Mainzer Bistumsnachrichten Nr. 38

24. Oktober 2001

Datum:
Mi. 24. Okt. 2001
Von:
MBN

Bischöfliche Pressestelle Mainz, Leiter: Jürgen Strickstrock, Bischofsplatz 2, 55116 Mainz 
Postanschrift: Postfach 1560, 55005 Mainz, Tel. 06131/253-128 oder 129, Fax 06131/253-402. E-Mail: pressestelle@bistum-mainz.de

Bericht 

  • Kirchen "zentraler Partner" beim Erhalt des Weltkulturerbes 
  • Generalvikar beauftragte 35 Frauen und Männer mit Dienst der Gemeindeberatung 
  • Kirchliche Stiftung unterstützt die Diözese Mpika in Sambia 
  • Vorträge zur Ausstellung über das frühe Christentum im Haus am Dom 
  • Christoph Markschies über Christentum und Pluralismus in Antike und Gegenwart

Vorschau 

  • Porträt der Mainzer Dommusik in SWR 2 (26. Oktober) 
  • Präsentation einer Festschrift für Irene Willig (27. Oktober) 
  • Kirchenspaltung in der Ehe oder Brücke zwischen den Kirchen? (17. November)
Bericht 

Kirchen "zentraler Partner" beim Erhalt des Weltkulturerbes 

Hofmann-Göttig und Droste-Hülshoff informierten über das UNESCO-Welterbe Mittelrhein 

Bingen. Für die Bewahrung des Weltkulturerbes spielen die Kirchen und Religionsgemeinschaften weltweit eine besonders wichtige Rolle. Dies wird auch am Weltkulturerbe Mittelrhein deutlich, wie UNESCO-Berater Dr. Bernd von Droste zu Hülshoff, Paris, am Dienstag, 23. Oktober, vor Vertretern der katholischen und evangelischen Kirchengemeinden am oberen Mittelrhein in Bingen darlegte. Die Gemeinden gehören zu den Bistümern Trier, Limburg und Mainz bzw. zur Evangelischen Kirche im Rheinland.

Zu dem Treffen hatten der Leiter des Katholischen Büros Mainz, Ordinariatsdirektor Bernhard Nacke, und der Leiter des Evangelischen Büros am Sitz der Landesregierung in Mainz, Dr. Jochen Buchter, Pfarrer sowie Vertreter der Pfarrgemeinderäte und Kirchenvorstände in das Hildegard-Forum auf den Binger Rochusberg eingeladen. Staatssekretär Dr. Joachim Hofmann-Göttig, Regierungsbeauftragter für das Anerkennungsverfahren des UNESCO-Welterbes Mittelrheintal, bekannte im Gespräch mit den Vertretern der Pfarrgemeinden bzw. Kirchengemeinden, es sei ihm noch nie so deutlich geworden wie an diesem Abend, welche zentrale Rolle die Kirchen bei der Bewahrung des Welterbes spielen.

Die Landesregierungen von Hessen und Rheinland-Pfalz haben, wie Hofmann-Göttig berichtete, nach langen Vorgesprächen mit den betroffenen Kommunen und Bürgerinitiativen beschlossen, dass das Mittelrheintal zwischen Bingen/Rüdesheim und Koblenz das Gütesiegel der UNESCO als Welterbe erhalten solle. Der Antrag wurde am 27. Dezember 2000 im UNESCO-Sekretariat in Paris eingereicht. Zur Unterstützung des Antragsverfahrens gab es im Frühjahr dieses Jahres Anhörverfahren und öffentliche Bürgerdiskussionen. Alle Beteiligten sehen für den Antrag, wie der Staatssekretär betonte, gute Chancen, weil er nicht nur ein Einzeldenkmal oder eine Altstadt, sondern eine große Natur- und Kulturlandschaft betrifft, "die in dieser Form einzigartig in der Welt ist".

Die Einzigartigkeit der Kulturlandschaft Mittelrhein, unterstrich Droste zu Hülshoff, der Grüße des UNESCO-Genraldirektors aus Paris überbrachte, in einem DIA-Vortrag. Er erläuterte die Praxis des Welterbes im Verhältnis zu Religion, Kirche und Gläubigen. Vor allem stellten sich die Fragen, was die Gläubigen für das Welterbe tun können und ob neue Pflichten auf die Kirchen zukommen. Diese Fragen sollten an diesem Abend erörtert werden. Bisher seien diese Themen kaum diskutiert worden, obgleich die Welterbekonvention, an deren Zustandekommen Droste zu Hülshoff maßgeblich beteiligt war, im nächsten Jahr (2002) auf 30 Jahre ihrer Unterzeichnung zurückblicken könne. Dies sei erstaunlich, wenn man bedenke, dass schon allein von der Zahl her religiöse Bauten eine herausragende Rolle in der UNESCO-Welterbeliste spielen.

Nach Drostes Angaben umfasst die Weltkulturerbe-Liste der UNESCO bisher über 500 Stätten. Hiervon sei mindestens jede fünfte religiöser Natur. "Die großen Religionsgemeinschaften tragen daher einen erheblichen Teil der Verantwortung für den Erhalt des Welterbes", unterstrich er. Am stärksten vertreten sind Zeugnisse der christlichen Religionen. Jedes siebte UNESCO-Welterbegut sei ein christliches Kloster, eine Kirche oder ein Monument. Dazu führte Droste eine Reihe von Beispielen aus der christlichen, der islamischen und der buddhistischen Welt an. In Deutschland gebe es 24 Welterbegüter, die Hälfte davon sei kirchlich, stellte er fest. Die Mitwirkung der Kirchengemeinden am Weltkulturerbe Mittelrhein sei deshalb nicht marginal, sondern zentral, bekräftigte er.

Droste schilderte mitreißend das Ineinander von Natur und Kultur in dieser außergewöhnlich schönen Landschaft, deren Bauten - nicht nur die vielen romanischen und gotischen Kirchen sondern auch die Burgen und Schlösser am Rhein - meist eine kirchliche Vergangenheit haben. Der UNESCO-Vertreter verwies dazu auf eine interessante Parallele. Vor vier Wochen sei die Wachau, ebenfalls eine einzigartige Flusslandschaft, in die Welterbeliste eingeschrieben worden. Es sei nicht zufällig, dass die damit verbundenen Feiern im Benediktinerstift Göttweig begonnen und im 36 km flussabwärts gelegenen Benediktinerstift Melk beendet wurden. "Die Kirche hat eine zentrale Rolle", bekräftigte Droste und rief den Vertretern der Kirchengemeinden zu: "Von Ihnen hängt eine Menge ab. Sie müssen Ihre Rolle definieren." Für den Mittelrhein sei besonders wichtig die Assoziierung mit dem deutschen Kulturleben in Vergangenheit und Gegenwart.

Staatssekretär Hofmann-Göttig betonte, das vor vier Jahren gegründete Mittelrhein-Forum e.V., ein Zweckverband aller Kommunen und Bürgervereine, habe das Ziel, den Antrag bei der UNESCO zu unterfüttern. Es gelte, lokale Sonderinteressen und Egoismen zurückzustellen und in gemeinsamer Anstrengung zu einem "Wir-Gefühl" am Mittelrhein zu kommen. Es werde deutlich, dass von einer Weiterentwicklung der Region letztlich alle profitierten. "Wir sind dabei, die Menschen hinter dem Projekt zu versammeln", betonte er. Dazu habe es Versammlungen in allen Kommunen gegeben mit insgesamt mehr als 1400 Teilnehmern. Bisher seien jedoch überwiegend Multiplikatoren erreicht worden, die Bevölkerung insgesamt noch nicht. Deshalb sollten künftig verstärkt auch Sportvereine, Kindertagesstätten und Schulen angesprochen werden. In dem Projekt sehe er auch eine Riesenchance für die Kirchen, Menschen zu erreichen, die sich mehrere Tage in der Region aufhalten.

In der Diskussion wurde deutlich, dass von den Kirchen schon sehr viel im kulturellen Bereich geleistet wird. Nun gelte es, wie Nacke und Buchter zusammenfassten, die vorhandenen kirchlichen Attraktionen und Aktivitäten zu sammeln und in ein Gesamtkonzept zu bündeln. Von den Vertretern der Kirchengemeinden wurden Bedenken geäußert, die Gemeinden würden durch zusätzliche Aufgaben vielleicht überfordert. Diese Bedenken wurden in der Diskussion mit dem Hinweis ausgeräumt, jede Gemeinde solle nur das leisten, wozu sie personell und finanziell im Stande ist. Den Vertretern der Kirchengemeinden war es ein besonderes Anliegen, dass ihre Kirchen durch das Weltkulturerbe Mittelrheintal nicht zu Museen würden, sondern Stätten lebendigen religiösen Lebens blieben. Die Benediktinerin Philippa Rath von Eibingen-St. Hildegard verwies auf die guten Erfahrungen während des Hildegard-Jubiläumsjahres (1998). Diese könnten für das Gesamtprojekt Weltkulturerbe Mittelrheintal fruchtbar gemacht werden. Man müsse die große Chance sehen, Menschen anzusprechen, die sonst nicht erreicht werden könnten. Der Koblenzer Pfarrer Helmut Kusche berichtete über ähnlich positive Erfahrungen im Jubiläumsjahr anlässlich des 600. Geburtstages von Nikolaus von Kues.

Hofmann-Göttig betonte in seinem Schlusswort, durch die Diskussion sei deutlich geworden, welche Bedeutung die Kirchen als zentraler Partner in diesem Projekt haben. Die Teilnehmer des Treffens kamen überein, sich am 15. Januar 2002 noch einmal zu treffen und bis dahin die schon vorhandenen Initiativen und örtlichen Einzelprojekte zusammenzutragen und das weitere Vorgehen zu beraten. Dazu werden nochmals der Leiter des Katholischen Büros und der Leiter des Evangelischen Büros an einen noch festzulegenden Ort einladen. Nacke betonte abschließend, es sei an diesem Abend gelungen, den politischen Prozess schärfer wahrzunehmen und den Beitrag des Christentums zur Kultur deutlich zu machen. Es sei unstrittig, dass alle sich in irgendeiner Form in das Projekt Weltkulturerbe Mittelrheintal einbringen wollten. Über das Wie und die konkreten Schritte müsse noch weiter beraten werden. Es sollte sich keiner unter Druck gesetzt fühlen, sondern alle sollten die gegebenen Chancen sehen und im Rahmen ihre Möglichkeiten auch nutzen.

Sk (MBN)

 

Generalvikar beauftragte 35 Frauen und Männer mit Dienst der Gemeindeberatung 

Guballa: "Eigene Ressourcen vor Ort aktivieren"

Mainz. Elf Frauen und Männer aus den verschiedenen pastoralen Berufsgruppen im Bistum Mainz hat Generalvikar Prälat Dr. Werner Guballa am Montag, 22. Oktober, im Rahmen einer Feierstunde im Bildungszentrum Erbacher Hof in Mainz mit dem nebenberuflichen kirchlichen Dienst als Gemeindeberaterin bzw. Gemeindeberater beauftragt. Zugleich erneuerte er für 24 Frauen und Männer, die diesen Dienst seit vier Jahren wahrnehmen, die Beauftragung für weitere vier Jahre.

Die Beraterinnen und Berater gehören den Berufsgruppen der Pfarrer, Diakone, Pastoralreferent/inn/en, Gemeindereferent/inn/en und Katechet/inn/en an. Das Spezifische der "systemischen" Gemeindeberatung liegt darin, dass Personengruppen, die organisatorisch zusammengehören – zum Beispiel in einer Pfarrgemeinde oder einer kirchlichen Einrichtung – in einem Prozess der Veränderung und Weiterentwicklung begleitet werden, die Ziele dieses Prozesses jedoch selbst bestimmen. Dabei geht es im Unterschied zur personorientierten, z.B. psychologischen Beratung, nicht um die Veränderung von Personen, sondern um ein effizienteres Zusammenwirken.

Der Generalvikar betonte in seiner Ansprache, dass im Lauf der Beratungsprozesse die Subsysteme einer Gemeinde sehr deutlich wahrgenommen werden, wie zum Beispiel das Leitungssystem mit Pfarrer, Pfarrgemeinderat und Verwaltungsrat, die verschiedenen Ausschüsse (Ökumene, Jugend, Senioren, Gemeindecaritas usw.), Kindergarten oder Sozialstation und vieles andere, außerdem die Einbindung in die konkrete Ortsgemeinde mit ihrem politischen, wirtschaftlichen und kulturellen Leben. All dies mache deutlich, wie komplex die Wirklichkeit einer Pfarrgemeinde ist, ganz zu schweigen von der noch komplexeren Wirklichkeit des Bistums oder der Weltkirche. "Mit der Gemeindeberatung haben wir ein Instrumentarium, das uns neue Möglichkeiten eröffnet, die Situation der Kirche zu verstehen, damit umzugehen", fasste Guballa deren Bedeutung zusammen.

Den 24 bereits in der Vergangenheit tätigen Beraterinnen und Beratern dankte der Generalvikar für ihren Einsatz. In der Beratung werde schnell deutlich, "dass zunehmende Kontingenz und Komplexität auch mehr Konflikte bedingen, zugleich aber auch die entsprechenden Chancen für Klärung und Entwicklung in sich tragen". Eine Gemeindeberatung ermögliche einen gelasseneren Umgang mit dieser Komplexität innerhalb der Kirche. In einer Gesellschaft, die sich ständig weiterentwickelt und verändert, brauche die Kirche ein analytisches und hermeneutisches Instrumentarium, um ihr eigenes Handeln zu verstehen und auf Zukunft hin auszurichten, erklärte Guballa. Gemeindeberatung bedeute als Weg des Bistums eine Wende von der Defizit- zur Ressourcenorientierung, denn ein Beratungsprozess aktiviere die eigenen Ressourcen vor Ort.

Im Namen der Sprechergruppe der Diözesanen Arbeitsgemeinschaft Gemeindeberatung dankte Dr. Christian Wulf dem Generalvikar für das Vertrauen in die Arbeit der Gemeindeberaterinnen und Gemeindeberater, der sog. Steuerungsgruppe, zu der u.a. auch Seelsorgeamtsleiter Domkapitular Heinz Heckwolf und der Personaldezernent, Domkapitular Dietmar Giebelmann, gehören, für die gute Zusammenarbeit und Ordinariatsrat Johannes Smykalla für die Koordinierung der Aktivitäten. In den vergangenen vier Jahren gab es, wie Wulf feststellte, insgesamt 65 Anfragen. In über 50 Fällen kam es zu erfolgreichen Beratungsprozessen, berichtete der Generalvikar. Er wies daraufhin, dass die Gemeindeberatung "in guter biblischer Tradition" immer jeweils von zwei Personen geleistet wird.

Sk (MBN)

 

Kirchliche Stiftung unterstützt die Diözese Mpika in Sambia 

Pfarrer Holzamer will personelle und finanzielle Ressourcen langfristig sichern 

Mainz/Mpika (Sambia). Zur Unterstützung der Missionsarbeit in Sambia hat der Pfarrer von Aschbach, Unter-Schönmattenwag und Wald-Michelbach im Odenwald, Klaus Holzamer, eine Stiftung ins Leben gerufen. Sie trägt den Namen des ehemaligen Missionsbischofs Adolf Fürstenberg, der von 1959 bis 1987 die frühere Diözese Mbala leitete. Sein Nachfolger, Bischof Telesphore George Mpundu hatte 1995 den Sitz des Bistums von Mbala nach Mpika verlegt.

Pfarrer Holzamer, der selbst elf Jahre als Missionar in Sambia tätig war (1984 bis 1995), suchte nach seiner Rückkehr nach Möglichkeiten, die kirchliche Arbeit in der Diözese Mbala-Mpika weiter zu unterstützen. Unter Abwägung aller Möglichkeiten schien ihm die Gründung einer Stiftung langfristig die beste Gewähr der Förderung zu sein. Zur Unterstützung der Aktivitäten in der Diözese Mpika werden nur die Zinsen des Stiftungskapitals verwendet. Pfarrer Holzamer, der eine zeitlang auch Ökonom der Diözese Mbala-Mpika gewesen ist, arbeitete eng mit Pfarrer Thomas Matthaei zusammen. Matthaei, ebenfalls Priester des Bistums Mainz, ging 1984 zusammen mit Holzamer nach Sambia und ist jetzt Ökonom der Diözese Mpika.

Als dringendste Ziele, die verwirklicht werden sollen, benennt die Stiftung u.a. die finanzielle Absicherung der kirchlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Alter, die Förderung des Priesternachwuchses, die Unterstützung von Aktivitäten der Diözese Mpika sowie den Unterhalt zahlreicher Gebäude. Dazu gehören sechs Krankenhäuser, darunter das größte in Chilonga, 13 Missionsstationen, ein Mädcheninternat sowie ein Ausbildungszentrum für ehrenamtliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in Mpika. Die Klinik in Chilonga ist, wie Holzamer betont, für die Nordprovinz Sambias von zentraler Bedeutung.

Bischof Adolf Fürstenberg hatte in den 28 Jahren seiner Amtszeit in Mbala in der Diözese sieben Missionsstationen und vier Krankenhäuser in ländlichen Gebieten sowie eine Reihe von Schwesternkonventen und Hauswirtschaftsschulen für Mädchen ins Leben gerufen. In der Kontinuität dieser Arbeit sieht Pfarrer Holzamer auch sein jetziges Engagement von Deutschland aus. Er kündigte an, dass der Nachfolger Bischof Fürstenbergs, Bischof Mpundu, anlässlich des Weltmissionssonntags, 28. Oktober, im Rahmen eines Deutschlandbesuchs Gottesdienste in Aschbach, Unter-Schönmattenwag und Wald-Michelbach feiern und im Auftrag des Bischofs von Mainz, Kardinal Karl Lehmann, 70 Jugendlichen das Sakrament der Firmung spenden wird.

Bei der Gründung der Stiftung im Jahr 1997 wurde Pfarrer Holzamer tatkräftig vom damaligen Justitiar des Bistums Mainz, Ltd. Rechtsdirektor Heinz Brauburger, unterstützt. Zum Stiftungsvorstand gehören neben Pfarrer Holzamer der Ökonom der Weißen Väter in Köln, Pater Adolf Pottrick, und der Offizial des Bistums Mainz, Domkapitular Prälat Dr. Peter Hilger. Unterstützung für die Stiftung erfährt Pfarrer Holzamer vor allem durch seine Heimatpfarrei Heusenstamm-St. Cäcilia und die von ihm geleiteten Odenwald-Gemeinden.

Hinweis: Rückfragen zur Stiftung sind zu richten an Pfarrer Klaus Holzamer, Adam Karillon-Straße 4, in 69483 Wald-Michelbach, Telefon 06207/2246 oder im Internet: "http://www.diompika.org"

Sk (MBN)

 

Vorträge zur Ausstellung über das frühe Christentum im Haus am Dom 

Das Christentum in Konkurrenz zu anderen Religionen 

Mainz. Der christliche Glaube stand von Anfang an in der Auseinandersetzung mit anderen Religionen und Weltanschauungen. Dies belegt auch die zur Zeit im Mainzer Haus am Dom gezeigte Ausstellung "Bis an die Grenzen der Erde" über die Ausbreitung des Christentums in den ersten Jahrhunderten. Zu diesem Fragenkomplex finden in der kommenden Woche ergänzend zur Ausstellung zwei interessante Vortragsabende statt. Ihre besondere Brisanz gewinnen sie aus der aktuellen Diskussion um das Verhältnis zum Islam.

Am Montagabend, 22. Oktober, spricht um 19.00 Uhr im Haus am Dom der evangelische Theologe Prof. Dr. Christoph Markschies, Professor für Historische Theologie an der Evangelisch-Theologischen Fakultät der Universität Heidelberg, zum Thema "Christentum und Pluralismus: Beobachtungen aus der antiken Vergangenheit und der Gegenwart der Postmoderne". Markschies, der durch zahlreiche Veröffentlichungen zur Welt der Antike hervorgetreten ist, hat sich auch als Ökumeniker im evangelisch-katholischen Dialog profiliert.

Am Freitagabend, 26. Oktober, spricht um 19.00 Uhr der Kirchenhistoriker Prof. Dr. Alfons Fürst vom Seminar für Alte Kirchengeschichte am Fachbereich Katholische Theologie der Universität Münster i.W. zum Thema "Identität und Toleranz im frühen Christentum".

Sk (MBN)

 

Christoph Markschies über Christentum und Pluralismus in Antike und Gegenwart 

"Auf Einheit hin transparente Vielfalt" 

Mainz. Mit der Feststellung "Überall ist Spätantike" eröffnete der Heidelberger Theologe Prof. Dr. Christoph Markschies am Montag, 22. Oktober, seinen Vortrag "Christentum und Pluralismus: Beobachtungen aus der antiken Vergangenheit und der Gegenwart der Postmoderne" im Haus am Dom in Mainz. Der Professor für Historische Theologie an der Evangelisch-Theologischen Fakultät der Universität Heidelberg zitierte damit einen Kollegen, um deutlich zu machen, was viele Historiker heute denken: "Die gegenwärtige Situation erinnert in teils frappierender, in teils bestürzender Weise an die Spätantike, an die Zeit zwischen dem vierten und siebten Jahrhundert nach Christus."

Markschies sprach im Rahmen einer kleinen Vortragsreihe, die begleitend zur Ausstellung "Bis an die Grenzen der Erde. Die Ausbreitung des Christentums in den ersten Jahrhunderten" im Ausstellungssaal im Haus am Dom angeboten wird. Der ausgewiesene Kenner der Antike belegte seine These mit einigen Beispielen: Wie das römische Kaiserreich seit dem dritten Jahrhundert Mühe hatte, seinen Beamten und Soldaten die Pensionen zu zahlen, so habe gegenwärtig das deutsche Rentensystem Mühe, seinen Anspruchsberechtigten die zugesagten Summen auszuzahlen. Ähnlich wie an den Grenzen des römischen Kaiserreiches fremde Völkerschaften standen, z.B. Germanen, Berber und Beduinen, so stünden vor den deutschen Grenzen Menschen aus fremden Völkern, z.B. aus Kurdistan oder Rumänien, um im Schutz der deutschen Grenzen ein sicheres Leben zu führen. Auch im römischen Kaiserreich sei es zunehmend schwierig gewesen, Menschen für ehrenamtliche Gemeinschaftsaufgaben zu gewinnen, ähnlich wie heute in Deutschland. Zusammenfassend stellte er fest: "Die Spätantike und insbesondere die Epoche der Völkerwanderung waren eine Zeit umfassender sozialer, wirtschaftlicher und gesellschaftlicher Transformation, die an vielen Punkten an den gegenwärtigen umfassenden Transformationsprozess erinnert."

Die Parallelität zur Spätantike machte Markschies insbesondere am Schlüsselbegriff "Pluralismus" fest. Dieser Begriff helfe, die Antike wie auch die Gegenwart besser zu verstehen, unterstrich er. Im Blick auf die Religionen bedeute eine nichtreduzierbare Pluralität, dass die Religionen nicht mehr auf eine wahre Religion zurück geführt werden könnten. Die Pluralität als Signatur der Gegenwart stelle die Religionen unreduzierbar gleichberechtigt nebeneinander. Verschiedene Philosophen zögen aus diesem Pluralismusverständnis die falsche Konsequenz, dass mit dem Zerbrechen der großen alten monistischen Konzepte nun auch der Monotheismus erledigt sei. An die Stelle des Monotheismus solle aus philosophischen Gründen wieder der Polytheismus treten. Am deutlichsten trete dieses Interesse bei dem Gießener Philosophen Odo Marquard hervor, der bereits 1978 einen Text unter dem Titel "Lob des Polytheismus" veröffentlicht habe. Er votiere unter Berufung auf den Pluralismus gegen eine "letzte sinnstiftende Einheit".

Auch die Antike sei wie die Gesellschaft in der Bundesrepublik durch eine zunehmende Pluralisierung gekennzeichnet, berichtete Markschies. Man könne dies beispielsweise an der zunehmenden Präsenz nichtrömischer Kulte in Italien und Rom deutlich machen. So habe beispielsweise der äpyptische Isis-Kult Eingang durch die großen Hafenstädte gefunden. Die Göttin, die in Ägypten als Gattin des Osiris verehrt wurde, galt als "Höchste der Gottheiten" und wurde schließlich als "die eine, die alles ist" bezeichnet. Der Historiker stellt klar, dass für die Christen ein solcher irrreduzibler Polytheismus undiskutabel ist. Allerdings habe das Christentum am Anfang umfassend mit Pluralität experimentiert, dies dann aber später unterlassen.

Als kennzeichnend für das christliche Glaubensverständnis in der Spannung von Einheit und Vielheit verwies Markschies auf die Trinitätslehre, die den einen Gott in drei Personen, Vater, Sohn und Heiliger Geist, verehrt. Abschließend legte Markschies am Beispiel des Alttestamentlers Käsemann dar, dass die Vielfalt schon im Neuen Testament begründet ist: "Natürlich gibt es eine Vielfalt von vier Evangelien und keine Einheit von einem einzigen Evangelium. Natürlich gibt es in den Schriften des Neuen Testaments eine Vielfalt theologischer Perspektiven auf das Christusgeschehen", stellte er fest. Bei sorgfältiger Lektüre des Neuen Testamentes könne man feststellen, dass "Lehrgegensätze hart aufeinander prallen". Aber diese Vielfalt des Neuen Testamentes sei eben keine unhintergehbare Vielfalt, sondern eine in einem Kanon als Einheit biblischer Bücher geordnete Vielfalt.

Eine solche auf Einheit hin transparente Vielfalt sollte auch die christliche Kirche widerspiegeln, unterstrich der Theologe. Er plädierte dafür, dass christliche Theologen ihre Überzeugungen in deren Bedeutung für die ganze Gesellschaft verständlich machen sollten. Das könnte geschehen, indem mit Kardinal Karl Lehmann die Frage gestellt werde, "ob die Gewährleistung der Freiheit des Einzelnen auf die Dauer für den Staat möglich bleibt, ohne dass es ein einigendes Band gibt"? Bei Kardinal Lehmann habe er auch die glückliche Formulierung einer "Dialektik von Pluralität und Einheit" gefunden. Diese gelte es in der Tat zu bewahren, schloss Markschies seinen Vortrag.

Sk (MBN)

 

Vorschau 

Porträt der Mainzer Dommusik in SWR 2 (26. Oktober) 

Mainz. Der Südwestrundfunk strahlt am Freitag, 26. Oktober, von 15.30 Uhr bis 16.55 Uhr in der Reihe "Musik aktuell" eine Kirchenmusik-Sondersendung aus. Darin eingeschlossen ist ein Porträt der Musica Sacra am Mainzer Dom.

Sk (MBN)

 

Präsentation einer Festschrift für Irene Willig (27. Oktober) 

Zuvor Gottesdienst der Frauenverbände und kfd-Diözesanversammlung im Erbacher Hof 

Mainz. Die frühere Professorin und Rektorin an der Katholischen Fachhochschule Mainz (KFH), Prof. Dr. Irene Willig, vollendet am 4. November ihr 75. Lebensjahr. Aus diesem Anlass überreicht die Katholische Frauengemeinschaft Deutschlands (kfd) im Bistum Mainz der Jubilarin am Samstag, 27. Oktober, im Rahmen einer Feierstunde (Beginn 15.30 Uhr) eine Festschrift. Darin wird Irene Willig als Theologin und als erste Geistlich-theologische Begleiterin der kfd gewürdigt. Am Vormittag findet im Erbacher Hof auch die kfd-Diözesanversammlung statt.

Irene Willig lehrte seit Gründung an der Katholischen Fachhochschule Mainz im Jahre 1972 Fundamentaltheologie und Dogmatik bis zu ihrem Eintritt in den Ruhestand im Jahre 1989. Dazwischen war sie als Rektorin auch sechs Jahre lang (1975-1981) Leiterin der KFH Mainz. Nach dem Ausscheiden des langjährigen Diözesanpräses der kfd im Bistum Mainz, Pfarrer Lothar Landvogt, übernahm Willig als erste Frau in der kfd die Geistlich-theologische Begleitung des kfd-Diözesanverbandes (1995-1999). Ihr Hauptanliegen war neben der Verkündigung der Frohen Botschaft und der Glaubenslehre der Kirche die "echte Partnerschaft" von Männern und Frauen in Gesellschaft und Kirche. Deshalb hatte sich Willig kontinuierlich für die Emanzipation der Frau und für Veränderungen in der Kirche auf der Grundlage feministischer Theologie eingesetzt.

Die Festschrift gilt als Dank für "Wegbereitung und Wegbegleitung". In der Einladung zur Präsentation der Festschrift heißt es: "Über viele Jahrzehnte hat Frau Willig sich als Theologin für die Anliegen von Frauen in der Kirche engagiert." Ihre Theologie und ihr konkreter Umgang mit den Menschen "waren dabei geprägt von der tiefen Überzeugung, dass Gott jedem Menschen mit der gleichen Liebe begegnet", unterstreicht das Diözesan-Leitungsteam der kfd. Mit dieser Art des Denkens und Handelns habe Irene Willig vielen Frauen und Männern neue Einsichten ermöglicht und Wege in der Kirche eröffnet.

Zuvor feiern die Frauenverbände im Bistum Mainz unter dem Leitwort "Sei gesegnet, meine Schwester... Zwischen Traum und Wirklichkeit!" einen Wortgottesdienst im Mainzer Dom. In einem Hinweis zum Wortgottesdienst heißt es: "Durch die Erfahrung des gemeinsamen Betens und Feierns im Gottesdienst werden die Teilnehmerinnen und Teilnehmer eingeladen, sich gegenseitig zu stärken und ihre Träume, Hoffnungen und Wünsche nicht aufzugeben." Der Gottesdienst wolle ermutigen, vergessene oder beiseite gelegte Träume und Sehnsüchte, auch "angesichts einer Wirklichkeit, in der Schöpfung und Leben bedroht sind", wieder aufleben zu lassen. In dem Gottesdienst werden Frauen des Sozialdienstes katholischer Frauen (SkF), der Katholischen Frauengemeinschaft Deutschlands (kfd) und des Kolpingwerkes von ihrer Arbeit und ihren Erfahrungen berichten. Der Gottesdienst wird musikalisch von der Gesangs- und Musikgruppe "Rückenwind" gestaltet, die sich aus Mitgliedern der Berufsgruppe der Gemeindereferent/inn/en zusammensetzt. Zu den Veranstaltern des Wortgottesdienstes gehören der Berufsverband der Pfarrhaushälterinnen, der Bund der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ), der Diözesan-Caritasverband, das Referat Frauenseelsorge im Bischöflichen Seelsorgeamt, der Katholische Deutsche Frauenbund (KDFB), die Katholische Frauengemeinschaft Deutschlands (kfd), das Kolpingwerk Mainz und der Sozialdienst Katholischer Frauen (SkF).

Hinweis: Ansprechpartner für Rückfragen zum Gottesdienst und weitere Informationen sind Anita Pieroth, Diözesanstelle Frauenseelsorge, Telefon 06131 / 253 254 und Petra Moschner, Sozialdienst katholischer Frauen, Telefon 06131 / 233 895.

Sk (MBN)

 

Kirchenspaltung in der Ehe oder Brücke zwischen den Kirchen? (17. November) 

2. Ökumene-Tag im Bistum Mainz beleuchtet Probleme konfessionsverschiedener Ehen 

Mainz. Mit den Problemen und Chancen konfessionsverschiedener Ehen beschäftigt sich der zweite "Ökumene-Tag" im Bistum Mainz, der am Samstag, 17. November, im Bildungszentrum Erbacher Hof in Mainz durchgeführt wird. Dazu lädt der Sachausschuss "Ökumene" der Diözesanversammlung im Bistum Mainz unter dem Motto "Auf Wegen gemeinsamen Glaubens" ein. Die Fragestellung für den diesjährigen Ökumenetag lautet: "Die konfessionsverschiedene Ehe – Ein Zeichen ökumenischer Hoffnung?"

Eingeladen sind vor allem konfessionsverschiedene Ehepaare und ihre Familien, Pfarrer und hauptamtliche pastorale Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, Mitglieder von Pfarrgemeinde- und Dekanatsräten, Mitarbeiter/innen in den Sachausschüssen "Ökumene", die Ökumene-Beauftragten der Pfarrgemeinden, Pfarrverbände und Dekanate sowie Interessierte aus den verschiedenen Konfessionen.

Nach einem "Stehkaffee" (9.30 Uhr) wird der Vorsitzende des Sachausschusses Ökumene, Diplom-Theologe Godehard Lehwark, Darmstadt, die Tagung um 10.00 Uhr eröffnen und die Teilnehmerinnen und Teilnehmer begrüßen. Mit einer geistlichen Einstimmung und einer "Talk-Runde" mit konfessionsverschiedenen Ehepaaren unterschiedlicher Generationen und Kirchenzugehörigkeit um 10.15 Uhr erfolgt der Einstieg in die Fragen und Probleme des Tagungsthemas. Daran schließt sich um 10.45 Uhr ein Grundsatzreferat von Dr. Peter Lüning vom Johann-Adam-Möhler-Institut für Ökumene, Paderborn, an. Lüning spricht zum Thema: "Kirchenspaltung mitten in der Ehe oder Brücke zwischen den Kirchen? Theologische Aspekte der konfessionsverschiedenen Ehe". Die anschließende Aussprache im Plenum ist für 11.45 Uhr angesetzt.

Am Nachmittag (ab 13.30 Uhr) sieht das Tagungsprogramm sechs verschiedene Arbeitskreise vor. Dazu gehören Ehevorbereitung und Trauung bei konfessionsverschiedenen Paaren, die religiöse Erziehung von Kindern konfessionsverschiedener Eltern in Familie, Kindergarten und Schule, die Beheimatung konfessionsverschiedener Eheleute in den Pfarrgemeinden, die Möglichkeit "Ökumenischer Spiritualität" in Ehe und Familie, die Trennung der Eheleute beim "Herrenmahl" (Eucharistie bzw. Abendmahl) und schließlich das "Wagnis eines Neuanfangs" nach dem Scheitern in konfessionsverschiedener Ehe. Der Ökumene-Tag schließt mit einem ökumenischen Gottesdienst um 16.00 Uhr in der Kapelle des Erbacher Hofs, bei dem unter anderen der Ökumene-Beauftragte des Bistums Mainz, Prälat Dr. Klaus-Leo Klein, mitwirken wird.

Die Teilnahme am Ökumene-Tag ist kostenfrei, Mittagessen und Nachmittagskaffee eingeschlossen. Für Kinderbetreuung während der Tagung ist gesorgt. Interessenten sind gebeten sich anzumelden bei der Geschäftsstelle der Diözesanversammlung, Frau Martina Reißfelder, Postf. 1560 in 55005 Mainz, Tel. 06131 /253 202, Fax 06131 /253 204. Anmeldeschluss ist der 7. November.

Sk (MBN)