Mainz. Der Mainzer Bischof Peter Kohlgraf hat die Berufsgruppe der Gemeindereferentinnen und Gemeindereferenten gewürdigt und ihnen zu ihrem Jubiläum für ihren Dienst gedankt. Er erinnere sich noch an „manche unselige Diskussion, wer sich denn Seelsorgerin oder Seelsorger nennen dürfte und wer nicht“, sagte er am Donnerstag, 14. Juli, beim Auftaktgottesdienst zum 75-jährigen Berufsgruppenjubiläum der Gemeindereferentinnen und Gemeindereferenten in der Mainzer Augustinerkirche.
Und weiter: „Ich habe Verständnis dafür, dass da manche von Ihnen auch persönliche Verwundungen davongetragen haben. Über die Helfenden, über die Mitarbeitenden zum Verständnis professioneller Seelsorgerinnen und Seelsorger: dahin ist unser Weg gegangen. Und ich habe die Hoffnung, dass sich in den Aufgaben und Entwicklungen der Berufsrollen auf dem Pastoralen Weg die Entwicklungsmöglichkeiten vielfältiger und erfüllender werden. Da bitte ich um ein konstruktives Miteinander auf den verschiedenen Ebenen des Bistums.“ Im Jahr 2021 konnte die Berufsgruppe der Gemeindereferentinnen und Gemeindereferenten im Bistum Mainz ihr 75-jähriges Berufsgruppenjubiläum begehen, das in diesem Jahr mit einem „Fest der Begegnung“ im Mainzer Priesterseminar gefeiert wurde.
Wörtlich sagte der Bischof: „Die 75 Jahre dieser Berufsgruppe waren kirchlich und gesellschaftlich bewegte Jahre. Die ersten Seelsorgshelferinnen standen noch in den Trümmern unserer Städte und Dörfer, sie haben die Jahre des Aufbruchs während des Konzils und nach dem Konzil mitgestaltet, sie waren fester Bestandteil einer volkskirchlichen Pfarrfamilie und haben in den vergangenen Jahren auch viele Unsicherheiten möglicher oder unmöglicher Entwicklungen in der Kirche und im Beruf mitgetragen, mitgestaltet, manchmal auch -erlitten. Längst sind Sie alle keine Seelsorgshelferinnen mehr, wahrscheinlich waren Sie immer mehr als nur Helferinnen und Helfer, während der Priester die eigentliche Seelsorge verantwortete. Man müsste viele Menschen in unseren Gemeinden fragen, und sie würden davon berichten, welchen nachhaltigen Eindruck viele von Ihnen in den Jahrzehnten hinterlassen haben.“
Kohlgraf verwies darauf, dass er „fünf Jahre lang als Pastoraltheologe an der Katholischen Hochschule die Ausbildung der angehenden Gemeindereferentinnen und -referenten mitgestalten dürfte. Dabei denke ich gerne an die Studierenden dieser Jahre stellvertretend für die gesamte Berufsgruppe als eine bunte Gruppe mit unterschiedlichen biographischen und spirituellen Hintergründen, unterschiedlichen pastoralen Erfahrungen und theologischem Interesse.“
Bei anschließenden Fest im Hof des Priesterseminars würdigte der Personaldezernent des Bistums, Domkapitular Prälat Hans-Jürgen Eberhardt, das Engagement der Berufsgruppe. Er machte deutlich, dass im Rahmen des Pastoralen Weges im Bistum Mainz „eine Weiterentwicklung des Berufes“ erfolge. „Das ist eine Chance, die wir alle nutzen können.“ Die Berufsgruppe könne sich inzwischen auf die meisten Stellen bewerben. So sei inzwischen die Mehrzahl der Koordinatorinnen- und Koordinatorenstellen mit Gemeindereferentinnen oder Gemeindereferenten besetzt. Eberhardt wies darauf hin, dass aktuell im Bistum Mainz 204 Frauen und Männer aus der Berufsgruppe in der Gemeindeseelsorge, in der Schule, in kategorialen Arbeitsfeldern und im Bischöflichen Ordinariat eingesetzt sind.
Bardo Frosch und Katrin Pulipara überreichten außerdem einen Scheck über 1.550 Euro an Dr. Dr. med Rahim Schmidt, den zweiten Vorsitzenden des Vereins Armut und Gesundheit. Die Berufsgruppe hatte das Geld bei zwei Veranstaltungen im Rahmen der Jubiläumsfeierlichkeiten gesammelt. Das „Fest der Begegnung“ wurde nach dem Abendessen beschlossen mit Kirchenkabarett von Ulrike Böhmer.
Im Bistum Mainz beginnt die Geschichte des Berufes mit Ende des Zweiten Weltkrieges. Durch die vielfältigen war ein Seelsorgenotstand entstanden, dem mit herkömmlichen Mitteln und dem Klerus allein nicht ausreichend begegnet werden konnte. Bischof Albert Stohr richtete bereits am 12. Mai 1945, noch in der Woche der Kapitulation, ein Grundsatzhirtenwort an seinen Diözesanklerus „Zum großen Umbruch dieser Tage“. Im Zusammenhang mit den Erörterungen über die Seelsorge, die den wichtigsten und umfangreichsten Teil des Hirtenwortes ausmacht, formuliert der Bischof wörtlich: „Noch eine andere Ergänzung unserer Sorge um die Seelen soll hier erwähnt werden, die nach meiner festen Überzeugung in Zukunft noch an Wert gewinnen wird: die Seelsorgehilfe durch die Frau. Auch wenn alle unsere Priester aus dem Krieg zurückgekehrt sind, wird diese Hilfe ihre volle Wichtigkeit behalten.“
Im Juni 1946 fand die Gründung des Seelsorgehelferinnen-Seminars innerhalb des Caritaswerks in Ilbenstadt statt. Seitdem haben mehr als 700 Frauen und Männer für die Diözese Mainz das Studium und die Ausbildung, zunächst als Seelsorgehelferin und später als Gemeindereferentin/Gemeindereferent am Seminar in Ilbenstadt und Mainz oder an der Katholischen (Fach-)Hochschule, absolviert und meist jahrzehntelang in diesem Beruf gearbeitet.