Bischöfliche Pressestelle Mainz, Leiter: Jürgen Strickstrock, Bischofsplatz 2, 55116 Mainz
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Die von der Professorin Dr. Dr. Änne Bäumer-Schleinkofer öffentlich erhobenen Vorwürfe gegen Weihbischof Dr. Franziskus Eisenbach, er habe ein seelsorgerisches Betreuungsverhältnis missbraucht, sind Gegenstand einer sorgfältigen Prüfung des Bistums Mainz.
Das Bistum Mainz bedauert es, dass es Frau Bäumer-Schleinkofer für richtig gehalten hat, die Öffentlichkeit über die sehr persönlichen Probleme ihres Verhältnisses zu Weihbischof Eisenbach zu unterrichten. Das Bistum Mainz beabsichtigt nicht, zu allen von Frau Bäumer-Schleinkofer in die Öffentlichkeit getragenen Details ihrer Verbindung zu Weihbischof Eisenbach Stellung zu nehmen, obgleich zahlreiche Korrekturen erforderlich sind. Mit Rücksicht auf den geschützten Raum der Seelsorge sowie die Persönlichkeitsrechte und die Intimsphäre der Betroffenen wird das Bistum Mainz nicht auf die von Frau Bäumer-Schleinkofer gewählte Form der Auseinandersetzung eingehen, sehr persönliche und intime Vorwürfe öffentlich zu erörtern. Im Übrigen sind die erhobenen Vorwürfe Gegenstand eines bei der Staatsanwaltschaft Mainz anhängigen Verfahrens. Es soll zunächst abgewartet werden, ob die Staatsanwaltschaft Mainz Anlass zur Eröffnung eines Ermittlungsverfahrens sieht.
Dennoch ist es erforderlich, in der gebotenen Kürze zu einigen von Frau Bäumer-Schleinkofer erhobenen Vorwürfen Stellung zu nehmen:
Frau Bäumer-Schleinkofer trug im Jahr 1998 an Weihbischof Eisenbach den Wunsch heran, an der Universität Mainz ein Hildegard-Institut zu gründen. Der Weihbischof verwies auf den zuständigen Dezernenten für Schulen und Hochschulen. In der Folgezeit bat Frau Bäumer-Schleinkofer erneut um einen Gesprächstermin bei Weihbischof Eisenbach, da sie seelsorgerische Fragen mit ihm besprechen wolle.
Weihbischof Eisenbach traf im Januar 1999 erstmals Frau Bäumer-Schleinkofer. Während dieses Gesprächs bat Frau Bäumer-Schleinkofer den Weihbischof um seelsorgerische Begleitung und um Unterstützung ihrer Vorbereitung auf die Konversion zur Katholischen Kirche. Weihbischof Eisenbach erklärte sich bereit, eine Reihe von Gesprächen mit Frau Bäumer-Schleinkofer zu führen. Die Konversion sollte dabei die Begleitung abschließen.
Am 05.05.1999 schrieb Frau Bäumer-Schleinkofer dem Weihbischof, dass sie ihm eine partnerschaftliche spirituelle Freundschaft anbiete, um einen gemeinsamen Weg und Dienst entsprechend der Führung Gottes zu beginnen. Mit Schreiben vom 13.06.1999 antwortete Weihbischof Eisenbach, dass er sich trotz der Wertschätzung dieses Angebotes nicht in der Lage sehe, den von Frau Bäumer-Schleinkofer gewünschten Weg einer partnerschaftlichen spirituellen Freundschaft und eines gemeinsamen Dienstes zu gehen. Er wolle seinem kirchlichen Auftrag Vorrang vor persönlichen Beziehungen einräumen.
Frau Bäumer-Schleinkofer konfrontierte den Weihbischof mit einer sehr heftigen Reaktion auf diese Absage. Diese Reaktion und entsprechende ausdrückliche Forderungen des Ehemannes von Frau Bäumer-Schleinkofer veranlassten den Weihbischof, weitere Gespräche mit Frau Bäumer-Schleinkofer zu führen.
Vor diesem Hintergrund verstärkte sich in der Folgezeit der Kontakt zwischen Frau Bäumer-Schleinkofer und dem Weihbischof. Frau Bäumer-Schleinkofer bat den Weihbischof um die Begleitung wegen ihrer angeblichen Visionen und um das inständige Gebet zur Heilung und Befreiung von belastenden Einwirkungen. Zugleich äußerte Frau Bäumer-Schleinkofer immer wieder den Wunsch nach einer gemeinsamen beruflichen Tätigkeit für das Bistum Mainz, ein Ansinnen, das der Weihbischof zeitweise unterstützte, das sich jedoch aufgrund des nachhaltigen Widerstandes von Bischof Lehmann und der Personalverantwortlichen des Bistums Mainz nicht realisieren ließ.
Während dieser Zeit drängte Frau Bäumer-Schleinkofer den Weihbischof dazu, die von ihr angestrebte freundschaftliche Beziehung als Grundlage einer gemeinsamen Arbeit in geistigen Dingen auch durch körperliche Zuwendung und Nähe ausdrücken zu lassen, die sie ihm gewähren wolle. Auf beunruhigte Einwände des Weihbischofs entgegnete sie, dass die von ihr vorgeschlagenen Formen der Zärtlichkeit weder ihrer ehelichen Treuepflicht noch dem Zölibatsversprechen des Weihbischofs widersprächen, sie tue nichts ohne die ausdrückliche Erlaubnis Gottes, es müsse lediglich der Geschlechtsverkehr ausgeschlossen bleiben.
Weihbischof Eisenbach bedauert, dass er dabei der von Frau Bäumer-Schleinkofer initiierten Nähe nicht immer die notwendige Distanz entgegenstellte.
Unzutreffend sind Behauptungen von Frau Bäumer-Schleinkofer, der Weihbischof habe das Beichtgeheimnis verletzt, den sog. Großen Exorzismus ausgeübt oder Frau Bäumer-Schleinkofer zu einem sexuellen Kontakt genötigt. So zeigen auch die vorliegenden Briefe, die Frau Bäumer-Schleinkofer an den Weihbischof richtete, deren aktive Rolle in ihrer Beziehung zu Weihbischof Eisenbach.
Der Vorwurf, Weihbischof Eisenbach habe sich strafrechtswidrig verhalten, entbehrt jeder Grundlage.
Weihbischof Eisenbach hat darum gebeten, die nächsten Tage zur Besinnung nutzen zu dürfen. Der Weihbischof kann sich des Beistandes der Katholischen Kirche, des Bistums Mainz und vieler Menschen in dieser für ihn schwierigen Lebenssituation sicher sein. An das Bistum Mainz herangetragene Fragen, ob der Weihbischof auch in Zukunft die ihm anvertrauten Aufgaben wahrnehmen wird, stellen sich z.Z. dem Bistum Mainz nicht. Hierüber wird unter Einbeziehung des Weihbischofs zu gegebener Zeit in Ruhe eine Entscheidung getroffen werden, die auch maßgeblich von der Wertung der Anklage abhängt, die Frau Bäumer-Schleinkofer dem Heiligen Stuhl zugeleitet hat, die dem Bistum Mainz jedoch noch nicht bekannt ist. Sodann wird sich Weihbischof Eisenbach auch selbst öffentlich äußern.
Das Bistum Mainz wird in dieser Angelegenheit von den Rechtsanwälten Prof. Dr. Hans Dahs und Gernot Lehr, Sozietät Redeker Schön Dahs & Sellner, Bonn, beraten und vertreten. Zur Beantwortung von Rückfragen wenden Sie sich bitte an Rechtsanwalt Lehr (Telefon: 0228/72625117).
Bischöfliche Pressestelle Mainz
Mainz, 21. September 2000