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Mainz. In einem gemeinsamen Aufruf haben die deutschen Bischöfe um großherzige Unterstützung der Pfingstkollekte für die Aktion RENOVABIS gebeten. Die Schwestern und Brüder in den Ländern Mittel- und Osteuropas brauchten auch weiterhin die partnerschaftliche Hilfe, heißt es in dem am Sonntag, 4. Juni, verlesenen Aufruf. Nach langen Jahren des Leidens und der Unterdrückung gehe es jetzt darum, eine menschenwürdige Gesellschaft zu schaffen, betonen die Bischöfe. RENOVABIS unterstütze die Seelsorge und den ökumenischen Dialog. Unter den vielfältigen sozialen Projekten, welche die Aktion mit den Partnern durchführe, komme der Ausbildung von jungen Menschen besondere Bedeutung zu. Die Aktion steht in diesem Jahr unter dem Leitwort „Siehe, ich mache alles neu!" Die RENOVABIS-Kollekte wird am Pfingstsonntag, 11. Juni, in allen katholischen Gottesdiensten in Deutschland durchgeführt.
Der Bischof von Mainz und Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Dr. Karl Lehmann, erklärte zur diesjährigen RENOVABIS-Aktion, er sei glücklich, dass RENOVABIS nach einigen Jahren des Anlaufs nun breite Unterstützung finde und wirksam helfen könne. Dazu verwies Lehmann auf insgesamt 1300 pastorale, soziale und entwicklungspolitische Projekte in 27 Ländern Osteuropas; die 1999 mit insgesamt DM 70 Millionen gefördert wurden. Davon waren bundesweit DM 26 Mio. aus Spenden und Kollekten zusammen gekommen, bei der Pfingstkollekte allein DM 17 Mio. Dahinter stehe eine erfreuliche Haltung, betonte der Bischof. Die Spendenbereitschaft habe trotz des Rückgangs bei den Gottesdienstbesuchen zugenommen. Dies zeige, dass die Christen in Deutschland bereit seien, Verantwortung zu übernehmen und ein deutliches Zeichen zu setzen.
Aus zahlreichen Gesprächen mit Bischöfen aus Mittel- und Osteuropa sei ihm besonders deutlich geworden: „Es ist ein Werk gewachsen, das großes Vertrauen gewonnen hat." Auf zwei Probleme machte der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz besonders aufmerksam: die Migration von Ost nach West und den Frauenhandel. Man müsse sehen, dass die Grenze zwischen Deutschland und Polen die tiefste Wohlstandsgrenze in der Welt ist. Deshalb sei RENOVABIS eine wichtige Anlaufstelle. Große Sorgen bereite auch das wachsende Problem des Frauenhandels. Etwa 90 Prozent der Opfer stammten aus Russland, Litauen, Polen und Tschechien, denn hier seien die Menschen von Armut und Arbeitslosigkeit besonders betroffen. Der Arbeitsmarkt biete ihnen keine Chancen.
Lehmann unterstrich auch, dass das Bistum Mainz sich der Arbeit von RENOVABIS besonders verpflichtet fühle. Er würdigte diesbezüglich vor allem das Engagement von Bischofsvikar Martin Luley, der als Beauftragter des Bistums mehrfach Länder und Bistümer in Osteuropa, speziell Polen, die Ukraine und Rumänien besucht hat. Das Bistum Mainz hat enge Beziehungen zu Polen, besonders zur Diözese Oppeln, zur Ukraine (Diözese Lemberg), zu Bosnien und Kroatien. Im Zeichen des gemeinsamen Europa sei RENOVABIS VON unverzichtbarem Wert, bekräftigte Lehmann.
RENOVABIS-Geschäftsführer P. Eugen Hillengass SJ betonte in Mainz, dass sich das Schicksal Europas in den nächsten zwei Generationen im Osten entscheiden werde. Er verwies darauf, dass Deutschland seine längsten Grenzen mit Tschechien, Polen und Frankreich gemeinsam hat. Bei der vor sieben Jahren begonnen Solidaritätsaktion der deutschen Katholiken mit den Menschen in Mittel- und Osteuropa gehe es nicht nur um Geld, sondern auch um Partnerschaften. Nach seinen Angaben gibt es zur Zeit in den deutschen Bistümern 1500 Partnerschaften mit östlichen Pfarreien oder Einrichtungen. 200 davon seien von RENOVABIS initiiert, die anderen von RENOVABIS begleitet. Nachdrücklich wies er auf das Programm „Hallo Nachbar" hin. In seinem Rahamen sind Priest er, Ordensleute und hauptamtliche Mitarbeiter/innen im pastoralen Dienst eingeladen, einige Wochen in einer polnischen oder tschechischen Pfarrgemeinde zu verbringen, um die Situation dort kennen zu lernen und Vorurteile abzubauen.
Hillengass bedauerte es, dass nicht nur die öffentlichen Mittel für das Hilfswerk zurückgingen, sondern auch die Zuschüsse aus Kirchensteuern wegen notwendiger Sparmaßnahmen reduziert werden mussten. RENOVABIS hatte 1999 einen Haushalt in Höhe von DM 76,89 Mio. Davon kamen DM 38 Mio. aus kirchlichen Haushaltmitteln, die in diesem Jahr um DM eine Mio. gekürzt wurden. An öffentlichen Mitteln erhielt das Hilfswerk im vergangen Jahr DM 800.-000. Im Jahr 1998 waren es noch DM 1,35 Mio. gewesen.
Hinweis: Spenden können auch eingezahlt werden auf das RENOVABIS-Konto 94 bei der Liga-Bank (BLZ 750 903 00) und bei vielen anderen Banken.
Sk (MBN)
Dieburg. Im Namen von Bischof Lehmann hat der Leiter des Bischöflichen Seelsorgeamtes, Domkapitular Prälat Heinz Heckwolf, am Donnerstag, 25. Mai, im Exerzitienhaus der Diözese Mainz in Dieburg (Bischof Ketteler-Haus) 20 Frauen und 30 Männer beauftragt, als Geistliche Begleiter bzw. Begleiterinnen im Bistum tätig zu sein. In einer kleinen Feierstunde überreichte Heckwolf den haupt- und ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern die entsprechende Urkunde. Zu den Beauftragten gehören eine ganze Reihe von Hauptamtlichen, die in der Seelsorge als Priester oder Pastoralreferenten/innen in der Gemeindepastoral oder in der kategorialen Seelsorge tätig sind, unter ihnen der Leiter der Abteilung Fortbildung im Bischöflichen Ordinariat, Prof. Dr. Alfred Mertens, der Leiter des Bischof Ketteler-Hauses, Pfarrer Walter Mückstein, und der Sekretär des Priesterrates, Pfarrer Bardo M. Haus, Viernheim.
Heckwolf betonte in seiner Ansprache, gerade für die Menschen der heutigen Zeit sei es wichtig, dass sie den Sinn ihres Lebens und den Sinn der Heiligen Schriften persönlich erschließen können. Aus diesem Grund sei das Bistum überaus dankbar, dass sich für einen solch schwierigen Begleitungsdienst Ehrenamtliche und Hauptamtliche aus den verschiedenen pastoralen Diensten qualifiziert haben. Im Feld der Geistlichen Begleitung werde deutlich, dass es im Bistum Mainz gelungen sei, ein Qualifizierungsangebot zu machen, das auf einen wirklichen Bedarf stoße.
Der Seelsorgeamtsleiter hob hervor, dass die Dieburger Kurse im deutschsprachigen Raum „immer eine Vorreiterrolle haben". Auch in der Diözese selbst haben nach den Worten Heckwolfs diese Kurse und die daraus folgende Praxis dazu beigetragen, dass geistliche Begleitung ein immer deutlicheres Gewicht bekomme. Wie er berichtete, werden seit 1989 in Dieburg Ausbildungskurse zur Geistlichen Begleitung angeboten. Insgesamt haben nach seinen Angaben bisher 114 Personen an diesen Kursen teilgenommen. Daneben gebe es im Seelsorgeamt auch die Projektgruppe Geistliche Begleitung. In ihr seien im letzten Jahr auch die Standards Geistlicher Begleitung in Abstimmung mit den bisher ausgebildeten Begleiterinnen und Begleitern entwickelt worden. Diese Standards wollen, wie Heckwolf unterstrich, eine verbindende und verbindliche Ordnung der Begleiterinnen und Begleiter darstellen und zur Qualitätssicherung der Geistlichen Begleitung beitragen. Nur folgerichtig sei deshalb auch die an diesem Tag erfolgte Beauftragung zu diesem Dienst. Sie gilt für jeweils vier Jahre.
Sk (MBN)
Mainz. Mit einer Festakademie und einem Pontifikalamt haben Schlesier aus Deutschland, Polen und Tschechien am Samstag und Sonntag, 27./28. Mai, in Mainz der Gründung des Bistums Breslau vor 1000 Jahren gedacht.
In seiner Predigt würdigte der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Bischof Dr. Karl Lehmann, die Versöhnungsbereitschaft und die Friedensarbeit der deutschen Heimatvertriebenen. Gerade 50 Jahre nach Verabschiedung der „Charta der Heimatvertriebenen" (1950) dürften diese Leistungen nicht vergessen werden. Darin hätten die Vertriebenen und Ausgewiesenen trotz großer Verwundungen auf Rache und Vergeltung verzichtet, zitierte Lehmann aus der Charta. „Viele Bischöfe, Priester, Ordensangehörige und nicht zuletzt Laien haben aus christlicher Überzeugung Feindesliebe und Versöhnung in unwahrscheinlicher Weise wahrgemacht", betonte er. Die Schlesier und die Apostolische Visitatur für die vertriebenen Katholiken aus dem früheren Erzbistum Breslau hätten durch ihre Arbeit eine große Vorleistung für ein neues Miteinander erbracht.
Europa könne sich aus seinen ehrwürdigen, alten Quellen für eine gute gemeinsame Zukunft erneuern, sagte Lehmann mit Blick auf die bewegte Geschichte des Bistums Breslau. Er erinnerte auch an die historischen Verbindungen mit dem alten Erzbistum Mainz. „Das gegenwärtige und zukünftige Europa gibt uns eine ganz neue Chance friedvoller Nachbarschaft, betonte der Mainzer Bischof und verwies auf die Partnerschaft zwischen dem Bistum Mainz und den heutigen polnischen Diözesen Oppeln und Liegnitz in Schlesien.
Den Gottesdienst leitete Bischof Lehmann gemeinsam mit dem Apostolischen Visitator Breslau, Apostolischer Protonotar Winfried König, Münster/Westf., dem Oppelner Weihbischof Dr. Jan Kopiec, sowie Geistlichen aus den Nachfolgebistümern Breslaus in Deutschland und Tschechien. Der Mainzer Domchor und das Domorchester (Leitung: Domkapellmeister Mathias Breitschaft) führten die „Belagerungsmesse" des Breslauer Domkapellmeisters Joseph Ignaz Schnabel (1767-1831) auf.
Während der Festakademie im Erbacher Hof wurden am Samstag verschiedene Epochen der Diözesangeschichte Breslaus beleuchtet. Der Gründungsakt der schlesischen Diözese im Jahre 1000 könne als welthistorisches Ereignis des Frühmittelalters bezeichnet werden, sagte der Historiker Prof. Dr. Josef Joachim Menzel, Mainz, vor den rund 300 Zuhörern. Damals habe sich ein völlig neues Verständnis und Konzept der Aufgaben des Kaisers gezeigt: Im Mittelpunkt habe nicht die Machtausübung und Herrschaftsausweitung gestanden. Vielmehr sei die Mission und Ausbreitung des Gottesreiches auf Erden Ziel gewesen.
Menzel führte aus, dass Schlesien zum böhmischen Missionsgebiet und damit zum Bistum Prag gehört habe. Immer wieder sei es zu Streitigkeiten zwischen Polen und dem zum Römisch-Deutschen Reich gehörenden Böhmen um das Land an der Oder gekommen. Schlesien sollte daher kirchenpolitisch dem Erzbistum Magdeburg unterstellt und damit „neutralisiert" werden. Doch in einem emotionalen Akt habe Otto III. am Grabe Adalberts von Prag in Gnesen die zu diesem Zeitpunkt bestehende Besetzung des Oderlandes durch Polen akzeptiert: In Breslau wurde ein Bischofssitz für Schlesien eingerichtet und dem Erzbistum Gnesen unterstellt. Dabei habe Otto die Interessen der Reichskirche, deren weltliches Oberhaupt er war, hintangestellt. Adalbert von Prag war ein Vertrauter Kaiser Ottos und als Missionar in Ungarn und Polen tätig. Dort starb er schließlich den Märtyrertod.
Erst der Glatzer Friede von 1137 habe die böhmisch-polnischen Streitigkeiten um Schlesien endgültig beendet, dem Land und der Diözese dauerhafte Grenzen gegeben, berichtete Menzel. Der schlesische Piastenherzog Wladislaw und seine Frau Agnes hätten später mit ihren wirtschaftlichen und kulturellen Erfahrungen aus dem Westen Schlesiens Wandel „von einer Waldlandschaft zu einer hoch entwickelten Kulturlandschaft" und die Besiedlung durch deutsche Bauern und Handwerker gefördert. Zeichen der immer stärker gewordenen deutschen Kultur seien die vielen gotischen Kirchen Schlesiens. Die einheimischen und die zugewanderten Gläubigen seien trotz des späteren Übergewichts der Deutschen in ihrer jeweiligen Muttersprache betreut worden.
Aus der Spätzeit des Bistums Breslau beleuchtete Prof. Dr. Werner Marschall, Freiburg/Breisgau, die Epoche nach dem Ersten Weltkrieg. Äußerst sensibel habe der damalige Erzbischof von Breslau, Kardinal Adolf Bertram versucht, die katholische Kirche aus den hitzigen Abstimmungskämpfen in Oberschlesien herauszuhalten. Mit einem Dekret habe Bertram die rund 800 Priester im Abstimmungsgebiet zur äußeren Neutralität verpflichtet. „Er mahnte sie zu strenger Sachlichkeit und warnte vor Aufstachelung und Übertreibungen", berichtete Marschall. Bertram selbst sei innerlich wohl für die Einheit Schlesiens gewesen, wandte sich jedoch mit harten Strafandrohungen gegen jeden politischen Missbrauch der Kanzel durch deutsch- oder polnischsprachigen Priester seiner Diözese. Nach der Abstimmung 1920 wurde trotz einer Mehrheit für den Verbleib bei Deutschland Ost-Oberschlesien an Polen abgetrennt. Das Bistum Breslau verlor dadurch 180 Pfarreien mit rund einer Million Katholiken an das neu geschaffene Bistum Kattowitz.
Die besondere Aufmerksamkeit des Kardinals galt nach Ansicht Marschalls dem Sprachenproblem im vielsprachigen Oberschlesien. So habe Bertram immer einen Weihbischof eingesetzt, der polnisch beherrschte. „Ebenso mussten alle Theologiestudenten in Breslau am polnischen Sprachunterricht teilnehmen", sagte Marschall weiter. Mit der Erhebung zum Erzbistum 1929 blieb Breslau trotz Verlusts der brandenburgisch und pommerschen Gebiete flächenmäßig die größte Diözese Deutschlands, mit 2, 3 Millionen Katholiken die zweitgrößte nach Köln.
Mit „prophetischem Blick" habe Bertram schon 1930 die Gefahren durch den Nationalsozialismus erkannt. Noch vor der Machtergreifung Hitlers habe der Kardinal in einem Hirtenwort gesagt, dass fanatischer Nationalismus und Rassismus dem Katholizismus „diametral" entgegenstünden. „Damit hat er also die Nazi-Ideologie sicherlich nicht leicht genommen", verteidigte Marschall den 1945 verstorbenen letzten deutschen Erzbischof von Breslau gegen Kritik am Verhalten Bertrams im Dritten Reich.
An die Schwierigkeiten für die polnische Seelsorge in Schlesien nach der Vertreibung der Deutschen erinnerte der Oppelner Weihbischof Dr. Jan Kopiec während der Festakademie. Die Entwicklung der Kirche könne nicht unabhängig von der staatlichen Situation unter dem Kommunismus gesehen werden. Die neuen Bewohner des Landes, meist selbst Vertriebene, hätten auf eine Rückkehr nach Ostpolen gehofft. Doch diese Erwartungen wurden enttäuscht. „Nach dem Deutsch-Polnischen Vertrag 1970 mussten auch die Bischöfe die neue Situation anerkennen", sagte Kopiec, „sonst hätte die Gründung einer Nationalkirche durch die kommunistische Regierung gedroht." 1972 seien deshalb auf dem Gebiet des ehemals deutschen Erzbistums neben Breslau die neuen Diözesen Oppeln und Landsberg entstanden.
Neue pastorale Arbeit sei so möglich geworden trotz anhaltender Konfrontation mit dem Staat. So habe der historische Austausch von Vergebungsbriefen zwischen deutschen und polnischen Bischöfen der Bischofskonferenz seines Landes den Vorwurf des „Verrats" eingebracht, hob Kopiec hervor. „Eine erneute Bedrohung für die Existenz der Kirche in Polen." Doch der Mut habe sich gelohnt. Heute würden die Kirchen nicht geschlossen, sondern renoviert. Und in Schlesien könnten Deutsche und Polen wieder zu dem selben Gott beten.
Der Apostolische Visitator König berichtete in seinem Referat über die Arbeit der Visitatur und ihre Verständigungsbemühungen. Bis heute sei es Aufgabe der Vertriebenenseelsorge, die Betroffenen mit sich und ihrem Schicksal zu versöhnen. Dank der vielen Seelsorger in den vergangenen Jahrzehnten, sei in vielen Diasporagebieten Norddeutschlands katholisches kirchliches Leben entstanden und gewachsen. Gleichzeitig sei auch die tiefe Verwurzelung mit den Traditionen der Breslauer Diözese bei vielen geblieben. Mit vielfältigen Verbindungen von Pfarreien, Jugendverbänden und Ordensgemeinschaften, aber auch durch kulturelle und wissenschaftliche Kontakte nach Polen, sei die Verständigung auch nach außen voran gekommen. Wallfahrten nach Schlesien ermöglichten zudem „heilende Erinnerung und den Blick nach vorn in die Zukunft".
Zur Festakademie hatten die Apostolische Visitatur Breslau mit Sitz in Münster/Westf. und die Akademie des Bistums Mainz Erbacher Hof eingeladen. Im Anschluss fand ein Geistliches Konzert mit schlesischer Musik in der Augustinerkirche statt. Bereits am 29. April hatten Vertreter deutscher Gemeinden in Schlesien und der Schlesier in Deutschland gemeinsam ein Pontifikalamt zum Jahrtausendjubiläum im Breslauer Johannes-Dom gefeiert.
Das Bistum Breslau wurde im Jahre 1000 als Teil der Kirchenprovinz Gnesen gegründet. Die Breslauer Diözese wechselte auf Grund der bewegten Geschichte Schlesiens zwischen Polen, Böhmen, Österreich, Preußen und Deutschland mehrfach die Landeszugehörigkeit. Bei der Teilung Schlesiens 1742/43 fiel der größte Teil des Bistums an Preußen, ein kleinerer blieb bei Österreich (seit 1918 bei der Tschechoslowakei). Im preußischen Teil wurden nach der Säkularisation die bischöflichen Hoheitsrechte und Güter aufgehoben. 1821 erhielt das Bistum neue Grenzen: zum größten Teil Schlesiens kamen weitere Gebiete Brandenburgs mit Berlin und Pommerns hinzu. 1929 wurde Breslau als Metropolitansitz für die Ostdeutsche Kirchenprovinz zum Erzbistum, die brandenburgisch-pommerschen Gebiete zum neuen Bistum Berlin erhoben. Nach 1945 wurde der größte Teil des Bistums polnisch, ein kleiner Restteil westlich der Oder-Neiße-Linie wurde von Görlitz aus geleitet. In Polen entstanden auf dem Breslauer Bistumsgebiet neue Diözesen: Oppeln und Landsberg (1972) sowie Gleiwitz und Liegnitz (1992). Den deutschen Teil des ehemaligen Erzbistums bildet heute die Diözese Görlitz, der tschechische kam bereits 1978 zum Bistum Olmütz.
Bns (MBN)
Mainz. Eine unabhängige Jury der Architektenkammer Rheinland-Pfalz hat den Neubau der Martinusschule in der Mainzer Oberstadt für die Teilnahme am „Tag der Architektur" am Samstag und Sonntag, 17./18. Juni, ausgewählt. In der Art eines Tags der offenen Tür wird Architekt Berthold Breckheimer, Flörsheim, die Besonderheiten des 1999 fertiggestellten Schulbaus erläutern. Bauherr ist das Bistum Mainz. Öffnungszeiten sind am Samstag von 14.00 bis 18.00 Uhr und am Sonntag von 11.00 bis 18.00 Uhr. Anliegen des Tags der Architektur sei es, zeitgenössische Bauten im Zusammenwirken von Architekten, Bauherrn und Nutzern ins Gespräch zu bringen, erklärt die Architektenkammer zu den Projekttagen, die seit 1995 jährlich stattfinden.
Der Neubau ist Ersatzbau für den bisherigen Standort, in dem die Schulräume in Pavillons untergebracht waren. Die Schule wird wesentlich von einer roten geschwungenen Wand geprägt, die das Rückgrat des Hauses ist und Orientierung gibt. Alle Unterrichtsräume sind nach Süden ausgerichtet. Der Pausen in der Gebäudemitte erschließt die Freianlagen. Die ökologische Ausrichtung der Anlagen ist Bestandteil des pädagogischen Konzepts. Die Martinusschule in Mainz wurde aus 130 Bewerbungen ausgewählt. Landesweit werden 46 zeitgenössische Bauwerke vorgestellt.
Bns (MBN)
Mainz. Theologie darf sich nicht in eine Sonderwelt von Experten zurückziehen. In diesem Urteil waren sich die Referenten beim Studientag der Katholischen Hochschulgemeinde Mainz (KHG) „2000 Jahre Jesus von Nazareth – Wirkungsgeschichte in TV und Literatur der Gegenwart" am Freitag, 26. Mai, in der Universität einig. Die Theologie müsse stärker den Dialog mit der heutigen Zeit suchen und dabei deutlicher wahrnehmen, was die Menschen bewege. Eine Chance dazu bieten die modernen Medien und die Literatur.
Die traditionelle kirchliche Christus-Deutung trete dort allerdings immer weiter in den Hintergrund oder sei nur noch eine unter vielen. So lasse sich in den Medien eine Veränderung im Gottesbild feststellen, in der die Vorstellung von einem „personalen Gott" völlig verschwindet. Für Dr. Michael Albus, Leiter der ZDF-Hauptredaktion Kinder, Jugend und Familie, entsteht sogar ein ganz neuer Typus von Religion. „Das Medium ist aber nicht die Botschaft", warnte er in seinem Vortrag. Das Fernsehen sei nur ein Vermittler. Die Religion selbst setze dagegen konkrete Begegnung und Aktion voraus. „Die reine Zuschauerperspektive ist damit völlig ungeeignet, Religion zu vermitteln", sagte Albus. Zudem sei sie auch bildlos und damit nicht fernsehtauglich.
Der Liturgiereferent des Bistums Mainz, Wolfgang Fischer, sah das Fernsehen zunehmend in der Rolle einer neuen religiösen Instanz: Religiöse Themen, Riten und Mythen seien in viele Programme erfolgreich eingeflossen. Als Beispiele nannte er Unterhaltungsshows mit Trauungsriten oder Versöhnungsgesten, ebenso die erfolgreichen Pfarrerserien. Selbst in der Werbung würden biblische Motive in profane Zusammenhänge gebracht, wenn beispielsweise Bilder von Schöpfung und Paradies für ein Auto oder eine Bank werben. Fischer arbeitete mehrere Jahre für die Katholische Fernseharbeit beim ZDF.
Fischer ging auch auf TV-Soaps und Talkshows ein. Bei allem Voyeurismus hätten diese Sendungen für viele die Funktion der Identitätsfindung. Das Fernsehen spiele hier bewusst mit Methoden von Nähe, Distanz, Realität und Fiktion. Indem Talkshows ihre Gäste wie „Menschen von nebenan" inszenierten, werde eine Nähe suggeriert, die tatsächlich doch Schein bleibe.
Ein großes Interesse an der Person Jesus bei vielen Schriftstellern sah der Münsteraner Literaturwissenschaftler Prof. Dr. Hans-Rüdiger Schwab: Er zeigte die Vielfalt der Jesus-Rezeption in der deutschsprachigen Literatur in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Ein häufiges Motiv sei der Tod am Kreuz verbunden mit der Frage nach der Bedeutung dieses Ereignisses. Beispiele rezitierte der Mainzer Autor und Publizist Oliver Kohler. Jan Lurvink aus Basel las aus seinem Erfolgsbuch „Windladen". In diesem Roman wird aus der Perspektive eines Friedhofsorganisten über den Umgang mit Sterben, Tod und christlichen Bestattungsriten erzählt. Gerade diese Perspektive, die nicht von Trauer geprägt ist, lässt die Hauptfigur des Romans zu vielen ironischen und sarkastischen Ansichten des Friedhofsalltags gelangen. Lurvinks Erstlingswerk (erschienen im Dumont-Verlag 1998) wurde mit dem Jürgen-Ponto-Preis ausgezeichnet. Der KHG-Studientag wurde in Zusammenarbeit mit der Evangelischen Studierendengemeinde (ESG), dem Studium generale und den beiden theologischen Fachbereichen der Universität veranstaltet.
Bns (MBN)
Mainz. Tina Beckord aus dem Dekanat Wetterau-Ost ist neue ehrenamtliche Vorsitzende im Diözesanverband Mainz des Bundes der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ). Die 23-jährige Pädagogikstudentin wurde während der BDKJ-Diözesanversammlung einstimmig in den Vorstand gewählt. Die Diözesanversammlung fand von Freitag bis Sonntag, 26.-28. Mai, in Mainz statt. Beckord gehört zur Katholischen Landjugendbewegung (KLJB), einem der insgesamt elf Verbände im BDKJ, und war fünf Jahre lang Dekanatsvorsitzende in Wetterau-Ost. Die beiden bisherigen Diözesanvorsitzenden Sigrid Braun und Kathrin Eggebrecht traten bei den Wahlen nicht wieder an.
Der BDKJ-Vorstand besteht aus drei ehrenamtlichen Vorsitzenden und drei hauptamtlichen Mitarbeitern im Bischöflichen Jugendamt. Wiedergewählt wurden Stefan Wink als ehrenamtlicher Vorsitzender, sowie Thomas Domnick und Diözesanjugendseelsorger Hubert Hilsbos. Beide sind Leiter des Bischöflichen Jugendamts in Mainz. Marie-Christin Winkler, ebenfalls vom Bischöflichen Jugendamt, steht erst im kommenden Jahr zur Wiederwahl an. Die Stelle einer weiblichen ehrenamtlichen Vorsitzenden bleibt zunächst vakant. Wink stellte vor der Vollversammlung eine veränderte öffentliche Haltung gegenüber dem katholischen Jugendverband fest: Der BDKJ werde gerade in der rheinland-pfälzischen Landespolitik zunehmend als Experte für Kinder- und Jugendarbeit wahrgenommen.
Ein Schwerpunktthema in den Beratungen der Diözesanversammlung war das Projekt „Cybergirls". Der Jugendverband gehe damit neue Wege in der Mädchen- und Frauenarbeit, betont der BDKJ. In dem Projekt könnten junge Frauen und Mädchen einen virtuellen Verband ganz nach ihren Wünschen und Vorstellungen gestalten. In einem weiteren Arbeitsprojekt „Jugendverbände und Unternehmen" seien erste Kooperationen entstanden: so gebe es jetzt in Zusammenarbeit mit Procter & Gamble ein Internet-Café im Dekanat Alzey/Gau-Bickelheim. In Tschechien laufe ein Projekt mit der Siemens Unternehmensberatung. Vorgestellt wurden ferner zwei neue Handbücher: „Update" stellt den BDKJ vor und dokumentiert Grundlagen und Beschlüsse des Gesamtverbandes als Hilfe für die Verbands- und Dekanatsleitungen. Als Hilfe für hauptberufliche Kirchenmitarbeiter in der Jugendarbeit ist das Handbuch „Entdecke das Mögliche" gedacht.
Dem Mainzer Diözesanverband des BDKJ gehören elf katholische Jugendverbände und ihre regionalen Gruppierungen in 20 Dekanaten mit insgesamt rund 17 000 Mitgliedern an. Der BDKJ versteht sich als Interessenvertreter der Jugendlichen in politischen, sozialen und kirchlichen Fragen.
Bns (MBN)
Mainz. Mit der neuen Schriftenreihe „Mainzer Hymnologische Studien" soll die Forschung über kirchliche Gesangbücher und religiöses Liedgut wieder zu einer „anerkannten Wissenschaft" werden. Dieses gemeinsame Anliegen von Theologen, Literatur-, Buch- und Musikwissenschaftlern hob Prof. Dr. Hermann Kurzke von der Universität Mainz bei der Vorstellung der ersten beiden Bände der interdisziplinären Schriftenreihe am Freitag, 2. Juni, in der Mainzer Christuskirche hervor. Der Literaturwissenschaftler ist Herausgeber der Buchreihe, die in Verbindung mit dem Interdisziplinären Arbeitskreis Gesangbuchforschung der Johannes Gutenberg-Universität und der Internationalen Arbeitsgemeinschaft für Hymnologie entstand. Der Begriff Hymnologie solle gezielt in der Forschung platziert werden. Nach der Glanzzeit im 19. Jahrhundert sei die wissenschaftliche Arbeit mit kirchlichen Gesängen ein wenig in Vergessenheit geraten, sagte Kurzke. In Mainz allerdings wird seit rund 20 Jahren in diesem Bereich interdisziplinär geforscht und gelehrt.
Einen umfassenden Quellenband zur 2000-jährigen Geschichte des Kirchenliedguts legen die Autoren des ersten Bands der Mainzer Hymnologischen Studien mit dem Arbeitsbuch „Kirchenlied und Gesangbuch" vor. „Bisher fehlte eine solche Quellenübersicht", nannte der Herausgeber des Eröffnungsbandes, Christian Möller, als Grundanliegen. Die Bedeutung des 19. Jahrhunderts für die Wiederentdeckung alten Liedguts im Zuge der Romantik ist Thema des zweiten Bands „Geistliches Lied und Kirchenlied im 19. Jahrhundert", herausgegeben von Dr. Irmgard Scheitler. „Ein faszinierendes Terrain", wie die Literaturdozentin an der Universität Würzburg betonte. Die Beiträge aus Theologie, Literatur- und Musikwissenschaft stellen auch fest, dass die Rückbesinnung auf vergessene Gesänge aus dem 16. und 17. Jahrhundert ein langer Prozess gewesen sei und kein „harter Bruch" mit den Texten der Aufklärungszeit. Die Buchvorstellung fand im Rahmen der Ausstellung „Du meine Seele, singe!" mit Gesangbüchern aus fünf Jahrhunderten statt. Sie ist noch bis 28. Juni in der Christuskirche zu sehen.
Begleitend zur Ausstellung und Buchpräsentation beleuchtete Professor Kurzke die historische Entwicklung von Liedtexten und Gesangbüchern in der evangelischen und katholischen Kirche. In seinem Vortrag „Alte Lieder heute?" sagte er, das evangelische Kirchengesangbuch habe die bedeutendere Tradition. Luthers Reformation habe sich stark über Lieder und Gesangbücher ausgebreitet. Bei den Katholiken hingegen gab es erst nach der Aufklärung Massengesangbücher. Nach dem Erfolg der Reformation übernahmen die Katholiken zudem evangelische Lieder und texteten sie in ihrem Sinne um. So fehle in der katholischen Fassung von Luthers „Mitten wir im Leben sind" die „Hölle". Es wurde ersetzt durch das Thema Urteil Gottes. Eigene Neukompositionen gab es selten.
Die Aufklärung habe vielen alten Gesängen das Mystische geraubt. Im Sinne der reinen Vernunft wurde in den Texten nicht mehr religiös und fromm argumentiert: „Man jubelte jetzt nicht mehr über die Auferstehung, sondern moralisierte", belegte Kurzke mit dem Gesang „Christ ist erstanden". Statt „Unsre Hoffnung stehet fest, die auf Christus sich verlässt" sang man jetzt „Wer stets, wie er, für andre lebt, so fromm und duldend, den erhebt Gott". „Luther hätte diese Fassung sicher nicht akzeptiert", zeigte sich Kurzke überzeugt. In Ostergesängen wurde der Ruf „Kyrie eleison" (Herr erbarme dich) als inhaltlicher Widerspruch zum österlichen „Halleluja" getilgt. Die barocken Lieder mit manchmal 36 Strophen wurden auf drei zusammengestutzt. Die Sprache verständlicher gemacht. Doch: „Die Aufklärung war unmusikalisch", bedauerte Kurzke. Diese Zeit habe kein Gespür für die Einheit von Text und Melodie gehabt. „Es kam nur noch auf den Inhalt an." Die üppig-barocken Texte waren den Vernunftmenschen fremd. Viele Lieder seien bis zur Unkenntlichkeit umgestaltet worden.
„Um 1770 wurden fast überall neue Gesangbücher eingeführt", erzählte Kurzke. Manchmal sogar mit staatlicher Gewalt. Erst die Romantik habe die alten Texte wiederhergestellt. Keine Überlieferungen, sondern eine Wiederentdeckung alter Gesänge, wie Kurzke betonte. Ein Prozess, der sich langsam entwickelte und bis in die Gegenwart zog. „Unsere Kirchengesänge stehen also in einer anti-aufklärerischen Tradition", betonte der Gesangbuch-Experte. „Dennoch finden wir diese Texte schön, obwohl sie nicht unsere Sprache sprechen."
Hinweise:
Bns (MBN)
Mainz. Durch die Vergabe von Erbbaurechten, die im Bistum Mainz bereits Tradition hat, verhilft das Bistum jetzt zehn weiteren Familien mit Kindern zu Wohneigentum. Mit einem „1. Spatenstich" gaben Finanzdirektor Thomas Karst, der Leiter der Liegenschaftsverwaltung im Bischöflichen Ordinariat, Volkmar Hommel, der Technische Direktor des Gemeinnützigen Siedlungswerkes (GSW), Heinrich Rose, Frankfurt, und der Leiter der Mainzer GSW-Geschäftsstelle, Günter Roßelitt, den „Startschuss" zum Bau von zehn Reiheneigenheimen in „energiesparendem Passivhausstandard", der vom GSW hier erstmals in Rheinland-Pfalz verwirklicht wird.
Wie Hommel aus diesem Anlass erklärte, sei der Erwerb eines Eigenheimes durch die hohen Grundstückpreise im Rhein-Main-Gebiet für normal verdienende Familien unerschwinglich geworden. Das eigene Haus mit Garten biete jedoch für eine Familie die beste Voraussetzung für eine kindgerechte und gesunde Entwicklung und gewährleiste den Raum zur Selbstverwirklichung aller Familienmitglieder. Neben funktionellen Grundlösungen werde bei diesem Projekt von den Beteiligten großer Wert auf eine kostengünstige, energiesparende und solide Bauausführung mit langfristigen Nutzungsmöglichkeiten gelegt.
So entstehen in Mainz-Bretzenheim (Färberweg) zehn energiesparende Passivhäuser. Es werden vier Eckhäuser und sechs Mittelhäuser von jeweils 103 bzw. 130 Quadratmetern Grundfläche errichtet. Von den zehn zur Verfügung stehenden Erbbaurechten sind bereits acht an junge Familien mit insgesamt 19 Kindern vergeben. Die Einfamilienhäuser werden zu Kaufpreisen zwischen DM 348.600 und DM 378.800 angeboten. Die Vergabe der Erbbaurechte erfolgt über die Liegenschaftsverwaltung des Bischöflichen Ordinariates und der damit verbundene Erwerb der Eigenheime über die Mainzer Geschäftsstelle des Gemeinnützigen Siedlungswerkes (Tel. 06131/28901-0).
Sk (MBN)
Offenbach. Beratung in kirchlicher Trägerschaft gründet wesentlich auf der „Überzeugung, dass auch menschliches Scheitern in den verschiedenen Lebensbereichen einen Sinn behält", unterstreichen der Direktor des Caritasverbandes Offenbach, Simon Tull, und die Leiterin der Psychologischen Beratungsstelle für Ehe-, Familien- und Lebensfragen des Caritasverbandes Offenbach in dem soeben erschienenen Themenheft „Arbeit mit Paaren in Trennung und Scheidung". Anlass für das Erscheinen des Heftes ist das 30-jährige Bestehen der Beratungsstelle, die darin auch ihren Jahresbericht 1998/99 vorlegt.
Im Rückblick auf die vergangenen 30 Jahre – die Psychologische Beratungsstelle für Ehe-, Familien- und Lebensfragen des Caritasverbandes Offenbach nahm im Januar 1969 ihre Arbeit auf – lasse sich nicht nur eine Fülle von Einzelschicksalen überblicken. Vielmehr werde in der Beratung wie unter einem Brennglas deutlich, welche gesellschaftlichen Entwicklungen im Laufe einer Generation das Zusammenleben der Menschen prägen und verändern, betonen Tull und Jost. Als eine der wichtigsten gesellschaftlichen Veränderungen gilt nach ihrer Auffassung die Zunahme der Scheidungszahlen. Mit der Eherechtsreform 1977 und der Reform des Kindschaftsrechts 1998 sei versucht worden, der veränderten Lebenswirklichkeit Rechnung zu tragen. Beide Gesetzesreformen blieben nicht ohne Auswirkungen auf die Beratung und führten auch zu einem erhöhten Beratungsbedarf, stellen sie fest.
Trennung und Scheidung zählten zu den häufigsten Anmeldegründen bei der Beratungsstelle. Darüber hinaus ist die Beratungsstelle mit einem breiten Spektrum von Problemen, Konflikten und Störungen konfrontiert. Zusammenhänge mit gesellschaftlichen Bedingungen seien unübersehbar, heben Tull und Jost hervor. Verunsicherung und Angst, ein Klima der sozialen Ungeborgenheit beeinflussten das Lebensgefühl und belasteten zwischenmenschliche Beziehungen. Im gemeinsamen Geleitwort zur Broschüre danken sie vor allem der Diözese Mainz und dem Kreis Offenbach für die Sicherstellung der Finanzierung und darüber hinaus allen Institutionen, unter ihnen der Städtischen Sparkasse Offenbach, und Personen, die durch ihr persönliches Engagement mit dazu beitragen, dass Ehe-, Familien- und Lebensberatung als ein niederschwelliges Angebot für Menschen in Krisen erhalten bleibt.
Ingrid Jost betont in ihrem Bericht, dass Ehe-, Familien- und Lebensberatung in ein pastorales Gesamtkonzept integriert und ein Bestandteil der psychosozialen Versorgung der Bevölkerung ist. Sie sucht Menschen zu helfen, die in der Gestaltung ihres Lebens und ihrer Beziehungen immer weniger von Traditionen und Konventionen gestützt und getragen werden. Im Caritasverband Offenbach haben, wie Jost weiter darlegt, die Allgemeine Lebensberatung, die Beratungsstelle für Ehe-, Familien- und Lebensberatung und die Beratungsstellen für Eltern, Kinder und Jugendliche (Erziehungsberatung) ihre Leistungsprofile aufeinander abgestimmt und sind für die Ratsuchenden im Verbund tätig. Sie unterstreicht, dass psychische Probleme häufig mit sozialen Problemen und materieller Not einhergehen. „Ratsuchende der Ehe-, Familien- und Lebensberatung leben zu einem nicht unbeträchtlichen Teil an der Armutsgrenze, beziehen Sozialhilfe oder sind hoch verschuldet. In nicht wenigen Fällen bedeutet eine Scheidung den Einstieg in die Armut", stellt sie fest.
Jost verweist darauf, dass seit Mitte der 60er Jahre die Scheidungsrate erheblich zugenommen und sich inzwischen auf hohem Niveau stabilisiert hat. Danach wird heute jede dritte Ehe wieder geschieden, in großstädtischen Ballungsgebieten jede zweite. Für 40 Prozent der Ratsuchenden in der Offenbacher Beratungsstelle waren Probleme im Zusammenhang mit Trennung und Scheidung ein Anlass zur Aufnahme der Beratung. In der Hälfte dieser Fälle waren es Probleme nach bereits erfolgter Trennung oder Scheidung. Im Jahr 1998 waren dem Jahresbericht zufolge in 60,7 Prozent der Beratungsfälle Kinder von den Problemen der Erwachsenen mit betroffen. Nach einer wissenschaftlichen Studie tragen maßgeblich unrealistische Einstellungen wie zu hohe Erwartungen an der Partner und an die Beziehung den Keim des Scheiterns bereits in sich, berichtet Jost. Ein heute geradezu selbstverständlicher Anspruch auf Glück gehe einher mit einer fehlenden Akzeptanz von Krisen und Konflikten als normale Erfahrung im Lauf des Lebens. Beraterische Hilfen, die sich auf eine Bewältigung der Scheidung und ihrer Folgen insbesondere auf Sorge- und Umgangsregelungen beziehen, betont Jost, seien zweifellos notwendig, jedoch nicht ausreichend. Das Kinder- und Jugendhilfegesetz regele ausdrücklich den Anspruch auf Beratung in Fragen der Partnerschaft (§ 17, Ziffer 1 und 2 KJHG). Eine besondere Bedeutung komme hier der Scheidungsprävention zu. Sie sei zentrale Aufgabe der Ehe-, Familien- und Lebensberatung. „Indem Eltern das Problem als Paarproblem erkennen, werden die Kinder entlastet. Es bedarf nicht mehr der Kinder als ‚Symptomträger‘."
Sk (MBN)
Mainz. In einer festlichen Eucharistiefeier am Samstag, 17. Juni, beauftragt Bischof Dr. Karl Lehmann vier Gemeindereferentinnen und vier Gemeindereferenten zum pastoralen Dienst im Bistum Mainz. Die Sendungsfeier im Mainzer Dom beginnt um 9.30 Uhr und steht unter dem Leitwort „Euer Ja sei ein Ja, und Euer Nein sei ein Nein" (Mt 5,33-37). Es wurde von der Gruppe selbst ausgewählt. Anschließend findet ein Empfang im Haus am Dom statt. Die Neuzusendenden treten nach Abschluss ihrer Ausbildung ihre erste Planstelle in der Seelsorge an und werden in den Pfarrgemeinden und im schulischen Religionsunterricht eingesetzt. Die neuen Gemeindereferentinnen und Gemeindereferenten sind (in alphabetischer Reihenfolge):
Die Ausbildung zum Gemeindereferenten umfasst ein dreijähriges Studium der Praktischen Theologie und Religionspädagogik an der Katholischen Fachhochschule Mainz bzw. an der Fachakademie zur Ausbildung von Gemeindereferent/inn/en in Mainz. Daran schließt sich eine zweijährige Ausbildungsphase als Gemeindeassistent oder Gemeindeassistentin an, die mit der Zweiten Kirchlichen Dienstprüfung abschließt. Röpling, Rolf und Wagner beendeten ihre Ausbildung 1999 und sind daher bereits als Referenten tätig.
Bns (MBN)
Mainz. Vier Diakone aus dem Bistum Mainz werden am Samstag, 24. Juni, von Bischof Dr. Karl Lehmann zu Priestern geweiht. Die Weiheliturgie im Mainzer Dom beginnt um 9.00 Uhr. Die Priesterkandidaten erhalten die Weihe durch Handauflegung. In einer Andacht um 14.00 Uhr erteilen sie den Primizsegen in der Seminarkirche. Als Leitwort für den Weihetag haben sie ein Wort aus dem Johannes-Evangelium gewählt: „Er muss wachsen". Zu Priestern werden geweiht:
Zur Vorbereitung auf die Priesterweihe haben alle Diakone an einem zweijährigen Pastoralkurs teilgenommen, zu dem auch ein einjähriges Praktikum in einer Pfarrgemeinde gehört.
Bns (MBN)