Mainzer Bistumsnachrichten Nr. 25

4. Juli 2001

Datum:
Mi. 4. Juli 2001
Von:
MBN

Bischöfliche Pressestelle Mainz, Leiter: Jürgen Strickstrock, Bischofsplatz 2, 55116 Mainz 
Postanschrift: Postfach 1560, 55005 Mainz, Tel. 06131/253-128 oder 129, Fax 06131/253-402. E-Mail: pressestelle@bistum-mainz.de

Berichte

  • Lehmann: Jungen Menschen Religionsunterricht nicht vorenthalten 
  • 75. Kirchenmusikalische Werkwoche in Ilbenstadt (29.7.-4.8.) 
  • "Lorscher Codex" wird in der Heimat ausgestellt 
  • Hinweisschilder auf Mainzer Dom jetzt auch rechtsrheinisch 
  • Generalvikar Guballa weihte Pilgerkirche in Maria Einsiedel 
  • Sorge um Erhaltung der Kapelle Maria Oberndorf
  • Nassauer Kapelle geöffnet
  • Glückwünsche zum 70. Geburtstag von Polizeidekan Knapp 
  • Landespolizeidekan Knapp feiert 70. Geburtstag in seiner Heimatstadt
  • Sanierung des Ketteler-Internats unausweichlich 
  • Kardinalskerze erinnert an vier Mainzer Purpurträger 
  • Technische Neuerungen im St. Vincenz- und Elisabeth-Hospital 
  • 61 Autoren äußern sich zu Zukunftsfragen von Politik, Gesellschaft und Kirche
Berichte

Lehmann: Jungen Menschen Religionsunterricht nicht vorenthalten 

Warum die Kirchen gegen LER vor dem Bundesverfassungsgericht klagen 

Mainz. Die Klage der Kirchen, vor allem der katholischen Kirche, gegen das Schulfach LER (Lebensgestaltung-Ethik-Religionskunde) im Land Brandenburg vor dem Bundesverfassungsgericht, gehe nicht in erster Linie gegen das neue Fach LER, sondern sei etwas Positives: "das Eintreten für die Einführung des Religionsunterrichtes als ordentliches Lehrfach." Dies stellt der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz und Mainzer Bischof, Kardinal Karl Lehmann, in der neuesten Ausgabe der Mainzer Bistumszeitung "Glaube und Leben" (8.7.2001) klar.

In seiner monatlichen Kolumne "Auf ein Wort" erklärt Lehmann unter der Überschrift "Plädoyer für den Religionsunterricht ", die Klage richte sich nicht gegen das neue Fach überhaupt, schon gar nicht gegen die zu Grunde liegende Intention, viele Jugendliche bei der hohen Orientierungslosigkeit in Sinn- und Wertfragen und angesichts der Tatsache, dass sie keiner Kirche oder Religion angehörten, mit Fragen des ethischen Verhaltens und vor allem der christlichen Religion in Kontakt zu bringen. Das positive Eintreten für den schulischen Religionsunterricht halte die Kirche deshalb für notwendig, weil gegen den Artikel 7 Absatz 3 des Grundgesetzes den jungen Menschen in Brandenburg seit mehr als zehn Jahren der Religionsunterricht als ordentliches Lehrfach vorenthalten werde, unterstreicht Lehmann. Dies sei die eigentliche Stoßrichtung, nicht ein "blinder Windmühlenkampf" gegen LER.

Nach Auffassung Lehmanns gibt es wenig Schulfächer, die im Lauf der letzten Jahrzehnte so grundlegend in der pädagogischen und theologischen Perspektive neu bedacht worden sind, wie der schulische Religionsunterricht. Die vielen Anfechtungen und "Zerrbilder" hätten dem Religionsunterricht am Ende nicht geschadet, sondern eher genützt, weil die Herausforderung positiv angenommen worden sei, stellt Kardinal Lehmann fest. Allerdings seien die vielen positiven Wandlungen in der Öffentlichkeit und in manchen juristischen und politischen Fachkreisen wenig bekannt, bedauert Lehmann. Dabei sei die gute Akzeptanz des heutigen schulischen Religionsunterrichts durch empirische Untersuchungen nachweisbar. Der schulische Religionsunterricht versuche am Ort und in der Atmosphäre der säkularen Schule argumentativ und dialogbereit über Religion und Kirche zu reden, "wobei die eigene Glaubensüberzeugung, die ökumenische Öffnung zu anderen Kirchen und das Gespräch mit den nichtchristlichen Religionen einschließlich der ethischen Fragestellungen im Fordergrund stehen", erklärte er.

Nachdrücklich wendet sich Lehmann gegen das "falsche Bild", den Kirchen gehe es beim Religionsunterricht um eine "Rekrutierung des Nachwuchses". Der Religionsunterricht nehme vielmehr die Jugendlichen und Kinder mit ihren Anliegen und Fragen ernst und könne darum auch alle Themen aufgreifen und behandeln, die auch LER aufgreife. Es wäre eine "unangemessene, religions- und kirchenkritisch beladene, ideologische Annahme, wenn man dem Religionsunterricht im Vergleich zu LER unterstelle, er sei mit Einseitigkeiten und Vorurteilen belastet, betont der Kardinal. Nach der Anhörung in Karlsruhe sei er zuversichtlich, dass das Hohe Gericht sich durch die fälschlichen Mutmaßungen hindurch einen eigenen und unabhängigen Weg bahne, schließt Lehmann seine Stellungnahme.

(Sk)

 

75. Kirchenmusikalische Werkwoche in Ilbenstadt (29.7.-4.8.) 

Geistliches Konzert und Festgottesdienst mit Kardinal Lehmann zum Jubiläum 

Niddatal-Ilbenstadt. Im Rahmen der 75. Kirchenmusikalischen Werkwoche der Diözese Mainz (vom 29. Juli bis 4. August) findet am Donnerstag, 2. August, 20.00 Uhr, ein Jubiläumskonzert in der Basilika St. Peter und Paul in Niddatal-Ilbenstadt, gestaltet von den Teilnehmer/innen und Dozenten der Werkwoche, statt. Dabei werden u.a. das Pachelbel- und das Vivaldi-Magnificat aufgeführt. An der Orgel spielt der Regensburger Domorganist Franz-Joseph Stoiber. Zum Abschluss der Woche wird Kardinal Karl Lehmann am Samstag, 4. August, 11.00 Uhr, den Jubiläumsgottesdienst in der Basilika leiten.

Die Geschichte der Kirchenmusikalischen Werkwochen reicht bis in das Jahr 1937 zurück. Damals wurde das erste Seminar dieser Art im ehemaligen Exerzitienhaus in Braunshardt unter der Leitung von Dr. Adam Gottron und Diözesankirchenmusikdirektor Heinrich Rohr angeboten. "Beide kommen aus der Liturgischen Singbewegung der zwanziger Jahre", erklärt der heutige Leiter des Instituts für Kirchenmusik des Bistums Mainz, Diözesan-Kirchenmusikdirektor Thomas Drescher zu den Anfängen der Werkwoche. Gottron und Rohr seien Pioniere der gemeindeorientierten Kirchenmusik lange vor dem Durchbruch durch das Zweiten Vatikanischen Konzil gewesen. Dieses gemeindeorientierte Musizieren sei damals bereits ein Grundgedanke der Werkwochen gewesen.

Seither hat sich die zentrale Fortbildungsveranstaltung des Instituts für Kirchenmusik des Bistums Mainz zu einer beliebten Veranstaltung für die nebenamtlichen Kirchenmusiker im Bistum Mainz entwickelt. Allein im vergangenen Jahr haben rund 100 Leiter/innen von Kinder-, Jugend- und Erwachsenenchören teilgenommen sowie Organisten/innen, Kantoren/innen und Personen, die sich in einer kirchenmusikalischen Ausbildung befinden. Heute gelte die Aufmerksamkeit vor allem der gesamten Breite der Kirchenmusik, besonders auch evangelischer Kompositionen, betont Drescher.

Arbeitskreise der diesjährigen Werkwoche im Haus St. Gottfried in Ilbenstadt sind: Gregorianischer Choral (Leitung: Regionalkantorin Regina Werner, Gießen), Deutscher Liturgiegesang (Kirchenmusikdirektor Heinz Lamby, Mainz), Leitung von Kinderchor/-schola (Domchordirektor Martin Dücker, Stuttgart), Liturgisches Orgelspiel/Improvisation (Domorganist Franz-Joseph Stoiber, Regensburg), Orchesterleitung (Regionalkantorin Eva-Maria Anton-Sokoli, Bad Nauheim), Orgelliteraturspiel (Regionalkantor Andreas Boltz, Darmstadt), Generalbass-Spiel auf dem Cembalo (Domkantor Dan Zerfaß, Worms) und Kammerchor (Diözesan-Kirchenmusikdirektor Thomas Drescher, Mainz). Für alle Teilnehmer werden zudem Atem-, Sprech- und Stimmübungen angeboten. Im Chorplenum werden die Werke für das Jubiläumskonzert gemeinsam vorbereitet. Während der Werkwoche findet außerdem eine Ausstellung von Orgel- und Chornoten statt.

Weitere Informationen beim Institut für Kirchenmusik des Bistums Mainz, Adolf-Kolping-Straße 10 in 55116 Mainz, Tel. 06131/253-424, Fax 06131/236352.

(Bns)

 

"Lorscher Codex" wird in der Heimat ausgestellt 

Dokumentensammlung für die Geschichte des Bistums Mainz von unschätzbarem Wert 

Lorsch. Eine der bedeutendsten Handschriften aus dem ehemaligen Kloster Lorsch, der "Lorscher Codex", wird in der Zeit vom 7. August bis 30. September 2001 im Museumszentrum Lorsch gezeigt. Dies hat die Leitung des Museumszentrums jetzt mitgeteilt.

Wie es in einer Pressemitteilung des Museumszentrums heißt, wird die zwischen 1175 und 1195 entstandene Handschrift gewissermaßen "auf Heimaturlaub" in Lorsch sein. Für die (Kirchen-)Geschichte im Rhein-Neckar-Gebiet und für die Geschichte des Bistums Mainz ist gerade dieser Codex von unschätzbarem Wert. Sein Hauptteil enthält, wie der Leiter des Museumszentrums, Dr. Hermann Schefers, erläutert, Auszüge aus über 3800 Urkunden, die "nach Gauen geordnet, eine beeindruckende Übersicht über die besitzgeschichtliche Entwicklung des Klosters gewähren". Allein in diesem Jahr 2001 sind es 67 Orte, die vor genau 1200 Jahren (801) erwähnt wurden, einige von ihnen damals zum ersten Mal. Als eines der reichsten Klöster Mitteleuropas – Lorsch war seit 772 Königskloster und wurde von Karl dem Großen mit Privilegien ausgestattet – verfügte Lorsch über zahlreiche Besitzungen von der heute niederländischen Nordseeküste bis in die Gegend von Basel in der Schweiz.

Die großformatige Handschrift wurde im Jahre 1478 neu gebunden. Als 1555 der letzte Propst des Klosters starb, wurde der Codex nach Heidelberg gebracht, denn das Kloster Lorsch war seit 1461 an die Kurpfalz verpfändet. Nach der Rückgabe des inzwischen zerstörten Klosters an das Erzbistum Mainz kam auch der Codex wieder zurück. Von 1700 bis 1764 befand er sich als Leihgabe im österreichischen Benediktinerkloster Göttweig, wurde dann erneut nach Mainz zurückgegeben und vor der Französischen Revolution nach Aschaffenburg in Sicherheit gebracht. Die wertvolle Handschrift, die lange im Hauptstaatsarchiv in München aufbewahrt wurde, befindet sich seit 1993, wie schon zwischen 1816 und 1836, wieder im Staatsarchiv Würzburg, von wo aus sie nun nach Lorsch ausgeliehen wird.

Die Ausstellung findet in Zusammenarbeit der Verwaltung der Staatlichen Schlösser und Gärten Hessen und der Generaldirektion der Staatlichen Archive Bayerns mit dem Museumszentrum Lorsch statt. Sie steht unter dem Patronat der Deutschen UNESCO-Kommission. Seit 1991 ist der Klosterrest von der UNESCO in die Liste des Weltkulturerbes aufgenommen worden.

(Sk)

 

Hinweisschilder auf Mainzer Dom jetzt auch rechtsrheinisch 

Kardinal Lehmann, Staatssekretär Hirschler, Beutel und Goßmann enthüllten Schild 

Wiesbaden/Mainz. Touristische Hinweisschilder mit der Silhouette des Mainzer Domes sind nun auch an der rechtsrheinischen Autobahn A 671 aufgestellt worden. Der Bischof von Mainz, Kardinal Karl Lehmann, enthüllte am Dienstag, 3. Juli, zwischen den Anschlussstellen Hochheim-Nord und Mainz-Kastel in Fahrtrichtung Wiesbaden bei Kilometer 6,8 eines der beiden 2 mal 3 Meter großen Schilder. Das zweite wurde in Fahrtrichtung Mainspitzdreieck bei Km 10,7 aufgestellt. An dem Ortstermin nahmen auch der Staatssekretär im hessischen Wirtschafts- und Verkehrsministerium, Dr. Herbert Hirschler, der Mainzer Oberbürgermeister Jens Beutel und der Wiesbadener Bürgermeister Holger Goßmann teil.

Hirschler erklärte, damit würdige Hessen den über 1000 Jahre alten Martinsdom des Bistums Mainz, das zu zwei Dritteln in Hessen liegt. Die Bischofskirche sei weit über die Grenzen von Rheinland-Pfalz hinaus bekannt, wie die vielen Touristen aus dem In- und Ausland belegten. Zugleich wies der Staatssekretär auf den Dombauverein Mainz hin, der bei seinen Bemühungen um den Erhalt dieses "steingewordenen Geheimnisses" Unterstützung brauche.

Um Unterstützung für den Dombauverein warb auch der Mainzer Oberbürgermeister Jens Beutel und zitierte den Slogan des Vereins: "Unser Dom braucht viele Freunde." Die Bereitschaft, diese Schilder im Bereich der AKK-Gemeinden zu errichten, zeige Liberalität und Größe, lobte er. Beutel erinnerte daran, dass die gleichen Piktogramme vor elf Monaten an der A 60 und der A 63 errichtet wurden. Damals sei die Idee entstanden, sie auch rechtsrheinisch aufzustellen. Nun freue er sich, dass dieses Vorhaben so unbürokratisch verwirklicht werden konnte. Für die Stadt Wiesbaden erklärte Bürgermeister Goßmann, die Schilder seien Symbol dafür, dass Länder- und Stadtgrenzen überschritten werden. Der Mainzer Dom sei ein wertvolles Kulturdenkmal, auf das Wiesbaden sogar etwas neidisch sei. Aber die Stadt unterstütze gern den Besuch und den Erhalt dieses Gotteshauses.

Kardinal Lehmann dankte allen Beteiligten sehr herzlich, auch den Arbeitern, die die Schilder errichteten. Er freue sich, dass über die Landesgrenze hinweg alles so reibungslos vonstatten ging. Er schätze solche Hinweisschilder an den Autobahnen auch auf andere Sehenswürdigkeiten sehr. Über die hiermit verbundene Werbung für den Dombauverein Mainz freue er sich.

(Sk)

 

Generalvikar Guballa weihte Pilgerkirche in Maria Einsiedel 

"Mutiger Neubau" stieß auf breite Zustimmung 

Gernsheim. Generalvikar Prälat Dr. Werner Guballa hat am Samstag, 30. Juni, die neue Pilgerkirche des Wallfahrtsortes Maria Einsiedel bei Gernsheim geweiht. In seiner Predigt betonte er, dass die Pilgerkirche architektonisch ganz auf die Gnadenkapelle ausgerichtet ist, die in ihrem ältesten, noch erhaltenen Teil, dem spätgotischen Chorraum, bis ins 15. Jahrhundert zurückreicht. Die Zusammengehörigkeit von Gnadenkapelle und Pilgerkirche werde durch die offene Bauweise der Pilgerkirche deutlich, unterstrich der Generalvikar. "Ich betrachte es als besonders gelungen, dass die Natur hier nicht ausgesperrt ist, sondern den Raum auf ihre Art mit Leben erfüllt, so dass Natur und Kirche einander Segen sind", erklärte Guballa.

Im Rahmen der Altarweihe wurden Reliquien aus dem früheren Ketteler-Altar , der jetzt in der Friedhofskapelle steht, in den neuen Altar eingesenkt, "zum Zeichen dafür, dass wir unseren Glauben dem Zeugnis vieler Menschen verdanken", erklärte der Generalvikar. Die Eucharistie und das Wort Gottes seien "gute Speise, Nahrung auf unserem Weg". Wer zum Wallfahrtsort Maria Einsiedel komme, müsse sich auf den Weg machen, müsse aufbrechen, "geht aus dem Gewohnten heraus und nimmt doch manches mit, was ihn in seinem Leben bewegt", betonte Guballa. Er nehme es mit, um es hierher zu bringen in das Gebet, in die Feier des Gottesdienstes und an diesem Ort in besonderer Weise in die Fürsprache Mariens. Er erinnerte daran, dass hier unzählige Menschen Trost, Heil und Heilung erfahren. Die Pilger dürften hier ihre Sorgen und das, was ihnen Freude bereitet, vor Gott tragen, Trauer und Angst ebenso wie Freude und Hoffnung.

Schlüsselübergabe nach zweijähriger Bauzeit 

Die neue Pilgerkirche wurde in zweijähriger Bauzeit nach Plänen des Architekturbüros Grüneberg und Partner, Mainz, errichtet. Die Planung und Bauleitung hatten Ulrike Rinn und Christoph Grüneberg. Die Baukosten einschließlich der Innenausstattung in einer Gesamthöhe von DM 2,35 Millionen, werden zu 80 Prozent vom Bistum Mainz und zu 20 Prozent von der Pfarrgemeinde Gernsheim-St. Maria Magdalena getragen.

Bei der Schlüsselübergabe an den Gernsheimer Pfarrer Johann Kotschner dankte Architekt Grüneberg der Pfarrei und dem Bistum Mainz, dass sie diesen Raum schaffen konnten, der von allen Seiten Licht und Luft herein lasse. "16 hölzerne Kreuzstützen bis zu elf Meter hoch tragen die geneigten Dachflächen – Blätter, die an den Himmel grenzen ... und das schwebende Dach nicht herabziehen." Die Stützen seien so zum Symbol geworden, ähnlich wie auf seine Weise der Altar: "Auf einer siebeneckigen Altarstufe bündelt der aus Stein und Glas gemauerte Altar alles Licht, alle Gedanken. Die Glasplatten lassen auch den Tabernakel leuchten."

Mehr als 300 Sitzplätze 

Mit dem Neubau mit seinen 230 Sitzplätzen in der Haupthalle und weiteren 80 Plätzen in der Vorhalle bzw. unter den Vordächern sei ein lange gehegter Wunsch nach einer überdachten Pilgerhalle in Erfüllung gegangen, erklärte Grüneberg. Nachdrücklich zollte der Architekt auch den Handwerkern Anerkennung für ihre große Leistung bei der Erstellung der zeltförmigen Pilgerkirche aus Holz und Glas auf einer Bodenplatte aus Stahlbeton. Besonders dankte er dem Dezernenten des Bistums Mainz für Bau- und Kunstwesen, Dr. Ing. Manfred Stollenwerk, für die fachliche Unterstützung.

Stollenwerk erinnerte in seinem Grußwort daran, dass es nicht leicht gewesen sei, diesen Neubau zu realisieren. Er dankte der Pfarrei, dass sie zu diesem mutigen, naturverbundenen Bauwerk ja gesagt habe. Im Miteinander von Baukommission und Architekten sei eine ungewöhnliche Pilgerkirche neben der Wallfahrtskapelle entstanden. Sie sei Symbol für die bleibende Glaubenswirklichkeit, stellte er fest und erklärte: "Wir Menschen brauchen diese geschützten Räume mehr als Gott."

Heinz Seiler spendete seine Hausorgel 

Der erste Juli-Sonntag war anlässlich des Festes Mariä Heimsuchung (2. Juli) zugleich Hauptwallfahrtstag der Gnadenstätte. Der Vorsitzende des Pfarrgemeinderates, Herbert Reis, begrüßte im Namen der Pfarrei die zahlreichen Pilger und die Ehrengäste, unter ihnen neben Generalvikar Guballa und Diözesanbaumeister Stollenwerk Landespolizeidekan Willi Heinrich Knapp, der am Vortag sein 70. Lebensjahr vollendet hatte, den Dekan des Dekanates Rüsselsheim, Norbert Kissel, Groß-Gerau, Ordinariatsrat i.R. Msgr. Prof. Dr. Günter Duffrer, sowie weitere Geistliche, die mit Gernsheim bzw. Maria Einsiedel in Verbindung stehen. Dem Benefiziaten Heinz Seiler, der jetzt im Bruder Konrad-Stift in Mainz lebt, dankt er unter großem Beifall der Festversammlung dafür, dass er seine Hausorgel für die Pilgerkirche gespendet hat. Als Vertreter der evangelischen Kirche hieß er Pfarrer Heinrich Tischner und von der Stadt Gernsheim Stadtverordnetenvorsteher Fritsch und Stadtrat Vowinkel willkommen.

Der evangelischer Pfarrer dankt für das Gastrecht 

Pfarrer Tischner merkte in seinem Grußwort an, dass es in der evangelischen Kirche keine Wallfahrtskirchen gebe. Aber für ihn sei dieser Wallfahrtsort Abbild des zentralen Wallfahrtsortes der Christenheit, Jerusalem, und damit Sinnbild für das himmlische Jerusalem. "Wir sind alle auf dem Weg dorthin und machen hier Station", erklärte er und bekannte: "Ich freue mich, dass ich als evangelischer Christ in dieser schönen Pilgerkirche Gastrecht haben darf." Als Geschenk der evangelischen Kirchengemeinde überreichte er sehr schöne Blumenvasen mit Inhalt zum Schmuck der Kirche. Gott, der durch den Altar repräsentiert sei, werde auch durch die Blumen geehrt.

Landespolizeidekan Knapp, der als Pfarrer von Gernsheim (1984-1994) viel zur Wiederbelebung der Wallfahrt getan hat, erklärte, er habe, nachdem er 1984 hier Pfarrer wurde, wie schon sein Vorgänger um eine Pilgerhalle gekämpft. Aber zunächst hätten die Wallfahrtskapelle mit ihrer desolaten Grundsubstanz und danach der Pilgerplatz mit dem Altar Vorrang gehabt. Nun freue er sich über die sehr schöne Pilgerhalle. Als Polizeiseelsorger habe er den Kontakt zu Maria Einsiedel nie abreißen lassen. Unvergesslich sei ihm der Todesfall eines jungen Polizisten drei Tage vor Weihnachten. Mit den wie er zutiefst erschütterten Polizeibeamten seien sie auf dem Weg, der Witwe die schreckliche Nachricht zu überbringen, zunächst zur inneren Einkehr und Besinnung nach Maria Einsiedel gefahren. Wegen dieser und anderer Erfahrungen sei er "froh, dass es diesen Gnadenort gibt".

Stadt Gernsheim gab Investitionszuschuss 

Zugleich im Namen des Stadtverordnetenvorstehers Wilhelm Fritsch brachte Stadtrat Vowinkel als Vertreter des Bürgermeisters Glückwünsche des Magistrats und der Stadtverordnetenversammlung zum Ausdruck. Die Pilgerkirche füge sich hervorragend in das Wallfahrtsensemble ein, erklärte er. Maria Einsiedel sei von großer Bedeutung für Gernsheim. Die Stadt habe bereits 1999 einen Investitionszuschuss in Höhe von DM 54.000,- beschlossen und jetzt weitere DM 17.500,- aus dem Öko-Punkte-Konto für die Pilgerkirche bewilligt.

Dekan Kissel erklärte, er sei tief beeindruckt vom Erlebnis des Weihegottesdienstes. "Wir durften Zeugen sein, wie diese wunderbare Kirche geweiht und ihrer Bestimmung übergeben wurde." In Gernsheim aufgewachsen, sei er mit der Wallfahrtsstätte schon als Messdiener eng verbunden gewesen. Zusammen mit Pfarrer Reul hätten sie viele Bäume, die nun schon hochgewachsen seien, selbst gepflanzt. Maria Einsiedel sei die geistliche Mitte des Dekanates Rüsselsheim. Dies solle in der für den 14. September 2001 geplanten ersten Dekanatswallfahrt zum Ausdruck kommen. Er versprach, möglichst viele Pfarrgemeinden dafür zu gewinnen. Zu den Konzelebranten gehörten neben Guballa, Kotschner und Kissel auch der Seelsorger an der Wallfahrtskirche, Pfarrer Heinrich Bosse, und der indische Priester Joshi Mullappallil, der in Rom studiert, und in Gernsheim die Urlaubsvertretung für einen Monat wahrnimmt.

(Sk)

 

Sorge um Erhaltung der Kapelle Maria Oberndorf 

Prälat Nikolaus Reinhardt fordert ehrliche Auseinandersetzung zum Schutz des Lebens 

Bodenheim. Bei der Hauptwallfahrt Maria Oberndorf in Bodenheim/Rheinhessen, hat Pfarrer Jakob Strohmayer erneut dazu aufgerufen, den Förderverein zur Erhaltung der Kapelle Maria Oberndorf durch Mitgliedschaft und Spenden zu unterstützen. Beim Wallfahrtsgottesdienst am Sonntag, 1. Juli, erklärte Strohmayer, er habe die Hoffnung noch nicht aufgegeben, noch in diesem Jahr mit der Sanierung der rund 100 Jahre alten Kapelle beginnen zu können.

Die Wallfahrtskapelle ist seit mehr als einem Jahr wegen ihres schlechten Bauzustandes geschlossen. Der Pfarrer sprach sein Bedauern darüber aus, dass zur Sanierung und Renovierung des Gotteshauses bisher noch keine exakten Kostenvoranschläge vorlägen. Das Diözesanbauamt in Mainz sei bisher von Gesamtkosten in Höhe von DM 1,5 Millionen ausgegangen. Da die Landesdenkmalpflege einen beantragten und erwarteten Zuschuss in Höhe von DM 500.000,- nicht bewilligt habe, seien für die Instandsetzung der Kapelle bis jetzt nur zwei Drittel der Gesamtkosten finanziert, bedauerte Strohmayer. Er dankte allen Spendern für die bisherige großzügige Unterstützung und schloss mit dem Appell: "Bitte helfen Sie weiter mit, dass wir bald mit den Arbeiten an der Kapelle beginnen können!" Damit verband er die Einladung zum Mittagessen im Pfarrheim im Anschluss an den Gottesdienst. Der Erlös war ebenfalls für die Renovierung der Kapelle bestimmt, ebenso die Kollekte dieses Tages.

Der Hauptzelebrant des Gottesdienstes an der Wallfahrtskapelle, Ordinariatsdirektor i.R. Prälat Nikolaus Reinhardt, rief in einer bewegenden Predigt dazu auf, in den aktuellen Auseinandersetzungen um den bestmöglichen Schutz des menschlichen Lebens zu einem versöhnlichen, vom Respekt gegenüber Andersdenkenden geprägten Gespräch bereit zu sein. Es sei schlimm, dass Christen in der Auseinandersetzung um die Schwangerschaftskonfliktberatung "fast zu Feinden" geworden seien.

Ausgehend vom Festgeheimnis "Mariä Heimsuchung" mit der Begegnung der beiden schwangeren Frauen Maria und Elisabeth, über die das Lukas-Evangelium berichtet (Lk 1,39-45) ging Reinhardt auf die aktuellen bioethischen Auseinandersetzungen in der Gesellschaft ein. Aus der Sorge von Eltern früherer Generationen oder auch in heutigen armen Ländern "wie können wir unsere Kinder ernähren?", fürchtet jetzt der in Reichtum und Freiheit lebende Deutsche durch ungewollte Kinder Einschränkungen seines Lebens und die Durchkreuzung vieler Möglichkeiten. Es sei ein schrecklicher Gedanke, dass nur noch die Kinder, "die wir wollen, die uns nützen, die wir gebrauchen können", geboren werden sollten, erklärte Reinhardt. "Tausende ungeborener Kinder werden getötet und keiner schreit", stellte er fest.

Nachdrücklich wandte sich der Prediger gegen die "verbrauchende" Forschung an Embryonen. Mit den modernen Techniken der Biologie werde der Mensch Gegenstand der Manipulation, mahnte er. Das Ziel vieler Bemühungen sei es, Erbkrankheiten und Behinderungen verschwinden zu lassen. Leben sei gezeugt, um geboren zu werden, und man dürfe es nicht zerstören, um an anderer Stelle Leben zu retten.

Der Mensch forsche und wolle das Leid nicht hinnehmen, wolle eine hellere Zukunft und ein hohes Maß an Freiheit. Dabei gerate er aber in die Not, nicht alles zu können. Die Gesellschaft stehe vor einer "furchtbaren Wahl": Menschen zu zerstören, um andere zu retten, mahnte er. Die beiden schwangeren Frauen, Maria und Elisabeth, Vertreterinnen der jungen und der alten Generation, könnten in dieser schwierigen Situation eine Ermutigung für die Gläubigen sein. Sie vertrauten, wie er darlegte, auf die Zukunft in Gott, ohne ihren schwierigen Lebensweg voraussehen zu können. Auf die Gegenwart übertragen, betonte Reinhardt, Gott wolle nicht, dass die Forschungen eingestellt werden, aber sie dürften nicht menschliches Leben zur Disposition stellen und zerstören. Der Mensch sei kein "Material" zu Forschungszwecken, bekräftigte er und fragte: "Wo bleiben die großen Worte von Freiheit, Würde und Menschenrechten in der Gegenwart, die so sehr von Gewalt, Vertreibung von Menschen, Rechtlosigkeit und dem Sterben zahlloser Kinder geprägt sei.

Elisabeth sei aus einer dunklen schwierigen Lebensgeschichte in eine helle Zukunft göttlicher Verheißung gegangen, während Maria aus der Helligkeit ihrer Berufung zur Mutter des Herrn in einen dunklen Leidensweg eingetreten sei, der schließlich zum Kreuzestod ihres Sohnes geführt habe. Von beiden Frauen könne der Gläubige auch heute eine große Ermutigung erfahren. "Die Freude soll uns nicht zerstört werden. Sie bleibt, so lange sich der Mensch an Gott hält, sich ihm anvertraut, der das Leben geschaffen hat", betonte Reinhardt und fügte hinzu: "Wir stehen vor großer Not, vor der Dunkelheit der Zukunft und sollen uns wie Elisabeth und Maria Gottes Liebe anvertrauen."

Zu den Konzelebranten gehörten neben Reinhardt Pfarrer Strohmayer und der Missionsbenediktiner P. Rabanus Petry OSB vom Kloster Jakobsberg. Mitwirkende waren die Ständigen Diakone Ernst Braunbeck, Bodenheim, und Walter Erdmann, Gau-Bischofsheim. Musikalisch gestaltet wurde der Gottesdienst von der Musikkapelle Bodenheim. Sie begleitete auch die Prozession mit dem Gnadenbild von der Pfarrkirche zur Wallfahrtskapelle und zurück mit dem Allerheiligsten.

(Sk)

 

Nassauer Kapelle wird geöffnet 

Gotisches Kleinod unter dem Dom kann im Rahmen von Führungen besichtigt werden 

Mainz. Nach dem Ende der Renovierungsarbeiten wird die Nassauer Kapelle im Mainzer Dom für die Öffentlichkeit geöffnet. Am Dienstag, Mittwoch und Donnerstag, 3./4./5. Juli, kann der um 1420 errichtete Andachtsraum im Rahmen von Führungen besichtigt werden. Diese beginnen jeweils um 10.00, 10.30, 11.00 Uhr sowie um 14.00 und 14.30 Uhr. Treffpunkt ist an der Treppe zur Ostkrypta im Dom (Südseite). Die Führungen werden geleitet von Dom- und Diözesankonservator Dr. Hans-Jürgen Kotzur und seinen Mitarbeitern in der Kirchlichen Denkmalpflege, Dr. Gertrud Fels und Dr. Walter Appel.

Außerhalb dieser Besichtigungstermine ist die Kapelle aus konservatorischen Gründen nur durch eine Gittertür einsehbar und erst wieder in der Karwoche 2002 zur stillen Andacht geöffnet. In dem fensterlosen gotischen Kleinod herrschen äußerst empfindliche klimatische Verhältnisse, die eine ständige Öffnung für Besucher nicht zulassen. Die Kapelle ist zum Andenken an das Fürstenhaus Nassau gestiftet worden, aus dem vier Mainzer Erzbischöfe im Mittelalter stammten. Die in der Raummitte symbolisch aufgebahrte Christusfigur erinnert an die Grablegung Christi. Die Nassauer Kapelle wird daher fast ausschließlich im Rahmen der Karsamstags-Liturgie genutzt. Die Anlage wurde als erstes Projekt der Innenrenovierung des Doms seit November 2000 erneuert.

(Bns)

 

Glückwünsche zum 70. Geburtstag von Polizeidekan Knapp 

Innenminister, Polizisten und Bistum würdigen Dienst der Polizeiseelsorge 

Heppenheim/Darmstadt. Der hessische Innenminister Volker Bouffier, hochrangige Vertreter der Polizeipräsidien sowie des Beirates der Polizeiseelsorge haben die Verdienste von Landespolizeidekan Willi Heinrich Knapp um die Polizeibeamt/inn/en und ihre Angehörige im Lande Hessen gewürdigt. Anlässlich der Feier von Knapps 70. Geburtstages erklärte Bouffier zum Abschluss eines Dankgottesdienstes in der Pfarrkirche St. Peter in Heppenheim/Bergstraße, der Geburtsstadt des Polizeidekans: "Wir alle wissen um die Bedeutung der Polizeiseelsorge für die polizeiliche Aufgabenerfüllung."

Dieses Engagement der Kirchen sei zu einer unverzichtbaren Ergänzung der Fürsorge des Dienstherren geworden, unterstrich der Minister. In Zeiten knapper Personalressourcen und eingeschränkter finanzieller Möglichkeiten sei dies besonders zu würdigen. Die Beamtinnen und Beamten seien ständig hohen Belastungen ausgesetzt, erklärte er weiter. Die zahlreichen gewalttätigen Angriffe auf sie, zum Teil mit tödlichem Ausgang, belegten diese Aussage leidvoll. Daneben gebe es vielfach Belastungssituationen aus dem privaten Umfeld. Die Hilfe, die in solchen Situationen von Vorgesetzten und Kollegen geleistet werde, sowie das Bemühen von Psychologen und Ärzten, reichten oft nicht aus, um den Betroffenen ihr verloren gegangenes inneres Gleichgewicht wieder zu geben. In diesen Fällen sei die Polizei darauf angewiesen, dass die Polizeiseelsorger Unterstützung leisten.

Er habe den Eindruck, erklärte Bouffier, dass die Polizeiseelsorge in Hessen mit dem Amtsantritt Knapps vor sechs Jahren qualitativ und quantitativ gesteigert wurde. Der Landespolizeidekan habe auf eine breite Vertrauensbasis in der hessischen Polizei sowie eine effektive Zusammenarbeit mit seinem Ministerium zurückgreifen können. So dankte Bouffier dem Landespolizeidekan und seinen Amtsbrüdern ausdrücklich für ihr Engagement. Der Jubilar erwiderte den Dank und gab dem Minister als Geschenk eine Ikone des heiligen Georg. Dieser könne ein guter Schutzpatron für die Polizei sein.

Der Mainzer Generalvikar, Dr. Werner Guballa, überbrachte Glückwünsche der Bistumsleitung. Guballa ging auf die Lebensstationen Knapps ein, der nach Kaplansjahren in Viernheim und Gießen von 1971 bis 1984 Pfarrer in Neu-Isenburg-Gravenbruch und anschließend zehn Jahre Pfarrer in Gernsheim war. Durch seinen Dienst als Landespolizeidekan habe sein priesterliches Wirken noch einmal eine ganz besondere Profilierung erfahren, betonte der Generalvikar. Es sei ein Zeichen besonderer Wertschätzung, dass so viele Vertretungen aus Einrichtungen der Polizei des Landes Hessen und der Innenminister als Repräsentant dieses Landes zur Feier nach Heppenheim gekommen waren um Knapp zu beglückwünschen. Knapp sei ein ausgezeichneter Interpret für die Anliegen aus dem Bereich der Polizei.

Als Generalvikar erfahre er immer wieder, mit welcher Tiefe Knapp in seinem Wirken als Polizeidekan die Kirche und ihre Anliegen auf den verschiedenen Ebenen der Polizei präsent halte. Knapp sei sehr viel unterwegs in ganz Hessen, und besuche die Einrichtungen der Polizei vor Ort. Dadurch erreiche er Menschen, "denen es gut tut, Sie zu treffen". In seinem Dank an Polizeidekan Knapp schloss der Generalvikar die Mitglieder des Beirates der Polizeiseelsorge ein, die für diesen Dienst eine unerlässliche Hilfe seien. Kardinal Karl Lehmann dankte in einem Glückwunschschreiben auch im Namen der übrigen Bischöfe in Hessen für den wichtigen Dienst, den Knapp übernommen habe. "Ich danke Ihnen für den klaren Weg zu Gott, den Sie vielen Menschen erschlossen haben. Nun können Sie seit einigen Jahren Ihre vielfältigen Gemeindeerfahrungen in den wichtigen Dienst an vielen Frauen und Männern einbringen, die im Polizeidienst tätig sind", schrieb Lehmann.

Unter den Geschenken, die Polizeidekan Knapp erhielt, freute er sich besonders über eine Nachbildung des Messkelchs und der Hostienschale des hl. Olav (995-1030), die ihm der Sprecher des Beirats der Polizeiseelsorge, erster Polizeihauptwachtmeister Klaus Krämer, Erbach i.O., überreichte. Das Original wird im Stockholmer Museum aufbewahrt. Für die Polizeipräsidenten dankte Rudolf Kilb vom Polizeipräsidium Südhessen dem Landespolizeidekan für seinen vorbildlichen, unermüdlichen Einsatz. Die Grußworte standen am Ende eines Dankgottesdienstes in der Pfarrkirche St. Peter, dem "Dom der Bergstraße". Hier hatte der Jubilar nicht nur die Sakramente der Taufe, der Erstkommunion und der Firmung empfangen, sondern auch 1964 seine Primiz gefeiert.

Der Direktor des Erbacher Hofs in Mainz, Prälat Dr. h.c. Walter Seidel, der die Festpedigt hielt, stellte zu Beginn fest, er habe ein solches Polizeiaufgebot aus friedlichem Anlass sehr lange nicht mehr erlebt. Er würdigte den Einsatz der Polizisten als Dienst für Freiheit und Menschenwürde. In einer Zeit, in der der "Freiheitsverschleiß" enorm sei, wirkten die Polizisten als "Kulturträger" des demokratischen Rechtsstaates. Landespolizeidekan Knapp und die übrigen Polizeiseelsorger stünden im Dienst eines ganz anderen. Aber der Auftrag sei der selbe. Dazu zitierte Seidel ein Wort Papst Johannes Paul II: "Der Weg des Menschen ist der Mensch."

Im Einsatz für Freiheit und Menschenwürde gebe es einen wunderbaren Gleichklang zwischen dem Dienst des Polizeiseelsorgers und dem Dienst des Polizisten. In einem dem Apostel Paulus nachempfundenen Wort komme dies sehr gut zum Ausdruck: "Jeder trage des anderen Last, so seid ihr Menschen und Christen", erklärte Seidel. Die Polizisten wie auch die Pfarrer haben, wie Seidel hervorhob, einen gemeinsamen Grundsatz: "Wir stehen zu unserem Wort". Aber der Seelsorger stehe auch zum Wort Gottes, der ihn gesendet hat. So habe der Christ einen "längeren Atem und eine tiefere Hoffnung", fügte Seidel hinzu. Er schloss mit einem Wort von Kardinal Karl Lehmann, der zum "Mut zum Kirchesein", zur "Glaubensgemeinschaft unter dem Wort" ermutigt habe: "Die Kirche ist, so lange sie lebt, immer beides, Enttäuschung und Hoffnung. Enttäuschung, weil wir dem Auftrag Christi nicht standhalten, und Hoffnung, weil uns inmitten unseres Versagens ein anderer trägt."

Zu den Konzelebranten gehörten unter anderen Prälat Siegfried Schindele, Augsburg, mit Knapp zusammen Stellvertretender Vorsitzender der Deutschen Polizeiseelsorge, der den Polizeibischof Werner Radspieler, Bamberg, vertrat, der baden-württembergische Landespolizeidekan Hauser, Freiburg, der Leipziger Polizeipfarrer Pater Reiner Klostermann OP, und Polizeidekan Roland Knott, Hünfeld, sowie Dekan Januarius Mäurer, Gießen. Den Ministrantendienst hatten fünf Polizeibeamte in Uniform übernommen. Musikalisch gestaltet wurde der Gottesdienst von der Polizeikapelle Limburg unter Leitung von Günter Konhäuser und vom Chor des Weltraumzentrums ESOC in Darmstadt. Der ESOC-Chor sang unter der Leitung der Sopranistin Jeanne Conard, die Messe in G-Dur von Franz Schubert.

(Sk)

 

Landespolizeidekan Knapp feiert 70. Geburtstag in seiner Heimatstadt 

Menschliche Begegnung statt anonymer Betriebsamkeit 

Darmstadt/Heppenheim. Der Landespolizeidekan für Hessen, Pfarrer Willi Heinrich Knapp, Darmstadt, vollendet am Freitag, 29. Juni, sein 70. Lebensjahr. Der Jubilar feiert dieses Fest in seiner Geburtsstadt Heppenheim mit einem Gottesdienst in der Pfarrkirche St. Peter. In diesem "Dom der Bergstraße" wurde er 1931 getauft. Hier hat er 1964 auch seine Primiz gefeiert. Um 12.00 Uhr gibt der Landespolizeidekan an diesem Tag einen Empfang im Marienhaus in Heppenheim (Kirchgasse 5).

Willi Heinrich Knapp wurde am 29. Juni 1931 in Heppenheim geboren. Nach Abschluss seines Theologiestudiums weihte ihn Bischof Hermann Volk 1964 im Mainzer Dom zum Priester. Seine erste Pfarrstelle übernahm er 1971 in Neu Isenburg-Gravenbruch. Zuvor war er Kaplan in Viernheim-St. Aposteln und Gießen-St. Bonifatius. 1984 wechselte er als Pfarrer nach Gernsheim. Bischof Dr. Karl Lehmann berief Knapp 1994 zum Landespolizeidekan in Hessen. Hier ist er seither im Auftrag der drei hessischen Bistümer Fulda, Limburg und Mainz tätig. Darüber hinaus übernahm er 1999 auch die Aufgabe als Diözesanbeauftragter für die Polizeiseelsorge im Bistum Limburg. Bischof Lehmann ernannte ihn 1998 zum Geistlichen Rat. Seit 1996 ist Knapp Leiter der Seelsorge-Kommission der Deutschen Polizeiseelsorge. Die Bundesarbeitsgemeinschaft der Deutschen Polizeiseelsorge wählte ihn 1997 zu ihrem stellvertretenden Vorsitzenden.

Landespolizeidekan Knapp arbeitet eng mit dem Beirat der Katholischen Polizeiseelsorge in Hessen zusammen. Dazu hat er in Absprache mit dem Beirat zusammen mit Polizeidekan Roland Knott, Hünfeld, ein kleines Handbuch herausgegeben. Darin wird die Vereinbarung über die Polizeiseelsorge zwischen dem Land Hessen und den hessischen Bistümern dokumentiert. Der geistliche Teil umfasst u.a. Texte über den Umgang mit Schwerverletzten und Sterbenden sowie eine Reihe von Gebeten.

Für Polizeidekan Knapp ist es selbstverständliche Pflicht, sich um die Probleme und Nöte der Polizisten nicht nur in Krisensituationen zu kümmern, sie geistlich zu begleiten und ein offenes Ohr für sie zu haben. Nach seinem Seelsorgverständnis muss die Kirche als "aufsuchende Kirche" in der Gesellschaft präsent sein und darf nicht darauf warten, bis die Menschen von selbst kommen. Eine solche Seelsorge orientiert sich, wie er erklärt, am Beispiel des Guten Hirten, geht zu den Menschen und macht sich wirklich Sorgen um sie. Grundgelegt wurde diese Menschensorge bei Willi Heinrich Knapp während seines Medizinstudiums in Frankfurt und Mainz. Der Umgang mit Schwerkranken und Sterbenden hat ihn zur Theologie und zum Seelsorgeberuf geführt. An den Sterbebetten zum Beispiel von Herzinfarktpatienten ist ihm bewusst geworden, "dass es mehr gibt im Leben" als Karriere und materiellen Erfolg. Knapp hat den Studienwechsel nach acht Semestern von der Medizin zur Theologie nie bereut.

Menschliche Begegnung statt anonymer Betriebsamkeit war für Landespolizeidekan Knapp an allen Stationen seines Wirkens wichtig, in der Kolpingsfamilie ebenso wie in der Neubelebung der Gernsheimer Marienwallfahrt oder in der Jugendarbeit. Kennzeichnend für ihn sind auch sein ökumenisches Engagement und seine Liebe zur Musik, die zum Beispiel auch in den Konzerten zum Ausdruck kommt, die er im Namen der Polizeiseelsorge organisiert. Die ökumenische Zusammenarbeit gilt in der Polizeiseelsorge als beispielhaft.

(Sk)

 

Sanierung des Ketteler-Internats unausweichlich 

In etwa einem Jahr stehen Wohnräume wieder zur Verfügung 

Mainz. Aufgrund dringend notwendiger Sanierungsmaßnahmen wird das Ketteler-Internat in Mainz vorübergehend geschlossen. Den 60 Bewohnerinnen und Bewohnern des sechsstöckigen Gebäudes wurde deshalb zum 1. Oktober dieses Jahres das Mietverhältnis gekündigt.

Wegen einer Reihe von Anfragen zu diesem in der Sache wenig spektakulären Vorgang stellt die Mainzer Bistumsleitung klar, dass wegen der geplanten Bauarbeiten die Kündigungen unausweichlich waren. Sie erfolgten im Rahmen der gesetzlichen Kündigungsfrist. Mit der Sanierung kommt das Bistum einem seit längerem wiederholt geäußerten Wunsch von Internats-Bewohnern nach einer baulichen Verbesserung der Zimmer entgegen.

Die Situation auf dem Mainzer Wohnungsmarkt lässt aus Sicht des Bistums erwarten, dass die Mehrzahl der Betroffenen andere Möglichkeiten finden wird. Für Härtefälle hält das Bistum Räume in verschiedenen Häusern bereit. Dazu wurde in der Liegenschaftsabteilung des Bischöflichen Ordinariats eine Koordinierungsstelle eingerichtet.

Nach Abschluss der Sanierungsarbeiten in etwa einem Jahr wird das Haus Schülern bzw. Studierenden wieder zur Verfügung stehen. Es wurde 1964 für Absolventen des Zweiten Bildungsweges errichtet. Zurzeit besucht jedoch nur ein Drittel der Bewohnerinnen und Bewohner das Ketteler-Kolleg.

(Sk)

 

Kardinalskerze erinnert an vier Mainzer Purpurträger 

Mainz. Eine "Mainzer Kardinalskerze" erinnert an die Erhebung von Bischof Karl Lehmann zum Kardinal und zugleich an die früheren Purpurträger auf dem Mainzer Bischofsstuhl. Die Öffentlichkeitsarbeit im Bistum Mainz und die Drogerie Schickert in Mainz haben die 20 Zentimeter hohe Kerze gemeinsam herausgebracht. Sie zeigt ein Portrait von Lehmann und ein Bild des Mainzer Doms, dazwischen die Wappen der Kardinäle Konrad von Wittelsbach, Albrecht von Brandenburg, Hermann Volk und Karl Lehmann. Die Kardinalskerze ist zum Preis von DM 29,95 im Infoladen des Bistums Mainz, Heiliggrabgasse 8, und in der Drogerie Schickert, Markt 22, erhältlich.

(Bns)

 

Technische Neuerungen im St. Vincenz- und Elisabeth-Hospital 

Erleichterungen für Patienten und Pflegepersonal 

Mainz. Das St. Vincenz- und Elisabeth-Hospital in Mainz hat in dieser Woche sein saniertes Bewegungsbad in der Physikalischen Therapie wieder für den Betrieb geöffnet. Darauf und auf weitere technische Neuerungen, die das Haus mit großen finanziellen Anstrengungen ermöglichen konnte, hat die Leitung des katholischen Krankenhauses am Mittwoch, 5. Juli, hingewiesen. Dadurch seien große Erleichterungen für die Patienten und das Pflegepersonal erreicht worden, teilte das Leitungsteam, das sich aus dem Geschäftsführenden Direktor, Dieter Plum, dem Personalleiter und dem Stellvertretenden Verwaltungsdirektor Ludger Meier und dem technischen Leiter, Hans Willi Becker, zusammensetzt, mit. Die Modernisierungsarbeiten erfolgten in Absprache mit der ärztlichen Leitung und dem Verwaltungsrat des Hospitals.

Das 6 X 10 Meter große Bewegungsbecken wurde speziell für das St. Vincenz- und Elisabeth-Hospital gefertigt. Die Anlieferung des Beckens erfolgte in vier Teilen. Über die vorher geöffnete Außenfassade im Bereich des Bewegungsbades wurden diese Teile ins Gebäude verbracht und vor Ort montiert. Das Rohrleitungssystem des Hartkunststoffbeckens entspricht den neuesten technischen Erkenntnissen. Ergänzt wird die Anlage durch eine computergesteuerte Wasseraufbereitungsanlage. Mit Hilfe neuer Technik bei der Chlorerzeugung aus Regenerationssalz (NaC1) wird die Umwelt geschont und eine Reizung von Haut und Augen der Benutzer weitgehend vermieden. Dies gelingt dadurch, dass dieses Salz unter elektrischer Hochspannung gespalten und Chlor, das die Keime im Wasser abtötet, freigesetzt wird.

Die gesamten Umbauarbeiten für das Bewegungsbad dauerten nur drei Monate. Nun steht das Bad insbesondere für Patienten der Rheumatologie sowie der Unfall – und Wiederherstellungschirurgie zwischen 7.00 und 16.00 Uhr zur Verfügung. Zwischen 16.00 und 20.00 Uhr steht das Bad mit einer ständigen Wassertemperatur von 31 Grad für andere Nutzer zur Verfügung, insbesondere für, Baby-Schwimmen, Rückenschule und auch für die Rheuma-Liga.

Eine große Hilfe für die Patienten und für das Pflegepersonal bedeutet es, dass das gesamte Haus nun mit elektrischen Betten ausgestattet wurde. Jedes der 425 Betten einschließlich 12 Intensivbetten verfügt über vier Motoren, die von den Patienten selbst oder vom Pflegepersonal gesteuert werden können, um optimales Liegen zu ermöglichen. Die Krankenschwestern werden dadurch von schwerem Heben entlastet. In Notsituationen kann rasch die notwendige Herzlagerung oder Schocklagerung des Patienten herbeigeführt werden. Ergänzend zur Ausstattung mit elektrischen Betten werden in Kürze neue funktionstüchtige und patientengerechte Nachttische angeschafft. Bei deren Entwicklung ist das Pflegepersonal des St. Vincenz- und Elisabeth-Hospitals aktiv beteiligt, unterstreichen Plum, Meier und Becker in ihrer gemeinsamen Mitteilung für die Presse.

Eine Erneuerung der Schwesternrufanlage findet in den nächsten Monaten statt. Neueste Technik optimiert die Kommunikation zwischen Pflege und Patienten. Auf dem Bildschirm kann die Dienst habende Schwester in der Schwesternrufzentrale erkennen, welcher Patient in welchem Zimmer Hilfe haben möchte und über eine bettenbezogene Gegensprechanlage in Erfahrung bringen, welche Pflegemaßnahmen zu veranlassen sind.

Zu den technischen Verbesserungen gehören ferner die komplette Erneuerung der Aufzugsanlage mit modernster Regelung des Fahrstuhlsystems und die bevorstehende Ablösung der bisherigen zentralen chemischen Desinfektionsanlage durch dezentrale thermische Desinfektion mit Temperaturen von maximal 87 Grad. Für beides waren hohe Investitionen erforderlich. Sie werden über den Pflegesatz refinanziert, der zu 1,1 Prozent für die laufende Instandhaltung bestimmt ist.

(Sk)

 

61 Autoren äußern sich zu Zukunftsfragen von Politik, Gesellschaft und Kirche 

Lehmann: Gesellschaft braucht "wirkmächtige Visionen" 

Mainz. Zur Gestaltung von Gesellschaft und Kirche sind nach Auffassung des Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz, des Mainzer Bischofs Kardinal Karl Lehmann, Visionen nicht nur hilfreich, sondern unverzichtbar. Durch sie werden, wie Lehmann am Mittwoch, 27. Juni, bei der Präsentation der zweibändigen Neuerscheinung "Visionen für Gesellschaft und Christentum" in Mainz betonte, Richtung und Ziel notwendiger Veränderungen vorgegeben. Das stark utopische Denken zum Beispiel der "68-er Jahre" sei heute weithin einem immer platter werdenden Pragmatismus gewichen, der sich von Zukunftsentwürfen immer weiter entferne, bedauerte Lehmann.

Der Kardinal verwies dazu beispielhaft auf die aktuelle Ethikdiskussion. "Ob es der wissenschaftliche Erkenntnisfortschritt ist oder aber die Integrität und Menschenwürdigkeit eines jeden Menschen von Anfang an und bis zu seinem Lebensende, oder ob es Wirtschaftsfragen sind: Immer geht es um eine wirkmächtige Vision, die die Menschen antreibt", erklärte er. Visionen als Richtung gebende Leitbilder zu diskutieren, sei nicht nur bei diesen hochaktuellen und grundlegenden Themen wichtig. Dazu leiste die Neuerscheinung einen wichtigen Beitrag.

Vor diesem Hintergrund greife der Herausgeber, der Leiter des Katholischen Büros Mainz, Ordinariatsdirektor Bernhard Nacke, Themen aus Politik, Wirtschaft, Bildung und anderen Bereichen auf, und fordere ein zukunftsorientiertes verantwortliches Handeln ein. Der erste Teilband trägt den Untertitel "Wodurch Gesellschaft sich entwickeln kann" und der zweite Teilband den Untertitel "Wohin Gesellschaft sich entwickeln kann". Gerade eine offene Gesellschaft sei auf einen Wertekonsens angewiesen, wenn die Demokratie und der Staat erhalten und gestaltet werden sollen, betonte Kardinal Lehmann. Ethische Entwürfe und Visionen seien somit Voraussetzungen für einen politischen Diskurs, der der Praxis Argumentationshilfen und Perspektiven anbiete.

Nachdrücklich unterstrich Lehmann die Notwendigkeit für den Einzelnen, Eigenverantwortung wahrzunehmen. Stärkung der Eigenverantwortung bedeute jedoch nicht automatisch den Rückzug des Staates. Denn eine verbesserte Bildung und Erziehung zur Verantwortung, "damit die nächste Generation mit mehr Kompetenzen ausgestattet ist", werde Fördermittel in großem Umfang notwendig machen.

Lehmann hob hervor, er sei Nacke dafür dankbar, dass er so etwas wie eine "personale Politik für eine Verantwortungsgesellschaft" fordere. Zentraler Begriff sei dabei die "Zuständigkeitsgesellschaft". An diesem Schlüsselbegriff werde deutlich, wie die Politik gefordert sei, mehr auf Förderung selbstverantworteter Kompetenzen zu setzen.

Zu den 61 Autoren des Sammelbandes gehören u.a. Arbeitsminister Walter Riester ("Vision einer Arbeitsgesellschaft für das 21. Jahrhundert"), der Mainzer Diözesan-Caritasdirektor Mario Junglas ("Wagnis und Wertschöpfung. Für eine armutsarme Gesellschaft"), der sächsische Sozialminister Hans Geisler ("Die Erziehungsarbeit ist ihres Lohnes wert"), oder der Bundesvorsitzende der Katholischen Elternschaft Deutschlands, Walter Eykmann ("Die Schule der Zukunft – Elternvisionen"). Zur Zukunft von Kirche und Christentum äußern sich in ihren Beiträgen neben Kardinal Lehmann u.a. der Bischof von Münster, Reinhard Lettmann ("Kirche in veränderter Gesellschaft"), die Mainzer Kirchenrechtlerin Ilona Riedel-Spangenberger ("Glaubenserneuerung oder Strukturwandel der katholischen Kirche?"), der Sozialwissenschaftler Karl Gabriel, Münster ("Die Rolle der katholischen Sozialbewegung in der Zukunft") oder die Theologin Dorothee Sölle ("Wir brauchen Visionen um die Zukunft anzugehen").

Der ehemalige Bundesverfassungsrichter Paul Kirchhoff ("Die Vision der freiheitlichen Verfassung") stellt die Verfassung als Vision eines Gemeinwesens dar. Sie ist aus seiner Sicht Richtschnur für die Rechtspraxis mit dem Ziel, die Gerechtigkeit nicht aus dem Auge zu verlieren. Der frühere Bundesbankpräsident Hans Tietmeyer ("Wirtschaftspolitische Perspektiven brauchen reale Grundlagen") macht deutlich, dass Visionen Praxisnähe brauchen, wenn sie Hilfen für das Handeln sein sollen.

Der Sekretär der Deutschen Bischofskonferenz, P. Hans Langendörfer SJ, hatte zu Beginn Vertreter aus Kirche, Politik, Wissenschaft, Kultur und Medien begrüßt, unter ihnen eine Reihe der Autoren des Sammelbandes. Das Buch sei zwar im Kraftfeld des Landes Rheinland-Pfalz entstanden, aber es gehe darin um die Positionierung der Kirche im öffentlichen Leben der Bundesrepublik Deutschland insgesamt und in Europa, erklärte er.

Hinweis: Visionen für Gesellschaft und Christentum. Hrsg. Bernhard Nacke Band 3 der Schriftenreihe "Christentum und Gesellschaft - Perspektiven für das 21. Jahrhundert". Teilband 1: Wodurch Gesellschaft sich entwickeln kann. Teilband 2: Wohin Gesellschaft sich entwickeln kann. Verlag Echter, Würzburg 2001, 1094 Seiten, DM 148,- für beide Bände zusammen (einzeln DM 98,- und DM 68,-).

(Sk)