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Mainz. Unter dem Leitwort "Zeichen unter den Völkern" steht der diesjährige Sonntag der Weltmission am 27. Oktober. Alle Katholiken in der ganzen Welt sind an diesem Tag aufgerufen, in gegenseitiger Solidarität die Menschen in den etwa 1.000 ärmsten Diözesen in Afrika, Asien und Ozeanien mit Kollekten in den Gottesdiensten zu unterstützen.
In ihrem gemeinsamen Hirtenwort zum Weltmissionssonntag unterstreichen die deutschen Bischöfe die Bedeutung der Solidarität der Kirche in Deutschland mit den "jungen Kirchen". Das diesjährige Leitwort mache auf den Reichtum der Kulturen der Völker aufmerksam. Inmitten dieser Vielfalt habe die Kirche ihre Sendung, die mit dem Leitwort benannt wird, unterstreichen die Bischöfe. Sie solle ein "Zeichen unter den Völkern" sein. Im Blick auf die Ortskirchen in den armen Ländern schreiben sie in ihrem Aufruf: "Weil sie oft die kleine Herde darstellen, brauchen sie unsere Solidarität, damit sie immer mehr zum Zeichen für Jesus Christus und sein Heil unter den Völkern werden können."
In den deutschen Diözesen kamen im vergangenen Jahr bei den Kollekten am Sonntag der Weltmission rund DM 22,3 Millionen zusammen davon DM 660.000.- im Bistum Mainz.. Insgesamt wurden für die beiden katholischen Missionswerke in Deutschland, MISSIO-Aachen und MISSIO-München 1995 ca. DM 193,4 Millionen gespendet, davon 3,2 Millionen aus dem Bistum Mainz. Neben der Hauptkollekte am letzten Oktobersonntag kamen hinzu die Epiphaniekollekte für Afrika, Spenden für Sonderaktionen, Mitgliedsbeiträge, Spenden für Ausbildungsförderung, besondere Missionstage in den Gemeinden und die "Aktion PRIM" - "Priester helfen Priestern in den Missionen".
Mit den Geldern finanzierte MISSIO den Lebensunterhalt und die Ausbildung von Priestern, Schwestern, Katechisten und Laienhelfern/innen, den Bau von Kirchen-Missionsstationen, Pfarrzentren und Seminaren, sowie Hilfsmittel für die Missionsarbeit und Seelsorge wie Bibeln, Medien, Fahrzeuge und Einrichtungen. Hinzu kamen Hilfen bei Katastrophen und in besonderen Notsituationen und weitere missionarische Aufgaben.
Vorbereitet wurde der "Sonntag der Weltmission" in den Gemeinden und Dekanaten der einzelnen Diözesen durch eine Vielzahl von Veranstaltungen wie Vorträge, Seminare, Ausstellungen und Bazare zugunsten der Mission. Besonders wichtig waren dabei durch die unmittelbare Begegnung die von MISSIO eingeladenen Gäste aus den jungen Kirchen, die zum Teil aus dem diesjährigen Schwerpunktland Sudan kamen, wo besonders schwere Menschenrechtsverletzungen zu beklagen sind, aber auch aus anderen Ländern. So gab es z.B. im Bistum Mainz im Rahmen einer Pressekonferenz (wie berichtet) einen flammenden Hilfsappell von Bischöfen und Priestern aus dem Sudan, den Völkermord an den afrikanischen Stämmen des Südens, unter ihnen viele Christen - durch die arabisch-islamische Regierung in Khartumzu stoppen.
Hauptgast im Bistum Mainz war Pfarrer Xavier Rajamony aus der südindischen Diözese Kottar. Er besuchte, begleitet vom Leiter des Referates "Weltkirche" und Missionsbeauftragten des Bistums Mainz, Udo Mechlinski, zwischen dem 7. September und dem 6. Oktober eine Reihe von Gemeinden, Schulen, Dekanatskonferenzen u.a. im Bereich des Bistums Mainz. Rajamony und Mechlinski unterstrichen, daß Mission keine Einbahnstraße von Geben und Nehmen sein darf, sondern daß es um den gegenseitigen Austausch von Erfahrung im Glauben und im Bemühen um gesellschaftliche Veränderung geht. "Armut und Ungerechtigkeit sind nicht gottgegeben. Sie sind verursacht von einer ungerechten Gesellschaft. Es ist unsere Aufgabe, diese ungerechten Strukturen zu verändern, so daß sich das Reich Gottes im Blick auf Gleichheit und Gerechtigkeit durchsetzt", erklärte der Seelsorger aus Indien. Mechlinski betonte: "Die Gäste aus den jungen Kirchen sind hier, um die Erfahrungen ihrer Ortskirche für uns fruchtbar werden zu lassen und uns neue Impulse zu geben."
In Zusammenarbeit mit dem Päpstlichen Missionswerk der Kinder hat MISSIO auch eine Kinderaktion zum Weltmissionssonntag 1996 gestartet. Das Motto lautet: "Alle Kinder haben Rechte." MISSIO verweist dazu auf die im September 1990 von den meisten Mitgliedsstaaten der Vereinten Nationen ratifizierte "Konvention über die Rechte des Kindes." In dieser Konvention sind die wesentlichen Rechte der Kinder festgeschrieben, z.B. die Gleichheit unabhängig von Rasse, Geschlecht und Religion, ausreichende Ernährung, menschenwürdige Wohnbedingungen, ärztliche Betreuung, das Recht auf schulischen Unterricht, Spiel und Erholung, den Schutz vor Krieg u.a.m. Demgegenüber sei die Zahl der Flüchtlinge und der von Hunger, Armut und Bürgerkrieg bedrohten Menschen in der ganzen Welt, unter ihnen besonders viele Kinder außerordentlich stark gestiegen. MISSIO nennt erschreckende Zahlen: ca. 1,3 Milliarden Menschen leben in absoluter Armut, ca. 1,5 Milliarden Menschen haben keinen Zugang zu sauberem Trinkwasser, 14 Millionen Kinder sterben jedes Jahr noch vor Erreichen des fünften Lebensjahres und bis zu 200 Millionen Kinder werden als Arbeitskräfte ausgebeutet.
(MBN)
Bad Nauheim. Die Diözesanbildungsstätte "Haus Johannes XXIII" in Bad Nauheim war in der Woche vom 6. bis 11. Oktober Tagungsort für eine Seniorenwoche der Ackermann-Gemeinde Hessen. Neben Gottesdiensten, Singrunden, Aussprachekreisen und einem Ausflug nach Limburg wurden den Teilnehmern einige Vorträge geboten.
Der Landesvorsitzende der Ackermann-Gemeinde, Landtagsabgeordneter Rudolf Friedrich, Frankfurt, sprach über "50 Jahre Versöhnungsarbeit der Ackermann-Gemeinden". Er verwies auf die Vertreibungen im Jahr 1946 und die heutigen "ethnischen Säuberungen" 1996 im ehemaligen Jugoslawien. Zum Stand der deutsch-tschechischen Beziehungen erklärte der Referent, daß die Wirklichkeit der Kontakte zwischen Deutschen und Tschechen wesentlich positiver sei, als dies die Medienlandschaft und das Feld der Politik zeigten. Gerade die Tätigkeit der Ackermann-Gemeinde in der kommunistischen Zeit, während der Wende und bis zum heutigen Tag habe dazu beigetragen. Der in Fulda lebende Autor Gerold Effert las aus seinem Werk, in dem diese politische Frage eine wichtige Rolle spielt.
Klaus-Edmund Pfitzner, Bad Nauheim, Diözesanvorsitzender der Ackermann-Gemeinde im Bistum Mainz, sprach zum Thema "Heilige verbinden die Völker". Bei dem Ausflug nach Limburg besuchten die Teilnehmer außer dem Dom auch das Grab des Pallotinerpaters Richard Henkes, eines Priesters, der 1945 in Dachau starb. Er hatte sich als freiwilliger Krankenpfleger bei russischen und tschechischen KZ-Insassen infiziert. Der aus dem Westerwald stammende Ordensmann war in der NS-Zeit in Schlesien und im Sudetenland tätig.
Pf (MBN)
Mainz. Mit einer Feierstunde wurde der Gründungsintendant des Zweiten Deutschen Fernsehens (ZDF), Prof. Dr. Karl Holzamer, anläßlich seines 90. Geburtstags am Sonntag, 13. Oktober, in der neuen Konferenzzone des ZDF-Sendezentrums in Mainz geehrt. Neben seiner Aufbautätigkeit für die Sendeanstalt von 1962 bis 1977 und seiner Verdienste als Philosophieprofessor bei der Wiedereröffnung der Mainzer Universität 1946, wurde die Beheimatung und christliche Verwurzelung Holzamers in der Kirche besonders hervorgehoben.
Der Mainzer Bischof und Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Prof. Dr. Karl Lehmann, dankte Holzamer dafür, daß er seine Verbundenheit mit der Kirche immer öffentlich bezeugt habe und betonte in seiner Ansprache, Glaube und Kirche seien für den Jubilar gerade in schwierigen Situationen ein großer Halt gewesen. Diese "solide Religiosität" habe Holzamer insbesondere von seinen Eltern erfahren. Der Bischof erinnerte an die wichtige Rolle, die der 1906 in Frankfurt/Main Geborene in jungen Jahren in der katholischen Jugendbewegung im "Bund Neudeutschland" gespielt habe, und die er mit vielen Freunden, darunter der Philosoph Max Müller, geprägt habe. "Hier haben Sie vieles im Kern vorweggelebt, was das Zweite Vatikanische Konzil und die Gemeinsame Synode der Bistümer in der Bundesrepublik Deutschland an Reformelementen in die Kirche brachten", sagte der Bischof und nannte hierzu das neue Miteinander von Priestern und Laien, Natürlichkeit und Selbstgestaltung in eigener Verantwortung, sowie die Bewährung des aktiven Christen in Beruf und Gesellschaft.
Der junge Gelehrte habe schon früh erkannt, daß eine Berufung für wissenschaftliche und auch publizistische Tätigkeit immer öffentliche Verantwortung und einen politischen Auftrag mitumfasse, stellte Lehmann fest. Zusammen mit seiner philosophischen Begabung und der pädagogischen Sensibilität habe dies den Weg Holzamers geprägt. Der Bischof würdigte Holzamer auch als einen Hochschullehrer, der schon in der Kriegsgefangenschaft in Chartres und später an der Mainzer Universität mit großem Geschick und hohem Erfolg die Theologiestudenten in das Philosophieren eingeführt und dabei seine eigenen Erfahrungen weitergegeben habe. Die Stellung und Mitverantwortung der "gesellschaftlich relevanten Gruppen" im öffentlich-rechtlichen Rundfunk habe der spätere ZDF-Intendant maßgeblich gefördert: "Diese freien und unabhängigen Gruppen - Parteien, Kirchen und Gewerkschaften - brachten eine wichtige Eigenständigkeit in die Gesamtkultur des neuen Mediums", unterstrich Lehmann. An der Feier nahmen seitens des Bistums Mainz der bisherige Generalvikar, Apostolischer Protonotar Martin Luley, und der ehemalige Pfarrer von St. Stephan, Msgr. Klaus Mayer, teil.
Bundeskanzler Dr. Helmut Kohl lobte die Geradlinigkeit Holzamers. Er sei nie ein Mensch des Zeitgeistes oder ein bloßer Manager gewesen, vielmehr habe sich der ZDF-Pionier stets auch im Alltag als Philosoph und Humanist verstanden. Kohl, selbst langjähriger Vorsitzender des ZDF-Verwaltungsrates, hob hervor, daß gelebte Solidarität ein wichtiges Prinzip Holzamers sei und verwies auf dessen Engagement, das zur Gründung der "Aktion Sorgenkind" führte. Die Persönlichkeit aus Philosoph, Pädagoge, Wissenschaftler, Mann des christlichen Glaubens und die Fähigkeit, durch seine immer liebenswürdige Art unterschätzt zu werden, nannte der Kanzler eine "ungewöhnliche Zusammenfügung". Kohl beschrieb Holzamer als eine Person, die warten könne, sich aber irgendwann doch durchsetze, umging aber den ihm selbst oftmals vorgeworfenen Begriff des "Aussitzens", denn, fügte er verschmitzt hinzu: "Sie wissen ja, ich kenne den Begriff 'Aussitzer' nicht."
Der Regierungschef würdigte die Menschlichkeit des Mannes, der 1946 in seinen Philosophievorlesungen an der Universität, den Studenten eine "Perspektive der Hoffnung" gegeben und sich als Mainzer Stadtrat für das Wohnungswesen eingesetzt habe. "Der Professor hat eben nicht nur philosophiert, sondern ist zu den Menschen gegangen", lobte Kohl. Weiterhin erinnerte er an die langjährige Mitarbeit Holzamers im Zentralkomitee der Deutschen Katholiken, sowie an Don Bosco, der zu Holzamers großen Vorbildern gehöre. Die schweren Anfangsjahre für das ZDF waren nach Auffassung des Bundeskanzlers "bitterböse Zeiten". Heute sei der Mainzer Sender die größte Fernsehanstalt Europas. "Dies alles hätte nicht funktioniert ohne Karl Holzamer", resümierte er vor den rund 300 Gästen.
"Dem ZDF konnte im März 1962 nichts Besseres passieren, als Sie zum Intendanten zu bekommen", bekräftigte der heutige Hausherr auf dem Lerchenberg, Intendant Prof. Dieter Stolte. Kein Technokrat, kein Politiker oder Verwaltungsjurist, sondern ein Philosoph und Hausvater sei der erste Chef des Hauses gewesen, der das geistig-moralische Bild der Sendeanstalt geprägt habe. Holzamers Arbeit sei auch heute noch das Fundament, auf dem das "Zweite" gründe und einen Anlaß zur Umkehr gebe es auch nach 35 Jahren nicht. Neben seinen Eltern und seiner Frau, habe wohl niemand so prägenden Einfluß auf ihn gehabt wie Holzamer, erklärte Stolte, der früher als persönlicher Referent des Gründungsintendanten in dessen unmittelbarer Umgebung tätig war.
Auch der heutige ZDF-Intendant verwies auf die geistigen Wurzeln des Jubilars im katholischen Glauben: "Keiner Gemeinschaft hat sich Karl Holzamer sein ganzes Leben so hingebungsvoll verpflichtet gefühlt wie seiner Kirche". Oft habe er sich während der langen Zusammenarbeit gefragt, warum Holzamer so gar nicht von "alttestamentlichen Gefühlen" befallen worden sei, wenn Menschen es unbedingt wissen wollten oder die Situation solche Gefühle herausforderte. "Sie reagierten nicht auf Provokationen und ignorierende Verlockungen. Ich verstand damals weder Ihren Langmut noch Ihre ständige Bereitschaft zur Versöhnung", gab Stolte im Rückblick zu verstehen.
"Mein erster Dank gilt Gott, dafür daß ich ein so hohes Alter erreicht habe und noch immer geistig aufgeschlossen bin", sagte Holzamer in seiner Dankesrede. Der große Erfolg sei in Wirklichkeit eine Gnade. In einem kurzen Rückblick stellte er fest, trotz aller Rückschläge und Mißerfolge sei alles insgesamt doch gutgegangen. "Es war damals eine andere Generation, die ans Werk ging. Was sie durchgemacht hatte, das prägte - und es hat uns beflügelt", sagte er rückschauend. Holzamer widmete sich aber auch der Gegenwart. Vor dem Hintergrund der Medienrevolution durch das Internet warnte er davor, das unmittelbare Leben nicht zu vernachlässigen: "Der persönliche, direkte Kontakt zwischen den Menschen ist das Entscheidende". Auch wenn die weltweite Vernetzung viel wert sei, so gelte doch: "Nicht nur inhalieren, sondern selbst gestalten".
(MBN)
Mainz. "Vollendung des Menschen - Hoffnung auf Herrlichkeit" ist das Hauptthema im neuen Programm 1996/97 des Bildungszentrums der Diözese Mainz "Erbacher Hof" in Mainz. Es versucht die Begriffe "Auferstehung" und "Wiederkunft" aus dem katholischen Glaubensbekenntnis wieder mit Sinn zu erfüllen und die zentralen Menschheitsfragen nach dem Sinn des Lebens und der Bestimmung des Menschen auszuleuchten. Der christliche Glaube an die Auferstehung solle dabei als sinnstiftendes Angebot der zunehmenden Hoffnungslosigkeit und der Flut von den oftmals fragwürdigen Hoffnungsangeboten z.B. der Esoterik oder ferner Kulturen gegenübergestellt werden, erklären der Direktor des Bildungszentrums, Prälat Water Seidel, und Studienleiter Dr. Peter Reifenberg im Vorwort des soeben erschienenen Programmheftes.
Mit der herausfordernden Frage "Was kommt danach - wissen Christen mehr über Leben und Tod?" eröffnet Prof. Dr. Medard Kehl SJ, Frankfurt/Main, am 28.1.97 die Reihe "Vorträge im Dom", die sich dem Hauptthema theologisch-philosophisch nähern werden. Auch die weiteren Domvorträge setzen sich wissenschaftlich mit der Vollendung des Menschen und der Hoffnung auf Ausgleich auseinander: "Ärgernis und Verheißung - Kirche als Weggemeinschaft in die Vollendung" von Prof. Dr. Jürgen Werbick, Münster (13.3.97), "Einübung in die Kunst des Sterbens - Vorbereitung auf die Vollendung" von Prof. Dr. Alfons Auer, Tübingen, (29.4.97), und über "Himmel - Fegefeuer - Hölle" wird der Bischof von Oppeln, Prof. Dr. Alfons Nossol, sprechen (13.5.97). Die Vortragsreihe beschließt der Mainzer Bischof, Prof. Dr. Karl Lehmann, mit der Fragestellung: "Was heißt: Hoffnung für alle?" (1.7.97).
"Wir wollen in unserem Programm weiterhin versuchen, diese Fragen in einen konkreten gesellschaftlichen, ethischen und kulturellen Zusammenhang zu stellen", erklären Seidel und Reifenberg. Dazu werden in verschiedenen Studientagen die brennenden aktuellen Themen der Alltagswirklichkeit diskutiert. Hinweise und Perspektiven möchte die Veranstaltung "Spiritualität in der Sterbebegleitung" (15./16.11.96) geben, die in Kooperation mit der Hospizgesellschaft Mainz angeboten wird. Der medizinische Studientag "Psychoonkologie: Psychosoziale Bedingungen bei Krebserkrankungen" (06./07.06.97) beschäftigt sich mit den Krankheitsbildern, aber vor allem auch mit der Frage, inwieweit seelische Belastungen während einer Krebserkrankung das Wachstum von Tumoren beeinflussen. Ein weiterer Studientag "Im Sterben bereit für den Anderen" (04./05.07.97) wird sich mit dem umstrittenen Transplantationsgesetz auseinandersetzen, das im Frühjahr 1997 geltendes Recht werden soll.
"Mit der Veranstaltungsreihe 'Luthers Erbe: Last - Auftrag - Chance' möchten wir in diesem Jahr einen ökumenischen Akzent zum 450. Todestag des Reformators setzen", betont Reifenberg weiterhin. Hierzu werden u.a. Prof. Dr. Rolf Decot, CSSR, Mainz, Prof. Dr. Bernhard Lohse und Prof. Prof. Dr. Otto Hermann Pesch, beide Hamburg, referieren und ein großer Studientag stattfinden. Der Erbacher Hof bietet, wie immer, auch ein reiches kulturelles Programm mit Ausstellungen, literarischen Veranstaltungen und Konzerten an. Ein Höhepunkt wird dabei das Wormser Domkonzert "Und er erhöht die Niedrigen" am 17.11.96 sein, eine Benefizveranstaltung zugunsten der Äthiopien-Hilfe "Menschen für Menschen". Der Gründer der Organisation, Karlheinz Böhm,wird moderieren und Bibeltexte rezitieren. Weltklasse-Musiker, u.a. der Cellist Julius Berger, Mainz, und der Organist Daniel Roth, Paris, werden sich in den Dienst des guten Zwecks stellen.
Hinweis: Das vollständige Programm ist zu erhalten beim Erbacher Hof, Bildungszentrum der Diözese Mainz, Postfach 18 08, 55008 Mainz, Telefon: 06131/257-0, Fax 06131/257 514.
bns (MBN)
Mainz. Die vielfältigen Erfahrungen im Rahmen einer jahrelangen kritischen Auseinandersetzung mit den Zeugen Jehovas hat der Diözesanbeauftragte für Sekten- und Weltanschauungsfragen in der Diözese Mainz, Dipl Theol, Eckhard Türk jetzt in einem Buch zusammengefaßt. Unter dem Titel "Die Zeugen Jehovas kommen. Streitpunkte, Argumente, Klärungen" mit den Anschauungen dieser Religionsgemeinschaft auseinander, insbesondere ihrem Menschenbild und ihren Endzeitvorstellungen, sowie mit ihrer Geschichte, ihrer Organisation und ihrer Lebenspraxis.
Vor dem Berliner Landgericht haben die Zeugen Jehovas in diesem Jahr die Anerkennung als Körperschaft öffentlichen Rechtes erstritten, worauf die Öffentlichkeit, nicht nur die Kirchen ,mit massiver Kritik reagierten. Den Angaben der Zeugen Jehovas zufolge gab es im Jahr 1995 in Deutschland etwa 170.000 "Verkündiger". Insgesamt gibt es in Deutschland fast 2.000 Versammlungen, sog. Königreichsäle vor Ort. In den neuen Bundesländern habendie Zeugen Jehovas 257 Versammlungen. 1995 wurden 58 neue Königreichsäle gebaut, davon 15 in den neuen Bundesländern.
Auffallend an dem Buch ist die nüchterne sachliche Darstellung dieser Religionsgemeinschaft. Türk hat dazu eine unübersehbare Fülle von Fakten gesammelt und zuverlässig geordnet. Mit kritischen Stellungnahmen und Wertungen hält er sich auffallend zurück und läßt die von ihm zusammengetragenen Fakten für sich selber sprechen. Besonders kritisch sieht er das undurchsichtige Finanzgebaren, in dessen Rahmen beim Vertrieb der Schriften der Zeugen Jehovas die unbezahlten oder bezahlten Mitarbeiter/innen finanziell ausgebeutet werden, ihre angstauslösenden Weltuntergangsankündigungen ("Wir glauben, daß 99,9 Prozent der Weltbevölkerung beseitigt und daß die Zeugen Jehovas die einzigen Überlebenden sein werden", heißt es in ihren Publikationen. Zugleich kritisiert er den Druck der auf die Anhänger der Zeugen Jehovas ausgeübt wird. Dazu schreibt Türk im Vorwort des Buches: "Hintergrund meiner Beschäftigung mit den Zeugen Jehovas ist meine Beratungsarbeit für Betroffene... Am häufigsten werde ich von Menschen, die sich selbst oder deren Angehörige sich den Zeugen Jehovas zurechnen, um Rat gefragt."
Türk verweist darauf, daß er seine Erfahrungen in vielen Bildungskontexten wie Schule, Jugendarbeit, Erwachsenenbildung, Gemeinekatechese und Mitarbeiterfortbildung weitervermittelt hat. Das Buch ist eine Zusammenfassung dieser Vermittlungsarbeit. "Ich möchte argumentieren und mit Argumentationsgängen vertraut machen. Ich möchte aber auch zu den entsprechenden Sachverhalten aus der Haltung des christlichen Glaubens heraus kritisch Stellung beziehen", schreibt der Autor. Die Darstellung der Sachverhalte und die kritische Stellungnahme dazu beschränkt er nicht nur auf die Textdokumente, sondern auch auf die in vielen Beispielen dokumentierte Bildwelt der Zeugen Jehovas. Im Anhang des Buches befinden sich Arbeitsblätter zu den einzelnen Kapiteln, die größtenteils in der Erwachsenenbildung, z.Teil auch in der Schule, erprobt sind. Als günstig haben sich, wie Türk berichtet, in der Bildungsarbeit drei Seminareinheiten herausgestellt: "Organisation und Geschichte der Zeugen Jehovas - Bilbelverständnis und Endzeit - Praxis." Als Zielsetzung seines Buches schreibt Türk: "Ich hoffe, daß sich der Leser/die Leserin nach der Lektüre dieses Buches ein besseres Bild davon machen kann, was es heißt, den Zeugen Jehovas anzugehören, und unter der Ideologie der Wachtturm-Gesellschaft zu leben." Das Buch möchte konkrete Hilfen für die Auseinandersetzung mit den Zeugen Jehovas bieten, die Christen bei Hausbesuchen und auf der Straße ansprechen. "Zeugen Jehovas sind optimal für das Gespräch an den Haustüren und in den Fußgängerzonen geschult. Christen haben dem oftmals wenig entgegenzusetzen", bedauert Türk und stellt fest: "Viele sind verunsichert angesichts der vermeintlichen Glaubensstärke und Bibelfestigkeit, die ihnen in den präparierten Zeugen Jehovas begegnen." Der Autor warnt davor, sich unvorbereitet auf Gespräche mit den Zeugen Jehovas einzulassen.
Hinweis: Eckhard Türk. Die Zeugen Jehovas kommen. Streitpunkte - Argumente - Klärungen. Lahn-Verlag Limburg 1996. 265 Seiten mit zahlreichen z.T. farbigen Abbildungen. DM 35,-
Gernsheim. Als beispielhaft hat der Bischof von Mainz, Dr. Karl Lehmann, das Engagement der Mitglieder der Legion Mariens gewürdigt. Bei der Monatswallfahrt der Legio Mariae am Montag abend, 14. Oktober, predigte der Bischof in der Wallfahrtsstätte Maria Einsiedel bei Gernsheim/Südhessen über das Vorbild der Muttergottes und erinnerte an die Kraft, welche die 15 Gründungsmitglieder der Laienbewegung vor 75 Jahren in Dublin/Irland aus ihrer Glaubenshoffnung schöpften. Die "Legionäre" zeichneten sich dadurch aus, daß sie zu den Menschen hingingen, um vor ihnen Zeugnis von ihrem persönlichen Glauben zu geben und ihnen dadurch Zuversicht und biblischen Friedensgeist zu vermitteln. Konzelebranten der Eucharistiefeier waren die Pfarrer Philipp Haubrich, Breuberg-Neustadt, Reinhold Jakob, Rüsselsheim und Boguslaw Ochwal, Maria Einsiedel.
Bischof Lehmann führte den zahlreichen Wallfahrern das Bild der Mutter der sieben Schmerzen vor Augen, die unter dem Kreuz ausgehalten hat, an das ihr Sohn unschuldig geschlagen worden war. Die feste Überzeugung, daß gerade dort, wo schlimmste Grausamkeit herrscht, Hoffnung immer siegen kann, wenn Menschen sich im Glauben bewähren, standhalten und nicht weglaufen, wurzele in der Liebe, mit welcher Christus einen neuen Maßstab auf Erden gesetzt und Versöhnung gestiftet habe. Menschen wie die Mitglieder der Legion Mariens, die das Evangelium in die Welt tragen, lebten anderen vor, was gerade in dieser Zeit mit täglichem Gebet und wöchentlicher Apostolatsverpflichtung ausgerichtet werden könne. Lehmann forderte dazu auf, ihrem Beispiel nachzueifern und Menschen einfach zu besuchen, die vielleicht darauf warteten, daß sich jemand ihrer und ihres Kummers annehme.
Der Bischof erinnerte an die vielen Menschen in der Zeit des Krieges und der Vertreibung, die in der Finsternis ihrer Angst um das eigene Leben oder das ihrer Nächsten sehnsüchtig Ausschau hielten nach dem Licht irgendwo im Dunkel, nach dieser wegweisenden Hoffnung mitchristlicher Zuwendung. Die Versöhnungstat Jesu vor Augen könne im Vertrauen auf die Liebe Gottes zu den Menschen Frieden auch in einer Welt angestrebt werden, in der sonst "andere Rechnungen" aufgemacht würden: im kleinen Kreis der eigenen Familie wie in größeren Bereichen, wo die Macht der anderen und die eigene Ohnmacht zu spüren seien. Bedingung sei allerdings, sich selber vorbehaltlos in diesen Prozeß hineinzubegeben und mit Wollen und Fühlen umzukehren, mit dem Blick aufs Kreuz zurückzustecken oder gar zu verzichten. Dort stehe die Muttergottes, die mit ihrem Vorbild den Menschen den Fürsten des Friedens nahe sein lasse. Neu
(MBN)
Mainz. Mit einem internationalen Symposion mehreren Kirchenkonzerten und einer Gedenkfeier zum 100. Todestag Anton Bruckners, wurde der österreichische Komponist im Bistum Mainz geehrt. In der Gedenkfeier im Mainzer Dom (Bruckner starb am 11. Oktober 1896 in Wien), würdigten Bischof Dr. Karl Lehmann, Mainz, und Bischof Dr. Paul-Werner Scheele, Würzburg, am Freitag abend, 11. Oktober, das Lebenswerk des großen Komponisten, insbesondere sein kirchenmusikalisches Werk.
"Anton Bruckner stand damals und steht heute zwischen den Fronten", stellte Lehmann fest und bezeichnete ihn als eine "einsame und einzigartige Gestalt" mit starken Spannungen in seiner Person und erst recht in seinem Werk. Immer wieder suche man einen "Schlüssel" zur Mitte des Phänomens Anton Bruckner. Zu dieser Mitte, unterstrich Lehmann, gehöre zweifellos das christliche Zeugnis, dessen Kenntnis zu einem wahren Hören und Musizieren, besonders der Symphonien Bruckners, notwendig sei. "Gewiß darf man auch, ohne eine künstliche Lösung zu suchen, in dem tiefen Glauben an Gott, wie ihn Bruckner bezeugt, eine Antwort finden", sagte Lehmann. Daraus entspringe das hohe künstlerische Ethos Bruckners, der sein Talent als eine "empfangene Gabe versteht, die er selbst im Umgang sehr gewissenhaft verantworten muß". Er zitierte den Komponisten mit den Worten: "Die wollen, daß ich anders schreibe. Ich könnt's ja auch, aber ich darf es nicht. Unter Tausenden hat mich Gott begnadigt und dies Talent mir, gerade mir gegeben. Ihm muß ich einmal Rechenschaft ablegen. Wie stünde ich dann vor unserem Herrgott, wenn ich den anderen folgte und nicht ihm!"
Bischof Lehmann hob abschließend hervor, daß die Feier zum 100. Todestag Anton Bruckners auch eine allgemeine Bedeutung für das Verhältnis zwischen Kirchenmusik und Liturgie habe, denn: "Bruckners geistliche Musik war stets der kirchlichen Liturgie verbunden." Es sei gut, wenn nach dem II. Vatikanischen Konzil der Mitwirkung des ganzen Gottesvolkes und neueren Liedern mit den dazu gehörigen Instrumenten ein eigener Platz eigeräumt worden sei, erklärte Lehmann. Aber es sei auch an der Zeit, sich darauf zu besinnen, "ob wir die große kirchenmusikalische Tradition besonders des süddeutsch-österreichischen Raumes mit ihrer hohen Qualität genügend gewahrt haben". Auch hier brauche es den Mut zur Erneuerung, bekräftigte Lehmann. Vielleicht könne das Bruckner-Jubiläum mit seinen Aufführungen, "besonders auch hier im Mainzer Dom - zur Musik gehört ja auch die Architektur - neue Anstöße dazu geben".
Bischof Scheele erklärte in seinem Festvortrag mit dem Titel "Anton Bruckners Vermächtnis", im Hören auf die Stimme der Meister, denen Anton Bruckner verpflichtet war - von der Gregorianik über Palästrina, Haydn, Mozart, Schubert, Weber, Mendelssohn Bartholdy, Schumann, Beethoven, Wagner und Berlioz - habe Bruckner seinen unverwechselbaren persönlichen Stil gefunden. Für manche sei dieser Stil so neu, so fremdartig, so revolutionär gewesen, "daß sie keinen Zugang zu seiner Musik fanden und sie nicht nur ablehnten, sondern leidenschaftlich bekämpften", berichtete Scheele. Demgegenüber habe Bruckner sich zu seiner persönlichen Berufung und seinem persönlichen Stil bekannt.
Neben diesem "Vermächtnis an die Mitmusiker" gebe es auch ein Vermächtnis für die Mitchristen und ein Vermächtnis für die Mitmenschen, legte Scheele dar. Dazu gehöre vor allem der Appell, Gott zu loben, ihn zu verherrlichen und nicht aufzuhören, ihm zu danken. Der Lobpreis imSinn des biblischen Zeugnisses, erklärte Scheele, sei eine "buchstäblich fundamentale Aktion, die mit den Fundamenten der Welt und der menschlichen Existenz zu tun hat". Der Lobgesang sei im wahrsten Sinne des Wortes ein "zusammenfügendes Thema". Bruckners gesamtes Schaffen sei ein Komponieren in diesem Sinn. Scheelehob hervor, daß besonders die Messe-Kompositionen Bruckners ein bleibendes Zeugnis seines intensiven Dankens seien. "Sie begründen, daß Eucharistia, die Danksagung und das Dankopfer, eine Grundausrichtung seines Lebens war, eine Grundhaltung, aus der heraus er schuf und eine Grundkraft, die ihn antrieb, trotz vieler Widrigkeiten sich immer neu ans Werk zu machen."
Nachdrücklich verwies Scheele darauf, daß die in Bruckners Musik zu lebendiger Einheit verbundenen Gegensätzlichkeiten und das darin gezeichnete Bild vom Menschen heute von besonderer Aktualität sei. "In einer Welt, die unter lebensgefährlichen Polarisierungen ebenso leidet wie unter einem sich epidemisch ausbreitenden unverbindlichen Pluralismus, tut das Wissen Not, daß wir berufen sind, als Individuen die Vielheit in vitaler Einheit anzustreben, um so in der Gemeinschaft mit allen dazu beitragen zu können, daß die gesamte Menschheit zu der ihr zugedachten Einheit kommt, in der das unterschiedliche nicht nivelliert, wohl aber integriert wird, ohne sein Spezifikum zu verlieren", betonte Scheele. Ähnlich bedeutsam sei es, daß Bruckner in seinem Werk die Dynamik des Werdens deutlich gemacht habe. "Das Werdewesen Mensch sei in einer Werdewelt", faßte Scheele diesen Aspekt zusammen. Schließlich erklärte der Würzburger Bischof, daß die gegenwärtige Gesellschaft gerade unter dem Aspekt der Zukunft zu einem neuen Verständnis Bruckners kommen könne. "Unsere Epoche steht wie keine Zeit zuvor im Vorzeichen der Zukunft", unterstrich er und erläuterte: "Die von der Zukunftsangst Gequälten können in seinen Werken ein vielstimmiges Echo menschlicher Nöte finden und zugleich diese überwindende Zuversicht, daß uns nicht eine dunkle Zukunft beschieden ist, daß wir die Chance haben, aus der Nacht zum Licht, aus dem Tod zum ewigen Leben, aus der Lieblosigkeit zur unendlichen Liebe zu kommen." In einer Zeit, in welcher der Sauerstoff Hoffnung auszugehen scheine und viele unter Kurzathmigkeit und Athemnot zu leiden hätten, könne Bruckner Hoffnung vermitteln.
Von der Kraft der Brucknerschen Musik, ihrer mystischen Tiefe, ihrer Glaubensbegeisterung, ihrem mitreißenden Bekennermut und ihrer auf Transzendenz und Eschatologie drängenden Dynamik, konnten sich die Teilnehmer der Gedenkfeier ebenso überzeugen lassen wie die Besucher des Mainzer Domkonzerts zwei Tage später mit Bruckners Messe in f-Moll. Bei der Gedenkfeier wurden frühe Kompositionen Bruckners dargeboten: zwei "Aequale" für drei Posaunen aus dem Jahre 1847, das "Libera me, Domine" für gemischten Chor, Posaunen und Cello aus dem Jahr 1854 und als Höhepunkt das Requiem in d-Moll, das in den Jahren 1848/49 entstand und als älteste größere kirchenmusikalische Komposition Bruckners gilt. Domkapellmeister Mathias Breitschaft machte darauf aufmerksam, daß er für das "Libera me" ein kleiner gemischter Auswahlchor aus Domchor und Domkantorei St. Martin zusammenstellte, wobei er sich in der Besetzung an der Wiener Hofkapelle orientierte. Beim "Requiem" wirkten neben dem Mainzer Domchor und dem Domorchester als Solisten Sabine Goetz (Sopran), Susanne Schaeffer (Alt), Harald Schmitt (Tenor) und Andreas Reibenspies (Baß), sowie Annette Clasen auf der Continuo-Orgel mit. Düstere Klangfarben, insbesondere durch die Posaunen bestimmt, und das Flehen nach Erlösung prägten das "Libera me" ebenso wie das "Requiem", während die kontrastierenden Klangbilder von Glaubensfreude und Auferstehungshoffnung lange nicht so deutlich hervortreten wie in seinen späteren Werken. So läßt Bruckner das Gotteslob im Benedictus ("Hosanna in Excelsis") nicht im gläubig-siegesgewissen Fortissimo, sondern in einem eher innerlich hoffenden Piannissimo ausklingen.
Die am Sonntag im Dom aufgeführte Messe in f-moll gilt demgegenüber als Vollendung und Höhepunkt von Bruckners kirchenmusikalischem Schaffen. Sie entstand in den Jahren 1867/68 im Auftrag der kaiserlichen Hofkapelle in Wien, wo sie, wie seine Messen in d- und e-Moll, bis zum Tod Bruckners (1824-1896) mehrfach im Hochamt aufgeführt wurde. Zu Beginn spielte Domorganist Albert Schönberger Vorspiel und Fuge in c-Moll. Charakteristisch für die Messe in f-Moll ist der spannungsvolle Kontrast zwischen dem Kyrie-Ruf um das Erbarmen Gottes, der im Gloria und im Agnus Dei aufgegriffen wird, und dem kraftvollen Gotteslob und dem Jubel der Auferstehung, der sich im Sanctus mit dem Jubel der himmlischen Heerscharen vereint. Aus dem verhaltenen Kyrie-Ruf um Erbarmen wächst der kraftvolle Schrei um das Erbarmen Christi, das im Gloria und im Agnus Dei noch gesteigert wird. Domkapellmeister Breitschaft führte dabei die Solisten (Monika Krause, Sopran, Ines Malaval, Alt, Christian Elsner, Tenor und Peter Lika, Baß) die Domkantorei St. Martin Mainz (zusammen mit den Männerstimmen des Mainzer Domchores), das Mainzer Domorchester (mit den Solisten Hubert Buchberger,Violone) und Werner Saller (Viola) und Albert Schönberger (Domorgel) so geschickt, daß sich alle in ihrer Eigenart und klanglichen Schönheit entfalten konnten und bei allen im Werk selbst angelegten spannungsreichen Gegensätze nicht gegeneinander sangen und musizierten, sondern in einer dynamischen Einheit zusammenwirkten, eine Leistung für welche die Konzertbesucher mit begeistertem Beifall dankten, nicht zuletzt auch für die Darbietung des abschließenden "Te Deum" aus dem Jahre 1884. Hierbei wurden die schon genannten Mitwirkenden noch durch die Knaben des Mainzer Domchores und die ca. 30 Mitglieder des Mädchenchores am Dom und St. Quintin verstärkt. Diese Darbierung zeigte noch einmal, wie mitreißend und geradezu überwältigend die Brucknersche Musik mit ihrer gefühlsbetonten Harmonik und ihren aufreizenden Kontrasten wirken kann. Dr. Gabriela Krombach schrieb dazu im Begleitheft des Konzertes: "Auch bei Bruckner wechseln monumentale Chorsätze mit aufreizender Harmonik und exzentrischen Steigerungsbögen, in denen - wie so oft bei Bruckner - die furchterweckende Allmacht Gottes dargestellt wird, mit flehentlich andächtigen Soloabschnitten, denen durch ihre innige Melodieführung und verhaltene Instrumentation ein nahezu mystischer Charakter eigen ist."
Diese Konzerte, wie auch das Stiftsamt am Sonntag morgen, in dem der Limburger Domchor unter Leitung von Domkapellmeister Msgr. Hans Bernhard die Messe in e-Moll und Motetten von Bruckner sang, haben natürlich ihren Wert in sich, aber sie waren auch akustische Illustration dessen, was im Internationalen Symposion unter dem Thema "Anton Bruckner. Tradition und Fortschritt in der Kirchenmusik des 19. Jahrhunderts" vier Tage lang (11.-14. Oktober) erörtert wurde. Bischof Lehmann hatte dazu in der Gedenkfeier besonders die Experten aus den ehemals kommunistischen Ländern willkommen geheißen. Es sei icht zufällig, daß das Gebiet der einstigen Donaumonarchie eine besondere Aufgeschlossenheit für Bruckners geistliche Musik zeige, unterstrich er. Nach der Wende sei nun auch in diesen Ländern ein intensiveres Forschen auf dem Gebiet der Kirchenmusik möglich.
Im Eröffnungsvortrag beschrieb der Tagungsleiter, Prof. Dr. Friedrich W. Riedel, Mainz, Leiter der Fachgruppe Kirchenmusik der Gesellschaft für Musikforschung, das Verhältnis von Liturgie und Kirchenmusik im Umbruch zwischen Biedermeier und Gründerzeit. Als Gegenbewegung gegen die Säkularisierung und ihre Folgen, vor allem gegen die rationalistische Beschränkung der Liturgie, habe sich ein neuer Aufschwung der Kirchenkomposition ergeben. Diese habe sich vor allem in den Festmessen von Joseph Haydn bis zu Anton Bruckner und seinen Zeitgenossen entfaltet. Letztere kamen übrigens noch in einem Konzert zu Gehör, welches das Institut für Kirchenmusik des Bistums Mainz unter Leitung von Diözesan-Kirchenmusikdirektor Thomas Drescher unter dem Titel "Geistliche Musik aus Bruckners Zeit" in der Mainzer Antoniuskapelle am Samstag abend veranstaltete und in einem Orgel-Konzert auf der restaurierten Schlimbach-Orgel in der Pfarrkirche St. Gereon in Nackenheim mit Christoph Keggenhoff, Speyer, mit Prof. Dr. Elmar Seidel, Mainz, legte dar, einen wie großen Einfluß Simon Sechter (1788-1867) als Lehrer Anton Bruckners hatte, den er von 1855-1861 unterrichtete. Bruckner habe die Grundsätze der musikalischen Komposition Sechters und seine Harmonielehre als "verbindliche Lehre" übernommen, sei aber auch in vielem darüber hinausgegangen. Dr. Gabriela Krombach, Mainz, verglich die formale Gestaltung des Gloria in den Festmessen von Franz Liszt und Anton Bruckner und ihr Verhältnis zur Tradition.
Besonders aktuell und Zukunftsweisend waren die Ausführungen von Prof. Dr. Jürgen Blume, Mainz/Offenbach, der Bruckners Einfluß auf die Kirchenmusik des 20.Jahrhunderts beleuchtete. Dieser Einfluß werde einerseits zu wenig gesehen, andererseits sollte er aber auch nicht überschätzt werden, betonte Blume. Als Merkmale von Bruckners Musik, die bewußt oder unbewußt aufgegriffen wurden, nannte er u.a. Feierlichkeit gegenüber herber Aszese, die Verräumlichung von Musik, die Vorliebe für klangliche Extreme mit der Absicht den Hörer zu überwältigen oder zum Nachdenken anzuregen und eine expressive Harmonik. Blume zeigte dies auf im Vergleich mit Werken von Zoltán Kodaly, Johann Nepomuk David, Franz Schmidt, Paul Hindemith und Györy Ligeti.
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Adolf Adam fordert Dankbarkeit und Verantwortung gegenüber der "geliebten Schöpfung"
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Mainz. "Menschliches Leben besitzt von Anfang an eigene Würde, eigenes Recht und eigenständigen Schutzanspruch, der durch die Rechte anderer oder besondere ihm entgegenstehende Umstände nicht aufgewogen werden kann." Darauf haben die deutschen Bischöfe in einem gemeinsamen Hirtenwort zur ethischen Beurteilung der Abtreibung, das am Sonntag, 13. Oktober, in allen Gottesdiensten verlesen wurde, hingewiesen.
In dem Hirtenwort mit dem Titel "Menschenwürde und Menschenrechte von allem Anfang an" betonen die Bischöfe nachdrücklich, daß bei der Entscheidung für oder gegen eine Abtreibung "das ganze Leben eines Menschen auf dem Spiel steht". Sie kritisieren die "leider auch unter Christen" verbreitete Ansicht, daß Abtreibung zwar nicht sein solle, aber in Einzelfällen unvermeidlich sei und deshalb als kleineres Übel gerechtfertigt sein könne. Diese Einstellung führe dazu, daß man zwar grundsätzlich am Wert des Lebens des ungeborenen Kindes festhalte, ihm aber im konkreten Fall andere, nachgeordnete Gesichtspunkte, etwa eine materielle oder seelische Notlage oder das Selbstbestimmungsrecht der Frau vorordne. Abtreibung erscheine dann als ein von den Zwängen des Lebens diktierter Ausweg. Dabei werde das Lebensrecht des ungeborenen Kindes dem des geborenen Menschen untergeordnet, kritisieren die Bischöfe weiter und stellen dem gegenüber klar: "Der Gedanke einer Abwägung der verschiedenen auf dem Spiel stehenden Güter ist hier völlig fehl am Platz." Denn es gehe bei der Abtreibung nicht um ein eizelnes Gut sondern um das Leben selbst, "das für jeden von uns, ob geboren oder ungeboren, Voraussetzung aller anderen Güter des Lebens, aller persönlichen Wertungen, bewußten Pläne oder individuellen Zielsetzungen ist.".
Angesichts der Sebstverständlichkeit, mit der die Gesellschaft sich an das Unrecht der Abtreibung gewöhnt habe, "dürfen wir nicht in lähmende Letargie verfallen", mahnen die Bischöfe. Gegenüber den lebensfeindlichen Tendenzen der modernen Kultur bedürfe es geduldiger und hartnäckiger Überzeugungsarbeit, aber auch konkreter Hilfen, "damit das Recht, leben zu dürfen, kein Privileg der Kinder ist, die von ihren Eltern 'gewollt' sind". Nachdrücklich danken die Bischöfe allen innerhalb und außerhalb der Kirchengemeinden die solche Hilfen anbieten.
Hinweis: Der Wortlaut des Textes kann bei den Diözesen angefordert werden. E-Mail: info@Bistum-Mainz.de
(MBN)
Mainz/Paris/Valencia. Ganz im Zeichen des Bruckner-Gedenkjahres, aber auch des grenzüberschreitenden Kulturaustauschs stehen zwei Konzertreisen der Chöre am Mainzer Dom nach Frankreich und Spanien. Die Domkantorei St. Martin Mainz folgt anläßlich des 100. Todestages (11.10.) von Anton Bruckner (1824-1896) einer Einladung von Prof. Daniel Roth, Organist an St. Sulpice in Paris. Hier singt die Domkantorei St. Martin am Freitag abend, 18. Oktober (Beginn 20.30 Uhr) eine der drei bedeutenden Meßkompositionen Bruckners, die Messe in e-moll, und die Bach-Motette "Jesu meine Freude". Bei der für Chor und Bläser geschriebenen Messe werden 15 Bläser des Mainzer Domorchesters mitwirken. Die Domkantorei hat die Messe in e-Moll bereits am Passionssonntag dieses Jahres (24.03.96) im Rahmen der Mainzer Domkonzerte aufgeführt. Diese Messe war zur Grundsteinlegung der Votiv-Kapelle des neuen Linzer Domes (1866) entstanden, wo sie bei der Einweihungsfeier unter Bruckners Leitung erstmals erklang (1869).
Wie Domkapellmeister Mathias Breitschaft unterstreicht, ist St. Sulpice mit seiner berühmten Cavaillé-Coll-Orgel kirchenmusikalisch die "erste Adresse in Frankreich". Die Einladung basiere auf der gegenseitigen Wertschätzung der Musica Sacra an St. Sulpice und am Mainzer Dom. Breitschaft hatte bereits im vergangenen Jahr (1995) mit dem Domkammerchor Paris besucht und in St. Sulpice ein Konzert gegeben. Neben dem Konzert am Freitag abend hat die Mainzer Domkantorei auch die musikalische Gestaltung des Sonntagsgottesdienstes in St. Sulpice (12.00 Uhr) übernommen.
Einer schon länger vorbereiteten Einladung der deutschen Schule in Valencia/Spanien folgt der Mainzer Domchor in der Zeit vom 19. bis 27. Oktober. Der Leiter der Schule, Dr. Wolfgang Bietz, hat ein umfassendes Programm organisiert. Die Chormitglieder werden als Gäste in den Familien der Schülerinnen und Schüler der deutschen Schule aufgenommen. Bei einer Matinee am Sonntag, 20. Oktober, (11.30 Uhr), im Musikpalast in Valencia singt der Domchor unter Leitung von Domkapellmeister Mathias Breitschaft (der von Paris direkt nach Valencia weiterreist) u.a. Werke von Bruckner und Bach. Begleitet wird der Domchor auch vom Kulturdezernenten der Stadt Mainz, Peter Krawietz, der die Gelegenheit nutzt, um die Städtepartnerschaft Mainz-Valencia zu verlebendigen. Für Dienstag mittag, 22. Oktober, ist im Rathaus ein Empfang durch die Stadt Valencia geplant. Am Donnerstag mittag (24.10.) gibt der Domchor ein Konzert für die Schüler, die Eltern, das Lehrerkollegium und Freunde der deutschen Schule in Valencia.
Breitschaft freut sich auch sehr, wie er bekennt, auf den Besuch in der Benediktinerabtei Montserrat am Freitag, 25. Oktober. Hier werden die Mitglieder des Domchores am Samstag mittag in der sogenannten Salve-Andacht in der Abteikirche den dortigen Chor Escolania de Montserrat als "weltbesten Knabenchor", wie Breitschaft unterstreicht, hören und selbst einige Motetten von Bruckner darbieten. Zum Abschluß der Reise ist ein Besuch in Barcelona geplant (Samstag, 26.10.) mit einem festlichen Gottesdienst am Sonntag morgen.
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(MB)