„Außerordentlich kommunikativer Mensch“

Pressegespräch mit Kardinal Lehmann nach seiner Rückkehr vom Konklave

LEHMANN (c) Bistum Mainz / Matschak (Ersteller: Bistum Mainz / Matschak)
Datum:
Do. 21. März 2013
Von:
am (MBN)
Mainz. Als einen „außerordentlich kommunikativen Menschen“ hat der Mainzer Bischof, Kardinal Karl Lehmann, Papst Franziskus bezeichnet. „In der persönlichen Begegnung spricht der Papst mit den Menschen stehend, auf Augenhöhe – das war bei allen Begegnungen der vergangenen Tage so“, sagte Lehmann bei einem Pressegespräch am Donnerstag, 21. März, im Erbacher Hof in Mainz.
LEHMANN (c) Bistum Mainz / Matschak (Ersteller: Bistum Mainz / Matschak)

Lehmann war am Mittwoch, 20. März, aus Rom vom Konklave zurückgekehrt. Papst Franziskus habe ein „eigenes Charisma", wie er auf Menschen eingehe, er sei „ein guter Zuhörer", betonte der Kardinal. Bereits beim Vorkonklave sei er durch seine Wortmeldung aufgefallen, die knapp, aber sehr präzise gewesen sei. „Er ist bescheiden, aber auch sehr bestimmt", sagte Lehmann. Der Kardinal war am 5. März zur Generalkongregation der Kardinäle nach Rom aufgebrochen.

Lehmann zeigte sich „froh und stolz" darüber, „dass wir in so kurzer Zeit und mit einem so hohen Konsens einen neuen Papst gefunden haben". Gleichzeitig lobte er die „geschwisterliche Zusammenarbeit" unter den Kardinälen. Die hohe Zustimmung für den neuen Papst sei auch für ihn „überraschend" gewesen. Als bei der Auszählung die nötige Zweidrittel-Mehrheit erreicht worden sei, habe es „Jubel und Beifall" in der Sixtinischen Kapelle gegeben. Es habe im Vorfeld „keine Zeichen" dafür gegeben, dass Kardinal Jorge Mario Bergoglio das Papstamt gewollt habe. „Er ist aber durch seine jesuitische Spiritualität dafür gerüstet", sagte Lehmann.

Pontifikalamt zum Pontifikatsbeginn am 7. April im Mainzer Dom

Im Mainzer Dom wird Kardinal Lehmann gemeinsam mit Weihbischof Dr. Ulrich Neymeyr und dem Mainzer Domkapitel am Sonntag, 7. April, um 10.00 Uhr ein Pontifikalamt zum Pontifikatsbeginn von Papst Franziskus feiern. Lehmann kritisierte in seinen Ausführungen auch die „mythischen Allmachtsphantasien", die oft in den deutschen Medien mit dem Papstamt in Verbindung gebracht würden. Dies sei „unkatholisch"; dem Papst müsse vielmehr daran gelegen sein, bei seinen Entscheidungen „alle mitzunehmen". Der Kardinal wies zudem auf die „enge Verknüpfung" von spirituellem Impuls und gesellschaftlichen Engagement bei Papst Franziskus hin. Theologisch sei der Heilige Vater sicher eher „traditionell" einzuordnen, gleichwohl setze er „Theologie gleich in Tat um". Gespannt sei er auf die anstehenden Personalentscheidungen des Papstes: Franziskus brauche zum einen eigene Leute, wenn er seine Vorstellungen umsetzen wolle, zum anderen aber auch die bisherigen Mitarbeiter der Kurie.

Abschließend kommentierte Lehmann den Rücktritt von Papst Benedikt XVI., den er als „radikalen Akt der Freiheit" bezeichnete. „Papst Benedikt XVI. hat uns eine Fülle von Einsichten geschenkt, die mit seinem Rücktritt nicht vergessen sind", sagte der Kardinal.