Mainzer Bistumsnachrichten Nr. 1

3. Januar 2001

Datum:
Mi. 3. Jan. 2001
Von:
MBN

Bischöfliche Pressestelle Mainz, Leiter: Jürgen Strickstrock, Bischofsplatz 2, 55116 Mainz 
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Berichte 

  • Silvesterpredigt von Bischof Lehmann 
  • Freude über Kunstwerk "Martin und der Bettler" von K. Oswald 
  • Neue Diensträume des Bischöflichen Offizialats eingeweiht 
  • Warum Katja Heijnen Bischof Lehmann eine Taschenlampe schenkte

Vorschau 

  • Pontifikalamt mit Einführung neuer Domkapitulare (6. Januar)
Berichte 

Silvesterpredigt von Bischof Lehmann 

Gegen Gewalt und zum Schutz des Lebens – Dank an den Papst – "Das Eine Notwendige" 

Mainz. Im Rückblick auf das Jahr 2000 hat der Bischof von Mainz und Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Dr. Karl Lehmann, Papst Johannes Paul II. besonders für die Gestaltung des Heiligen Jahres gedankt. Niemand habe so früh und so leidenschaftlich schon seit Jahren hellsichtig dieses Heilige Jahr 2000 mit dem Motto "Sein ist die Zeit" als Chance und Aufgabe für die Christen angekündigt und angemahnt, erklärte Lehmann am Silvesterabend in der Jahresschlussfeier im Mainzer Dom. Als Höhepunkte dieses Jahres hob er das Schuldbekenntnis und die Vergebungsbitte des Papstes hervor, seine Reise in den Nahen Osten, besonders nach Israel, und das Weltjugendtreffen in Rom mit zwei Millionen Teilnehmern.

Nach den Worten Lehmanns gab es in der Welt im zu Ende gehenden Jahr "einzelne Lichtblicke, die uns hoffen lassen". Dazu führte er die Gespräche zwischen Nord- und Südkorea nach 50 Jahren der Feindschaft an, den Sturz des "verhängnisvollen" Diktators in Jugoslawien und die EXPO in Hannover als Begegnung und Fest der Völker. Eindringlich rief der Bischof zu präventiven Maßnahmen zur Vermeidung von Gewalt auf. Zugleich wandte er sich gegen Fortschrittsglauben und ein falsches Sicherheitsdenken, die durch die Katastrophen des Überschallflugzeugs Concorde und der Seilbahn in Kaprun einen "schrecklichen Dämpfer" erhalten haben.

Ausblick auf das Neue Jahr 

Im Blick auf das Neue Jahr nannte Bischof Lehmann als erste Priorität des kirchlichen und christlichen Lebens die Konzentration auf das "Eine Notwendige": "Die Wege zu Gott offen zu halten und in Wort und Tat von ihm Zeugnis zu geben." Dazu gehöre untrennbar ein neuer missionarischer Aufbruch.

Nachdrücklich forderte Lehmann, die Sorge um die Bewahrung und Förderung allen Lebens zu steigern. "Wir merken oft gar nicht, dass wir mit unseren Manipulationen und Ausbeutungen der Erde am Ende uns selber treffen, wie die Klimaveränderungen, aber auch die BSE-Seuche belegen." Am Beginn des Dritten Jahrtausends werde diese Herausforderung zum Schutz des Lebens am Anfang und Ende des Daseins noch dringlicher. Hierzu wandte er sich vor allem gegen Abtreibung, gegen das "therapeutische Klonen" und gegen aktive Sterbehilfe.

Im Blick auf die steigende Bedrohung des Lebens sei die Sorge um das Leben des ungeborenen Kindes gegen alle Versuchung zur Abtreibung von grundlegender Bedeutung, betonte Lehmann. "Schon aus diesem Grunde müssen wir unsere Beratung ungewollt schwangerer Frauen, die in Nöte und Konflikte kommen, mit aller Entschiedenheit fortsetzen", unterstrich er. Dies sei keine Frage bloß am Rand des ethischen und kirchlichen Lebens, sondern gehöre in die Mitte. "Wähle das Leben", sage mit aller Deutlichkeit bereits das Alte Testament. "Dabei sollten wir nicht resignierend erklären, mit dem Verzicht auf die Ausstellung von Beratungsnachweisen ab dem 1. Januar 2001 könnten wir die Frauen in dem für das ungeborene Kind tödlichen Konflikt auf Leben und Tod nicht mehr erreichen", fügte der Bischof hinzu.

Hier gebe es gewiss Einbußen und mindestens Übergangsschwierigkeiten, räumte er ein. Aber der Beratungsnachweis wäre auch grundlegend - "nicht nur in kirchlicher Perspektive" – missverstanden, wenn man in ihm letztlich fast nur noch die Möglichkeit zu einer straffrei bleibenden Abtreibung sehe. Dies sei leider trotz jahrelanger Aufklärung immer mehr der Fall bedauerte Lehmann. Er bat daher alle Schwestern und Brüder "von ganzem Herzen, die in der Sache ungebrochene, ja erweiterte und vertiefte Fortsetzung der kirchlichen Beratung voll zu unterstützen und abtreibungsgeneigte Frauen auf die kirchlichen Beratungsstellen hinzuweisen. Sie ermutigten die Mutter zur Annahme und zum Austragen des Kindes und ließen ihr vielfältige Hilfen zukommen.

Klares Nein zum "therapeutischen Klonen" 

Zugleich warnte Lehmann, dass das Leben künftig noch subtiler und raffinierter gefährdet werde. Dabei würden oft verführerische Wege angeboten. "Wer möchte nicht alles tun, um bisher unheilbare Krankheiten zu heilen!" stellte er fest. Aber ein noch so guter Zweck könne nicht unzulässige Mittel rechtfertigen, wie z.B. beim "therapeutischen Klonen", durch das Verbrauchen, das heiße das Töten von Embryonen zur Anwendung kämen. "Wir sollten uns gerade in Deutschland durch die Förderung alternativer Forschungswege, die nicht zu solchen Mitteln greifen, auszeichnen und dadurch in Wettbewerb treten. Deshalb dürfe das Embryonenschutzgesetz an diesem Punkt nicht verwässert werden. Dies gelte ähnlich für andere Entdeckungen, wie die Entschlüsselung des menschlichen Genoms, die bei aller großen Bedeutung freilich immer wieder mit unbegründeten Utopien verbunden werde.

Darüber hinaus bekräftigte der Bischof noch einmal den Schutz von Ehe und Familie. Ihre Förderung sei notwendig, da sie von alters her der bevorzugte, nach christlicher Überzeugung der einzige Ort der geordneten Weitergabe des Lebens ist und sein soll. Wer diese Lebensformen gering schätze, gefährde die Grundfesten der menschlichen Gemeinschaft, auch wenn er dies erklärtermaßen nicht wolle, kritisierte der Bischof. Deshalb forderte er erneut alle auf, die die sogenannten alternativen Lebensformen mehr zur Geltung bringen wollten, sich mit dem Abbau wirklicher Diskriminierung zu begnügen und nicht das Abstandsgebot zu Ehe und Familien zu missachten. Erneut sprach der Bischof ein mahnendes Wort gegen Ausländerfeindlichkeit. "Der verantwortliche Umgang mit dem Leben hat auch viel zu tun mit der Annahme des Fremden", bekräftigte er. "Wie wir das ungeborene und das geborene Kind neu aufnehmen in die Menschheitsfamilie, so ähnlich müssen wir auch fremde Menschen aufnehmen und ihnen gegenüber Menschenwürde respektieren. Die Christen müssten in der Tradition des Alten und des Neuen Bundes als Zeugen universaler Nächstenliebe Anwalt der Fremden bleiben und dies immer mehr werden.

Offener Dom bis Mitternacht 

Die Jahresschlussfeier im dicht gefüllten Mainzer Dom wurde musikalisch vom Mainzer Domchor unter Leitung von Domkapellmeister Prof. Mathias Breitschaft und Domorganist Albert Schönberger gestaltet. Wie erstmals in der Silvesternacht 1999/2000 blieb der Dom bis nach Mitternacht geöffnet. Diese Tradition soll, wie Bischof Lehmann ankündigte, fortgesetzt werden. Zu jeder vollen Stunde gab es meditative Anregungen der Besucher durch Vertreter der Dompfarrei, der Pfarrei St. Stephan und der evangelischen St. Johannisgemeinde. Die geistliche Besinnung zum Jahresende endete mit einem Wortgottesdienst mit Domdekan Weihbischof Rolly, dem evangelischen Stadtdekan Wolfgang Drewello und dem Dekan des katholischen Dekanates Mainz-Stadt, Pfarrer Heinz Schmitz und Albert Schönberger an der Orgel.

Vollständiger Text der Silvesterpredigt von Bischof Lehmann

Sk (MBN)

 

Freude über Kunstwerk "Martin und der Bettler" von K. Oswald 

Skulptur vor der Martinusschule Oberstadt eingeweiht 

Mainz. Die Skulptur "Martin und der Bettler" des Mainzer Künstlers Karlheinz Oswald ist am Mittwoch, 20. Dezember, vor der Martinusschule Oberstadt durch Generalvikar Dr. Werner Guballa eingeweiht worden. Die beiden etwa lebensgroßen Figuren aus Eisenguss wurden zwei Tage zuvor auf zwei asymmetrischen Betonsockeln aufgestellt. Sie laden die Kinder zum Beschauen, Spielen und Verweilen ein, wie Oswald in einem Grußwort feststellte.

Der Künstler bedauerte, dass der Obdachlose, der ihm für den Bettler Modell gesessen hat, nicht, wie angekündigt, an der Feier teilnehmen konnte. Durch die Gespräche mit Günther H. habe sich das Kunstwerk im Entstehen verändert, hatte Oswald im Vorfeld berichtet. Er habe ihn als Mann dargestellt, "der mit Würde nach oben schaut". Seit einigen Tagen habe er jedoch seinen gewohnten Platz am Dom nicht mehr aufgesucht. Oswald hat sich durch eine Reihe von Kunstwerken weit über Mainz hinaus einen Namen gemacht. Er schuf u.a. die zentrale Christusfigur für den Mainzer Katholikentag 1998, einen hl. Ansgar für den Hamburger Katholikentag 2000 sowie Hildegard-Figuren in Bingen und Eibingen.

Guballa erklärte, von der Skulptur solle ein Segen für die, die sie betrachten, ausgehen. Sie sollten die Botschaft der Nächstenliebe des hl. Martin mitnehmen und nach seinem Beispiel handeln. Sein Herabsteigen vom Pferd sei ein "Abstieg" gewesen und das Teilen des Mantels ein "Frontwechsel" des jungen Mannes, der nun nicht mehr zum Soldaten taugte. An der "Schnittstelle" des Mantelteilens mit dem Schwert habe Martin ein neues Leben begonnen. Bei diesem Neuanfang habe Martin gespürt, dass Gott etwas mit ihm vorhatte. An die Kinder der Martinus-Grundschule gerichtet, sagte der Generalvikar: "Gott hat Großes mit euch vor. Du kannst Gott nicht dienen ohne die Menschen zu bedienen."

Im Namen des Bistums Mainz als Schulträger erklärte die Dezernentin für Schulen und Hochschulen, Ordinariatsdirektorin Dr. Gertrud Pollak, sie freue sich über das gelungene Kunstwerk. Die Figuren machten deutlich, auf welchem Fundament diese Schule und ihre Menschen leben wollten. Es sei guter christlicher Brauch, durch Heilige, durch Patronate den "Draht nach oben" in Erinnerung zu halten. Das Denkmal könne immer wieder anregen, an den heiligen Martin und an den inneren Geist dieser Schule zu denken.

Kulturdezernent Peter Krawietz dankte im Namen des Stadtrats und der Stadt Mainz für dieses "wunderbare Kunstwerk im öffentlichen Raum". Die Figuren seien nicht nur schön, son-dern aussagestark. Er habe dem Bistum als Schulträger zu danken, dass es die Schullandschaft in Mainz bereichere. Man solle in der Erziehung durch die Schulen der freien Träger keine Konkurrenz zu den städtischen und staatlichen Schulen sehen, sondern ein willkommenes Angebot. Krawietz erinnerte daran, dass vor der Martinus-Grund- und -Hauptschule in der Altstadt bereits eine Martinus-Skulptur steht und betonte, dass auch die Vertreter der politischen Gemeinde beauftragt seien, die Botschaft Martins weiterzusagen.

Die Leiterin der Schule, Rektorin Hiltrud Schwemmler, und Schulelternsprecher Thomas Seib dankten sehr herzlich allen, die zum Gelingen des Kunstwerks beigetragen haben. An erster stelle Karlheinz Oswald, der auf ein Honorar verzichtet hat und als Vater von zwei Kindern dieser Martinusschule sich auch sonst für die Schulgemeinschaft einsetze und dazu beitrage, Kinder zur Kunst hinzuführen. Darüber hinaus dankten sie u. a. den Vertretern des Bistums namentlich dem Generalvikar, der Schuldezernentin Pollak wie auch ihrem Vorgänger, Domkapitular Prälat Ernst Kalb, Diözesanbaumeister Dr. Ing. Manfred Stollenwerk, den Sponsoren und nicht zuletzt den Eltern für ihr Engagement und alle Unterstützung.

Sk (MBN)

 

Neue Diensträume des Bischöflichen Offizialats eingeweiht 

Bischof Lehmann würdigte die Verbindung von Rechtssuche mit pastoralem Einsatz 

Mainz. Unmittelbar vor Weihnachten (am 22. Dezember) hat Bischof Dr. Karl Lehmann die neuen Diensträume des Bischöflichen Offizialats gegenüber der St. Stephanskirche in Mainz (Stefansberg 5) eingeweiht. Nach einer Vielzahl von Umzügen in den letzten 40 Jahren innerhalb von Mainz hat das Bischöfliche Diözesangericht damit nun eine feste Bleibe gefunden, wie Offizial Dr. Peter Hilger mit Genugtuung feststellte.

Der Bischof betonte in seiner Ansprache, es gehöre zu den Grundanliegen der Kirche, sich für Recht und Gerechtigkeit einzusetzen. Diese Notwendigkeit werde heute oft nicht gesehen, bedauerte er. Aber Menschen könnten nur im Frieden miteinander leben, wenn der rechtliche Rahmen gegeben sei. Hilger hatte in seiner Begrüßung die Bedeutung der eigenen kirchlichen Rechtsprechung hervorgehoben. Die kirchlichen Richter sprechen, wie er hervorhob, Recht in der Vollmacht und im Namen Christi.

Bischof Lehmann bekräftigte, dass die Handlungen der Menschen den Weisungen Gottes entsprechen müssen. "Nur wenn wir vor Gott gerecht sind, können wir auch menschliche Gerechtigkeit ausüben", stellte er fest. Nachdrücklich betonte der Bischof die Unabhängigkeit der kirchlichen Rechtsprechung. Es dürften keine Interessen von außen hereinfließen Es gehe darum, für die betroffenen Menschen die Wahrheit herauszufinden Lehmann unterstrich, dass es in der kirchlichen Rechtsprechung vor allem um das Sichern der Gerechtigkeit in der Ordnung der Ehe geht. Es gelte, in Treue zur biblischen Überlieferung die Unverbrüchlichkeit des Ja-Wortes zu hüten und zu heiligen. Dazu gehöre auch die Frage, ob das Ja-Wort von den Ehepartnern gültig gesprochen wurde. Nachdrücklich dankte der Bischof den Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen des Offizialates für die Mühe und Verlässlichkeit in der Sorge um Recht und Gerechtigkeit, denn die Menschen seien auf Sorgfalt und Verfahrensgerechtigkeit angewiesen.

In einem Ausblick auf die Geschichte merkte Lehmann an, es sei noch nicht genügend untersucht und geschrieben worden, was die Kirche durch die Ausgestaltung des Eherechts bewirkt habe, insbesondere für die Würde der Schwachen und für die Würde der Frau. Die kirchliche Rechtsbarkeit sei eine unersetzliche Säule im Leben der Kirche, unterstrich er und verwies darauf, dass das Offizialat seine Arbeit in großer Diskretion leiste. Das sei gut für die Sache und für die Betroffenen. Lehmann dankte den Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen des Offizialats dafür, dass ihre Suche nach Recht immer mit großem pastoralem Einsatz verbunden sei. Es sei nicht immer leicht, beides miteinander zu vereinbaren. Offizial Hilger suche, wie seine Vorgänger, immer ein verantwortbares Gleichgewicht zwischen beidem.

Zurzeit werden im Bistum Mainz im Jahr ca. 50 Eheverfahren in erster Instanz durchgeführt, in Deutschland insgesamt etwa 1.000 und weltweit wohl mehrere 10.000. Die Verantwortung im Bistum trägt der Offizial als Gerichtsvikar im Auftrag des Bischofs. Zum Bischöflichen Offizialat in Mainz gehören neben dem Offizial, Dr. Peter Hilger, und dem Vizeoffizial, Dompräbendat Gerold Reinbott, vier weitere Diözesanrichter, Dompräbendat David Nikolaus Becker, Pfarrer Dr. jur. Bernhard Falck, Lich, Pfarrer i.R. Karl-Martin Hasenfuß, Mainz, Diakon Michael Weyers, und eine Diözesanrichterin, Birgitt Hermanns. Jetzt kam ein zweiter Laie als Diözesanrichter hinzu. Bischof Lehmann überreichte Dr. Michael Zimny die Ernennungsurkunde zum 1. Januar 2001. Das Kollegium der Diözesanrichter wird außerdem durch den bisherigen Militärgeneralvikar Jürgen Nabbefeld erweitert, der dem Kollegium bereits früher über mehrere Jahre angehört hat, und jetzt ins Bistum Mainz zurückgekommen ist. Bischof Lehmann würdigte auch die bewährte sorgfältige Arbeit der Notarinnen im Offizialat: Annemarie Best, Monika Krebs und Maria-Teresa Siepchen. Er stellte fest, dass die Zusammensetzung des Richterkollegiums eine "ausgewogene Mischung" aus Geistlichen und Laien sei. Lehmann dankte auch den beiden Ehebandverteidigern des Offizialats, die aus dem Ordensstand kommen: Pater Bernhard Danch SVD, Aschaffenburg, der den Steyler Missionaren angehört, und Karmelitenpater Klemens Raczek, Mainz. Der Bischof überreichte Pater Danch, der seit 1976 als Ehebandverteidiger im Bistum Mainz tätig ist, eine Urkunde, mit der die Beauftragung unbefristet verlängert wurde. Offizial Hilger hieß zu der Einweihungsfeier auch Generalvikar Dr. Werner Guballa besonders willkommen, in dessen Zuständigkeit das von Mitarbeitern des Offizialats mitbetreute Personenstandsreferat fällt. Es ist u.a. für Ehedispensen, Konversionen, Erwachsenentaufen und Wiedereintritte in die Kirche zuständig.

Im Rahmen des Umzugs, der im Mai 2000 erfolgte, wurde, wie Hilger mitteilte, das umfangreiche Archiv des Offizialats gesichtet und neu geordnet. Große Teile des Archivs, die für die aktuelle Arbeit ohne größere Bedeutung sind, aber einen historischen Wert haben, wurden dem Diözesan-Archiv übergeben. Dazu gehören u.a. auch der dienstliche Nachlass des 1996 verstorbenen früheren Offizials Dr. Adam Groh und Sammlungen kirchenrechtlicher Quellen, die der frühere Mitarbeiter des Offizialats, Geistl. Rat Alois Tille, zusammen getragen hat. Tille hat am 15. Dezember das 99. Lebensjahr vollendet.

Offizial Hilger, Vizeoffizial Reinbott und Diakon Weyers nehmen neben ihrer Tätigkeit beim Offizialat auch Lehr- und Unterrichtsaufträge in den Fächern Kirchenrecht, Kirchliches Eherecht und Kirchliches Verwaltungsrecht am Priesterseminar, an der Fachakademie für Gemeindereferent/inn/en und bei den Pfarrsekretärinnen wahr. 

Sk (MBN)

 

Warum Katja Heijnen Bischof Lehmann eine Taschenlampe schenkte 

SWR-Sendung "Leute" endete mit einer Einladung von Hilde Domin nach Heidelberg 

Mainz. Am Ende des rund zweistündigen Gesprächs mit Bischof Karl Lehmann kramte SWR-Moderatorin Katja Heijnen schließlich eine Taschenlampe einschließlich neuen Batterien hervor und überreichte sie ihrem verblüfften Gast als Weihnachtsgeschenk. Damit endete die Live-Sendung "Leute" im 1. Hörfunkprogramm des SWR, die am Vormittag von Heiligabend aus der Kulturfabrik "Alte Patrone" in Mainz-Hartenberg übertragen wurde, so heiter, wie sie begonnen hatte.

Der Bischof sollte mit der Lampe keinesfalls symbolisch auf Sinnsuche in einer dunklen Welt voller Widersprüche gehen. Das Geschenk hatte vielmehr einen realen, wenn auch lange zurückliegenden Hintergrund. Frau Heijnen hatte nämlich zum Einstieg über ihre erste Begegnung mit dem Mainzer Bischof berichtet. Vor Jahren war ihr Auto, wie sie erzählte, nachts auf dem Parkplatz des Bischöflichen Ordinariats eingeschlossen. Sie hatte es als damalige Praktikantin bei der Abteilung "Kirche und Medien" auf dem Hof abgestellt. Schließlich sei es ihr gelungen, den Hausmeister telefonisch um Hilfe zu bitten. Nach einiger Zeit des Wartens kam schließlich ein Herr mit Taschenlampe. Sie dankte dem "Engel", der sie aus ihrer misslichen Lage befreien sollte, sehr herzlich und bat ihn schließlich, ihr das Tor zu öffnen. Doch der hatte keinen Schlüssel zur Hand.

Es war, wie sich jetzt herausstellte, Bischof Lehmann persönlich. Er war, ausgestattet mit einer Taschenlampe und einem Diktiergerät, um das Haus spaziert, um eine Rede für den kommenden Tag vorzubereiten. Diese Gewohnheit hat Lehmann übrigens bis heute beibehalten. Der Mainzer Bischof verfasst fast alle seine Vorträge, Reden und Predigten selbst. "Ich kann nicht einfach Texte von anderen herunterlesen", bekennt er. Zumindest muss er sie sich zuvor durch gründliche Überarbeitung zu eigen gemacht haben. Zur Vorbereitung seiner zahllosen Ansprachen verfügt der Bischof über eine eigene Bibliothek mit mehr als 30.000 Büchern aus allen Wissensgebieten. Sie haben sich in vielen Jahrzehnten angesammelt, berichtet er. Natürlich hat er nicht alle gelesen, aber er weiß "was drinsteht und kann zu jeder Tages- und Nachtzeit etwas finden". Bereits von seinem ersten Taschengeld hat er sich Bücher gekauft.

Von Frau Heijnen auf seine umfassende Bildung angesprochen, sagt Bischof Lehmann: "Ich muss mich immer auf dem Laufenden halten, offen sein. Man merkt immer mehr, was man nicht weiß." Er sieht die Gefahr, bei bestimmten Fragen auch "einzubrechen". Stolz auf sein Wissen komme deshalb nicht auf. "Haben Sie auch Glaubenszweifel?", fragt die Moderatorin. Er antwortet, dass "jeder Anfechtungen hat, auch ein Bischof" und verweist darauf, dass die Kirche den Mut hat, sich zum Auf und Ab ihrer 2000-jährigen Geschichte zu bekennen. Radikale intellektuelle Glaubenszweifel hat Bischof Lehmann jedoch nicht. Er habe sich in der Philosophie gründlich damit auseinandergesetzt. Was ihn jedoch auch heute noch am meisten berührt, ist die Frage nach dem Leid, nach dem Bösen in der Welt.

In zahllosen Interviews wird Bischof Lehmann immer wieder zu Stellungnahmen zu aktuellen Fragen des kirchlichen, politischen und gesellschaftlichen Lebens gedrängt. Er stellt sich dieser Aufgabe mit der Souveränität eines Mannes, der weiß, dass es zu komplexen Problemen keine einfachen Antworten gibt. Aber er differenziert die Fragestellungen so aus, dass deutlich wird, wo die "Knackpunkte" liegen und in welche Richtung nach Lösungen gesucht werden sollte. Er weicht den Fragen nicht aus, sondern stellt sich ihnen, obwohl er nur selten fertige Antworten liefern kann. Dies liegt nicht an einem Mangel an Mut, denn er hat schon oft genug bewiesen, dass er das offene Wort nicht scheut. Dies bescheinigt ihm auch die SWR-Moderatorin, die an diesem Vorweihnachtstag auch heiße Themen wie kirchliche Schwangerenberatung oder die Zölibatsverpflichtung der Priester nicht ausließ. In diesem Gespräch ging es jedoch nicht um schlagzeilenträchtige Aussagen, sondern um den Menschen Karl Lehmann. Katja Heijnen gelang es durch ihre sensible und lebendig-frische Gesprächsführung ein für viele gewiss neues Bild des Mainzer Bischofs zu zeichnen. Nicht nur die zahlreichen Besucher im dicht gefüllten Saal der "Alten Patrone", sondern auch die Hörerinnen und Hörer draußen im Land konnten deshalb sehr viel von der menschlichen Wärme und Herzlichkeit Lehmanns spüren, die bei seinen sonstigen Auftritten in der Öffentlichkeit und ihrer medialen Vermittlung meist ausgeblendet bleiben. Dazu trug sicher auch die angenehme Atmosphäre der "Alten Patrone" bei. Auch die Besucher waren einbezogen und konnten dem Bischof auf gelben Zetteln ihre Fragen stellen, zum Beispiel nach der Rolle der Frau in der Kirche, nach Hilfen für Jugendliche in der Ausbildung oder nach seinem Verhältnis zu Helmut Kohl.

Katja Heijnen fragte den Bücherfreund Lehmann auch nach seiner Liebe zur Musik. Ob es zutreffe, dass er "Abba-Fan" ist, worauf der Bischof verschmitzt antwortet: "Wer einmal Abba sagt, muss immer Abba sagen.". Er erlebe öfter, dass ihm jemand etwas schenkt, "weil er denkt, ich könnte etwas Neues lernen". So sei es ihm mit Abba gegangen, die er jetzt gerade wieder beim Weihnachtskarten schreiben gehört habe. Er bekennt, dass er ansonsten Vivaldi oder Bach liebt, freut sich aber sichtlich, dass jetzt für ihn Abba´s Lied "I have a dream" gespielt wird.

Die Weihnachtserinnerungen Lehmanns aus seiner Kindheit haben weniger mit Träumen als mit Schnee auf der schwäbischen Alb und schlichten Geschenken für den Alltag zu tun. Dafür standen die Gottesdienste und das familiäre Zusammensein im Mittelpunkt. Als Sohn eines Dorfschulmeisters in ärmlichen Verhältnissen aufgewachsen, weiß er seit damals, dass die Liebe der Eltern mehr zählt als kostbare Gaben. Er selbst macht gerne Geschenke, weil er damit anderen danke sagen kann. Ein Geschenk muss nach seinem Verständnis so sein, "dass ich mich in dem Geschenk mitgebe." Er hatte der Moderatorin sein neuestes Buch "Es ist Zeit, an Gott zu denken" mitgebracht.

Lehmanns Eltern haben ihn auch religiös geprägt. Aber auf den Weg zum Priestertum, der erst ein halbes Jahr vor seinem Abitur feststand, hat ihn am stärksten sein damaliger Lehrer für Deutsch, Französisch und Philosophie geführt, Dr. Rudolf Nikolaus Maier. Er habe es verstanden, Texte sprechen zu lassen und ihm die Sinnfrage erschlossen. So habe er ihn mehr geprägt als alle seine späteren akademischen Lehrer. Hinzu gekommen sei sein Wunsch, mit Menschen zu arbeiten. Maier habe ihn auch zu den Gedichten von Nelly Sachs, Günter Eich und Paul Celan geführt. Es vergehe seit Jahren kaum ein Tag, an dem er nicht am Abend wenigstens ein Gedicht lese und auf sich wirken lasse, bekannte Lehmann.

Damit hatte der Bischof ein Stichwort gegeben, das zu einer weiteren Überraschung dieser Live-Sendung führte. Katja Heijnen beließ es nicht beim Geschenk der Taschenlampe. Sie hatte sich noch etwas anderes einfallen lassen und überreichte Lehmann im Blick auf seine Liebe zum Gedicht einen Lyrikband von Hilde Domin mit persönlicher Widmung der Autorin, die der Bischof immer schon einmal persönlich kennen lernen wollte. Dazu spielte der SWR ein persönliches Grußwort der hochbetagten Dichterin ein. Sie würde sich freuen, sagte sie, wenn Bischof Lehmann sie bald einmal in Heidelberg besuchen käme. Lehmann sagte dankbar ja und versprach, dass er dies rasch wahr machen werde. Worauf ihm die Moderatorin mit auf den Weg gab: "Da müssen Sie sich aber beeilen. Denn Frau Domin ist 91 und hat einen ähnlich vollen Terminkalender wie Sie."

Sk (MBN)

 

Vorschau 

Pontifikalamt mit Einführung neuer Domkapitulare (6. Januar) 

Emig und Luley scheiden aus – Eberhardt und Hilger treten an ihre Stelle 

Mainz. In einem feierlichen Pontifikalamt werden am Hochfest der Erscheinung des Herrn (Dreikönigstag), Samstag, 6. Januar, um 18.00 Uhr, im Mainzer Dom die Domkapitulare Bischofsvikar Apostolischer Protonotar Martin Luley (75) und Prälat Günter Emig (71) durch Bischof Lehmann vom Amt des Domkapitulars entpflichtet. Zugleich werden der Leiter des Offizialates (Diözesangerichts), Offizial Prälat Dr. Peter Hilger (47), und der Dezernent für Caritas- und Sozialarbeit und Vorsitzende des Diözesan-Caritasverbandes, Ehrendomkapitular Ordinariatsdirektor Msgr. Hans-Jürgen Eberhardt (42), als neue Mitglieder in das Domkapitel eingeführt. Zu den Konzelebranten gehören neben Bischof Dr. Karl Lehmann, Bischofsvikar Luley und Prälat Emig drei Geistliche, die an diesem Tag ihr Goldenes Priesterjubiläum feiern.

Der liturgische Ablauf der Einführung in das Domstift bzw. Domkapitel sieht vor, dass nach einführenden Worten des Bischofs zum Dienst der Domkapitulare die zwei Dekrete verlesen werden. Danach werden die beiden Domkapitulare nacheinander das Glaubensbekenntnis sprechen und den Amtseid leisten. Danach überreicht ihnen Bischof Lehmann das Kapitelskreuz mit den Worten "Ich führe Sie als residierender Domkapitular ein und übertrage Ihnen alle damit verbundenen Rechte und Pflichten." Das Mainzer Domkapitel umfasst sieben Mitglieder. An der Spitze steht der Domdekan, Weihbischof Wolfgang Rolly.

Goldenes Priesterjubiläum – Jubilare als Konzelebranten 

Die konzelebrierenden Priesterjubilare sind Dompräbendat Geistlicher Rat Helmut Hanschur, Geistlicher Rat Gerhard Kinsberger und Prälat Nikolaus Reinhardt. Sie waren durch ihre Aufgaben eng mit dem Domstift bzw. dem Bischöflichen Ordinariat verbunden. Der vierte Jubilar, Prälat Prof. em. Dr. Josef Schmitz, Pfarrer in Mainz-Marienborn, feiert das Dankamt anlässlich seines Goldenen Priesterjubiläums am Sonntag, 7. Januar, um 10.00 Uhr mit seiner Gemeinde in der Pfarrkirche Marienborn-St. Stephan. Zu den noch Lebenden des damaligen Weihejahrgangs zählt auch der zum Deutschherren-Konvent gehörende Pater Max Stenzel OT, Darmstadt, der als Krankenhauspfarrer in Darmstadt und anschließend bis zu seinem Ruhestand als Diasporaseelsorger in Schweden wirkte.

Die heutigen Jubilare wurden am 6. Januar 1951 im Mainzer Dom durch Bischof Dr. Albert Stohr zu Priestern geweiht. Hanschur war von 1963 bis 1987 Leiter des Bildungswerkes der Diözese Mainz und danach Leiter der Büchereiarbeit. Kinsberger war von 1977 bis 1992 Bischöflicher Beauftragter für den Ständigen Diakonat im Bistum Mainz. Nikolaus Reinhardt leitete von 1969 bis 1984 als Regens das Mainzer Priesterseminar und von 1984 bis 1996 das Personaldezernat im Bischöflichen Ordinariat Mainz. Josef Schmitz lehrte von 1965 bis 1993 Fundamentaltheologie an der Mainzer Universität. Zugleich war er von 1987 bis 1995 Leiter des Dozententeams am Theologisch-Pastoralen Institut (TPI) in Mainz und daneben Hausgeistlicher im Mutterhaus der Schwestern von der Göttlichen Vorsehung in Mainz. 

Sk (MBN)