Mainzer Bistumsnachrichten Nr. 26

16. August 2000

Datum:
Mi. 16. Aug. 2000
Von:
MBN

Bischöfliche Pressestelle Mainz, Leiter: Jürgen Strickstrock, Bischofsplatz 2, 55116 Mainz 
Postanschrift: Postfach 1560, 55005 Mainz, Tel. 06131/253-128 oder 129, Fax 06131/253-402. (Internetversion der MBN: Öffentlichkeitsarbeit Birgit Wieczorek)

Berichte 

  • Bischof Lehmann spendete traditionellen Tiersegen bei Laurenziwallfahrt 
  • Domkapitular Emig: predigt auf der Liebfrauenheide 
  • Vielseitiges Programm des Familienbildungswerks Bergstraße 
  • Pilotprojekt "Lernwerkstatt 50plus" erfolgreich abgeschlossen 
  • Initiative zur Erneuerung des "Großen Gebetes" 
  • Dekan Nolde in Neckarsteinach beigesetzt 
  • Pfarrer Nöll nach 29 Jahren in den Ruhestand verabschiedet 
  • Schwester Theodolinde Katzenmaier gestorben

Vorschau 

  • 2000 Jahre Christentum in Rheinhessen (ab 29. August 2000) 
  • 25 Jahre "Haus St. Martin" – Festwoche ab 26. August
  • Der Weg zu Abitur oder Fachhochschulreife (29. August) 
  • Büchereiarbeit: Seminar zum "Lesen im Alter" (15.-17. September)
Berichte 

Bischof Lehmann spendete traditionellen Tiersegen bei Laurenziwallfahrt 

Pferdewiehern und Hundegebell zu frommen Liedern 

Gau-Algesheim. Mit Mitra und Talar durchs Gras. Bischof Dr. Karl Lehmann machte es sichtlich Freude, während der Wallfahrt zum Laurenziberg am Sonntag, 13. August, die Pferde rund um die kleine Kapelle zu segnen. Solch kirchliches Brauchtum hat selbst für den Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz und höchsten Geistlichen der Diözese Mainz Seltenheitswert. "Guayana", ein dunkelbraunes Ross, ließ sich die bischöflichen Streicheleinheiten über die Schnautze noch gefallen. Doch als Lehmann die Pferdedame beim Segensrundgang mit Wasser besprengen wollte, scheute sie ein wenig. Mit Zweispännern, historischen Kutschen und VW-Bus pilgerten die Gläubigen zum Wallfahrtsberg bei Gau-Algesheim. Ob der Mainzer Bischof zwischen so vielen langen Zwei- und mindestens 60 Vierbeinern auch Trixi, Peggy und Liesel gesehen hat? Die Zwergziegen waren extra aus Rommersheim angereist. Eine zog den mit Sonnenblumengirlanden dekorierten Mini-Bollerwagen mit dem einjährigen Oliver darin.

In einer Prozession wurden auch eine Laurentius-Statue und eine Reliquien-Monstranz aus Gau-Algesheim heraufgetragen. Wallfahrten sind wieder im Kommen, befand Bischof Lehmann. Und rund 3000 Pilger aus Rheinhessen, dem Rheingau, dem Hunsrück und von der Nahe, mehr als in den Vorjahren, belegten dies. Was in einem Kirchenbau manche entsetzt – bei der Laurentius-Wallfahrt sind auch Hunde willkommen. Und viele Wallfahrer führten daher ihre Bellos und Waldis zum Segnen mit. Die festlichen Lieder der Katholischen Kirchenmusik aus Gau-Algesheim erhielten so durch leises Knurren, lautes Bellen und fröhliches Pferdewiehern noch einen besonderen Akzent. "Wir stellen mit dem Segen die Tiere unter den besonderen Schutz Gottes", erklärte Pfarrer Hans-Peter Weindorf, Gau-Algesheim, die Zeremonie. "Sie sind uns anvertraut und wir müssen behutsam mit ihnen umgehen."

Im Wallfahrtsgottesdienst würdigte Bischof Lehmann den heiligen Laurentius als Mann des Mutes und der Tapferkeit. Der Märtyrer, den die Römer während der Christenverfolgung am 10. August 258 auf einem Rost regelrecht zu Tode gebraten haben, zeigte Stärke im Glauben ohne Fanatismus. Er habe ertragen, was eigentlich nicht zu ertragen ist. "Solche Personen müssen uns in den Sinn kommen, wenn wir keine Zuversicht mehr haben oder uns die Lebenskräfte fehlen", betonte Lehmann in seiner Predigt vor der Kapelle, die während einer Pestepidemie im 17. Jahrhundert gebaut wurde. Natürlich könne man von dem Vorbild Laurentius keinen "Abklatsch" machen. "Doch das Feuer sollte auch in uns brennen, wenn wir glauben, es geht nicht mehr." Nach der Ermordung Papst Sixtus II. erhob der römische Kaiser Anspruch auf das Kirchenvermögen. Laurentius verteilte die Güter der Kirche aber zuvor schnell an die Armen und Notleidenden. Er führte diese Menschen dann dem Herrscher vor und erklärte: "Hier stehen die wahren Schätze der Kirche". Diese List bezahlte der Christ mit dem Leben.

Die Laurentius-Verehrung hat sich über viele Jahrhunderte im Volksbrauchtum erhalten: etwa mit "Laurentiustränen": So heißen die Sternschnuppen in den Augustnächten. Im bäuerlichen Kalender gilt Laurentius (10. August) als der erste "Herbstbruder". An diesem Tag beginnt der Anbau der herbstlichen Feldfrüchte. Aber vom Herbst war in der Hitze auf dem Laurenziberg noch keine Rede.

Bns (MBN)

 

Domkapitular Emig: predigt auf der Liebfrauenheide 

Menschen nicht nur nach "Leistung" beurteilen 

Klein-Krotzenburg. Der frühere Vorsitzende des Caritasverbandes für die Diözese Mainz, Domkapitular Prälat Günter Emig, Mainz, hat am Fest Mariä Himmelfahrt dazu aufgerufen, den einzelnen Menschen nicht nur nach seinem Leistungsvermögen und seinen Leistungen zu beurteilen, sondern ihn mit seinen Fehlern und Schwächen anzunehmen. Vor mehr als 1200 Wallfahrern erklärte Emig bei seiner Festpredigt am Dienstag, 15. August, auf der Liebfrauenheide bei Klein-Krotzenburg: "Das Beste unseres Lebens ist nicht das, was wir leisten, sondern das, was uns von Gott geschenkt wird."

Dazu verwies er auf Maria, die Mutter Jesu. Niemand sei so eng mit ihm verbunden wie sie. Deshalb habe sich die Kraft der Auferstehung zuerst an Maria ausgewirkt. Was von ihr gesagt wird, gelte für jeden Christen, für jeden Menschen, unterstrich Emig. "Wir alle erfahren, dass unser Leben beschädigt ist, spüren Grenzen, spüren, dass unser Leben brüchig und zerbrechlich ist." Darauf sei das Fest Mariä Himmelfahrt angelegt. Es will nach seinen Worten sagen, dass Gott jedem Menschen eine Zukunft verheißen hat, dem kleinen Kind ebenso wie dem jungen Menschen, der keine Perspektive sieht, dem Erwachsenen, der zu resignieren droht, weil ihm so viel misslungen ist und dem alten Menschen, der sich überflüssig vorkommt. In dieser Hoffnung auf die Vollendung des ganzen Menschen sei Maria, "unsere Schwester im Glauben", Vorbild und Begleiterin.

In diesem Sinne rief Emig zu einer marianischen Spiritualität und Haltung auf. Sie sei in erster Linie Nachfolge Christi auf den Spuren Mariens. Voraussetzung dafür sei ein vorbehaltloser Glaube, das sich Loslassen auf Gott hin. Dieser Glaube könne nicht nur innerlich bleiben, sondern müsse in Taten der Nächstenliebe umgesetzt werden. "Das einfachste Leben und der gewöhnliche Alltag bieten tausend Möglichkeiten, den Willen des Vaters zu tun", bekräftigte Emig. Dafür sei Maria das herausragendste Beispiel, wie die Bibel bezeuge. Ihre Haltung der Aufmerksamkeit gegenüber dem göttlichen Anruf und gegenüber den Sorgen der Menschen sei beispielhaft. Maria könne helfen, achtsam zu sein für die Menschen und bereit, ihnen zu helfen.

"Unachtsam sind wir zum Beispiel dann, wenn wir die Sorgen des Anderen nicht wahrnehmen, ihn nicht zu Wort kommen lassen, oder ihn durch gedankenlose Bemerkungen verletzten", mahnte der Prediger. Diese Haltung werde vor allem im Lobgesang Mariens, dem "Magnificat", deutlich, in dem es heißt, dass Mächtige vom Thron gestürzt werden und Armen die Frohe Botschaft gebracht wird. "Wir müssen uns immer wieder bewusst machen, dass wir die Wahrheit über Gott nicht von der vorrangigen Liebe zu den Armen trennen können", unterstrich Emig unter Hinweis auf Papst Johannes Paul II.

Die Lebendigkeit des Glaubens zeige sich darin, "wie wir in unseren Gemeinden die Armen, und das sind nicht nur die materiell Armen, entdecken", erklärte Emig. Er schloss seine Predigt mit den Worten: "Maria hat als ganzer Mensch die Vollendung in Gott erfahren". Sie sei in ihn hinein gestorben und verwandelt worden. Auf diesem Glauben sollten auch die Wallfahrer im Blick auf die Wandlung von Brot und Wein in der Eucharistie als Verwandelte nach Hause gehen, die die Liebe Christi in sich tragen.

Konzelebrant des Festgottesdienstes, an dem auch viele Wallfahrer aus den bayerischen Gemeinden des Aschaffenburger Raumes teilnahmen, war P. Rhaban Daniel OFM, Groß-Krotzenburg. Die Feier begann mit der Kräuterweihe. Sie ist nach den Worten Emigs Zeichen des Dankes für die Gaben der Schöpfung und für das Heil, das den Menschen in Christus geschenkt ist. Der Pfarrer von Klein-Krotzenburg, Karl Albert, verwies darauf, dass die Wallfahrt zur Schmerzhaften Mutter auf der Liebfrauenheide auch an anderen Tagen eine große Anzahl von Menschen anzieht. Erst zwei Tage zuvor, bei der so genannten Fatima-Wallfahrt mit P. Hadrian Koch OFM, Groß-Krotzenburg, seien ebenfalls über 1000 Gläubige zur Lichterprozession gekommen.

Zu den Hauptwallfahrtstagen auf der Liebfrauenheide gehört neben dem 2. Juli (Mariä Heimsuchung) und dem 15. August (Mariä Himmelfahrt) der Sonntag nach dem Fest Mariä Schmerzen (15. September). Die Wallfahrt zur Schmerzhaften Muttergottes auf der Liebfrauenheide ist im 17. Jahrhundert entstanden. Aus dieser Zeit stammt auch das Gnadenbild, eine holzgeschnitzte Pietá, die in der Pfarrkirche aufbewahrt wird und zu den Wallfahrten von dort mitgebracht wird. Dieses Marienbild war während des 30jährigen Krieges hier in einem Baum versteckt worden. Der Fund durch einen Schafhirten erregte damals großes Aufsehen. Im 18. Jahrhundert wurde das Gnadenbild in die Klein-Krotzenburger Pfarrkirche übertragen, wo die Wallfahrt einen neuen Aufschwung fand. Mit der Säkularisation 1803 brach sie ganz ab. Erst durch Bischof Wilhelm Emmanuel von Ketteler wurde die Wallfahrt wiederbelebt. Er ließ 1866 den Grundstein zur heutigen Kapelle legen. Am 25. Juli 1869 hielt er hier, am 19. Jahrestag seiner Bischofsweihe, eine seiner berühmten Predigten zur Sozialen Frage über das Verhältnis der Arbeiterwelt zu Religion und Christentum.

(MBN)

 

Vielseitiges Programm des Familienbildungswerks Bergstraße 

Mit neuem spanisch-lateinamerikanischen Kulturkreis in die Herbst-Saison 

Viernheim. Einen neuen spanisch-lateinamerikanischen Kulturkreis bietet das Katholische Familienbildungswerk Kreis Bergstraße im soeben erschienenen Programm für die Monate August bis Dezember. Der neue Kulturkreis richtet sich an Menschen, deren Muttersprache Spanisch ist, oder welche diese Sprache beherrschen. Ziel ist es, gemeinsam zu erzählen und zu diskutieren, zu feiern und etwas zu unternehmen. Die Gruppe trifft sich ab 5. September jeden ersten Dienstag im Monat.

Das Familienbildungswerk startet mit einem umfangreichen und vielseitigen Angebot in die zweite Jahreshälfte: So wird Petra Kunik in der Autorenlesung "Am Schabbat türmt sich das Geschirr" über jüdisches Leben, Brauchtum und jüdische Feste erzählen (24. Oktober). "Zeit für das Wesentliche" und nach rationellen Arbeitstechniken suchen die Teilnehmer des Seminars "Zeitmanagement" (14. Oktober). Außerdem zeigt die Vernissage "‘Haus‘-Kultur" das künstlerische Gestalten im familiären Umfeld eines Pfarrers (17. November). Stefan Speicher-Ackermann präsentiert in seinem Lichtbildervortrag "Die neugotische Kirche St. Aposteln im Lichte der mittelalterlichen Gotik" (13. November).

Neben weiteren Vorträgen und Seminaren werden Kurse und Workshops angeboten in den Bereichen "Meditation und Entspannung", "Familie werden – Familie sein", "Pädagogik/Kindergruppen", "Kreativität", "Gesundheit und Wohlbefinden", "Kochen und Backen" sowie "Gymnastik/Rhythmik". Die Veranstaltungen finden überwiegend in den Räumen des Katholischen Bildungswerks, Weinheimer Straße 44 in Viernheim statt, Telefon 06204/ 72471, Fax 06204/ 701622. Dort ist auch das Programmheft erhältlich. Anmeldungen zu den Veranstaltungen sind ab sofort möglich.

Bns (MBN)

 

Pilotprojekt "Lernwerkstatt 50plus" erfolgreich abgeschlossen 

Veranstalter zogen positive Bilanz – Nächste Planungskonferenz am 28. August 

Heppenheim. Die Träger des Pilotprojekts "Lernwerkstatt 50plus" in Heppenheim haben jetzt – nicht nur wegen der starken Nachfrage - eine positive Zwischenbilanz gezogen. Das Lernprojekt für Menschen an der Schwelle zum "Dritten Lebensalter" war in der Diözese Freiburg entwickelt und im Frühjahr dieses Jahres vom Caritasverband aufgegriffen worden. Rasch ergab sich eine Zusammenarbeit mit dem Katholischen Bildungswerk Bergstraße/Odenwald, dem "Haus am Maiberg. Akademie für politische und soziale Bildung", dem Dekanat Bergstraße-Mitte und der Kreisvolkshochschule. Hinzu kamen eine finanzielle Unterstützung durch das Agenda-Büro des Landkreises und ideelle Werbung durch den Bergsträßer Seniorenbeirat.

Diese Zusammenarbeit soll künftig, wie jetzt mitgeteilt wurde, auf die evangelischen Dekanate ausgeweitet werden. Die bisherigen zwei Kurse der Lernwerkstatt 50plus fanden im Haus am Maiberg und in den Räumen der Caritas in Heppenheim statt. Die Teilnehmer, die aus der gesamten Region kamen, wollen, wie berichtet wurde, das Projekt "Spielplatz für Senioren" weiter entwickeln. Jeden ersten und dritten Donnerstag, so wurde in den beiden Lernwerkstatt-Gruppen vereinbart, will man sich im Marienhaus in Heppenheim weiterhin treffen.

Das Besondere an der Werkstatt 50plus liegt darin, dass die Teilnehmer nicht nur ihre organisatorischen und inhaltlichen Ansprüche in dieser Bildungsarbeit selbst anmelden, sondern selber umsetzen. Es geht darum, mit den Teilnehmerinnen und Teilnehmern die konkrete Erfahrung zu machen "dass der Weg das Ziel ist". Diese "Hilfe zur Selbsthilfe" sei nur bei entsprechend hoher Motivation der Teilnehmer zu leisten. Albert Janku und Gabriele Graske, die beiden Moderatoren der ersten Lernwerkstatt-Gruppen, werteten es als besonders positiv, dass die Teilnehmer/innen bereit waren, in den "Bildungswerkstätten" nicht nur mitzumachen, sondern selbst das Heft in die Hand zu nehmen.

Der Leiter des Bildungswerkes Bergstraße/Odenwald, Dr. Frank Meessen, denkt für die Zukunfr an eine Moderatoren-Ausbildung für die "Lernwerkstätten 50plus". Dafür sollen Menschen, die aus dem Erwerbsleben ausgeschieden sind, und Hausfrauen, deren erwachsene Kinder das Haus verlassen haben, vor allem angesprochen werden. Der Leiter der Politischen und Sozialen Erwachsenenbildung im Haus am Maiberg, Dipl.-Theol., Dipl.-Päd. Titus Möllenbeck, nahm ebenfalls eine Zukunftswerkstatt für die über 50-Jährigen in sein Programm auf. Am 28. August sollen zwischen 9.30 und 17.00 Uhr im Haus am Maiberg Ideen zusammen getragen und künftige Projekte geplant werden.

ehn (MBN)

 

Initiative zur Erneuerung des "Großen Gebetes" 

Liturgieausschuss der Mainzer Diözesanversammlung gibt Arbeitshilfe heraus 

Mainz. Unter dem Titel "Einander ins Gebet nehmen" hat der Sachausschuss "Liturgie" der Mainzer Diözesanversammlung jetzt ein Arbeitsheft mit Anregungen zur Gestaltung des "Großen Gebetes" herausgegeben. Der Vorsitzende des Liturgieausschusses, Ehrendomkapitular Msgr. Hans-Jürgen Eberhardt, stellt im Vorwort fest, dass vielen Christen die Tradition oder Bedeutung des "Großen Gebetes" nicht mehr bekannt sei. Die Arbeitshilfe dieses Heftes wolle den Gemeinden einen Neuanfang erleichtern und ihnen Mut machen, die für ihre Gemeinde angemessene Form zu suchen.

Der Liturgiewissenschaftler Pfarrer Dr. Franz-Rudolf Weinert, Mainz, zeigt in einem Aufsatz die geschichtliche Entwicklung auf, dass das "Große Gebet", wie es im Bistum Mainz praktiziert wird, zwei Wurzeln hat: eine altchristliche Andacht zur Ehrung der Grabesruhe Jesu als 40-stündiges Wachgebet und die mittelalterliche eucharistische Verehrung. Diesem 40-stündigem Gebet sei im 16. Jahrhundert ein neuer eucharistischer Sinn gegeben worden. Aus der eucharistischen Frömmigkeit entwickelte sich zum Beispiel in Mailand und Rom ein 40-stündiges Gebet vor ausgesetztem Allerheiligsten. Von Rom habe sich die eucharistische Andachtsform in der ganzen Kirche ausgebreitet, erklärt Weinert: "Die ewige Anbetung, das ewige Gebet, das im Laufe des Jahres an den Tagen von Pfarrkirche zu Pfarrkirche und in den Nächten von Klosterkirche zu Klosterkirche wechselt." Diese Verehrung der Eucharistie habe im Barock und im 19. Jahrhundert (insbesondere durch Eucharistische Kongresse) ihre Blütezeit erlebt.

In Mainz war die Entstehung des "Großen Gebetes", wie Weinert weiter darlegt, eng mit der eucharistischen Wallfahrt zum Heiligen Blut von Walldürn und mit der damit zusammenhängenden Gründung einer sakramentalischen Bruderschaft in der Mainzer St. Quintinskirche aus dem Jahre 1624 verbunden. Jedes Mitglied dieser Bruderschaft verpflichtete sich während des Jahres, eine Anbetungsstunde zu halten. Schon bald formierten sich aus dieser privaten Gebetsstunde öffentliche eucharistische mehrstündige Gebete. Dazu gehörte zum Beispiel das in Aschaffenburg gebräuchliche "sechsstündige Gebet". Im Jahre 1722 habe sich daraus im Erzbistum Mainz endgültig das "Große Gebet" entwickelt. Erzbischof Lothar Franz von Schönborn habe 1718 den Pfarrer von St. Quintin, Dr. Johann Wolfgang Antz, beauftragt, dem Ewigen Gebet (das hier schon seit 1677 gepflegt wurde) eine feste Ordnung zu geben.

Das "Große Gebet" begann jeweils am 1. Juli morgens um 4.00 Uhr im Mainzer Dom und setzte sich Tag um Tag durch das gesamte Erzbistum fort. Es wurde, wie Weinert hervorhebt, eine wichtige Einrichtung für die Frömmigkeit des Volkes. Auch heute noch wird es jeden Tag in einer anderen Gemeinde des Bistums begangen. Im "Mainzer Journal" aus dem Jahr 1909 ist zu lesen: "Den Mainzer Kindern war die Reihenfolge des ‚Großen Gebetes‘ schon in den ersten Lebensjahren so bekannt wie das Vaterunser... Scharenweise strömten die Gläubigen in der großen Gebetswoche in die Kirchen, getreu der Tradition der Vorfahren, um Gott zu loben und zu preisen und Abbitte zu leisten und für alle Beleidigungen... Im Jahr 1933 wurde, ebenfalls im "Mainzer Journal" unter dem Titel "Katholisches Mainz, feiere dein Großes Gebet mit besonderer Andacht!" angesichts der politischen Situation zur Sühne aufgerufen.

In einer Meditation zum Leitwort "Einander ins Gebet nehmen" erklärt Weinert, das Große Gebet sage einer Gemeinde: "Ich bin nicht allein. Ich bin anderen nahe und die anderen sind mir nahe. Wir sind miteinander im Gebet verbunden, als betende Menschen. Wir sind miteinander auf dem Weg, verbunden durch die Mitte: Christus." Wenn das Große Gebet, wie es in vielen Gemeinden üblich ist, mit einer Prozession um die Kirche und mit sakramentalem Segen zu Ende gehe, dann werde der Segen dieses Tages aus dem Gotteshaus in die Gemeinde getragen. "Diesen Dienst sind wir der Gemeinde schuldig, weil wir Mitarbeiter Christi sind, der in dieser Stadt längst am Wirken ist." Darüber hinaus enthält das Heft eine Reihe von Anregungen und Vorschlägen für einzelne Vorbereitungsschritte auf das Große Gebet in den Gemeinden. Hinzukommen "Bausteine" zur Gestaltung von einzelnen Gebetsstunden (Gebete, Texte, Lieder) sowie Literaturangaben.

Hinweis: Einander ins Gebet nehmen. Anregungen zur Gestaltung des "Großen Gebetes". Hrsg.: Bischöfliches Ordinariat Mainz/Dezernat Pastorale Räte und Mainzer Diözesanversammlung/Sachausschuss "Liturgie". Redaktion Martina Reißfelder. 62 Seiten im DIN A 4-Format, broschiert. Die Broschüre kann bezogen werden über die Geschäftsstelle der Diözesanversammlung, Postfach 1560 in 55005 Mainz. Telefon: 06131/253 202, Fax: 06131/253 204.

Der Text ist auch im Internet abrufbar: www.kath.de/bistum/mainz/2000/gebet.htm

Sk (MBN)

 

Dekan Nolde in Neckarsteinach beigesetzt 

Bischof Lehmann: Er hat Haupt- und Ehrenamtliche im Dekanat zusammengeführt 

Neckarsteinach. Der Pfarrer von Neckarsteinach und Dekan des Dekanates Bergstraße-Ost, Geistl. Rat Gottfried Nolde, ist am Montagnachmittag, 14. August, auf dem Friedhof seiner Gemeinde beigesetzt worden. Der Seelsorger war nach kurzer, schwerer Krankheit im Alter von 62 Jahren am Mittwoch, 9. August, plötzlich verstorben. Nolde leitete die Pfarrei Neckarsteinach-Herz Jesu seit 1974. Hier hatte er schon 1965/66 als Kaplan und Pfarrverwalter gewirkt. Nach weiteren Stationen als Religionslehrer an der Berufsschule Alzey (1967 bis 1970) und Pfarrer von Lörbach (Dekanat Bergstraße-Ost) war er nach Neckarsteinach zurückgekehrt. Seit 1993 war er Dekan und zuvor (seit 1990) stellvertretender Dekan. Gottfried Nolde wurde am 17. Januar 1938 in Bensheim geboren. Während des Konzils wurde er am 26. Juli 1964 in Mainz durch Bischof Dr. Hermann Volk zum Priester geweiht.

In seiner Predigt anlässlich des Requiems erklärte Bischof Dr. Karl Lehmann: "Über 25 Jahre hat Gottfried Nolde als Pfarrer der Gemeinde Herz Jesu hier in Neckarsteinach alle Kräfte gewidmet. Er liebte diese Gemeinde. Sie hat ihn als Priester voll gefordert, aber ihn auch menschlich, spirituell und pastoral ausgefüllt." Er sei dankbar gewesen, hier von so vielen Menschen angenommen zu sein. Darum sei er unbefangen auf alle zugegangen, nicht zuletzt auf die vielen evangelischen Mitchristen und ihre Pfarrer. "Er stellte sich voll und ganz hinein in das vielfältige Leben dieser Gemeinde", unterstrich der Bischof.

Wegen seiner Offenheit, seines Zuhörenkönnens, seiner Behutsamkeit und seiner pastoralen Klugheit sei er von den Brüdern und Schwestern aus den Gemeinden im Dekanat zunächst vor zehn Jahren zum stellvertretenden Dekan und schließlich 1993 und wiederum 1998 zum Dekan gewählt worden. Er habe in dieser Zeit Hauptamtliche und Ehrenamtliche aus den manchmal zerstreuten Gemeinden immer wieder gesammelt und zusammengeführt.

Bischof Lehmann ging in der Einleitung und zum Schluss seiner Predigt auch auf die Krankheit Noldes ein: "Selten hat eine heimtückische Krankheit, die rasch mit dem Tod endet, so zugeschlagen wie bei Dekan Gottfried Nolde. Innerhalb weniger Tage hat diese verborgene Krankheit vollends seinen Leib und sein Leben aufgebraucht." Ein solcher Tod habe immer schon nicht nur Erschrecken eingeflößt, sondern auch stets wieder die Frage und Klage geweckt: "Warum? Warum so?" Zum Trost für die Geschwister und Verwandten, Freunde und Mitbrüder des Verstorbenen sagte Lehmann: "Wir wissen, dass wir trotz der Plötzlichkeit des Todes bei Gott nicht ins Bodenlose fallen." Das zentrale Wort des Evangeliums hierzu habe Jesus zu Maria und Martha gesagt, die über den Tod ihres Bruders Lazarus trauerten: "Ich bin die Auferstehung und das Leben. Wer an mich glaubt, wird leben, auch wenn er stirbt, und jeder, der lebt und an mich glaubt, wird auf ewig nicht sterben." (Joh 11,25)

(MBN)

 

Pfarrer Nöll nach 29 Jahren in den Ruhestand verabschiedet 

Gemeinde feierte voll Dankbarkeit die Offenheit und Kompetenz ihres Seelsorgers 

Mainz. In einem festlichen Gottesdienst in der Pfarrkirche St. Alban in Mainz wurde am Sonntag, 13. August, der langjährige Pfarrer von St. Alban und St. Jakobus, Geistlicher Rat Ludwig Nöll in den Ruhestand verabschiedet. Nöll hatte die Leitung der Pfarrei St. Alban am ersten Juni 1971 übernommen und seit September 1975 auch die Pfarrei St. Jakobus.

Personaldezernent Domkapitular Dietmar Giebelmann würdigte in seiner Festpredigt die Aufgeschlossenheit des Pfarrers für die Nöte der Zeit und die Sorgen der Menschen. Pfarrer Nöll habe sich darum bemüht, im Geist des Zweiten Vatikanischen Konzils, die Zeichen der Zeit zu erkennen. "Sie waren immer offen für das Überraschende, für den Geist Gottes", erklärte Giebelmann. Nöll habe oft Festgeschriebenes mutig übersprungen. "Die Menschen spürten: hier ist ein Pfarrer, der nicht die Antwort wusste, bevor die Frage gestellt war." Nachdrücklich lobte Giebelmann die gute Zusammenarbeit des Pfarrers mit den hauptamtlichen und ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. "Sie haben deren Gaben erkannt und dafür gesorgt, dass sie in die Gemeinschaft eingebracht werden konnten."

Pfarrer Nöll habe sich immer darum bemüht, den einzigartigen "Fingerabdruck" Gottes in jedem Menschen sorgfältig zu lesen und so dessen Gaben und Begabungen zu erkennen. Zugleich würdigte Giebelmann das besondere Engagement des Pfarrers für die Musik. Die Arbeit der Chöre und Musikgruppen in den Pfarreien zeige dies immer wieder und die Gestaltung dieses festlichen Gottesdienstes sei eine weitere Frucht dieser Begeisterung für die Musik aus alter und neuer Zeit.

Giebelmann dankte Nöll für all seine Arbeit in der Begleitung von Menschen in guten und in bösen Tagen. In seiner Predigt stellte Giebelmann heraus, dass Jesus das "Brot des Lebens" für die Menschen ist. Dies habe Pfarrer Nöll zahllosen Menschen in der Eucharistie und in der Verkündigung des Wortes immer wieder gereicht. Der Personaldezernent las auch einen Dankesbrief von Bischof Dr. Karl Lehmann vor, in dem der Bischof vor allem die gute Zusammenarbeit insbesondere mit den Laien lobte. Er dankte ihm auch für die mehrfache Übernahme des Amtes eines Stellvertretenden Dekans im Dekanat Mainz-Stadt. Ludwig Nöll wurde am 6. Februar 1932 in Rüsselsheim geboren und am 23. Februar durch Bischof Dr. Albert Stohr in Mainz zum Priester geweiht. Nach Kaplansjahren in Lorsch und Viernheim-St. Marien (1957-1963) war er zunächst Pfarrer in Nauheim (Dekanat Rüsselsheim), bevor er nach Mainz kam.

Die Predigt des Personaldezernenten und der Brief des Bischofs wurden von der großen Zahl der Gläubigen in der überfüllten Kirche mit sehr lautem und anhaltendem Beifall bekräftigt. Der jüngste Familienkreis der Pfarrei sang dem scheidenden Pfarrer zum Dank ein Abschiedslied "Ich schenk dir einen Regenbogen...". In den Fürbitten wurde für all die Menschen in besonderer Weise gebetet, die Pfarrer Nöll in den fast dreißig Jahren seines Dienstes in den beiden Pfarreien getauft, zur Eucharistie geführt, getraut und im Sterben begleitet hat.

In seiner Dankesrede am Ende des Gottesdienstes ging der Vorsitzende des Pfarrgemeinderates, Hans-Peter Göbel, aus Sicht der Gemeinde noch einmal in einer Dankesrede auf die Verdienste ihres scheidenden Pfarrers ein. Zunächst würdigte er die Verdienste Nölls um die Musik und zitierte ein Wort von Nikolaus Harnancours: "Die Musik ist die Nabelschnur, die uns mit Gott verbindet." Die Mitglieder der Kirchenchöre, der Kinder- und Jugendkantorei St. Alban und der Kassiopeia, vor allem aber die Chorleiter Heinz Lamby (St. Alban) und Manfred Merz (St. Jakobus) und die Leiterin der Musikgruppe, Elisabeth Weber, seien dankbar für das Wohlwollen und das kompetente Interesse an ihrem Engagement, unterstrich Göbel. Auch andere besondere Begabungen habe Pfarrer Nöll mit der Gemeinde geteilt. Er sei ein besonders belesener Priester, was in seinen hervorragenden Predigten zum Ausdruck gekommen sei. Viele seien von außerhalb gekommen, um ihn predigen zu hören. Beim ZDF-Fernsehgottesdienst vor zwei Jahren habe es außergewöhnlich viele positive Zuschauerreaktionen auf seine Predigt gegeben. Darüber hinaus sei Pfarrer Nöll mit Humor reich gesegnet. Deshalb sei seine Arbeit bei allem Engagement von heiterer Gelassenheit geprägt gewesen. Göbel verwies auch auf die besondere Sorge des Pfarrers für die Familien und für die Jugend hin.

Im Namen der ganzen Gemeinde dankte der Pfarrgemeinderatsvorsitzende auch der langjährigen Haushälterin Frau Anni Wagner für ihren Dienst und betonte: "Wir werden auch Sie vermissen." Als Geschenk der Pfarrgemeinde an den scheidenden Pfarrer überreichte das frühere Verwaltungsratsmitglied Dr. Ing. Paul-Georg Costodis einen Stich aus dem 16. Jahrhundert mit der Ansicht von Mainz, auf dem die verschwundenen Klöster St. Alban und St. Jakobus zu sehen sind. Im Namen von Diakon Gerhard Schmitt und der Gemeindereferentin Dominika Oswald dankte Gemeindereferentin Anette Schaefer Pfarrer Nöll insbesondere für seine Toleranz. "Du hast immer eine weitsichtige, offene Haltung vertreten, was der Arbeit im Team gut getan hat." Für den Pfarrer habe immer der Mensch im Mittelpunkt gestanden. Die Vorsitzende des Elternausschusses des Kindergartens dankte dem Pfarrer dafür, dass er sich so sehr für die Anliegen und Sorgen der Eltern eingesetzt hat. Früher im Kindergarten und jetzt im Kinderhaus sei ihm die religiöse Erziehung immer von großer Wichtigkeit gewesen im Sinn einer ganzheitlichen sinnorientierten Pädagogik.

Das außergewöhnlich große Engagement Nölls für die Ökumene kam in einem Schreiben seines evangelischen Amtsbruders, des Pfarrers der Luthergemeinde Fritz Strub zum Ausdruck. Der Brief wurde vom Mitglied des Kirchenvorstandes der Luthergemeinde, Frau Wollstädter, vorgelesen, weil Pfarrer Fritz Strub krankheitshalber an der Teilnahme verhindert war. Der evangelische Pfarrer schrieb, dass ihm selten das Wort "Bruder" so leicht gefallen sei wie ihm gegenüber. Sehr herzlich dankte er ihm für Gottesdienste, Seminare und vieles andere und besonders die Osternächte seien für ihn Höhepunkte der Ökumene gewesen. Der Ortsvorsteher der Mainzer Oberstadt, Wilfried Jung, lobte in einem Grußwort vor allem das soziale Engagement von Pfarrer Nöll. Dazu verwies er beispielhaft auf die Mitarbeit des Pfarrers in der "Stadtteil AG Berliner Siedlung", die sich um die Probleme der dortigen Kinder und Jugendlichen und ihrer Eltern kümmere und schon einige Erfolge aufzuweisen habe.

Vor seinem Schlusswort verlas Pfarrer Nöll einen Dankesbrief von Bischof Lehmann an drei verdiente langjährige Mitglieder des Verwaltungsrates der Pfarrei – Franz Josef Schmitt, Dr. Costodis, und Direktor Alfons Grobbel – deren ehrenamtliches Engagement er würdigte. An die ganze Gemeinde gerichtet erklärte er, dieser Gottesdienst mit der wunderbaren Musik habe ihn tief bewegt. Zugleich lud er zu dem Konzert der Jugendkantorei am selben Abend ein.

Sehr herzlich dankte er allen für die Wegbegleitung in 29 Jahren, insbesondere allen hauptamtlichen, nebenamtlichen und ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. "Hier in der Pfarrei ist viel Kompetenz der Laien", betonte er. Im Blick auf die Zukunft verwies er auf die Offenheit Papst Johannes XXIII., der am 3.September selig gesprochen werden soll. Er könne ein richtungweisendes Vorbild sein, damit Christen das bezeugen, was ihnen in Taufe und Firmung aufgetragen ist.

Sk (MBN)

 

Schwester Theodolinde Katzenmaier gestorben 

"Ich will elektrisieren für das Bessere" 

Mannheim/Heppenheim. Die Benediktinerinnen-Schwester und Buchautorin Theodolinde Katzenmaier ist am 5. August mit 82 Jahren im Mannheimer Theresienkrankenhaus gestorben. Am Mittwoch, 9. August, wurde die gebürtige Heppenheimerin auf dem Friedhof des Klosters St. Lioba beigesetzt. Bei vielen Veranstaltungen, so auch bei einem Besuch in Mainz vor zwei Jahren, berichtete sie über ihre qualvollen Erlebnisse als Häftling im Frauen-Konzentrationslager Ravensbrück und als Zwangsarbeiterin bei Siemens während der nationalsozialistischen Diktatur. Ihre Erlebnisse hatte sie auch in dem erfolgreichen Buch "Vom KZ ins Kloster" eindringlich beschrieben. "Solange ich lebe, stehe ich zur Verfügung, um von den schrecklichen Erlebnissen im Konzentrationslager zu berichten", hatte sich die Benediktinerinnenschwester vorgenommen. "Ich will meine Zuhörer und Leser elektrisieren für das Bessere."

"Du hast uns immer froh gemacht", schrieb eine ehemalige Mitgefangene aus dem Frauen-Konzentrationslager Ravensbrück an Schwester Theodolinde Katzenmaier einmal. Das wollte die kleine Ordensfrau auch: froh machen. "Ich bin nämlich nicht nur Choleriker, sondern auch Sanguiniker", attestiert sie sich selbst. Ihr Temperament hatte sie nie verloren. 1943 wurde Katharina Katzenmaier, wie sie damals noch mit bürgerlichem Namen hieß, von der Gestapo verhaftet. Offen hatte die damalige Sozialhelferin in der Pfarrgemeinde in Püttlingen/Saar die Euthanasie der Nazis als Mord bezeichnet und damit "weite Kreise des Volkes antifaschistisch beeinflusst", gab ihr die Gestapo zur Begründung. Als Häftling wurde sie täglich mit dem Gummiknüppel verprügelt. Und statt einer warmen Dusche wurde sie mit heißem Wasser verbrüht. In den Baracken wimmelte es von Ungeziefer, was den Körper zusätzlich schwächte. "Der Eiter lief mir aus Nase und Mund", berichtete sie. Ein bestialischer Gestank. Sie ekelte sich vor sich selbst.

Auf die Unterernährung reagierte ihr Körper mit hohem Fieber. Doch in der Krankenstation gab es keine wirkliche Pflege, nicht einmal eine Decke. "Aber wenn ich Fieber hatte, phantasierte ich so schön von besseren Zeiten". Überlebt habe sie, weil sie jung war und gut durchtrainiert. Die vielen Zählappelle im Lager hatte Katzenmaier in schrecklicher Erinnerung. "Wir mussten oft stundenlang stehen, dann wurden wahllos Menschen aus den Reihen herausgenommen und erschossen. Wir hatten furchtbare Angst." Viele andere starben durch die Folterungen oder nahmen sich das Leben am Elektrozaun des Lagers. "Das kam für mich als Katholikin nicht in Frage". Zum Trost haben sich die Frauen manchmal Bibelzitate zugeflüstert. Und Freundschaften entstanden über religiöse oder ideologische Grenzen hinweg. Der Entschluss, Ordensfrau zu werden, entstand jedoch nicht durch die Lagererfahrungen. Bereits mit vier Jahren wollte Katharina Katzenmaier in ein Kloster gehen. Ihr Gottvertrauen blieb ungebrochen und ließ sie überleben. Sie beendete daher ihr 1947 begonnenes Studium in Mainz bereits nach kurzer Zeit und wurde 1949 Benediktinerin.

Als Zwangsarbeiterin für Siemens und Halske mussten Katharina Katzenmaier und ihre KZ-Mithäftlinge schwere Erdarbeiten durchführen, Moore trockenlegen und Eisenbahngleise bauen. Häufig führte die junge Gefangene Elektroarbeiten aus. Eine Fertigkeit, die sie auch später noch beherrschte: "Immer wenn im Kloster Elektroarbeiten zu tun sind, mache ich das", erzählte sie beim Besuch in Mainz und fügte damals hinzu: "Eine Entschädigung von Siemens gab es bislang nicht". "Verjährung" lautete die schroffe Ablehnung des Unternehmens. Das Geld bedeutete ihr nichts, doch die Demütigung schmerzte sie.

Bns (MBN)

 

Vorschau 

2000 Jahre Christentum in Rheinhessen (ab 29. August 2000) 

Projektreihe "Steine reden" beleuchtet die Kirchengeschichte der traditionsreichen Region 

Alzey. Die reiche und wechselvolle Geschichte des Christentums in Rheinhessen beleuchtet die Reihe "Steine reden" zum Heiligen Jahr 2000. In den Monaten August 2000 bis Januar 2001 soll an insgesamt fünf Abenden jeweils eine historische Epoche lebendig werden. Dazu wurden wichtige Plätze der christlichen Geschichte in Rheinhessen ausgewählt, darunter Schornsheim als Sterbeort der heiligen Lioba und Bermersheim, wo Hildegard von Bingen geboren wurde. "Die Geschichte soll vor Ort lebendig werden, die Steine sollen reden", wünschen sich das Katholische Dekanat Alzey/Gau-Bickelheim, das Katholische Bildungswerk Rheinhessen und die beteiligten evangelischen und katholischen Pfarrgemeinden als Veranstalter. Die fünf Vorträge werden daher eingebettet in ein Gesamtprogramm mit einer Kirchenführung, mit Musik, Besinnung und der Möglichkeit zur Begegnung bei einem Glas Wein. Die Abende beginnen jeweils um 19.00 Uhr.

  • Über die Ursprünge des Christentums und seine Ausbreitung in den ersten Jahrhunderten spricht Hans-Joachim Böhmelmann zum Auftakt am Dienstag, 29. August, in der katholischen Kirche in Schornsheim. Titel seines Vortrags: "In jedem Anfang wohnt ein Zauber". Böhmelmann wird auch die Kirchenführung leiten. An der Orgel: Clemens Frank.
  • "Finsteres Mittelalter?" fragt Dr. Helmut Hinkel am Donnerstag, 21. September, in der Bermersheimer Simultankirche. Er wird dabei über Klosterlandschaften, Formen der Frömmigkeit und die Entwicklung von Pfarrstrukturen referieren. Die Kirche erläutert Ursula Frank. Die musikalische Gestaltung des Abends übernimmt das "modern folk trio lemenjoki".
  • Reformation, Ablasswesen und ständige Konfessionswechsel bis zur pfälzischen Kirchenteilung sind Thema des Vortrags "Wie ein Fähnchen im Wind" von Pfarrer Tobias Schäfer in der Simultankirche in Gau-Odernheim am Dienstag, 31. Oktober (Reformationstag). Durch das gemeinsame Gotteshaus von katholischer und evangelischer Kirche führen Pfarrerin Astridt Westphal und Pfarrer Ludger M. Reichert. Zum Programm gehört auch ein szenisches Zwischenspiel.
  • Von der Aufklärung und Säkularisation bis zur Französischen Revolution und die französische Zeit Rheinhessens schlägt Dr. Franz Dumont den historischen Bogen in seinem Vortrag "Kampf um die Kirchenbücher!" am Donnerstag, 23. November, in der katholischen Kirche Erbes-Büdesheim. Erläuterungen zum Kirchenbau gibt Pfarrer Heinz-Jürgen Förg. Volker Gallé trägt Lieder aus der Reformations- und Revolutionszeit vor.
  • Zum Abschluss der Reihe spricht Prof. Theodor Schneider in seinem Vortrag "Ihr alle seid Geistliche" über christliches Selbstbewusstsein nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil am Donnerstag, 25. Januar 2001 in der katholischen Kirche in Alzey. Über die Besonderheiten dieses Gotteshauses berichten R. Blahnik und K. Maino während der Kirchenführung. Die Musik kommt von "Cantabile".

Ziel des Projektes "Steine reden" ist es, "die universale Kirchengeschichte darzulegen unter Einbeziehung der örtlichen Kirchengeschichte und der jeweiligen Kirchenbauten", erklären die Veranstalter. Die 2000-jährige Historie der Region sei geprägt von bedeutenden Ereignissen und verschiedenen Völkern. Sie gebe Zeugnis von den Wegen Gottes mit den Menschen, die in diesem Landstrich gelebt haben. Anschaulich werde diese Geschichte gerade auch in den steinernen Sakralbauten.

WWW-Seite des Projektes

Bns (MBN)

 

25 Jahre "Haus St. Martin" – Festwoche ab 26. August 

Eine Einrichtung für mehrfach schwerbehinderte Kinder und Jugendliche 

Ingelheim. Das "Haus St. Martin", eine Fördereinrichtung für Kinder und Jugendliche mit Schwerst-Mehrfachbehinderung in Trägerschaft des Caritasverbandes Mainz e.V. in Ingelheim, feiert sein 25-jähriges Bestehen. Aufgenommen werden Kinder mit Schwerst-Mehrfachbehinderung aus Rheinland-Pfalz und Hessen. Die in Rheinland-Pfalz einzigartige Einrichtung mit 50 Plätzen wurde 1975 anlässlich des 1000-jährigen Jubiläums des Mainzer Domes St. Martin ins Leben gerufen. Kardinal Hermann Volk sah in der Jubiläumsfeier eine besondere Verpflichtung, im Geist des heiligen Martin auch in der Zukunft sich für die Armen und Notleidenden am Rande der Gesellschaft einzusetzen.

Der Neubau wurde damals mit Gesamtkosten von ca. DM 3,5 Millionen errichtet. Das Land beteiligte sich mit einem Zuschuss in Höhe von DM 1,36 Millionen. DM 360.000,- kamen von der Aktion Sorgenkind. Das Bistum Mainz steuerte DM 320.000,- hinzu. Bei den sieben Dekanatstagen anlässlich des Domjubiläums wurde zusätzlich jeweils mit einer Sonderkollekte für das Haus St. Martin gesammelt. Kardinal Volk weihte das Pflegeheim am 15. November 1975 ein. Er rief damals dazu auf, die Gefährdungen des Menschen anzunehmen und bekannte: "Dafür möchte ich einstehen, dass diese Kinder in der Ewigkeit gesund sein werden." Jedes Leben sei auf der Erde unvollendbar. Zum Namen des Hauses erklärte er: "Die Hälfte des Mantels, die St. Martin behalten hat, ist vermodert, die andere, die er an den Bettler weggab, ist durch die Jahrtausende und millionen Menschen nicht verloren."

Die Festwoche wird am Samstag, 26. August, um 10.30 Uhr, mit einem Gottesdienst in der St. Remigiuskirche in Ingelheim eröffnet. Hauptzelebrant und Prediger ist der Vorsitzende des Caritasverbandes für die Diözese Mainz, Ehrendomkapitular Pfarrer Hans-Jürgen Eberhardt. Im Anschluss an den Gottesdienst findet ein Sommerfest im Garten des Hauses St. Martin (Belzerstraße 7) statt. Am Sonntag, 27. August gestaltet die Ingelheimer Kantorei unter Leitung von Wolfgang Siegrist zugunsten des Hauses St. Martin im Garten des Hauses einen Serenadenabend. Der eigentliche Jubiläums-Festakt mit Generalvikar Dr. Werner Guballa wird am Dienstag, 29. August, 14.30 Uhr, im Haus St. Martin gefeiert. Um möglichst vielen Interessierten Einblick in diese besonders wichtige Einrichtung zu geben, ist die Bevölkerung am Sonntag, 3. September, in der Zeit zwischen 9.30 und 11.30 Uhr und 15.00 bis 17.00 Uhr zu einem Tag der Offenen Tür im Haus St. Martin eingeladen.

Sk (MBN)

 

Der Weg zu Abitur oder Fachhochschulreife (29. August) 

Leiter des Ketteler-Kollegs informiert über die Ausbildung auf dem "Zweiten Bildungsweg" 

Mainz. Ausführliche Informationen über den sogenannten Zweiten Bildungsweg am Mainzer Ketteler-Kolleg gibt dessen Leiter, Oberstudiendirektor Dr. Rolf-Jürgen Renard, am Dienstag, 29. August, 18.00 Uhr, in einem Vortrag an der Volkshochschule Mainz, Karmeliterplatz. Der Zweite Bildungsweg bietet berufserfahrenen Erwachsenen die Möglichkeit, das Abitur oder die Fachhochschulreife nachträglich zu erwerben. Die Bildungsangebote an dem vom Bistum Mainz getragenen Ketteler-Kolleg sollen den Teilnehmern bessere Berufschancen eröffnen.

Die Kurse dauern zwei Jahre (Fachhochschulreife) bzw. drei Jahre (Abitur). Voraussetzungen sind eine abgeschlossene Berufsausbildung oder wenigstens drei Jahre Berufstätigkeit. Es besteht die Möglichkeit des Tagesunterrichts oder berufsbegleitender Kurse am Abend. Das Ketteler-Kolleg ging 1965 aus dem Abendgymnasium des Bistums Mainz hervor. Heute unterrichten rund 30 Lehrkräfte über 250 Kollegiaten verschiedener Konfessionen. Dem Kolleg ist auch ein Internat angeschlossen. Der Besuch des Vortrags in der Volkshochschule ist kostenfrei. Eine individuelle Beratung ist auch telefonisch möglich unter der Rufnummer: 06131/ 31060. 

weiter Informationen: http://home.main-rheiner.de/ketteler.kolleg/

Bns (MBN)

 

Büchereiarbeit: Seminar zum "Lesen im Alter" (15.-17. September) 

Fortbildungsseminar will neue Bibliotheksangebote für Menschen über 60 Jahre entwickeln 

Neuwied. Für die vielschichtigen Lesewünsche und Lesebedürfnisse von Menschen über 60 Jahre will die Landesarbeitsgemeinschaft der kirchlichen Büchereiarbeit in Rheinland-Pfalz neue, attraktive Angebote für Büchereien entwickeln. Hierzu veranstaltet die Landesarbeitsgemeinschaft das Fortbildungsseminar "Lesen im Alter" von Freitag bis Sonntag, 15.-17. September, im Bildungszentrum Neuwied GmbH. Im Rahmen des Seminars wird am Samstag, 19.30 Uhr, die Hamburger Buchautorin Sybil Gräfin Schönfeldt zu Gast sein. Beim Nachdenken über Erfahrungen mit dem Älterwerden sei die Autorin auf viele passende Geschichten aus der Weltliteratur gestoßen, erläutert Diplom-Bibliothekarin Isolde Breuckmann von der Fachstelle für katholische Büchereiarbeit im Bistum Mainz die Einladung. Gräfin Schönfeldt zitiert diese Geschichten in einem Buch und schließt daran ihre Gedanken über das Alter an.

Jedes Jahr veranstaltet die Landesarbeitsgemeinschaft ein Seminar zu einem speziellen Thema der Bibliotheksarbeit, gefördert durch das Land Rheinland-Pfalz. In diesem Bundesland gibt es nach Angaben Breuckmanns 870 Bibliotheken, davon 550 in kirchlicher Trägerschaft mit über 2800 ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. Das ursprüngliche Tagungshaus in Vallendar hatte wegen des kürzlichen Großbrandes nicht mehr für das Fortbildungsseminar der Büchereiarbeit zur Verfügung gestanden.

Bns (MBN)