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Mainz. Das Bistum Mainz will in den kommenden Monaten die Schwerpunkte seines Wirkens in der Pastoral und in den übrigen kirchlichen Diensten überdenken und daraus möglicherweise neue Organisationsformen und Strukturen ableiten. Dazu hat das Bistum jetzt ein Projekt "Handlungsfähigkeit sichern" gestartet, das der Mainzer Bischof Kardinal Karl Lehmann am Mittwoch, 21. November, vor der Presse in Mainz vorstellte.
"Wir benötigen eine grundsätzliche Standortbestimmung, um die langfristige wirtschaftliche Handlungsfähigkeit des Bistums sicherzustellen", erklärte Lehmann. Er verwies darauf, dass die Einnahmen durch die Kirchensteuer sinken, nicht zuletzt durch das Abnehmen der Grundlohnsumme in Deutschland und die sich abschwächende wirtschaftliche Entwicklung. Diesen stark rückläufigen Einnahmen stehe ein breit gefächertes, historisch gewachsenes Spektrum an anspruchsvollen Aufgaben gegenüber. "Wir müssen uns fragen, ob wir unsere personellen und sachlichen, vor allem auch finanziellen Ressourcen immer optimal einsetzen und ob sich hier nicht manches für unsere Arbeit und auch zum Wohl unserer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter verbessern lässt", erklärte Lehmann zur Zielsetzung des Projektes.
Es hätte nach seinen Worten auch wenig Sinn, den einen oder anderen Bereich der vielleicht stärker durchforstet werden müsste, allein zu überprüfen. Es gehe ja auch um eine engere Zusammenarbeit insgesamt, um eine Vermeidung von doppelten Aufgaben. Vor dem Hintergrund der sinkenden Steuereinnahmen, der demographischen Entwicklung und einer Verringerung der Katholikenzahl, "die allerdings keineswegs dramatisch ist", sei es notwendig, das Gesamtfeld der kirchlichen Aktivitäten in Augenschein zu nehmen und die eingegangenen Risiken auf eine mittlere Frist hin zu bedenken und abzuschätzen.
Nachdrücklich stellte Kardinal Lehmann klar, dass es bei dem Projekt nicht um das Wegrationalisieren von Arbeitsplätzen gehe. Natürlich könne er das nicht für alle Zeiten grundsätzlich ausschließen, aber im Moment sei dies nicht das Thema und auch nicht der Auftrag an die Unernehmensberatung. Die Herausforderungen seien so groß geworden, dass ein Innehalten notwendig geworden sei, um sehr grundsätzlich die Aufgaben neu zu bewerten, betonte Lehmann. Dafür ist nach Meinung der Bistumsleitung auch eine objektive Betrachtung von außen notwendig.
Außerdem sei eine solide Erfahrung in ausgewählten Bereichen gefragt, die durch ökonomische Expertise ergänzt werde. Dies habe zu der Entscheidung der Bistumsleitung geführt, den Prozess von der Unternehmensberatung McKinsey & Company unterstützen zu lassen. Mit dem Projekt wolle die Kirche ihre Chance zur aktiven Zukunftsgestaltung nutzen, um sich den großen Herausforderungen der Zeit zu stellen. Die Kosten können, wie Kardinal Lehmann erklärte, im Moment noch nicht beziffert werden. Es sei jedenfalls ein winziger Bruchteil der jährlichen Höhe des Bistumshaushaltes. Eine rationale Planung und eine verantwortliche Risikoabschätzung seien auf jeden Fall notwendig. Die Risikofolgen-Abschätzung sei eine ganz wichtige Herausforderung, der sich das Bistum stellen müsse. Die aus den Gemeindevisitationen gewonnenen Einsichten reichten dazu nicht aus.
Nach Ansicht des Generalvikars des Bistums Mainz, Prälat Dr. Werner Guballa, werden außerdem neue Anforderungen an das Personal in der kirchlichen Verwaltung gestellt werden. Auch die Gemeinden, Pfarrverbände und Dekanate seien hinsichtlich ihrer Ausstattung und Handlungsfähigkeit mit im Blick, betonte Guballa. Er bekräftigte das Nein zu Entlassungen und verwies auf den Mangel an Arbeitskräften in den pastoralen Berufen.
Bei den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des Bischöflichen Ordinariats, die am Vortag im Rahmen einer Mitarbeiterversammlung informiert worden waren, sei gespannte Erwartung spürbar, was das Projekt bringen wird. Allerdings rechne er damit, dass sich die Mitarbeiterinnen engagiert und kreativ darauf einlassen. Es gehe um andere Prozessvorgaben als das Einsparen von Arbeitsplätzen, unterstrich er.
Wie Guballa darlegte, wird das Projekt in drei Phasen durchgeführt. Nach einer kritischen Bestandsaufnahme soll überlegt werden, welche Initiativen und Verbesserungsmöglichkeiten klar definiert werden können, um dann in einer dritten Phase zu Entscheidungen zu kommen. Der Zeitrahmen ist auf ca. sechs Monate festgelegt.
Sk (MBN)
Mainz. Die katholische Kirche beansprucht Einheit und Einigkeit in den friedensethischen Grundpositionen, lässt aber unterschiedliche Meinungen in der Beurteilung einer konkreten Situation gelten. Diese Auffassung vertritt der Bischof von Mainz, Kardinal Karl Lehmann, in einem Beitrag für die Mainzer Kirchenzeitung "Glaube und Leben" im Blick auf immer wieder reklamierte "klare" Stellungnahmen der Kirche zum Konflikt in Afghanistan.
Unter der Überschrift "Uneinig in der Friedensethik" erklärt Lehmann in seiner monatlichen Kolumne "Auf ein Wort" (Glaube und Leben Nr. 47 vom 25.11.2001) bedauert Lehmann, dass man auf der einen Seite die Kirche kritisiere, sie sei viel zu einförmig und lasse zu wenig Meinungsunterschiede zu, andererseits aber gleichzeitig die angebliche Uneinigkeit bemängele, wenn Unterschiede erkennbar werden. Es dürfte jedoch nach den Worten Lehmanns nicht überraschen "dass hier durchaus eine Gemeinsamkeit mit Akzentunterschieden vorherrschen kann". Die Kirche sei ein soziales Gefüge, das in offenen Gestaltungsfragen vor allem des gesellschaftlichen und politischen Lebens eine große Vielfalt in sich enthält. Schon das Zweite Vatikanische Konzil habe gesagt, dass katholische Christen sich oft im Ziel einig seien, aber über die Wege und Mittel zu diesem Ziel verschiedene Meinungen haben könnten. Dabei solle keiner den anderen verteufeln und meinen, er allein sei im Besitz der Wahrheit und könne sich ausschließlich auf die Kirche berufen.
Gerade in Fragen der Friedensethik dürfe man annehmen, dass auch in der Kirche innerhalb eines gewissen Spektrums Auffassungsunterschiede in Erscheinung treten. Zu militärischen Auseinandersetzungen und kriegerischen Interventionen könne keine Antwort umfassend befriedigen, stellt Lehmann klar. Gerade hier könne man unterschiedliche Meinungen über die Wahl der Mittel und Wege zum Friedensziel vorfinden. So etwas könne es auch bei Bischöfen geben, fügte er hinzu. Daraus dürfe man jedoch nicht schließen, in der Kirche herrsche "die selbe Unverbindlichkeit und vielleicht manchmal auch Willkür", wie sie auch sonst in der Gesellschaft anzutreffen sei. Die deutschen Bischöfe haben vielmehr, wie er darlegt, in zwei umfangreichen Dokumenten "Gerechtigkeit schafft Frieden" (1983) und "Gerechter Friede" (2000) gezeigt, "dass die Kirche unbeschadet einiger Auffassungsunterschiede aussage- und handlungsfähig ist", unterstreicht Kardinal Lehmann.
Vollständiger Text des Artikels aus "Glaube und Leben"
Sk (MBN)
Offenbach/Mainz. Bislang sind es schlicht große weiße Stofftücher, die Generalvikar Dr. Werner Guballa den Vorstandsmitgliedern der zwanzig katholischen Dekanate im Bistum Mainz während einer gemeinsamen Planungssitzung am Donnerstag, 15. November, im Offenbacher Gemeindezentrum St. Peter überreichte. Die vier Meter langen Stoffbahnen sollen in den Dekanaten zu schönen Fahnen gestaltet werden und während des Diözesankatholikentages am 25./26. Mai 2002 in Mainz auf dem Marktplatz vor dem Dom im Wind flattern. Beispielsweise können die Flächen bedruckt oder bemalt werden. Denkbar ist auch eine Patchworkarbeit aus verschiedenen aufgenähten Stoffen "Der Kreativität sind jedenfalls kaum Grenzen gesetzt", erklärte Guballa beim Blick auf die noch leeren Banner. Nach dem Katholikentag verbleiben die neuen Kirchenfahnen in den Dekanaten zur weiteren Verwendung.
Mit der Übergabe hat die "heiße Phase" zur Vorbereitung des Diözesankatholikentags begonnen. Jetzt gehe es darum, die Idee des großen Treffens im Mai in den Dekanaten und Pfarreien bekannt zu machen, sagte Guballa. "Wir wollen schließlich die gesamte Bistumsgemeinschaft zu einem Fest zusammenbringen." Ein traditionelles, jährliches Bistumsfest wie in anderen Diözesen gibt es nicht.
Der Geschäftsführer für den Katholikentag, Wilhelm Schulze, gab erste Informationen zum Programm: der Samstag (25.5.) steht ganz im Zeichen von Begegnungen der Teilnehmer mit den Mitarbeitern in rund 70 Firmen, Verbänden, Medienunternehmen und Bildungseinrichtungen. Ganz nach dem Katholikentagsmotto: "Mit Gott unter allen Menschen" sollen intensive Gespräche möglich werden. Am Sonntag (26.5.) werden Diskussionsforen zu den Themenbereichen Arbeitswelt, Soziales Leben, Jugend, Gottesfragen sowie Lebensschutz/Bioethik zur Auseinandersetzung mit aktuellen gesellschaftlichen Problemen anreizen.
Vier Bühnen werden den Katholikentag auch zu einem musikalischen Erlebnis machen, ist sich Thomas Domnick aus der Organisationsgruppe sicher: Musik für jeden Geschmack an verschiedenen Stellen der Mainzer Innenstadt. Weiterhin sind im Rahmen des Kulturprogramms geplant: Kinofilme, ein Glockenspaziergang, ein Kammerkonzert mit Musik aus der Zeit um 1800, eine Vernissage zum "Vaterunser"-Zyklus des Mainzer Künstlers Alois Ewen sowie eine Ausstellung zum 200. Jubiläum der Wiedererrichtung des Bistums Mainz. Religiöse Akzente setzen das Geistliche Zentrum in der Maria-Ward-Schule sowie ein meditatives Nachtgebet im Dom, ein Morgenlob und der zentrale Abschlussgottesdienst mit Kardinal Karl Lehmann am Sonntagmittag. "In die liturgische Gestaltung des Pontifikalamtes sollen möglichst alle Dekanate eingebunden werden", forderte Martina Reißfelder vom Organisationsteam zur Mitgestaltung auf.
Ohnehin ist das Mitmachen nicht nur als Aufforderung zum Besuch des Katholikentags gemeint. Kirchliche Organisationen und Einrichtungen werden um Ideen, Initiativen und eigene Beiträge gebeten, so die zentrale Botschaft des Generalvikars. Beim "Markt der Möglichkeiten" in der Mainzer Innenstadt jedenfalls besteht die Möglichkeit, an einem Zeltstand und auf einer "Mit-mach-Bühne" mit originellen Programmen, kulinarischen Spezialitäten aus den unterschiedlichen Regionen des Bistums oder interessanten Informationen mit den Besuchern in Kontakt zu kommen.
Aus den entfernteren Bistumsteilen verkehren an beiden Tagen voraussichtlich Sonderbusse nach und von Mainz. Und die werden preisgünstig sein, versprach Guballa: Kinder sollen gratis fahren können, Erwachsene kostet der Transfer unter 20 Mark. Organisiert werden derzeit die Übernachtungsmöglichkeiten für Besucher in Mainz. Und mit einem eigenen Flugblatt soll demnächst außerdem bistumsweit um freiwillige Helfer und Einsatzkräfte für das Großereignis geworben werden. Immerhin rechnet Guballa mit "mindestens 3000 Gästen". Dazu kommen noch Kurzentschlossene, Touristen und Einkaufsbummler in der City. Eine unkalkulierbare Zahl. Klar ist für Guballa nur: "Der Katholikentag soll für alle offen sein. Jeder kann mitfeiern." Und darauf werde man vorbereitet sein.
Hinweis: Geplante Aktivitäten sowie Veranstaltungen und andere Ideen sollten der Geschäftsstelle Diözesankatholikentag 2002, Postfach 15 60 in 55005 Mainz möglichst bis Ende Dezember mitgeteilt werden.
Ein Fatblatt mit ersten Informationen zu den geplanten Veranstaltungen ist jetzt erschienen und kann bei der Öffentlichkeitsarbeit des Bistums Mainz angefordert werden (Telefon: 06131/ 253134, Fax 06131/ 253 585). Das ausführliche Programmheft kommt Ostern 2002 heraus. Zudem erscheint im kommenden Jahr ein Themenheft mit liturgischen Gestaltungshilfen.
Bns (MBN)
Mainz. Die Renovierung des vier Meter hohen Kreuzes auf dem nordöstlichen Seitenturm des Mainzer Doms ist beendet. Der schmiedeeiserne Turmabschluss wurde in den vergangenen Wochen entrostet und erhielt einen grauen Farbanstrich. Ebenso konnten die Kugeln an den Enden der Kreuzarme neu vergoldet werden. Die Wiederherstellungskosten für das Turmkreuz belaufen sich auf rund 5000 DM, die der Dombauverein Mainz übernehmen will. "In den nächsten Tagen wird auch der neue Schieferbelag für den Turmhelm fertig", kündigte der Vorsitzende der Dombaukommission, Domkapitular Heinz Heckwolf, in der Sitzung des Gremiums am Montag, 19. November, an. Danach können bereits die oberen Geschosse des 26 Etagen hohen Baugerüsts wieder abgebaut werden.
Die weiteren Renovierungsarbeiten an dem sogenannten Flankierungsturm der Ostgruppe, dessen untere Bauteile noch von dem ursprünglichen Dombau des heiligen Willigis (um 1000) stammen, gehen unterdessen weiter: Nach der gründlichen Fassadenreinigung werden beschädigte Steine ausgebessert oder ausgetauscht. Das Schließen der Fugen erfolgt nach den Wintermonaten. Derzeit werden dafür verschiedene Musterverfugungen ausprobiert. Klempner tauschen zudem sämtliche Schutzbleche an Wandvorsprüngen und in Fensternischen am oberen Turm aus, der zudem mit verbesserten Blitzschutzeinrichtungen und Taubenabwehrgittern ausgestattet wird. Alter Putz wird von Handwerkern abgeschlagen, um den Untergrund für den neuen Verputz und Farbanstrich des Doms vorzubereiten. Diese Maßnahmen werden im Frühjahr 2002 durchgeführt.
Witterungsbedingt können in den kalten Wintermonaten nur wenige Außenarbeiten durchgeführt werden. In der Hauptsache wird die Dombauhütte in dieser Zeit weitere Ersatzquadersteine vorbereiten, die anschließend schrittweise gegen beschädigte Stücke ausgetauscht werden.
Bns (MBN)
Mainz. Beim 2. Ökumenetag des Bistums Mainz am Samstag, 17. November, im Bildungszentrum Erbacher Hof in Mainz wurde mehr von konfessionsverbindender als von konfessionsverschiedener Ehe gesprochen. In diesem Wortwechsel für denselben Sachverhalt kam ein Bewusstseinswandel zum Ausdruck, der deutlich macht, wie sehr auch die Kirchengemeinden vor Ort sich aufeinander zu bewegen. Vier konfessionsverschiedene Ehepaare (katholisch, evangelisch und griechisch-orthodox) berichteten in einer Talkrunde exemplarisch, wie sich die Zeiten geändert haben. Nicht mehr das Trennende steht im Vordergrund, sondern die Chance gegenseitiger Bereicherung durch die jeweilige Stärke der anderen Konfession. Moderator Günther Gremp stellte dazu fest, dass angesichts dieser Zeugnisse vom vielbeschworenen "Stillstand in der Ökumene" keine Rede sein könne.
Der Tag stand unter dem Leitwort "Auf Wegen gemeinsamen Glaubens. Die konfessionsverschiedene Ehe – ein Zeichen ökumenischer Hoffnung?" Der Mainzer Generalvikar Dr. Werner Guballa bewertete den Ökumene-Tag mit rund 75 Teilnehmern als "Wegmarkierung" zwischen dem 1. Ökumenetag des Bistums 1999 und dem bevorstehenden großen Ökumenischen Kirchentag, der 2003 unter dem Leitwort "Ihr sollt ein Segen sein" in Berlin stattfinden soll. Guballa hieß Katholiken aus 15 Dekanaten des Bistums, viele evangelische Christen und nicht zuletzt Vertreter der Arbeitsgemeinschaften Christlicher Kirchen (ACK) willkommen. Er unterstrich, wie notwendig es sei, den konfessionsverschiedenen und konfessionsverbindenden Ehen in den Gemeinden Heimat zu geben.
Der Vorsitzende des Sachausschusses Ökumene der Diözesanversammlung, Godehard Lehwark, Darmstadt, begrüßte darüber hinaus Vertreter der griechisch-orthodoxen Kirche und der Christengemeinde, sowie namentlich auch den Geschäftsführenden Vorsitzenden der Diözesanversammlung, Wilhelm Schulze. Lehwark erinnerte daran, dass auf den Tag genau vor 21 Jahren, am 17. November 1980, der damalige Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland, Eduard Lohse, bei der Begegnung mit Papst Johannes Paul II. in Mainz darauf hingewiesen hatte, dass Ehepartner in konfessionsverschiedenen Ehen darunter litten, dass sie nicht die rechte Anerkennung und seelsorgliche Begleitung fänden, "die wir ihnen schuldig sind".
Dr. Peter Lüning vom Johann Adam-Möhler-Institut für Ökumene in Paderborn zeigte in einem theologischen Vortrag die Entwicklung des katholischen Eheverständnisses auf. Als Sakrament sei die Ehe Zeichen und Werkzeug der Liebe Gottes in seiner Kirche. Er betonte, dass konfessionelles Profil und Bekenntnis gerade in der konfessionsverschiedenen Ehe wichtig seien, damit der christliche Glaube sich nicht in Gleichgültigkeit verflüchtige. Die konfessionsverschiedenen Familien sollten in den Gemeinden mitarbeiten und für "Unruhe" in der Ökumene sorgen. Sie seien der "Testfall" für die Glaubwürdigkeit der Kirche auf dem Weg zur Einheit. Zum Drängen nach Eucharistiegemeinschaft erklärte Lüning, die gemeinsame Teilnahme sei jetzt nur in Ausnahmefällen möglich. Aber es gebe Bewegung in der Diskussion um das kirchliche Amt, so dass er in absehbarer Zeit eine Lösung erhoffe.
Am Nachmittag bestand Gelegenheit, in kleinen Arbeitsgruppen viele der angesprochenen Fragen zu vertiefen, so neben der Problematik des gemeinsamen Abendmahles die Herausforderung einer konfessionellen religiösen Erziehung sowie die Idee einer ökumenischen Spiritualität für den Alltag in Ehe und Familie. Der Tag schloss mit einem ökumenischen Gottesdienst.
Sk (MBN)
Mainz. Dem Islam fehlt nach den Worten des Bischofs von Limburg, Dr. Franz Kamphaus, im Unterschied zum Christentum "die harte Schule der neuzeitlichen Aufklärung, die Säkularisierung". In einem Vortrag beim St. Martins-Jahresempfang des Katholischen Büros Mainz am Mittwochabend, 14. November, im Bildungszentrum Erbacher Hof in Mainz, verwies Kamphaus in seinem Vortrag zum Thema "Religion(en) im säkularen Staat" darauf, dass das Christentum in den vergangenen beiden Jahrhunderten durch diese Schule gegangen sei.
"Ist es wirklich gut, dass dem Islam die Aufklärung bisher erspart geblieben ist, oder soll man sie ihm wünschen?" fragte Kamphaus. Und weiter: "Wird er sich dem Spannungsfeld von technischer Zivilisation und ethischem Freiheitsanspruch, das die Moderne charakterisiert, entziehen können?" Mit der Moderne sei nach christlicher Erfahrung nicht nur etwas verloren gegangen, es seien wichtige Einsichten neu gewonnen worden: "Die Entflechtung von Religion und Politik, von Religion und Gewalt und die Entsakralisierung von Recht und Staat." Dem Dialog mit dem Islam mangele es also nicht an Themen, betonte Kamphaus. Der Dialog sollte mutig aufgenommen werden, "ohne Berührungsangst und ohne Unterscheidungsangst".
Im Unterschied zum Christentum sei die Ursprungserfahrung des Islam durch aktive Gewalttätigkeit gekennzeichnet. "Gehört die Gewalt zu seinem Erbgut?", fragte er. Mohammed habe die rivalisierenden Stämme der arabischen Halbinsel geeint und sie für den neuen Glauben gewonnen, "teils durch Verträge, teils durch Krieg". Mohammed sei nicht nur ein tiefreligiöser Mensch, sondern auch ein erfolgreicher Feldherr gewesen. Wer seiner Botschaft folgt, darf keine Bruderkriege mehr führen. Andererseits verpflichte der Prophet die Gläubigen zum Kampf gegen die Ungläubigen.
Darüber hinaus verwies Kamphaus darauf, dass das Erscheinungsbild des Islam durch eine enge Verbindung von Religion, Staat und Recht gekennzeichnet ist. Das göttliche Gesetz habe höchste Autorität. Die staatliche Gesetzgebung müsse sich darauf berufen, sie hänge daran. Die Reformen Atatürks haben allerdings, wie Kamphaus darlegte, bisher nicht in die Religionsfreiheit geführt, denn in der Türkei werde die Religion durch den säkularen Staat kontrolliert.
Für die Trennung von Staat und Kirche, erklärte Kamphaus, sei das Wort Jesu bahnbrechend: "Gebt dem Kaiser, was des Kaisers ist, und Gott, was Gottes ist". Wenn man es auch Jahrhunderte anders versucht habe, so stehe doch am Ende einer leidvollen und oft leidigen Geschichte die Einsicht: "Es ist gut, dass die Kirche von politischer Herrschaft frei ist", betonte Kamphaus. Eine klare Unterscheidung zwischen Glaube und Politik sei nicht nur für den Glauben lebensnotwendig, sondern auch für die Politik, stellte er fest. Politik entarte, wenn sie sich mit einem religiösen Nimbus umgibt. "Sobald der Staat sich absolut setzt, verfällt er dem Gotteskomplex. Er beansprucht das Ganze (totum) und wird totalitär." Er verspreche paradiesische Zustände und lande in der Hölle des Totalitarismus.
Bei allem kirchlichen Machtverlust sei die Trennung von Staat und Kirche für beide Seiten ein Freiheitsgewinn: "Freisetzung des Staates vom theokratischen Herrschaftsanspruch und zugleich Freisetzung der Kirchen von politischer Bevormundung und Repression. Damit wird der Glaube an Gott nicht weltlos und die Welt nicht gottlos, betonte Kamphaus.
Der Limburger Bischof schloss seinen Vortrag mit einem Appell zur Gewaltlosigkeit. "Wo Religion der Gewalt entsagt und ihr Gut mit den Opfern teilt, wird sie zum Zeichen in einer Welt die einen übergroßen Teil der Intelligenz und Mittel in immer perfektere Waffensysteme/Schwerter investiert, statt sie für die Entwicklung armer Völker einzusetzen. Er verwies auf die "geradezu skandalöse Diskrepanz" zwischen den Finanzmitteln für den Militäreinsatz und denen für den Wiederaufbau im Kosovo. "In Sachen ökonomischer und militärischer Globalisierung sind wir Riesen, in Sachen globaler Solidarität sind wir Zwerge", stellte er fest. Oft sei in diesen Wochen von Entschlossenheit, Unnachgiebigkeit und Opferbereitschaft die Rede, erklärte Kamphaus. Es wäre viel gewonnen, sagte er dazu, wenn diese Tugenden nicht nur im Blick auf den Militäreinsatz beschworen würden, sondern vor allem im mühsamen Ringen um eine Politik der Gewaltvorbeugung zum Tragen kämen.
Am traditionellen St. Martins-Jahresempfang des Katholischen Büros nahmen mehr als 250 Gäste teil, unter ihnen von Seiten der Landesregierung Ministerpräsident Kurt Beck, Bildungsministerin Doris Ahnen, Wirtschaftsminister Hans-Arthur Bauckhage, Umweltministerin Margit Conrad, Justizminister Herbert Mertin und Innenminister Walter Zuber, sowie von Seiten der Bistümer die Bischöfe Kardinal Karl Lehmann, Mainz, und Dr. Anton Schlembach, Speyer, außerdem der Trierer Diözesanadministrator Weihbischof Leo Schwarz sowie Weihbischof Ernst Gutting, Speyer, außerdem die Generalvikare der rheinland-pfälzischen Bistümer. Der Leiter des Katholischen Büros Mainz, Ordinariatsdirektor Bernhard Nacke, begrüßte darüber hinaus Landtagspräsident Christoph Grimm und eine Reihe von Landtagsabgeordneten. Für die Evangelischen Landeskirchen hieß Nacke deren Beauftragten, Dr. Jochen Buchter, willkommen. Musikalisch umrahmt wurde der St. Martin-Jahresempfang durch den Gospel-Chor der Hildegardisschule Bingen unter Leitung von Studienrat Stefan Speyer.
Ministerpräsident Beck nahm in seinem Grußwort Stellung zur aktuellen politischen Diskussion um den Krieg in Afghanistan. Es seien Entscheidungen zu treffen, bei denen es nicht um Partei- und Wahltaktik gehe. "Wir nehmen die Fragen sehr ernst", betonte der Ministerpräsident. Dabei dürfe man sich nicht nur an den Bildern sterbender Kinder orientieren, sondern müsse auch die Solidarität zum amerikanischen Volk und die Opfer der Terroranschläge vom 11. September auf die Waagschale legen. Er hoffe, auf ein baldiges Ende der kriegerischen Auseinandersetzung und darauf, dass sich dann eine Regierung mit demokratischem Grundanspruch etablieren könne. Die Verletzung von Menschenrechten habe in keiner Religion Berechtigung, betonte Beck und erklärte, er hoffe, "dass wir als Deutsche und Europäer unseren Beitrag leisten können, um Terrorakte künftig zu vermeiden".
Zum Verhältnis von Kirche und Staat betonte der Ministerpräsident, er habe den Kirchen für vielfältige Unterstützung zu danken. Für beide gebe es eigenständige Aufgaben, aber auch Aufgaben, "die wir Seite an Seite wahrnehmen". Kardinal Lehmann erklärte im Schlusswort der Veranstaltung: "Wir haben gemerkt, dass Bischof Kamphaus und Ministerpräsident Beck von unterschiedlichen Ausgangspunkten ausgegangen, aber aufeinander zugegangen sind." Das präge auch sonst die Zusammenarbeit zwischen Staat und Kirche in Rheinland-Pfalz. Auch im säkularen Staat gebe es ein freies partnerschaftliches Zusammenwirken von Staat und Kirche im Blick auf die Menschen. Dazu würdigte der Kardinal den hl. Martin als Vorbild für viele Bereiche des Staat-Kirche-Verhältnisses.
Sk (MBN)
Mainz. Anlässlich des zehnjährigen Bestehens haben Domdekan Weihbischof Wolfgang Rolly und der Mainzer Oberbürgermeister Jens Beutel das Wirken des Vereins der Freunde und Förderer der Musica Sacra am Hohen Dom zu Mainz gewürdigt. Rolly dankte in einem Glückwunschschreiben an den Vorsitzenden des Vereins, Joachim Schneider, für die finanzielle Hilfe und die Unterstützung der Musica Sacra und die Arbeit der Chöre. Schneider und sein Vorgänger, Johannes Gerster, seien "entscheidende Motoren für das Gelingen der Ziele des Vereins", betonte der Weihbischof. Beutel, der wie Rolly an einer persönlichen Teilnahme an der Festfeier im Chorhaus am Dom am Sonntag, 18. November, verhindert war, wünschte eine "weiter von Erfolg gekrönte Vereinsarbeit".
Im Namen der Stadt Mainz unterstrich Kulturdezernent Peter Krawietz in seinem Grußwort bei der Feierstunde im Chorhaus die große Bedeutung der Chöre am Dom für die Kultur der Stadt. Domkapellmeister Mathias Breitschaft, der nachdrücklich den 270 Mitgliedern des Vereins dankte, von denen mehr als 100 an der Feierstunde teilnahmen, rief die wichtigsten kirchenmusikalischen Ereignisse in den vergangenen zehn Jahren ins Gedächtnis. Er erinnerte u.a. an Chorreisen nach Brasilien, Israel, in die USA, Australien, Frankreich und England. Solche Einladungen zeigten, dass die Chöre am Dom als Botschafter des Bistums und der Stadt Mainz weit über die Landesgrenzen hinaus bekannt seien. Der Ehrenvorsitzende des Vereins, Dr. h.c. Johannes Gerster, Leiter der Konrad Adenauer-Stiftung in Jerusalem, brachte ebenfalls brieflich seine Verbundenheit zum Ausdruck.
Sein Nachfolger als erster Vorsitzender erklärte in seiner Festansprache, herausragende Aufgabe des Vereins sei die Förderung der Domkonzerte, die weit über die Stadtgrenze von Mainz hinaus Anklang und Anerkennung gefunden haben. Mit seinen Zuschüssen trage der Förderverein in besonderer Weise dazu bei, dass diese Konzerte eintrittsfrei, lediglich auf Spendenbasis aufgeführt werden könnten. Dieser Herausforderung werde sich der Verein auch in Zukunft stellen, versprach Schneider. Nach seinen Angaben wurden in den ersten zehn Jahren seit Gründung des Vereins die Mainzer Domkonzerte mit über DM 300 000,- gefördert. In dieser Summe werde deutlich, welchen Stellenwert die Musica Sacra am Hohen Dom zu Mainz heute hat, stellte er fest. Diese Anerkennung sei nicht zu allen Zeiten selbstverständlich gewesen, erklärte der Vorsitzende und verwies auf die Geschichte der Kirchenmusik in Mainz im 16. Jahrhundert, die damals mehr am Kurfürstlichen Hof als am Dom beheimatet gewesen sei.
Schneider stellte besonders heraus, dass die Musica Sacra auch Teil der kirchlichen Verkündigung sei. Diesem Anliegen wisse sich der Verein in besonderer Weise verbunden und verpflichtet. Er schloss mit einem hoffnungsvollen Ausblick in die Zukunft: "Das bislang Erreichte lässt mich auch mit Zuversicht nach vorne blicken. Ich bin davon überzeugt, dass die Musica Sacra auch weiterhin die Herzen der Menschen erreicht und dass es auch gelingen wird, weitere Mitglieder für unseren Förderverein zu gewinnen, die bereit sind, die musikalische Verkündigung am Mainzer Dom mitzutragen." Er dankte allen, die die Musica Sacra ideell und materiell gefördert haben, insbesondere auch allen Sponsoren und Mäzenen aus Handwerk und Wirtschaft.
Musikalisch umrahmt wurde die Feierstunde vom Mädchenchor am Dom und St. Quintin unter Leitung von Domkantor Christoph Klemm, der ein mehrstimmiges Chorwerk von Gabriel Fauré und eine "Volksliedimpression" des Darmstädter Regionalkantors Andreas Boltz darbot.
Der Feierstunde ging ein Festgottesdienst im Dom voraus. Hauptzelebrant war Domkapitular Prälat Günter Emig. In seiner Predigt würdigte er besonders das Mitwirken der Chöre bei der Gestaltung der Gottesdienste im Dom und sprach dafür im Namen des Domkapitels und des Bischofs, Kardinal Karl Lehmann, ein sehr herzliches Wort des Dankes aus.
Sk (MBN)
Mühlheim. Peter Waldmann steht auch in den nächsten zwei Jahren an der Spitze des Diözesansportverbands Deutsche Jugendkraft (DJK). Die Delegiertenversammlung wählte den bisherigen Ersten Vorsitzenden am Sonntag, 18. November, während des DJK-Diözesantages in Mühlheim/Main erneut in das Amt. Ebenso wurden die stellvertretenden Vorsitzenden Carmen Sameï und Diethard Müller wiedergewählt. Der Geistliche Beirat der DJK, Pfarrer Dietmar Heeg, wurde im Amt bestätigt.
Zuvor hatte Waldmann, der wegen Krankheit die Versammlung nicht leiten konnte, in einem schriftlichen Bericht über die Arbeit des Vorstands in der abgelaufenen Wahlperiode informiert. Sportlich konnte Waldmann eine erfolgreiche Bilanz ziehen: So gewannen DJK-Sportler aus dem Bereich des Bistums Mainz beim DJK-Sportfest im Juni 2001 in Koblenz 16 Gold-, 19 Silber- und 16 Bronzemedaillen. 250 Mainzer Sportlerinnen und Sportler waren in den Sportarten Basketball, Handball, Leichtathletik, Sportkegeln, Schwimmen, Tischtennis und Turnen an den Start gegangen. 24 Vereine gehören dem DJK bistumsweit an. Wie Waldmann in seinem Bericht erklärte, ging die Gesamtmitgliederzahl um 1.226 auf 13.941 zurück. Im Wesentlichen sei der Rückgang auf das Ausscheiden des Turnvereins 1872 Mainz-Finthen mit über 1.000 Mitgliedern zu erklären.
Während die Mannschaftssportarten Fußball und Handball insgesamt leicht rückläufig seien, konnten nach Waldmanns Angaben die Angebote in den Breiten- und Freizeitsportarten sowie in den Sparten Basketball, Volleyball, Boule, Tischtennis, Radfahren, Gymnastik, Wandern und Inline-Skating ausgebaut werden. Der DJK-Vorsitzende lobte die thematisch und inhaltlich gute Arbeit des früheren Jugendbildungsreferenten Ulrich Meurer, der nach fast 12 Jahren im November 2000 als Lehrer an die Edith-Stein-Schule Darmstadt gewechselt hatte. Die hauptamtliche Stelle des DJK-Jugendbildungsreferenten soll in Kürze wiederbesetzt werden.
Zur Jugendarbeit des Diözesanverbandes kündigte Jugendleiter Michael Bonifer für den kommenden Sommer einen Segeltörn auf dem niederländischen Ijsselmeer an (29.7.-4.8.2002). Ebenso lud er zum Jugendlager der europäischen katholischen Sportverbände FICEP nach Belgien ein (2.-11.8.2002). Zudem bestehe die Möglichkeit an verschiedenen Übungsleiterausbildungsgängen teilzunehmen. Der für den vergangenen Sommer geplante Diözesanjugendtag sei hingegen aufgrund der geringen Resonanz aus den Vereinen abgesagt worden.
Der Delegiertenversammlung ging ein Gottesdienst mit Pfarrer Dietmar Heeg in der Mühlheimer Pfarrkirche St. Markus sowie ein buntes Unterhaltungsprogramm unter dem Motto "Erlebenswert: DJK" mit Sport- und Informationsveranstaltungen voraus.
Bns (MBN)
Mainz. Mit der provokanten Frage "Nur ein paar Stunden mehr?" hatte die Arbeitsgemeinschaft der Familienorganisationen Rheinland-Pfalz (AGF) Vertreterinnen und Vertreter der Elternschaft, der Schulen, der Träger und der Politik zu einer Fachtagung nach Mainz eingeladen, in deren Mittelpunkt das pädagogische Konzept der Ganztagsschulen stand. Nicht nur die Zahl von über 70 Teilnehmerinnen und Teilnehmern, sondern auch die intensive Diskussion mit Bildungsministerin Doris Ahnen zeigte: Die Ganztagsschule kann und muss mehr sein als "nur ein paar Stunden mehr" Aufenthalt in der Schule. Eine umfassende Dokumentation der gesamten Veranstaltung will der Familienbund der Katholiken, derzeit federführend in der AGF, in einigen Wochen fertig stellen.
Kindheit ist heute oft geprägt von "Entbehrungen im Überfluss". Mit dieser Formel umschrieb Regierungsschuldirektorin Heiderose Zegermacher, Neustadt/Wstr., das Dilemma vieler Schülerinnen und Schüler. Sie beschrieb ein Konzept, in dessen Mittelpunkt der Unterricht stehen müsse, mit Vertiefung der pädagogischen Möglichkeiten zur Förderung von Kompetenz und Sozialisation. Dabei müsse dem Einfluss der individuellen Entwicklung jedes Kindes und Jugendlichen durch Gruppenzwang ebenso entgegengewirkt werden wie einem möglichen Funktionsverlust intakter Familienstrukturen.
Vorstellungen und Forderungen von Kindern und Jugendlichen stellte die ehemalige Landeselternsprecherin, Dr. Irmtraud Heym, dar. Mit dem Hinweis auf den Fall der Mauer vor genau zwölf Jahren erinnerte sie an die Ganztagsschule der ehemaligen DDR, deren Ziel eine möglichst umfassende Kontrolle der Schülerinnen und Schüler durch staatliche Organe gewesen sei. Das Konzept für eine Ganztagsschule in einem freiheitlich-rechtstaatlichen System hingegen müsse die bestmögliche Förderung der Schülerinnen und Schüler im Blick haben. Dies könne beispielsweise durch ein Qualitätsmanagement gewährleistet werden. Dabei sei neben dem pädagogischen Konzept vor allem die Verlässlichkeit für die Eltern wichtig. Außer einem fundierten Finanz-, Personal- und Ausstattungskonzept bedinge dies die Erweiterung einer sicheren Schülerbeförderung.
In kurzen Statements berichteten anschließend Lehrer und Kommunalpolitiker aus der Praxis. Marlies Meyring, ehemalig Rektorin und 1. Kreisbeigeordnete aus Annweiler erinnerte daran, dass Ganztagsschule schlicht "ein paar Stunden mehr" pädagogische Verantwortung für die Schulen bedeute. Eine hohe Qualität der Ganztagsschule fördere Begabte ebenso wie Benachteiligte, böte Entlastung für Alleinerziehende wie für Elternpaare, die beide berufstätig sind, und gebe Lehrenden die Möglichkeit zu intensiverem Kontakt mit Kindern und Jugendlichen. Unabdingbar sei es, die Jugendhilfe in das neue Konzept von Schule zu integrieren.
Sonja Orantek vom Verband Alleinerziehender Mütter und Väter berichtete vom Alltag des Ganztagsschulmodells in Rhaunen/Hunsrück, ein Modell, bei dem Bildung und sozialpädagogische Erziehung Einzug halte in die Schule. Über 40 Prozent der Schülerinnen und Schüler nehmen in Rhaunen das Angebot wahr. Der personelle, räumliche und materielle Mehraufwand für das Modell werde derzeit von den Eltern getragen, die für ein Kind maximal DM 60,- monatlich zahlten.
Marliese Köster, Rektorin einer Hauptschule in Ludwigshafen, vertrat die Auffassung, dass auch an Schulen in so genannten sozialen Brennpunkten eine "Streetworker-Mentalität" nicht mit dem Konzept der Ganztagsschule vereinbar sei. Für viele Lehrende sei es ein wichtiges Argument für die Ganztagsschule, aktiv auf die Entwicklung der Schülerinnen und Schüler Einfluss nehmen zu können, statt nur auf deren Probleme reagieren zu müssen.
Oberstudiendirektor a. D. Kirschner, Stadtrat in Bad Kreuznach, zählte Argumente auf, warum sich unter 179 Schulen nur ein Gymnasium um die Anerkennung als Ganztagsschule bemüht haben könnte. Neben dem Nachmittagsunterricht in der Sekundarstufe II böten viele Gymnasien bereits heute ein vielfältiges Programm, vom Schulorchester bis zur Computer-AG. Er warnte vor unüberschaubaren Kosten, die eine sinnvolle Realisierung der Ganztagsschule mit sich bringe. Kirschner sieht einen Erfolg nur, wenn das Konzept die Freiwilligkeit der Teilnahme, die Hauptverantwortung der Eltern und deren Mitspracherecht ebenso gewährleiste wie die Einbindung freier Angebotsträger und eine vielfältige altersgemäße Angebotsform der Betreuung.
In der anschließenden Diskussion nahm Bildungsministerin Doris Ahnen Stellung. Sie erläuterte umfassend das Modell der Ganztagsschule, die auf vier Säulen basieren soll: Intensivierung des klassischen Unterrichtsstoffes, Förderung begabter wie benachteiligter Schüler/innen, besondere Projekte im Rahmen des Fächerkanons, aber nicht gebunden an den Lehrplan, und schließlich Freizeitangebote. Im Rahmen der Ganztagsschule sollen weder die Stundentafel noch der Fächerkanon geändert werden. In der öffentlichen Diskussion müsse deutlich gemacht werden, dass die Ganztagsschule ein attraktives Angebot für alle Schülerinnen und Schüler sei und keine Betreuungsmaßnahme, die nur an Schulen in sozialen Brennpunkten Sinn mache.
Für die Eltern bleibe die Wahlfreiheit, sich für oder gegen die Ganztagsschule für ihre Kinder zu entscheiden. Auch müsse das Argument bekämpft werden, Eltern würden ihre Kinder in eine öffentliche Institution abschieben, um ihrer Arbeit nachgehen zu können. Zur erfolgreichen Durchsetzung des Ganztagsschulmodells gehöre ein ständiger und engagierter Kontakt zwischen Schule und Eltern. Das Konzept der rheinland-pfälzischen Ganztagsschule führe weder nach oben noch nach unten zu einer Zwei-Klassen-Gesellschaft. Sie diene vielmehr dem Chancenausgleich benachteiligter Schülerinnen und Schüler gegenüber solchen, die bereits heute außerschulische Förderung genießen. Deshalb steht sie dem passiven Verhalten der Gymnasien äußerst kritisch gegenüber. Gerade die positiven Erfahrungen konfessioneller Schulen mit ganztägigem Angebot zeige das Interesse der Schülerinnen und Schüler an einem umfassenden Angebot ihrer Schule über den klassischen Unterricht hinaus, eben auch an weiterführenden Schulen.
Die Ministerin gestand, dass die Ideen und Erfahrungen konfessioneller Träger durchaus vorbildhaften Charakter für die Pläne ihres Hauses hätten, abseits weltanschaulicher Unterschiede. Das Land stehe hinsichtlich der Einbeziehung freier Träger in engem Kontakt mit kirchlichen Gruppen und Verbänden, ebenso beispielsweise mit Sportvereinen und Musikschulen. Hier sei ein großes Potenzial für ein attraktives Freizeitangebot; dabei dürfe die ehrenamtliche Mitarbeit nicht zur Kostenreduzierung ausgenützt werden, sondern müsse angemessen vergolten werden. Dies gelte natürlich auch für die Lehrenden. Positiv überrascht war die Ministerin von der Resonanz der Schulen auf das Angebot, Ganztagsschule zu werden. Um die 75 Genehmigungen haben sich 179 Schulen beworben. So müsse eine Auswahl getroffen werden.
F.K. (MBN)
Viernheim. Die neue (vorerst noch kommissarische) Leiterin der Albertus-Magnus-Schule in Viernheim, Oberstudiendirektorin Dr. Ursula Kubera, die das Amt bereits zum Schuljahresbeginn übernommen hat, wurde am Freitag, 16. November, offiziell im Rahmen einer Akademischen Feier in der Sporthalle der Schule eingeführt. Die Einführung vollzogen im Namen der beiden Schulträger Ordinariatsdirektorin Dr. Gertrud Pollak, Dezernentin für Schulen und Hochschulen, im Namen des Bistums Mainz und 1. Stadtrat Martin Ringhof, im Namen der Stadt Viernheim.
Frau Dr. Pollak knüpfte in ihrer Ansprache an das Patronatsfest der Schule am Vortag an und stellte den heiligen Albert den Großen in den Mittelpunkt ihrer Überlegungen. Der neuen Schulleiterin überbrachte sie Grüße von Kardinal Karl Lehmann und der gesamten Bistumsleitung: "Die Stadt Viernheim und der Bischöfliche Stuhl Mainz vollziehen diese Einführung in gemeinsamer Freude und der Überzeugung, dass wir eine gute Wahl getroffen haben", erklärte sie. Die Persönlichkeit, die fundierte Ausbildung, die langjährige schulische Praxis von Frau Dr. Kubera, die zuletzt in Friedberg tätig war, und ihr intensives ehrenamtliches Engagement in Kirche und Gesellschaft, seien beste Voraussetzungen für die Führung dieser Schule. Die Dezernentin dankte Studiendirektor Martin S. Gehrling für die Leitung der Schule seit dem Ausscheiden von Studiendirektor Dr. Elmar Schmidt im Januar dieses Jahres.
In einer Schule, die den Namen Albertus Magnus trägt, sollte etwas von dessen wacher geistiger Auseinandersetzung zu spüren sein, erklärte Dr. Pollak. Die neue Direktorin, die Mathematik und Religion unterrichtet, setze mit ihren Fächern dazu passende Koordinaten. Eine Schule, die einem solch großen Geist verpflichtet sei, dürfe keine "Kleingeister" im Denken hervorbringen, und wenn sie den Spuren ihres Namensgebers wirklich folge, auch keine Menschen, deren Glaube nur als "Lebensphilosophie" hinter den geschlossenen Türen einer Schule relevant sei. "Glaube will ins Leben greifen. Christsein überhaupt, vor allem aber, wenn es sich an Albertus Magnus orientiert, muss sich auf die Straße trauen", bekräftigte Pollak. Der universale Forscher, Lehrer, Schriftsteller und Seelsorger mit seiner hohen wissenschaftlichen Begabung sei darüber hinaus auch als Friedensvermittler und Versöhner hervorgetreten. Dieser "Anwalt des Friedens" könne auch im heutigen Aufeinanderprallen sehr unterschiedlicher Kulturen und Religionen Maßstab und Beispiel sein. Als Geschenk überreichte die Dezernentin die neueste Studie über Albertus Magnus zum Gedenken nach 800 Jahren.
Stadtrat Ringhof betonte in seiner Ansprache die Bedeutung der Albertus-Magnus-Schule für die Nachkriegsentwicklung der Stadt Viernheim. Dafür habe sich auch Kuberas Vorgänger, Elmar Schmidt, in 25 Amtsjahren große Verdienste erworben. Nun stehe erstmals eine Frau an der Spitze. Wie bei jedem Neubeginn gelte es, die Balance zwischen der Wahrung der Kontinuität und dem Drang nach Erneuerung zu halten. Im Blick auf die vielfältigen Anforderungen sehe er in der neuen Direktorin "die richtige Frau zur richtigen Zeit am richtigen Platz". Nach Grußworten u.a. im Namen der Arbeitsgemeinschaft katholischer Schulen in Hessen, des Schulamtes, des Schulelternbeirates, der Pfarreien und des Dekanates sowie der Friedberger Henry-Bennrath-Schule, wo Kubera zuletzt tätig war, versprach die neue Direktorin in ihrer Dankesrede, insbesondere schwache Schülerinnen und Schüler zu unterstützen und die Schulgemeinschaft zu fördern.
Dem der Feierstunde vorausgehenden Gottesdienst in der St. Marienkirche feierten in Konzelebration die Pfarrer Ronald Givens, Viernheim-St. Marien und Albertus-Magnus-Schule, Bardo Maria Haus, Viernheim-St. Aposteln, und Angelo Stipinovic, Viernheim- St. Hildegard und St. Michael. An dem Gottesdienst nahmen auch der evangelische Pfarrer Frank Nocher und Vikarin Nicola Bieber teil. Musikalisch gestaltet wurde der Gottesdienst vom gemischten Chor der Schule. Die Feierstunde wurde musikalisch umrahmt von der Sacro-Pop-AG der Schule unter Leitung von Wilfried Röhrig.
Sk (MBN)
Mainz. Spannungen im Zielkonflikt zwischen einem modernen Behandlungsvollzug, der auch eine Lockerungspraxis beinhaltet, und dem wachsenden Sicherheitsbedürfnis in der Bevölkerung, standen im Mittelpunkt eines Gesprächs im Katholischen Büro Mainz zwischen dem rheinland-pfälzischen Justizminister Herbert Mertin und der Konferenz der katholischen sowie evangelischen Anstaltsseelsorger. An dem Gespräch mit Seelsorgerinnen und Seelsorgern in den Justizvollzugsanstalten des Landes nahmen auch der Beauftragte der Evangelischen Landeskirchen am Sitz der Landesregierung, Dr. Jochen Buchter, und der Leiter des Katholischen Büros Mainz, Ordinariatsdirektor Bernhard Nacke, teil.
Die Gefängnisseelsorger wiesen darauf hin, dass sich das Klima im Strafvollzug insgesamt verschlechtert habe. Dies sei vor allem auf stärkere Restriktionen im Strafvollzug zurückzuführen. Schwierigkeiten entstünden auch durch die veränderte Erwartungshaltung der Bevölkerung. Heute werde, anders als noch vor 20 Jahren, ein Ausschluss jeglichen Risikos gefordert. Minister Mertin führte aus, dass die Landesregierung gehalten sei, den höchstmöglichen Sicherheitsstand zu garantieren. Die Situation sei nicht zuletzt auch durch den Umstand verschärft worden, dass die Anzahl der Gefangenen angestiegen sei, ohne dass man im gleichen Maße die Justizvollzugsanstalten hätte erweitern können. Unter diesem Aspekt werde der Neubau im rheinhessischen Wöllstein gewiss eine Entlastung bringen. Man befinde sich im Zeitplan, und er gehe davon aus, dass der Ersatzbau für die Justizvollzugsanstalten Mainz und Kaiserslautern im kommenden Jahr bezogen werden könne.
Buchter und Nacke dankten im Namen der Konferenz der katholischen und evangelischen Anstaltsseelsorger für die gute Zusammenarbeit zwischen dem Staat und den Kirchen und für die Möglichkeit des direkten gegenseitigen Meinungs- und Erfahrungsaustauschs.
Sk (MBN)
Himmerod/Mainz. In der Zisterzienserabtei Himmerod bei Wittlich feierte Altabt Dr. Ambrosius Schneider am Mittwoch,14. November, seinen 90. Geburtstag im Kreis seiner Mitbrüder sowie zahlreicher Gäste und Freunde, die zum Teil von weit hergekommen waren. Schneider wurde 1911 in Mainz geboren. Im Alter von 20 Jahren erhielt er das Ordensgewand. Fünf Jahre später, 1936, empfing er die Priesterweihe. 1951 wurde er zum Doktor der Theologie promoviert. Der Konvent wählte ihn 1971 zum Abt der Abtei Himmerod. Zwanzig Jahre übte er dieses Amt aus und legte es 1991 in die Hände seines Nachfolgers. Neben der Leitung des Klosters hielt Ambrosius Schneider zahllose Predigten und Vorträge, Konferenzen und Exerzitien. Auch als Schriftsteller, insbesondere zur Geschichte Himmerods und zu Themen des Mönchslebens, trat er hervor.
Die Abtei Himmerod wurde 1134 von Bernhard von Clairvaux gegründet. Im Verlauf des Mittelalters entwickelte sich das Kloster zu einem kulturellen Zentrum. Besondere Bedeutung erlangten das Himmeroder Scriptorium (Schreibstube) und die Bibliothek. Im Jahre 1185 wurde von Himmerod aus das Kloster Heisterbach gegründet. Höhepunkte in der Baugeschichte Himmerods waren die Fertigstellung des Konventsgebäudes mit Kreuzgang im 17. Jahrhundert und der Neubau der Abteikirche im 18. Jahrhundert. Die Säkularisation beendete 1802 das Klosterleben. Die Klosteranlage wurde zum Abbruch versteigert. Erst 1919 begann wieder monastisches Leben in den Ruinen von Himmerod. Die Neugründung erfolgte 1922 von Marienstatt aus, einem Tochterkloster von Heisterbach. In den Jahren 1952 bis 1960 wurde die barocke Abteikirche wieder aufgebaut. Erst vor wenigen Jahren (1998) wurde das älteste noch erhaltene Gebäude des Klosters, die "Alte Mühle" restauriert und dient nun als internationale Begegnungs- und Kulturstätte.
Sk (MBN)
Mainz. Kardinal Karl Lehmann ging es bei der Beteiligung an der Anzeigenkampagne für die Lufthansa darum, die Bedeutung des Flugverkehrs hervorzuheben und zu helfen, nach den Terroranschlägen vom 11. September neues Vertrauen für die Luftfahrt zurückzugewinnen. Wie von der Pressestelle des Bistums Mainz dazu am Dienstag, 20. November, weiter erklärt wurde, beteiligte sich Kardinal Lehmann an dieser Sicherheitskampagne der Lufthansa unentgeltlich, wie andere Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens auch, z.B. der frühere Bundespräsident Roman Herzog und der frühere Außenminister Hans-Dietrich Genscher.
Lehmann unterstützte damit nicht nur die inhaltlichen Aussagen der Anzeige zum Dialog der Kulturen, sondern wollte auch die Bedeutung des Luftverkehrs unterstreichen. Viele seien auf das Flugzeug angewiesen, auch er selbst. Sonst könnte er viele Aufgaben nicht bewältigen. So müsse er zum Beispiel häufig nach Berlin und Rom fliegen. Gegenüber Kritikern erklärte Kardinal Lehmann, er sei sich der Ambivalenz dieser Anzeige im Blick auf die Probleme, z.B. des Umweltschutzes und des Fluglärms, durchaus bewusst. Sein Hauptanliegen in dieser Sache sei es jedoch, das Vertrauen in den Luftverkehr zu stärken.
Sk (MBN)
Mainz. In der Fülle der Kalender, die jetzt für das kommende Jahr 2002 angeboten werden, fällt einer durch seine besonderen Botschaften auf. Er ist dem "Gebet des Herrn" gewidmet und trägt daher den Titel "Mit dem Vaterunser durch das Jahr". Der Kalender enthält zwölf Farbbilder des Mainzer Künstlers Alois Ewen. Er hat die acht Bitten des Vaterunser in abstrakte Gemälde umgesetzt. Hinzu kommen Bilder der drei göttlichen Tugenden Glaube, Hoffnung und Liebe sowie das Bild "Auferstehung". Deshalb hat der Kalender als Untertitel: "12 in 1 – Zwölf Bilder in einem Gebet".
Noch etwas Besonderes:Es ist ein immerwährender Kalender, den man auch in späteren Jahren erneut als Begleiter hervorholen kann. Die 30x40 cm großen Blätter enthalten Farbdrucke (15x21cm) und darunter kurze Stichwörter als Interpretationshilfen. Die 100x140 cm großen Originalbilder (Acryl auf Leinwand) wurden bereits mehrmals ausgestellt, zuerst in der Pfarrkirche in Mainz-Hechtsheim (1998) und beim Mainzer Katholikentag.
Die Bilder von Alois Ewen sind das den Betrachter vielleicht faszinierende oder auch provozierende Ergebnis einer sich über Jahre hinziehenden Begegnung zwischen Kirche und Kunst. Wie bei aller abstrakten Kunst fällt der Zugang nicht leicht. Die Bilder sind nicht alle schlechthin schön, wenn auch einige schöne darunter sind. Das liegt an den Inhalten. Wenn Mensch und Welt in Schuld zerrissen, oder Menschen üblen Versuchungen ausgesetzt sind, drängen sich hässliche Farben und dunkle kantige Formen auf. Dazu gibt es wunderbare Farbkontraste eines kräftig blauen, wenn auch schwarz umrahmten "Glaubens"-Bildes oder die strahlende gelb-rote "Auferstehung" mit darin aufsteigendem blauen Kreuz.
Einen Zugang zu den Bildern Ewens eröffnet der Journalist Dr. Alfons Waschbüsch, Mainz/Koblenz, mit einem Einführungstext zum Bilderzyklus. "Moderne Künstler lassen eine andere Dimension aufleuchten, geben einer inneren Schau Ausdruck. Ihre Kunst wird zum Symbol der Zeit." Diese Bilder Ewens leben von der Symbolkraft, der Farbkraft, den archaischen Elementen des Kreises der Brücke, des Weges.
"Die Kraft für sein künstlerisches Schaffen findet Ewen in jenem Licht, das er der Farbe, der Materie abringt und das er zugleich aus dem eigenen religiösen Erleben schöpft", erklärt Waschbüsch. Die Berührungspunkte zwischen Kirche und Kunst liegen in dem, "was dem Menschen Sinn, Halt und Orientierung gibt". Im Angesicht solcher Bilder beginne "der Weg des Sehens, Staunens, des eindringlichen Durchschauens der Wirklichkeit hinter dem Schleier der Erscheinungen".
Ewen selbst bekennt, dass der Anfang der Bilder "weit in sein Leben zurückreicht". Sie haben etwas zu tun mit der Verbindung von künstlerischem Bemühen und spiritueller Arbeit in seinem Hauptberuf als Theologe und Dozent im Bistum Mainz. Die künstlerische Umsetzung des bekanntesten Gebets der Christenheit solle die Betrachter anregen, sich neu damit auseinander zusetzen.
Hinweis: Mit dem "Vaterunser" durch das Jahr. 12 in 1. Zwölf Bilder in einem Gebet. 12 Blätter mit Bildern von Alois Ewen Mainz 2001, DM 24,50 Hrsg.: Öffentlichkeitsarbeit im Bistum Mainz, Postfach 1560 in 55005 Mainz, Tel. 06131/253 134, Fax 06131 / 253-585.
Sk (MBN)
Mainz. Die Fachakademie zur Ausbildung von Gemeindereferentinnen und Gemeindereferenten (Bischöfliches Seminar für Gemeindepastoral und Religionspädagogik) lädt für Samstag, 1. Dezember, von 10.00 bis 17.00 Uhr zu einem Informationstag ein: In Mainz, Am Römerwall 67 (Nähe Hauptbahnhof). Hier werden Frauen und Männer aus den Bistümern Mainz, Limburg, Speyer, Trier, Würzburg, Essen und Köln zu Gemeindereferent/inn/en ausgebildet. In das für dieses Haus spezifische integrative Konzept, den Ausbildungsgang und die Berufsmöglichkeiten soll der Informationstag möglichen Interessent/inn/en, Einblick geben.
Die Fachakademie richtet ihr Bildungsangebot vor allem an Frauen und Männer, die an einem beruflichen "Umsteigen" interessiert sind und ausdrücklich einen beruflichen Dienst in der Seelsorge übernehmen wollen. Viele von ihnen haben als ehrenamtliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter positive Erfahrungen im kirchlichen Leben gesammelt und wollen diese nun mit noch größerem Engagement als "Profis" umsetzen. Voraussetzung für die Aufnahme in die Fachakademie ist die mittlere Reife und eine abgeschlossene Berufsausbildung bzw. mehrere Jahre Berufstätigkeit. Willkommene Kandidatinnen sind auch Frauen, die nach der sogenannten Familienphase wieder ins Berufsleben zurückkehren wollen. Zur Zeit gibt es an der Fachakademie 18 Studierende, darunter drei solcher "Familienfrauen".
Den Beruf der Gemeindereferentin/des Gemeindereferenten gibt es im Bistum Mainz seit 55 Jahren. Die Ausbildungsstätte befand sich zunächst in Ilbenstadt. Seit 1965 ist sie in Mainz. Im Unterschied zur Katholischen Fachhochschule Mainz (KFH), wo ebenfalls (seit 1970) Gemeindereferenten und Gemeindereferentinnen in größerer Zahl ausgebildet werden, hat die Fachakademie ein alternatives "integratives Ausbildungskonzept". Es ist dadurch gekennzeichnet, dass die Studierenden in Gemeinschaft leben und lernen. Das Wohnen im Haus ist auch, wie der Direktor der Fachakademie, Ulrich Janson, betont, durch die "dritte Säule" des integrativen Konzeptes, die Spiritualität, geprägt. Sie wird sichtbar im gemeinsamen Gebet, Meditationen und Gottesdiensten, die miteinander vorbereitet und gefeiert werden. Ganz wichtig für das Haus ist eine intensive Kommunikation des Miteinandersprechens, des Meinungs- und Erfahrungsaustauschs, zu der natürlich auch eine Kultur des Feierns und sinnvoller Freizeitgestaltung gehört. Trotz des intensiven Gemeinschaftslebens besteht genügend Freiraum zur Eigengestaltung des Lebens. Zum integrativen Konzept gehört auch, wie Janson unterstreicht, dass die Dozenten und Dozentinnen durch Präsenz und Gespräche in die Hausgemeinschaft einbezogen sind.
Der Beruf der Gemeindereferentin bzw. des Gemeindereferenten umfasst Tätigkeiten in den Bereichen Verkündigung, Liturgie und Diakonie. Konkret geht es dabei u.a. um folgende Aufgaben: Schulung und Begleitung Ehrenamtlicher in Pfarrgemeinden, Verkündigung und Katechese, Hinführung zu den Sakramenten, Vorbereitung und Mitgestaltung von gottesdienstlichen Feiern, seelsorgliche Gespräche, Arbeit mit Familiengruppen, Begleitung kirchlicher Kinder und Jugendgruppen, insbesondere der Gruppenleiter, schulischer Religionsunterricht und Schulseelsorge, kirchliche Bildungsarbeit.
Wer neugierig ist und sich beruflich umorientieren, verändern und möglicherweise eine seelsorgliche Tätigkeit in der Kirche ausüben möchte, wende sich an die Fachakademie zur Ausbildung von Gemeindereferent/inn/en in 55131 Mainz, Römerwall 67, Tel. 06131/222 096.
Sk (MBN)