Aschermittwoch der Künstler und Publizisten

Die Pianistin Ragna Schirmer und ihr Lehrer Karl-Heinz Kämmerling im Gespräch

ASCHERMITTWOCH (c) Bistum Mainz/Blum (Ersteller: Bistum Mainz/Blum)
Datum:
Do. 7. Feb. 2008
Von:
am (MBN)
Mainz. Über ihren künstlerischen Werdegang sowie über das moderne Musikgeschäft berichtete die Pianisten Ragna Schirmer beim Aschermittwoch der Künstler und Publizisten am Mittwoch, 6. Februar, in der Bistumsakademie Erbacher Hof in Mainz. Schon als Kind und Jugendliche sei ihre Liebe zur Musik und zur Bühne sehr groß gewesen. Zudem habe sie das Glück gehabt, gleich von Anfang an gute Lehrer gehabt zu haben. „Ich wurde in bestmöglicher Form gefördert“, sagte Schirmer.
ASCHERMITTWOCH--LEHMANN (c) Bistum Mainz / Blum (Ersteller: Bistum Mainz / Blum)

Bereits mit 16 Jahren wurde Schirmer, die 1972 in Hildesheim geboren wurde, von dem renommierten Klavierpädagogen Professor Karl-Heinz Kämmerling unterrichtet, der der zweite Gesprächspartner des Abends war. Schirmer bezeichnete es als unerlässlich, dass auch Kinder „Spaß an der Vertiefung“ bei einem Musikstück hätten. Sie habe die Sorge, dass das ernsthafte Arbeiten, die Verbindlichkeit immer mehr verloren gehe. „Es ist nicht immer nur alles Spaß und Spiel“, sagte Schirner. Die technischen Grundlagen des Klavierspiels, die man sich als junger Mensch aneigne, könnten später nur schwer wieder aufgeholt werden. Gleichzeitig bemängelte sie den zunehmenden Personenkult in der Musikindustrie. „Es steht immer mehr der Künstler, und nicht das Musikstück im Mittelpunkt“, betonte Schirner, die auch als Professorin an der Musikhochschule Mannheim tätig ist.

Als wichtig bezeichnete es Schirner zudem, dass junge Musiker an Musikwettbewerben teilnehmen. „Dies schult die Selbstwahrnehmung ungeheuer“, sagte sie. „Durch den Vergleich mit anderen bekomme ich Auskunft darüber: Wo stehe ich? Lohnt sich der eingeschlagene Weg?“ Sie selbst habe auch immer der „sportive Gedanke“ der Wettbewerbe gereizt, berichtete die Pianistin, die bereits zweimal den Internationalen Bach-Wettbewerb in Leipzig gewonnen hat. Eine Wettbewerbsteilnahme zeige außerdem, ob man Belastungssituationen gewachsen sei: „Wenn eine Stelle im Wettbewerb auf den Punkt klappen soll, muss sie zu Hause zehn Mal klappen“, sagte Schirner. Sie habe bei Kämmerling unter anderem gelernt, wie man richtig üben müsse.

Als weiteres Merkmal seines pädagogischen Arbeitens nannte Kämmerling „die Arbeit am Klang“. Kern des Unterrichtens sei es, den richtigen Klang zu finden – den Klang, „hinter dem mehr steht als der Ton“, sagte er. Als Lehrer müsse man die Geduld aufbringen, dass ein junger Musiker den Klang, der zu einer musikalischen Stelle gehört, findet. Dazu brauche es natürlich die richtige Technik, da „künstlerische Ideen sonst nicht verwirklicht werden können“. Als Voraussetzung für den Musikerberuf nannte Kämmerling ein „enormes Talent“, das „richtig und ausdauernd“ gefördert werden müsse.

Befragt wurden Schirmer und Kämmerling von Peter Stieber, SWR2-Musikchef Rheinland-Pfalz, und Sabine Fallenstein, SWR2-Musikredakteurin. Der Direktor des Erbacher Hofes, Professor Peter Reifenberg, hatte zu Beginn die rund 400 Gäste im Kettelersaal begrüßt. Der traditionelle Aschermittwoch der Künstler und Publizisten stand in diesem Jahr unter der Überschrift „Jünger, schneller, schöner? – Lebenswege im internationalen Musikgeschäft“.

Gottesdienst im Mainzer Dom mit Kardinal Lehmann

Vor dem Gespräch im Erbacher Hof hatte der Bischof von Mainz, Kardinal Karl Lehmann, im Mainzer Dom einen Gottesdienst mit Austeilung des Aschenkreuzes gefeiert. In seiner Predigt unterstrich Lehmann, dass der Aschermittwoch der Künstler ein „wichtiger Ort der Begegnung von Kultur und Glauben“ sei. Glauben und Kultur gehörten zusammen, denn kulturloser Glaube drohe, „auf sich selbst zurückzufallen“, sagte der Kardinal. Es sei schädlich für den Glauben, wenn er sich schwer tue mit der Gegenwart. Darum sei es für den Glauben wichtig, auf die Fragen der Menschen zu hören und Antworten auf die „Herausforderungen unserer Zeit“ zu finden.

Zu Beginn des Gottesdienstes hatte Lehmann an Prälat Nikolaus Reinhardt erinnert, der am Aschermittwoch-Nachmittag im Alter von 81 Jahren verstorben war. Der Kardinal bezeichnetet den langjährigen Regens des Priesterseminars und Personaldezernenten des Bistums Mainz als „großen Priester unserer Diözese“.