Mainzer Bistumsnachrichten Nr. 43

19. November 1998

Datum:
Do. 19. Nov. 1998
Von:
MBN

Bischöfliche Pressestelle Mainz, Leiter: Jürgen Strickstrock, Bischofsplatz 2, 55116 Mainz Postanschrift: Postfach 1560, 55005 Mainz, Tel. 06131/253-128 oder 129, Fax 06131/253-402. (Internetversion der MBN: Öffentlichkeitsarbeit Barbara Nichtweiß)

Berichte 

  • Kirche-Staat: Bischof Lehmann fordert mehr Aufmerksamkeit für Staatskirchenrecht 
  • Domvortrag: Rabbiner Leo Trepp über Gotteserfahrung im Konzentrationslager 
  • Lehrertag: Diskussion über „bewegte Schule" 
  • Religionsunterricht: Zur Situation in den neuen Bundesländern 
  • Islamischer Religionsunterricht? Dossier von CIBEDO 
  • Fontane: Gelungene Verfilmung der „Effi Briest" durch Faßbinder 
  • Endzeit: Geschichte der „Zeugen Jehovas" kritisch beleuchtet 
  • Arbeitswelt: Bezirkstag der KAB über Umbrüche

Personalien 

  • Neue Geistliche Räte: Anerkennung und Dank für seelsorglichen Dienst 
  • Gestorben: Dompräbendat Msgr. Karlhermann Hiß war großer Förderer der
  • Pastoralreferenten und Pastoralreferentinnen

Publikationen 

  • Sozialverkündigung: Wort der Kirchen versus Grundsatzprogramme von Parteien und DGB 
  • Engel: „Wo Himmel und Erde sich begegnen"

Vorschau 

  • Adventspredigten im Mainzer Dom: Klaus Schatz SJ und Marianne Heimbach-Steins predigen zum Gedenken an Bischof Ketteler 
  • Judentum: Clemens Thoma über „Schuld, Sünde und Versöhnung" (19.11.) 
  • Tag der Ständigen Diakone (5.12.) 
  • Priesterseminar: „Gottes Zeit ist die allerbeste Zeit" (8.12.) 
  • Orientalische Geschichten mit Salim Alafenisch (9.12.)
Berichte 

Kirche-Staat: Bischof Lehmann fordert mehr Aufmerksamkeit für Staatskirchenrecht 

Ministerpräsident Beck bietet den Kirchen „offenen Dialog" über Kirchensteuerrückgang an 

Mainz. Eine stärkere Aufmerksamkeit für das Staatskirchenrecht hat der Bischof von Mainz, Dr. Karl Lehmann, beim St. Martins-Empfang des Katholischen Büros Mainz gefordert. Bei der Übergabe der Festschrift „Kirche in Staat und Gesellschaft" anläßlich des 30jährigen Bestehens dieser Verbindungsstelle der rheinland-pfälzischen Bischöfe an Ministerpräsident Kurt Beck erklärte Lehmann am Mittwoch abend, 11. November, im Erbacher Hof in Mainz, das Staatskirchenrecht gehöre zu den Rahmenbedingungen für ein angemessenes Verständnis der Beziehungen zwischen Staat und Kirche. Allerdings seien die Kenntnisse darüber auch bei den Juristen durch die Studien- und Prüfungspläne recht kümmerlich geworden und könnten kaum mehr vorausgesetzt werden, kritisierte er. So sei der vom Leiter des Katholischen Büros, Bernhard Nacke, herausgegebene Sammelband ein lehrreicher Spiegel für die lebendigen Beziehungen zwischen Staat und Kirche. Rheinland-Pfalz habe eine besondere Kultur des Umgangs miteinander entwickelt, stellte er fest.

Ministerpräsident Beck erwiderte in seinem Grußwort vor den rund 200 Gästen des Martins-Empfangs, er sei dankbar für die offene, faire, gute und erfolgreiche Zusammenarbeit zwischen Staat und Kirche zum Wohl der Gesellschaft, die - trotz der unterschiedlichen Aufgaben - im Interesse beider Seiten liege. Beck griff auch das Thema Kirchenfinanzen auf und verwies darauf, daß der Weg zu mehr indirekten Steuern führe und damit zum Rückgang der direkten Steuern. Es stehe allerdings nicht in der Bibel, daß die Kirchensteuer von den direkten Steuern abhängig sein müsse, merkte er an, und bot dazu einen „offenen Dialog" an. Zwar seien die Kirchen beim Rückgang der Kirchensteuer zunächst selbst gefragt, aber die Landesregierung sei daran interessiert, mit den Verantwortlichen darüber zu sprechen, wie die Kirchen in den kommenden Jahren ihre Aufgaben in der Gesellschaft erfüllen könnten. Nachdrücklich dankte der Ministerpräsident der Kirche auch für das „prophetische Wächteramt" einer kritischen Begleitung der Politik. „Wir sind nicht immer glücklich darüber. Aber Sie sollen wissen, daß wir über alle Parteigrenzen hinweg auf dieses Wächteramt angewiesen sind", bekannte er.

Im Festvortrag des Abends wies der Verfassungsrechtler Prof. Dr. Gerhard Robbers, Trier, zum Thema „Europa und die Kirchen" darauf hin, daß die meisten europäischen Verfassungen die Dimension der Transzendenz und die damit gegebenen Grenzen respektieren. Frankreich tue dies mit seiner Selbstbeschränkung als laizistische Republik, Deutschland mit dem Bekenntnis seiner Verantwortung vor Gott, Irland oder die Schweiz mit ihren unverhüllten Anrufungen Gottes. Europa habe hierin eine gemeinsame Verfassungsüberlieferung. Es sei als politische Ordnung nicht total. Die Kirche könne zeigen, daß auch die wirtschaftliche Ordnung nicht totalitär sein darf, „daß Marktmacht und Gewinn nicht alles sind". Nachdrücklich unterstrich Robbers den Öffentlichkeitsauftrag und Öffentlichkeitsanspruch der Kirchen. Dieser im deutschen Staatskirchenrecht und in vielen europäischen Rechtsordnungen enthaltene Grundsatz müsse auch in das Recht der Europäischen Union getragen werden. Robbers hob besonders die gemeinsame Erklärung der EU-Mitgliedsstaaten zu den Kirchen und Religionsgemeinschaften hervor, die der Schlußakte des Vertrags von Amsterdam (1997) beigefügt wurde. Diese Erklärung sei wesentlich auch den deutschen Ländern zu verdanken. Mit ihr sei erstmals der Begriff Kirche in das Vertragswerk der Europäischen Union eingeführt.

Zu Beginn des Abends hatte Nacke als Leiter des Katholischen Büros (Kommissariat der Bischöfe Rheinland-Pfalz) die Vertreter der Kirchen, der Landesregierung, der Parteien, der Landeseinrichtungen, der Universitäten, der Justiz und der Medien sowie der sonstigen gesellschaftlichen Gruppen willkommen geheißen, unter ihnen die Bischöfe Dr. Anton Schlembach, Speyer, Dr. Hermann Josef Spital, Trier, die Weihbischöfe Gerhard Pieschl, Limburg, und Wolfgang Rolly, Mainz, die Generalvikare und weitere Repräsentanten der rheinland-pfälzischen Bistümer, den Beauftragten der Evangelischen Kirchen, Dr. Jochen Buchter, sowie Justizminister Dr. Peter Caesar und die Ministerinnen Dr. Rose Götte (Kultur, Jugend, Familie, Frauen) und Klaudia Martini (Umwelt). Für die musikalische Umrahmung des Empfangs sorgten die Symphonischen Bläser des Willigis-Gymnasiums unter Leitung von Oberstudienrätin Hannelore Swartman.

 

Domvortrag: Rabbiner Leo Trepp über Gotteserfahrung im Konzentrationslager 

Mainz. In seinem Vortrag „Gott ist hier" hat der jüdische Rabbiner Prof. Dr. Leo Trepp (85), New York, am Mittwoch, 4. November, im Mainzer Dom ein bewegendes Glaubenszeugnis abgelegt. Vor den zahlreichen Zuhörern mahnte er, es sei wichtiger, sich der Gegenwart Gottes im Alltag, in Familie und Beruf zu erinnern, als im heiligen Haus des Domes, in dem Gottes Gegenwart eigentlich selbstverständlich sei.

Der in Mainz geborene Religionsphilosoph, der in Oldenburg als Rabbiner tätig war und 1938 verhaftet wurde, berichtete über seine Gotteserfahrung im Konzentrationslager Sachsenhausen in der Stunde seines vermeintlichen Todes. „Da kam eine Ruhe in meine Seele, eine Kraft, eine Heiterkeit, etwas Unglaubliches, das man nicht schildern kann, denn ich hatte die Gegenwart Gottes erfahren. „Diese Erfahrung habe ihm für sein ganzes Leben die Richtung gegeben und ihm geholfen, „die Philosophen besser zu verstehen, als sie sich vielleicht selber verstehen".

Trepp war aus dem KZ Sachsenhausen mit der Auflage entlassen worden, Deutschland zu verlassen und wanderte daraufhin in die USA aus. Dort lehrte er Philosophie an verschiedenen Universitäten. Seit seiner Emeritierung im Jahre 1983 hält er auch jährlich Gastvorlesungen am Fachbereich Evangelische Theologie der Mainzer Universität.

 

Lehrertag: Diskussion über „bewegte Schule" 

Kalb: Schulen sind Seismographen für Veränderungen 

Mainz. Schulen in kirchlicher Trägerschaft müssen nach den Worten des Schuldezernenten im Bistum Mainz, Domkapitular Prälat Ernst Kalb, den gesellschaftlichen, sozialen und kulturellen Veränderungen Rechnung tragen. Beim Lehrertag der Martinus-Schulen stellte Kalb am Montag, 16. November, im Erbacher Hof in Mainz fest, daß die Schulen alle Umbrüche und Aufbrüche der letzten 30 Jahre wie Seismographen aufgezeichnet haben. Er sei froh, daß die fünf Grundschulen (vier Martinus-Schulen in Mainz und die St. Marien-Schule in Alzey) und die Martinus-Hauptschule sich diesen Herausforderungen bedachtsam, verantwortungsbewußt und sensibel gestellt haben. Im Blick auf diese Veränderungen hatte der Vorstand der Gesamtkonferenz der beteiligten Schulen als Thema für den diesjährigen Lehrertag „Die bewegte Schule" gewählt. Kalb räumte ein, daß die Schule insgesamt sich in den letzten Jahrzehnten „verkopft" habe. Der Mensch sei jedoch Geschöpf aus Leib und Seele. Deshalb wollte dieser Lehrertag gemäß dem pädagogischen Konzept der Martinus-Schulen diesen ganzheitlichen Aspekt ganz bewußt in den Blick nehmen. Dieser Lehrertag sollte Impulse geben, „damit in einer bewegten Zeit in einer bewegten Schule der Mensch zum vollen Menschsein kommt".

Die kommissarische Vorsitzende der Gesamtlehrerkonferenz, Ingeborg Keller, betonte in der Einführung zum Programm des Tages, daß in der „bewegten Schule" alle Bereiche angesprochen seien, von der Gestaltung der Räume über pädagogische Konzepte, Lehr- und Lernformen bis zu Freizeit, Stille und Sammlung. An diesem Tag stand jedoch die Körperbewegung im Mittelpunkt, wie aus den Themen der insgesamt sechs Arbeitskreise hervorging, darunter u.a. „Rhythmik als wesentlicher Beitrag zum ganzheitlichen Erleben des Kindes", „Rhythmik zur Integration für den Sport- und Musikunterricht", „Theater bringt Schule in Bewegung", „Tanz- und Bewegungsspiele" sowie „Lerngymnastik durch gezielte Bewegungsübungen".

Eröffnet wurde der Lehrertag der Martinus-Schulen, an dem rund 120 Lehrerinnen und Lehrer teilnahmen, durch einen Erfahrungsbericht einer durch das soziale Umfeld sehr bewegten Grundschule. Der Rektor der Pestalozzi-Grundschule in Eisenberg bei Grünstadt, Ulrich Dittrich, erklärte: „Wenn wir uns den Herausforderungen notwendiger Veränderungen nicht gestellt hätten, wären wir längst untergegangen". Heute könne man nicht mehr so unterrichten, wie er es noch vor 20 Jahren als Ausbilder vermittelt habe. Die Schule habe mit enormen Schwierigkeiten zu kämpfen, berichtete der Rektor. Dies gehe u.a. daraus hervor, daß Eisenberg als „sozialer Brennpunkt" anerkannt sei, und daß unter den 550 Schülerinnen und Schülern in 20 Klassen ein hoher Anteil von Ausländerkindern zu verzeichnen sei. Hinzu kämen Kinder von Spätaussiedlern, Familien aus einem SOS-Kinderdorf und aus einem Kinderheim.

Dittrich stellte jedoch auch klar, daß seine Erfahrungen nicht ohne weiteres auf andere Schulen übertragbar wären. Die Veränderungen seiner Schule seien am Namen der Schule ablesbar, die sich von der „Regelschule mit Halbtagsschule" zur „öffentlichen Grundschule mit Hausaufgaben- und Ganztagsbetreuung" änderte. Als wichtigste Veränderungen nannte der Schulleiter u.a. daß vor Jahren das Klingelzeichen abgeschafft wurde, daß der „offene Schulanfang" ab 7.30 Uhr (Unterrichtsbeginn 8.10 Uhr) den Schülern wie auch den Lehrern den Start in den Schultag erleichterte. In der Pestalozzi-Schule in Eisenberg hat der Unterricht durch den Klassenlehrer höchste Priorität. Auf seinen Vorrang haben sich das Lehrerkollegium und die Eltern geeinigt. Sie nehmen in Kauf, daß Sport und Musik vielleicht weniger qualifiziert unterrichtet werden, aber daß durch die eine Bezugsperson, den Klassenlehrer/die Klassenlehrerin viele Schüler kontinuierlich besser gefördert werden können. Dies drücke sich auch im gemeinsamen Frühstück mit dem Klassenlehrer aus, bei dem die Kinder zum Beispiel nicht durch Worte erfahren, wie man ißt, sondern es durch das Beispiel des Lehrers anschaulich erleben. Fast ganz aufgegeben hat die Pestalozzi-Grundschule das Angebot von Förderstunden zugunsten des „Teamteaching". Es bedeutet, daß die sogenannten Überhangstunden dazu benutzt werden, Klassen im Zweierteam zu unterrichten. Dies sei zwar für die Pädagogen nicht immer leicht und angenehm, zum Beispiel, wenn sie sich gegenseitig korrigieren müssen, aber wirke sich sehr positiv auf das Lernverhalten der Kinder aus. Die Eisenberger Grundschule habe auch positive Erfahrungen als betreuende Grundschule und als Ganztagsschule gemacht, lange bevor diese offiziell eingeführt wurden. Eine wichtige Rolle spiele nicht nur bei der betreuenden Grundschule, sondern generell für den Unterricht die Unterstützung durch Elternarbeit.

Der Lehrertag der Martinus-Schulen hatte mit einer Eucharistiefeier mit Domkapitular Dietmar Giebelmann begonnen. In seiner Predigt verwies Giebelmann auf das Beispiel des hl. Martin von Tours, der sich dem Bettler am Wegrand zuwandte. Dies sei beispielhaft auch für den pädagogischen Dienst an jungen Menschen. Wie Martinus in der Nachfolge Jesu für selbstverständlich gehaltene Grenzen überwunden habe, sei es auch Auftrag der Lehrerinnen und Lehrer, sich jedem einzelnen Schüler zuzuwenden, „auch dem, der heute am Rande ist".

Am Ende des Studientages waren als Veranstalter die Vertreter des Schuldezernates beim Bischöflichen Ordinariat und die Lehrkräfte im Vorstand mit den Ergebnissen sehr zufrieden, weil viele Impulse für die eigene schulische Praxis gegeben wurden. Das Bildungszentrum Erbacher Hof habe sich vom Raumangebot und Service her für die differenzierten Angebote dieses Fortbildungstages sehr bewährt. Er wird alljährlich nach dem Fest des hl. Martin, des Namenspatrons der Martinus-Schulen durchgeführt.

 

Religionsunterricht: Zur Situation in den neuen Bundesländern 

Mainz. Für den schulischen Religionsunterricht in den neuen Bundesländern müssen nach Auffassung des Mainzer Religionspädagogen Prof. Dr. Werner Simon vielgestaltige situationsangemessene Lösungen gesucht und erprobt werden. In einem Aufsatz in der Novemberausgabe der in Freiburg erscheinenden „Herder-Korrespondenz" (Heft 11/1998) fordert Simon, Formen der Kooperation zwischen den christlichen Konfessionen, aber auch zwischen bekenntnisgebundenem Religionsunterricht und bekenntnisfreiem Ethikunterricht in den ostdeutschen Bundesländern zu entwickeln.

Zunächst weist der Verfasser darauf hin, daß 90 Prozent der ostdeutschen Bevölkerung keiner Kirche angehören. „Von ihnen sind 40 Prozent aus der Kirche ausgetreten. 60 Prozent waren nie Mitglied einer Kirche." 26 Prozent der Bevölkerung sind Mitglied der evangelischen und fünf Prozent der katholischen Kirche. Bei den Jugendlichen gehören sogar 80 Prozent keiner Kirche an. Darüber hinaus seien regionale Unterschiede zu beachten, so lag 1996 der Anteil der Katholiken in Berlin bei 9,6 Prozent, in Thüringen bei 9,1 Prozent, in Sachsen-Anhalt bei 6,4 Prozent, in Sachsen und Mecklenburg-Vorpommern bei 4,0 Prozent und in Brandenburg bei 3,6 Prozent. Volkskirchlich geprägte Gebiete wie das thüringische Eichsfeld, die thüringische Rhön und das Gebiet der katholischen Sorben in der Oberlausitz seien atypisch für die Gesamtsituation.

Simon geht auch auf die unterschiedlichen Rahmenbedingungen für den Religionsunterricht in den einzelnen Bundesländern ein. Wie er unter anderem darlegt, hat Brandenburg 1996 das Unterrichtsfach „Lebensgestaltung - Ethik - Religionskunde" (LER) als obligatorisches Unterrichtsfach zunächst für die Sekundarstufe I (7.-10. Schuljahr) eingerichtet. In Thüringen besuchten im vergangenen Schuljahr etwa sechs Prozent der Schüler den katholischen Religionsunterricht, etwa 22 Prozent den evangelischen Religionsunterricht und 20 Prozent den Ethikunterricht. Katholischer Unterricht wird in diesem Bundesland in der Regel in klassenstufenbezogenen Lerngruppen mit mindestens 14 Schülern oder in klassenstufenübergreifenden Lerngruppen mit mindestens acht Schülern in den Schulen, in einzelnen Ausnahmefällen in kirchlichen Gemeinderäumen, erteilt. Erprobt werde auch das Modell eines „Religiösen Tages", zu dem Schüler aus mehreren Orten einmal im Monat, am Samstag, gemeinsam eingeladen werden. Während in Thüringen überwiegend staatliche Lehrkräfte den Religionsunterricht erteilen, wird er in Sachsen meist von kirchlichen Mitarbeitern im Gestellungsvertrag gegeben. In Sachsen findet er überwiegend in kirchlichen Gemeinderäumen am Nachmittag statt. In Sachsen-Anhalt wurden der Ethik- und der evangelische und der katholische Religionsunterricht von 10,7 Prozent der 380 000 Schüler des Landes besucht. Davon nahmen nur 900 (2,2 Prozent) an insgesamt 38 Schulen am katholischen Religionsunterricht teil. In Mecklenburg-Vorpommern nahmen etwa ein Prozent der Gesamtschülerschaft am katholischen Religionsunterricht teil.

Zusammenfassend stellt Simon fest, daß zwischen den einzelnen Bundesländern und den Bistümern des jeweiligen Bundeslandes Gestellungsverträge geschlossen wurden, um dem Mangel an qualifizierten Lehrpersonen für den schulischen katholischen Religionsunterricht abzuhelfen. Für alle ostdeutschen Länder gilt, daß wegen der Minderheitensituation der christlichen Schüler und aus den damit zusammenhängenden organisatorischen Gründen der Religionsunterricht eine „Ausnahmestellung" hat. Er findet nicht selten in Randstunden oder nachmittags in Gemeinderäumen statt. Wegen dieser Ausnahmesituation kam es in vielen Schulen zu einer ökumenischen Kooperation. Solche Kooperation bedürfe aber der Vorbereitung, Einübung und Begleitung in der religionspädagogischen Aus-, Fort- und Weiterbildung sowie einer Abstimmung und Zusammenarbeit bei der Erstellung von Lehrplänen für den evangelischen und den katholischen Religionsunterricht, betont Simon. Hinzu komme, daß der konfessionelle Religionsunterricht auch interessierten Schülerinnen und Schülern offensteht, die keiner Konfession angehören. Die Akzeptanz des Religionsunterrichts seitens der konfessionell nicht gebundenen Eltern und Schüler sei unterschiedlich und insbesondere von der Situation in den einzelnen Schulen und von der Person des Religionslehrers abhängig.

 

Islamischer Religionsunterricht? Dossier von CIBEDO 

Frankfurt/Mainz. Als Beitrag zur aktuellen Diskussion über die Einführung eines schulischen Religionsunterrichts für Muslime, enthält das neueste Heft der Zeitschrift „CIBEDO. Beiträge zum Gespräch zwischen Christen und Muslimen" ein „Dossier: Islamischer Religionsunterricht". Das Dossier umfaßt konzeptionelle Überlegungen und Grundsätze des Religionsunterrichts aus islamischer Sicht. Dokumentiert werden der Beschluß der Ratsleitung des Ökumenischen Rates Berlin vom 23. September 1996 zum islamischen Religionsunterricht an öffentlichen Schulen und das Urteil des Verwaltungsgerichtes Berlin vom Sommer 1997, in dem die Klage des Dachverbandes islamischer Vereinigungen in Berlin bezüglich der Erlaubnis zur Erteilung islamischen Religionsunterrichts an Berliner Schulen abgelehnt wurde. (Dieses Urteil wurde vor wenigen Tagen durch das Oberverwaltungsgericht Berlin aufgehoben und der Islamischen Föderation, die „alle Merkmale einer Religionsgemeinschaft" erfülle, die Möglichkeit eingeräumt, an den Berliner Schulen islamischen Religionsunterricht zu erteilen).

Hinzu kommen zwei Stellungnahmen zum islamischen Religionsunterricht an hessischen Schulen von Dr. Hans-Martin Schreiber, Ministerialdirigent im Hessischen Kultusministerium, und des früheren Fachbereichsleiters im Amt für multikulturelle Angelegenheiten in Frankfurt am Main, Alp Otman. Dokumentiert werden auch eine Stellungnahme des Islamischen Arbeitskreises Hessen und ein Konzept der Islamischen Religionsgemeinschaft Hessen (IRH) über die Erteilung des Islamischen Religionsunterrichts an öffentlichen Schulen in Hessen, erarbeitet von der Kommission für Islamischen Religionsunterrichts (KIRU). Ergänzt wird das Dossier durch einen Zeitungsartikel „Islamunterricht in Schulen umstritten" aus der Frankfurter Rundschau vom 8. September 1998 und einen Akademiebericht über die Eröffnung der islamischen Religions-Pädagogischen Akademie in Wien, sowie einen weiteren Tagungsbericht „Islamische Religionskunde als Alternative zum Religionsunterricht?" vom Oktober 1997 in Düsseldorf. Hinzu kommen Buchbesprechungen zum Fragenkomplex sowie Literaturhinweise zur Thematik aus der CIBEDO-Dokumentation.

In einem einleitenden Wort als Herausgeberin lenkt Dr. Barbara Huber-Rudolf die Aufmerksamkeit besonders auf das Verwaltungsgerichtsurteil aus Berlin. Es versuche, dem Mangel einer Definition des Begriffs „Religionsgemeinschaft" abzuhelfen. Dieser Begriff habe in der Diskussion um den islamischen Religionsunterricht den Terminus der Körperschaft des öffentlichen Rechts abgelöst. Für Hessen weist sie darauf hin, daß sich die „Islamische Religionsgemeinschaft Hessen" (IRH) aus dem „Islamischen Arbeitskreis Hessen" (IAK) entwickelt hat. Nun werde darum gerungen, ob sich in ihr der Ansprechpartner für den Staat, in diesem Fall für das Kultusministerium, gefunden habe. Sie stellt fest, daß das Kultusministerium für die Einführung des islamischen Religionsunterrichts „den Rahmen abgesteckt" habe. Sie betont auch, daß sich Widerstand unter den türkischen Migranten formiere, wie der Beitrag von Alp Otman und der Bericht der Frankfurter Rundschau verdeutlichten.

Das Heft enthält darüber hinaus u.a. Beiträge zum Thema „Wie antwortet der Islam auf die Veränderungen in Afrika?" und „Der Islam - Aktuelle Gotteslehre und Christologie?". Dokumentiert werden der Festvortrag des Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz, Bischof Dr. Karl Lehmann, zur Verabschiedung von Pater Hans Vöcking WV und zum 20-jährigen Bestehen von CIBEDO, sowie zur Einführung von Dr. Barbara Huber-Rudolf als neue Leiterin am 27. März 1998 in Frankfurt und das diesbezügliche Grußwort des Vorsitzenden des Zentralrates der Muslime in Deutschland, Dr. Nadeem Elyas, bei dieser Feier.

Hinweis: CIBEDO. Beiträge zum Gespräch zwischen Christen und Muslimen. 11. Jahrgang 1997. Heft Nr. 2/3. Hrsg. von CIBEDO e.V. Verantwortlich Dr. Barbara Huber-Rudolf in 60078 Frankfurt, Postfach 170427, Tel.: 069 / 726491 Fax: 069 / 723052.

 

Fontane: Gelungene Verfilmung der „Effi Briest" durch Faßbinder 

Zum 100. Todestag des Dichters Faßbinders „Effi Briest" gezeigt 

Mainz. Theodor Fontanes Romane sind immer wieder verfilmt worden - jedoch nicht immer erfolgreich. Literaturverfilmungen tragen meistens dem Roman nicht Rechnung und vermögen diesen nicht in der wahren Tiefe darzustellen. Ganz anders ist dies bei Rainer Werner Faßbinders Verfilmung des berühmten Gesellschaftsromans „Effi Briest", die am Dienstag abend, 17. November, im Rahmen einer Veranstaltungsreihe zum 100. Todestag Theodor Fontanes (1819-1898) im Erbacher Hof vorgeführt wurde. Wie der Direktor des Erbacher Hofes, Prälat Walter Seidel, in seiner Einführung darstellte, begannen die Dreharbeiten zum Film im Jahre 1972, doch damals habe man den großen Erfolg nicht für möglich gehalten.

Faßbinder sei es wichtig gewesen, dem Zuschauer zu verdeutlichen, daß es sich ursprünglich um einen Roman handelte. Gerade dies ist dem Regisseur hervorragend gelungen. Die Dialoge werden wörtlich wiedergegeben und immer wieder tritt die Stimme eines Erzählers in den Vordergrund, der die jeweilige Romanpassage rezitiert. Da am Ende einer Sequenz nicht, wie sonst üblich, ins Schwarze, sondern ins Weiße ausgeblendet wird, entsteht der Eindruck von Buchseiten, die weitergeblättert werden. Faßbinders Film erzählt das tragische Schicksal der Effi Briest, die wegen einer außerehelichen Liebesbeziehung von ihrem Mann verstoßen wird. Dabei lasse der Regisseur auch Fontanes Gesellschaftskritik an der von Tugend und Ehre beherrschten Gesellschaft des 19. Jahrhunderts sichtbar werden. Effi Briest ging durch den übertriebenen Tugend- und Ehrbegriff der preußischen Gesellschaft des 19. Jahrhunderts unter. Wie Seidel betonte, stehe Fontane zwar einerseits eindeutig in dieser Gesellschaft, übe in seinen Werken jedoch immer wieder Kritik an ihr.

In der kommenden Woche, Dienstag, 24. November, veranstaltet der Erbacher Hof einen weiteren Abend zu Ehren Theodor Fontanes. Der Schauspieler Klaus Peek, Wiesbaden, wird aus Werken des berühmten Schriftstellers lesen, wobei Fontane als Balladendichter im Vordergrund stehen soll.

Jan (MBN)

 

Endzeit: Geschichte der „Zeugen Jehovas" kritisch beleuchtet 

Mainz. Die Geschichte der „Zeugen Jehovas" hat der Diplom-Theologe Otto Lomb, Rosbach v.d.H., bei einer Vortragsveranstaltung der Kolpingsfamilie Mainz am Montag, 16. November, kritisch beleuchtet. Es war der zweite Abend einer dreiteiligen Vortragsreihe, die sich mit der Lehre und dem Leben der Zeugen Jehovas auseinandersetzt.

Entstanden seien die Zeugen Jehovas in den 70er Jahren des letzten Jahrhunderts, in einer Zeit, in der apokalyptische Stimmungen sehr verbreitet waren, was unter anderem in der Zunahme der adventistischen Bewegungen sichtbar wurde. In dieser Atmosphäre gründete Charles T. Russell (1852-1916) im Jahr 1870 die Gemeinschaft „Ernster Bibelforscher", die sich später in „Zeugen Jehovas" umbenannten. Lomb hob hervor, daß die Beschäftigung mit der Bibel und mit der Frage nach der Wiederkehr des Messias am Anfang von zentraler Bedeutung gewesen seien. Doch schon sehr früh entwickelte sich als eine zweite Schiene der Vertrieb des „Zion`s Watch Tower" (deutsch: „Wachtturm"), der religiösen Zeitschrift der Organisation. Unter Russell erfolgten zwei Endzeitbestimmungen, wobei der Weltuntergang zunächst für das Jahr 1878 und darauf für 1914 vorausgesagt wurde. Der offensichtliche Mißerfolg dieser Bestimmungen führte bei den Zeugen Jehovas, im Gegensatz zu den adventistischen Gemeinden, nicht zur Aufgabe der Endzeitberechnungen. Vielmehr nahm auch Russells Nachfolger, Joseph F. Rutherford (1916-1942), derartige Rechnungen vor.

Unter Rutherford radikalisierte sich die Bewegung. Neben dem „Wachtturm" durften Schriften Andersgläubiger nicht gelesen werden, wie Lomb hervorhob. Zudem sei fortan verkündet worden, daß bei einem nahenden Weltuntergang nur die „Zeugen Jehovas" gerettet würden, eine These, die von Mitgliedern der Glaubensgemeinschaft in der anschließenden Diskussion bestritten wurde. Ebenfalls unter Rutherford sei die Trennung von den 144.000 Gerechten, die sich zu der von Gott eingesetzten himmlischen Regierung zählen dürften, und den „übrigen Schafen" vorgenommen worden, eine Hierarchie, die von den „Zeugen Jehovas" akzeptiert werde, wie die Vertreter der Gemeinschaft in der Diskussion versicherten. Unter Rutherfords Nachfolger Nathan H. Knorr, erfolgte eine weitere Berechnung für den Weltuntergang, der im Jahre 1975 erfolgen sollte, und dessen Ausbleiben zu einer Austrittswelle führte. Im Glauben an den nahenden Weltuntergang hätten viele Mitglieder ihren Beruf aufgegeben und auf Kinder verzichtet. Von dem derzeitigen Präsidenten der Gemeinschaft, Milton Henschel, würden jedoch solche Berechnungen zur Diskussion gestellt, so daß für Lomb radikale Veränderungen des bisherigen Standpunktes vorstellbar sind.

Ein weiteres Thema des Abends war die Hierarchie der „Zeugen Jehovas" und der Wachturmgesellschaft, die in den letzten Jahren ihre präsidialen Strukturen teilweise durch Komitees ersetzt habe. Kritiker heben jedoch immer wieder hervor, daß die Gesellschaft den Charakter eines Wirtschaftskonzerns mit hohem Jahresumsatz - zuletzt DM vier Milliarden - habe. Lomb kritisierte auch die Verfälschung der Bibel durch die Zeugen Jehovas in ihrer Bibelübersetzung „Neue Welt". Außerdem ging er auf ihre Rolle während des Nationalsozialismus ein. In dieser Zeit seien antisemitische Schriften bei den deutschen Jehovas erschienen, bevor sie selbst von den Nationalsozialisten brutal verfolgt wurden.

Am kommenden Montag, 23. November, um 19.30 Uhr, findet die letzte Veranstaltung des dreiteiligen Seminars über die „Zeugen Jehovas" im Mainzer Kolpinghaus statt. Lomb wird an diesem Abend über „Die Praxis" der Glaubensgemeinschaft informieren.

Jan (MBN)

 

Arbeitswelt: Bezirkstag der KAB über Umbrüche 

Offenbach. „Lernen wir, auch Arbeit und Reichtum zu teilen". Dazu forderte Dietmar Balle die Delegierten des Bezirkstags der Katholischen Arbeitnehmer-Bewegung (KAB) Main-Rodgau in Assenheim auf. Am Sonntag, 15. November, sagte der Landessekretär der KAB Rottenburg-Stuttgart, künftig werde nur ein kleiner Teil der Erwerbswilligen auch tatsächlich noch Arbeit „nach unseren derzeitigen Vorstellungen" erhalten. Die anderen müßten dennoch sinnvoll beschäftigt und dürften nicht sich selbst überlassen werden. Mit den rasanten Veränderungen der Arbeitswelt verschwänden zudem auch überkommene Wertvorstellungen. „Heute erleben wir eine Sünde, die zum Himmel schreit: die Entsorgung von Überflüssigem." Behinderte bespielsweise seien im Arbeitsprozeß kaum noch gefragt.

Ganze Landabschnitte würden schlicht abgeschrieben. Erwartet werde eine gute Ausbildung, Flexibilität und Mobilität. Keiner frage jedoch nach Familie, Freunden und kultureller Einbindung. „Wir leben in einem Sturm sozialer Ungerechtigkeiten", warnte Balle. Daher bedürfe es eines Umdenkungsprozesses, in dem der christliche Glaube wieder erlebbar werde. Hier sah der Referent die Aufgaben der katholischen Arbeitnehmerschaft für die Zukunft: „Das Bekenntnis für die Benachteiligten muß ein neuer Maßstab werden". Kulturelle Werte und Bräuche müßten wieder eingeübt werden. Der Redner rief die KAB-Delegierten auf: „Geht auf die Menschen zu, setzt euch für die Schwachen ein und feiert mit den Benachteiligten unserer Gesellschaft." Wer teile, gewinne. Wer helfe, sei nicht verloren.

In den Vorstandswahlen bestätigten die Delegierten die bisherige Bezirksvorsitzende Irmgard Braun, Hanau-Steinheim, in ihrem Amt. Ebenso wurden die stellvertretenden Vorsitzenden, Brunhilde Reuter, Seligenstadt, und Hans Peter Müller, Urberach, wiedergewählt.

KAB (MBN)

 

Personalien 

Neue Geistliche Räte: Anerkennung und Dank für seelsorglichen Dienst 

Bischof Lehmann ernennt elf Priester zu Geistlichen Räten 

Mainz. Anläßlich des Festes des hl. Martin von Tours (11. November), der Patron des Mainzer Doms und des Bistums Mainz ist, hat Bischof Dr. Karl Lehmann elf Priester seiner Diözese zu Geistlichen Räten ernannt. Der Bischof will damit ein Zeichen des Dankes und der Wertschätzung für ihren priesterlichen Dienst setzen für:

Pfarrer Helmut Bellinger (53), Behindertenseelsorger im Bistum Mainz, Pfarrei St. Petrus Canisius in Mainz-Gonsenheim, für seinen Dienst als Diözesankurat der Deutschen Pfadfinderschaft St. Georg (DPSG) und als Pfarrer der Pfarrei St. Petrus Canisius und besonders für seinen Einsatz zugunsten der Behinderten.

Pfarrer Karl-Hans Keil (56), Pfarrei St. Pankratius in Mainz-Hechtsheim, für seinen Dienst als Pfarrer in den Gemeinden St. Martin in Dietzenbach und St. Pankratius in Mainz-Hechtsheim, sowie als Stellvertretender Dekan im Dekanat Bezirk II in Mainz.

Landespolizeidekan Willi Knapp (67), Darmstadt, für seinen Dienst als Pfarrer der Pfarrei St. Christoph in Neu-Isenburg, als Stellvertretender Dekan des Dekanates Dreieich, als Pfarrer der Pfarrei Gernsheim und als Landespolizeidekan von Hessen.

Pfarrer Johannes Kratz (63), Pfarreien St. Albertus Magnus und Liebfrauen in Langen, für seinen Dienst als Pfarrer von Eppertshausen und den Pfarreien St. Albertus Magnus und Liebfrauen, sowie als Stellvertretender Dekan des Dekanates Dreieich.

Dekan Günter Ludwig (60), Dekanat Dreieich und Pfarrei St. Martin in Dietzenbach, für seinen Dienst als Pfarrer der Gemeinden Fürfeld und Wöllstein und St. Aposteln in Viernheim, als Dekan des Dekanates Bergstraße-West, als Pfarrer von St. Martin in Dietzenbach und als Dekan des Dekanates Dreieich.

Pfarrer Corradino Mosna SCJ (64), Ital. Katholische Gemeinde Darmstadt, für seinen Dienst als Pfarrer der Ital. Katholischen Gemeinden in Groß-Gerau, Rüsselsheim und Darmstadt.

Dekan Gottfried Nolde (60), Dekanat Bergstraße-Ost, Pfarrei Herz-Jesu in Neckarsteinach, für seinen Dienst als Religionslehrer an der Berufsschule Alzey, als Pfarrer von Lörbach, sowie von Neckarsteinach und als Dekan des Dekanates Bergstraße-Ost.

Pfarrer Eberhard Otto (71), Pfarrei St. Gordianus und Epimachus in Bingen-Dietersheim, für seinen Dienst als Pfarrer in Rodheim und Bingen-Dietersheim.

Oberstudienrat Lothar Röhr (60), Starkenburg-Gymnasium in Heppenheim und Pfarrei St. Michael in Hambach, für seinen Dienst als Religionslehrer und Dekanatsjugendseelsorger in Worms, als Religionslehrer am Starkenburg-Gymnasium in Heppenheim und als Pfarrer von St. Michael in Hambach, besonders für seinen Einsatz für junge Menschen und sein Bemühen, Schule und Gemeinde zusammenzuführen.

Pfarrer Erhard Weiher (57), Pfarrei St. Rochus und Universitätskliniken Mainz, für seinen Dienst als Hochschulpfarrer in Darmstadt, als Pfarrer in St. Rochus und an den Universitätskliniken in Mainz, besonders auch für die Begleitung junger Mitarbeiter.

Pfarrer Klaus Zimmer (61), Pfarrei Erscheinung des Herrn in Heppenheim, für seinen Dienst als Pfarrer der Gemeinde Erscheinung des Herrn in Heppenheim.

 

Gestorben: Dompräbendat Msgr. Karlhermann Hiß war großer Förderer der Pastoralreferenten und Pastoralreferentinnen

Mainz. Der langjährige Bischöfliche Beauftragte für die Pastoralreferenten und -referentinnen im Bistum Mainz, Dompräbendat Msgr. Karlhermann Hiß, ist am Samstag, 14. November, im Alter von 62 Jahren gestorben. Hiß hat eine lange schwere Krankheit mit großer Geduld ertragen und ließ sich erst spät aus gesundheitlichen Gründen von seiner Aufgabe als Bischöflicher Beauftragter für die Pastoralreferent/inn/en entpflichten (1995), wie auch von seiner Aufgabe als Stellvertretender Leiter des Personaldezernates im Bischöflichen Ordinariat (1996). Seine Ämter als Pfarrer und Moderator im Seelsorgsteam der Mainzer Altstadtpfarrei St. Ignaz und als Dompräbendat im Mainzer Domstift hat er bis zuletzt wahrgenommen.

Im Bistum Mainz wurde Karlhermann Hiß 1977 der erste Beauftragte für die Pastoralreferent/inn/en. Er hat, wie Bischof Dr. Karl Lehmann bei seiner Verabschiedung als Bischöflicher Beauftragter im Dezember 1994 erklärte, in der Gründungsphase dieser Berufsgruppe von Laienseelsorgern entscheidend dazu beigetragen, daß sich ein deutliches Profil und Berufsbild entwickeln konnte. Für Bischof Lehmann war Hiß in seiner „Diskretion, warmherzigen Menschlichkeit und wachsamen Offenheit", mit der er die Pastoralreferent/inn/en auf ihrem Weg begleitet hat, ein „regelrechtes Geschenk für das Bistum". In mehr als 17 Jahren hat Hiß über 100 Frauen und Männer auf ihren Beruf vorbereitet. Nach ihrem Abschluß als Diplomtheologen/innen und einer pastoralen Zusatzausbildung zusammen mit den Priesteramtskandidaten und den Ständigen Diakonen führte er die Laienseelsorger und -seelsorgerinnen in ihren Beruf ein und begleitete sie auf ihrem Weg in den Feldern der Schul- und Sonderseelsorge. Hiß selbst hatte es, wie er einmal bekannte, als belastend empfunden, daß immer wieder auch Bewerberinnen und Bewerber für diesen Beruf abgelehnt werden mußten.

Als Subregens im Bischöflichen Priesterseminar und damit engster Mitarbeiter des damaligen Regens Nikolaus Reinhardt, hatte Hiß das Entstehen der neuen pastoralen Laienberufe und das notwendige Miteinander der verschiedenen Berufe aus nächster Nähe miterlebt und gefördert. 1977 wurde er Bischöflicher Beauftragter für die Pastoralreferent/inn/en. Daneben leitete er als Pfarrer von 1979 bis 1985 die Pfarrei St. Kilian in Mainz-Kostheim. 1986 wurde er zusätzlich Stellvertretender Leiter des Personaldezernates und im selben Jahr Mitglied im Domstift. In enger Anbindung an die Seelsorge vor Ort, die er immer gesucht hatte, wurde er 1991 Pfarrer und Moderator im Seelsorgsteam von Mainz-St. Ignaz. Für seine Verdienste wurde er 1989 mit dem Titel Geistlicher Rat und 1994 mit dem Päpstlichen Ehrentitel Monsignore ausgezeichnet.

Karlhermann Hiß wurde am 1. November 1936 in Schopfheim bei Freiburg i. Br. geboren. Nach Abschluß seines Studiums in Mainz weihte ihn Bischof Dr. Albert Stohr am 27. Februar 1960 im Mainzer Dom zum Priester. Anschließend war er zunächst Kaplan in Friedberg in der Wetterau (1960-1962), dann Subrektor im Bischöflichen Konvikt in Dieburg. 1965 berief ihn Bischof Dr. Hermann Volk als Religionslehrer an das Gymnasium am Kurfürstlichen Schloß in Mainz und ernannte ihn 1966 zum Rektor des Dieburger Konvikts.

Bischof Lehmann feiert am Samstag, 21. November, mit Domkapitel und Domstift um 10.00 Uhr ein Pontifikalrequiem für den Verstorbenen. Anschließend wird Hiß auf dem Domfriedhof durch Domdekan Weihbischof Wolfgang Rolly beigesetzt.

 

Publikationen 

Sozialverkündigung: Wort der Kirchen versus Grundsatzprogramme von Parteien und DGB 

Mainz. Der Leiter des Katholischen Büros Mainz, Ordinariatsdirektor Bernhard Nacke, hält eine ethisch fundierte Auseinandersetzung über die Grundfragen der Gesellschaft im Blick auf die Zukunft für unverzichtbar. Deshalb hat Nacke im vergangenen Jahr die Buchreihe „Christentum und Gesellschaft - Perspektiven für das 21. Jahrhundert" gestartet. Zur Zielsetzung dieser Reihe erklärt er: „Wir brauchen einen Diskurs, an dem sich alle Verantwortungsträger in Staat, Kirche, Gesellschaft und Politik beteiligen. Wir brauchen eine Auseinandersetzung bis zu den Grundmauern hin und eine neue Zusammensetzung der einzelnen Erkenntnisse. Wir brauchen Kritik und Konstruktion, Realitätssinn und Vision."

Nach dem ersten Band mit Stellungnahmen zum Wirtschafts- und Sozialwort der Kirchen stellt der nun vorliegende zweite Band der Reihe unter dem Titel „Eine neue christliche Sozialverkündigung" dem Wirtschafts- und Sozialwort die Grundsatzprogramme der politischen Parteien und des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB) gegenüber. Der Quellenband beginnt mit dem Wortlaut des im Herbst 1997 herausgegebenen Wirtschafts- und Sozialwortes: „Für eine Zukunft in Solidarität. Wort des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland und der Deutschen Bischofskonferenz zur wirtschaftlichen und sozialen Lage in Deutschland". Daran schließen sich die Grundsatzprogramme der politischen Parteien an: „Freiheit in Verantwortung" (CDU Februar 1994) - das „Grundsatzprogramm der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands" (SPD Dezember 1989) - „In Freiheit dem Gemeinwohl verpflichtet" (CSU Dezember 1993) - „Politische Grundsätze" (Bündnis 90/Die Grünen) - „Wiesbadener Grundsätze - Für die liberale Bürgergesellschaft" (FDP Mai 1997) - „Die Zukunft gestalten" (DGB November 1996). Die Neuerscheinung spielte für die Bundestagswahl keine Rolle mehr, ist aber für die nächsten Jahre von bleibender Aktualität.

Der Quellenband trägt den Titel „Eine neue christliche Sozialverkündigung". In der Einführung schreiben die Herausgeber: „Das gemeinsame Wort der Kirchen ‘Für eine Zukunft in Solidarität und Gerechtigkeit’ stellt alle gesellschaftlichen Gruppen vor die Herausforderung einer neuen christlichen Sozialverkündigung." In ihm zeichne sich ein wachsendes gesamtgesellschaftliches Verantwortungsbewußtsein der Kirchen als „politische Diakonie" und der Anfang einer „ökumenischen Sozialethik für unsere Gesellschaft" ab. Sie fuße auf einem bisher einmaligen Konsultationsprozeß, an dem nicht nur alle innerkirchlichen Gruppen, Verbände und Gremien teilgenommen haben, sondern auch die politischen Parteien, Gewerkschaften, Regierungen und viele gesellschaftliche Gruppen. Die ebenfalls vorgesehene Dokumentation der Position der Arbeitgeber sei daran gescheitert, daß die Bundesvereinigung der deutschen Arbeitgeberverbände (BdA) erklärt habe, zur Zeit stehe von ihrer Seite kein aktuelles Programm zur Verfügung.

Zentrales Anliegen dieses Quellenbandes ist es, die aktuelle politische Auseinandersetzung und das politische Handeln an den Prinzipien Demokratie, soziale Gerechtigkeit, Freiheit und Frieden zu orientieren. Für eine solche Orientierung sei eine gründliche Auseinandersetzung mit den unterschiedlichen programmatischen Vorstellungen der politischen Verantwortungsträger unabdingbar. Diese zu erleichtern, sei das Hauptanliegen der vorliegenden Schrift. „Verläßlicher als die kurzfristig konzipierten Wahlprogramme geben diese Grundsatzmanifeste Auskunft über die programmatischen Basiskoordinaten der politischen Akteure unserer Republik." Ihr Vergleich untereinander und mit der neuen kirchlichen Sozialverkündigung eröffne damit die Chance zu einer fundierten Urteilsbildung. Zur besseren Orientierung wurde erstmals (von Stefan Nacke) ein Stichwortregister für das Wirtschafts- und Sozialwort erstellt. Stichwortverzeichnisse zu den Grundsatzprogrammen der SPD, der CDU und der CSU, die von den Parteien selbst erarbeitet wurden, sind ebenfalls in das Buch aufgenommen. Ein ursprünglich geplantes einheitliches Register habe sich wegen der unterschiedlichen Sprachkulturen der Parteien als nicht praktikabel erwiesen, erklären die Herausgeber. „Eine Vereinheitlichung hätte notwendigerweise inhaltliche Verformungen mit sich gebracht, die nicht im Interesse einer ausgewogenen, neutralen Information liegen können."

Als weitere Arbeitshilfe enthält das Buch eine ausführliche, vom Kommissariat der deutschen Bischöfe und dem Kirchenamt der Evangelischen Kirche in Deutschland zusammengestellte Bibliographie von kommentierenden Publikationen zum gemeinsamen Wirtschafts- und Sozialwort der Kirchen. Darüber hinaus bietet der Band ein Adressenverzeichnis von kirchlichen Institutionen, Parteien, Verbänden, Gremien und Personen, die mit gesellschaftspolitischen Grundsatzfragen befaßt sind. Dies alles diene dazu, Menschen aus den verschiedenen Verantwortungsebenen des gesellschaftlichen und politischen Lebens miteinander ins Gespräch zu bringen und „auf diese Weise den dringend benötigten Dialogprozeß in unserem Land weiter voranzutreiben", betonen die Herausgeber.

Hinweis: Eine neue christliche Sozialverkündigung. Das Sozialwort der Kirchen und die Grundsatzprogramme von Parteien und DGB - Ein Quellenband. Hrsg. von Bernhard Nacke, Markus Köster und Stefan Nacke. Echter Verlag, Würzburg 1998, 581 Seiten, DM 52.-

 

Engel: „Wo Himmel und Erde sich begegnen" 

Neuer Bildband von Beate Höfling über Engel und Putten in Mainzer Rokokokirchen

Mainz. Noch tummeln sie sich scharenweise in den Verkaufsregalen. Demnächst bevölkern sie die weihnachtlichen Wohnzimmer: Engel und Putten. Nach dem Santa Claus-Kitsch der letzten Jahre eine neue Besinnung auf die traditionellen Weihnachtsengel? Vielleicht rollt auch nur eine neue Modewelle heran. Und da sind eben jetzt die kleinen, pummeligen Nackedeis „trendy". Die üppig-verspielte Dekorationslust des Barock und Rokoko scheint wieder entdeckt zu werden.

Für Dr. Beate Höfling, in der Mitarbeiterfortbildung des Bistums Mainz tätig, sind Engel und Putten mehr als nur drolliger Deko-Klimbim à la „Jahresendflügelpuppe". Die Autorin versteht sie als Piktogramme, die auf eine Botschaft hindeuteten. „Sie sind nicht der eigentliche Gegenstand der Betrachtung, sondern dekoratives Beiwerk, mit denen die Hauptdarstellungen von Altären und Gemälden ergänzt und erläutert werden." In ihrem Bildband „Wo Himmel und Erde sich begegnen" unternimmt die Theologin und Pädagogin einen „beflügelnden Gang" durch die Mainzer Rokokokirchen St. Ignaz, St. Peter und durch die Augustinerkirche. Eine unüberschaubare Menge an Himmelsboten mit und ohne Schwingen schwirren dort zwischen Altären und Deckenfresken. Wer genau hinschaut, dem gebe die Engelschar Orientierung in der Fülle frommer Bilder, beschreibt Höfling deren tatsächliche Funktion.

In der Ignazkirche schleudert so ein weißgelockter Knabe energisch goldene Feuerflammen von der Kanzel. Blitz und Donner. Früher sei so manches Gewitter von dem Redepodest auf die gläubige Menge niedergeprasselt, erinnert Höfling. Das sei jedoch nicht gemeint. Die Autorin interpretiert sie als Wink an den Prediger: „Du stehst unter dem Anspruch der Zehn Gebote. Deine Worte sind nur so viel wert wie die Predigt deines Lebens." Und der zum Flüstern mahnende Engel symbolisiere das Beichtgeheimnis. Wer sieht schon in dem kleinen Putto mit Helm und Liktorenbündel den heiligen Sebastian? Der Offizier sei von den Römern wegen seines Glaubens durch Pfeile getötet worden. In der Augustinerkirche erinnere der kleine Brummer mit den Speckbeinen aus dem 18. Jahrhundert aber wohl an eine ganz andere Bedrohung, vermutet Höfling: die Pest.

Damit ist klar: „Dieser Engel- und Puttenhimmel ist kein Paradies, kein Hollywood." Das gesamte menschliche Leben werde dramaturgisch in Szene gesetzt. Die Engel seien die Bindeglieder, Vermittler, Boten zwischen Himmel und Erde. Auf insgesamt 24 Bildtafeln mit Begleittexten beschreibt und deutet die Theologin die molligen Bildwerke und bringt die Flieger mit Bauchansatz auch in Kontext zu den theologisch-ikonographischen Raumideen der drei Kirchen. Im Anhang werden deshalb die gemalten Botschaften unter den Orgelemporen und in den Fresken kurz vorgestellt, ergänzt um baugeschichtliche Daten der Gotteshäuser.

Die pralle Bildersprache der absolutistischen Zeit stieß damals, scheinbar im Widerspruch, auf die Ideen der Aufklärung, in der Rationalität, wissenschaftliches Analysieren und Religionskritik blühten. Höfling zieht eine Parallele zur Moderne. Auch heute sieht sie „schroffe Gegensätze von nüchterner Wissenschaftlichkeit und eiskaltem Machbarkeitswahn, von beißender Gesellschafts- und Religionskritik sowie von hartem, wirtschaftlichem und politischem Verdrängungswettbewerb und Brutalisierung der Gesellschaft auf der einen und von dem Bedürfnis nach Rückzug in die Innerlichkeit auf der anderen Seite". Der Engel habe ein unvorstellbares Comeback gefeiert. Heute werde er als psychologisches und spirituelles Mittel zur Transzendierung des Alltags und zur Entfaltung einer ganzheitlichen Persönlichkeit gepriesen. Ist der derzeitige weihnachtliche Engelrausch mit den Rauschgoldengeln vielleicht also doch mehr?

Beate Höfling, Wo Himmel und Erde sich begegnen - Engel und Putten in den Mainzer Rokokokirchen St. Ignaz, Augustinerkirche, St. Peter. Edition Erasmus Mainz, 1998. 64 Seiten mit 24 farbigen Abbildungen von P. Günther Kames OMI, Niederlahnstein, und Josef Simonis, Mainz, ISBN 3-925131-36-1, Preis: DM 28,80.

bns (MBN)

 

Vorschau 

Adventspredigten im Mainzer Dom: Klaus Schatz SJ und Marianne Heimbach-Steins predigen zum Gedenken an Bischof Ketteler 

Mainz. Vor 150 Jahren hielt Wilhelm Emmanuel von Ketteler, damals noch Pfarrer im westfälischen Hopsten im Mainzer Dom seine berühmten Adventspredigten über „Die großen sozialen Fragen der Gegenwart". An diese mitreißenden Predigten des großen Sozialreformers, der zwei Jahre später (1850) Bischof von Mainz wurde, knüpfen die diesjährigen Adventspredigten im Dom an. Sie stehen unter dem Leitthema „Wirkmächtig im Dienste Gottes für den Menschen. Bischof Wilhelm Emmanuel von Ketteler zum Gedenken."

Die Adventsprediger des Jahres 1998 im Mainzer Dom sind der Kirchenhistoriker Prof. Dr. Klaus Schatz SJ von der Hochule St. Georgen in Frankfurt und die Sozialwissenschaftlerin und Religionssoziologin Prof. Dr. Marianne Heimbach-Steins von der Universität Bamberg. Schatz hält die Predigt am ersten Adventssonntag, 29. November, zum Thema: „Ketteler im Ringen mit dem Ruf seiner Zeit". Am zweiten Adventssontag, 6. Dezember, predigt die Professorin für Christliche Soziallehre, Marianne Heimbach-Steins, über „Die Zeit, in der wir leben, genau erkennen - Christliche Zeitgenossenschaft in der Spur Bischof Kettelers". Die Predigtreihe schließt am 3. Adventssonntag, 13. Dezember, Professor Schatz mit dem Thema „Kritische Solidarität mit Rom - Ketteler und die päpstliche Unfehlbarkeit".

Die Predigten beginnen jeweils um 18.00 Uhr und dauern ca. 30 Minuten. Um 18.30 Uhr schließt sich eine Eucharistiefeier an. Am vierten Adventssonntag findet traditionsgmäß das festliche Domkonzert vor Weihnachten statt. Unter Leitung von Domkappellmeister Prof. Mathias Breitschaft steht diesmal das Weihnachtsoratorium von J. S. Bach auf dem Programm mit Solisten, dem Mainzer Domchor und dem Domorchester. Die Teile I - III beginnen um 16.-30 Uhr, die Teile IV - VI um 19.30 Uhr.

Ketteler war als Miglied der Nationalversammlung 1848 in der Frankfurter Paulskirche durch eine aufrüttelnde Rede zur Schulfrage in Erscheinung getreten. In das Bewußtsein einer breiteren Öffentlichkeit trat er am 21. September durch eine erschütternde Leichenrede beim Begräbnis der am 18. September ermordeten konservativen Abgeordneten Auerswald und Lichnowski. Damit gewann der „Bauernpastor" aus dem 2000 Seelen-Dorf bei Münster über Nacht den Ruf eines begnadeten Redners. Er wurde nicht nur zum ersten deutschen Katholikentag (1.-5. Oktober 1848) nach Mainz eingeladen, sondern auch zu den Adventsspredigten im Mainzer Dom (sechs Predigten zwischen dem 19. November und dem 20. Dezember 1848).

 

Judentum: Clemens Thoma über „Schuld, Sünde und Versöhnung" (19.11.) 

Darmstadt. „Schuld, Sünde und Versöhnung im Judentum und was das Christentum daraus lernen kann" lautet der Titel des Vortrags von Prof. Dr. Clemens Thoma am Donnerstag, 19. November, 19.30 Uhr, im Katholischen Bildungszentrum „Nr.30" in Darmstadt. Der Referent ist Professor für Bibelwissenschaften und Judaistik an der Theologischen Fakultät der Universität Luzern. Ebenso leitet er dort das Institut für Christlich-Jüdische Forschung. 1994 zeichnete der Koordinierungsrat der Gesellschaften für christlich-jüdische Zusammenarbeit Thoma mit der „Buber-Rosenzweig-Medaille" aus. Nach Angaben des Leiters des Bildungszentrums, Godehard Lehwark, habe der Redner Anfang dieses Jahres angeregt, daß die Kirche zur Jahrtausendwende ein „Bekenntnis zu den Sünden des Antijudaismus" ablegen sollte. Damit könne sie an die jüdische Liturgie des Versöhnungstages anknüpfen.

bns (MBN)

 

Tag der Ständigen Diakone (5.12.) 

Mainz. Der „Tag der Ständigen Diakone" findet in diesem Jahr am Samstag, 5. Dezember, im Priesterseminar statt. Um 9.30 Uhr wird Bischof Dr. Karl Lehmann in der Aula einen geistlichen Vortrag halten, an den sich um 11.00 Uhr ein Gottesdienst in der Seminarkirche anschließt. Nach Angaben des Bischöflichen Beauftragten für den Ständigen Diakonat im Bistum Mainz, Ordinariatsrat Bruno Klein, wird Lehmann im Gottesdienst drei Bewerbern die „Institutio" erteilen (die Beauftragung zum Lektorendienst). Vier Bewerber erhalten die „Admissio", durch die sie in den Kreis der Kandidaten für den Ständigen Diakonat aufgenommen werden.

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Priesterseminar: „Gottes Zeit ist die allerbeste Zeit" (8.12.) 

Festtag des Priesterseminars an Mariä Empfängnis 

Mainz. Mit einer Vigilfeier am Vorabend des Festes Mariä Himmelfahrt (8.12.) leitet das Mainzer Priesterseminar am Montag abend, 7. Dezember, 20.00 bis ca. 23.00 Uhr, seinen jährlichen Festtag ein. Die spirituelle Feier aus Musik, Lesungen, Gebeten und Meditationen in der Seminarkirche steht unter dem Leitwort: „Gottes Zeit ist die allerbeste Zeit". Seminaristen und das Kirchenmusikalische Praktikum am Fachbereich Katholische Theologie der Mainzer Universität (Leitung: Mechthild Bitsch-Molitor) gestalten das Programm. Am Dienstag, 8. Dezember, wird der Regens des Priesterseminars, Horst Schneider, um 9.30 Uhr den feierlichen Gottesdienst zum „Hochfest der ohne Erbsünde empfangenen Jungfrau und Gottesmutter Maria" leiten. Die Predigt hält Dr. Stefan Knobloch OFMCap, Professor für Pastoraltheologie, Pastoralsoziologie und -psychologie an der Universität Mainz.

Festredner in der Feierstunde um 11.15 Uhr ist Prof. Dr. Johannes Günther Gerhartz SJ, Spiritual des Studienhauses St. Lambert, Burg Lantershofen bei Bad Neuenahr-Ahrweiler. In seinem Vortrag „Mit beiden Lungenflügeln atmen" befaßt er sich mit dem Leben und der Ausbildung im europäisch-interdiözesanen Germanicum und Hungaricum in Rom als Beitrag zur modernen Priesterausbildung. Gerhartz leitete bis vor kurzem das deutsch-ungarische Päpstliche Kolleg.

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Orientalische Geschichten mit Salim Alafenisch (9.12.) 

Mainz. Der Schriftsteller Salim Alafenisch erzählt am Mittwoch, 9. Dezember, um 19.30 Uhr, orientalische Geschichten aus dem Leben der Beduinen. Den Abend im Mainzer Rathaus veranstaltet der Eine Welt-Laden Unterwegs. Alafenisch (Jg. 1948) wurde als Sohn eines Beduinenscheichs in der Negev-Wüste geboren. In Heidelberg studierte er Ethnologie, Soziologie und Psychologie. In seinen Büchern gibt Alafenisch Einblicke in die arabische Kultur und versucht, die Verbindung zwischen Orient und Okzident herzustellen. Zu seinen Kinderbüchern zählen „Amira - Prinzessin der Wüste", „Amira im Brautzelt" und „Azizas Lieblingshuhn".

bns (MBN)