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Limburg/Mainz/Trier. Der Limburger Bischof Franz Kamphaus hat am Dienstag, 31. Oktober, im Priesterseminar in Limburg den bisherigen Leiter des Theologisch-Pastoralen Instituts für berufsbegleitende Bildung (TPI), Prof. Dr. Heinz-Günther Schöttler, für dessen engagiertes Wirken gedankt und ihn im Namen der Trägerdiözesen Limburg, Mainz und Trier verabschiedet. Nach fünfjähriger Tätigkeit als Leiter des Dozententeams des TPI, das Priester, Diakone, Pastoralreferentinnen und –referenten, Gemeindereferentinnen und –referenten fort- und weiterbildet und in Mainz seinen Sitz hat, wechselt Schöttler an die Universität Bamberg, wo ihm zum Wintersemester 2000/01 die Professur für Pastoraltheologie an der Fakultät Katholische Theologie übertragen wurde.
Nachfolger Schöttlers an der Spitze des TPI ist seit 1. September dieses Jahres der promovierte Theologe Engelbert Felten, Trier. Prof. Dr. Alfred Mertens, Mainz, Vorsitzender des Verwaltungsrates des TPI, begrüßte unter den Repräsentanten, die zur Verabschiedung von Professor Schöttler und der Einführung von Dr. Felten ins Limburger Priesterseminar gekommen waren, besonders Bischof Kamphaus, Domkapitular Helmut Wanka und leitende Mitarbeiter der Diözesen Mainz und Trier.
Als wissenschaftlich kompetenter Theologe und Seelsorger habe Schöttler dem TPI in den zurück liegenden fünf Jahren zu einem schärferen Profil verholfen, betonte Bischof Kamphaus in seiner Laudatio. Schöttler habe auch seine Erfahrungen als Seelsorger in einer Gemeinde im Bistum Trier mit eingebracht, was wichtig für die Leitungsfunktion des TPI sei, befand Kamphaus. Wie er habe sich Schöttler schon in den 70er Jahren für das Thema "Frieden" engagiert. Daran anknüpfend überreichte der Limburger Bischof dem Pastoraltheologen als äußeres Zeichen des Danks und der Anerkennung die Dokumentation "Gerechter Friede" der Deutschen Bischofskonferenz. Felten, den er als Leiter des TPI willkommen hieß, übergab er ebenfalls die Publikation der Bischöfe und verband dies mit dem Wunsch, die Friedensthematik künftig stärker in die Arbeit des Instituts einzubinden.
Dr. Felten, der in den 80er Jahren als Dozent für Homiletik am Priesterseminar in Trier und an der Theologischen Fakultät Trier gelehrt hat und seit 1994 Referent für Priesterfortbildung im Bischöflichen Generalvikariat der Moselstadt ist, sagte zu, dass in der Institutsarbeit weiterhin vor allem das theologische Gebotene zum Tragen komme. Zudem liege ihm an einer guten Kooperation mit den Trägerdiözesen und an Offenheit gegenüber deren Hoffnungen und Wünschen.
Prof. Dr. Alfred Mertens, im Bischöflichen Ordinariat in Mainz Leiter der Abteilung Fortbildung, hob die fundierte und akzentuierte TPI-Teamarbeit unter der Leitung von Professor Schöttler hervor, mit dem eine stets sachorientierte und vertrauensvolle Zusammenarbeit möglich gewesen sei. Wie überzeugend Schöttler seine Tätigkeit als Seelsorger, Theologe und Institutsleiter ausübte, brachte Franz Sieben zum Ausdruck, der seit 1977 dem Dozententeam des Theologisch-Pastoralen Instituts angehört.
Spee (MBN)
Mainz. Hanns Dieter Hüsch begann mit einem Segenswort aus der Ukraine "Gott, schicke den Tyrannen Läuse, den Einsamen Hunde, den Kindern Schmetterlinge...uns allen aber einen Adler, der uns auf seinen Fittichen zu Ihm trägt", und schloss als Zugabe für ein dankbares und begeistertes Publikum mit einem Liedtext "Die Hoffnung". Der Kabarettist vom Niederrhein, der Mainz zu seiner Wahlheimat gemacht hatte, hielt am Sonntagabend, 29. Oktober, zum ersten Mal einen Vortrag im Mainzer Dom. Der populäre Künstler, der schon in vielen Kirchen gepredigt und der nicht nur in Mainz eine große Anhängerschaft hat, eröffnete mit seiner Rede über "Sinnfrage und Humor" die neue Reihe der Domvorträge zum Rahmenthema "Sehnsucht nach Sinn – Glauben in einer Zeit der Leichtgläubigkeit". Mit rund 2000 Besuchern war der Dom bis in den Ostchor und die Seitenschiffe dicht gefüllt.
Der Zeitkritiker und bekennende evangelische Christ, der alle Spielarten des Humors vom Witz bis zur Satire beherrscht, schloss mit den Versen aus seinem Hoffnungslied, das er für den Mainzer Jubiläumskatholikentag 1998 gedichtet hat: "Die Hoffnung ist Christus Jesus allein, die Hoffnung der Sinn und Christus das Sein." Gleichsam Leitmotiv seines Abendvortrags war ein ganz persönliches Bekenntnis des Gottvertrauens: "Ich stehe unter Gottes Schutz, ich weiß das seit geraumer Zeit. Er nahm den Gram und das Bittere aus meinem Wesen und machte mich fröhlich und ich will hingehen, alle anzustecken mit Freude und mit Freundlichkeit. Auf dass wir alle ein Herz und eine Seele werden. Ein Gemüt und ein Gedanke, durch seinen Frieden und unseren Glauben. Schalom in Dorf und Stadt!"
Der 75-Jährige strahlt unaufdringlich Weisheit aus. Er ist ein Philosoph des Alltags, der die Absurdität und das Groteske des Lebens mit feinsinnigem Humor wortspielend aufdeckt. Seine moralischen Appelle sind leise, aber unüberhörbar. Hüsch bedrückt nicht, sondern baut die Menschen auf, macht ihnen Mut: "Wer aufgibt, wächst nicht mehr. Erst wenn alles getan, alles ertragen, alles gesehen und alles gelebt, sind wir dem Himmel am nächsten." Täuschungen und Enttäuschungen sind zu bestehen und zu überwinden, müssen angenommen, nicht hingenommen, sondern verwandelt werden. Altersfalten werden wie Schmuck getragen und erzählen Geschichten vom Leben und Leiden, vom Glück, von der Liebe und vom Streit. Gott der Herr holt den Menschen in seine Nähe und hat seine Freude an ihm, den er gemacht hat.
"Ich stehe unter Gottes Schutz. Er lässt mich nicht in die Leere laufen", bekennt Hüsch, Botschafter eines Friedens, "der beim Frühstück anfängt". Gott steht im Mittelpunkt von Hüschs Domvortrag. Er erzählt Geschichten von Ihm, berichtet über skurrile Begegnungen mit Ihm, die den allzu vertrauten, allzu menschlichen Gott verfremden, und ihn doch den Menschen, seinen Zuhörern, nahe sein lassen. So erzählt er die Geschichte, "wo der liebe Gott in seine eigene Kirche eingeschlossen wurde". Die meisten Kirchen sind, wie Hüsch sarkastisch feststellt, "zu, verriegelt, vernagelt. Fehlt nur noch ein Schild an der Tür: Wir geben nichts." Damit sorgt er für Heiterkeit und lautes Lachen bei seinen vielen Zuhörern. Hüsch plädiert für offene Kirchen, in der Menschen aller Arten Platz haben, neuerdings auch solche, die abgeschoben werden sollen. Sie brauchen Schutz und "der liebe Gott hat seine Freude daran, denn er liebt die, die Widerstand leisten, nicht zu allem Ja und Amen sagen, sondern Nein und Halleluja".
Der Kabarettist sinniert über Heiterkeit, Humor und Satire. Hüsch hat die gläubige Gewissheit: "Wir alle sind in Gottes Hand, ein jeder Mensch in jedem Land, wir alle haben unsere Zeit, Gott hält die Sanduhr stets bereit, wir werden immer kleiner, bis wir am Ende wissen, vom Mund bis zu den Zehen, wenn wir gen‘ Himmel müssen, Gott will uns heiter sehen."
Hanns Dieter Hüsch, der 1997 Hauptgast des Aschermittwochs der Künstler und Publizisten in Mainz war, sagt das Schwere leicht und dichtet in einem Psalm "Ich bin vergnügt, erlöst, befreit. Gott nahm in seine Hände meine Zeit, mein Fühlen, Denken, Hören, Sagen, mein Triumphieren und Versagen, das Elend und die Zärtlichkeit... Was macht dass ich so unbeschwert und mich kein Trübsinn hält, weil mich mein Gott das Lachen lehrt, wohl über alle Welt." Hüsch ist ein Prophet der Versöhnung, der Gewalt verabscheut, die Gewalt vernichtender Worte wie die physische Gewalt. Er kritisiert die, die das Wort von der Feindesliebe verspotten, die ihr Herz verschließen und Gottes Wort hohnlachend den Friedfertigen lassen, den Naiven und denen, die Jesus nachfolgen. Er sagt dies im Vertrauen auf Jesu Nähe und die Kraft des Heiligen Geistes.
Jesu Wort "Ich bin bei euch alle Tage, bis an der Welt Ende." ist das Wort, das ihn trifft, das ihn am meisten bewegt. So kann er sich als Künstler, als Dichter, als Wortschöpfer, als Kabarettist getrost auf den Weg machen, kann in sich Wörter finden, um andere zu trösten, zu ermutigen nicht aufzugeben. "Wenn alle menschlichen Worte dokumentiert, illustriert und korrigiert sind, vorgeworfen und nachgeworfen, nachgeredet und überredet, eingetrichtert und suggeriert, ausgeredet sind bis zur Sprachlosigkeit, dann trifft sein Wort die Menschen, macht sie friedlich, freundlich, lebendig und unsterblich." Hüsch ruft seinen Freunden und Freundinnen zu: "Lasst uns die Geschichte Jesu Christi beginnen, die große Geschichte der Liebe, daraus die Geschichte des Friedens wächst. Lasst uns das Kreuz wie eine Krone tragen."
Zu Beginn des Abends hatte der Stellvertretende Direktor der Akademie Erbacher Hof, Dr. Peter Reifenberg, den Gottsucher vom Niederrhein willkommen geheißen, den Sänger gegen die Gewalt, der Schweres leicht sagt, weil Gott die Menschen heiter sehen will. Nach dem Vortrag bedankten sich die vielen Zuhörerinnen und Zuhörer mit nicht endendem Beifall. Reifenberg dankte ihm für diese ernste Stunde der Heiterkeit. Er bat um Spenden für die Rumänienhilfe in Form einer Türkollekte. Der Vortrag im Dom war einer der Abschiede von Mainz, wo Hüsch viele Jahre gelebt hat, bis er nach Köln gezogen ist.
Sk (MBN)
Jerusalem. Monsignore Klaus Mayer (77) ist vom Jüdischen Nationalfonds mit einer Eintragung in das "Goldene Buch" geehrt worden. Mit der Auszeichnung am Dienstag, 24. Oktober, in Jerusalem, wurde Mayers Engagement für die christlich-jüdische Verständigung gewürdigt. Mayers Einsatz sind die Kirchenfenster des Malers Marc Chagall in der Mainzer Stephanskirche als Aussöhnungszeichen zwischen Christen und Juden zu verdanken. Die Ausstattung der Kirche mit Fenstern von Chagall und Charles Marq konnte mit dem Einbau der letzten Glaskunstwerke im September 2000 nach über 20 Jahren abgeschlossen werden.
Die Ehrung, die bislang nur wenigen Deutschen erhielten, geht auf die Initiative von Johannes Gerster, Leiter der Konrad-Adenauer-Stiftung in Jerusalem, und dem ehemaligen Bürgermeister der israelischen Hauptstadt, Teddy Kollek, zurück. Kollek musste wegen Krankheit seine Teilnahme an der Feier absagen. Gerster bezeichnete den ehemaligen Pfarrer von St. Stephan als einen "Brückenbauer". Mayer seinerseits griff in seiner Dankesrede das Brückensymbol auf: es gelte auch, Brücken zwischen Gegenwart und Zukunft zu bauen. "Wer seine Geschichte vergisst, ist dazu verdammt, sie zu wiederholen. Wer seine Vergangenheit vergisst, ist unfähig, die Gegenwart zu verstehen und die Zukunft zu steuern", zitierte Mayer aus Aufzeichnungen einer Auschwitz-Überlebenden.
Der Jüdische Nationalfonds bemüht sich um die Bewässerung und Urbarmachung des Heiligen Landes. "Die Wüste in einen blühenden Garten verwandeln" nannte bereits Ben Gurion als Auftrag des Fonds. So wurden seit der Gründung 1901 mehrere Millionen Bäume in Israel gepflanzt. So wie der Fonds das Land begrünt, versteht Mayer die Ehrung als Anerkennung für seine langjährige Mithilfe, das lange ebenfalls trostlose Verhältnis von Deutschen und Juden durch eine Art "geistiger Begrünung" zu verbessern.
Bns (MBN)
Mainz. Mit über DM 165.000 hat der Verein der Freunde des Bischöflichen Willigis-Gymnasiums und der Willigis-Realschule in den Jahren 1998/1999 die beiden Schulen gefördert. Darunter sind knapp DM 80.000 aus der Spendenaktion "Für die Zukunft unserer Kinder", die zu etwa gleichen Teilen für 18 Rechner im Computerraum der Schulen und zur Anschaffung von Musikinstrumenten für den Unterricht in der Orientierungsstufe verwandt wurden. Diese Ergebnisse gab der Vorsitzende des Vereins der Freunde, Dr. Hartmut Lücke, in seinem Rechenschaftsbericht für die beiden zurückliegenden Jahre während der Mitgliederversammlung am Montag, 23. Oktober, bekannt. Bei den Neuwahlen wurden Lücke als Vorsitzender und Dieter Butsch als Stellvertreter im Amt bestätigt.
Aus den Mitteln des Vereins seien über erhebliche Zuschüsse zur Ausstattung eines zweiten Computerraumes unter anderem ein Video-Beamer für den Unterricht, mehrere Video-Recorder und Video-Kameras für die Video-Arbeitsgemeinschaft an der Schule, weitere technische Geräte und Experimentierkästen für das Fach Physik angeschafft worden, erklärte Lücke in seinem Bericht. Das 25-jährige Jubiläum der Willigis-Realschule sei ebenso bezuschusst worden wie die Herausgabe der Jahresschrift und die Reparatur von Landkarten. Mit Unterstützung des Vereins der Freunde sei auch die Anschaffung von hunderten von Spinden ermöglicht worden, in denen die Schülerinnen und Schüler Schulbücher und persönliche Sachen abstellen können. Weiter zugenommen hätten die Bitten von Eltern um Zuschüsse zu Klassenfahrten ihrer Kinder. "Gerade auf diesem Sektor sehen wir eine wichtige Aufgabe des Vereins", sagte Lücke. "Es darf nicht geschehen, dass Schülerinnen und Schüler aus finanziellen Gründen nicht am gemeinschaftlichen Leben der Schule teilnehmen können." Alle Anträge seien bei einer geringen Eigenbeteiligung der Eltern vom Vorstand positiv beschieden worden, betonte er.
Auch seien die Jahresveranstaltungen des Vereins der Freunde gut besucht gewesen: 1998 haben rund 200 Vereinsmitglieder an einer meditativen Betrachtung der Chagall-Fenster mit deren Initiator Pfarrer Klaus Mayer teilgenommen, die mit einer geselligen Runde im Foyer der Willigis-Schulen endete. Dr. Lücke erinnerte noch einmal an das köstliche, vom Caritas-Eingliederungsbetrieb "bap-Service-Center" gelieferte Büffet. Rund 60 Vereinsmitglieder nahmen 1999 an einer Führung durch Bodenheim mit Ausklang im Weingut Lorch teil.
Worte des Dankes fand Oberstudiendirektor Dr. Norbert Hämmerer für die Arbeit des Vorstandes in den vergangenen zwei Jahren. Er halte es für besonders beachtlich, dass sich Eltern auch dann noch in dem Förderverein engagierten, wenn deren Kinder schon längst die Schulzeit beendet hätten. Zwei große Zukunftsprojekte könnten ohne Vertrauen auf die Mithilfe des Vereins der Freunde nicht gewagt werden, sagte Hämmerer. Zum einen nannte er die Vernetzung des Schulhauses, so dass von jedem Klassenraum aus ein Zugang zum Internet wie auch zu einem noch aufzubauenden innerschulischen Intranet möglich sei. Weiterhin gab er einen Ausblick auf das 150-jährige Jubiläum der Schule, das in der ersten Jahreshälfte 2002 mit einer Reihe von Veranstaltungen begangen werden soll. Auftakt werde ein Pontifikalgottesdienst und Festakt mit Bischof Prof. Dr. Karl Lehmann bilden und zum Finale soll ein großes Schul-Sommerfest gefeiert werden.
jow (MBN)
Dieburg. Das Requiem für Pfarrer Msgr. Manfred Gärtner in der Pfarrkirche St. Wolfgang in Dieburg am Montag, 30. Oktober, wurde zu einer einzigartigen Demonstration der Dankbarkeit und der Trauer um den Verlust dieses außergewöhnlichen Seelsorgers. Nach dem bewegenden Gottesdienst in der überfüllten Pfarrkirche, die die vielen Menschen, die zum Abschied gekommen waren, gar nicht fassen konnte, zog ein riesiger Trauerzug fast durch die ganze Stadt zum Friedhof. Hier wurden die sterblichen Überreste von Pfarrer Manfred Gärtner, begleitet von einer großen Menschenmenge, durch Dekan Harald Christian Röper, Eppertshausen, beigesetzt.
Im Gottesdienst würdigte Weihbischof Wolfgang Rolly in seiner Predigt die Verdienste von Pfarrer Gärtner, der nach der Kaplanszeit in Steinheim-St. Nikolaus und als Religionslehrer an der Berufsschule Dieburg 23 Jahre als Pfarrer von St. Wolfgang wirkte und 22 Jahre das Referat Berufs- und Arbeitswelt im Bistum Mainz leitete und zugleich 27 Jahre Diözesanpräses der Katholischen Arbeitnehmerbewegung Deutschlands (KAB) war. Rolly betonte, dass Gärtners Leben von Demut, vom Mut zu dienen, von der Ehrfurcht vor den Menschen, von Vertrauen, Solidarität und Mitgefühl geprägt war. Er habe das Gespür gehabt für den Hunger der Menschen, dem er in vielfältiger Weise gerecht zu werden versuchte: in seinem Einsatz für Menschenwürde am Arbeitsplatz, in Solidarität mit den Arbeitslosen, gerade zu den Langzeitarbeitslosen. Der Weihbischof verwies auf Gärtners Initiativen für Langzeitarbeitslose, etwa beim Ketteler Cardijn-Werk. Er habe sich für Ausbildungsstellen eingesetzt und Kurse für junge Leute, die keinen Schulabschluss haben, in Dieburg und das Gelbe Haus in Offenbach mit initiiert.
Brüderlichkeit, Vertrauen und Hilfe für die Ärmsten der Armen in der Gründung des Straßenkinderdorfs Casa do Menor in Miguel Cueto in der Nähe von Rio de Janeiro in Brasilien zeigten das breitgefächerte Wirken seines priesterlichen Dienstes. Gärtner sei ein Mann voller Ideen gewesen, habe nichts im Unverbindlichen gelassen, sondern mit seiner Tatkraft Antworten gegeben. "Die Familie, die Pfarrei St. Wolfgang, das Bistum, alle haben sie einen großartigen Diener Jesu Christi verloren", klagte Rolly und fügte hinzu: "Er wird uns fehlen." Auf seinem Gedenkbild zum 25-jährigen Priesterjubiläum 1992 habe Pfarrer Gärtner gleichsam als Vermächtnis geschrieben: "Wir müssen alle – Priester und Laien – der Welt unsere Liebe aufprägen."
Weihbischof Rolly sprach auch im Namen von Bischof Dr. Karl Lehmann. Dieser erklärte in einem Kondolenzbrief an die Familienangehörigen Gärtners u.a.: "Unermüdlich hat er Kontakt gehalten zu Arbeitgebern und Gewerkschaften, zu Betriebsräten und zu allen, die in diesem Bereich Verantwortung trugen oder Interesse hatten." Wenn etwas nicht in Ordnung war, dann habe er unerschrocken und deutlich das Wort ergriffen und sich immer wieder an die Seite der Schwächeren gestellt. Bei allen Gelegenheiten, nicht zuletzt in den Räten, habe Gärtner immer wieder um Gerechtigkeit und Menschlichkeit in den Arbeitsstätten und Betrieben gekämpft. "Er hatte keine Menschenscheu. Er ließ sich auch nicht einseitig vereinnahmen, sondern suchte immer getreu der kirchlichen Soziallehre Recht, Gerechtigkeit und Frieden für alle", unterstrich der Bischof in seinem Brief. So sei es für Gärtner auch konsequent gewesen, dort, wo er besonderes Unrecht erkannte, mit allen Kräften zuzupacken. Mit großer Kraft habe er gegen Armut und Hoffnungslosigkeit gekämpft.
Die Welle der Sympathie und Dankbarkeit für den Verstorbenen wurde besonders auch in den Grußworten im Anschluss an das Requiem in der Kirche deutlich. Die Gläubigen waren tief bewegt, als die Diözesanvorsitzende der KAB, Elisabeth Hengster, Niddatal, der Vorsitzende des Pfarrgemeinderates von St. Wolfgang, Siegfried Schikora, der Dieburger Bürgermeister Peter Christ und die evangelische Pfarrerin Dorothee Benner aus tiefem Abschiedsschmerz Worte der Dankbarkeit und Trauer sprachen. Er war für sie alle ein verständnisvoller Wegbegleiter, eine der markantesten Persönlichkeiten Dieburgs, ein überzeugender Zeuge des Glaubens, ein mitreißender Kämpfer, ein mitfühlender Helfer und ein Seelsorger, der Lebensfreude ausstrahlte und vermittelte. Schikora erklärte: "Pfarrer Gärtner war 23 Jahre lang mit uns, sei es nun früh um 6.00 Uhr bei den Frühschichten, sei es abends bei Glaubensgesprächen, sei es in hitziger Diskussion bei einem Glas Wein im Gemeindezentrum." Er sei auf diesem langen Weg mit einem schier unerschöpflichen Ideenreichtum vorangegangen. "Er ging mittendrin mit einem unbändigen Willen, Träume zur Realität werden zu lassen; und er ging am Schluss, um all die aufzulesen, die Gefahr liefen, vom Wege abzukommen." Manfred Gärtner sei kein Mann der Umwege gewesen. "Geradlinig ging er seinen Weg. Durch nichts und niemanden ließ er sich davon abbringen." Und habe keine Auseinandersetzungen gescheut. "Lebensfreude – das war das Charisma des Manfred Gärtner", hob Schikora hervor. Geselligkeit sei für ihn Voraussetzung für eine gute Zusammenarbeit gewesen.
Bei so viel Schmerz, Klage und Trauer war es kein Wunder, dass die Gläubigen tief aufgewühlt waren und sich ihrer Tränen nicht schämten, erst recht, als der Abschiedsbrief seines Mitbruders, Pater Renato Chiera aus Miguel do Couto in Brasilien verlesen wurde. Er schrieb darin: "Wie soll ich es unseren Kindern der "Casa do Menor" mitteilen, die Dich als Vater angesehen haben und für Deine Genesung gebetet haben. Und die Gemeindemitglieder von St. Wolfgang, die wie Du gekämpft haben und eine herrliche Gemeinde – christlich, solidarisch, vereinigt und offen gegenüber den Ärmsten – konstruiert haben, wie sollen sie diese harte Realität akzeptieren, des sich Verlassenfühlens ohne einen großartigen Vater, Freund und Hirten." Chiera hatte Pfarrer Gärtner noch vier Wochen zuvor in der Mainzer Universitätsklinik besucht. An der Beerdigung konnte er nicht selbst teilnehmen, da er selbst krank war. "Wir haben über Deine Krankheit gesprochen, und Du hast mich gebeten, mit niemanden darüber zu sprechen, weil Du nicht wolltest, dass Deine Brüder und Schwestern sich zu sehr um dich sorgen. Du hast mir von Deiner Bereitschaft, Dich in die Hände Gottes zu geben, um seinen Willen geschehen zu lassen, erzählt." "Lieber Manfred, Du, zusammen mit der Gemeinde, warst ein großartiges Geschenk Gottes für die ‚Casa do Menor‘, und die ‚Casa do Menor‘ein Geschenk für Dich." Chiera schrieb weiter: "Deine Gemeinde wird einen Vater, einen sicheren Hirten, einen Freund verlieren, jedoch gleichzeitig einen Schutzherren im Himmel gewinnen, der jetzt ohne Grenzen ist und den Tag erwartet, an dem alle zum Vater zurückkehren, um mit ihm zusammen zu sein." Am Schluss des Briefes teilte Chiera mit, dass Kinder ihm eine Kerze von Drogenabhängigen Jugendlichen schicken, die in der Kirche St. Wolfgang bleiben soll. Auf ihr steht geschrieben: "Ich lebe mitten unter Euch."
Zum Beginn des Requiems hatte Weihbischof Rolly neben den Familienagehörigen - unter ihnen die Mutter und die Geschwister – und den Mitgliedern der Pfarrgemeinde, die Vertreter/innen der KAB, der Berufs- und Arbeitswelt und der Betriebsseelsorge und weitere Wegbegleiter, die aus allen Teilen des Bistums gekommen waren, besonders willkommen geheißen. Bei der musikalischen Gestaltung des Gottesdienstes durch den Chor der Pfarrei wurde noch einmal deutlich, mit welchem Engagement sich Gärtner um kirchenmusikalische Vielfalt gemüht hatte. So waren neben traditionellen Liedern auch Gospelgesänge und Spirituals zu hören. Zu den Konzelebranten gehörten neben Weihbischof Rolly u.a. Generalvikar Dr. Werner Guballa, Personaldezernent Domkapitular Dietmar Giebelmann und der Leiter des Seelsorgeamtes, Domkapitular Heinz Heckwolf.
Sk (MBN)
Mainz. Mehrere Veranstaltungsreihen im soeben erschienen Programm des Studium generale der Universität Mainz widmen sich den schwierigen Herausforderungen für die verschiedenen Wissenschaften durch die rasanten Fortschritte in Forschung und Technik. So wird der Themenschwerpunkt "Gehirn und Geist" im Wintersemester 2000/01 fortgesetzt. In einer Ringvorlesung und einer Tagung sollen dazu Einsichten aus Biologie, Psychologie, Biochemie, Medizin sowie aus Linguistik , Philosophie und Ethik besprochen werden, heißt es im neu erschienen Programm des Studium generale. Die moderne Hirnforschung habe in den letzten Jahren Ergebnisse von zukunftsweisender Bedeutung und unabsehbarer Tragweite für das menschliche Selbstverständnis erarbeitet. Die besondere Brisanz des Themas sehen die Veranstalter in der Frage nach der Beziehung von Geist und Gehirn, die sich mit neuer Dringlichkeit stelle. Der erste Teil zur Hirnforschung gehörte bereits im vergangenen Semester zu den Schwerpunktthemen des Studium generale, die neben zahlreichen Seminaren, Tagungen und Exkursionen angeboten werden.
Die interdisziplinäre Ringvorlesung eröffnet Prof. Dr. Thomas Metzinger, Mainz, am Dienstag, 7. November, mit dem Beitrag "Bewusstsein und die Erste-Person-Perspektive". Prof. Dr. Niels Birbaumer, Tübingen, fragt am Dienstag, 5. Dezember: "Wie plastisch ist das Gehirn? Vom Schmerzensgedächtnis zur Gedankenübersetzung". "Vom Ton- zum Wortsetzer. Wie der Komponist Pasternak zum Schriftsteller wurde" erläutert Thilo Medek, Remagen, in seinem Vortrag mit Kompositionsbeispielen am Montag, 8. Januar 2001, im Atrium maximum (Alte Mensa). Weiterhin beleuchten das Thema Prof. Dr. Gerhard Roth, Bremen, "Das Bewusstsein und das Unbewusste aus der Sicht der Hirnforschung" am Dienstag, 16. Januar 2001, und Privatdozent Dr. Michael Hagner, Berlin, "Zwischen Genie und Irrsinn. Zur Geschichte des modernen Gehirns" am Dienstag, 23. Januar 2001. Prof. Richard Swinburne, Oxford, beendet die Ringvorlesung am Dienstag, 30. Januar 2001, mit dem Vortrag "The Interaction of Brain and Soul" (in englischer Sprache). Die Vorlesungen finden jeweils um 18.15 Uhr im Hörsaal N3 statt (außer am 8.1.2001).
Zum Schwerpunkt veranstaltet das Studium generale am 9. Februar 2001, eine Tagung unter dem Titel "Wie frei ist der Mensch?" mit Prof. Dr. Armin Kreiner vom Fachbereich Katholische Theologie sowie Wissenschaftlern vom Medizinhistorischen Institut, dem Institut für Pathologie, dem Institut für allgemeine und vergleichende Sprachwissenschaft der Universität Mainz. Moderator ist Professor Thomas Metzinger vom Philosophischen Seminar in Mainz. Weitere Schwerpunkte im Wintersemester bilden die Themen "Nibelungen – Geschichte und Geschichten" und "Nationale Identität und politisches System".
Grenzfragen von Medizin, Ethik und Verfassungsrecht untersucht das Interdisziplinäre Seminar "Um Leben, Tod und Menschenwürde" mit dem Verfassungsexperten Prof. Dr. Friedhelm Hufen und dem Rechtsmediziner Prof. Dr. Christian Rittner. Die Veranstaltung findet während des Semesters jeweils donnerstags von 18.00 bis 20.00 Uhr im Hörsaal RW5 statt. Rittner, Leiter des Instituts für Rechtsmedizin, hält darüber hinaus ein Vorlesungsreihe über "Recht und Ethik in der Rechtsmedizin", die mit einer Einführung in die Bioethik am Dienstag, 16. Januar 2001, in seinem Institut, Am Pulverturm 3, beginnt.
Hinweis: Das Gesamtprogramm des Studium generale ist telefonisch unter 06131/932 2141 erhältlich und im Internet zu finden unter www.studgen.uni-mainz.de.
Bns (MBN)
Mainz. Der Leiter des Instituts für Mainzer Kirchengeschichte, Prof. Dr. Friedhelm Jürgensmeier, hat kürzlich Band 1 "Christliche Antike und Mittelalter" seines "Handbuchs der Mainzer Kirchengeschichte" der Öffentlichkeit vorgestellt (siehe hierzu den Bericht über die Feier zum 20-jährigen Bestehen des Instituts für Mainzer Kirchengeschichte in MBN Nr. 35 vom 18.10.2000). Band 2 des auf drei Bände angelegten Handbuchs mit dem Titel "Erzstift und Erzbistum Mainz. Territoriale und kirchliche Strukturen" war bereits im Jahre 1997 erschienen. Im Vorwort von Band 2 kündigt Jürgensmeier an, dass der dritte und letzte Band, der bis in die Gegenwart reicht, möglichst rasch erscheinen soll. Damit verfügt das Bistum Mainz über ein verlässliches Nachschlagewerk über seine besondere Geschichte als früheres Erzbistum und großer Metropolitanverband.
Der soeben erschienene Band "Christliche Antike und Mittelalter" reicht von der Entstehung des Bistums in römischer und fränkischer Zeit bis zum Vorabend der Reformation am Ende des 15. Jahrhunderts. An dem Teilband haben 19 Autorinnen und Autoren mitgewirkt, die jeweils Spezialisten für eine bestimmte Epoche bzw. einen spezifischen Bereich kirchlichen Lebens sind. Der erste Teilband entfaltet in chronologischer Folge die Geschichte des Bistums bzw. Erzbistums, während der zweite Band thematisch das kirchliche und geistliche Leben behandelt.
Diese Zweiteilung hat, wie Jürgensmeier im Vorwort betont, nicht nur pragmatische Gründe, sondern auch Bezug zu dem, was Kirchengeschichte ist. Er erklärt, dass die Kirche eine göttliche und eine menschliche Dimension und Wirklichkeit hat. Die Kirchengeschichte als Theologie bekenne sich zur transzendenten göttlichen Wirklichkeit. Als historischer Wissenschaft sei ihr jedoch nur die menschliche Wirklichkeit greifbar und Forschungsgegenstand. "Beiden Seiten wurde gebührender Raum zugestanden", unterstreicht Jürgensmeier. Die einzelnen Kapitel des Handbuches zeigen allerdings auch, dass die Trennung von Geschichte und Theologie gar nicht möglich ist, sondern beide Perspektiven immer wieder ineinander übergehen.
Der Bischof von Mainz, Prof. Dr. Dr. Karl Lehmann hat in einem Beitrag für die erste Novemberausgabe der Mainzer Kirchenzeitung "Glaube und Leben" in seiner monatlichen Kolumne "Auf ein Wort" auf diesen Teilband des Handbuchs der Mainzer Kirchengeschichte besonders hingewiesen. Unter dem Titel "Kirche als Geschichte. 1200 Jahre Mainzer Kirche" unterstreicht Lehmann, dass die Kirche ein besonderes Verhältnis zur Geschichte hat. Zwar lebe sie gerade davon, dass sie die Menschen nicht an die Geschichte bindet, sie nicht der Vergänglichkeit überlässt, sondern vielmehr ein Leben jenseits des Todes in Erinnerung rufe. Aber zugleich gehe es immer auch um das Heil Gottes in der Geschichte und um die Zuwendung Gottes zu den Menschen, die er auf den irdischen Wegen begleitet.
"Der Geist Gottes verweist die Kirche stets wieder an die Geschichte als den Ort des Kommens Gottes, befreit das wandernde Volk Gottes aber immer wieder davon, dass es sich mit einer geschichtlichen Station und Situation unveränderlich identifiziert", bekräftigt Lehmann. Darum könne die Kirche ihre Geschichte auch nicht einfach abstreifen, fügt er hinzu. Es sei gut, sich mit den geschichtlichen Wandlungen und der Sendung der Kirche durch die Jahrhunderte hindurch vertraut zu machen. "Wenn wir nicht zu sehr aufgesogen werden wollen vom Alltag in der Gegenwart, brauchen wir immer wieder den Blick in eine lange Geschichte, die uns nachdenklich macht und verhindern kann, dass wir zu schnell bloß ‚heutig‘ oder gar modisch werden", mahnt Lehmann. Die Geschichte schärfe den Blick für die wahre Gegenwart und lehre die Kirche lieben, gerade wenn sie auf ihrem langen Weg einige "Runzeln im Gesicht bekommen hat".
Neben der Schilderung vom Aufstieg und Niedergang der einzelnen Herrscherhäuser, vom Kampf um Geltung und Macht, vom Streit zwischen geistlicher und weltlicher Herrschaft, die man in einem Geschichtsbuch erwartet, ist es ein besonderes Verdienst gerade dieses Werkes, den Frömmigkeitsformen und dem geistlichen Leben dieser Zeit ausreichend Raum zu geben. So behandeln einzelne Kapitel von Anna Egler unter der Überschrift "Frömmigkeit – gelebter und gestalteter Glaube" private Formen der Frömmigkeit, Heiligen- und Reliquienverehrung, das Pilger- und Wallfahrtswesen, Konfraternitäten und Bruderschaften, und schließlich das religiöse Brauchtum bis hin zum geistlichen Spiel. Weitere Kapitel anderer Autoren sind der Liturgie, dem Kirchenbau und Kirchenausstattung, dem religiösen Brauchtum, der Gestaltung der Liturgie und der geistlichen Musik gewidmet. Auch die dunklen Seiten der Mainzer Kirchengeschichte werden nicht ausgespart, wie man an den Beispielen der Juden und der Templer sehen kann.
Der Trierer Historiker Prof. Dr. Wolfgang Seibrich befasst sich ausführlich mit dem monastischen Leben von 1200 bis zur Reformation. Er schildert den Niedergang der Orden mit immer neuen Reformansätzen, die schließlich von der Reformation überholt wurden, indem die Macht der Landesherren die Vielfalt des klösterlichen Lebens nivellierte. "Jetzt siegte über das differenzierende Ringen um Regeln, Konstitutionen und Theologien das vereinfachende Wort der Reformatoren", stellt Seibrich abschließend fest. Die Bettelorden, die Ritterorden und die Antoniter kommen gesondert zu Wort. Ein eigenes Kapitel gilt der Bildung und Wissenschaft im mittelalterlichen Erzbistum Mainz. Marc-Aeilko Aris verweist darauf, dass seine Überlegungen nur Vorarbeiten für eine künftige Geschichte der Wissenschaft und ihrer Institutionen im Erzbistum Mainz sein können. Helmut Mathy lenkt den Blick auf die Entstehung der Mainzer Universität unter Diether von Isenburg im Jahr 1476.
Hinweis: Beiträge zur Mainzer Kirchengeschichte. Hrsg. von Friedhelm Jürgensmeier. Band 6, Handbuch der Mainzer Kirchengeschichte I/1-2. Christliche Antike und Mittelalter. Verlag Echter, Würzburg 2000. Zwei Teilbände gebunden mit insgesamt 1200 Seiten, DM 178,--.
Handbuch zur Mainzer Kirchengeschichte - Inhaltsverzeichnis
Sk (MBN)
Lorsch. Die einzigartige Schönheit der frühmittelalterlichen Evangelienhandschrift aus der Hofschule Karls des Großen, das sog. "Lorscher Evangeliar", ist im Sommer 1999 zahllosen Besuchern der Ausstellungen in Lorsch und Paderborn sichtbar geworden. Die spannende Geschichte dieses Buches, seiner Entstehung zu Beginn des 9. Jahrhunderts, der nicht ganz geklärte Zeitpunkt seiner Schenkung in Lorsch, die Zerteilung dieses kostbaren Buches, das abenteuerliche Verschwinden eines Teils und sein wunderbares Wiederauftauchen in jüngster Zeit in Rumänien, all dies wird in einem kürzlich erschienenen Band mit dem Titel "Das Lorscher Evangeliar. Eine Zimelie der Buchkunst des abendländischen Frühmittelalters" beleuchtet.
Das Buch ist die Frucht eines Kolloquiums, das anlässlich der Ausstellung im Juli 1999 in Lorsch stattgefunden hat. In dem Buch, das der besten Kennerin des Lorscher Evangeliars, Florentine Mütherich, München, gewidmet ist, haben verschiedene Spezialisten die neuesten Erkenntnisse über diese kunstvolle Handschrift zusammengetragen. Josef Semmler schildert Lorsch in der politischen und kirchlichen Welt der Karolinger. Er beschreibt die Spannungen zwischen den regierenden Frankenkönigen Karl dem Großen und seinem Bruder Karlmann und berichtet über den Besuch Karls des Großen im Kloster Lorsch im Jahre 764. Der Herrscher habe die Leitung der Liturgie dem damaligen Bischof und späteren Erzbischof von Mainz, Lullus, übertragen. Angelika Häse vergleicht das Evangeliar mit anderen liturgischen Handschriften in Lorsch um die Mitte des 9. Jahrhunderts, die weit weniger prachtvoll ausgestattet waren. Hermann Schefers, der Leiter des Museumszentrums Lorsch, breitet die Geschichte des Lorscher Evangeliars aus und beschreibt die Handschrift, deren Schönheit durch eine Vielzahl von Illustrationen in diesem Ergänzungsband der Faksimileausgabe anschaulich wird. Der Anhang enthält eine Reihe weiterer Abbildungen aus vergleichbaren Handschriften dieser Zeit, die die Einzigartigkeit des Lorscher Evangeliars noch mehr unterstreichen. Das Buch ist zugleich Kommentar- und Ergänzungsband der im vergangenen Jahr in Luzern erschienenen vollständigen Faksimile-Ausgabe.
Besonderes Interesse finden auch die elfenbeinernen Buchdeckel, von denen es Teilkopien in Darmstadt und Zagreb gibt. So gibt es in den Sammlungen des Hessischen Landesmuseums in Darmstadt eine Kopie des rechten Engels der Christustafel des Lorscher Evangeliars. In Zagreb befindet sich eine Kopie der Marientafel des Lorscher Evangeliars. Wahrscheinlich gehörten die Teile in Zagreb und Darmstadt ursprünglich zusammen. Die herausragende Stellung des Lorscher Evangeliars wurde auch in der Wirkungsgeschichte dieses Kunstwerks deutlich, an dem sich viele Künstler orientiert haben.
Hinweis: Das Lorscher Evangeliar. Eine Zimelie der Buchkunst des abendländischen Frühmittelalters. Herausgegeben von Hermann Schefers in Zusammenarbeit mit dem Faksimile Verlag Luzern und der Verwaltung der Staatlichen Schlösser und Gärten Hessen. Erschienen in der Reihe "Arbeiten der Hessischen Historischen Kommission". Neue Folge, Band 18, Darmstadt 2000, 200 Seiten mit zahlreichen Abbildungen in Schwarzweiß oder Farbe. DM 92,-
Sk (MBN)
Mainz. Der Mainzer Figuralchor veranstaltet anlässlich seines 20jährigen Bestehens vom 31. Oktober bis 5. November 2000 eine Festwoche. Sie beginnt am Dienstagabend, 18.00 Uhr, mit einem Eröffnungsgottesdienst in der St. Peterskirche. Dabei erklingt unter Leitung des Dirigenten Stefan Weiler die Messe für zwei Chöre und Orgel von Charles M. Widor.
Im Kern der Festwoche stehen Werke von J.S. Bach, mit dem sich der Figuralchor seit seiner Gründung besonders intensiv beschäftigt und auseinandergesetzt hat. Stefan Weiler, der den Chor 1979 gegründet hat und bis heute leitet, steht damit in der Nachfolge des Dirigenten Helmut Rilling, mit dem er seit 1980 eng zusammenarbeitet. So wird der Chor am Freitagabend, 19.00 Uhr, in der Augustinerkirche (Seminarkirche) in der Mainzer Altstadt in einem Gesprächskonzert Bachs Kantate 4 "Christ lag in Todesbanden" darbieten. Weiler wird diese früheste Kantate Bachs vom Ostertag des Jahres 1708 mit verbindenden Worten erklären und zum Vergleich Ausschnitte aus der ebenfalls für den Ostersonntag – allerdings zehn Jahre später – komponierten Kantate 31 "Der Himmel lacht, die Erde jubilieret" einspielen. Wie Weiler ankündigte soll dieses Konzert Start einer groß angelegten Reihe sein, in der er die Werke Bachs chronologisch entsprechend ihrer Entstehungsgeschichte betrachten will.
Schließlich wird der Chor am Sonntag, 5. November, in einem Abschlussgottesdienst im Dom (11.30 Uhr) Bach auch durch die Darbietung der Kantate 96 "Herr Christ, der ein‘ge Gottessohn" ehren. Ausführende sind jeweils der Mainzer Figuralchor und die Mainzer Camerata Musicale unter Leitung von Stefan Weiler. Höhepunkt der Festwoche wird eine Akademische Feier am Samstag, 4. November, im Ketteler-Saal des Erbacher Hofs sein (Beginn 20.00 Uhr). Dabei wird der Chor seltener zu hörende weltliche Gesänge u.a. von Brahms, Fussan und Passereau darbieten. Der Eintritt hierzu ist – wie zu den Gottesdiensten – frei.
Stefan Weiler, der hauptberuflich als Dozent für Chorleitung am Kirchenmusikalischen Institut in Speyer tätig ist, wollte mit der Gründung eines Chores in kammermusikalischer Besetzung ein Repertoire anbieten, das es so in Mainz noch nicht gab. Neben Bach gehören anspruchsvolle Werke zeitgenössischer Komponisten des 20.Jahrhunderts zu den Schwerpunkten des Mainzer Figuralchores. Daneben umfasst das Repertoire geistliche und weltliche a cappella Werke aller Stilepochen. Der Chor hat zwischen 40 und 60 Mitglieder. Zu seiner Unterstützung bildete sich vor zehn Jahren ein Förderverein.
Mit dem Mainzer Figuralchor entstanden im Lauf der Jahre mehrere Hörfunk- und Fernsehaufnahmen. 1996 gab es die erste CD mit a cappella Werken aus vier Jahrhunderten. Es folgten Einspielungen des "König David" von A. Honegger, H. Distlers "Totentanz" in Verbindung mit den "Sprüchen über Leben und Tod" von L. Lechner und zuletzt eine Weihnachts-CD mit volkstümlichen Liedern aus Europa.
Hinweis: Der Eintritt zum Gesprächskonzert am 3. November in der Seminarkirche kostet DM 20 (ermäßigt DM 15,-). Im Vorverkauf in der Dombuchhandlung und beim Kartenbüro der Mainzer Musikfreunde (Tel. 06131 / 82171) erhältlich oder an der Abendkasse. Zu den Gottesdiensten ist der Eintritt naturgemäß frei. Ebenso – als besonderer Dank an die Freunde und Förderer des Mainzer Figuralchores – die Feier am 4. November.
Sk (MBN)
Mainz. Mit der Ausstellung "Das Menschenbild im Werk Adolf Gerhards" vom 15. - 22. November im Haus am Dom ehren die Akademie des Bistums Mainz Erbacher Hof und die Adolf-Gerhard-Stiftung den Mainzer Künstler (1910-1975). Gerhard wäre in diesem Jahr 90 Jahre alt geworden. Die Werke sind thematisch geordnet: Familienbildnisse und Selbstportrait, Köpfe, Figuren und Menschengruppen, Der Mensch in der Großstadt, Biblische Gestalten und Christusdarstellungen sowie Plastiken. "Der Mensch in seiner Vielfalt, in seiner Gefährdung, in seinem Elend, aber auch in seiner Fähigkeit zum Überleben, zum Leben in Fülle, ist für Gerhard ein Hauptmotiv und eine Hauptmotivation seines Schaffens", erklären die Veranstalter zu der kleinen Werkschau.
Die Ausstellung wird am Mittwoch, 15. November, 18.00 Uhr, mit einer Vernissage eröffnet. Am eigentlichen Geburtstag des verstorbenen Künstlers am Montag, 20. November, 20.00 Uhr, laden die Bistumsakademie und die Adolf Gerhard-Stiftung zu einem Festakt im Haus am Dom ein. Die Festansprache hält der Mainzer Kunsthistoriker Prof. Dr. Hans Jürgen Imiela. Adolf Gerhard wurde 1910 in Mainz geboren, besuchte die Kunst- und Gewerbeschule und studierte anschließend an der Frankfurter Städelschule. Studienreisen führten Gerard u.a. Ankara, Basel, Florenz, Paris, Rom und New York. 1975 starb er in seiner Heimatstadt.
Hinweis: Die Ausstellung ist von montags bis freitags von 15.00 – 19.00 Uhr, samstags und sonntags von 11.00 bis 17.00 Uhr geöffnet.
Bns (MBN)
Bingen. Zum 25-jährigen Jubiläum des Altenheims St. Martin in Bingen lädt die Carl Puricelli‘sche Stiftung als Trägerin zu einem Festtag am Samstag, 11. November, in die 1975 eröffnete Alten- und Pflegeeinrichtung (Mainzer Straße 19-25) ein. In der zentralen Feierstunde um 17.00 Uhr überbringen der Landrat des Kreises Mainz-Bingen, Claus Schick, die Oberbürgermeisterin von Bingen, Birgit Collin-Langen, sowie Caritas-Direktor Wilhelm Schulze Grußworte. Die Festansprache wird Pfarrer Gerhard Choquet, Vorsitzender des Stiftungskuratoriums, halten.
Der Festtag beginnt mit einem Festgottesdienst um 10.15 Uhr. Nach dem Mittagessen besteht von 14.00 – 17.00 Uhr beim "Tag der Offenen Tür" die Möglichkeit, bei Hausführungen das Altenheim kennen zu lernen. In diesem Rahmen wird auch die Ausstellung "Kindergartenkinder malen Oma und Opa" eröffnet, an der drei Binger Kindergärten mitwirken. Musikalisch wird der Festtag vom Jubiläumschor des Hauses St. Martin und dem Jugendorchester der Katholischen Kirchenmusik Sponsheim gestaltet.
Seit 1905 wurden im damaligen Sophienhaus Blinde, Kranke und Behinderte betreut. Geist und Ordnung des Blindenheims prägte von Beginn an die Kongregation der Schwestern vom Heiligen Kreuz. Mit Hilfe des Bistums Mainz, der Stadt, des Kreises und des Landes Rheinland-Pfalz wurde das von Carl Puricelli gestiftete Sophienhaus in das Altenheim St. Martin umgewandelt.
Bns (MBN)
Heusenstamm. Improvisationen zu ausgewählten Texten führen Regionalkantor Thomas Gabriel, Seligenstadt, und Dirko Juchem, Koblenz, in einem Konzert für Orgel und Saxophon am Sonntag, 5. November, 17.00 Uhr, in die Pfarrkirche St. Cäcilia in Heusenstamm auf. Beide Musiker haben sich bereits durch mehrere Konzerte, Rundfunkauftritte, CD-Aufnahmen und eigenen Kompositionen einen Namen gemacht. Das Konzert wird vom Förderverein der Balthasar Neumann Kirche in Heusenstamm veranstaltet. Eintritt: DM15,-.