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Düsseldorf/Mainz. In einem ökumenischen Gottesdienst aus Anlass der Terroranschläge hat der Bischof von Mainz und Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Karl Lehmann, zusammen mit dem Ratsvorsitzenden der Evangelischen Kirche in Deutschland, Präses Manfred Kock, in der Düsseldorfer Johanneskirche sein tiefes Mitgefühl und seine Solidarität mit den Opfern und ihren Angehörigen zum Ausdruck gebracht. Lehmann verwies darauf, dass tiefe Erschrockenheit und radikale Unsicherheit die Menschen in aller Welt ergriffen haben. Es bleibe die bange Frage aus Psalm 121, der Grundlage für die Predigt war: "Ich hebe meine Augen auf zu den Bergen: Woher kommt mir Hilfe?".
Die Antwort sei verblüffend einfach, erklärte Lehmann: "Meine Hilfe kommt vom Herrn, der Himmel und Erde gemacht hat", heißt es im zweiten Vers des Psalms. Der Kardinal schloss daran die Frage: "Ist es nicht eine typisch religiöse Antwort, die die Not und das Leid leichtfertig überspringt, und am Ende auch nicht hilfreich ist?" Oft werde die Frage gestellt: "Wo ist er denn geblieben, dieser Schöpfer des Himmels und der Erde, als die Wahnsinnigen in die Türme hineinrasten?" Es sei dies die uralte Frage, die immer wieder in individuellen Unglücksfällen und kollektiven Katastrophen gestellt werde: "Wo bist du, lieber Gott, in Auschwitz, in New York und Washington gewesen?" Aber der Psalmist wisse um die tiefe Ungewissheit, Verletzlichkeit und Brutalität des menschlichen Lebens, unterstrich Kardinal Lehmann. Gerade weil der alttestamentliche Beter die Unbeständigkeiten des Lebens kennt und ihnen offen in die Augen sieht, sei die Antwort des Glaubens "wie im Feuer erlittener Geschichte gereinigt und geläutert".
Die Aussage "Meine Hilfe kommt vom Herrn", sei wirklich eine Antwort des Glaubens. Es brauche dazu einen "Sprung des Vertrauens". Es sei das Bekenntnis eines unerschütterlichen Vertrauens in die helfende Gegenwart Gottes, "gerade wenn wir Menschen keine Antwort mehr finden". "Wenn wir auf den Gekreuzigten sehen, kommt uns immer wieder die Frage: Warum?", erklärte Lehmann. Hinter diesem Kreuz stehen, wie er darlegte, mit derselben Frage die vielen unzähligen Kreuze der Weltgeschichte –bis hin zu den Toten der unsinnigen Anschläge in New York und Washington. Nur gemeinsam mit dem Gekreuzigten könne man es wagen, in diese Hölle der Zerstörung und des Hasses hineinzusehen. Aber der Blick auf den gekreuzigten und auferstandenen Herrn gebe auch die Kraft, nicht im Hass und in der Gegengewalt zu verharren, sondern sich unablässig für den Frieden einzusetzen. "Die Torheit des Kreuzes hat am Ende den längeren Atem", gab Kardinal Lehmann seiner Hoffnung Ausdruck.
Zum Schluss des Gottesdienstes sprach Lehmann Glückwünsche zum 65. Geburtstag von Präses Kock aus: "Sie wollten heute anlässlich Ihres 65. Geburtstages kein Fest feiern, sondern diesen Gottesdienst gemeinsam begehen. Ich danke Ihnen für dieses Zeichen, das Sie gesetzt haben. Aber wir möchten Ihnen an diesem Tag dennoch alle von Herzen Gottes Segen für Leib und Seele sowie für die Erfüllung aller Ihrer Aufgaben wünschen. Als Präses der Rheinischen Kirche und als Vorsitzender des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland."
Am Vortag, Donnerstag, 13. September, hatte Kardinal Lehmann in Mainz am Schweigemarsch vom Landtag zum Dom teilgenommen. Der rheinland-pfälzische Ministerpräsident Kurt Beck hatte dazu aufgerufen. Rund 5.000 Bürgerinnen und Bürger nahmen nach Schätzungen der Polizei bei strömendem Regen daran teil, unter ihnen auffallend viele junge Menschen. Zu den prominenten Teilnehmern gehörten der amerikanische Generalkonsul Kevin Kabumoto, Landtagspräsident Christoph Grimm, die Mitglieder des Ministerrates, die Vorsitzenden der Landtagsfraktionen, der Mainzer Oberbürgermeister Jens Beutel und weitere Repräsentanten der Stadt sowie von der Mainzer Bistumsleitung neben Kardinal Lehmann Generalvikar Dr. Werner Guballa und Seelsorgeamtsleiter Domkapitular Heinz Heckwolf.
Ministerpräsident Beck dankte den vielen Teilnehmern in einer kurzen Ansprache auf dem Domplatz für ihr Kommen als Zeichen der Solidarität, Mittrauer und Mitmenschlichkeit. Der Ministerpräsident rief dazu auf, nicht mit Hass, sondern mit dem Willen zur Versöhnung zu reagieren. Man dürfe die vielen türkischen und arabischen Mitbürger jetzt nicht ausgrenzen. Vielmehr gelte es, "differenziert zu denken und tief zu fühlen". Zahlreiche Teilnehmer des Schweigemarsches, unter ihnen viele junge Menschen, verharrten anschließend im Mainzer Dom schweigend im Gebet und gedachten der Opfer und ihrer Angehörigen.
Kardinal Lehmann dankte für ihr Kommen. In kurzen Fürbitten gab er den Gedanken des Entsetzens und der Ohnmacht ebenso Ausdruck wie des Vertrauens auf Gott als Beistand und Hilfe. Er bat die Teilnehmer, sich in die ausgelegten Kondolenzbücher zum Zeichen der Mittrauer und Solidarität einzutragen. Nach einer Zeit der Stille gab Domorganist Albert Schönberger den aufgewühlten Gefühlen der Menschen mit einer verhalten dargebotenen Orgelimprovisation Ausdruck. Am Marktportal und im Dom stellten die Menschen zahllose Lichter auf und legten Blumen zum Gedenken an die Opfer nieder.
Fotos vom Schweigemarsch in Mainz am 13.9.2001
Sk (MBN)
Mainz. Die Kirchen leisten mit dem von ihnen verantworteten schulischen Religionsunterricht eine Aufgabe, die der Gesellschaft insgesamt zugute kommt. Diese Auffassung begründete der Bischof von Mainz, Kardinal Karl Lehmann, beim Religionslehrer/innen/tag Rheinhessen am Mittwoch, 19. September, im Theresianum in Mainz vor rund 240 Teilnehmern, die aus allen Schularten und Schulstufen aus Mainz und Rheinhessen zusammen gekommen waren. Im Blick auf das Thema dieses regionalen Religionslehrer/innen/tages "...dass sie das Leben haben. Im Religionsunterricht erfahren, was wirklich zählt." ging der Bischof vor allem auf die Werteerziehung ein.
"Was wirklich zählt" sind nach seiner Auffassung die gemeinsamen Werte, die die pluralistische Gesellschaft mit ihren zentrifugalen Kräften innerlich zusammen halten. Er verwies auf die nun schon seit Jahrzehnten geführte Diskussion um die "Grundwerte". Es gehöre zu den Aufgaben des Religionsunterrichtes, die schwindenden ethischen Voraussetzungen des Miteinanderlebens zur Sprache zu bringen, betonte Lehmann. Er wies jedoch darauf hin, dass die Werte nur durch konkrete Gemeinschaften vermittelt, erhellt und gelebt werden. Werte seien an eine "Zeugnisgemeinschaft" gebunden. Deshalb stelle sich verstärkt die Frage, wo in der Gesellschaft die Werte über die Familie hinaus bezeugt und gelebt werden können.
Diese Frage sei im Blick auf die multikulturelle Gesellschaft dringlicher geworden, erklärte Kardinal Lehmann. Es bedeute, dass seit einigen Jahrzehnten Menschen unterschiedlicher sprachlicher, kultureller und religiöser Prägung in Deutschland wie in einem "Schmelztiegel" zusammen leben. Der Begriff der multikulturellen Gesellschaft, fügte Lehmann hinzu, sei zugleich eine normative Aussage, die gemäß den Menschenrechten und dem Toleranzgebot die Forderung enthalte, eine zwanghafte Angleichung der Fremden abzulehnen. Das Multikulturelle sei sozusagen zur "Leitkategorie" der Gesellschaft geworden, stellte er fest.
Von Kritikern der multikulturellen Gesellschaft seien schon oft tödliche Konflikte der Kulturen prognostiziert worden, erläuterte der Bischof und verwies dazu auf die Terroranschläge in der vergangenen Woche in den USA. Er zeigte auf, dass die Werte der einzelnen Kulturen in Spannung zueinander stehen und in auseinanderstrebenden Kräften sichtbar werden. In der multikulturellen Gesellschaft stelle sich die Frage, welche Ängste und Konflikte das Zusammenleben belasten. An dieser wichtigen Frage könne der Religionsunterricht nicht vorbei gehen. Die aktuelle Debatte um ein Zuwanderungsgesetz zeige, "wie explosiv vieles im Untergrund lebt und brodelt", stellte er fest. Der Religionsunterricht könne dazu beitragen, die pluralistische Vielheit, die multikulturelle Offenheit und den Austausch der jeweiligen Werte zu vermitteln.
Die jungen Menschen könnten im Religionsunterricht lernen, dass Dialog und Gespräch nicht bedeuten, die eigene Überzeugung preiszugeben. Das Fremdartige solle nicht ängstigen, sondern als hilfreich und bereichernd gesehen werden. Der Religionsunterricht sei nicht nur vom öffentlichen Auftrag, sondern vom Selbstverständnis des Glaubens her zu Toleranz und Anerkennung des anderen verpflichtet. Dazu gehörten auch der Mut und die Bereitschaft, den eigenen Standpunkt deutlich zu markieren. Ein solches Eintreten für die eigene Sache sei für die pluralistische Gesellschaft notwendig, unterstrich Lehmann, denn das Ethos müsse durch das gepflegt werden, was in den einzelnen Gemeinschaften gelebt wird.
In diesem Zusammenhang wandte sich Kardinal Lehmann gegen ein negatives, abgrenzendes Verständnis des Begriffs Konfession. Er sei vielmehr positiv zu sehen als Bekenntnis, als konkret geprägte kirchliche Lebenswelt, die sich öffnet und mitteilt. Der konfessionelle Religionsunterricht sei ökumenisch ausgerichtet und von Grund auf zur Anerkennung des anderen, zur Toleranz und zum Dialog verpflichtet. Dazu brauche er allerdings die Verwurzelung in einer konkreten kirchlichen Glaubensgemeinschaft.
Der Bischof verwies darauf, dass der Religionsunterricht mit den anderen "Lernorten" des Glaubens – Familie, Kindergarten, Jugendgruppe, Pfarrgemeinde – im engen Austausch und Zusammenarbeit stehen muss. Denn eine ganzheitliche Hinführung zu den christlichen Werten könne der Religionsunterricht allein nicht leisten, stellte er klar. Affektive und emotionale Momente spielten eine wichtige Rolle bei der Einübung des Glaubens. Das Christentum sei keine Ideologie, sondern gelebtes Leben. Hier hätten Erzählungen gelungenen Lebens und die sogenannte narrative (erzählende) Theologie eine besondere Chance, gerade gegenüber jungen Menschen. Nachdrücklich betonte Kardinal Lehmann, dass die Erziehung zu Friedfertigkeit und Gewaltlosigkeit im Religionsunterricht auf keinen Fall fehlen dürfe. Die Ereignisse in den USA hätten gezeigt, dass viele Menschen, auch wenn sie im Alltag distanziert zur Kirche stünden, ein hilfreiches Wort der Kirchen erwarteten. Dies habe ihn in der Überzeugung bestärkt, dass der Religionsunterricht in der Gesellschaft "eine ganz wichtige Aufgabe hat".
Die Dezernentin für Schulen und Hochschulen, Ordinariatsdirektorin Dr. Gertrud Pollak hatte bei der Begrüßung die Terroranschläge ebenfalls angesprochen. In vielen Gesprächen über mögliche "Trauerarbeit im Unterricht" sei ihr deutlich geworden, dass Lehrerinnen und Lehrer, Eltern und pastorale Mitarbeiter/innen herausgefordert seien. Inmitten der Betroffenheit, der Rede von einem möglichen Krieg, aber auch dem Hass und den irren Versuchen, in muslimischen Mitschüler/inne/n Sündenböcke zu identifizieren lasse sich schwer artikulieren "was wirklich zählt". Der christliche Glaube gebe sich nicht damit zufrieden, dass Menschen inmitten aller Gewalt überleben und weiterleben können, sondern dass sie Anteil an dem Leben haben, "das Gott selbst ist". Der Religionsunterricht dürfe weder "wolkenwandlerisch" das Tagesgeschehen hinter sich lassen noch als politische Gegenwartskunde oder "therapeutisch angehauchte Kuschelecke" fungieren. Er brauche vielmehr Gesprächskultur und Zeugnis um im Miteinander Gott ins Gespräch zu bringen.
In dem von Studiendirektor Reinhard Goebel moderierten "Rundgespräch" mit den Teilnehmer/inne/n bekräftigte Kardinal Lehmann, dass die Idee der multikulturellen Gesellschaft durch die Ereignisse in den USA nach seiner Meinung keinen Schaden gelitten hat Die Kirchen seien jedoch gefordert, durch ihre Gesprächsbereitschaft Positionen des Fundamentalismus überwinden zu helfen. Zu Fragen nach einem "ökumenischen Religionsunterricht" in dem Schülerinnen und Schüler verschiedener Konfessionen gemeinsam unterrichtet werden, erklärte Lehmann, für die Grundschule sei er klar dagegen. Seine Auffassung werde gestützt durch erhebliche Bedenken namhafter Pädagogen, denn es gehe darum, mit einem konkret gelebten Glauben kirchlicher Gemeinschaft vertraut zu werden. Es gebe genügend Möglichkeiten der Zusammenarbeit und des Austauschs. Auch für die Berufsschulen hält Kardinal Lehmann den Religionsunterricht für unverzichtbar. Der hohe Ausfall an Religionsunterricht an den Berufsbildenden Schulen sei ein seit Jahren dauernder Schmerz, vor allem, wenn man bedenke, dass rund 80 Prozent aller jungen Menschen die Berufsbildenden Schulen durchlaufen. Zur Verfassungsklage gegen das Land Brandenburg stellte Lehmann noch einmal klar, dass es nicht um den Kampf gegen das neue Fach Lebensgestaltung, Ethik, Religion (LER) gehe, sondern um das in der Verfassung grundgelegte Recht auf schulischen Religionsunterricht.
Nach dem Rundgespräch feierte Kardinal Lehmann mit den Teilnehmer/inne/n des Religionslehrer/innen/tages die Eucharistie. Konzelebranten waren Geistliche aus den rheinhessischen Dekanaten, unter ihnen der Mainzer Stadtdekan Heinz Schmitz, Propst Engelbert Prieß, Worms, und Dekan Johannes Ganz, Dienheim (Dekanat Mainz-Süd). Musikalisch gestaltet wurde der Gottesdienst von der Gruppe "Rückenwind". Bei den Workshops am Nachmittag waren die besonders gefragt, die sich mit erzählerischer Hinführung und ganzheitlichem Zugang zum Glauben befassten. Auch die Workshops "Jugend und Kirche am Scheideweg?" und "(Christliche) Rock- und Popmusik im Religionsunterricht" fanden großes Interesse. Der Religionslehrer/innen/tag Rheinhessen ging mit Darbietungen der Pop- und Folkloregruppe des Willigis-Gymnasiums und der Maria Ward-Schule "Faust in concert" zu Ende.
Sk (MBN)
Mainz. Die Frage "Was gilt in der Kirche?" sei zweifellos ein Problem "das wir in der Ökumene jetzt intensiver behandeln", erklärte der Mainzer Bischof und Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Karl Lehmann, bei einem Seminar, der in Hamburg beheimateten deutschen Luther-Gesellschaft am Samstag, 15. September, im "Haus am Dom" in Mainz. Dabei gehe es um das Verhältnis von Schrift, Kanon, Tradition und Lehramt, unterstrich Lehmann.
Die Offenbarung in Christus sei grundgelegt in der Offenbarung des Alten Testamentes und habe ein "Element von letzter Entschiedenheit", erläuterte Lehmann. Wenn die evangelische Theologie von der "Absolutheit des Christentums" spreche, sei dies eine wichtige Voraussetzung von Lehre. In der christlichen Offenbarung habe Gott sein unwiderrufliches Wort der Liebe zu allen Menschen gesprochen. Aus der Substanz, dem Wesen des Christentums, ergebe sich eine solche "letzte Unwiderruflichkeit", bekräftigte der Bischof.
Diese Unwiderruflichkeit habe allerdings ihre Zwiespältigkeiten, räumte er ein. Sie sei anfällig für alle Formen des Fanatismus, setze etwas absolut, "das noch unentschieden ist". Es gelte zu klären, wieweit es Wandelbarkeit und Unwandelbarkeit gibt. Der Fundamentalismus sei eine solche Zerrform des Eintretens für Wahrheit, stellte Kardinal Lehmann fest. Er komme aus der verständlichen Fragestellung, wie man in einer Zeit immer größerer Unübersichtlichkeit und Spezialisierung letzte Gewissheiten haben kann. "So falsch die Antwort des Fundamentalismus ist, so richtig ist die Herausforderung, die er stellt", betonte Lehmann.
Den Christen gehe es bei der Suche nach gültigen Antworten um eine Wahrheit, "die sich im Leben und Sterben bewährt". Vor diesem Hintergrund gebe es mit der kirchlichen Lehre den Versuch, festzuhalten, was an Unverwechselbarem, Gültigem, Einzigartigem im Christentum aufgehoben ist und zu wahren gilt. Die Botschaft des Glaubens dürfe sich nicht den jeweiligen Zeitströmungen ausliefern, sondern müsse die "eigene Explosivität" bewahren, erklärte Bischof Lehmann. Darum gebe es schon sehr früh kirchliche Lehräußerungen. Sie seien zum Beispiel in frühen Credo-Formeln wie "Jesus ist der Christus, der Messias" festgehalten. Der Glaube spreche in verschiedenen Kulturbereichen und Sprachen. Das Großartige des christlichen Glaubens liege darin, dass er in viele Sprachen übersetzbar und in viele Kulturen übertragbar sei. Die Lehre gewährleiste hierbei, dass die unverwechselbare Mitte des Glaubens gewahrt bleibt, stellte Kardinal Lehmann klar. Dafür gebe es im Neuen Testament nicht nur das direkte Glaubensbekenntnis, sondern auch unterschiedliche Formen wie Katechese, lehrhafte Aussagen, Bekenntnisse, Akklamationen, Lobpreis und Hymnus.
All dies seien Lehräußerungen der Kirche. Die Gefahr, dass eine Lehraussage verkürze und einenge, sei verstärkt erst in der nachreformatorischen Zeit aufgetreten. Viele Sätze seien benutzt worden, um sich abzugrenzen. So habe die Lehre einen negativen Beigeschmack erhalten. Dies sei noch dadurch unterstrichen worden, dass das Erste Vatikanische Konzil solchen abgrenzenden Lehrsätzen einen Vorrang gegeben habe. Er bedauere, bekannte Lehmann, dass die vielen unterschiedlichen Formen kirchlicher Glaubensäußerungen zu wenig thematisiert würden. Lehmann betonte, die elementaren Gemeinsamkeiten der christlichen Konfessionen dürften trotz unterschiedlicher Lehrtraditionen nicht zurückgestellt werden. Das gemeinsame verbindliche Zeugnis seien die Heilige Schrift und das Glaubensbekenntnis. Lehmann forderte eine verbindliche Sprache im ökumenischen Dialog. Bei der Konsensbildung in der katholischen Kirche müssten die Ortskirchen stärker einbezogen werden.
Der Vorsitzende der Luther-Gesellschaft, Prof. Dr. Johannes Schilling, erklärte bei der Begrüßung Kardinal Lehmanns, die Luther-Gesellschaft verfolge den Zweck, Martin-Luther der Gegenwart nahe zu bringen. Dabei gehe es im Dialog insbesondere um die Fragen von Glaube, Offenbarung, Schrift und Gemeinschaft. Glaube werde als Wahrheitsgewissheit verstanden, die sich zum Zeugnis aufgerufen fühlt. Es sei zu beachten, dass die Verantwortung für die Wahrheit allen Glaubenden aufgetragen sei. In diesem Sinne habe am Vortag der evangelische Theologe Prof. Dr. C. Schwöbel, Heidelberg, die Kirche als "Interpretationsgemeinschaft" beleuchtet.
Sk (MBN)
Mainz. Ein Verein zur Förderung der Orgelmusik, vor allem in den Ländern Europas, wurde am Samstag, 15. September, in Mainz gegründet. Der Verein trägt den Namen "European Organ Society" (EOS). Präsident wurde Professor Daniel Roth, Paris, Vizepräsidenten sind der Direktor der Katholischen Akademie des Bistums Mainz, Erbacher Hof, Dr. Peter Reifenberg, und der Chefredakteur der Orgelzeitschrift "organ", Wolfram Adolph, Saarbrücken.
Die Gründung erfolgte anlässlich eines Symposions im Erbacher Hof zum Thema "Marcel Dupré – Der letzte Titan der Orgelsymphonie (1886-1971)". Daniel Roth erklärte in seiner Ansprache, er könne sich keinen besseren Anlass zur Gründung der "European Organ Society" vorstellen, als diese Arbeitstagung im Gedenken an den 30. Todestag seines verehrten Vorgängers am Spieltisch der großen Cavaillé-Coll-Orgel von Saint Sulpice in Paris. Dupré habe auf seinen Konzertreisen unzählige Orgeln kennen gelernt und sich mit großer Leidenschaft für den Erhalt wertvoller romantischer Orgeln eingesetzt, sei aber auch offen gewesen für den Bau neuer Orgeln, erklärte Roth.
Als Nachfolger von Charles Marie Widor habe Dupré seit 1934 die Tradition von St. Sulpice bis zu seinem Tode im Jahr 1971 gehütet und die Orgel vor jeder Veränderung bewahrt. Auch Albert Schweitzer sei für dieses Engagement ein großes Vorbild. "Wenn wir uns für den Bau der guten Orgel einsetzen, dann stellen wir uns bewusst in die Tradition von St. Sulpice und schließen uns Albert Schweitzer an", bekräftigte Roth. Immer bleibe der Einsatz für das "heilige Instrument" Mittelpunkt des neuen Vereins.
Das Motto einer saarländisch-lothringischen Initiative "L’orgue sans frontière" ("Orgel ohne Grenze") könne für die EOS leitend sein. Zweck des gemeinnützigen Vereins ist, wie die Satzung festschreibt, "der Schutz denkmalwürdiger Orgeln vor Eingriffen, die die Substanz und das Klangbild verändern". Zugleich soll der qualitätvolle Orgelbau unterstützt und die Orgelmusik in vielfältiger Weise gefördert werden. Dies umfasst der Satzung zufolge u.a. auch die Herausgabe von (Bild-)Tonträgern mit Orgelmusik, die Durchführung von Veranstaltungen, die Unterstützung von Publikationen und die Einberufung eines Kuratoriums.
Der rheinland-pfälzische Minister für Arbeit, Soziales und Gesundheit, Florian Gerster, erklärte in einem Grußwort als Vorsitzender des Kuratoriums der EOS, der neue Verein wolle nicht nur die Profis der Orgelmusik und des Orgelbaus gewinnen, sondern auch viele Orgelliebhaber. Als "Kurator" werde er die EOS sorgend begleiten. Er dankte Daniel Roth, Peter Reifenberg und dem Leiter des Verlages Schott Musik International in Mainz, Dr. Peter Hanser-Strecker, für die Initiative. In diesem Zusammenhang wies er anerkennend darauf hin, dass Reifenberg seine Heimatstadt Worms mit etwas beschenkt habe, "was es vorher nicht gab": eine Serie von Orgelkonzerten. Der Wormser Dom sei dadurch auch zu einem kulturellen Mittelpunkt in der Region geworden.
Der Orgel hafte etwas "Elitäres" an, stellte Gerster fest. Sie sei aber wie kaum ein anderes Instrument ein "Grenzgänger". Er sei Schirmherr einer Jazz-Initiative in Worms, bei der die Orgel ebenfalls eine wichtige Rolle spiele. Niemand könne sich dem Reiz der Orgel entziehen. Dazu müsse man bei Johann Sebastian Bach beginnen, ohne den ernsthafte Orgelmusik nicht denkbar wäre. Zuerst sei ihm durch Bach und später durch die französische symphonische Orgel jeweils eine neue Welt aufgegangen, bekannte Gerster. Er werde sich immer dafür einsetzen, dass die Orgelmusik einen angemessenen Platz im kulturellen Leben einnehme und behalte, versprach der Staatsminister.
Hanser-Strecker berichtete in einem Grußwort, die Idee zur Gründung der EOS sei vor wenigen Jahren auf einer Busfahrt auf dem Heimweg von Paris nach Mainz entstanden. In Frankreich sei ihnen schmerzlich bewusst geworden, wie viele wertvolle Orgeln nicht mehr spielbar seien. "Die Königin der Instrumente war ohne Hofstaat", merkte er an. Auch im eigenen Haus habe es eine gewisse Vergessenheit der Orgel gegeben. Viele Jahre seien Orgelwerke vergleichsweise wenig gefragt worden. Aber gerade deshalb setze er sich nun dafür ein. Als Verleger müsse man Dinge, "an die keiner glaubt, zur Unzeit auf den Weg bringen".
Hanser-Strecker verwies darauf, dass Schostakowitsch Kronberg im Taunus einmal als "Weltstadt des Cello" bezeichnet habe. Mit der Orgel sei dies etwas schwieriger, meinte er, aber Mainz könnte zur Hauptstadt einer neuen Orgelbewegung werden. Zum europäischen Denken gehöre die Einsicht, dass die Orgel völkerverbindend und grenzüberschreitend sei. Zum englischen Namen des neuen Vereins erklärte Hanser-Strecker, französisch sei zwar die schönere, aber das Englische die verständlichere Sprache. Er beklagte, dass in Frankreich über 100 Cavaillé-Coll-Orgeln abgebaut und nicht spielbar seien. Dies sei ein Zeichen der Gegenwart, die Werte anders bewerte als frühere Zeiten. Durch die neue Tontechnik der DVD-Bild- und Tonträger, gebe es jetzt erstmals die technische Möglichkeit, Orgelmusik adäquat zu Gehör zu bringen. Die DVD-Audio ermögliche in 6-Kanal-Technik, die Musik nicht nur horizontal, sondern auch vertikal hörbar zu machen.
Peter Reifenberg zitierte wie Daniel Roth ein Wort Albert Schweitzers: "Orgel spielen heißt, einen mit dem Schauen der Ewigkeit erfüllten Willen manifestieren." Er verwies auf den Theologen Hugo Rahner, der in seinen theologischen Überlegungen dargelegt habe, dass der Mensch im Spiel "die höchste Weise seiner Kulturentfaltung erreicht". Im Spielen des Instrumentes verwirkliche der Künstler eine Ursehnsucht des Menschen "nach der unbehinderten, freien, beschwingten Harmonie zwischen Seele und Leib". Dies sei eine Antizipation des Himmlischen.
"Im Mittelpunkt unserer Akademiearbeit steht der handelnd-spielend-fragende Mensch vor dem Antlitz Gottes", erklärte Reiffenberg im Blick auf die künftige Zusammenarbeit der Katholischen Akademie mit EOS. Die Akademie des Bistums Mainz biete EOS vielfältige Unterstützung an. Gute Voraussetzungen seien im Brückenschlag zwischen Kunst und Theologie bereits bei den Messiaen-Tagen und bei den Kulturveranstaltungen des Jubiläumskatholikentages 1998 in Mainz geschaffen worden. Darüber hinaus gebe es eine enge Kooperation zwischen Saint Sulpice in Paris und der Akademie des Bistums Mainz, die in Akademietagungen über Widor, Schweitzer und Vierne sichtbar geworden sei und inzwischen auch in Buchform dokumentiert wurde. Musikalisch umrahmt wurde die Feierstunde von Professor Julius Berger, Augsburg (Cello) und Bernhard Leonardi, Saarbrücken (Flügel). Sie spielten für ein begeistertes Publikum Werke von Marcel Dupré, der seine Stücke meist zuerst für Klavier geschrieben und dann für Orgel transskribiert hat.
Sk (MBN)
Mainz. Die Landesarbeitsgemeinschaft Katholischer Frauen in Rheinland-Pfalz hat bei ihrer Mitgliederversammlung am Freitag, 15. September, in Mainz, die Landtagsabgeordnete Mathilde Weinandy (CDU), Prüm, zur neuen Vorsitzenden gewählt. Sie ist Nachfolgerin von Helga Schädler, Dudenhofen, die das Amt seit 1994 innehatte, aber nicht mehr kandidierte. Schädler bleibt jedoch Mitglied der LAG. Frau Weinandy (50) ist Vorstandsmitglied des Katholischen Deutschen Frauenbundes (KDFB). Sie ist von Beruf Beraterin und gehört dem rheinland-pfälzischen Landtag seit 1996 an. Von 1975 bis 1997 war sie Geschäftsführerin des Landfrauenverbandes in Prüm und seit 1997 Vorsitzende dieses Verbandes. Stellvertretende Vorsitzende wurde Getrud Diehl, Pirmasens, Delegierte der Katholischen deutschen Frauengemeinschaft (kfd) im Bistum Speyer.
Nach ihrer Wahl erklärte Weinandy, in der LAG Katholischer Frauen Rheinland-Pfalz wolle sie sich für Frauen in verschiedenen Lebenssituationen einsetzen. Dabei sei für sie das christliche Welt- und Menschenbild wegweisend. Wichtige Anliegen seien ihr in Zusammenarbeit mit den vielen Frauenverbänden die Verantwortung und der Einsatz für die Menschen und die Schöpfung. Besonders am Herzen liegen ihr als LAG-Vorsitzende die Zukunft der Familien, Bildung und Erziehung der Jugend aber auch die Fragen der Bioethik. Die LAG werde unter ihrer Führung auch weiterhin eng mit dem Landesfrauenbeirat und dem Lansdesfrauenrat kooperieren.
In der LAG Katholische Frauen Rheinland-Pfalz arbeiten 21 Frauenverbände mit ihren jeweiligen Diözesanverbänden aus den Bistümern Limburg, Mainz, Speyer und Trier auf Landesebene zusammen. Sie vertreten insgesamt ca. 100.000 Frauen, die Mitglieder in den Verbänden sind. Die mitgliederstärksten Frauenverbände sind die Katholische Frauengemeinschaft Deutschlands (kfd) und der Katholische Deutsche Frauenbund (KDFB). Die bisherige stellvertretende Vorsitzende der LAG, Marie-Luise Morsey, Speyer, die die LAG im Landesfrauenbeirat vertreten hat, kandidierte nicht mehr für den Vorstand. Die Verdienste der Vorsitzenden und ihrer Stellvertreterin würdigte der Leiter des Katholischen Büros Mainz, Ordinariatsdirektor Bernhard Nacke mit einem sehr herzlichen Wort des Dankes. Er war eigens von Bonn zu der Verabschiedung angereist. Er dankte beiden für ihr kompetentes Mitwirken in vielen Feldern von Politik und Gesellschaft. Vor allem dankte er ihnen auch für ihre Mitarbeit in der Konferenz der katholischen Landesverbände Rheinland-Pfalz.
Die bisherige Vorsitzende der LAG-Frauen, Helga Schädler, gehörte dem Vorstand der LAG seit zehn Jahren an. Sie ist Delegierte des Familienbundes im Bistum Speyer. Im Rückblick auf ihre Amtszeit benannte sie eine Reihe von Anliegen, die sich nach ihren Worten "wie ein roter Faden" durch die Jahre hinzogen. Aber keines davon sei bis heute befriedigend gelöst, stellte sie bedauernd fest. Im einzelnen nannte sie dazu die tatsächliche Gleichstellung der Frauen, den Schutz von Ehe und Familie, den Schutz des ungeborenen Lebens, die Schwangerenkonflikt-Beratung, insbesondere nach der Neufassung des Paragrafen 218 StGB, die bedarfsgerechte Entwicklung der Kinderbetreuungseinrichtungen und die Kooperation mit den Medien gegen Meinungsmanipulation, Gewalt, Sex und Pornografie. Darüber hinaus nannte Schädler als ungelöste Dauerfrage die Anerkennung der Familienarbeit als gleichwertige Erwerbsarbeit. Diese sei ebenso wenig bisher erreicht wie die zufriedenstellende Alterssicherung von Frauen, die Absicherung geringfügiger und ungeschützter Beschäftigungen, die Anerkennung und Förderung ehrenamtlicher Tätigkeit und die gleichberechtigte Stellung der Frau in der Kirche.
Zur Familienpolitik betonte Schädler, dass heute mehrere Kinder eine Familie in die Abhängigkeit von der Sozialhilfe bringen könnten. Aber Kinder gehörten nicht in die Sozialhilfe, kritisierte sie. Allerdings sei bis heute kein Konzept erkennbar, "das diesen folgenschweren Missstand beheben könnte", bedauerte die scheidende Vorsitzende. Die Erwerbsarbeit der Frauen werde nach wie vor zu sehr vom Bedarf des Arbeitsmarktes her definiert.
Zum Ehrenamt erklärte Schädler, das "freiwillige Engagement", wie es jetzt genannt werde, habe ein anderes Gesicht als das traditionelle Ehrenamt. "Wenn unsere Verbände sich nicht kräftig einmischen, werden wir öffentlich kaum mehr erwähnt", stellte sie fest. Verbandliches Engagement und individuelles freiwilliges Engagement müssten mit je eigenem Stellenwert miteinander verbunden werden, forderte sie. Es gebe allerdings nicht nur Probleme der kirchlichen Frauenverbände in der säkularisierten Gesellschaft, erklärte Schädler weiter. Das spezielle Engagement hänge entscheidend davon ab, "wie viel Freiheit wir innerhalb der Kirche dafür bekommen". Ihre Erfahrung über viele Jahre hinweg habe sie gelehrt, dass die hierarchischen Strukturen der Kirche die Arbeit der Frauenverbände nach wie vor erschwerten. Sie schloss mit der ermutigenden Feststellung: "Wir haben Frauen, die bereit sind, unsere Anliegen auf dem Fundament des gemeinsamen Glaubens in einem konstruktiven und kritischen Dialog mit Kirche, Staat und Gesellschaft vorzutragen und an Problemlösungen mitzuarbeiten". Ihre Erfahrungen hätten ihr gezeigt, dass der Zusammenschluss der Katholischen Frauenverbände im Jahr 1977 ein wichtiger Schritt war, um mit einer Stimme sprechen zu können und im Lande entsprechendes Gewicht zu haben.
Sk (MBN)
Mainz. Bei der Sitzung der Diözesanen Arbeitsgemeinschaft der Mitarbeitervertretungen (DiAG MAV) am 05.September ging eine Ära zu Ende. Nach gut 13 Jahren wurde der bisherige Vorsitzende Reinhold Schäfer verabschiedet. Schäfer, pädagogischer Leiter des Bildungswerkes Südhessen, hatte die Arbeitsgemeinschaft der Mitarbeitervertretungen von Anbeginn seit der Gründung 1988 geleitet, sich jetzt aber entschlossen, nicht mehr zu kandidieren. Er wollte sich wieder ausschließlich seinen beruflichen Aufgaben als Leiter des Bildungswerks Südhessen widmen.
Die DiAG MAV ist ein Zusammenschluss aller Mitarbeitervertretungen im Bistum Mainz. Vertreten sind dort so unterschiedliche Einrichtungen wie die katholischen Krankenhäuser, die Pfarrgemeinden mit den Kindergärten, die Caritasverbände, die pastoralen Berufsgruppen, die katholischen Schulen und auch die bischöfliche Verwaltung. In ca. 170 Einrichtungen wurden im Frühjahr 2001 neue Mitarbeitervertretungen gewählt, die nun auch eine neue Zusammensetzung der DiAG mit sich brachte.
Bei der Sitzung wurde Reinhold Schäfer von den neuen und alten Mitgliedern der DiAG MAV sowie Gästen mit herzlichem Dank für seine Verdienste um die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Bistums Mainz verabschiedet. In einem Rückblick auf 13 Jahre Vorstandstätigkeit, gleichbedeutend mit 13 Jahren DiAG MAV , rief die Juristische Beraterin der Dienstnehmer, Oberrechtsrätin Claudia Coenen-Jung, die wichtigsten Ereignisse in der Amtszeit Schäfers in Erinnerung. Nach Gründung der DiAG MAV 1988 mussten zunächst organisatorische und personelle Bedingungen geklärt werden. Die Schwerpunkte der Arbeit des bisherigen Vorstandes lagen in der ständigen Begleitung der Neuregelung des Mitarbeitervertretungsrechtes sowohl auf Bundes- als auch auf Bistumsebene, bei der Förderung der Bildung und Schulung neuer Mitarbeitervertretungen, beim Informationsaustausch unter den Mitarbeitervertretungen sowie in der Zusammenarbeit mit den Vertretern der Arbeitgeber, insbesondere in Form zweier Tage der Begegnung mit Bischof Karl Lehmann.
Verabschiedet wurde auch der bisherige stellvertretende Vorsitzende Christoph Schäfer vom Caritasverband Mainz, der sieben Jahre lang als stellvertretender Vorsitzender die DiAG MAV mitgeleitet hat. Auch die Mitarbeiterseite der Bistums-KODA Mainz (Kommission zur Ordnung des Diözesanen Arbeitsvertragsrechts) verabschiedete Reinhold Schäfer. Deren Vertreter, Gerardus Pellekoorne, erinnerte daran, dass in die Amtszeit von Reinhold Schäfer die völlige Neuordnung der KODA-Ordnung fiel. Die Wahl der jetzigen Kommission sei wesentlich durch die DiAG MAV und deren bisherigen Vorsitzenden begleitet und gefördert worden.
Für die Bundesarbeitsgemeinschaft der Mitarbeitervertretungen (BAG MAV) sprach Günter Däggelmann Dankesworte an die beiden scheidenden Vorstandsmitglieder. Beide hatten als Delegierte regelmäßig an den Sitzungen der BAG MAV teilgenommen und sich dort auch in Ausschüssen engagiert. So hob Däggelmann die Mitwirkung Reinhold Schäfers in den Ausschüssen "Novellierung des Mitarbeitervertretungsrecht" sowie "Struktur und Vision der Arbeit auf Bundesebene" hervor. In seiner Dankesrede erklärte Schäfer, er habe in 15 Jahren als MAV-Mitglied viel gelernt, auch durch Zugehen auf die betroffenen Parteien. Er habe die Arbeit immer gerne und mit viel Herzblut gemacht, weshalb er jetzt auch mit Wehmut Abschied nehme.Bei den anstehenden Neuwahlen zum Vorstand wurde Irene Helf-Schmorleiz von der Katholischen Fachhochschule Mainz zur neuen Vorsitzenden gewählt. Ihr zur Seite stehen Maria Bedersdorfer vom Caritasverband Darmstadt als neue stellvertretende Vorsitzende sowie die Gemeindereferentin Ulla Schulz-Picard als Schriftführerin.
Sk/CGJ (MBN)
Mainz. "Musik um Goethe" war eine Serenade überschrieben, welche der Domkammerchor Mainz am Sonntagabend, 9. September, im Chorhaus am Dom, darbot. Hierhin war das Konzert wegen des schlechten Wetters vom Bibliothekshof der Martinus-Bibliothek verlegt worden. Es zeigte sich erneut, dass der große Chorraum nicht nur optimale Bedingungen für die Chorproben bietet, sondern auch ein attraktiver Konzertsaal mit besonderer Atmosphäre ist.
Mit dem Konzert begannen die Gedenkveranstaltungen zum 150. Todestag von Fritz Schlosser (gestorben 1851). Die Witwe des Frankfurter Juristen, der über eine der größten Privatbibliotheken seiner Zeit verfügte, hatte mehr als 30.000 Bände Bischof Wilhelm Emmanuel von Ketteler für die Bibliothek des Priesterseminars vermacht. "Die Martinus-Bibliothek ehrt seinen größten Mäzen", unterstrich Direktor Dr. Helmut Hinkel als Veranstalter. Er verwies auf die große Verehrung des Ehepaares Schlosser für den Dichterfürsten, die sich geradezu in einen "Goethekult" gewandelt habe.
Einleitend zitierte Hinkel aus Goethes Tagebuch vom 24. November 1801, in dem der Dichter den Besuch von Mozarts Requiem festhielt. Auf Schloss Neustift bei Heidelberg hatten die Schlossers eine Art "Musenhof" eingerichtet, bei dem sich die bedeutendsten Dichter und Denker, Kunstschaffenden und Musiker ihrer Zeit trafen. Musik gehörte zum Lebensgefühl dieses Kreises, berichtete Hinkel und verwies auf Komponisten, die auf Schloss Neustift gerne gehört wurden wie Bach, Cherubini, Mendelssohn Bartholdy, Mozart und viele andere. Domkapellmeister Mathias Breitschaft, der den Kammerchor dirigierte, erklärte zu Beginn, warum im Programm dieses Abends ausgerechnet Mozart nicht vorkam. Er habe keine weltliche sondern nur geistliche A-cappella-Musik geschrieben, betonte Breitschaft und fügte hinzu, Mozarts Kanons seien ihm zu derb für diesen Abend gewesen.
Breitschaft dirigierte mit Bravour Lieder von Haydn und Mendelssohn Bartholdy mit Texten von Lessing, Goethe, Eichendorff und Goethe. Der Domkammerchor gefiel durch die schwerelose Heiterkeit seiner Darbietungen. Er wurde einfühlsam begleitet durch die Pianistin Larissa Kurmatschewa, die mit besonderem Beifall bedacht wurde. Bei den Liedern ohne Klavierpart gesellte sie sich zu den Sängerinnen des Chores. Die Musikwissenschaftlerin Dr. Renate Möhring führte in den Höhepunkt der Serenade ein und stellte Bettine von Arnim, geborene Brentano, als phantasievolle Geigerin vor, die auch mit ihrer Altstimme die Zuhörer fesseln konnte. Singend dichtete sie und vertonte unter anderem das Lied Gretchens aus Goethes Faust: "Ach neige, du Schmerzenreiche". Sie entnahm den Text dem Faustfragment aus dem Jahre 1790. Breitschaft stellte fest, dass die Lieder Bettines, die an diesem Abend ihre konzertante Uraufführung erlebten, in der Tat etwas "Improvisatorisches" haben. Es seien großartige Ideen und Entwürfe darin, aber Bettine habe offensichtlich auch Schwierigkeiten mit der Harmonielehre gehabt. "Dies hat auch uns zu schaffen gemacht", berichtete er aus der Probenarbeit. Aber es habe Spaß gemacht.
Die Solisten der Bettine-Lieder glänzten durch eine hervorragende Gestaltung, vor allem Clemens Breitschaft, der über einen wunderbaren Bass verfügt. Die Lieder waren Vertonungen von Goethetexten und Gedichten von Ludwig Achim von Arnim. Zu den Solisten gehörten Clemens Breitschaft (Bass), Andrea Giessen (Sopran), Daniel Käsmann (Tenor) und Mathias Kordel (Bariton). Besonders kunstvoll und ausdrucksstark wurde das Duett "Vom Nachen getragen" von Andrea Giessen, Gabriela Krombach und Alexandra Hessler (Mezzosopran) und Daniel Käsmann, Mathias Kordel und Mathias Breitschaft (Bariton) dargeboten. Der Abend, der das Publikum musikalisch in eine andere Zeit versetzte, schloss mit Liedern von Robert Schumann.
Sk (MBN)
Mainz. Bereits der erste Abschnitt der Außenrenovierung an der Ostgruppe des Mainzer Domes hat nach Darstellung von Dr. Joachim Glatz neue Erkenntnisse über die Baugeschichte und die verwendeten Materialien beim Bau und der mehrfachen Sanierung und Renovierung der Bischofskirche gebracht. Anlässlich des "Tages des offenen Denkmals" hielt Glatz am Sonntag, 9. September, im Haus am Dom in Mainz einen Lichtbildervortrag zur "Baugeschichte der Ostgruppe des Domes zu Mainz". Glatz, der das Landesamt für Denkmalpflege Rheinland-Pfalz leitet und in der vom Domkapitel einberufenen Dombaukommission mitarbeitet, verwies vor allem darauf, dass in größerem Ausmaß als bisher angenommen neben Sandsteinen Quader aus Kalkstein und Kalkbruchsteine für das Mauerwerk des Domes verwendet wurden.
Dies werfe ein neues Licht auf die Farbgebung des Domes. Das Domkapitel stehe vor den Entscheidung, den Dom wie bei der letzten Domrenovierung zum tausendjährigen Jubiläum (1975) einzuröteln oder farblich zu differenzieren. Für diese Diskussion sei ein starkes Interesse der Öffentlichkeit festzustellen. Glatz verwies dazu auf die Neugestaltung der Ostgruppe des Domes durch den niederländischen Architekten Peter J. H. Cuypers, Dombaumeister in Mainz von 1873 bis 1879, der sich für einen bewussten Wechsel zwischen Rot und Weiß entschieden hatte. "Land und Bistum haben eine gemeinsame Verantwortung zum Finden einer Lösung, die der Geschichte und den Besonderheiten des Baus gerecht wird", unterstrich Glatz. Cuypers entfernte die umstrittene "Mollersche Kuppel" vom Ostturm des Domes wie auch einen nachträglich eingebauten Stützpfeiler im Ostchor. Er sorgte auch für den Bau der bereits von Heinrich IV. konzipierten Ostkrypta und die damit verbundene Höherlegung des Ostchores.
Glatz verwies auf das kleinteilige Mauerwerk um das Bischofsportal. Diese Mauern wie auch die unteren Teile der beiden östlichen Flankierungstürme und eine Mauer an der Gotthardkapelle gehören, wie Glatz darlegte, zur ältesten Bausubstanz des 1036 geweihten Domes (der am Vortag des ursprünglichen Weihetermins 1009 abgebrannt war). Der von Erzbischof Willigis begonnene und von Erzbischof Bardo fortgesetzte Dombau erfuhr mit dem Tod Kaiser Heinrich IV. (1056-1106), der als wichtigster Mäzen und Geldgeber ausfiel, einen abrupten Baustopp. Dieser sei heute noch abzulesen an teilweise unbehauenen romanischen Kapitellen und unbearbeiteten Fensterumrandungen erklärte Glatz und verwies dazu auf den offensichtlichen Unterschied im Erscheinungsbild des eher schmucklosen Bischofsportals und des reich verzierten Liebfrauenportals.
An einer ganzen Reihe von Stadtansichten zeigte Glatz die Veränderungen an der Ostgruppe des Domes auf, die im Lauf der Jahrhunderte. durch verschiedene Brände, vor allem durch die Beschießung von Mainz im Jahre 1793 stark in Mitleidenschaft gezogen wurde. Bis 1797 fanden im Dom noch Gottesdienste statt, dann wurde der Abriss des Domes beschlossen, ausgerechnet im Erthaler Hof in Mainz, wo das Landesamt für Denkmalpflege heute seinen Sitz hat. Der aus Straßburg kommende Bischof Joseph Ludwig Colmar nutzte jedoch seine Beziehungen zu Napoleon und konnte den Dom retten. Am 28. November 1803 tagte erstmals die von ihm einberufene Baukommission zur Erhaltung des Domes. Der französische Präfekt Jean Bon St. André hatte den Abriss des Domes geplant. Nur die gotische Liebfrauenkirche konnte nicht gerettet werden. Sie wurde 1803 abgerissen.
1804 konnte die Bischofskirche wieder feierlich eingeweiht werden. Trotz Wiedereröffnung blieb der Dom lange Ruine und die 1828 von dem Architekten Georg Moller (gest. 1852) entworfene und fertiggestellte eiserne Kuppel auf dem Ostturm war nicht von langem Bestand. Die Zeitgenossen waren stolz, dass das Metallgerüst über 7000 Eisenschrauben enthielt und damit den neuesten technischen Entwicklungen Rechnung getragen wurde. Bei der Neugestaltung durch Cuypers ging es darum, wie Glatz hervorhob, das einheitliche Bild des Domes wieder herzustellen. Dies sei auch das Anliegen der gegenwärtigen Domrenovierung, unterstrich er. Domkapitular Heinz Heckwolf dankte Glatz, der vom zahlreich erschienenen Publikum mit starkem Beifall bedacht wurde, für die interessanten Informationen und seine kompetente Mitarbeit in der Dombaukommission. Das Domkapitel sei froh, "dass in Ihrem Amtszimmer heute anders über den Dom gedacht wird als zu der Zeit, als die Franzosen dort den Abbruch beschlossen" erklärte er.
Sk (MBN)
Mainz. Nach dreijähriger Umbauphase und Sanierung wurde das Mainzer Staatstheater mit dem Oratorium "Saul" von Georg Friedrich Händel am Freitag, 14. September, wiedereröffnet. Es war eine glanzvolle Darbietung barocken Musiktheaters, das von der Kritik beim Eröffnungstag sehr positiv aufgenommen und vom Premierenpublikum am Samstagabend begeistert gefeiert wurde. Am Eröffnungsabend hatte der Intendant des Staatstheaters, Georges Delnon, darum gebeten, wegen der Terroranschläge vom Beifall abzusehen. Ministerpräsident Kurt Beck hatte in seinem Grußwort diese Bitte bekräftigt. Das Stück war ausgewählt worden, weil Delnon wie auch die neue Generalmusikdirektorin Catherine Rückwardt das barocke Musiktheater wegen seines Spannungsreichtums und der kontrastierenden Gestaltungsmöglichkeiten besonders schätzen.
Zu den positiven Besonderheiten dieser Aufführung gehörten das homogene Zusammenwirken des Chors am Staatstheater und der Domkantorei St. Martin Mainz, die emotionsgeladenen, ausdrucksstarken Darbietungen dreier Mitglieder des BalletMainz und die Mitwirkung herausragender Gastsolisten in den Rollen des Saul (James Moellenhoff), des David (Jörg Waschinski) und der Schwester Merab (Simone Kermes). Das Stück, in englischer Sprache gesungen, schildert nach dem biblischen Bericht den Niedergang des Königs Saul, den Aufstieg Davids unter Gottes Führung und Davids Freundschaft mit Sauls Sohn Jonathan. Die biblische Botschaft des Stückes wurde durch die Einblendung der Texte in deutscher Sprache lesbar und verständlich. Sätze wie: "Harmonie ist die hervorragende Eigenschaft des Göttlichen. Gott sieht die Welt in ursprünglicher Vollkommenheit." spiegeln die barocke Frömmigkeit. Gottes Güte ist die Antwort auf die Schuld und die Verzweiflung der Menschen.
Das faszinierende Bühnenbild mit seinen außergewöhnlichen technischen Möglichkeiten und seinen lichtgestalterischen Effekten, die Fokussierung des Geschehens durch einen Kreisausschnitt der Bühne und die Dramatisierung durch den Wechsel statischer Lichtsäulen und rasch aufeinander folgender Lichtbewegungen, lassen auf künftige große Theatererlebnisse in diesem insgesamt architektonisch gelungenen Umbau erhoffen.
Oberbürgermeister Jens Beutel zitierte bei der Begrüßung der vielen Ehrengäste aus Politik, Kultur, Gesellschaft und Kirchen ein Wort von André Francois Poncet, das er zur Wiedereröffnung des Theaters am 24. November 1951 gesprochen hatte: "Die Fackel der Kunst darf nicht verlöschen, wenn nicht alles im Grau der Vernunft versinken soll." Dieses Wort habe nichts von seiner Aktualität eingebüßt, betonte Beutel. Der Oberbürgermeister verwies auf die rund 2000-jährige Theatergeschichte in Mainz, die mit dem römischen Theater am heutigen Südbahnhof seinen Anfang genommen hatte. Der von Georg Moller 1833 geschaffene Neubau (das alte Theater war 1793 verbrannt), wurde 1942 bis auf die Außenmauern zerstört. So habe gerade das Theater "Glanz und Elend der Stadt" erlebt, betonte Beutel.
Wie der Oberbürgermeister dankte auch Ministerpräsident Kurt Beck in seinem Grußwort allen, die zum Gelingen des Unternehmens beigetragen haben. Er begründete, warum die geplante fröhliche Feier, die später nachgeholt werden soll, an diesem Abend ausfiel: "Der vergangene Dienstag hat die Welt verändert. Das Fröhliche wäre fehl am Platz gewesen", betonte er. Der Ministerpräsident merkte an, dass er vor sechs Jahren das Theater in Kaiserslautern und vor einem Jahr das Kleine Haus in Mainz eröffnet habe. Dies mache deutlich, dass Gegenwart und Zukunft des Landes nicht allein von ökonomischen Erfordernissen geprägt seien, sondern auch den kulturellen und sozialen Dimensionen des Lebens Rechnung getragen werde. "In einer Zeit, in der die schlimmste Unkultur, der schlimmste Frevel geschieht, dürfen wir nicht ausweichen", bekräftigte er. Kultur sei unverzichtbarer Teil des Aufarbeitens dunkler Stunden.
Delnon erklärte, das Theater helfe, Gefühle und Ängste, die durch die Ereignisse in USA ausgelöst wurden, zu verarbeiten. "Wir spielen heute Abend, weil wir uns durch einen barbarischen Akt nicht paralysieren lassen, erklärte Delnon.
Sk (MBN)
Mainz. Fragen der Bioethik stehen im Mittelpunkt der diesjährigen Diözesanversammlung im Bistum Mainz am Freitag/Samstag, 28./29. September, in Mainz. Unter Leitung des Bischofs, Kardinal Karl Lehmann, diskutieren im Ketteler-Saal des Erbacher Hofs die Vertreter der Diözesanen Räte (Katholikenrat, Priesterrat, Konferenz der Dekane) mit der Bistumsleitung, Delegierten der verschiedenen pastoralen Berufsgruppen und Einzelpersönlichkeiten über aktuelle Trends in der Gesellschaft zu diesem Themenkomplex, die kirchlichen (Gegen)-Positionen und deren Vermittlung auf der Ebene der Dekanate und Pfarrgemeinden.
Die Diözesanversammlung, die am Freitagabend um 19.30 Uhr beginnt, hat das Schwerpunktthema: "Zum Schutz des Lebens – Fragen und Herausforderungen der Bioethik." Das einführende Referat hält der Mainzer Moraltheologe Prof. Dr. Johannes Reiter zum Thema "Ethik im Gen-Zeitalter, Handlungsspielräume und Grenzen". Daran schließt sich eine Diskussion des Plenums mit Experten an. Zu ihnen gehören neben Kardinal Lehmann und Professor Reiter der Gießener Staatsrechtler Prof. Dr. Heinhard Steiger, Vorsitzender des Sachausschusses "Staat und Gesellschaft" der Diözesanversammlung, Lorena Hill von Gordon, Mukoviszidose-Patientin, und die Ärztin Dr. Hildegard Dziuk, Darmstadt, Sprecherin des Katholikenrates. Zu den Grundlagen des Gesprächs gehören das Wort der deutschen Bischöfe vom März 2001 "Der Mensch – sein eigener Schöpfer?", und ein Positionspapier, das der Sachausschuss "Ethische Fragen des Lebensschutzes" der Diözesanversammlung erarbeitet hat. Es trägt den Titel "Was uns umtreibt. Impulse und Fragen zur Ethik des Lebens".
Das Diskussionspapier will, wie es in der Einleitung heißt, eine Hilfe zu ethischer Orientierung "in der derzeitigen sehr kontroversen und verwirrenden Diskussion sein". In zehn Punkten werden dabei grundlegende christliche Positionen skizziert. Im ersten Punkt heißt es unter Hinweis auf das christliche Schöpfungsverständnis und Menschenbild: "Gott hat den Menschen als sein Abbild geschaffen. Jeder einzelne Mensch ist vorbehaltlos von Gott gewollt, geliebt und angenommen. Deshalb ist menschliches Leben in sich sinnvoll und darf niemals von seiner Nützlichkeit her beurteilt werden." Die in Gottes Ja zum Menschen gründende Würde jedes einzelnen verbiete deshalb die "Verzweckung menschlichen Lebens". Die gegenwärtige Diskussion um die ethische Bewertung der Gentechnik dürfe nicht übersehen lassen, dass auch in vielen anderen Lebensbereichen menschliches Leben instrumentalisiert und benutzt wird".
Auf der Ebene der Gen- und Biotechnik müsse in jedem Einzelfall die ethische Vertretbarkeit eines möglichen Eingriffs sehr genau geprüft werden, stellt der Ausschuss fest und fragt: "Was ist eine hilfreiche, aus christlicher Verantwortung und Hoffnung für den Kranken geforderte heilende Maßnahme, und was ist ein fragwürdiger, ja unerlaubter medizinischer Eingriff ?" Am Schluss des Papiers werden im Anhang Kriterien gegenüber gestellt, die einerseits Argumente auflisten, die "für einen ethisch verantwortlichen und wünschenswerten Eingriff" oder dagegen sprechen. Am Samstagvormittag (ab 8.45 Uhr) soll die Diskussion mit Blick auf die Umsetzung an der Basis weitergeführt werden: "Thematisierung der Fragen zur Bioethik in den Gemeinden und Verbänden".
Ein weiteres Thema der Diözesanversammlung ist der für den 25./26.Mai 2002 geplante Diözesan-Katholikentag in Mainz mit dem Leitwort: "Mit Gott unter allen Menschen". Statt eines eigenen Gottesdienstes feiern die Teilnehmer zum Abschluss der Diözesanversammlung um 11.00 Uhr das Pontifikalamt anlässlich des 150-jährigen Jubiläums der Kongregation der Schwestern von der Göttlichen Vorsehung im Dom mit.
Sk (MBN)
Mainz. Die 1851 von Bischof Wilhelm Emmanuel von Ketteler gegründete Kongregation der Schwestern von der Göttlichen Vorsehung feiert in der letzten Septemberwoche (24. – 29. 9.) ihr 150-jähriges Jubiläum. Höhepunkte der Festlichkeiten sind ein Pontifikalamt mit dem Bischof von Mainz, Kardinal Karl Lehmann, und den Mitgliedern der Diözesanversammlung im Bistum Mainz am Gründungstag, Samstag, 29. September, um 11.00 Uhr im Mainzer Dom St. Martin.. Es ist das Fest der Erzengel Michael, Gabriel und Raffael. An den Gottesdienst schließt sich eine Akademische Feier im Frankfurter Hof (Augustinerstraße) an. Zu den Feierlichkeiten werden Schwestern aus den drei deutschen Provinzen der Kongregation sowie aus den USA, Korea, Peru und Puerto Rico erwartet.
Bei dem Festakt im Frankfurter Hof wird nach der Begrüßung durch die Oberin der Provinz St. Martin, Schwester Claudia Vongehr, Kardinal Lehmann ein Grußwort sprechen. Den Festvortrag zum Thema: "Bischof Wilhelm Emmanuel von Ketteler" hält Prof. Dr. Friedhelm Jürgensmeier MSF, Leiter des Instituts für Mainzer Kirchengeschichte. Ob die Generaloberin der Ordensgemeinschaft, Schwester Myra Rodgers CDP, Rhode Island/USA, an der Jubiläumsfeier teilnehmen und beim Festakt ein Grußwort sprechen kann, ist wegen der Folgen der Terroranschläge in New York und Washington noch fraglich. Wie die Mainzer Provinzoberin dazu erklärte, wird voraussichtlich wohl keine der Vorsehungsschwestern aus den USA anreisen können.
Musikalisch gestaltet wird das Pontifikalamt von Albert Peter (Gitarre), Stefanie Gebhard (Querflöte), Manfred Zeidler und Gisela Jähngen (Laute), und vom Lehrerchor der Ketteler-LaRoche-Schule Oberursel. Auf dem Programm stehen auch Darbietungen der Jazz-Tanzgruppe des Marienhospitals Darmstadt unter Leitung von Beate Haber.
Eigentlicher Gründungsort der Schwesterngemeinschaft war das Dorf Finthen, südwestlich von Mainz, das heute zu den Vororten der Landeshauptstadt gehört. Hier gründete Bischof Ketteler zusammen mit dem damaligen Pfarrer von Finthen, Anton Autsch, eine kleine Gemeinschaft von zunächst vier Schwestern. Die Leitung übernahm auf Bitten von Bischof Ketteler Stephanie Friedericke Amalie la Roche von Starkenfels, kurz Fanny la Roche genannt. Sie absolvierte ein Noviziat bei den Schwestern von der Göttlichen Vorsehung in Ribeauville im Elsass. Nach ihrer Rückkehr nach Finthen wurde sie zur ersten Oberin der Kongregation ernannt und hieß seitdem Mutter Maria.
Die Vorsehungsschwestern arbeiteten zunächst in den Schulen und Kindergärten, später auch in der Krankenpflege. Im Jahre 1855 gründeten die Schwestern in Herrnsheim bei Worms eine Nähschule und einen Kindergarten auf dem Anwesen einer Verwandten von Mutter Maria, der Gräfin von Dahlberg. Aus der Chronik geht hervor, dass Mutter Maria, die eigentlich nach Herrnsheim geschickt wurde, um die Beziehung zwischen den Schwestern und der Gräfin zu fördern, ihres Amtes als erste Generaloberin enthoben und 1856 in ein von Bischof Ketteler gegründetes Waisenhaus nach Neustadt im Odenwald versetzt wurde. Hier stand die Ordensgründerin schon bald vor einer großen Bewährungsprobe. Das Waisenhaus wurde von einer Typhusepidemie erfasst. Aufopferungsvoll pflegte sie die Kinder und ihre Mitschwestern, erlag aber selbst der Krankheit, erst 45 Jahre alt, nur fünf Jahre nach Gründung der Kongregation und ihrem Amtsantritt als Generaloberin.
Dennoch wuchs die Kongregation rasch weiter und gewann Dank der ausgezeichneten pädagogischen Arbeit der Schwestern vor allem auf dem Gebiet der religiösen Unterweisung und der Hauswirtschaft hohe Anerkennung. Erst der Kulturkampf setzte 1872 ihrem Wirken in öffentlichen Schulen ein Ende. Ein Teil der Schwestern arbeitete in Kindergärten und in der häuslichen Krankenpflege weiter. Andere wanderten 1876 in die Vereinigten Staaten von Amerika aus.
Die Geschichte der Kongregation spiegelt sich auch an den Tagen der Festwoche wieder. Am Mittwoch, 26. September, wird im Marienhospital in Darmstadt, das von den Vorsehungsschwestern geleitet wird, um 9.30 Uhr eine Ausstellung eröffnet zum Thema: "Historie Marienhaus Neustadt. Das Wirken von Bischof Ketteler und Mutter Maria". An diesem Tag fahren die Schwestern auch zum Grab von Mutter Maria auf dem Gelände des ehemaligen Waisenhauses, dem St. Marienhaus in Neustadt (Breubach-Sandbach), heute Sitz der Barmherzigen Schwestern von Alma. Am Nachmittag (14.30 Uhr) ist ein Besuch auf Schloss Wieblingen bei Heilbronn, dem ehemaligen Sitz der Familie La Roche-Starkenfels vorgesehen.
Die Provinz St. Bonifatius der Vorsehungsschwestern Oberursel lädt für Donnerstag 27.September, zu einer Begegnung mit den Studierenden der Ketteler-LaRoche-Schule in Oberursel ein. Am Nachmittag sind Besuche zu den historischen Orten des Wirkens von Bischof Ketteler geplant. Unter anderem zur Paulskirche in Frankfurt, nach Kirdorf und Homburg. Domkapitular Dr. Johannes zu Eltz feiert am Freitag,28. September, mit den Schwestern in Oberursel einen Dankgottesdienst in der Hauskapelle (10.00 Uhr). Daran schließt sich eine Feierstunde an.
Die Festwoche schließt am Sonntag, 30. September, mit einem Dankgottesdienst um 10.00 Uhr in der Pfarrkirche zu Finthen. Im Anschluss daran ist ein Besuch der Gründungsstätte der Kongregation in der Nähe der Kirche vorgesehen. Im Pfarrzentrum St. Martin zeigen die Schwestern eine Ausstellung zur Gründung der Kongregation. Außerhalb Deutschlands sind die Schwestern von der Göttlichen Vorsehung in drei Provinzen in USA präsent (Pittsburgh, Saint Louis und Kingston), in Santo Domingo/Dominikanische Republik, Bayamon/Puerto Rico, Abancay/Peru und Suwon/Südkorea.
In Deutschland ist die Kongregation von Nachwuchssorgen belastet. So mussten die beiden Krankenhäuser St. Hildegardis in Mainz und Ketteler-Krankenhaus in Offenbach in die Trägerschaft des Caritas-Werkes St. Martin übergeben werden. In den USA, Korea, Peru und der Dominikanischen Republik hatte die Kongregation jedoch in den vergangenen Jahrzehnten ein kontinuierliches Wachstum und ist in einer Vielzahl von Einrichtungen in Schulen, Kindergärten, Bildungseinrichtungen, Kranken- und Altenpflege tätig. Insgesamt gehören heute zur Kongregation der Schwestern von der Göttlichen Vorsehung insgesamt 800 Mitglieder. Die meisten, ca. 300, leben in den USA, etwa 130 in Deutschland. Der Sitz des Generalates der Kongregation wurde vor zwei Jahren von Rom nach Kingston in den USA verlegt. Das Haus der Vorsehungsschwestern in Rom, die Villa Mater Die in der Nähe des Petersplatzes, wird von den Mitgliedern der Deutschen Bischofskonferenz bei ihren Rombesuchen genutzt. Kardinal Lehmann fühlt sich hier, wie schon sein Vorgänger als Bischof von Mainz, Kardinal Hermann Volk, wie zu Hause.
Sk (MBN)
Mainz. Unter dem Titel "Bis an die Grenzen der Erde. Die Ausbreitung des Christentums in den ersten Jahrhunderte" wird in der Zeit vom 6. bis 28. Oktober 2001 im Haus am Dom in Mainz eine Ausstellung gezeigt. 46 Bildtafeln geben Einblicke in die Welt des frühen Christentums. Ausrichter der Ausstellung ist der in München beheimatete deutsche Zweig der neuen geistlichen Gemeinschaft "Communione e Liberazione – Gemeinschaft und Befreiung" in Kooperation mit der Akademie des Bistums Mainz Erbacher Hof, dem Institut für Europäische Geschichte Mainz und der Abteilung Publikationen im Bischöflichen Ordinariat Mainz.
Zur Eröffnung wird der Bischof von Mainz, Kardinal Karl Lehmann, am Freitag, 5. Oktober, um 18.00 Uhr ein Grußwort sprechen. Den einführenden Vortrag hält Dr. Josè Miguel Garcia, Dozent für Neues Testament an der Theologischen Fakultät San Dámaso in Madrid, zum Thema "Das Christentum - ein geschichtliches Ereignis". Musikalisch gestaltet wird die Vernissage von einem Streichquartett aus München mit Werken von Mozart und Borodin.
Die Ausstellung wird begleitet von einer abendlichen Vortragsreihe junger katholischer und evangelischer Lehrstuhlinhaber im Fach der Geschichte der Alten Kirche: Donnerstag, 11. Oktober 2001, 19.00 Uhr: Prof. Dr. Andreas Merkt (Mainz/Regensburg) zum Thema "Tradition und Innovation: Die Bedeutung der frühen Kirche für Glauben und Theologie"; Montag, 22. Oktober 2001, 19.00 Uhr: Prof. Dr. Christoph Markschies (Heidelberg) zum Thema: "Christentum und Pluralismus: Beobachtungen aus der antiken Vergangenheit und der Gegenwart der Postmoderne"; Freitag, 26. Oktober 2001, 19.00 Uhr: Prof. Dr. Dr. Alfons Fürst (Münster) zum Thema "Identität und Toleranz im frühen Christentum". Die Vorträge finden im Ausstellungsraum "Haus am Dom". Die Ausstellung ist an diesen Tagen nachmittags durchgehend geöffnet. Der Eintritt hierzu wie zu der Ausstellung insgesamt ist frei. - Führungen werden angeboten jeweils sonntags (7., 14., 21., 28. Oktober 2001) um 15.00 Uhr Eine weitere Führung am Montag, 15. Oktober, 16.00 Uhr, richtet sich besonders an Lehrkräfte, die mit ihren Klassen eine Besichtigung der Ausstellung planen.
In der Biographie des Kaisers Alexander Severus (222-235 n.Chr.) heißt es, dieser habe einen Hausaltar besessen, in dem neben den Bildern von vergöttlichten Kaisern auch Alexander der Große, Orpheus, Abraham und Jesus Christus verehrt wurden. Auch wenn diese Zusammenstellung etwas merkwürdig ist, zeigt sie doch ein gewisses Interesse, dass der Kaiser dem Judentum und dem Christentum entgegenbrachte. Und sie zeigt den Hang zur Religionsvermischung, wie sie das Heidentum zu jener Zeit prägte, als ausgehend von Palästina eine ganz neue Bewegung ihren Siegeszug antrat: Kurz nach Beginn unserer Zeitrechnung hatte man in Jerusalem einen Juden namens Jesus hingerichtet. Keine dreihundert Jahre später erklärt Kaiser Konstantin das Bekenntnis der Jünger dieses Gekreuzigten zur Staatsreligion. Das Christentum hatte sich gegen die imperiale Götterwelt durchgesetzt.
Wie sich diese Umwälzung im Alltag vollzog, wie das frühe Christentum die zeitgenössische Kultur durchdrang und Menschen verschiedenster Gesellschaftsschichten in seinen Bann zog, zeigt die Ausstellung in Mainz Unter dem Titel "Bis an die Grenzen der Erde" sind im Haus am Dom (Liebfrauenplatz) 46 Tafeln zu sehen, die mit Bildern von Kunstgegenständen, Mosaiken, Sarkophagen, Dingen des täglichen Gebrauchs sowie Karten und ausführlichen Erläuterungen den Eintritt des Christentums in die Geschichte dokumentieren.
"Bis an die Grenzen der Erde" ist in vier Teile gegliedert: Die Ausstellung behandelt zunächst "Palästina zur Zeit Jesu", dann unter dem Titel "Wege der Verkündigung" die Missionsreisen der Apostel, in einem dritten Teil "Das kulturelle und religiöse Umfeld" der jungen Christenheit sowie viertens "Die schriftliche Tradition". Durch die verschiedensten Zeugnisse ruft die Ausstellung in Erinnerung, dass das Christentum als eine völlig unerwartete menschliche Erfahrung in die Welt kam. In diesem Aufbruch zeigt sich die dramatische Situation des Menschen, der auf seiner unaufhörlichen Suche nach dem Geheimnis der Existenz plötzlich vor der Möglichkeit steht, dass dieses Geheimnis zu seinem Gefährten wird. Diese Herausforderung hat in den vergangenen 2000 Jahren nichts an ihrer Aktualität eingebüßt.
Organisiert wurde die Ausstellung von der kirchlichen Bewegung "Comunione e Liberazione - Gemeinschaft und Befreiung" als Beitrag zur Feier des Heiligen Jahrs in der Münchner Erzdiözese München und Freising. In der bayrischen Landeshauptstadt wurde sie im Oktober 2000 erstmals präsentiert. Sie basiert auf der großen archäologischen Ausstellung "Dalla Terra alle Genti", die 1996 in Rimini auf dem "Meeting für die Freundschaft unter den Völkern" gezeigt worden ist. Die damaligen Exponate, unter anderem Papyri aus Qumran, wurden damals in Zusammenarbeit mit der Israel Antiquities Authority, Jerusalem, dem British Museum in London, den Vatikanischen Museen und weiteren Museen aus ganz Europa und dem Nahen Osten zusammengetragen. Die verschiedensten Exponate fügt die Ausstellung so zu einem einmaligen Bild von der Lebenswirklichkeit der frühchristlichen Gemeinden zusammen.
Hinweis: Die Ausstellung im Haus am Dom dauert vom 6. bis 28. Oktober. Öffnungszeiten sind montags bis freitags 11 - 13 und 15 - 18 Uhr, samstags und sonntags von 11 - 16 Uhr. Zur Anmeldung von Besichtigungsterminen für Klassen und Gruppen außerhalb der Öffnungszeiten der Ausstellung erbitten wir eine Kontaktaufnahme mit dem Sekretariat der Akademie des Erbacher Hofs: Grebenstr. 24–26 / 55116 Mainz, Tel: 06131 / 257–522 / Fax: 06131 / 257–525, e-mail: ebh.akademie@Bistum-Mainz.de
Ni/Sk (MBN)