Aufgebrochen waren die Jugendlichen und ihre 180 Betreuer am Samstagmittag, 31. Juli, mit zwei Sonderzügen des Bayerischen Pilgerbüros. Ein Zug startete in Mainz und hielt in Gernsheim und Worms; der andere Zug startete in Gießen und machte Stopp in Friedberg, Frankfurt/Main-West, Darmstadt und Bensheim.
Im Vergleich zur letzten Wallfahrt im Jahr 2001 sind aus dem Bistum Mainz rund 400 Mädchen und Jungen mehr nach Rom gekommen. Insgesamt werden in der Heiligen Stadt über 53.000 Messdienerinnen und Messdiener aus 17 Nationen erwartet, davon allein 45.000 aus Deutschland. Bei der letzten Wallfahrt hatten 35.000 Mädchen und Jungen aus Deutschland teilgenommen. Die deutschen Ministranten kommen aus 26 Diözesen. In den Gemeinden des Bistums Mainz versehen über 10.000 Mädchen und Jungen Dienst als Ministranten.
Am Sonntagabend feierten die Messdienerinnen und Messdiener aus dem Bistum Mainz ihren ersten gemeinsamen Gottesdienst in der Kirche Santa Maria in Aracoeli auf dem Kapitol. Hauptzelebrant der stimmungsvollen Feier war Weihbischof Dr. Ulrich Neymeyr, Bischofsvikar für Jugendseelsorge; zu den zahlreichen Konzelebranten gehörte unter anderen Diözesanjugendseelsorger Pfarrer Markus W. Konrad. Musikalisch gestaltet wurde der Gottesdienst von einer 29-köpfigen Projektband, die eigens für die Wallfahrt gegründet wurde. Sie wurde geleitet von Regionalkantor Thomas Gabriel, Seligenstadt. Inhaltlich war die Feier von den Mitgliedern des Diözesanministrantenteams und dem Referenten für Ministrantenarbeit im Bistum Mainz, Pastoralreferent David Hüser, vorbreitet worden.
Im Rahmen des Gottesdienstes wurden die Jugendlichen gebeten, sich über die Frage „Ein Tag mit Jesus - was würdest du tun" Gedanken zu machen. Ihre Antworten schrieben sie auf Kalenderblätter, die dann teilweise vorgelesen wurden. Die Antworten waren unter anderem: „Mein Tag mit Jesus würde ich nur mit ihm in Ruhe verbringen, um Fragen zum Glauben zu stellen" - „Jesus, wie denkst du heute über deine Kirche? Wie kann deine Kirche wirklich deine Kirche werden?" - „Ich würde ihn fragen, wie ich mein Leben verbessern kann."
Auch Neymeyr ging in seiner Predigt auf diese Frage ein. „Zunächst einmal würde ich ihm zuhören. Ich wäre sehr gespannt, was er zu sagen hat zu unserer Zeit, vielleicht auch zu mir persönlich. Ich könnte mir vorstellen, dass Jesus auch mir Fragen stellen würde, die mich in Frage stellen", sagte der Weihbischof. Neymeyr hob hervor, dass ihn die unmittelbare Begegnung mit Jesus verwandeln würde: „Die Apostel haben alles stehen und liegen gelassen, als Jesus sie gerufen hat." Eine Begegnung mit Jesus könne Vieles in Frage stellen. „Liebe Messdienerinnen und Messdiener, lasst Euch in den Tagen in Rom auf Überraschungen ein in der Begegnung mit Menschen, aber auch in der Begegnung mit Jesus", sagte der Weihbischof abschließend. Der Gottesdienst endete mit einer gemeinsamen Agape und einem Gruppenbild aller Teilnehmer auf der Treppe von Santa Maria in Aracoeli.
Im Teilnehmerheft, das alle Mitfahrenden erhalten haben, ist auch ein Grußwort des Mainzer Bischofs, Kardinal Karl Lehmann, abgedruckt. In seinem Grußwort geht der Kardinal unter anderem auf das Motto der Wallfahrt - „Aus der wahren Quelle trinken" - ein. Er schreibt: „In Rom wird Euch die Vielzahl der Brunnen und Quellen sicher begeistern, mir jedenfalls geht es bis heute so. Aber letztlich tragen wir in uns einen Durst, den nur das Wasser des ewigen Lebens stillen kann. Ich wünsche Euch, dass Ihr in der Gemeinschaft dieser Tage etwas von der Quelle des Lebens spürt, die Gott für uns bereitet hat."
Zu den Höhepunkten der Ministrantenwallfahrt gehört das internationale Programm am 3. und 4. August auf dem Petersplatz. Am Dienstag, 3. August, feiern die Teilnehmer ab 17.00 Uhr das 50-jährige Bestehen des C.I.M.; im Rahmen der Feier gibt es ein gemeinsames Abendgebet. Am Mittwoch, 4. August, findet um 10.00 Uhr eine Generalaudienz mit Papst Benedikt XVI. auf dem Petersplatz statt.
Zehntausende Jungen und Mädchen werden bei beiden Anlässen den Petersplatz mit ihren farbigen Pilgertüchern in ein buntes Tüchermeer verwandeln. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus Deutschland werden an ihren vanilla-farbenen Tüchern zu erkennen sein. Die Messdiener aus dem Bistum Mainz erwartet auch ein touristisches Programm mit Besichtigungen der wichtigsten Sehenswürdigkeiten Roms, beispielsweise die Vatikanischen Gärten, das Forum Romanum oder die Vatikanischen Museen.
Von Seiten des Bistums Mainz wird die Wallfahrt vom Referat für Ministrantenarbeit des Bischöflichen Jugendamtes (BJA) organisiert; dessen Leiter ist Pastoralreferent David Hüser. Er wird vom Diözesanministrantenteam des Bistums unterstützt. Neben ihren Betreuerinnen und Betreuern aus den Pfarrgemeinden werden die Ministranten in Rom außerdem begleitet von Weihbischof Neymeyr sowie von Diözesanjugendseelsorger Konrad.
Ministranten (auch Messdiener) sind zumeist Kinder und Jugendliche, aber auch Erwachsene, die dem Priester bei der Messfeier oder anderen gottesdienstlichen Feiern zur Hand gehen. Seit der Liturgiereform gilt der Ministrantendienst als ein Laiendienst. Die Ministranten versehen ihren Dienst dabei stellvertretend für die Gemeinde. Sie tragen einen Talar und ein Rochett (ein gefaltetes und manchmal verziertes weißes Leinengewand) oder eine Kutte. Das Wort „Ministrant" stammt aus dem Lateinischen und heißt übersetzt „der Dienende". Im Bistum Mainz leisten laut einer Zählung im Jahr 2008 rund 10.600 Mädchen und Jungen Dienst als Ministrantin bzw. Ministrant; in Deutschland sind es mehr als 436.000.
Der Ministrantendienst beginnt für Mädchen und Jungen in der Regel nach der Erstkommunion und dauert bis zum Ende der Schulzeit. Eine Altersbegrenzung nach oben gibt es aber nicht. In einer „normalen" Sonntagsmesse dienen meist zwei bis vier Ministrantinnen und Ministranten, in einem feierlichen Gottesdienst (zum Beispiel an Weihnachten oder in der Osternacht) können es weit mehr sein. Ministranten halten beispielsweise bei Gebeten dem Priester das Messbuch, bereiten den Altar und bringen für die Eucharistiefeier die Gaben von Brot und Wein herbei; nach der Kommunionausteilung räumen sie den Altar wieder ab. Außerdem gestalten sie Gottesdienste festlicher: Sie schwenken das Weihrauchfass, tragen Kerzenleuchter oder ein Vortragekreuz beim Einzug bzw. Auszug.
Ministranten werden meist in Gruppen von erfahrenen Ministranten oder einem Priester auf ihren Dienst vorbereitet. In der „Konstitution über die Heilige Liturgie" des Zweiten Vatikanischen Konzils (1962-1965) heißt es unter anderem über den Dienst der Ministranten: „Auch die Ministranten, Lektoren, Kommentatoren und die Mitglieder der Kirchenchöre vollziehen einen wahrhaft liturgischen Dienst. Deswegen sollen sie ihre Aufgabe in aufrechter Frömmigkeit und in einer Ordnung erfüllen, wie sie einem solchen Dienst ziemt und wie das Volk mit Recht von ihnen verlangt. Deshalb muss man sie, jeder nach seiner Weise, sorgfältig in den Geist der Liturgie einführen und unterweisen, auf dass sie sich in rechter Art und Ordnung ihrer Aufgabe unterziehen."
Der Dienst des Ministranten in seiner heutigen Form hat sich erst nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil herausgebildet. Ursprünglich wurden die Hilfsdienste am Altar von jungen Klerikern (Akolythen) mit so genannten „niederen Weihen" verrichtet. Später durften auch nicht geweihte Jungen und junge Männer die Handreichungen versehen und die wichtige Rolle des „Antwortgebers" bei den liturgischen Formeln übernehmen. Erst 1992 hat der Vatikan offiziell den Ortsbischöfen die Möglichkeit eingeräumt, weibliche Messdienerinnen zuzulassen. In Italien, wo Messdiener weiterhin als „chierichetti" (kleine Kleriker) bezeichnet werden, kamen Mädchen am Altar erst in den vergangenen Jahren in einigen Bistümern zum Zuge.
Als Wallfahrt wird eine spirituell motivierte Reise bezeichnet, deren Ziel ein Ort mit religiöser Bedeutung ist. Sie ist nicht spezifisch für das Christentum, denn viele Religionen kennen Wallfahrten zu besonders wichtigen religiösen Zentren - beispielsweise im Islam die Wallfahrt nach Mekka. Im Christentum ist die Wallfahrt - im Unterschied zum Islam oder zum Judentum - nicht notwendiger Bestandteil der Riten. Ziel einer Wallfahrt sind Orte, die durch religiöse Erscheinungen, Erfahrungen oder Erinnerungen an gläubige Menschen ausgezeichnet sind. Aber auch Orte, an denen Reliquien (eine Reliquie kann ein Körperteil oder Teil des persönlichen Besitzes eines Heiligen sein) aufbewahrt werden, sind Ziele von Wallfahrten.
Die Faszination der Wallfahrt geht unter anderem auf das Bedürfnis zurück, an der Erfahrung der Transzendenz, die an diesem Ort gemacht wurde, teilzuhaben. Einer Wallfahrt liegt die Überzeugung zugrunde, dass der Zugang zu Gott an bestimmten Orten einfacher ist als an anderen. Entscheidender Bestandteil einer Wallfahrt ist der Weg zum Wallfahrtsort selber, den die Pilger oft gemeinsam betend und singend zurücklegen.
Die christliche Tradition der Wallfahrt hat ihre Wurzeln vor allem im Judentum. Das Wallfahren zu heiligen Orten und Stätten gehörte seit der Frühzeit zum religiösen Leben der Juden. Besondere Bedeutung hatte dabei die dreimal im Jahr stattfindende Wallfahrt zum Tempel in Jerusalem. Das Heilige Land war auch das erste Wallfahrtsziel der Christen. So wurden unter Kaiser Konstantin (um 280-337) über den wichtigsten Gedenkstätten (Geburtsgrotte, Kreuzigungsstätte und Grab Jesu Christi) Kirchen errichtet. Bereits seit dem dritten Jahrhundert sind Gruppenwallfahrten bekannt.
Nach dem Rückzug der Christen aus dem Heiligen Land traten in Europa zunehmend Orte mit Reliquien, Wunderbildern und Gräbern von Heiligen in erreichbarer Nähe der Gläubigen in den Vordergrund. Von besonderer Bedeutung als Wallfahrtsort waren und sind dabei die Gräber der Apostel Petrus und Paulus in Rom sowie das Grab des Apostels Jakobus in Santiago de Compostela in Spanien. Seit dem Barock üben Marienwallfahrtsorte eine große Anziehungskraft aus. Im deutschen Sprachraum sind dies beispielsweise Altötting, Kevelaer, Werl oder Telgte. An diesen Wallfahrtsorten wird meist ein Bild oder eine Statue Marias von den Gläubigen besonders verehrt. Dabei rankt sich um die Marienbilder und -statuen oft eine legendenhafte Geschichte. Durch Marienerscheinungen sind beispielsweise auch die Orte Lourdes in Frankreich und Fatima in Portugal berühmt geworden.
Bekannte Wallfahrten im Bistum Mainz sind unter anderen die Wallfahrt zur Schmerzhaften Muttergottes in Dieburg, die Wallfahrt zur Liebfrauenheide bei Klein-Krotzenburg und die St. Rochus-Wallfahrt in Bingen.