hören – Glauben verstehen" am Samstag, 14. Oktober, im Bildungszentrum Erbacher Hof in Mainz sucht nach einer Lösung (Beginn: 10.00 Uhr). Denn nur ein Glaube, der auch verstanden werde, könne sich im Leben auswirken, ist das Bildungswerk der Diözese Mainz als Veranstalter überzeugt. Der Studientag soll eine Einübung in eine dem christlichen Glauben gemäße Gesprächskultur sein. Das Angebot richtet sich an Menschen, "die von Gott gehört, im Ernst über den Glauben nachdenken und ihn vor der Vernunft verantworten wollen". Referent beim Studientag ist Prof. Dr. Peter Knauer SJ von der Philosophisch-Theologischen Hochschule St. Georgen in Frankfurt. 

Bns (MBN)

 

"Das Schicksal der Metaphysik" (20./21. Oktober) 

Symposion über den Philosophen und Pädagogen Gustav Siewerth 

Mainz. Dem deutschen Philosophen und Pädagogen Gustav Siewerth (1903-1963) widmet die Akademie des Bistums Mainz Erbacher Hof ein zweitägiges Symposion am Freitag und Samstag, 20./21. Oktober: "Das Schicksal der Metaphysik – Der Sinn des Lebens im Blick auf die Seinsfrage bei Gustav Siewerth". Die Tagung veranstaltet der Erbacher Hof in Zusammenarbeit mit dem Centre de Métaphysique et de L’Institut Supérieur de Philosophie in Louvain-la-Neuve.

Wie die Veranstalter betonen, gelte Siewerth "immer mehr als einer der fruchtbarsten und wirkmächtigen katholischen Philosophen des 20. Jahrhunderts". Er habe die Arbeit von bedeutenden Theologen wie Karl Rahner und Hans Urs von Balthasar beeinflusst, ebenso wie die Erziehungswissenschaften Montessoris. "Im Lichte seiner Arbeiten finden sich alle traditionellen Konzeptionen des Seins, des Wahren und Guten erneuert", heißt es in der Einladung zum Symposion: Die Frage nach der Welt, nach dem Menschen und nach Gott erhalte in diesem unerbittlichen Denken Antwort aus dem Blickfeld des Thomas von Aquin.

Die Tagung wird in drei Schritten entwickelt: Zur Person Siewerths und seinen gedanklichen Grundlagen sprechen Prof. Dr. Hugo Ott, Freiburg, Prof. Dr. Walter Neidl, Salzburg, und Dr. Emmanuel Tourpe, Louvain-la-Neuve. Im zweiten Teil "Mit Siewerth denken" vertiefen Prof. Dr. Ferdinand Graf, Freiburg, und Julien Lambinet, Louvain-la-Neuve, Prof. Dr. Stephan Grätzel, Mainz, Dr. Andrzej Wiercinski, Toronto, und Prof. Dr. Hansjürgen Verweyen, Freiburg, die Gedanken des Theoretikers. Mit dem dritten Schritt eröffnet sich die Möglichkeit der Fragestellung nach dem Sinn des Lebens bei Gustav Siewerth. Dabei sprechen Privatdozent Dr. Martin Bieler, Bern, Dr. Michael Schulz, München, und der Mainzer Universitätspräsident Dr. Josef Reiter. An alle Vorträge schließt sich die Möglichkeit zur Diskussion an. Das Symposion beginnt am Freitag um 16.00 Uhr und schließt mit einer Eucharistiefeier am Samstag um 17.30 Uhr.

Bns (MBN)

 

Studientag "Der Kosovo-Krieg und die Folgen" (21. Oktober) 

Worms. Die katholische Friedensbewegung Pax Christi im Bistum Mainz beschäftigt sich in dem Studientag "Der Kosovo-Krieg und die Folgen" kritisch mit den Auseinandersetzungen im südlichen Jugoslawien. Die Tagung am Samstag, 21. Oktober, 9.30-17.00 Uhr, findet im Lioba-Haus in Worms statt. Referent ist Prof. Dr. Andreas Buro, Frankfurt. Nach Angaben von Pax Christ ist Buro ein ausgewiesener Kenner der Materie. Er beschäftige sich seit langem mit den Hintergründen der verschiedenen Balkankonflikte, aber auch mit den Interessen der Nato. Ferner ist ein Referat zur Situation der Roma und Ashkenasi im Kosovo geplant.

Bns (MBN)

 

Wege zu einem besseren Miteinander der Religionen 

VHS-Seminare zum Verhältnis von Christen zu Juden und Muslimen starten im Oktober 

Mainz. Dem Verhältnis von Christen zum Judentum und zum Islam widmet die Volkshochschule (VHS) Mainz ab Oktober zwei Seminarreihen. Die Veranstaltung "Wurzeln der Judenfeindlichkeit im Neuen Testament" sucht ab 17. Oktober an fünf Abenden, jeweils dienstags, 20.00 Uhr, in der Bibel nach Ursachen für die Probleme zwischen Christen und Juden. Einzelthemen sind u.a.: "Unser Bild vom Judentum" (17.10.), "Beginnende Aus- und Abgrenzung im Matthäus-Evangelium" (24.10.), "Die gegenseitige Ausschließung im Johannes-Evangelium" (31.10.), "Paulus ringt um Erklärung der Beziehung zwischen Juden und Christen" (7.11.) sowie "Weiterentwicklung zur totalen Enterbung in der alten Kirche und Versuche des Neuanfangs nach 1945" (14.11.). "Die Erinnerung an unsere eigenen Wurzeln kann uns helfen, die Fehler der Vergangenheit zu erkennen und neue Wege zu einem angemessenen Verhältnis zum Judentum zu finden", erklärt der Leiter des Seminars, Pfarrer i.R. Werner Petri, Mainz.

Der evangelische Pfarrer Petri leitet gemeinsam mit Imam Necdet Ogus vom Verband der islamischen Kulturzentren, Mainz, das Seminar "Christentum und Islam – Religionen im Gespräch". Die Reihe findet ab 19. Oktober, jeweils donnerstags, 20.00 Uhr, statt. Noch immer bestimmten Ängste und Vorurteile das Verhältnis von Christen und Muslimen. Das Seminar verstehe sich als Versuch für einen Dialog, "der vielleicht einmal zu einem unbelasteteren Miteinander führt", erklären die Veranstalter. Nach einer Einführung aus christlicher und muslimischer Sicht sollen "Reizthemen" angesprochen werden. Geplant sind: "Der Anspruch auf absolute Wahrheit und die Toleranz gegen Andersgläubige" (19.10.), "Der ‚heilige Krieg‘ und die Forderung der Feindesliebe" (26.10.), "Die Stellung der Frau in Bibel und Koran" (2.11.), "Wie stehen Christentum und Islam zur Demokratie?" (9.11.) sowie "Der einzelne Gläubige und seine Kirche/Moschee" (16.11.).

Bns (MBN)

 

Dokumentation 

Deutsche Bischofskonferenz und Nord-Amerikanische Vereinigung der Rabbiner 

Gemeinsames Wort gegen Antisemitismus und antijüdische Aktionen 

Gemeinsam verurteilen die Deutsche Bischofskonferenz und die Nord-Amerikanische Vereinigung der Rabbiner den Brandanschlag auf die Synagoge in Düsseldorf sowie Steinwürfe auf andere deutsche Synagogen und Schändungen jüdischer Friedhöfe und Gedenkstätten in diesen Tagen. Die erschreckenden judenfeindlichen Untaten gehen einher mit Äußerungen der Intoleranz gegenüber Minderheiten und des Hasses auf Fremde.

Die Untaten bedeuten eine Steigerung der abscheulichen Qualität, mit der in Deutschland jüdische Menschen in Angst und Schrecken versetzt werden. Sie treffen die jüdischen Familien und Gemeinden nicht nur am "Tag der deutschen Einheit", sondern in den "Jamim Noarim", das heißt in den Ehrfurchtsvollen Tagen zwischen dem jüdischen Neujahrsfest und dem Versöhnungstag. In diesen besonderen Tagen des jüdischen Kalenders gehen die Menschen in sich und prüfen ihr Verhalten gegenüber den Mitmenschen und Gott. Bei ihrer Bestandsaufnahme müssen sich nun jene Männer und Frauen, die in den zurückliegenden Jahrzehnten nach Deutschland zurückgekehrt sind, jüdische Gemeinden wiederbegründet, Synagogen mit Gemeindezentren gebaut und Religionsunterricht für die nachwachsende jüdische Generation gewährleistet haben, besorgt fragen, ob sie wirklich mit gutem Grund der deutschen Mehrheit wieder Vertrauen geschenkt haben.

Wir fordern die Christen in Deutschland auf, in der Situation erneuter jüdischer Sorge und Niedergeschlagenheit ihre von Herzen kommende Anteilnahme deutlich und unmissverständlich zum Ausdruck zu bringen. Die jüdischen Gemeinden, ihre Repräsentanten und Mitglieder bitten wir, auf die Solidarität der überwältigenden Mehrheit der Deutschen zu setzen und am jüdischen Leben in Deutschland festzuhalten.

Im nächsten Monat jährt sich das Datum der Novemberpogrome 1938. Wir erinnern an das Wort der deutschsprachigen Bischofskonferenzen "Die Last der Geschichte annehmen" vom 20. Oktober 1988. Seine Aussagen zur Frage geschichtlicher Schuld, zur Notwendigkeit von Besinnung und Umkehr und zu den Möglichkeiten eines christlich-jüdischen Miteinanders in Offenheit und Wertschätzung bleiben gültig. Wir schlagen den katholischen Gemeinden und Priestern vor, in ihren Gottesdiensten am 9. und 10. November in besonders intensiver Weise Fürbitte zu halten. Die geschichtliche Erinnerung darf nicht verblassen. Die gegenwärtige Bedrohung jüdischen Lebens in Deutschland und andere Akte des Hasses, der Fremdenfeindlichkeit und des Rassismus müssen durch entschiedenen Protest und mutiges Eintreten überwunden werden. Wir appellieren gemeinsam an die Täter, von ihren Untaten zu lassen. Wir rufen alle Menschen guten Willens und Glaubens in Deutschland auf, jeder stillen Zustimmung zu Aktionen der Intoleranz und Gewalttätigkeit zu entsagen und sich gegen fremden- und judenfeindliche Äußerungen in Wort und Tat zu erheben. Wir ermuntern sie auch, an allgemeinen Kundgebungen und kirchlichen Veranstaltungen teilzunehmen, die dem Schutz der Menschenwürde dienen.

Der Antisemitismus ist eine Sünde gegen Gott und die Menschheit. Er darf in der Bevölkerung Deutschlands und besonders unter Christen keinen Raum haben.

Bischof Karl Lehmann, Mainz
Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz

Rabbi Marc Schneier
Präsident der Nordamerikanischen Vereinigung der Rabbiner