Mainzer Bistumsnachrichten Nr. 36

26. Oktober 2000

Datum:
Do. 26. Okt. 2000
Von:
MBN

Bischöfliche Pressestelle Mainz, Leiter: Jürgen Strickstrock, Bischofsplatz 2, 55116 Mainz 
Postanschrift: Postfach 1560, 55005 Mainz, Tel. 06131/253-128 oder 129, Fax 06131/253-402. E-Mail: pressestelle@bistum-mainz.de

Berichte 

  • Bischof sprach beim Rheinland-Pfälzischen Seniorenkongress 
  • Seelsorger des Dekanates Worms besuchten chemische Fabrik Trumpler 
  • Kock und Lehmann im SWR-Gespräch über Christentum im 21. Jahrhundert 
  • Jubiläum des Fördervereins der Mainzer Martinusschulen 
  • Pax Christi: Folgen des Kosovo-Kriegs diskutiert 
  • Lehmann sprach vor Unternehmern über "Globale Welt – Globale Kirche" 
  • Semestereröffnung in der KHG mit neuem Hochschulpfarrer Krenski 
  • KAB-Diözesanpräses Manfred Gärtner gestorben 
  • Gießener Dekan Ruhl nach schwerer Krankheit gestorben 
  • Karl Lehmanns neues Buch in Frankfurt vorgestellt 
  • 24-bändige Gesamtausgabe über Edith Stein soll bis 2006 komplett sein 
  • Bistumsjahrbuch: "Flehlappe, Käsbrot und Batzekuche"

Vorschau 

  • Mainzer Kinder- und Jugendbuchausstellung (5.-11. November) 
  • Morgenlob und Abendlob mit der Gemeinde feiern (8. November) 
  • Vernissage zur Ausstellung "Lebensfarben" in der KHG (29.10.)
Berichte 

Bischof sprach beim Rheinland-Pfälzischen Seniorenkongress 

Lehmann: Gesellschaft muss das Alter schätzen 

Mainz. Eine Gesellschaft sei letztlich nur so viel wert, "wie sie das Alter schätzt", erklärte der Bischof von Mainz und Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Prof. Dr. Dr. Karl Lehmann, beim 3. Seniorenkrongress des Landes Rheinland-Pfalz am Dienstag, 24. Oktober, in der Rheingoldhalle in Mainz. Der Kongress stand unter dem Leitthema "Das Alter hat viele Farben". Durch eine Fülle von Vorträgen im Plenum und in Arbeitsgruppen und eine Vielzahl von Informationsständen wurde die ganze Vielfalt von Initiativen, Zusammenschlüssen und Einrichtungen von, mit und für Senioren sichtbar.

In seinem Vortrag "Dem Leben auf der Spur – Einsichten beim Älterwerden" betonte Lehmann, das Alter habe eine große Nähe zur Menschlichkeit und zur Menschenwürde. Langsam entdecke dies auch die Gegenwart: "Ältere Menschen werden wieder neu geschätzt, denn sie bringen in einer oft hektisch und schnelllebig gewordenen Arbeitswelt Erfahrung, Gediegenheit und Weisheit mit." "Was wäre für viele Kinder und junge Menschen der Lebensweg, wenn sie nicht über ihre Eltern hinaus von ihren Großeltern viel für das Leben lernen, Zeit und Zuwendung erfahren könnten", fügte der Bischof hinzu. Freilich gebe es im Alter auch manchmal Anlass zur Unzufriedenheit. Schmerzen meldeten sich immer mehr und Sinnlosigkeit könne sich ausbreiten. Dem gegenüber sollte es nach seinem Verständnis im Alter eine Art von Gelassenheit geben. "Man muss nicht immer über alles, was erreicht worden ist, hinausstreben", mahnte Lehmann.

Man müsse im Alter auch das, was bruchstückhaft und fragmentartig erreicht wurde, stehen lassen können. "Wir sollten im Alter uns zu der Unvollkommenheit unseres Lebens bekennen und nicht darüber unzufrieden werden oder daran gar zerbrechen", bekräftigte er. Aber vielleicht sei es gerade im Licht Gottes gut geworden. "Oft sehen wir erst in der Rückblende, was doch sinnvoll von einem anderen gefügt worden ist." So könne der Mensch offen werden für das Kommende, und sich vor allem nach dem kommenden Herrn ausstrecken", schloss Bischof Lehmann.

In seinem Vortrag beleuchtete Lehmann auch Bibelworte zum Altwerden. So heißt es in Psalm 71: "Auch wenn ich alt und grau bin, oh Gott, verlass mich nicht!" Sicher stecke hinter solchen Befürchtungen alter Menschen oft genug die Erfahrung, statt der gebührenden Achtung Rücksichtslosigkeit erlebt zu haben und wegen der körperlich-geistigen Schwachheit verspottet worden zu sein. Solche Erbarmungslosigkeit gegen alte Menschen sei für Israel Anzeichen eines gottlosen Volkes, betonte Lehmann. Die Qualität einer Gesellschaft lasse sich nach dem Zeugnis der Heiligen Schrift, also nicht zuletzt daran messen, "ob sie Sinn, Verständnis und Ehrerbietung gegenüber alten Menschen aufbringt". Gerade hier dürfe jedoch nicht vergessen werden, dass Israel zwar keinen Kult der Jugendlichkeit zulässt, dass es aber genauso wenig das Alter um des Alters willen absolut setzte. Die Bibel verdrängte die Erfahrung nicht, dass alte Menschen auch ausgesprochen unklug, verbohrt und starrköpfig sein können. Auch die Alten haben keine Garantie für Weisheit und Einsicht. "Besser ein junger Mann, der niedriger Herkunft ist, als ein König, der alt aber ungebildet ist – weil er es nicht mehr verstand, auf Ratschläge zu hören", zitierte Lehmann aus dem Buch Kohelet (Koh 4,13).

In all diesen Aussagen, erklärte der Bischof, erweise sich die Heilige Schrift als nüchtern und sehr realistisch im Blick auf das Leben im Alter. Die Doppelgesichtigkeit dieses Lebens und dieser Lebensphase, in der Schwäche und Größe, Torheit und Weisheit, Eigensinn und kluge Zurückhaltung so dicht beieinander lägen, werde nicht geleugnet. Es sei ganz wichtig, dass die Bibel die Mehrgesichtigkeit, besonders auch die Zweideutigkeit des Älterwerdens und Altseins nicht verschweigt. Der theologische Begriff der "Kreatürlichkeit" des Menschen sage aus, dass der Mensch nicht unendlich und nicht unsterblich ist. "Wir müssen unser Los annehmen, dass wir begrenzte, fehlbare, endliche und sterbliche Menschen sind", forderte der Bischof. Auch wenn man sich damit sehr schwer tue, sei es besser, sich in diese Grenzen zu setzen, als zu rebellieren und aufzubegehren. Auch das Alter sei letztlich nur dann wirklich weise, wenn es fähig werde, das Leben wieder in die Hände Gottes zurück zu legen. Wo es zu dieser schrittweisen Übereignung an Gott komme, sei das Altern – mit all seinen Gebrechen – das Gegenteil des Scheiterns, unterstrich Lehmann. Wer rechtzeitig seine Grenzen erkenne und anerkenne, sei wirklich weise und verdiene höchste Anerkennung.

Sk (MBN)

 

Seelsorger des Dekanates Worms besuchten chemische Fabrik Trumpler 

Weihbischof Rolly: "Vor der Arbeitswelt Respekt gewonnen" 

Worms. Anlässlich der Visitation der Pfarrgemeinden und katholischen Einrichtungen im Dekanat Worms durch den Mainzer Weihbischof Wolfgang Rolly haben am Mittwoch, 25. Oktober, als sog. "Tag der Arbeitswelt" ca. 30 hauptamtlich in der Seelsorge tätige Männer und Frauen die chemische Fabrik Trumpler GmbH in Worms besucht. Die seit 132 Jahren in Worms beheimatete Firma stellt im Verbund mit Tochterunternehmen im europäischen Ausland, in Asien sowie in Nord- und Südamerika Materialien für die Herstellung und Weiterverarbeitung von Leder her. Seit jüngerer Zeit auch für die Textilverarbeitung und die Keramische Industrie. Zu der Besuchergruppe um den Weihbischof gehörten u.a. Dekan Manfred Simon, Worms-Liebfrauen, sein Stellvertreter, Pfarrer Bardo Stumpf, Worms-St. Amandus, der Propst am Dom St. Peter, Msgr. Engelbert Prieß, und der Leiter der Betriebsseelsorge im Bezirk Worms-Bergstraße, Hans Fetsch.

Im Gespräch mit Vertretern der Firmenleitung und des Betriebsrats erklärte Rolly, er sei dankbar für die Möglichkeit dieses Besuchs. Es sei für die kirchlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter wichtig, die Arbeitswelt vor Ort kennen zu lernen. Denn der Beruf sei für den Alltag der Menschen von großer Bedeutung. Deshalb seien solche Besichtigungen für die Seelsorge von hohem Wert. Er selbst habe im Lauf der Jahre bei einer Vielzahl von Betriebsbesuchen an "Tagen der Arbeitswelt" sehr viel gelernt. Vor allem habe er Respekt gewonnen vor dem fachlichen Können wie auch vor dem Einsatz der Arbeitnehmer, der Firmenleitungen und der Betriebsräte. Dies gelte auch für Trumpler, deren Produktionsweise und Vertriebssystem durch die Vertreter der Firmenleitung Christian Roos, Dr. Karl Heinz Wolf und David Burgess erläutert wurden. Die drei wichtigsten Produktgruppen für die Lederverarbeitung sind Fettungsmittel, Gerbstoffe und Farbstoffe, wobei in Worms überwiegend wasserlösliche Fettprodukte aus pflanzlichen, tierischen und synthetischen Fetten der Mineralölindustrie hergestellt werden.

Für die Seelsorger war es besonders interessant, eine globalisierte Firma kennen zu lernen, die Standorte in aller Welt hat, und die rund 95 Prozent ihrer Produkte ins Ausland exportiert. Es wurde deutlich, dass hochwertige Leder z.B. für die Automobilindustrie überwiegend in Europa gefertigt werden, während die Lederfabrikation ansonsten stärker in die Billig-Lohn-Länder abgewandert ist. Bei einem Rundgang durch die Fabrik konnten sich die Besucher ein Bild von den maschinengesteuerten Produktionsverfahren und den Arbeitsbedingungen der Mitarbeiter/innen machen. Der Betriebsratsvorsitzende Walter Bork wies darauf hin, dass bei den rund 100 Arbeitnehmern des Betriebs eine große Berufszufriedenheit festzustellen sei. Dies spiegele sich in einer geringen Fluktuation und einer entsprechend langen Betriebszugehörigkeit vieler Mitarbeiter. Die Seelsorger nahmen auch mit Genugtuung zur Kenntnis, dass der Umweltschutz in dieser Fabrik einen sehr hohen Stellenwert hat. So gibt es eine betriebseigene Abwasserreinigung und ständige Kontrollen im Labor bezüglich der biologischen und chemischen Abbaubarkeit der Produkte.

Fetsch erklärte, die relativ hohe Arbeitslosigkeit im Arbeitsamtsbezirk Worms bereite nach wie vor Sorgen. Deshalb müsse man froh sein, dass nach dem Arbeitsplatzabbau von in Worms angesiedelten Großfirmen mittlere Betriebe wie Trumpler für eine gewisse Stabilität sorgten.

Sk (MBN)

 

Kock und Lehmann im SWR-Gespräch über Christentum im 21. Jahrhundert 

"Die Kirchen sehen dem Rechtsradikalismus nicht tatenlos zu" 

Mainz. Gegenüber den Gefahren des Rechtsradikalismus beschränken sich die christlichen Kirchen nicht auf Appelle. Vielmehr entfalten sie in vielen Handlungsfeldern Aktivitäten, durch die sie entsprechenden Fehleinhaltungen vorbeugen bzw. sie korrigieren können. Die Kirchen wollen deshalb das Handeln gegenüber dem Rechtsradikalismus nicht der Justiz und den Politikern alleine überlassen. In dieser Einstellung sind sich der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Bischof Dr. Karl Lehmann, und der Vorsitzende des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland, Präses Manfred Kock, einig, wie sie am Donnerstagabend, 19. Oktober, bei einer Veranstaltung des SWR in Mainz übereinstimmend erklärten.

Das SWR-Funkhaus Mainz hatte in der Veranstaltungsreihe "Kultur im Foyer" zum Thema "Welche Kirche braucht das Land? Christentum im 21. Jahrhundert." eingeladen. Die Moderation des Gesprächs mit Kock und Lehmann hatte die SWR-Redakteurin Ute-Beatrix Giebel, Stuttgart. Beide haben den "Mainzer Appell" des rheinland-pfälzischen Ministerpräsidenten Kurt Beck zur Zivilcourage gegen Rassismus und Fremdenfeindlichkeit unterzeichnet, weil sie sich dieser Herausforderung nicht entziehen wollten. Sie wollen und müssen aber, wie Bischof Lehmann betonte, spektakuläre öffentliche Äußerungen vom Alltagshandeln der Kirche unterscheiden. Er verwies dazu auf die Gottesdienste, die alle mit einem Friedenswort beginnen und zur Entlassung mit einem Friedenswunsch enden. So geschehe jeden Tag Friedensarbeit und Friedenserziehung, auch in den Schulen, in der Jugend- und Bildungsarbeit, unterstrich er. Die Kirche habe keine anderen Möglichkeiten, als das Wort und das Beispiel, bekräftigten beide.

Die Kirche mache deutlich, erklärte Kock, dass jeder Mensch von Gott gewollt ist und eine unverwechselbare Würde hat. Die auch von den Kirchen eingebrachten Grundwerte in der Verfassung zeigten, "dass unsere Demokratie ein Glücksfall ist, wofür wir Gott danken". "Lasst uns alles daran setzen, dass dies nie verloren geht!", mahnte Kock. Man müsse alles tun, damit Menschen, die einem "rechtsradikalen Bodensatz" angehörten, nie an die Macht kommen. Bischof Lehmann erklärte, dass die Kirche die Grundwerte für das Zusammenleben immer mitgetragen habe.

Sie vertrete das nicht gerade populäre Ethos "Liebe den Fremden wie dich selbst." Die Ideale der französischen Revolution Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit, seien aus christlichem Gedankengut gekommen, stellte er fest. Allerdings könne man mit Gewaltverzicht und Feindesliebe keine Verfassung machen. Die Verdichtung dieses christlichen Ethos werde in Persönlichkeiten wie z.B. Dietrich Bonhoeffer und Mutter Theresa deutlich. Nach seinen Worten leisten junge Frauen in Heimen für Kinder mit schwersten Behinderungen einen "heldenhaften Dienst". Er habe jedoch selbst einmal, als Frauen behinderte Kinder in Rollstühlen spazieren fuhren mit eigenen Ohren gehört, wie jemand im Vorbeigehen sagte: "Wenn Hitler noch leben würde, gäbe es die nicht mehr."

Lehmann verwies zum Thema des Versöhnungsdienstes der Kirchen auch auf das gerade veröffentlichte Papier der Deutschen Bischofskonferenz "Gerechter Friede". Gegenüber der Ausländerfeindlichkeit brauche es mehr Sensibilität, eine Art "Frühwarnsystem", forderte er. Man sehe lange vor dem Ausbruch von Gewalt, "wie zwei D-Züge aufeinander zu rasen". Ihn erschrecke es immer wieder, wie hasserfüllt Menschen reagierten, wenn er sich öffentlich für Fremde und Ausländer einsetze. Lehmann und Kock warnten allerdings vor einem pharisäerhaften Herabblicken auf die Menschen, die während der Nazidiktatur schuldig wurden, oder die Aufarbeitung des Unrechts in der Nachkriegszeit verweigerten, ebenso wie gegenüber den heutigen Rechtsradikalen. Kock mahnte zugleich, den Glauben nicht auf Moralismus zu reduzieren. Zum Gelingen des Lebens gehöre auch die Erfahrung eigenen Versagens und eigener Schuld. Die "Bestie", die in jedem Menschen stecke, müsse erzogen und vergeistigt werden. Die überhebliche Feststellung "so etwas kann mir nie passieren", wäre nach seinen Worten ein Schritt auf dem Weg zur "Hölle der Selbstgerechtigkeit". "Wir leben nicht von unserer Heiligkeit, sondern von der Vergebung", bekräftigte er.

Bischof Lehmann erklärte dazu, es gebe auch eine falsche "Sündenmystik". Er spreche lieber von "Weisungen" als von "Geboten". Sie seien nicht Einengungen, sondern Pfade zum Gelingen des Lebens. Dies müsse jede Generation neu lernen und erfahren. Auf jeden Fall gelte es, gerade mit den jungen Menschen im Gespräch zu bleiben, betonten beide. Allerdings wären beide nicht bereit, wenn sie eingeladen würden, zu solchen Gesprächen in den Käfig von "Big Brother" zu gehen, da sie nicht Objekt einer medialen Vermarktung werden wollten und das Zurschaustellen des Privaten grundsätzlich ablehnten.

Gegenüber dem Wort "brauchen" in der Fragestellung des Abends betonte Bischof Lehmann, die Kirche habe ihre eigene Gestalt und ihr eigenes Leben. Maßstab ihres Handelns dürfe nicht die "Nützlichkeit" sein. Ihre erste Aufgabe seien die Verkündigung der frohmachenden Botschaft und das Gotteslob. Kock erklärte, dass die Kirche natürlich eine gesellschaftsgestaltende Aufgabe habe, aber es gehe auch darum, "dass die Gottesbeziehung zur Sprache kommen kann". Die Kirchen suchten neue Wege des Glaubens und der Spiritualität, aber sie stellten sich auch ihrer sozialen Verantwortung, wie aus dem gemeinsamen "Sozialwort" von 1997 deutlich werde. Es dürfe nicht sein, dass die Mehrheit der Bevölkerung immer reicher, eine Minderheit aber immer ärmer werde, mahnte Lehmann. Die notwendige stärkere Eigenverantwortung des einzelnen dürfe nicht dazu führen, dass nur ein Teil der Bevölkerung Verschlechterungen hinnehmen müsse, zum Beispiel im Gesundheitswesen.

Auf die Schlussfrage der Moderatorin: "Wo liegt für Sie die größte Herausforderung, wo die stärkste Antwort?" sagte Lehmann, die größte Herausforderung liege für ihn im Schutz des Lebens am Anfang und am Ende. Die stärkste Antwort der Kirche auf die Nöte der Gesellschaft bestehe darin, "dass die Menschen- und Personenwürde das Entscheidende bleibt und uns Kraft gibt, zu helfen". Präses Kock bekräftigte dies und fügte hinzu, es gehe um die Frage, welche Alterslasten die Gesellschaft tragen wolle. Die aktive Sterbehilfe werde nicht mehr tabuisiert. "Wir haben eine Botschaft, die auch Ratlosigkeiten aushalten lässt", bekannte Kock. Es sei Aufgabe des ganzen Volkes Gottes, den Menschen zu helfen, die unter den Fragen leiden und den Menschen, die Opfer sind. 

Sk (MBN)

 

Jubiläum des Fördervereins der Mainzer Martinusschulen 

Hilfreiche und verlässliche Unterstützung seit 25 Jahren 

Mainz. Das lebendige Zusammenwirken der Eltern mit den Mainzer Martinusschulen hat die Dezernentin für Schulen und Hochschulen im Bistum Mainz, Dr. Gertrud Pollak, hervorgehoben. Während eines Empfangs zum 25-jährigen Bestehen des Vereins der Freunde und Förderer der Martinusschulen am Samstag, 21. Oktober, im Pfarrheim von St. Stephan in Mainz, betonte Pollak das gemeinsame Ziel, "in veränderten gesellschaftlichen Bedingungen die Werte des Evangeliums unseren Kindern pädagogisch angemessen zu vermitteln". Noch vor Aussagen über die finanzielle Hilfe habe der Verein in seiner Satzung die ideelle Förderung der Schulen formuliert: den Gedankenaustausch von Schulleitung, Lehrern, Eltern und dem Bistum Mainz als Schulträger und die Unterstützung der Schulziele.

In Mainz bestehen heute vier Martinusschulen in den Stadtbezirken Altstadt, Oberstadt, Weisenau und Gonsenheim. Pollak zeigte sich überzeugt, dass zumindest eine Schule nicht entstanden wäre und die andere sich nicht so gut entwickelt hätten, "wenn nur die Diözese allein die Lasten hätte übernehmen müssen". Der Gedanke eines vielfältigen Miteinanders an den katholischen Grund- und Hauptschulen sei schon früh lebendig gewesen: Am 19. September 1975, und damit bereits fünf Jahre nach Entstehen der katholischen Grundschulen, habe sich der Gründungsausschuss des Fördervereins konstituiert. Der damalige Schuldezernent des Bistums Mainz, Domdekan Dr. Hermann Berg, habe sich für einen Zusammenschluss der Elternschaft und weitgehende Mitwirkungsrechte starkgemacht. Die Schuldezernentin dankte besonders dem derzeitigen Vorsitzenden des Fördervereins, Jürgen Titze, sowie seiner Vorgängerin Waltraut Edelmann. Sie schied im Juni dieses Jahres nach 20-jähriger Tätigkeit aus dem Vorstand des Fördervereins aus.

In der Predigt während des vorangegangenen Gottesdiensts in der Stephanskirche, erinnerte der Vorgänger von Dr. Pollak im Schuldezernat, Domkapitular Prälat Ernst Kalb, an die "immense Aufbauarbeit" in den ersten Jahren der Martinusschulen. Für die treue, verlässliche und hilfreiche Unterstützung durch den Förderverein damals und heute dankte Kalb. "Seit 25 Jahren steht dieser Verein unseren Martinusschulen zur Seite, sie ideell und finanziell fördernd, die Schulleitungen und den Schulträger beratend und somit den Kindern dienend, um die es letztlich geht."

Die heute rund 650 Mitglieder im Förderverein unterstützen, "was die Leistungsfähigkeit der Schulen übersteigt". So helfen die Mitglieder bei der Anschaffung von Arbeitsmaterialien und Lehrmitteln, für die der Schulträger nicht aufkommen kann. Die Elterninitiative unterstützt ebenso Schulfeste, Projektwochen und die Anschaffung neuer Bücher für die Bibliothek. Aus Beiträgen und Spenden konnte der Förderverein auch die Nachmittagsbetreuung in den Schulen An der Philippsschanze (Oberstadt) und in der Weißliliengasse (Altstadt) mitorganisieren. Kindern von einkommensschwachen Eltern ermöglicht der Verein die Teilnahme an Klassenfahrten durch Übernahme von Fahrt- und Verpflegungskosten. Derzeit werden zwei größere Projekte gefördert: die Umgestaltung des Spiel- und Schulhofs der Martinusschule in Weisenau und die Erneuerung der Schulmöbel der Martinusschule Gonsenheim.

Bns (MBN)

 

Pax Christi: Folgen des Kosovo-Kriegs diskutiert 

Mitgliederversammlung und Studientag mit Professor Buro 

Worms. Die katholische Friedenbewegung Pax Christi im Bistum Mainz hat ihren Appell an die Innenminister von Hessen und Rheinland-Pfalz bekräftigt, bei der geplanten zügigen Rückführung der bosnischen Bürgerkriegsflüchtlinge in ihre vom Krieg zerstörte Heimat, die schwierige Situation der Betroffenen zu berücksichtigen, unbillige Härten durch Zwangsabschiebungen zu vermeiden und für ein Bleiberecht für diese Menschen, die seit sechs bis neun Jahren in Deutschland lebten, einzutreten.. Bei ihrer Mitgliederversammlung, die am Wochenende in Worms stattfand, beschloss der Verband auch, dass die Pax Christi-Bistumsstelle förderndes Mitglied des Martin Luther-King-Hauses in Werdau in Sachsen wird. Dadurch solle, wie die Bistumsstelle am Montag, 23, Oktober, in Mainz mitteilte, die Bewusstseinsarbeit dieser ökumenischen Einrichtung gegen den Rechtsradikalismus gefördert werden.

Die Pax Christi-Bewegung im Bistum Mainz hat nach Angaben der Bistumsstelle zur Zeit ca. 150 Einzelmitglieder in vier Ortsgruppen (Bergstraße, Mainz, Offenbach, Worms). Wie aus den Berichten der Sprechergruppe und der Ortsgruppen hervorging, waren die Arbeitsschwerpunkte der zurückliegenden zwölf Monate die Beteiligung an der Erlassjahrkampagne zum Schuldenerlass für die ärmsten Völker und die Unterstützung der Versöhnungsarbeit in Bosnien und im Kosovo durch persönlichen Einsatz einzelner in Flüchtlingslagern und durch finanzielle Hilfen.

Der Mitgliederversammlung war ein Studientag mitProf. Dr. Andreas Buro vom "Komiteee für Grundrechte und Demokratie" zum Thema "DerKosovo-Krieg und die Folgen" vorgeschaltet. Der emeritierte Ordinarius für Internationales Recht an der Frankfurter Universität stellefest, dass durch den Amtsantritt des neuen jugoslawischen Präsidentren Kostunica sich bisher noch kein wirklicher Machtwechsel in Serbien vollzogen habe. Dieser werde sich erst in einem schwierigen Prozess abzeichnen, wenn reformorientierte Menschen an die Stelle der Gefolgsleute der alten Machthaber gerückt seien. Stabilität auf dem Balkan wird es nach Einschätzung Buros nur dann geben, wenn gegenseitige Verantwortungsstrukturen zwischen den in den in der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE) verbundenen Staaten und den Balkanstaaten geschaffen seien.

Der Kosovo-Krieg habe gezeigt, dass die Mechanismen der OSZE zur gewaltfreien Beilegung des Konflikts nicht gegriffen haben, betonte Buro. Dieser Krieg habe auch die Planung für weitere militärische Optionen der EU und der NATO in Europa vorangetrieben. Auch für die Bundesrepublik Deutschland habe sich ein Politikwechsel ergeben. Aus dem Schutz von Angriffen ideologischer Gegnerstaaten werde nun die Sicherung lebenswichtiger Interessen. Im Blick auf die Zukunft unterstrich Buro, Ziel der Friedensbemühungen müsse es sein, Jugoslawien in die internationale Staatengemeinschaft einzubinden. Es müsse das Bestreben Europas sein, ein kooperatives Klima zwischen Serbien, Montenegro und dem Kosovo zu schaffen. Dazu sollten Russland und andere GUS-Staaten miteinbezogen werden.

Pax Christi im Internet

Sk (MBN)

 

Lehmann sprach vor Unternehmern über "Globale Welt – Globale Kirche" 

Zwischen Vereinheitlichungstendenzen und kultureller Vielfalt 

Frankfurt. Angesichts der Globalisierung hat sich Bischof Dr. Karl Lehmann für eine deutliche Beachtung der Vielfalt kultureller Einflüsse in Wirtschaft und Kirche ausgesprochen. In einer Rede vor der Arbeitsgruppe Rhein-Main des Bundes Katholischer Unternehmer (BKU) am Dienstag, 24. Oktober, im Frankfurter Main-Tower sagte Lehmann, im Prozess der "unvermeidlichen Globalisierung" sollte auf regionale Errungenschaften nicht verzichtet werden. "Gerade die kontinental-europäische Sozialkultur hat in den Sozialversicherungssystemen, im Miteinander der Sozialpartner und in vielen Einrichtungen Modelle und Ressourcen, die man nicht einfach der globalen Entwicklung opfern darf", nannte der Mainzer Bischof als Beispiel. Lehmann sah in seinem Vortrag "Globale Welt – Globale Kirche" die Notwendigkeit zu Reformen des Sozialsystems, hielt aber eine klare Abgrenzung gegenüber den anglo-amerikanischen Traditionen mit weniger sozialer Absicherung für wichtig.

Die Globalisierung bezeichnete er insgesamt als ein "zutiefst zweideutiges, ambivalentes Phänomen", das weder glorifiziert noch dämonisiert werden sollte. So bringe es zwar größere Möglichkeiten etwa für Forschung, Wissenschaft und Handel. Manchen Ländern der sog. Dritten Welt eröffne die globalisierte Wirtschaft möglicherweise mehr Vorteile und Chancen als die gesamte Entwicklungshilfe. Andererseits dürften die nachteiligen Tendenzen nicht übersehen werden. "Es ist zu fragen, ob im Zusammenhang der Globalisierung nicht eine neue Ungleichheit unter den Menschen wächst und befördert wird, die mit der Personenwürde zusammenstößt." Bischof Lehmann nannte hier den teilweise radikalen Abbau von Arbeitsplätzen. Vielfach gehe hier auch ein Teil der Sinnerfüllung des Menschen verloren. Die erforderliche Mobilität könne zudem schwere Verluste für das Familien- und Gesellschaftsleben bedeuten. "An dieser Stelle muss die Kirche im Interesse der Menschen harte Fragen stellen, die der Antwort bedürfen", unterstrich Lehmann.

Der Vorsitzende des BKU im Rhein-Main-Gebiet, Theo Meinz, bezeichnete in seiner Begrüßung auch die katholische Kirche als einen "Global Player". Den Grund hierfür sah Meinz in der biblischen Weisung: "Gehet hin in alle Völker und lehret sie". In seiner Rede erklärte Bischof Lehmann vor den rund 50 Unternehmerinnen und Unternehmern: Auch die weltweit tätige katholische Kirche müsse bestrebt bleiben, die Vielfalt im eigenen Bereich schöpferisch zu wahren. Die Weltkirche werde von einem Zentrum aus geleitet. Es sei allerdings zu fragen, ob Rom angesichts der Ausdehnung des Katholizismus dabei teilweise an Grenzen gestoßen sei. In einem ständigen Prozess müsse ein Ausgleich zwischen dem Zentrum und der Peripherie gesucht werden. Während eine globalisierte Wirtschaft an einem Ausgleich wohl kein unmittelbares Interesse habe, sei die Kirche als "Gemeinschaft der Gemeinschaften" von Grund auf durch verschiedenen Sprachen und Kulturen geprägt, zeigte Lehmann als Unterschied auf.

Bund Katholischer Unternehmer im Internet

Bns (MBN)

 

Semestereröffnung in der KHG mit neuem Hochschulpfarrer Krenski 

"Studieren macht blind!" 

Mainz. Zu Beginn des Wintersemesters an der Johannes-Gutenberg-Universität in Mainz hat der neue Hochschulpfarrer Dr. Thomas Krenski die Studierenden vor einem verengten Blick auf das eigene Fachstudium gewarnt. "Studieren macht ‚blind‘", sagte er provozierend im Semestereröffnungsgottesdienst am Mittwoch, 25. Oktober, in der Katholischen Hochschulgemeinde (KHG) St. Albertus in Mainz. Wichtig sei es, "die anderen Menschen und sich selbst trotz notwendiger Sachorientierung im Studium nicht aus dem Blick zu verlieren".

In der Fülle neuer Herausforderungen und Eindrücke an der Universität könne der Versuch sich zurechtzufinden, schnell zu Desorientierung führen. "Es bleibt manchmal kaum Zeit, sich auf einen Sachverhalt oder eine Person zu konzentrieren", sagte Krenski. Der Blick für den anderen gehe dann verloren. Es bestehe ebenso die Gefahr des "einseitigen Studierens" als Gegenreaktion auf diese Flut an Neuigkeiten und Angeboten. Problematisch sei allerdings auch ein "Weitwinkel-Studium". Dies scheitere meist, weil es in Fragmente zerfällt. "Halten Sie sich selbst im Auge", forderte er schließlich die Gottesdienstteilnehmer auf. Denn auch ein "Studium ohne Selbstfindung" könne ‚blind‘ machen.

Krenski bezeichnete sich aufgrund seiner neuen Aufgabe an der KHG als "Erstsemester", der ebenfalls mit diesen Problemen konfrontiert sei. Die Hochschulgemeinde biete daher mit ihrem Programm den Uni-Neulingen ein "Wahrnehmungssemester" an. Während des Gottesdienstes wurde die wilde Flut an Informationen, Tipps und Veranstaltungen durch viele Plakate und ein Stimmengewirr von Werbeslogans symbolisiert. Die Darsteller wollten damit auffordern, darauf zu achten: "Was ist wirklich wichtig? Wo muss ich hinschauen?"

Mainzer KHG im Internet

Bns (MBN)

 

KAB-Diözesanpräses Manfred Gärtner gestorben 

Langjähriger Leiter des Referats Berufs- und Arbeitswelt 

Dieburg. Der langjährige Leiter des Referats Berufs- und Arbeitswelt im Bischöflichen Seelsorgeamt in Mainz und Diözesanpräses der Katholischen Arbeitnehmer-Bewegung (KAB) im Bistum Mainz und zugleich Pfarrer von St. Wolfgang in Dieburg, Msgr. Manfred Gärtner, ist im Alter von 57 Jahren am Samstag, 21. Oktober, nach langer Krankheit gestorben.

Manfred Gärtner wurde am 27. Oktober 1942 in Bürstadt geboren. Er war der Älteste von vier Kindern des Bäckermeisters Josef Gärtner und seiner Frau Elisabeth. Nach Abschluss seines Theologiestudiums wurde er am 30. Juli 1967 durch Bischof Hermann Volk in Mainz zum Priester geweiht. Sein seelsorgliches Wirken begann Gärtner 1968 als Kaplan in Steinheim-St. Nikolaus. 1970 wurde er als Religionslehrer an die Berufsschule Dieburg berufen und hier zum Studienrat, später Oberstudienrat, ernannt. 1977 übertrug ihm Kardinal Volk die Leitung der Pfarrgemeinde St. Wolfgang in Dieburg. Daneben nahm er seit 1973 auch die Aufgabe des Diözesanpräses der KAB wahr. Hinzu kam 1978 die Leitung des Referats "Berufs- und Arbeitswelt", das die Bereiche "Arbeitswelt und Wirtschaft", "Arbeitnehmerseelsorge" und "Betriebsseelsorge" umfasste.

Anlässlich eines Doppeljubiläums – 25 Jahre Diözesanpräses der KAB und 20 Jahre Leiter des Referats Berufs- und Arbeitswelt - hatte die KAB für den 1. September 1998 einen Empfang zu Ehren ihres Präses vorbereitet. Diese Feier musste Gärtner jedoch aus gesundheitlichen Gründen absagen. Bischof Dr. Karl Lehmann würdigte aus Anlass des Jubiläums die Verdienste Gärtners im Spannungsfeld von Kirche und Arbeitswelt. In beiden Funktionen, als Diözesanpräses und Diözesanreferent, sei er für viele Menschen zu einem verlässlichen Gewährsmann der Anliegen und Nöte der Menschen aus der Berufs- und Arbeitswelt geworden. Er sei leidenschaftlich Seelsorger und habe sich deshalb der Sorgen der Menschen angenommen.

Lehmann lobte Gärtner als einen Religionslehrer und Seelsorger von sensibler Wahrnehmungsfähigkeit, der oft verborgene Ängste und Nöte aufspüren und vor allem die Menschen bodennah und verständnisvoll begleiten könne. Dies gelte für alle Lebenslagen, Lebensalter und Situationen. In dieser Perspektive haben sich die Aufgabe des Pfarrers in Dieburg-St. Wolfgang und die Sorge um die Menschen in der Berufs- und Arbeitswelt, wie Bischof Lehmann unterstrich, "in selten guter Weise ergänzt und befruchtet". Dabei habe Gärtner viele Gesprächsbande zwischen Unternehmern und Arbeitnehmern, Arbeitsbesitzenden und Arbeitslosen, Arbeitswelt und Kirchen, geknüpft. Gärtner sei immer ein "Mann der Basis" gewesen und habe viele Sorgen der Menschen aufgegriffen und sich zu ihrem Sprecher gemacht. Dies habe er immer wieder unerschrocken und objektiv, mutig und leidenschaftlich getan und dadurch ein großes Vertrauen gefunden.

Im Jahre 1998 gab die KAB aus Anlass des Jubiläums eine kleine Festschrift heraus, in der die KAB-Diözesanvorsitzende Elisabeth Hengster, Niddatal, das facettenreiche Wirken des Diözesanpräses in den verschiedenen Wirkungsfeldern zusammenfasste. Mit großem Engagement und unermüdlicher Ausdauer hat Pfarrer Gärtner bis zuletzt um den Erhalt der Sonn- und Feiertage als arbeitsfreien Tagen gekämpft. Zu seinen großen Anliegen gehörten auch die Hilfe für Arbeitslose, sein Einsatz für menschliche Würde am Arbeitsplatz und der Kampf für soziale Gerechtigkeit nicht nur in Deutschland und Europa, sondern auch in den Ländern der so genannten "Dritten Welt". In seinen "Perspektiven für die Arbeit der KAB" schrieb Gärtner 1992: "Wir Christen haben eine klare Option für die Armen unserer Welt zu fällen. Wer sich mit offenen Augen in der einen Menschheit umsieht, wird eine lange Liste von alten und neuen Armen finden: die armen Völker, auf deren Rücken wir immer reicher werden, die Angehörigen der nächsten Generation, deren Lebenschancen wir heute konsumieren, die Arbeitslosen, die durch Rassismus und Ausländerfeindlichkeit Benachteiligten, die Leistungsschwachen, die von der Gesellschaft ausgegrenzt werden." Für diese Gruppen setzte sich Manfred Gärtner bevorzugt ein. Darüber hinaus suchte er in Predigten, Vorträgen, Besinnungstagen und Einkehrtagen die christlichen Arbeitnehmer zu stärken, dass sie nicht nur in Familie und Freizeit, sondern auch in ihrem Beruf ihren Glauben glaubwürdig leben und bezeugen konnten. Diesem Ziel dienten auch eine Reihe von Wallfahrten, z.B. ins Heilige Land, und Freizeiten im Bereich des Bistums wie auch in Österreich oder Oberitalien.

Bleibende Denkmäler des Wirkens von Manfred Gärtner werden u.a. das KAB-Zentrum im Alten Pfarrhaus Wickstadt, das "Gelbe Haus" für benachteiligte Jugendliche in Offenbach und das "Ketteler Cardijn-Werk" gegen Arbeitslosigkeit in Griesheim und Rüsselsheim sein. In seiner gewaltigen Schaffenskraft gründete Gärtner in Miguel Couto in der Nähe von Rio de Janeiro auf einem Bauernhof ein Zentrum für Straßenkinder und heimatlose Jugendliche, denen er Heimat gab und ihnen verschiedene Ausbildungswege ermöglichte. Dazu sammelte er mit großem Elan Spenden, deren spektakulärste im August 1998 durch ein Benefiz-Spiel der Fußball-Bundesligamannschaft von 1860 München in Dieburg zu Stande kam. Dieses Werk der Nächstenliebe und sozialen Gerechtigkeit in Brasilien hat Gärtner in den letzten Jahren durch die Gründung einer Stiftung langfristig über seinen Tod hinaus gesichert.

Manfred Gärtner war nicht nur ein mitreißender "Schaffer", der viele für ein soziales und gesellschaftliches Engagement begeistern und mitreißen konnte, sondern auch ein Mensch, der viel Ermutigung und Lebensfreude ausgestrahlt hat. So hinterlässt er eine große Lücke in seiner Pfarrei und im ganzen Bistum. Die vielen, denen er ein hochgeschätzter Wegbegleiter war, werden um ihn trauern, aber seine Anliegen lebendig halten.

Das Requiem für den Verstorbenen findet am Montag, 30. Oktober, um 11.00 Uhr, in der Pfarrkirche St. Wolfgang in Dieburg statt. Anschließend wird der Verstorbene auf dem Friedhof in Dieburg beigesetzt.

Sk (MBN)

 

Gießener Dekan Ruhl nach schwerer Krankheit gestorben 

Requiem und Beerdigung in seiner Heimatgemeinde Heidesheim 

Heidesheim/Gießen. Wenige Tage vor Vollendung seines 60. Lebensjahres ist am Dienstag, 17. Oktober, der Dekan des Dekanates Gießen, Pfarrer Werner Ruhl, nach langer schwerer Krankheit gestorben. Nach dem plötzlichen Tod des Dekans des Dekanates Bergstraße-Ost, Pfarrer Gottfried Nolde, Neckarsteinach, ist Ruhl der zweite Dekan im Bistum Mainz, der in diesem Jahr aus dem aktiven Dienst von Gott heimgerufen wurde.

Werner Ruhl wurde am 26. Oktober 1940 in Heidesheim geboren. Nach Abschluss seines Theologiestudiums in Mainz und Innsbruck wurde er am 25. Juli 1965 in Mainz durch Bischof Dr. Hermann Volk zum Priester geweiht. Nach Kaplansjahren in Heppenheim-St. Peter (1966-1971) und Butzbach in der Wetterau, wurde Ruhl im Sommer 1972 mit der Leitung der Pfarrgemeinde Butzbach-St. Gottfried beauftragt. 1990 wurde er Pfarrer von Gießen-St. Albertus, mit fast 8.000 Katholiken einer der größten Pfarreien im Bistum, und 1994 zum Dekan des Dekanates Gießen gewählt.

Dekan Ruhl wirkte als Seelsorger aus einer tiefen Frömmigkeit und Spiritualität. Die Feier der Liturgie war für ihn Mitte und Höhepunkt des Gemeindelebens. Darüber hinaus kennzeichneten ihn großer Fleiß und eine unermüdliche Einsatzbereitschaft. 1989 war er auch zum Stellvertretenden Dekan des Dekanates Wetterau-West gewählt worden. Über zwei Amtsperioden arbeitete er im Diözesan-Pastoralrat im Bistum Mainz mit.

Seinen Einsatz würdigte Generalvikar Dr. Werner Guballa in einem Nachruf mit den Worten: "Hinter seinen Verpflichtungen, die Werner Ruhl mit seinem Dienst als Pfarrer und Dekan übernommen hatte, mussten alle anderen zurückstehen. Keine Arbeit war ihm zu viel. Seine Kräfte forderte er bis aufs Äußerste heraus." Dekan Ruhl wurzelte fest in der Tradition der Kirche, war aber offen für Reformen und neue Wege in der Pastoral. Vor allem die Wiedervereinigung der getrennten Christen war ihm ein Herzensanliegen. So setzte er sich für eine enge ökumenische Zusammenarbeit in den Gemeinden der Stadt und im Dekanat ein. Auf Bistumsebene arbeitete er sehr engagiert im Sachausschuss Ökumene der Diözesanversammlung mit.

Für den Verstorbenen wird am Tag seines 60. Geburtstags, 26. Oktober, um 11.00 Uhr, ein Requiem in seiner Heimatgemeinde Heidesheim gefeiert. Im Anschluss an den Gottesdienst in der Pfarrkirche ist um 13.00 Uhr die Beisetzung auf dem Heidesheimer Friedhof. Das Requiem in der Pfarrei Gießen-St. Albertus findet am Dienstag, 24. Oktober, um 18.00 Uhr, statt.

Sk (MBN)

 

Karl Lehmanns neues Buch in Frankfurt vorgestellt 

"Es ist Zeit, an Gott zu denken": Gespräche mit SWR-Journalist Jürgen Hoeren 

Frankfurt/Mainz. Offen und unabgeschlossen: bewusst wollte Bischof Karl Lehmann in seinem neuen Buch "Es ist Zeit, an Gott zu denken" keine fix und fertigen Antworten auf gesellschaftliche, politische und kirchliche Fragen und Probleme geben. "Es bot die Chance, einmal ausführlich über Dinge zu sprechen, die sonst gar nicht diskutiert werden oder viel zu kurz kommen", erklärte Lehmann bei der Präsentation des Taschenbuchs am Mittwoch, 18. Oktober, am Stand des Herder-Verlags auf der Frankfurter Buchmesse. Auf 196 Seiten bezieht der Mainzer Bischof und Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz Stellung etwa zur Schwangerenberatung, zur Zukunft der Kirche und zum Zölibat. Der Buchtitel richte sich vor allem an ihn selbst, bekannte Lehmann. Der übervolle Terminkalender gehe viel zu oft zu Lasten religiöser Besinnung.

"Es ist Zeit, an Gott zu denken" gibt ein mehrstündiges Gespräch wieder, das Lehmann mit dem SWR-Journalisten Jürgen Hoeren, Baden-Baden, führte. Ein Werkstattbuch in Interviewform, das den Bischof auch persönlich skizziert. Offen spricht Lehmann über seine eigene Gotteserfahrung, aber auch über seine Enttäuschung nach dem Nein aus Rom zum Verbleib in der staatlichen Schwangerschaftskonfliktberatung.

Vordenken, Weiterdenken, Querdenken: solche Möglichkeiten eröffnet das Interviewbuch. Sie begeistern Lehmann. So könnte er sich vorstellen, grundlegende Fragen der Weltkirche im Rahmen eines neuen Vatikanischen Konzils oder einer Synode zu debattieren: "Auf der einen Seite sollte man ganz offen über den Priestermangel in der Welt reden und Wege suchen, das zu beseitigen... Man sollte auch die Frage nach dem Diakonat der Frau auf dieser Ebene behandeln. Man sollte auch, was die Substanz der Glaubensverkündigung betrifft, die grundlegende Notwendigkeit, ganz anders mit der Gottesfrage umzugehen, in die Mitte stellen. Möglicherweise wären auch die Bischofsernennungen ein Thema." Schade sei nur, bedauerte Lehmann auf der Buchmesse, wenn aus solchen Überlegungen falsche Sensationsschlagzeilen gemacht werden wie "Lehmann fordert Drittes Vatikanisches Konzil!". Nein, er habe nicht gefordert, sondern angedacht.

Auch zu spezifisch deutschen Themen äußert sich Lehmann: Gleichgeschlechtliche Partnerschaften, Kirchensteuern und Entschädigung für NS-Zwangsarbeiter. Ebenso beschäftigen ihn die Folgen der CDU-Spendenaffäre und das neue Verhältnis zur Union nach der Ära Kohl. Enorme Herausforderungen sieht der Bischof, "wenn immer weniger Menschen in diesem Land, vor allem im Osten, getauft werden". Von neuen "missionarischen Aufbrüchen" spricht Lehmann hierbei während der Buchvorstellung. Eine gemeinsame Aufgabe für deutsche Bistümer und die Weltkirche, für Katholiken und Protestanten. Zum Verhältnis der christlichen Kirchen sagte Lehmann in Frankfurt: "Es ist wichtig, die gemeinsamen Wurzeln darzustellen". Der ökumenische Dialog dürfe aber nicht das Besondere des eigenen Glaubens wegwischen. "Es ist an der Zeit, das eigene Bekenntnis laut und deutlich zu sagen, wenn klar bleibt, dass religiöse Toleranz die Basis ist."

Hinweis: Karl Lehmann, Es ist Zeit, an Gott zu denken, herausgegeben von Jürgen Hoeren, Herder spektrum Band 5054, Verlag Herder Freiburg 2000, ISBN 3-451-05054-4, 196 Seiten, DM 17,80.

Bns (MBN)

 

24-bändige Gesamtausgabe über Edith Stein soll bis 2006 komplett sein 

Hinter der Märtyrerin die Philosophin vergessen 

Frankfurt. Das philosophische Schaffen von Edith Stein (1891-1942) und ihre Bedeutung für die Frauenbewegung des vergangenen Jahrhunderts stehen im Zentrum der auf insgesamt 24 Bände angelegten "Edith-Stein-Gesamtausgabe" des Edith-Stein-Instituts Würzburg. Die ersten Bände der im Herder-Verlag erschienenen Gesamtausgabe wurden am Mittwoch, 18. Oktober, auf der Frankfurter Buchmesse vorgestellt. Bischof Prof. Dr. Karl Lehmann würdigte dabei die 1998 von Papst Johannes Paul II. heilig gesprochene Karmelitin als eine der bedeutendsten Frauen des 20. Jahrhunderts. "Hinter der Märtyrerin von Auschwitz ist die Philosophin vergessen gegangenen", sagte Lehmann. Die Gesamtausgabe über Edith Stein will das ändern. Die Reihe soll bis 2006 vollständig sein.

Die jetzt erschienenen Teilbände "Selbstbildnis in Briefen" (Teile I und II) enthalten mehrere hundert Briefe sowie Dokumente aus der Studienzeit und Lehrtätigkeit (1916-1933) sowie aus der Klosterzeit, der Verfolgung und Deportation ins Konzentrationslager (1933-1942). Der Band "Die Frau – Reflexionen und Fragestellungen" umfasst Vorträge zur Leiblichkeit der Frau, Mutterschaft und Sexualität, in denen sie die Themen philosophisch, pädagogisch und theologisch entfaltet. Edith Stein war nach Abschluss ihrer Doktorarbeit von 1916 bis 1918 als wissenschaftliche Assistentin bei dem Philosophen Edmund Husserl in Freiburg tätig. Vergeblich hatte sie danach versucht, sich zu habilitieren und arbeitete schließlich als Lehrerin in Speyer (1923-1931) und als Dozentin am Deutschen Institut für wissenschaftliche Pädagogik in Münster (1932/33). Die 1921 zum katholischen Glauben übergetretene Jüdin trat 1933 in den Kölner Karmel ein. Bis zu ihrer Verhaftung und Ermordung 1942 entstanden die Werke "Endliches und ewiges Sein" und "Kreuzeswissenschaft".

Stein setzte beim Preußischen Kultusministerium erfolgreich das Habilitationsrecht für Frauen durch. Dennoch scheiterte sie an ihrem Doktorvater Husserl. Er habe ihrer Arbeit größte Anerkennung gezollt. "Auf einem wissenschaftlichen Lehrstuhl konnte er sich eine Frau allerdings nicht vorstellen", erläuterte die wissenschaftliche Betreuerin der Gesamtausgabe, Prof. Dr. Barbara Gerl-Falkovitz, Dresden, zur Biographie. Ende der zwanziger Jahre verhinderte zudem die jüdische Abstammung endgültig eine wissenschaftlichen Karriere. 1933 entzogen die Nazis ihr die Lehrerlaubnis.

Wie einige ihrer philosophischen Werke, so seien auch ihre Beiträge zur Frauenbewegung lange weitgehend unbekannt geblieben. "Anders als dem Feminismus ging es Edith Stein um die juristische Gleichberechtigung der Frauen", sieht Gerl-Falkovitz als einen möglichen Grund. Sie habe sich für die Öffnung aller Berufe für Frauen und den Frauendiakonat eingesetzt, ergänzte Bischof Lehmann bei der Buchvorstellung. Es sei gut, dass der großen Aufmerksamkeit für Edith Stein nach deren Heiligsprechung mit der Gesamtausgabe nun ein aktuelles wissenschaftliche Werk beigegeben werden kann. Lehmann: "Gerade in unseren Tagen, in denen die Menschenwürde und das Andenken nicht zuletzt auch des Schicksals jüdischer Bürgerinnen und Bürger geschändet werden, ist diese Gesamtausgabe nicht nur ein Zeichen großen Mutes, sondern auch ein Stück Wiedergutmachung und hoffentlich auch ein Zeichen für eine tiefere Zuwendung zum Denken dieser großen Frau".

Hinweis: Edith Stein, Selbstbildnis in Briefen I (1916-1933), Edith Stein-Gesamtausgabe Band 2, 352 Seiten, DM 66,-; Selbstbildnis in Briefen II (1933-1942), Gesamtausgabe Band 3, 432 Seiten, DM 66,-; Die Frau – Reflexionen und Fragestellungen, Gesamtausgabe Band 13, 288 Seiten, DM 58,-; alle Bände herausgegeben vom Internationalen Edith-Stein-Institut und neu bearbeitet von Maria Amata Neyer, Verlag Herder Freiburg 2000.

Bns (MBN)

 

Bistumsjahrbuch: "Flehlappe, Käsbrot und Batzekuche" 

Neuerscheinung informiert über Wallfahrten und Andachtsstätten in Mainz 

Mainz. Wallfahrten haben in den vergangenen Jahren einen unerwarteten Aufschwung genommen. Dies belegt auf überzeugende Weise auch ein soeben erschienenes Buch über Wallfahrten und Andachtsstätten in der Stadt Mainz. Unter dem Titel "Flehlappe, Käsbrot und Batzekuche" beschreiben Christof Feußner und Anja Schneider die Vielgestaltigkeit und Farbigkeit des Wallfahrtswesens in der Bischofsstadt in Geschichte und Gegenwart. Der volkstümliche Titel des Buches, der die Knieschoner bei bestimmten Wallfahrten und das leibliche Wohl der Pilger im Auge hat, will als Hinweis darauf verstanden werden, dass Wallfahren immer das Unterwegssein des ganzen Menschen mit Leib und Seele bedeutet.

In einer geistlichen Hinführung zum Sinn des Wallfahrens schreibt der Direktor der Martinus-Bibliothek im Bischöflichen Priesterseminar in Mainz, Dr. Helmut Hinkel, unter dem Titel "Wege und Orte des Glaubens." In Gemeinschaft unternommen, wird die Wallfahrt zu einem Bild des Volkes Gottes auf dem Weg zu seiner endgültigen Bestimmung. Zum konkreten Inhalt des Buches stellt er fest, das Wallfahrtswesen in Mainz kranke seit Jahrhunderten an der Tatsache, dass ein Gnadenbild oder ein Heiligengrab "mit Fernwirkung" fehle. In der Barockzeit sei Walldürn, das damals im Erzstift Mainz lag, die eigentliche "Hauswallfahrt" gewesen. Heute seien im näheren Umfeld von Mainz Marienthal im Rheingau und der Rochusberg in Rheinhessen die zentralen Gnadenstätten. In der Stadt Mainz selbst gebe es jedoch eine Fülle sichtbarer und greifbarer Orte vertiefter Glaubens- und Gemeinschaftserfahrungen durch Prozessionen und Wallfahrten.

Die Herausgeberin des Buches, Dr. Barbara Nichtweiß, räumt in der Einführung ein, dass andere Bischofskirchen wie die von Aachen, Köln, Trier oder Fulda als Grabkirchen bedeutender Heiliger oder als Gotteshäuser mit besonderen Reliquien bis heute große Pilgerscharen von nah und fern anziehen. In Mainz hingegen suche man vergeblich nach Vergleichbarem, ungeachtet seines bedeutenden romanischen Domes und etlicher Bischofs- und Heiligengestalten wie Bonifatius, Lullus, Hrabanus Maurus, Willigis und Bardo, "die die Geschicke Mitteleuropas geprägt haben". Dieser erste Eindruck ändere sich jedoch mit einem Blick aus der Nähe: "Je mehr man sich mit den Details gelebter Volksfrömmigkeit vor Ort beschäftigt, desto stärker tritt Mainz als eine Stadtlandschaft hervor, die auch durch eine Vielzahl kleinerer Wallfahrtsstätten und –traditionen mitgeprägt war und ist".

Die Autoren hatten nicht die Absicht, ein Bild der gesamten Wallfahrtsgeschichte der Stadt Mainz zu zeichnen. Es wurde nur berücksichtigt, was noch heute an besonderen Andachtsstätten in Mainz lebendig ist. Nichtweiß verweist darauf, dass die unmittelbare Wirkungsgeschichte der Reform des Zweiten Vatikanischen Konzils eine ambivalente Rolle gespielt habe. Auf der einen Seite lenkten mehrere Konzilsdokumente wieder verstärkt die Aufmerksamkeit auf den Pilgerstatus von Kirche und Christsein und legten auch damit theologisch wichtige Grundlagen für den gegenwärtigen Aufschwung des Wallfahrtswesens. Auf der anderen Seite gerieten durch die liturgischen Reformbemühungen traditionelle Frömmigkeitsformen wie die Wallfahrten aus dem Blick. Dies hatte für einige Mainzer Wallfahrtstermine zur Folge, dass neben den Prozessionselementen auch Bläser-und Chormusik, Festpredigten, besondere Segnungen, das Einholen der Pilger unter Glockengeläut und zusätzliche Segensandachten vielfach verschwanden und die Wallfahrt auf eine Eucharistiefeier reduziert wurde.

Im Mainzer Regionalteil des Kirchengesangbuches "Gotteslob" werden nur noch vier Wallfahrten für das Gebiet Mainz-Stadt angeführt: die Vierzehn-Nothelfer-Wallfahrt in Gonsenheim, die Marien-Wallfahrt in Marienborn, die Judas Thaddäus-Wallfahrt in St. Quintin und die Valentinus-Wallfahrt in der Karmeliterkirche. Demgegenüber betont Nichtweiß, dass hinsichtlich der Wallfahrten gegenwärtig keineswegs einen Anlass zur Resignation gebe. Zwar gehen die Zahlen der Gottesdienstbesucher stetig zurück. Zugleich erlebt aber das Wallfahrtswesen eine eindrucksvolle Renaissance. Der offizielle Veranstaltungskalender des Bistums Mainz im Heiligen Jahr 2000 weist insgesamt nicht weniger als 65 größere Wallfahrten, vor allem im Gebiet der Diözese Mainz, aus. Dabei sind viele lokale Wallfahrten, die sich großer Beliebtheit erfreuen, nicht einmal aufgeführt.

Der Theologe und Historiker Feußner beschreibt in vier Kapiteln mit Sorgfalt und Liebe zum Detail die Mainzer Christuswallfahrten, Marienwallfahrten und Heiligenwallfahrten sowie Wallfahrten zu den Gräbern verehrter Persönlichkeiten. Die Mitautorin Anja Schneider, journalistische Mitarbeiterin in den Abteilungen Öffentlichkeitsarbeit und Publikationen des Bischöflichen Ordinariates, steuert dem einige Kapitel bei. Zu den Christuswallfahrten gehören die zum Heiligsten Herzen Jesu in St. Peter und die zum Heiligen Kreuz in Mombach. Die Marienverehrung findet ihren Ausdruck in den Wallfahrten zur Schmerzensmutter in St. Quintin und zu Maria der "Trösterin der Betrübten" in Marienborn.

Die Reihe der Heiligenwallfahrten in Mainz umfasst die Wallfahrt zur hl. Theresia vom Kinde Jesu und zum hl. Valentinus – beide in der Karmeliterkirche - , die zum hl. Judas Thaddäus in St. Quintin, die zur hl. Rita von Cascia in St. Joseph und die Wallfahrt zu den Vierzehn Nothelfern in Gonsenheim. Hinzu kommen die Wallfahrt zum hl. Rochus im rechtsrheinischen Mainz-Kastel und die wiederbelebte "Käsbrot-Wallfahrt" von Mainz-Finthen nach Heidesheim, bei der nach alter Tradition Brot und Käse gesegnet werden. Bei den Wallfahrten zu den Gräbern verehrter Persönlichkeiten steht der Sozialpfarrer Franz Adam Landvogt (1889-1953), der in St. Peter begraben liegt, an erster Stelle. Neben dem Grab Bischof Kettelers im Dom gehört seine letzte Ruhestätte zu den meistbesuchten Gräbern in Mainz. Das Buch schließt mit einer Zusammenfassung von "abgegangenen" Wallfahrten, die aus unterschiedlichen Gründen irgendwann aufgehört haben. Die Neuerscheinung bietet viele interessante Informationen über die Bischofsstadt Mainz. Vielleicht ist das Buch darüber hinaus eine Anregung für andere Städte und Gemeinden, sich auf die eigenen Wallfahrtstraditionen zu besinnen.

Hinweis: Christof Feußner/Anja Schneider. Flehlappe, Käsbrot und Batzekuche. Wallfahrten und Andachtsstätten in der Stadt Mainz. Hrsg. von Dr. Barbara Nichtweiß in der Reihe "Neues Jahrbuch für das Bistum Mainz. Beiträge zur Zeit- und Kulturgeschichte der Diözese." Sonderband 2000, Mainz 2000, Redaktion Dr. Barbara Nichtweiß, Susanne Metzger-Rehn, Anja Schneider. Broschiert mit 50 farbigen Abbildungen, 152 Seiten, DM 15,-.

Inhaltsverzeichnis / Online-Bestellung

Sk (MBN)

 

Vorschau 

Mainzer Kinder- und Jugendbuchausstellung (5.-11. November) 

Schmökerwoche mit Buchvorstellungen und Lesungen 

Mainz. Im Rahmen der diesjährigen "Schmökerwoche" veranstaltet die Bücherei am Dom in Mainz in der Zeit vom Sonntag, 5. bis Sonntag 12. November 2000 die "Mainzer Kinder- und Jugendbuchausstellung" im Haus am Dom (Liebfrauenplatz 8). Wie Diplom-Bibliothekarin Isolde Breuckmann dazu mitteilt, wurde auch in diesem Herbst zusammengetragen, was in deutschsprachigen Verlagen an Büchern für Zwei- bis Vierzehnjährige erschienen ist. Die Gesamtzahl der Bücher liege bei ca. 500. Die Schmökerwoche wird seit 13 Jahren veranstaltet.

In einer Sonderausstellung hat die Bücherei am Dom zusätzlich 50 preisgekrönte Bücher aus 50 Jahren ausgewählt. Sie seien "Kinder ihrer Zeit" und haben "doch die Jahre überdauert", unterstreicht Breuckmann.

Zur Ausstellung gibt es Begleitveranstaltungen im Bildungszentrum Erbacher Hof. So kommentieren Birgit Karn und vier Mainzer Gymnasiastinnen am Montag, 6. November, um 9.30 Uhr, und am Dienstag, 7. November, im Haus am Dom ausgewählte Kinderbücher. Die im Rahmen der Ausstellung angebotenen Vorlesestunden für Schulklassen und Kindergartengruppen sind, wie Breuckmann mitteilte, bereits ausgebucht.

Im Literatur-Bistro werden am Montag, 6. November, ab 19.00 Uhr, im Erbacher Hof literarische Neuerscheinungen mit musikalischem Rahmenprogramm vorgestellt. Der Eintritt kostet DM 10,-.-

Eine "Spätlese" bringt am Mittwoch, 8. November (Beginn 19.30 Uhr), im Erbacher Hof eine Neuaufführung von "Mainzer Texten". Sie ist eine "literarische Zeitreise mit Texten über Mainz und von Mainzer Autoren. Die Reise geht, wie es in der Ankündigung heißt, in einem fiktiven Weinlokal von Johannes Gutenbergs epochaler Erfindung bis hin zu eindringlichen Zeugnissen der Zerstörung von Mainz im Zweiten Weltkrieg. Vorgestellt werden u.a. Texte von Hedwig Witte, Hanns Dieter Hüsch und Hanns-Josef Ortheil. Veranstalter sind die Stadt Mainz, die Stiftung Lesen, der Erbacher Hof und die Bücherei am Dom.

Hinweis: Karten zum Preis von DM 15,- (ermäßigt DM 6,-) für die "Spätlese" können telefonisch bestellt werden bei der Bücherei am Dom. Telefon 06131 / 253 292 

Mehr über Schmökerwoche

Sk (MBN)

 

Morgenlob und Abendlob mit der Gemeinde feiern (8. November) 

Studientag der Fachakademie mit dem Liturgiewissenschaftler Paul Ringseisen 

Mainz. Die Fachakademie zur Ausbildung von Gemeindereferent/inn/en in Mainz, veranstaltet am Mittwoch, 8. November, einen Studientag zum Thema "Morgenlob und Abendlob mit der Gemeinde feiern". Die Leitung hat Pfarrer Dr. Franz-Rudolf Weinert, Dozent für Pastoralliturgik am Mainzer Priesterseminar. Der Studientag findet von 12.15 bis 21.00 Uhr in der Fachakademie (Römerwall 67) statt. Als Teilnehmer sind zu dem Studientag eingeladen: die Studierenden der Fachakademie am Römerwall, die Pastoralassistent/inn/en und Kapläne aus dem Pastoralkurs 1998/99, die Teilnehmer des Pastoralkurses für den Ständigen Diakonat, Studierende der Katholischen Fachhochschule Mainz und Studierende aus dem Mainzer Priesterseminar.

Hauptreferent des Tages ist der Liturgiewissenschaftler Pfarrer Paul Ringseisen, Freising, Referent für Theologie und Liturgie im Kardinal Döpfner-Haus, Bildungszentrum der Erzdiözese München und Freising. Er hat sich seit Jahrzehnten mit dem kirchlichen Stundengebet ("Tagzeitenliturgie") befasst. Als Frucht seiner Arbeit hat er unlängst mit einer Gruppe von Theologen und Musikern eine Arbeitshilfe für die Feier der Tagzeitenliturgie herausgegeben. Ringseisen wird, wie Weinert ankündigt, die geschichtliche, theologische und spirituelle Dimension der Tagzeitenliturgie erschließen, vor allem aber auch Anregungen für die Praxis geben, um mit den Menschen von heute in angemessener Weise das Morgenlob und Abendlob zu feiern.

Der Studientag beginnt mit dem Mittagsgebet um 12.15 Uhr und endet um 21.00 Uhr mit dem gefeierten Abendlob. Wichtig sei der gemeinsame Prozess dieses Tages, der mit Gebet beginnt und mit Gebet endet, unterstreicht Weinert.

SK (MBN)

 

Vernissage zur Ausstellung "Lebensfarben" in der KHG (29.10.) 

Mainz. Unter dem Titel "Lebensfarben" zeigt die Katholische Hochschulgemeinde (KHG) St. Albertus in Mainz Acrylmalereien, Zeichnungen und Fotografien der Künstlerin Andrea Karsch (22). Die Ausstellung wird am Sonntag, 29. Oktober, in der Mensa der KHG mit einer Vernissage eröffnet. "Bilder, die von sehr verschiedenen Farben und Zwischentönen des Lebens erzählen", heißt es in der Einladung. Unruhe, Bewegung und Spannung ziehe sich wie ein roter Faden durch die Ausstellungsobjekte. Andrea Karsch studiert Sozialpädagogik an der Katholischen Fachhochschule in Mainz und engagiert sich in der Hochschulgemeinde. Die Bilder sind bis 19. Dezember in der KHG-Mensa zu sehen. 

Mainzer KHG im Internet

Bns (MBN)