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Mainz. Mit einem "Martinus-Appell" hat der Katholikenrat des Bistums Mainz zum Widerstand gegen Rassismus und Fremdenfeindlichkeit aufgerufen. Zum Martinsfest am Samstag, 11. November, beschloss die Laienvertretung während ihrer Herbstvollversammlung in Mainz den Aufruf als Zeichen der Verbundenheit mit Menschen, die von Extremisten in Deutschland wegen ihrer Hautfarbe, Herkunft, Religion oder politischen Überzeugung verfolgt werden. Alle Menschen seien aufgefordert, gegen Gewalt und Diskriminierung einzuschreiten. Die Erklärung richtet sich besonders "an die Brüder und Schwestern in den Pfarrgemeinden unseres Bistums, die Lebenssituation der Menschen in ihrem Umfeld wahrzunehmen, miteinander ins Gespräch zu kommen und, wo es notwendig ist, mutig für deren Rechte einzuschreiten".
Der Katholikenrat erinnert in dem Appell an den heiligen Martin von Tours. Sein "vorurteilsloses Helfen und uneigennütziges Teilen" diene auch heute als Vorbild. Martin ist der Patron des Bistums Mainz und des Doms. Nach dem Willen des Katholikenrats soll der "Martinus-Appell" in allen 344 Pfarreien des Bistums veröffentlicht und in Gottesdiensten verlesen werden. Das Laiengremium repräsentiert rund 825.000 Katholiken im hessischen und rheinland-pfälzischen Bereich des Bistums Mainz. Dazu gehören auch die Vertreter der Katholiken anderer Muttersprache.
Die Herbstvollversammlung bedauerte in einem weiteren Beschluss die Art und den Zeitpunkt der vatikanischen Erklärung "Dominus Iesus". Mit dem der Ökumene gewidmeten Teil des Papiers habe die Römische Glaubenskongregation in den Gemeinden und bei vielen in der Ökumene Engagierten Irritationen und Missstimmungen ausgelöst. Die Erklärung werfe Fragen auf, die des ökumenischen Dialoges bedürften. "Der Katholikenrat hält daran fest, dass die Einheit der Kirche nur in der versöhnten Verschiedenheit gefunden werden kann", heißt es in dem Beschluss. "Wir wollen damit unseren Unmut über das Vorgehen der Glaubenskongregation zum Ausdruck bringen", kam hierzu aus dem Plenum. Einig waren sich die rund 70 Delegierten, dass die komplizierten theologischen Fragen eine gesonderte Diskussion erforderten. Es wurde betont: "Per Resolution kann man so etwas nicht behandeln." Generalvikar Dr. Werner Guballa informierte den Katholikenrat über die Neukonzeption der Schwangerenberatung. Mit einer bundesweiten Öffentlichkeitsoffensive werde noch in diesem Monat die künftige Beratung vorgestellt. Es gebe zudem Überlegungen, eine Stiftung zum Schutz des Lebens einzurichten. Sie solle den gesamten Lebensschutz umfassen, also auch für Alte und Sterbende. "Es gibt hier einige problematische Entwicklungen", sagte Guballa.
Der Katholikenrat will künftig Konzepte zur christlichen Erziehung in der modernen Gesellschaft erarbeiten. Zum Auftakt der Überlegungen zu Sinn und Inhalt der christlichen Erziehung in der Zukunft erklärte der Mainzer Religionspädagoge Prof. Dr. Rudi Ott, religiöse Erziehung sei kein Spezialbereich, sondern gehöre in den schulischen Gesamtzusammenhang. Nur hier könne sie sinnvoll vermittelt werden. Er sprach sich dafür aus, das religiös-pädagogische Angebot an den katholischen Schulen im Bistum Mainz weiter zu vergrößern. Zugleich warnte er davor, dass das Niveau allgemeiner menschlicher Bildung an öffentlichen Schulen sinken könnte. In der Fixierung auf das digitale und ökonomische Denken drohe die menschliche Bildung aus dem Blick zu geraten.
Tausende von Menschen setzen in diesen Tagen Zeichen der Toleranz und Verbundenheit mit den Menschen in unserem Land, die von Extremisten wegen ihrer Hautfarbe, Herkunft, Religion oder politischen Überzeugung diskriminiert, verfolgt oder misshandelt werden.
Heute, am Festtag des heiligen Martin von Tours, fordern auch wir alle Menschen in unserem Land auf, gegen Gewalt und Diskriminierung einzuschreiten. Unser Appell richtet sich besonders an die Schwestern und Brüder in den Pfarrgemeinden unseres Bistums, die Lebenssituation der Menschen in ihrem Umfeld wahrzunehmen, miteinander ins Gespräch zu kommen und, wo es notwendig ist, mutig für deren Rechte einzutreten.
Eine solche Solidarität ist für uns im Bistum Mainz Verpflichtung, sehen wir uns doch in der Tradition des heiligen Martinus, des Patrons unseres Bistums. Sein vorurteilsloses Helfen und uneigennütziges Teilen dienen auch in der heutigen Zeit als Vorbild.
So treten wir ein für eine lebenswerte Zukunft aller Menschen in unserem Land.
Der Katholikenrat des Bistums Mainz
am Martinstag 2000
Mainz. Anlässlich des St. Martinsfestes (11. November) hat Bischof Dr. Karl Lehmann sieben Priester der Diözese Mainz mit dem Ehrentitel "Geistlicher Rat" ausgezeichnet. Die Ernennungen zu Geistlichen Räten erfolgen jedes Jahr zum 11. November. Wie es in den Urkunden heißt, sind sie Zeichen des Dankes und der Wertschätzung des priesterlichen Dienstes der Geehrten. Der heilige Martin von Tours (316 bis 397) ist Patron des Mainzer Doms und des Bistums Mainz. Die neuen Geistlichen Räte sind (in alphabetischer Reihenfolge):
Mainz. Nach Beginn der Innenarbeiten im Mainzer Dom hat die Dombaukommission auch die letzten Weichen für die Außenrenovierung gestellt. Die detaillierte Abfolge des ersten Bauabschnitts steht jetzt fest: Zunächst wird der nördliche Flankierungsturm der Ostgruppe mit einem Teil des Querhauses in Angriff genommen. Es folgen der südliche Turm mit dem entsprechenden Abschnitt des Querhauses und schließlich der zentrale Ostchor mit der Apsis. Diese Reihenfolge hat die Kommission am Montag, 13. November, festgelegt. Für den gesamten ersten Bauabschnitt sind drei Jahre geplant, für jeden Turm ist eine Bausaison (März bis November) vorgesehen. Einig war sich das Gremium, das erforderliche Baugerüst anzumieten.
Bis Mitte Dezember soll die Ausschreibung erfolgen, erklärte Dr. Klaus Bingenheimer, der vom Domkapitel mit der Außenrenovierung beauftragte Architekt. "Der Gerüstaufbau am nördlichen Flankierungsturm wird dann ab Ende Januar 2001 durchgeführt und rund sechs Wochen dauern." Die sich anschließende Kartierung der Schäden werde etwa die Monate von März bis Mai umfassen. Dann können die Steinmetz- und Dachdeckerarbeitenarbeiten durchgeführt werden. Dieser erste Teilabschnitt soll bis November 2001 abgeschlossen sein. Zeitgleich werden bereits die Vorbereitungen für den südlichen Turm anlaufen. Die Instandsetzung des nördlichen Flankenturms wird rund 1,2 Millionen Mark kosten.
Dombauverein will Löwenanteil der Wiederherstellungskosten übernehmen
In der Nassauer Kapelle, dem ersten Projekt der Innenrenovierung des Doms, schreiten die Arbeiten unterdessen voran. Die Dombaukommission hat sich für einen ockerfarbenen Ziegelboden entschieden. "So hebt sich der Fußboden schön von dem roten Mainsandstein der Kapelle ab", begründete Dom- und Diözesankonservator Hans-Jürgen Kotzur die Entscheidung. Die quadratischen Fliesen werden eine runde Verzierung nach gotischen Vorbildern in anderen spätmittelalterlichen Kirchen in Mainz zeigen und diagonal verlegt. Der Fußboden zwischen den gotischen Säulen im Zentrum der Kapelle werde durch einen Sandsteinfries abgegrenzt und akzentuiert. In der Kapellenmitte bildet ein Kranz gotischer Säulen ein baldachinartiges Gewölbe.
Die Gefahr für die Kapelle durch Überflutungen hat sich als weniger dramatisch erwiesen als bislang angenommen. "Das ist eine gute Nachricht", kommentierte Kotzur die jüngsten Untersuchungen zur Feuchtigkeitssituation in dem unterirdischen Andachtsraum. So müsse nur der Estrich herausgenommen werden und nicht, wie bislang befürchtet, der gesamte Unterboden. Dieser ist immerhin 65 Zentimeter tief.
Der Mainzer Dombauverein will den Löwenanteil der Gesamtrenovierungskosten der Nassauer Kapelle übernehmen. 140.000 Mark wollen die Mitglieder bereitstellen. Anton Issel, der Vorsitzende des Vereins, versteht die Arbeiten in der tiefgelegenen Unterkapelle als symbolische "Grundsteinlegung der gesamten Domerneuerung". "Und wir wollen den Start der Domrenovierung großzügig mittragen." Der Dombauverein habe sich von Anfang an für die Restaurierung der Nassauer Kapelle engagiert. Weiterhin wird das Projekt vom Bistum Mainz bezuschusst. Auch das Unternehmen Heidelberger Zement unterstützt das Projekt. Wie Kotzur mitteilte, wird sich der Zementhersteller an den wichtigen Untersuchungen in dem Feuchtraum beteiligen sowie Materialien und Fachpersonal zur Verfügung stellen.
Rüdesheim/Mainz. Zur gemeinsamen Vorbereitung ihrer Weihnachtspredigten haben zwölf Geistliche aus verschiedenen Konfessionen im Bildungshaus Nothgottes bei Rüdesheim an einer Arbeitstagung teilgenommen. Das Treffen wurde von einer ökumenischen Projektgruppe vorbereitet, der von katholischer Seite der bisherige Mainzer Hochschulpfarrer, Privatdozent Dr. Richard Hartmann und Pfarrer Dr. Christoph Klock, Zwingenberg, angehörten. Weitere Mitglieder waren der russisch-orthodoxe Pfarrer Johannes Nothaas, Mainz, und von evangelischer Seite Pfarrer Dr. Stefan Kunz, Bensheim, und Pfarrerin Dr. Christel Keller-Wentorf, Frankfurt/Main.
Bei der Tagung ging es zunächst um eine intensive Auseinandersetzung mit dem biblischen Verkündigungstext, dem Anfang des Johannes-Evangeliums (Joh 1,1-18). Neben der Auseinandersetzung mit der Predigtsituation und Beiträgen aus Literatur und >Kunst war auch die Einbettung in die jeweiligen Liturgie- und Gottesdiensttraditionen im Blick. Die evangelisch, katholischen und orthodoxen Teilnehmer hatten in diesen Tagen ausreichend Zeit, um eine Grundkonzeption ihrer Predigt zu erarbeiten und sie untereinander weiterführend zu besprechen. "Uns wurde klar, wie sehr unsere gemeinsame biblische Verwurzelung uns verbindet", berichtete Hartmann nach em Treffen. Zugleich seien aber auch konfessionelle Unterschiede im Herangehen an den Text deutlich geworden. Wesentliches Element dieser Tagung, die nach dem Beginn 1999 zum zweiten Mal in dieser Form stattfand, waren die Stundengebete am Morgen, am Mittag und am Abend., die aus den unterschiedlichen Traditionen gestaltet wurden.
Mainz. Der Mainzer Künstler Karlheinz Oswald hat eine Skulptur des Schulpatrons St. Martin für die Martinusschule in der Mainzer Oberstadt geschaffen. Am Vortag des St. Martins-Festes, Freitag, 10. November, wurde das vollendete Gipsmodell des Kunstwerks "St. Martin und der Bettler" im Atelier des Bildhauers in Mainz Vertretern der Schule, des Bischöflichen Ordinariats, der Presse und der Sponsoren vorgestellt.
Auf die traditionellen Elemente zahlloser Martins-Darstellungen wie Pferd, Schwert und geteilter Mantel hat Oswald aus einer Reihe von Gründen verzichtet. Das Denkmal sollte nicht zu wuchtig sein, sondern sich auf dem Schulhof der Grundschüler als Platz zum Spielen und Verweilen anbieten. Dem Künstler ging es vor allem, wie er erläuterte, um die menschliche Begegnung mit einem Bettler. Er habe nach einem Modell gesucht, unter anderem über die Pfarrer Landvogt-Hilfe, und schließlich einen Obdachlosen gefunden, der seit Jahren am Dom um Almosen bittet. Dieser werde zur Einweihung der Skulptur am 20. Dezember dieses Jahres eingeladen. Das habe er ihm versprochen, berichtete Oswald. Durch die vielen Sitzungen und Gespräche, bekannte der Künstler, habe sich auch sein Verhältnis zum dem Modell verändert. Deshalb fehle zum Beispiel die Bettelgeste mit ausgestreckter Hand. Vielmehr entstand das ausdrucksstarke Porträt eines Mannes, Ende 50, "der mit Würde nach oben schaut". Er plane ein Buch mit Porträt-Arbeiten aus den letzten zwölf Jahren, teilte Oswald mit. Darin werde der Bettler eine wichtige Rolle spielen.
Martin trägt einen weiten Mantel, aber er ist noch nicht geteilt. Die Leiterin des Dezernates Schulen und Hochschulen im Bischöflichen Ordinariat, Dr. Gertrud Pollak, sagte dazu in ihrem Dankeswort an den Künstler, darin komme die Situation der Entscheidung treffend zum Ausdruck, da hier noch nicht die "vollendete gute Tat" gezeigt werde, sondern der Weg dorthin in der Begegnung mit dem anderen. Das konkrete Gesicht eines Menschen, dem man jeden Tag in Mainz treffen kann, sage: "Bettler gibt es auch heute". So sei das Kunstwerk auch eine Herausforderung, darüber nachzudenken, wo in der Gegenwart Not und Armut anzutreffen sind.
Angeregt wurde das Kunstwerk vor rund zweieinhalb Jahren vom Schulelternbeirat der Grundschule. Dessen früheres Mitglied, Lothar Hammer, sagte bei der Präsentation: "Wir wollten eigentlich etwas anderes machen." Oswald sollte zusammen mit den Kindern ein Kunstwerk für den Schulhof gestalten. Aber als der Schulelternbeirat, der u.a auch durch Maria Büchel vertreten war, den Entwurf eines hl. Martin gesehen habe, seien sie gleich davon begeistert gewesen und hätten sich dafür entschieden. Die beiden lebensgroßen Gestalten werden zur Zeit in einem Aschaffenburger Werk aus Eisen gegossen. Sie werden auf dem Schulhof in einem Ensemble von zwei asymmetrischen Betonsockeln,. von fünf bzw. 3,50 Metern Durchmesser aufgestellt.
Vor rund einem Jahr wurde die Martinsdarstellung durch die Schulleiterin, Rektorin Hiltrud Schwemmler, in Auftrag gegeben.. Finanziert wird das Kunstwerk durch Sponsoren, das Bischöfliche Ordinariat und die Elternschaft der Schule, zu der Oswald als Vater eines Schülers auch selbst gehört. Oswald habe, wie Bankdirektor Anton Issel als Vertreter der Sponsoren hervorhob, auf einen Teil seines Honorars zu Gunsten der Schule verzichtet. Issel erinnerte daran, dass Oswald durch eine Reihe markanter Kunstwerke hervorgetreten ist. Dazu verwies er u.a. auf die Christus-Figur am Bischofsportal des Mainzer Domes, die für den Mainzer Jubiläums-Katholikentag 1998 geschaffen wurde, einen hl. Ansgar für den Hamburger Katholikentag 2000, Hildegard-Figuren in Bingen und Eibingen sowie eine Reihe "weltlicher" Figuren in Mainz, Alzey und Kaiserslautern.
Mainz. Immer mehr Betriebe sponsern ehrenamtliches Engagement, insbesondere im sozialen, kulturellen und sportlichen Bereich. Diese Unterstützung kommt nicht nur den geförderten Projekten zugute, sondern nützt auch den Betrieben selbst. Beide Seiten haben etwas davon. Dies wurde aus den Erfahrungsberichten beim Forum "Unternehmen und bürgerschaftliches Engagement" am Mittwoch, 8. November, in der Staatskanzlei in Mainz deutlich. Veranstalter war die Zukunftsinitiative Rheinland-Pfalz (ZIRP). Mehr als 100 Vertreter von Wirtschaftsunternehmen, Verbänden und Vereinen, Wohlfahrtsverbänden, Initiativen und politischen Parteien nahmen an dem ZIRP-Forum teil. Zu den Prominenten gehörten Ministerpräsident Kurt Beck und der Mainzer Bischof Dr. Karl Lehmann.
Ministerpräsident Beck erklärte, zu einer demokratischen Bürgergesellschaft gehöre auch, dass sich die Wirtschaftsunternehmen mit ihrem Know-how und ihrem Personal für das Gemeinwohl engagieren. Er sei davon überzeugt, dass dies zu einem "wechselseitigen Gewinn" für alle Beteiligten führe. "Bürgerschaftliches Engagement als Teil der Unternehmenskultur stärkt die Kommunikations- und Teamfähigkeit der engagierten Mitarbeiter, unterstützt Eigeninitiative und soziale Führungskompetenz und trägt zur Flexibilität im Umgang mit schwierigen und unübersichtlichen Situationen bei", betonte Beck. Es fördere Kreativität und Freude bei der Entwicklung von Problemlösungen und habe so manchem Mitarbeiter auch bei seiner beruflichen Karriere erheblich geholfen, fügte er hinzu. Spender und Sponsoren werden von Vereinen, Projekten, Initiativen und caritativen Einrichtungen jederzeit willkommen geheißen, stellte Beck fest, doch würden diese oft mehr vom professionellen Management organisatorischer Probleme, Marketingerfahrungen, Budgetverwaltung und kalkulierbarer Projektabwicklung profitieren, hätten sie Zugang zu Unternehmen und deren langjähriger Erfahrung am Markt, ergänzte er kritisch im Blick auf vorhandene Defizite. Aus seiner Sicht ließen sich weitere Möglichkeiten gegenseitiger fruchtbarer Zusammenarbeit leicht vorstellen.
Beck hob hervor, dass jeder bürgerschaftlich engagierte Mitarbeiter ein soziales Kapital erwirbt, das er in seine Firma bei der Erfüllung ihrer Aufgaben einbringt. Wenn Führungskräfte von Unternehmen ihr professionelles Können sozialen Organisationen, Projekten oder Initiativen zur Verfügung stellen, entsteht nach seinen Worten eine Kultur wechselseitigen Lernens und Verstehens, die über den unmittelbaren Gewinn hinaus zugleich die Konsensbildung in der Gesellschaft einübe und fördere. Dies sei eine "Win-Win-Strategie" für alle. Der Ministerpräsident berichtete, dass bei seiner Initiative zur Stärkung des Ehrenamtes in Rheinland-Pfalz unter dem Motto "Wir tun was" sich bisher über 11.000 Vereine und Gruppen beteiligt haben. Ziel sollte es sein, dieses Engagement der Bürger in ihrer Freizeit durch ein Engagement rheinland-pfälzischer Unternehmen zu ergänzen. Wenn am Ende des "Internationalen Jahres der Freiwilligen 2001" rund 1.100 Kooperationen mit Unternehmen verzeichnet werden könnten, dann sei das Land dem Ziel einer entwickelten und lebendigen Bürgergesellschaft einen guten Schritt näher gekommen, unterstrich Beck.
Zu den Beispielen, die beim ZIRP-Forum vorgestellt wurden, gehörte die Zusammenarbeit zwischen der Siemens-Unternehmensberatung in München mit dem Bund der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ) im Bistum Mainz, über die der Leiter der Siemens-Unternehmensberatung, Albrecht Wild, und der BDKJ-Diözesan-Vorsitzende Thomas Domnick berichteten. Es handelte sich um den Bau eines festen Sommercamps für Heimkinder im tschechischen Pribram im Oktober 2000. Bei der Planung und organisatorischen Umsetzung waren fünf ehrenamtliche Verbandsmitglieder des BDKJ im Bistum Mainz beteiligt. Domnick erklärte: "Unsere Motivation zur Zusammenarbeit bestand zum einen im sozialen Engagement, dem sich der BDKJ als Dachverband katholischer Jugendverbände verpflichtet fühlt. Zum zweiten überließ uns die Siemens-Unternehmensberatung mehrere Laptops, die zur Ausstattung eines PC/Internet-Arbeitsraums für Jugendgruppen genutzt werden." Die Ehrenamtlichen der Projektgruppe erhielten nach seinen Worten durch ihr Engagement die Möglichkeit, eine Unternehmenskultur kennen zu lernen und Erfahrungen zu sammeln, die sie unter Umständen auch beruflich nutzen könnten.
Domnick betonte, dass diese Kooperation Teil des Gesamtprojekts "Jugendverbände und Unternehmen" ist, das vom BDKJ Diözesanverband Mainz seit September 1999 durchgeführt wird. Daraus haben sich eine Reihe von Projekten der Zusammenarbeit mit Unternehmen ergeben, zum Beispiel das "KinderKino" der Katholischen Landjugendbewegung (KLJB) mit EWR und der Techniker-Krankenkasse und ein Internetcafé mit der Firma Schué im Schülercafé der Katholischen Jugendzentrale in Mainz, das im Gegenzug der Firma zur Schulung ihrer Mitarbeiter zur Verfügung gestellt wird.
In der Diskussion hob Domnick hervor, dass die in der kirchlichen Jugendarbeit erworbene soziale Kompetenz für die Wirtschaftsunternehmen von großem Interesse ist. Dies verdeutlichte Clemens Christmann am Beispiel seiner Person. Der derzeitige Kreisvorsitzende des Evangelischen Arbeitskreises (EAK) der CDU-Mainz und Mitglied des Kreisvorstandes seiner Partei war auch an der Mitbegründung und Leitung der bundesweiten Hilfsorganisation "Schüler helfen leben" für Kriegsopfer in Kroatien und Bosnien-Herzegowina 1992 bis 1994 beteiligt. Die in diesen Bereichen gewonnenen Erfahrungen könne er nun beruflich als Assistent der Geschäftsleitung der Verlagsgruppe Rhein-Main, gerade auch im Interesse seines Arbeitgebers, nutzen.
Bischof Lehmann bekräftigte in einer Podiumsdiskussion - an der neben Ministerpräsident Beck auch Dr. Marbod Muff von Boehringer Ingelheim, der Vorsitzende des Trägervereins der ZIRP ist, (Stellvertreter ist Ministerpräsident Beck), und der Publizist Warnfried Dettling, Berlin, teilnahmen - die Unverzichtbarkeit des ehrenamtlichen Engagements in Gesellschaft und Kirche. "Wir könnten vieles in unserer Gesellschaft nicht erleben und aufrecht erhalten, wenn nicht Millionen Menschen bereit wären, auf allen Gebieten ehrenamtliche Dienste zu verrichten", betonte er. Es lohne sich, dass die vielen verschiedenen gesellschaftlichen Gruppen das Gespräch darüber intensivierten, um das Ehrenamt noch bekannter und anziehender zu machen, wie auch dieses Forum gezeigt habe. Die Gesprächsteilnehmer waren sich einig, dass sehr viel mehr Engagement anzutreffen ist, als gemeinhin angenommen wird. Auch die Gefahren, dass das Ehrenamt missbraucht und ausgenutzt werden kann, wurden nicht verschwiegen. Aber die Podiumsteilnehmer plädierten einhellig dafür, dass die Kultur der Anerkennung ehrenamtlichen Engagements besser gepflegt und weiter ausgebaut werden sollte.
Zukunftsinitiative Rheinland-Pfalz im Internet
Darmstadt/Leipzig/München. Ganz im Zeichen der christlich-jüdischen Verständigung standen zwei Konzerte mit dem Vocalensemble Darmstadt unter der Leitung von Regionalkantor Andreas Boltz in der Leipziger Thomaskirche am 28. Oktober und in der Staatlichen Hochschule für Musik in München am 12. November 2000, die dem Komponisten Herman Berlinski anlässlich seines 90. Geburtstags gewidmet waren.
Für seine Heimatstadt Leipzig hatte Berlinski im Sommer 2000 seine Orgelsinfonie Nr. 12 "Die Heiligen Zehn Gebote" fertiggestellt. Neben dieser Uraufführung erklangen die Chorstücke "Sing Joyfully" (1964), "Entreat me not" (1956) und It has been told thee, o man" (1965), aus der 2. Orgelsinfonie (1956) über die hohen jüdischen Fest- und Feiertage die Sätze 2 (Jom Kippur) und 4 (Pessach) sowie die 7. Orgelsinfonie "David und Goliath" für Tenor und Orgel, gespielt von Andreas Boltz. Ausführende in beiden Konzerten waren Clemens Bieber (Tenor), Stefan Grunwald (Bariton), Roger Durstewitz (Sprecher), Birgit Steinfels und Katharina Schubert (Trompeten), Robert Bücker (Celesta), Nicolo Sokoli (Orgel), das Schlagzeugensemble "Klangfarbig" und das Vocalensemble Darmstadt unter der Gesamtleitung von Andreas Boltz.
Das Münchener Konzert, das von der dortigen Liberalen Jüdischen Gemeinde "Beth Shalom" initiiert worden war, fand in Anwesenheit des Komponisten statt. Der Leiter der Staatlichen Hochschule für Musik, Professor Robert M. Helmschrott, dem die 12. Orgelsinfonie gewidmet ist, bezeichnete in seiner Begrüßung Berlinski als seinen geistigen Vater und dessen Musik als ein Bindeglied zwischen Judentum und Christentum. Unter den Zuhörern war auch Staatsminister a.D. Professor Dr. Hans Maier anwesend, der als langjähriger Freund und Förderer Berlinskis das Leipziger und das Münchener Konzert mitorganisiert hatte. Das Münchener Publikum dankte nach dem Konzert den Musikern und den Komponisten mit lang anhaltendem Beifall. Schon während der Probe hatte Berlinski den Mitwirkenden sein Lob und seinen Dank für ihr hervorragendes Können und ihr Engagement ausgesprochen. Das Konzert wurde vom Bayerischen Rundfunk aufgezeichnet und soll im Jahr 2001 gesendet werden.
Herman Berlinski wurde am 18. August 1910 in Leipzig geboren und studierte am Leipziger Konservatorium von 1927-1932 Klavier, Tonsatz, Komposition und Dirigieren. Nach seiner Emigration im Jahr 1933 studierte er in Paris von 1934-1938 Komposition und Klavier an der "Ecole Normale de Musique" und von 1937-1939 an der Schola Cantorum. 1941 emigrierte er in die USA. Nach dem Erhalt der amerikanischen Staatsbürgerschaft war Berlinski als Komponist, Pianist und Organist in New York und Washington D.C. tätig. Seit seiner Pensionierung im Jahr 1979 widmet er sich weiterhin der Komposition, hält Vorträge und gibt Orgelkonzerte in den USA und in Europa. Sein umfangreiches kompositorisches Schaffen wurde in den USA mit mehreren renommierten Preisen ausgezeichnet.
Mainz. Sie ist schon Tradition geworden: Die Spätlese im Rahmen der Schmökerwoche lockt jedes Jahr mit einem besonderen literarischen Mainzer Themenschwerpunkt. Zu einem heiter-melancholischen Streifzug durch die Kulturgeschichte der Domstadt kamen diesmal rund 250 Mainzerinnen und Mainzer am Mittwoch, 8. November, in den Erbacher Hof. Die Schauspieler Johanna Brokalla, Andreas March und Arnim Nufer stellten eine typische Mainzer Weinstube vor und flochten in die Spielszene Zitate verschiedener Autoren über architektonische, kulinarische, sprachliche und kulturelle Eindrücke vom Menschenschlag am Rheinknie ein. "In Mainz ist sogar das Mobiliar fromm", lästerte Herbert Bonewitz einmal über die Bedeutung der Kirche im städtischen Leben. Der Kabarettist spielte damit auf den Ehrentitel des Bistums als "Heiliger Stuhl von Mainz" an.
Solch heitere Textpassagen wechselten etwa mit dem deprimierenden Bericht von Helmut Grünfeld über den Anblick der Hauptsynagoge in der Hindenburgstraße nach der sog. Reichskristallnacht ab: "Das jüdische Magenza (Mainz) ist tot", endet die Beschreibung. Höhen und Tiefen der bewegten Stadtgeschichte wurden in den Rezitationen lebendig. Römerzeit, Fassenacht und Trümmerfelder. Joachim Ringelnatz lobte in seiner "Rheinfahrt" gegenüber dem kitschigen Burgenhaufen und dem langweiligen Rhein den ausgezeichneten Wein von Mainz. Während sich Jean Paul für die "nicht wenigen Frauenzimmer" der Stadt erwärmen konnte, die fünf bis sechs Kinder haben. Die literarischen Erinnerungen von Heinrich Heine, Carl Zuckmayer und Anna Seghers an Mainz begleiteten die pathetisch-schwärmerische Stadtchronik von Kasimir Edschmid sowie Lexikon-Auszüge aus dem "Mainzer Wörterbuch" über den besonderen Dialekt, der trotz der Verwandtschaft mit dem Südhessischen immer ein eigener Zungenschlag geblieben sei und viele Einflüsse aus dem Jiddischen und Französischen aufnahm.
Mainz sei nach dem Untergang des schillernden Kurfürstentums politisch heimatlos geworden und habe deshalb zur Erinnerung an die große Vergangenheit ihren Dialekt ganz besonders gepflegt und bewahrt, erklärt das Wörterbuch. Der "gehobene Dialekt" habe eine Vorliebe für Wörter über auffallende Mundformen entwickelt: "Briefkasteschnut" ist so eine Schöpfung. Alte Mainzer Kinderverse sprach das Publikum ohne Aufforderung mit. Bei alten Beschreibungen der Domstadt nickten die Älteren nostalgisch. Und die angebliche Geschichte vom Lumpenglöckchen in St. Quintin glaubten wohl nur wenige: Mainzer Frauen hätten einst das Geld für die Glocke aus Verärgerung gesammelt. Ihre Männer hätten ihre späte Rückkehr aus dem Wirtshaus nämlich immer wieder damit begründet, sie hätten die Zeit vergessen.
"Ist es nicht schön, eine literarische und sprachliche Heimat zu haben?" rief Horst Patenge ins Publikum. Zum 13. Mal hatte der Leiter der Büchereiarbeit im Bistum Mainz und der Bücherei am Dom eingeladen und die Bewohner mit den sprachlichen Kulturschätzen über ihre Heimatstadt vertraut gemacht.
Mainz. Pünktlich zum Martinstag am Samstag, 11. November, hat der Verkauf der "Martinskerze" zu Gunsten des Mainzer Doms begonnen. Von jedem verkauften Exemplar erhält der Dombauverein DM 2,- zur Unterstützung der Renovierungsarbeiten an der Bischofskirche. Die Kerze zeigt den heiligen Martin, eine Ansicht des Mainzer Doms und das Logo des Dombauvereins. Sie ist zum Preis von DM 19,95 in der Parfümerie Schickert am Markt in Mainz erhältlich.
Der Mainzer Dombauverein im Internet
Mainz. Bei aller Sorge um das Bistum Mainz hat der frühere Generalvikar, Prälat Martin Luley, die Menschen in der Ferne, die in Not waren und Hilfe brauchten, nie vergessen. Bei jeder Sitzung des Diözesan-Kirchensteuerrates und vielen anderen Anlässen hat er an diese Verantwortung erinnert und vielfältige Wege der Hilfe gesucht. Deshalb war es für Luley eine Freude und Genugtuung, als ihn Bischof Dr. Karl Lehmann mit seinem Ausscheiden als Generalvikar 1996 zum Bischofvikar ernannte. Denn zu dem neuen Amt gehörte auch die Wahrnehmung gesamtkirchlicher Aufgaben als Diözesandirektor des Bonifatiuswerkes und als Beauftragter für RENOVABIS, das Solidaritätswerk der deutschen Katholiken für die Kirche in Ost- und Südosteuropa. Ebenso wichtig sind ihm die Kontakte zur französischen Partnerdiözese Dijon und weiteren Partnerdiözesen des Bistums Mainz in der sog. "Dritten Welt", zum Beispiel in Brasilien und Korea.
Luley, der am Samstag, 25. November 2000, sein 75. Lebensjahr vollendet, hat in den letzten Jahren eine Reihe von Besuchsreisen nach Polen, in die Ukraine und nach Rumänien unternommen. Damit wollte er neben materiellen Hilfen christliche Solidarität und weltkirchliche Einheit zum Ausdruck bringen. Nach dem Krieg hatte Luley die Aussöhnung mit Frankreich aktiv miterlebt. Dies hatte ihn immer in der Hoffnung bestärkt, dass die Aussöhnung mit Polen genauso gelingen müsse. Anlässlich seiner Ernennung zum Ehrendomherrn erklärte er 1991 im polnischen Kattowitz: "Wir haben in der Zeit der Konfrontation und der Unterdrückung durch die kommunistischen Machthaber zusammengehalten. Nun müssen wir dies auch in der Zeit der Freiheit tun, denn es ist eine neue Herausforderung, wie wir mit der uns geschenkten Freiheit umgehen." Bei seiner pastoralen Besuchsreise 1997 in die Ukraine machte er die Erfahrung, "dass die Schäden an den Seelen der Menschen größer sind, als die an den Gebäuden". Dies bedeutete für ihn eine neue Herausforderung, die pastoralen Hilfen, zum Beispiel durch die Förderung von Bildungsstätten und sozialen Einrichtungen, zu intensivieren.
Gerade unter dem Aspekt der Völkerverständigung waren die letzten Jahre für Luley eine Zeit der Ernte, auch wenn vieles noch unerfüllt blieb. In einem kleinen landwirtschaftlichen Betrieb der Eltern in Wattenheim bei Biblis aufgewachsen, weiß er, dass es zwischen Aussaat und Ernte viel Geduld braucht für die Zeit des Wachsens und Reifens. Rund 20 Mal hat er seit Mitte der 70er-Jahre Polen besucht und zur Zeit der Solidarnosc mehrere Hilfstransporte nach Polen geführt. In seinem Arbeitsraum im Bischöflichen Ordinariat hängt eine Ikone der Muttergottes von Tschenstochau, die Kardinal Stefan Wyszynski 1980 als Geschenk für Kardinal Volk nach Mainz mitgebracht hat. Inzwischen haben drei polnische Diözesen (Kattowitz, Lomza und Tarnow), die Erzdiözese Alba Julia in Rumänien und die Diözese Varazdín in Kroatien Luley für seine Verdienste um Frieden und Versöhnung sowie vielfältige Hilfen in ihren Ländern zum Ehrendomkapitular ernannt. Dem Mainzer Domkapitel gehört Luley seit 1977 an. Papst Johannes Paul II. würdigte seine Verdienste mit der Ernennung zum Prälaten (1981) und zum Apostolischen Protonotar (1995), der höchsten Auszeichnung, die der Papst einem Priester geben kann. Von staatlicher Seite wurde ihm 1996 durch Ministerpräsident Kurt Beck das Bundesverdienstkreuz I. Klasse verliehen.
Martin Luley wurde am 25. November 1925 in Wattenheim geboren. Aus den Erfahrungen der Nazizeit, dem Erlebnis des Krieges und russischer Gefangenschaft, aus der er todkrank entlassen wurde, fasste er den Entschluss, Priester zu werden. Nach dem Abitur in Worms und dem Theologiestudium in Mainz unter den schwierigen Bedingungen der Nachkriegszeit wurde Luley am 28. Februar 1953 durch Bischof Dr. Albert Stohr zum Priester geweiht. Zunächst wirkte er als Kaplan in mehreren Gemeinden. Dann wurde er 1959 Diözesanjugendseelsorger und 1964 Pfarrer in Gießen-St. Thomas Morus. Hier wurde er 1970 auch zum Dekan gewählt. Kardinal Hermann Volk berief ihn 1973 zu seinem Generalvikar, wie auch zehn Jahre später Prof. Dr. Dr. Karl Lehmann noch am Tag seiner Bischofsweihe am 2. Oktober 1983.
In der Zeit als Generalvikar sah er seine wichtigste Aufgabe darin, die Beschlüsse des II. Vatikanischen Konzils und der Gemeinsamen Synode der Bistümer in Würzburg - auch mit ihren Impulsen für die Ökumene - umzusetzen. Es standen eine Strukturreform der Dekanate und später die Schaffung von Pfarrverbänden an. Das Schlüsselwort all dieser Reformen hieß "kooperative Seelsorge", für die sich Luley unermüdlich einsetzte. Hinzu kamen eine Fülle weiterer Aufgaben im Bistum und im Verband der Diözesen wie auch die ständigen Kontakte mit Verantwortungsträgern in Staat und Gesellschaft vor allem in Hessen und Rheinland-Pfalz wie auch in der Stadt Mainz.
Als Luley 1996 vom Amt des Generalvikars entpflichtet wurde, war dies für ihn eine "große Erleichterung", wie er bekennt. Nun hatte er mehr Zeit für die ihm verbliebenen Aufgaben: für die Begegnung und den Kontakt mit alten und kranken Priestern und ehemaligen pastoralen Mitarbeitern und zum Gespräch mit Jugendlichen zur Vorbereitung auf die Spendung des Firmsakraments, ganz besonders für die weltkirchlichen Aufgaben in Zusammenarbeit mit RENOVABIS und der Ostpriesterhilfe. Bei seiner letzten Polenreise im Frühjahr dieses Jahres hat der Bischofsvikar in Neisse in Schlesien auch das Grab Joseph Eichendorffs besucht, der - neben Werner Bergengruen - zu seinen Lieblingsdichtern gehört.
Auf die Frage, was ihm sein Namenspatron, der hl. Martin von Tours, bedeutet, sagt Luley: "Je älter ich werde, desto mehr spüre ich die Verpflichtung, die mit diesem Namen verbunden ist." Er zeigt auf ein Foto an der Wand seines Dienstzimmers. Auf ihm ist die Martinus-Glocke der Seminar- und Universitätskirche in Oppeln abgebildet, ein Zeichen der Verbundenheit mit dem Bistum Mainz und seinem Martins-Dom. Der hl. Martin sei für ihn nicht nur ein Vorbild des Teilens, sondern auch ein Beispiel missionarischen Handelns. Denn er habe das Christentum aus der Stadt auf das Land gebracht. Eine besondere Beziehung hat der Bischofsvikar auch zum hl. Thomas Morus, dem Patron seiner früheren Pfarrei in Gießen. Sein Bild hängt an der Wand, daneben ein Gemälde der Tower-Bridge in London. Bei einer Wallfahrt hat Luley, kurz bevor er Generalvikar wurde, die Wirkungsstätten des Heiligen in England besucht. Sein Werk "Utopia" bedeutet ihm viel. Dazu zitiert er ein Wort Ben Gurions zur Gründung des Staates Israel: "Wer keine Utopie hat, kann auch nichts Reales bewirken." Zugleich erinnert er an den "Traum" Martin Luther Kings von einer gewaltfreien Gesellschaft.
Bischofsvikar Luley denkt noch nicht daran, sich zur Ruhe zu setzen. Zwar wird er wegen der Altersgrenze aus dem Domkapitel und aus dem Verwaltungsrat des St. Vincenz- und Elisabeth-Hospitals in Mainz ausscheiden, aber seine fünfjährige Amtszeit als Bischofsvikar will er wenigstens noch erfüllen. Die Familien seines Bruders und seiner Schwester in Wattenheim, mit denen er einen herzlichen Kontakt pflegt, haben ihm über all die Jahre Heimat geschenkt. Deshalb freut er sich, dass er in diesem Jahr zum ersten Mal wieder seit langer Zeit am Geburtstag selbst mit seinen Angehörigen in Wattenheim feiern kann. Bischof Lehmann gibt dem Jubilar zu Ehren zwei Tage später einen Empfang in Mainz.
Mainz/Maria Laach. Die diesjährigen Adventspredigten im Mainzer Dom zum Rahmenthema "Er kam in sein Eigentum..." hält P. Drutmar Cremer OSB, Prior der Benediktiner-Abtei Maria Laach. Am ersten Adventssonntag, 3. Dezember, spricht Cremer, der auch als Dichter und Buchautor große Anerkennung gefunden hat, zum Thema "Seht, Euer König naht. Die Geburt Jesu Christi und die Menschwerdung des Menschen". Bei der Predigt am 2. Adventssonntag, 10. Dezember, geht es um "die Geburt Jesu Christi und die Wegsuche des Menschen im Dienen": "Seht, Euer Herr ist da." Die Adventspredigten beginnen jeweils um 18.00 Uhr. Daran schließt sich gegen 18.30 Uhr eine Eucharistiefeier mit Pater Cremer an. Statt einer Adventspredigt findet am 3. Adventssonntag, 17. Dezember, das traditionelle Konzert zur Weihnachtszeit statt. Der Domchor, die Domkantorei St. Martin und das Mainzer Domorchester sowie Solisten führen unter Leitung von Domkapellmeister Mathias Breitschaft Werke von J.S. Bach auf. Auf dem Programm stehen das "Magnificat" und die erste Kantate des Weihnachtsoratoriums. Da in diesem Jahr Heiligabend und der vierte Adventssonntag zusammenfallen, sind diesmal nur zwei Adventspredigten möglich.
Mainz. Zum zweiten Mal veranstaltet das Institut für Kirchenmusik in Mainz einen Gospel-Workshop. Von Freitag bis Sonntag, 24.-26. November, können Interessierte die traditionelle geistliche Musik der Afroamerikaner kennen lernen. Dabei sollen vor allem die ursprüngliche Musik sowie die tiefen religiösen Wurzeln und Inhalte spürbar werden. Was heute vor allem von jüngeren Menschen in der europäischen Kirchenmusik vermisst werde, sei in den Gospels zu finden, erklären die Projektleiter, Susanne Schnörr und Regionalkantor Thomas Gabriel zum Workshop. "Die Musik ist eine ausdrucksvolle und ansteckende Art, Stimmungen und Situationen des menschlichen Lebens religiös auszudrücken."
Der Workshop findet in der Maria Ward-Schule und im Jugendhaus Don Bosco in Mainz statt. Neben den Proben gehört eine gemeinsam gestaltete Gospelmesse am Samstagabend (25.11.) um 19.00 Uhr in der Liebfrauenkirche auf dem Programm. Das Abschlusskonzert der Workshopteilnehmer findet am Sonntag (26.11.) um 17.00 Uhr in der Kirche St. Petrus Canisius, Mainz-Gonsenheim, statt.
Gastdozent beim Workshop ist Prof. Dr. Hubert Minkenberg, Professor für Musikpädagogik und Neue Medien an der Fachhochschule in Düsseldorf. Zwei amerikanische Gospelsänger werden die Teilnehmer zusätzlich unterstützen: Inez Haynes aus North Carolina und Zechariah Howard McGhee aus Illinois. Beide bringen langjährige Chor- und Sologesangserfahrung mit.
Hinweis: Karten für das Abschlusskonzert (Preis: 12 Mark, ermäßigt 8 Mark) können im Institut für Kirchenmusik in Mainz (Tel. 06131/ 253 424, Fax 06131/ 236 352) reserviert werden oder sind an der Abendkasse erhältlich.
Das Institut für Kirchenmusik im Internet
Mainz. Zum ersten großen "NightChat" mit viel Prominenz lädt der Bund der Katholischen Deutschen Jugend (BDKJ) im Bistum Mainz am Freitag, 24. November, ab 20.00 Uhr, ins Internet ein. Thema des Online-Talks: "Wer sich bewegt, bewegt". Unter der Internet-Adresse www.bdkj-mainz.de können die rund 400 erwarteten Teilnehmer chatten mit: Jugendministerin Dr. Rose Götte, dem hessischen Grünen-Fraktionschef Tarek Al-Wazir, Olympia-Ruderer Bernard Rühling, ZDF-Wettermann Dr. Gunter Tiersch, Olympiateilnehmerin Monika Steigauf (Leichtathletik) und Domkapitular Heinz Heckwolf Radioredakteure von SWR3 und DasDing sind ebenso erreichbar wie der Autor der ARD-Serie "Verbotene Liebe" und Sportler von FSV Mainz 05 und Frankfurt Galaxy.
Online gehen auch der Bundestagsabgeordnete Hagemann, die jugendpolitische Sprecherin der CDU in Hessen, Silke Lautenschläger, die Kämpferin gegen Frauenprostitution in den Entwicklungsländern, Schwester Lea Ackermann, sowie Musiker der Gruppen Se Bummtschacks und Aca & Pella. Als sogenannte"Special Guests" hat der BDKJ ferner Johannes Gutenberg und den Weihnachtsmann angekündigt. Sieben thematische Chatsrooms sind vorgesehen: "Gott und die Welt", "Musicbox", "Mediaworld", "Sportsworld", "Speakers Corner" "Gott und die Welt" sowie "BDKJ-Talk". "Jugendliche können die ganze Nacht mit Menschen chatten, die in ihrem Leben etwas bewegt haben", erklärt die BDKJ-Diözesanvorsitzende Marie-Christin Winkler zur Idee des Vorhabens. Chatzentrale ist der Gutenberg-Pavillon am Mainzer Rheinufer. Winkler: "Jeder kann mitmachen" - vom PC zu Hause aus oder von einer der sieben Chat-Parties. Diese veranstalten die katholischen Jugendzentralen und Jugendstellen in Mainz, Nieder-Olm, Nauheim, Offenbach, Darmstadt, Alsfeld und Alzey.
Stichwort Chat: Beim Chat (engl. plaudern) kommunizieren eine beliebige Anzahl von Menschen über die Computertastatur miteinander. Dabei werden alle Eingaben sofort für sämtliche Teilnehmer sichtbar.
Für den BDKJ-NightChat ist ein aktueller Browser (Microsoft Internet Explorer 5.0 oder Netscape Navigator
4.7x) erforderlich.
Mainz. Ein Schulfest besonderer Art feiert am Montag, 20. November, die Elisabeth-von-Thüringen-Schule in der Mainzer Neustadt. Anlässlich des Patronatsfestes der heiligen Elisabeth (1207-1231), das in diesem Jahr auf einen Sonntag fällt (19.11.), treffen sich die rund 150 angehenden Erzieherinnen und Erzieher um 9.00 Uhr zum Gottesdienst in der Augustinerkirche (Seminarkirche) in der Altstadt. Hauptzelebrant des modernen Jugendgottesdienstes ist Generalvikar Dr. Werner Guballa, der auch die Predigt hält.
Nach dem Gottesdienst beschäftigen sich die 150 Schülerinnen und Schüler und die 20 Mitglieder des Lehrerkollegiums mit sozialen Brennpunkten, die außerhalb ihres Schullebens und ihres späteren Arbeitsalltags liegen. Eine Gruppe wird sich in den Räumen der Schule in der Raimundistraße mit der Problematik der Hospizarbeit, das heißt der Begleitung Schwerkranker und Sterbender, auseinandersetzen. Zwei Gruppen werden mit Obdachlosen in Mainz (Egli-Haus in der Nähe des Hauptbahnhofs, Fritz-Kohlstr. 14)) und in Rüsselsheim in einer Einrichtung des Diakonischen Werkes zusammentreffen. Weitere Gruppen werden Altersheime in Mainz,, Nieder-Olm und Nierstein besuchen. Eine Gruppe startet nach dem Gottesdienst von der Augustinerkirche eine neun Kilometer lange Sponsoren-Wallfahrt. Dazu haben sie für jeden gelaufenen Kilometer im Bekannten-, Freundes- und Familienkreis einen Geldbetrag für einen sozialen Zweck erbeten. Das soziale Engagement soll auch durch einen Flohmarkt gefördert werden, der ab 10.30 Uhr am Gutenbergplatz beginnt. Der Erlös ist für die Schule mit dem Förderschwerpunkt motorische Entwicklung in Nieder-Olm bestimmt.
Der Leiter der Elisabeth von Thüringen-Schule, anerkannte Fachschule für Sozialwesen des Bistums Mainz, Direktor Alfred Grobbel, betont, es sei sehr wichtig, dass die Schülerinnen und Schüler immer wieder über den Tellerrand schauen und auch in anderen Bereichen gezielt Erfahrungen sammeln. "Alle tun bei diesem Schulfest etwas, das nicht berufsspezifisch ist", unterstreicht Grobbel. Die Konfrontation mit Grenzerfahrungen im sozialen Bereich sei für den Bildungsgang für Erzieher/innen unverzichtbar. Im vergangenen Jahr veranstaltete die Schule zum Elisabeth-Tag einen Ausflug in drei Omnibussen nach Marburg, wo die heilige Wohltäterin mehrere Jahre gewirkt hat und auch (in der Elisabeth-Kirche) begraben liegt.
Die Schüler der Elisabeth-von-Thüringen-Schule – es sind fast ausschließlich junge Frauen – legen nach zweijähriger Ausbildung eine schulische Abschlussprüfung ab. Daran schließt sich ein einjähriges Berufspraktikum in Kindertagesstätten, Kinderheimen oder Behinderteneinrichtungen an. Nach dem praktischen Jahr erfolgt die Abschlussprüfung mit staatlicher Anerkennung. An der Elisabeth-von-Thüringen-Schule gibt es in zwei Jahrgangsstufen je drei Klassen. Zulassungsbedingung für den Besuch der Schule ist in der Regel der Abschluss der mittleren Reife.