Mainzer Bistumsnachrichten Nr. 20

21. Juni 2000

Datum:
Mi. 21. Juni 2000
Von:
MBN

Bischöfliche Pressestelle Mainz, Leiter: Jürgen Strickstrock, Bischofsplatz 2, 55116 Mainz 
Postanschrift: Postfach 1560, 55005 Mainz, Tel. 06131/253-128 oder 129, Fax 06131/253-402. (Internetversion der MBN: Öffentlichkeitsarbeit Dr. Barbara Nichtweiß und Birgit Wieczorek)

Berichte 

  • Tag der Gefangenen im Bistum Mainz (9. Juli) 
  • Positiver Trend bei den Bistumsfinanzen 
  • Schwangerenberatung: Verlust an Glaubwürdigkeit wieder ausgleichen 
  • „Mister Zehnprozent" sucht wieder Gleichgesinnte 
  • Freude über Freilassung von Bischof Misago 
  • Lehmann: Kirche fördert Ehe und Familie" 
  • Bischof Bode: Trinitarisches Geheimnis gibt Antwort auf die Sehnsucht des Menschen 
  • Bischof Lehmann: Aufruf an junge Menschen 
  • Gutenberg-Oratorium begeisterte Publikum 
  • Erfolgreiche Teilnahme am Bundeswettbewerb „Jugend musiziert" 
  • Floristen: „Wir konnten uns mal ganz anders präsentieren" 
  • Heinz Schmitz für weitere fünf Jahre zum Stadtdekan ernannt 
  • Chancen und Gefahren der EDV in kirchlichen Verwaltungen

Vorschau 

  • Vorab-Informationen zum „Ausbildungskurs für Tagesmütter" (28. August) 
  • Über 160 attraktive Urlaubsangebote
Berichte 

Tag der Gefangenen im Bistum Mainz (9. Juli) 

Pfarrgemeinden sollen Inhaftierten und Strafentlassenen Aufmerksamkeit schenken 

Mainz. Einen „Tag der Gefangenen" begeht das Bistum Mainz am Sonntag, 9. Juli. In der Reihe der Veranstaltungen zur Feier des Heiligen Jahres 2000 werden an diesem Tag in besonderer Weise Inhaftierte in den Gefängnissen im Bereich des Bistums Mainz in den Mittelpunkt gestellt. In einem gemeinsamen Brief an die Pfarrgemeinden appellieren die Gefängnisseelsorger im Bistum Mainz an die haupt– und ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, dem Beispiel von Papst Johannes Paul II. zu folgen und an diesem Tag den Inhaftierten besondere Aufmerksamkeit zu schenken. Der Papst wird an diesem Tag in einem römischen Gefängnis die Heilige Messe feiern und hat alle Bischöfe und Diözesen in der Welt aufgefordert, ein ähnliches Zeichen zu setzen.

„Die Menschen hinter Gittern haben Gesichter!", unterstreichen die Gefängnisseelsorger und berichten in ihrem Schreiben an die Pfarrgemeinden: „Wir Gefängnisseelsorger begegnen den Menschen hinter Gittern in unserer Arbeit täglich. Wir erleben in den Begegnungen und Gesprächen, wie sich Jugendliche, Frauen und Männer mit ihrem Leben auseinandersetzen. Wir erleben, wie aus dem Ringen mit der Schuld und der Verurteilung ein Weg zur Versöhnung und der Wunsch nach Vergebung entsteht." Die Zusage und Aufforderung Jesu „Die Zeit ist erfüllt, das Reich Gottes ist nahe. Kehrt um und glaubt an die Frohe Botschaft Gottes (Mk 1,15)", gelte allen Christen und nicht nur denen, die straffällig geworden sind.

„Die gefangenen Menschen sind unsere Schwestern und Brüder im Glauben." Gerade dieser Gedanke sei ihnen als Gefängnisseelsorgern wichtig angesichts der vielen Verurteilungsgeschichten, die in den Medien große Beachtung finden. Umkehr, Versöhnung, Erneuerung im Glauben seien Aspekte des Heiligen Jahres, die alle Christen betreffen, bekräftigen sie und fassen das Anliegen des Tags der Gefangenen zusammen: „So möchten wir Gefängnisseelsorger als Grenzgänger zwischen den Welten drinnen und draußen die Gläubigen in den Pfarrgemeinden mit hineinnehmen in unsere Sorge für die Menschen in den Gefängnissen, und wir bitten Sie um Ihre Solidarität als Zeichen der Verbundenheit."

Gottesdienste, Gebete und Kollekten 

Konkret werden die Pfarrgemeinden eingeladen, am Sonntag, 9. Juli, in besonderer Weise die Sorgen und Anliegen der gefangenen Jugendlichen, Frauen und Männer im Bereich des Bistums Mainz mit in die Feier des Sonntagsgottesdienstes und in ihr Gebet einzubeziehen. Durch das fürbittende Gebet sollen die inhaftierten Menschen auf dem schweren Weg der Umkehr, der Veränderung begleitet werden. Neben der Bitte um Verbundenheit im Gebet und im sonntäglichen Gottesdienst rufen die Gefängnisseelsorger dazu auf, die besondere Kollekte dieses Tages zu unterstützen. Sie ist für die Gefangenenseelsorge bestimmt. Die Kollekte wird zu gleichen Teilen für die Gefängnisseelsorge im Bistum Mainz, das heißt zur Hilfe für bedürftige Inhaftierte und deren Angehörige verwandt, und für ein internationales Projekt der Gefängnisseelsorge für Inhaftierte in russischen Gefängnissen zwischen Moskau und St. Petersburg.

Am Tag der Gefangenen findet im Dom St. Martin in Mainz ein zentraler Gottesdienst der Gefängnisseelsorge statt. Er wird geleitet vom Seelsorger an der Justizvollzugsanstalt für jugendliche Straftäter in Rockenberg/Oberhessen, Pfarrer Josef Rüssmann, der auch predigen wird. Generalvikar Dr. Werner Guballa wird an diesem Tag einen Gottesdienst mit Gefangenen und Vollzugsbeamten der JVA Mainz feiern. Auch an den anderen Justizvollzugsanstalten im Bereich des Bistums Mainz finden besondere Gottesdienste und Begegnungen statt.

Arbeitshilfe: „Menschen hinter Gittern haben Gesichter" 

Als Arbeitshilfe und Handreichung für die Gemeinden haben die Gefängnisseelsorger ein Werkheft erarbeitet mit dem Titel „Tag der Gefangenen – Menschen hinter Gittern haben Gesichter". Die Arbeitshilfe hat weit über das Bistum hinaus Aufmerksamkeit gefunden und wurde von anderen Diözesen übernommen. Das Heft enthält neben dem Brief der Gefängnisseelsorger an die Pfarrgemeinden Arbeitshilfen für Gottesdienste am Tag der Gefangenen, Berichte aus der Praxis der Gefängnisseelsorge und eine Übersicht über die Standorte der katholischen Gefängnisseelsorge im Bistum Mainz.

Das Heft dokumentiert auch den Beschluss der Diözesankonferenz der Gefängnisseelsorger im Bistum Mainz vom 21. Oktober 1999, in dem sich die Konferenz der Forderung der Bundeskonferenz der katholischen Gefängnisseelsorger nach einer einmaligen Amnestie für Strafgefangene im Heiligen Jahr 2000 anschließt. Darin wird der Deutsche Bundestag als Gesetzgeber aufgefordert, anlässlich der Jahrtausendwende in einer einmaligen Amnestie Strafgefangenen ein Jahr ihrer Haftzeit zu erlassen. Zur Begründung heißt es u.a.: „Die Gefängnisse sind dann nicht mehr überbelegt. Die so entlasteten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Strafvollzug können sich wieder verstärkt der Resozialisierung der Gefangenen widmen."

Besonderes Gewicht wird in dem Heft auf die Frage gelegt, was Pfarrgemeinden für die Betreuung von Strafgefangenen und Haftentlassenen tun können. Dabei geht es insbesondere um die Fragen: „Gibt es Strafgefangene in unserer Gemeinde? Wo sind sie derzeit in Haft? Wie können wir Kontakt zu ihnen aufnehmen und ihnen nach der Entlassung helfen? Wie steht es um die Familien der Inhaftierten? Welche Gruppe von Menschen sind besonders gefährdet, straffällig zu werden?". In vielen Gemeinden sei ein vorbildlicher Krankenbesuchsdienst eingerichtet. Ähnliches könnte für Strafgefangene geschaffen werden.

Arbeitshilfe als pdf-Datei

Umkehr, Versöhnung und Neubeginn 

Der Leiter des Dezernates Seelsorge, Domkapitular Prälat Heinz Heckwolf, und der Leiter der Abteilung Besondere seelsorgliche Dienste im Bischöflichen Seelsorgeamt Mainz, Ordinariatsrat Hans Jürgen Dörr schreiben im gemeinsamen Vorwort: „Das Heilige Jahr, das Gnadenjahr des Herrn, soll für alle Menschen zu einem Ereignis der Umkehr, der Befreiung, der Umwandlung und des Neubeginns werden, zu einem Jahr des Erlasses und der Versöhnung."

Hans Jürgen Dörr erklärt zum Tag der Gefangenen, die Gefängnisseelsorge sei ein besonders wichtiges Beispiel der ergänzenden Zusammenarbeit von kategorialer Sonderseelsorge und Gemeindeseelsorge. Er unterstreicht, dass Schuld im moralischen Sinn immer auch einen sozialen Aspekt hat, dass die Aufarbeitung von Schuld, dass Umkehr und Versöhnung die Resozialisierung im Blick haben müssen. Hier sei auch die Pfarrgemeinde gefordert. Gerade am Tag der Gefangenen müsse das Jesus-Wort bedacht werden: „Ich war im Gefängnis und Ihr habt mich (nicht) besucht" (Mt 25,36 u. 43).

Im Bereich des Bistums Mainz gibt es Justizvollzugsanstalten in Butzbach, Darmstadt, Dieburg, Friedberg, Gießen, Mainz, Rockenberg, Weiterstadt und Wonsheim sowie eine Einrichtung für Abschiebehaft in Offenbach und einen Jugendarrest in Worms. In ihnen sind haupt- oder nebenamtlich fünf Priester, ein Diakon, vier Pastoralreferenten und ein Gemeindereferent tätig. Sprecher der Gefängnisseelsorger im hessischen Teil des Bistums Mainz ist zurzeit der Pastoralreferent Karl Hinsberger, Weiterstadt.

Sk (MBN)

 

Positiver Trend bei den Bistumsfinanzen 

Steuerreform der Bundesregierung bedroht aber günstige Entwicklung bei der Kirchensteuer 

Mainz. Das Kirchensteueraufkommen im Bistum Mainz ist in den Monaten Januar bis Mai 2000 um 6,8 Prozent im Vergleich zum gleichen Zeitraum des Vorjahres angestiegen. „Ein positiver Trend", befand der Finanzdezernent des Bistums Mainz, Finanzdirektor Thomas Karst, während der Sitzung des Diözesan-Kirchensteuerrats am Freitag, 16. Juni, im Mainzer Kolpinghaus. Gründe dafür sah Karst vor allem im Rückgang der Arbeitslosigkeit und der verbesserten Wirtschaftskonjunktur. Im vergangenen Jahr stiegen die Steuereinnahmen des Bistums insgesamt um rund zehn Prozent gegenüber 1998. Im Vergleich mit den anderen deutschen Bistümern lag Mainz damit deutlich über dem Durchschnitt. Insgesamt stiegen 1999 die Kirchensteuereinnahmen der Diözesen um 5,3 Prozent.

Das günstige Mainzer Ergebnis werde jedoch durch den Finanzausgleich zwischen den deutschen Bistümern belastet, betonte Karst. Im sog. Clearing-Verfahren müsse Mainz im Herbst nach ersten Schätzungen rund DM 60 Mio. an andere Diözesen bezahlen. Zudem bedrohe die geplante Steuerreform der Bundesregierung die Steuereinnahmen der Kirchen: Die Steuerreform führe zu erheblichen Ausfällen bei der Kirchensteuer insbesondere ab dem Jahr 2002, sagte der Finanzdezernent. Karst hält die Auswirkungen der Unternehmenssteuerreform für eine grobe Benachteiligung der Kirchen: „Der Staat behält dort nach den Planungen seine Einnahmen in anderen Steuerarten. Die Kirche nimmt aber dann sehr viel weniger ein, obwohl der einzelne Steuerpflichtige nicht weniger leistungsfähig wird." Der Vorschlag der Kirchen für eine Regelung zur Kompensation der Steuerausfälle stoße jedoch bislang beim Finanzministerium auf Ablehnung, erklärte Karst. Die Mindereinnahmen durch die geplante Tarifreform (Senkung der Steuersätze) dagegen wollen die Kirchen mittragen.

Der Kirchensteuerrat genehmigte auf seiner Sitzung auch die Haushaltsrechnung des Bistums Mainz für 1999 einstimmig. Die Gesamteinnahmen betrugen DM 505,4 Mio. Demgegenüber standen Ausgaben von DM 505,7 Mio. Der Fehlbetrag von DM 243.249 wird auf den laufenden Haushalt 2000 übertragen. Insbesondere die Personalkosten konnten zurückgeführt werden. Während diese 1995 noch 60 Prozent der Kirchensteuer ausmachten, beträgt der Anteil jetzt nur noch 55 Prozent. „Damit liegen wir bei den Personalkosten nur 0,5 Prozent über unserer ursprünglichen Haushaltsplanung", unterstrich Karst. Für Bischof Lehmann bestätigt diese günstige Entwicklung der Bistumsfinanzen die konsequente Sparpolitik der vergangenen Jahre und die sorgfältigen Schätzungen der Finanzverwaltung. Für den Haushalt 2000 sind rund DM 495.745.000 Einnahmen und Ausgaben eingeplant.

Zum Ende der vierjährigen Ratsperiode des Kirchensteuerrats dankte Bischof Lehmann den gewählten Vertretern aus den Dekanaten des Bistums sowie der Geschäftsführenden Vorsitzenden, Dr. Margun Schmitz, Mainz, für die Unterstützung und Entlastung der Diözesanfinanzverwaltung. Er bezeichnete die Mitarbeit und Mitverantwortung des Steuerrats als einen „wichtigen Fortschritt in innerkirchlicher Demokratie." Lehmann dankte weiterhin den Steuerzahlern. Die Diözese Mainz könne ihre Aufgaben und vielfältigen Angebote nur erfüllen, weil sehr viele Menschen die Arbeit der Kirchen durch ihre Steuern unterstützen, auch solche, die ansonsten gar keinen Kontakt zur Kirche hätten. „Dies ist nicht selbstverständlich", bekräftigte der Bischof. Mit Blick auf die Steuerreform erklärte Lehmann: „Wenn wir durch zu hohe Steuerausfälle unsere Leistungen nicht mehr erfüllen könnten, würde es für den Staat auch sehr viel teurer." Dieser müsste dann entsprechende Leistungen anbieten.

Überblick über den Haushalt 2000

Bns (MBN)

 

Schwangerenberatung: Verlust an Glaubwürdigkeit wieder ausgleichen 

„Donum Vitae", „Frauenwürde", Caritas und SkF diskutierten über Schwangerenberatung

Mainz. Die Beratungsstellen des Caritasverbandes und des Sozialdienstes katholischer Frauen (SkF) im Bistum Mainz wollen die in der Vergangenheit bewährte Schwangeren- und Schwangerschaftskonfliktberatung mit neuem Konzept weiterführen. Dies bekräftigte Diözesan-Caritasdirektor Mario Junglas am Dienstagabend, 20. Juni, beim Forum „Schwangerenkonfliktberatung – Katholiken engagieren sich" im Informations- und Begegnungszentrum der Mainzer City-Seelsorge „Nr. 10 – Kirche am Markt". Dazu eingeladen hatte die Katholische Hochschulgemeinde St. Albertus, Mainz.

Nach dem Ausstieg aus der gesetzlichen Schwangerschaftskonfliktberatung könne es nicht heißen „Wir machen weiter wie bisher", erklärte Junglas. „Wir haben uns in Mainz nüchtern damit abgefunden, dass wir draußen sind", bekannte er und bestätigte: „Wir werden ab 1. Januar 2001 keine Beratungsscheine mehr ausstellen." Der Caritas-Direktor betonte, dass die hohe Qualität des Beratungsangebotes von Caritas und SkF nie in Frage gestellt wurde. „Dadurch, dass wir raus mussten, haben wir einen neuen Standpunkt erreichen können und sagen: Jetzt fangen wir von vorn an mit Blick auf das Ganze." Dieser Neuanfang habe auch die Möglichkeit gebracht, Engführungen aufzubrechen, zum Beispiel die Fixierung auf die Schwangerschaftskonflikte. Andere Felder, wie zum Beispiel Frauenarmut, seien deshalb bisher in der öffentlichen Wahrnehmung benachteiligt gewesen. Es sei ja nicht erwiesen, dass ohne Ausgabe des Beratungsnachweises die ambivalenten Frauen, die im Konflikt stehen, nicht mehr erreicht werden könnten. Im neuen Konzept gehe es jedoch darum, die Frauen schon viel früher zu erreichen, nicht erst, wenn sie im Konflikt stehen. Bei dem Konzept mit dem neuen Ansatz gehe es um frauenspezifische Beratung, um frauen- und familienorientierte Sozialarbeit. Diese umfasse neben der Beratungsarbeit im engeren Sinn auch konkrete Hilfen, Prävention, Öffentlichkeitsarbeit und eine ausgedehnte Netzwerkarbeit.

Im Bistum Mainz gebe es zurzeit eine Vitalisierungskampagne für ein solches Netzwerk in den Gemeinden. Der Erfolg sei ein „Prüfstein unserer Glaubwürdigkeit", unterstrich Junglas. Wie ernst es dem Bistum damit sei, sollten nach seinen Worten die kommenden Kirchensteuerberatungen deutlich machen. Das neue Beratungskonzept von Caritas und SkF im Bistum Mainz versuche, in einer neuen Situation auf aktuelle Herausforderungen im umfassenden Sinn zu antworten. Dazu gehöre auch eine Wahrnehmungsänderung. Frauen seien nicht nur hilfsbedürftig, sondern frei handelnde Personen. Diese Einsicht mache einen neuen, redlicheren Ansatz in der Schwangerenberatung möglich.

Von den führenden Vertretern der Vereine „Frauenwürde Rheinland-Pfalz", Dietgard Heine, Mainz, und „Donum Vitae Rheinland-Pfalz, Prof. Dr. Bernd Rosenberger, Kaiserlautern, wurde dem von Junglas vorgetragenen Konzept hohe Anerkennung gezollt. Allerdings wurden auch Zweifel geäußert, ob es im Blick auf die ambivalenten Frauen im Schwangerschaftskonflikt erfolgreich sein könne. Denn bisher habe es bei den katholischen Beratungsstellen nach Bekanntwerden bzw. nach dem Vollzug des Ausstiegs im Bistum Speyer deutliche Einbrüche bei den Beratungszahlen gegeben. Dies bestätigten auch die Beraterinnen des Mainzer Caritasverbandes, Ingrid Kaiser, und des SkF Mainz, Petra Moschner. Sie machten jedoch zugleich darauf aufmerksam, dass die Zahl der Schwangerenberatungen insgesamt zugenommen habe. Bisher machten die Konfliktberatungen ca. 20 Prozent der Beratungen aus. Diese Zahl sei nun deutlich niedriger geworden.

Rosenberger und Heine betonten, dass sie mit ihrem Beratungsangebot die Lücken schließen wollen, die durch den Ausstieg der katholischen Beratungsstellen entstanden sind. „Die katholischen Beratungsstellen leisten qualifizierte Hilfe", unterstrich Rosenberger und betonte, dies solle und werde so bleiben. Deshalb engagiere sich „Donum Vitae". Es tue ihm weh, bekannte er, welchen Vertrauensverlust die katholische Kirche mit ihrer Entscheidung des Ausstiegs bewirkt habe. Er scheine ihm fast irreparabel. Der rheinland-pfälzische Vorsitzende von Donum Vitae stellte klar, dass es für Donum Vitae keine Trennung zwischen Konfliktberatung und allgemeiner Schwangerenberatung geben kann. Er verwies darauf, dass in Homburg/Saar und in Landstuhl und jetzt auch im Kreis Ahrweiler Donum Vitae-Beratungsstellen mit ihrer Arbeit begonnen haben. Sie seien dabei auf staatliche Zuschüsse und Spenden angewiesen.

Frauenwürde sei es bisher noch nicht gelungen, eine Beratungsstelle einzurichten, berichtete Dietgard Heine. Nach Unterschieden zwischen den beiden Vereinen gefragt, erklärten beide Seiten, dass es keine großen Unterschiede gebe. Heine wies jedoch darauf hin, dass Frauenwürde im Gegensatz zu Donum Vitae sich inhaltlich bei ihrem Konzept nicht auf die Bischöflichen Richtlinien berufe. Bei ihnen stehe stärker als bei Donum Vitae die Frau im Mittelpunkt der Beratung, wenn auch bei beiden der Schutz der ungeborenen Kinder das Beratungsziel sei, wie im Gesetz festgelegt. Auf die Frage nach einer möglichen Zusammenarbeit von Caritas und SkF mit Donum Vitae oder Frauenwürde erklärte Junglas: „Ich beteilige mich nicht an Lösungen, die Unklarheit schaffen. Wir sind draußen und wollen nicht auf Umwegen und nicht mit Tricks wieder reinkommen", bekräftigte er. Die Kirche habe Glaubwürdigkeit eingebüßt und diese sei nur durch Klarheit zurückzugewinnen.

Angebote für Schwangere in den Pfarreien - Ergebnissen der Umfrage 1999

Sk (MBN)

 

„Mister Zehnprozent" sucht wieder Gleichgesinnte 

Sammelaktion will Hilfsprojekte in Afrika, Asien und Deutschland unterstützen 

Wiesbaden/Mainz. Keiner kennt ihn. Doch er verdient wohl recht gut: Mister Zehnprozent. Der unbekannte Wohltäter ist bereit, zehn Prozent seines Einkommens - das sind immerhin 75.000 Mark - für Hilfsprojekte in den Entwicklungsländern und hierzulande zu spenden. Voraussetzung: es müssen sich bis 31. März 2001 insgesamt 416 gleichgesinnte Personen finden, die bereit sind, zehn Prozent von ihrem Taschen- oder Haushaltsgeld, von ihrer Rente oder ihrem Lohn für die Hilfsprojekte abzuzwacken. Schon 1969 hatte ein Kaufmann aus dem Rhein-Main-Gebiet die Idee zur Zehn-Prozent-Aktion. Seinen Nachfolger haben schon viele versucht zu outen. Seit 1981 allerdings erfolglos. Für die aktuelle Aktion haben sich nach Angaben der Organisationszentrale der Zehn-Prozent-Aktion bislang 126 Spenderinnen und Spender gefunden. Die 32. Aktion hat am 1. April begonnen.

Die aktuelle Sammelaktion unterstützt Projekte der Hilfswerke BROT FÜR DIE WELT, MISSIO, MISEREOR und des DIAKONISCHEN WERKS. So sollen Gelder fließen in die Betreuung von Behinderten in Sambia, in die Schul- und Lehrausbildung für Mädchen in Laos, in ein Projekt für Kleinbauern in Mali und in ein Kinderschutzzentrum auf den Philippinen. Außerdem sollen Schulen in Nepal und das Wohnheim für chronisch und mehrfach geschädigte Suchtkranke in Oldenburg Unterstützung erhalten. Weitere Informationen zur Zehn-Prozent-Aktion gibt die Organisationszentrale im Evangelischen Dekanatverband Wiesbaden, Schwalbacher Straße 6, Telefon 0611/1409220, Fax 0611/309877, www.zehn-prozent-aktion.de.cx

Spendenkonten: Nr. 40 44 44 4 bei der Evangelischen Kreditgenossenschaft (BLZ 500 60 500) oder Nr. 12300 bei der Wiesbadener Volksbank (BLZ 510 90 000).

Bns (MBN)

 

Freude über Freilassung von Bischof Misago 

Bischof Lehmann hatte sich für ihn eingesetzt – Schauprozess gegen die katholische Kirche 

Mainz/Kigali. Ihre große Freude über die Freilassung des Bischofs von Kikongoro in Ruanda, Augustin Misago, haben in Mainz Bischof Dr. Karl Lehmann und der frühere langjährige Missionsdirektor des Bistums Mainz, Prälat Hermann Mayer, zum Ausdruck gebracht. Misago war im April 1999 – fünf Jahre nach dem Völkermord – verhaftet und wegen Beihilfe zum Völkermord angeklagt worden. Ein Gericht in Kigali hatte Misago, wie am Donnerstag, 15. Juni, von der Deutschen Botschaft in Kigali mitgeteilt wurde, von allen Anklagepunkten, auch dem der unterlassenen Hilfeleistung, frei gesprochen.

Prälat Mayer, der seit seinem Eintritt in den Ruhestand weiterhin die Kontakte zu den Missionaren und Missionsschwestern aus dem Bistum Mainz in aller Welt unterhält, erklärte am Montag, 19. Juni, in Mainz, die Wende zu Gunsten Misagos sei am 1. Dezember 1999 eingeleitet worden. An diesem Tag trat der 20jährige Jerome Rugema als Zeuge auf, der laut Anklage hätte tot sein müssen, weil Bischof Misago ihn und neun andere Jugendliche an massakrierende Hutus ausgeliefert haben sollte. Der Bischof hatte sie jedoch in ein Krankenhaus übergeben, um sie zu retten. Weitere Zeugen bestätigten diese Aussage.

Bischof Lehmann hatte noch am 22. Mai 2000 in einem Brief an Misago geschrieben. „Mit tiefer Bestürzung habe ich erfahren, dass die Staatsanwaltschaft in Ihrem Prozess die Todesstrafe gefordert hat". Er brachte seine tiefe Zuneigung zum Ausdruck und versicherte dem gefangenen Bischof seine Anteilnahme und Solidarität in Gemeinschaft mit dem Papst und vielen Gläubigen. „Wir beten, dass Ihr Prozess zu einem gerechten Ende geführt wird." Lehmann erinnerte auch daran, dass er am 3.Dezember 1999 in Mainz mit Generalmajor Paul Kagame über seinen Fall gesprochen hatte. Präsident Kagame war damals noch Vizepräsident und Verteidigungsminister in Ruanda. Nun appelliere er erneut an ihn, einen fairen Prozess zu garantieren, schrieb er in dem Brief. Nach bekannt werden der Freilassung erklärte Lehmann jetzt in Mainz, er sei glücklich über diesen Ausgang des Prozesses, der die Unschuld Misagos erwiesen habe, für den sich so viele eingesetzt hatten.

Hermann Mayer erinnerte daran, dass der Prozess gegen Misago Teil einer antikatholischen Kampagne in Ruanda war. Während des Völkermordes im April 1994 habe der Vorsitzende der Katholischen Ruandischen Bischofskonferenz, Thadée von Kabgayi, an die Hutu-Armee appelliert, dem Morden Einhalt zu gebieten. Erfolglos. Am 5. Juni 1994 wurde er mit zwei Bischofskollegen und mehreren Priestern in Gakurazo von den Truppen der Tutsis unter dem heutigen Präsidenten Kagame ermordet. Die Wende im Prozess gegen Bischof Misago, erklärte Mayer weiter, hänge mit dem Sturz des Präsidenten Pasteur Bizimungo zusammen, der vor zwei Monaten wegen des Vorwurfs der Korruption und sexueller Vergehen zurücktreten musste.

„Gewiss haben einige Katholiken während des Völkermordes versagt", räumt Mayer ein. Es sei aber nicht gerechtfertigt gewesen, mit dem Schauprozess die gesamte katholische Kirche in Ruanda auf die Anklagebank zu setzen. Der neue Präsident Kagame – „bisher schon die graue Eminenz" – habe jetzt die Schädlichkeit dieses Vorgehens eingesehen.

Sk (MBN)

 

Lehmann: Kirche fördert Ehe und Familie" 

Bischof Lehmann forderte stärkere Hilfen und Begleitung von Familien 

Mainz. Der Bischof von Mainz und Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz hat sich erneut dagegen gewandt, den so genannten alternativen Familienformen gleiche Rechte zu gewähren wie den durch Ehe begründeten Familien. Bei der zweiten Gesprächsrunde im Rahmen des „Mainzer Schlossgespräches" zum Thema „Vorfahrt für die Familien", die vom Bildungswerk der Konrad Adenauer-Stiftung in Mainz veranstaltet werden, mahnte Lehmann am Freitag, 16. Juni, im Erbacher Hof in Mainz: „Zwei wesentliche Komponenten der ‚Institution Familie‘ treten immer stärker auseinander, nämlich Partnerschaft und Elternschaft. Sie werden mehr und mehr getrennt und auch verschieden bewertet." In diesem Licht werde auch der grundgesetzlich verbürgte besondere Schutz für Ehe und Familie mehr und mehr relativiert (Artikel 6 GG), kritisierte der Bischof.

Lehmann verwies in seinem Vortrag zum Thema „Die Kirche – engagierte Förderin von Ehe und Familie" auf den vielfältigen Wandel der Familie in den letzten Jahrzehnten. Es wäre nach seinen Worten jedoch falsch, nur auf diese Veränderungen zu blicken: „Viele Menschen streben immer noch nach einem glücklichen Ehe- und Familienleben." Alternative Lebensformen seien entweder auf kleinere Subkulturen beschränkt oder würden als Auswege nach dem Scheitern der zuerst gewählten Lebensentwürfe gesucht. Man dürfe die zahlreichen Ehepaare nicht vergessen, die ihre gemeinsame Goldene Hochzeit feiern, unterstrich der Bischof.

Nachdrücklich verwies Lehmann auf die hohen Erwartungen der Eltern an die Kinder und ihre Erziehung wie auch die Erwartungen der Gesellschaft an die Fähigkeiten der Eltern. Bei der hohen Sinnerwartung an Ehe und Familie könnten diese Anforderungen leicht zu einer Überforderung werden, stellte er fest. Darum erscheine die Familie heute für alle Beteiligten oft wie ein Balanceakt, bei dem viele in Spannung stehende Elemente und Interessen, wie zum Beispiel Erwerbstätigkeit und Familienzuwendung, immer wieder einen Ausgleich finden müssten. Wenn dieser Balanceakt nicht gelinge, komme es zur Trennung und Scheidung.

In der Situation, in der die Familien sich heute befinden, könne es keineswegs genügen, nur an den guten Willen zu appellieren oder ethische Grundsätze in Erinnerung zu rufen, wenn es um den Erhalt der Familie geht, betonte Lehmann. Wer in ihr die Urzelle der menschlichen Gemeinschaft erblicke, müsse heute auch dafür eintreten, dass ihr nicht strukturbedingte Nachteile in der Gesellschaft erwachsen, so dass sie trotz einer tiefen Sehnsucht des Menschen nach „Familie" nicht mehr als dafür geeignete Lebensform gewählt werde. Deshalb forderte er, die Motivation zur Elternschaft und zu dauerhaften Partnerschaftsverhältnissen müsse bis in die Steuergesetzgebung hinein gefördert werden. Hierzu begrüßte er die familienpolitischen Maßnahmen der letzten Jahre. Das Urteil des Bundesverfassungsgerichts lasse jedoch erkennen, dass der notwendige Rahmen der Unterstützung noch längst nicht ausgeschöpft sei. Die Rahmenbedingungen für das Gelingen von Familie müssten immer wieder stimmig gemacht werden, unterstrich der Bischof. Nur so bleibe es wahr, dass die Familie die Zukunft der Gesellschaft bedeutet.

Die Familie ist der Weg der Kirche 

Die Feststellung, dass „die Familie der Weg der Kirche ist" (Papst Johannes Paul II.), bedeute, dass die Kirche den Menschen da aufsucht, „wo er in der täglichen Lebenswelt kämpft und ausruht, liebt und leidet". Die Familie als Weg der Kirche heiße auch, dass die Kirche den Weg der Familie mitgeht „durch alle Freude und alle Trauer hindurch", und darüber hinaus, dass sie die gesellschaftlichen Veränderungen aufspüre und beobachte, die auf die Familie einwirken. „Wir müssen noch sehr viel mehr unternehmen, um über ein Frühwarnsystem zu verfügen, das uns schon von weitem ernsthafte Störungen im Zwischengeflecht von Familie und Gesellschaft anzeigt", erklärte Lehmann. Weil diese Situation komplexer und differenzierter geworden sei, müssten auch die Verantwortlichen in der Kirche sich sehr viel mehr um Analyse und Diagnose, Reflexion und Therapie kümmern. Nicht zuletzt deshalb habe die Deutsche Bischofskonferenz vor einigen Jahren eine eigene Kommission für Ehe und Familie gegründet. Deshalb habe es auch Überlegungen gegeben, ein eigenes Institut für Ehe und Familie zu gründen, das nunmehr bei der Katholischen Universität Eichstätt angesiedelt werde.

Engagierte Diskussion – Dank für Glaubenszeugnis

In der anschließenden sehr engagierten Diskussion, an der sich viele der rund 60 Teilnehmer/innen beteiligten, ging es u.a. um die Bedeutung der Kindergärten als Hilfe für Familien, um die Vereinbarkeit von Familie und Beruf, um die Emanzipation der Männer in ihrer Rolle als Väter und insbesondere um Maßnahmen für eine intensivere Vorbereitung auf die Ehe. Mehrfach wurde die große Bedeutung der Ehe- und Familienberatung wie auch der Erziehungsberatung in kirchlicher Trägerschaft herausgestellt. Der frühere Intendant des ZDF, Prof. Dr. Karl Holzamer, kritisierte in einem Diskussionsbeitrag, dass die außerehelichen Beziehungen in der Gesellschaft „hochgelobt werden". Dem sollte mit aller Kraft entschiedener widerstanden werden, forderte er.

Der Beauftragte der Evangelischen Landeskirchen am Sitz der Landesregierung, Dr. Jochen Buchter, Mainz, dankte in seinem Diskussionsbeitrag Bischof Lehmann sehr herzlich für sein klares Wort zur Bedeutung von Ehe und Familie. „Wir haben in der Evangelischen Kirche ein so breites Spektrum, dass es schwer ist, so klare Worte zu sprechen", bedauerte er für seine Kirche. Nachdrücklich wies er darauf hin, dass demnächst ein neuer Angriff von der Europäischen Union auf Ehe und Familie zu erwarten sei. In Anlehnung an Artikel 13 des Amsterdamer Vertrages gebe es starke Bestrebungen, im Rahmen von Antidiskriminierungsrichtlinien in Form einer Gleichmacherei eine Gleichstellung von Ehe und nichtehelichen Gemeinschaften zu erreichen. Dem müsse gegengesteuert werden.

Der Moderator des Gesprächs, Michael Prinz zu Salm-Salm, wies besonders auf das Defizit in der Ehevorbereitung hin. Bischof Lehmann sagte dazu, dass es gute Angebote in den Diözesen gebe, die aber zu wenig genutzt würden. Viele setzten voraus, dass diese schwere Aufgabe „von selbst geht". Salm wies auch auf die Belastungen für bekenntnisverschiedene Ehen hin, worauf Bischof Lehmann bekannte, dass deren Probleme für ihn seit 30 Jahren der entscheidende Motor gewesen seien, sich für die Ökumene in sehr hohem Maße zu engagieren. Zu Beginn der Veranstaltung hatte der Leiter des Bildungswerkes der Konrad Adenauer-Stiftung, Karl-Heinz van Lier, angekündigt, dass die Reihe „Vorfahrt für die Familie" im Herbst mit einem Vortrag von Prof. Dr. Paul Kirchhof und mit einer Seminarveranstaltung fortgesetzt werde. Bischof Lehmann dankte zum Schluss den Diskussionsteilnehmern für das klare Zeugnis des Glaubens, das in vielen Wortmeldungen zum Ausdruck gekommen sei.

Text des Vortages von Bischof Lehmann

Sk (MBN)

 

Bischof Bode: Trinitarisches Geheimnis gibt Antwort auf die Sehnsucht des Menschen 

„Spannendes Miteinander von Person und Gemeinschaft" 

Mainz. Das Leben der Kirche spiegelt nach den Worten des Bischofs von Osnabrück, Dr. Franz-Josef Bode, das Leben des dreifaltigen Gottes. In einem Vortrag im Mainzer Dom zum Thema „Die Gemeinschaft der Kirche mit dem lebendig-dreieinen Gott" betonte Bode am Donnerstagabend, 15. Juni: „Das Leben der Kirche ist nicht nur das Leben eines Vereins‘ mit moralischen Zielsetzungen, sondern einer Gemeinschaft, die Gott widerspiegelt."

Diese Ansicht von Kirche, die das II. Vatikanische Konzil schon bestens vorbereitet habe, scheine ihm „überlebensnotwendig für die Zukunft", bekräftigte Bode. Denn letztlich führten der überdrehte Individualismus und der überdrehte Pluralismus in eine Einsamkeit, Orientierungslosigkeit und Heimatlosigkeit, die nur in dem spannenden Miteinander von Person und Gemeinschaft gelöst werden könnten. Dabei gehe es nicht um die Polarität und Fixierung zweier Größen aufeinander, sondern um die Kraft eines Dritten. Viele Beziehungen zerbrechen gerade daran, erläuterte der Osnabrücker Bischof, der auch Jugendbischof der Deutschen Bischofskonferenz ist, dass die Personen aufeinander fixiert seien, einander vergötzten wegen fehlender Rückbindung an einen Größeren, deshalb einander überforderten und scheiterten.

„Wir spüren, dass die tiefe Sehnsucht des Menschen nach Selbstfähigkeit, nach Du- und Wir-Fähigkeit, nach Zukunftsfähigkeit im trinitarischen Geheimnis Gottes und so auch im trinitarischen Geheimnis der Kirche eine Antwort finden kann", erläuterte Bode. Genau darauf müsse es der Kirche heute vor allem ankommen. Deshalb sei er dem II. Vatikanischen Konzil von Herzen dankbar, dass es die alte Weisheit der Kirchenväter in ein neues Licht gerückt habe. Danach „erscheint die ganze Kirche als das von der Einheit des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes her geeinte Volk".

Dabei handle es sich nicht um blutleere Spekulationen, betonte Bode. Dies werde aus der Menschwerdung und Passion Jesu deutlich, seinem Leben ganz und gar mit den Menschen. Sein „trinitarischer Lebensstil" sei davon gekennzeichnet, dass Jesus, von der Kraft des Heiligen Geistes getrieben, sich ganz dem Vater und ganz dem Menschen zuwandte. Gerade die bindende und kritisch relativierende, ja unberechenbare Kraft des Geistes, muss nach den Worten Bodes die Zukunft des christlichen Glaubens besonders prägen. Wege in die Zukunft könnten nur aus der vom Geist Gottes selbst bewirkten Dialogfähigkeit gefunden werden. Die uralte trinitarische Aussage über die Kirche werde von hierher lebbar und erfahrbar: „Kirche ist Volk Gottes des Vaters, Leib Christi des Sohnes und Tempel des Heiligen Geistes."

Die Christen müssten sich immer bewusst bleiben: „Der Weg der Kirche ist der Mensch!" Die Kirche sei ganz gottbezogen und ganz menschbezogen. Dies sei nur möglich in der Kraft des Geistes, und habe Folgen für das Leben und die Pastoral der Kirche, unterstrich Bode. So könne zum Beispiel eine Diakonie ohne die Motivation, dem Ebenbild Gottes zu dienen, und in jedem Menschen das Antlitz Christi zu entdecken, leicht in ein Sozial- und Pastoral-Ingenieurtum führen, warnte er. Gott habe die Welt nicht von oben herab erlöst, sondern von unten her, indem er selbst in seinem Sohn bis in die Höllen der Menschen ging, bis an den Rand, um von dort aus das Leid nicht abzuschaffen, sondern es mit durchzuleiden, aufzufangen und so eine Solidarität und Stellvertretung zu leben, zu der der Mensch allein niemals fähig wäre, sondern nur mit Gott und in der Kraft des Geistes, schloss Bischof Bode.

Sk (MBN)

 

Bischof Lehmann: Aufruf an junge Menschen 

Die Familie als Wert und Kostbarkeit neu entdecken 

Marienthal/Rheingau. Der Bischof von Mainz, Dr. Karl Lehmann, hat die jungen Menschen dazu aufgerufen, die Familie als Wert und Kostbarkeit neu zu entdecken. Bei der traditionellen Diözesan-Familienwallfahrt nach Marienthal im Rheingau erklärte Lehmann am Sonntag, 18. Juni, in seiner Predigt an der Wallfahrtsstätte: „Ihr könnt von früheren Generationen viel übernehmen. Aber Ihr müsst selbst die Kostbarkeit und den Reichtum des gemeinsamen Lebens in der Familie neu entdecken." An der Wallfahrt nahmen weit über Tausend Pilger aus allen Teilen des Bistums Mainz, überwiegend aus Rheinhessen, teil, die ein Stück des Weges zum Teil mit dem Schiff und zu Fuß zurücklegten.

Der Bischof wies auf die großen Veränderungen hin, denen die Familie ausgesetzt ist, und die auch die Diskussionen in Kirche, Gesellschaft und Politik bestimmten. Gewiss gebe es heute viele zerstörte Familien, Halbfamilien, Stieffamilien und Familien von Alleinerziehenden, in welchen die große Wandlung im Familienbild und in der Lebenswirklichkeit von Familien zum Ausdruck komme. Aber er sei überzeugt, dass trotz aller Problem und trotz allen Scheiterns die Familie die „beste Schule der Menschlichkeit ist und bleibt". Nachdrücklich unterstrich er, dass die Familie vor aller staatlichen Ordnung die tiefste Gemeinschaft der Menschen ist und älter als alle Institutionen der Welt.

Von den Problemen, die heute die Familie belasten, nannte Bischof Lehmann an erster Stelle die Vereinbarkeit von Beruf und Familie, gerade für die Frau. „Wir müssen Verständnis dafür haben, dass Frauen ihren erlernten Beruf nicht gern aufgeben und Möglichkeiten zur Wiedereingliederung in die Berufswelt nach der Familienphase schaffen", rief er den Gläubigen zu. Im Blick auf die jungen Generationen erklärte er: „Wir müssen helfen, wieder ein sicheres Rentensystem zu schaffen, dass die jungen Menschen auf die Zukunft vertrauen können." Man dürfe den jungen Generationen nicht zu viele Lasten aufbürden, bekräftigte er. Solche Lasten reichten von der großen Verschuldung des Staates bis zu den Belastungen der Umwelt. Es gelte, den jungen Menschen Mut zu machen, den Einzelnen nicht zu viel aufzuladen, sondern Solidarität zu praktizieren. „Das muss unser Wille sein, indem wir voneinander nicht loslassen", bekräftigte er.

Schule der Menschlichkeit und des Glaubens 

Auch für das religiöse und kirchliche Leben ist die Familie nach Auffassung Lehmanns von unersetzlichem Wert. Er erinnerte daran, dass früher in den Familien die Frohe Botschaft Jesu zwischen den Generationen weitergegeben wurde. Auch heute sei die Familie dafür der unersetzliche und lebenswichtige Ort. Alle Bemühungen um die Weitergabe des Glaubens in Kindergarten, Schule, Jugendarbeit und Gemeinde könnten hierin die Familie nicht ersetzen. Das wichtigste Geschenk, das Eltern und Großeltern ihren Kindern und Enkeln geben könnten, sei das Zeugnis ihres Glaubens. Allerdings habe die Familie es heute schwer, räumte Lehmann ein. Es gebe viele fremde Einflüsse. Deshalb brauchten die Familien Unterstützung durch Kindergarten, Schule, Gemeinde und Jugendarbeit. Allerdings sei es sehr schädlich, betonte der Bischof, wenn von den Vertretern der verschiedenen Lernorte des Glaubens gegenseitige Vorwürfe des Versagens zu hören seien. Es gelte zusammenzuarbeiten und einander in dieser schwierigen Aufgabe zu stützen.

Die Familie bleibe die beste Schule der Menschlichkeit, hob er hervor. „Da müssen wir einander in die Augen schauen und wahrnehmen, wenn einer ein Leid hat und mit dem anderen sprechen möchte." Eindringlich appellierte der Bischof an seine Zuhörer: Gerade heute könne Ehe und Familie nur gelingen, wenn einer den anderen in seinem Anderssein annimmt. Es gelte, Aufgaben, Lasten und Sorgen, aber auch viel Freude zu teilen. Gerade für die christliche Familie sei es eine ungeheure Gnade, betonte Lehmann, dass die Partner in Schwierigkeiten „nicht auseinanderlaufen müssen, sondern versöhnlich in neuer Freiheit und Bindung aufeinander zugehen können", auch wenn die Trennung und das Scheitern nicht immer zu vermeiden seien. An diesem Dreifaltigkeitssonntag, unterstrich er in seiner Predigt weiter, könne die Gemeinschaft von Vater, Sohn und Heiligem Geist auch Impulse für das Familienleben geben. Die Familie müsse Einheit und Gemeinschaft suchen und die Familienmitglieder sollten wissen, „dass jeder dem anderen ein wirkliches Geschenk ist". Jeder habe andere Gaben, die sich entfalten müssten. Dabei gehe es um eine Einheit, die den anderen nicht erdrückt, sondern ihm Freiraum lässt.

„Wir nannten Dich bei Deinem Namen" 

Zum Abschluss des Gottesdienst zeichnete Bischof Lehmann Ursula Ziebarth aus Frankfurt-Harheim aus, die den diözesanen Wettbewerb von „Mutmach"-Geschichten gewonnen hat. Als erste Preisträgerin übergab der Bischof ihr und ihrem Mann Bernhard Ziebarth einen Gutschein für eine Familienfreizeit. Diözesan-Familienreferent Klaus Heizmann stellte die Preisträger vor und berichtete über ein weiteres Beispiel einer Mutmach-Geschichte. Darin kam zum Ausdruck, dass eine Familie sich beim vierten Kind hässliche Bemerkungen anhören musste, aber aufgrund einer Geburtsanzeige sehr viele positive Unterstützungen erfahren hatte. In der Anzeige hieß es: „Manche nannten Dich bei Deiner Geburt überflüssig. Wir aber nannten Dich bei Deinem Namen." Die Gewinnerin des ersten Preises hatte in ihrer Geschichte erzählt, wie ihr in einer Zeit schwerer Krankheit geholfen wurde.

Vor dem Altar standen bzw. lagen als besondere Zeichen dieser Wallfahrt das Bild eines Kruges, der auf das Wort der Gottesmutter bei der Hochzeit zu Kana hinwies: „Was Er Euch sagt, das tut" – zugleich Motto dieser Wallfahrt -, eine Baumscheibe als Zeichen des Wachstums und ein Haufen Steine für die Probleme, unter denen Familien leiden. Die Baumscheibe der Kinderwallfahrt sollte darauf hinweisen, wie lange es braucht, bis ein Baum Schutz und Schatten gibt, zugleich ein Symbol für die Marienthaler Schutzmantel-Madonna.

Pater Bernold Geyer, Guardian des Marienthaler Franziskanerklosters, hatte die zahlreichen Pilger zu Beginn des Gottesdienstes willkommen geheißen. Er erinnerte daran, dass die Mainzer Bistumswallfahrt in der Not des Pestjahres 1626 entstanden war, und in der Not des 1. Weltkrieges 1917 erneuert wurde. Bischof Lehmann knüpfte daran an und betonte, es sei gut zu wissen, wie alt diese Wallfahrt ist, und sie bewusst in die Wirklichkeit dieses neuen Jahrtausends mit hineinzunehmen. „Wir wissen, dass wir Pilger und vielen Veränderungen ausgesetzt sind." An diesem Ort des Friedens sei es möglich, die Nähe Gottes zu erfahren und auch der Fürsprache der Gottesmutter als Beschützerin und Begleiterin zu vertrauen.

Sk (MBN)

 

Gutenberg-Oratorium begeisterte Publikum 

Auch das Tor der Musik kann ein Zugang zur epochalen Erfindung des Buchdrucks sein 

Mainz. In der Reihe der Konzerte der Stadt Mainz zu Gutenbergs 600. Geburtstag nahm Domkapellmeister Mathias Breitschaft das Wagnis auf sich, das vom Text her sperrig und antiquiert wirkende Oratorium „Gutenberg" von Carl Löwe im Mainzer Dom aufzuführen. Seit seiner Uraufführung anlässlich der Errichtung des Gutenberg-Denkmals in Mainz im Jahr 1837 war das Werk in der Gutenbergstadt erst zwei mal dargeboten worden.

Die Ovationen des begeisterten Publikums im dicht gefüllten Dom machten am Ende der Aufführung am Sonntag, 18. Juni, jedoch deutlich, dass trotz aller Vorbehalte ein musikalisches Kunstereignis von hohem Rang gelungen war. Stärker als in seinen Balladen-Vertonungen gelingt es Löwe in seinen Oratorien musikalisch farbenprächtige Szenarien voller Dramatik zu gestalten. Die Schönheit und Dynamik dieser Musik mit ihren spannungsvollen Kontrasten vermag auch heute noch, wie die Aufführung zeigte, zu bewegen und mitzureißen.

Der große Erfolg der Aufführung ist den kraftvollen Chören, dem professionellen Orchester und den großartigen Solisten zuzuschreiben. Wurde die erstaunlich große Zahl der 400 Mitwirkenden bei der Uraufführung auch nicht ganz erreicht, so bildeten der Zusammenschluss von Domkantorei St. Martin, Mainzer Domchor, Mainzer Figuralchor und Chor des Peter-Cornelius-Konservatoriums und mit dem Philharmonischen Orchester des Staatstheaters Mainz einen gewaltigen Klangkörper, den es temperamentvoll und sensibel zu führen galt. Dies gelang Domkapellmeister Mathias Breitschaft mit gewohnter Bravour.

Solistisch taten sich vor allem hervor Friedemann Kunder mit kernigem Bass als Gutenberg, Julia Bauer mit mühelos schönem Sopran als Fausts Tochter Maria und Klaus Schneider mit eindringlichem Tenor als Mainzer Kurfürst Adolph von Nassau neben Fred Hoffmann (Tenor) als Faust, Anführer der Mainzer Bürger, und Hans-Otto Weiß (Bass) als Kläger. Wenn auch das Orchester in weiten Passagen dominierte, konnten sich die Chöre dennoch wirkungsvoll behaupten. Den mächtigen Männerchören, z.B. der Krieger oder Priester, standen die ruhigen Frauenchöre und die filigranen Knabenstimmen gleichrangig gegenüber. Für die Einstudierung der Chöre zeichneten Stefan Weiler (Figuralchor), Ronald Pelger (Peter-Cornelius-Konservatorium), Christoph Klemm und Mathias Breitschaft (Chöre am Dom) verantwortlich. Domdekan Weihbischof Wolfgang Rolly hatte bereits bei der Begrüßung allen Beteiligten von Herzen gedankt. Die in seinen Worten zum Ausdruck kommenden hochgespannten Erwartungen wurden nicht enttäuscht.

Besonders interessant wurde die Aufführung des Gutenberg-Oratoriums über das Musikalische hinaus durch das Ineinander und Gegeneinander der verschiedenen Zeitebenen im Bewusstsein des Publikums: Die Zeit Gutenbergs mit den kriegerischen Auseinandersetzungen der Mainzer Stiftsfehde in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts, die patriotische Zeit der Dreißiger Jahre des 19. Jahrhunderts mit der Errichtung des Gutenberg-Denkmals und der Schaffung des Oratoriums als Auftragswerk für die Stadt Mainz, die damalige wirklichkeitsferne Sicht der spätmittelalterlichen Ereignisse um die Mainzer Stiftsfehde und schließlich die Gegenwart der jetzigen Aufführung, die in der Medienstadt Mainz vom SWR-Hörfunk live im 2. Programm und sogar auf die Domplätze übertragen wurde.

Das Freiheitspathos der Bürger und des Kurfürsten, die autoritätshörige Unterwerfung , die Schwarz-Weiß-Malerei des Aufruhrs, die Verherrlichung und zugleich Verharmlosung des Krieges, der naiv-harmonisierende Friedensschluss und nicht zuletzt die wiederkehrende Preisung von Mainz als kaum überbietbare Stadt des Bürgerstolzes sind für das heutige Empfinden an manchen Stellen nur schwer erträglich. Aber der hymnische Stil des gereimten Textes von Giesebrecht führt zu einer Distanz beim Zuhörer, dass dieser nicht mehr nach historischer Stimmigkeit fragt, sondern sich ganz der Musik überlassen kann. Dazu gehört auch die Charakterisierung Gutenbergs als Verbreiter von Gottes Wort, der die Druckkunst vor jedem Missbrauch schützt. Allerdings kommt eine spirituelle Dimension, die bei einem Oratorium zu erwarten wäre, kaum zum Tragen. All dies kann neben der Freude über eine sehr gelungene musikalische Aufführung auch dazu beitragen, durch alle zeitbedingten Verfremdungen in der Geschichte der Gutenbergrezeption hindurch, sich die epochale Bedeutung seiner Erfindung in besonderer Weise durch das Tor der Musik bewusst zu machen.

Sk (MBN)

 

Erfolgreiche Teilnahme am Bundeswettbewerb „Jugend musiziert" 

Schüler des Instituts für Kirchenmusik und des Willigis-Gymnasiums unter den Preisträgern

Mainz/Berlin. Zwei Schüler des Instituts für Kirchenmusik des Bistums Mainz haben beim diesjährigen Bundeswettbewerb „Jugend musiziert" in Berlin in ihrer Altersgruppe in der Kategorie „Orgel" jeweils einen 3. Preis errungen.. Robert Bücker (17), Darmstadt, und Andreas Holz (19), Dietzenbach, hatten zuvor sowohl beim Regionalwettbewerb in Fulda im Februar als auch beim hessischen Landeswettbewerb in Frankfurt im März dieses Jahres in ihrer Altersgruppe jeweils den 1. Preis erhalten.

Wie der Leiter des Instituts, Diözesankirchenmusikdirektor Thomas Drescher dazu weiter mitteilte, war Andreas Holz Schüler des Instituts für Kirchenmusik und hatte Orgelunterricht bei der Regionalkantorin Regina Werner, Gießen, und Regionalkantor Thomas Gabriel, Seligenstadt. Im vergangenen Jahr hat Holz seine C-Prüfung zum nebenamtlichen Kirchenmusiker erfolgreich abgeschlossen. Robert Bücker ist Orgelschüler von Regionalkantor Andreas Boltz, Darmstadt, und bereitet sich auf die C-Prüfung zum nebenamtlichen Kirchenmusiker im November dieses Jahres vor.

Bei dieser bundesweiten „Talentbörse" für junge Musiker, zu der mehr als 1300 Jugendliche nach Berlin kamen, waren auch zwei Schüler des vom Bistum Mainz getragenen Willigis-Gymnasiums in Mainz erfolgreich. In der Kategorie „Saxophon und Klavierbegleitung" erreichten Stefan Klesse (14), Mainz-Lerchenberg (Saxophon), und Stefan Lawall (14), Bodenheim (Klavier), den 2. Preis in ihrer Altersgruppe.

Sk (MBN)

 

Floristen: „Wir konnten uns mal ganz anders präsentieren" 

Mainz blüht in seinen Kirchen: Überwiegend positives Fazit bei Floristen und Kirchen 

Mainz. Ein überwiegend positives Fazit des Kunstprojekts „Mainz blüht in seinen Kirchen" während der Pfingsttage haben die beteiligten Floristinnen und Floristen sowie die evangelische und die katholische Kirche in Mainz gezogen. Mit einer Einladung zum Abendessen im Erbacher Hof bedankten sich das katholische Dekanat Mainz-Stadt und die evangelischen Kirchengemeinden der Innenstadt am Dienstagabend, 20. Juni, bei den Blumenkünstlern für deren Engagement. Hervorragend sei die Resonanz gewesen. „Die Ausstellungsorte und die Veranstaltungen des Begleitprogramms wurden gut besucht", sagte Projektleiterin Dr. Beate Höfling vom Bistum Mainz in ihrer Nachbetrachtung.

Der katholische Stadtdekan, Pfarrer Heinz Schmitz, zeigte sich ebenfalls begeistert: „Mit ihren Kunstwerken haben Sie geholfen, zu Pfingsten einen besonderen Akzent in den Gotteshäusern zu setzen." Die Blumenwerke haben nach seiner Ansicht eine „erstaunliche Bewegung" bei den Besuchern ausgelöst, die von Kirche zu Kirche gewandert seien. Viele Menschen kämen, wenn sie merkten, in den Kirchen geschehe etwas Neues. Für den Floristenverband lobte Helene Petri, Mainz-Lerchenberg, die gute Zusammenarbeit: „Die Tür, die wir jetzt geöffnet haben, sollte nicht zugeschlagen - höchstens zeitweilig angelehnt werden." Von verschiedenen Seiten wurde deshalb der Wunsch geäußert, „etwas Ähnliches nach gebührendem Abstand noch einmal zu machen". So wurde etwa an Blumenkunst zu einer völlig anderen Jahreszeit gedacht oder an Lichtinstallationen in den Kirchen statt floraler Kunst.

„Wir konnten uns einmal anders präsentieren als nur hinterm Ladentisch", freute sich Doris Meller aus Harxheim, die das Füllhorn in der Ignazkirche kreierte. Die theologische Aussage ihres Blumenkunstwerks sei auch „toll" in den Pfingst-Gottesdienst einbezogen worden. Cornelia Becht aus Mainz-Gonsenheim hat es schlicht Spaß gemacht. Und es sei eine Herausforderung gewesen, religiöse Themen umzusetzen. Zur ersten Kunstausstellung dieser Art in Mainz wurde bemängelt, dass manche Besucher während der angegebenen Öffnungszeiten vor verschlossenen Kirchentüren standen. „Man hätte zudem noch mehr Floristen zur Teilnahme einladen sollen", bekräftigte Becht. Frau Höfling kündigte an, dass die Begleittexte zu den Kunstobjekten gesammelt und veröffentlicht werden.

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Bns (MBN)

 

Heinz Schmitz für weitere fünf Jahre zum Stadtdekan ernannt 

Swiatek ist neuer Stellvertreter / Gute Zusammenarbeit mit evangelischer Kirche gelobt 

Mainz. Der Seelsorger am Mainzer Hildegardis-Krankenhaus, Pfarrer Heinz Schmitz, ist für weitere fünf Jahre zum Dekan des katholischen Dekanats Mainz-Stadt ernannt worden. Neuer stellvertretender Stadtdekan wurde Dr. Jörg Swiatek, Pfarrer in Mainz-Kastel und Mainz-Amöneburg. In einer Feierstunde überreichte Generalvikar Dr. Werner Guballa am Montagabend, 19. Juni, die Ernennungsurkunden in der Begegnungsstätte „Nr. 10 – Kirche am Markt". Bischof Dr. Karl Lehmann bestätigte damit die Wahl vom 5. April. Die Dekane wurden nach Angaben von Dekanatsreferent Jürgen Nikolay von den rund 120 hauptamtlichen Seelsorgern und den Pfarrgemeinderats-Vorsitzenden aus allen Pfarreien des Dekanats gewählt.

Guballa würdigte in seiner Ansprache die Arbeit von Schmitz, der bereits seit 1990 Stadtdekan ist. Der Generalvikar hob besonders dessen gute Zusammenarbeit mit dem Evangelischen Dekanat Mainz hervor und unterstrich dabei die Bedeutung der ökumenischen Gottesdienste, des seit 1999 durchgeführten gemeinsamen Friedensgebets und die im April 2000 gegründete Notfallseelsorge für Mainz mit 14 hauptamtlichen Mitarbeitern. „Wir wollen kein Nebeneinander, sondern ein Miteinander in der Stadt", lobte Guballa den Erfolg der gemeinsamen Initiativen. Dazu trage auch die 1998 gegründete Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen (ACK Mainz) bei. Besondere Bedeutung haben aus seiner Sicht die vielfältigen Gespräche des Dekanats mit den städtischen Behörden. Dabei werden wichtige Anliegen diskutiert, etwa der Schutz der Sonntagskultur und sozialpolitische Themen wie Asyl oder Armenhilfe.

Glückwünsche zur Wahl von Schmitz und Swiatek überbrachten Hubertus von Kluge für das Evangelische Dekanat und die Dekanatssynode sowie der Kulturdezernent der Stadt Mainz, Peter Krawietz. Der wiedergewählte Stadtdekan nannte als einen wichtigen Grund für seine erneute Kandidatur, er wolle vor allem das Projekt „Lebensraumorientierte Seelsorge" (LOS) weiter vorantreiben. „Wir müssen verstärkt die tatsächlichen Lebensräume der Menschen entdecken", sagte Schmitz. Dies seien heute nicht mehr nur der Wohnort und die Pfarrgemeinde. Menschen lebten heute en passant, im Vorbeigehen. Ein erfolgreiches Projekt in dieser Richtung sei die Informations- und Begegnungsstätte des Dekanats „Nr. 10 – Kirche am Markt". Die Wahl seines Stellvertreters begrüßte Schmitz. Dies sei nicht nur gut auf Grund der Altersstruktur, Swiatek kenne auch das Dekanat sehr gut. Der 41-jährige Swiatek folgt Pfarrer Egon Retsch, St. Stephan, nach, der nicht mehr für das Amt des stellvertretendenden Dekans kandidierte.

Das Dekanat Mainz-Stadt ist mit rund 100.000 Katholiken und 35 Pfarreien das größte Dekanat im Bistum Mainz. Es umfasst das Gebiet der Landeshauptstadt Mainz, die Gemeinde Budenheim sowie die ehemaligen Mainzer Vororte Amöneburg, Kastel und Kostheim, die heute zum Stadtkreis Wiesbaden gehören. Zum Stadtdekanat gehören auch sieben Gemeinden der 13.000 Katholiken anderer Muttersprache.

Bns (MBN)

 

Chancen und Gefahren der EDV in kirchlichen Verwaltungen 

Jahrestagung der Kirchenarchivare aus den Bistümern Mainz, Freiburg und Rottenburg 

Mainz. Über Chancen und Gefahren beim Einsatz elektronischer Datenverarbeitungssysteme in der kirchlichen Verwaltung debattierten die Teilnehmer der Jahrestagung der Archivare der Oberrheinischen Kirchenprovinz (Bistümer Mainz, Rottenburg-Stuttgart und Freiburg/Br.) am Dienstag und Mittwoch, 13./14. Juni, im Erbacher Hof in Mainz.

Dr. Franz-Josef Ziwes, Staatsarchiv Sigmaringen, referierte über die besonderen archivischen Anforderungen bei der elektronischen Bearbeitung komplexer Aktenvorgänge. Das Bundesinnenministerium habe hierbei eine gewisse Vorreiterrolle übernommen. Dort wurde das sog. DOMEA-Aktenkonzept (Dokumentenmanagement und elektronische Archivierung) bereits umgesetzt. DOMEA fördere mit der auf Informationstechnologien (IT) gestützten Vorgangsbearbeitung die Umsetzung moderner Organisationskonzepte. Vor allem der unmittelbare Zugriff auf Vorgänge und Akten vom Arbeitsplatz aus führe zu einer erheblichen Verbessung der Informationsmöglichkeiten. Mit der elektronischen Aktenablage und IT-gestützter Vorgangsbearbeitung werden Werkzeuge an die Hand gegeben, die letztlich neue Möglichkeiten der Arbeitsorganisation eröffneten. So unterstütze beispielsweise das Einrichten gemeinsamer elektronischer Ablagen neue Formen der Zusammenarbeit von Projekt- und Arbeitsgruppen.

Die Einführung der IT-gestützten Vorgangsbearbeitung greife gravierend in die Geschäftsabwicklung ein und verlange umfangreiche organisatorische Vorbereitungen. Aufgrund der Komplexität des Anwendungssystems bestehe ein hoher Bedarf an individueller Schulung und Betreuung. Ziwes setzte sich kritisch mit der Durchführung dieses Konzeptes auseinander, dessen erfolgreiche Realisierung wesentlich davon abhänge, inwieweit die Voraussetzungen und Grundlagen der öffentlichen Verwaltung Berücksichtigung fänden, die bereits in der Gemeinsamen Geschäftsordnung (GGO) für die Reichsbehörden in den zwanziger Jahren formuliert wurden. Nach deren Hauptforderung müsse der Stand einer Sache jederzeit aus den Akten vollständig ersichtlich sein. Dies gelte auch für elektronische Akten. Während bei der konventionellen Aktenbehandlung Zusätze wie Vermerke, Anmerkungen und Anweisungen ohne Probleme visuell erkennbar seien, könnten elektronische Veränderungen dem bloßen Augenschein dagegen verborgen bleiben. Sie erforderten daher ein umfangreiches und sorgfältig zu beachtendes Regelwerk, um Missbrauch und Desorganisation auszuschließen.

Ingo Kröning, der bis vor kurzem die Registratur des Bischöflichen Ordinariates in Limburg leitete, berichtete über die Einführung von E-Mail-Systemen in seiner Bistumsverwaltung. Limburg sei das erste deutsche Ordinariat, das systematisch und flächendeckend für jeden Mitarbeiter die E-Mail-Funktion zur Verfügung gestellt habe. Das neue Nachrichtenmedium wurde aus seiner Sicht von Beginn an angenommen und intensiv genutzt. Dies hatte für die Registratur zur Folge, dass ihr der Überblick über den Posteingang und –ausgang zu entgleiten drohte. Auch hier habe sich gezeigt, dass die Einführung des neuen Mediums unmittelbaren Einfluss auf die Ablauforganisation von Verwaltungsvorgängen hat, wenn das neue Medium ohne zusätzliches Regelwerk zugelassen wird. Weitere wichtige Themen während der Jahrestagung der Archivare waren die Berichte aus den unterschiedlichen Bistumsarchiven. Rechenschaftsberichte ihrer jeweiligen Archive gaben Dr. Christoph Schmider für das Erzbischöfliche Archiv Freiburg, Dr. Hermann-Josef Braun für das Dom- und Diözesanarchiv Mainz und Claudia Seuffert für das Diözesanarchiv Rottenburg. Darüber hinaus wurden noch die Festsetzung der Kontingente für die Restaurierungswerkstatt der Abtei Eibingen/Rheingau, das Verhältnis der Kirchenarchivare zu den Mormonen und die Erarbeitung einer neuen Gebührenordnung für die Dienstleistungen der Archive diskutiert.

Dr. Hermann-Josef Braun (MBN)

 

Vorschau 

Vorab-Informationen zum „Ausbildungskurs für Tagesmütter" (28. August) 

Mainz. Einen Ausbildungskurs für Tagesmütter und Tagesväter bietet die Katholische Familienbildungsstätte Mainz im Herbst 2000 an. Näheres über Kursinhalte, Termine und Kosten sowie über die Anforderungen an Frauen und Männer, die ein Tageskind aufnehmen möchten, gibt es vorab bei einem Info-Abend am Montag, 28. August, 20.00 Uhr, in der Familienbildungsstätte, Liebfrauenstr. 3, in Mainz. Der Ausbildungskurs beginnt am 9. September 2000.

Bns (MBN)

 

Über 160 attraktive Urlaubsangebote 

Neuer Katalog „Familienerholung in Deutschland" erschienen 

Köln. Über 160 Ferienziele für Familien bietet der jetzt erschienene Reisekatalog „Familienerholung in Deutschland", herausgegeben von der Bundesarbeitsgemeinschaft Familienerholung in Köln. Das umfangreiche Angebot an Familienferienstätten und Familienferiendörfern zwischen Sylt und dem Chiemsee richtet sich vorrangig an Familien mit Kindern, mit Behinderten oder älteren Familienmitgliedern, ebenso wie an Alleinerziehende oder Familien in belasteten Lebenssituationen. Zu den Reisezielen im Gebiet des Bistums Mainz gehört das Kolping-Feriendorf Herbstein (Hessen) mit seinen Heilquellen.

Der Katalog ist nach Bundesländern gegliedert und informiert auf über 200 Seiten über Ausstattung, Freizeitangebote, Umgebung und Preise der Erholungsziele. Mit den unterschiedlichen Angeboten solle den verschiedenen Erwartungen und Bedürfnissen an einen Familienurlaub Rechnung getragen werden, betont die Bundesarbeitsgemeinschaft. Spezielle und bezahlbare Familienangebote seien gefragt wie nie. Der Katalog informiert auch über die unterschiedlichen Zuschussregelungen der Bundesländer zu Familienerholungsprogrammen und nennt die zuständigen Adressen. In der Bundesarbeitsgemeinschaft Familienerholung sind der Katholische Arbeitskreis für Familienerholung, die Evangelische Familienerholung im Diakonischen Werk und der Arbeitskreis für Familienerholung des Paritätischen Wohlfahrtsverbands zusammengeschlossen.

Hinweis: Der Katalog ist kostenlos erhältlich bei der Bundesarbeitsgemeinschaft Familienerholung, Bernhard Letterhaus-Straße 26 in 50670 Köln (Einzelexemplare gegen Einsendung eines adressierten und mit DM 3,- frankierten Rückumschlags).

Bns (MBN)