Mainzer Bistumsnachrichten Nr. 16

2. Mai 2001

Datum:
Mi. 2. Mai 2001
Von:
MBN

Bischöfliche Pressestelle Mainz, Leiter: Jürgen Strickstrock, Bischofsplatz 2, 55116 Mainz 
Postanschrift: Postfach 1560, 55005 Mainz, Tel. 06131/253-128 oder 129, Fax 06131/253-402. E-Mail: pressestelle@bistum-mainz.de

Berichte

  • Kardinal Lehmann wird 65 (16. Mai) 
  • Kardinal Lehmann: Prozess kaltschnäuziger Entsolidarisierung schreitet fort 
  • Frage von Alterssicherung und Rentenreform im Mittelpunkt 
  • Lehmann: Dreiklang "Diaspora, Mission, Ökumene" neu entdecken 
  • Straßburger als Polizeipfarrer eingeführt 
  • 16 Millionen DM für 18.000 Priesteramtskandidaten 
  • Johannes Kohl neuer Leiter des Bildungswerks Mainz-Stadt
Berichte

Kardinal Lehmann wird 65. (16. Mai) 

Pontifikalvesper im Dom – Akademische Feier im Erbacher Hof 

Mainz. Der Bischof von Mainz und Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Karl Lehmann, feiert am Mittwoch, 16. Mai, seinen 65. Geburtstag. Nach einer festlichen Pontifikalvesper im Dom (Beginn 16.00 Uhr) findet um 18.00 Uhr im Bildungszentrum Erbacher Hof in Mainz eine Akademische Feier mit geladenen Gästen statt.

Nach der Begrüßung durch Generalvikar Prälat Dr. Werner Guballa und den Stellvertretenden Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz, Bischof Dr. Heinrich Mussinghoff, Aachen, hält der Metropolit der Oberrheinischen Kirchenprovinz, der Erzbischof von Freiburg, Dr. Oskar Saier, die Festrede. Ein weiterer Höhepunkt der Feier wird die Übergabe einer Festschrift an Kardinal Lehmann sein, in der der Jubilar vor allem als Wissenschaftler und Hochschullehrer gewürdigt wird. Die Autoren sind zum Teil Schüler und Schülerinnen von Professor Leh mann. Zwei von ihnen, Prof. Dr. Albert Raffelt, Freiburg, und Dr. Barbara Nichtweiß, Mainz, werden als Herausgeber die Festschrift als Geburtstagsgeschenk übergeben.

Integriert in die Akademische Geburtstagsfeier ist die Überreichung der Abschluss-Diplome an Studierende des Fachbereichs Katholische Theologie der Johannes Gutenberg-Universität Mainz durch den Dekan des Fachbereichs, Prof. Dr. Johannes Meier. Zum Abschluss der Akademischen Feier hält Kardinal Lehmann eine Dankansprache. Musikalisch umrahmt wird der Festakt durch den Violinisten Wojciech Garbowski, Berlin, und den Bratschisten, Rajmond Glowczynski, Hannover, die beim Kulturprogramm des Mainzer Jubiläumskatholikentages 1998 mitgewirkt haben. Sie spielen Werke von u.a. J.S. Bach und Mozart.

Hinweis für die Redaktionen: Die Pontifikalvesper im Dom um 16.00 Uhr ist als öffentlicher Gottesdienst für jedermann zugänglich. Vertreter der Presse und der Medien, die – im Unterschied zur Kardinalsfeier am 4. März – nicht eigens eingeladen werden, sind zur Akademischen Feier aus Anlass des 65. Geburtstags herzlich willkommen. Allerdings ist aus organisatorischen Gründen vorherige Anmeldung erforderlich. Die Vertreter bzw. Mitarbeiter/innen der Redaktionen, die an der Feier teilnehmen möchten, sind deshalb hiermit gebeten, sich telefonisch (06131 / 253 128/9), per Fax (06131 / 253 402) oder per E-Mail: pressestelle@bistum-mainz.de anzumelden.

Sk (MBN)

 

Kardinal Lehmann: Prozess kaltschnäuziger Entsolidarisierung schreitet fort 

Veranstaltung der Betriebsseelsorge und der katholischen Sozialverbände zum 1. Mai 

Mainz. Zum 1. Mai hat der Bischof von Mainz, Kardinal Karl Lehmann, zu stärkerer Solidarität mit den Schwachen in der Gesellschaft, den Arbeitslosen und denen, "die unter die Räder gekommen sind", aufgerufen. Bei einem Gottesdienst am Vorabend des Tags der Arbeit (in der katholischen Kirchen das Fest des hl. Joseph des Arbeiters) erklärte Lehmann im Mainzer Dom, das füreinander Einstehen "Schulter an Schulter" sei ein großes Erbe der Arbeiterbewegung. Diese Solidarität sei nicht nur für die Menschen in der Arbeitswelt wichtig, sondern für die Gesellschaft insgesamt.

"Wir haben einen unheimlichen Prozess der Entsolidarisierung" mahnte Lehmann und verwies auf die Kluft zwischen Gesunden und Kranken, Jungen und Alten, Reichen und Armen in der Gesellschaft. Der gerade veröffentlichte Armuts- und Reichtumsbericht der Bundesregierung zeige, dass die Schere immer weiter auseinander klaffe. Rücksichtslosigkeit und Gleichgültigkeit nähmen zu und die Sensibilität für die Not anderer lasse nach, stellte er fest. Der Prozess der Entsolidarisierung schreite in einer Art Kaltschnäuzigkeit fort. Das Streben nach dem eigenen Nutzen und Vorteil sei nicht von vorneherein schlecht, sondern könne auch das Beste für den anderen bedeuten, räumte Kardinal Lehmann in seiner Predigt ein, warnte jedoch vor einem Kapitalismus, "der zerstörerisch wirkt" und deshalb Gegenkräfte erfordere. Es brauche gewaltige geistige und spirituelle Kräfte, um den Eigennutz zu überwinden, unterstrich er.

Der Bischof rief dazu auf, sich nicht selber zum Maß zu nehmen, sondern das Antlitz des anderen vor Augen zu haben, seine oft verborgene Not zu sehen und zu fragen: "Wo und warum stimmt etwas nicht in unserem Zusammenleben?" Diese Frage reiche auch hinein in die aktuelle Diskussion um die aktive Sterbehilfe. Die mangelnde Bereitschaft, alte Menschen zu pflegen, könne "böse auf uns zurückschlagen, wenn wir hier nicht bremsen und gegen den Strom schwimmen". Da komme es darauf an, immer neue Brücken zu bauen, zum Beispiel bei der Frage der Alterssicherung, bei der Gerechtigkeit zwischen den Generationen. "Wir dürfen nicht künftigen Generationen Lasten auflegen ohne zu fragen, ob sie diese tragen können", mahnte Kardinal Lehmann. Diese Grundsolidarität gehöre in die Mitte des christlichen Glaubens, bekräftigte er. Sie erlaube nicht, andere Menschen auszugrenzen. Es gelte, im Geist Jesu, "der für alle gestorben ist", umzukehren, sich neu zu orientieren und Kälte und Kaltschnäuzigkeit zu überwinden.

Beim anschließenden Begegnungs- und Diskussionsabend im Bildungszentrum Erbacher Hof knüpfte die stellvertretende Vorsitzende des Deutschen Gewerkschaftsbundes, Dr. Ursula Engelen-Kefer, an diese Gedanken an und stellte fest, dass die Kirchen und die Gewerkschaften nicht im Mainstream der Gesellschaft stünden, wenn sie sich für sozial Benachteiligte einsetzen. Nachdrücklich forderte sie Maßnahmen der Politik für Familien und Alleinerziehende, um aus der "Armutsfalle" der Kindererziehung herauszukommen. Dazu gehörten vor allem verstärkt Betreuungsmaßnahmen für Kinder.

Engelen-Kefer: Gesetzliche Rente bleibt wesentliche Säule der Alterssicherung 

Die Solidaritätsfrage, die Kardinal Lehmann angesprochen habe, müsse gerade in der Generationensolidarität gestellt werden, betonte sie in ihrem Vortrag zum Thema "Rentenreform, der Einstieg in den Ausstieg der solidarischen Versicherung?" Die damit gestellte Frage sei mit einem klaren "nein" zu beantworten, betonte sie. Die mit der Verabschiedung der Altersvermögensgesetze durch den Deutschen Bundestag eingeleitete Rentenreform – die Zustimmung des Bundesrates steht noch aus - bedeutet nach ihrer Auffassung einen ausgewogenen Kompromiss zwischen den Interessen der Beitragszahler und den Interessen der Leistungsempfänger. Aus Sicht der Gewerkschaften seien zwar nicht alle Reformziele erreicht worden, aber in einigen wesentlichen Punkten habe es Verbesserungen gegenüber dem ursprünglichen Gesetzentwurf gegeben. Als positiv bewertete die stellvertretende DGB-Vorsitzende, dass bei der zusätzlichen Altersvorsorge der betrieblichen Altersversorgung Priorität zukomme und dass die Weiterentwicklung der gesetzlichen Rentenversicherung zu einer Erwerbstätigenversicherung "als politische und sachliche Notwendigkeit" anerkannt worden sei.

Nicht zuletzt habe die neue staatliche Förderung der privaten und betrieblichen Vorsorge eine erhebliche soziale Komponente erhalten. Die gesetzliche Fixierung des Rentenniveaus auf 67 Prozent bedeute, dass die gesetzliche Rente die wesentliche Säule der Alterssicherung bleibe. Zur Sicherung des Lebensstandards müsse die kapitalgedeckte private Vorsorge hinzukommen. Diese Zusatzvorsorge müsse für alle ermöglicht werden. Dazu sei die großzügige Förderung durch den Staat ein Beitrag. Leider sei es bisher nicht gelungen, die Arbeitgeber an der Finanzierung zu beteiligen. Dies werde Thema künftiger Tarifverhandlungen sein. Unter der Moderation des Diözesan-Geschäftsführers der Katholischen Arbeitnehmerbewegung (KAB), Heribert Kron, ging Engelen-Kefer in der Diskussion vor allem auf Fragen aus dem Publikum zur Rentensicherung und zur Förderung der Familie ein.

Zu der Veranstaltung waren mehr als 300 Teilnehmer in den Ketteler-Saal gekommen. Traditionsgemäß hatten die Betriebsseelsorge und die katholischen Sozialverbände im Bistum Mainz dazu eingeladen. Kardinal Lehmann gedachte zu Beginn des Gottesdienstes des im Oktober 2000 verstorbenen Leiters der Betriebsseelsorge, Pfarrer Msgr. Manfred Gärtner, Dieburg. Er sei über Jahrzehnte "die Seele unserer Arbeit in der Sorge um die Menschen in der Arbeitswelt" gewesen und habe sich ebenso für Waisenkinder in Brasilien eingesetzt. "Deshalb sind wir in seiner Nachfolge besonders in die Pflicht genommen", erklärte der Bischof. Zugleich hieß er den neuen Leiter der Betriebsseelsorge, P. Otto Schabowicz SJ, willkommen, der zuletzt in der Arbeitnehmerseelsorge in Polen tätig war. Lehmann dankte ihm für seine Bereitschaft, diese Aufgabe zu übernehmen, wie auch dem Jesuitenorden, ihn dafür freizustellen.

Zu den Konzelebranten gehörten neben Kardinal Lehmann und Schabowicz unter anderen der Leiter des Seelsorgeamtes, Domkapitular Heinz Heckwolf, und der Diözesanpräses des Kolpingwerkes, Dekan Harald Christian Röper, Eppertshausen. Musikalisch gestaltet wurde der Gottesdienst vom Jungen Chor St. Elisabeth, Darmstadt, unter Leitung von Gabi Urbanski.

Sk (MBN)

 

Frage von Alterssicherung und Rentenreform im Mittelpunkt 

Begegnung am Vorabend des 1. Mai mit Kardinal Lehmann und Engelen-Kefer (30.4.) 

Mainz. Bei der traditionellen Veranstaltung der Betriebsseelsorge und der Katholischen Sozialverbände im Bistum Mainz zum 1. Mai wird die stellvertretende Vorsitzende des DGB, Dr. Ursula Engelen-Kefer, Berlin, sprechen. Zentrales Thema bei dieser Begegnung zwischen Kirche und Arbeitswelt am Vorabend des Tages der Arbeit, Montag, 30. April, ist in diesem Jahr die Frage der Alterssicherung.

Nach einer Eucharistiefeier im Dom um 18.30 Uhr mit dem Mainzer Bischof, Kardinal Karl Lehmann, der auch die Predigt hält, beginnt der Gesprächs- und Begegnungsabend um 19.45 Uhr im Bildungszentrum Erbacher Hof. Ursula Engelen-Kefer hält zum Einstieg einen Vortrag zum Thema "Rentenreform, der Einstieg in den Ausstieg der solidarischen Versicherung?". Unter der Moderation des Diözesan-Geschäftsführers der Katholischen Arbeitnehmerbewegung (KAB), Heribert Kron, schließt sich eine Diskussion an. Wie in den vergangenen Jahren werden dabei neben den Vertretern der Katholischen Sozialverbände (KAB, Kolpingwerk und Christliche Arbeiterjugend/CAJ) und der Betriebsseelsorge auch Gewerkschafter und Vertreter der Unternehmerseite zu Wort kommen. Kardinal Lehmann wird das Schlusswort sprechen.

In der Einladung zum Begegnungsabend heißt es: "Die Sicherung der Zukunft im Alter ist in den letzten Jahren ein herausragendes Thema der deutschen Sozialpolitik." Die Einladung verweist auf das vom Bundestag beschlossene Rentenreformgesetz und stellt dazu fest: "Die Gewerkschaft und die Sozialverbände, auch die KAB, haben dieses Gesetz heftig kritisiert."

Otto Schabowicz SJ, neuer Leiter der Betriebsseelsorge, stellt sich vor 

An diesem Abend wird sich auch der neue Leiter der Betriebsseelsorge im Bistum Mainz, P. Otto Schabowicz SJ, vorstellen. Er ist Nachfolger des im vergangnen Jahr plötzlich verstorbenen Pfarrers Msgr. Manfred Gärtner, Dieburg. Otto Schabowicz wurde am 24. Dezember 1947 im rheinhessischen Guntersblum geboren. Nach Abschluss seines Philosophie- und Theologiestudiums weihte ihn der damalige Freiburger Weihbischof Karl Gnädinger am 9. Oktober 1982 in Mannheim zum Priester. Vor seinem Studium als Spätberufener auf dem Weg zum Priestertum hatte Schabowicz eine Lehre bei Opel in Rüsselsheim absolviert (1962-65) und dort fast acht Jahre als Universalfräser im Fahrzeugbau gearbeitet. Von 1972 bis 1975 besuchte Schabowicz das Ketteler-Kolleg in Mainz, legte hier das Abitur ab und trat danach (1975) in den Jesuitenorden ein. Er studierte Philosophie und Theologie in München, Frankfurt und Würzburg.

Zunächst wirkte Schabowicz nach der Priesterweihe als Pfarrer in St. Markus in Frankfurt. 1983-1984 absolvierte er ein Spezialstudium der Ökonomie, Jura und Sozialpolitik an der Akademie der Arbeit in Frankfurt. Daran schloss sich 1984-1986 ein Studium der Sozialphilosophie in München an. Von 1986 bis 1988 war Schabowicz Leiter des Sozialen Seminars im Bildungszentrum Heinrich-Pesch-Haus in Ludwigshafen. 1988 wurde er zum Präses der Katholischen Arbeitnehmer-Bewegung (KAB) in der Erzdiözese Freiburg mit Sitz in Mannheim gewählt. Zugleich lehrte er von 1993 bis 1999 als Dozent für Sozialpolitik und Arbeitsrecht im Bereich Wirtschaftsinformatik an der Berufsakademie Mannheim. Der 53-Jährige war zuletzt (seit 1999) im oberschlesischen Gleiwitz (Gliwice) in Polen beim Aufbau eines Bildungszentrums für die Betriebsseelsorge der Jesuiten tätig.

Sk (MBN)

 

Lehmann: Dreiklang "Diaspora, Mission, Ökumene" neu entdecken 

Bundsweite Diaspora-Aktion 2001 des Bonifatiuswerkes der deutschen Katholiken eröffnet 

Mainz. Zusammen mit der Führungsspitze des Bonifatiuswerkes der Deutschen Katholiken hat der Vorsitzende der deutschen Bischofskonferenz, der Mainzer Bischof Kardinal Karl Lehmann, am Sonntag, 29. April, in Mainz unter dem Leitwort "Gib dem Glauben ein Gesicht!" die bundesweite Diaspora-Aktion 2001 der deutschen Bistümer eröffnet. Im feierlichen Pontifikalamt im Mainzer Dom und in der anschließenden Auftaktveranstaltung im Bildungszentrum Erbacher Hof betonte Lehmann, es gelte den Dreiklang "Diaspora – Mission – Ökumene" neu zu entdecken und stärker ins öffentliche Bewusstsein zu rücken. Als Konzelebranten wirkten der neue Bischof von Helsinki, Josef Wrobel, und die norwegischen Bischöfe Georg Müller, Trondheim, und Gerhard Goebel, Tromsö, mit.

Der thüringische Ministerpräsident Dr. Bernhard Vogel, Erfurt, forderte in seiner Festansprache den Mut der Christen auch in der Minderheitensituation einer entchristlichten Umgebung, ihren Glauben zu bekennen. Das Wort der Kirchen werde weit über die eigenen Mitglieder hinaus gehört und beachtet.

Kardinal Lehmann betonte in seiner Predigt, die Minderheitensituation von Christen in der Diaspora sei ein elementares Kennzeichen der Wirklichkeit der heutigen Kirche. Deshalb sei es wichtig, die Aufgaben und Leistungen des Bonifatiuswerkes, das vor über 150 Jahren von Laien gegründet wurde, ins Blickfeld zu rücken. Dieses Werk dürfe im Blick auf die Not der Menschen in der sog. Dritten Welt nicht vergessen werden. Die räumliche Diasporasituation in den Diasporagebieten in Deutschland, Nord- und Osteuropa sei oft nicht nur physisch durch die großen Entfernungen und die Isolierung der katholischen Christen bedrückend, sondern manchmal drohten auch Vereinsamung und inmitten einer religiös oft sehr indifferenten Welt Müdigkeit und Resignation. Die Schwestern und Brüder in der Diaspora brauchten gemäß dem Leitwort "Gib dem Glauben ein Gesicht" sichtbare Zeichen der Solidarität, wie sie zum Beispiel durch die Kollekte am Diaspora-Sonntag dieses Jahres, am 6. Mai, zum Ausdruck komme.

Zugleich mahnte Lehmann, die Diaspora-Situation nicht nur zu beklagen. Sie sei eine exemplarische Situation, die vorwegnehme, "was bald auf uns alle zukommt oder auch schon längst Wirklichkeit ist". Dies Situation, die Karl Rahner schon 1954 als "planetarische Diaspora" bezeichnet habe, bedeute auch die Chance, in einer ganz neuen Weise in der Gesellschaft eine Alternative zu werden, geistig offensiv und pastoral missionarisch zu wirken. Damit werde auch deutlich, dass Diaspora und Ökumene kein Gegensatz seien. Die Diasporagemeinden suchten gerade in intensiver Form die Gemeinschaft der Getauften untereinander, ohne die konkrete Verwurzelung in der jeweiligen kirchlichen Heimat zu verwischen. Der Generalsekretär des Bonifatiuswerkes Prälat Clemens A. Kathke, Paderborn, verwies dazu vor der Presse auf die gute Zusammenarbeit mit den evangelischen Schwesterorganisationen, dem Gustav-Adolf-Werk und dem Martin-Luther-Bund.

Ministerpräsident Vogel dankte in seiner Ansprache für die in der Öffentlichkeit zu wenig bekannten Leistungen des Bonifatiuswerkes als Hilfe zur Selbsthilfe und verwies darauf, dass allein im letzten Jahr DM 16 Millionen für kirchliche Bauten und DM 5 Mio für die Priesterausbildung in den jungen Bundesländer im Osten Deutschlands aufgebracht wurden. Die 900 Pfarreien in den jungen Ländern seien auf diese Hilfe angewiesen. In diesen Ländern gehörten mehr als zwei Drittel der Bevölkerung keiner Kirche an. An dem 1991 in Thüringen eingeführten schulischen Religionsunterricht nähmen auch viele nichtchristliche Schülerinnen und Schüler teil. Die wachsende Zahl von Erwachsenentaufen mache deutlich, dass die Kirche "Zeichen der Hoffnung" sei.

Dies brachte auch die Äbtissin des Zisterzienserinnenklosters Helfta bei Eisleben, Sr. Assumpta Schenkl in einem Grußwort zum Ausdruck. Das 1547 erloschene und 1998 wiedererrichtete Kloster sei Anlaufstelle für zahllose Menschen, Christen und Nichtchristen. Hier, wo im 13. Jahrhundert die berühmten Mystikerinnen Gertrud von Helfta, Mechtild von Hakeborn und Mechtild von Magdeburg wirkten, werde der Hunger der Menschen nach dem Glauben an Gott jeden Tag spürbar. Sie dankte dem Bonifatiuswerk für die Unterstützung beim Wiederaufbau des Klosters und zum Lebensunterhalt der mittlerweile 16 Schwestern.

Generalsekretär Kathke und der Präsident des Bonifatiuswerkes, Georg Freiherr von Brenken, teilten vor der Presse mit, dass im vergangenen Jahr aus Spenden, Nachlässen und Kollekten DM 29 Millionen aufgebracht und für den Bau von Kirchen und Gemeindezentren, Jugend- und Bildungshäusern, katholischen Schulen und Kindergärten, Kinder- und Jugendseelsorge sowie die Motorisierung in den Diasporagemeinden in Form von Kleinbussen in den jungen Bundesländern sowie in den skandinavischen Ländern wie auch in Estland und Lettland aufgebracht wurden. Für das Bistum Mainz erklärte Bischofsvikar Apostolischer Protonotar Dr. h.c. Martin Luley, dass das Bistum seit der Wende auf die Förderung von Baumaßnahmen in den eigenen Diasporagemeinden zugunsten der Gemeinden im Osten verzichtet habe.

Bonifatiuswerk der deutschen Katholiken

Sk (MBN)

 

Straßburger als Polizeipfarrer eingeführt 

Landespolizeipräsident Scheu: "Stehen mit beiden Beinen im Leben" 

Offenbach. Pfarrer Wigbert Straßburger, Wald-Michelbach-Aschbach, ist am Freitag, 27. April, als erster hauptamtlicher Polizeipfarrer für den hessischen Teil des Bistums Mainz in der Pfarrkirche St. Pankratius in Offenbach-Bürgel offiziell in sein Amt eingeführt worden. Die Amtseinführung fand im Namen eines festlichen Gottesdienstes statt. Der Personaldezernent des Bistums Mainz, Domkapitular Prälat Dietmar Giebelmann, führte im Namen und Auftrag des Bischofs von Mainz, Kardinal Karl Lehmann, Straßburger in seine Aufgabe als Polizeipfarrer für die Bereichspräsidien Mittelhessen, Südhessen und Südosthessen sowie das Bereitschaftspräsidium in Wiesbaden ein.

Giebelmann dankte Pfarrer Straßburger im Namen des Bischofs und des Bistums für die Bereitschaft, diese Aufgabe zu übernehmen. Straßburger werde die Polizisten als Seelsorger begleiten, stellte Giebelmann fest und erklärte weiter: "Sie werden dort, wo die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Polizeidienst in der Begegnung mit dem Leid und der Not und auch dem Schuldigwerden in eigene persönliche Not geraten, als Seelsorger da sein und sie werden priesterlichen Dienst anbieten". Im Auftrag der Kirche werde er die frohe Botschaft von der Gegenwart Gottes und seiner Treue verkünden.

In feierlicher Form versprach Pfarrer Straßburger seine Bereitschaft, im Vertrauen auf die Kraft des Heiligen Geistes der Sendung des Bischofs nachzukommen und in Verbundenheit mit dem Bistum Mainz und der ganzen Kirche dieses Amt zu übernehmen und auch mit dem Ständigen Beirat der Polizeiseelsorge vertrauensvoll zusammen zu arbeiten. Nach dem Glaubensbekenntnis überreichte Giebelmann dem Polizeipfarrer als Zeichen seines Dienstes das Evangelienbuch, Kelch und Hostienschale.

Zu den Konzelebranten gehörten u.a. Landespolizeidekan Willi Heinrich Knapp, Darmstadt, Polizeidekan Msgr. Roland Knott, Fulda, und P. Rainer Klostermann OP, Leipzig, Ortspfarrer Stephan Leilich, der Pfarrer von Aschbach, Klaus Holzamer, und Diakon Willi Hartmann, der als Polizeiseelsorger im Bistum Limburg tätig ist. Landespolizeipräsident Dr. Udo Scheu, Wiesbaden, brachte in seinem Grußwort den Dank an Kardinal Lehmann zum Ausdruck, dass Straßburger als Polizeipfarrer zur Verfügung gestellt wurde. Im Blick auf den Priestermangel sei dies heute nicht mehr selbstverständlich, betonte er. Über die Arbeit der Polizeipfarrer äußerte er sich sehr positiv. Es seien Seelsorger, die "mit beiden Beinen im Leben stehen". Weil die Polizeibeamt/inn/en mit Konflikten zu tun haben, bedürfen sie nach seinen Worten der seelsorgerischen Betreuung. Besonders dankbar sei er auch dafür, dass Pfarrer Straßburger die Verantwortung für den ethischen Unterricht an den Polizeifachhochschulen übernommen habe. Dies sei eine wichtige Säule im Dienst der Polizei.

Der evangelische Polizeipfarrer, Wolfgang Hinz, Wiesbaden, erklärte für die evangelische Kirche, er freue sich sehr über die Verstärkung, zumal er schon bisher mit Pfarrer Straßburger sehr gut zusammen gearbeitet habe. Straßburger hat seinen Dienst als Polizeiseelsorger bereits am 1. September 2000 angetreten. Gerade in der Polizeiseelsorge gebe es ein gutes ökumenisches Miteinander, unterstrich Hinz. Dies sei angesichts aktueller Schwierigkeiten in der Ökumene besonders wichtig. In ihrer unterschiedlichen Lebens- und Berufserfahrung könnten die katholischen und evangelischen Polizeipfarrer auch unterschiedliche Akzente setzten, erklärte er. Dabei sei aus seiner Sicht das Verhältnis von Institution und Individuum für die Polizei von zentraler Bedeutung. Dieser Dienst stehe in der Spannung von persönlicher Freiheit und Loyalität gegenüber den Institutionen des Staates und der Kirche.

Landespolizeidekan Knapp hatte zu Beginn des Gottesdienstes eine Reihe von leitenden Polizeibeamten namentlich begrüßt, ebenso die in größerer Zahl erschienenen Polizeibeamt/inn/en der Hessischen Bereitschaftspolizei, der Wasserschutzpolizei, der Schutz- und Kriminalpolizei sowie die Mitglieder des Landesbeirates der katholischen Polizeiseelsorge. Es sei Auftrag der Polizeiseelsorge, mit den ihnen anvertrauten Menschen begleitend unterwegs zu sein und sie in allen, auch krisenhaften Lebenslagen menschliche Nähe spüren zu lassen und damit auch die Nähe Gottes. Dieses miteinander Unterwegssein gelte auch für die ökumenischen Bemühungen der beiden großen christlichen Kirchen. So sehe er in der Anwesenheit der beiden evangelischen Polizeipfarrer, Kurt Grützner von der Evangelischen Kirche Kurhessen-Waldeck, und Wolfgang Hinz, von der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau, ein Zeichen für die gute ökumenische Zusammenarbeit. Knapp versprach Straßburger seine Unterstützung bei seiner neuen Aufgabe und vertrauensvolle Zusammenarbeit.

"Wegweiser, Leuchttürme, Funkfeuer" 

In seiner Predigt betonte Pfarrer Straßburger, er sehe seine Aufgabe als Polizeiseelsorger darin, auf eine Wirklichkeit Gottes hinzuweisen, die sich dem Wahrnehmungsvermögen nicht so ohne weiteres eröffne. Bildlich gesprochen seien die Polizeipfarrer Wegweiser, Leuchttürme und Funkfeuer auf Gott hin. Er wolle Hinweise geben und selbst Hinweis sein für Gottes beglückende Wirklichkeit, bekräftigte Straßburger. Er dankte allen, die zur Gestaltung dieser festlichen Einführung beigetragen haben, insbesondere auch dem Hessischen Polizeiorchester unter Leitung von Bernhard Stopp, dem Chor der Wasserschutzpolizei unter Leitung von Wilhelm Lüttich, der Kantorin Martina Schlag und dem Organisten Oliver Schmidt.

Der Offenbacher Polizeipräsident Günther Häfner würdigte in seinem Grußwort, dass Straßburger bei seinem Dienstantritt zum 1. September 2000 die Polizeiarbeit vor Ort kennen lernen wollte und bei Früh-, Spät- und Nachtdienst die Einsätze der Polizei begleitete. Diese wichtigen Kontakte seien auch in die Zukunft für seine Arbeit sicher prägend. Als Polizeipfarrer werde er oft in Anspruch genommen und könne den Kolleginnen und Kollegen bei ihrer Arbeit weiterhelfen. "Wir Polizeipräsidenten freuen uns auf die Zusammenarbeit, bekräftigte er."

Ähnlich lobte auch ein Mitarbeiter des Ersten Offenbacher Polizeireviers den Einsatz Straßburgers, der sich für den schwierigen Einsatz in diesem Bereich mit starker Kriminalität, sozialen Problemen und hohem Ausländeranteil in der Bevölkerung gemeldet habe. Straßburger habe bewusst diese schwierige Stelle aufgesucht. So sei zu hoffen, dass er auch in Zukunft die Basisbetreuung nicht vernachlässigen werde. Der Vorsitzende des Beirates der katholischen Polizeiseelsorge in Hessen, Walter Glanitz, betonte, wie notwendig personelle Verstärkung in diesem Bereich war. Der Dresdner Polizeipfarrer Klostermann bezeichnete Straßburger in seinem Grußwort als "Freund der Freunde und Helfer".

Sk (MBN)

 

16 Millionen DM für 18.000 Priesteramtskandidaten, Spelthahn: Kein Krisenlamento, sondern Aufbruchstimmung in Lateinamerika

Patenschaftskonferenz der deutschen Bistümer und der Aktion ADVENIAT tagte in Mainz 

Mainz. Im Gegensatz zu Deutschland und den anderen europäischen Ländern hat die Zahl der Priesteramtskandidaten und der Neupriester in Lateinamerika in den letzten Jahren "erfreulich zugenommen". Gestützt wurde diese Entwicklung, wie der Geschäftsführer der Bischöflichen Aktion ADVENIAT-Hilfe der deutschen Katholiken für die Kirche in Lateinamerika, Msgr. Dieter Spelthahn, Essen, zum Auftakt der ADVENIAT-Patenschaftskonferenz am Mittwoch, 25. April, in Mainz erklärte, durch die Ausbildungsförderung der Theologiestudenten in den Diözesen Lateinamerikas und der Karibik mit Spenden aus Deutschland.

Nach Angaben Spelthahns wurden im vergangenen Jahr rund 18.000 Theologiestudenten in Lateinamerika mit insgesamt DM 16 Millionen gefördert. Die Summe setzt sich aus zweckgebundenen Spenden von Paten und Förderern, aus Zuschüssen einzelner Bistümer aus Haushaltsmitteln und aus Kollektenmitteln von ADVENIAT. Zur Zeit bereiten sich in Lateinamerika mehr als 30.000 Seminaristen auf den Priesterberuf vor. Diese Zahl hat sich seit 1976 verdreifacht. Spelthahn betonte, dass kirchlich in Lateinamerika eine völlig andere Situation gegeben sei als in Deutschland. Während hier "Krisenstimmung" herrsche, gekennzeichnet durch Kirchenaustritte und Rückgänge bei den Gottesdienstbesuchern und dem Priesternachwuchs, gebe es in Lateinamerika eine anhaltende Aufbruchstimmung.

In keinem Teil der Erde habe sich das Zweite Vatikanische Konzil so positiv ausgewirkt wie in Lateinamerika, wo etwa die Hälfte der Katholiken in der Welt leben. Im Geist des Konzils sei hier die Kirche vorrangig eine Kirche der Armen und der Priester genieße ein hohes Ansehen als Seelsorger, Sozialreformer und Anwalt der Schwachen. Deshalb sei es nicht erstaunlich, dass der Priesterberuf für viele junge Männer nach wie vor attraktiv sei. Spelthahn verwies dazu auf das Beispiel einer Diözese in Kolumbien, die alleine 200 Priester zur Seelsorge in anderen Ländern, sog. "Donum fidei-Priester", freigestellt habe, so viele wie alle deutschen Bistümer zusammen.

Nachdrücklich würdigte Spelthahn das Engagement der ADVENIAT-Paten, die sich verpflichten, mit einem monatlichen Festbetrag von DM 75,- einen Seminaristen in Lateinamerika zu unterstützen. Er bedauerte allerdings, dass wegen der erfreulich gestiegenen Seminaristenzahlen und des Rückgangs an Paten die Schere zwischen Hilfsbedürftigkeit und Hilfsmöglichkeit immer weiter auseinander klaffe. Während vor 16 Jahren noch rund 9000 Paten etwa 14.000 Seminaristen förderten, stehen heute 5.650 Paten ca. 18.000 zu fördernden Theologiestudenten gegenüber. Allerdings werde der Fehlbetrag zum Teil durch vermehrte Einzelspenden ausgeglichen. Die Bereitschaft, sich längerfristig finanziell für einen guten Zweck zu verpflichten und zu binden, habe nachgelassen. Deshalb wollen die 30 Vertreter aus 18 Diözesen bei der Patenschaftskonferenz in Mainz überlegen, wie neue Paten und Spender gewonnen und das Anliegen des Priesternachwuchses in Lateinamerika weiter gefördert werden kann.

Für das Bistum Mainz teilte Missionsdirektor Udo Mechlinski mit, dass aus der Diözese Mainz sieben Priesterseminare mit insgesamt mehr als 400 Seminaristen in der Dominikanischen Republik, in Mexiko und in Puerto Rico unterstützt werden, im vergangenen Jahr mit rund DM 350.000. Die Summe wurde von 137 Paten und Einzelspenden aufgebracht.

Adveniat

Sk (MBN)

 

Johannes Kohl neuer Leiter des Bildungswerks Mainz-Stadt 

Verdienste von Rolf Kienzle von Bistum, Stadt und Kooperationspartnern gewürdigt 

Mainz. Johannes Kohl ist neuer Leiter des katholischen Bildungswerks Mainz-Stadt. Weihbischof Wolfgang Rolly, Bischofsvikar für Weiterbildung, führte den Diplomtheologen am Donnerstag, 26. April, im Erbacher Hof in Mainz in sein neues Amt ein. Zugleich verabschiedete Rolly den bisherigen Leiter Rolf Kienzle. Dieser hatte das Bildungswerk seit 1994 geleitet und tritt am 30. April in den Ruhestand. Das Bildungswerk Mainz-Stadt ist eines von insgesamt sechs regionalen Bildungswerken unter dem gemeinsamen Dach des Bildungswerks der Diözese Mainz.

Weihbischof Rolly dankte Kienzle für vielseitigen Einsatz, Inspiration, Organisation und Öffentlichkeitsarbeit. "Für vieles waren Sie da, nicht nur zuständig", lobte er. Kienzle war der erste Referent für politisch/soziale Bildung im Bildungswerk. Er habe vieles aufgebaut und auf festen Grund gesetzt, gerade Themen, die oft schwer vermittelbar seien wie Ehe und Familie und Katholische Soziallehre. "Kienzle hatte ein Gespür dafür: wo muss man einer Sache nachgehen, aber auch: wo muss man helfen", erklärte Rolly und nannte beispielhaft die Wochenend-Kurse für Aussiedler im Lager in Langen. Als erster hauptamtlicher pädagogischer Leiter des Bildungswerks Mainz-Stadt habe er durch seinen Einsatz viel bewirkt. Das belegten gerade auch die gestiegenen Teilnehmerzahlen. "Seine Angebote fanden große Resonanz auf Ebene der Pfarreien und in Schulen, unterstrich Rolly. Der Vorruhestand und der geplante Ortswechsel in den Schwarzwald seien aus gesundheitlichen Gründen nötig. Rolly überreichte Kienzle die Urkunde des Bischofs und als Geschenk eine Nachbildung des ältesten Mainzer Stadtsiegels von 1140 mit einer Darstellung des heiligen Martin.

Der Direktor des Bildungswerks, Hartmut Heidenreich, würdigte ebenfalls die Verdienste Kienzles in der Entwicklung eines Bildungskonzepts für Aussiedler und stellte fest, dass mit Kienzle erstmals ein Referent des 1968 gegründeten Bildungswerks der Diözese Mainz in den Ruhestand getreten ist. Als Referent für politisch-soziale Bildung habe er vor allem Themen und Fragen der katholischen Soziallehre aufgegriffen. Für die Stadt Mainz erklärte Kulturdezernent Peter Krawietz, die Katholische Erwachsenenbildung leiste Basisarbeit hinsichtlich ethischer Fragen der Gegenwart und zeige die grundlegende Sinnfrage des Lebens auf. Es sei anzuerkennen, dass die Kirche trotz der angespannten Finanzsituation weiter in den Bildungsbereich investiere. Der Dekan des Dekanates Mainz-Stadt, Pfarrer Heinz Schmitz, dankte Kienzle dafür, dass er immer Sorge für ein menschliches Miteinander getragen habe. Er habe wesentlich zur Stabilität und Ausweitung der Bildungsarbeit beigetragen. Neben seinen vielen Aufgaben habe er sich im Dekanatsrat und im Arbeitskreis Caritas und Soziales engagiert. Weitere Grußworte sprachen Vertreter der Evangelischen Erwachsenenbildung, des Caritasverbandes Mainz und der Mitarbeitervertretung im Bischöflichen Ordinariat. Ein Sprecher des vietnamesischen Vereins aus Frankfurt dankte Kienzle nachdrücklich dafür, dass er lange für die Integration der vietnamesischen Flüchtlinge gekämpft habe. "Ohne seine Hilfe hätten viele nicht das werden können, was sie heute sind."

Johannes Kohl wurde 1955 in Bingen geboren. Er studierte Germanistik, Sozialkunde, Pädagogik und katholische Theologie. Nach dem Diplom (1983) war Kohl Jugendbildungsreferent bei der Katholischen Studierenden Jugend (KSJ) und seit 1989 als Diözesanreferent für religiös-theologische Bildung zuständig. Der Theologe war 1990 beteiligt an der Auswertung der Situationsbeschreibung "Jugend und Kirche" für das Dezernat Jugendseelsorge.

Rolf Kienzle, Jahrgang 1939, stammt aus Konstanz und studierte u.a. Germanistik, Geschichte und Politikwissenschaft in Basel, Freiburg und Mainz. 1970 legte er das Magisterexamen in Politikwissenschaft ab. Als Referent für politisch-soziale Bildung im Bildungswerk der Diözese Mainz (seit 1978) engagierte sich Kienzle besonders in Kursangeboten für Aussiedler, Asylbewerber und vietnamesische Bürger.1994 übernahm er die Leitung des regionalen Bildungswerks Mainz-Stadt und wurde hier der erste hauptamtliche pädagogische Leiter.

Zu Johannes Kohl als neuem Leiter des Bildungswerkes Mainz-Stadt sagte Bischofsvikar Rolly, die Nachfolgeregelung sei ein Glücksfall. Er sei froh über die Kontinuität, denn Kohl sei ein bewährter Theologe und habe bereits Erfahrung in der Erwachsenenbildung. Kohl sagte, er freue sich auf die Arbeit gerade in den Gemeinden. Er wolle die guten Traditionen, die Kienzle aufgebaut habe, fortsetzen, z.B. die Verbindungen zur Volkshochschule noch verstärken.

Kienzle selbst erklärte in seinem Schlusswort: "Mir war wichtig, die katholische Soziallehre umzusetzen." Das habe gerade den vietnamesischen Flüchtlingen, den sog. Boat People geholfen. Es sei ein schöner Erfolg, dass die Vietnamesen jetzt schon einen eigenen Verein zur Unterstützung von Straßenkindern gegründet haben, stellte er fest. Ein besonderes Wort des Dankes richtete Kienzle an Weihbischof Rolly, der dieses Engagement von vornherein mitgetragen habe, denn diese Bildungsarbeit sei ausschließlich vom Bistum ohne staatliche Unterstützung finanziert worden. Kienzle dankte auch seiner Frau, die ihn bei der Organisation von Tagungen tatkräftig unterstützt habe.

Bns (MBN)