Mainzer Bistumsnachrichten Nr. 29

22. August 2001

Datum:
Mi. 22. Aug. 2001
Von:
MBN

Bischöfliche Pressestelle Mainz, Leiter: Jürgen Strickstrock, Bischofsplatz 2, 55116 Mainz 
Postanschrift: Postfach 1560, 55005 Mainz, Tel. 06131/253-128 oder 129, Fax 06131/253-402. E-Mail: pressestelle@bistum-mainz.de

Berichte

  • Domrenovierung: "Ein neues Kapitel der Domgeschichte" 
  • Lehmann würdigte den Verein "Pro Vita" zum 20-jährigen Jubiläum
  • Journalistin Ruth Baron wird 80 (20. August)
  • Bibeltage des Bistums in Mainz und Darmstadt
  • 25 Jahre Katholisches Bildungswerk Rheinhssen
  • Speyerer Weihbischof Georgens eröffnete Rochufest
  •  "Frühstückswallfahrt" der KAB zur Liebfrauenheide
  • Wormser Domvorträge zum Glaubensbekenntnis
  • Das "Gelbe Haus" in Offenbach fördert Jugendliche in Holz- und Metall-Werkstatt
  • Mainzer Peterson-Tagung "Vom Ende der Zeit" dokumentiert
Berichte

Domrenovierung: "Ein neues Kapitel der Domgeschichte" 

Architekt Bingenheimer informierte über Außenrenovierung des Mainzer Domes 

Mainz. Erblickt der Besucher bei einem Gang durch die Mainzer Innenstadt den prachtvollen Dom St. Martin, nimmt er bei oberflächlicher Betrachtung keine Schäden wahr. Erst bei näherem Hinsehen kann man feststellen, dass Steine, Mörtel und Putz wie auch Bleidichtungen und Kupferbleche an kantigen Übergängen des Mauerwerks und schließlich auch die Schieferdächer in vielfältiger Weise durch Witterungseinflüsse und Luftverschmutzung Schaden genommen haben.

Die Art und Qualität der Schäden zeigte der Leitende Architekt für die Außenrenovierung des Domes, Dr. Ing. Klaus Bingenheimer, Darmstadt, am Donnerstag, 16. August, im Rahmen einer Pressekonferenz im Haus am Dom auf. Wie er berichtete, wurden nach Einrüstung des ersten Bauabschnitts der Ostgruppe des Domes die Schäden am Bauwerk vom beauftragten Architekturbüro BHS, Darmstadt, aus der Nähe quantitativ und qualitativ erfasst und in die vorliegenden Pläne eingezeichnet. Schon vor Jahren hatte das Dombauamt begonnen, einen vollständigen Satz Bauzeichnungen des gesamten Domes durch eine fotogrammetrische Vermessung anfertigen zu lassen, der nach den Worten Bingenheimers "den heutigen Bau bestand maßgenau und steingerecht wiedergibt". Er sei die präzise Grundlage für alle Maßnahmen.

Als Schäden führte Bingenheimer unter anderem Steinzerfall, Fehlstellen, Verschmutzungen und zerstörten Putz an. Die Schäden sind durch Fotos dokumentiert. Einige davon erläuterte der Architekt anhand von Farbdias. Anschließend zeigte er den Pressevertretern eine Reihe von Schadstellen in der luftigen Höhe des insgesamt 50 Meter hohen Baugerüsts. Als markantes Beispiel für Steinzerfall verwies er auf ein romanisches Kapitell am Bischofsportal.

Die Schwierigkeiten der Außenrenovierung ergeben sich, wie der Architekt darlegte, durch die unterschiedlichen Materialien. Für das Mauerwerk der Ostgruppe wurden Kalksteinquader, Sandsteinquader und Kalkbruchsteine verwandt. Stellenweise sind die Mauern verputzt. Als problematisch erwiesen sich die Verwendung von Zementmörtel statt Kalkmörtel bei Reparaturen in jüngerer Zeit und die Verwendung von Sandstein-Ersatzmasse. An weiteren Schäden nannte der Architekt Algen- und Moosbewuchs als Folge unzureichender Wasserführung, Verlust des farbigen Rotanstrichs aus den 70-er Jahren anlässlich der Domrenovierung zur Feier des 1000-jährigen Bestehens (1975) und ausgewitterte Verfugungen.

In Zusammenarbeit mit der vom Domkapitel einberufenen Dombaukommission, dem rheinland-pfälzischen Landesamt für Denkmalpflege und dem Institut für Steinkonservierung wurde auf der Grundlage der Schadensfeststellung ein Instandsetzungskonzept entwickelt. Dessen erster Schritt ist bereits erfolgt. Während der letzten 14 Tage wurden die Fassaden des eingerüsteten Teils der Ostgruppe gründlich gereinigt, je nach Empfindlichkeit der unterschiedlichen Fassadenteile mit Heißdampf, CO2-Trockeneis und Glaspudermehl, letzteres für ganz hartnäckige Verschmutzungen. Die Reinigung war auch Voraussetzung für einen neuen Farbanstrich, der dem Rot des Jahres 1974 ähnlich sein soll. Da die Mineralfarbe auf Kalkstein und Putz und neueren Reparaturstellen schlechter haftet als auf Sandstein, muss an vielen Stellen eine Grundierung als Haftbrücke aufgetragen werden.

Der Architekt teilte mit, dass die Steinmetz-, Klempner-, Dachdecker- und Putzarbeiten ausgeschrieben sind, so dass bis Ende September über die diesbezüglichen Aufträge entschieden werden könne. Die Dombauhütte ist an den Steinmetzarbeiten beteiligt, könne sie jedoch wegen des Umfangs nicht alleine leisten, erklärte Bingenheimer. Er rechnet damit, dass die Arbeiten des ersten Teils des 1. Bauabschnitts bis Mai/Juni 2002 abgeschlossen sein werden. Für diesen Teil wird mit Kosten in Höhe von DM einer Million gerechnet, für die Renovierung der Ostgruppe insgesamt mit DM 3 Mio. Die Baulast liegt beim Domkapitel. Von der staatlichen Denkmalpflege sind, wie Domdekan Weihbischof Wolfgang Rolly mitteilte, DM 300.000,- zu erwarten. Hinzu kommen finanzielle Hilfen des Bistums und des Dombauvereins.

Der Vorsitzende der Dombaukommission, Domkapitular Heinz Heckwolf, wies nachdrücklich darauf hin, dass der Faktor Zeit eine wichtige Rolle spiele, dass die Renovierungsarbeiten jedoch immer wieder unterbrochen werden müssten. So habe man Rücksicht zu nehmen auf den Wochenmarkt, der in Mainz dienstags, freitags und samstags vormittags stattfindet, und Einzelveranstaltungen wie die Feier zum Tag der Deutschen Einheit mit ökumenischem Gottesdienst am, 3. Oktober oder der Rosenmontagszug.

Im Rahmen der Renovierungsarbeiten an der Ostgruppe hat es schon jetzt interessante neue Erkenntnisse gegeben, berichtete Bingenheimer. Er verwies zum Beispiel auf einen besonders haltbaren elastischen roten Mörtel aus dem 18. Jahrhundert. Dessen Zusammensetzung sei noch nicht genau analisiert. Aber man werde ihn sicher im Rahmen der Renovierung nachfertigen und verwenden, kündigte er an. Auch für die Dombaugeschichte werden unter anderem durch die Beschaffenheit der einzelnen Steine und ihre Bearbeitung neue Einsichten erwartetet. Bingenheimer verwies darauf, dass Professor Emil Mädler, wie er Teilhaber des Architekturbüros BHS, der an der Mainzer Fachhochschule lehrt, parallel zu den Renovierungsarbeiten mit Studierenden Untersuchungen zur Baugeschichte durchführt, die von Professor Dethard von Winterfeld, Universität Mainz, begleitet werden. "Es kommen spannende Dinge zum Vorschein", freut sich der Architekt, dessen Leidenschaft die Wiederherstellung und Erhaltung historischer Bauten ist. Der Dom St. Martin hat für ihn einen besonders hohen Stellenwert. "Wir haben die Gelegenheit, ein neues Kapitel der Domgeschichte zu schreiben", unterstreicht er.

(Sk)

 

Lehmann würdigte den Verein "Pro Vita" zum 20-jährigen Jubiläum 

Pioniere der Beratung 

Bensheim. Der Einsatz zum Schutz des ungeborenen Lebens darf sich nach Auffassung von Kardinal Karl Lehmann nicht allein im Kampf gegen die Abtreibung erschöpfen. Vielmehr müsse ein solches Engagement glaubwürdig und aktiv gestaltet werden durch die Beratung im Sinne einer Ermutigung zum Leben und die Gewährung von Hilfen, sagte der Kardinal am Fest Mariä Himmelfahrt (Mittwoch, 15. August) zum 20-jährigen Bestehen des Vereins "Pro Vita – Für das Leben" in Bensheim. Der Verein gehöre zu den Pionieren der Beratung. "Sie haben Vorbildliches geleistet, was den Menschen Hilfe gebracht und der Kirche zur Ehre gereicht hat", dankte Lehmann in der Feierstunde im Gemeindehaus der Pfarrei St. Georg.

Der Einsatz der Christen für das Leben und besonders für das Leben des ungeborenen Kindes gehöre zu den "ersten Prioritäten in der Kirche". Diesem Ziel diene auch die vom Bistum Mainz gegründete Initiative "Netzwerk Leben". So soll neben der Neuorganisation der Schwangerenberatung in der Diözese ein "Haus für das Leben" in Viernheim errichtet werden. Außerdem wird es künftig zwei regionale Projektstellen des "Netzwerk Leben" in Gießen und Viernheim mit pastoralen Mitarbeitern geben.

Bereits im Gottesdienst am Festtag Mariä Himmelfahrt hatte Kardinal Lehmann zuvor in der St. Georgs-Kirche betont, das "Ja zum Leben" gehöre fest zum christlichen Glauben. "Wir dürfen daher mit dem Leib nicht umgehen, als ob wir die Herren des Lebens sind. Wir sind es nicht!", betonte der Kardinal mit Blick auf die modernen technischen und naturwissenschaftlichen Möglichkeiten. "Wir müssen anerkennen, dass wir nicht beliebig am Leben herum doktoren dürfen, selbst wenn wir es können."

Es sei bemerkenswert, dass der Einsatz von Pro Vita über lange Zeit ausschließlich von ehrenamtlichen Kräften geleistet wurde. Kardinal Lehmann, wie auch die langjährige Vorsitzende von Pro Vita, Dagmar Bonerz, erinnerten in ihren Reden beim Festakt an die Erfolgsgeschichte des Vereins: die Initiative entstand im Zusammenhang mit der Debatte um die Reform des Strafrechts-Paragraphen 218 in den siebziger Jahren. Eine Gruppe christlicher Frauen wollte "keine weiteren theoretischen Beiträge zu Debatte leisten, sondern andere Lösungen finden", erinnerte sich Bonerz an die Anfänge. 1981 sei Pro Vita schließlich als Verein ins Leben gerufen worden mit dem Ziel, das Leben von Anfang an zu schützen.

Zu den Beratungs-Sprechstunden für mittlerweile über 1000 Frauen, praktischen und finanziellen Hilfsangeboten kam 1992 die "Wohngemeinschaft für werdende Mütter". Mit Hilfe des Bistums Mainz konnte ein Haus in der Bensheimer Obergasse bezogen werden. "Bis heute haben 40 Frauen das Wohnangebot genutzt", berichtete Bonerz. Wohnen auf Zeit lautet das Konzept: Ziel sei es nämlich, den Frauen dort zu einer Wohnung auf dem freien Markt zu verhelfen. Seit dem Jahr 2000 ist Pro Vita dem Caritasverband Darmstadt angeschlossen und verfügt, neben dem ehrenamtlich tätigen Frauen, seitdem über eine hauptamtlich angestellte Mitarbeiterin.

Lehmann dankte dem Vorstand von Pro Vita und ehrte durch die Übergabe persönlicher Dankesbriefe die Gründungsmitglieder Dagmar Bonerz, Maria Carl, Elfriede Mühlum, Maria Reeb und Philipp Zimmermann. Frau Bonerz erinnerte an das große ehrenamtliche Engagement und die wichtige Unterstützung durch die Stadt Bensheim, durch private öffentliche Einrichtungen und viele Einzelspenden. "All dies hat unsere Arbeit erst möglich gemacht".

Der Vereinsvorsitzende Rolf Richter verdeutlichte, "dass unser Verein so nötig ist wie am ersten Tag". Die Zahl der Abtreibungen in Hessen sei im Jahr 2000 um elf Prozent, bundesweit um immerhin drei Prozent angestiegen. Die genaue Zahl von 134.609 Abtreibungen entspreche in etwa der Einwohnerzahl von Darmstadt. Zum Jubiläum überreichte der Bensheimer Künstler Heinz Soell das Gemälde "Engel der Ungeborenen" als Geschenk.

(Bns)

 

Journalistin Ruth Baron wird 80 (20. August) 

Langjährige Landeskorrespondentin und Gründungsleiterin der Bischöflichen Pressestelle

Mainz. Die frühere langjährige Leiterin der Bischöflichen Pressestelle Mainz, Ruth Baron, Mainz/Gustavsburg, vollendet am Montag, 20. August, ihr 80. Lebensjahr. Als freiberufliche Journalistin, die als Korrespondentin über die rheinland-pfälzische und hessische Landespolitik berichtete, war die Jubilarin Ende der 50-er Jahre am Aufbau des Landesbüros der Katholischen Nachrichtenagentur (KNA) im Rhein-Main-Gebiet aktiv beteiligt. Daraus ergab sich das Angebot des damaligen Mainzer Bischofs Dr. Hermann Volk, eine Bischöfliche Pressestelle einzurichten. Es war nach Münster, München und Köln die vierte in einer deutschen Diözese.

Im Rückblick auf die Gründungszeit erklärte Ruth Baron einmal: "Es war 1965, Konzils-Aufbruchzeit, und ich die erste Frau, die eine solche Chance erhielt. Ich war nicht sicher, ob das gut gehen würde, arbeitete zunächst auf Probe, eine Testphase. Es ging gut, und es wurden 17 fruchtbare Jahre, die ich nicht missen möchte." Für Ruth Barons Berufsleben war es typisch, Neues zu wagen, bei Anfängen dabei zu sein, das Risiko nicht zu scheuen und Verantwortung zu übernehmen.

Am 20. August 1921 in Landau/Pfalz geboren, machte sie im Kriegsjahr 1940 am Altsprachlichen Jungengymnasium ihrer Heimatstadt, bei dem es Sonderzulassungen für Mädchen gab, das Abitur. Nach anschließendem Arbeitsdienst studierte sie Zeitungswissenschaft, Psychologie, Philosophie und Germanistik in München, Wien, Berlin und Heidelberg. Ihre in Heidelberg konzipierte Doktorarbeit "Die Psychologie des Stadt- und Landlesers" konnte sie nicht zu Ende bringen, da sie zum Studentinnenkriegseinsatz bei der Flak an den Rhein-Main-Flughafen einberufen wurde. In diesen Tagen verlor sie kurz vor der geplanten Hochzeit ihren Verlobten an der Ostfront. Da nach dem Krieg eine Rückkehr nach Heidelberg, das in der amerikanischen Zone lag, nicht möglich war, wollte sie 1946 an der wiedergegründeten Mainzer Universität ihre Promotion abschließen. "Aber es gab keine Zeitungswissenschaft, keine Psychologie und meine Arbeit über Hexenprozesse wollte damals auch keiner", bedauerte sie.

So trat sie in die Pressestelle der Staatskanzlei des Landes Rheinland-Pfalz in Koblenz (später Mainz) ein und berichtete als Journalistin für die "StaatsZeitung" vor allem über die Arbeit im Landtag. 1952 nahm sie das Angebot eines Stipendiums am Ausländerinstitut in Tours/Frankreich an. Dann folgten 13 Jahre freiberuflicher Tätigkeit als Landeskorrespondentin für verschiedene Zeitungen und Nachrichtenagenturen. Lange Zeit war Ruth Baron die einzige Frau in den Landespressekonferenzen in Mainz (wo sie noch heute Mitglied ist) und Wiesbaden. In dieser Zeit erlebte sie auch aus nächster Nähe die Anfänge des Landtagsabgeordneten Helmut Kohl, des späteren Ministerpräsidenten und Bundeskanzlers, und war engagiert in den Partnerschaftsbeziehungen zwischen Rheinland-Pfalz und Burgund bzw. Mainz und Dijon.

Höhepunkte ihrer kirchlichen Arbeit im Dienst des Bistums Mainz waren die Erhebung von Hermann Volk zum Kardinal (1973), die Würzburger Synode (1972-1975), das Jubiläum 1000 Jahre Mainzer Dom (1975) und der Besuch Papst Johannes Pauls II. (1980), der in Mainz durch Gespräche mit den Repräsentanten der Evangelischen Kirche und des Judentums geprägt war. Wichtige Engagements neben der Kernarbeit in der Pressestelle waren die Mitarbeit in der Internationalen Katholischen Friedensbewegung Pax Christi mit vielen Kontakten zu Christen in den Ländern des Ostblocks, insbesondere der DDR, Polens und Ungarns. Eine jahrelange Freundschaft verband sie mit dem ungarischen Bischof Imre Timko, durch den sie die Not der Christen in der kommunistischen Unterdrückung und Verfolgung am stärksten erfuhr. Er gehörte neben Kardinal Hermann Volk, dem sie in großer Herzlichkeit verbunden war, zu ihren wichtigsten Gesprächspartnern.

Als Leiterin der Pressestelle initiierte Ruth Baron u.a. die Arbeitsgemeinschaft der Pressereferenten der deutschen Diözesen und die Senderarbeitsgemeinschaft beim Hessischen Rundfunk. Neuland betrat sie auch mit der Präsens des Bistums bei den Rheinland-Pfalz-Ausstellungen. Zu ihren Charaktereigenschaften gehören Freimut und Humor, die sie bis heute nicht verloren hat. Sie kamen auch dem "Kontakt-Klub Mainz" zugute, den sie zusammen mit dem damaligen Leiter des Katholischen Büros Mainz, Prälat Roland Ries, Anfang der 70-er Jahre gründete. Über zehn Jahre war der "Kontakt-Club" ein begehrtes Gesprächsforum zu aktuellen und Grundsatzfragen für Politiker, Kirchenleute und Journalisten.

Seit ihrem Ruhestand (1982) hat Ruth Baron viele ihrer Kontakte weiter gepflegt, am kulturellen, kirchlichen und politischen Leben Anteil genommen, nicht zuletzt auf zahlreichen Reisen. Auch an ihrem 80. Geburtstag ist sie auf einer Reise unterwegs. In ihrer Heimatpfarrei Gustavsburg ist sie seit Jahren aktives Mitglied im Pfarrgemeinderat. In diesem Jahr hat sie aus dieser Arbeit ein Buch mit dem Titel "100 Jahre Gottes Wort in Herz-Jesu Gustavsburg" veröffentlicht. Für ihre Verdienste wurde sie mehrfach ausgezeichnet. 1970 erhielt sie das Bundesverdienstkreuz am Bande, 1981 den Päpstlichen Orden "Pro ecclesia et pontifice" und ein Jahr später den Landesorden Rheinland-Pfalz.

(Sk)

 

Bibeltage des Bistums in Mainz und Darmstadt (8. und 15. 9.) 

Sabine Gahler erklärt "Gottesbilder in der Bibel" 

Mainz/Darmstadt. Die diesjährigen "Bibeltage" im Bistum Mainz stehen unter dem Thema "Du sollst dir kein Gottesbild machen. (Ex 20,4). Gottesbilder in der Bibel". Dazu lädt die Diözesanvorsitzende des Katholischen Bibelwerks im Bistum Mainz, Pastoralreferentin Dr. Sabine Gahler, Darmstadt/Weiterstadt, am Samstag, 8. September, in das "Haus am Dom" in Mainz, und am Samstag, 15. September, in das Katholische Bildungszentrum NR 30 in Darmstadt ein. Der Zeitrahmen ist in Mainz 9.30 bis 16.00 Uhr und in Darmstadt 9.00 bis 16.30 Uhr. Die Teilnahme an den Bibeltagen ist kostenlos. Es besteht die Möglichkeit, am gemeinsamen Mittagessen teilzunehmen (Kosten DM 15,- bzw. DM 12,-).

In der Einladung verweist Dr. Gahler auf das Bilderverbot im Buch Exodus: "Du sollst dir kein Gottesbild machen" (Ex 20,4). Dieses Verbot an der Spitze der Zehn Gebote und der damit verbundene Verzicht auf Gottesdarstellungen war, wie Gahler unterstreicht, "einzigartig im Umfeld des Volkes Israel". Nach dem Glaubensverständnis des Volkes Israel wurde darin deutlich: "Über diesen Gott kann der Mensch nicht verfügen, diesen Gott kann der Mensch nie in seinem ganzen Wesen erfassen", erläutert Gahler. Trotz dieses Bilderverbotes bietet die Bibel jedoch eine große Vielzahl an "Gottesbildern": "Gott wird beschrieben als Vater, Mutter, Vogel, König, Richter, Feld, Burg usw." Anhand ausgewählter Texte wird Frau Gahler mit den Teilnehmern einen Überblick über die Entwicklung des biblischen Gottesbildes erarbeiten. Bilder von Gott seien eine Möglichkeit, "Gott näher zu kommen, eigene Gotteserfahrungen in Worte zu fassen oder auch ganz neue Wege mit Gott zu gehen", unterstreicht die Vorsitzende des Bibelwerkes in ihrer Einladung.

Hinweis: Rückfragen bzw. Anmeldungen sind bis 30. August zu richten an Dr. Sabine Gahler, Otto-Wels-Straße 6, 64331 Weiterstadt. Telefon: 06150 / 14240, e-mail: Bibelwerk@bistum-mainz.de

(Sk)

 

25 Jahre Katholisches Bildungswerk Rheinhessen (31.8) 

Fest der Begegnung auf dem Jakobsberg mit Ehrenamtlichen und Kooperationspartnern 

Mainz/Ockenheim. Das Katholische Bildungswerk Rheinhessen feiert in diesem Jahr sein 25-jähriges Bestehen. Dazu findet am Freitag, 31. August, um 18.00 Uhr, ein Fest der Begegnung in den Räumen und auf dem Gelände des Klosters Jakobsberg in Ockenheim bei Gau-Algesheim statt. Der Pädagogische Leiter des Katholischen Bildungswerkes Rheinhessen, Helmut Westrich, unterstreicht in der Einladung, was katholische Bildungsarbeit nach seinem Verständnis wesentlich ausmacht: "Menschen, unabhängig von Geschlecht, Hautfarbe, religiöser und politischer Anschauung ein Angebot zu präsentieren, welches Sinnsuche ermöglicht, Gott und Welt verständlich macht, Beziehungen schafft, Lernen erlaubt und damit zu Freiheit und Verantwortung führt".

Zum Jubiläumsfest eingeladen sind alle Bildungsbeauftragten der rheinhessischen Pfarrgemeinden, Freunde des Bildungswerks und Kooperationspartner. Nach der Begrüßung durch den Leiter des Bildungswerks hält die Kulturanthropologin Dr. Hildegard Fries-Reimann von der Mainzer Universität einen kleinen Festvortrag zum Thema "Die Entwicklung der Regionen am Beispiel Rheinhessen". Der Wormser Journalist und Publizist Volker Gallé gibt Kostproben aus seinem musikalisch-literarischen Programm: "Rheinhessen, wo liegt das?" Dazu gibt es bei guter Bewirtung viele weitere Möglichkeiten des Gesprächs und der Unterhaltung.

Nach der Gründung des Bildungswerkes der Diözese Mainz in den Aufbruchjahren nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil begann 1976 mit der Errichtung des Katholischen Bildungswerkes Rheinhessen die Regionalisierung der Bildungsarbeit im Bistum Mainz. Helmut Westrich wurde der erste Leiter des ersten regionalen Bildungswerks im Bistum. Heute hat das Bistum insgesamt sechs regionale Bildungswerke. Im Rückblick auf die vergangenen 25 Jahre bekräftigt Westrich, der zuvor in der kirchlichen Jugendarbeit tätig war, die Notwendigkeit der Regionalisierung der Bildungsarbeit. Sie habe es ermöglicht, mit den Gesprächs- und Bildungsangeboten "nahe bei den Menschen zu sein". Bei der "Sinnvermittlung auf dem Hintergrund der biblischen Botschaft" waren Themen aus dem religiös-theologischen Bereich einschließlich der Sekten- und Weltanschauungsfragen immer stark gefragt, ebenso Fragen aus den Bereichen Erziehung und Familie. Das Interesse an Fragen der Entwicklungspolitik habe nachgelassen, bedauert Westrich. Aber Erwachsenenbildung in kirchlicher Trägerschaft müsse manchmal auch antizyklisch arbeiten, das heißt, wichtige Themen auch dann anbieten, wenn sie wenig gefragt seien.

Zum Programm des Katholischen Bildungswerkes Rheinhessen gehörten neben Rhetorik-Kursen für jedermann auch Alphabetisierungskurse in Worms für Menschen, die weder lesen noch schreiben können, darüber hinaus auch Sprachkurse im Landesdurchgangswohnheim für russische Aussiedler und jüdische Immigranten in Osthofen. Zu richtungsweisenden Initiativen des Bildungswerks gehörten auch die Gründung einer Seniorenakademie in Worms, die Bildung von Trauergruppen für Angehörige Verstorbener sowie Seminare für Geschiedene mit dem ermutigenden Titel "Einen neuen Anfang wagen". Besonders groß war die Resonanz auf das Projekt "Steine reden – 2000 Jahre Christentum in Rheinhessen", das in Kooperation mit katholischen und evangelischen Gemeinden und dem katholischen Dekanat Alzey-Gau-Bickelheim durchgeführt wurde. Große Bedeutung hat aus der Sicht Westrichs auch die vom Katholischen Bildungswerk Rheinhessen geleistete Ausbildung für Leiterinnen und Leiter der Gemeindecaritas und das Angebot eines Kurses für Erzieherinnen "Schnelle und kompetente Antworten auf aktuelle Fragen der Zeit zu geben" bleibe die ständige Herausforderung und Aufgabe des Bildungswerkes, betont Westrich.

Das Bildungswerk der Diözese Mainz im Internet

(Sk)

 

Speyerer Weihbischof Georgens eröffnete Rochufest 

Wege zu einer christlichen Lebenskunst / Warnung vor Genmanipulation 

Bingen. Der hl. Rochus ist nach den Worten des Speyerer Weihbischofs Otto Georgens Patron "für uns verwundete Menschen, die nach Geborgenheit und Heimat suchen". Zur Eröffnung des diesjährigen Rochusfestes rief Georgens am Sonntag, 19. August, auf dem Binger Rochusberg vor mehreren tausend Pilgern dazu auf, zu den eigenen Wunden und der eigenen Schwachheit zu stehen. "Das menschliche Leben geht nicht ab ohne Blessuren", bekräftigte er.

Das Rochusfest gehört zu den größten Wallfahrten im Bistum Mainz. Eine Woche lang kommen Pilger aus der gesamten Rhein-Main-Region nach Bingen, auch aus den Nachbarbistümern Limburg, Speyer und Trier. Durch die Teilnahme von Georgens sind in diesem Jahr die Bistümer Mainz und Speyer hier besonders eng verbunden. "Ich freue mich, dass ich das erste Rochusfest im neuen Jahrtausend eröffnen darf", bekannte der Weihbischof im Grußwort zu Beginn des Gottesdienstes. Zu den Pilgergruppen, die der Pfarrer der Binger Basilika-Pfarrei St. Martin, Gerhard Choquet, zur "größten Rochuswallfahrt Europas" willkommen hieß, gehörten wie in den vergangenen Jahren auch Heimatvertriebene aus Oberschlesien aus der Diözese Oppeln. Sie wurden von den übrigen Pilgern mit Beifall begrüßt.

Mit der Rochuswallfahrt wird ein Gelübde der Stadt Bingen aus dem Pestjahr 1666 erfüllt. So begrüßte Choquet auch die Binger Oberbürgermeisterin Birgit Collin-Langen, Bürgermeisterin Brigitte Gisbert und Vertreter des Stadtrats. Besondere Worte des Dankes richtete er an den Rektor des Rupertusklosters der Oblaten auf dem Rochusberg, P. Dr. Josef Krasenbrink OMI, für sein Engagement bei der Vorbereitung und Durchführung der diesjährigen Rochuswallfahrt, an die Kindergruppe der "Rochusjer", die in schwarzer Pilgertracht mit Muschel eine alte Binger Tradition lebendig erhalten, und an die Chorgemeinschaft Rochusberg. Seit dem letzten Jahr haben sich mehrere Kirchenchöre aus der Stadt Bingen zu dieser Chorgemeinschaft zusammen geschlossen, in diesem Jahr die Chöre von St. Martin, Bingen-Büdesheim und Bingerbrück, unter Leitung von Franz-Josef Staab. Die Orgel spielte der Organist von St. Martin, Hans-Georg Hauer.

In den Mittelpunkt seiner Predigt stellte Weihbischof Georgens das untrennbare Ineinander von Glauben und Leben: "Lasst uns wieder neu lernen, den Glauben, den wir bekennen, auch ganz praktisch zu leben", rief er den Gläubigen zu. Das Wort der Dichterin Nelly Sachs "Lasst uns das Leben leise wieder lernen" sei wie ein Echo auf das Leitthema des diesjährigen Rochusfestes: "Was der Mensch braucht. Wege zu einer christlichen Lebenskunst". Der Artikel des Glaubensbekenntnisses "Ich glaube an Gott, den Schöpfer des Himmels und der Erde" mache eine Grundfrage des Menschen deutlich: "Woher kommt das Leben?". "Das Leben kommt zu uns als Gabe, als Geschenk. Wir können es nicht machen, wir dürfen es empfangen", betonte er.

Mit großem Nachdruck stellte Georgens klar: "Der Mensch ist nicht sein eigener Schöpfer. Wir verdanken uns Gott." Dazu verwies er auf problematische Stimmen, die meinten, Klonen sei der erste ernsthafte Schritt, "wie Gott zu werden" und sich als "Schöpfer" zu fühlen. Kritisch verwies er darauf, dass der Mensch mittels der Gentechnik heute "Hand an sich selbst legt". Während der Mensch bislang seine Umwelt gestaltet habe, gehe er jetzt daran, sein eigenes Leben zu manipulieren. Mit dem menschlichen Erbgut werde die vitale Basis der menschlichen Würde angetastet, warnte der Weihbischof. Embryonen dürften nicht als Versuchsmasse missbraucht und vernichtet werden. Unter dem Etikett des sog. "Fortschritts" habe die ganze Schöpfung unter dem selbstherrlichen Treiben des Menschen zu leiden. Sie werde ausgeplündert. Wer sich zu Gott, dem Schöpfer des Lebens bekennt, müsse widersprechen. So forderte er Widerspruch, wenn mit Embryonen Organe gezüchtet werden, wenn damit Handel getrieben werde. Die Möglichkeiten der Gentechnik verleiteten Ärzte und Eltern immer mehr dazu, nach den "Schwächen" des Ungeborenen zu fahnden. Der Traum vom perfekten Menschen lebe wieder auf, vom "Menschen mit genetischem Gütesiegel". Die nicht so perfekten würden selektiert. Dem müsse energisch Einhalt geboten werden.

Begleitet von einer relativ kleinen Gruppe von Pilgern hatten Mitglieder des Malteser Hilfsdienstes (MHD) am frühen Sonntagmorgen die Statue des heiligen Rochus von der Basilika St. Martin auf den Berg getragen. Während der Rochuswallfahrt werben die Malteser traditionsgemäß auch für die Leprahilfe und verkaufen kleine Gebrauchsgegenstände wie Heftpflaster oder Feuerzeuge, deren Erlös für die Leprahilfe bestimmt ist. Der Hospizdienst der Malteser gestaltet am Mittwoch, 22. August, um 17.00 Uhr, die Vesper auf dem Rochusberg. Weitere Sondergottesdienste während der Festwoche sind u.a. der ökumenische Gottesdienst am Donnerstagabend (20.00 Uhr) mit Pfarrer Choquet und Pfarrerin Karin Meyer, Bingen, der Bußgottesdienst am Freitagabend (20.00 Uhr) und die Wallfahrt der Behinderten am Samstagnachmittag um 14.30 Uhr. Großer Beliebtheit erfreut sich die traditionelle Lichterprozession am Samstagabend. An jedem Tag der Wallfahrtswoche ist um 9.30 Uhr ein Festamt mit anschließendem Kreuzweg. Der Prediger ist in diesem Jahr Pfarrer Ulrich Zurkuhlen, Münster i.W. Das Festamt am Oktavfest der Rochuswallfahrt hält am Sonntag, 26. August, der aus Bingen stammende Dogmatiker, Prof. Dr. Peter Walter, Freiburg.

(Sk)

 

"Frühstückswallfahrt" der KAB zur Liebfrauenheide (26.8.) 

Auf den Spuren Bischof Kettelers 

Klein-Krotzenburg/Offenbach. Zur Erinnerung an die wegweisenden Sozialpredigten des Mainzer Bischofs Wilhelm Emmanuel von Ketteler (1811-1877) lädt die Katholische Arbeitnehmerbewegung (KAB) für Sonntag, 26. August, zu einer "Frühstückswallfahrt" zur Marienwallfahrtsstätte Liebfrauenheide bei Klein-Krotzenburg ein. Den um 7.00 Uhr beginnenden Gottesdienst vor der Wallfahrtskapelle leitet KAB-Bezirkspräses, Dekan Dieter Bockholt, Hainstadt. Wie der KAB-Bezirksverband Main-Rodgau dazu ankündigt, werde sich bei der Wallfahrt zeigen, "dass die Forderungen Kettelers auch heute noch von hoher Aktualität sind". Bischof Ketteler hatte am 25. Juli 1869 in einer Aufsehen erregenden Predigt insbesondere humane Arbeitsbedingungen und gerechten Lohn für die Arbeiter gefordert. Dem Gottesdienst folgt ein gemeinsames Frühstück, zu dem die Teilnehmer Tassen, Bestecke und Gläser mitbringen sollen. Zur Deckung der Unkosten wird um eine Spende gebeten. Der darüber hinaus sich ergebende Erlös wird einem Projekt für Straßenkinder in Miguel Couto bei Rio de Janeiro zugute kommen, das der im vergangenen Jahr verstorbene KAB-Diözesanpräses, Pfarrer Manfred Gärtner, gegründet hat.

Hinweis: Anmeldungen für die Wallfahrt sind erbeten an das KAB-Sekretariat in Offenbach. Telefon 069 / 839181, Fax 069 / 839161, e-mail:KAB. mailto:kab.betriebsseelsorge@t-online.de

(Sk)

 

Wormser Domvorträge zum Glaubensbekenntnis 

Kardinal Lehmann eröffnet die Reihe - "Vom Suchen und Finden Gottes" (10.9.) 

Worms. Auf Initiative des Propstes am Wormser Dom, Ehrendomkapitular Msgr. Engelbert Prieß, bietet das Pfarramt Worms-St. Peter erstmals eine Veranstaltungsreihe "Wormser Domvorträge" an. Thematisch orientiert sich die neue Vortragsreihe am Glaubensbekenntnis. Zum Auftakt spricht der Bischof von Mainz, Kardinal Karl Lehmann, am Montag, 10. September, zum ersten Artikel des Credo: "Ich glaube an Gott, den Vater, den Allmächtigen..." Sein Thema: "Gott ist größer als der Mensch. Vom Suchen und Finden Gottes." Weitere Vorträge halten Prof. Dr. Peter Walter, Freiburg: "Ich glaube an Jesus Christus. Die Botschaft von Kreuz und Auferstehung Jesu Christi für unsere Zeit" (24.9.), Prof. Dr. Hubertus Brantzen, Mainz: "Ich glaube an den Heiligen Geist. Für ein neues Pfingsten in der Kirche" (22.10.) und Prof. Dr. Dorothea Sattler, Münster i.W.: "Ich glaube an die Auferstehung der Toten und das ewige Leben. Vollendete Lebenszeiten: von der Hoffnung in Christus Jesus."

Alle Vorträge beginnen um 20.00 Uhr. Der Eintritt ist frei. Zur Deckung der Unkosten wird am Ende der Vorträge an den Türen um eine Spende gebeten.

(Sk)

 

Das "Gelbe Haus" in Offenbach fördert Jugendliche in Holz- und Metall-Werkstatt 

Ersterfahrungen in der Arbeitswelt – Hinführung zum Hauptschulabschluss 

Offenbach. Seit dem 13. August bietet das Gelbe Haus e.V., Arbeits- und Berufsförderung für junge Menschen in Offenbach (Marienstraße 36) 24 jungen Leuten aus der Stadt und dem Kreis Offenbach wieder die Möglichkeit, erste Erfahrungen in der Holz- bzw. Metallverarbeitung zu sammeln. Außerdem können sich die Teilnehmerinnen und Teilnehmer in einem einjährigen Kurs mit Unterstützung erfahrener Lehrer auf den externen Hauptschulabschluss vorbereiten.

Wie das Gelbe Haus dazu mitteilt, beginnt der reguläre Kurs nach einer dreiwöchigen Einführungsphase Anfang September. Während der Einführungszeit, die auch dem gegenseitigen Kennenlernen dient, wird der derzeitige Leistungsstand der einzelnen Teilnehmer und Teilnehmerinnen ermittelt und daraus jeweils ein entsprechender Förderplan entwickelt. In zwei Gruppen aufgeteilt, werden die Jugendlichen hauptsächlich in der Holz- bzw. Metallwerkstatt arbeiten. Sie erhalten Schulunterricht und werden sozialpädagogisch betreut. Darüber hinaus stehen Betriebspraktika und Exkursionen auf dem Ausbildungsplan.

Im letzten Ausbildungsjahr wurde im Gelben Haus im Rahmen des Werkstattkurses elf Jugendlichen zum Hauptschulabschluss verholfen. Acht Jugendliche konnten nach dem Kurs aufgrund ihrer erworbenen handwerklichen Ersterfahrungen in ein Ausbildungs- bzw. Beschäftigungsverhältnis vermittelt werden. Metallmeister Winfried Ruppel, Leiter des diesjährigen Werkstattkurses, hofft auf einen ähnlichen Erfolg beim jetzt beginnenden neuen Kurs. Träger des Gelben Hauses sind verschiedene Sozialverbände und das Bistum Mainz. Die Arbeit im Gelben Haus wird durch kirchliche Mittel, Fördermittel der Europäischen Union, des Landes Hessen, der Stadt und des Kreises Offenbach sowie Spenden finanziert.

(Sk)

 

Mainzer Peterson-Tagung "Vom Ende der Zeit" dokumentiert 

Eschatologie als Schlüsselbegriff der Theologie 

Mainz. Der Theologe Erik Peterson (1890-1960) gehört zu den interessantesten und anregendsten Denkern des 20. Jahrhunderts. Der vielseitige Religionswissenschaftler und Historiker stand im Gespräch und in der Auseinandersetzung mit den bedeutendsten Theologen seiner Zeit. Nach einer Professur für evangelische Kirchengeschichte und Neues Testament in Bonn, konvertierte er 1930 zur katholischen Kirche und lehrte seit 1937 am Päpstlichen Institut für Christliche Archäologie in Rom. Die Mainzer Theologin, Dr. Barbara Nichtweiß, Schülerin von Karl Lehmann, hat das Verdienst, diesen lange vergessenen Theologen wiederentdeckt und in die aktuelle theologische Diskussion zurückgeführt zu haben. Sie leistete dies mit ihrer Doktorarbeit "Erik Peterson. Neue Sicht auf Leben und Werk" (Freiburg 1992) und mit der sukzessiven Herausgabe seiner Schriften, mit der sie 1994 begonnen hat, sowie einer Reihe von Vorträgen und Aufsätzen.

Einen Einblick in das zentrale Denken Petersons und die weit gefächerte Wirkungsgeschichte seines Forschens und Lehrens über den deutschen Sprachraum hinaus dokumentiert das soeben erschienene und von Barbara Nichtweiß herausgegebene Buch "Vom Ende der Zeit. Geschichtstheologie und Eschatologie bei Erik Peterson". Wie Nichtweiß im Vorwort darlegt, hat sich Peterson besonders intensiv mit dem Verhältnis von Geschichte und christlicher Offenbarung beschäftigt. "Diese Auseinandersetzung bestimmte alle Ebenen seines Lebens und Denkens: Versuche einer naiven Identifizierung von Fortschritt und christlicher Hoffnung wurden ihm als Zeitzeugen zweier Weltkriege und katastrophaler Aufgipfelung von politischen Ideologien jeweils sehr unmittelbar suspekt." Die Entdeckung des apokalyptischen Charakters der biblischen Offenbarung habe ihn mit unverbrauchter Kraft getroffen. Deshalb habe es nahe gelegen, im Blick auf die Jahrtausendwende eine ökumenische Fachtagung zur Geschichtstheologie und Eschatologie Erik Petersons zu veranstalten (31.3.-2.4.2000). Die Tagung in der Katholischen Akademie Erbacher Hof des Bistums Mainz stand unter dem Thema: "Vom Ende der Zeit". Die nun vorliegende Neuerscheinung dokumentiert die bei diesen Symposion gehaltenen Vorträge u.a. von Klaus Berger, Ferdinand Hahn, Karl Lehmann, Eduard Lohse, Hans Maier, Christoph Markschies.

Bereits zehn Jahre zuvor (1990) hatte in der Katholischen Akademie in Wiesbaden Naurod anlässlich des 100. Geburtstags ein erstes Erik Peterson gewidmetes Symposion stattgefunden. Nun bot, wie Nichtweiß feststellt, die Mainzer Tagung die Gelegenheit, das Bemühen um eine Wiederentdeckung, Publizierung und Fruchtbarmachung der Schriften Petersons in dem unmittelbar zurückliegenden Jahrzehnt zu reflektieren. Das Mainzer Peterson-Symposion diente auch dem Zweck, den mittlerweile stark gewachsenen Kreis interessierter Theologen und Theologinnen, Historiker und Philosophen unterschiedlicher konfessioneller, fachlicher und nationaler Provenienz über mehrere Tage persönlich zusammen zu bringen und einen gemeinsamen Überblick über die bisher erfolgte Rezeption, über bereits vorliegende Ergebnisse oder in Arbeit befindliche Projekte zu gewinnen. Im Mittelpunkt des Symposions stand der Eschatologiebegriff Petersons.

Peterson hat sich in der evangelischen Theologie vor allem für die dogmatische und apostolische Dimension von Theologie und Kirche eingesetzt. In der katholischen Theologie hat er das Bewusstsein für die Bedeutung der Eschatologie geschärft und zugleich eine deutliche Trennungslinie gegen ihren politischen Missbrauch gezogen.

Oft hat er über die "eschatologische Zeit" gesprochen und geschrieben, aber keine systematischen Darstellung von ihr hinterlassen. Der Jesuit Prof. Dr. Gabino Uribarri SJ, Dozent für Dogmatik an der Päpstlichen Universität Comillas in Madrid, geht dieser Fragestellung in seinem Beitrag "Der neue Äon bricht im alten an. Zur Auffassung der eschatologischen Zeit bei Erik Peterson" besonders intensiv nach. Zum Verständnis Petersons zitiert er aus dessen Werk "Die Kirche aus Juden und Heiden", in dem es heisst: "Eschatologische Zeit nenne ich die Zeit, die mit der ersten Ankunft Christi begonnen hat und mit seiner zweiten Ankunft abschließt. Ich nenne sie so, weil diese Zeit in einem spezifischen Sinn auf das Ende (das Es-chaton) ausgerichtet ist." Nach dem Verständnis Petersons ist die eschatologische Zeit nicht mit der Ewigkeit zu verwechseln oder gleichzusetzen. Denn die eschatologische Zeit werde mit der Wiederkunft Christi ein Ende haben. Uríbarri würdigt das eschatologische Denken Petersons mit den Worten: "Er hat die maßgebende Bedeutung der neutestamentlichen Es-chatologie erfasst und zum Kern seiner theologischen Konzeption gemacht." Peterson sei es gelungen, verschiedene Bereiche der Theologie, insbesondere die Liturgie, die Lehre von der Kirche, die Sakramentenlehre und die Christologie von der Eschatologie her zu durchdringen. Er habe aufgezeigt, dass die christliche Eschatologie sich nicht am persönlichen Heil des einzelnen orientiert, sondern den ganzen Kosmos, die Menschheit, die Kirche als gesellschaftliche Größe und die Zeit umfängt. Zugleich bedauert Uríbarri, dass die Einsichten Petersons, gerade im Blick auf die politische Dimension des Glaubens, erst spät in die katholische Theologie Eingang gefunden haben.

Der Heidelberger Neutestamentler, Prof. Dr. Klaus Berger, betont, Peterson habe mit seinen Apokalypse-Komentaren eine großartige Neuentdeckung dieses letzten Buches der Bibel geliefert, das ja sonst oft schmählich vernachlässigt werde. Das betreffe besonders die Auffassung vom "Gottesdienst als Öffentlichkeit". Dr. Kurt Anglet, Berlin, verdeutlicht die Position Petersons am Begriff des "eschatologischen Vorbehalts", der die Vorläufigkeit aller irdischen Ordnungen zum Ausdruck bringt. Der es-chatologische Vorbehalt widerspricht der Gleichsetzung von Kirche und Reich Gottes ebenso wie der von Geschichte und Heilsgeschichte und formuliert die Spannung des christlichen Lebens im "Schon" des Erlöstseins und dem "Noch nicht" der Vollendung. Prof. Dr. Hans Maier schildert in seinem Beitrag das kritisch-distanzierte Verhältnis Erik Petersons zum Nationalsozialismus.

Die Konversion Petersons beleuchtet Kardinal Karl Lehmann als "Herausforderung für die Ökumene". "Ganz gewiss darf eine Konversion heute kein Instrument des Kampfes zwischen den Konfessionen werden", stellt er unter Hinweis auf das Ökumenismus-Dekret des Zweiten Vatikanischen Konzils klar. Bei der oft gegebenen Schwächung des Wahrheitsbewusstseins und der inflationären Rede von einer Gewissensentscheidung mache jede Konversion nachdenklich und motiviere zu einem intensiveren Suchen nach Wahrheit. Konversionen wie die Petersons könnten deutlich machen, dass die Frage nach dem Heil und der Wahrheit des Heils "nicht gleichgültig ist". Ein solches Zeugnis sei für den heutigen gesellschaftlichen Trend, der alle Heilswege für gleich gültig erkläre, eine gewaltige Herausforderung. Die Vorträge wurden für die Buchveröffentlichung von den Autoren in der Regel leicht erweitert. Stark ausgeweitet wurde der Beitrag des Publizisten Dr. Giancarlo Caronello, Berlin, "Zur Rezeption und Wirkungsgeschichte Erik Petersons in Italien".

Hinweis: "Vom Ende der Zeit. Geschichtstheologie und Eschatologie bei Erik Peterson." Hrsg. Dr. Barbara Nichtweiß. Mit Beiträgen von Klaus Berger, Ferdinand Hahn, Karl Lehmann, Eduard Lohse, Hans Maier, Christoph Markschies u.a. Erschienen in der Reihe "Religion-Geschichte-Gesellschaft. Fundamentaltheologische Studien" Bd. 16, LIT-Verlag, Münster 2001, 244 Seiten, DM 49,90.

(Sk)