Mit einem Festakt in der Bistumsakademie Erbacher Hof in Mainz hat der Sozialdienst Katholischer Frauen (SkF) Mainz am Donnerstag, 19. Mai, sein 101-jähriges Jubiläum gefeiert. Der Mainzer Bischof Peter Kohlgraf würdigte die Arbeit des Vereins, ebenso wie Ministerpräsidentin Malu Dreyer. Hauptprogrammpunkt war ein Dialog zwischen Bischof Kohlgraf und der früheren evangelischen Landesbischöfin und EKD-Ratsvorsitzenden Margot Käßmann zum Thema: Christliche Sozialarbeit in der Zeitenwende.
Das Podiumsgespräch wurde moderiert von Anja Schneider, Journalistin und SkF-Vorstandsmitglied. Auf die Frage von Schneider, ob die Gesellschaft angesichts des Krieges in der Ukraine vielleicht solidarischer wäre, als man im Allgemeinen annehme, betonte Margot Käßmann, dass die Gesellschaft auch schon 2015 solidarisch war, als viele Geflüchtete aus Syrien kamen. „Diakonie und Caritas waren damals auch schon am Berliner Hauptbahnhof und haben sich um die Menschen gekümmert. Von daher ist es nicht wirklich eine Zeitenwende für mich, das Engagement setzt sich fort“, sagte sie. Sie wünsche sich Solidarität mit allen Geflüchteten, auch aus Syrien, dem Libanon und anderen Kriegsgebieten. Es sollten keine Klassenunterschiede im Hinblick auf die Versorgung und die Rechte entstehen. Bischof Kohlgraf gab zu bedenken, dass Solidarität langfristig angelegt sein müsse: „Die Verantwortung bleibt. Auch für Menschen, die in der öffentlichen Wahrnehmung nicht mehr so im Blick sind“, sagte er. „Auch die Aufbauarbeit in der Ukraine wird langfristig nötig sein“, sagte der Bischof. Wichtig sei, mit den Kirchen vor Ort eng zusammenzuarbeiten. Auf die Frage von Anja Schneider, ob es durch den Krieg auch weltweit mehr arme Menschen geben werde, antwortete Kohlgraf: „Wir haben eine Verantwortung, den Menschen weltweit zu helfen. Auch zum Beispiel im Kampf gegen den Hunger in Afrika. Zudem müssen wir sensibel sein für neue Armutsformen, die durch die derzeitigen Krisen entstehen.“
Dem Podiumsgespräch vorausgegangen war die Begrüßung durch die Vorsitzende des SkF Mainz, Gabriele Hufen, sowie Grußworte von der rheinland-pfälzischen Ministerpräsidentin Malu Dreyer, von der Bundesratsvorsitzenden des SkF, Hildegard Eckert, von Dr. Eckart Lensch, Sozialdezernent der Stadt Mainz, und der Diözesancaritasdirektorin Nicola Adick. Musikalisch gestaltet wurde der Abend durch das Ensemble „Colaleila Classic“ unter der Leitung von Irith Gabriely.
Der SkF Mainz ist ein Frauenfachverband für Soziale Arbeit. Die spätere Zentrumspolitikerin und Reichstagsabgeordnete Agnes Neuhaus gründete den Verein im Jahr 1899 in Dortmund, um gefährdeten und in Not geratenen Frauen und Mädchen zu helfen. Zusammen mit anderen katholischen Frauen sorgte sie dafür, dass in kürzester Zeit in ganz Deutschland Ortsgruppen entstanden. Die Ortsgruppe in Mainz gründete sie im Jahr 1921. Seit über 100 Jahren bietet der SkF Mainz e.V. umfassende Hilfe- und Beratungsangebote für Frauen und Familien an. Jährlich nehmen ca. 1.800 Ratsuchende diese Unterstützung in Anspruch. Viele Frauen finden in der Allgemeinen Sozialberatung und der Schwangerschaftsberatung Hilfe und Zuspruch. Ein Schwerpunkt der Arbeit des SkF liegt im Schutz vor häuslicher Gewalt. Der SkF ist Träger des Mainzer Frauenhauses und der Interventionsstelle bei Gewalt in engen sozialen Beziehungen. Zudem bietet der SkF eine Lern- und Spielstube für Schulkinder aus benachteiligten Familien, Sprachkurse für Migrantinnen und einen Kleiderladen an. Neben 35 angestellten Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern sind auch viele Ehrenamtliche in allen Bereichen des SkF engagiert. Sie unterstützen in der Lernstube bei den Schulaufgaben, kochen für die Kinder das Mittagessen, geben Sprachunterricht für Migrantinnen. Ganz neu ist ein Begegnungscafé für geflüchtete ukrainische Frauen im Hildegard-Haus des SkF.