Die Ausstellung, die anlässlich des Gedenktages an die Opfer des Nationalsozialismus (27. Januar) gezeigt wird, ist bis Sonntag, 29. Januar, zu den Öffnungszeiten des Domes zu sehen; sie wird von der ökumenischen Arbeitsgruppe „Gedenktag 27. Januar" verantwortet.
In seinem Grußwort hob Nabbefeld, der Dezernent für Weiterbildung im Bistum Mainz ist, hervor, dass der Mensch „immer weniger das Gedächtnis seiner Geschichte" sei. „Das Christentum lehrt nicht nur eine Solidarität aller nach vorn, sondern auch eine Solidarität nach rückwärts, einen geschichtlichen Bund nicht nur mit den Kindern, sondern auch mit den Vätern und Müttern, mit den Opfern der Geschichte", sagte er. Es sei für ihn „immer wieder erschreckend, dass es immer noch Menschen gibt, die nicht glauben, dass während der Nazi-Herrschaft wirklich Ströme von unschuldigem Blut geflossen sind und Menschen tyrannisiert wurden". Es müsse heute „der Wert und die Bedeutung des einzelnen Menschen" wieder mehr in den Mittelpunkt der allgemeinen Diskussion gestellt werden, unterstrich Nabbefeld. „Wir müssen uns zuerst und vor allem darauf besinnen, dass der Mensch das Kostbarste ist, was es auf der Welt gibt. Und ich glaube, wir tun gut daran, das vordringlichste Merkmal dieser Kostbarkeit in seiner äußeren, mehr aber noch in seiner inneren Verwundbarkeit zu erkennen", sagte er.
Mertes hob in seiner Ansprache hervor, dass die in den Ausstellung vorgestellten Lebensgeschichten „uns zu mehr Zivilcourage, zu mehr Mut und zu mehr Demokratie" aufrufen würden. „Sie sind aber auch ein Appell an uns, den Emigranten, die heute bei uns leben, respektvoll und menschlich zu begegnen", sagte er. Aus den Erfahrungen der Emigranten von damals erwachse allen, den Kirchen, den politisch Verantwortlichen und jedem Bürger, Verantwortung für die Zukunft. „Wir heute aber können daraus lernen: Wehret den Anfängen! Wir dürfen nicht dulden, dass einzelne Bevölkerungsgruppen erneut rechtsextremistischen und rassistischen Übergriffen ausgesetzt sind. Wir müssen wachsam bleiben. Dass solche Übergriffe wie damals schweigend geduldet werden, dürfen wir nicht zulassen. Sonst zerrinnt uns unsere Demokratie zwischen den Fingern. Nur wenn wir als Demokraten aktiv bleiben, werden wir unsere Demokratie auch in Zukunft bewahren. Lassen wir uns den Satz Heinrich Heines Mahnung und Appell zur Wachsamkeit sein: ,Dort, wo man Bücher verbrennt, verbrennt man auch am Ende Menschen'", betonte Mertes.
Die Ausstellung im Mainzer Dom erinnert an das Schicksal der Exilanten, die nach Hitlers Machtübernahme wegen der rücksichtslosen Judenverfolgung und der Unterdrückung jeglicher Opposition ins Ausland flüchteten. Begleitend zur Ausstellung findet im Dom dreimal ein Gebet statt, das an das Leid von damals erinnern soll: Freitag, 27. Januar, um 16.00 Uhr, Samstag, 28. Januar, um 12.00 Uhr, und Sonntag, 29. Januar um 16.00 Uhr. Ab Montag, 30. Januar, ist die Ausstellung bis zum 15. Februar in der Mainzer Christuskirche zu sehen.
Dort findet auch am Freitag, 3. Februar, um 19.30 Uhr eine Lesung mit Texten von Exilsautoren statt. Im Foyer der Christuskirche beteiligt sich der Mainzer Generalvikar, Prälat Dietmar Giebelmann, an der Lesung. Außerdem lesen: Propst Dr. Klaus-Volker Schütz von der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau (EKHN) und Dr. Peter Waldmann vom Landesverband der jüdischen Gemeinden von Rheinland-Pfalz.
Der Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus ist in Deutschland ein nationaler Gedenktag anlässlich der Befreiung des Konzentrations- und Vernichtungslagers Auschwitz am 27. Januar 1945 durch sowjetische Truppen. An diesem Tage wird der Menschen gedacht, die zur Zeit des Nationalsozialismus (1933-1945) verfolgt und ermordet wurden.
Eingeführt wurde der Gedenktag am 3. Januar 1996 vom damaligen Bundespräsidenten Roman Herzog. Bei seiner Proklamation sagte er: „Die Erinnerung darf nicht enden; sie muss auch künftige Generationen zur Wachsamkeit mahnen. Es ist deshalb wichtig, nun eine Form des Erinnerns zu finden, die in die Zukunft wirkt. Sie soll Trauer über Leid und Verlust ausdrücken, dem Gedenken an die Opfer gewidmet sein und jeder Gefahr der Wiederholung entgegenwirken."
Hinweis: Weitere Informationen zu Veranstaltungen in Mainz zum 27. Januar auch im Internet unter www.landtag.rlp.de