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Mainz. Der tiefgreifende Wandel im Lebensgefühl der Menschen, in ihrer Alltagsethik und in ihren religiösen Beziehungen ist aus der Sicht des Bischofs von Mainz und Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz, Dr. Karl Lehmann, die stärkste Herausforderung für die Seelsorge der Gegenwart. Beim traditionellen Silvesterempfang des Mainzer Domkapitels für die Priester und Diakone der Bischofsstadt betonte Lehmann am Mittwoch, 31. Dezember, in Mainz, es gehe darum, den einschneidenden Prozeß der Veränderung in Politik, Gesellschaft und Kirche wachsam zu beobachten und die Menschen darin zu begleiten.
Sichtbar werde dieser Wandlungsprozeß in der raschen Entwicklung der Kommunikationstechnik und der Medien, stellte der Bischof fest und erklärte: "Bei so viel Wandel kommt es darauf an, daß wir bei den Menschen bleiben und sie durch Dick und Dünn in diesem Wandel begleiten und beraten." Dazu gehöre die Treue in den Grunddiensten der Seelsorge und der Beistand für die Menschen in Not und Leiden, Problemen und Konflikten, in Krankheit, Tod und Trauer. "Dafür sind wir da und werden von den Menschen gebraucht", rief er den Seelsorgern zu.
Besonders bedrohlich werde der gesellschaftliche Wandel im Blick auf den Schutz des Lebens, mahnte Lehmann. Das neueste Urteil des Bundesverfassungsgerichtes zur ärztlichen Haftung, z.B. bei mißlungener Sterilisation, zeige eine weitere Relativierung des Lebensschutzes, kritisierte er. Erschreckend an den neuen Zahlen der Abtreibungsstatistik sei, daß 52 Prozent der Abtreibungen in Ehe und Familie vollzogen würden. Dies zeige die Gefahr, daß Abtreibung zum Instrument der Familienplanung werden könnte. Nach seinen Worten wäre das "die letzte Perversion". Wer den Lebensschutz relativiere, neige dazu, das Kind als "Schadensquelle" zu betrachten.
Im Blick auf das Wort "Reformstau" als "Wort des Jahres 1997" meinte Lehmann, die gegenwärtige Politik sei von einem "hektischen Stillstand" gekennzeichnet. Demgegenüber gelte es, in Gesellschaft und Kirche einen "Ruck" oder einen "Sprung" zu wagen und notwendige Veränderungen in die Wege zu leiten. Innerkirchlich stehe dabei für ihn die Erneuerung der Berufungspastoral zur Weckung von Priester-, Seelsorgs- und Ordensberufen an erster Stelle.
Bischofsvikar Martin Luley, der die Silvesteransprache in Vertretung des erkrankten Domdekans Weihbischof Wolfgang Rolly hielt, stellte im Rückblick auf das zu Ende gehende Jahr das Rekordergebnis der Sternsinger-Aktion heraus. 500.000 Sternsinger sammelten in Deutschland im Januar 1997 ca. DM 48 Millionen für notleidende Kinder in der sog. "Dritten Welt". Er hoffe, daß dieses Ergebnis in den nächsten Tagen wieder erreicht werde. Luley verwies auch auf die verheerenden Schäden des Oder-Hochwassers vor allem in Polen und die dadurch ausgelösten Hilfen. Es werde allerdings noch Jahre dauern, bis die Schäden aufgearbeitet seien. Neben den vielen zerstörten Häusern seien die vergifteten Böden zu beklagen, auf denen über viele Jahre nichts geerntet werden könne. Luley erinnerte an die Aufbauleistungen in Deutschland nach dem Zweiten Weltkrieg und meinte, eine solche Bereitschaft anzupacken, sei auch heute notwendig. Das Wort "Reformstau" sei eine Mahnung, z.B. bezüglich der Steuerreform, der Ausländer- und Asylpolitik und des Abbaus der Arbeitslosenzahlen zu handeln. Das Pochen auf den Erhalt des Besitzstands führe nicht weiter, stellte er fest und mahnte: "Ohne wirkliches Teilen derer, die Arbeit und Einkommen haben, wird es zu keiner Lösung kommen." Alle müßten dazu beitragen. "Wir wollen keinen amerikanischen Kapitalismus, sondern sozialverträgliche Änderungen", bekräftigte er.
Stadtdekan Heinz Schmitz stellte den bevorstehenden 93. Deutschen Katholikentag in Mainz in den Mittelpunkt seiner Ansprache. Aus dem bisherigen Engagement der Haupt- und Ehrenamtlichen bei der Vorbereitung des Jubiläumskatholikentages schöpfe er Zuversicht und Hoffnung, bekannte er. Dieses Engagement sei z.B. beim Tag der Pfarrgemeinderäte im März dieses Jahres, bei den Treffen der Katholikentagsbeauftragten der Gemeinden und der Quartiermeister/innen für die Sammelquartiere in den Pfarreien sichtbar geworden. In der Pfarrei St. Peter gebe es z. B. drei große Schulen, die als Sammelquartiere vorgesehen seien. Dies bedeute eine enorme Herausforderung für die Pfarrgemeinde. Über den Katholikentag hinaus fordere die Personalentwicklung zu alternativen Lösungen heraus, um die kirchlichen Dienste aufrechterhalten und weiterentwicklen zu können, betonte Schmitz weiter.
Mainz. Bischof Karl Lehmann feierte an Heiligabend, 24. Dezember, mit rund 50 Heimbewohnern, dem Heimpersonal und Männern, die zum Übernachten hierher kommen, einen Weihnachtsgottesdienst im Speisesaal des Thaddäusheims in Mainz. Das Heim ist eine Einrichtung des Caritasverbandes Mainz.
Ein unkonventioneller Gottesdienst: Cola-Dosen standen auf den Tischen, Zigaretten qualmten. Immer wieder kleine Zwischenrufe. Am Eingang zum Speisesaal ein ständiges Kommen und Gehen. Doch die Unruhe legte sich und die Männer lauschten ganz still, als Bischof Lehmann die Weihnachtsgeschichte vorlas. Gott kommt zu allen Menschen - ohne Ausnahme", ermutigte der Bischof die Gottesdienstteilnehmer in seiner Predigt. Durch die Geburt in einem Stall sei auch Jesus als Obdachloser zur Welt gekommen. Die Weihnachtsgeschichte spreche deshalb besonders die Menschen an, die kein Dach über den Kopf haben: Jesus sei "einer von uns". "Wir Menschen werden nie wirklich zu Hause sein in dieser Welt, denn wir sind immer Wanderer zwischen zwei Welten", sagte Lehmann. An der Feier nahmen auch der ehemalige Sozialdezernent der Stadt Mainz, Karl Delorme, und der Vorsitzende des Diözesan-Caritasverbandes, Domkapitular Günter Emig, teil.
Für das neue Jahr wünschte Lehmann den Heimbewohnern und den sog. Übernachtern körperliche und seelische Stärke für ihren schweren Alltag. "Möge in Erfüllung gehen, was Sie sich vorgenommen haben", fügte er hinzu. "Stille Nacht, heilige Nacht" wurde angestimmt. Und während dazu an einem Tisch genußvoll eine Zigarette angezündet wurde, flossen nebenan Tränen der Verzweiflung und Einsamkeit.
bns (MBN)
Mainz. Einen dringenden Appell, die Arbeit des Kinderheimes "Neve Hanna" in Kiryat Gat in Israel weiter zu unterstützen, richtete Prof. Dr. Alfred Mertens, der Vorsitzende der Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit Mainz, an die Gäste der diesjährigen Feier von Chanukka und Advent. "Die politische Entwicklung gibt Anlaß zu allergrößter Besorgnis", zitierte er aus einem Brief der "Neve Hanna" -Kinderhilfe e.V. mit Sitz in Hamburg. Insbesondere bestehe die Sorge, daß es zu einem neuen Ausbruch einer Intifada kommt. In dem Kinderheim, das von der Gesellschaft seit Jahren in vielfältiger Weise unterstützt wird, werden Kinder aus zerbrochenen oder gestörten jüdischen Familien, die aus dem Ausland gekommen sind, betreut und erzogen.
Als besonderen Gast bei der Feier am 18. Dezember im Haus am Dom begrüßte Mertens die Vorsitzende des Landesverbandes der Jüdischen Gemeinden Rheinland-Pfalz, Asnate Hermer, Mainz. Zu dem Verband gehören fünf Gemeinden: Bad Kreuznach, Koblenz, Mainz, Neustadt/Kaiserslautern und Trier mit insgesamt ca. 600 Mitgliedern. "Durch die Zuwanderung von Juden aus der ehemaligen Sowjetunion wachsen die Gemeinden wieder", betonte Hermer. In Mainz ist die jüdische Gemeinde inzwischen auf etwa 360 Gläubige angewachsen. Seit Oktober 1996 leitet Rabbiner Shlomo Appel die Gemeinde. Er war ebenfalls zu der Feier gekommen.
Bei koscherem Wein und Gebäck stellte Mertens den etwa 50 Gästen ein Buch des rumänischen Schriftstellers Mihail Sebastian vor, der 1907 als Iosef M. Hechter in Braila geboren wurde und 1945 unter mysteriösen Umständen ums Leben kam. Der Roman "Seit zweitausend Jahren" erschien 1934 und liegt jetzt erstmals in deutscher Übersetzung vor (erschienen im Igel Verlag Literatur, Paderborn). Daniel Rhein, ein Mitglied der Gesellschaft, hat es übersetzt und mit einem Nachwort sowie einer umfangreichen Dokumentation versehen. In dem Buch geht es, erläuterte Mertens, um Judenverfolgung in Rumänien schon zu Beginn der 30er Jahre, als vor allem auch Studenten diskriminiert und verfolgt wurden. Die Autobiographie in Form eines Romans sei zur damaligen Zeit besonders in jüdischen Kreisen sehr umstritten gewesen.
Das hebräische Wort Chanukka bedeutet "Einweihung". Das Fest der Weihe und des Lichts erinnert an die Wiedereinweihung des zweiten Tempels in Jerusalem. 167 v. Chr. waren die Syrer unter ihrem König Antiochus Epiphanes in Jerusalem eingefallen und hatten die jüdischen Heiligtümer entweder zerstört oder durch Götzendienst entweiht. Drei Jahre später konnte Judas Makkabäus die Syrer vertreiben. An Chanukka wird an diesen großen Sieg gedacht. Judas Makkabäus und seine Brüder bestimmten die alljährliche Feier des Tempelweihfestes, das acht Tage dauern sollte. Acht Tage, weil bei der Wiedereinweihung ein Ölwunder geschah: Nach der Legende ließ ein kleiner Rest rituell reinen Öls, der nur für einen Tag reichte, den siebenarmigen Leuchter, die Menora, acht Tage lang brennen.
Beginn des Festes ist der 25. Tag des jüdischen Monats Kislew, der auf einen Tag Ende November/Anfang Dezember fällt. Mit Anbruch der Nacht werden die Lichter des Chanukka-Leuchters in den Synagogen und Wohnungen, jeden Tag eines mehr, angezündet. Wenn die Lichter dann bis Mitternacht brennen, wird im Haus nicht gearbeitet, sondern gespielt und die Kinder werden beschenkt. Dazu wird traditionelles jüdisches Gebäck gereicht: Latkes (Pfannekuchen) und Suvganiot (ohne tierisches Fett gebackenes Spritzgebäck). Parallelen dazu gibt es in der christlichen Feier des vorweihnachtlichen Advent. Die vier Kerzen auf dem Adventskranz symbolisieren das Kommen des "Lichtes der Welt". Die Zweige immergrüner Tannen stehen für das ewige Leben. Musikalisch gestaltet wurde der Abend von Horst Tegtmeyer (Keyboard) und seiner Tochter Nicole (Querflöte) aus Bischofsheim.
tebo (MBN)
Mainz. Mit einer neuen Gedenktafel für den früheren Mainzer Bischof Dr. Albert Stohr (1935-1961) erinnert die katholische Studentenverbindung Hasso-Rhenania Mainz im Cartellverband (CV) an ihr Gründungsmitglied. Bischofsvikar Martin Luley weihte am Dienstag abend, 6. Januar, die Steinplatte im Eingangsbereich des Verbindungshauses. "Durch die Unterstützung von Bischof Stohr konnten viele Hindernisse überwunden werden", würdigte Luley die Verdienste des Bischofs um die Gründung der ersten Studentenverbindung an der neuen Universität im Jahr 1946. Bis dahin waren studentische Korporationen von der französischen Besatzungsmacht verboten. Bereits 1949 ehrte die Hasso-Rhenania den Mainzer Bischof hierfür mit dem Ehrentitel "Hoher Protector".
Der Vorsitzende der Altherrenschaft, Philistersenior Dietmar Kugler, rief den mutigen Einsatz Stohrs für die katholischen Studenten in Erinnerung. 1938 habe der Bischof eine Gedenktafel für die im Ersten Weltkrieg gefallenen Mitglieder des Cartellverbandes in Frankfurt eingeweiht und sich damit öffentlich zum CV bekannt, obwohl der Verband bereits 1935 von den Nationalsozialisten aufgelöst wurde. Nach dem Krieg habe Stohr sich besonders die Gründung der Katholischen Hochschulgemeinde und für die Wiederbegründung der Mainzer Universität eingesetzt. Mit der Überführung der Philosophisch-Theologischen Hochschule des Mainzer Priesterseminars an die Katholisch-Theologische Fakultät habe er zusammen mit dem späteren Universitätsrektor Prof. Dr. August Reatz, ebenfalls Mitglied der Hasso-Rhenania, den "Grundstein" der neuen Johannes Gutenberg-Universität gelegt.
Auch dem geselligen Verbindungsleben gegenüber zeigte sich der Bischof aufgeschlossen. Kugler berichtete, gegen anfängliche Bedenken des damaligen Regens Prof. Dr. Josef Maria Reuß habe Stohr es den Priesterseminaristen ermöglicht, auch außerhalb der "offiziellen Zeit" - also nach 22 Uhr - an Verbindungsveranstaltungen teilzunehmen, was regen Zuspruch gefunden habe. Bischofsvikar Luley erinnerte sich an seine eigene Aufnahme in die Verbindung, bei der Bischof Stohr anwesend war. "An diesem Abend gab es ein kleines Malheur: versehentlich hatte ein Bundesbruder dem Bischof ein Glas Rotwein über die Soutane geschüttet." Die Gedenkfeier wurde von Karsten Köpke mit klassischer Gitarrenmusik begleitet. Die neue Gedenktafel aus rotem Granit trägt die Inschrift: "In Gedenken an unseren Hohen Protector und Bundesbruder Bischof Dr. Albert Stohr 1890-1961 - Hasso-Rhenania Mainz." Sie wurde von mehreren Mitgliedern, die Bischof Stohr noch persönlich kannten, gestiftet.
bns (MBN)
Mainz. Im Alter von 95 Jahren ist am Montag, 29. Dezember, in Mainz der frühere Diözesan-Kirchenmusikdirektor und Leiter des Instituts für Kirchenmusik in Mainz, Heinrich Rohr, gestorben. Rohr gilt als Pionier des liturgischen Gemeindegesangs im deutschsprachigen Raum, für den er zahlreiche Kompositionen schuf.
In einem Kondolenz-Telegramm an die Witwe des Verstorbenen, Frau Margarete Rohr, sprach Bischof Dr. Karl Lehmann auch im Namen des Bistums Mainz und als Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz sein tiefes Beileid zu diesem für die Familie, "aber auch für uns alle besonders großen Verlust" aus. Er danke für das Geschenk dieses musikalisch und geistlich so begabten Mannes, der wesentlich zur Erneuerung der musikalischen Gestaltung der Gottesdienste beigetragen habe, erklärte Lehmann und unterstrich: "Wir danken ihm über den Tod hinaus, indem wir seine Lieder singen und sein Werk pflegen."
Heinrich Rohr, am 18. März 1902 in Ober-Absteinach im Odenwald geboren, komponierte u.a. die "Mainzer Dommesse", die 1965 beim Liturgischen Kongreß im Mainzer Dom gesungen wurde, und für das Stundengebet der Frauenorden im deutschsprachigen Raum das Offizium "Christuslob" (1980). Er wirkte auch am neuen Mainzer Diözesangesangbuch von 1952 mit und vor allem am Einheitsgesang- und Gebetbuch "Gotteslob", das in den Jahren 1962 bis 1975 entstand. Als letztes Werk stellte der Komponist anläßlich der Feier seines 95. Geburtstages im Frühjahr 1997 sein "Deutsches Meßantiphonale" vor, an dem er nach eigenen Worten 70 Jahre lang gearbeitet hatte.
Für seine Verdienste war Heinrich Rohr mehrfach ausgezeichnet worden, u.a. mit dem Päpstlichen Gregorius-Orden (1973), der Martinus-Medaille des Bistums Mainz (1972), dem Ehrenring des Deutschen Liturgischen Instituts in Trier (1990) und der Gutenberg-Plakette der Stadt Mainz (1992). Sein Lebenswerk wurde durch das Bistum Mainz in diesem Jahr durch eine Festschrift zu seinem 95. Geburtstag unter dem Titel "Ein Leben für die singende Gemeinde" ausführlich gewürdigt (vgl. Publikationen, Mainzer Perspektiven Nr. 10).
Bereits in jungen Jahren hatte Heinrich Rohr in der Pfarrkirche seiner Heimatgemeinde als Organist gewirkt (1914-1917). Nach Abschluß seiner Ausbildung am Lehrerseminar in Bensheim (1922) unterrichtete er zunächst an der Marienschule (heute Willigis-Gymnasium) in Mainz und absolvierte in dieser Zeit auch eine Ausbildung an der Musikhochschule Mainz. Im Benediktinerkloster Maria Laach nahm er an liturgischen und kirchenmusikalischen Kursen teil. Von 1926 bis 1929 unterrichtete Rohr als Lehrer in Ruhlkirchen bei Alsfeld in Oberhessen. 1929 wechselte er an die Aufbauschule im rheinhessischen Alzey. In der Zeit des Nationalsozialismus gab es für ihn, der mit Romano Guardini und der katholischen Jugendbewegung eng verbunden war, wichtige Impulse aus der Begegnung mit dem damaligen Diözesanpräses der Kirchenchöre, Dr. Adam Gottron, und aus der zukunftsweisenden ersten kirchenmusikalischen Werkwoche der Diözese Mainz, die 1936 in Ilbenstadt in der Wetterau durchgeführt wurde. 1936 schuf er im Auftrag Gottrons eine "Matthäus-Passion" für vierstimmigen gemischten Chor und 1938 ein deutsches "Te Deum" für Gemeinde und vierstimmigen Chor. Nach dem Krieg wurde Rohr von Bischof Dr. Albert Stohr zum Diözesan-Kirchenmusikdirektor und Leiter des neu gegründeten Instituts für Kirchenmusik berufen. Diese Aufgaben nahm er bis zum Eintritt in den Ruhestand im Jahre 1973 wahr.
Mainz. Der am 29. Dezember im Alter von 95 Jahren in Mainz verstorbene Kirchenmusiker und Komponist Heinrich Rohr hat nach den Worten von Domkapitular i. R. Josef Seuffert dem liturgischen Singen in der deutschen Muttersprache am besten gedient. Im Requiem anläßlich des Begräbnisses des früheren Diözesan-Kirchenmusikdirektors und Leiters des Kirchenmusikalischen Instituts unterstrich Seuffert in seiner Predigt am Dienstag, 6. Januar, in der vollbesetzten Pfarrkirche St. Alban in Mainz, daß diese außergewöhnliche Leistung Rohrs von den Fachleuten neidlos anerkannt werde.
Dem Anliegen der aktiven Teilnahme der Gläubigen am Gottesdienst als "singende Gemeinde" habe Rohr auch geistlich gedient. "Der gewöhnliche Mensch ist es wert, daß er die großen Gesänge der Kirche singt", zitierte er den Verstorbenen. Im Freiraum der Tonarten jenseits von Dur und Moll habe sich Rohr so sicher wie kaum ein anderer bewegt und aus dieser Souveränität Kompositionen vor allem für einstimmigen Gesang geschaffen. Der Verstorbene sei jedoch nicht nur ein guter Komponist, sondern auch ein guter Musikpädagoge gewesen. Er habe das Singen als geistliche Aufgabe vermittelt, die den ganzen Menschen beanspruche. Nicht nur der Mund, das Herz singt."
Der Leiter des Bischöflichen Seelsorgeamtes, Domkapitular Heinz Heckwolf, sprach im Rahmen der "Gedenkworte" am Ende des Gottesdienstes den Angehörigen des Verstorbenen, insbesondere dessen Ehefrau Margarete, die am Begräbnistag 90 Jahre alt wurde, das Beileid im Namen der Bistumsleitung und des Domkapitels sowie aller ehemaligen und jetzigen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Instituts für Kirchenmusik aus. Heckwolf erneuerte den Dank von Bischof Dr. Karl Lehmann für das kirchenmusikalische Wirken und kompositorische Schaffen Rohrs, den der Bischof in einem Kondolenzschreiben zum Ausdruck gebracht hatte, Besonders würdigte Heckwolf darüber hinaus den Einsatz Rohrs für die kirchenmusikalische Ausbildung in Mainz. Bereits 1936 habe er die erste kirchenmusikalische Werkwoche in Ilbenstadt durchgeführt. Diese Werkwochen würden bis heute mit großem Erfolg weitergeführt. Die hohe Wertschätzung für Heinrich Rohr sei im März dieses Jahres anläßlich seines 95. Geburtstages zum Ausdruck gebracht worden, nicht zuletzt durch die kleine Festschrift: "Ein Leben für die singende Gemeinde". Der Pfarrer von St. Alban-St.-Jakobus, Ludwig Nöll, dankte für das Wirken Rohrs in seiner Pfarrgemeinde, insbesondere durch sein Orgelspiel. Er habe hohes Können mit Bescheidenheit verbunden. Nöll schloß mit den Worten: "Wir wünschen ihm, daß er das Licht schauen darf, zu dessen Ehre er seine Musik geschrieben hat." Im Namen seiner Heimatgemeinde Ober-Abtsteinach würdigte Ortsbürgermeister Rolf Reinhard den Verstorbenen. Zu den Konzelebranten des Gottesdienstes, der musikalisch von einer Schola des Instituts für Kirchenmusik mit überwiegend mit von Rohr komponierten Gesängen gestaltet wurde, gehörten neben Seuffert und Nöll, Prof. Dr. Günther Duffrer, Pfarrer Bertram Rohr, Ehingen, ein Neffe des Verstorbenen, und der Pfarrer von Mainz-Weisenau, Christian Nagel. Im Anschluß an den Trauergottesdienst wurde der Verstorbene auf dem neuen Friedhof in Mainz-Weisenau beigesetzt.
Mainz/Messel. Der für die Finanz- und Vermögensverwaltung der Kirchengemeinden und Kindergärten im Bistum Mainz zuständige Abteilungsleiter im Bischöflichen Ordinariat, Oberverwaltungsrat Bernhard Cohausz, wurde am Freitag, 19. Dezember, im Rahmen eines Empfangs im Erbacher Hof in Mainz in den Ruhestand verabschiedet. Der Dezernent für Finanz- und Vermögensverwaltung, Finanzdirektor Thomas Karst, überreichte ihm an seinem 65. Geburtstag die Dankurkunde von Bischof Dr. Karl Lehmann. Sein Nachfolger ist Markus Wüstefeld (28) aus Mainz. Wie Cohausz Jurist, studierte Wüstefeld Rechtswissenschaften in Mainz und Dijon sowie Verwaltungswissenschaft in Speyer.
Karst stellte in seiner Laudatio heraus, daß Cohausz zu den bekanntesten Persönlichkeiten im Bistum gehört. Es gebe keinen Kindergarten und kein Pfarrhaus, in dem er nicht ein- und ausgegangen sei. Mit offenem Ohr und weitem Herzen für die Sorgen der Pfarrgemeinden und seine stets freundliche Art habe Cohausz das Vertrauen sehr vieler haupt- und ehrenamtlicher Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen in den Gemeinden gewonnen. So sei der Name "Bruder Bernhard" für ihn rasch zum geflügelten Wort geworden. Im katholischen Glauben und in seiner Familie verwurzelt, habe er sich als Mann des Ausgleichs gerade auch in schwierigen Situationen bewährt, lobte Karst. Er dankte Cohausz für seinen überzeugenden Dienst über mehr als zwei Jahrzehnte. Darüber hinaus würdigte er sein ehrenamtliches Engagement im Pfarrgemeinde- bzw. Verwaltungsrat seiner Heimatpfarrei Messel bei Darmstadt. Ausdruck dieser Hochschätzung war auch die Teilnahme des Sprechers der Konferenz der Dekane, Pfarrer Thomas Groß, Seligenstadt, und des Sekretärs des Priesterrates, Pfarrer Bardo Haus, Viernheim, an dem Empfang.
Bischofsvikar Martin Luley gratulierte Cohausz auch im Namen von Generalvikar Dr. Werner Guballa zum Geburtstag und lobte ihn: "Sie waren immer Anwalt der Gemeinden." Cohausz habe sich für Ausgleich und Hilfen für die Gemeinden eingesetzt, wo immer es möglich war.
Im Namen des Diözesan-Caritasverbandes dankte der Stellvertretende Geschäftsführer Peter Deinhart ebenfalls für die sehr gute Zusammenarbeit. Das ihm zugeordnete Referat "Kindertagesstätten" ist für die sozialpädagogische Fachberatung zuständig. Trotz unterschiedlicher Aufgaben sei es immer gelungen, eine gemeinsame Linie zu finden. Dies sei gerade in Zeiten knapper Finanzen wichtig. Für die Mitarbeitervertretung im Bischöflichen Ordinariat dankte der MAV-Vorsitzende Günter Zwingert ihm dafür, daß er immer ein offenes Ohr für ihre Anliegen gehabt habe. Cohausz selbst erklärte in seinem Abschiedswort, er habe seinen Dienst verstanden als "Dienst an der Kirche und Dienst dafür, daß unser Herrgott in dieser Welt wirken kann".
Bernhard Cohausz wurde am 19. Dezember 1932 in Berlin-Karlshorst geboren. 1938 zog die Familie nach Diez/Lahn um. Nach dem Abitur in Limburg studierte er Rechtswissenschaften in Frankfurt und Würzburg. Zunächst ließ er sich nach den juristischen Staatsprüfungen als Rechtsanwalt nieder. Kardinal Hermann Volk berief ihn zum 1. Januar 1975 in die Bistumsverwaltung.
Darmstadt. Die Stadt Darmstadt und die Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen Darmstadt veranstalten anläßlich des Gedenktages für die Opfer des Nationalsozialismus am Dienstag, 27. Januar, um 19.00 Uhr, in der Orangerie in Darmstadt eine Gedenkfeier mit dem Motto "Durch Erinnerung die Zukunft gestalten". Dabei werden der Bischof von Mainz, Dr. Karl Lehmann, und Oberbürgermeister Peter Benz sprechen. Musikalisch gestaltet wird die Feier vom Vocalensemble Darmstadt unter Leitung von Andreas Boltz, das Kompositionen von Orlando di Lasso und Friedrich Kiel darbietet. Schülerinnen und Schüler der Edith Stein-Schule führen die Kinderoper "Brundibar", die im KZ Theresienstadt entstand, unter Leitung von Norbert Müller und Jürgen Weyers auf.