Mainzer Bistumsnachrichten Nr. 12

29. März 2000

Datum:
Mi. 29. März 2000
Von:
MBN

Bischöfliche Pressestelle Mainz, Leiter: Jürgen Strickstrock, Bischofsplatz 2, 55116 Mainz 
Postanschrift: Postfach 1560, 55005 Mainz, Tel. 06131/253-128 oder 129, Fax 06131/253-402. E-Mail: pressestelle@bistum-mainz.de

Berichte

  • Lehmann: Den Lebensfragen der Schüler Raum geben 
  • Bläserchöre gründeten Diözesanorchester 
  • 50.000 Mark-Spende an das portugiesische Kolpingwerk 
  • Bistumsstand zum Thema Jugend lockte viele Ausstellungsbesucher an 
  • Professor Ronig erläuterte Buchkunst aus der Zeit Bischof Burchards 
  • Erstes Führungskolleg für Dekane im Bistum Mainz abgeschlossen 
  • Neue pastoralliturgische Akzentuierungen der Ölweihmesse 
  • Die Feier der Missa chrismatis 
  • Aktion "Nachfolger gesucht" in Mainz gestartet 
  • "BeDacht" Neue Zeitschrift der Akademie Erbacher Hof 
  • Vielfalt der Koran-Übersetzungen beleuchtet 
  • Roeske schilderte Entwicklung des Menschenbildes seit Sokrates
Berichte

Lehmann: Den Lebensfragen der Schüler Raum geben 

Regionaltag für Religionslehrer/innen bekräftigte Konfessionalität des Religionsunterrichts 

Dreieichenhain. Die Spannung von Wissensvermittlung und Seelsorge im schulischen Religionsunterricht wertet der Bischof von Mainz, Dr. Karl Lehmann, als "gutes Zeichen". Beim Religionslehrer/innen/tag Mittelhessen erklärte Lehmann am Montag, 27. März, in Dreieich-Dreieichenhain vor rund 150 Religionspädagogen, der Religionsunterricht müsse Raum lassen für das persönliche Gespräch der Religionslehrerin/des Religionslehrers mit den Schülerinnen und Schülern. Dies sei zwar nicht ungefährlich für das Weiterkommen im Unterrichtsstoff, zeige aber die Wichtigkeit des Faches Religion für die Humanisierung der Schule.  

Es sei unverzichtbar, dass es für die Lebens- und Glaubensfragen der jungen Leute einen Raum gibt. Allerdings müssten die Religionslehrer/innen unterscheiden, ob die Fragen echt sind. Weil andere Lernorte des Glaubens wie Familie, Pfarrgemeinde und Jugendgruppe für eine große Zahl von Kindern weithin ausfielen, sei der Religionsunterricht allerdings oft überfrachtet. Hier sei zugleich die Schulpastoral gefordert. Dazu bekräftigte der Bischof: "Ich finde, diese Spannung muss man aushalten. Es ist ein Zeichen großen Vertrauens, wenn Schülerinnen und Schüler kommen und ihre Fragen vorbringen." Dies gelte für alle Schularten in unterschiedlicher Weise. 

Bischof Lehmann gab diese Stellungnahme am Nachmittag des Religionslehrer/innen/tages Mittelhessen im Rahmen eines Rundgesprächs zum Thema "Was würde fehlen, wenn es den Religionsunterricht nicht gäbe?" Am Vormittag hatten sich die Teilnehmer der Tagung auf insgesamt acht Workshops zu unterrichtspraktischen Fragen verteilt. Wichtig waren hier, wie die Leiterin des Dezernates Schulen und Hochschulen im Bischöflichen Ordinariat Mainz, Ordinariatsdirektorin Dr. Gertrud Pollak, betonte, der gegenseitige Austausch, die wechselseitigen Ermutigungen für die Bewältigung dieses schwierigen Unterrichtsfaches und die Weitergabe von Impulsen zur Gestaltung des Unterrichts.  

Das Rundgespräch unter Leitung von Studiendirektor Clemens Scheitza, Dreieich, begann mit Statements von Bischof Lehmann und Religionslehrer Dr. Karl Vörckel, Gießen. Bischof Lehmann betonte in seiner einleitenden These: "Der Mensch lebt nicht vom Brot allein. Die Gestaltung unseres Gemeinwesens darf sich nicht nur auf die Fragen ökonomischer, materieller, sozialer, innerer und äußerer Sicherheit beschränken, sondern muss im Zusammenhang von Bildung und Kunst nach jenem Sinn suchen, der den Menschen in allen Lebenslagen Halt und Orientierung gibt." Dafür sei der Religionsunterricht unverzichtbar. Die Suche nach Sinn und Gott sei grundlegend in der Personwürde, Freiheit und Transzendenz des Menschen begründet. Diese sei aber nicht nur Sache des Einzelnen. Denn umfassende menschliche und religiöse Sinnantworten brauchten auf Dauer einen Anhalt an einer religiösen Gemeinschaft. "Für die Botschaft Jesu Christi und ihre Verbreitung und ihr Zeugnis braucht es die Gemeinschaft der Glaubenden", bekräftigte er.  

In seinen Grundsatzüberlegungen wies der Bischof darauf hin, dass der konfessionelle Religionsunterricht in den meisten Bundesländern als ordentliches Lehrfach anerkannt ist. Die Konfessionalität dürfe jedoch nicht von einem überholten Begriff der Abgrenzung her verstanden werden, mahnte er. Konfession sei positiv die konkrete, gewachsene kirchliche Lebenswelt, die man sich unter Anstößen von Familie, Gemeinde und Traditionen selber ausgestalten müsse. Der Bischof hob hervor, dass der konfessionelle Religionsunterricht die Norm bleiben müsse. Ausnahmen in bestimmten Schularten und Altersstufen müssten als echte Ausnahmen gesehen werden. In diesem Sinne sei eine strikte Anwendung der neueren Erlasse der Schulverwaltungen zum Religionsunterricht notwendig. Sie verlangten eine intensive Zusammenarbeit von Schule und Gemeinde, Schulverwaltung und Kirchenverwaltung. 

Vörckel berichtete in seinem Statement, dass die Akzeptanz des Religionsunterrichts sich in den letzten Jahren wieder gefestigt habe. Er sei bei den Schülerinnen und Schülern beliebter als das Fach Ethik. Zur Diskussion um die Konfessionalität erklärte er: "Mein Religionsunterricht ist katholisch, weil der Bischof mich in die Schule geschickt hat und nicht der Imam und nicht der Kirchenpräsident." Ein Religionsunterricht, der in keiner Kirche Rückhalt habe, hätte nach seinen Worten auch ganz real keine Zukunftschancen. Im Dekanat Gießen, wo Vörckel Dekanatsbeauftragter ist, werden nach seinen Angaben zwischen 60 und 70 Prozent des katholischen Religionsunterrichtes von Mitarbeitern des Bistums Mainz gehalten. "Ohne dieses Engagement des Bistums bräche er zusammen", stellte er fest.  

Der katholische Religionsunterricht sei weder organisatorisch undurchführbar noch pädagogisch schädlich, stellte Vörckel klar. Aber überforderte Schulen suchten nach jeder denkbaren Möglichkeit, sich ihre Arbeit organisatorisch zu vereinfachen. Für manche Schulleitungen sei der nichtkonfessionelle Religionsunterricht im Klassenverband eine bequemere Alternative, weil er leichter im Stundenplan unterzubringen sei. Doch dies dürfe man nicht hinnehmen. Nachdrücklich forderte er, in den einzelnen Schulen die Situation der Kolleginnen und Kollegen zu beachten, sich vor Ort für den Religionsunterricht einzusetzen und mitzuhelfen, die Zielvorstellungen und Qualitätsstandards für den Religionsunterricht zu sichern. Dazu gehöre nicht zuletzt auch eine verbindliche Fort- und Weiterbildung. 

In einem "geistlichen Impuls" zum Beginn des Tages hatte Pollak festgestellt: "Ein guter Lehrer, eine erfolgreiche Lehrerin, braucht Zeitgespür!" Zeitgespür sei freilich mehr als messbar "in der Zeit" zu sein, stellte sie klar. Dazu gehöre die Nähe zum Aktuellen, die Empfänglichkeit für das Lebensgefühl der Schülerinnen und Schüler, Interesse an dem, was "in" ist und an dem, was auf der Strecke zu bleiben droht. Ein Lehrer, eine Lehrerin mit Zeitgespür sei sensibel für die "Klingelzeichen" in der Kirche und in der Gesellschaft. "Wir müssen beachten, was dort die Stunde schlägt; wir müssen den Raum kennen und einschätzen, in den hinein unser Wort gesagt ist", bekräftigte Pollak. Das Heilige Jahr 2000 führe noch in ganz andere Dimensionen, fügte sie hinzu und verwies auf das Motto "Sein ist die Zeit". Sie regte an, im Alltag "Zeitmulden" zu suchen und das Gespür für die Gegenwart Gottes lebendig zu halten. 

Dieser erste von vier Regionaltagen für Religionslehrer/innen, der von der Schulabteilung des Bischöflichen Ordinariates unter Federführung von Schulrat Paul Keil vorbereitet wurde, schloss mit einem Gottesdienst mit Bischof Lehmann in Konzelebration mit Dekan Günter Ludwig, Dietzenbach, und Oberstudienrat Hubertus Picard, Offenbach. Musikalisch gestaltet wurde der Gottesdienst von der Band der Gemeindereferent/inn/en "Rückenwind", unter Leitung von Bardo Frosch. In der Predigt betonte Bischof Lehmann, er sehe den Erweis der göttlichen Kraft in der Kirche darin, dass sie bei allem Versagen immer daran festgehalten habe, dass Gott das Heil für alle Menschen will, ohne irgendjemanden verloren zu geben. Dies sei eine Herausforderung gerade auch für den Religionsunterricht. "Wie gehen wir auf die zu, die als verloren gelten?", mahnte er.

 

Bläserchöre gründeten Diözesanorchester  

Bei Generalversammlung des Verbandes mit erstem Konzert vorgestellt 

Mainz. Ein lang ersehnter Wunsch des Vorstandes des Diözesanverbandes der Bläserchöre (DVB) im Bistum Mainz ging bei der diesjährigen Generalversammlung des Verbandes am Sonntag, 26. März, im Bildungszentrum Erbacher Hof in Mainz, in Erfüllung. 60 Musikerinnen und Musiker aus den Musikvereinen im Bistum fanden sich unter der Leitung von Joachim Nitschmann, Mainz-Mombach, zusammen, um in einer gemeinsamen Klangeinheit den DVB in der Öffentlichkeit zu präsentieren. 

Nitschmann, Leiter des Musikausschusses des DVB, betonte bei der Vorstellung, dass der Gedanke zur Gründung des Orchesters nicht ganz neu sei, denn die übrigen Verbände, die der Bundesvereinigung Deutscher Blas- und Volksmusikerverbände (BDBV) angehören, haben bereits alle ihre Auswahlorchester. Diese spielen bei Repräsentationen oder nehmen an Blasmusikwettbewerben teil und sind ein Aushängeschild ihres Verbandes. 

Im Interesse aller Mitglieder des Diözesanverbandes hofft Nitschmann, dass dieses Orchester Zukunft hat und musikalisch die Diözese Mainz würdig nach Außen vertreten wird. Ebenso soll das neue Diözesanorchester den Dirigenten der Musikvereine zu einem Probenwochenende zur Verfügung stehen. Bei der Präsentation im Erbacher Hof spielte das neu formierte Diözesanorchester die Werke "Lyrie Episode" von Frank Erikson, "Romance pour Helene" mit Klarinettensolo von Alexandra Treber (KKM Gabsheim) von Koen de Wolf, "Leningrad" von Billy Joel und "Free World Fantasy" von Jakob de Haan. 

Generalversammlung mit 112 Delegierten aus 72 Vereinen 

Der Präsident des Diözesanverbandes der Bläserchöre (DVB) im Bistum Mainz, Hubert Will, Lampertheim, begrüßte zur Generalversammlung 112 Vertreter aus 72 Mitgliedsvereinen im Erbacher Hof. Sein besonderer Gruß galt dem Ehrenpräses des Verbandes, Msgr. Heino Schneider, und dem Ersten Vizepräsidenten der Bundesvereinigung Deutscher Blas- und Volksmusikverbände (BDBV) Horst Sassik. Er lud herzlich zum 3. Deutschen Musikfest ein, das vom 1. bis 4. Juni 2001 in Friedrichshafen stattfinden wird und dankte besonders dafür, dass der Diözesanverband der Bläserchöre Mainz die Organisation des Festgottesdienstes übernommen hat. 

Zum Diözesanverband gehören zurzeit 72 Kirchenmusikvereine mit insgesamt etwa 3000 aktiven Mitgliedern, darunter mehr als 600 jugendliche Musiker. Nach Abwicklung der Regularien ehrten Horst Sassik und Hubert Will vier verdiente Musiker, die bereits seit 50 Jahren zur Ehre Gottes und Freude der Menschen musizieren, mit Urkunde und Ehrennadel. Es sind dies: Jakob Dais (Mainz-Ebersheim/Lörzweiler), Edgar Flachs (Hirschhorn), Peter Hessel (Gau-Algesheim) und Werner Wettig (Sörgenloch). Ferner erhielt Heinz Schlenger (Heidesheim) für 30jährige Dirigententätigkeit ein Ehrendiplom und die goldene Verdienstnadel. 

Der Vorstand setzt sich wie folgt zusammen: Pfarrer Markus Kölzer, Mainz-Bretzenheim (Diözesanpräses), Hubert Will, Lampertheim (Präsident), Reinhold Ross, Worms-Pfeddersheim (Vizepräsident), Margot Lehwalter, Mainz-Bretzenheim (Schatzmeisterin), Dr. Ing. Volker Luckas, Gau-Algesheim (Schriftführer), Friedrich Heck, Alzey-Weinheim (Beisitzer Worms-Alzey), Josef Daniel Fleischer, Ockenheim (Beisitzer Mainz-Bingen) und Hans Sachs, Groß-Zimmern (Beisitzer Hessen).

hb (MBN)

 

50.000 Mark-Spende an das portugiesische Kolpingwerk 

Diözesanversammlung des Kolpingwerkes bestätigt Toni Brunold als Vorsitzenden  

Mühlheim. Einen Scheck in Höhe von DM 50.000 haben der Diözesanvorsitzende des Kolpingwerks im Bistum Mainz, Toni Brunold, Alzey, und der Leiter des Kolpingsozialprojekts "Portugal", Horst Schaab, Rimbach, leitenden Repräsentanten des portugiesischen Kolpingwerkes überreicht. Die Vorstandsmitglieder Dr. Felisberto Lima und Dr. Gilberto Rocha nahmen die Spende auf der Diözesanversammlung des Kolpingwerkes am Samstag, 25. März, in Mühlheim-Dietesheim entgegen.  

Bei den Wahlen wurde Toni Brunold, der seit drei Jahren als Diözesanvorsitzender für den Diözesanverband Mainz im Amt ist, wiedergewählt. Daneben bildete die Vorstellung der verschiedenen Projekte des Diözesanverbandes den Schwerpunkt der Diözesanversammlung. An der Veranstaltung nahmen etwa 170 Delegierte aus den 78 örtlichen Kolpingsfamilien des Verbandes teil.

Gesammelt worden war der ansehnliche Spendenbetrag für das portugiesische Kolpingwerk über drei Jahre hinweg durch die Aktion Portugal-Aktie der Projektgruppe Portugal. Norbert Preis, Vorsitzender der Kolpingsfamilie Mühlheim-Dietesheim, erhöhte die Summe noch um DM 1.500, die beim Weihnachtsbasar durch die Kolpingsfamilie erlöst worden waren. Der Diözesanverband engagiert sich bereits seit 1986 in Portugal. Auch in diesem Jahr sind wieder zwei Kleidertransporte nach Lemago im Norden Portugals geplant, sagte Horst Schaab, der nach dem Tod von Thomas Wagner die Leitung der Projektgruppe Portugal zunächst kommissarisch übernommen hatte. Die Delegierten bestätigten auch ihn in seinem Amt.  

Noch in diesem Monat geht der erste Transport mit 25 Tonnen Spendenmaterial auf die Reise. Daneben sind für dieses Jahr noch ein Arbeitseinsatz für Jugendliche sowie eine Benefizgala zugunsten Portugals geplant, sagte Schaab. Allein für die inzwischen 177 Patenschaften für portugiesische Kinder wurden im vergangenen Jahr DM 108.000 gespendet. Insgesamt verzeichnete Winfried Straube, Geschäftsführer des Diözesanverbandes, im Geschäftsbericht für die Jahre 1998 und 1999 DM 355.000 an Spenden für das Portugal-Projekt.  

Der Diözesanvorsitzende Brunold hatte in seinem Rechenschaftsbericht die Bedeutung des Portugal-Projektes betont: "Unsere Patenschaft mit dem Kolpingwerk in Portugal steht in allen Belangen ganz oben." Im Rückblick auf seine bisherige Amtszeit konstatierte er "eine erfolgreiche und vorzeigbare Arbeit", die zusammen mit dem Diözesanvorstand und den Projektgruppen geleistet wurde. Neben seiner Aufgabe als Bindeglied zwischen den Kolpingsfamilien im Bistum, sei es ein wichtiger Teil seiner Arbeit, den Mitgliedern die Serviceleistungen eines modernen Verbandes zu bieten. Als "richtungsweisend" für den Verband bezeichnete es Brunold, dass das Kolpinghaus in Offenbach aus dem Diözesanverband ausgegliedert und in Zukunft als GmbH geführt werde. 

Als wichtige Aufgaben für die Zukunft des Verbandes nannte Toni Werner, Klein-Krotzenburg, die eindeutige Positionierung des Verbandes gegen "das Verbeugen der Politik vor dem blanken Materialismus, der seit Jahren unsere Gesellschaft unterwandert". Werner wurde als Referatsleiter für den Bereich Berufs- und Arbeitswelt wiedergewählt. Der Diözesanpräses, Dekan Harald Röper, Eppertshausen (Dekanat Dieburg), bat die Delegierten auf lokaler Ebene "allen Anfängen zur Aushöhlung der Sonntagsruhe zu wehren". Der Sonntag müsse auch in Zukunft als Ruhetag erhalten bleiben. Hausleiter Hubert Straub stellte das Kolping-Feriendorf Herbstein in der Wetterau vor. Neben den Schwerpunkten Familienreisen und sicheres Reisen für Senioren berichtete er von der Ausweitung des Bereiches Konferenzen und Tagungen. Verschiedene Unternehmen wie die Frankfurter Sparkasse, Degussa und Schott nutzten bereits seit längerem die Möglichkeit, in Herbstein Seminare für ihre Auszubildenden anzubieten. Für die Coaching GmbH, die das Basisseminar für Auszubildende von Volkswagen durchführt, trete das Feriendorf nun erstmals auch als Partner in der Ausbildung auf. Die Zuständigkeit erstrecke sich auf die Bereiche soziale Kompetenz, Ethik und Freizeitgestaltung, sagte Straub. Ursula Paul warb für die Aktion "Lichtblicke", ein Hilfsprojekt für Frauen und Männer, die durch Schwangerschaft in Notsituationen geraten. In Zusammenarbeit mit den hauptamtlichen Mitarbeitern der Caritas gehe es darum, mit ehrenamtlichen Helferinnen und Helfern Unterstützung verschiedener Art anzubieten. 

Ein weiteres Projekt des Kolpingwerkes ist die Begleitung und Förderung von Jugendlichen beim Übergang von der Schule in die Arbeitswelt. Reinhold Maier, Nauheim, erläuterte die Arbeit des ökumenischen Sachausschusses Berufs- und Arbeitswelt in Nauheim. Notwendig sei vor allem ein dichtes Netzwerk aus Kontakten zu Schulen, Handwerkskammern, der Industrie- und Handelskammer sowie den Arbeitsämtern. Die fünf ehrenamtlichen Mitarbeiter in Nauheim bieten neben einer Beratung der Jugendlichen auch regelmäßig einen Workshop zur Berufsvorbereitung an. 

Bei den Vorstandswahlen wurden Hermann Krückel, Nauheim und Andrea Greß, Klein-Krotzenburg, zu Stellvertretern von Toni Brunold gewählt. In einer Satzungsänderung hatten die Delegierten zuvor festgelegt, dass dem Diözesanvorsitzenden in Zukunft jeweils eine Stellvertreterin und ein Stellvertreter zur Seite stehen sollen. Außerdem wurde beschlossen, den Vorstand zu verkleinern. Künftig werden die neun Bezirksvertreter dem Vorstand des Verbandes nicht mehr automatisch angehören. 

Den auf der letzten Kolping-Diözesanversammlung vor zwei Jahren erstmals verliehenen "Goldenen Schuh" erhielten in diesem Jahr vier Kolpingsfamilien. Mit der Ehrung sollen beispielhafte Aktionen einzelner Familien gewürdigt werden, sagte Markus Wehner, Verbandsreferent des Kolpingwerkes. Die Preise gingen an die Kolpingsfamilie in Dieburg für deren Mitgliederwerbung im Jugendbereich, nach Gießen für die Arbeit des Sachausschusses Berufs- und Arbeitswelt in der Gemeinde, nach Hirschhorn für eine besondere kulturelle Arbeit und nach Schlitz für die Kinder- und Jugendarbeit der Kolpingsfamilie. Den Abschluss der Diözesanversammlung 2000 bildete eine Eucharistiefeier mit Diözesanpräses Harald Röper in der Pfarrkirche St. Sebastian in Mühlheim-Dietesheim.

BL (MBN)

 

Bistumsstand zum Thema Jugend lockte viele Ausstellungsbesucher an 

"Sternsinger" für Muslime kein Fremdwort

Mainz. Vom starken Besucherandrang bei der diesjährigen Rheinland-Pfalz-Ausstellung (18.-26. März) im Mainzer Volkspark hat auch der Stand des Bistums Mainz profitiert. Das große Interesse wurde daran deutlich, dass sich allein 2500 Besucher am Preisausschreiben des Bistums beteiligten und auf einen der Hauptpreise, einen einwöchigen Ferienaufenthalt im Jugendzentrum Brebbia am Lago Maggiore oder den Besuch eines Konzerts mit Tina Turner hofften.Die Jugend stand in diesem Jahr im Blickpunkt. Deshalb war es auch nicht verwunderlich, dass besonders viele junge Leute den Mainzer Bistumsstand aufsuchten. Hier stellten der Diözesanverband Mainz des Bundes der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ), das Bischöfliche Jugendamt und die verschiedenen katholischen Jugendverbände ihre Arbeit vor.

Unter der Regie der Leiterin der Öffentlichkeitsarbeit im Bistum Mainz, Dr. Barbara Nichtweiß, und des Referenten für Öffentlichkeitsarbeit des BDKJ, Oliver Schopp, präsentierten die Jugendvertreter Aspekte ihrer Arbeit, die in der Persönlichkeitsbildung, Freizeitgestaltung und dem Einüben von religiöser, gesellschaftlicher und politischer Verantwortung ihre Schwerpunkte hat.

Unter den vielen Besuchern am Bistumsstand waren auch einige Prominente aus Politik und Kirche. Ministerpräsident Kurt Beck, Familien- und Jugendministerin Dr. Rose Götte und der Mainzer Oberbürgermeister Jens Beutel fanden Worte des Lobes und der Anerkennung für dieses Engagement. Vertreter der Bistumsleitung, an der Spitze Dr. Karl Lehmann, standen als Gesprächspartner zum Motto des Standes "Junge Kirche im jungen Jahrtausend" zur Verfügung. Neben dem Bischof waren dies Generalvikar Dr. Werner Guballa, Seelsorgeamtsleiter Domkapitular Heinz Heckwolf und der Dezernent für Caritas- und Sozialarbeit, Ordinariatsdirektor Pfarrer Hans-Jürgen Eberhardt.

Die Dezernentin für Schulen und Hochschulen im Bistum Mainz, Ordinariatsdirektorin Dr. Gertrud Pollak, sorgte mit dafür, dass aus der Fülle von Informationsmaterial ein Prospekt besonders reißenden Absatz fand. Mit der Frage an die Ausstellungsbesucher "Haben Sie Freude an schönen Blumen ?" informierte sie über die ökumenische Aktion "Mainz blüht in seinen Kirchen. Florale Kunst zu Pfingsten 2000" (8.-13. Juni 2000). Die Einladungsprospekte sollten die Besucher der Rheinland-Pfalz-Ausstellung auf dieses besondere Ereignis im Heiligen Jahr hinweisen, an dem sich der Floristenverband Rheinhessen sowie elf katholische und evangelische Kirchengemeinden in der Mainzer Innenstadt beteiligen.

Bischof Lehmann war zweimal am Bistumsstand: zunächst am Freitag, 24. März, nach der SWR-Diskussionsrunde "Nachfolger gesucht", zum Thema "Erfolg im Beruf", und dann am Sonntagmittag, 26. März, für weitere zwei Stunden. Auffallend häufig wurde der Bischof diesmal von muslimischen Familien angesprochen. Sie freuten sich über die Angebote des Mainzer Bistumsstandes, beteiligten sich am Preisausschreiben und brachten dem Bischof gegenüber zum Ausdruck, dass sie sich über die vielen Gemeinsamkeiten zwischen Christen und Muslimen freuen. Wie sehr sie durch den langjährigen Aufenthalt in Deutschland inkulturiert sind, unterstrichen sie durch die richtige Lösung der Fragen des Preisausschreibens. So waren ihnen zum Beispiel die "Sternsinger" kein Fremdwort.

Die verschiedenen Jugendverbände präsentierten an den einzelnen Tagen ein eigenes Aktions- und Vorstellungsprogramm. So bot die Katholische Landjugendbewegung (KLJB) Fair-Trade-Waren, Produkte aus fairem Handel, an. Die KLJB führte u.a. ihr "Kinder-Kino" vor. Besonderes Interesse fand auch die "Fühlwand" der Katholischen Jungen Gemeinde (KJG), die an drei Tagen präsent war. Dabei galt es, vor einer zwei Meter hohen und 1,5 Meter breiten Wand mit zwölf verschiedenen Fächern mit verbundenen Augen Gegenstände zu riechen, zu hören, zu fühlen oder zu schmecken. Für die Kinder war die Spielbahn mit Gummibällen besonders interessant. Diesmal kamen besonders viele jüngere Kinder, weil sie bis zum Alter von zwölf Jahren erstmals freien Eintritt bei der Rheinland-Pfalz-Ausstellung hatten. Auch eine Reihe von Schulklassen besuchten den Bistumsstand. Die Leitung des Bischöflichen Jugendamtes, Pfarrer Hubert Hilsbos, Thomas Domnick und Marie-Christin Winkler, stand Rede und Antwort bei den vielen Anfragen nach speziellen Angeboten für Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene in bestimmten Lebensbereichen und -phasen.

 

Professor Ronig erläuterte Buchkunst aus der Zeit Bischof Burchards 

Faszination mittelalterlicher Evangeliare erhellt

Worms. Mit nahezu kriminalistischer Genauigkeit erläuterte Prof. Dr. Franz Ronig, Trier, seinen Zuhörern die Herkunft und Details von ihm ausgewählter mittelalterlicher Evangeliare und Sakramentare aus der Zeit Bischof Burchards. Der Altertumsverein Worms e.V. hatte am Donnerstag, 23. März zu dem Dia-Vortrag "Das künstlerisch geschmückte Buch im zeitlichen Umfeld von Bischof Burchard von Worms" eingeladen. Den Diavortrag hielt der Theologen mit einem Lehrauftrag für Kunstgeschichte an der Universität Trier Prof. Dr.Franz Ronig. Das Ereignis war mit etwa 50 Personen nicht ganz wie erwartet besucht, was nach Auffassung von Dr. Irene Spille vom Altertumsverein an den weiteren Angeboten der Stadt Worms an diesem Abend, im Rahmen des Burchard-Jahres, lag.

Der Kustos des Trierer Domschatzes zeigte die lokalen, zeitlichen und künstlerischen Einflüsse auf, die zu der Entstehung der drei präsentierten Bücher führten. Stets im Vergleich mit anderen Arbeiten aus den Bistümern Limburg, Köln und vor allem Trier, grenzte Ronig den Entstehungsort der Bücher ein. Die Werke stammen alle aus dem Mainzer Domschatz und gehörten einmal nach Worms, sind aber keine Wormser Arbeiten. Eine Handschrift, ein goldenes Perikopen-Buch faszinierte besonders. Die Erwähnung des Heiligen Cyriakus in diesem Buch, gilt als Beweis, dass es einer diesem Heiligen geweihten Stift gehört haben müsse, wie es sie in Worms gab. Aber vor allem die Analyse der Initialen und ihr Vergleich mit Arbeiten eines bekannten Meisters, genannt Gregormeister, wegen seiner Arbeiten für den gleichnamigen Papst, aus der Abtei Lorsch lassen auf die lokale Herkunft schließen. Zeitlich dürfte dieses Buch eine Generation weiter sein, wie Ronig den Zuhörern an der Üppigkeit der Gestaltung von Zierwerk aufzeigte.

Um einen Einblick in die politischen Verältnisse dieser Zeit um 1000 n. Chr.und in die Vita Burchards zu geben, begann Ronig seinen Vortrag mit einer etwas älteren Handschrift die dem Wormser Dom gehörte und heute in Paris verwahrt wird. Burchard, der ursprünglich dem Bistum Trier angehörte, kam wohl im Todesjahr des Bischofs Egbert von Trier, eines großen Förderers der Kunst, nach Mainz, wurde vom damaligen Erzbischof Willigis geweiht und in Worms dann zu einem der größten Kanoniker und Stadtherrn seiner Zeit. Der Vortrag endete mit der Darstellung eines Sakramentars, das Willigis Burchard zum Amtsantritt schenkte. Hier ging Ronig im speziellen auf die Miniaturen ein und wies die Zuhörer in die Möglichkeiten der Darstellung von Körperlichkeit, wie auch in die karolingischen Einflüsse auf die Bilder ein.

mso (MBN)

 

Erstes Führungskolleg für Dekane im Bistum Mainz abgeschlossen 

Giebelmann: "Wer leiten soll, muss dazu befähigt werden."

Mainz. Neunzehn Dekane bzw. stellvertretende Dekane aus den 20 Dekanaten des Bistums Mainz haben am ersten Führungskolleg für dieses Amt teilgenommen. Zum Abschluss erhielten sie am Donnerstag, 23. März, im Bildungszentrum Erbacher Hof in Mainz von Generalvikar Dr. Werner Guballa ihre Teilnahmezertifikate. Die Referenten Dr. Adelheid Schramm-Meindl und Volker Hacker stellten die fünf "Bausteine" des Kurses vor. Das 1998 gestartete Führungskolleg für Dekane gehört zu einer Reihe von Fortbildungsmaßnahmen, die notwendige Voraussetzungen für die Entwicklung der kooperativen Pastoral im Bistum Mainz schaffen sollen.

Wie die Projektleiter, Dr. Beate Höfling und Prof. Dr. Alfred Mertens vom Dezernat Fortbildung des Bischöflichen Ordinariates aus diesem Anlass mitteilten, hat ein Leitungskurs für Pfarrer großer Pfarrgemeinden inzwischen ebenfalls begonnen. Kurse über die Kooperation mit haupt- und ehrenamtlichen Mitarbeiter/inne/n werden folgen. "Zurzeit beschäftigen sich rund 80 Priester intensiv mit Führung und Leitung", berichtete der Personaldezernent, Domkapitular Dietmar Giebelmann. "Wer im Sinne kooperativer Seelsorge erfolgreich leiten soll, muss dazu befähigt werden", betonte er.

Im Rahmen eines rund zwei Jahre umfassenden Prozesses haben sich die Geistlichen an fünf Wochenenden mit unterschiedlichen Schwerpunkten des Problemkreises "Führung und Verantwortung" auseinandergesetzt. So ging es in einer ersten Arbeitseinheit vor allem um das Selbstverständnis der Teilnehmer in ihrer Führungsrolle, um die Vision "kooperative Pastoral" und um die Bedingungen für eine gelingende Delegation von Aufgaben.

Als grundlegende Voraussetzung für den Erfolg werteten die Referenten Schramm-Meindl und Hacker die Fähigkeit, die eigene Führungsrolle als positive Aufgabe zu begreifen. Oft werde Leitung aber eher als Last empfunden, was sich in der Klage ausdrücke: "Einer muss es halt machen." Als Frucht der intensiven Auseinandersetzung mit der Führungsrolle verzeichneten viele Teilnehmer größere Sicherheit und gesteigertes Selbstbewusstsein. "Autorität wahrnehmen, ohne autoritär zu sein", "Führung ausüben, die nicht auf Befehl beruht, sondern auf Überzeugungsarbeit" waren Zielvorstellungen, die umzusetzen mit Hilfe des Kurses zunehmend besser gelang, wie die Dekane deutlich machten.

Der Baustein "Kommunikation als Führungsaufgabe" ging auf verschiedene Kommunikationsstile ein, wobei die Teilnehmer den eigenen Kommunikationsstil auch selbstkritisch einer Prüfung unterzogen. Die Bedeutung von Absprachen und Ergebnisprotokollen für eine gelingende Verständigung und die Besonderheiten eines Einstellungsgesprächs wurden hier ebenso thematisiert wie der Umgang mit Widerständen und das Aushalten von Frust. Nicht zuletzt wurde deutlich, inwieweit durch den Kommunikationsstil Konflikte "vorprogrammiert" werden können - etwa durch unklare Botschaften. Klarheit, machten sich die Teilnehmer bewusst, kann Konflikten vorbeugen - wobei aber ausdrücklich der Wunsch geäußert wurde, "nicht verletzend zu werden". Ähnlich wie die Abneigung, über andere zu "befehlen", stand die Scheu vor Konflikten in der Vergangenheit der Bewältigung von Führungsaufgaben oft im Weg, wie die Geistlichen berichteten. "Wir Pfarrer können nicht streiten", brachte ein Teilnehmer seine Erfahrungen auf den Punkt. So erwies sich unter den fünf "Bausteinen" des Kurses das Thema "Umgang mit Konflikten" für viele als ausgesprochen hilfreich. Nicht zuletzt, weil sich bei eingehender Betrachtung der biblischen Quellen die Erkenntnis durchsetzte: Streiten ist für Christen nicht verboten. Und: Störungen können heilsam wirken, wie nicht zuletzt das Beispiel Jesu zeigt. "Oft ist man geneigt, Konflikten auszuweichen", schilderte auch Bischof Dr. Karl Lehmann seinen Eindruck. "Doch wenn man den Mut aufbringt, sie anzugehen, führt es meist zu positiven Ergebnissen." "Ich habe gelernt, dass Konflikte notwendig sind und dass ich ihnen nicht aus dem Weg zu gehen brauche", sagte ein Dekan. Bei konsequenter Anwendung der gelernten Regeln habe er in zwei Konfliktfällen bereits gute Resultate erreicht.

Der Baustein "Kooperation" vermittelte den Teilnehmern Anregungen und Techniken für die Leitung von Gruppen und die Moderation bei Sitzungen sowie Hilfen zur Steigerung der Effektivität. "Neulich habe ich nach einer Sitzung auf die Uhr gesehen und ganz überrascht gefragt: Ja, sind wir denn schon fertig?" So schilderte ein Dekan seine positive Erfahrung mit den neu erworbenen Fähigkeiten: Klare Zielformulierungen und genaue Planung tragen ebenso wie geeignete Moderationstechniken wesentlich dazu bei, Ergebnisse zu erreichen und gleichzeitig "zeitfressende" Sitzungen auf eine erträgliche Länge zu reduzieren, bestätigten andere Absolventen. Und nicht zuletzt solche Erfolge steigern die Motivation, wie Seelsorgedezernent Domkapitular Heinz Heckwolf feststellte.

Im Themenbereich "Arbeits- und Selbstorganisation" beobachteten die Teilnehmer unter anderem selbstkritisch, dass mangelhafte Selbstorganisation Ursache von Unzufriedenheit sein kann: "Vieles gelingt deshalb nicht, weil keine vernünftige Einteilung da ist", bekannte einer der Dekane. Er hat, wie er berichtete, durch das Seminar mehr Gelassenheit gewonnen: Weil er gelernt hat, wichtige und dringende Arbeit zu "sortieren, um nicht zu ertrinken" und mehr "Zeit zum Planen einzuplanen". Was sich wiederum günstig auf die Kooperation auswirkt: Fehlende oder mangelhafte Vorbereitung etwa von Sitzungen "frisst" kostbare Zeit, wie Erfahrungen aus der Praxis zeigten.

"Der Kurs hat gezeigt, wie gut es ist, wenn man zielstrebig arbeiten kann, statt vor sich hin zu ‘wurschteln’", erklärte Professor Mertens abschließend. Herzlich bedankten sich sowohl die Teilnehmer als auch die Projektleiter bei den Referenten. "Die Zusammenarbeit mit Ihnen war ein Gewinn", betonte Dr. Beate Höfling.

Auch die "Kultur des Feierns", die unter dem Stichwort "Anerkennung und Dank" beim Themenbereich "Kooperation im Team" eine Rolle spielte, wurde bei der Abschlussveranstaltung nach einer Vesper mit Bischof Lehmann im Rahmen eines festlichen Abendessens praktiziert.

mw (MBN)

 

Neue pastoralliturgische Akzentuierungen der Ölweihmesse 

Taufe und Firmung dieses Jahr im Blickpunkt

Mainz. Die Chrisammesse oder Ölweihmesse ist in der Liturgie des Kirchenjahres von zentraler Bedeutung. Dennoch war dieser Gottesdienst, der in der Karwoche in den Bischofskirchen gefeiert wird, lange Zeit aus dem Blickfeld einer breiteren kirchlichen Öffentlichkeit verschwunden. Dies hat sich seit einigen Jahren geändert, weil die Ölweihmesse als zentraler Gottesdienst des ganzen Bistums durch die Mitfeier von Vertretern aus allen Dekanaten stärker sichtbar wurde.

Die jährliche Ölweihmesse, die ursprünglich auf den Gründonnerstag fiel, wird seit langem jedes Jahr am Montag der Karwoche (Heilige Woche) gefeiert. In ihr weiht der Bischof die Heiligen Öle, die das Jahr über zu Kirch- und Altarweihen und zur Feier der Sakramente Taufe, Firmung, Priester- und Diakonenweihe sowie Krankensalbung gebraucht werden. Der Dozent für Pastoralliturgik am Mainzer Priesterseminar und an der Fachakademie zur Ausbildung der Gemeindereferent/inn/en, Pfarrer Dr. Franz-Rudolf Weinert, hat mit einer liturgischen Arbeitsgruppe die diesjährige "Missa chrismatis" am Montag, 17. April, um 17.00 Uhr, im Mainzer Dom vorbereitet.

Wie Weinert dazu jetzt mitgeteilt hat, soll die jährlich am Montag der Heiligen Woche stattfindende Chrisammesse in jedem Jahr einen besonderen Akzent erhalten. Diese ergebe sich von den Menschen her, die mit den Ölen gesalbt werden: Täuflinge, Firmlinge, Priester, Kranke und alte Menschen. So entstehe ein dreijähriger Zyklus, bei dem in einem Jahr z.B. die Kranken und alten Menschen im Vordergrund der Verkündigung stehen (Weihe des Krankenöls). Dazu werden dann auch die Seelsorger/innen in den Altenheimen und Krankenhäusern eingeladen.

In einem anderen Jahr stehen die Sakramente der Taufe und Firmung im Mittelpunkt (Weihe des Katechumenen- und Chrisamöls). Eingeladen werden dazu die Taufbewerber, die Firmlinge und die Paten eingeladen. Schließlich stehen im dritten Jahr die Priester und Diakone im Mittelpunkt (Weihe des Chrisamöls für die Priesterweihe, die Kirch- und Altarweihe). Dazu werden eingeladen die Priester und Diakone wie auch Vertreter/innen der anderen Berufe der Kirche. Es sei wichtig, betont Weinert, in solchen Akzentuierungen keine dieser Gruppen auszuschließen. Im Heiligen Jahr 2000 liegt der Akzent der Weihemesse auf den Sakramenten der "Initiation" (Taufe und Firmung).

 

Die Feier der Missa chrismatis

Ihre Geschichte, ihre Bedeutung und ihre Symbolik. Von Dr. Franz-Rudolf Weinert

Seit dem fünften Jahrhundert feiert der Bischof zusammen mit den Priestern und den Gläubigen seiner Diözese am Gründonnerstag die sogenannte Chrisam-Messe. Dabei werden die heiligen Öle geweiht, die das Jahr über zu Weihen (Kirch- und Altarweihe) und zur Sakramentenfeier gebraucht werden. Traditionsgemäß wird die "Missa chrismatis" am Gründonnerstag gefeiert. "Wenn aber Klerus und Volk an diesem Tag schwerlich um den Bischof versammelt werden können, kann die Weihe auch vorgezogen werden an einem anderen Tag, der aber nahe an Ostern liegen muss." So ist es in vielen Diözesen Brauch geworden (auch in der Diözese Mainz) am Montag der Heiligen Woche in der Bischofskirche diesen feierlichen Gottesdienst zu feiern. 

Zur Geschichte: Die Substanz Öl und dessen Anwendung.

Im Alltag hatte das Öl besonders im mediterranen Raum eine große Bedeutung. Als Licht (Ex 27,20) und Heilmittel (Lk 10,34; Mk 6,13), zur Hautpflege vor und nach dem Bad (Dan 13,17), bei Sport und Ringkampf (Glättung und Stärkung). Öl ist gespeicherte Sonnenkraft und schenkt Lebensfülle. 

Öl als Ausdruck einer Würde: mit Öl salben.

Im Alten Testament wurden die Könige nicht gekrönt, sie wurden mit Öl gesalbt; vgl. König David. Diese Königssalbung ist im Orient ohne Parallele. Der erwartete Retter Israels, der neue David und wahre Hohepriester wird als "Der Gesalbte" (Messias) bezeichnet; so im Judentum zur Zeit Jesu. Jesu wird in der Heiligen Schrift der Gesalbte genannt: der Messias, der Christus.

Die Verwendung von Öl im christlichen Gottesdienst

Primär schätzten die Christen das Öl wegen seiner heilenden Kraft (vgl. Mk 6,13; Jak 5,14; Kor 12,9); innerlich und äußerlich angewandt. "Ist jemand von euch krank, dann sollen die Ältesten für ihn beten, ihm die Hände auflegen und ihn mit dem heiligen Öl salben", heißt es im Jakobusbrief. Das ist für die Kirche die biblische Begründung für das Sakrament der Krankensalbung. 

Öl als Kraftquelle 

Wegen seiner apotrophäischen (abwehrenden) Kraft (Ringer cremten sich mit Öl ein, damit der Gegner abgleiten sollte), findet Öl auch Verwendung im Katechumenat zur Unterstützung des Taufbewerbers im Kampf gegen das Böse. Die Taufbewerber wurden (am ganzen Körper) mit dem Katechumenenöl gesalbt, damit sie Kraft erfahren, gestärkt werden auf ihrem Weg als zukünftiger Christ. Öl in seiner kosmetischen Dimension. Nach dem Taufbad wurden die Neugetauften mit Öl auf dem Haupt gesalbt. 

Heutiger Gebrauch: der Bischof weiht: Kranken-, Katechumenen- und Chrisamöl in der Missa chrismatis.

Bei der Sakramentenfeier: Bei der Kindertaufe ist die Katechumenenölsalbung fakultativ. Bei der Erwachsenentaufe wird es verwendet (im Katechumenat). Hier hat es seinen eigentlichen Sitz im Leben.
Chrisam bei der Taufe (auf dem Scheitel), bei der Firmung (auf der Stirn), Priester (Hände) - Bischofsweihe (Haupt). Altar und Kirchweihe. 

Öl als Zeichen der empfangenen Würde 

Christen sind "Gesalbte". Wer mit diesem Öl gesalbt wird - bei der Taufe - Firmung - Priesterweihe - besitzt eine hohe Würde, hat Anteil am Priester- und Königsamt Jesu Christi. 

Die Substanz Öl 

Pflanzen/Olivenöl. Bei dem Chrisam wird dem Olivenöl noch ein Duftstoff (Balsam) hinzugefügt, was Wohlgeruch zum Ausdruck bringen soll. (Unser "amerikanischer Balsam hat kaum Geruch!) Deshalb evtl. Hinzufügung von synthetischem Rosenöl. Sind "Salbungen mit Öl" heute nicht ein unverständliches Element? Denken wir an das Einreiben von Öl und Salben im Sport! Da hat es einen hohen Stellenwert. Wichtig: Öl muss als Zeichen sprechen und wirklich fließen. Der Duft des Chrisam müsste den Raum erfüllen und die Sinne etwas verspüren lassen von der Fülle und Freude des Lebens, das Gott durch Christus im Hl. Geist in der Salbung schenkt. 

Denn: ob christlicher Gottesdienst verstehbar und mitvollziehbar ist, hängt ganz erheblich auch davon ab, ob das zeichenhaft-symbolische Handeln mit den Elementen ausdruckskräftig genug geschieht oder aber fast bis zur Unkenntlichkeit stilisiert wird (z.B. wenn das Öl gleich wieder mit einem Wattebausch abgewischt wird). 
Die Weihegeste über das Öl, die der Bischof spricht bzw. singt. In lobpreisender Weise bringen die Gebete das bisherige Heilshandeln Gottes zur Sprache. Aus dieser Preisung entspringt die Bitte, dieses Heilshandeln auch jetzt fortzuführen. Im Gebet über dem Öl geht es nicht primär um das Öl selbst, nicht darum, dass an diesem Öl etwas geschieht. Es geht vielmehr zuallererst um den Menschen, der mit diesem Öl gesalbt wird: Wenn und indem der Mensch mit Öl gesalbt wird, möge Gott selbst an ihm rettend und heilend handeln. Im Weihegebet über das Öl findet das sprechenden Ausdruck:

"Gott, du bist der Vater allen Trostes. Durch deinen Sohn wolltest du die Gebrechen der Kranken heilen; erhöre das gläubige Gebet, und sende deinen Geist auf dieses Salböl herab. Als Gabe deiner Schöpfung stärkt und belebt es den Leib. Durch deinen Segen werde es für alle, die damit gesalbt werden, ein geweihtes Öl, ein heiliges Zeichen deines Erbarmens, das Krankheit, Schmerz und Kummer vertreibt, ein Schutz für Leib, Seele und Geist."

Die geweihten Öle werden nach dem Gottesdienst von Vertretern aus den einzelnen Dekanaten entgegengenommen und gelangen dann in den nächsten Tagen in die Pfarreien unseres Bistums.

 

Aktion "Nachfolger gesucht" in Mainz gestartet 

SWR 4 veranstaltete Gesprächsrunde zum Thema "Erfolg im Beruf" 

Mainz. Das Abgeben einer langjährigen Verantwortung bei der Übergabe eines Unternehmens fällt schwer und erfordert hohen Mut. Dies war der Grundtenor einer vom SWR veranstalteten Gesprächsrunde "Erfolg im Beruf", am Freitag, 24. März, auf der Rheinland-Pfalz-Ausstellung im Mainzer Volkspark. Der Wirtschaftsjournalist Gerhard Hohmann begrüßte dazu als Moderator Gäste aus Politik, Kirche und Öffentlichkeit. Das Gespräch gehörte zum Start der Initiative "Nachfolger gesucht". Sie wurde ins Leben gerufen, um Menschen, die einen Betrieb abgeben wollen, in Kontakt mit möglichen Nachfolgern zu bringen. Die Organisatoren der Initiative sind SWR 4, die Investitions- und Strukturbank, die Industrie- und Handelskammer sowie Handwerkskammern. Am Gespräch beteiligt waren u.a. der rheinland-pfälzische Wirtschaftsminister Hans-Artur Bauckhage, der Mainzer Bischof Dr. Karl Lehmann und der Rad-Profi Rudi Altig.

Dem langen Prozess des Loslassens geht Stück für Stück ein Teilen von Verantwortung und Informationen voraus. Dies zu lernen beginne schon in Familie und Freundschaften, wie Bischof Lehmann betonte. Lehmann verwies auch auf die Zeit des Ruhestands, für den es gelte, neue Werte zu finden. Möglichkeiten dazu böten Ehrenämter oder auch Reisen. Da dieser Schritt ein hohes Maß an Selbstvertrauen und Mut benötigt, könne die Kirche helfen, eine Hoffnung durchzuhalten und auch nach Rückschlägen weiterzumachen. Bischof Lehmann ermutigte dazu mit dem Hinweis auf die Saat, die auch erst eine Reifezeit benötigt, bevor man ernten kann. Die Gesprächspartner waren sich einig, dass der Zeitrahmen für eine Übergabe zwischen fünf und zehn Jahren liege.

Angesichts der Tatsache, dass in naher Zukunft sehr viele Betriebe vor der Übergabe stehen, sprach Wirtschaftsminister Bauckhage von der Notwendigkeit einer Kultur der Selbständigkeit. Er betonte dabei die ethische Grundlage der Selbständigkeit, zum Beispiel in Bezug auf die Verantwortung gegenüber den Arbeitnehmern. Diesem Schritt müssten aber umfassende Information und Beratung, auch von Seiten des Landes, vorausgehen. Bauckhage berichtete, er habe vor einigen Jahren seinen Bäckereibetrieb erfolgreich an einen jüngeren Unternehmer übergeben. Rudi Altig verwies hingegen auf das Beispiel des Fahrradherstellers Schauff, bei dem gerade ein Generationenwechsel im Betrieb durch die Angst vor dem Loslassen erschwert werde.

Für eine gelingende Übergabe sei vor allem der Rückhalt des Lebenspartners und der Familie sehr wichtig, versicherte Hans-Jakob Heger. Er führt noch eine Gießerei in der Pfalz und berichtete von seinen Übergabeplänen an den Sohn. Das Heranführen des Nachfolgers in Form von klar getrennten Aufgaben im Betrieb sei notwendig. Sein Vertrauen werde er dadurch ausdrücken, dass er nach der Übergabe sogar ganz wegziehen werde. Neben dem Nachfolger müssten aber auch Betrieb und Mitarbeiter auf den Wechsel vorbereitet werden.

Von den wirtschaftlichen Problemen einer Übergabe berichtete Prof. Dr. Axel Schmidt vom Institut für Mittelstandsökonomie der Universität Trier. Durch Übergabegerüchte könne es zum Beispiel zu Problemen mit den Banken kommen. Aber grundsätzlich stünden Jungunternehmer immer vor der Frage, ob sie sich auch den Ärger eines eigenen Unternehmens leisten wollten. Zwei Jungunternehmer, die für die Wetterredaktion des SWR arbeiten, rieten dazu, sich immer wieder selbst anzuspornen und im Bewusstsein zu leben, dass einem seine Arbeit Spaß macht.

Die Arbeit machte offensichtlich auch dem ehemaligen Bäcker Hans-Artur Bauckhage Spaß. An diesem Nachmittag musste er noch einmal sein Können unter Beweis stellen. Der SWR lieferte ihm alle zum Backen notwendigen Zutaten, aus denen der Minister Brötchen backen musste. Diese wurden später u.a. von Bischof Lehmann für DM 5,- das Stück zugunsten der Ruanda-Hilfe verkauft. Dazu gab es von beiden signierte Tüten.

mso (MBN)

 

"BeDacht. Einblicke und Ausblicke"

 Neue Zeitschrift der Akademie Erbacher Hof

Mainz. Mit dem Titel "BeDacht. Einblicke und Ausblicke" hat die Akademie des Bistums Mainz Erbacher Hof jetzt eine neue Zeitschrift gestartet. Sie soll, wie der Direktor des Erbacher Hofs, Prälat Walter Seidel, im Geleitwort zur ersten Ausgabe der Halbjahresschrift schreibt, zunächst mit ihrer Berichterstattung ein Bindeglied für die große Schar der Teilnehmer der Veranstaltungen sein.

"Vor allem aber möchten wir mit der neuen Postille ein offenes Dialogforum anbieten, auf dem der Gedanken- und Erfahrungsaustausch, der innerhalb unserer Akademie stattfindet, weiter getragen wird, um so auch neue Interessenten für den Erbacher Hof zu gewinnen und zum Weiterdenken und Mitgestalten unserer Arbeit einzuladen", erklärt Seidel. Dabei wolle sich die Akademie entsprechend den Vorgaben des II. Vatikanischen Konzils auch weiterhin ganz bewusst in das "keineswegs bequeme, aber äußerst fruchtbare Spannungsfeld einbringen zwischen einer offenen, wenn auch stets kritischen Auseinandersetzung mit den Herausforderungen der modernen Welt und den umfassenden Konsequenzen aus dem radikalen Prozess kirchlicher Selbstbesinnung und Erneuerung".

"Wir haben die Erfahrung gemacht, dass der Glaube gerade in der radikalen Infragestellung heute keine noch so harte Herausforderung zu scheuen braucht und ihr auch nicht ausweichen darf - im Gegenteil", betont der Akademiedirektor. Fragen bedrängten den Glauben, aber sie drängten ihn auch vorwärts, bekräftigt er. "Wir machen in unserer Arbeit die spannende Erfahrung, dass der Glaube eine unüberhörbare Provokation an die Welt ist, und dass gerade von der Akademiearbeit in diesem Sinne mehr denn je erwartet wird, dass Fragen und Antworten aus dem Evangelium artikuliert werden, unterstreicht Seidel.

Zum Konzept der Zeitschrift erklärt die Studienleiterin des Erbacher Hofs, Dr. Veronika Schlör, in einem "Wort in eigener Sache" an die Leser, die Zeitschrift solle die Möglichkeit anbieten, sich ein genaueres Bild über die Akademie zu machen. Unter dem Titel "Akademie im Gespräch" werde der größte Teil des Blattes Berichten von Studientagungen, Vorträgen und Seminaren gewidmet sein: zur Information, zum Noch-einmal-Nachlesen, zum "Hineinschnuppern". Doch diese Einblicke seien nicht alles. Darüber hinaus sollen geplante bzw. bereits erschienene Veröffentlichungen des Hauses besprochen und die bereits bewährten "Materialhefte" der Akademie ergänzt werden.

Hinweis: BeDacht. Einblicke und Ausblicke. Jahrgang 1, Nr. 1, Mainz, März 2000. Hrsg. Akademie des Bistums Mainz, Erbacher Hof. V.i.S.d.P. Prälat Dr. h.c. Walter Seidel, Akademiedirektor. Redaktion: Dr. Veronika Schlör. BeDacht erscheint halbjährlich. Die erste Nummer wird kostenlos abgegeben. Erbacher Hof. Akademie des Bistums Mainz. Grebenstr. 24-26 in 55116 Mainz, Tel. 06131/257522, Fax 06131/257514.

 

Vielfalt der Koran-Übersetzungen beleuchtet 

Aktuelle deutsche Koran-Übersetzungen miteinander verglichen

Frankfurt/Mainz. Der wachsende Dialog zwischen Christentum und Islam sowie die steigende Anzahl muslimischer Mitbürger rücken diese Religion immer stärker ins Blickfeld. Dadurch hat auch das Interesse an ihrer Offenbarungsschrift, dem Koran, zugenommen. In Deutschland sind zurzeit etwa zehn verschiedene Ausgaben von neuen oder neuaufgelegten Übersetzungen erhältlich. Die Schwierigkeiten der Übersetzung dieses auf der altarabischen Dichtersprache basierenden Textes liegen in ihrer Vieldeutigkeit.

Matthias Radscheid, Dozent für Arabische Sprache an der Universität Bonn, hat in der letzten Ausgabe der in Frankfurt erscheinenden Zeitschrift "CIBEDO-Beiträge zum Gespräch zwischen Christen und Muslimen" die verschiedenen Übersetzungen kritisch begutachtet. Die Ahmadiyya Bewegung, zum Beispiel, benutzt ihre Übersetzung für Missionszwecke. Allerdings habe der Heyne-Verlag in seiner Ausgabe jegliche Anmerkungen zu deren Sonderdeutungen gestrichen, wie zum Beispiel die Sonderlehre, dass Jesus hochbetagt in Kaschmir gestorben sei. Die islamische Weltliga hat die zehn Millionen Anhänger dieser Bewegung mittlerweile zu Nicht-Muslimen erklärt. Um ein islamisches Selbstbewusstsein zu stärken, hat der Leiter des islamischen Zentrums für Da’wa und Information in Köln, Muhammad Rassoul, eine eigene Übersetzung des Textes herausgegeben. Seine Formulierungen grenzen den Islam stark gegen das Christentum ab. Nach seiner Auffassung müssen die Wörter auf ihre Urbedeutung zurückgeführt werden, anstatt historisch gewachsene Begriffe zu verwenden. Nach Radscheids Analyse kann er diesen Anspruch nicht aufrechterhalten.

Der Koran ist zum Teil in metrisch nicht gebundener Reimprosa und zum Teil in reiner Prosa geschrieben. Friedrich Rückert nahm Anfang des 19. Jahrhunderts eine Teilübersetzung in jambischen Metren vor. Auf dessen Manuskripte geht die Ausgabe von Hartmut Bobzin von 1996 zurück. Sie enthält auch eine historische Einführung über Mohammed und den Koran. Weniger auf die Metrik als mehr auf die Syntax beschränkte sich Max Henning in seiner schon 1901 von Reclam herausgegebenen Übersetzung. Dieser Aspekt und das Weglassen möglicher Interpretationsalternativen erleichtern zwar die Lektüre, geben aber manchmal eine Eindeutigkeit vor, die im Original nicht existiert. Murad Wilfried Hofmann paßte seine Version von 1998 der heutigen Umgangssprache an. In Bemühung um Nähe zum Originaltext schuf Ahmad von Denffer 1996 sogar eine eigene islamische Terminologie, weil er den Text so wortgetreu wie möglich übersetzen wollte.

Als eher misslungen sieht Radscheid die Versionen von Lazarus Goldschmidt und Lion Ullmann. Erstere war in Bezug auf ihren Kommentarteil schon zu ihrer Zeit (1917) überholt. Ullmanns Übersetzung wurde um die Jahrhundertwende sogar als "jämmerliche Schülerarbeit" bezeichnet. In den Folgeausgaben des Goldmann Verlages von 1959 und 1970 wurden Ullmanns Fehler nicht verbessert, sondern überraschender Weise noch neue hinzugefügt.

Eine brauchbare Übersetzung ist nach Auffassung von Dr. Barbara Huber-Rudolf, der Leiterin der Dokumentationsstelle für christlich-islamische Begegnung CIBEDO in Frankfurt / Main und Herausgeberin der gleichnamigen Zeitschrift, die Studienausgabe von Rudi Paret (1966, mit Kommentar von 1971). Peret sei am exaktesten, international anerkannt und am nächsten am Text. Sie empfiehlt aber auch in die Übersetzung deutscher Muslime hineinzusehen, da der Grad an Authentizität hier natürlich viel höher sei. Die für Christen aufschlussreichste Übersetzung ist die des Religionswissenschaftlers an der Katholisch-Theologischen Fakultät der Universität Münster, Prof. Dr. Adel Theodor Khoury. 1987 erschien zum ersten Mal sein Text, dessen Ziel ein besseres Verständnis des Korans für Nicht-Muslimen. Er zeigt viele Parallelen zu biblischen Stellen auf. In Text und Kommentar sind Exkurse von systematischer und historischer Art eingefügt. Somit dient diese Ausgabe in besonderer Weise dem christlich-muslimischen Dialog. Khouris Ausgabe hat den Nachteil, dass sie sehr teuer ist. Die zehn Bände sind für etwa DM 3000 zu haben (derzeitiger Subskriptionspreis DM 2452). Im Vergleich dazu ist Perets Ausgabe mit Kommentar für etwa DM 70 sehr preiswert, erst recht die kartonierte Ausgabe bei Reclam für DM 18.

Hinweis: CIBEDO. Beiträge zum Gespräch zwischen Christen und Muslimen. 13. Jahrgang Heft Nr. 4. 1999 Hrsg. CIBEDO e.V. Frankfurt / Main. Verantwortlich Dr. Barbara Huber-Rudolf Tel.: 069 / 726491 Fax: 069 / 723052.

mso (MBN)

 

Roeske schilderte Entwicklung des Menschenbildes seit Sokrates  

"Die Würde des Menschen ist unantastbar"

Mainz. "Woher kommt eigentlich unser Menschenbild, auf das wir die Würde des Menschen begründen?" Oberstudiendirektor i.R. Kurt Roeske beantwortete diese Frage in seinem Vortrag "Die Würde des Menschen" indem er die historische Entwicklung des Menschenbildes von der Antike über das Christentum bis zur Entstehung des Grundgesetztes der Bundesrepublik Deutschland nachvollzog. Der ehemalige Direktor des Rhabanus-Maurus-Gymnasiums wurde vom Verein der Freunde und Förderer dieser Schule zu diesem Vortrag am Dienstag, 28. März, eingeladen. Wenn die Veranstalter auch nur mit ca. 50 Zuhörern im Musiksaal der Schule gerechnet hatten, so reichte die Bestuhlung schließlich doch für die über 200 Besucher aus.

Selbstbestimmtes Sterben, Sterbehilfe oder Präimplantationstechnik sind nach Auffassung von Roeske bedrängende Fragen der Gegenwart. Sie rücken das Definieren des Menschenbildes wieder in den Brennpunkt gesellschaftlicher Diskussion. Er schilderte die Entwicklung des Menschenbildes und der Menschenwürde von der antiken Philosophie bis zur Formulierung des Grundgesetzes der Bundesrepublik Deutschland, dass die Würde des Menschen unantastbar ist. Für die Christen stehen Verantwortung für die Welt und den Nächsten im Mittelpunkt. Sie sind, wie Roeske darlegte, nicht einfach Schauspieler in einem gottgegebenen Plan, sondern Mitgestalter. Dem Christentum entsprang der Gedanke der Gleichheit und Gottebenbildlichkeit. Alle Menschen sind einander von Gott gegeben, gleichgültig, ob sie behindert oder nicht behindert auf die Welt kamen. 

mso (MBN)