Mainzer Bistumsnachrichten Nr. 4

30. Januar 2003

Datum:
Do. 30. Jan. 2003
Von:
MBN

Bischöfliche Pressestelle Mainz, Leiter: Jürgen Strickstrock, Bischofsplatz 2, 55116 Mainz 
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Berichte 

  • Neues Diözesan-Exerzitienhaus trägt den Namen von Kardinal Volk 
  • Zum Irak-Konflikt "verlässliches Wissen" gefordert 
  • Katholische Kindertagestätten: Mehr als eine Dienstleistung 
  • An polnische Opfer des Nationalsozialismus gedacht 
  • Kardinal Lehmann: Die Forschung darf das Staunen nicht verlernen 
  • "Domradio" digital in Rheinland-Pfalz zu hören 
  • Bischof Stohr forderte offene Auseinandersetzung mit den Nationalsozialisten

Personalien 

  • Jesuitenpater Schabowicz in Dieburg-St. Wolfgang verabschiedet

Vorschau 

  • Kardinal Lehmann besucht Maria Ward-Schule (3.2.) 
  • „Die Bibel und andere Schriften der Weltreligionen" 
  • „Alle-Welt-Kino" startet Frühjahrsstaffel 2003 an neuem Spielort 
  • Jüdischer Glaube nach der Shoah (30.1.)
Berichte 

Neues Diözesan-Exerzitienhaus trägt den Namen von Kardinal Volk 

Von Kardinal Lehmann eingeweiht – Zusammenarbeit mit den Kreuzschwestern 

Bingen. Kardinal Karl Lehmann hat das neue Diözesan-Exerzitienhaus des Bistums Mainz auf dem Binger Rochusberg am Montag, 27. Januar, eingeweiht und offiziell seiner Bestimmung übergeben. Das Bistum hatte vor zwei Jahren das bisherige Diözesan-Exerzitienhaus, das Bischof Ketteler-Haus in Dieburg, zum Verkauf angeboten, weil notwendige Umbau- und Renovierungsmaßnahmen zu kostspielig gewesen wären. Das neue Zentrum für die Exerzitienarbeit, Glaubensvertiefung und spirituelle Bildung im Bistum Mainz trägt den Namen „Kardinal Volk-Haus".

Das neue Exerzitienhaus war bisher Bildungshaus der Kreuzschwestern und bleibt in deren Besitz. Es wurde für die neue Zweckbestimmung umgebaut und renoviert. Der Einweihung ging die feierliche Grundsteinlegung eines Erweiterungsbaus voraus. Für die Renovierung des Bildungshauses waren nach Angaben des Bauträgers, des Gemeinnützigen Siedlungswerkes (GSW), Mittel in Höhe von 100 000 Euro erforderlich. Der Neubau des Nebenhauses, dem der Vorgängerbau durch Abriss weichen musste, erfordert insgesamt ein Investitionsvolumen von 600 000 Euro, darunter 45.000 Euro für die Außenanlagen. Das eigentliche Exerzitienhaus umfasst neben Gruppenräumen und einem Meditationsraum im ersten Obergeschoss Einzelzimmer für die Teilnehmer von Exerzitien. Nach Fertigstellung des Neubaus – voraussichtlich im Juli dieses Jahres – kommen im Nebengebäude Büroräume und zwei Wohnungen hinzu. Das Kardinal Volk-Haus hat eine Kapazität für bis zu 30 Kursteilnehmer. Im Bedarfsfall können die Kreuzschwestern weitere Gästezimmer zur Verfügung stellen.

In seiner Ansprache unterstrich Lehmann die Bedeutung der Exerzitien: „Einkehr und Auskehr, Besinnung und Sendung, Kontemplation und Aktion gehören zusammen wie das Ein- und Ausatmen". Dabei dürften die Exerzitien nicht pragmatisch oder funktional verzweckt werden. Sie seien nicht einfach ein „Reparaturbetrieb der Seele im Räderwerk unserer Zeit", unterstrich er. Sie bedeuteten Erholung der Seele und des ganzen Menschen. Vor allem jedoch sollte der Glaube in den Exerzitien neu die Nähe Gottes erfahren. Zur Glaubensbewegung und Glaubensvertiefung gehöre das „geistliche Üben", betonte Lehmann. Im Zentrum der Glaubensvertiefung stehe die Exerzitienbewegung, die von den „Geistlichen Übungen" des Ignatius von Loyola geprägt sei.

Es sei gut, wenn ein Bistum über ein Haus verfügt, das nur diesem Zweck dient, erklärte Kardinal Lehmann weiter. Es brauche eine gewisse Abgeschiedenheit und Stille und vertrage sich nicht gut mit anderen Veranstaltungen unter demselben Dach. „Ein Exerzitienhaus sollte allein für sich die Notwendigkeit und den Sinn von Glaubensvertiefung sichtbar und einladend darstellen, hob Lehmann hervor. Es sei deshalb eine gute, und wie er hoffe, fruchtbare Idee gewesen, das Exerzitienhaus des Bistums auf dem Rochusberg anzusiedeln, „dem Berg, der schon von jeher, wie auch umliegende Berge, geistlichen Gemeinschaften einen Platz bot". Nachdrücklich dankte Kardinal Lehmann den Kreuzschwestern, namentlich der Provinzoberin Sr. Margarita Simmendinger, für ihre Bereitschaft, das Exerzitienhaus in ihren Bereich aufzunehmen. Es passe zum „Haus der Stille und des Gebetes", das es auch bisher schon gegeben habe, und sei ein gutes Beispiel für die Zusammenarbeit zwischen einer Ordensgemeinschaft und dem Bistum Mainz.

Zur Namensgebung des Exerzitienhauses erklärte Lehmann, nach reiflicher Überlegung habe er sich entschlossen, dieses Haus mit dem Namen von Hermann Kardinal Volk zu verbinden, der mehr als 20 Jahre lang Bischof von Mainz war. Ihm sei es in all seinen Bemühungen als Theologe, Priester, Bischof und Kardinal immer um etwas Grundlegendes gegangen, die Vertiefung des Glaubens selbst. Lehmann verwies auf zahlreiche Bücher von Kardinal Volk, die alle der Grundlegung christlicher Glaubensvollzüge dienten. Die letzte Schrift von Kardinal Volk hob er besonders hervor. Sie trägt den Titel „Erneuert euren Geist und Sinn. Exerzitien nach dem Epheser-Brief". Dieses Buch, das kurz vor dem Tod von Kardinal Volk erschienen ist – er starb am 1. Juli 1988 – sei so etwas wie das Vermächtnis des Kardinals, der am 27. Dezember 100 Jahre alt würde. Aus diesem Anlass werde Hermann Volks gesamtes Wirken gewürdigt, kündigte Lehmann an. Dann werde deutlich, wie viel wir ihm gerade in der Intensivierung des Glaubenslebens verdanken". Dafür solle das Exerzitienhaus als „Denkmal" lebendige Erinnerung und stetige Ermutigung sein.

Der Dezernent für Seelsorge im Bischöflichen Ordinariat Mainz, Domkapitular Prälat Heinz Heckwolf, betonte bei der Begrüßung der Gäste: „Das neue Exerzitienhaus gehört nicht dem Bistum. Es gehört den Kreuzschwestern. Wir sind Mieter." Nach längeren Diskussionen sei es gelungen, Kompromisse einzugehen und die Verträge abzuschließen. Als die Provinzoberin, Sr. Margarita Simmendinger, ihm vor einiger Zeit den Hausschlüssel überreichte, habe er gewusst: „Jetzt sind wir hier daheim." Unter den Gästen hieß er namentlich die Generaloberin der Kreuzschwestern, Sr. Marie Vita Miss, Straßburg, die Provinzoberin Simmendinger und die Hausoberin Sr. Birgit Haßler, willkommen; ebenso die Mitarbeiter des Bischöflichen Ordinariates, unter ihnen Generalvikar Prälat Dr. Werner Guballa und Personaldezernent Domkapitular Dietmar Giebelmann, außerdem den Dekan des Dekanates Bingen, Norbert Sittel, Bingen-Büdesheim, Vertreter des Pfarrverbandes und der Stadt Bingen, an der Spitze Oberbürgermeisterin Birgit Collin-Langen.

Heckwolf dankte dem Gemeinnützigen Siedlungswerk, den Mitgliedern des Bauausschusses und den Firmen für ihre Arbeit beim Abriss des Hauses Wendelin, den Umbauten und dem Neubau. Die Hauptlast der Vorbereitungen, Bauplanung, Personalplanung und Umzug von Dieburg habe Pfarrer Walter Mückstein getragen. Ihm, wie auch den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, unter ihnen Angela Lang, sprach Heckwolf nachdrücklich seinen Dank aus, den später Kardinal Lehmann noch einmal sehr herzlich bekräftigte.

Oberbürgermeisterin Collin-Langen hieß die Mitarbeiter/innen des Exerzitienhauses in Bingen willkommen. Sie seien hier keine Fremden. Sie wünschte Gottes Segen für den Neuanfang. Er sei eine Chance zu positiver Veränderung, unterstrich sie. Dazu gehöre auch Mut, was der Schweizer Pfarrer und Schriftsteller Kurt Marti in die Worte gekleidet habe: „Wo kämen wir hin, wenn alle sagten, wo kämen wir hin und niemand ginge, um zu schauen, wohin man käme, wenn man ginge." Der heilige Martin, die heilige Hildegard und der heilige Rochus seien gute Patrone für eine gesegnete und fruchtbare Arbeit des Exerzitienhauses.

Im Namen der Bundesarbeitsgemeinschaft der Exerzitienverantwortlichen erklärte Dr. Marianne Tigges, Referentin im Sekretariat der Deutschen Bischofskonferenz in Bonn, sie wünsche, dass das Exerzitienhaus vielen helfe, aus der Mitte zu leben und Lebensspuren Gottes zu finden. Dazu könne nicht nur die große Mystikerin Hildegard von Bingen, sondern auch Kardinal Volk wegweisend sein, der Theologie und geistliches Tun miteinander verbunden habe. In weiteren Grußworten sprachen Glück- und Segenswünsche aus: für den Pfarrverband Pfarrer Wolfram Schmidt, Bingen-Kempten, für die Basilika-Pfarrei Bingen-St. Martin, Gemeinderatsvorsitzender Paul Lüning und für die geistlichen Gemeinschaften im Bistum Mainz deren Sprecher Edwin Bach, Offenbach, der dem Cursillo angehört.

Im Namen der Kreuzschwestern beglückwünschte Provinzoberin Margarita Simmendinger nicht nur das Bistum, sondern auch die Kreuzschwestern selbst zu dem neuen Haus, dass der Segen Gottes sich ausbreite und vertiefe. Die Kreuzschwestern haben nach ihren Worten nun „Nachbarn bekommen, wie wir sie in den bisherigen 80 Jahren noch nicht hatten". Sie dankte für die Kooperation und „hofft, dass wir gute Freunde werden". Für das Gemeinnützige Siedlungswerk dankte Direktor Johann Schell dem Bistum Mainz für das Vertrauen bei der Auftragsvergabe und der Stadt Bingen für die gute Zusammenarbeit, insbesondere die zügige Erteilung der Baugenehmigung. Er schilderte die kurze Baugeschichte (seit August 2002) und stellte die Fertigstellung des Neubaus für Juli dieses Jahres in Aussicht. Schell erläuterte das Raumprogramm der beiden Häuser und informierte über den Finanzierungsrahmen. Als Geschenk des GSW übergab er Pfarrer Mückstein eine Grafik des Domes. Domkapitular Heckwolf äußerte als Wunsch für das neue Exerzitienhaus, dass möglichst viele Menschen hier Gott suchen und ihn in der Heiligen Schrift, im Gebet, im Gottesdienst, im geistlichen Gespräch und in ihrem Leben finden. Exerzitien sollten eine Hilfe dazu sein, dass das Leben eines Menschen glückt und er „hinfindet zur Ursehnsucht seines Lebens, zu Gott".

Die Urkunde zur Grundsteinlegung wurde von Kardinal Lehmann, Pfarrer Mückstein, Provinzoberin Stimmendinger und Hausoberin Haßler unterzeichnet. Mit der Urkunde wurden in einem kupfernen Behälter auch die neuesten Ausgaben der Binger Allgemeinen Zeitung und der Kirchenzeitung „Glaube und Leben", das Jahresprogramm des Exerzitienhauses, die Einladung zur Grundsteinlegung und Einweihung und einige Euro-Münzen eingemauert, zusammen mit der zentralen Bibelstelle zur Grundsteinlegung aus dem Johannesevangelium, mit dem Jesuswort: „Ich bin der wahre Weinstock, und mein Vater ist der Winzer. Jede Rebe an mir, die keine Frucht bringt, schneidet er ab, und jede Rebe, die Frucht bringt, reinigt er, damit sie mehr Frucht bringt." (Joh 15,1-7)

Sk (MBN)

 

Zum Irak-Konflikt "verlässliches Wissen" gefordert 

Monatlicher Kommentar des Mainzer Bischofs in der Bistumszeitung „Glaube und Leben" 

Mainz. Kardinal Karl Lehmann fordert „ein verlässliches Wissen" als Entscheidungsgrundlage im Irak-Konflikt. In einem vorab am Dienstag, 28. Januar, veröffentlichten Beitrag für die Mainzer Kirchenzeitung „Glaube und Leben" beklagte er, dass „viel zu viel über diese grundlegende Schwierigkeit hinweggeredet" werde. Wörtlich schreibt er: „Deshalb empfiehlt es sich auch, dass jeder – wo immer er steht – sich im Blick auf eine entscheidende Festlegung Zurückhaltung auferlegt, bis er über ein ausreichendes Wissen verfügt." Jeder, der diese Kenntnisse nicht ausreichend habe, „steckt für eine letzte Entscheidung in einer Notlage", schreibt Lehmann. In dieser Situation bedürfe es „zumal in der politischen Auseinandersetzung und besonders in Wahlkampfzeiten, aber auch in der öffentlichen Berichterstattung großer Disziplin und einer klugen Offenheit, die man freilich nicht mit Unentschiedenheit verwechseln darf", heißt es weiter.

Die im Irak vermutete Bedrohung „ist sicher nicht nur vage", schreibt Lehmann in seinem monatlichen Kommentar. Die UNO habe „nicht zufällig und leichtfertig einstimmig eine grundlegende Gefährdung festgestellt". Allerdings liege keine Notwehrsituation vor. Es sei offenbar sehr schwierig, verlässliches Wissen über die Bedrohung zu erhalten, wie der Bericht von Hans Blix, dem Chef der Waffeninspekteure, gerade wieder gezeigt habe. „Offenbar brauchen sie dringend eine gewisse Zeit, um die Situation im Irak auf den schwerwiegenden Verdacht hin ausreichend zu überprüfen", schreibt der Mainzer Bischof. Es sei klar, dass man in solchen Situationen keine „lupenreine Gewissheit" erhalten werde. Trotzdem plädiere er für mehr Zeit zur Klärung des Verdachtes: „Warten ist notwendig, aber es darf nicht dazu benutzt werden, um andere an der Nase herumzuführen."

tob (MBN)

 

Katholische Kindertagestätten: Mehr als eine Dienstleistung 

Neue Pastorale Richtlinien für die Einrichtungen im Bistum Mainz 

Mainz. Mit den neuen Pastoralen Richtlinien für katholische Kindertageseinrichtungen im Bistum Mainz sei „ein Richtmaß für die Weiterentwicklung unserer Einrichtungen" geschaffen worden, erklärte Domkapitular Hans-Jürgen Eberhardt, Dezernent für Caritas und Soziales im Bischöflichen Ordinariat, am Donnerstag, 23. Januar, vor Journalisten in Mainz. Man wolle versuchen, auch in Zukunft alle 210 Kindertageseinrichtungen des Bistums zu halten, sagte er. Die Richtlinien gäben „klare Aufträge und listen Unterstützungsangebote für Träger und Mitarbeiter auf". Die Richtlinien wurden am 1. Januar 2003 vom Mainzer Bischof, Kardinal Karl Lehmann, in Kraft gesetzt. Die Kindertageseinrichtungen im Bistum Mainz stehen zum größten Teil unter Trägerschaft der jeweiligen Pfarrgemeinden. Insgesamt betreuen dort etwa 2.800 Erzieherinnen und Erzieher rund 15.000 Kinder.

Der Text nennt fünf Schwerpunkte für die Arbeit der Kindertagestätten. Grundsätzlich gehe es um „das konsequente Eintreten für Kinder und Familien mit dem Ziel, für sie positive Lebensbedingungen zu erhalten und zu schaffen. Mütter und Väter sollen bei der Erziehung, Bildung und Betreuung ihrer Kinder unterstützt werden." Ein zweiter Schwerpunkt liege in der „vorrangigen Zuwendung zu Benachteiligten". Das bedeute, dass die Mitarbeiter besonders sensibel sind „für individuelle und familiäre Schwierigkeiten wie für soziale und wirtschaftliche Problemstellungen von Kindern und Familien".

„Die Gestaltung einer lebendigen Beziehung von Kindertageseinrichtung zur Pfarrgemeinde und dem Gemeinwesen", formuliert der Text als dritten Schwerpunkt. Die Einrichtung solle „einen Ort der Begegnung, der Kommunikation und Integration von Kindern und Erwachsenen aus unterschiedlichen Kulturen und Religionen" bieten. Als vierten Schwerpunkt nennt der Text: „Zeugnis geben in Worten, Zeichen und Taten, damit Menschen die Liebe Gottes erfahren können und Zugänge erhalten zum Glauben, und dass Familien Gemeinschaft und Kirche erleben". Die Kindertagesstätten sollen ihre Arbeit so gestalten, dass ihr Alltag „als Lernweg und Lernort für den Glauben" erfahrbar wird. Wichtig dabei sei, „dass die Kinder im Erleben gläubigen Handelns christliche Welt- und Sinndeutung erfahren", heißt es im Text. Fünfter Schwerpunkt ist das persönliche Wachstum und die Weiterqualifizierung der Verantwortlichen für Kindertageseinrichtugen in Haupt- und Ehrenamt.

Große Akzeptanz der Richtlinien bei Fachtagung 

Erarbeitet wurden die Richtlinien in einer Arbeitsgruppe unter Leitung von Domkapitular Eberhardt. Sie ersetzen eine pastorale Handreichung aus dem Jahr 1988. Eberhardt kündigte an, dass das Bistum in einem Jahr bei den Einrichtungen nachfragen werde, wie die Richtlinien umgesetzt wurden oder wo gegebenenfalls noch Nachholbedarf bestehe. Er verwies darauf, dass die Richtlinien bei einer Fachtagung am 22. Januar in Mainz auf große Akzeptanz gestoßen seien. Die gute Beteiligung an der Tagung wertete er als „großes Zeichen für die Weiterentwicklung der Kindertagesstätten". An der Tagung nahmen rund 240 ehrenamtliche Vertreter der Träger aus den Verwaltungsräten der Gemeinden, Leiterinnen von Kindertagesstätten und Pfarrer teil.

„Bei uns beschränkt sich das Verhältnis von Eltern und Kindertagesstätte nicht auf das Verhältnis von Kunde und Dienstleister", sagte Beate Marx, Referentin beim Caritasverband für die Diözese Mainz. Die Einrichtungen seien „Dienstleister mit einem Plus hintendran", denn sie seien „nur ein Baustein im System Pfarrgemeinde". Dort könnten Kontakte entstehen, die weit über die Kinderbetreuung hinausgingen. Anspruch der Einrichtungen sei es, die Kinder in die Lage zu versetzen, „optimistisch in die Zukunft zu blicken und ihr Leben in die eigene Hand zu nehmen", erläuterte Marx. Dies sollen die Kinder vor allem im Umgang mit den Erzieherinnen und Erziehern erfahren. Neu sei auch eine „Arbeitshilfe zum Einstieg in das Qualitätsmanagement" für die Leiter der Einrichtungen, sagte Marx. Dieses Instrumentarium solle dabei helfen, ein Leitbild für die Kindertagesstätten zu entwickeln.

Fortbildungen für die Träger der Kindertagesstätten 

Durch das Bistum wird die Einführung der Richtlinien unter anderem mit Fortbildungsveranstaltungen für die Träger begleitet, erläuterte Marcus Wüstefeld, Leiter der Abteilung Kirchengemeinden im Finanzdezernat des Bistums. Die ehrenamtlichen Mitglieder der Verwaltungsräte in den Gemeinden sollen in einem Fortbildungsmodul in vier ganztägigen Seminaren mit den „Problemfeldern und Chancen der Einrichtungen vertraut gemacht werden". Themen seien beispielsweise Arbeitsrecht, Finanzen, Personalführung und Öffentlichkeitsarbeit. Die Verwaltungsräte „sollen wissen, wen sie fragen können, wenn sie Probleme haben", sagte Wüstefeld. Er rechne mit einer großen Resonanz auf diese Veranstaltungen.

Bereits seit einigen Jahren habe das Bistum mit den Ländern „erfolgreiche Verhandlungen für eine bessere Bezuschussung der Kindertagesstätten geführt und dadurch erhebliche Erleichterungen für den Träger erreicht", sagte Wüstefeld. Nachdem im vergangenen Jahr in Rheinland-Pfalz ein neues Kindertagesstättengesetz in Kraft getreten sei, habe man die diese Verhandlungen „weitestgehend abgeschlossen". Das hessische Kindergartengesetz sehe nicht so umfangreiche Regelungen vor wie das rheinland-pfälzische Kindertagesstättengesetz. Daher habe jeder Träger in Hessen einzeln mit den Gemeinden und Städten verhandeln müssen. Wüstefeld wies darauf hin, dass das klare Profil der katholischen Einrichtungen auch bei muslimischen Eltern geschätzt werde, „weil bei uns von Gott geredet werden darf". Regional gäbe es in den Einrichtungen einen Anteil an Migrantenkindern von bis zu 80 Prozent, sagte Wüstefeld.

tob (MBN)

 

An polnische Opfer des Nationalsozialismus gedacht 

„Ihr müsst lernen, Nein zu sagen, wenn es wieder einmal so weit sein sollte" 

Mainz. Mit einer Aufgabe werden die Besucher am Sonntag, 26. Januar, aus der Gedenkveranstaltung für die Opfer des Nationalsozialismus im Mainzer Dom entlassen: „Ihr müsst lernen, Nein zu sagen, wenn es wieder einmal so weit sein sollte". Der Appell stammt von einem Opfer des Nationalsozialismus: Kazimierz Piechowski, Überlebender des Konzentrationslagers Auschwitz. Er sagte den Satz bei einem Besuch des Bistums Mainz im vergangenen Jahr. Die Arbeitsgruppe „Gedenktag" des Bischöflichen Ordinariates und des Katholischen Dekanates Mainz-Stadt hat seinen Appell bei der Veranstaltung im Dom in ihre Texte mit aufgenommen und damit die bleibende Bedeutung von Gedenktagen deutlich gemacht. Das ist keine Aufgabe, die man einfach in der nächsten Zeit erledigen und abhaken kann. Gedenken ist mehr als ein schmerzlicher Blick zurück in eine dunkle Geschichte. Gedenken ist vor allem die Aufgabe für heutige und kommende Generationen, aus der Geschichte zu lernen.

In diesem Jahr sind die Polen als Opfer des Nationalsozialismus in den Mittelpunkt des Erinnerns gerückt. „Eigenartig ungenau ist unser Sprechen. Selbst noch erinnernde Rede lenkt den Blick oft weg von den betroffenen Polen", heißt es im Text an einer Stelle. Gemeint ist die Tatsache, dass Auschwitz heute zwar als Inbegriff des Holocaust gilt, aber kaum bekannt ist, dass das Lager auch für die Liquidierung der polnischen Intelligenz bestimmt gewesen war. Einem ersten Transport von 728 polnischen Häftlingen im Juni 1940 in das kurz zuvor gegründete Lager Auschwitz sollten zahllose weitere folgen. Gleiches gilt für das 1939 errichtete „Sicherungslager" Stutthof. Der Titel der Veranstaltung war ein Zitat des Danziger Gauleiters Albert Forster: „Landsleute, in Eure Hände übergebe ich die Polen". Diese „in Deutschland fast vergessene Geschichte" darzustellen, gelingt in Musik, Bildern und Texten sehr eindrücklich.

Blickfang im Dom ist die große Projektionsfläche vor dem Hauptaltar. Auf ihr sind Details eines grafischen Altares zu sehen, den der in Mainz lebende Künstler Jacek Maria Rybczynski eigens für die Gedenkveranstaltung im Dom geschaffen hat. Er wird zum Zentrum des Erinnerns. Durch die verschiedenen Detailansichten während der Lesungen wird der Altar mit Leben gefüllt. Blätter eines Buches werden gezeigt, als in zwei Beispielen von polnischen Opfern des Nationalsozialismus berichtet wird. In einer gekürzten Fassung der Erzählung „Pola" von Hanna Krall, wird die Geschichte der Polin Apolonia Machczynska-Swiatek erzählt, die bei sich Juden versteckt hatte und ermordet wurde. In einem Bericht aus den biographischen Aufzeichnungen von Budzimira Wojtalewicz-Winke wird ein zweites Schicksal lebendig. Ihr Vater war als leitender Angestellter einer Bank direkt bei Kriegsbeginn verhaftet und wenige Monate später im Konzentrationslager Stutthof ermordet worden. Das Original des grafischen Altares war an diesem Abend in der Memorie des Doms ausgestellt.

Die musikalischen Zwischenspiele waren Kompositionen des Mainzer Domorganisten Albert Schönberger. Aufgeführt wurden sie von Hans-Joachim Dumeier, Organist und Kantor an der evangelischen Stadtkirchengemeinde Michelstadt, und Roman Rindberger (Trompete), Hessisches Staatstheater Wiesbaden, sowie dem Mainzer Domchor unter Leitung von Domkapellmeister Mathias Breitschaft. Seit 1996 wird in Deutschland der 27. Januar als Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus begangen. Der Gedenktag geht auf eine Anregung des ehemaligen Bundespräsidenten Roman Herzog zurück. Am 27. Januar 1945 hatten sowjetische Truppen das Konzentrationslager Auschwitz befreit. Nach Schätzungen wurden dort rund 1,5 Millionen europäische Juden und zehntausende weiterer Häftlinge ermordet.

tob (MBN)

 

Kardinal Lehmann: Die Forschung darf das Staunen nicht verlernen 

Vortrag zum Menschenbild in der gegenwärtigen Bioethikdebatte an der Universität Mainz 

Mainz. Kardinal Karl Lehmann hat die Humangenetiker zum „Staunen über das Wunder des menschlichen Lebens" aufgefordert. „Es muss den Forscher bei aller Eigengesetzlichkeit seines Vorgehens wenigstens indirekt begleiten und so gegenwärtig bleiben", sagte er am Mittwoch, 22. Januar, im Rahmen der Ringvorlesung „Was war der Mensch – Was wird der Mensch? Menschenbilder von der Antike bis zur aktuellen Bioethikdebatte" der Fachschaft Philosophie der Johannes Gutenberg-Universität Mainz. Weiter sagte er: „Die Einsicht in das Wunderwerk der Natur stärkt die Rechte des Embryos, dem wir mit guten Gründen Personalität zuerkennen." Sein Vortrag trug den Titel „Vom Recht ein Mensch zu sein. Grundentscheidungen über das Menschenbild in der gegenwärtigen Bioethikdebatte".

Aus der Personalität des Embryos folge, „dass uns alle Wege der Erkenntnis und der Forschung offen stehen, aber sie dürfen nicht zur bewussten Tötung eines Embryos führen", sagte Lehmann. Die Würde des personalen Wesens des Menschen bestehe gerade darin, dass er niemals in seiner ganzen Existenz für andere Ziele verzweckt und instrumentalisiert werde dürfe. Wörtlich sagte er: „Daran kann auch ein freilich oft noch wenig begründetes Heilungsversprechen gewiss sehr belastender Krankheiten für die Zukunft nichts ändern." Die Forschungsfreiheit müsse von sich aus erkennen, dass ihr Grenzen gesetzt seien, „die nicht willkürlich von außen gezogen werden", erklärte der Mainzer Bischof. Er forderte Staat und Industrie auf, alternative Forschungswege, die nicht zu solchen Konflikten führen „viel grundlegender" zu fördern. Als Beispiel nannte er „die durchaus Erfolg versprechende Forschung an Stammzellen Erwachsener".

Es gehe „nicht um ein Verbot von Forschung überhaupt. Im Gegenteil, sie offenbart ja erst in ungeahnter Weise das Wunder des Lebens", sagte Lehmann. Doch den Humanwissenschaften werde nichts von ihrer Größe und ihren Erfolgen genommen, wenn man sie auf diese Grenzen hinweise. Wenn man ohne Schwierigkeiten die Menschenwürde von Erwachsenen anerkenne, „dann muss man selbst im Zweifel vorsichtshalber und zur Sicherheit, also tutioristisch davon ausgehen, dass der Embryo bereits ein menschliches Wesen ist, dem Individualiät und damit ein Charakter zu Eigen ist". In diesem Fall sei man verpflichtet, um der Wahrung der Menschenwürde willen der jeweils strengeren Meinung zu folgen. Dies gelte nirgends „so schwer und so ernst wie auf dem Feld des vorgeburtlichen Lebens des Menschen".

Lehmann wies darauf hin, „wie wenig selbstverständlich es ist, dass ein Embryo gezeugt wird und ein Menschenkind auch wirklich das Licht der Welt erblickt". Neuesten Forschungen zufolge scheitere jede zweite Schwangerschaft bei der Einnistung in die Gebärmutter, noch bevor sie von der Frau bemerkt werde, erklärte er. Daher sei er erschrocken darüber, wie selbstverständlich dieses Wunder oft betrachtet werde. „Nicht selten entsetzt" sei er über die Sprache, die in der Forschung verwendet werde. Wörtlich sagte er: „Da ist im Blick auf die Embryonen erstaunlich unbefangen, auch in gedruckten Äußerungen, die Rede vom ‚Material’, vom ‚Zellhaufen’ und vom ‚Rohstoff Embryo’. Solche Rede ist verräterisch." Er begrüße es, dass das Wort „Zellhaufen" von Sprachwissenschaftlern „als Verdinglichung von menschlichem Leben" an dritter Stelle zum „Unwort des Jahres" ausgerufen worden sei.

tob (MBN)

 

"Domradio" digital in Rheinland-Pfalz zu hören 

Nach Testphase ist der Kölner Sender in weiten Teilen von Rheinland-Pfalz zu hören 

Köln/Mainz. Das Programm des „domradio" ist über Digitalradio in den Bistümern Limburg, Mainz, Speyer und Trier zu hören, wie das Erzbistum Köln am Donnerstag, 23. Januar, mitgeteilt hat. Nach einer dreimonatigen Testphase kann der Sender künftig digital terrestrisch (DAB, L-Band) in weiten Teilen von Rheinland-Pfalz und im Raum Frankfurt empfangen werden. Der kirchliche Sender in Trägerschaft des Bildungswerkes des Erzbistums Köln strahlt seit Pfingsten 2000 ein 24-stündiges journalistisches Radio-Vollprogramm aus. Eingerahmt von ruhiger Popmusik gehören Nachrichten und Berichte aus Kirche und Gesellschaft sowie Liturgie zu den festen Programmbestandteilen. Das „domradio" konnte bisher nur über die Kabelnetze in Nordrhein-Westfalen, europaweit über Satellit Astra (analog und ADR-digital) und im Internet gehört werden.

Hinweis: Informationen zum Programm des „domradio" unter http://www.domradio.de/

tob (MBN)

 

Bischof Stohr forderte offene Auseinandersetzung mit den Nationalsozialisten 

Studientagung über Katholiken in Rheinhessen zwischen Widerstand und Kapitulation 

Mainz. Die Mainzer Bistumsleitung, allen voran die Bischöfe Ludwig Maria Hugo (1921-1935) und Dr. Albert Stohr (1935-1962) und Generalvikar Philipp Jakob Mayer (1922-1935), hat den offenen Konflikt mit dem Nationalsozialismus nicht gescheut. Im Gegenteil: sie stellten sich schon früh der Herausforderung und ließen keinen Zweifel an der Unvereinbarkeit der nationalsozialistischen Ideologie mit dem christlichen Glauben. Sie scheuten dabei vor unpopulären Entscheidungen, wie z.B. Verweigerung eines kirchlichen Begräbnisses, nicht zurück.

Diese „Mainzer Position" bildete den Kristallisationspunkt einer Studientagung der Katholischen Akademie Erbacher Hof in Mainz in Zusammenarbeit mit dem Bischöflichen Dom- und Diözesanarchiv Mainz und dem Förderverein Gedenkstätte Osthofen. Sie fand am Freitag/Samstag, 24./25. Januar, zum Thema „Zwischen Widerstand und Kapitulation. Katholizismus und Nationalsozialismus in Rheinhessen" im Erbacher Hof in Mainz statt. Wie Archivdirektor Dr. Hermann Josef Braun einleitend hervorhob, ging es darum, das Verhalten der Katholiken im Raum Mainz gegenüber den totalitären Machthabern zu beleuchten.

Dazu zitierte Braun aus einem Brief von Bischof Stohr, den dieser im November 1935 an den Vorsitzenden der Fuldaer Bischofskonferenz, Kardinal Adolf Johannes Bertram, schrieb. Darin forderte Stohr die offene Auseinandersetzung mit dem NS-Regime und fragte im Blick auf das „unerbittliche Antichristentum" der Machthaber: „Müssen wir unter solchen Umständen nicht unser Volk über den wahren Stand der Dinge belehren? Müssen wir nicht die Zeichen der Zeit unwidersprechlich klar deuten– ohne Rücksicht auf die Folgen?" Der Mainzer Bischof fügte hinzu: „Wenn es sich in einigen Tagen bestätigen sollte, dass das Gerede über die Erklärung des Religionsunterrichtes zum fakultativen Fach wahr wäre, dann müsste die Antwort eine sofortige Konferenz der Bischöfe und die Kriegserklärung an die Regierung sein, mag dann kommen, was immer wolle." Daran schloss er die dringliche Mahnung an den Vorsitzenden der Bischofskonferenz: „Wie lange wollen wir uns denn noch zurückdrängen und aller Hilfsmittel berauben lassen?" Den offenen, von Bischöfen propagierten Widerstand, wie ihn Stohr in dem Schreiben forderte, hat es nicht gegeben. Aber auch das Gegenteil, die Kapitulation, sei nicht eingetreten, betonte Braun.

Im Vortrag zur Frage „Gibt es eine katholische Programmatik im Umgang mit dem Nationalsozialismus?" zeigte Braun exemplarisch an drei Beispielen auf, wie sich das Bistum Mainz der Auseinandersetzung mit dem Nationalsozialismus damals gestellt hat. Bei der kirchlichen Beerdigung eines jungen Mannes in Lorsch, der bei gewaltsamen Auseinandersetzungen des Reichsparteitages der NSDAP in Nürnberg zu Tode gekommen war, verweigerte der zuständige Ortspfarrer Heinrich Heinstadt eine offizielle Beteiligung der Nationalsozialisten an der Feier. Er verwies auf die unchristliche Grundhaltung der neuen Bewegung, die sich in ihrem Rassenhass, ihrem Kampf gegen die Juden und dem Streben nach einer Nationalreligion äußere.

Generalvikar Mayer bekräftigte diese Auffassung von der Unvereinbarkeit zwischen katholischer Lehre und Nationalsozialismus in einer nachträglichen Stellungnahme. Zur Begründung führte er die Haltung der NSDAP gegenüber den Juden an und die Einstellung gegenüber dem Christentum. Mayer schrieb damals: „Die Überspannung des Nationalismus führt zur Geringschätzung und zum Hass fremder Völker, insbesondere des jüdischen Volks." Das Parteiprogramm der NSDAP erhebe das Sittlichkeits- und Moralgefühl der germanischen Rasse zur ethischen Handlungsnorm, kritisierte er. Konsequenterweise würden dadurch die auf dem Christentum basierenden Handlungsmaximen und Normen negiert und aufgelöst.

Diese Grundposition der Mainzer Bistumsleitung hat Mayer mehrfach bekräftigt, u.a. in einem Brief an den Pfarrer von Kirschhausen. Er stellte fest, dass die NSDAP wegen Punkt 24 ihres Programms zu den von der Kirche verbotenen Vereinen gehöre. Daraus ergebe sich, dass es einem Katholiken nicht gestattet sei, eingeschriebenes Mitglied der Hitlerpartei zu werden, und dass eine korporative Teilnahme dieser Partei an katholischen Gottesdiensten und Begräbnissen nicht erlaubt werden dürfe. Die entschiedene Absage an das „Neuheidentum" der Nationalsozialisten wurde auch am Beispiel des katholischen Reichstagsabgeordneten und damaligen Gauleiters der NSDAP in Hessen, Peter Gemeinder, deutlich. Das von der Familie in Darmstadt gewünschte kirchliche Begräbnis wurde verweigert.

Die stringente „Mainzer Position" wurde nicht von allen Diözesen geteilt und mitgetragen. Die Erklärung der Fuldaer Bischofskonferenz vom 28. März 1933 bedeutete aus Mainzer Sicht geradezu eine Kehrtwendung. Die Abkehr der Bischöfe vom bisherigen Kurs der Verurteilung des Nationalsozialismus sei dadurch zu erklären, erläuterte Braun, dass durch den Wahlsieg die NSDAP aus der lehramtlich verurteilten revolutionären Bewegung die legale staatliche Obrigkeit geworden sei. Hitler habe es in seiner Regierungserklärung geschickt verstanden, die Besorgnisse der Bischöfe zu entkräften. So erklärten sie wenige Tage später: „Ohne die in unseren früheren Maßnahmen liegende Verurteilung bestimmter religiös-sittlicher Irrtümer aufzuheben, glaubt der Episkopat das Vertrauen hegen zu können, dass die vorbezeichneten allgemeinen Verbote und Warnungen nicht mehr als notwendig betrachtet zu werden brauchen."

Wie Braun erläuterte, sind dazu keine Äußerungen von Bischof Hugo und Generalvikar Mayer überliefert. Sie hatten ihre Meinung nicht geändert, wollten aber das einheitliche Vorgehen der Bistümer nicht in Frage stellen. Durch die Erklärung vom 28. März 1933 haben die Bischöfe, wie Braun hervorhob, für jedermann sichtbar, die Handlungsinitiative abgegeben. „Sie konnten in der Folge, von vereinzelten Ausnahmen abgesehen, diese auch nicht mehr zurück gewinnen und nicht mehr selbständig agieren, sondern nur noch reagieren." Bischof Hugo habe noch neue Akzente zu setzen versucht, insbesondere bei der Durchführung des internationalen Christkönigskongresses im Oktober 1933 und bei der Ketteler-Feier im Juli 1934, ähnlich wie drei Jahre später Bischof Stohr mit der Verbreitung der Enzyklika „Mit brennender Sorge" von Papst Pius XI., in dem dieser die Konkordatsmissachtungen des NS-Regimes, dessen Religionspolitik, seine Vertragsuntreue und die Kirchenverfolgung vor der Weltöffentlichkeit verurteilte.

Der Grundproblematik der Spannung zwischen Widerstand und Kapitulation widmeten sich die zahlreichen Referate der Studientagung aus unterschiedlichen Perspektiven. Die allgemeine Problematik erläuterten der Direktor des Instituts für Zeitgeschichte, Dr. Karl-Joseph Hummel, Bonn, und Prof. Dr. Wilhelm Damberg, Bochum. Die gegensätzlichen Positionen unter den Bischöfen beleuchtete Dr. Antonia Leugers, München. Privatdozentin Dr. Luzia Scherzberg, Münster i.W. zeigte den vergeblichen Versuch einer Synthese von Katholizismus und Nationalsozialismus in der Theologie Karl Adams auf.

Den breitesten Raum nahmen in der informativen Tagung die regionalen Auseinandersetzungen ein. Pfarrer i.R. Dr. Ludwig Hellriegel, Herausgeber der dreibändigen Dokumentation „Widerstehen und Verfolgung" im Bistum Mainz, zeigte anhand der Wöllsteiner Ereignisse, bei denen es 1943 zu mehreren Verhaftungen kam – unter ihnen der Lehrer Anton Knab, der im März 1945 im KZ Dachau verstarb –, dass „ganz normale katholische Familien" Opfer nationalsozialistischer Verfolgung werden konnten, obwohl sie keine Widerstandskämpfer im engeren Sinn waren. Das Atmosphärische dieser Zeit, in der in katholischen Familien das Wort „Führer" oft ironisch gebraucht wurde, sei schwer zu erfassen. Beim Singen des Weihnachtsliedes „Ihr Hirten erwacht", hätten viele an die Bischöfe gedacht. Es habe Mut dazu gehört, 1938 mit dem Sonderzug nach Bingen zum Rochusfest zu fahren. Es sei damals klar gewesen, dass ein Katholik, der Nazi war, als vom Glauben „abgefallen" zu gelten hatte. Aus einer Hunsrückpfarrei brachte Hellriegel die Dokumentation von kirchlichen Todesanzeigen gefallener Soldaten mit. Bei den meisten fehlte bewusst der damals übliche Hinweis, dass die Toten „für Führer, Volk und Vaterland" gefallen seien.

Der langjährige Direktor des Mainzer Stadtarchivs, Friedrich Schütz, schilderte den zentralen Konflikt dieser Zeit am Beispiel eines seiner Vorgänger in diesem Amt, Richard Dertsch, der als erster städtischer Beamter im Februar 1930 in Mainz eingeschriebenes Mitglied der NSDAP wurde und zugleich bekennender Katholik bleiben wollte. Dertsch sammelte z.B. Hirtenbriefe der Bischöfe und während des Krieges Flugblätter der Alliierten, die er in anderen Archivalien versteckte. Wegen der feindlichen Flugblätter, die Dertsch für die zeitgeschichtliche Sammlung des Stadtarchivs gesammelt hatte, wurde er im November 1943 durch die Gestapo verhaftet und wenige Monate später aus der NSDAP ausgeschlossen. Dagegen legte Dertsch Beschwerde ein und betonte in seiner Rechtfertigung, dass er unbeirrt durch die Maßnahmen des Mainzer Bischofs immer an die Vereinbarkeit von Nationalsozialismus und Christentum geglaubt habe. Obwohl Dertsch als sehr tüchtiger Fachmann galt, wurde er nach dem Krieg wegen seiner Nazivergangenheit nicht wieder in den Öffentlichen Dienst aufgenommen.

Prof. Dr. Helmut Mathy beschrieb im ergänzenden Kontrast zum Schicksal von Dertsch das Leben des Zentrumsabgeordneten Dr. Friedrich August Bockius. Er hatte bis zuletzt gegen das Ermächtigungsgesetz gekämpft, konnte sich aber in der Zentrumsfraktion nicht durchsetzen. Durch seinen Kampf gegen den Nationalsozialismus erhielt der Rechtsanwalt Bockius berufliche Probleme und verlor fast alle seine Klienten, berichtete Mathy. Er setzte sich für politisch Verfolgte ein. Dies wurde ihm zum Verhängnis. Er wurde verhaftet und im August 1944 im Gefängnis Darmstadt inhaftiert. Über das KZ Sachsenhausen kam er 1945 in das KZ Linz in Österreich und starb hier an Hunger und Krankheit. Mathy unterstrich, dass Bockius zu den herausragenden Glaubenszeugen der NS-Zeit gehöre und es verdient habe, in das deutsche Martyrologium aufgenommen zu werden.

Die Tagung schloss mit zwei Vorträgen von Manfred Göbel, Darmstadt, über den Kampf um die Jugendverbände und von Dr. Peter Fleck, Münster, über den Kampf um die Schulen im Bistum Mainz. Göbel berichtete, dass durch die Zerschlagung der Jugendverbände kirchliche Jugendarbeit nur noch im Rahmen von Exerzitien und religiösen Einkehrtagen möglich war, sofern sie nicht im Untergrund geschah. Dazu erklärte Göbel zusammenfassend: „In dieser Zeit bot lediglich die Struktur der Gemeinde einen je nach Situation größeren oder kleineren Freiraum für Pfarrgruppen, in denen unter der strengen Vorgabe, dass die Jugend sich nur rein religiös betätigen dürfte, vielerorts die direkte Jugendgruppenarbeit in aller Heimlichkeit fortgesetzt wurde." Bei der Tagung wurde insgesamt deutlich, dass es bei der Auseinandersetzung zwischen Kirche und Nationalsozialismus nicht nur um die großen Linien ging, sondern dass jeder Einzelne sich im Alltag bewähren musste und auf der Suche nach seinem Weg in Kirche und Politik oft auf sich alleine gestellt war und die Freiräume im totalitären Staat durch Drohung und Einschüchterung immer enger wurden. Damals gehörte besonderer Mut und Standfestigkeit dazu, aus dem christlichen Glauben heraus zu leben und zu handeln.

Sk (MBN)

 

Personalien 

Jesuitenpater Schabowicz in Dieburg-St. Wolfgang verabschiedet 

Personaldezernent Giebelmann dankte dem Seelsorger und der Ordengemeinschaft 

Dieburg. Der bisherige Pfarrer von Dieburg-St. Wolfgang, Pater Otto Schabowicz SJ, wurde am Sonntag, 26. Januar, im einem festlichen Gottesdienst durch den Personaldezernenten des Bistums Mainz, Domkapitular Dietmar Giebelmann, verabschiedet. Der Jesuit hatte zum 1. Mai 2001 die Leitung des Referates „Berufs- und Arbeitswelt" im Bischöflichen Seelsorgeamt in Mainz übernommen. Damit verbunden war in der Nachfolge von Pfarrer Msgr. Manfred Gärtner die Leitung der Pfarrei St. Wolfgang.

Giebelmann dankte Pater Schabowicz für seinen Dienst im Bistum Mainz. In seiner Würdigung für den scheidenden Seelsorger erklärte Giebelmann, es gehöre zum Proprium des Jesuitenordens, immer über die Grenzen von Strukturen zu schauen, „um neue Zugänge zum Glauben und zum Menschen zu beschreiben". In seiner Zeit als Pfarrer von St. Wolfgang habe Pater Schabowicz immer wieder diese Grenzen überwunden. „Er hat Menschen zum Glauben geführt, in die Kirche aufgenommen, Erwachsene getauft, er hat sich Menschen zugewandt, die am Rande standen, er hat die Wallfahrt lieben gelernt, sein priesterliches Leben tief mit einer Hingabe an Mainz verbunden", erklärte Giebelmann und fügte hinzu: „Pater Schabowicz hat den Glauben der Kirche bekannt und gelebt, in Klarheit gesprochen, er hat in Dieburg vieles begonnen und geschaffen, dafür ist das Bistum Mainz ihm dankbar."

Der scheidende Seelsorger wird eine neue Aufgabe in seinem Orden übernehmen. Das Bistum Mainz danke der Gemeinschaft der Jesuiten für diese Unterstützung und für viele Dienste im Bistum, betonte der Personaldezernent. Zugleich teilte er mit, dass mit Wirkung vom 1. Februar 2003 der Pfarrer von Eppertshausen, Dekan Harald Christian Röper, zum Pfarradministrator der Pfarrei St. Wolfgang ernannt wurde. Die Gemeindereferentin Claudia Schöning werde weiterhin für die gemeindekatechetischen und für viele weitere Aufgaben zur Verfügung stehen. Giebelmann bat die Gremien der Gemeinde und die ganze Pfarrgemeinde, in einer schwierigen Situation zusammenzustehen und Dekan Röper zu unterstützen. Die zurückgehende Zahl der Priester lasse dem Bistum keine andere Möglichkeit.

Sk (MBN)

 

Vorschau 

Kardinal Lehmann besucht Maria Ward-Schule (3.2.) 

Großer Feiertag der Ordensgründerin im Rahmen des 250-jährigen Schuljubiläums 

Mainz. Im Rahmen des Jubiläums „250 Jahre Maria Ward-Schule in Mainz", feiert Kardinal Karl Lehmann am Montag, 3. Februar, um 8.15 Uhr, im Mainzer Dom einen festlichen Gottesdienst mit der Schulgemeinschaft, zu der auch die ehemaligen Schülerinnen sowie alle, die sich mit der Schule verbunden fühlen, eingeladen sind. Der Gottesdienst am Maria Ward-Tag steht unter dem Leitwort „Ihr seid lebendige Steine: Menschsein für andere – Jede nach ihren Fähigkeiten". In diesem Leitwort spiegelt sich die Spiritualität des heiligen Ignatius von Loyola und der mit ihm geistesverwandten Ordengründerin Maria Ward. Im Anschluss an den Gottesdienst, der musikalisch von Schulchor und –orchester gestaltet wird, sind Begegnungen des Kardinals mit Schülerinnen, dem Lehrerkollegium und der Schulleitung, dem Schulelternbeirat und der Schulseelsorge vorgesehen. Das Jubiläumsjahr der Schule wurde im September 2002 eröffnet. Bisherige Höhepunkte waren ein Sternmarsch der Schülerinnen mit Fackeln von den Vororten zur Schule am 2. Dezember und der Festakt in der großen Sporthalle der Schule am 7. Dezember.

Die ersten „Englischen Fräulein" kamen am 1. Dezember 1752 nach Mainz. 1753 wurden bereits über 100 Mädchen in zwei Klassen unterrichtet. Nach einer zeitweiligen Ausweisung der Englischen Fräulein aus Mainz (1758) konnten sie erst nach sechsjähriger Verbannung in die Stadt zurückkehren. Hier erhielten sie 1764 die endgültige Bestätigung ihrer Lehrzulassung. Die Zahl der Schülerinnen nahm stetig zu und betrug schließlich etwa 300. Durch die Französische Revolution ergab sich ein neuer Rückschlag. 1794 mussten die Schwestern Mainz erneut verlassen. Nur drei blieben zurück und retteten die Schule und das Institut vor dem Zugriff des französischen Militärs. 1802 wurden im Rahmen der Säkularisation alle geistlichen Gemeinschaften aufgelöst, auch die der Maria Ward-Schwestern. Auf Intervention von Bischof Colmar durften die Maria Ward-Schwestern als Schulorden weiterhin in Mainz bleiben.

Die Schule wurde zwar durch ein von Napoleon unterzeichnetes Dekret im Jahr 1807 anerkannt, die materielle Sicherung der Schule und der Schwestern konnte jedoch lange nicht wieder hergestellt werden. Die Aufnahme von Ordensnachwuchs war verboten. So konnte der Schulbetrieb nur in großer materieller Not aufrecht erhalten werden. Erst Bischof Leopold Kaiser machte 1835 dieser schlimmen Bedrängnis ein Ende. 1846 übernahmen die Schwestern den Dalberger Hof am Ballplatz.

Eine neue Bewährungsprobe ergab sich durch den Kulturkampf. 1876 beanspruchte die Stadt das Schul- und Institutsgebäude für sich. Nach langen Verhandlungen gelang es der damaligen Oberin, das Gebäude durch eine Abfindungssumme 1881 endgültig zu erwerben. Seither verzeichnete die Maria Ward-Schule ein ständiges Wachstum. 1882 zählte sie 450 Schülerinnen. In diesem Jahr und 1894 wurden zwei neue Schulhäuser errichtet. 1909 kam das sog. „Engelhaus" hinzu. 1927 erhielt die Schule die Genehmigung eine Oberstufe einzurichten, sodass 1929 das erste Abitur stattfinden konnte.

Die nationalsozialistischen Machthaber unterbrachen die Schultätigkeit der Englischen Fräulein erneut. Ostern 1939 wurde die Schule geschlossen und konnte erst nach 1945 mit 460 Schülerinnen den Unterricht wieder aufnehmen. Mit dem 30. Januar 1946, dem Todestag Maria Wards, durfte sich die Schule offiziell „Maria Ward-Schule" nennen. 1968 wurde die Schule durch den sog. Fechenbacher Hof (Ballplatz 3) erweitert. Im gleichen Jahr wurde das alte Engelhaus abgerissen und durch einen 1973 fertiggestellten Neubau ersetzt. 1991 wurde die Schule fünfzügig, so dass sie Platz für 1200 Schülerinnen des Gymnasiums und 100 der Berufsfachschule bot. 1994 ging die Schulträgerschaft vom Orden auf die neu gegründete Maria Ward-Stiftung über.

Sk (MBN)

 

„Die Bibel und andere Schriften der Weltreligionen" 

Veranstaltungsreihe in Darmstadt zum Ökumenischen Jahr der Bibel 2003 

Darmstadt. „Die Bibel und andere Heilige Schriften der Weltreligionen" heißt das Thema einer Vortragsreihe, zu der das Katholische Bildungszentrum, die Evangelische Erwachsenenbildung und die Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit in Darmstadt aus Anlass des Jahres der Bibel 2003 gemeinsam einladen. Gerade im Vergleich mit anderen „Heiligen Büchern" tritt nach Auffassung der Veranstalter die Eigenart der jeweiligen Schrift am deutlichsten hervor. Die Veranstaltungen finden jeweils um 19.30 Uhr im Katholischen Bildungszentrum NR 30 in Darmstadt statt.Eröffnet wird die Reihe am Mittwoch, 5. Februar, mit einem Vortrag von Prof. Dr. Franz-Josef Stendebach, Universität Frankfurt, über das Thema „Das Alte Testament - ein multikulturelles Buch?" Wenn auch der Umfang der zur Bibel zählenden Schriften bei Juden und Christen unterschiedlich ist, so gilt für beide Religionen die „Bibel" als „Wort Gottes", als das Buch schlechthin, das die göttliche Offenbarung enthält. Wie aber ist dieses Wort Gottes zu den Menschen gekommen? Wie ist die Bibel, hier das Alte Testament oder auch „Hebräische Bibel" genannt, entstanden?

Wie aus Gelegenheitsschriften das „Neue Testament" der Christen wurde, dies zeigt Prof. Dr. Josef Hainz, Frankfurt, am Mittwoch, 19. Februar, auf. Er fragt nach ihren Autoren, den ältesten Texten, und wie es zur Anerkennung der einzelnen Schriften als maßgebliche „kanonische" Urkunden christlichen Glaubens gekommen ist. Über den „Koran als Erfüllung der jüdisch-christlichen Bibel?" spricht Dr. Ansgar Koschel, Direktor der Katholischen Aka-demie Rabanus Maurus, Frankfurt, am Mittwoch, 12. März. Auch hier geht es um die Entstehung dieser „Heiligen Schrift" und um ihre Bedeutung in den verschiedenen Richtungen des Islam. Der Buchautor und Theologe Prof. Dr. Michael von Brück, Universität München, stellt am 26. März die „Heiligen Schriften" des Buddhismus vor. Der Vortrag von Professor von Brück findet im Evangelischen Gemeindehaus, Kiesstr. 17, statt. Abgeschlossen wird die Reihe am 2. April mit einem Vortrag von Prof. Dr. Bernd Feininger, Freiburg, über das Thema „Von Sehern, Philosophen und Liebenden. Die Heiligen Schriften der Hindu-Religionen.

G.L. (MBN)

 

„Alle-Welt-Kino" startet Frühjahrsstaffel 2003 an neuem Spielort 

Immer am ersten Mittwoch im Monat in den Mainzer Kinos Prinzess und Residenz 

Mainz. Mit der Frühjahrsstaffel 2003 bekommt das „Alle-Welt-Kino Mainz" einen neuen Spielort. Die Kinos Prinzess und Residenz, Schillerstr. 30 bzw. Große Langgasse stehen ab sofort für das „Alle-Welt-Kino" zur Verfügung. Unter dem Thementitel „Mythos Stadt" werden ab Februar sechs Filme, wie immer jeweils am ersten Mittwoch des Monats, um 19.30 Uhr gezeigt.

Den Auftakt macht am 5. Februar der amerikanische Spielfilm „Bringing out the dead" von Martin Scorsese. Der Film berichtet von den Nächten eines Sanitäters auf den Straßen von New York. Frank Pierce (Nicolas Cage) erlebt die Stadt als Vorhof zur Hölle: Überall begegnen ihm Schmerz, Leid und Tod. Der alltägliche Albtraum raubt ihm Schlaf und Verstand. Pierce sieht auf der Straße die Geister jener Unglücklichen wandeln, für die seine Hilfe zu spät kam. Scorsese sagte über den Film: „Es gibt Ähnlichkeiten mit ‚Taxi Driver’. Nur sind wir jetzt 25 Jahre älter und etwas milder gestimmt. Statt Leute umzubringen, versucht unsere Hauptfigur, sie zu retten."

Es folgen am 5. März: „Fellinis Roma" (Italien/Frankreich 1971, Regie: Federico Fellini), am 2. April: „Los Olvidados" (Mexiko 1950, Regie: Luis Buñuel), am 7. Mai: „Loin" (Frankreich 2000, Regie: André Techiné), am 4. Juni: „Chungking Express" (Hongkong 1994, Regie: Wong Kar-Wai) und am 2. Juli: „Koyaanisqatsi" (USA 1982, Regie: Godfrey Reggio).

Die Filmabende bieten jeweils eine kurze Einführung und die Möglichkeit zum Nachgespräch mit Fach- oder Landsleuten zu den Filmen. Das „Alle-Welt-Kino" ist ein Projekt politisch-kultureller Bildung und wird getragen von verschiedenen Bildungseinrichtungen (unter anderen Katholische und Evangelische Erwachsenenbildung, Landesfilmdienst, Landeszentrale für politische Bildung, Volkshochschule) und will Einblicke geben ins Leben von Menschen in fremden Kulturen und Verständnis für diese wecken.

Hinweis: Bildungswerk der Diözese Mainz, Grebenstr. 24-26, 55116 Mainz, Telefon: 06131/253-280, Fax: 06131/253-528, E-mail: bw.dioezese@bistum-Mainz.de

tob (MBN)

 

Jüdischer Glaube nach der Shoah (30.1.) 

Mainz. Über „Jüdischen Glauben nach der Shoah" spricht am Donnerstag, 30. Januar, um 19.00 Uhr, in der jüdischen Synagoge in Mainz-Weisenau (Wormser Straße 31), die Leiterin des Instituts für Jüdisch-Christliche Forschung an der Universität Luzern, Prof. Dr. Verena Lenzen. Die Theologin hat in Luzern eine Professur für Judaistik, Theologie und Jüdisch-Christliches Gespräch.

Zu dem Vortrag lädt der Förderverein Synagoge Mainz-Weisenau ein.

Sk (MBN)