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Darmstadt. Der christlich-islamische Dialog sollte nach Auffassung der katholischen Islamexpertin Dr. Barbara Huber-Rudolf, Frankfurt/Main, vorrangig auf der religiösen Ebene geführt werden. Andernfalls seien "Enttäuschungen vorprogrammiert", erklärte sie am Dienstagabend, 22. Februar, bei einer Podiumsdiskussion in Darmstadt zu Perspektiven dieses Dialogs in Deutschland. Die Leiterin der von der Deutschen Bischofskonferenz getragenen Dokumentationsstelle für christlich-islamische Begegnung CIBEDO in Frankfurt verwies darauf, dass auf Seiten der muslimischen Gesprächspartner die Enttäuschung groß sei, weil ihre rechtliche Gleichstellung mit den christlichen Kirchen mit ihrem Selbstbewusstsein nicht mitgewachsen sei. Allerdings könne der religiöse Dialog nicht dafür verantwortlich gemacht werden. Nach ihrer Auffassung spielt im religiösen Gespräch die staatskirchenrechtliche Position hinter der Frage "Wer ist der eine Gott für euch?" eine nachgeordnete Rolle.
Die Zukunft des islamisch-christlichen Dialogs wird nach den Erfahrungen Huber-Rudolfs vom Zuwachs des Wissens übereinander abhängen. Nur dann könnten Verletzungen und die Beleidigung religiöser Gefühle vermieden und das Verharren in religiöser Sprachlosigkeit aufgebrochen werden. Für einen fruchtbaren Dialog sei es notwendig, von der eigenen Hoffnung Rechenschaft ablegen zu können. "Der Dialog, der wirklich informiert, ist der bekennende Dialog", unterstrich sie. Diesen Dialog führten alle, die ihren Glauben mitteilen und zum Ausdruck bringen.
In dieser Perspektive war das Podiumsgespräch, an dem von evangelischer Seite der Kirchenpräsident der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau (EKHN), Prof. Dr. Peter Stein-acker, und von muslimischer Seite der Vorsitzende des Zentralrates der Muslime in Deutschland, Dr. Nadeem Elyas, Eschwege/Köln, teilnahmen, ein gelungener Beitrag. Huber-Rudolf forderte nachdrücklich eine Spiritualität des Dialogs. Diese Spiritualität gründe bei Christen und Muslimen im Glauben, dass sich die Angehörigen der beiden Religionen in dem besonderen Verhältnis des Geschöpfes zu seinem Schöpfer treffen und in diesem Geist Weltverantwortung übernehmen und die Suche nach Gott gemeinsam aufnehmen. Die Spiritualität, die den christlich-islamischen Dialog tragen soll, lebe aus dem Glauben, der Hoffnung und der Nächstenliebe. Sie ermöglichten caritativen Beistand, die Verteidigung gemeinsamer Werte und eine "offensive Suche nach Gott".
In dieser Position wurde Huber-Rudolf von Elyas als Vertreter der Muslime bestärkt, während Kirchenpräsident Steinacker die gesellschaftspolitische und die politische Dimension dieses Dialogs auf keinen Fall ausgeklammert sehen will. Elyas verwies auf den einen Gott, zu dem sich die Anhänger der Offenbarungsreligionen - Juden, Christen und Muslime - bekennen. "Wir glauben an das, was uns und euch geoffenbart wurde", bekannte er. Dazu führte er Texte des Zweiten Vatikanischen Konzils an und verwies auf ähnliche Erklärungen der Evangelischen Landeskirchen. Diese Grundsatzerklärungen reichten jedoch nicht aus. Unverzichtbar sei der Dialog zwischen Christen und Muslimen vor Ort. Dazu müssten sich die Muslime stärker öffnen und den anderen die "Angst vor dem Fremden" nehmen, z.B. durch Tage der Offenen Tür und gemeinsame Aktionen. In seiner Forderung nach der Teilhabe der Muslime am gesellschaftlichen Dialog nahm Elyas eine vermittelnde Stellung zwischen Huber-Rudolf und Steinacker ein. Nachdrücklich grenzte er sich gegen extremistische Randgruppen ab und verwies auf zahlreiche gemeinsame Aktionen in den Ausländerbeiräten und in Zusammenarbeit mit den Arbeitsgemeinschaften Christlicher Kirchen (ACK) z.B. gegen Fremdenfeindlichkeit und Rassismus.
Steinacker bekräftigte seinerseits die Notwendigkeit und die Fruchtbarkeit des christlich-islamischen Dialogs. Allerdings warnte er vor einem "Einheitsbrei", in dem die theologischen und religiösen Unterschiede verwischt würden. Ähnlich wie Elyas forderte er Begegnung und Austausch außerhalb eines geschützten akademischen Raums, z.B. in den Stadtvierteln, in denen Christen, Muslime und Menschen anderer Bekenntnisse zusammen leben. Hier werde der Evangelische Kirchentag im Jahre 2001 in Frankfurt einen seiner Schwerpunkte haben.
Steinacker sieht die Einheit zwischen Christen und Muslimen weniger im gleichen Gottesverständnis, sondern im gemeinsamen Bemühen um Frieden und soziale Gerechtigkeit. Der Dialog sei eine Wechselbeziehung im gegenseitigen Kennenlernen des je Fremden, um sich darin selber besser kennen zu lernen, betonte Steinacker. Zur notwendigen Toleranz gehöre das Stehenlassen des Fremden und Anderen gegen die Versuchung, dem anderen die eigenen Normen aufzuzwingen. Steinacker bezeichnete die Fähigkeit der Muslime zum Pluralismus als die entscheidende Frage des künftigen Zusammenlebens. In Europa seien Demokratie und gesellschaftlicher Pluralismus zum Teil gegen christliche Widerstände erkämpft worden. Vor dieser Herausforderung stünden heute die Muslime.
Die von Steinacker gestellte hypothetische Frage, ob die Muslime, wenn sie in der Bundesrepublik Deutschland die Mehrheit hätten, das Grundgesetz ändern würden, wies Elyas im Namen der Muslime zurück. In Jahrzehnten des Hierlebens haben sich die Muslime nach seinen Worten eindeutig unter das Grundgesetz gestellt und werden es auch künftig nicht infrage Stellen. Der Minderheitenschutz in den islamischen Ländern, sei eine andere Frage. Dazu verwies er darauf, dass der Zentralrat der Muslime sich immer wieder kritisch zu Menschenrechtsverletzungen in den islamischen Ländern geäußert habe. Elyas bekannte sich ausdrücklich zur Religionsfreiheit, räumte aber ein, dass es für Muslime wie für Christen eine menschliche Enttäuschung bedeute, die in der Familie oft nur schwer zu verkraften sei, wenn ein Angehöriger die Religion wechsele. Eine Verfolgung wegen Religionsaustritt, wie sie es in manchen islamischen Ländern gebe, lehnte er nachdrücklich ab.
Im Blick auf die Unterschiede zwischen Christen und Muslimen betonte Steinacker, das Gottesverhältnis der Angehörigen der verschiedenen Religionen sei eine rein formale Bestimmung. Für die Christen seien das Kreuz Jesu Christi und das trinitarische Gottesverständnis von zentraler Bedeutung. Dies zu akzeptieren sei für die Angehörigen anderer Religionen schwierig. Er wehrte sich dagegen, Angehörige anderer Religionen, die den Gott der Offenbarung nicht anerkennen, wie Buddhisten und Hindus, als gottlos zu bezeichnen.
Der Beauftragte der EKHN für den Islamischen Dialog, Pfarrer Claus J. Braun, der das Gespräch im Podium und mit dem Publikum moderierte, erklärte zum Abschluss: "Wir Christen und Muslime sind Minderheiten in der Gesellschaft und geben Rechenschaft und Zeugnis von unserer Hoffnung." Er verwies darauf, dass gerade in Darmstadt eine Vielfalt von Gesprächsgruppen existiert, die sich am Christlich-Islamischen Gespräch im Nahraum ihres Lebens aktiv beteiligen. Dabei könnten Gemeinsamkeiten stärker als bisher herausgestellt werden. Veranstalter der Podiumsdiskussion im Stadtkirchengemeindehaus waren das Katholische Bildungszentrum Darmstadt, die Evangelische Erwachsenenbildung Darmstadt und die Gesellschaft für Christlich-Islamische Zusammenarbeit Darmstadt im Rahmen der Vortragsreihe "Islam in Europa".
Mainz. Der Beirat von Katholiken anderer Muttersprache im Bistum Mainz hat in seiner konstituierenden Sitzung am Samstag, 19. Februar, im Erbacher Hof die Arbeit zu seiner sechsten Amtszeit bis zum Jahr 2004 aufgenommen. Die Vollversammlung einigte sich darauf, die Wahl des Vorsitzenden durch den Geschäftsführenden Ausschuss des Beirates erst in einer Zusammenkunft am 16. März vorzunehmen. Bis dahin leitet der bisherige Vorsitzende Joaquim Nunes, Pastoralreferent in den portugiesischen Gemeinden in Offenbach und Mainz, den Beirat kommissarisch. Nunes sagte, dass er für eine weitere Amtszeit zur Verfügung stehe.
Der Dezernent für die Pastoralen Räte des Bistums, Generalvikar Dr. Werner Guballa, wies in einem Grußwort darauf hin, dass die Einrichtung eines Beirates von Katholiken anderer Muttersprache innerhalb der deutschen Bistümer einmalig sei. Die Organisation der Katholiken anderer Muttersprache im Rahmen der synodalen Struktur des Bistums ermögliche eine Vernetzung, die viele Chancen biete. Guballa sagte, das Rätesystem sei "ein guter Raum", in dem sich die katholischen Ausländer mit ihren Anliegen bemerkbar machen können. In der Gesellschaft würden Ausländer zwar als Minderheit wahrgenommen, doch durch Taufe und Gemeinschaft der Kirche seien die Mitglieder der Gemeinden anderer Muttersprache "in den einen Leib aufgenommen, in dem es nicht Minderheiten als Wesensbestimmung gibt, sondern nur Schwestern und Brüder", sagte der Generalvikar. In diesem Sinne forderte er die Mitglieder des Beirates dazu auf, ihre Mitarbeit im Beirat zu nutzen, "um Kirche lebendig zu machen" und zum Ausdruck zu bringen, dass alle Katholiken "in dem einen Glauben unterwegs sind".
Im Rahmen ihres Treffens verständigten sich die Delegierten über mögliche Themenschwerpunkte für die Arbeit des Beirates. Neben einer Verbesserung der Kooperation zwischen deutschen und ausländischen Gemeinden im Bistum wurde vor allem ein Engagement für die Jugendlichen in den Gemeinden als notwendig empfunden. Daneben zeigten sich besondere Schwerpunkte bei den einzelnen Nationalitäten. So sieht man sich in der spanischen Gemeinde zurzeit mit einer wachsenden Zahl von illegal in Deutschland lebenden Menschen vor allem aus Südamerika konfrontiert. In der kroatischen Gemeinde sind es das Engagement für Senioren aus der ersten Generation, die nicht mehr in ihre Heimat zurückkehren werden, eine steigende Zahl von alleinstehenden Frauen und die Information über Gefahren des Alkoholmissbrauchs, die im Mittelpunkt der Arbeit stehen.
Großer Diskussionsbedarf zeigte sich bei der von Generalvikar Guballa angesprochenen Frage nach den Kirchenaustritten von Mitgliedern aus Gemeinden anderer Muttersprache. Die Problematik ergibt sich aus den verschiedenen Finanzierungsmodellen der kirchlichen Arbeit in Europa. Viele ausländische Christen empfänden den Einzug der Kirchensteuer durch den deutschen Staat quasi als zweite Abgabe an die Kirche, da sich die Kirche in ihren Heimatländern vor allem durch Spenden finanziere, erläuterten verschiedene Mitglieder des Beirates die Situation. Ein Austritt aus der Kirche in Deutschland werde daher von vielen als Möglichkeit gesehen, diese Abgaben einzusparen, keineswegs jedoch als Abkehr von der Katholischen Kirche. Generalvikar Guballa wies jedoch darauf hin, dass ein Kirchenaustritt von der Bistumsleitung an die zuständige Heimatdiözese des Ausgetretenen gemeldet werden müsse. Er sagte, dass man mit dem Austritt aus der Kirche "alle Rechte, die man in der Katholischen Kirche hat, aufgibt" und zwar nicht nur in Deutschland, sondern auch in seinem Heimatland.
Auf Nachfrage erklärte der kommissarische Vorsitzende des Beirates Joaquim Nunes, eine wichtige Aufgabe des Beirates für die Zukunft sei vor allem die Bewusstseinsbildung in den deutschen und ausländischen Gemeinden, dass "wir ein und dieselbe Kirche sind". "Das wird immer wieder vergessen", sagte Nunes. Ein Ziel müsse es sein, den Gedanken der Einheit in der Kirche tatsächlich "praktisch werden zu lassen in der Pastoral". Gleichzeitig müsse man in den Gemeinden anderer Muttersprache immer wieder der Versuchung widerstehen, in eine Ghettomentalität zu verfallen. Denn bei der großen Anzahl von Aufgaben in der eigenen Gemeinde, erscheine das Bemühen um eine Verständigung nach außen oftmals zunächst einfach als zusätzliche Belastung.
Die portugiesischen Gemeinden sieht Nunes zurzeit an einem "Wendepunkt", denn die Aufgaben, welche die Gemeinde noch für die erste Generation der Einwanderer als Orientierungshilfe und kulturelle Heimat gehabt habe, stünden heute für die zweite und dritte Generation kaum noch im Mittelpunkt. Dennoch sei eine Beschränkung der Gemeinden anderer Muttersprache allein auf das Glaubensleben auch heute nicht ausreichend, sagte Nunes. So verzeichne man seit etwa sechs Jahren eine starke Zuwanderung von Portugiesen, die vor allem im Baugewerbe Arbeit fänden. Nach dem Anwerbestopp von Gastarbeitern im Jahre 1973 bilde sich so nach einer Unterbrechung von zwei Jahrzehnten eine neue Gruppe von Menschen, die in ihrer neuen Heimat mit genau denselben Problemen zu kämpfen hätten, wie die Portugiesen der ersten Generation, erläuterte Nunes.
Die Mitglieder der Vollversammlung wählten fünf Mitglieder des Geschäftsführenden Ausschusses des Beirates. Dies sind: Ernesto Delgado von der spanischen Gemeinde in Rüsselsheim, Joachim Kiel von der polnischen Gemeinde in Offenbach, Zvonko Orlovic von der kroatischen Gemeinde in Offenbach, Joaquim Nunes von den portugiesischen Gemeinden in Offenbach und Mainz und Saverio Vincenzo von der italienischen Gemeinde in Offenbach. Der noch zu wählende Vertreter der Gemeinden anderer Muttersprache im Priesterrat wird den Geschäftsführenden Ausschuss als sechstes Mitglied vervollständigen.
BL (MBN)
Mainz. Nach den Beobachtungen des Beauftragten für Sekten- und Weltanschauungsfragen der Diözese Mainz, Dipl.-Theol. Eckhard Türk, geht der derzeitige Trend der religiösen und weltanschaulichen Entwicklung in Deutschland "deutlich in Richtung einer esoterischen Do-it-yourself-Religiosität". In seinem soeben fertiggestellten Jahresbericht 1999 schreibt der Sektenbeauftragte: "Jeder, der will und das nötige Kleingeld hat, besorgt sich auf dem Esoterikmarkt von Astralreisen bis Zenbuddhismus, von Bewusstseinserweiterung bis Yin und Yang die Bauelemente für die von ihm selbst zusammengestellte Religion." Der autoritäre Sektenführer oder Guru sei weitgehend "out", demgegenüber sei alles "in", was dem eigenen religiös-weltanschaulichen Wohlfühlen dient und sich problemlos kombinieren läßt, fügt Türk hinzu.
Zugleich verweist der Sektenbeauftragte auf die Probleme und Konflikte, die mit diesem Trend verbunden sind. Für viele, die beim Referat Sekten- und Weltanschauungsfragen des Bistums Mainz Rat suchten, habe sich ihre esoterische Praxis als äußerst problematisch herausgestellt. Vielfach seien Personen ihrem familiären Umfeld entfremdet worden und durch ihr esoterisches Realitätsverständnis mitten in stark belastende Konflikte hineingesteuert. "In einigen Fällen wurde die Esoterik sogar lebensgefährlich, da Personen den Heilungsversprechen von dubiosen esoterischen Heilern vertrauten und auf medizinische Therapien verzichteten", warnt Türk.
Einer solchen Entwicklung entsprechend haben sich die Nachfragen bei seinem Referat von bloßer Information hin zur psychologischen und theologischen Beratung verschoben. Nach Türks Angaben sind 1999 insgesamt 789 telefonische und schriftliche Beratungsanfragen im Fachreferat Sekten- und Weltanschauungsfragen der Diözese Mainz eingegangen. Etwa ein Drittel dieser Anfragen bedurften, wie er erläutert, einer längerfristigen Begleitung.
In seiner Analyse der gegenwärtigen Situation der Sektenlandschaft in Deutschland verweist Türk darauf, dass im vergangenen Jahr die Weltuntergangsgruppen für ihre Botschaft kaum Anhänger gefunden haben und der zur Zeitenwende erwartete oder befürchtete Weltuntergang bekanntlich ausgeblieben ist. In Rheinland-Pfalz, wie in der Bundesrepublik insgesamt, sei die Anhängerschaft der bekanntesten Endzeitgruppe, der Zeugen Jehovas, sogar rückläufig, stellt er in seinem Jahresbericht 1999 fest.
Auch die Zahl der Menschen, die sich anderen sektiererischen Gruppen wie z.B. der Neuapostolischen Kirche, den Mormonen, der Moon-Sekte oder Hare Krishna anschließen, stagniere. Dies gelte auch für Scientology. Sicher gebe es noch vereinzelte Scientologen, die in Wirtschaftsunternehmen tätig sind. Auch habe die Zusammenarbeit von Microsoft mit Scientologen bei der Entwicklung ihres neuen Betriebssystems "Windows 2000" für Furore und verstärkte Nachfragen beim Referat für Sekten- und Weltanschauungsfragen des Bistums Mainz gesorgt. Doch die deutsche Sektion der Scientology sei durch Austritte wie auch durch den Rückgang bei Kursteilnahme und Materialverkauf erheblich geschwächt, stellt Türk fest.
Darüber hinaus berichtet der Sektenbeauftragte, dass bei ihm im vergangenen Jahr zunehmend auch Anfragen eingegangen sind, die sich keiner der bekannten Sekten oder Psychogruppen zuordnen ließen. Nachfragen zu Schriften und Büchern mit Titeln wie z.B. "Ernährung nur mit Prana-Licht", "Deine Tage sind gezählt", "Entdecke Deine früheren Leben", "Deutschland braucht Marienhilfe" oder das "Göttliche Wissen" seien schwer zu beantworten, da die dahinter stehenden Gruppen und Personen zu wenig bekannt seien. Daneben habe es, wie in früheren Jahren - zum Teil mit steigender Tendenz -, auch zahlreiche Anfragen zu den Themen Satanismus, Magie, Okkultismus, UFOs, Nostradamus und Exorzismus gegeben.
Türk unterstreicht in seinem Jahresbericht, dass das Referat für Sekten- und Weltanschauungsfragen der Mainzer Diözese sich nicht nur als Anlaufstelle für Ratsuchende versteht, sondern auch Vermittlungsstelle für die Seelsorge und die Bildungsarbeit der Kirche selbst sein will. "Die Problematik und die Anfragen der Sekten- und Esoterikszene müssen in der Kirche als Herausforderung begriffen werden", unterstreicht er. Nach seinen Worten ist die kirchliche Präsenz auf dem religiösen und weltanschaulichen "Angebotsmarkt" dringend erforderlich. Die Christen in den Kirchengemeinden müssten dazu befähigt werden, auf religiös suchende Menschen zuzugehen und ihnen in ihrer Orientierungssuche Hilfe anzubieten.
Der Diözesanbeauftragte verweist darauf, dass in der kirchlichen Erwachsenenbildung im Bistum Mainz im vergangenen Jahr in fast 100 Seminaren, Informationsveranstaltungen, Studientagen und Wochenendtagungen zu dieser Thematik Schulungen für Interessierte angeboten wurden. Auch im Internet sei das Referat Sekten- und Weltanschauungsfragen mit entsprechenden Informationen präsent. In allem gehe es darum, Menschen die lebensspendende Kraft der christlichen Botschaft neu zu sagen oder wieder entdecken zu helfen. Es sei ein Beitrag dazu, "dass Menschen im unübersichtlichen Markt der Sinn- und Heilsangebote ihren Weg finden und eine Identität aus dem christlichen Glauben entwickeln können".
Mainz. Von einem Schuldenerlass, wie er heute für viele Entwicklungsländer angestrebt wird, hat auch Deutschland einmal profitiert. Die Tatsache, dass mit dem Londoner Schuldenabkommen von 1953 ein wichtiger Schritt für die Stabilität der Bundesrepublik geleistet wurde, ist am Dienstag, 22. Februar, auf einem Informationsabend in "Nr. 10 - Kirche am Markt" zum Jahrestag des Abkommens in den Vordergrund gerückt worden. Der Abend mit dem Titel "Ich habe den Schuldenerlass 1953 erlebt/Ich möchte den Schuldenerlass 2000 erleben" wurde von zahlreichen Mainzer Mitträgern der Kampagne "Erlassjahr 2000" veranstaltet, darunter die Referate Gerechtigkeit und Frieden und Weltkirche des Bischöflichen Ordinariats und die Sachausschüsse Gerechtigkeit und Frieden und Mission der Diözesanversammlung.
Freya Pausewang, die sich als Regionalkoordinatorin für die Kampagne Erlassjahr 2000 im Rhein-Main Gebiet engagiert, führte dem Publikum als Zeitzeugin in einigen persönlichen Erinnerungen die Zeitumstände zurzeit des Schuldenabkommens in Deutschland vor Augen. Sie wies darauf hin, dass das Bewusstsein für die positive Wirkung des Schuldenerlasses bei weitem nicht so stark gewesen sei wie beim Marshallplan. Dieser sei "spürbarer" gewesen für die Bevölkerung, weil es um den Aufbau der Wirtschaft und um Lebensmittel gegangen sei. Pausewang erzählte, dass sie die Zeit vor dem Schuldenerlass als "Aufbruchszeit" empfunden habe, vor allem, "weil man keine Angst mehr haben musste". Sie betonte, dass schon damals die medizinische Versorgung der Bevölkerung wieder gut funktioniert habe und 1953 eine Wochenarbeitszeit von 49 Stunden eingeführt worden sei. Dies seien jedoch in den Ländern, die heute auf einen Schuldenerlass hoffen, keine Selbstverständlichkeiten. Pausewang war für den verhinderten evangelischen Pfarrer Kurt Oeser, Mörfelden-Walldorf, eingesprungen.
Als einer, der "den Schuldenerlass noch erleben will", erläuterte Diplom-Pädagoge Dr. Isack Majura aus Tansania die Situation in seiner Heimat. Er wandte sich gegen häufig vorgebrachte Vorurteile, die hohe Verschuldung in Ländern der Dritten Welt hänge vor allem mit hohen Ausgaben für das Militär und Bürgerkriegen zusammen. Beide Faktoren träfen auf die ehemalige deutsche Kolonie Tansania nicht zu. So hätten die Ausgaben für den militärischen Bereich im Haushalt 1998/99 mit 21 Millionen US-Dollar nur 0,2 Prozent des Gesamtvolumens ausgemacht, sagte Majura. Als Hauptursache für die Überschuldung nannte er den starken Anstieg der Ölpreise bei gleichzeitigem Verfall der Preise auf dem Weltmarkt für Kaffee, Tabak und Baumwolle, die wichtigsten Exportgüter des Landes. Inzwischen übersteige der Etat für die Schuldentilgung die Staatsausgaben für die Bereiche Gesundheit und Ernährung. 1999 seien 452 Millionen US-Dollar zur Schuldentilgung aufgebracht worden, jedoch nur 325 Millionen US-Dollar für den Sozialhaushalt. Dieses Missverhältnis werde die Entwicklung von Tansania dauerhaft lähmen, wenn keine Entlastung durch einen Schuldenerlass erfolge, sagte Majura.
Zu Beginn der Veranstaltung, die von der SWR-Journalistin Dr. Daniela Engelhardt moderiert wurde, hatte Pfarrer Dr. Ulrich Luig von der Evangelischen Studentengemeinde Mainz (ESG) als einer der Mitveranstalter auf die wichtigsten Elemente des Londoner Schuldenabkommens hingewiesen. So seien Deutschland damals etwa die Hälfte seiner Schulden erlassen worden und man habe auf einen Teil der Zinszahlungen verzichtet. Besonders wichtig für die wirtschaftliche Entwicklung sei jedoch gewesen, dass nur fünf Prozent der Exporterlöse für Rückzahlungen herangezogen worden seien, sagte Luig. Diese Elemente des Schuldenerlasses sollten auch heute beim Umgang mit Schuldnerländern Modellcharakter haben. Die Moderation des Abends hatte die Journalistin Dr. Daniela Engelhardt vom Südwestrundfunk Mainz übernommen.
BL (MBN)
Wiesbaden/Bingen. Fünf Wochen vor Ablauf der 31. Zehn-Prozent-Aktion ist die geforderte Zahl von 366 Teilnehmern bereits weit überschritten. Dies hat die Vorsitzende der Zehn-Prozent-Aktion, Beatrix Ackermann, Bingen, soeben mitgeteilt. Nach ihren Angaben haben bis jetzt 427 Berufstätige, Rentner, Hausfrauen, Studierende und Schüler den zehnten Teil ihres Einkommens, ihrer Rente, ihres Taschen- oder Haushaltsgeldes gespendet. Dabei brachten sie insgesamt DM 688.000,- auf.
Diese Summe stelle ein "Rekordergebnis" dar, mit dem niemand gerechnet habe. Der anonyme Mister Zehnprozent gebe nun ebenfalls seinen Anteil von DM 70.000,- ("100 EURO pro Tag") frei. Mit den Spenden werden vier Projekte von BROT FÜR DIE WELT und MISEREOR in Übersee sowie zwei Projekte zur Nothilfe "vor der Haustür" in Deutschland finanziert, um Hilfe zur Selbsthilfe zu leisten. Im einzelnen werden unterstützt: ein Beratungsdienst für ländliche Entwicklung in Matabeland/Zimbabwe und ein Projekt der Wasserselbstversorgung in Nord-Äthiopien (beide BROT FÜR DIE WELT) sowie ein Projekt für Jugendliche im Armenviertel Roda de Fogo/Brasilien, ein Projekt der Kinderhilfe in Brazaville/Kongo (beide MISEREOR). Die Projekte vor der Haustür sind die Seniorenhilfe Eversten/Bloherfelde in Oldenburg und der Offene Jugendtreff der Jugendkirche in Chemnitz. Der Dankgottesdienst zum Abschluss der 31. Zehn-Prozent-Aktion findet am Sonntag, 7. Mai 2000, in der evangelischen Christuskirche in Bingen-Büdesheim statt.
Die nachfolgende 32. Zehn-Prozent-Aktion beginnt am 1. April. Wenn sich an ihr bis zum 31. März 2001 mindestens 416 Spender beteiligen, wird Mister Zehnprozent seinen Anteil von DM 75.000,- zur Verfügung stellen. Die Spendenkonten der Zehn-Prozent-Aktion haben folgende Nummern: Konto 40 44 44 4 bei der Evangelischen Kreditgenossenschaft BLZ 500 60 500 und Konto 123 00 bei der Wiesbadener Volksbank BLZ 510 90 000.
Hinweis: Weitere Informationen gibt die Organisationszentrale der Zehn-Prozent-Aktion im Evangelischen Dekanatsverband, Schwalbacher Straße 6 in 65185 Wiesbaden, Telefon 0611/1409220, Fax: 0611 / 309877
Mainz. Als "Passionsgestalt" hat der Dichter und Schriftsteller Reinhold Schneider (1903-1958) nach Auffassung des Münchener Theologen und Religionsphilosophen Dr. Eugen Biser SJ viele Gedanken und Empfindungen heutiger Christen vorweggenommen. Deshalb habe Reinhold Schneider der heutigen Kirche auch viel zu sagen, erklärte Biser bei einer Studientagung der Akademie des Bistums Mainz "Erbacher Hof" am Samstag, 19. Februar, in Mainz, zum Thema "Der Winter in Wien. Theologische Impulse aus dem Werk Reinhold Schneiders".
Biser erläuterte das letzte Werk Schneiders "Winter in Wien", das er unmittelbar vor seinem Tod am Karsamstag des Jahres 1958 vollendet und beim Verlag eingereicht hatte. Im Auftrag des Herder-Verlags in Freiburg hatte der Dichter den Winter 1957/1958 in Wien verbracht und darüber ein Buch geschrieben, das Biser als Vollendung seines literarischen Schaffens und als sein Vermächtnis würdigte. Schneider, von Gertrud von Le Fort einmal als "Karsam-stagsmensch" bezeichnet, habe sich damals in einem Zustand der "Abberufung" befunden. Er fühlte sich so ausgelaugt und erschöpft, dass er nicht an die Auferstehung glauben konnte. Dieser "Glaubensentzug" sei für Reinhold Schneider ein zentrales Problem gewesen.
Der Abbruch seines elterlichen Hotels, des "Maison Messmer" in Baden Baden, sei für Reinhold Schneider von symbolhafter Bedeutung für den Glaubensentzug geworden. Den heute sehr verbreiteten "Reduktionismus" des Lebens in die Eindimensionalität eines Daseins ohne Religion, habe Reinhold Schneider als Erster ausgesprochen. Inzwischen sei diese Lebenshaltung durch die Medien, die immer weniger Stille und Sammlung zuließen, weit verbreitet. Biser verwies darauf, dass nur noch 43 Prozent der deutschen Bevölkerung sich als religiös bezeichnen.
In biografischen Anmerkungen zeichnete Biser ein Porträt des großen Dichters, in dessen Lebenserfahrung und Weltsicht Zerstörung und Aufbau eine zentrale Rolle spielten. In dieser Perspektive standen für ihn auch die Auseinandersetzung mit dem Nationalsozialismus und die von ihm abgelehnte Wiederbewaffnung der Bundesrepublik Deutschland nach dem Krieg. Immer wieder ging es ihm um die Tragik und das Leid der Welt. Für ihn war die Welt gezeichnet von Abriss, Abräumen, Hass und Zerstörung. So war für Reinhold Schneider der Dinosaurier im Naturhistorischen Museum in Wien, das er in diesem Winter häufiger besuchte, geradezu eine "Kathedrale der Sinnlosigkeit".
Biser legte in seinen theologischen Überlegungen dar, dass Reinhold Schneider in einer Zeit der Glaubensnot Verständnis und Sympathie für "Versager im Glauben" geweckt habe. Jesu Begegnung mit dem "reichen Jüngling" sei ein Beispiel dafür, dass Gott Menschen, die nicht glauben können, seine Liebe nicht entzieht. In dieser "am schönsten erzählten Berufungsgeschichte" des Neuen Testaments sei zu lesen, dass Jesus den reichen Jüngling liebevoll angeschaut habe. "Das ist das erste, was wir von Reinhold Schneider lernen können: Menschen, die im Glauben scheitern, sind in den Augen Gottes noch lange nicht verloren, nicht von ihm abgeschrieben.", unterstrich Biser. Der Liebesblick Gottes ruhe auf ihnen, denn bei Gott sei alles möglich, auch die Rettung eines "Versagers". Reinhold Schneider habe keine Hoffnung auf Auferstehung vom Tod gehabt. Fest überzeugt von der göttlichen Stiftung der Kirche, bekennt er in "Winter in Wien", habe er sich am liebsten in die dunkle Krypta der orthodoxen St. Barbara-Kirche zurückgezogen, und von Ferne den Gesang der Liturgie gehört. Er kann sich nicht vorstellen, dass Gott einen "todmüden Schläfer" aufweckt. "Kein Arzt würde das tun", stellt er fest. Der Tod ist für ihn das Letzte. Für Biser ergibt sich aus der Auseinandersetzung mit Reinhold Schneider an dieser Stelle "die Frage nach unserem Osterglauben".
Reinhold Schneider habe es am Lebenswillen gefehlt. "Um an die Auferstehung zu glauben, muss man leben wollen", betonte Biser. Heute sei bei vielen der Lebenswille geschwächt. Sie litten an einer stillen Resignation. Dies sei ein "Krebsschaden" der Kirche, in der es zu wenig Freude gebe. "Wir singen vom Jubel, aber wir jubeln nicht", stellte er kritisch fest. Hierin könnten die Deutschen etwas von den romanischen Völkern lernen, die ihre Lebensfreude laut werden ließen, zum Beispiel im Singen auf den Straßen.
Biser zeigte auf, dass der durch die Aufklärung beeinflusste moderne Mensche nicht an die Auferstehung glaube, weil er sie nicht für möglich halte. Deshalb gelte es, die Möglichkeitsbedingungen der Auferstehung zu erkennen. Sie setzt nach seinen Worten die Möglichkeit eines göttlichen Eingriffs in die Welt voraus, die von den Materialisten des 19. Jahrhunderts als ausgeschlossen angesehen wurde. Demgegenüber bekannte Biser: "Wir haben einen göttlichen Eingriff in die Geschichte erlebt." Der Fall der Mauer vor rund zehn Jahren und das gewaltfreie Ende der kommunistischen Diktatur sind nach seiner Überzeugung nicht ohne göttliches Eingreifen möglich gewesen. Dieses geschichtliche Wunder könne den Glauben an die Auferweckung von den Toten erleichtern. Reinhold Schneider weise dazu den Weg durch das Bedenken der Auferstehungsmöglichkeit.
Schließlich könne Reinhold Schneider auch dazu führen, in einer Zeit der Gottesfinsternis Gott neu zu erkennen. Der Dichter spreche davon, dass das Antlitz des Vaters unkenntlich geworden sei, für ihn und für alle vom Glaubensentzug Betroffenen. Doch Jesus habe den Zugang zum Vater in einzigartiger neuer Weise eröffnet, erklärte Biser. Er bezeuge, was kein Dichter ersonnen und kein Theologe ergründet habe, die unmittelbare Liebe des Vaters, die ihm auch in der Stunde der Verlassenheit am Kreuz noch gegenwärtig gewesen sei, denn er habe noch in dieser Todesnot nach ihm gerufen. Dies sei für Schneider auch die Antwort auf das Theodizee-Problem gewesen, die Frage nach dem Leid in der Welt, das so viele Menschen an Gott zweifeln lässt. Die Antwort Reinhold Schneiders sei das Mitleiden gewesen.
Jesus habe als erster die schreckliche Auffassung der Religionen überwunden, denen zufolge Gott zugleich gütiger Schöpfer und schrecklicher Richter ist, betonte Biser. Mit einem solchen Gott könne man nur schwer leben. Jesus habe diesen Mechanismus durchbrochen, "nicht weil er den Menschen helfen wollte, sondern weil er es anders wusste", unterstrich er. Für Jesus war Gott der liebende Vater, der die Menschen an der Sohnschaft teilhaben ließ. "Wir würden ihn kränken, wenn wir ihm zitternd entgegentreten würden", mahnte Biser und bekräftigte: "Ehrfurcht gegenüber Gott ja, Furcht nein!" Das sei die klare Botschaft der Bibel.
Mainz. Die im vergangenen Jahr neu gefassten Statuten für die Pastoralen Räte und Gremien im Bistum Mainz liegen nun auch in gedruckter Form als Broschüre vor. Im Einzelnen enthält das kleine Buch die Statuten und die Wahlordnungen für die Pfarrgemeinderäte, die Pfarrverbände und die Dekanate, sowie auf Bistumsebene die Statuten und Wahlordnungen des Priesterrates, des Katholikenrates und des Beirates von Katholiken anderer Muttersprache sowie der Diözesanversammlung bzw. des Diözesan-Pastoralrates. Hinzu kommen die Geschäftsordnung für die Konferenz der Dekane sowie die Verordnung über den Diözesan-Kirchensteuerrat und dessen Geschäftsordnung.
Die Broschüre enthält alle geltenden Ordnungen für die Pastoralen Räte und Gremien im Bistum Mainz auf den Ebenen von Pfarrgemeinde, Pfarrverband, Dekanat und Bistum. Nach zwanzigjähriger Praxis waren die Ordnungen erstmals im Jahre 1991 grundlegend überarbeitet worden. Jetzt war im Anschluss an den diözesanen Beratungsprozess "Damit Gemeinde lebt" (1994-1996) eine Anpassung an die in den Leitlinien des Beratungsprozesses formulierten Ergebnisse notwendig geworden.
Generalvikar Dr. Werner Guballa schreibt im Vorwort der Broschüre: "Für das Entstehen und Gelingen einer dialogischen und kooperativen Pastoral sind Strukturen wichtig, entscheidend aber sind die Menschen in ihnen." Überall dort, wo Menschen zusammenwirken, seien Gesetze und Ordnungen notwendig. Er verweist darauf, dass die Regelungen allein noch kein Leben schaffen und stellt fest: "Unser Anspruch orientiert sich daher an einem Wort des Apostels Paulus. ‘Er hat uns fähig gemacht, Diener des Neuen Bundes zu sein, und zwar nicht des Buchstabens, sondern des Geistes’ (1 Kor 3,6)."
Wie aus dem Statut hervorgeht, ist es Aufgabe des Pfarrgemeinderates, die gemeinsame Sendung aller Glieder der Pfarrgemeinde darzustellen. Der Pfarrgemeinderat hat insbesondere die Aufgabe, das Bewusstsein für die katechetischen, liturgischen und sozial-caritativen Dienste in der Pfarrgemeinde wach zu halten und dabei den Lebensraum und die Lebenssituationen der Menschen in der Pfarrgemeinde in die Überlegungen und Planungen einzubeziehen. Zu den 18 wichtigsten Aufgaben, die das Statut auflistet, gehören u.a. die Sorge um die sozialen, ambulanten und stationären Einrichtungen, die Mitverantwortung für die gesellschaftlichen Entwicklungen und Probleme des Alltags im Umfeld der Gemeinde und die ökumenische Zusammenarbeit. Der Verwaltungsrat, dessen Mitglieder durch den Pfarrgemeinderat gewählt werden, hat die Aufgabe, das kirchliche Vermögen in der Kirchengemeinde zu verwalten. Eine zusätzliche Verordnung regelt die Zusammenarbeit von Pfarrgemeinderat und Verwaltungsrat. Darin ist zum Beispiel festgelegt, dass vor den Entscheidungen des Verwaltungsrates der Pfarrgemeinderat rechtzeitig zu informieren ist.
Im Pfarrverband schließen sich benachbarte Pfarrgemeinden (Pfarreien, Pfarrkuratien und Pfarrrektorate) und die kategorialen Dienste zusammen, um durch gegenseitige Anregung und Zusammenarbeit die Pastoral wirksamer zu gestalten. Das Dekanat wiederum unterstützt die Seelsorge in den Pfarrgemeinden und Pfarrverbänden und stimmt sie aufeinander ab. Es plant dem Statut zufolge die Aufgaben, welche die Möglichkeiten von Pfarrverbänden und Pfarrgemeinden übersteigen und führt diese auch aus. In den Regelungen der mittleren Ebene (Pfarrverband und Dekanat) kann vor Ort entschieden werden, in welcher Form sich Pfarrverbandskonferenzen und Dekanatsrat konstituieren. Hier gibt es vor Ort die Möglichkeit, diese Gremien zu verschlanken, um eine Entlastung vor allem der Ehrenamtlichen von zu vielen Sitzungsterminen zu ermöglichen. Neu ist im Dekanatsstatut auch die Wahlordnung für die Dekane. Das aktive Wahlrecht haben nicht nur die Geistlichen und die hauptberuflichen pastoralen Mitarbeiter/innen, sondern alle Mitglieder des Dekanatsrates sowie die Vorsitzenden der Pfarrgemeinderäte. Der Dekan wird in geheimer Wahl für fünf Jahre gewählt und vom Bischof ernannt. Die Leiter der 20 Dekanate im Bistum Mainz kommen regelmäßig zu Beratungen mit dem Bischof und dem Generalvikar in der sog. Konferenz der Dekane zusammen.
Im Statut des Priesterrates heißt es: "Angesichts der Vielfalt von Geistesgaben in der Kirche und der Fülle kirchlicher Aufgaben soll der Priesterrat dem Bischof bei der Leitung des Bistums helfen, damit der priesterliche Dienst in der Diözese nicht der Einheit entbehrt und durch die Überlegungen vieler wirksam wird." Der Katholikenrat setzt sich aus den Vertretern der Dekanate, der katholischen Verbände und des Beirates von Katholiken anderer Muttersprache zusammen. Er ist dem Statut zufolge "das Organ des Laienapostolates im Sinne des Konzilsdekretes über das Apostolat der Laien". Er hat insbesondere die Aufgaben, die Entwicklung im gesellschaftlichen, staatlichen und kirchlichen Leben zu beobachten und die Anliegen der Katholiken des Bistums in der Öffentlichkeit zu vertreten sowie Anregungen für das Wirken der Katholiken im Bistum und in der Gesellschaft zu geben und zu Fragen des öffentlichen und kirchlichen Lebens Stellung zu nehmen.
Eine Besonderheit im Bistum Mainz stellt die Diözesanversammlung dar. Sie setzt sich aus den Mitgliedern des Priesterrates, des Katholikenrates und der Konferenz der Dekane zusammen. Hinzu kommen die Weihbischöfe, der Generalvikar, die Leiter der Dezernate "Pastorale Räte" und "Seelsorge", zwei Ordensfrauen, zwei Ständige Diakone, zwei Vertreter/innen der Berufsgruppen der Pastoralreferent/inn/en und der Gemeindereferent/inn/en, ein/e Vertreter/in des Diözesan-Caritasrates sowie bis zu sieben von der Diözesanversammlung hinzugewählte Mitglieder. Organe der Diözesanversammlung, die einmal im Jahr zusammentritt, sind neben der Vollversammlung der Diözesan-Pastoralrat, der mehrmals im Jahr tagt, der Vorstand und die Sachausschüsse. Der Bischof ist Vorsitzender der Diözesanversammlung, des Diözesan-Pastoralrates, des Priesterrates und des Diözesan-Kirchensteuerrates. In diesen Gremien wird er in seiner Leitungsfunktion durch die jeweiligen Geschäftsführenden Vorsitzenden unterstützt. Alle in der Broschüre enthaltenen Verordnungen wurden nach der Neuformulierung im vergangenen Jahr verabschiedet und von Bischof Dr. Karl Lehmann durch Veröffentlichung im Kirchlichen Amtsblatt für die Diözese Mainz in Kraft gesetzt.
Hinweis: Diözese Mainz. Statuten der Pastoralen Räte und Gremien in Pfarrgemeinde, Pfarrverband, Dekanat, Bistum. Hrsg. vom Bischöflichen Ordinariat Mainz, Mainz 2000, 168 Seiten. Zu beziehen beim Bischöflichen Ordinariat, Postfach 1560 in 55005 Mainz, Telefon: 06131 / 253 114 oder 253 497 (Kanzlei).
Mainz. Die langjährige Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft der Frauenorden (AG/FO) im Bistum Mainz, Schwester Brigitta Buchler, ist von der Delegiertenversammlung der AG/FO für weitere vier Jahre einstimmig wiedergewählt worden. In ihrem Rechenschaftsbericht über die Aktivitäten in den vergangenen vier Jahren unterstrich die Vinzentinerin zum Beispiel das Engagement der Frauenorden beim Mainzer Jubiläumskatholikentag 1998 und die vielfältigen Aktivitäten im Heiligen Jahr 2000. Hierzu gehört auch die Kampagne "Erlassjahr 2000" zum Schuldenerlass für die ärmsten Länder, die von den Ordensfrauen mitgetragen wird. Große Resonanz fanden auch die Präsentation der Orden bei der Rheinland-Pfalz-Ausstellung 1999 und die Foto-Ausstellung über das Ordensleben im Mainzer Landtag.
Weitere herausragende Ereignisse der Amtszeit waren, wie Schwester Brigitta berichtete, die Ordenstage, die als Wallfahrten nach Bornhofen (1996) und Walldürn (1997), sowie auf den Spuren der hl. Hildegard nach Eibingen und Bingen (1998) und auf den Spuren der hl. Edith Stein nach Speyer (1999) führten. Auf starkes Interesse stieß auch der erstmals durchgeführte "Tag des geweihten Lebens" am 2. Februar 2000 mit Weihbischof Dr. Franziskus Eisenbach. Dazu kamen mehr als 150 Schwestern aus den Orden und Säkularinstituten zur geistlichen Besinnung nach Mainz und zogen nach den Vorträgen und Gesprächen in einer aufsehenerregenden Prozession von der Maria Ward-Schule zum Gottesdienst in den Dom. Wichtig waren auch die jährlich zwei mal an sieben Orten in allen Teilen des Bistums durchgeführten Regionaltreffen, an denen immer auch der Ordensreferent des Bistums Mainz, Ordinariatsrat Pfarrer Werner Krimm, mitwirkte. Auch zum Beginn der diesjährigen Delegiertenversammlung der AG/FO gab er den geistlichen Impuls.
Nachdrücklich hob die Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft die Bedeutung der Öffentlichkeitsarbeit hervor, die im Medienzeitalter besonders wichtig sei. Im Blick auf die Dienste der Ordensgemeinschaften und ihre Präsenz in der Öffentlichkeit sei es unverzichtbar, gegenüber Presse, Hörfunk und Fernsehen offen zu sein und sich gegenüber der steigenden Zahl von Anfragen im Rahmen des Möglichen nicht zu verweigern. Hierzu gehöre es auch, nicht nur gute Kontakte zu den kircheneigenen Medien, sondern auch zu den Zeitungen und Rundfunkanstalten zu pflegen. Für die innerkirchliche Öffentlichkeit sei es auch sinnvoll in den Gremien auf den Ebenen von Pfarrei, Pfarrverband, Dekanat und Bistum als Orden präsent zu sein. All dies könne vielleicht auch junge Menschen wieder stärker motivieren, sich für einen Weg als Ordensfrau zu entscheiden. Außergewöhnlich starke Beachtung in der Öffentlichkeit fanden, wie Schwester Brigitta berichtete, die Informationen mit Fotoausstellung über die Aktivitäten der Ordensgemeinschaften im Foyer des Mainzer Landtags, bei der Rheinland-Pfalz-Ausstellung 1999 und beim Mainzer Katholikentag.
Die AG/FO vertritt insgesamt 27 Ordensgemeinschaften in 40 Niederlassungen mit rund 550 Schwestern. Zur Stellvertretenden Vorsitzenden wurde die Maria Ward-Schwester Corona Janz IBMV, Mainz, gewählt und zur Sekretärin die Ursulinenschwester Magdalena Wrzodek OSU, Offenbach. In einer weiteren Wahl bestimmten die Delegierten zehn Schwestern als ständige Mitglieder der Arbeitsgemeinschaft. Die Schwestern wurden unter regionalen Gesichtspunkten wie auch unter dem Aspekt ihrer unterschiedlichen Prägung, z.B. als kontemplative oder aktive Orden, und der unterschiedlichen Werke der Orden gewählt. Hinzu kommen zwei Vertreterinnen der Säkularinstitute. Als Mitglieder in die Mainzer Diözesanversammlung entsendet die Arbeitsgemeinschaft der Frauenorden die Marienschwester Devota Lanius, Mainz, und Schwester Hildegard Gensler von den Missionsschwestern von der Heiligen Familie in Mainz. Letztere wird die AG/FO auch im Diözesan-Pastoralrat vertreten.