Mainzer Bistumsnachrichten Nr. 39

31. Oktober 2001

Datum:
Mi. 31. Okt. 2001
Von:
MBN

Bischöfliche Pressestelle Mainz, Leiter: Jürgen Strickstrock, Bischofsplatz 2, 55116 Mainz 
Postanschrift: Postfach 1560, 55005 Mainz, Tel. 06131/253-128 oder 129, Fax 06131/253-402. E-Mail: pressestelle@bistum-mainz.de

Berichte

  • Patriarch Gregor III. von Antiochien besucht Mainz (1.11.) 
  • Internationaler Rat der Friedensbewegung Pax Christi tagt in Mainz (31.10.-4.11.) 
  • St. Martins-Jahresempfang des Katholischen Büros Mainz (14.11.) 
  • Uraufführung des Singspiels "Martin von Mainhattan" in Seligenstadt St. Marien (10.11.) 
  • Festschrift für Irene Willig zum 75. Geburtstag – Jubilarin begeistert gefeiert 
  • Frauenverbände feierten Wortgottesdienst "zwischen Traum und Wirklichkeit" 
  • Lesetipps für Bücherfreunde 
  • "Mehr als das Schulgesetz regeln kann"
Berichte

Patriarch Gregor III. von Antiochien besucht Mainz (1.11.) 

Festgottesdienst mit Kardinal Lehmann – Ansprache des Patriarchen im Dom 

Mainz. Einer der wichtigsten Repräsentanten der arabischen Christen in den Ländern des Nahen Ostens, der neugewählte griechisch-katholische Patriarch von Antiochien, Gregor III. Laham (67), wird anlässlich eines offiziellen Deutschlandsbesuchs, am Fest Allerheiligen, Donnerstag, 01. November, in Mainz mit dem Vorsitzenden der Deutschen Bischofskon-ferenz, Kardinal Karl Lehmann, zusammentreffen. Patriarch Gregor III. wird das Ponitfikal-amt des Kardinals, der auch die Predigt hält, als Konzelebrant mitfeiern (Beginn 10.00 Uhr). Gegen Ende des Gottesdienstes wird der hohe Gast etwa um 11.15 Uhr in deutscher Sprache eine Ansprache an die Gläubigen halten.

Von Mainz aus wird Patriarch Gregor III. nach München und Berlin reisen und u.a. mit den Kardinälen Friedrich Wetter und Georg Sterzinsky sowie mit Bundespräsident Johannes Rau und dem bayerischen Ministerpräsidenten Edmund Stoiber zusammentreffen. Der Patriarch, der seit 1981, Patriarchalvikar in Jerusalem war, gilt als einer der maßgeblichen Sprecher der in politische und wirtschaftliche Bedrängnis geratenen arabischen Christen im Heiligen Land. Er hat sich mit religiösen und sozialen Initiativen, u.a. mit dem Bau von Schulen, Kirchenzentren und Wohnungen für den Verbleib der Christen in ihrem Ursprungsland eingesetzt.

Gregor III. Laham ist das geistliche Oberhaupt von rund einer Million melkitischer Christen, die mit der Katholischen Weltkirche verbunden sind. Von ihnen leben nur noch etwa 250 000 im Orient, die anderen in Emigration, überwiegend in Nord- und Südamerika und in Australien. In Europa ist die melkitische Kirche des byzantinischen Ritus in arabischer Sprache nicht mit einem eigenen Bischof vertreten. Der Patriarch hat seinen Sitz in Damaskus. Ihm unterstehen fünf Diözesen in Syrien, sieben im Libanon und je eine Diözese in Jordanien und Israel. Exarchien des Patriarchats gibt es in Ägypten, im Sudan und in Kuweit. Das Patriarchat von Antiochien, benannt nach einer in der Antike bedeutenden Stadt, die Sitz einer römischen Präfektur war, heute die Stadt Antakya im äußersten Süden der Türkei, gehört neben Rom und Alexandrien zu den drei Urpatriachaten der Christenheit. Bevor er nach Rom ging, leitete der Apostel Petrus die Kirche von Antiochien aus. Auch der Apostel Paulus war dort. Erstmals wurden die Anhänger Jesu in dieser Stadt Christen genannt.

Der neue Patriarch wurde am 15. Dezember 1933 in Syrien geboren und 1959 zum Priester geweiht. Er ist Mitglied der Ordensgemeinschaft der Basilianer , die nach der Regel des griechischen Kirchenvaters Basilius (330 –379) lebt und klösterliche Gemeinschaften auf dem Land und in den Städten gründete. 1981 wurde er zum Bischof geweiht. Am 20. November 2000 wählte ihn die Synode der melkitischen Bischöfe zum Patriarchen. Papst Johannes Paul II. anerkannte am 5. Dezember des gleichen Jahres die Wahl.

(Sk)

 

Internationaler Rat der Friedensbewegung Pax Christi tagt in Mainz (31.10.-4.11.) 

Friedensarbeit nach den Anschlägen vom 11. September 

Mainz. Der Internationale Rat der katholischen Friedensbewegung Pax Christi tagt von Mittwoch, 31. Oktober, bis Sonntag, 4. November, in Mainz. Rund 150 Delegierte aus allen Kontinenten werden zu den Sitzungen im Erbacher Hof erwartet und sich dabei u.a. mit der Friedensarbeit nach den Attentaten vom 11. September 2001 und den aktuellen Auseinandersetzungen in Afghanistan befassen. Besonders spannend dürfte dabei nach Auffassung von Pax Christi die Forderung nach Stärkung internationaler Organisationen und Einrichtungen sowie die Begegnung mit den Vertretern aus Pakistan, Indonesien, Indien und von den Philippinen werden. Diese Länder seien nicht nur geografisch zum Teil nah an der Konfliktregion. Gerade Pakistan stehe durch die Kriegssituation auch innenpolitisch stark unter Druck.

Die Friedensbewegung wird sich in Mainz auch Gedanken über künftige Strukturen und Strategien des Verbandes machen. Unter dem Namen "Pax Christi 2005" berät hierzu eine Arbeitsgruppe. Ferner stehen Wahlen des Vizepräsidenten sowie der Mitglieder des Exekutivkomitees an. Die erste Plenarsitzung eröffnet der Präsident von Pax Christi International und Lateinische Patriarch von Jerusalem, Michel Sabbah, am Donnerstag (9.00 Uhr). Für die Deutsche Sektion von Pax Christi wird deren Präsident, Bischof em. Dr. Hermann Josef Spital, die internationalen Gäste begrüßen. Kardinal Karl Lehmann gibt am Samstagabend (20.00 Uhr) einen Empfang für die Mitglieder des Internationalen Rates. Die Tagung endet mit einem Gottesdienst am Sonntag in der Augustinerkirche in Mainz (Beginn: 11.45 Uhr). Bereits am Mittwoch kommt die Generalversammlung des Pax Christi-Jugendforums (14.00-18.00 Uhr) zusammen.

Die Delegierten treffen sich während der Tagung zudem in sog. regionalen Arbeitsgruppen für Afrika, Lateinamerika, Nahost und den Balkan. Weitere Arbeitsgruppen beraten zu den Themen "Menschenrechte und Flüchtlinge", "Sicherheit, Entmilitarisierung und internationaler Waffenhandel", "Wirtschaftliche Gerechtigkeit, Kinderarbeit, Entwicklung und Umwelt". Eine abschließende Resolution soll am Samstagabend verabschiedet werden.

Der Internationale Rat ist das oberste Organ von Pax Christi; er tritt alle zwei Jahre zusammen. Das bislang letzte Treffen fand in Jordanien und Israel statt. Nach eigenen Angaben zählt Pax Christi über 60.000 Mitglieder und ist in 30 Ländern vertreten. Zur deutschen Sektion gehören rund 5.500 Mitglieder.

Hinweis für die Presse: Die Ergebnisse der Beratungen des Internationalen Rates von Pax Christi werden in einer Pressekonferenz am Montag, 5. November, 11.00 Uhr, im Erbacher Hof in Mainz vorgestellt. An der Pressekonferenz werden u.a. teilnehmen: Patriarch Michel Sabbah, Präsident von Pax Christi International, sowie der Erzbischof von Kinsangani/Kongo und Vorsitzende der Bischofskonferenz Afrikas und Madagaskars (SECAM), Laurent Monsengwo.

(Bns)

 

St. Martins-Jahresempfang des Katholischen Büros Mainz (14.11.) 

Kamphaus spricht zum interreligiösen Dialog – Grußwort von Ministerpräsident Beck 

Mainz. Der traditionelle St.-Martins-Jahresempfang des Katholischen Büros Mainz findet in diesem Jahr am Mittwoch, 14. November um 18.00 Uhr im Ketteler-Saal des Bildungszentrums Erbacher Hof in Mainz statt. Dazu werden geladene Gäste aus Kirche, Politik und Gesellschaft erwartet, unter ihnen die Bischöfe, Weihbischöfe und Generalvikare der rheinland-pfälzischen Bistümer, Mitglieder der Landesregierung und des Landtags, Repräsentanten aus Wissenschaft, Kultur und Medien, der Arbeitgeberverbände und der Gewerkschaften, aus den Ministerien und aus der Rechtsprechung, aus den katholischen Verbänden, den diözesanen Räten und den Ordensgemeinschaften. Der Leiter des Katholischen Büros, Ordinariatsdirektor Bernhard Nacke, wird die Gäste begrüßen.

Im Mittelpunkt des offiziellen Teils steht ein Vortrag des Bischofs von Limburg, Dr. Franz Kamphaus, zu Fragen des interreligiösen Dialogs. Ministerpräsident Kurt Beck wird gemäß der Tradition dieses Empfangs ein Grußwort sprechen. Musikalisch umrahmt wird der Abend vom Gospel-Chor der Hildegardisschule in Bingen.

(Sk)

 

Uraufführung des Singspiels "Martin von Mainhattan" in Seligenstadt St. Marien (10.11.) 

Junge Leute schufen Martins-Musical – Musik von Thomas Gabriel 

Seligenstadt. Der Dekanatsjugendchor im Dekanat Seligenstadt und die Band "Confidence" führen am Vorabend des Martinsfestes, Samstag, 10. November, um 19.30 Uhr in der Pfarrkirche St. Marien in Seligenstadt das Musical "Martin von Mainhattan" auf. Die musikalische Leitung hat der Komponist des Singspiels, Regionalkontor Thomas Gabriel, Seligenstadt.

Das Musical entstand in rund zweijähriger Arbeit. Am zweiten Weihnachtstag des Jahres 1999 hatte sich eine Gruppe junger Menschen aus dem Dekanat Seligenstadt, begleitet von Dekan Thomas Groß und Regionalkantor Thomas Gabriel, zu einer fünftägigen Reise nach Burgund aufgemacht und in der Abgeschiedenheit eines Karmelitinnen-Klosters (Carmel de le Paix) in der Nähe von Taizé die Arbeit aufgenommen. Es sollte ein Musical entstehen, das "anders sein sollte als andere". Die jungen Leute dachten an ein Stück, "das unter die Haut geht, das das Leben Jesu in die heutige Zeit transferiert, ein Musical, das das Publikum begeistert und zugleich nachdenklich stimmt".

Aus diesem Impuls entstand damals ein Grundgerüst und ein fertiges Konzept. "Mit einer Fülle von Ideen und einer Menge Hausaufgaben, trat die Gruppe die Heimreise an", berichtete Dekan Groß. Es folgten viele Treffen mit Arbeit an den Texten und szenischen sowie musikalischen Einstudierungen. Jugendliche und junge Erwachsene steuerten Texte in Versform und Prosa bei. Andere stellten sich ebenfalls ehrenamtlich für die kleineren und größeren Rollen dieses Stückes zur Verfügung. Leiter des Projektteams ist Martin Steinert, Seligenstadt, der auch Regie führt. Die Jugendlichen und jungen Erwachsenen wollen durch ihr Musical mithelfen, dass die Botschaft des heiligen Martin heute wieder neu entdeckt werden kann.

Karten zum Preis von DM 15,00 (ermäßigt DM 10,00) sind im Pfarrbüro St. Marien sowie in den Buchhandlungen "Bücherwurm" in Seligenstadt und "Vielseitig" in Hainburg und Steinheim und an der Abendkasse erhältlich. Im Anschluss an die Aufführung, die ca. eine Stunde dauert, feiert die Gemeinde das Martinsfest.

(Sk)

 

Festschrift für Irene Willig zum 75. Geburtstag – Jubilarin begeistert gefeiert 

Als Wegbereiterin und Wegbegleiterin geehrt 

Mainz. Der Diözesanverband Mainz der Katholischen Frauengemeinschaft Deutschlands (kfd) hat die emeritierte Theologieprofessorin, Prof. Dr. Irene Willig, anlässlich ihres 75. Geburtstags (4.11.) mit einer Festschrift geehrt. Die Broschüre trägt den Titel "Wegbereiterin – Wegbegleiterin". Frau Willig lehrte seit Gründung der Katholischen Fachhochschule Mainz im Jahre 1972 im Fachbereich Praktische Theologie Dogmatik und Exegese bis zu ihrem Ausscheiden im Jahre 1990. 1975 wurde sie die erste Rektorin der KFH und hatte dieses Amt bis 1981 inne. Der kfd-Diözesanverband wählte Frau Willig 1994 zur ersten Geistlich-theologischen Begleiterin in einer deutschen Diözese. Diese Aufgabe nahm sie vier Jahre lang (bis 1998) wahr.

Bei der Präsentation der Festschrift am Samstag, 27. Oktober, im Bildungszentrum Erbacher Hof in Mainz, erklärte Ellen Ullrich, Diözesanreferentin für Frauenseelsorge und für die kfd im Bistum Mainz, Irene Willig sei Wegbereiterin und Wegbegleiterin für viele im Bistum und darüber hinaus. In ihr leuchte "ein Stück Frauen- und Kirchengeschichte auf". An der Feier nahmen zahlreiche kfd-Mitglieder und Ehrengäste teil. Statt einer Festrede wurde die Jubilarin mit einer Reihe von persönlichen Erklärungen gewürdigt. Dazu führten Ellen Ullrich und die frühere Referentin für Gemeindekatechese im Bistum Mainz und Leiterin des Praktikan-tenamtes an der KFH-Mainz, Christa Kemmer-Lutz, Interviews mit einer Vielzahl von Persönlichkeiten, die Irene Willig in unterschiedlichen Abschnitten ihres Lebens begegnet sind. Für einen schungvoll-heiteren Rahmen der Feier sorgte das Duo Surprise mit Ilse Schroer (Saxophon) und Ivan Borovic (Gitarre), Split/Mainz, die Jazz-Musik darboten.

Vertreten waren u.a. die kfd im Bistum Mainz und die kfd-Diözesanleitungen der Nachbardiözesen, ehemalige Kolleginnen und Kollegen aus der Fachakademie zur Ausbildung von Gemeindereferentinnen und Gemeindereferenten (das frühere Seelsorgehelferinnen-Seminar) und aus der Katholischen Fachhochschule, sowie weitere katholische Verbände und die Pastoralen Räten des Bistums Mainz. Der Bischof von Mainz, Kardinal Karl Lehmann, dankte in einem schriftlichen Grußwort, das in die Festschrift aufgenommen wurde, Frau Willig "für vieles, was Sie bewegt haben". Er erinnerte daran, dass sie in der theologischen Erwachsenenbildung ihre berufliche Tätigkeit begonnen hatte. "In der Folgezeit haben Sie einen Pionierdienst geleistet, in dem Sie die Konzeption einer katholischen Fachhochschule und der Praktischen Theologie mitgeschaffen und nicht zuletzt als langjährige Rektorin entscheidend mitgetragen haben", lobte er.

Dieser Weg habe sich im Ganzen bewährt und trage reiche Früchte, vor allem auch im Blick auf eine eigenständige Ausbildung von Gemeindereferent/inn/en, die heute aus der Seelsorge nicht mehr wegzudenken seien. Professor Willig sei auch bestens in der Lage gewesen, schon sehr früh die Frauenfrage in Kirche und Gesellschaft aufzugreifen. "Sie haben dabei keine Fragestellung und kein Problem ausgelassen und haben dies aufrichtig, kompetent und glaubwürdig getan, ohne je illoyal zu werden", unterstrich der Bischof. Ihre Einsichten habe Frau Willig durch viele Vorträge und ihr Mitwirken in den Räten und den Frauenverbänden, besonders als Geistliche Begleiterin in der kfd, weiter gegeben.

Zu Beginn der Präsentation wurde ein Gedicht von Annette von Droste Hülshoff "Am Turme" in einer Rezitation von Lutz Görner zu Gehör gebracht. Dies Gedicht, das die Autorin wenige Jahre vor ihrem Tode verfasst hat, gehört zu den Lieblingsgedichten von Frau Willig. Christa Kemmer-Lutz erklärte dazu: "Wir finden darin Ihren Lebensrhythmus, Ihren Mut, das Gebundensein zu überwinden, Ihren Weitblick, das Steuerruder ohne Angst zu ergreifen." Willigs Nachfolgerin im Amt der Geistlich-theologischen Begleiterin, Christine Schardt sagte: "Sie sind eine leuchtende Kirchenfrau. Wir wollten unsere Wertschätzung mit einer Festschrift zum Ausdruck bringen." Christine Schardt und Ellen Ullrich betonen in einem gemeinsamen Beitrag zur Festschrift, es gelte, die tröstende Botschaft von Irene Willig "Gott liebt jeden Menschen ganz" immer neu zu überdenken und ins Leben zu übersetzen. "Wir dürfen uns nicht auf errungenen Lorbeeren unserer ‚Mütter‘ ausruhen, sondern wollen den mühsamen Weg des beharrlichen Dialogs in der Kirche fortsetzen", bekräftigen sie.

Irene Willig war am 4. November 1926 in Datteln geboren. Sie studierte nach dem Abitur Theologie in Münster in Westfalen, München und Paris beim damaligen Dogmatikprofessor in Münster und späteren Bischof von Mainz, Hermann Volk. Sie promovierte mit einer Arbeit zum Thema "Geschaffene und ungeschaffene Gnade" (1958). Für eine Theologin war es damals noch schwierig, beruflich Fuß zu fassen. So begann sie erst 1961 als Referentin in der Erwachsenenbildungsstätte des Bistums Essen "Wolfsburg". Bischof Volk berief sie 1962 als Dozentin an das Seelsorgehelferinnen-Seminar in Mainz. Mit dem späteren Gründer des Bildungswerkes im Bistum Mainz, Ordinariatsrat Helmut Hanschur, konzipierte sie damals für die Erwachsenenbildung "Glaubensgespräche für erwachsene Christen". 1968 war Irene Willig an der Gründung der Aktionsgemeinschaft für verantwortliche Mitarbeit der Frauen in der Kirche beteiligt. Seit 1972 lehrte sie dann im Fachbereich Praktische Theologie an der Katholischen Fachhochschule Mainz.

In den Interviews – u.a. mit der Vorsitzenden der Frauenhilfe der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau , Christine Drewello, dem früheren langjährigen Frauenseelsorger im Bistum Mainz und stellvertretenden Leiter des Bischöflichen Seelsorgeamtes, Prälat Hermann Mayer, dem früheren Präses der kfd im Bistum Mainz, Pfarrer Lothar Landvogt, der Sprecherin des Katholikenrates im Bistum Mainz, Dr. Hildegard Dziuk - wurde deutlich, mit welcher menschlichen Offenheit, Einfühlungsvermögen, Verständnis für die Situation anderer mit hoher wissenschaftlicher Kompetenz und mit wie viel persönlichem Mut sich Irene Willig als theologische Lehrerin den Fragen der Zeit und den Anliegen der Frauen gestellt hat und für sie eingetreten ist. Als Renate Zöller im Namen des Leitungsteams der kfd die Festschrift überreichte kam die Begeisterung für Irene Willig und ihr Lebenswerk in Standing Ovations und lang anhaltendem Beifall nochmals überwältigend zum Ausdruck.

In ihrem Schlusswort dankte Prof. Dr. Irene Willig allen, die sie auf ihrem Weg begleitet haben und insbesondere auch denen, die zu dieser kleinen Festschrift beigetragen haben. Im Rückblick dankte sie an erster Stelle ihren Eltern, dass sie bereit waren, sie einen für eine Frau ungewöhnlichen Weg gehen zu lassen. Bischof Volk habe als Professor in Münster und später als Bischof in Mainz ihr sehr viel Unterstützung gegeben. Viel verdanke sie auch den Wegbereiterinnen der feministischen Theologie wie Katharina Halkes und Elisabeth Moltmann-Wendel. Der kfd und dem früheren Präses der Diözesangemeinschaft, Pfarrer Landvogt, dem sie nachfolgte, dankte sie für viele Anregungen und Erfahrungen. Sie schloss mit einem Wort von Jörg Zink, in dem es heißt: "Ich danke dafür, dass ich geführt worden bin, dass ich nicht planlos durch mein Leben gelaufen bin, dass eine gütige Hand mir den Weg gezeigt hat auf ein Ziel hin, nicht auf ein dunkles Nichts..."

Hinweis: "Wegbereiterin – Wegbegleiterin. Festschrift zum 75. Geburtstag von Prof. Dr. Irene Willig. Hrsg. kfd – Katholische Frauengemeinschaft Deutschlands, Diözesanverband Mainz, Mainz 2001, broschiert, 88 Seiten, DM 4,80.

(Sk)

 

Frauenverbände feierten Wortgottesdienst "zwischen Traum und Wirklichkeit" 

Füreinander ein "Segen" sein 

Mainz. Unter dem Leitwort "Sei gesegnet, meine Schwester...zwischen Traum und Wirklichkeit!" feierten die katholischen Frauenverbände im Bistum Mainz am Samstagnachmittag, 27. Oktober, im Mainzer Dom, einen Wortgottesdienst. Leiterinnen des Gottesdienstes, der von der Musik- und Gesangsgruppe "Rückenwind" aus der Berufsgruppe der Gemeindereferent/inn/en musikalisch gestaltet wurde, waren Margret Froitzheim (kfd), Ursula Paul (Kolpingwerk), Christine Schardt (kfd), Anita Pieroth (Frauenseelsorge) und Petra Moschner (kfd).

In der Ansprache erklärte die Geistlich-theologische Begleiterin der Katholischen Frauengemeinschaft Deutschlands (kfd) im Bistum Mainz, Christine Schardt, Segen sei die Antwort "auf unsere tiefe Sehnsucht nach Heil für uns selbst, für alle Menschen, für die ganze Schöpfung – Sehnsucht nach Heilung an Körper, Seele und Geist". Träume seien Ausdruck dieser Sehnsüchte, aber auch der Ängste. "Angesichts einer Wirklichkeit, die unsere Lebensträume durchkreuzt, die uns Narben zufügt, indem Menschen sich gegenseitig Leid zufügen, einander unterdrücken und Gottes Schöpfung ausbeuten, intensivieren sich unsere Träume und unsere Sehnsucht nach Heil und Segen."

Jede einzelne Frau sei selbst ein Segen in ihrer Einzigartigkeit, unterstrich sie und ermutigte die Teilnehmerinnen am Gottesdienst mit den Worten "Wir sind auch Segen füreinander, wenn wir uns gegenseitig achten, unsere gegenseitige Wertschätzung zum Ausdruck bringen, miteinander Wege gehen, einander Gutes zusprechen, Gott lobend und preisend in unsere Wirklichkeit holen." Frau Schardt knüpfte an Psalm 126 an, in dem es heißt: "Als der Herr die Gefangenschaft Zions wendete, waren wir alle wie Träumende." Menschen der Bibel hören in ihren Träumen "Gottes befreiende Botschaft", erklärte sie. "Träume sind die vergessene Sprache Gottes. Menschen, die diesen Träumen folgen, verändern die Wirklichkeit."

Aus den Erfahrungen des Volkes Israel im Exil gelte auch für die heute Glaubenden, angesichts einer scheinbar gottlosen Welt, an Gott festzuhalten, betonte Schardt. Menschen dürften glauben, hoffen und lieben, auch wenn etwas noch so unwirklich und unerreichbar scheine. Die Glaubenden seien davon überzeugt, dass Gott das Leben aller Menschen zum Guten wendet. Die Träume von Christinnen und Christen seien nicht genährt von Angst und Hass, sondern von der gewaltlosen Liebe bis hin zur Feindesliebe, unterstrich Schardt. Sie schloss mit den Worten, "wir sind hier, weil uns ein Kirchentraum verbindet. Wir Frauen der verschiedenen katholischen Verbände und Gruppierungen sind nicht zufrieden mit der jetzigen Wirklichkeit." Sie verbinde die Vision einer wahrhaft geschwisterlichen Kirche einer solidarischen Gemeinschaft von Menschen, die Hoffnung auf Frieden und eine versöhnte Schöpfung.

Stellvertretend für viele Frauen aus den katholischen Verbänden und Gruppierungen trugen Ursula Paul vom Kolpingwerk Mainz, Margret Froitzheim, von der Katholischen Frauengemeinschaft Deutschland und Petra Moschner vom Sozialdienst katholischer Frauen Erfahrungsberichte "zwischen Traum und Wirklichkeit vor". Symbolisch hefteten sie dazu Federn an einen in Form eines riesigen Rades am Altar aufgestellten "Traumfängers" aus der Tradition der Chirokee-Indianer, wie Anita Pieroth erläuterte. Sie forderte gegen Ende des Gottesdienstes alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer auf, ihre am zu Beginn ausgeteilten Federn als Symbol für ihre Träume am "Traumfänger" zu befestigen. Schließlich bildeten alle einen großen Kreis durch den ganzen Dom und brachten so Hand in Hand die Gemeinsamkeit ihrer Träume, Wünsche und Hoffnungen zum Ausdruck.

Petra Moschner, Diplom-Sozialpädagogin und Beraterin für schwangere Frauen beim skf in Mainz, verwies auf Notsituationen in die ungewollt schwanger werdende Frauen kommen. Es betreffe Frauen unterschiedlichen Alters, unterschiedlicher Konfessionszugehörigkeit und Nationalität, Frauen in unterschiedlichen beruflichen und wirtschaftlichen Verhältnissen, verheiratete sowie ledige Frauen. In der Beratung würden vielfältige Anliegen der Frauen an die Beraterinnen herangetragen. Das Konzept der katholischen Schwangerschaftsberatungsstellen sehe eine Verknüpfung von persönlicher Beratung mit ganz konkreten Hilfsangeboten vor, die sich an der jeweiligen Notlage der Frau orientieren. Es gebe vielfältige Unterstützung. "Die Zuwendung zum Menschen in Krisensituationen ist ein wichtiges Zeugnis der Glaubwürdigkeit unserer Kirche", betonte Moschner. Dann könnten Träume, Visionen und Wünsche auch trotz Notsituationen wahr werden.

Magret Froitzheim (kfd) berichtete aus ihrem Leben, wie sie mit sieben Jahren schon Vollwaise wurde und von ihren Geschwistern getrennt bei Verwandten aufwuchs. Sie schenkte nach ihrer Heirat vier Kindern das Leben, musste aber auf die Erfüllung beruflicher Träume verzichten. Stattdessen engagierte sie sich ehrenamtlich in Schule, Pfarrgemeinde und Frauenverband. Ursula Paul (Kolpingwerk) zeigte den Kontrast von Träumen und Wirklichkeit auf. "Menschen träumen von der Liebe, lassen aber zu, dass chemische Gifte ins Meer geleitet werden, dass Massentourismus zur Umweltzerstörung beiträgt, dass Tiere nicht artgerecht gehalten und von Krankheiten hinweggerafft werden und dass Konsumwut andere rücksichtslos ausbeutet", stellte sie fest. Sie schloss mit den Worten "Ich träume von einer Schöpfung, die Gott gehört und nicht mir.

Viele Teilnehmerinnen brachten nach dem Gottesdienst ihren Dank zum Ausdruck. Sie fühlten sich bewegt und mitgerissen von einer gemeinsamen Glaubensfreude. Von den Texten und Liedern fühlten sie sich sehr angesprochen und hatten das Gefühl, dass sie ganz persönlich darin vorkamen. Sie fühlten sich angesprochen, ernstgenommen und mitgerissen von der Botschaft, dass Menschen füreinander ein Segen sein können und sollen.

(Sk)

 

Lesetipps für Bücherfreunde 

Schwerpunkt der diesjährigen "Schmökerwoche" ist Literatur für Jugendliche ab 14 Jahren 

Mainz. Literatur für Jugendliche ab etwa 14 Jahren ist ein Schwerpunkt der diesjährigen "Schmökerwoche", die gemeinsam von der Bücherei am Dom (Zentrale Ergänzungsbücherei des Bistums Mainz), der Akademie Erbacher Hof, der Stiftung Lesen und der Stadt Mainz veranstaltet wird. Rund 500 neue Titel umfasst die Kinder- und Jugendbuchausstellung vom 14. bis 20. November im Haus am Dom (Liebfrauenplatz). In der Bücherschau wurde besonders zusammengestellt, was in deutschsprachigen Verlagen vor allem für diese Altersgruppe erschienen ist. Die Ausstellung ist täglich geöffnet von 13.00 bis 18.00 Uhr.

Das diesjährige Ausstellungsmotto "Niemand so stark wie wir" ist der Titel eines Buchs des jugoslawischen Autors Zoran Drvenkar. Er und die Schriftstellerin Mirjam Pressler werden in der Veranstaltung "Spätlese" im Erbacher Hof am Mittwoch, 31. Oktober, 19.30 Uhr, ihre Sicht der Welt von Jugendlichen anhand ausgewählter Texte darstellen. Der gemütliche Leseabend mit Spundekäs und Rotwein wird von der Mainzer Musikband "Abreast" mitgestaltet. (Eintritt: DM 15,-, ermäßigt DM 8,-.)

Im Rahmen der "Schmökerwoche" werden in Begleitveranstaltungen neue Bücher für verschiedene Zielgruppen vorgestellt und bewertet: Birgit Karn und Ruth Nikolay geben Lesetipps zu neuen Kinder- und Jugendbüchern am Freitag, 16. November, 9.30 Uhr (Erbacher Hof) und am Montag, 19. November, 18.00 Uhr (Haus am Dom). Aktuelle Neuerscheinungen für Erwachsene stellen der Leiter der Büchereiarbeit im Bistum Mainz, Horst Patenge, sowie Katharina Dörnemann, Renate Severin und Rosemarie Busch im "Literatur-Bistro" am Freitag, 16. November, 19.30 Uhr, im Erbacher Hof vor. (Eintritt: DM 10,-.) Dazu gibt es Piano-Musik von Simon Höneß. Neue Bücher aus den Bereichen Theologie und Philosophie besprechen Prof. Dr. Rudi Ott, Mainz, der Direktor der Freiburger Universitätsbibliothek, Prof. Dr. Albert Raffelt, und der Chefredakteur der Zeitschrift Herder-Korrespondenz, Dr. Ulrich Ruh, Freiburg, am Donnerstag, 15. November, 19.00 Uhr (Erbacher Hof) in der bereits traditionellen Literatur-Veranstaltung "Gottsucher und Lebensdeuter".

(Bns)

 

"Mehr als das Schulgesetz regeln kann" 

Gerhard Jansohn über Eltern-Mitarbeit in der schulischen Bildung und Erziehung 

Darmstadt. Zu Fragen der Eltern–Mitarbeit in der Schule referierte am Donnerstag, 18. Oktober, im Katholischen Bildungszentrum Darmstadt der langjährige leitende Schulamtsdirektor beim Staatlichen Schulamt der Stadt Darmstadt, Gerhard Jansohn. Dazu eingeladen hatten der Arbeitskreis Eltern und Schule im Katholischen Dekanat Darmstadt und das Katholische Bildungszentrum NR 30. Jansohn stellte einleitend fest, dass Eltern-Mitarbeit in der Schule weit mehr bedeute, als das was traditionell unter "Eltern-Mitbstimmung" verstanden werde. Was da alles rechtlich im Hessischen Schulgesetz in der Fassung vom August 1999 des Paragraphen 100 und folgende geregelt ist, stecke nur den verordneten Rahmen der vielen Mitwirkungsgremien ab, könne aber das eigentliche Anliegen, die engagierte Mitarbeit und Mitverantwortung der Eltern in allen Bereichen des Erzieherischen und des Bildungsauftrags der Schule nicht voll beschreiben, betonte der Referent. An dem Vortrag mit Diskussion nahmen vor allem Eltern von jüngeren Schülerinnen und Schülern sowie bereits als Elternbeiräte engagierte Eltern teil.

Eine recht verstandene Mitverantwortung der Eltern reiche viel weiter als ein nur rechtliches Regelwerk, bekräftigte Jansohn. Denn die Eltern treten Bildung und Erziehung ihrer Kinder nicht an die Schule ab, sondern nehmen gemeinsam mit der Schule und einander ergänzend den schulischen Erziehungs- und Bildungsauftrag in einer immer komplexer werdenden Gesellschaft und Umwelt wahr, unterstrich der Referent. Dann würden nicht mehr Rechte mit Rechten, etwa Schule plus Lehrer contra Eltern, ausgespielt und konfrontiert, viel mehr stehe die gemeinsame Verantwortung zum Wohle der Kinder und Heranwachsenden im Mittelpunkt.

Das Schulgesetz sieht, wie der Referent darlegte, vielfache Formen des Miteinander und der wechselseitigen Kommunikation vor. Ihr dienen vor allem die Vorschriften für die unterschiedlichen Kompetenzen und Aufgaben der Elternmitwirkung in den Klassen-, Schul-, Stadt- und Kreis-Elternbeiräten sowie im Landeselternbeirat. Dessen aktive und in der Vergangenheit oftmals kritische und wohltuend moderierende "Einwirkung bei der Abfassung der Lehrpläne" für die einzelnen Fächer und Schulstufen, hob Jansohn positiv hervor. Auch die Entwicklung und Ausfüllung eines sinnvollen und konkreten Schulprogramms vor Ort, welches die besonderen personal- und sachbezogenen Möglichkeiten der Einzelschule beschreibt und plant, werde ohne die Mitwirkung und ohne das lebendige Interesse der Eltern ins Leere laufen, mahnte er. Gerade Eltern, die auf dem Boden einer christlichen Auffassung von Welt und Mensch stehen, sollten sich in der pädagogischen Grundausrichtung der Schule ihrer Kinder partnerschaftlich engagieren, forderte Jansohn.

Bei der anschließenden lebhaften Diskussion wurde besonders das gestörte Sozialverhalten angesprochen, das in vielen Klassen und Schulen zu beklagen sei. Hier wurde auf das beruhigende und ausgleichende Moment verwiesen, das gerade von außerschulischen, nicht leistungsorientierten Unternehmungen, von informellen Treffs und Aussprachen ausgehen könne. Intensiv wurde die Mitverantwortung der Eltern für die Wahrnehmung des schulischen Religionsunterrichts diskutiert. Der 1999 veröffentlichte Erlass zum Religionsunterricht schaffe beste Voraussetzungen für einen geregelten und angemessenen Unterricht in allen Schulformen und Schulstufen erklärte Jansohn. Eindringlich appellierte er an die Eltern, die Leistung von Lehrern und Schule nicht als selbstverständlich anzusehen. Die Lehrer fühlten sich vielfach allein gelassen und brauchten auch Anerkennung für ihre schwierige Aufgabe.

(AJG/Sk)