Mainzer Bistumsnachrichten (MBN): Warum wird im Bistum Mainz der „Tag der Gefangenen" begangen?
Hans Jürgen Dörr: Den „Tag der Gefangenen" am zweiten Sonntag im Juli haben wir erstmals im Heiligen Jahr 2000 begangen. Seitdem stellen wir an diesem Sonntag die Menschen im Gefängnis in den Mittelpunkt. Die Pfarrgemeinden im Bistum sind eingeladen, die Sorgen und Anliegen der Gefangenen mit in die Feier des Sonntagsgottesdienstes und in ihr Gebet einzubeziehen. Die Kollekte in allen Gottesdiensten ist ein Zeichen der Solidarität und Verbundenheit. Damit wird die Arbeit der Gefängnisseelsorge unterstützt. Bedürftigen Inhaftierten und vor allem betroffenen Angehörigen kann in finanziellen Notsituationen geholfen werden.
MBN: In wie vielen JVAs engagiert sich das Bistum Mainz?
Dörr: Im hessischen Teil des Bistums gibt es fünf Justizvollzugsanstalten für den Vollzug der Untersuchungshaft oder der Freiheitsstrafe: JVA Butzbach, JVA Gießen, JVA Darmstadt, JVA Dieburg und JVA Weiterstadt. Dazu kommt die Jugendstrafanstalt in Rockenberg. Im rheinlandpfälzischen Teil des Bistums gibt es die JVA Rohrbach (Wöllstein) und die Jugendarrestanstalt in Worms. Eine besondere Einrichtung ist die Gewahrsamseinrichtung für Ausreisepflichtige (Abschiebungshaft) in Ingelheim. In allen Einrichtungen sind Seelsorgerinnen und Seelsorger der Diözese tätig.
MBN: Was bedeutet Seelsorge im Gefängnis konkret?
Dörr: Seelsorgerinnen und Seelsorger im Gefängnis wollen für die Gefangenen da sein, ihnen zuhören, sie trösten und begleiten. Sie sind offen und bereit, Schuld aufzuarbeiten und Türen für einen Neuanfang zu öffnen. Zum Arbeitsalltag gehören viele Einzelgespräche, Gruppenangebote, die Gottesdienste sowie Hilfe und Unterstützung in vielen Anliegen. Gefängnisseelsorger unterstützen auch den Kontakt der Inhaftierten zu ihren Ehepartnern und Familien. Nicht zuletzt sind die Seelsorger auch für die Seelsorge an den Bediensteten im Justizvollzug bereit.