Mainzer Bistumsnachrichten Nr. 8

14. März 2002

Datum:
Do. 14. März 2002
Von:
MBN

Bischöfliche Pressestelle Mainz, Leiter: Jürgen Strickstrock, Bischofsplatz 2, 55116 Mainz 
Postanschrift: Postfach 1560, 55005 Mainz, Tel. 06131/253-128 oder 129, Fax 06131/253-402. E-Mail: pressestelle@bistum-mainz.de

Berichte 

  • Die Schutzwürdigkeit des Lebens steht nicht zur Disposition 
  • „Ein Leben in Würde bis zum letzten Atemzug" 
  • Gespräch über Kirchengemeinschaft und Kircheneinheit 
  • Bankenvereinigung unterstützt Dombauverein Mainz e.V.
  • Der Dom braucht eine neue Heizung 
  • Benefizspiel zwischen Mainz 05 und 1. FC Kaiserslautern geplant

Personalien 

  • Die letzten Monika-Schwestern werden verabschiedet 
  • Professor Adolf Adam wird 90 (19.3.)

Vorschau 

  • Gedenkfeier zum 100. Geburtstag von Heinrich Rohr (18.3.)

Neuerscheinungen 

  • Handbuch der Mainzer Kirchengeschichte nun vollständig
Berichte 

Die Schutzwürdigkeit des Lebens steht nicht zur Disposition 

Spitzengespräch über Embryonenforschung, Sterbebegleitung und Ganztagseinrichtungen 

Ockenheim/Mainz. Das Land Rheinland-Pfalz wird voraussichtlich im Bundesrat der Entscheidung des Bundestages zustimmen, den Import embryonaler Stammzellen für Forschungszwecke unter strengen Auflagen zuzulassen. Dies wurde beim Spitzengespräch zwischen den Bischöfen der rheinland-pfälzischen Bistümer und der Landesregierung unter Leitung von Kardinal Karl Lehmann und Ministerpräsident Kurt Beck am Dienstagabend, 12. März, im Kloster Jakobsberg in Ockenheim deutlich. Wenn auch noch kein förmlicher Kabinettsbeschluss vorliegt, gaben die Kabinettsmitglieder zu erkennen, dass unter bestimmten Voraussetzungen, wenn wissenschaftliche Forschung anders nicht möglich ist, wissenschaftliche Experimente mit embryonalen Stammzellen aus Sicht der Politik wünschenswert sind. Die rheinland-pfälzische Landesregierung wird damit bei der Entscheidung im Bundesrat voraussichtlich der Mehrheitsempfehlung der Ethikkommission des Landes folgen.

In der Abwägung zwischen dem Lebensschutz von Embryonen im frühen Stadium und dem Gebot, Kranken zu helfen, soll der Import bereits vorhandener embryonaler Stammzellen ermöglicht werden. Die Kabinettsmitglieder stellten klar, dass sie die Schutzwürdigkeit des Lebens damit nicht antasten wollen. Denn es handele sich bei der Gewinnung von embryonalen Stammzellen um Embryonen, bei denen feststehe, dass sie sterben werden. Die Politik habe hier das Ziel, einen möglichst breiten Konsens zu finden, um wirksam werden zu können. Sie bekräftigten, dass dabei aber die Schutzwürdigkeit des Lebens nicht zur Disposition stehen darf, und dass sie deshalb weder dem so genannten therapeutischen Klonen noch der Herstellung von Embryonen zu Forschungszwecken zustimmen werden.

Die Bischöfe bekräftigten demgegenüber ihre Auffassung, dass es keine Abstufungen in der Schutzwürdigkeit menschlichen Lebens geben dürfe. Sie lehnten den Import von embryonalen Stammzellen ab, weil dafür nach dem heutigen Stand der Wissenschaft Embryonen getötet werden müssen. Die Vertreter des Kabinetts respektierten die kompromisslose und konsequente Haltung der Kirche, und die Kirchenvertreter lobten die sorgfältige, von hoher ethischer Verantwortung getragene Auffassung der Kabinettsmitglieder und räumten ein, in der pluralistischen Gesellschaft sei es schwer, gemeinsame Maßstäbe zu finden. Beide Seiten äußerten die Hoffnung, dass die Forschung an embryonalen Stammzellen nur eine vorübergehende Problematik darstelle, weil sich vielleicht bald neue Wege eröffneten, z.B. durch die Forschung an adulten Stammzellen. Die Regierungsvertreter äußerten die Sorge, dass ihre sehr restriktive Position durch nicht kontrollierbare Forschungen und starken Druck wirtschaftlicher Interessen bald überholt werden könnte. Dem müsse gegengesteuert werden. Für die Problematik gelte es in der öffentlichen Diskussion die Sensibilität zu erhöhen, wurde von beiden Seiten unterstrichen.

Für die Bischöfe geht es in dieser Frage um die Grundsatzentscheidung, wie die Menschen sich selbst verstehen. Ob sie die Bahn frei geben wollen, in Selbstbestimmung und Autonomie sich selbst zu produzieren oder ob sie respektieren, dass Leben vorgegeben und nicht machbar ist. Für die Kirche ist der Schutz des Lebens unteilbar: „Hier gibt es kein sowohl als auch." Dies wurde auch im anschließenden Gespräch über Fragen der Sterbehilfe deutlich. Hier gab es allerdings zwischen den Mitgliedern der Landesregierung und den Bischöfen keinen Dissens. Ministerpräsident Kurt Beck stellte klar, dass unter seiner Regierungsverantwortung keine Zustimmung zur Sterbehilfe gegeben werde. In der Sterbebegleitung, darin waren sich beide Seiten einig, wird im Rahmen der Hospizbewegung und der Palliativ-Medizin bereits viel geleistet. Diese Anstrengungen sollen noch verstärkt werden. Es wurde deutlich, dass das Land Rheinland-Pfalz hier eine Vorreiterposition hat. Dies wird zum Beispiel in der Förderung des Landes für ambulante Hospize, insbesondere in der anteiligen Finanzierung von Hospizschwestern, sowie im Ausbau der Palliativ-Medizin in Krankenhäusern sichtbar.

Zu den Projekten der Landesregierung, die Zahl der Ganztagskindertagesstätten und Ganztagsschulen zu vermehren, erklärten die Bischöfe, dass sie diese Initiativen begrüßen. Bei der Umsetzung werde die Kirche nicht abseits stehen. Ganztagseinrichtungen gäben die Chance, gerade für junge Frauen Familie und Beruf miteinander zu vereinbaren. Sie bekräftigten ihre Forderung, dass die Familienpolitik eine durchgängige Perspektive in allen Politikbereichen sein müsse, und dass neben dem Ziel der Vereinbarkeit von Familie und Beruf das grundständige Ziel der Förderung der Selbständigkeit der Familie immer mehr in den Vordergrund treten müsse.

Von Regierungsseite wurde betont, dass beide Projekte in familienpolitischen Überlegungen ihren Ausgangspunkt hatten. Die Bischöfe verwiesen darauf, dass nach einer Umfrage für 83 Prozent der Europäer die Familie „besonders wichtig" und für 14 Prozent die Familie „ziemlich wichtig" sei. Wenn auch die Wirklichkeit dem nicht gerecht werde, so werde doch deutlich, dass die Sehnsucht nach der Familie keinesfalls der Vergangenheit angehöre. Die Landesregierung dankte den Bistümern für die gute Zusammenarbeit in diesem Bereich. Es sei wichtig, dass Vereine und Verbände in das Projekt Ganztagsschule einbezogen werden. Es sei gewährleistet, dass Gegner der Ganztagsschule weiterhin die Wahlmöglichkeit haben und die Freiwilligkeit nicht angetastet sei.

Im Namen der Bischöfe dankte der Mainzer Bischof, Kardinal Karl Lehmann, für die große Gesprächsbereitschaft der Landesregierung in vielen Fragen. Konkret dankte er dafür, dass die Situation der Theologie in Rheinland-Pfalz bei der Lehrerausbildung in Koblenz und Landau verbessert wurde. Ministerpräsident Beck dankte seinerseits für die reibungslose Zusammenarbeit, die in subsidiärer Weise geschehe. Beide Seiten unterstrichen, wie wertvoll es sei, auch bei Meinungsverschiedenheiten einen guten argumentativen Austausch zu pflegen. Von Seiten der Bistümer nahmen neben Kardinal Lehmann u.a. die Bischöfe Dr. Anton Schlembach, Speyer, Franz Kamphaus, Limburg, sowie Weihbischof Leo Schwarz, Trier, teil.

Sk (MBN)

 

„Ein Leben in Würde bis zum letzten Atemzug" 

Katholikenrat beriet über ehrenamtliche Mitarbeit in ambulanten Hospizdiensten 

Mainz. "Bis zum letzten Atemzug – Ein Leben in Würde" hieß das Schwerpunktthema bei der Frühjahrsvollversammlung des Katholikenrats im Bistum Mainz am Freitag/Samstag, 8./9. März, im Erbacher Hof in Mainz. Noch immer drängen Menschen gerne alles, was an Sterben erinnert, weit von sich weg. Aber Umfragen haben ergeben, dass schwerkranke Menschen dort sterben möchten, wo sie sich zu Hause und geborgen fühlen, aufrichtig und warmherzig umsorgt. Dafür setzen sich die ambulanten Hospizdienste ein. Die bisherigen Erfahrungen zeigen, dass Ängste vor unerträglichen Schmerzen unbegründet sind. "98 Prozent der Patienten können schmerzfrei sterben", sagte Barbara Schoppmann, Bingen, vor dem höchsten Laiengremium der Diözese. Sie ist Diözesanreferentin des Malteser Hilfsdienstes (MHD) für Hospizarbeit.

Mittlerweile gibt es annähernd tausend ambulante Hospizdienste in Deutschland, berichtete Schoppmann. In Mainz-Drais ist seit Januar 2002 auch das erste stationäre Hospiz im Bistum Mainz eröffnet worden. Nur das teilstationäre Tageshospiz habe sich noch nicht durchgesetzt. Zu viele Menschen seien noch der Vorstellung vom „schwarzen Tod" verhaftet und blendeten das Sterben als "intensiven Lebensprozess" aus. Schoppmann vermutet auch Skrupel, sterbenskranke Angehörige dorthin "abzuschieben" und dafür strafende Blicke der Nachbarn zu ernten. "Aber wissen die denn, was es heißt, Tag und Nacht sich um jemanden zu sorgen, bei jedem Rasseln im Atem, bei jedem Husten und Rufen an der Bettkante zu stehen? Das ist hochgradig belastend", sagte sie. Viel zu wenig sei bekannt, "wie intensiv Menschen im Sterben leben", was für "ein intensives Lebensgefühl" sie entwickeln können.

Schoppmann berichtete von einer älteren Dame, die im Tageshospiz ihre kreative Ader wiederentdeckte und künstlerische Werke malte. Schoppmann: "Dadurch ist sie aufgeblüht, hat sich nicht nur als Kranke erlebt." Ganz im Sinne des Hospizgedankens: "Den Tagen Leben hinzufügen und nicht nur dem Leben Tage." Bedauerlich findet es die MHD-Diözesanreferentin, "dass es keine Rituale mehr gibt, wie wir sterbenden Menschen begegnen". In keiner anderen Zeit wusste man mit dem Tod so wenig anzufangen wie heute, legte sie dar. Dabei kommt der Tod täglich in den Zeitungen und Nachrichten vor. Aber er sei eben alltäglich geworden — und anonym. Die Leser und Hörer registrieren die Zahl der Opfer, die "Todesfälle", aber sehen nicht mehr den Sterbenden. "Wir müssen wieder lernen, der Sprachlosigkeit auszuweichen, Worte zu finden, ehrlich miteinander umzugehen, nicht nur in der Sterbebegleitung", forderte Schoppmann.

Oftmals trete der "soziale Tod" schon vor dem biologischen Tod ein und "manchmal beginnen die Probleme auch erst nach dem Tod", sagte sie. Da meldeten sich Schuldgefühle, der Lebensinhalt fällt plötzlich weg und die Menschen vereinsamen. In Bingen gebe es daher offene Angebote wie das "Café für Trauernde" an jedem ersten Freitag im Monat (15 bis 17 Uhr). Nachdrücklich bekräftigte Schoppmann, dass es in der Hospizarbeit ohne ehrenamtliche Helfer nicht geht.

Die Sprecherin des Katholikenrats, Dr. Hildegard Dziuk, ist selber Ärztin und leitet in Darmstadt seit fünf Jahren eine Hospizgruppe. Wie sie berichtete, werden dort die ehrenamtlichen Helfer/innen insgesamt 80 Stunden unterrichtet. Das erstreckt sich über ein Jahr. Dabei geht es von schmerztherapeutischem Wissen über Betreuungsvorschriften bis hin zu bestattungsrechtlichen Fragen. Mindestens 20 Stunden sind vorgesehen, um zu Hause, im Heim oder in der Klinik praktische Erfahrungen zu sammeln. Es melden sich Psychologen, Studierende und ältere Menschen. Die Gruppe ist konfessionell gebunden, aber weltanschaulich offen, wie es Dr. Dziuk ausdrückte. "Wir sind aber vorsichtig, wenn jemand von einer Sekte kommt", schränkte sie ein. Denn man könne nicht die Gruppe noch mit grundsätzlichen Glaubensfragen konfrontieren.

Dziuk wies auf den "oftmals sehr belastenden Dienst" hin und darauf, dass sich auch manch unerwartete Hürde auftürmen kann. Zum Beispiel haben Hospizhelfer im Heim "nicht das Recht, die Krankengeschichte zu hören". "Ganz wichtig" seien Signale aus Pfarrgemeinden, die diese Arbeit wertschätzen. Und eine "wunderbare Sache" sei, wenn sich etwa über Kommunionhelfer oder Besuchsdienste in den Gemeinden erste Kontakte mit dem ambulanten Hospiz anbahnen lassen, bekräftigte Schoppmann.

Hohen Respekt zollten die Mitglieder des Katholikenrats den ehrenamtlichen Hospizhelfer/inne/n, die sich auf sterbenskranke Menschen einlassen, die Mutlosigkeit und Angst nicht ausreden, sondern teilen, die bei-stehen, „die Treue Gottes spüren lassen". Auf die Frage, wie sie das alles verkraften, sagte Schoppmann: "Sie sind dafür ausgebildet, werden von einem Supervisor begleitet und haben Ruhepausen, um wieder ins Gleichgewicht zu kommen." Und sie fügte hinzu: "Diese Belastung können wir besser ertragen als die finanzielle Unsicherheit."

Nach dem neuen Gesetz zur Förderung ambulanter Hospize sollen Krankenkassen in diesem Jahr pro Versicherten 15 ct und ab 2007 bis zu 40 ct in einen Topf einzahlen. Dieser speist aber nur solche Hospizdienste, die mit "palliativ-care-Schwestern" (in Schmerztherapie ausgebildete Fachkräfte) zusammenarbeiten. "Höchstens zehn Prozent der ambulanten Hospize erfüllen diese Kriterien", meinte Barbara Schoppmann. Das Gesetz sei einseitig "pflegerisch" ausgerichtet und fördere daher Tendenzen, diesen Dienst „gewerblich" zu betreiben. Das sei nicht akzeptabel, denn die psychosoziale Begleitung sei "gleichwertig". "Nach den jetzigen Richtlinien können wir zum Beispiel keinen Koordinator mehr einstellen, um ehrenamtliche Helfer auszubilden", bedauerte sie.

Die Mitglieder des Katholikenrats waren sich darin einig, dass der Hospizgedanke in den Gemeinden stärker verankert werden müsse. Dr. Günter Kuntze aus Alzey schlug vor, dafür auch die regionalen Bildungswerke stärker einzuspannen. Allzu sehr versprechen Wässerchen, Pillen und andere Elixiere die "ewige Jugend" und „narkotisierten" Todesgedanken. Aber der Tod ist nicht nur eine Grenze des Alters. Dieses Thema gehe schon deshalb den Katholikenrat an, "weil wir über den Karfreitag hinausschauen", sagte Dr. Dziuk.

Edwin Burger (MBN)

 

Gespräch über Kirchengemeinschaft und Kircheneinheit 

Konferenz der Hessischen Kirchenleitungen tagte im Kloster Engelthal 

Altenstadt. In der Benediktinerinnen-Abtei Kloster Engelthal bei Altenstadt trafen sich am Dienstag/Mittwoch, 5./6. März, die evangelischen und katholischen Kirchenleitungen in Hessen zu ihrer jährlichen Konferenz. Die drei evangelischen Landeskirchen wurden u.a. vertreten von Bischof Martin Hein, Kassel, Kirchenpräsident Peter Steinacker, Darmstadt, und Vizepräses Nikolaus Schneider, Düsseldorf. Die vier katholischen Bistümer waren vertreten durch Kardinal Karl Lehmann, Mainz, die Weihbischöfe Johannes Kapp und Dr. Ludwig Schick, beide Fulda, Generalvikar Dr. Günther Geis, Limburg, und Generalvikar Bruno Kresing, Paderborn.

Neben Berichten aus den einzelnen Kirchen standen im Mittelpunkt des Interesses das Gespräch über das jeweilige Kirchenverständnis sowie über die Frage „Kirchengemeinschaft und Kircheneinheit". Grundlage bildete die Schrift der EKD „Kirchengemeinschaft nach evangelischem Verständnis" und die Schrift der Arbeitsgruppe der Vereinigten Evangelisch-Lutherischen Kirche und der Deutschen Bischofskonferenz „Communio Sanctorum". Einigkeit herrschte bei der Konferenz über die Notwendigkeit, den gemeinsamen Dialog gerade zum Thema „Kirchenverständnis" fortzusetzen und zu intensivieren.

Die Konferenz verabschiedete darüber hinaus eine Stellungnahme zum Thema „Zuwanderung". Darin bringen die Kirchenleitungen ihre Befürchtung zum Ausdruck, im Blick auf die bevorstehende Bundestagswahl könne das Thema Zuwanderung Gegenstand parteipolitischen und wahltaktischen Kalküls werden. Es sei zu bezweifeln, dass im Wahlkampf dem komplexen Thema der Zuwanderung angemessen und differenziert Rechnung getragen werde. Dies gelte nicht zuletzt für ein eine klare Trennung der Zuwanderungsdiskussion von anderen Fragen: dem vom Grundgesetz garantierten Asyl sowie der Integration bereits in Deutschland lebender Ausländer. Deshalb appelliert die Konferenz der Hessischen Kirchenleitungen an die Verantwortlichen in Bund und Ländern, umgehend konkrete Schritte zu unternehmen, um eine von einem möglichst breiten politischen und gesellschaftlichen Konsens getragene gesetzliche Regelung der Zuwanderung zu erzielen.

Sk (MBN)

 

Bankenvereinigung unterstützt Dombauverein Mainz e.V. 

Sieben Tonnen Geld 

Mainz. In den privaten Haushalten haben sich ausländische Münzen und Geldscheine angesammelt, die nach der Euro-Umstellung nicht mehr als Zahlungsmittel verwendet werden können. Ihren Wert besitzen sie weiterhin. Seit Herbst 2001 haben bundesweit verschiedene gemeinnützige Organisationen die Bürger darum gebeten, ihnen diese ausländischen Gelder zur Verfügung zu stellen.

Auch die Mainzer Bankenvereinigung war bereit, in ihren Geschäftsstellen für einen guten Zweck zu sammeln. Auf der Suche nach einem unterstützenswerten Projekt mit lokalem Bezug entschied sie sich für den Dombauverein Mainz e.V. „Wir freuen uns sehr über die Solidaritätsaktion und bedanken uns herzlich bei den Initiatoren und Sammlern, ganz besonders bei den Spendern," sagt Anton Issel, Vorsitzender des Mainzer Dombauvereins.

Jetzt wurden zum ersten Mal die Sammelboxen geleert, und das Geld zusammengetragen. Das Resultat lässt sich sehen: sieben Kisten mit einem Gewicht von je einer Tonne - Münzen und Geldscheine aus der ganzen Welt. Die Kisten befinden sich gerade auf dem Weg nach England, wo die Firma Coin Co International die Sammlung auswerten wird. Im Laufe des Frühjahrs soll das Ergebnis vorliegen. Dann will die Bankenvereinigung das Rätsel auflösen, welchen Wert sieben Tonnen ausländisches Kleingeld in Euro ergeben. Die Sammelaktion selbst läuft weiter.

„Wir waren überrascht von der großartigen Idee der Bankenvereinigung," versichert Issel, „vor allem auch darüber, dass die Sammelaktion bereits jetzt ein solches Ergebnis hervorgebracht hat." Issel will darüber am Donnerstag, 7. März, berichten. Der Dombauverein trifft sich an diesem Tag zu seiner Jahresversammlung ab 19.00 Uhr im Erbacher Hof. Unter anderen werden daran teilnehmen Weihbischof Wolfgang Rolly und Domkapitular Prälat Heinz Heckwolf.

Von der Mainzer Bankenvereinigung haben sich folgende Institute an der Sammelaktion beteiligt: die Commerzbank AG, Mainz, die DePfa Bank AG Bau Boden, Mainz, die Dresdner Bank AG, Mainz, die Genobank Mainz eG, die Landesbank Rheinland-Pfalz, die Mainzer Volksbank eG, die Pax-Bank eG, Mainz, die Raiffeisen-Volksbank eG Mainz, die SEB AG, Mainz sowie die VR-Bank Mainz eG.

lob (MBN)

 

Der Dom braucht eine neue Heizung 

Architekt Rittgen stellte Planung vor - Kotzur: Kunstwerke in Gefahr 

Mainz. Im zentralen Heizungsraum außerhalb des Domes ist der Abzugskamin defekt. Giftige Dämpfe können jederzeit entstehen. Hinzu kommen Schäden an allen sechs Kesseln. Die Heizung fällt ständig aus. Darauf machte Domkapitular Heinz Heckwolf auf der Jahresversammlung des Dombauvereins Mainz e.V., am Donnerstag, 7. März, im Erbacher Hof in Mainz aufmerksam. Die Heizungsanlage aus den 80-er Jahren, die eine Betriebsdauer von maximal 15 Jahren besitze, müsse dringend ausgetauscht werden. Wie eine finanziell vertretbare neue Heizung aussehen könnte, stellte Architekt Josef Rittgen, Trier, vor.

Insgesamt besitzt der Mainzer Dom drei Heizungsräume. Drei Kessel befinden sich im zentralen Heizungsraum in der Domstraße. Er versorgt das Hauptschiff, das Dommuseum sowie den Neubau des Domchors. Die zwei Kessel am Leichhof sind zuständig für die Nikolauskapelle, den Museumskeller und den Altbau des Domchors. Der Kessel unter der Sakristei sorgt für angenehme Temperaturen in der Sakristei und in der Gotthardkapelle. Über acht, im Boden eingefasste Stationen, wird die Wärme entlang der Seitenschiffe in den Dom geleitet. Die Wärme selbst kann nicht reguliert werden. Wenn die Kessel anlaufen, geben sie ihre gesamte Energie auf einen Schlag ab. Binnen einer Stunde können Temperaturunterschiede von bis zu acht Grad auftreten.

„Das ist absolutes Gift für unsere Kunstwerke," erklärte Dom- und Diözesankonservator Hans-Jürgen Kotzur hierzu. Die auf Wärmedampf basierende Heizung verschmutze den Innenraum. Die Kunstgegenstände und die Wände seien bereits stark verrußt. Hinzu kämen die Schwankungen in der Luftfeuchtigkeit. Speziell die vielen Holzwerke, beispielsweise an den Altären, drohten zu reißen. Ideal wäre nach seinen Worten eine Luftfeuchtigkeit von konstant 40 Prozent. Auch durch die Heizung bedingt, springen zurzeit die Werte im Bereich zwischen 20 und 60 Prozent.

Neue Kessel, die auf einem Warmwassersystem beruhen, sollen nun Verbesserungen schaffen. Sie können reguliert werden und geben keinen Ruß mehr ab. Um die Wärme im Dom besser verteilen zu können, sollen zu den bestehenden, im Boden eingebrachten Heizungskanälen zwei hinzukommen, die in das Hauptschiff reichen. Die neue Heizung bekäme sechs neue Wärmestationen. „Auf dem Stand der heutigen Technik sollte die Heizung mindestens 25 Jahre halten," erwartet Rittgen. Das Problem mit der Luftfeuchtigkeit will er dadurch in den Griff bekommen, indem er eine Rosette über dem Altar öffnet und zwei neue Fenster im Ostchor anbringt.

Die Kosten für alle Arbeitsschritte der neuen Heizanlage werden auf insgesamt über eine Million Euro veranschlagt. Die Arbeiten sollen während der nächsten Heizpause durchgeführt werden, wobei der liturgische Ablauf im Dom nicht beeinflusst werden soll, versichert Heckwolf.

lob (MBN)

 

Benefizspiel zwischen Mainz 05 und 1. FC Kaiserslautern geplant 

Dombauverein berichtete über Erfolge des letzten Jahres und neue Initiativen 

Mainz. Rund 1.320 Mitglieder und ein aktuelles Vermögen von knapp einer Million Euro kann der im April 1999 gegründete Dombauverein Mainz e.V. zurzeit vorweisen. Dies teilte der Vorsitzende des Vereins, Anton Issel, auf der Jahresversammlung, am Donnerstag, 7. März, im Erbacher Hof in Mainz mit. Issel und der gesamte Vorstand wurden von den mehr als 200 Mitgliedern, die an der Versammlung teilnahmen, für drei weitere Jahre im Amt bestätigt. Allein die Mitinitiatorin und bisherige Schriftführerin des Vereins, Sabine Gottberg, kandidierte nicht mehr. Neuer Schriftführer wurde Hermann Paul, ehemaliger Geschäftsführer des Sparkassen- und Giroverbandes.

Für das durch den gesamten Dombauverein aufgebrachte Interesse und Engagement um den Mainzer Dom sprach Kardinal Karl Lehmann in einem Brief, den Domkapitular Prälat Heinz Heckwolf vorlas, seinen Dank aus. Lehmann verwies darauf, dass es dem Verein gelungen sei, namhafte Sponsoren für den Erhalt des Domes zu finden. Die im vergangenen Jahr durchgeführte Restaurierung der Nassauer Kapelle, die zum größten Teil durch den Dombauverein finanziert wurde, habe große Anerkennung gefunden, nicht nur in Mainz, sondern auch weit über die Grenzen des Bistums hinaus. Mit der Herausgabe der „Domblätter" tue der Verein sein Übriges, um den Dom in all seinen Facetten einer breiten Öffentlichkeit bekannt zu machen. Heckwolf übermittelte auch Grüße und Dankesworte von Domdekan Weihbischof Wolfgang Rolly.

In seinem Rechenschaftsbericht bezeichnete Issel das Jahr 2001 als das bisher erfolgreichste Jahr für den Verein. Für den Beginn der Domsanierung habe man kein schöneres Symbol finden können als die Restaurierung der Nassauer Kapelle. Der Dombauverein sei sehr aktiv gewesen. In jedem Monat sei etwas passiert. Beispielhaft führte Issel zwei große Konzerte und die Herausgabe der dritten Ausgabe der „Domblätter" an. In dem mehr als 100 Seiten starken Heft, mit einer Auflage von 2.000 Exemplaren, finde sich eine lückenlose Vereinschronik wieder. Darüber hinaus wies Issel auf eine weitere Publikation hin: „Der Dom im Wandel der Zeit". Das Heft, das durch die Kulturstiftung der Landesbank ermöglicht wurde, beschreibt die Veränderungen im äußeren Erscheinungsbild des Domes bis in die jüngste Zeit. Das zweite Heft, das in Kürze erscheinen soll, beschäftige sich mit dem Innenraum des Domes St. Martin.

Der Vorsitzende hob hervor, dass die Landesbank Rheinland-Pfalz mit insgesamt DM 750.000 der größte Sponsor des Domes ist. Nach DM 130.000 für die Nassauer Kapelle habe die Bank weitere DM 370.000 für die Restaurierung der Marien- und der Magnus-Kapelle bereitgestellt. Durch eine seit Herbst 2001 im Blick auf die Euro-Einführung laufende Sammelaktion der Mainzer Bankenvereinigung, bei der sieben Tonnen inländische und ausländische Münzen zusammen kamen, kann der Verein auf weitere Zuschüsse hoffen.

Auch in den kommenden zwölf Monaten will der Dombauverein tatkräftig weiterarbeiten, um neue Gelder und Mitglieder zu gewinnen. Als Besonderheit werde es neben den Konzerten ein Benefizfußballspiel zwischen Mainz 05 und dem 1. FC Kaiserslautern geben, kündigte Issel an. Die Fernsehgelder aus dem Eröffnungsspiel zum vergrößerten Mainzer Stadion sollen dem Dombauverein zugute kommen. Durch verschiedene Aktivitäten werde auch das Kuratorium des Dombauvereins unter Vorsitz von Staatsministerin a.D. Klaudia Martini wie bisher zur Finanzierung der Domsanierung beitragen.

Schatzmeister Rainer Laub legte die Zahlen aus dem Jahre 2001 vor. Zum Stichtag 31.12. hatte der Verein insgesamt DM 600.760 eingenommen. Die Ausgaben beliefen sich auf DM 210.380, davon für die Nassauer Kapelle DM 180.675. Mit dem Bankguthaben von DM 574.311 verfügte der Dombauverein zum Jahresende über DM 964.691. Im aktuellen Bestand sind die Mitgliederbeiträge 2002 sowie die zugesagten Gelder der Landesbank mit eingerechnet, so dass dem Verein heute knapp eine Million Euro zur Verfügung stehen.

Der Vorstand für die kommenden drei Jahre setzt sich wie folgt zusammen: den Vorsitz hat Anton Issel inne. Er wird vertreten durch Erika Reichauer-Kirchner. Schatzmeister ist Rainer Laub, Schriftführer Hermann Paul. Beisitzer und Redakteur der Domblätter ist Prof. Dr. Hermann Kurzke. Das Ordinariat wird vertreten durch Domkapitular Heinz Heckwolf und Dom- und Diözesankonservator Dr. Hans-Jürgen Kotzur. Beratendes Mitglied des Vorstandes ist der Geschäftsführer des Dombauvereins Hans Josef Wucher.

lob (MBN)

 

Personalien 

Die letzten Monika-Schwestern werden verabschiedet 

Gottesdienst mit Domkapitular Dietmar Giebelmann in St. Remigius (17. März) 

Ingelheim. Nach 70 Jahren hört die „Gemeinschaft der Schwestern von der hl. Monika" auf zu existieren. Nachdem nur noch zwei ältere Schwestern übriggeblieben sind, schließt das Kloster seine Pforten. In einem Gottesdienst werden am Sonntag, 17. März, um 10.30 Uhr in der Ingelheimer Pfarrkirche St. Remigius die beiden Ordensfrauen von Domkapitular Dietmar Giebelmann verabschiedet.

Am 28. August 1932 fand in Mainz die feierliche Einkleidung von sieben Schwestern statt. Bischof Ludwig Maria Hugo bestätigte die Gründung der „Gemeinschaft der Schwestern von der hl. Monika". Die Gründerin der Gemeinschaft, Martha Beck, war 1929 von Trier nach Mainz gekommen, um bei der Betreuung gefährdeter Mädchen den Katholischen Fürsorgeverein zu unterstützen. Sie baute das Betreuungsangebot aus. Die Zahl ihrer Mitarbeiterinnen wuchs stetig. Bereits 1935 zählte sie 20 Schwestern.

1950 zogen die Schwestern von Mainz nach Ingelheim. Im Gutshof der Prinzessinnen zu Solms-Braunsfeld fanden sie ihr neues Domizil. Hier richteten sie ein Altenheim und eine Haushaltsschule ein, der ein Mädchenwohnheim angeschlossen war. Ein Säuglingsheim kam später hinzu. 1957 wurde ein neues Schwesternhaus gebaut. Das Kloster unterhielt zu dieser Zeit Einrichtungen in Gonsenheim und Rheinböllen.

Die Ordensgemeinschaft war 1964 auf über 30 Schwestern angewachsen. Zu ihr gehörten auch einige Schwestern aus Spanien, die durch die Vermittlung des Spirituals, Pater Alexander Schwientek, den Weg in die Gemeinschaft gefunden hatten. Allerdings zog es die spanischen Schwestern nach und nach wieder in ihre Heimat zurück. Hinzu kam, dass es kaum Neueintritte gab. Deshalb mussten die Schwestern in den 70-er Jahren das Säuglingsheim schließen. 1989 kam das Ende für das Altenheim.

An der Verabschiedung am Sonntag, 17. März, werden Dekan Norbert Sittel, Bingen-Büdesheim, die hauptamtlichen Mitarbeiter/innen der vier Ingelheimer Pfarreien, Vertreter aus den Pfarrgemeinderäten, der Oberbürgermeister der Stadt Ingelheim, Dr. Joachim Gerhard sowie Mitglieder der Arbeitsgemeinschaften der Männerorden und der Frauenorden im Bistum Mainz teilnehmen.

lob (MBN)

 

Professor Adolf Adam wird 90 (19.3.) 

Seine neueste Schrift trägt den Titel: „Zeichen und Symbole im katholischen Gottesdienst" 

Mainz. Der Mainzer Liturgiewissenschaftler und Pastoraltheologe Prälat Prof. em. Dr. Adolf Adam, vollendet am Dienstag, 19. März, sein 90. Lebensjahr. Der Jubilar, der am 6. Januar dieses Jahres sein Eisernes Priesterjubiläum (Priesterweihe vor 65 Jahren) gefeiert hat, kann voll Dankbarkeit auf ein erfülltes Leben als Seelsorger, Universitätslehrer und Wissenschaftler zurückblicken. Adolf Adam erfreut sich nach wie vor geistiger Frische und zufriedenstellender Gesundheit. Soeben hat er ein neues Büchlein veröffentlicht: „Zeichen und Symbole im katholischen Gottesdienst", das vorläufig letzte in einer Reihe von Publikationen zur Liturgie. Regelmäßig feiert Adam noch Gottesdienste in der Kapelle der Schwestern von der Göttlichen Vorsehung in Mainz-Finthen.

Adolf Adam wurde am 19. März 1912 in Mühlheim-Dietesheim geboren. Nach Abschluss seines Theologiestudiums wurde er 1937 durch Bischof Albert Stohr zum Priester geweiht. Nach Kaplansjahren in Mainz, Ober-Mörlen und Heppenheim, die mit Repressionen der damaligen nationalsozialistischen Machthaber verbunden waren, wurde Adam 1946 Religionslehrer am Schlossgymnasium in Mainz. Diese Aufgabe nahm er 14 Jahre wahr und wirkte in dieser Zeit nebenamtlich unter anderem als Gefängnisseelsorger, Stadtjugendpfarrer, Diözesankaplan im Bund Neudeutschland (ND) und Seminarleiter für Lehramtskandidaten. Daneben promovierte er mit einer Arbeit über Thomas von Aquin und Bonaventura zum Doktor der Theologie (1956) und habilitierte sich drei Jahre später an der Mainzer Universität im Fach Pastoraltheologie. Von 1960 bis 1977 lehrte er an der Mainzer Universität Praktische Theologie, Liturgiewissenschaft und Predigtlehre. Von 1963 bis 1965 war er Dekan der Katholisch-Theologischen Fakultät und 1967/1968 Rektor der Johannes Gutenberg-Universität. Als theologischer Autor hat Adam viele Bücher insbesondere zu Themen der Liturgie geschrieben. Für seine Verdienste wurde er 1985 mit dem Titel Päpstlicher Ehrenprälat ausgezeichnet.

Sk (MBN)

 

Vorschau 

Gedenkfeier zum 100. Geburtstag von Heinrich Rohr (18.3.) 

Der Kirchenmusiker und Komponist lebt in seinen Melodien fort 

Mainz. Seine Melodien werden von Millionen Christen im deutschen Sprachraum gesungen, denn vieles, was er komponierte, hat Eingang in das Einheitsgesang- und -gebetbuch „Gotteslob" gefunden. Am Montag, 18. März, jährt sich der 100. Todestag des Kirchenmusikers und Komponisten Heinrich Rohr. Nach dem Krieg wurde er von Bischof Dr. Albert Stohr zum Diözesan-Kirchenmusikdirektor ernannt und mit der Leitung des 1947 gegründeten Instituts für Kirchenmusik der Diözese Mainz beauftragt. Dieses Amt nahm er bis zu seinem Ruhestand im Jahre 1973 wahr. Rohr war einer der führenden Köpfe der Liturgischen Bewegung in den dreißiger Jahren des 20. Jahrhunderts und einer der Wegbereiter des deutschen Gesangs im Gottesdienst.

Anlässlich des 100. Geburtstages von Heinrich Rohr veranstaltet das Institut für Kirchenmusik des Bistums Mainz am Montag, 18. März, um 16.30 Uhr eine Vesper in der Gotthardkappelle des Mainzer Domes. Die liturgische Leitung hat Domkapitular Prälat Heinz Heckwolf. In der anschließenden Feierstunde im Dompfarrheim (Domstraße) spricht der Musikwissenschaftler Prof. Dr. Herbert Heine, Wiesbaden, zum Thema „...legt das Alte ab, ihr kennt das neue Lied. Zum neuen Menschen gehört der neue Bund, gehört das neue Lied...". Es ist dem Psalmen-Kommentar des hl. Augustinus entnommen.

Einer der kirchenmusikalischen Mitstreiter Heinrich Rohrs, Domkapitular i.R. Prälat Josef Seuffert würdigt ihn als „Zeugen des Jahrhunderts", dessen Bekanntheitsgrad durch seine Melodien ungeheuer groß sei. Er verweist auf das „Gotteslob" und darauf, dass viele Sternsinger mit seinen Liedern durch die Straßen ziehen. Rohrs Flötenschule sei in mehr als zwei Millionen Exemplaren verbreitet. Beeinflusst durch den Maria Laacher Benediktiner-Abt Ildefons Herwegen OSB gehörte Rohr zusammen mit Romano Guardini und Pfarrer Karl Neundorfer, mit denen er durch den katholischen Jugendbund „Quickborn" verbunden war, zu den Wegbereitern der Liturgischen Bewegung und der „Singenden Kirche".

Heinrich Rohr wurde am 18. März 1902 in Ober-Absteinach im Odenwald geboren. Seit 1922 unterrichtete er an der Mainzer St. Marienschule (heute Willigis-Gymnasium) und widmete sich nach dem Zweiten Weltkrieg ausschließlich der Kirchenmusik. Anlässlich des Liturgischen Kongresses im Jahre 1965 in Mainz, komponierte er die „Mainzer Dommesse", die damals ihre Uraufführung hatte. Als sein bedeutendstes Werk gilt das 1980 von ihm vorgelegte Offizium in deutscher Sprache „Christuslob". Das Christuslob wird von vielen tausend Ordensschwestern genützt, die damit ihr Stundengebet singen und ihren Alltag liturgisch gliedern. Zu den weiteren Werken Rohrs gehören u.a. „Neue Weihnachtslieder für Kinder" (1942), eine Singmesse für Kinder (1958), der „Kleine Psalter" mit 53 Psalmen in der Übersetzung von Romano Guardini mit Antiphonen (1961) und der „Sing-Psalter" (1982) mit allen 150 Psalmen. In seinen letzten Lebensjahren entstanden noch das „Kleine Antiphonale zum Stundenbuch" (1995). Als Letztes vollendete Rohr im Frühjahr 1997 sein „Deutsches Messantiphonale", an dem er nach eigenen Worten 70 Jahre lang gearbeitet hatte. Für seine Verdienste ist Heinrich Rohr vielfach ausgezeichnet worden u.a. mit den Päpstlichen Orden „Pro Ecclesia et Pontifice"(1963), dem „Gregorius-Orden" (1972), der Martinus–Medaille des Bistums Mainz (1972), dem Wappenteller der Stadt Mainz (1972), dem Ehrenring des Deutschen Liturgischen Instituts in Trier (1990), sowie der Gutenbergplakette, der höchsten kulturellen Auszeichnung der Stadt Mainz (1992).

Sk (MBN)

 

Neuerscheinungen 

Handbuch der Mainzer Kirchengeschichte nun vollständig 

Friedhelm Jürgensmeier stellte den dritten Band „Neuzeit und Moderne" vor 

Mainz. Mit dem Erscheinen der beiden letzten Teilbände „Neuzeit und Moderne" liegt nun das Handbuch der Mainzer Kirchengeschichte komplett vor. In diesem gewaltigen Werk von insgesamt mehr als 3.600 Seiten stecken zehn Jahre angestrengter Arbeit, betonte der Herausgeber, Prof. Dr. Friedhelm Jürgensmeier MSF, bei der Vorstellung des dritten Bandes am Montag, 11. März, im Mainzer Rochusstift. Neben Jürgensmeier haben daran 18 Autorinnen und Autoren mitgearbeitet. Mit dem Handbuch sei endlich eine Forderung des 19. Jahrhunderts nach einer umfassenden Darstellung der Mainzer Bistumsgeschichte erfüllt, unterstrich Jürgensmeier.

Der Herausgeber wies darauf hin, dass am Anfang mit Albrecht von Brandenburg und am Ende dieses dritten Bandes mit Karl Lehmann zwei Kardinäle stehen, die zusätzliche Farbe in die an sich schon facetten- und ereignisreichen Epochen der „Kirchen von Mainz" seit Beginn der frühen Neuzeit bringen.

Im ersten Teilband wird zunächst die mehr nach außen gerichtete und kirchen-, reichs- oder landespolitisch relevante Geschichte des Erzbistums und Kurstaates Mainz dargestellt und im zweiten Teilband das endgültige Zusammenbrechen der alten Mainzer kirchlichen und staatlichen Strukturen, das unter Napoleon entstandene kurzlebige französische Bistum sowie die Neugründung des heutigen auf den Bereich des ehemaligen Großherzogtums Hessen-Darmstadt eingeengten Bistums Mainz. Nach diesem historischen Aufriss folgt in beiden Teilbänden die Darstellung des mehr innerkirchlichen Bereichs. Dazu gehören, wie Jürgensmeier darlegte, die Themen Ordensleben, Theologie, Schule und Universität, Liturgie und Frömmigkeit, religiöses Brauchtum, Kunst und Musik sowie neue kirchliche Strukturen.

Die Geschichte des Erzbistums an der Wende vom Mittelalter in die Neuzeit, die Reformation und die Zeit der Konfessionalisierung bis zum Ende des 30-jährigen Krieges beschreibt Prof. Dr. Rolf Decot vom Institut für Europäische Geschichte, Mainz. Jürgensmeier schildert daran anschließend die Zeit vom Westfälischen Frieden (1648) bis zum Zerfall von Erzstift und Erzbistum im Jahr 1801. Diese Zeit des Zusammenbruchs von der Säkularisation bis zu den Auseinandersetzungen des Kulturkampfs, in dem Bischof Wilhelm Emmanuel von Ketteler (1850-1877) eine zentrale Rolle spielt, beschreibt Prof. Dr. Karl Josef Rivinius SVD, St. Augustin. Daran schließt der Direktor des Mainzer Diözesanarchivs, Dr. Hermann Josef Braun, die Bistumsgeschichte von 1886 bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs an. Die neueste Geschichte vom Kriegsende bis heute schildert Pfarrer Dr. Franz Michael Figura, Bingen-Dietersheim.

Jürgensmeier unterstrich nachdrücklich, dass neben dieser „äußeren" Bistumsgeschichte in der Konzeption dieses Handbuchs Frömmigkeit, Liturgie, Kirchenmusik und Kunst wichtige Schwerpunkte zum Geschichtsverständnis bedeuten. Insbesondere dürfte die Theologie nicht fehlen, denn Kirchengeschichte ohne Theologie sei Kirchengeschichte ohne Leben, bekräftigte der Herausgeber und verwies dazu auf die Beiträge von Prof. Dr. Peter Walter, Freiburg i.Br., in beiden Teilbänden. Der zweite Teilband enthält auch ein ausführliches Quellen- und Literaturverzeichnis, eine Liste der Mainzer Erzbischöfe und Bischöfe von 1484 bis heute. Besonders hob der Herausgeber das von Studiendirektorin Regina Schwerdtfeger erstellte Register hervor. Er würdigte ihren besonderen Einsatz und ihre Leistung am Zustandekommen des Handbuchs. Sie habe nicht nur als Lektorin daran Anteil, sondern die Kontakte mit den insgesamt 28 Autorinnen und Autoren der dreibändigen Gesamtausgabe gepflegt. In diesen Dank schloss Jürgensmeier auch die Mitarbeiterinnen Gabriela Hart und Alwine Bornheimer besonders ein. Jürgensmeier dankte auch dem Bistum Mainz für die große Unterstützung für das Institut für Mainzer Kirchengeschichte insgesamt, wie auch bei der Erstellung des Handbuchs namentlich durch den Bischof, Kardinal Karl Lehmann, und den früheren Generalvikar Apostolischer Protonotar Dr. h.c. Martin Luley. Weihbischof Wolfgang Rolly, Prälat Luley und Domkapitular Prälat Ernst Kalb überreichte Jürgensmeier erste Exemplare der Neuerscheinung.

Kalb brachte den Dank der Bistumsleitung zum Ausdruck und würdigte die gelungene Darstellung der Bistumsgeschichte. Der aufmerksame Beobachter der Zeitgeschichte stelle fest, dass trotz der miserablen Ergebnisse der PISA-Studie ein außerordentlich starkes Interesse an der Zeitgeschichte festzustellen sei. Dies zeigten nicht nur die vielen Veröffentlichungen in den Zeitungen und den elektronischen Medien, sondern auch der große Andrang zu den Ausstellungen über Hildegard von Bingen in Mainz (1998) oder Otto I. in Magdeburg (2001). Der Einzelne wie auch das ganze Volk könne nur aus der Kenntnis seiner Vergangenheit verantwortungsbewusst Zukunft gestalten, unterstrich Kalb. Er wünschte dem Handbuch weite Verbreitung und ein positives Echo in der historischen Wissenschaft.

Hinweis: „Handbuch der Mainzer Kirchengeschichte", Band 3 in zwei Teilbänden. Hrsg. Friedhelm Jürgensmeier, Band 6 der Reihe „Beiträge zur Mainzer Kirchengeschichte". Verlag Echter. Würzburg 2002, 1792 Seiten. Subskriptionspreis bis 31. Juli 2002 € 110,-. Später € 128,-.

Sk (MBN)